Mikado von Hotepneith (Von Verwechslungen, Irrtümern und sonstigen Fehlern) ================================================================================ Kapitel 10: Die Mutter des Waldes --------------------------------- Die Reisegruppe aus Menschen, Halbdämon und Fuchsdämon folgte Hiroki, dem Baumkämpfer, immer tiefer in den Zauberwald. Allen war dabei bewusst, dass auch andere dieser seltsamen Wesen sie beobachteten, wenn nicht die Bäume selbst. Auch Inu Yasha zog es vor, hier nicht zu kämpfen. Er war gern voreilig, agierte, ohne zuvor zu denken, aber das hier war eine zu ungemütliche Lage. Unsichtbare Gegner ohne Witterung war nichts, mit dem er umgehen konnte. Er merkte jedoch, dass sie wieder nach Süden wanderten. Wenn er sich nicht irrte, müssten sie bald wieder an die Berge gelangen, die die Provinzen Shiroi und Teien voneinander abgrenzte. Wollten diese Wesen sie etwa Naraku ausliefern? Endlich blieb Hiroki kurz stehen, ehe er eine große Lichtung betrat. Zum Erstaunen der Besucher befanden sich dort gewiss an die fünfzig dieser fremden Wesen, die weder Dämon noch Mensch waren, aber dennoch Magie beherrschten, anscheinend die Hälfte Baumkämpfer, aber auch einige Zauberinnen und andere, deren Kleidung sie noch nicht gesehen hatten. Hiroki neigte den Kopf, ehe er weiterging. In der Mitte der Lichtung lehnte ein Wesen an einem großen Stein, wie es weder Mensch noch Dämon je gesehen hatten. Es schien eine Frau zu sein, die Gesichtszüge waren weiblich, aber der gesamte Körper bestand aus Holz, ja, Ästen. Auch Beniko, die Laubzauberin, erschien nun neben den Besuchern und verneigte sich vor ihr. „Mutter, wir fanden diese Menschen und Dämonen in unserem Wald,“ sagte sie: „Einer ist sogar ein Halbdämon. Sie achteten das Holz und kämpften nicht als sie uns bemerkten.“ „Mönch und Priesterin,“ ergänzte Hiroki: „Könnten nützlich sein. Sie besitzen magische Fähigkeiten.“ Die Mutter des Waldes hob etwas die Hand: „Dann kommt näher, Fremde. In der Tat. Solche Wesen waren noch nie gemeinsam in meinem Wald, solange ich mich zurückerinnern kann. Sie nahmen kein Holz?“ „Nein, Mutter.“ Hiroki bedeutete den Besuchern sich zu verneigen. Die Menschen taten es. „Oh...“ murmelte Miroku. Die Mutter des Waldes blickte zu ihm: „Was siehst du, Mönch?“ „Du bist krank, nicht wahr?“ „Ja. Seit einigen Tagen. Meine Kinder und die Bäume sind besorgt. Sterbe ich, sterben auch sie. Weißt du, warum?“ „Ich ahne es, ehrwürdige Mutter, aber...Kagome, du müsstest es genauer erkennen können.“ Die Priesterschülerin wollte schon erwidern, dass er doch eine komplette Ausbildung durchlaufen habe, als sie es erkannte. Und sie konnte nicht verhindern, dass sie rot wurde. Das, was an Leuchten an drei Stellen durch das Holz der Mutter des Waldes schimmerte, war helle, läuternde Magie. Und nach allem, was sie erkennen konnte, waren das Splitter. Wie hatte Akago, Narakus Sohn, bei ihrem Verhör gesagt? Die Splitter des magischen Juwels, das sie zerstört hatten, würden sich nun über das gesamte Reich verbreiten? War sie etwa Schuld daran, dass die Mutter des Waldes erkrankt war? Sie musterte den riesigen Körper noch einmal: „Darf ich dich anfassen, ehrwürdige Mutter?“ Sie nahm an, dass die Anrede, die der Mönch verwendet hatte, passte. „Du meinst, dass du mich heilen kannst?“ fragte diese. „Ich glaube zu wissen, was die Krankheit verursacht.