Vergangenheit? Zukunft? Oder beides? von moe_rikyou (Bakura x Yami) ================================================================================ Kapitel 5: Bakuras Erkenntnis ----------------------------- Während Yami, Bakura und Marik all ihre Hoffnungen auf Paris setzten, wurde die Person, die sie dort treffen wollten, immer hoffnungsloser. Jahrelang hatte die Zarin-Mutter sich unzählige Jungen und später junge Männer angeschaut, die sich ihr alle als Großfürst Atemu präsentierten. Auch heute wieder saß sie im Blauen Salon ihres Stadtpalais und hörte sich die immer gleichen Worten eines, wie sie fand, recht theatralischen jungen Mannes an, der nicht mehr als grobe Ähnlichkeit mit ihrem Atemu aufwies. „Oh ja…ich erinnere mich sehr gut…Onkel Yashin war aus Memphis…“, zählte er mit großen Gesten auf und Ryou, der zwar der Cousin der Zarin-Mutter aber um einige Jahrzehnte jünger war, nickte aufmunternd. Er war auf diesen Betrüger mal wieder hereingefallen. „Onkel Boris war aus Odessa…und jeden Frühling-“ „haben wir sonntags zusammen am Strand ein Picknick gemacht“, beendete Atemus Großmutter den Satz ungeduldig und stand auf, wobei sie sich auf ihren Stock und der Tischkante abstützte. „Haben Sie nichts Besseres zu tun…?“, fragte sie und schickte den Mann mit einer Handbewegung hinaus. Dieser sah sie bestürzt an und wollte noch etwas sagen, doch Ryou schob sanft aber bestimmt hinaus. „Ohje, mein Lieber…Sie müssen jetzt gehen, ja? Leben Sie wohl“ Dann holte er eine Tasse Tee während seine Cousine traurig nach draußen sah. Ihr gemurmeltes „Keiner mehr…“ hörte er nicht. Wenig später kam er mit einem Tablett voll Tee und Gebäck wieder herein und deckte den Tisch. „Es tut mir so leid…ich wirklich, der wäre wirklich der echte…“, plapperte er und seine Cousine verdrehte nur die Augen und setzte sich wieder. „Ich meine, er war nicht echt…also er war ein echter Mensch. Aber er war nicht unser echter…“, redete er weiter und goss den Tee ein. Die Zarin-Mutter hielt sich derweil müde die Stirn. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie war zu alt geworden um noch weitere Enttäuschungen ertragen zu können… „Aber nächstes Mal wird man uns nicht reinlegen“, verkündete Ryou mit erhobenem Löffel um seine zukünftige Strenge zu unterstreichen. „Nein! Ich werde mir ganz schwere Fragen ausdenken“ Daraufhin erhob sich seine Cousine abrupt. „Nein!“, rief sie und perplex über diesen Ausruf ließ sich Ryou auf den Stuhl sinken. „Mein Herz erträgt das nicht mehr…Ich werde keine Männer mehr empfangen, die behaupten Atemu zu sein!“, entschied sie bestimmt und legte das Foto von Atemu im Alter von acht Jahren, das bis dahin auf dem Salontisch gestanden hatte, demonstrativ mit dem Gesicht nach unten. Damit war für sie das Thema beendet. Von dieser schwerwiegenden Entscheidung wussten die drei Abenteurer aber natürlich nichts und so kamen sie noch immer voller Hoffnung und Zuversicht in Paris an. Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg zum Stadtpalais und Bakura konnte es nicht sein lassen, Yami immer wieder das neu erlernte Wissen abzufragen. Es durfte nichts schief gehen…! Sie waren so nah dran! „Und woher stammt Onkel Boris?“, fragte er nun zum x-ten Mal. „Und…was wenn Ryou mich nicht wieder erkennt…?“, fragte Yami, der nun, je näher sie dem Palais kamen, immer nervöser wurde. „Das wird er! Du bist Atemu!“, entgegnete Bakura als ob es das offensichtlichste der Welt wäre. „Es ist doch nur, dass…“, erwiderte Yami zaghaft, ließ aber den Satz unbeendet. „Was?