Mikado von Hotepneith (Von Verwechslungen, Irrtümern und sonstigen Fehlern) ================================================================================ Kapitel 6: Am Großen Sumpf -------------------------- Fürst Naraku besuchte seinen Amtskollegen Fürst Kato von Nakamura bereits am folgenden Vormittag. Kanna hatte ihm mit Hilfe ihres magischen Spiegels berichten können, was seine Söhne zuhause trieben. War es auch nicht erfreulich, dass es Hakudoshi noch immer nicht gelungen war, das Monster wieder einzufangen, so gab er sich doch Mühe. Das sprach für ihn. Akago versuchte sich unterdessen als Verwalter – was er auch ganz ordentlich machte. Wenn die beiden gewusst hätten, dass ihr Erzeuger keinesfalls plante auch nur einen von ihnen zum Erben einzusetzen, wären sie kaum so eifrig gewesen. Aber der Fürst hatte seine Abkömmlinge aus gutem Grund illegal erschaffen: sie glaubten, seine Kinder zu sein, waren darum loyal, und waren auch leicht zu beseitigen, wenn sie überflüssig geworden waren. Nicht einmal Kanna ahnte, dass er ihre Leben jederzeit beenden konnte. Höflich verneigte er sich leicht vor Kato. Dieser war ein dunkelhaariger Katzendämon mittleren Alters. „Mein lieber Naraku, wie erfreulich, dass Ihr mich aufsucht. Setzt Euch doch. Ich vermute, Ihr seid wegen des Empfanges nach Mashi gekommen?“ „Natürlich. Das wird das Ereignis des Jahres. Es ist schön, wieder einmal alle zu sehen. Darf ich mich bei dieser Gelegenheit nach Eurer Familie erkundigen?“ „Oh, danke, alles passt. - Und bei Euch? Keine neue Fürstin in Sicht?“ „Ach nein. Ihr wisst, ich habe bereits mehrere Kinder, aus dem Alter bin ich raus.“ Naraku lächelte freundlich: „Allerdings wäre es an der Zeit, dass diese heiraten.“ „Ihr habt zwei Töchter und zwei Söhne, nicht wahr?“ „Ja, wobei Kanna noch zu jung für derartige Pläne wäre. Kagura ist dagegen in heiratsfähigem Alter.“ „Ich werde sie ja bei dem Empfang sehen und gewiss erfreut sein.“ Ah, lief er da offene Türen ein? „Und ich wäre meinerseits erfreut, wenn Ihr mir Eure Kinder vorstellen würdet.“ „Natürlich.“ „Nun zu etwas Geschäftlichem....“ Der Katzendämon lächelte sanft: „Auch Heirat ist ein Geschäft, mein lieber Naraku. Nun, was wünscht Ihr“ „Waffen und Rüstungen.“ Mal sehen, wie der Provinzfürst reagierte. Kato starrte ihn an: „Wie meint Ihr?“ Überrascht, aber kein Protest? Nun, dann konnte er, wenn auch behutsam, weitergehen: „Oh, wie auch Ihr, verfüge ich über ein kleines stehendes Heer aus Dämonenkriegern, die auf meine Kosten mit Waffen und Rüstungen ausgestattet werden. Und meine Vorräte gehen zuneige.“ „Ach so, ja, natürlich. Kein Problem. Ihr seid gewiss in der Lage den üblichen Preis zu bezahlen. Obwohl Teien ein bäuerliches Land ist, verfügt Ihr doch über größere Mittel.“ „Man kann auch aus Bauernland etwas machen.“ Naraku hütete sich, von seinem erfolgreichen Schmuggelunternehmungen auf das Festland zu berichten. „Ihr habt gewiss auch Krieger?“ kam er auf sein eigentliches Anliegen zurück: „So ein mächtiger Fürst wie Ihr...“ „Ja, natürlich, die volle Anzahl, die das kaiserliche Gesetz gestattet,“ beteuerte Kato prompt. „In der Tat. Ob dem Kaiser je aufgefallen ist, dass man sein Gesetz umgehen könnte? Immer die volle Anzahl Krieger zu besitzen, diese gegen unerfahrene auszutauschen und so weiter? Er scheint sowieso in der letzten Zeit krank geworden zu sein, man sah ihn angeblich nicht einmal mehr.“ „Ja, das hörte ich auch. Selbst diese Invasionsabwehr kommandierte Sesshoumaru. Seither ist er ja der große General, Taishougun.“ „Ich war nicht dabei, sandte nur Krieger.