Bitte bleib bei mir! von _Shirley (BBC Sherlock) ================================================================================ Kapitel 5: Das Leben geht einfach weiter ---------------------------------------- 5. Das Leben geht einfach weiter „John?“ Sherlock rüttelte sanft an der Schulter seines schlafenden Mitbewohners. „John, wenn Sie müde sind dann werde ich Sie ins Bett bringen, hier auf dem Sofa zu schlafen tut Ihnen bestimmt nicht gut.“ Der Angesprochene öffnete seine Augen einen Spalt breit und sah in ein versteinertes Gesicht. Wenn Sherlock wirklich mit Schuldgefühlen kämpfte, dann konnte er das wirklich gut überspielen. Eine andere Erklärung könnte aber auch sein, das Sherlock mittlerweile eingesehen hatte, dass ihn keine Schuld an der Geschichte traf. Schuld war eine Verknüpfung von zu vielen verschiedenen Ereignissen, die einzeln für sich genommen schon in einer Katastrophe hätten enden können und in ihrem Fall waren sie alle zusammen aufgetroffen. Eine Verkettung solchen Ausmaßes hätte auch Sherlock Holmes nicht erahnen, geschweige denn verhindern können. Und obwohl John in das emotionslose Gesicht seines Mitbewohners sah, störte ihn die fehlende Anteilnahme von Sherlock nicht. Immerhin war der Detektiv der Einzige, der wegen dieser Verletzung kein Drama machte und John wie etwas zerbrechliches behandelte. Eigentlich hatte sich zwischen ihnen nicht wirklich etwas verändert und das war auch gut so. Aber je länger er sich die vertrauten Gesichtszüge von Sherlock besah, desto Komischer kam ihm das ganze hier vor und man konnte an dem verwirrten Gesichtsausdruck des dunkelhaarigen erkennen, das er nicht verstand warum John plötzlich zu lachen begann. „Was ist so komisch?“ erkundigte er sich, „oder sind es die Schmerzmittel die Ihnen zu schaffen machen? Ich weiß das Drogen die Welt oft fröhlicher und bunter erscheinen lassen, als sie in Wirklichkeit ist. Wahrscheinlich sind Sie deshalb so beliebt, trotz ihrer oft tödlichen Wirkungen.“ John schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken über seine vor Müdigkeit brennenden Augen. „Nein, oder wohl eher ja, klar. Ich weiß was Schmerzmittel in dieser Konzentration bewirken, ich bin Arzt und ja, wahrscheinlich ist das mit der Grund aber um ehrlich zu sein, ich lache über Ihren letzten Satz.“ In Gedanken spielte Sherlock die letzten Szenen noch einmal ab, doch er konnte die Pointe nicht verstehen, ja den Witz noch nicht einmal erkenne. John lachte unterdes unbeirrt weiter. „Würden Sie mir endlich verraten was so ungeheuer komisch ist? Sonst werde ich das ganze auf Ihre Schmerzmittel schieben und nicht weiter darauf eingehen“, erklärte Sherlock streng und setzte sich neben John auf das Sofa. Er mochte es nicht, etwas nicht zu verstehen und sei es nur ein dummer Witz. Langsam ebbte das Lachen ab und John sah zu seinem Gegenüber, noch immer war das Lachen in seinen Augen und umspielte seine Mundwinkel. „Wissen Sie, wenn das die falschen Leute hören würden, dann gäbe es noch mehr Gerede.“ Überrascht hob Sherlock eine Augenbraue und musterte seinen Freund noch immer fragend. „Der große Sherlock Holmes will mich ins Bett bringen! Sgt. Donovan streut ohnehin schon genügend Gerüchte in diese Richtung! Wollen Sie, Sie jetzt dabei unterstützen?