New Texas Story von abgemeldet (Bravestarr) ================================================================================ Kapitel 19: Auf Stratokutschentour ---------------------------------- Am nächsten Morgen wurde ich pünktlich gegen neun Uhr wach. Ich blickte zum Fenster raus, obgleich das eigentlich blödsinnig war. Ich hatte bis jetzt noch nie ein anderes Wetter als Hitze und Sonne hier erlebt. Der einzige Unterschied war, dass es mal mehr mal weniger heiß war. Ich kroch aus den zerwühlten Laken und ging zum Waschbecken. Dort schöpfte ich mir ein paar Hände voll Wasser ins Gesicht. Ich hatte ehrlich gesagt nicht besonders gut geschlafen. Die ganze Nacht hatte ich nur an Bravestarr denken können. Hatte mich in seine Arme gewünscht. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich nicht auf Handle Bar gehört hatte und ihm meine Gefühle gezeigt hatte. Wie wäre der Abend wohl dann verlaufen? Hätte ich die Nacht wohlmöglich dann nicht allein verbracht? Ich schüttelte heftig den Kopf und schüttelte damit nicht nur Wasser, sondern auch die dunklen Gedanken damit ab. Was machte es für einen Sinn sich nun noch Gedanken darüber zu machen? Ich konnte nur hoffen nochmal eine Chance zu bekommen. Und diese würde ich nutzen! Ich ging unter die Dusche und zog mich an. Ich wollte noch mit Handle Bar den Saloon vorbereiten und frühstücken, bevor ich mit Molly losfuhr. Als ich runter kam, war der schon wieder ordentlich am Arbeiten. Die meisten Stühle standen schon wieder ordentlich an den Tischen und diese waren abgeräumt. „Morgen, Kleines!“ begrüßte mich der Riegelaner und stellte ein volles Tablett mit benutzten Gläsern auf der Theke ab. „Gut geschlafen?“ „Mh, naja. Ging so!“ antwortete ich wahrheitsgemäß. Handle Bar grinste breit. „Hattest wohl Sehnsucht nach einem bestimmten Mann, was?“ fragte er dann direkt. Ich spürte, wie ich wieder rot wurde. Und Handle Bar lachte noch lauter. „Na, du wirst bestimmt noch mal eine Chance bekommen.“ „Ja, wenn mir die Richterin nicht zuvor kommt!“ knurrte ich und folgte ihm in die Küche. „Nun, ich kann dir garantieren, das wird nicht so schnell passieren. Bravestarr hat in der Beziehung wirklich kein Interesse an ihr.“ versuchte er mich dann zu beruhigen. „Ach, hat er dir das gesagt?“ fragte ich und half ihm beim Tischdecken. „Nein! Aber das ist offensichtlich.“ meinte er nur. Nachdem wir uns am Frühstückstisch niedergelassen hatten versuchte ich das Thema zu wechseln. „Denkst du Molly ist pünktlich?“ fragte ich und biss in mein Brot. „Molly ist immer pünktlich. Es sei denn, sie wird überfallen.“ antwortete Handle Bar. „Wo will sie eigentlich genau hin?“ fragte ich weiter. „Zu einem Farmer am Rande der Badlands. Ich hatte ihm einige Lebensmitteln abgekauft und muss ihn noch bezahlen.“ Badlands. Bei dem Namen zuckte ich unwillkürlich leicht zusammen. Dort war doch auch dieses Hexagon. Und Tex Hex und seine Bande. „Na, mach dir keine Sorgen! So häufig wird Molly auch nicht angegriffen. Und außerdem ist sie auch eine sehr talentierte Kämpferin.“ sagte Handle Bar, der mein verunsichertes Schweigen richtig verstand. „Und du kannst ja nicht weniger gut kämpfen!“ fügte er noch hinzu. Ich grinste schief. „Genieß die Tour und mach dir nicht zu viele Gedanken!“ beendete Handle Bar dann das Thema und dann ging es nur noch um belanglosere Dinge. Pünktlich um elf hatten wir dann unser Frühstück beendet und alles aufgeräumt. Handle Bar drückte mir wieder die schwere Geldkassette in die Hand und ich trat gerade auf die Straße, als ich das Brausen der Stratokutsche hörte. „Heya! Heya!“ konnte ich Molly hören und kurz darauf bremste die futuristische Kutsche vor mir ab. „Morgen, Kleines! Bereit für die Fahrt?“ rief sie fröhlich. „Klar!“ antwortete ich. „Na dann komm mal hier hoch auf den Kutschbock, Kleines!