Unumkehrbar von Alaiya (Story of Shen [KFP]) ================================================================================ Akt II, Szene II – Beim Aufbruch – Ungebetene Gesellschaft ---------------------------------------------------------- Es war früher Morgen, als sie am nächsten Tag aufbrachen. Die Laune der Wölfe war nicht die beste, doch Shen hatte nicht vor sich von ihnen aufhalten zu lassen. Er wollte möglichst viel Weg zwischen sich und Gongmen City bringen, bevor der Tag endete. Wenn sie am Abend erneut ihr Lager aufschlugen, wollte er nichts mehr sehen, was ihn an jene Stadt erinnerte. Doch insgeheim wusste er schon jetzt, dass sie auch dann nicht weit genug fort waren. Doch gerade als sie ihr Lager verlassen wollte, kam es zu einer Unruhe im Dickicht in der Nähe des moosbewachsenen Platzes. „Was ist jetzt schon wieder los?“, fragte der junge Lord ungehalten, als zwei der Wölfe zwischen den Bäumen hervorkamen. Einer von ihnen hatte offenbar jemanden gefangen genommen und schien das vorhalten der Gefangenen als Erklärung genug zu empfinden. Erst als der Wolf den ungeduldigen Blick seines Lords sah, bemühte er sich um eine schnelle Erklärung. „Dieses Huhn ist uns gefolgt“, meinte er. „Sir, sie hat im Gebüsch herumgelungert.“ Wieder verengten sich Shens Augen gefährlich, als er auf sie zu schritt. „Nun, nun, wen haben wir hier?“, begann er. Dann aber erkannte er die Henne in den Klauen des Wolfes. „Yimu?“ „Junger Lord“, hauchte das Glanzhenne und senkte den Kopf, soweit sie ihn ihm Griff des Raubtiers überhaupt bewegen konnte. „Was...?“ Mit einer Mischung an einfacher Überraschung und Schock, sah der Pfau auf sie hinab, ehe er sich der Situation besann. „Lass sie los!“, fuhr er dann den Wolf an. Als dieser nicht reagierte, wurde er noch lauter. „Hörst du nicht, du Idiot? Du sollst sie loslassen!“ „Natürlich, mein Lord“, erwiderte der Wolf schließlich und leistete dem Befehl Folge. Die alte Henne richtete ihr Gefieder und sah wortlos zu Shen. „Was machst du hier, Yimu?“, fragte dieser kühl. „Wieso bist du uns gefolgt? Hast du nicht gehört, was mein Vater gesagt hat?“ „Doch, junger Lord“, erwiderte Yimu mit trauriger Stimme. „Aber ich habe mir Sorgen um Euch gemacht.“ Shens Mundwinkel zuckten. „Dazu gibt es keinen Grund.“ Doch der Blick der Alten ruhte weiter auf ihm. „Ich fürchte doch.“ Der junge Pfau starrte sie an, bis er es nicht mehr ertrug. „Ich versichere dir, dass du dich grundlos sorgst. Ich habe ein ganzes Heer bei mir, was denkst du, könnte mir passiere, wovor du mich bewahren könntest?“ Spott klang in seiner Stimme mit. „Oh, junger Lord, es ist Euere Seele, um die ich besorgt bin.“ Sie seufzte und begann in der einfachen Tasche aus Leinen zu kramen, die sie bei sich trug. „Meine Seele?“, flüsterte Shen. „So ein Unsinn.“ „Seht Euch an“, meinte Yimu unbeirrt. „Ihr tragt noch immer dieses blutverschmierte Gewandt.“ Sie ging auf ihn zu, ein zusammengefaltetes Kleidungsstück in der Hand. „Hier, das habe ich für Euch mitgebracht. Es mag nicht Euer bestes Gewandt sein, aber...“ Sie führte den Satz nicht zu Ende. Nun zögerte Shen. Natürlich wusste er, dass die alte Henne es gut mit ihm meinte, wie sie es immer schon getan hatte, was jedoch nicht ändern konnte, dass er sich durch ihre Anwesenheit belästigt fühlte. „Danke“, sagte er schließlich steif und nahm ihr das Gewandt ab. Den Stoff über seine Flügel sah er sie an. „Du solltest gehen, Yimu.“ „Nein“, erwiderte sie und sah ihn nun fest in die Augen, so wie es keiner seiner Wölfe wagte. „Ich sollte bleiben.“ Shen starrte zurück und merkte die Wut in seinem Inneren auflodern. Für einen Moment griff er nach dem Messer, dass er im Ärmeln seines Seidenmantels stets bei sich trug. Dann jedoch beherrschte er sich, nicht zuletzt auch wegen den umstehenden Wölfen. „Mach doch, was du willst“, zischte er und wandte sich dann an sein Gefolge. „Worauf wartet ihr? Wir brechen auf.“ „Ja, Sir“, murmelten einige der Wölfe, während sie ihr Gepäck schulterten und sich auf den Weg zu Straße zu machen. Derweil warf Shen der alten Dienerin der Pfaue einen Blick zu, beschloss dann aber sie zu ignorieren und zu hoffen, dass sie früher oder später gehen würde. Er konnte es sich nicht leisten noch mehr aufgehalten zu werden, beschloss er, auch wenn eine kleine Stimme in seinem Inneren darauf beharrte, dass es keinen Grund zur Eile gab. Denn immerhin gab es auch kein Ziel, außer weit fort... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)