Nur Dein von Traumschreiberin ================================================================================ Kapitel 6: Zeit der Geständnisse -------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 6: Zeit der Geständnisse Als Marian's Lippen die seinen berührten, wusste Robin zuerst überhaupt nicht, wie ihm geschah oder wie es dazu hatte kommen können. Die warme Süße ihres Mundes traf ihn vollkommen unvorbereitet und vertrieb für den Moment alle seine Zweifel. Es war nicht länger wichtig, wer der Fremde war und was er für die junge Frau bedeutete. Für ihn gab es auf der Welt nichts als das Versprechen, das dieser innige Kuss barg und ihr Geständnis, das in ihm nachklang, wie ein Lobgesang des Himmels. Marian hatte gerade gesagt, dass sie ihn liebte! Sie liebte ihn! Robin's Herz zersprang fast vor unbändiger Freude. Ohne sein Zutun legte er seine Arme um sie und zog sie an sich, um sie noch näher bei sich zu spüren. Langsam und zärtlich strich er mit der Zungenspitze über die Konturen ihres Mundes und versank in einem Strom des Glücks, als Marian bereitwillig ihre Lippen öffnete und ihm sanft entgegenkam. In diesem Augenblick war es sein sehnlichster Wunsch, sie für immer in seinen Armen zu halten und diesen Kuss niemals enden zu lassen. Tatsächlich verging eine kleine Ewigkeit, in der die Beiden einander eng umschlungen hielten und sich innig küssten. Erst als der Drang, Atem zu schöpfen, unwiderstehlich wurde, lösten sie sich widerwillig voneinander. "Marian", hauchte Robin, als er wieder zu Atem gekommen war, mit vor Verwirrung und Unglauben bebender Stimme. Der Nachgeschmack des zärtlichen Kusses lag noch immer süß auf seinen Lippen und berauschte ihn, machte ihn fast schwindlig. Gleichzeitig konnte er jedoch an nichts anderes denken, als daran, endlich die Wahrheit hinter den Ereignissen des Tages zu erfahren. "Ich verstehe nicht...Ich dachte, du und..." Bevor er den Satz zu Ende führen konnte, brachte Marian ihn zum Schweigen, indem sie sanft einen Finger vor seine Lippen hielt. "Du dachtest, Mark und ich wären ein Paar und ich hätte mich längst entschieden, den Sherwood Forest zu verlassen", vollendete sie den Satz mit einem schelmischen Lächeln. "Du hast mich deshalb von dir gestoßen, weil nicht verletzt werden wolltest." Robin sah die junge Frau in seinen Armen erstaunt an und öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen, hielt jedoch abrupt inne und wich ihrem Blick beschämt aus. Warum hatte er Marian nicht einfach nach Mark gefragt, anstatt die Beherrschung zu verlieren? Gleich darauf spürte er ihre zarte Hand an seiner Wange, die ihn liebevoll streichelte und als er ihr in die Augen sah, wusste er endgültig, wem ihr Herz wirklich gehörte und dass es für ihn nie einen Grund zur Eifersucht gegeben hatte. Diese Erkenntnis ließ Dankbarkeit und unendliche Wärme in Robin aufsteigen. Marian hätte sich ihren Gemahl unter den einflussreichsten Edelmännern des Landes erwählen können, doch sie hatte ihm ihr Herz geschenkt. Im Stillen schwor er sich, dass sie niemals einen Grund haben sollte, ihre Entscheidung zu bereuen. "In einem Punkt hattest du sogar Recht", gab die junge Frau nach einem Moment des Schweigens zu und riss ihn damit aus seinen Gedanken. "Mark hat in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz und wir sind sehr vertraut miteinander. Aber ist es denn nicht natürlich, dass mich mit meinem Bruder ein inniges Band verbindet?" Der junge Mann blinzelte seine Liebste erstaunt an, während ihre Eröffnung langsam in sein Bewusstsein drang und war endgültig sprachlos. Als sie freimütig zugegeben hatte, wie wichtig Mark ihr war, hatte er deutlich gespürt, wie die Eifersucht erneut in ihm aufstieg, doch nun fehlten ihm die Worte. Mark war Marian's Bruder? Es war alles nur ein großes Missverständnis? "Dein Bruder?" hauchte er atemlos. "Wie hätte ich das auch nur ahnen sollen? Als wir dich an jenem Abend aus Schloss Nottingham befreit haben, hatte er deine Eltern nicht begleitet und du hast auch nie etwas von ihm erzählt. Ich musste doch glauben, du hättest dich in ihn verliebt, vielleicht sogar bevor wir uns begegnet sind." Er hielt inne und seufzte traurig. "Außerdem war es für mich die einzige Erklärung, warum du heute Morgen so abweisend zu mir warst." Marian schüttelte den Kopf und zog ihren Liebsten tröstend an sich. "Robin", gab sie eindringlich zurück. "Glaubst du wirklich, ich wäre die ganze Zeit hier in den Wäldern geblieben, wenn es einen Mann in meinem Leben gegeben hätte, nach dem ich mich sehne? Glaub mir, meine Eltern hätten Mittel und Wege gefunden, mich vor Lord Alwine zu schützen. Ich hätte jederzeit