New Texas Story von abgemeldet (Bravestarr) ================================================================================ Kapitel 7: Partytime -------------------- Während Handle Bar noch die letzten Vorbereitungen unten traf, hatte ich mich oben in meinem Zimmer in Schale geschmissen und betrachtete mich im Spiegel. Ich musste immer wieder grinsen, wenn ich an Miss Greenwoods Reaktion dachte, als sie mich in dem Outfit gesehen hatte. „Gott, Kindchen! Also, das ist keine Kleidung für eine feine Dame!“ Es war auch zugegebenermaßen alles andere als züchtig. Eine eng anliegende, aber weiche schwarze Lederhose und eine Mischung aus einer braunen Weste und Corsage, die zudem ein wenig auf Indianerlook getrimmt war und das nicht ganz ohne Kalkül. Ich hoffte, dass es auch die gewünschte Wirkung tat und nicht im Gegenteil abschreckte. Was, wenn es zu auffällig war? Was wenn er der selben Meinung war, wie Miss Greenwood? Ich schüttelte den Gedanken ab. Dafür war es nun eh zu spät. Ich schlüpfte in meine Schuhe, setzte den Hut auf und machte mich auf den Weg nach unten. Handle Bar stand schon hinter der Bar und erwartete mich bereits. Er bekam große Augen als er mich sah. „Aber Hallo!“ rief er. „Das nenne ich mal ein Outfit!“ rief er. Ich grinste etwas unsicher. „Denkst du, es ist zu...wie soll ich sagen...aufreizend?“ fragte ich dann. „Der Meinung war wohl Miss Greendwood, oder?“ fragte er lachend. Ich nickte und grinste. „Nein, nein! Es ist wirklich sehr schön. Miss Greenwood ist ein bißchen altmodisch, vor allem in der Beziehung!“ sagte er. „Da hast du wohl recht!“ sagte ich und half ihm bei den allerletzten Vorbereitungen. „Aber sie ist einfach eine herzensgute Frau.“ „Ja, das ist sie.“ nickte Handle Bar. Dann kamen die ersten Gäste. Der Geschäftsmann und der Schürfer vom Banküberfall. Sie begrüßten mich gleich sehr überschwenglich und bestellten bei Handle Bar direkt einen Starblazer. Dann kamen noch der Bürgermeister und J.B. „Hallo Bianca!“ rief sie freudig. „Gratuliere zu ihrer Heldentat!“ „Danke. Aber das war schon okay. Zu irgendwas muss das ganze Nahkampftraining ja gut sein, oder?“ „Trotzdem war es sehr mutig. Es hätte auch ganz anders ausgehen können.“ sagte sie und bestellte ein Süßwasser. „Ist es aber nicht! Und, was geschieht jetzt mit den beiden?“ fragte ich und stellte das bestellte Süßwasser vor ihr ab. „Nun, sie kommen übermorgen vor Gericht. Dann wirst du aussagen müssen und auch die anderen Beteiligten. Und dann werden sie bestraft.“ antwortete sie. „Gut! Ich hoffe, die können dann nicht wieder so schnell Ärger machen.“ sagte ich. „In den nächsten fünf Jahren mit Sicherheit nicht!“ sagte sie. Dann öffnete sich abermals die Tür und ich hörte das Klacken von Thirty-thirtys Hufen und dann traten er und auch Bravestarr in mein Blickfeld. Und ich musste noch einmal mehr schlucken, als ich sein Outfit sah. Enge Jeans, wie gestern, aber dieses mal ein weit geschnittenes und leicht durchsichtiges Hemd, ohne Muster. Weder von seinem Hut, noch von seinem Stern war dieses Mal was zu sehen, ganz in Zivil. Zudem waren seine sehnigen Hände zu sehen. Gestern hatte er auch noch Handschuhe getragen. Ich schluckte nervös und begann unwillkürlich mein Oberteil zurecht zuzupfen und über mein Haar zu streichen. Ich hoffte nur, das Handle Bar recht hatte und es wirklich gut aussah. Bravestarr und Thirty-thirty kamen an die Bar und sofort fiel der Blick seiner dunklen Augen auf mich und weiteten sich überrascht. Und ich stellte beruhigt und freudig fest, dass es positive Überraschung war. „Ich hatte ja damit gerechnet, dass du gut aussiehst! Aber so gut?