“ Wieder begann John zu lachen. Jetzt machte es Klick und auch Sherlock verstand, das Johns Lachen von seiner Zweideutigkeit her rührte und so stieg er kurzerhand in das Gelächter mit ein. Warum genau er das witzig fand, konnte er im Nachhinein nicht mehr erklären. Vielleicht war einfach das Lachen von John ansteckend, oder es war der Versuch wieder Normalität zischen ihnen herzustellen und die ungewohnt drückende Stille endlich zu vertreiben, die sich über ihr gemeinsames Wohnzimmer gelegt hatte. Warum er aber den Fakt, das man sie beide für ein Pärchen hielt nicht amüsant fand, das verstand er nicht. Gut, ihn störten all die Gerüchte nicht, das taten sie nie. Sollten diese Kleingeister doch denken was sie wollten, wenn seine Art zu Leben sie nicht lügen strafte, dann sollten sie ruhig an ihren albernen Fantasien festhalten. Da es John offensichtlich auch nicht weiter störte und wenn doch, er immer deutlich zu verstehen gab das sie kein Paar waren, spielte das alles erst recht keine Rolle. Also warum lachte er nicht auch über genau diese Vorstellung? Warum störte ihn der Gedanke nicht? Vielmehr wann war dieser Gedanke je wirklich in sein Bewusstsein vorgedrungen? Da ihm seine Gedanken zu entgleiten begannen und das Lachen nun endgültig verklungen war, zwang Sherlock seinen Geist wieder in das Hier und Jetzt zurück. „Sie müssen mir sagen wenn Sie müde sind. Ich kann allerhand Details allein von ihrer Kleidung ablesen, aber mit Gefühlen und Bedürfnissen von anderen…das kann ich nicht deduzieren.“ „Weil Sie ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle immer hinten anstellen und ignorieren?“ fragte John in einem herausfordernden Tonfall. „Nein, weil sie nicht rational erklärbar sind. Aber vielleicht haben Sie auch recht und es liegt an mir“, setzte er leise hinzu. „Gut, ich werde Ihnen dabei helfen und immer laut schreien, einverstanden?“ „Entweder versteh ich nicht was dieses Problem mit der Lautstärke Ihrer Äußerungen zu tun hat, oder die Schmerzmittel vernebeln wirklich ihren Geist. Ich tippe auf letzteres. Soll ich Sie nun in ihr Bett bringen?“ Als John wieder zu kichern begann, sah Sherlock seine Theorie als bestätigt. Zumindest war Johns Lachen etwas angenehmes, etwas das er gerne hörte und somit würde es ihn nicht stören, sollte dieser Zustand die nächste Zeit anhalten. So erhob sich der Detektiv von seinem Platz und John streckte ihm Demonstrativ die Hände entgegen. Wie ein kleines Kind das nur darauf wartete, von einem Erwachsenen auf den Arm genommen zu werden. Dabei musste auch Sherlock wieder lachen und als er Johns warmen Körper in seinem Arm hielt, reagierte sein Körper in höchst ungewöhnlicher Weiße darauf. Sein Herz begann schneller zu schlagen, ein flattern in seinem Magen setzte ein und die Körperwärme von John schien durch ihn hindurch zu fließen. Sickerte durch den Stoff seines Anzugs, und lies die Härchen auf seinem Arm kribbeln. Gewissenhaft versuchte er all das zu unterdrücken und zu ignorieren, währen er John in das zweite Schlafzimmer nach oben trug. Er setzte seinen Freund auf dessen Bett ab, und versuchte die seltsamen Verhaltensweisen seines Körpers einfach zu übergehen. Er würde später darüber nachdenken wie es zu solch heftigen Reaktionen hatte kommen können, jetzt wollte er sich erst einmal um John kümmern. „Möchten Sie das ich Ihnen ein Glas mit Wasser auf den Nachttisch stelle? Ihr Handy leg ich Ihnen auf jeden Fall griffbereit, sollte etwas sein rufen Sie mich einfach an, dann komme ich sofort!