Blutgewitter von Amunet ================================================================================ Kapitel 7: Sternenglanz ----------------------- Wasser prasselte warm auf sein Gesicht. Umhüllte seinen ganzen Körper, während er duschte. Es entspannte ihn ein wenig, auch wenn er tief in Gedanken versunken war. Vegeta war erschöpft. Vor 5 Stunden schon hatte sich Trunks in seiner Kajüte eingeschlossen. Seitdem traute Vegeta sich kaum, sich in dem ohnehin begrenzten Raum des Schiffes zu bewegen. Aber er hatte nach einer Lösung gesucht. Irgendwie hatte er sich von seinem schlechten Gewissen ablenken müssen und da war ihm nur etwas Praktisches eingefallen. Über eine Stunde hatte er bereits in den Dateien, nach einem geeigneten Weltraumhafen gesucht, der Trunks wieder zur Erde bringen konnte, als ihm aufgefallen war, dass seine Berechnungen falsch waren. Er hatte vergessen, die Nahrungsreserven einzukalkulieren und musste wieder von vorne mit seiner Suche beginnen. Die Berechnung hatte ihm überhaupt nicht gefallen und das Ergebnis seiner Suche noch weniger. Würde er die geplante Route beibehalten, so würde einer von ihnen verhungern müssen. Obwohl Vegeta eigentlich reichlich an Vorrat mitgenommen hatte, schwand dieser Bestand angesichts zweier hungriger Saiyajins rasant. Zerknirscht hatte Vegeta die Route dann und nicht ohne ein gewisses Risiko geändert. Der Planet, den Vegeta nun ansteuerte, war schon sehr langer Zeit nicht mehr besucht worden. Weder von einem Saiyajin, noch von jemandem aus Zeiten der Ginyu Force. Vegeta konnte keineswegs vorhersehen, ob die Gegebenheiten auf dem Planeten noch die waren, die seine Datenbank vorgab. Barley hatte zwar keinen Weltraumhafen und nur eine verschwindend geringe Bevölkerung, doch da diese hauptsächlich aus Bauern bestand, sollten sie dort die Möglichkeit haben, ihre Vorräte aufzufüllen und zur nächsten Hafenstadt weiterfliegen. Vegeta seufzte, denn er fühlte sich so schuldig. Das, was er Trunks angetan hatte, war unverzeihlich. Er hatte Trunks nur ängstigen wollen, doch dann hatten ihn seine Gefühle übermannt, beinahe hätte er Trunks' Gefühle übergangen. Es bestätigte Vegeta nur noch mehr, sich von seinem Sohn fernzuhalten. Was sollte er nur machen, wenn er sich selbst nicht mehr trauen konnte? Er würde es sich nie verzeihen, Trunks Gewalt anzutun. Vegeta hoffte nun inständig, dass Trunks endgültig begriffen hatte, welche Gefahr ihm in der Nähe seines Vaters drohte. Die Tür glitt zischend auf. Vegeta riss die Augen auf, ungeachtet der Tatsache, dass ihm Wasser hinein floss. „Was willst du hier?“ „Ich muss nur kurz aufs Klo.“ Trunks' Stimme klang schrecklich verweint und Vegeta dankte dem Luxus eines Duschvorhanges, auf den Bulma bestanden hatte. Die Tatsache ignorierend, dass der Wasservorrat nur begrenzt war, drehte Vegeta das Wasser stärker auf. Er wollte seinem Sohn nicht lauschen. Wollte sich nicht vorstellen, dass dieser sich nur zwei Meter von ihm entfernt teilweise entblößte. „Vater?“ Vegeta schrak zusammen, Trunks stand direkt hinter dem Vorhang. „Ich… Ich weiß, du wolltest mir nur eine Lektion erteilen.“ Vegeta schloss die Augen, verharrend, was Trunks nun noch sagen würde. „Ich wollte nur… dass du weißt, dass ich dir nicht böse bin. Du brauchst dich nicht schlecht fühlen deshalb. Es war meine Schuld.“ Trunks' Worte bewirkten in Vegeta jedoch das genaue Gegenteil. Seine Stimme war merkwürdig belegt, als er sprach: „Es ist NICHT deine Schuld. Ich bin es, der sich nicht kontrollieren kann. Ich müsste mich bei dir… entschuldigen.“ „Nein, wirklich…“ „Trunks, du bist mein Sohn. Mein Fleisch und Blut. Nie hätte ich dich so berühren dürfen. Ich will nicht, dass du die Schuld auf dich nimmst. Es sind meine kranken Phantasien. Mein Blut ist mit diesem Laster befallen, nicht deines.