Mikado von Hotepneith (Von Verwechslungen, Irrtümern und sonstigen Fehlern) ================================================================================ Kapitel 20: Duell ----------------- „Wenn der Shogun zwei Tage Vorsprung hat, wird er bald in Nakamura sein,“ bestätigte Hiroki, der Baumkämpfer, der scheinbar aus dem Nichts bei Inu Yasha und seinen Freunden, Myouga und Toutousai auftauchte. „So dass er dem Mikado helfen kann, falls dieser in Schwierigkeiten steckt. Allerdings möchte euch die Mutter des Waldes darauf hinweisen, dass auch ihr einige Tage bis Nakamura benötigen werdet. Das wird zu spät sein. Die Wurzeln der Pflanzen spüren weit entfernt drei Heergruppen, zuvor waren es vier.“ „Oh je, oh je,“ stöhnte der kleine Flohgeist auf: „Der Herr, der Shogun, General Komino und Fürst Kato – aber wer fehlt nun? Nein, dem Herrn kann nichts geschehen sein.....“ „Keh,“ machte Inu Yasha. Nun ja, diesem dämlichen Sesshoumaru wollte er eigentlich weniger helfen. Obwohl, es wäre eine gute Gelegenheit, dem mal so richtig zu zeigen, was ein Halbdämon drauf hatte. Und es wäre vielleicht auch die Chance, einmal seinen Vater zu sehen – auch, wenn er noch immer bezweifelte, dass der beglückt darüber sein würde, einen halbblütigen Sohn zu haben. Neugierig war er ja schon auf ihn: „Das klingt so, als ob wir uns beeilen sollten. Also, schlagen wir hier keine Wurzeln...äh...Hiroki...“ „Schon gut, meinte der Baumkämpfer: „Mutter sagt, ihr sollt euch daran erinnern, dass sie eines einen Pakt mit dem damaligen Inu no Taishou schloss. Er hat sich stets daran gehalten, so möchte sie das nun ausgleichen. Sie hat eine Idee, wenn ihr mir folgen wollt.“ Der Mikado benötigte in seiner riesigen Hundeform nur einige Schritte um sich dem ebenso gewaltigen Drachen auf Kampfdistanz zu nähern. Während dieses kurzen Weges schien sich die Zeit auszudehnen, aus Sekunden Ewigkeiten zu werden. Mit übergroßer Klarheit hörte er, wie seine eigenen Krieger zurückwichen, um nicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden, wie aber auch Katos Männer sich neu positionierten, aus dem gleichen Grund. Jedem Dämon hier war klar, dass dies ein erbittertes, mit aller Energie und Macht geführt werdendes Duell werden würde, ohne Gnade zu geben oder zu erwarten. Seltsamerweise glitten seine Gedanken in die Vergangenheit, als er nichts weiter außer der, wenngleich mächtige, Provinzfürst von Nishi gewesen war, unangefochten dort herrschend durch Erbrecht und das Höllenschwert, das sich schon lange in seiner Familie befand. Als der damalige Mikado unerwartet verstorben war, hatte Kato, der mit dessen jüngerer Tochter verheiratet war, sofort Anspruch auf den Kaisertitel erhoben, da unverzüglich auch die älteste Erbin den überraschenden Zug gemacht hatte für sich selbst den Thron zu fordern. Darauf war keiner der Fürsten eingegangen, die die verlockende Belohnung vor sich sahen: Mikado und zugleich eine starke Hundedämonin als Mutter für ihren Erben. Er selbst hatte viele Kämpfe und auch Intrigen benötigt, um alle Fürsten dazu zu bringen, sich ihm zu unterwerfen, den entstandenen Bürgerkrieg unter den Dämonen zu beenden, unter dem vor allem die Menschen litten. Dann erst war er gegen Machi gezogen – ebenso gut wie die Erbin wissend, dass sie kaum eine Wahl hatte, als den Sieger zu nehmen. Eine Vernunftehe. Nach der Geburt Sesshoumarus erst hatten sie sich völlig entfremdet, da sie nun auf ihren Sohn als künftigen Mikado setzte. Gleich, ob die Gerüchte