Mick St. John's - Life before - von abgemeldet (Moonlight) ================================================================================ Kapitel 12: Mai - Juni 1945 – Neubeginn --------------------------------------- Mai - Juni 1945 – Neubeginn Mick hob seine Hände in die Luft und betrachtete das bunte Konfetti, das überall verteilt war. Es war der 08. Mai 1945. Der Krieg in Europa war vorbei. Es gab überall Paraden, kleine Picknicks und die Leute erfreuten sich einfach nur ihres Lebens. Er war einer von ihnen. Glücklich und ausgelassen wie schon lange nicht mehr verschwanden seine trüben Gedanken vollkommen. Er folgte dem Umzug und spähte immer wieder hinüber zu Laila, die genauso losgelöst und glücklich wirkte. Natürlich war da immer wieder dieser leicht trübe Schimmer in ihren Augen, der Glanz, der Tränen verriet, wenn sie an Ray dachte, aber sie schaffte es weiter zu machen. Mick tat ihr gut. Gemeinsam hatten sie drei schwere Monate der Trauer hinter sich und konnte zusammen nach vorne blicken. Die Freundschaft zwischen ihnen war stärker den je. „Ich hab noch Arbeit für dich.“, grinste Laila breit, als sie auf dem Rückweg zu ihrem Haus waren. „Mir war doch gleich klar, dass du mich nicht zur Parade eingeladen hast, um mit mir zu feiern.“ „Was soll ich sagen: Ich bin nur eine Frau.“, sagte sie und hob ihre Schultern dabei an. Laila zwinkerte ihm einmal zu. So betraten sie das Haus und Laila verteilte munter ein paar Aufgaben. Irgendwann an diesem Tag fand sich Mick im Garten wieder. Die Ärmel nach hinten gekrempelt und eine Zigarette zwischen den Lippen sägte er ein Stück Holz in die richtige Größe. „Mick... mach mal Pause.“, rief Laila mit einem Mal von der Veranda aus. Sogleich warf der angesprochene, junge Mann einen Blick über seine Schulter und grinste sie kurz an. Wie so oft sah Laila einfach nur bezaubernd aus. Sie trug ein rotes Kleid, mit weißem Blumenmuster, das ihrer Figur hervorragend schmeichelte. Ihre vollen roten Lippen sahen buchstäblich zum anbeißen aus, während der leichte Wind ihre dunkelbraunen Haare im Wind auf und ab wippen ließ. „.. sonst reparierst du da etwas, das noch gar nicht kaputt ist.“, fügte sie kichernd hinzu. Er nahm die Zigarette aus dem Mund und drückte sie aus. Die Säge legte er beiseite. Kurz klopfte er sich seine Hände an seiner Hose ab und schlenderte mit Unschuldsmiene zu ihr nach oben. Sie reichte ihm ein Glas selbstgemachte Zitronenlimonade. Er trank einen Schluck und atmete zufrieden ein und wieder aus. Die Sonne strahlte auf die beiden hinab, als er ein bisschen zu plaudern begann. „Ich brauche immer etwas zu tun...“ “Das Gefühl kenn ich. Es klappt, bis ich nachts die Augen zu machen.“, seufzte Laila. Mick wich ihrem Blick aus. Noch immer fehlte ihr Ray. Ihm ebenso. Er war sein bester Freund und der Streit war nach wie vor allgegenwärtig. „Unglaublich, dass eine Frau, die drei Jahre lang Flugzeuge gebaut hat, keine Sicherungen austauschen kann.“, lenkte Mick das Thema auf etwas unverfängliches und scherzte dabei ein bisschen. Laila lachte auf. „Nicht, das ich es nicht könnte... Ray hat sich früher nur immer um alles gekümmert.“, erzählte sie ihm und lehnte sich dabei an den Balken der Veranda. Mick verweilte am Handlauf und trank einen weiteren Schluck, als er zu Boden sah und leise ein paar Worte murmelte. „Er wollte, dass ich mich um dich kümmere.“ „Das tust du Mick. Das tust du...“, flüsterte Laila ihm zu und trat zu ihm hinüber. Sanft drückten sich ihre Lippen gegen seine Wange. Augenblicklich huschte der Blick aus seinen wachen, blauen Augen zu ihr hinüber. Er blinzelte ein paar Mal und versank in diesen wunderschönen, braunen Augen, die so viel Geborgenheit und Wärme ausstrahlten. Ein warmer Schauer durchzog seinen Rücken, während er sie betrachtete. Sein Herz schlug ein paar Takte schneller. Er stellte das Glas beiseite. Die Falte auf seiner Stirn verschwand und er schluckte einmal, als er sich langsam zu ihr hinüber neigte. Ebenso kam ihm Laila etwas entgegen. Sie ließ ihre Augen zufallen. Ihre Lippen strichen flüchtig über die seinigen. Er schluckte, doch dann gab er sich diesem elektrisierenden Gefühl hin. Es war Jahre her, dass er eine Frau geküsst hatte und sich so unglaublich gefühlt