“ „Na, vor drei Tagen hatte ich überhaupt keine Vergangenheit und jetzt versuche ich mich an ein ganzes Leben zu erinnern…“, äußerte er seine Zweifel. Nun musste Bakura lächeln. „Dazu hast du ja mich. Also…Woher stammt Onkel Boris?“ „Aus Memphis?“, fragte Yami unsicher. Dann waren sie aber auch schon da. Alle drei hatten sich fein gemacht und jeder war aus seinen eigenen Gründen nervös, als Marik an die Tür klopfte. Eines der Hausmädchen öffnete und quiekte: „Oui, Monsieur?“ Doch Ryou, der zufällig gerade durch die Halle lief, entdeckte Marik. Das konnte doch nicht wahr sein! Marik…Hier…!? Sein Herz begann wie wild zu klopfen! Seit Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen und durch den Regimewechsel auch so gut wie keinen Kontakt zu einander gehabt und nun… Unwirsch schob er die Angestellte beiseite. „Ich übernehme schon, danke…“, murmelte er auf Französisch. Doch ehe er etwas sagen konnte, kam Marik ihm zuvor. „Ryou Somorkov Smirnow…!“, rief dieser überschwänglich. Ryou nach all der Zeit wieder zu sehen, machte ihn überglücklich! Und er sah immer noch so gut aus wie vor zehn Jahren…! „Marik Wanyawitsch Ishtar…!“, hauchte Ryou mehr als das er sagte und konnte sich nicht zusammen reißen, sondern umarmte Marik fest. Ja…das war wirklich keine Täuschung, sondern Marik war wirklich da…Auch Marik erwiderte die Umarmung fest und lächelte glücklich. Für ihn hatte sich die Reise jetzt schon gelohnt… Erst als Ryou Mariks starke Arme um sich spürte, fasste er sich wieder und brachte wieder etwas Abstand zwischen sie. „Was für eine Überraschung…“, sagte er nun lächelnd. „Aber…wo sind denn meine Manieren geblieben…kommt doch herein…“ Er trat zur Seite und ließ sie alle eintreten. „Und wer sind deine Begleiter…?“, fragte Ryou neugierig als sie im Salon waren. „Das ist Bakura Beljajew…und darf ich vorstellen…ihre Kaiserlicher Hoheit, der Großfürst Atemu Akunumkanonewitsch...!“, präsentierte Marik Yami mit einem stolzen Lächeln. Yami stand derweil unsicher da und lächelte schüchtern. Oh bitte…, dachte er. Überrascht trat Ryou auf ihn zu und ging einmal um ihn herum. „Du lieber Himmel…er sieht wirklich aus wie Atemu…aber das war bei den meisten anderen auch so…“, meinte er und begann dann mit den Fragen: „Wo bist du geboren?“ „Im Peterhofpalast in Memphis“ „Korrekt…und wie magst du deinen Tee?“ „Ich mag keinen Tee, nur heißes Wasser mit Zitrone“ Das hatten sie Yami nicht einmal beibringen müssen. Das hatte er wirklich mit Atemu gemeinsam… „Gut…“ Ryou nickte und stellte noch eine ganze Weile weiter Fragen, denen sich Yami wacker stellte, auch wenn er sich nicht immer ganz sicher war. Aber es lief besser als erwartet und er gewann an Sicherheit. „Und schließlich…“, meinte Ryou, der neben Marik auf dem Sofa saß. „Du wirst das wahrscheinlich für eine impertinente Frage halten, aber…sei nachsichtig bitte…wie bist du während der Belagerung des Palastes entkommen…?“ Bakura, der nicht wie die anderen auf einem der Sofas saß, sondern hinter Yami am Kamin gelehnt stand (er hätte niemals still sitzen können…), erstarrte. Oh nein…jetzt war alles aus! Das hatte er Yami nicht erzählt…das wusste niemand außer ihm, Atemus Großmutter und Atemu selbst…verdammt! Er stützte den Kopf in die Hand und sah weg. Das wollte er nicht mit ansehen… Auch Yami war überrumpelt und überlegte. Da klingelte was in seinem Hinterkopf. „Da ist ein Junge gewesen…“, murmelte er, während einige Bilder vor seinem inneren Auge umherflogen. „Er war Bediensteter im Palast…Er öffnete eine Wand…“ Gleichzeitig hob Yami die Hand als wollte er die Wand öffnen, so sehr war er in die Bilder in seinem Kopf vertieft. Dann begriff er, was er da gerade sagte und musste über sich selbst lachen. „Tut mir leid…das ist verrückt…Wände, die sich öffnen…“ Oh man, dachte Yami. Was für ein Stuss…! Doch Bakura, der sich schon verzweifelt durchs Haar gefahren hatte, sah auf und starrte Löcher in Yamis Hinterkopf. Ihn hatten die Worte wie ein Schlag getroffen. Er war es tatsächlich! „Und…ist er ein Romanov?