Liebe - 愛 von Flordelis (Ai x Marco) ================================================================================ 愛 - Mar ist wieder einmal in einen Kampf geraten. Er ändert sich wohl einfach nie. Sie tadelte ihn nicht, schüttelte nicht einmal mit dem Kopf. Dennoch konnte er in ihrem sanften Lächeln einen stillen Vorwurf sehen, das wusste sie und deswegen schwieg sie. Er wandte das Gesicht ab, um diesen Vorwurf nicht mehr sehen zu müssen. „Ich kann einfach nicht anders“, brummte er abwehrend. „Ich weiß.“ Statt eines Vorwurfs, begann sie die Wunde vorsichtig mit einem feuchten Tuch zu säubern. Er war bereits mit schlimmeren Verletzungen heimgekehrt, deswegen würde sie ihm nie wegen der jetzigen einen Vorwurf machen, auch wenn ihr solche am meisten Furcht bereiteten. Es war eine Platzwunde an seiner Stirn, die ihm durch einen Schlag mit einem dumpfen Gegenstand auf den Kopf oder einer Faust beigebracht worden war, eigentlich harmlos – aber wer wusste schon, ob es immer so harmlos ausgehen würde? Sie fürchtete sich vor dem Tag, an dem er nicht mehr nur mit einer Verletzung und schmutziger Kleidung heimkehren würde. Verletzungen konnte man verbinden, Kleidung waschen, aber ihn gab es nur einmal. Es ist glücklicherweise nur eine Platzwunde. Aber ich mache mir doch Sorgen... Inzwischen war sie schon regelrecht professionell darin, seine Verletzungen zu versorgen, deswegen dauerte es nicht lange, bis ein Verband um seine Stirn gebunden war. Nun kam es nur noch darauf an, herauszufinden, ob der Schlag nicht doch für weitreichendere Schäden gesorgt hatte. „Fühlst du dich gut?“, fragte sie fürsorglich. Er nickte knapp, ehe er antwortete: „Ich habe keine Kopfschmerzen oder so, wenn du das meinst.“ „Und dein Gedächtnis?“ Immerhin wäre es auch tragisch, wenn er sie eines Tages vergessen würde. Aber er beruhigte sie sofort, indem er schmunzelte. „Ist bestens. Ich erinnere mich sogar noch an unseren ersten Kuss.“ Ihr Lächeln änderte sich kaum merklich um eine Nuance, kaum jemandem wäre dies aufgefallen, ihm jedoch schon. Es besagte, dass sie nun erleichtert und nicht mehr vorwurfsvoll war. Damit setzte sie sich neben ihn, den Blick genau wie er an einen Punkt auf der Wand gerichtet. Wenn sie zusammen sind, brauchten sie eigentlich keine Worte, sie verstanden sich auch so. Aber manchmal bedarf es doch Worte, um etwas zu vermitteln. Ihm fehlt nichts weiter, ich bin so erleichtert. Dennoch... Sie schlug die Augen nieder. „Weißt du, eigentlich stört es mich nicht mehr so sehr, dass du immer in Kämpfe gerätst.“ So war er nun einmal und sie liebte ihn in seiner Ganzheit, außerdem vertraute sie darauf, dass er stark genug war, jeden Kampf zu gewinnen. Die Erfahrung besaß er zumindest allemal. Aber es brauchte nur einen kurzen Moment der Unachtsamkeit, nur eine falsche Bewegung und dann würde es keinen Marco mehr geben. Als sie wieder verstummte, schwieg er erst einmal. Die letzten gesagten Worte verklangen langsam und ließen eine unangenehme Stille zurück, die nur darauf wartete, dass sie ihr Aber vorbrachte. Da dies aber ausblieb, schien etwas zu fehlen und die Lücke musste gefüllt werden, das wusste sie, dennoch zögerte sie damit. „Aber?“, fragte er schließlich mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme. Es war nicht jene Form, die er anbrachte, wenn er genervt war, sondern jene eines Kindes, das sich einer Standpauke gegenüber wähnte und diese schnell hinter sich bringen wollte. Sie konnte nicht anders als erst ein wenig zu schmunzeln, sich dann der Situation bewusst und wieder ernst zu werden. „Aber ich habe Angst, dass du eines Tages nicht zu mir zurückkommen kannst.