“ lachte sie und streckte mir die Hand entgegen. Ich reichte ihr die Geldkassette hoch und kletterte dann zu ihr hoch. Gezogen wurde die Kutsche von einem etwas größeren Turbomuli. Aber anders, als ich erwartet hatte, lenkte Molly es mit Zügeln. Ich hätte eher erwartet, dass sie sowas wie eine Fernsteuerung vor sich hätte, oder so. Und ich meinte auch sowas wie eine Peitsche neben ihr stehen zu sehen. Ich musste schief grinsen, denn ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass ein Turbomuli es spürte, wenn es ausgepeitscht wurde. „Gute Fahrt euch beiden! Und pass auf meine Kellnerin auf, Molly!“ rief uns Handle Bar noch zu und zwinkerte. „Die ist bei mir so sicher wie in Adams Schoss!“ lachte Molly laut, nahm die Peitsche zur Hand und ließ sie laut knallen. „Heya!“ Und im nächsten Moment wurde ich ziemlich gegen die Rückenlehne gepresst, als das Gefährt harsch wendete und in Richtung Wüste aus der Stadt preschte. Und wieder fragte ich mich, wie es sein konnte, dass Molly noch nie jemanden überfahren hatte! Ich hatte mich nicht getäuscht, die Kutsche war kein langsames Gefährt. Ich wusste auch, dass sie mit einem Auto nicht würde Schritt halten können, aber in diesem Moment kam sie mir furchtbar schnell vor. Vielleicht lag das aber auch an dem harschen Fahrtwind, der mir nun ungehindert um die Ohren brausen konnte. „Heya! Heya!“ trieb Molly den Muli immer wieder an und ließ die Peitsche knallen. Oh, Mann, machte die das jetzt die ganze Zeit? Oder hörte das auch mal auf? Ich drehte mein Gesicht ein wenig zur Seite um dem heftigen Wind ein wenig zu entgehen und sah dabei in die Wüste hinaus. Sie glitt schnell an uns vorbei und dennoch fesselte es einen. Ich hatte es schon immer, auch bei Autofahrten genossen mir einfach nur die Landschaften anzusehen, durch die wir fuhren. „Und? Wie gefällt dir die Fahrt?“ konnte ich plötzlich Molly über das Brausen des Antriebes und des Windes hören. „Klasse!“ antwortete ich. So langsam gewöhnte ich mich daran, dass mir der Wind so um die Ohren brauste. Aber ich würde in jedem Falle eine Motorradfahrt vorziehen! „Haha! Halt dich gut fest, Kleine! Gleich kommt eine etwas holprige Strecke!“ lachte Molly und ließ wieder die Peitsche knallen. Sie behielt recht. Die weiten Ebenen waren mit einem Mal vorbei und dann kam eine weite Schotterpiste. Allerdings waren die Brocken so groß, dass Molly selbst mit der, bestimmt einen Meter über dem Boden schwebenden Kutsche nicht darüber fahren konnte. Slalom, Baby! dachte ich und im nächsten Moment legte sich die Kutsche auch schon gefährlich auf die Seite und Molly rauschte haarscharf an dem ersten Felsen vorbei. Ich klammerte mich erschrocken an die Seite des Kutschbocks und ich meinte Molly aus den Augenwinkeln schief grinsen zu sehen. Und im nächsten Moment wurde ich fast gegen sie geworfen, als sich die Kutsche bei einem scharfen Manöver auf die andere Seite legte. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass sie das nur machte, um mich entweder zu ärgern oder zu beeindrucken. Denn dass sie auch so fuhr, wenn sie Fahrgäste hatte, konnte ich mir nicht vorstellen. Denn die meisten der Passagiere hatten bestimmt keine Lust so durchgeschüttelt zu werden. Oder bot sie auch Abenteuertouren an? „Na, macht das Spaß?“ lachte sie laut neben mir. „Würde mehr Spaß machen, wenn ich Sicherheitsgurte hätte!“ murrte ich. Ehrlich gesagt hasste ich Achterbahnfahrten und das hier kam beinahe einer gleich. Aber mein leichter Sarkasmus prallte ganz offensichtlich an Molly ab. Scheinbar stachelte er sie noch weiter an, denn sie fuhr nun noch halsbrecherische Manöver. Ich konnte mir ein erleichtertes Aufatmen nicht verkneifen, als wir diese Schotterpiste vorbei war und es normal weiter ging. Aber wahrscheinlich erwartete mich das auf dem Rückweg noch mal. „Wie weit ist es noch?“ fragte ich sie dann direkt. Zwar war ich schon mal in den Badlands, als Tex mich entführt hatte. Aber da ich sowohl auf dem Hinweg, als auch auf dem Rückweg bewusstlos gewesen war, hatte ich keinerlei Ahnung, wie weit es war. „Nicht mehr sehr weit!“ antwortete Molly. „Ein paar Minuten nur noch!“ Zum Glück! Also noch mal so ne Extra-Tour musste ich nicht machen! „Wer ist dieser Farmer eigentlich?