Blutgewitter von Amunet ================================================================================ Kapitel 8: Böses Erwachen ------------------------- Schmerz – die erste Empfindung, als Vegeta erwachte. Langsam richtete er sich auf, während Schutt, Dreck und schwere Metallteile von ihm fielen. Benommen starrte er auf das unbekannte Land, welches vor ihm lag. Jedoch färbte das Blut, welches ihm in die Augen geflossen war, die Landschaft in einen merkwürdig roten Schleier. Sein Arm schmerzte. Mit der anderen Hand tastete er ihn ab. Von der offenkundig klaffenden, stark blutenden Wunde abgesehen, war er sich nicht sicher, ob der Arm gebrochen war oder nicht. Zumindest konnte er ihn im Moment nicht bewegen. Vegeta verspürte auch nicht den Drang, es zu probieren, da der Schmerz ihm übel werden ließ. Langsam setzten die Erinnerungen ein. Das Trümmerfeld eines zerstörten Planten, seine und Trunks' Versuche, unbeschadet aus diesem Asteroidenfeld hinauszugelangen, dann der erste große Einschlag, gefolgt von vielen weiteren. Plötzlich war alles so schnell gegangen. Sie hatten es nicht mehr in die Fluchtkapseln geschafft. Trunks war es gewesen, der geschrien hatte, dass sie auf einen Planeten abstürzten und Vegeta hatte zurück geschrien, Trunks solle, sobald sie in der Atmosphäre des Planten waren, sich aus der Raumkapsel befreien und dann langsam hinunter fliegen. Beiden hatten sie dies auch gemacht, doch Vegeta war durch seine Sorge um Trunks abgelenkt und von Trümmern des Schiffes getroffen worden. Danach war alles Schwärze. „Trunks?“, sagte er, doch seine Stimme war nur ein Krächzen. „Trunks?“ Stille war seine Antwort. Kurz flackerte Panik in Vegeta auf, doch nur eine Sekunde später besann er sich seiner Fähigkeiten und suchte gezielt nach Trunks' Aura. Er fand sie ein paar hundert Meter entfernt, schwach aber gleichmäßig pulsierend. Erleichterung flackerte in ihm auf. Obwohl sein Kopf bei jeder Bewegung dröhnte und schmerzte, flog er die kurze Distanz zu seinem Sohn. Auch an dieser Stelle bot sich ein Feld der Verwüstung. Er entdeckte Trunks erst auf den zweiten Blick. Bevor er zu Trunks eilte, kam auch schon Bewegung in den Halbsaiyajin. Auch Trunks wirkte benommen, doch Vegeta, dessen Wahrnehmung nun viel klarer war, schwieg. Seine Augen glitten kundig über den Körper von Trunks, registrierten die kaputte Kleidung, etliche Schrammen, aber keinerlei größere Verletzungen. Erleichtert seufzte Vegeta auf. „Etwas gebrochen?“ „Nein“, antworte Trunks. „Nur Kopfschmerzen, ansonsten geht’s mir gut. Und bei dir?“ „Ein paar Kratzer, sonst nichts“, antworte Vegeta, doch Trunks hatte zu ihm hingesehen und war pfeilschnell bei ihm. „Einen Kratzer nennst du das? Scheiße, diese Wunde muss sofort genäht werden!“ Nun blickte sich auch Trunks um. Der Planet war karg. Eine halbe Wüstenlandschaft. Soweit das Auge reichte, war keine Stadt zu sehen. Da gab es nur in den Boden gestampfte Reste einer Zivilisation, die von Sand und wenigen jämmerlichen Pflanzen überwuchert waren. „Ich sollte den Planeten erkunden“, meinte Trunks. „Du bleibst hier und ruhst dich aus.“ „Sonst noch was?“, knurrte Vegeta, „Wenn hier einer den Planeten erkundigt, dann ja wohl ich.“ „Vater, du bist verletzt. Du solltest deine Energiereserven schonen. Wer weiß, was wir hier vorfinden werden.“ „Wahrscheinlich nichts. Hast du mal nach Auren gesucht? Ich habe keine gefunden, die auch nur ansatzweise die Stärke eines Menschen hat.“ „Aber… Du brauchst Hilfe! „Darauf werde ich wohl verzichten müssen“, entgegnete Vegeta und riss mit den Zähnen ein großes Stück seines Oberteils ab, um die Blutung abzubinden. „Junge, ich hab schon schlimmere Verletzungen überstanden.