stimmten, dass sie ihn selbst hatte ermorden wollen oder nicht, so hatte er sie doch vom Hofe entfernen müssen und nach Nishi, seinem Stammland, verbannt, sicher, dass sie dort, wo er heute noch als Schutzherr förmlich verehrt wurde, keine Chance zu einer Flucht oder auch nur Intrigen bekommen würde. Alles hatte er für den Frieden gegeben – und jetzt war es gut möglich, dass er dafür sterben würde. Ryuukossei war immer begierig auf Mord und konnte ihn persönlich nicht leiden. Hinzu kam, dass er der stärkste aller Drachen war von denen man je gehört hatte.... Er sollte aufhören zu denken und sich auf den Kampf konzentrieren. So. Er selbst besaß vier bekrallte Pfoten und sein starkes Gebiss, hinzu kam das Fell um seine Schultern, das ihn schützte. Der Drache besaß nur zwei kurze Vordergliedmaßen, allerdings ebenso wie seine muskulösen Beine mit scharfen Klauen daran, und beeindruckende Zähne. Überdies vermochte er, wenn er sich selbst richtig entsann, es auch noch, Kugeln aus dämonischer Energie über seinen Mund auf seinen Gegner zu schleudern. Das könnte die Hauptgefahr werden.... Im gleichen Moment schoss der scheinbar in Ruhelage befindliche Ryuukossei auf seinen Widersacher los. Sein bislang zusammengerollter Körper verlieh der Attacke die Wirkung einer Sprungfeder. Es war schnell, unglaublich schnell, wie er nach der Kehle des Inu no Taishou zielte, der es gerade noch schaffte, mit einer Seitwärtsrolle dem Biss zu entkommen, und wieder stand, unangenehm überrascht, dass er die Zähne so kurz vor sich aufeinander hatte schlagen hören. Nein, das würde nicht einfach werden. Ohne weiter zu zögen griff er seinerseits mit geöffnetem Maul an, um zu versuchen, die gerade noch gezeigte, ungeschützte, Bauchseite der Riesenechse zu erreichen. Ryuukossei, der um seine Schwachstelle wusste, wandte sich seitwärts und wickelte sich halb um den Riesenhund. Die Krieger des Mikado und Fürst Katos konnten nur zusehen, wie sich die beiden mächtigen Körper ineinander verschlangen, verkeilten, um Zentimeter rangen, bemüht, Zähne und Klauen in den Körper des jeweils anderen zu schlagen. Und von beiden ging eine derartige Energie aus, dass sich die eingeschlossenen kaiserlichen Kämpfer noch ein Stück rückwärts zum Talausgang zogen, ohne von ihren Feinden daran gehindert zu werden. Sesshoumaru hob den Kopf. Er hatte mit den zweihundert Dämonenkriegern aus Shiroi inzwischen Nakamuras Grenzen erreicht – und er spürte eine nur zu vertraute Energie. Allerdings hatte er nie die Macht seines Vaters derart offen gefühlt. Und das konnte nur eines bedeuten. Der Mikado steckte in einem erbitterten Kampf. Er hob nur die Hand, winkte, und ließ seinen Drachen rascher fliegen. Die Krieger folgten ihm unverzüglich. Nur wenige Minuten später erreichten sie die ersten Hügel Nakamuras, dahinter stiegen die Berge auf. Der Shogun sah sich nur um, ohne im Tempo innezuhalten, aber ein einheimischer Dämon eilte sofort zu ihm. „Vor uns liegt der Pass zum Tal der Stufen, dem Kaidan no Tani, Sesshoumaru-sama,“ erklärte er. „Das Tal der Stufen – ein Hinterhalt?“ „Die beste Stelle von hier bis zur Hauptstadt Hanabira.