“ fragte ich dann. „Sein Name ist Pako. Er ist Viehzüchter und lebt mit seiner Tochter Michelle dort draußen.“ „Wie kommt es, dass sich jemand so nahe an den Badlands nieder lässt?“ fragte ich direkt. Ich würde nicht in einer Gegend leben wollen, wo mir Tex und dieses Monster Stampede ständig im Nacken saß. „Nun ja, Pako ist ein Ex-Marshall. Aus irgendeinem Grund hatte er damals seinen Dienst quittiert und lebt nun mit seiner Tochter da draußen. Er ist ein ziemlicher Einsiedler und will möglichst nichts mit anderen Leuten zu tun haben!“ erklärte Molly. „Ex-Marshall? So wie Bravestarr?“ fragte ich weiter. „Genau so einer, Liebes!“ antwortete Molly. „Hat ihm wohl nicht gefallen, was?“ fragte ich weiter. „Keine Ahnung, warum er es dran gegeben hat. Aber ist ja auch seine Sache.“ meinte Molly nur. Ein paar Minuten später konnte ich die Umrisse von Gebäuden am Horizont sehen. Es war wirklich nicht mehr weit. Je näher wir kamen, desto mehr konnte ich das große Gebäude erkennen, dass sich schließlich als zwei herausstellte. Ein Wohnhaus und eine Scheune. Drum herum konnte ich noch jede Menge Felder erkennen, die auf die unterschiedlichste Art bebaut waren. Und ein kleines Gatter mit Hühnern war zu erkennen. „Hey, Pako!“ rief Molly und hielt kurz vor dem Haus scharf an. Keine Sekunde später öffnete sich die Tür und ein Mann mittleren Alters kam aus dem Haus. Er war etwa so groß wie Bravestarr, war nur bei weitem nicht so gut gebaut, hatte hellbraune Haare, in der sich schon die ersten grauen Strähnen zeigten und hatte ein sehr freundliches Gesicht. „Hallo, Molly!“ grüßte er zurück und kam auf die Kutsche zu. „Hast du meine Lieferung dabei?“ Molly schwang sich mit einer kräftigen Bewegung vom Kutschbock und landete federnd vor Pako auf dem Boden. „Aber natürlich! Und auch das Geld von Handle Bar!“ Dann sah Pako zu mir auf und lächelte auch mich offen an. „Und wer ist die junge Dame in deiner Begleitung?“ Ich beeilte mich ebenfalls vom Kutschbock zu steigen, natürlich nicht halb so schnell und elegant wie Molly, und streckte dem Mann die Hand entgegen. „Mein Name ist Bianca, Sir!“ stellte ich mich vor. „Pako.“ erwiderte er und ergriff meine Hand. „Was führt sie denn auf meine schöne Farm?“ fragte er mich dann. „Ich bin Handle Bars Gehilfin und bringe das Geld.“ sagte ich und beeilte mich dann die Geldkassette aus der Kutsche. „Der gute alte Handle Bar! Auf den ist immer Verlass!“ nickte Pako und bat uns dann in sein Haus. Dort gab es erst einmal Süßwasser und Molly und er unterhielten sich über irgendeinen Dingoangriff, den es wohl vor kurzem gegeben hatte. „Du solltest aufpassen, Molly! Die Dingos sind mal wieder sehr aktiv in letzter Zeit.“ meinte Pako und schob die nun leere Geldkassette in meine Richtung. „Ach, mir passiert schon nichts!“ wiegelte Molly ab und trank ihr Glas in einem Zug leer. „Aber da wir gerade dabei sind, wir müssen auch wieder los. Muss noch ne Ladung Kerium aus Sawtooth holen!“ „Okay.“ meinte Pako nur und wir erhoben uns. „Richte Handle Bar bitte schöne Grüße aus.“ sagte er dann an mich gewandt. „Klar, mache ich!“ antwortete ich und wir verließen das Haus. Draußen schwang Molly sich wieder auf ihren Kutschbock und ich packte die Geldkassette in den Fahrgastbereich. Anschließend schwang ich mich zu ihr hoch. „Machs gut, Pako!“ sagte Molly und startete die Düsen. „Und sag Michelle einen schönen Gruß!“ „Mache ich!“ konnte ich Pako noch sagen hören. Und dann ließ Molly auch schon wieder die Peitsche knallen und das Gefährt brauste los. Ich blickte zurück und konnte Pako im Haus verschwinden sehen. Der sollte mal Marshall gewesen sein? Konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen. Er war zumindest ganz anders als Bravestarr. Viel...ruhiger...zurückhaltender. Aber das konnte auch täuschen. Bravestarr strahlte ja auch nur diese eiserne Autorität aus, wenn er im Dienst war. Ansonsten war er ja auch ein eher sanftmütiger Mensch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)