“, fragte Marik derweil neugierig und etwas unsicher und sah seinen geliebten Ryou an. Dieser lächelte verschmitzt und erhob sich. „Nun ja…er hat jede Frage richtig beantwortet…“ Auch Marik war begeistert aufgestanden. „Hast du das gehört?? Du hast es geschafft!“ Begeistert lief er zu Yami und umarmte ihn und dieser erwiderte die Umarmung erleichtert und froh! Er hatte tatsächlich bestanden! „Also wann dürfen wir zur Zarin-Mutter?“, fragte Marik fröhlich und Ryou senkte seufzend den Blick. „Ich fürchte gar nicht…“ Marik sah Ryou ungläubig an. „Wie bitte? Sag das nochmal, mein Lieber…“ „Die Großfürstin erlaubt es einfach nicht…“, erklärte Ryou resigniert. Wären sie doch nur eher gekommen… Da trat Marik zu ihm und nahm seine Hand. „Aber Ryou, mein funkelnder Diamant…“, sagte er leise und prompt errötete Ryou. „Sicher fällt dir etwas ein, wie man ein Gespräch mit der Witwe arrangieren kann…“ Er hielt Ryou fest, als dieser wieder Abstand zwischen sie bringen wollte. Immerhin waren sie nicht allein im Zimmer…! „Ich weiche dir nicht von der Seite bis dir eine Lösung eingefallen ist…“, flüsterte er. „Bitte…“ Das ließ Ryou ergeben seufzen. „Na gut…“ Er löste sich nun wieder von Marik und sah zwischen ihm und Yami hin und her. „Mögt ihr…das Kemetische Ballet…? Ich glaube, es gibt hier in Paris heute Abend eine Vorstellung…Die Großfürstin und ich liiieben das Kemetische Ballet…“ Er zwinkerte Marik zu. „Wir verpassen es niemals…!“ Wieder euphorisch gestimmt, sah sich Marik nach Bakura um. Doch dieser war bereits wieder nach draußen gegangen. Schnell und beschwingt lief er zu ihm. „Wiiir…haben es geschafft!“, jubelte er, lief zu dem grübelnden Bakura und schwang ihn herum. „Dann bekommen wir die zehn Millionen Rubel…!“ Er lachte. „Marik…“ „Wir werden reich…!“ „Marik…hör mir zu…Er ist es…Er ist der Prinz…“, versuchte Bakura leise und resigniert Marik klar zu machen. „Wunderbar! Ausgezeichnet…! Ich hätte ihr fast geglaubt! Und Ryou...“, rief Marik dagegen überschwänglich und achtete gar nicht auf Bakuras Worte. Dann kam Yami heraus gestürmt. „Ryou will mit uns einkaufen gehen für das Ballett! Einkaufen gehen in Paris! Es ist nicht zu fassen…!“ Und schon war die Gelegenheit für Bakura vorbei, Marik bewusst zu machen, dass sie tatsächlich Atemu gefunden hatten. Allerdings kam er auch um den Einkauf nicht drum herum, denn auch er hatte kein passendes Outfit für das Ballett und so schloss er sich den dreien an. Ihr Weg führte sie als erstes zu den namenhaften Designern der Stadt, denn einer Zarin-Mutter trat man, zumindest Ryous Meinung nach, nicht mit billigem Plunder unter die Augen. Er übernahm auch die Kosten. Dort kauften sie aber nicht nur Fracks, sondern auch noch Alltagsanzüge, die doch noch einiges mehr hermachten, als der von Bakura erstandene Nadelstreifenanzug. Yami, der sich bewundernd und ungläubig im Spiegel betrachtete bekam vom Verkäufer ein entzücktes. „Prinz, Vous êtes très jolie!