“ Trunks erwiderte nichts, doch seinem Blick sah man an, was er darüber dachte. Vegeta fühlte sich genötigt, Trunks zu beruhigen. „Ich muss die Wunde nur säubern und dann mit einem Ki-Strahl abbrennen. Das stoppt die Blutung und verhindert Infektionen. Ist alles halb so schlimm.“ „Du wirst eine Narbe bekommen.“ „Nicht die erste. Jetzt nerv nicht. Lass uns diesen Planeten erkunden.“ Vegetas Machtwort bewirkte, dass Trunks sich wirklich konzentrierte. Gemeinsam schwebten sie in die Höhe, dann teilten sie sich auf. Jeder flog in eine andere Richtung. Vegetas Augen streiften über den Planeten. Was er sah, missfiel ihm gänzlich. Spuren eines Angriffs waren zu sehen, wenngleich sie alt waren. Doch Vegeta kannte die Spuren. Er hatte sie schon hundertfach in seinem Leben gesehen. Gleichzeitig mit dem Wissen, wer den Planeten angegriffen und die Zivilisation zerstört hatte, wusste er auch, dass Trunks' Suche ebenso erfolglos verlaufen würde, wie die seine. Es waren Oozaru gewesen. Dieser Planet war von Saiyajins platt gemacht worden. Wahrscheinlich hatten sie den Planeten für Freezer verkaufen wollen. Vegeta konnte nur spekulieren, was genau passiert war. Es könnte sogar sein, dass er selbst oder einer aus seinem Team an der Zerstörung beteiligt gewesen war. Was damals sein Job gewesen war, würde ihn und Trunks in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Es gab keine Technologie mehr, die sie hätten in irgendeiner Form nutzen können. Kaum Nahrung, wenn Vegeta die spärliche Vegetation richtig deutete. Wenigstens gab es Wasser in Hülle und Fülle. Mehrere Flüsse zogen ihre Furchen durch das Land. An ihren Armen wuchs das Grün stärker. Vegeta hoffte, dass sie hier auch essbare Pflanzen finden würden. Doch jetzt beschloss er erstmals, sich am Fluss niederzulassen und seine Wunde zu reinigen. Er landete sanft und setzte sich auf einen großen Stein, der am Ufer lag. Mit einem lauten Zischen vor Schmerz, löste er den provisorischen Druckverband. Er hatte Trunks nicht angelogen. Tatsächlich hatte Vegeta schon schlimmere Verwundungen gehabt, dennoch sah die Wunde nun, wo er sie reinigte, immer schlechter aus. Sie mit einem Ki-Strahl auszubrennen mochte funktionieren, aber Vegeta könnte dabei den Muskel verletzen. Zudem würde ihm ein gutes Stück Fleisch fehlen. Er zog sein Oberteil komplett aus und reinigte es in dem klaren Wasser ebenso gut wie seine Wunde. Als er versuchte, mit dem Stoff seine Wunde vollständig zu verbinden, tauchte Trunks neben ihm auf. „Warte ich helfe dir.“ Trunks kniete sich vor Vegeta. Mit unerfahrenen, aber geschickten Fingern verband er ihn. „Ich habe keine Menschen gefunden.“ „Wir werden auch keine finden. Dieser Planet ist von einem Saiyajin gereinigt worden. Hier gibt es nichts mehr, außer der Natur, in der wir uns befinden.“ „Ein Saiyajin?“ „Ich habe Spuren eines Oozaru Angriffs gefunden.“ „Oozaru?“ Erstaunt schaute Vegeta auf. „Was weißt du eigentlich über dein Volk?“ „Nur, dass Saiyajins Krieger waren, dass der Heimatplanet von Freezer zerstört wurde und das Goku und du die letzten eurer Art seid.“ „Ich habe dir nie mehr von unserer glorreichen Geschichte erzählt?“ „Nein. Du hast dich ja nur um mich gekümmert, wenn ich bei deinem Training nicht gestört habe.