“ Sie trat näher und kniete nieder, ohne zu bemerken, dass alle Baumkämpfer die Hände an die Schwerter legten. Inu Yasha hatte es sehr wohl gesehen, verzichtete jedoch darauf Tessaiga zu ziehen, da die Mutter des Waldes sofort den Kopf schüttelte und sich die Kämpfer entspannten. „Die Laubzauberinnen sagen, es sei Fremdes in mir. Aber nichts, das wir kennen.“ „Ja. Ich kann drei Splitter sehen. Splitter eines magischen Juwels. - Hier und hier und hier.“ Kagome deutete auf die drei Äste, die wohl beiden Armen und einem Bein entsprachen. „Ja, hier begann der Schmerz. Weiter.“ „Die Magie dieser Splitter ist es wohl, die....die Krankheit verursacht. Man müsste sie entfernen.“ „Dann tue das.“ „Äh...“ Kagome sah sich hilfesuchend um. Miroku schüttelte den Kopf: „Ich sehe das Leuchten, aber ich kann die Splitter nicht kontrollieren. Du wohl eher.“ Er wollte nicht gerade vor der Leidenden und ihren Kindern sagen, dass es Kagome ja immerhin geschafft hatte, das Juwel zu zerstören, etwas, das ihm selbst nie gelungen wäre. „Ich....“ Sie seufzte, war aber zu hilfsbereit, um nicht zu erklären: „Ich versuche es. Nur, wie kann ich an die Splitter herankommen? Vielleicht kannst du, Hiroki, schneiden...?“ „Nein.“ Der Protest kam von dem Baumkämpfer und der Mutter des Waldes gleichzeitig. Diese fuhr fort: „Keines meiner Kinder oder eine Waffe, die sie tragen, kann mich verletzen, Menschenkind, nicht einmal das Schwert der Dämonenjägerin. Du wirst es tun, Halbdämon, denn dein Schwert hat die Macht. Und ich kenne seine Scheide. Das Holz stammt von einem alten Freund von mir, einem Magnolienbaum weit im Norden. Darum vertraue ich dir.“ „Keh! Ich heiße Inu Yasha.“ Der Halbdämon zog, zögerte aber: „Das wird dir ziemlich wehtun, ich meine, auch, wenn du aus Holz bist....“ Ein Lächeln: „Nichts ist immer das, was es zu sein scheint, Inu Yasha. Schlage getrost zu.“ „Na ja...“ Er kam zu ihr: „Wo, Kagome?“ Sie deutete auf das Bein: „Hier drunter, ungefähr zehn Finger tief.“ „Gut.“ Er hoffte, dass Tessaiga hielt, was sich diese Mutter des Waldes davon versprach, und schlug möglichst genau bemessen zu, soweit er das nach seinen Übungen mit Sango konnte. Immerhin hatte er schon damit geübt, das kam ihm jetzt ebenso zu Gute wie bei dem Kampf mit der Sumpfschlange. Kagome griff sofort hin und nahm den Splitter heraus. Er leuchtete unter ihren Fingern kurz auf, ehe er erlosch: „War es das, ehrwürdige Mutter?“ „Ja. Dann noch die Arme.“ Das seltsame Holzwesen lächelte seine Kinder an: „Sie bereiten mir Schmerzen, aber manchmal ist das nötig, um zu heilen. Macht nur weiter, Priesterin und Halbdämon. Ich möchte dann später nur zu gern wissen, wie ihr alle zusammengekommen seid. Eine solche Reisegruppe gab es noch nie, die zudem meinen Wald betrat.“ Zwei Schläge mit Tessaiga später hatte Kagome alle drei Splitter in der Hand. Sie war erst unschlüssig, was sie nun damit anstellen sollte, ehe ihr einfiel, dass sie ein Medaillon um den Hals trug, das ein kleines Fach besaß. So steckte sie sie hinein, sicher, dass Miroku und schon gar Sango es nicht wagen würden, diese Splitter anzufassen. Warum wohl? Sie war doch eigentlich wirklich nichts besonderes, eine eher durchschnittliche Priesterschülerin. Die Mutter des Waldes atmete durch: „Ja, das war es. Das Andere kann ich heilen. - Seid unsere Gäste, und befriedigt meine Neugier. Ich erfahre wenig aus erster Hand über das Leben außerhalb des Waldes, und noch weniger von Leuten, die ihn respektierten. - Setzt euch. Und, Kinder, bringt ihnen Pilze und Beeren, die sie essen können.