“ zu hören. Nach ihrer Shoppingtour führte Ryou sie noch ein wenig durch die Stadt, die wirklich viel zu bieten hatte und Yami ins höchste Staunen versetzte. Gleich zu Beginn kamen sie an einer Rosenverkäuferin vorbei und Bakura erstand vier kurze Blüten. Zwei davon reichte er an Ryou und Marik weiter, die dritte steckte er Yami ans Jackett des neuen Anzugs. „Dein Leben beginnt nun in Paris. Da sollte das Aussehen doch auch perfekt sein…“, meinte er schmunzelnd. Yami, um seine Verlegenheit zu überspielen, nahm Bakura die vierte Rose aus der Hand. „Gut, dann will ich aber auch deinen Aufzug aber auch perfektionieren“, entgegnete er frech und steckte ihm die Rose an. Bakura lächelte ein wenig amüsiert, aber auch verlegen und nickte dann zu Ryou hinüber. „Ich glaube, er möchte beginnen…“ „Oh, ja, natürlich!“ Yami lächelte Ryou entschuldigend an. Dieser erwiderte das Lächeln. „Willkommen in Paris! Hier haben schon Größen wie Sigmund Freud und Vincent van Gogh gelebt. Und alle wussten, dass das Geheimnis des guten Lebens hier: Joie de Vie ist“, erklärte er während sie durch die Straßen gingen. Nebenbei sahen sie auch Plakate von großen Künstlern wie Josefine Baker. „Hier weiß man einfach das Leben zu genießen und…“ Dabei sah er unauffällig zu Marik. „Paris hat auch nicht umsonst den Ruf als Stadt der Liebe…“ Passenderweise kamen sie kurz darauf am Moulin Rouge vorbei. Ryou schmunzelte, als er Yamis unwissendes Gesicht sah, da die Windmühle bei Tag ja doch sehr unauffällig aussah. „Wenn du mal allein bist, komm zum Moulin…Französisch lernst du dort im Nu…“, erklärte Ryou nur mit einem Zwinkern und Yamis Augen wurden groß als der Groschen fiel. Ein Etablissement…so mitten in der Stadt…! Als nächstes Highlight folgte eine Cancan-Show mit anschließendem Tanztee. Yami zierte sich erst, und Marik meinte: „Tanz schon, Junge. Sei nicht so schüchtern…“ Da auch gerade Damenwahl war, kam auch prompt eine Dame zu ihm und allein schon aus Höflichkeit stimmte er zu und tanze mit ihr. Die Tanzstunden mit Bakura machten sich nun wirklich bezahlt…! Bakura, anders als die anderen drei, blieb nachdenklich sitzen, nippte immer wieder an seinem Champus und beobachtete Yami. Ja…Yamis Leben würde hier in Paris beginnen…er hatte tatsächlich herausgefunden, wer er war…ohne es geplant zu haben…ohne das falsche Spiel, das er eigentlich hatte treiben wollen…und dennoch waren sie nun am Ziel angelangt…Trotzdem fühlte es sich so unsagbar falsch an…er hatte die Rechnung einfach ohne sein Herz gemacht… Als es dann bereits dunkel war, führte Ryou schließlich am Arc de Triomphe vorbei zum berühmten Eiffelturm, den sie dann auch mit dem Fahrstuhl hinauffuhren. „Unglaublich, nicht wahr?“, fragte Yami begeistert an Bakura gewandt, als sich der Blick über die ganze Stadt mit all ihren Lichtern ausbreitete. „Ja…wirklich…wenn man das sieht, könnte man meinen, hier sei alles möglich…dass man nie weiß, was noch geschehen kann…“, erwiderte Bakura und lehnte sich ans Geländer. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Yami nun und sah ihn kritisch, aber auch etwas besorgt an. „Seit wir bei Ryou angekommen sind bist du schon so ernst und wirkst nicht ganz bei der Sache…“ Bakura richtete sich wieder auf und lächelte leicht. „Doch, doch. Alles in Ordnung…es war nur eine lange Reise…“ Yami nickte und lächelte. „Ja…aber jetzt haben wir es fast geschafft“ Zwei Stunden später saßen Bakura und Marik in ihren Fracks, Zylindern und Mänteln vor der Oper, in der das Ballett stattfinden würde, und warteten auf Yami. Das hieß, Bakura saß, Marik lief nervös auf und ab. „Es besteht überhaupt kein Grund zur Nervosität…Er ist der