“ Einige, nicht die volle Anzahl, unter dem Vorwand, dass auch Teien eine Küste hatte und er sicher gehen wollte, dass hier keine Landung stattfände. Tatsächlich hatte er keine Lust verspürt gegen seine Verbündeten zu viele Leute zu verlieren. Kato lächelte in sichtbarem Stolz: „Oh ja. Ich war selbst dabei. Meine Krieger kommandiere ich immer selbst.“ „Das habe ich von einem so mutigen und kriegerischen Fürsten wie Euch auch erwartet. Ich hoffe, Ses....der Kronprinz hörte auf Euren erfahrenen Rat?“ Nun, eher nicht, der junge Hund war sehr von sich eingenommen. Kato schnaubte etwas: „Er hörte mir nicht einmal zu, von Rat ganz zu schweigen. Seine Taktik war überaus primitiv: einfach drauf. Leider hatte er damit Erfolg, ich meine, natürlich war es schön, dass er das Reich so gerettet hat.“ „Natürlich.“ Naraku lächelte ein wenig mitfühlend: „Wie bedauerlich, dass ein so erfahrener Krieger und Fürst vornehmer Herkunft von einem so jungen Prinzen derart missachtet werden kann. Hoffen wir, dass der Kaiser noch ein langes Leben hat. - Wenn ich mich nicht irre, seid Ihr doch sogar mit dem Kaiserhaus verwandt?“ „Dass Ihr das noch wisst, schmeichelt mir. Ja, meine Gemahlin war eine Tochter des damaligen Kaisers, ehe der Inu no Taishou, der jetzige, es wurde.“ „Er hatte eben die ältere der Schwestern geheiratet.“ Und damit den Vorrang erhalten. „Ja, darum ging es.“ Katos Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er sich durchaus als ebenbürtig gefühlt hatte. Der Fürst von Teien atmete auf. Das klang ganz so, als ob er unter dem Vorwand weiterer Hochzeitsverhandlungen den guten Kollegen zu Hochverrat bringen konnte. Natürlich hatte er keine Sekunde im Sinn seinen Verbündeten als Kaiser einzusetzen. Waren der Taishou und Sesshoumaru erledigt, mussten auch Kato und sein Sohn daran glauben. Dann hätte er freie Hand, wenngleich diese dann auch etwas röter geworden wäre. Aber man konnte eben kein Omelett machen ohne Eier zu zerschlagen. Schließlich wäre er sonst auch kaum Fürst geworden. Und jetzt sollte er zusehen, dass er sein Treffen mit Tsubaki pünktlich einhielt. Die schwarze Priesterin war da überaus eigen. „Ist das unheimlich!“ Kagome drückte unwillkürlich den kleinen Fuchsdämon näher an sich, als die Flüchtigen den Rand des Großen Sumpfes erreichten. Es war kühl geworden am Nachmittag und dichte Wolken verhüllten die Sonne. Hinzu kam hier eine höhere Luftfeuchtigkeit, die von den Nebeln herrührte, die sich über dem Morast drehten. Sie fror in der dünnen Priesterinnenkleidung. Inu Yasha bemerkte mit einem Seitenblick ihr Zittern und zog ohne ein Wort sein rotes Oberteil aus, hängte es ihr um. Sie starrte ihn überrascht an, da sie nicht mit einer solchen Hilfsbereitschaft gerechnet hatte – immerhin war er doch das Ungeheuer aus dem Todeswald. „Das ist aus dem Haar von Feuerratten,“ erklärte er und zupfte seine helle Unterbekleidung zurecht: „Schützt wie eine Rüstung und hält warm.“ „Danke,“ sagte sie verlegen. Das hatte noch kein Junge für sie getan: „Aber wird dir jetzt nicht kalt?“ „Keh! Ich bin ein Halbdämon, kein schwacher Mensch.“ Damit war es auch schon mit ihrer Dankbarkeit vorbei. Bevor sie einen Kommentar abgeben konnte, der kaum freundlich gewesen wäre, lenkte jedoch Miroku ab – und wurde praktisch: „Sango, wie geht es hier weiter?“ Die Dämonenjägerin deutete nach links: „Dort irgendwo muss der Takayama liegen. Kannst du Felsen wittern, Inu Yasha?“ Der hob den Kopf: „Nein. Hier stinkt alles nach diesem Sumpf. Aber da ist etwas anderes....Ich kann nur nicht sagen, was. So etwas habe ich noch nie gerochen.