“ versprach er und zog Johns Mobiltelefon aus seiner Tasche, um es neben ein Buch auf den Nachttisch zu legen. „Klar, ja Wasser klingt gut und ja, falls ich was brauche ruf ich Sie an. Wow, was täten wir nur ohne der Technik?“ Sherlock würdigte dieser Frage keiner Antwort. „Also bring ich Ihnen jetzt noch ein Wasser“ und damit wollte er das Zimmer wieder verlassen. „Sherlock!“ Johns Hände waren vor der Brust verschränkt, als der Angesprochene sich wieder zu ihm umdrehte. „Würden Sie mir freundlicherweise meine Schlafsachen geben? Das T-Shirt und die Hose hängen dort über dem Stuhl.“ Sherlock lächelte verschmitzt und reichte John dann das alte, beige Shirt und die graue Jogging Hose und verschwand. Als er mit einem Glas Wasser zurückkam, hatte John bereits sein Oberteil gewechselt, trug jedoch immer noch seine blaue Jeans und sah Sherlock mit einem mitleidigen Blick an. „Ich schaff das nicht allein…“ murmelte er kleinlaut. Sherlock wusste nicht was schlimmer war, die Vorstellung John jetzt jedes Mal beim Umziehen helfen zu müssen, oder dieser Blick, diese Hilflosigkeit und Wut die in Johns Augen lag. Er schluckte hart, stellte dann das Glas ab und kniete sich vor John. Er nahm dessen Beine und hob sie vorsichtig an. Dann legte er sie behutsam auf die Bettdecke und setzte sich daneben. Seine Finger zitterten leicht, als er sich an Johns Hosenknopf zu schaffen machte. Noch nie hatte er einen anderen Menschen ausgezogen, zumindest war ihm kein Moment in Erinnerung, indem er sich einen Mann gegenüber so nahe gefühlt hatte. Wenn er etwas tat, dann war es stets mit Professionalität verbunden und nie, niemals mit Gefühlen! John hatte sich flach auf das Bett gelegt und ein Lächeln, das Sherlock nur zu gern den Schmerzmitteln zuschreiben würde, lag auf seinem Gesicht. Verdammt, warum war ihm das hier peinlich? Warum störte ihn Johns dämliches Grinsen? Doch Sherlock konnte nicht umhin, seine Wangen brannten förmlich und er hoffte John würde die Röte in seinem Gesicht nicht bemerken. Er wollte das ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen und sich nicht durch zögerliches Verhalten aufgrund lächerlicher Gefühlsschwankungen verraten. So griff er beherzt, aber mit tauben Fingern nach dem Reißverschluss und zog daran. Dann griff er nach dem Bund der Jeans und zog sie von Johns Hüften. Er trug schwarze Shorts darunter, die so eng anlagen, dass man nicht wirklich viel Fantasie brauchte um sich etwas vorzustellen. Nur zu deutlich zeichnete sich Johns Männlichkeit ab und plötzlich wurde Sherlock heiß. Er wollte weg, flüchten aus dieser peinlichen Situation und besonders vor seinen Gefühlen. Sein Körper war gegen ihn, verriet ihn und seinen Intellekt aufs gröbste! Natürlich konnte er die Verhaltensweisen seines Körpers deuten, er war keineswegs unerfahren was fleischliche Lust betraf, doch sonst war es immer sein Verstand der über diese niederen Instinkte triumphierte. Natürlich hatte er sich den Vergnügungen des Fleißes ein ums andere Mal hingegeben. Doch nichts erklärte, warum er gerade auf John so reagierte? Seinen Freund und Mitbewohner und die einzige Person die es mit ihm aushielt. Vielleicht war sein letztes mal Sex einfach schon zu lange her? Noch immer war der Fluchtreflex nicht abgeklungen, doch er hatte John versprochen sich um ihn zu kümmern. Und das würde er tun, egal ob er sich dabei unwohl fühlte oder nicht! John bekam zum Glück nichts von Sherlocks innerem Kampf mit. Schon wieder halb im Land der Träume überließ er sich ganz seinem Freund und erst als er die warme Decke über seinem Körper spürte, da öffnete er unter gewaltiger Anstrengung noch einmal seine Augen. „Ich weiß Sie sind müde, aber haben Sie an ihre Tabletten gedacht?