“ Ein eindeutiger Vorwurf. Für einen Augenblick schwieg Vegeta. Er sah zu, wie Trunks den Stoff um seine Wunde wickelte und schließlich mit einem Knoten befestigte. Obwohl er seinen Sohn inzwischen liebte und begehrte, war er ihm kein guter Vater gewesen. Er war auch jetzt kein guter Vater. Würde es nie sein, dafür war das Gift in seinem Blut zu ausgeprägt. „Vielleicht erzähle ich dir, solange wir hier sind, etwas über deine Ahnen. Über den Planeten, dessen Prinz ich bin.“ „Ich würde mich freuen“, sagte Trunks. Doch die Stimmung zwischen ihnen war betrübt. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach. „Wir“, räusperte sich Vegeta, „wir sollten die Trümmer unseres Raumschiffes zusammentragen.“ „Ja.“ „Es wäre gut, wenn ein paar der Vorräte den Absturz überstanden haben. Die Elektronik könnten wir auch gebrauchen.“ „Wie wollen wir hier weg kommen? Weißt du, auf welchem Planeten wir sind?“ „Nein, in diesem Teil der Galaxie kenne mich nicht aus. Falls der Bordcomputer den Aufprall überstanden hat, können wir es eventuell anhand der Sternkarten herausbekommen.“ „Dann lass uns loslegen“, lächelte Trunks. „Machen wir aus der ganzen Angelegenheit das Beste.“ Vegeta schwieg, stand aber auf. Mit einem Mal hatte er das Gefühl, er sollte wieder etwas Abstand zwischen sich und Trunks bringen. Seinen Sohn selbst in dieser Lage noch so hoffnungsvoll zu sehen, löste in ihm den Drang aus, ihn zu umarmen. Auch wenn ihre Bruchlandung einiges verändert hatte, so hatte Vegeta die Ereignisse an Bord des Schiffes noch nicht vergessen. Er wollte Trunks nie wieder so weinen sehen. Ihn nie wieder so erschrecken. „An die Arbeit“, sagte Vegeta und erhob sich in die Lüfte. „Wir haben einiges vor. Noch wissen wir nichts über das Klima hier. Es könnte heute Nacht ungemütlich werden.“ Mit diesen Worten verschwand Vegeta und die Suche nach den Trümmerteilen begann. oooOOOooo Die Nacht war hereingebrochen. Sie war klar und lau. Vegeta saß mit Trunks vor den zusammengetragenen Teilen ihres Schiffes. Ein Lagerfeuer prasselte zu ihren Füßen. Sie hatten Glück im Unglück gehabt. Das Raumschiff war in wenige Teile zerbrochen und gemeinsam waren sie vielleicht in der Lage, es soweit zu reparieren, dass sie mit der an Bord befindlichen Technik ein Notsignal absenden konnten. Viel wichtiger für Vegeta war jedoch, dass der Großteil des Lebensmittelvorates hatte gerettet werden können. Der Wassertank war zerplatzt, doch angesichts des vielen, natürlich vorkommenden Wassers hier war dies vorerst nicht weiter schlimm. Vegeta hatte sogar einen Teil seiner Kleidung wieder gefunden, so dass er sich hatte ein T-Shirt überziehen können. Sie hatten gerade gegessen. Vegeta hatte Trunks angesehen, wie unglücklich er darüber war, dass das Essen in kleine Portionen aufgeteilt worden war. „Junge, morgen können wir nach zusätzlicher Nahrung suchen“, war alles, was Vegeta dazu zu sagen hatte. Auch wenn für ihn die Zeiten des Hungers längst vorüber waren, erinnerte er sich noch gut daran, wie es war, wenn man auf Mission geschickt wurde. Oft waren sie tagelang unterwegs gewesen und mindestens genauso oft hatten sie essen müssen, was sie fanden. Als Saiyajin war er da keineswegs wählerisch. Hauptsache, die Nahrung stillte seinen Energiebedarf. „Vater?“, fragte Trunks. „Ja.“ „Erzählst du mir jetzt etwas über die Saiyajins?“ „Was möchtest du denn wissen?“ „Diese Oozaru, was genau bedeutet das?“ „Oozaru sind die Weraffen-Form der Saiyajins.“ „Wir können uns in Affen verwandeln?“ „In Weraffen. Ihre Zerstörungskraft ist gewaltig. Natürlich, können wir heute darüber nur lachen. Mit den Kräften eines Supersaiyajins kann ein Oozaru natürlich nicht mithalten.“ „Warum habe ich mich nie verwandelt? Weil ich ein Halbsaiyajin bin?