“ Hakudoshi flog derweil mehr als wütend über den Großen Sumpf. Vater war ihm erschienen – und es war noch schlimmer gewesen als er erwartet hatte. Das Monster, das er fangen hatte lassen, war nicht das Ungeheuer, das er suchen sollte. Zu allem Überfluss hatte Fürst Naraku die sieben Krieger zu sich befohlen und die anderen zurück nach Shuto gesandt, während ihm allein die Aufgabe blieb, das wahre Monster aus dem Todeswald zu suchen. Das Einzige, das ihm noch als Hilfe gesagt worden war, war, dass es weiß-rot sei und Fangzähne und Klauen habe. Himmel, da konnte ihm die Hexe des Feuerberges nützlicher sein – und die war seit hundert Jahren tot. Vater war zornig auf ihn. Hatte der etwa vermutet, er habe mit Absicht die Sumpfschlange mit dem Ungeheuer verwechselt? Woher hätte er denn wissen sollen, wie es aussah? Und sie hatte seine Krieger angegriffen, ja, welche verschlungen. Erst keine Auskunft bekommen und dann bestraft werden... Daran war sicher nur der liebe kleine Akago schuld. Wenn er dem nur endlich auch einmal eine reinwürgen konnte.Aber der war ja immer der Jüngere, wurde von Vater geradezu wie ein Baby gehätschelt und er selbst wurde den schwersten Prüfungen unterzogen. Sicher, er war der Ältere, der Erbe, aber....manchmal hatte Hakudoshi das Gefühl, dass sein kleiner Bruder durchaus nicht so harmlos sei, wie er immer tat. Vater würde da noch eine böse Überraschung erleben. Jetzt aber sollte er sehen, dass er in groben Rastern über das Gebirge flog, nach Shiroi dahinter. Irgendwo im ´Gebirge oder den Wäldern musste sich das Ungeheuer herumtreiben. Es würde sicher Dämonen meiden – aber auch Menschen? Er musste sich erkundigen, ob es Tote gegeben hatte in den Dörfern am Gebirgssaum oder auch anderswo. Dieses Ungeheuer musste er auftreiben, koste es, was es wolle, denn Hakudoshi hegte keinen Zweifel daran, wie Fürst Naraku ein erneutes Versagen bestrafen würde. Am Beginn des folgenden Tages begleiteten Hiroki und Beniko die Gäste der Mutter des Waldes aus ihrer Heimat. Am Rand der Wiesen blieben sie stehen. „Geht nun in Frieden,“ sagte der Baumkämpfer: „Wie Mutter euch schon sagte: ihr seid hier immer willkommen. Wir stehen in eurer Schuld, gerade in eurer, Kagome und Inu Yasha. Und wenn die gesamte Welt gegen euch ist: hier werdet ihr Zuflucht finden. So sprach unsere Mutter und so soll es geschehen.“ „Danke, das ist sehr nett von eurer verehrungswürdigen Mutter und euch,“ erwiderte Kagome höflich: „Es war eine Kleinigkeit und wir sind froh, dass wir helfen konnten. Und danke für die Pfeile und den Bogen, die ihr mir geschenkt habt.“ Inu Yasha hätte am liebsten etwas ganz anderes gesagt, denn er fand diesen Typen irgendwie schrecklich arrogant, aber er hielt den Mund, als er den geradezu herausfordernden Blick des kleinen Fuchsdämons neben sich sah. Shippou schien schon wieder förmlich auf einen Fehler seinerseits zu warten, um eine dumme Bemerkung anbringen zu können. So nahm sich der Halbdämon zusammen. Es war nicht nötig, dass der Kleine schon wieder darauf herumritt, dass er ein vollwertiger Dämon sei und damit nützlicher als ein halber. „Danke für eure Gastfreundschaft,“ meinte auch Sango: „Ich werde in meinem Dorf allerdings nichts davon erwähnen.“ „Ja, das wäre besser,“ gab die Laubzauberin zu: „Wir leben lieber ungestört. - Geht nun und seid vorsichtig. Die Wurzeln der Bäume unterhalten sich mit denen des Grases. Sie sagen, Blut fließt auf den Wiesen in Richtung Sonnenaufgang. Ihr sagtet doch, ihr werdet verfolgt.“ Die Dämonenjägerin erschrak. Im Osten lag ihr Dorf. Nun, nicht nur, aber es war eine alarmierende Nachricht. Miroku wusste das ebenso: „Danke, Beniko. Dann beeilen wir uns lieber.