“ Keiner der drei Menschen oder auch der kleine Fuchsdämon wunderten sich darüber, dass er nichts weiter in die Nase bekam. Je länger sie hier standen, umso intensiver wurde der faulige Geruch des gewaltigen Morastes vor dem sie standen. „Gehen wir lieber“, meinte denn Sango auch: „Unsere Verfolger sind sicher nicht mehr weit hinter uns. Wir haben letzte Nacht Pause gemacht, sie nicht.“ „Vielleicht doch,“ gab Inu Yasha zurück. „Es sind Dämonenkrieger, die brauchen doch keinen Schlaf.“ „Aber Fährten bei Dunkelheit suchen können nur Hundedämonen und Verwandte.“ Er wandte sich jedoch ab: „Na, gehen wir. Ich habe keine Lust auf ein Zusammentreffen mit gleich vierzehn von Narakus Männern.“ Er ging voran, zwischen den Ausläufern des Waldes und denen des Sumpfes, die anderen folgten im Gänsemarsch, denn viel Platz gab es hier nicht. Immerhin schien es sich um einen weiteren alten, zugewachsenen Pfad zu handeln. Ob hier einst Menschen mit Eseln entlanggegangen waren? Kagome ließ Shippou los, um sich das Gewand des Halbdämons überzuziehen. So waren auch ihre Arme bedeckt. Zudem war es einfach noch warm von seinem Körper und irgendwie wurde ihr anders. Es roch so...angenehm. Sie sah voran. Er ging da und schien nicht zu frieren, betrachtete aber immer sorgfältig den Boden, ehe er den nächsten Schritt machte. Wohl zu Recht. Immer wieder merkten sie, dass das scheinbare Gras unter ihren Füßen nachgab, voll mit Wasser gesogen wurde. Und zu allem Überfluss begann die Sonne unterzugehen. In einer halben Stunde würde es dunkel sein – und hier war kein Platz zum Rasten. Überdies waren da vierzehn Dämonenkrieger hinter ihnen. Nein, so gern sie eine Pause oder gar Schlaf gehabt hätte – zum Sterben war das nicht schön genug. Mit Einbruch der Nacht wurde die Wanderung noch schwieriger. Inu Yasha hörte, wie hinter ihm seine Begleiter immer wieder über plötzliche Wurzeln oder verfilztes Gras stolperten, auch, wenn keiner etwas sagte. Sie wussten ja alle die vierzehn Dämonenkrieger hinter sich. Er selbst vermochte bei dieser Dunkelheit durchaus noch etwas erkennen, wenn auch weniger als am Tag. „Inu Yasha!“ Kagome hauchte es nur, aber der Halbdämon drehte sich prompt um. Konnte sie nicht mehr? „Was ist denn los?“ „Da...da war etwas.“ Sie deutete in die Dunkelheit des Sumpfes. Hinter ihr schlossen Sango und Miroku auf, was sie beruhigte, zumal der kleine Fuchs in ihre Arme sprang. „Ich bin ganz sicher,“ flüsterte sie: „Da hat sich was Großes bewegt.“ Alle starrten in die Nacht. Aber nichts außer dem unregelmäßigen Blubbern des Sumpfes war zu hören oder gar zu erkennen, allerdings auch nichts von ihren Verfolgern, was sie beruhigte. „Keh!“ machte der Halbdämon: „Da ist nichts, Kagome. Naja, wer sollte auch in so einem dreckigen Eck hausen.“ „Ich...ich habe mich wohl geirrt,“ murmelte sie: „Aber eigentlich war ich mir sicher.“ „Schon gut,“ meinte Sango: „Lieber zu vorsichtig als tot. - Aber es ist nichts zu spüren, oder, hoshi-sama?“ Miroku, dem diese Anrede galt, schüttelte den Kopf, begriff dann, dass das wohl niemand sehen konnte: „Nein. Also auch kein Dämon. Aber den müsste auch Inu Yasha bemerken.“ „Da ist nichts,“ gab der zurück: „Nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zu riechen. Immerhin scheinen auch diese vierzehn Dämonenkrieger eine Pause zu machen, so halten wir den Vorsprung. Oder will jemand hier am Sumpf übernachten?“ „Wirklich nicht!“ Kagome drückte den Fuchs an sich: „Geh schon weiter. Es ist schwierig, aber besser als wenn sie uns einfangen.