Unumkehrbar von Alaiya (Story of Shen [KFP]) ================================================================================ Akt I, Szene III – Vor dem Palast – Der Sturz des Pfaus ------------------------------------------------------- Die Nachricht eilte ihnen voraus. Lord Shen kehrte mit seinen Wölfen in die Stadt zurück, die er nur zehn Tage vorher verlassen hatte. Niemand hielt die Prozession des Pfaus und seiner Wölfe auf, als diese sich durch Gongmen dem großen Pfauenturm nährten, der weit über die anderen Gebäude der Stadt hinausragte. Blut hatte die Federn und das Seidengewand des jungen Lords rot verfärbt, doch er schien sich nicht daran zu stören. Nein, ganz im Gegenteil. Er reckte seinen Hals voller Stolz empor, während er seine Flügel in den Ärmeln seines Gewandes verschränkt hatte. Seine Wölfe folgten ihm, teilweise stolz, teilweise eher gebrochen. Einige von ihnen hatten Wunden davon getragen. Ihr Anführer hatte ein Auge im Kampf gegen einen der Panda verloren. Einige, die mit ihnen aufgebrochen waren, waren nicht zurückgekehrt. Aber all das war ein kleiner Preis für das, was sie gewonnen hatten. Niemand konnte sie jetzt aufhalten! Das Tor zum Vorhof des Palastes wurde geöffnet und er sah, dass seine Eltern ihn bereits erwarteten. Erhobenen Hauptes ging er auf sie zu, doch je näher er kam, desto klarer wurde es, dass der Ausdruck auf ihrem Gesicht nichts mit Stolz gemein hatte. Es war auch keine Enttäuschung, die sich in ihren Augen spiegelte. Es war blanker Schrecken. Schrecken gemischt mit Unglaube. „Dann ist es wahr“, flüsterte seine Mutter als er vor ihnen stand. „Mutter, Vater“, rief er aus und breitete seine Flügel um sich vor seinen Eltern zu verbeugen. „Ich bin nun selbst der Herr meines Schicksals.“ Auch die Blicke von ihrem Gefolge, indem sich sowohl Yimu und einige ihrer Familie, als auch die Seherin fanden, spiegelten Schrecken und Abscheu wieder. Doch er konnte es nicht verstehen. „Was hast du nur getan?“, fragte sein Vater heiser. „Ich habe mein Schicksal geändert, Vater“, antwortete Shen. „Ich habe die Pandas gesucht und sie getötet. Jeden Panda des Reiches. Niemand wird uns nun im Wege stehen. Wir können China vereinen. Wir können über China Herrschen.“ Doch noch immer war kein Stolz in den Augen seiner Eltern zu sehen. „Oh, Shen“, hörte er Yimu flüstern, während auch die Seherin ihren Blick zu Boden wandte. „Das war der falsche Weg“, seufzte sie. Er verstand nicht, was er da hörte. Er verstand die Reaktion seiner Eltern nicht. Sie hatten doch auch die Prophezeiung gehört! „Mutter, Vater, ich arbeite schon lang an einer Waffe, mit der wir China wieder vereinen können! Eine Waffe, der niemand entgegentreten kann. Gebt mir noch etwas Zeit und dann können wir ausrücken. Nun, wo es keine Pandas mehr gibt, kann uns niemand aufhalten. Und wenn wir China vereint haben, es beherrschen, wird es wieder Frieden geben!“ Seine Mutter sah ihn nun mit traurigen Augen an. „Aber zu welchen Preis, Shen? Zu welchem Preis?“ Sein Vater holte tief Luft und trat schließlich auf ihn zu. Seine Augen waren kalt geworden, als er auf seinen Sohn hinab sah. „Shen“, sprach er und so sehr er sich offenbar bemühte entschlossen zu klingen, brach seine Stimme doch beinahe. „Du hast etwas Unverzeihliches getan. Ich verbanne dich und deine Wölfe hiermit aus Gongmen City. Geh! Kehre nie wieder hierher zurück.“ Shens Augen zuckten. Wie konnte das sein? „Aber Vater“, setzte er an. „Verstehst du denn nicht? Was ich getan habe, es ist für ein größeres Gut. Vater, wir können China beherrschen.“ Aber sein Vater antwortete nicht, sondern wandte sich von ihm ab, während Tränen die Augen seiner Mutter füllten. „Bitte geh, Shen“, hauchte sie. Einige der Wölfe knurrten, doch würden niemals angreifen bevor Shen seinen Befehl gab. „Vater! Mutter!“, begann Shen erneut, als sein Vater noch einmal die Stimme erhob. „Geh, Shen, oder ich werde die Wachen rufen.“ In diesen Worten klang eine andere Drohung mit. Die Wachen würden ihn nicht einfach vertreiben. Sie würden ihn hinrichten. Für einen Moment zögerte der junge Lord. Fast überlegte er den Wölfen den Angriff zu befehlen. Doch dann wandte er sich von seinen Eltern ab. „Schön“, sagte er und seine Stimme war kalt. Er ging einige Schritte vom Turm und seinen Eltern weg. „Aber ich werde zurückkommen! Und wenn ich zurückkomme wird ganz China vor mir niederknien!“ Damit ging er durch die Reihen seiner Wölfe, den Kopf noch immer stolz erhoben. Wenn seine Eltern nicht verstanden, wenn sie ihn vertrieben, dann brauchte er sie nicht. Dann musste er seinen Plan alleine durchführen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)