“ „Aber Vater, wäre ich nicht an Bord gekommen, dann…“ „Es spielt keine Rolle. Wenn ich stark genug wäre, wenn ich nicht diese Schwäche hätte, dann müsste ich nicht vor dir fliehen.“ „Bist du deshalb gegangen? Weil du vor mir fliehst?“ „Weil ich dich schützen muss. Vor MIR schützen muss. Ich…“ und Vegeta wurde bei seinem Satz selbst schlecht, „Ich weiß nicht, wie lange ich dem noch standhalten kann.“ Stille trat ein, die nur durch das prasselnde Wasser der Dusche unterbrochen wurde. Vegeta spürte die Spannung, merkte es an Trunks' Schweigen, dass er tatsächlich verstand und plötzlich fühlte sich Vegeta nackt, seelisch nackt. „Bitte geh jetzt Trunks. Du kannst in meinem Zimmer schlafen. Leg mir nur eine Decke raus, ich werde in der Gravitationskammer schlafen.“ „In Ordnung.“ Vegeta hörte, wie Trunks sich entfernte, doch der erleichternde Seufzer wollte nicht über seine Lippen kommen. In der Tür hielt Trunks inne. „Ich kann dir trotzdem nicht böse sein, aber ich werde deinen Wunsch respektieren und dir, so gut es mir möglich ist, aus dem Weg gehen.“ Die Tür öffnete und schloss sich. Vegeta war alleine. Erst jetzt atmete er wieder. Unbewusst hatte er die Luft angehalten. Seine Knie zitterten plötzlich und Vegeta fühlte sich schwach. Diese Form der Schwäche war ihm fremd. Er drehte den Wasserhahn zu und setzte sich auf den Boden der Dusche. Nur einen kurzen Augenblick, denn er hatte das Gefühl, nicht länger stehen zu können. Etwas Merkwürdiges ging in ihm vor. Irritiert führte er seine Finger zu seinem Gesicht. Seine Augen waren nass, für einen Herzschlag dachte er, es wäre das Wasser von der Dusche, doch kann erkannte er, dass es Tränen waren. Dem Prinz der Saiyajins liefen stumme Tränen über seine Wangen. oooOOOooo Vegeta war müde. So unendlich müde und er fühlte sich eingesperrt. Seit er Trunks vor drei Tagen entdeckt hatte, hatte er nicht mehr trainiert. Er traute sich nicht, mehr Platz im Raumschiff einzunehmen, als die Schaltzentrale, in der er sich befand. Jedes Mal, wenn er den Raum verließ und durch das Schiff lief, befürchtete er, Trunks zu begegnen. Es war idiotisch, denn Trunks verließ das einzige Schlafzimmer ebenso wenig, wie Vegeta die Schaltzentrale. Sie trafen sich weder beim Mittagessen, noch im Badezimmer. Der Gravitationsraum war verweist. In diesen Tagen war Vegeta froh, dass Bulma ihr komplettes technisches Know-how in die Weiterentwicklung der Raumkapsel gesteckt hatte. Äußerlich mochte es noch gleich wirken, doch innerlich hatte sich alles verändert, wenn er an die ursprüngliche Version zurückdachte. Bulma hatte diese neuen Räume eingebaut, hatte für Komfort gesorgt, stets in der Hoffnung, Vegeta würde auch sie einmal zu einem Abenteuer mitnehmen. Dass es nie dazu kommen sollte, hatte Bulma nicht ahnen können. Durch Bulmas Fürsorge und Geschick war es nun möglich, dass Vegeta und Trunks selbst auf diesem kleinen Raum aneinander vorbeileben konnten. Die Stimmung an Bord war zwar sehr bedrückend und düster, doch es hatte keine weiteren Vorfälle mehr gegeben. Trunks hatte nicht einmal versucht, mit Vegeta zu reden und dieser hatte es seinem Sohn gleichgetan. Vegeta hätte ohnehin nicht gewusst, was er mit Trunks reden sollte. Ihre Fronten waren nun ein für allemal geklärt. Während Trunks verschreckt von Vegetas rohem Verhalten hinter einer geschlossenen Tür verweilte, versteckte sich Vegeta geplagt von Schuldgefühlen. Akribisch checkte Vegeta stündlich die Koordinaten, überprüfte den Orbit auf Asteroiden oder Weltraumschrott, der das Raumschiff beschädigen konnte, und unterbrach dafür sogar seinen ohnehin schlechten Schlaf. Es war die einzige Beschäftigung, der er nachgehen konnte, ohne Trunks anzulocken. Er war sich sicher, dass, wenn er auch nur beginnen würde, zu trainieren, Trunks aus seinem Versteck kommen würde. Vegeta konnte dieses Gefühl nicht erklären, doch es war tief in ihm verwurzelt und er wollte