“ lächelte er. Ich hatte das Gefühl mein Kopf würde platzen. Ich wusste, dass ich knallrot wurde und das es deutlich zu sehen war. Spätestens, als ich ihn leise lachen hörte. „Nun, was kann ich für die Herren tun?“ fragte ich die beiden und versuchte meine Fassung dadurch wieder zuerlangen. „Starblazer!“ antwortete Bravestarr und Thirty-thirty nickte. Ich beeilte mich den Jungs ihre Getränke zu geben. Und dann hörte ich Billy Bobs Stimme, der sich im nächsten Moment mit den Jungs im Schlepptau an die Bar kam. „Wo ist denn unsere kleine Heldin!“ rief er und ich ging lachend um die Bar herum. Und wurde im nächsten Moment von Billy Bob und Joseph gepackt und auf die Schultern gehoben. „Und jetzt wird richtig gefeiert! New Texas hat eine neue Heldin!“ riefen sie und begannen mich durch den Saloon zu tragen, der sich in der Zwischenzeit deutlich gefüllt hatte. „Jungs! Jungs! Stellt mich wieder auf die Füße!“ rief ich lachend, aber die kümmerten sich nicht darum und schleppten mich weiter herum. Erst, als ich einmal auf ihren Schultern die Runde durch den Saal gemacht hatte und wir wieder an der Bar angekommen waren, ließen sie mich wieder runter. „Und jetzt Handle Bar, ne Runde Starblazer! Groß und Klein!“ rief Billy Bob dann. „Unsere kleine Heldin hat es sich mehr als verdient.“ Seine große Hand fiel klatschend auf meine Schulter. „Warum können nicht alle Tage so Mädchen wie du vom Himmel fallen?“ sagte er dann. Ich lächelte verlegen, wusste nicht, was ich sagen sollte. Handle Bar kam und stellte vor uns allen große und jeweils einen kleinen Starblazer ab. Die Männer nahmen sofort die kleinen in die Hand – wie ich feststellte auch Bravestarr, Thirty-thirty und J.B. - und dann stießen wir an. „Auf Bianca!“ rief Billy Bob und die anderen erwiderten. Wir kippten den Schnaps herunter und ließen alle die Gläser wieder laut auf den Tresen knallen. „Jetzt erzähl mal, was ist das genau, was du machst? Die Leute in der Stadt meinten, du nennst es „Kampfsport“? fragte dann Joseph. „Ich nenne es nicht so, es heißt so. Ju Jutsu ist eigentlich eine Mischung aus verschiedenen Kampfsportarten und wurde extra für die Straße entwickelt, für gefährliche Situationen. Bei uns mussten unsere Gesetzeshüter das zum Beispiel lernen, um mit bösen Buben fertig werden zu können.“ erklärte ich. „Na, dann wärst du ja eigentlich der perfekte Deputy!“ hörte ich Bravestarr. Ich sah ihn verlegen an. „He, lass uns unsere Mechanikerin!“ rief Billy und legte besitzergreifend die Arme um mich. Ich sah mich ein wenig hilflos um, was Bravestarr mit einem lauten Lachen quittierte. „Na, so viel muss sie bei euch ja nun nicht reparieren, als dass sie mir nicht auch mal zur Hand gehen könnte.