“ Der Halbdämon tat, was sie wollte. Nur wenige Minuten später fuhr er wieder herum, da er hinter sich einen Aufschrei hörte. Er hatte Tessaiga bereits in der Hand, als er erkannte, dass etwas Riesiges, Dreieckiges aus dem Sumpf ragte und nach dem Mädchen geschnappt hatte. Wohl nur die Tatsache, dass sie sich sein Feuerrattenhaargewand übergezogen hatte, hatte sie vor den Zähnen bewahrt und die attackierende Riesenschlange irritiert. Das Wesen sehen und mit der Klinge zuschlagen war eines: „Los, Kagome,“ schrie er: „Hau schon ab!“ Gleichzeitig zog er den Kopf ein, um Sangos Riesenbumerang auszuweichen, den die Dämonenjägerin auf den Angreifer geschleudert hatte. Der kehrte zu ihr zurück und sie fing ihn geübt trotz der Dunkelheit auf. Der Schlangenkopf wurde zurückgezogen. „Wir müssen hier weg!“ Miroku hatte seinen Mönchsstab schlagbereit und musterte die für Menschenaugen fast undurchsichtige Nacht. „Bring Kagome hier weg!“ befahl Sango, ihren Bumerang erneut hebend und da sie merkte, dass sie beide männlichen Begleiter ansahen: „Hoshi-sama! Ich decke euch mit Inu Yasha .“ Sie hatte in den vergangenen Tagen mit dem Halbdämon geübt und schätzte doch seine Kraft richtig ein. Miroku war kein Anfänger, das wusste sie nur zu gut, aber das Mädchen war nicht kampferfahren und benötigte erst einmal Schutz. Wobei sich die Dämonenjägerin aus Jahren der Erfahrung sicher war, dass in Kagome nicht zu verachtende spirituelle Fähigkeiten schlummerten. Möglicherweise war sie mit Pfeil und Bogen ausgerüstet eine wirklich mächtige Priesterin. Aber erst einmal mussten sie sich hier um das Monster kümmern. Sie bemerkte, dass Miroku gehorchte und suchte mit den Augen erneut den Gegner in der Nacht: „Wo ist er, Inu Yasha?“ „Keine Ahnung. Ich vermute, der ist untergetaucht,“ gab der Halbdämon zurück: „Der Morast stinkt mehr, bewegt sich irgendwie....“ Er kam nie zu seinem Satzende, denn der Kopf der Riesenschlange schoss erneut auf ihn los und er drosch mit aller Kraft seine Klinge auf die Nase des Angreifers. Sango warf nur etwas verzögert ihren Bumerang gegen den Dreiecksschädel, ehe sie ihn wieder fing: „Die beiden sind weg,“ teilte sie mit, ehe sie ihre Waffe erneut los jagte, das Ziel nur erratend: „Wir sollten auch fliehen!“ „Fliehen? Keh!“ Mit gewisser Wut schlug er erneut zu. „Dämonenkrieger sind sicher nicht taub!“ gab sie zurück: „Das hören die doch, Nachtpause hin oder her. Los!“ Das konnte er nicht leugnen, aber es widerstrebte ihm, jemanden, der ein Mitglied seiner Gruppe, noch dazu Kagome, die er irgendwie sehr nett fand, angegriffen hatte, einfach so laufen zu lassen. Allerdings waren vierzehn Dämonenkrieger auch für ihn ein bisschen viel und so rannte er weiter, gefolgt von der Jägerin. Endlich holten sie Kagome und den Mönch ein, die etwas entfernt vom Sumpf gewartet hatten, an einer Stelle, an der der Wald relativ weit zurückgezogen war und das trockene Land in das Moor reichte. „Alles in Ordnung?“ fragte der Halbdämon. „Ja,“ gaben Kagome und Miroku gleichzeitig zurück, während Shippou krähte: „Was war das denn für eine Schlange?“ „Keine Ahnung,“ gab Inu Yasha zu: „So ein riesiges Vieh habe ich noch nie gesehen.- Sie hat dich gebissen?“ Die Priesterschülerin fand es nett, dass er sich so um sie sorgte. Irgendwie war er wirklich doch nicht so übel, auch, wenn er sie öfter reizte: „Dein Oberteil hat sie anscheinend abgehalten.“ „Ich sagte ja, das ist wie eine Rüstung.“ „Wir müssen weiter,“ drängte Sango: „Die Krieger kommen sicher nachsehen, was da los war!“ „Wir sind zu langsam....“ Miroku nickte: „Ich bin gut trainiert und Sango auch...Inu Yasha, kannst du Kagome und Shippou tragen? Ich meine, auf dem Rücken?