Blutgewitter von Amunet ================================================================================ Kapitel 20: Wünsche ------------------- Vegeta flog, so schnell er konnte. Der Flugwind peitsche ihm um die Ohren, doch es war ihm gleich. Alles was zählte, war, dass er Shenlong erreichte, bevor Trunks seine Wünsche äußern konnte. Hätte er doch Kakarotts Hilfe bei der Suche angenommen, dann wäre ihm dieser Schlamassel erspart geblieben. Oder zumindest könnte er jetzt von den Vorteilen der momentanen Teleportation profitieren. So aber raste er in übermenschlicher Geschwindigkeit, bei dem sich sein hungriger Körper fast verausgabte, durch den Nachthimmel. Panik und Ärger über sich selbst schnürten ihm die Kehle zu. Er war ein Narr gewesen, dass er geglaubt hatte, alles würde sich mit den Dragonballs von selbst lösen. Sein Sohn hatte ihn überrascht und es sogar geschafft, ihm die Dragonballs abzunehmen. Dieser Fehler könnte seine ganzen Pläne zunichtemachen. Aber all das Fluchen brachte ihn nicht weiter. Es galt nun, Schaden abzuwenden. Shenlong war direkt vor ihm. Er hörte, wie der Drache mit Trunks sprach. „Hast du dir deinen Wunsch gut überlegt?“ „Ja“, entgegnete Trunks. „Dein Wunsch ist hiermit erfüllt.“ Vegeta landete neben seinem Sohn. Aus den Augenwinkeln konnte er noch sehen, wie Shenlongs Augen rot aufleuchteten. Dunkle Lichtstrahlen breiteten sich daraus aus und dann war wieder alles wie zuvor. Trunks‘ erster Wunsch war erfüllt worden. „Was hast du getan?“, herrschte Vegeta den Teenager an und packte ihn am Hemdkragen. Nie zuvor war er so sauer auf Trunks gewesen. Selbst der Zorn, den er auf Yūwaku empfunden und der sich in ihrem großen Kampf entladen hatte, war nur ein Abklatsch dessen gewesen. Es kostete Vegeta enorme Mühe, Trunks für seine Torheit kein weiteres Mal zu Brei zu schlagen. „Was ich für richtig hielt“, hielt ihm sein Sohn entgegen. „Was genau ist das?“ „Sag du es mir“, fauchte Trunks ihn an. „Du willst doch immer entscheiden. Glaubst, dass du alles besser weißt wie ich, also sag du mir, was ich gerade getan habe!“, brüllte er. Vegeta riss die Faust hoch. Er wollte ihn schlagen, ihn wirklich schlagen, doch er brachte es nicht fertig. Sein ganzer Arm zitterte. Zornig fluchend ließ er von Trunks ab. Losgelassen stolperte der Halbsaiyajin ein paar Meter zurück. Vegeta lief im Kreis. Seine Gedanken rasten. Noch fühlte er sich normal. Er war weiterhin Trunks‘ Vater. Sie waren auf keinem einsamen Planeten und er erinnerte sich von ihrem ersten Kuss bis zum jetzigen Moment an alles, was jemals an Intimität zwischen ihnen geschehen war. Was also hatte Trunks sich gewünscht? Kurz huschte sein Blick zu seinem Sohn hinüber, doch Trunks sah ihn nur abwartend an. Jetzt erst richtete Vegeta seine Augen auf den heiligen Drachen. „Erfüllst du mir meine Wünsche?“ „Wenn Trunks dir seine letzten zwei Wünsche übergibt“, antworte Shenlong, der ungeduldig mit seiner Schwanzspitze zuckte. Abermals sah Vegeta zu Trunks und ging auf diesen zu. Sein Zorn war fast verraucht, wenngleich noch immer ein Feuer in ihm quoll. Tiefe Verzweiflung hatte sich Vegetas bemächtigt. Wie sollte er mit nur zwei Wünschen auskommen? Ob Trunks sie ihm überhaupt abtrat? „Junge“, sagte Vegeta, „vertraust du mir?“ „Sollte ich denn?“ „Ich weiß, ich habe dich übergangen. Dir nicht immer die Wahrheit gesagt und ja, vielleicht ist mein Weg der feige-“ „-vielleicht?“ „Okay“, knurrte Vegeta, „es ist der feige Weg, aber das mache ich nur für dich. Ich liebe dich. Liebe dich so sehr, dass ich das Richtige für dich tun will. Ist das denn verkehrt?“ „Nein“, sagte Trunks reumütig. „Aber ist es verkehrt, wenn ich mit einbezogen werden möchte? Es ist schließlich mein Leben, worum es hier geht! Vielleicht will ich ja gar nicht das Richtige tun. Vielleicht möchte ich lieber das schwere Leben an deiner Seite!