Prinz“, meinte Bakura nun langsam ein wenig genervt. Marik setzte sich daraufhin endlich zu ihm. „Ich weiß, ich weiß…aber-“ Ah, Marik verstand es immer noch nicht!, dachte Bakura resigniert und stand auf. „Nein, nein, nein, nein, nein…Du weißt es nicht…“ Er sah ihn an und entschied sich endlich mit der Sprache herauszurücken. „Ich war damals der Junge…im Palast…der, der die Wand geöffnet hat…“ Er beugte sich zu ihm herunter und lächelte leicht. „Er ist der echte, Marik…“ Mariks Augen wurden groß wie Teller und er stand ebenfalls wieder auf. Das bedeutete ja… „Unser Yami…hat seine Familie gefunden…Wir haben…Kemets Thronerben gefunden…“ Bakura senkte betroffen den Blick. Als ob ihm das nicht selbst bewusst war… „Und du-?“, setzte Marik fragend an und legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Spätestens auf dem Schiff hatte er ja gemerkt, was mit seinem Freund passiert war… „Ich werde für immer aus seinem Leben verschwinden!“, unterbrach Bakura Marik bestimmt und trat ein paar Schritte von ihm weg. Er brauchte und wollte sein Mitleid nicht. „Aber…!“ Bakura hob jedoch abwehrend die Hand. „Prinzen haben keine Liaisons mit Küchenjungen…“ „Natürlich nicht, aber-!“, versuchte es Marik noch einmal. „Wir werden das durchziehen, als ob sich nichts geändert hätte“, unterbrach Bakura Marik noch einmal und hob warnend den Finger. Marik trat jedoch davon unbeeindruckt auf ihn zu. „Du musst es ihm sagen…“ „Was muss er mir sagen?“, erklang plötzlich Yamis neugierige Stimme hinter Bakuras Rücken und er drehte sich erschrocken um. Als er Yami in seinem Frack vor sich sah, vergaß er jedoch, was er eigentlich sagen wollte und nahm sich nervös den Zylinder vom Kopf. „Eh..ehm…w-wie gut du aussiehst…“, stotterte er. „Oh…danke“, meinte Yami etwas verlegen. Dann trat Bakura zur Seite und gab den Weg zum Eingang frei. „Nach dir…“ Sie gingen nun zu dritt hinein. Yami, der an der Garderobe schneller seinen Mantel abgegeben hatte, ging schon die ersten Stufen nach oben, wandte sich dann aber noch einmal um, als er merkte, dass Bakura ihm nicht folgte. Dieser stand am Treppenabsatz und sah zu Yami hinauf. Jetzt sah man wirklich, was für ein schöner Mann sich hinter der Fassade der frechen Göre verborgen hatte…Seine gesamte Haltung, seine Ausstrahlung, alles hatte sich gewandelt…Alle sahen sich nach ihm um…und Bakura konnte kaum die Augen von ihm nehmen…Erst als Yami eine ungeduldige Geste in seine Richtung machte und ihn fragend ansah, berappelte Bakura sich, lief hastig die Stufen zu ihm hinauf und gemeinsam gingen sie in ihre Loge. Sie hatten Glück und saßen direkt in der vordersten Reihe ihres Balkons. Als sie sich gesetzt hatten und das Licht gerade gelöscht wurde, zog Bakura ein kleines Fernglas hervor und suchte die anderen Logen nach der Zarin-Mutter ab. Als er sie entdeckt hatte, reichte er Yami das Fernglas. „Sieh doch, da ist sie“ Gespannt und mit klopfenden Herzen, nahm Yami das Fernglas und sah hindurch. Dann entdeckte er die alte, aber sehr elegante, aufrechte und aufmerksame Dame mit großem Diadem neben Ryou in einer der Logen. Das also war sie…vielleicht seine Großmutter… „Bitte, lass sie sich an mich erinnern…“, murmelte er und ließ das Fernglas wieder sinken. Dann hob er es wiedern, denn das Ballett – Aschenputtel – begann. Doch nach einer Weile legte er es wieder aus der Hand. Er konnte auch so gut sehen, obwohl er geistig sowieso nur halb konzentriert auf das Ballett war. Daher merkte er auch nicht, dass er sich mittlerweile das Programm genommen und es in seinem