“ sagte er dann. Ich spürte, dass ich mal wieder knallrot wurde und wie immer fielen mir natürlich nicht die passenden Worte ein. Und so griff ich einfach nach meiner Flasche Starblazer und nahm einen großen Schluck. Schließlich gingen die Gespräche dann noch über alles mögliche. Obgleich ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, spürte ich doch, dass Bravestarr mich immer wieder ansah. Ich bekam immer weichere Knie und versuchte nicht darauf zu achten, aber es war schwer. Er war einer von diesen Menschen, deren Blicke man einfach spürte. Dann fingen die Jungs auf einmal mit dem Kampftrinken an und ich musste natürlich mitmachen. Lediglich Bravestarr, Thirty-thirty und J.B. hielten sich raus. Nach dem siebten Schnaps begann sich alles um mich zu drehen und ich wusste, es war Zeit für eine Pause. „Jungs, ich muss mal an die frische Luft!“ sagte ich und versuchte das Lallen, das sich in meine Stimme geschlichen hatte, zu verstecken. Es war mir unangenehm vor Bravestarr, denn er blieb konsequent nur bei dem großen Starblazer und ließ sich auch nicht von den Jungs überreden. Lediglich Thirty-thirty begann mitzuziehen und ehrlich gesagt freute ich mich darauf, mal ein Pferd betrunken zu sehen. „Ach, Kleines, du kannst uns doch jetzt nicht hängen lassen!“ rief Billy Bob lallend. „Los, einen noch!“ „Nein, Mann! Um mich dreht sich schon alles!“ sagte ich dann aber entschieden und ging in Richtung Ausgang. Ich hoffte, dass es wirklich was brachte und ich wieder etwas klarer im Kopf wurde. Auch das war mal wieder eine Premiere. Ich hatte noch nie ein Problem damit gehabt mich zu betrinken. Und wäre ich mit den Jungs allein, wäre das auch kein Problem. Doch tatsächlich schämte ich mich vor Bravestarr. Irgendwie hatte ich furchtbare Angst davor, dass er mich betrunken sehen könnte. Draußen angekommen setzte ich mich auf die Stufe des Saloons und atmete ein paar Mal tief durch. Ich musste mal wieder erstaunt feststellen, wie sehr sich die Luft abgekühlt hatte. Aber die Frische tat auch gut und ich spürte erleichtert, wie sich meine Sinne etwas klärten. Dann blickte ich hoch in den Himmel. Die Sterne strahlten sehr viel intensiver, als ich es von uns kannte. Natürlich konnte ich kein mir bekanntes Sternbild ausmachen, denn es war nicht derselbe Himmel. Aber irgendwie erinnerte es mich plötzlich an zu Hause, mein altes Leben aus dem ich auf die irrsinnigste Weise herausgerissen worden war. Ich musste an meine Familie denken, meine Eltern, meine Freunde. Wie ging es ihnen jetzt? Vermissten sie mich? Vielleicht suchten sie mich schon ganz verzweifelt. Oder verging vielleicht bei ihnen jetzt gar keine Zeit? Merkten sie vielleicht überhaupt nicht, dass ich weg war? Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Die mich aber belasteten. Zum ersten Mal, seit ich hier war, fand ich in der ganzen Aufregung mal Zeit, darüber nachzudenken. Und ein weiterer Gedanke kam mir. Was, wenn ich hier nie wieder weg kam? Wenn ich eine New Texanerin werden musste? Zwar fühlte ich mich wohl, bis jetzt, aber es war dennoch eine andere Welt. Und ich konnte nicht, wie im Urlaub, wenn ich Heimweh hatte, einfach fort. „Alles klar bei dir?“ hörte ich plötzlich Bravestarr hinter mir. Ich sah mich beinahe erschrocken um, denn ich hatte ihn nicht mal im Ansatz kommen hören. „Ja...ja, alles klar.“ beeilte ich mich zu sagen. Er ließ sich neben mir nieder. Und das so dicht, dass sein Oberschenkel meinen berührte. Ich konnte durch den dicken Jeansstoff seine Wärme spüren und dann umwehte mich sein Geruch und ich war mir sicher, dass ich den nie vergessen würde. Er erinnerte mich irgendwie an ein Parfüm, dass ein ehemaliger Schwarm von mir immer getragen hatte. Aber es war noch besser. Frisch, aber gleichzeitig auch tief und sehr männlich. Einfach herrlich! „Du wirkst auf einmal so traurig.