“ „Trunks…“ Vegetas Herz schwoll vor Liebe an. In jenem Augenblick wünschte er sich mehr denn je, dass Kakarott niemals Yūwaku betreten und ihr Geheimnis entdeckt hätte. Trunks liebte ihn ebenso bedingungslos wie er ihn. Die Grenze zwischen Richtig und Falsch verschwamm und alles was übrig blieb, war Liebe, ihre Liebe. „Vertrau mir ein letztes Mal, Trunks“, bat Vegeta leise. „Du wirst alles zerstören.“ „Nein, es wird nur anders werden.“ Vegeta zog Trunks in eine innige Umarmung, hielt seinen Sohn für eine Weile und streichelte ihm durchs feine Haar. „Bitte“, bat Vegeta ein weiteres Mal. „Ich verspreche dir, dass alles gut werden wird.“ Trunks weinte fast lautlos. Seine Schultern bebten und Vegeta wusste, dass es das letzte Mal sein würde, dass er seinen Sohn zum Weinen brachte. „Gib mir deine restlichen Wünsche.“ Das Nicken von Trunks war alles, was er als Bestätigung erhielt. „Reicht dir das?“, fragte Vegeta Shenlong. „Ja“, sagte der heilige Drache. „Und nun, nenne mir deine Wünsche, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ Mit einem Kuss auf seinen Kopf ließ Vegeta Trunks los und wandte sich ganz dem Drachen zu. „Ich wünsche mir, dass die Zeit zurückgedreht wird, bis zu dem Moment, bevor ich Trunks zum ersten Mal geküsst habe. Kannst du das?“ „Eine meiner leichtesten Übungen, doch damit der dritte Wunsch nicht verfällt, sag mir zuerst diesen.“ Einen Moment dachte Vegeta nach, doch dann äußerte er sich klar und deutlich: „Ich wünsche mir, dass wir alle vergessen, dass es jemals mehr zwischen Trunks und mir als eine Vater-Sohn-Beziehung gegeben hat.“ Vegetas Stimme war zum Schluss gebrochen. Seine Hand langte nach Trunks und zog diesen wieder zu sich. Er wusste, dass es nur noch Sekunden waren. Wenige Sekunden, die er die Liebe seines Lebens so halten konnte, wo er sich ihrer erinnern konnte. „So sei es“, antworte Shenlong. Auf ein Neues glühten seine roten Augen auf. Blitze schleuderten aus ihnen heraus und die Dragonballs begannen zu glühen, ehe sie wie Kometen durch die Nacht flogen. Danach gab es nur noch Schwärze. oooOOOooo Es war Nacht in West City. Die Luft war angenehm kühl nach der Hitze eines Sommertages. Frischer Wind wehte über das Land und führte den Duft eines kommenden Sommerregens mit sich. Schwarze Regenwolken trieben voran. Donner schwoll in der Ferne, dicht gefolgt vom grellen Licht weit entfernter Blitze. Prinz Vegeta stand an der Balkontür ihres Wohnzimmers und wartete. Er sehnte sich nach dem Gewitter, dem Regen. Hoffte, dass das Unwetter die Unruhe in seinem Inneren vertreiben würde. Er wollte Sex! Sein ganzer Leib schrie nach dem Bedürfnis nach Ekstase. Aber er war nicht hier, um sich seiner Lust zu ergeben, denn dies hätte bedeutet, sich seiner moralischen Schuld hinzugeben. Der Grund hierfür war, dass es sein süßer, unschuldiger, 16.-Jähriger Sohn war, dem diese Begierde galt. Gepeinigt von Scham fragte er sich immer und immer wieder, wie es nur soweit kommen konnte. Wie hatte er sich in sein eigen Fleisch und Blut verlieben können? Alles hatte er ausprobiert, um sich dieser Gefühle erwehren zu können, war sogar für etliche Monate vom Planeten verschwunden und erst wiedergekehrt, als er glaubte, von seinen Anwandlungen erlöst zu sein, doch er hatte sich geirrt. Ein Blitz ließ ihn zusammenzucken. Der Sturm war fast da. Wind peitschte mit beständig steigender Stärke durch den Garten. Vegetas Erregung wurde angefacht und schließlich hielt er es im Haus nicht länger aus. Er streifte den Bademantel ab, welchen er trug, öffnete die Balkontür und trat ins Freie. Es fühlte sich unglaublich gut an, vom Wind liebkost zu werden. Vegeta atmete tief ein und