nach Schloss Lancaster zurückkehren können, doch ich bin aus freien Stücken geblieben. Weil ich bei dir sein wollte." Nun war es Marian, der ein Seufzen entkam. "Ich weiß selbst nicht, warum ich dir und den Anderen nichts von Mark erzählt habe", gestand sie beinah hilflos. "Es hat sich wohl einfach keine Gelgenheit dazu ergeben. Immerhin hatten wir genug andere Sorgen. Aber es war nie meine Absicht, dir etwas zu verheimlichen. Du hast uns doch heute selbst zusammen gesehen. Sie er mir nicht ähnlich genug, um mein Bruder sein zu können?" Der junge Mann schwieg eine Weile und dachte angestrengt nach. Ihm fiel ein, dass Mark ebenfalls blondes Haar und blaue Augen hatte. Was sie gesagt hatte, mochte also durchaus wahr sein. Warum sollte sie ihn auch belügen? Wenn sie es gewollt hätte, hätte sie längst fortgehen können, doch sie war geblieben. Weil sie bei ihm sein wollte... "Was heute Morgen angeht", fuhr Marian nach einer Weile fast schüchtern fort. "Ich denke, ich bin dir auch eine Erklärung schuldig. Wenn du noch willst, würde ich deine Einladung jetzt gerne annehmen." Nun war es an Robin, ihr ein strahlendes Lächeln zu schenken. "Ja", antwortete er überglücklich. "Sehr gerne." Kurze Zeit später gingen die Beiden Seite an Seite die mondbeschienenen Pfade des Waldes entlang. Am Rande hatten sie die erstaunten Blicke der drei Geschwister bemerkt, als sie den Unterschlupf zu solch später Stunde verlassen hatten, doch das kümmerte sie nicht. Für sie zählte nichts als die Nähe des Anderen und die Erleichterung, die sie durchflutete. Sie mussten allein sein, um fern von anderen Augen und Ohren auch die letzten Missverständnisse aus der Welt schaffen zu können. Als sie schließlich eine kleine, verborgene Lichtung erreichten, setzten sie sich dort dicht nebeneinander ins Gras. "Eines verstehe ich trotz allem nicht", brach Robin dann das Schweigen. "Warum warst du heute Morgen so abweisend zu mir, wenn ich doch der Mann bin, den du liebst?" Marian hielt den Blick verlegen zu Boden gerichtet und konnte nicht verhindern, dass ein Anflug von Röte über ihre Wangen schlich. "Weil ich ganz ähnliche Zweifel hatte wie du", gestand sie ehrlich. "Ich war fest davon überzeugt, dass du meine Gefühle niemals erwidern würdest, weil du dich längst in eine andere Frau verliebt hättest." Als er erkannte, dass die junge Frau nicht einmal geahnt hatte, wie er für sie empfand und dass es ihr ebenso ergangen war, wie ihm, war Robin wirklich überrascht. Wie hatten sie beide nur so blind sein können? "Aber Marian", entfuhr es ihm fassungslos. "Wie konntest du nur so etwas denken? In wen sollte ich mich denn verliebt haben?" "Zum Beispiel in Cleo", gab sie mit unverhohlener Traurigkeit zurück. "Immerhin habe ich allzu oft gehört, wie bewundernd, beinah liebevoll du von ihr gesprochen hast. Ich glaubte, meine Liebe wäre einseitig und wollte nicht, dass du mich aus Pflichtgefühl zu deiner Gefährtin nimmst. Deshalb habe ich dich zurückgewiesen." Robin schüttelte den Kopf und legte behutsam die Arme um seine Geliebte, um sie sanft an sich zu ziehen. Ihren Kopf bettete er liebevoll an seine Brust, wo sie seinen Herzschlag kräftig und beruhigend an ihrer Wange spürte. "Fühlst du es?" fragte er zärtlich. "Mein Herz schlägt allein für dich. Es gehört nur dir, für alle Zeit." "Oh Robin", hauchte Marian gerührt und konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Der bloße Gedanke, dass er kurz davor gewesen war, sich für immer von ihr abzuwenden, erfüllte sie mit Schrecken. Zu groß war ihre Erleichterung, dass alle ihre Ängste sich als unbegründet erwiesen hatten. Niemals hätte die junge Frau sich träumen lassen, dass Robin ihre Gefühle erwiderte, doch er tat es. In jedem Blick und jeder Berührung spürte sie nichts als unendliche Liebe und bedingungslose Hingabe. Vor Glück weinend lag sie in seinen Armen, während Robin nicht einen Augenblick aufhörte, sie zu streicheln und ihr die zärtlichsten Liebesbezeugungen ins Ohr zu flüstern. Als die junge Frau sich langsam beruhigte, hob sie den Kopf, um ihren Liebsten anzusehen und angesichts der Zärtlichkeit, die ihr aus den blauen Tiefen seiner Augen entgegenstrahlte, stockte ihr der Atem. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als Robin sich langsam zu ihr hinunterbeugte. "Ich liebe dich", hauchte er, bevor er ihre Lippen mit einem Kuss verschloss, der ebenso leidenschaftlich war, wie der erste und dennoch soviel tiefer ging. Dieser Kuss war nicht länger getrieben von Zweifeln und Ängsten, sondern einzig geboren aus der Liebe, die sie untrennbar miteinander verbunden hatte. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)