“ fragte Sherlock mit seltsam monotoner Stimme. John war jedoch viel zu erschlagen um über all die kleinen, subtilen Andersartigkeiten nach zu denken, die in den letzten Minuten zwischen ihnen geboren worden waren. Heute würde er Sherlocks Verhalten gewiss nicht mehr durchdenken können und das war dem Detektiv nur recht. Langsam kam ein Nicken als Antwort, und schon schloss John seine bleischweren Lieder erneut. Sherlock nutzte diese Chance und trat leise, aber eilends den Rückzug an. ******* Schon seit Stunden half ihm seine Geige beim nachdenken. Jedoch hatte er nicht mit dieser Flut an Gefühlen gerechnet, der er sich gerade zu stellen versuchte und kläglich unterzugehen drohte. Also versuchte er zumindest die Fakten zu sammeln, vielleicht würde eine genauere Analyse helfen. Seine rein körperliche Reaktion auf John ließ sich mit einfachster Biologie erklären. Ein Problem dem er Abhilfe schaffen konnte und das definitiv auch in nächster Zeit tun würde. Nicht auszudenken wenn John das mitbekommen hätte! Wahrscheinlich war das alles ein Mix aus seiner Verwirrung und seinen Schuldgefühlen. Wo war die Kontrolle hin, die er sonst immer über sein Leben hatte? Als er gegen 3 Uhr morgens die Geige beiseite legte, stand sein Entschluss fest. Er würde seinem Körper nachgeben und sich Befriedigung verschaffen und er würde sich weiterhin um John kümmern. Das würde vielleicht nicht nur seine Schuldgefühle mindern, sondern ihn auch auf die richtige Spur bringen, um endlich wieder die verlorene Kontrolle zurück zu bekommen. Was war er ohne Kontrolle? Er, der rationale Consulting Detectiv, musste immer alles kontrollieren sonst würden ihn die Feinde eines Tages überlisten. Er durfte sich keine Schwächen leisten, Schwäche stank für einen Halunken, und war er noch so dämlich, drei Meilen gegen den Wind. Nein, Kontrolle war das einzig wichtige im Leben und er würde sie sich nicht nehmen lassen! Irgendwann musste Sherlock eingeschlafen sein, denn als sein Handy läutete, schrak er aus der traumlosen Schwärze auf, die nur der Schlaf einem schenken konnte. Schon war er dem kurzen Vergessen beraubt und zurück in der Realität als er sah, dass Johns Name auf dem Display stand. Er sprang förmlich vom Sofa, wäre dabei fast über die Decke gestolpert, in die er sich offensichtlich eingewickelt hatte und riss die Tür auf. Zwei Stufen auf einmal nehmen stürmte er die Treppe hinauf. Was immer er für ein Bild erwartet hatte, nichts hatte ihn auf diesen Anblick vorbereitet. John lag gekrümmt auf seinem Bett, vergraben in der Decke mit vor Schmerz gezeichnetem Gesicht. Das Handy war zu Boden gefallen, offenbar hatte es John viel Kraft und Mühe gekostet, es in seinem Zustand überhaupt zu bedienen. Sofort war Sherlock an Johns Seite und versuchte seinen Freund zu beruhigen. Als er seinen Patienten jedoch berührte, heulte dieser vor Schmerzen auf. Nicht wissend was er jetzt machen sollte, griff er nach den zahllosen Packungen von Medikamenten, die John vom Krankenhaus mitgebracht hatte. Kurz überflog er die Namen, sortierte die Mittel gegen Schwellungen, Magenbeschwerden und Übelkeit, sowie die Schlaftabletten aus und bediente sich dann bei den Vicodin. Er griff etwas zu stürmisch nach dem