“ „Ja, schon...aber ihr seht doch alle im Dunkeln weniger...“ Der Halbdämon hätte nie zugegeben, dass er es irgendwie peinlich fand das Mädchen tragen zu sollen. Umgekehrt sah das freilich ebenso aus: „Ich kann schon noch, Miroku!“ fauchte Kagome daher förmlich. „Macht schon,“ befahl die Dämonenjägerin förmlich, ehe Inu Yasha die Priesterschülerin griff: „Also schön. Komm her, Sango, du dann auch.“ „Übernimm dich nicht!“ warnte der Mönch prompt. „Keh! Willst du Sango tragen?“ „Nein, danke!“ meinte die Jägerin sofort. Wenn schon männliche Hände an ihrem Hinterteil, dann wenigstens welche, die nicht streichelten. Und bei Miroku wäre sie sicher gewesen, dass er die Gelegenheit ausnutzen würde. Inu Yasha würde es hoffentlich nicht tun, zumal er mit der anderen Hand ja Kagome stützte. Shippou hielt sich an seiner Schulter fest. Er hatte irgendetwas von „Fuchsfeuer“ gemurmelt und trug in seiner Hand jetzt einen kleinen, leuchtenden Ball, der den Weg vor ihnen so erhellte, dass der Halbdämon mit seiner Last genügend sehen konnte. Dieser hatte freilich zuvor geknurrt: „Warum hast du das denn vorher nicht getan?“, sich jedoch mit dem Hinweis auf die Krieger zufriedengegeben. Jetzt waren sie auf der Flucht, Sichtung hin oder her. So liefen sie weiter, bemüht, schnell und weit voranzukommen, ehe die vierzehn Krieger am Schauplatz des kurzen Kampfes angelangt waren. Erst eine Stunde später hielten sie wieder an. Rechts von ihnen befand sich nun Fels und der Weg stieg an. „Der Pass,“ bestätigte Miroku auf Inu Yashas Seitenblick. So ließ der Halbdämon seine Last zu Boden: „Dann geht schon mal weiter,“ sagte er: „Shippous Laterne ist auch für euch ganz praktisch.“ „Und du?“ erkundigte sich Kagome sofort. „Ich lauf mal zurück und gucke, was die Krieger treiben. Vielleicht haben sie auch aufgegeben.“ „Das ist verrückt, so schnell...“ Sie brach ab, denn er war bereits in der Dunkelheit verschwunden. So blieb ihr nur zu den anderen zu sehen: „Er kann doch unmöglich die Strecke noch einmal rennen und dann noch einmal...“ „Er ist immerhin ein halber Dämon“, erklärte das Fuchskind prompt: „Das geht schon. Ich leuchte euch weiter.“ „Ja, danke, Shippou. Aber da sind vierzehn Dämonenkrieger, die sicher nicht von Pappe sind.“ „Keine Sorge, Kagome,“ tröstete Sango: „Nur jemand, der nicht nachdenkt, würde sich mit einer derartigen Übermacht anlegen.“ „Du meinst also, jemand wie Inu Yasha?“ „Äh...“ Das stimmte leider. Die Dämonenjägerin nahm sich zusammen: „Gehen wir.“ Inu Yasha rannte zurück, so rasch es ging, erstarrte dann jedoch, als er bei einer Biegung über den Sumpf blicken konnte und Licht erkannte, Fackeln. Das mussten die Krieger sein. Trotz aller Bedenken seiner Gefährten blieb er stehen. Narakus Männer untersuchten die Stelle, an der sie überfallen worden waren. Mist. Dann würden die auch schnell mitbekommen, dass es sich nicht nur um Menschen, womöglich Händler, sondern auch einen Halbdämonen, oder, wie sie glaubten, das Ungeheuer aus dem Todeswald gehandelt hatte. Da schoss aus den Tiefen des Sumpfes die Riesenschlange auf die neuen Störenfriede zu. Inu Yasha erkannte im Schein der Fackeln nur den Schatten, ehe ein Dämon aufschrie und mit in den Morast gezogen wurde. Die anderen reagierten sofort, zogen die Schwerter und griffen an, aber das große Reptil zog sich mit seiner Beute zurück. Puh, dachte der Halbdämon. Hätte sie sich nicht ausgerechnet Kagome als Beute gesucht und diese sein Gewand getragen, so wäre auch sie einfach unter das Moor gezogen worden. Das hätte er ehrlich bedauert. Diese drei Menschen waren so nett