keineswegs herausfinden, ob dieses Gefühl der Tatsache entsprach. Laut seiner Berechnung waren es noch knapp 4 Tage, bis sie Barley erreichten. Es wurde auch Zeit, denn ihre Vorräte schwanden kontinuierlich. Vegeta schwieg, doch er vermutete, dass Trunks sich Nachts heimlich in die Bordküche schlich und versuchte, seine Traurigkeit mit Essen zu beruhigen. Angesichts dessen, dass Vegeta schuld an der ganzen Situation war, lag es ihm fern, Trunks die rapiden Verluste der Vorräte vorzuwerfen. Er seufzte auf. Wann nur hatte er sich das letzte Mal frei gefühlt? Vegeta erinnerte sich nur dunkel, denn seit er sich die Gefühle für Trunks hatte eingestehen müssen, fühlte er sich wie eingesperrt. Hinter einer Maske der Moral gefangen. Er brauchte diese Maske, er brauchte den Verstand, der die Gitterstäbe bildete, trotzdem war es, als wäre ein Raubtier eingesperrt worden. Im Moment wünschte sich Vegeta nur, für 5 Minuten an nichts denken zu müssen. Sich einmal komplett zu entspannen und seinen Geist zu leeren. Er wollte nicht an Trunks, seine Schuldgefühle oder die Vorräte denken. Was er brauchte war der Schein einer Freiheit, die er nicht hatte. Ihm fiel ein, dass Piccolo und Son Goku öfters meditierten, um ihren Geist zu leeren. Möglicherweise würde auch ihm eine Mediation helfen. Er rieb sich die Stirn, stand vom Kontrollpult auf und legte sich auf den harten, kalten Fußboden. Sein Rücken schmerzte leicht von der fehlenden Bewegung, doch der Schmerz ließ rasch nach. Mit geöffneten Augen stierte Vegeta zur Decke, ohne genau zu wissen, was er nun machen sollte. Intuitiv schloss er seine Augen. Er hörte seine eigenen Gedanken unruhig und laut in seinem Kopf umher schwirren. Zwar strengte er sich an, sie zum Verstummen zu bringen, doch so produzierte er nur weitere Gedanken. Schließlich entschloss er sich, es anders zu probieren. Vegeta fokussierte sein ganzes Bewusstsein, auf nur einen Gedanken: „Ich bin vollkommen entspannt“. Dieser Satz wurde zu einem Mantra. Immer und immer wieder wiederholte er ihn und dann bemerkte Vegeta die leichte Veränderung. Seine Glieder fühlten sich nicht mehr so schwer an, sie wurden merklich leichter. Die Nackenmuskulatur entspannte sich und der Druck auf seinen Kopf minderte sich. Überrascht von diesem Ergebnis, ließ Vegeta das Mantra immer weiter in seinem Inneren kreisen und bemerkte gar nicht, wie ihn der Schlaf übermannte. oooOOOooo Ein heftiger Ruck, gepaart mit einem lauten Geräusch, weckte Vegeta. Verwirrt brauchte er eine Sekunde, um sich zu sortieren. Ein weiterer Ruck ließen ihn schnell auf die Füße kommen. Er eilte zum Steuerpult und blickte über die Monitor hinaus ins Freie. Verwirrt registrierte er, dass sie sich in einem Asteroidenfeld befanden. Während er dabei war, weiteren Gesteinsbrocken auszuweichen, kam Trunks ins Zimmer gerannt. „Was ist passiert?“ „Ich weiß es nicht.“ Trunks ging hinüber zur anderen Schalttafel und überprüfte die Fluglinie, während Vegeta noch immer mehr oder weniger geschickt an den Asteroiden vorbeiglitt, ohne das Raumschiff größer zu beschädigen. „Laut Berechnung müssten wir auf dem richtigen Kurs sein. Wenn deine Daten noch aktuell sind, dann dürfte uns kein solches Trümmerfeld entgegen kommen.“ „Ach was“, knurrte Vegeta. „Und was ist das vor uns dann?“ Vegetas Nackenhärchen stellten sich auf, als Trunks sich erneut neben ihn stellte und dort verweilte, während sie gemeinsam über die Monitore hinaus blickten. Das, was Vegeta dort sah, gefiel ihm gar nicht. Er bekam kein ganz schlechtes Gefühl. Etwas an dem Bild erinnerte ihn an seine Kindheit. Ein solch merkwürdiges Bild hatte er schon einmal gesehen. Ja, hatte er eigentlich schon oft gesehen, doch nur ein einziges Mal aus dieser direkten Nähe. Es war der Tag gewesen, an dem Vegeta-Sei zerstört worden war. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)