“ Sollte sein verehrter Vater das übersehen haben? Aber warum zog der nicht das Höllenschwert? Dagegen war doch jeder Hinterhalt sinnlos? Er musste sich beeilen. Kein Dämon, nicht einmal sein mächtiger Vater, hielt eine derartige Energiebelastung über einen längeren Zeitraum aus. Und wer war der Andere dabei? Mehrere oder gar nur einer? Was war geschehen? Oder genauer: was hatte Onkel Kato da ausgebrütet? Er ließ seinen Reitdrachen förmlich empor schießen, über die bewaldeten, aber dennoch stark ansteigenden äußeren Berge des Stufentales, ehe er auf den grasigen Talboden hinab sprang, zu den Kriegern seines Vaters, ohne das Gesicht von dem Duell abzuwenden. Mit einem Blick hatte er gesehen, dass sie nur herumstanden, statt dem Mikado zu helfen, der in einem heftigen Zweikampf mit einem Drachen steckte. Warum nur hatte Vater sich darauf eingelassen? Seine eigenen Dämonenkämpfer folgten etwas langsamer, ohne an dem steilen Abstieg von jemandem oder etwas gehindert zu werden. Entsetzt und doch mit gewisser Hoffnung hatten ihn die Unterführer entdeckt und eilten zu ihm, verneigten sich. Jeder hasste es, dem Shogun eine schlechte Nachricht mitteilen zu müssen, oder gar die Tatsache, dass der übereilt gehandelt hatte, aber Schweigen war auch keine Lösung. Falls das Schlimmste eintrat, war dieser junge Hundedämon der nächste Mikado, ihr Heerführer. Und immerhin trug der den Titel des Taiishougun, des großen Generals, auf Grund seines Sieges über die Barbaren. So meinte der älteste der Unterführer hastig: „Das Kaidan no Tani ist eine Falle. Und der mächtige Herr kann das Höllenschwert nicht einsetzen, da er es nicht aus der Scheide zu ziehen vermag. Es scheint unter einem Fluch zu liegen.“ Zum ersten Mal wirklich besorgt sah Sesshoumaru zu den Gegnern, die gerade ein wenig aus dem engen Clinch gingen, sich wohl neue Taktiken überlegten. Beide zeigten Verletzungen, blutende Bissspuren, und tiefe Kratzer, auch Brandspuren auf dem Hundepelz, aber das würde nichts machen. Dies war ein Kampf bis zum Äußersten – und da durfte sich nach alter Dämonensitte niemand einmischen, warum hatte er nicht gleich daran gedacht, dass diese treuen Männer sonst bedingungslos zu Vater stehen würden? Er war wohl doch müde durch die lange, ergebnislose Jagd nach dem Jungen der Tessaiga besaß. Sesshoumaru erkannte nun, warum er und seine Krieger scheinbar ohne Probleme in das Tal gelangt waren. Auch die Gegner mischten sich nicht ein, würden jetzt aber gewiss einen Ausbruchsversuch verhindern. Er hatte, ebenso wie Vater, im blinden Vertrauen auf das höllische Schwert, seine Krieger in die Falle geführt. Wieso konnte es überhaupt verflucht worden sein? Vater ließ es so gut wie nie allein und Kato war nicht eben als großer Magier verschrien. Gleich. Es war wohl ein Fakt und damit musste man leben. Zur Erleichterung der Unterführer, die durchaus wussten, wie rasch der Thronfolger mit Strafen bis zum Tod bei der Hand war, sagte er nur: „Lagebericht.“ „Die Felsen um uns sind mit Fürst Katos Kriegern besetzt. Die beiden Talausgänge sind mit Geröll und Baumstämmen versperrt, sowie mit mächtigen Bannsprüchen versehen. Ein Ausbruch ist äußerst schwierig und würde einen hohen Blutzoll fordern. Darum, und auch, da der Mikado auf Euch wartete, nahm er die Duellforderung Ryuukosseis an. General Komino und seine Männer sind tot.