Unumkehrbar von Alaiya (Story of Shen [KFP]) ================================================================================ Akt II, Szene I – Nächtliches Lager – Die vergebliche Suche ----------------------------------------------------------- Sie hatten ihr Lager neben dem Fluss, etwas von der Straße entfernt, aufgeschlagen. Der Bambuswald schützte sie von Blicken eventueller Reisender, die es darauf anlegte nachts die Straßen zu bereiten, doch nichts konnte sie vor den Blicken der Schiffer und Fischer schützen, von denen auch nun – im Sonnenuntergang – einige unterwegs waren. Doch während die Wölfe vorsichtig waren, störte sich Shen nichts daran. Stattdessen trainierte er mit seinem Guandao am Ufer des Flusses, während die Wölfe die Zelte errichteten und teilweise ihre Verbände ausbesserten. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Er war sich nicht sicher was er denken oder fühlen sollte. Eins war sicher. Er war enttäuscht und er konnte die Entscheidung seiner Eltern nicht verstehen. Hatten sie ihm denn nicht zugehört? Was hätte er anders machen sollen? Ja, seine Eltern hatten selbst die Prophezeiung gehört. Wieso verstanden sie nicht, dass er sein Schicksal selbst ändern musste? Doch da war noch ein anderes Gefühl. Wut! Keine lodernde Wut, die mit einem Mal herausbrach, jedoch schnell ausbrannte, sondern eine tiefer sitzende, schwelende Wut, die verzehrte, aber sich von wenig lange nähren konnte. Er hielt inne und senkte seinen Speer, als der Anführer der Wölfe zu ihm kam. Verband verdeckte seine linke Gesichtshälfte. Er verbeugte sich und blieb in dieser Haltung. „Lord Shen, Sir“, begann er. „Was ist?“ Shens Stimme klang harscher als sonst und ließ den Wolf zusammenzucken. „Mein Lord, einige meiner Männer fragen sich...“ Der Diener wand sich unter dem kalten Blick seines Herren. Seine Stimme wurde immer leiser. „Nun“, setzte er erneut an. „Sie fragen sich, warum wir nicht angegriffen habe. Natürlich waren die Wachen da, aber, mein Lord, es waren einfache Antilopenwachen.“ Shen wandte sich von dem armseligen Bild, dass der verletzte Wolf bot, ab. „Weil sie es nicht wert sind“, zischte er dann. „Es wäre nur verschwendete Energie gewesen.“ Er hob seine Schultern an und sah schließlich doch wieder zu seinem Untertan. Als er fortfuhr bemühte er sich seine Stimme nicht ganz so abweisend klingen zu lassen. „Außerdem seid ihr alle verletzt.“ Er hob seine Klaue zum Verband des Wolfes. Der Wolf wich zurück. Er schluckte hörbar. „Das ist sehr umsichtig von euch, mein Lord“, keuchte er dann. Daraufhin wandte sich der Pfau dem Fluss zu, hinter dessen Biegung in der Ferne noch einige der Türme der großen Stadt zu sehen waren. „Wir brauchen sie ohnehin nicht“, flüsterte er dann. „In Gongmen City gibt es nichts, was wir nicht woanders auch haben können.“ „Natürlich, Sir“, bemühte sich der Wolfsanführer schnell zu sagen und schwieg dann. Als jedoch auch der Pfau nicht weiter sprach, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Frage, die ihn und sein Rudel schon vorher bedrückte, zu stellen. „Mein Lord, wo werden wir nun hingehen?“ „Fort“, erwiderte Shen. „Es macht keinen Unterschied wohin wir gehen. Ich werde meine Forschungen überall fortsetzen können.“ „Natürlich, Sir“, erwiderte der Anführer erneut. „Und nun, gibt es nicht irgendetwas, was du tun solltest?“, fragte Shen und winkte ihn mit seinem Flügel fort. „Sicherlich, mein Lord.“ Der Wolf erhob sich aus seiner Verbeugung und beeilte sich irgendeine Arbeit – und sei es nur zum Schein – zu suchen. Derweil starrte der junge Lord auf die Berge im Osten, hinter denen die ersten Sterne zu sehen waren. Die Stimme in seinem Inneren, die ihm sagte, dass die Worte, die er zuvor gesprochen waren, viel eher an sich selbst gerichtet waren, ignorierte er. Es war die Wahrheit, beschloss er. Er brauchte seine Eltern nicht. Niemand konnte ihn besiegen. Nicht nachdem es keine Pandas mehr gab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)