“ „Nein, deine Mutter und ich, wir haben deinen Schwanz direkt nach deiner Geburt abgetrennt.“ Trunks lachte leise. „Meinen Schwanz? Also Vater, ich möchte ja nichts sagen, aber ich glaube, ich habe meinen noch.“ „Ich rede nicht von deinem Penis, Junge. Komm her, ich zeige es dir.“ Zögerlich ging Trunks auf seinen Vater zu. Sanft zog Vegeta ihn auf seinen Schoß. Ob es am knisternden Feuer oder der verbotenen Nähe lag, Vegeta bemerkte, wie sich eine merkwürdig intensive Spannung zwischen ihnen ausbreitete. Behutsam legte er seine Hände auf Trunks' Rücken. Unsicherheit flackerte in Trunks Augen auf. „Keine Angst, ich tu dir nichts“, raunte Vegeta ihm zu, ließ seine Hand den Rücken von Trunks hinab wandern, bis er bei dessen Steißbein angelangt war. Zärtlich drückte auf eine Stelle, die so empfindsam war, dass Trunks unwillkürlich erbebte. „Hier“, flüstere Vegeta heiser, „hier war einmal dein Saiyajin-Schwanz. Du kannst ihn dir wie bei einer Katze vorstellen. Lang und mit dichtem braunem Fell besetzt. Der Schwanz eines Saiyajins ist so lang, dass die meisten Krieger ihn um die Taille geschwungen tragen. Doch im Kampf konnte er ebenso als Waffe dienen. Wie eine Peitsche war er, wenn er trainiert war. Aber er konnte auch ein Schwachpunkt sein. Bei jüngeren oder untrainierten Saiyajins schwindet das Bewusstsein, wenn der Schwanz fest gedrückt wird. Und manchmal, in Nächten, wenn es einem Krieger nach Vereinigung war, dann konnte der Schwanz auch ins Liebesspiel integriert werden.“ „Vater“, wisperte Trunks, dessen Körper so dicht an Vegetas war, „lass mich wieder los.“ „Ja“, sagte Vegeta, doch er hielt Trunks weiterhin sanft im Arm. „Tu mir das nicht an!“ „Was?“ „Bring mich nicht dazu, dir wieder Nahe sein zu wollen, wenn du mich dann doch nur wegstößt.“ „Warum willst du mir nach all dem noch Nahe sein?“ „Weil ich spüre, dass da etwas Besonderes ist, das uns verbindet.“ „Auch wenn es falsch ist?“ „Auch dann.“ Vegeta sah Trunks in die Augen. Da war so viel Zärtlichkeit zu erkennen. War es wirklich erst einen Tag her, seit er seinem Sohn beinahe etwas Unverzeihliches angetan hätte? Wie konnte er dann diese Emotion in Trunks erkennen? „Soll ich dir sagen, weshalb ich geweint habe? Nicht, weil du mich berührt hast, sondern die Art und Weise, wie du mich berührt hast. Unser erster Kuss war so intensiv und leidenschaftlich gewesen, aber trotzdem ohne Gewalt. Ich weiß, beides war als Strafe für mich gedacht. Wolltest du mich bestrafen, weil ich dir Hoffnung gemacht habe? Weil ich dir erlaubt habe, es mit mir zu tun? War es das?“ „Ja. Du solltest sehen, wie falsch es ist, was ich für dich fühle.“ „Für mich fühlt es sich aber richtig an.“ „Das darf es aber nicht. Wie stellst du dir das vor? Könntest du deiner Mutter noch ins Gesicht blicken, nachdem wir miteinander geschlafen haben? Könntest du noch dein Spiegelbild ertragen?“ „Ich weiß es nicht.“ „Eine Grenze kann ganz leicht überschritten werden, Trunks. Ich könnte dich jetzt küssen, dich auf den Boden legen und dich vereinnahmen mit Haut und Haaren. Das Rauschen meines Blutes würde dadurch besänftigt werden. Aber was passiert, wenn es getan ist? Wenn die Wirklichkeit uns wieder zurückholt? Die Erinnerungen daran wären immer da. Wir könnten nie wieder so tun, als wäre nichts geschehen. Ich… Ich weiß, ich wollte dich dann immer wieder. Mein Hunger nach dir wäre nie gestillt. Ich will dich!“ „Ich glaube, ich will dich auch, Vater“, sagte Trunks, dann beugte er sein Gesicht leicht vor. „Nein… Nicht.“ „Bitte“, hauchte Trunks und legte seine Lippen auf Vegetas. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)