“ Die nächste schlechte Nachricht. Musste alles schiefgehen? Seit wann war Kato denn so schlau? Das Ungeheuer, die Attentate auf ihn selbst, die Vernichtung der kaisertreuen Dämonenjäger...das alles gehörte doch irgendwie zusammen. Nun, gleich. Er sah sich noch einmal um. Sobald der Kampf dort zwischen dem mächtigen Hundedämon und dem Drachen beendet war, würde Kato erneut angreifen lassen. Und das Kaiserheer stand hier förmlich wie auf dem Silbertablett. Vater würde, auch, wenn er gesiegt hatte, kaum seine gewöhnliche Kraft aufbieten können, vom Höllenschwert ganz zu schweigen. Nie zuvor in seinem Leben hatte sich Sesshoumaru so allein gefühlt. Immer, selbst als er die Regierung geführt hatte, die Armee der Invasoren abgewehrt hatte, war sein verehrter Vater im Hintergrund gewesen, mit dem er sich besprechen konnte, hatte er etwas wie eine unsichtbare Hand schützend über sich gespürt. Und jetzt...Nein, er wollte und konnte nicht davon ausgehen, dass der Mikado verlor. Dazu war er doch viel zu mächtig, zu stark, war der Kaiser, der Herr aller Hunde, war....sein Vater. Aber gleichzeitig sagte ihm dämonische Nüchternheit, dass die Divisionen um ihn Anweisungen erwarteten, Befehle und damit auch Hoffnung, zumindest bis Vater andere hatte. So sah er sich noch einmal um, ehe er sich bei den Unterführern erkundigte: „Welche Waffen hat der Gegner?“ „Speere, Lanzen, Pfeile, Sesshoumaru-sama,“ erwiderte der Älteste unverzüglich. Distanzwaffen, also. Kato schien seine Männer schonen zu wollen. Das machte es schwerer – außer, man würde sie dazu bringen, sich hier auf den Talboden zu begeben, wo die erfahrenen Eliteeinheiten des Mikado sicher überlegen wären. Es war unmöglich, dass Kato mehr als schnell ausgebildete Krieger zur Verfügung hatte. Und der liebe Onkel selbst würde sich aus jedem Nahkampf mit ihm oder gar Vater heraushalten, das bewies schon die Tatsache, dass er diesen unsäglichen Drachen vorgeschickt hatte. Hätte er selbst doch nur Tessaiga hier! Aber dieser ominöse weißhaarige Junge besaß es leider und der Himmel wusste, wo der steckte oder was er gar mit diesem Schwert anstellen würde. Moment. Zum ersten Mal wurde dem Shogun bewusst, dass auch dieser Unbekannte Hundedämonenblut in sich haben musste – ein halber Hundedämon. Natürlich. Sonst hätte er kaum dieses Schwert führen können. Vater hatte die Klingen für seine möglichen Söhne bestellt, als er noch annahm.....Nun gut. Das änderte nichts. Er hatte Tessaiga nicht in der Hand und auch nicht an seiner Seite, Vater würde geschwächt aus dem Duell hervorgehen und sie saßen in der Falle. Er sollte einen Plan schmieden. Und zwar einen sehr guten. Für einen scheinbar endlosen Moment standen sich der weiße Hund und der riesige Drache gegenüber. Beide atmeten schwer, spürten die Anstrengung. Aber alle Zwei waren erfahren in solchen Kämpfen, hatten oft genug Duelle auf Leben und Tod bestanden, überlebt – und beide planten es auch diesmal. Ryyukossei ärgerte sich ein wenig, dass er so lange benötigte, um mit dem Herrn der Hunde zurande zu kommen. Immerhin hatte der das Höllenschwert nicht funktionsfähig. Und er gab zu, dass er die Stärke und vor allem die Sturheit dieses Hundes unterschätzt hatte. Er hatte schon Widersacher besessen, genug, die sich unter solchen Verletzungen winselnd auf den Boden gelegt hatten. Nun gut. Schon bei ihrem ersten Treffen hatte der Mikado ja gezeigt, dass er willens war zu überleben. Und auch er selbst war nicht mehr ganz der Frischeste. Die Bauchwunden, die ihm die Zähne und Krallen des Inu no Taishou zugefügt hatten, bluteten heftig. Wachsam begannen sich bei beiden mächtigen Wesen zu umkreisen. Alle Zwei fühlten die Schmerzen der Verletzungen, den Blutverlust, die steigende Schwäche und beiden war klar, dass der Kampf bald ein Ende finden musste. Der nächste Angriff würde kommen, von dem es kein Zurück mehr gab, der durchgefochten werden musste bis zum Ende eines von ihnen. Und beide zögerten instinktiv davor. Ryuukossei