Wasserglas, denn der Inhalt schwappte über und lief ihm kalt über die Hand. Er zwang John unter Schmerzen sich aufzurichten, schob ihm die Tablette förmlich in den Mund und hielt ihm dann das Glas an die Lippen. Als er den immer noch bebenden Körper zurück in die Kissen bettete, stöhnte John erneut vor Schmerzen auf. Jede Bewegung war wie flüssiges Feuer, welches ihn ihm loderte. Durch seine Muskeln züngelte, und ihn verbrannte! Hilflos diesen Flammen ausgeliefert, tanzten wirre Lichtpunkte vor seinen im Schmerz zusammengepressten Augen, als wogten sich die Flammen im Takt seines pochenden Herzens. Nur langsam wirkte das Medikament, langsam begann das Feuer zu erlöschen und gab die Welt um ihn her preis. John spürte jemand neben sich, hörte beruhigende Worte von einer ihm nur all zu vertrauten Stimme die obwohl so nah, unendlich weit weg schien. „Ich bin hier, ich kümmere mich um Sie. Die Medikamente werden gleich anschlagen, bitte…“ Es lag etwas Flehendes, Leidendes in der Stimme und John hätte sie fast nicht als die von Sherlock erkannt. Aber es musste Sherlock sein, er hatte nach ihm gerufen und er war gekommen, so wie er es versprochen hatte. Da war eine Hand, warm und sanft strich sie ihm über den Kopf. Wie beruhigend diese Geste doch war… Langsam verschwand der Schmerz, ebbte auf ein erträgliches Maß ab. Allmählich entspannten sich seine Muskeln, entkrampften und ließen ihn wieder ruhiger werden. Sein Atem ging wieder gleichmäßig und sachte begannen die bis eben noch zusammengepressten Augenlieder zu flattern. Wenn Sherlocks Gesicht vorher ohne jedwede Emotion wie versteinert gewirkt hatte, so hätte man glauben können ein anderer Mann säße an seiner Seite. Sein Gesicht spiegelte Erleichterung aber auch tiefe Sorge und Mitleid wieder. Noch nie hatte John so viele verschiedene Empfindungen auf einmal von Sherlock zu sehen bekommen. Natürlich hatte John schon immer gewusst – bzw. geglaubt – das Sherlocks kalte und emotionslose Art nur eine Maske war. Eine die ihm bei seinem Job half und seinen Kopf frei von allem unwichtigen hielt. Eine Mauer wenn man so wollte, hinter die er nicht gewillt war, jemanden schauen zu lassen. Weil man sonst den verängstigten Jungen gefunden hätte, der er letzten Endes war. Auch wenn dieser so kalt wirkende Mensch den Leuten sein Schauspiel glaubend machen konnte, John hatte ihn durchschaut. Viele Male schon hatte er an dieser Wand gekratzt, die Sherlock da um sein Herz errichtet hatte. Jetzt schien diese Barriere zu bröckeln wie altes Brot und John glaubte zum allerersten mal einen kurzen Blick auf den wahren Menschen Sherlock Holmes geworfen zu haben. Und was er sah, gefiel ihm. Dieser Sherlock war mitfühlend und besorgt um ihn und in diesem Moment wurde der Wunsch geboren, noch öfters diesen Sherlock zu Gesicht zu bekommen. Aber nur er…nur für ihn…das hier, dieser Moment gehörte nur ihnen. Sollte der Rest der Welt den Detektiv doch weiterhin als Kaltherzig bezeichnen, John wusste das es nicht so war. Sherlock sah in Johns Augen, der Schmerz verschwand langsam aus seinem Blick und ließ tränennasses, glänzendes Braun zurück. Wie warm und wundervoll doch dieser offene Blick war. John verbarg nichts, seine Augen waren offen und ehrlich und er musterte Sherlock lange. Dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen und Sherlock atmete erleichtert aus. Das schlimmste hatten sie überstanden! Jetzt wirkte John wieder ruhig und friedlich, sein dunkelblondes Haar war feucht und klebte ihm auf der Stirn und Sherlock wusste nicht woher das kam, aber noch bevor er genau darüber nachdenken konnte, hatte er seine Hand gehoben und ihm die Strähnen aus der Stirn gestrichen. John schloss die Augen und Sherlock strich ihm unbeirrt weiter über den Kopf. Wie ein krankes Kind, das vom starken Vater beruhigt worden war und dessen Nähe genoss. „Möchten Sie noch eine Schlaftablette, nur zur Sicherheit?