“ Die beiden Wesen des Zauberwaldes waren schon verschwunden, als sich die Fünf auf den Weg machten. „Ich kann keine Totentanzkrähen riechen,“ sagte Inu Yasha: „Die haben sich wohl geirrt.“ „Nicht nur diese arbeiten für Naraku,“ meinte der Mönch: „Denk an die Dämonenkrieger, die uns verfolgten.“ „Ja, und einige menschliche Krieger hat er auch. Komische Typen.“ Der Halbdämon dachte nach: „Ich habe nur einmal einen gesehen, der zu meinem Wald kam, aber der hatte einen eigenartigen Geruch. Mensch und doch nicht. Es hieß da, es gäbe sieben von ihnen.“ „Menschen und doch keine?“ Kagome rieb sich unwillkürlich die Arme: „Das klingt unheimlich.“ „Vieles, was mit Naraku zu tun hat, ist das, “ meinte Sango: „Ich finde es immer notwendiger dem Shogun oder gar dem Kaiser selbst davon Mitteilung zu machen. Der mächtige Inu no Taishou sollte dem Fürsten auf die Finger sehen.“ „Äh, wer?“ fragte Inu Yasha. „Der Inu no Taishou. Das ist der ursprüngliche Titel des Kaisers, ehe er es wurde. Der Heerführer der Hunde. Seinen richtigen Namen kenne ich nicht. Er war ein Provinzfürst im Westen, als er die älteste Tochter des Kaisers heiratete.“ „Sicher,“ sagte Kagome: „Nur so hatte er die Macht sich ihr zu nähern. Sie hätte bestimmt nichts unter einem Fürsten geheiratet.“ „Ja, ihre Schwester ist mit Fürst Kato von Nakamura verheiratet. Aber das war eben die Jüngere und die zweite der Thronfolge.“ Sango zuckte die Schultern: „Und als Sesshoumaru, ich meine, der Shogun geboren wurde, war es wohl aus mit Fürst Katos Erbrechten.“ „Du weißt ganz schön viel.“ „Ja, das gehört bei mir mit zur Ausbildung. Die Geschichte des Reiches. Hast du so etwas in der Priesterinnenschule nicht gelernt?“ „Nein. - Du, Miroku?“ „Nein,“ gab der Mönch zu: „Erst bei den Dämonenjägern. Und du, Inu Yasha?“ „Dieser Flohgeist fing immer wieder damit an,“ erklärte der Halbdämon: „Aber ich saß da in meinem Wald, das hat mich daher nie interessiert, wer wann wen heiratete.“ „Oh, das ist wichtig für das Erbrecht,“ sagte Kagome prompt: „Und deine Mutter war doch immerhin auch eine Prinzessin. Wieso ist eigentlich Naraku jetzt Fürst? Sie starb doch, ehe er es wurde.“ „Ja. Er hat dann wohl meinen Onkel beerbt. Stimmt eigentlich. Wieso ist der Typ Fürst und nicht ich?“ „Weil ein Fürst viel wissen muss und du nur ein halber Dämon bist,“ krähte Shippou mehr ehrlich als diplomatisch klug. Prompt schlug der Angesprochene zu. „Inu Yasha!“ meinte Kagome empört: „Schämst du dich nicht, ein Kind zu schlagen?“ „Dann soll er die Klappe halten!“ Der Halbdämon verschränkte die Arme und ging demonstrativ an die Spitze der Gruppe. Shippou dagegen genoss die tröstende Umarmung der Priesterschülerin und nahm sich fest vor, weiter auf seinem Bonus als Kind zu bestehen. Fürst Naraku hatte bereits lange nachgedacht, ehe ein geflügelter Bote ihn davon benachrichtigte, dass die sieben Krieger ihren Auftrag in Shiroi erledigt hatten und nun auf einem gewissen Umweg zurück nach Teien und in die Hauptstadt Shuto kehren würden. Überdies war auch Hakudoshi inzwischen in Shiroi – und auf seinen aufmüpfigen Sohn wartete eine Falle. Beide Zwischenfälle würde man ohne Zweifel dem Ungeheuer aus dem Todeswald zur Last legen – und das Augenmerk des Shogun und des Mikado auf diese Provinz lenken. Natürlich bedeutete das auch, dass sein Amtskollege, Fürst Kisho, als unfähig dastehen würde, aber das wäre nur nützlich. Kato, der Herr von Nakamura, sein