erkannte seine Chance – und wartete weiter ab, sich immer wieder seitwärts windend, damit den Taishou zwingend ebenfalls den Kreis zu beschreiben. Dieser wusste, dass der Drache abwartete, und ahnte auch die Ursache, aber er hatte keine Zeit mehr für eine neue Taktik, neue Ideen. Er war weitaus schwerer verletzt als die durch die Schuppen geschützte Echse und würde auch schneller schwächer werden. Ryuukossei hatte ihm einst versprochen ihn bei lebendigem Leib aufzufressen und es war kaum davon auszugehen, dass er seine Meinung geändert hatte. Nein. Er musste angreifen. Nur wie? In diesem Moment erhaschte er einen Blick auf seine Krieger – und seinen Sohn. Sesshoumaru! Verdammt. Warum war er nur auch her in diese Falle gekommen? Sein Sohn, sein Welpe... Er musste ihn schützen, er musste siegen. Um jeden Preis. Jeden. Mit weit aufgerissenem Maul griff er an, nach der Kehle des Drachen zielend. Ryyukossei hatte darauf gewartet und drehte sich, wandte sich geschickt von dem tödlichen Fang weg. Jetzt, dachte er, als er seine Gegenattacke einleitete. Mit aller Kraft, die er so aufbringen konnte, verwandelte er seinen langen Körper erneut in eine Sprungfeder und schleuderte sich empor. Er schien für einen Augenblick in der Luft zu schweben, während der Hund bereits wieder auf dem Boden gelandet war, ehe er sich auf den Mikado fallen ließ. Der Taishou wurde durch den unerwarteten, erstmaligen Angriff von oben zu Boden gestoßen. Es war die Erfahrung aus Kämpfen gegen andere Hunde, die instinktive Erinnerung an Raufereien aus Welpentagen, die ihn handeln ließ. Sich auf den Rücken weiterdrehend stieß er mit aller Kraft den Drachen mit allen vier Pfoten von sich. Ryuukossei wurde rücklings auf den Boden geschleudert. Sich windend wollte er sich auf den Bauch drehen um seine ungeschützte Unterseite zu bedecken, als sich tödliche Zähne um seine Kehle schlossen. In diesem Moment befahl Fürst Kato den Angriff. Wurfgeschosse aller Arten flogen auf die eingeschlossenen Krieger im Tal der Stufen zu, über die Nordseite des Hügels jedoch stieg aus dem Wald eine neue Gefahr: Blutvögel. Diese dämonischen Wesen griffen im Sturzflug an und hackten nach ihren Gegnern, versuchten, Stücke aus deren Körpern zu reißen. Der Taishou, der instinktiv noch seine Schnauze im Gras abgewischt hatte, sah es und verwandelte sich trotz seiner Erschöpfung in seine menschliche Form. Mochte auch das Höllenschwert versiegelt sein, vielleicht gelang es ihm....Wohin hatte er es zuvor nur geworfen? Er spürte, dass er wankte. Nein. Eine große Hilfe wäre er nicht, weder für seinen Welpen noch für seine Krieger. Jemand stützte ihn und er bemerkte jetzt erst, dass zehn Elitedämonen um ihn standen, bereit ihn zu beschützen. Da sie sicher nicht ohne Befehl die Divisionen, die sich nun in hartem Kampf befanden, verlassen hätten, musste Sesshoumaru ihnen die Anweisung gegeben haben. Seine Gedanken waren langsamer als es gut gewesen wäre, erkannte er, als er allmählich auf ein Knie niedersank. Blutvögel – das bedeutete, dass sich auch Fürstin Teikken und ihre Erbtochter Abi der Verschwörung angeschlossen hatten. Warum nur? Er sah, wie Katos Männer von den Steilwänden in das Tal vorrückten, gedeckt von den Blutvögeln und nun noch einer größeren Gefahr aus der Luft – in jeder Hinsicht. Paradiesvögel. Verdammt. Diese großmäuligen Biester mit je zwei menschlichen Oberkörpern darauf waren von kaum einer Waffe zu verletzen und überaus aggressiv. Und sie hatten offenbar einen klaren