aus. Er genoss den reichhaltigen Sauerstoff, der durch seinen Organismus strömte und ihn mit mehr Kraft und Energie versorgte, als es am Tag der Fall gewesen war. Sein Körper kribbelte, seine Lenden brannten. Nun war es soweit, mit Blitz und Donner, die ihn erreicht hatten, war seine Selbstbeherrschung an ihrem Limit angelangt. Mit dem ersten Regentropfen fasste er nach seinem Glied. Der Regen wurde stärker und Vegeta fing an, sich zu verwöhnen. Das Gewitter tobte nun in vollen Zügen, doch der Prinz bekam kaum noch etwas davon mit, denn er hatte sich ganz seiner Lust hingegeben. Noch bevor er aber seinen Höhepunkt erreichte, wurde die Balkontür ein weiteres Mal geöffnet. Erschrocken drehte er sich um und sah sich seinem schlimmsten Alptraum gegenüber. „Vater?“, fragte Trunks und Vegeta wurde übel. „Verschwinde!“, fauchte Vegeta, der sich umdrehte, um seine Blöße vor seinem Sohn zu verbergen, um das Schuldgefühl zu verheimlichen, dass es eben dieser war, an den er noch Sekunden zuvor gedacht hatte. Trunks hatte sich schon abgewandt und war fast wieder im Haus, als er inne hielt und sich nochmals Vegeta zuwandte. „Ich habe etwas Merkwürdiges geträumt.“ „Was denn?“, fragte Vegeta gegen seinen Willen und dachte nur daran, dass man solche Gespräche besser angezogen und ohne Erektion führen sollte, aber da war es bereits zu spät. „Ich habe geträumt, wir wären auf einem anderen Planeten gestrandet, nur du und ich. Es war merkwürdig, dort war etwas mit dem Feuer nicht in Ordnung und deshalb sind unsere wahren Gefühle an die Oberfläche getreten.“ „Unsere wahren Gefühle?“, hakte Vegeta nach. „Ja, ich habe geträumt, dass wir uns liebten. Nicht so wie Vater und Sohn, sondern richtig.“ „Wirklich?“ Vegeta musste schlucken. Sollte Trunks seine unlauteren Gedanken und Gefühle unbewusst wahrnehmen? „Hm“, murmelte Trunks. „Wir haben sogar miteinander geschlafen.“ Vegetas Knie wurden schwach. Sein Sohn sollte von solchen Dingen nicht sprechen. „Und was ist dann passiert?“ „Du hast die Dragonballs gesucht und uns alles vergessen lassen.“ „Dann hatte dein Traum ein Happy End.“ „Findest du?“, fragte Trunks. „Na ja, wie hätte denn eine solche Beziehung funktionieren sollen?“ „Aber sollte man nicht für seine wahre Liebe kämpfen?“ „Bei Inzest?“ „Vielleicht hast du ja Recht“, antworte Trunks und schüttelte den Kopf. „Zum Glück war es ja nur ein Traum.“ „Zum Glück“, sagte auch Vegeta. Trunks ging ins Haus zurück und Vegeta stand wieder alleine auf dem Balkon. Noch immer prasselte der Regen auf ihn ein. Blitz und Donner tobte über ihn hinweg, doch seine Erregung war verschwunden. Etwas an dem, was Trunks erzählt hatte, wirkte so vertraut auf ihn. Als würde es an einer tiefvergrabenen Erinnerung rütteln. Mit den Händen stützte er sich am Geländer ab. Der Sturm erreichte seinen Höhepunkt und während Vegeta das Naturschauspiel genoss, verweilten seine Gedanken bei Trunks‘ Frage. „Aber sollte man nicht für seine wahre Liebe kämpfen?“ Spielte es in der Liebe tatsächlich eine Rolle, ob man verwandt war oder nicht? Wenn beide es wollten, wenn kein Zwang dahinter steckte, sollte die Tatsache, dass man sich liebte, nicht genug sein? Der Regen hatte aufgehört und Vegeta sehnte sich plötzlich nach seinem warmen Bett. Über derlei Gedanken konnte er noch ein anderes Mal grübeln. Er drehte sich um und bemerkte, dass in Trunks‘ Zimmer Licht brannte. Sein Sohn stand am Fenster und blickte ihn direkt an. Die blauen Augen trugen einen merkwürdigen Glanz, den Vegeta noch nie zuvor bei seinem Sohn gesehen hatte. Er schien ihn fast zu hypnotisieren und als er sich endlich von dem Blick losreißen konnte und ins Haus ging, dachte Vegeta nur: „Für Trunks würde ich kämpfen.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)