zu ihm gewesen, hatten ihm auch geholfen aus dem Wald zu entkommen.... Ein erneuter Angriff der Riesenschlange. Er schätzte, dass sie sicher über dreißig Meter haben musste, wenn er den geradezu monströsen Kopf betrachtete. Im Kampf war ihm das gar nicht so aufgefallen, da war wichtiger gewesen sie zu vertreiben. Kein Wunder, dass die Krieger nun ihrerseits das Reptil attackierten, das versuchte sich den nächsten von ihnen zu schnappen, ehe sie sich eilig in die jenseitige Dunkelheit zurückzogen, möglichst weg vom Sumpf. Gut, dachte der Halbdämon. Die wären erst einmal an der Verfolgung gehindert. Sie würden warten, bis sich die Schlange sicher zurückgezogen hatte. Bis dahin würden seine Menschenfreunde und er doch hoffentlich schon ein gutes Stück auf der Passhöhe sein. Sango hatte ja gesagt, dort oben würde die Provinz Teien enden. Dann dürfte Naraku sie auch nicht mehr jagen lassen. Er drehte um, um möglichst rasch seine Begleiter wieder einzuholen. Zum Leidwesen der nun noch dreizehn Krieger, trafen sie zu Beginn der Morgendämmerung, als sie soeben versuchten, den Angriffsplatz zu überqueren auf Hakudoshi und Jakotsu, die sie eingeholt hatten. Der Provinzerbe war etwas überrascht. „Ihr seid schon hier? Wo ist das Ungeheuer?“ „Im Sumpf, Hakudoshi-sama. Es hat einen unserer Kameraden getötet!“ Ein wenig Genervtheit lag in der Stimme des jungen Prinzen: „Und was habt ihr getan?“ „Wir griffen es unsererseits an, aber es war riesig und hatte so große Zähne, selbst unsere Schwerter schienen ihm nichts auszumachen.“ Hm, dachte Hakudoshi. Er hatte ja schon vermutet, dass sich das Ungeheuer in diese Moorgebiete zurückziehen würde. „Habt ihr es verletzt?“ „Ich weiß es nicht. Vielleicht.“ Er musterte vom Rücken seines weißen Hengstes aus den Boden. Er war aufgewühlt und matschige Spuren zeugten von einem Kampf. Zum Sumpf hin war der Morast förmlich plattgewalzt. Das musste das Ungeheuer gewesen sein. „Schön. Ihr bleibt hier. Wenn sich das Monster noch einmal sehen lässt, bringt es um. - Jakotsu, wir gehen zur Sicherheit weiter nördlich, immer am Großen Sumpf entlang. Vielleicht lässt es sich so aufscheuchen. Überdies treffen wir deine Kameraden dann dort. Und zu siebt werdet ihr sicher mit jedem Ungeheuer fertig.“ „Natürlich!“ Jakotsu warf einen selbstsicheren Blick auf die dreizehn Krieger: „Zusammen sind wir unbesiegbar.“ Immerhin hatte dieser Prinz begriffen, dass er plus diese Leute nicht so fähig wie sie Sieben war. „Gut. - Das hier sind doch Menschenspuren?“ „Ja,“ erklärte der Sprecher der Dämonenkrieger eilig: „Wir folgten ihnen schon seit einem Tag, äh....Tagen. Sie haben wohl die alte Handelsroute entlang der Berge genommen und gehen jetzt zum Pass. Es scheinen Händler zu sein. Das Ungeheuer hat auch sie angegriffen, aber die anderen flohen wohl.“ „Händler?“ Hakudoshi dachte erneut nach. Vater untersagte doch jeden Kontakt nach außen, wenn auch unter Vorwänden. Dann musste er sie einholen und umbringen. „Das dürfen sie nicht. - Zuerst also die, dann das Ungeheuer aus dem Todeswald.“ Das schien ein amüsanter und erfolgreicher Tag zu werden. ** Hakudoshi glaubt also, das Ungeheuer aufgespürt zu haben. Kleiner Irrtum... Das nächste Kapitel bringt für einige einen „Kühlen Empfang“. Ein Hinweis in eigener Sache: nächsten Mittwoch beginnt, immer in vierzehntägigem Wechsel mit „Klingen des Kaisers“ der neue Dämonenkrimi zum Mitraten: Die Dame hängt am falschen Strick. Er bringt Seine Eisigkeit in Mamas Schloss – oder Teufels Küche, denn Prinzessin Tokushima ermittelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)