“ sagte er dann. Dem Mann entging scheinbar wirklich gar nichts. „Ich musste nur gerade an meine Familie denken. An all die Leute, die mich jetzt vielleicht vermissen und suchen. Ich frage mich, ob sie es überhaupt merken, dass ich weg bin, oder ob für sie die Zeit komplett still steht.“ sagte ich und sah ihn an. Er sah zuerst in den Himmel, betrachtete die Sterne, wie ich zuvor. „Das weiß ich nicht. Ich denke, das weiß niemand.“ sagte er dann langsam und nachdenklich. Dann senkte er den Blick und sah mir direkt in die Augen. „Hast du Heimweh?“ fragte er dann gerade heraus. Ich versuchte das Zittern, dass sich bei seinem Blick in meinem Körper ausbreitete zu unterdrücken und schüttelte den Kopf. „Nein, nicht direkt. Aber...das ist auch so eine Sache. Ich habe nach wie vor keine Ahnung, wie ich eigentlich hier gelandet bin und schon mal gar keine, wie ich zurück kommen soll. Auch wenn ich mich hier wohl fühle...es ist einfach...“ Ich begann zu stottern, wusste nicht, wie ich mich ausdrücken sollte. „Ich fühle mich wie jemand, der zwanzig Jahre im Koma gelegen hat, dann wieder aufwacht und feststellen muss, dass alles anders ist, alles. Der technische Fortschritt, die Menschen, die man mochte und liebte sind weg und all so was.“ Er war einige Sekunden still und nickte dann. „Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Das wäre für niemanden einfach.“ Dann begann er zu lächeln. „Aber du schlägst dich mehr als wacker. Du bist eine starke junge Frau.“ Ich konnte nicht verhindern, dass ich knallrot wurde. „Danke.“ sagte ich dann leise. Dann sah ich langsam wieder auf und stellte fest, dass er mich nach wie vor ansah, schweigend, zwar immer noch lächelnd, aber irgendwie...anders. Sein Blick bohrte sich geradezu in meinen, ich hatte fast das Gefühl, als würde er bis auf meine Seele blicken. Ich erschauderte deutlich und schluckte. Mein Magen schlug Purzelbäume, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Würde er vielleicht...? Sollte ich...? Doch dieser unendlich innige Moment wurde plötzlich durch lautes Poltern gestört, als Billy Bob mit einem Garderobenständer tanzend aus dem Saloon getorkelt kam. Als er sich seinen steifen Tanzpartner geschnappt hatte, hatte er wohl einen Stuhl umgeworfen, denn ich konnte einen kurz hinter der Tür liegen sehen. „Meine Damen...meine Herren...!“ lallte er laut und torkelte mit dem Garderobenständer in der Hand auf uns zu. „Isch...eröfffne...den Tanz!“ rief er und verbeugte sich tief, der Ständer folgte. Der Anblick war derart komisch, dass ich schallend zu lachen begann. Auch Bravestarr begann lachend den Kopf zu schütteln. Ich stand auf und versuchte Billy Bob den Ständer abzunehmen. „Welcher Tanz soll denn das sein, du Chaot? Der neue Garderobentanz, oder was?“ fragte ich weiter lachend. „Nein...dasch ist der Tanz...für besondere Damen!“ rief er, ließ den Ständer einfach fallen und zog mich auf die Tanzfläche. Ich war derart überrumpelt, dass ich gar nicht dazu kam mich zu wehren. Allerdings war Billy Bob zu betrunken um noch wirklich tanzen zu können und wir stolperten beide einfach nur herum. „Billy, lass gut sein! Du bist betrunken!“ sagte ich dann lachend. „Yessir! Betrunken!