hatte. Seine Augen fielen wie hypnotisiert zu und erneut küsste er diese vollen Lippen. Der zweite Kuss löste ein verlangendes Kribbeln aus und wurde noch eine Spur intensiver. Lailas Glas fiel klirrend zu Boden, doch die Beiden kümmerten sich nicht mehr darum. Sie schlang ihre Arme um Micks Schultern und zog ihn ein Stück weit mit sich in Richtung Hauseingang. Micks Herz schlug schnell und das Verlangen in ihm brannte wie Feuer. Es war ihm egal, dass jemand zu Besuch kommen konnte, egal, dass sie die Frau von seinem verstorbenen besten Freund war. Mick wollte nur noch eines. Laila fühlen und sich dieser ungewohnten Leidenschaft hingeben. Sie seufzte ergebend gegen seine Lippen und spürte bereits die Hauswand in ihrem Rücken, als Mick sie auf das kleine Tischchen auf der Veranda hob. Noch ein letztes Mal zögerte er, doch als sie neckisch in seine Unterlippe biss, war es um seinen Verstand geschehen. Er strich ihren Rock nach oben und zog sie im selten Atemzug wieder enger an sich heran. So gaben sie sich der Leidenschaft hin. Es war der Anfang einer unglaublichen Zeit für Mick. Ein Neubeginn den er wagte und zugleich die wohl bis dato schönste Zeit seines Lebens. Er hatte Laila, die ihn immer wieder mit einem Lächeln weckte, einen Job in einer großen Fabrik und er machte wieder Musik. Ja, Mick St. Johns Leben war endlich auf der Sonnenseite angekommen. Wie schnell sich manche Dinge änderten, war ihm an dem Morgen nicht klar. Eigentlich wollte er nur schnell frisches Brot holen und verließ das Haus von Laila kurz. Mit einem kleinen Kuss auf ihre Wange und schon war er verschwunden. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass das der Abschiedskuss war? Er bog mit einem kleinen Liedchen auf den Lippen in die Seitenstraße ein und schlenderte weiter zurück zum Haus. Die Tüte mit Brot fest in seinen Händen. Doch mit einem Mal erstarrte Mick. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht und er war nicht mehr dazu in der Lage sich zu bewegen. Da stand sie. Laila. Die wohl schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Sie hatte ihm die Liebe gezeigt und jetzt zerbrach sie sein Herz in tausend winzige Einzelteile. In ihrem Arm lag ein Mann und auch wenn Mick noch mehrere Meter vom Haus entfernt war, erkannte er deutlich die Person: Ray. Sein totgeglaubter Kamerad und Freud. Ein dicker Kloß breitete sich in seinem Hals aus und schnürte ihm die Luft zum Atmen ab. Ray war am Leben und er hatte ihn hintergangen. Mick rutschte die Tüte aus den Händen. Der Leib Brot rutschte aus der Tüte und rollte ein Stück die Straße entlang. Mick sah beschürzt zu Boden, als er ein stechendes Gefühl wahr nahm. Langsam sah er auf. Noch immer hielt Laila Ray in ihrem Arm, doch sie hatte ihre Augen geöffnet und guckte über die Schulter ihres Mannes hinweg zu Mick hinüber. Dieser brach ein. Er schaffte es nicht ihrem Blick stand zu halten und so drehte er sich um und rannte los. In die nächste Seitenstraße und dann immer weiter. Was brachte es noch bei Laila zu bleiben? Sie war die Frau von Ray und Ray sein bester Freund. Und was war er? Der Mann der sie beide betrogen hatte. Mick lief so lange, bis ihm die Luft versagte. Schwer atmend fiel er auf die Knie. Seine Hände landeten im Dreck und so kniff er die Augen fest zusammen. Es war ihm nicht mehr möglich klar zu denken, weshalb er regungslos auf der Wiese liegen blieb. Wie lange, das wusste er nicht, aber irgendwann fanden ihn Matt und Antony und brachten ihn von hier fort... die gute Zeit war vorbei. Mick hatte erneut alles verloren, was ihm am Herzen lag und so machte sich in ihm eine schmerzende Leere breit. „Du kannst nicht weglaufen Mick!!“, rief Matt und rannte seinem besten Freund nach. Dieser hatte seinen Sandsack gepackt und über die Schultern gelaufen. „Was soll ich sonst machen? Ich habe meinen besten Freund dem Schicksal überlassen und ihm anschließend seine Frau geklaut. Ich muss hier weg, Matthew!!“, wehrte sich Mick energisch. Seine Augen waren rot unterlaufen. So wandte er sich ab und schritt die Straße entlang. Wohin ihn sein Weg führen sollte und ob er jemals wieder zurück nach Hause kommen würde, konnte er jetzt noch nicht sagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)