Befehl bekommen, denn vier oder fünf stürzten sich auf ihn und die zehn Getreuen um ihn, die sich sofort formierten. Sesshoumaru bemerkte trotz des Kampfes die Attacke auf seinen Vater. Wie immer auch im hitzigsten Gefecht einen kühlen Kopf bewahrend, gab er den Befehl, standzuhalten, ehe er mit einem gewaltigen Satz hinüber sprang. Der Mikado musste verletzter und erschöpfter sein als er selbst es zuvor gehofft, geglaubt, hatte, denn er kniete nur da – unmöglich, gewöhnlich. Er sah Blut aus dem Unterarmschutz des linken Armes laufen, Blut unter der Rüstung, Blut über das Gesicht rinnen und fuhr herum, mit dem Rücken zum Kaiser und dessen Leibwache. Vater! Diese Vögel aller Arten sollten ihm nichts tun! Zum ersten Mal in seinem Leben war er wild entschlossen jemanden zu beschützen – so sehr, dass er vergaß, dass das Schwert in seiner Hand Tenseiga war, die Klinge, die nicht töten konnte. Während er es herumriss, damit zuschlug, entstand eine schmale Schwärze in der Form einer Mondsichel. Der Paradiesvogel, der von dieser Dunkelheit berührt wurde, schien zweigeteilt zu werden und konnte nur mehr aufschreien, ehe er tot zu Boden sank. Zu erleichtert um auch bloß irritiert zu sein, wandte sich Sesshoumaru dem nächsten Gegner zu. „Der Pfad der Dunkelheit,“ flüsterte der Inu no Taishou. Toutousai hatte ihm versprochen, dass Tenseiga diese Fähigkeit besitze – aber nur, wenn der Träger auch dazu bereit wäre. Sicher, das war eine Mondsichel, kein Vollmond, aber was immer diese Dunkelheit berührte, würde in die jenseitige Welt gezogen. Eine fürchterliche Waffe – aber wohl gerade rechtzeitig entdeckt, um ihnen hier auch nur den Hauch einer Chance zu lassen. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, befahl er: „Kümmere dich um unsere Krieger, Sesshoumaru.“ In lebenslang anerzogenem Respekt gehorchte dieser, zumal der erste, direkte Angriff der Paradiesvögel auf seinen Vater wohl abgebrochen worden war und sich die riesigen Bestien nun auf die Dämonenkrieger stürzten, die sich gegen diese und die Blutvögel gegenseitig zu decken versuchten. Aber da waren auch noch die Angriffe mit Lanzen und Pfeilen von den Talwänden. Eine Todesfalle. Nun gut. Er sollte zusehen, so viele dieser Mistkerle wie nur irgend möglich mit in das Jenseits zu nehmen. Und, wenn es ging, vor allem seinen lieben Onkel Kato. Allerdings hielt der sich anscheinend mehr als vornehm im Hintergrund. Aber er würde ihn nicht vergessen, dachte der Shogun, ehe er sich mit Todesverachtung in das Getümmel stürzte. Der Mikado spürte, wie seine letzte Kraft aus ihm herausrann wie Wasser. Hilflos stürzte er zu Boden, drehte sich nur noch irgendwie auf die Seite, um wenigstens zusehen zu können. Was hatte er Narr getan? In blindem Vertrauen auf eine höllische Waffe hatte er seinen Instinkt ignoriert, hatte er sein Heer in die Falle geführt, seinen eigenen Sohn... Er hatte zwar Ryuukossei besiegt, allerdings vermutlich um den Preis seines Lebens. Doch zumindest sein Junge, seine Männer sollten aus diesem wahren Hexenkessel ausbrechen können...Nur wie? Der Inu no Taishou erwartete nicht viel vom Schicksal. Sein gesamtes Leben lang hatte es sich als zu strenger Gläubiger erwiesen. Er rechnete sicher mit seinem Tod – aber die anderen..... Zu wem auch immer er in diesen Sekunden flehte, nur für Sesshoumaru und seine Krieger – keinen Moment dachte er an sich. ** Das nächste Kapitel bringt: Kampf im Kaidan no Tani Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)