Verbündeter, hatte ihm mitgeteilt, dass er begonnen habe, Leute anzuwerben, die mit in einen Aufstand gegen den Kaiser ziehen sollten. Das würde dauern, aber in nur wenigen Monaten könnte es soweit sein. Wichtig war nur, dass Vater und Sohn abgelenkt wurden. Und dieses Ungeheuer bot sich dafür geradezu an. Offiziell würde er selbst sich weiterhin hier in Machi, der Hauptstadt des Reiches aufhalten, um die Hochzeiten von Akago und Kanna mit den Kindern Katos vorzubereiten. Was sollte er in Teien, wo Akago seine Interessen vertrat, wenn hier der heimliche Kampf um die Macht längst begonnen hatte. Und Kannas Spiegel hatte interessante Neuigkeiten gezeigt. Ein kleines Menschenmädchen war in die Privaträume des Shogun gebracht worden. Offiziell als Näherin, aber wer wusste es schon. Es war zu auffällig, dass der gute Sesshoumaru kein Interesse an Frauen oder auch nur Männern zeigte – war dies sein Geheimnis? Das wäre ein netter Skandal – allerdings wusste Naraku, dass er vorsichtig sein musste. Gerüchte ausstreuen war eine Sache – offizielle Anklage erheben gegen den zweiten Mann im Reich eine andere. Anklage wäre fataler und wirkungsvoller. Sollten sich Beweise finden lassen, dass die Kleine auch noch andere Dienste versehen musste, wäre der Shogun bereits so gut wie tot. Da könnte ihn auch sein Vater nicht retten. Gab es keine Beweise – nun, die Gerüchte blieben immer. Und diese waren eine nicht zu unterschätzende Macht. Aber gut. Zuerst einmal das Ungeheuer, ehe dieses Menschenmädchen dran war. Die Fünfergruppe um das so genannte „Ungeheuer aus dem Todeswald“ ging über die Wiesen und durch die lichten Haine. Am Horizont zeigten sich bereits die Berge, in denen das Dämonenjägerdorf lag, davor dicht bewaldete Hügel. Alle hofften sie dort in Sicherheit zu sein, Rat und Hilfe zu bekommen. Es war bereits später Nachmittag, als Inu Yasha, der noch immer voranging, erstarrte und die Hand an Tessaiga legte. Vor ihnen erschien scheinbar aus dem Nichts ein hell gekleideter weißhaariger Junge. Erst auf den zweiten Blick erkannte der Halbdämon, dass die Oberbekleidung eine Art Panzer war, umgab den ihm Unbekannten doch eine rot leuchtende Kugel – ein schützender Bannkreis. „Hakudoshi!“ hauchte Kagome hinter ihm. Auch die anderen beiden hatten den ältesten Sohn des Fürsten von Teien identifiziert. „Hakudoshi, also?“ erkundigte sich Inu Yasha: „Was will denn der Erbe von Teien hier in Shiroi?“ „Ich sollte wohl besser fragen, wer du bist, der du mit gleich drei zum Tode Verurteilten herumspazierst. Aber, lass mich raten: rot und weiß: du musst das Ungeheuer aus dem Todeswald sein. Nun ja, du siehst eigentlich ganz manierlich aus. Kein Wunder, dass dich noch keiner fand. Dennoch. Ihr werdet alle vier hier jetzt sterben.“ Shippou fühlte sich zwar ignoriert, legte aber auch keinen Wert drauf, die Aufmerksamkeit des Fremden auf sich zu ziehen. Das sah nach wirklichem Ärger aus, so erschreckt wie Kagome dreinsah. „Sonst noch einen Wunsch?“ Inu Yasha zog, ohne eine Ahnung zu haben, was der andere auf Lager hatte. Hakudoshi lächelte auch spöttisch: „Oh, komm schon, Ungeheuer: kein Schwert, keine Waffe gelangt durch diesen Bannkreis, den mein Vater erschuf. Umgekehrt dagegen: mein Naginata...“ Woher er auch immer die Waffe aus einem langen Stock und einer Sichel daran plötzlich in den Hand hielt: „Wird dich den Kopf kosten. Ich habe schon mehr als einen Dämon damit getötet. Und gleich, was du bist – es wird auch dich umbringen.“ „Träum weiter. - Bleib zurück, Kagome!