Schoß in viele kleine Schnipsel gerissen hatte. Bakura jedoch war es aufgefallen und sanft lächelnd nahm er Yamis Hand und verhakte kurz ihre Finger. Überrascht und auch etwas ertappt sah Yami auf. Doch da beugte sich Bakura auch schon zu ihm und flüsterte leise: „Es wird alles gut gehen…“ Und tatsächlich beruhigten ihn Bakuras Worte etwas und er konnte das Stück mehr genießen. Dann, viel zu schnell, fuhr Aschenputtels Kutsche fort vom Ball und leitete damit die Pause ein. Bakura, der unentwegt Yamis Hand gehalten hatte, sah zu ihm. „Komm mit. Es wird Zeit zu gehen…“ Als sie den Gang zur Loge der Zarin-Mutter entlanggingen, traf die Nervosität Yami mit voller Wucht. Er hatte das Gefühl kaum atmen zu können und zog an seiner Fliege. „Ganz ruhig. Du machst das schon“, meinte Bakura gelassen. Doch Yami war sich da nicht so sicher und der Mut verließ ihn. „Ich…“, setzte er an und machte auf dem Absatz kehrt. Er konnte das nicht! „Hey…hey!“ Bakura griff ihn bei den Schultern und drehte ihn wieder herum. „Tief durchatmen. Wird schon werden“ Er hielt Yamis Handgelenk fest, damit er nicht wieder einen Fluchtversuch starten konnte und führte ihn zur Loge. Vor der angekommen, blieben sie stehen. „Warte hier“, meinte Bakura sanft, aber bestimmt. „Nur einen Moment. Ich gehe rein und kündige dich an, wie’s sich gehört.“ Er wandte sich ab und wollte gerade die Tür öffnen, als…: „Bakura…?“ Sofort drehte Bakura sich wieder zu Yami um. „Ja?“ „Hör zu, wir haben eine Menge durchgemacht…“, begann Yami aufrichtig, aber auch ein bisschen unsicher. „Hmmh…“, brummte Bakura ermunternd und sein Herz schlug schneller. Was wollte Yami ihm sagen…etwa das, worauf er hoffte…? Yami selbst wusste gar nicht wirklich, was er sagen wollte…Seine Gefühle waren so durcheinander…und seit diesem Moment auf dem Schiff, da hatte er oft darüber nachgedacht und sich auch oft wieder so einen Moment gewünscht… „Und ich wollte nur…“, begann Yami und wusste nicht, wie er sagen sollte, dass er sich noch nie so sicher und…geborgen gefühlt hatte, wie bei Bakura und dass er… „Ja?“, fragte Bakura unweigerlich hoffnungsvoll. Dieser Blick traf Yami und ihn verließ der Mut. War er wirklich…dafür…? Und was, wenn er Bakuras Blick doch missinterpretiert hatte? Immerhin hatte er seit der Sache auf dem Schiff nie wieder etwas gewagt… „Nun ja…dir…“ Er senkte den Blick. „…danken…glaube ich…“ Dann sah er Bakura an. Es stimmte ja und auch das war ihm wichtig zu sagen. „Ja. Danke für alles“ Durchaus enttäuscht wandte sich Bakura wieder ab und auch Yami drehte sich, sich über seine Feigheit ärgernd um, um zu warten. Dann jedoch fasste sich Bakura ein Herz. Es war seine allerletzte Chance…! „Yami?“ Sofort drehte Yami sich um und war er es, der hoffnungsvoll schaute. „Ja?“ „Ich…ehm…ich…“, stammelte Yami. Ihm dabei ins Gesicht zu sehen, machte es so viel schwieriger… „Ja…?“, fragte Yami noch einmal und trat einen Schritt näher. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust. Er konnte es nicht…Er war der Großfürst…das war eine dumme Idee!, dachte Bakura im letzten Moment und machte einen Rückzieher. „Ich wollte dir viel Glück wünschen, glaub ich…“, sagte er schnell. „Oh…“, war daraufhin Yamis einzige und durchaus enttäuschte Reaktion. Also hatte er sich doch geirrt… Dann reichte Bakura ihm freundschaftlich die Hand und ergriff sie eher mechanisch. „Viel Glück.“, sagte Bakura und Yami nickte nur. Dann wandte Bakura sich endgültig um und straffte die Schultern. „Auf geht’s…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)