“ Jetzt habe ich es ihm tatsächlich gesagt. Wie er wohl reagieren wird? Die neuerliche Pause nach ihren Worten beunruhigte sie ein wenig. Normalerweise wusste sie immer vorher, wie er reagieren würde, sie kannte ihn lange genug. Aber wenn er schwieg und sie sich nicht getraute, ihn anzusehen, blieb er ihr ein Rätsel, was nur natürlich war. Sie müsste nur den Blick heben, um ihm in die Augen zu sehen, es war lediglich eine kleine Bewegung, aber sie schaffte es nicht, diese durchzuführen, zu sehr fürchtete sie sich vor dem, was sie entdecken könnte, wenn sie in sein Gesicht sah. Sie fürchtete, dass er wütend werden könnte und dass dieser Zustand auch anhalten würde. Manchmal war er nicht gut auf sie zu sprechen, aber das hielt zu ihrem Glück nie lange an, er schaffte es einfach nicht, lange wütend auf sie zu sein und sie war froh darüber. Sie könnte es nicht ertragen, wenn das länger anhalten würde. Doch plötzlich legte er eine Hand unter ihr Kinn und brachte sie sanft dazu, ihn wieder anzusehen. Er lächelte nicht, aber sein Gesichtsausdruck verriet, wie ernst es ihm war. „Ai, ich werde immer zu dir zurückkommen, das verspreche ich dir.“ Er beugte sich ein wenig vor und erstickte ihren aufkeimenden Widerspruch mit einem Kuss. Awww~. Manchmal ist Mar so romantisch! Ihre Augen glitzerten geradezu, als sie das hörte. Sie war noch immer so verliebt in ihn wie am ersten Tag und tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das auch immer so bleiben würde. Seit dem Tag, an dem sie sich begegnet waren, war er immer ihr Licht im Leben gewesen, dem Stern, dem sie folgte, selbst wenn alle anderen erloschen waren und es nichts mehr gab, was ihr Hoffnung schenkte. Solange er bei ihr war, konnte sie auf alles andere verzichten. Familie, Reichtum, Ruhm, all das wurde unwichtig, wenn sie nur an ihn dachte. Er war ihre Familie, Geld kaufte ihr kein Glück und berühmt zu sein brachte ihr keine Liebe. Jeder Gedanke an ihn dagegen war von diesem warmen Gefühl in ihrem Herzen begleitet und das wiederum ließ sie stets glücklich lächeln. Fast schon empfand sie es als Glücksfall, damals ausgesetzt worden zu sein, denn sonst wäre sie ihm möglicherweise nie begegnet. „Dann werden wir immer zusammenbleiben?“ „Für immer und ewig“, versprach er ihr, mit einem Blick, der sie geradezu dahinschmelzen ließ. Das wäre mein Traum. Mar und ich, für immer und ewig. Lächelnd schmiegte sie sich nach diesem Versprechen an ihn. „Wenn wir für immer leben könnten, nur du und ich, dann würde ich dem sofort zustimmen, selbst wenn ich alles andere dafür opfern müsste.“ Er legte einen Arm um ihre Schulter. „Nur du und ich? Würde das nicht einsam werden?“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Niemals. Solange du bei mir bist, werden alle anderen doch ohnehin unwichtig. Aber...“ Nun zögerte sie doch für einen Moment. Nicht, weil es ihr plötzlich als schrecklich erschien, wenn sie nur noch zu zweit wären, stattdessen war ihr eine noch viel schönere Szenerie eingefallen. Sie lachte leise. „Weißt du, was noch schöner wäre? Du und ich in einem schönen Haus, mit einem kleinen Vorgarten – und ein Baby.“ Er blickte auf sie hinunter, die Lippen zu einem amüsierten Grinsen verzogen. „Ein Baby, huh? Das würde ja bedeuten, wir müssten den jeweils anderen teilen.“ Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihr Gesicht. „Meiner Meinung nach bedeutet es eher, dass es ein Zeugnis unserer Liebe gibt.“ Sein Grinsen wandelte sich in ein zärtliches Lächeln. „Stimmt, wenn man es so betrachtet...“ Er beendete den Satz nicht, aber das war auch nicht notwendig, sie wusste auch so, dass sie ihn damit überzeugt hatte. Eines Tages würden sie beide Eltern werden, zusammen in einem Haus leben und gemeinsam alt werden. Das war das Einzige, was Ai sich wünschte und sie war glücklich, Marco bei sich zu haben, der ihr das erfüllen würde. Mar hat es mir versprochen, er und ich, für immer und ewig. Und ein Kind und ein Haus. Das ist mehr als perfekt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)