“ Der Halbdämon sprang voran und schlug mit Tessaiga zu, ohne dass Hakudoshi auch nur eine Hand zur Abwehr hob. Funken sprühten, aber der Bannkreis hielt. „Ich habe es doch gesagt,“ kommentierte der Erbe von Teien spöttisch weitere Versuche, bevor Sango ihren Bumerang warf: „Nein, Dämonenjägerin, auch du wirst hier nicht durchkommen,“ ergänzte er daher, ehe er sein Naginata hob, es in einer raschen Kreisbewegung führte. Die sichelförmige Klinge pfiff um Haaresbreite an Inu Yasha vorbei, den nur sein hastiger Rückwärtssprung gerettet hatte. „Verdammt,“ knurrte der Halbdämon. Das sah aber gar nicht gut aus. Überdies: wo war der Rest? Hakudoshi war doch mit Dämonenkriegern unterwegs gewesen. Wo steckten die? Er sah sich eilig um, konnte aber niemanden entdecken. Miroku hatte den Blick bemerkt: „Sango, er hat Recht,“ zischte er: „Kümmere dich um die Dämonenkrieger, wenn sie auftauchen.“ „Gut. - Kagome, versuche du es doch gegen diesen Bannkreis.“ Die Jägerin wandte sich seitwärts. Die Priesterschülerin hatte, schon, um nicht hilflos zu wirken, den Bogen und einen Pfeil zur Hand genommen, den ihr die Mutter des Waldes geschenkt hatte. Jetzt schoss sie ab. Hakudoshi konnte ein Blinzeln nicht unterdrücken, als der Pfeil hell aufleuchtete und jeder der Zuschauer die läuternde Magie erkannte. Aber der Zauber Narakus hielt und der Erbe von Teien ließ erneut seine Waffe zuschlagen – diesmal gegen Kagome, die er durchaus als gefährlichen Gegner eingestuft hatte. Inu Yasha packte sie um ihre Taille und brachte sie mit einem gewaltigen Satz außer Reichweite. „Jetzt langt es mir, Hakudoshi!“ knurrte er: „Sich feig hinter einem Bannkreis verstecken und dann auch noch dumme Sprüche reißen!“ „Sei lieber du still, Ungeheuer. Denn du wirst als erstes sterben!“ Aus dem Schutz seiner Kugel griff Hakudoshi nun an, immer und immer wieder auf den Halbdämon und dessen Hals zielend. Inu Yasha konnte sich nur mit Stahl auf Stahl verteidigen und es war abzuwarten, wann eine Attacke das erste Mal durchkommen würde. Sango und Kagome ließen Bumerang und Pfeile erneut fliegen, aber das blieb auch wieder ohne Ergebnis. Miroku sah es: „Geht beiseite!“ rief er, bereits nach der um seine Rechte geschlungenen Gebetskette fassend. Seine vier Begleiter gehorchten, auch Hakudoshi schien angespannt zu werden, da ihm klar war, dass es sich um eine ungewöhnliche Waffe handeln musste. Der Sog des Kazaana erfasste seinen schützenden Bannkreis, der sich verformte – aber hielt. „Verdammt!“ knirschte Inu Yasha und griff erneut an, als Miroku etwas resigniert sein verfluchtes Loch versiegelte. Der Kerl musste doch zu knacken sein! Es würde sie alle hier das Leben kosten und er wollte doch seine Freunde, vor allem Kagome, beschützen, auch, wenn er das nie laut zugegeben hätte. Mama hatte gesagt, er sei so stark, er solle Menschen verteidigen, was das bedeutete, hatte er im Wald nie verstanden, erst auf dieser Reise wurde es ihm klar. Hakudoshi schüttelte etwas den Kopf: „Ungeheuer, Ungeheuer – keine Ahnung von Taktik oder Kampf?“ „Keh! Ich sage dir, es war dein letzter Fehler, sich uns hier in den Weg zu stellen.“ Der Halbdämon schlug zu. „Sinnlos....“ Der junge Erbe von Teien hob erneut sein Naginata: „Aber bis du das mitbekommst bist du schon im Jenseits.“ ** Hakudoshi glaubt Glück zu haben: nicht nur das Ungeheuer aus dem Todeswald sondern auch noch drei zum Tode verurteilte Verbrecher kann er Papa überreichen – oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)