“ lallte er laut und fiel mir dann einfach in die Arme und plötzlich hatte ich alle Hände voll damit zu tun, ihn festzuhalten, denn sonst wäre er gestürzt. Da kam Thirty-thirty mir zum Glück zu Hilfe. „Komm schon, alter Junge!“ sagte er lachend zu Billy Bob. „Mach dich lieber auf den Weg nach Hause.“ „Wi...hicks...wieso?“ fragte er und sah Thirty-thirty verständnislos an. „Weil du voll wie ein Eimer bist, Kumpel!“ sagte ich und setzte ihm den Hut wieder auf, den er bei unserem Tanzversuch verloren hatte. „Für dich ist es echt Zeit. Wir sehen uns am Montag.“ „Okay!“ sagte er dann nur noch und kicherte. „Aber...du...kommscht...doch...Montag...hicks...oder?“ fragte er dann und blickte mich mit einem treudoofen Hundeblick an. „Ja, klar!“ lachte ich. „Irgendeiner muss ja aufpassen, dass ihr mit den Maschinen ordentlich umgeht!“ „Juhuu!“ jubelte Billy Bob und wurde dann von Thirty-thirty zur Tür geschleppt. Lachend sah ich ihm nach. Bravestarr hatte inzwischen seinen alten Platz an der Bar wieder eingenommen und sich ein neues Getränk bestellt. Die anderen Männer an der Bar hatten die Szene lachend mitangesehen und prosteten mir fröhlich zu. Ich erwiderte den Gruß und wir tranken unsere Starblazer. Dann legte einer der Männer – ich meinte Joseph – einen Song auf, auf den die hier wohl gerne tanzten. Wohl die Nummer eins in den Charts, wenn die hier so was hatten. Und Joseph forderte J.B. zum Tanz auf. Diese nahm an und bald zeigten die beiden ihr Können. Ich sah ihnen an die Bar gelehnt zu. Und schreckte auf, als mir auf einmal jemand mein Getränk aus der Hand nahm und mich an der Hand nahm. Ich sah auf und in Bravestarrs Gesicht. Er zwinkerte mir zu und machte eine nickende Bewegung auf die Tanzfläche. „Was...?“ stotterte ich, konnte aber nichts anderes erwidern. Er wollte mit mir tanzen? Mit mir? Während er mich einfach hinter sich her zog, fragte ich mich, ob das gerade nur ein Traum war. Erst, als er mich in seine Arme zog und ich meine Hände an seine Brust legte, so wie die Richterin gestern, wurde mir bewusst, dass es kein Traum war. Er führte mich genauso souverän wie Billy Bob gestern und ich ließ mich voll darauf ein, genoss es einfach nur jede Sekunde, in der ich in seiner Nähe war. Vor allem so nahe. Ich spürte seine Wärme, seinen Geruch, der mich schier wahnsinnig machen wollte und ich wünschte mir, es würde nie enden. Doch wie alle schönen Träume endete auch dieser und wir gingen schließlich zur Bar zurück. Ich war völlig durch den Wind, sprachlos, wusste nicht, was ich denken und fühlen sollte. Ich empfand Trauer und Glück gleichzeitig. Trauer, weil es schon vorbei war und Glück, weil ich überhaupt so in seinen Armen hatte liegen dürfen. Ich schnappte mir mein Getränk und spürte plötzlich sehr intensive Blicke. Aber nicht seine, denn er stand direkt neben mir. Nein, die Blicke kamen aus Josephs Richtung, genauer gesagt, stammten sie von J.B.! Ich versuchte unauffällig zu ihr zu sehen und meinte beinahe einem Racheengel ins Gesicht zu schauen. Irgendwie konnte ich mir nun lebhaft vorstellen, wie ich sie gestern angesehen haben musste. Ihr Blick war erfüllt von beinahe tödlicher Eifersucht. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meinem Starblazer zu. Obgleich es mich mit einer gewissen diebischen Freude erfüllte, dass sie eifersüchtig auf mich war, so wusste ich doch, dass es auch hieß, dass ich eine Feindin hatte. Denn es gab beinahe nichts, um das Frauen so verbittert kämpfen konnten, wie die Gunst eines Mannes. Eigentlich komisch. Ich hatte mich sonst immer darüber amüsiert, wenn einer meiner Kumpels solche Kämpfe um Frauen ausfochten, bzw. wenn ich sehen konnte, wie sich zwei Frauen um einen Mann stritten. Jetzt sah ich mal die andere Seite. Aber ich schätzte meine Chancen trotzdem schlecht ein. Die beiden kannten sich schon zu lange und mit Sicherheit war ich auch nicht der Typ Frau, den Bravestarr bevorzugte. Etwa eine Stunde später, kristallisierte sich der harte Kern der Truppe heraus und es standen nur noch Joseph, Bravestarr, Thirty-thirty und ich am Tresen. J.B. war mit den restlichen Männern gegangen, nicht ohne mir noch einen tödlichen Blick zuzuwerfen. Was mich jedoch eher amüsierte, als einschüchterte. Bravestarr kippte gerade neben mir den letzten Rest seines Starblazers runter, während ich mir ein Süßwasser einschenkte. Ich hatte genug von Alkohol an diesem Abend. Zudem gab es morgen bestimmt einiges zu tun, bezüglich Mittagessen und so. Es war immerhin Sonntag. „Nun, ich denke, wir verabschieden uns jetzt auch.“ sagte Bravestarr schließlich und stellte seine leere Flasche auf den Tresen. Obgleich er einige Flaschen getrunken hatte, merkte man ihm nichts an. Aber er hatte auch sehr über den Abend verteilt getrunken, wahrscheinlich gerade deswegen, um einen Rausch zu verhindern. „Japp!“ sagte Thirty-thirty neben ihm und stellte mit einem lauten Knall das leere Glas ab, aus dem er gerade eben noch einen letzten doppelten Starblazer genommen hatte. Leider machte auch er keinen betrunkenen Eindruck. Und dabei hatte ich mich so darauf gefreut mal nen Gaul besoffen zu sehen. Bravestarr wandte sich zu mir um und lächelte mir noch einmal zum Abschied zu. „Ich hoffe, wir sehen uns bald.“ sagte er dann noch. „Lässt sich einrichten, denke ich!“ grinste ich, musste mich aber zusammenreißen, da meine Knie mal wieder weich zu werden drohten und das nicht vom Alkohol. Er lächelte ebenfalls, tippte seine Hutkrempe an und die beiden verließen den Saloon. Ich blieb zurück und räumte den letzten Rest auf. Auf einmal spürte ich Handle Bars Hand auf meiner Schulter. „Lief der Abend zu deiner Zufriedenheit?“ fragte er mich grinsend. „Zu deiner nicht?“ fragte ich zurück. Natürlich wusste ich, worauf er hinaus wollte. Aber ich wollte einfach darüber jetzt nicht reden. Und er schien das zum Glück zu merken und zu akzeptieren, denn er ging nicht weiter darauf ein. „Sag mal, ich muss morgen zu einem Melonenbauer draußen bei Sawtooth. Hast du Lust mitzukommen?“ fragte er dann. „Klar!“ sagte ich. Tatsächlich würde ich gerne mal etwas mehr von New Texas sehen. „Gut! Wir werden nämlich ne größere Ladung brauchen. Ich habe noch nie so einen Süßwasserverbrauch gehabt.“ sagte er. Er hatte mir schon gestern erklärt, dass Süßwasser aus einer Melone gewonnen wurde, die nur in ganz bestimmten Gegenden auf New Texas gedieh. Und das diese Melonen auch eine ganze Menge wert waren und daher sehr begehrt. Würde bestimmt interessant werden. Dann gingen wir beide auf unser Zimmer. Diese Nacht träumte ich zum ersten Mal. Von ihm. Von dem Gefühl in seinen Armen zu liegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)