“ John erschrak leicht aus seinem dösigen Schlaf, als Sherlock Stimme so dicht an seinem Ohr erklang. „Nein, die Schmerzen sind erträglich, ich bin müde…kann schlafen. Danke.“ „Dafür nicht, John. Ich hab es Ihnen doch versprochen.“ Müde vielen dem Doktor wieder die Augen zu. Der Wecker auf dem Nachtisch zeigte halb 4 Uhr Morgens und Sherlock hoffte das John noch ein paar erholsame Stunden an Schlaf bekam. Aber das hier hatte ihn ganz schön mitgenommen. John so zu sehen, das war hart. Noch immer streichelte er über den Kopf seines Freundes und wachte über dessen Schlaf. Eine halbe Stunde saß er so da, beobachtete seinen Freund, wie dessen Atmung gleichmäßig und seine Gesichtszüge vom Schlaf entspannt wurden. Auch an ihm nagte die Müdigkeit, doch er brachte es nicht über sich jetzt zu gehen. Was wenn John erneut erwachte und Hilfe brauchte? Dieses Mal wollte er da sein. Natürlich war der Glaube sein hier sein würde etwas bewirkten reiner sentimentaler Blödsinn. John schlief und würde sicher nicht merken ob jemand hier bei ihm war oder nicht. Aber Sherlock empfand es als Pflicht, auch wenn er nur über Johns Schlaf wachen konnte. Er hätte nicht gehen können, bestimmt hätte er in seinem Bett keinen Schlaf gefunden, aus Angst er könnte etwas verpassen, sein Handy nicht hören oder John würde nicht mehr die Kraft finden sich unter weiteren Schmerzen bemerkbar zu machen. Nein, er konnte nicht gehen. Also stand er vorsichtig vom Bett auf, damit sich die Matratze nicht all zu stark bewegte und John somit vielleicht wecken könnte. Vor dem Schreibtisch hatte John einen Drehstuhl mit schwarzem Lederbezug stehen, der Sherlock für den Rest der Nacht reichen würde. Aus dem Schrank kramte er noch eine Wolldecke, die mit ihren bunten Flicken auf grauem Grund nicht wie etwas wirkte, das John für sich selbst gekauft hatte. So schob er den Stuhl vor das Bett, setzte sich bemüht es bequem zu haben und breitete die Decke über sich. Und dort verharrte er, bis die Sonne am Morgen durch die Vorhänge kroch. Erst dann erhob er sich, streckte seine lange, sehnige Gestallt, legte die Decke auf den Stuhl und schob diesen zurück an seinen Platz. Vorerst zumindest, denn er würde John nicht wieder allein lassen und wenn er bis zu dessen Genesung jeden Abend auf diesem Stuhl verbringen müsste, er würde hier sein. Mit einem letzten Blick auf John ging er nach unten, Duschte kurz und bereitete dann ein leichtes Frühstück für seinen Patienten vor. Auch wenn ihm nicht nach Essen zumute war, John musste etwas zu sich nehme. Medikamente auf leeren Magen waren nicht förderlich für seine Gesundheit und er erinnerte sich ohnehin, Magentabletten bei dem Sammelsurium an Medikamenten entdeckt zu haben. Kaum war er fertig, kam eine SMS und er zog geschwind sein Telefon aus der Hosentasche. Kann es sein das ich Kaffee rieche? J.W. Sherlock musste lachen. Möchten Sie im Bett frühstücken? S.H. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)