Nur Dein von Traumschreiberin ================================================================================ Kapitel 3: Eine Begegnung mit Folgen ------------------------------------ Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 3: Eine Begegnung mit Folgen Lange ging Marian ziellos durch den Wald und achtete weder auf die Zeit noch darauf, welchen Weg sie einschlug. Ihre Gedanken galten allein Robin und sie versuchte verzweifelt, eine Erklärung für sein merkwürdiges Verhalten zu finden. Bislang war sie überzeugt gewesen, dass er es nur für eine lästige Pflicht hielt, sich um sie zu bemühen, doch an diesem Morgen war zum ersten Mal eine zaghafte Stimme des Zweifels in ihrem Inneren laut geworden. Die Traurigkeit in seinen Augen, als sie ihn so brüsk abgewiesen hatte, war aufrichtig gewesen. Wusste er vielleicht nicht, wie er ihr seine Gefühle zeigen sollte? Wenn dem so war, bedeutete sie ihm vielleicht doch mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte. Etwas Schöneres konnte Marian sich nicht denken, aber sie hatte noch immer Angst zu hoffen. Schließlich war es nur eine Möglichkeit und sie mochte sich ebenso gut täuschen. Wenn Robin sich ihr aus bloßem Pflichtgefühl zuwandte, wäre es für sie doch das Beste, nach Schloss Lancaster zurückzukehren. Letztlich ging es um mehr als nur sie beide. Wenn es zwischen ihnen keine Liebe gab, wie sollten sie dann jemals das Bett miteinander teilen und eine eigene Familie gründen? Ob Robin überhaupt Kinder mochte? Oder wären sie für ihn nur eine unerwünschte Verantwortung? Im Herzen wusste die junge Frau längst, dass sie nur ihn als Vater ihrer Kinder wollte und sich niemals einem anderen Mann würde hingeben können. Aber wie sollte sie ihn für sich gewinnen? Marian war so tief in ihre eigenen Gedanken versunken, dass sie zuerst überhaupt nicht hörte, wie ihr Name gerufen wurde. Erst nach einer Weile drangen das Geräusch von Pferdehufen und der Klang einer Stimme an ihr Ohr, die ihr seltsam bekannt vorkam. Gleich darauf wusste die junge Frau, wer sie gerufen hatte und ihr Herz begann vor freudiger Erwartung schneller zu schlagen. Überrascht wandte sie sich um und sah sich einem jungen Mann gegenüber, der geraden von einem edlen, fuchsroten Hengst stieg. Er war nur wenige Jahre älter als Marian selbst, hatte schulterlange, blonde Haare und Augen, die so blau waren, wie ein wolkenloser Sommerhimmel. Eine Zeitlang musterten die Beiden einander schweigend, bis ein liebevolles Lächeln auf dem Gesicht des Neuankömmlings erschien. "Marian", sagte er sanft und streckte beide Arme nach ihr aus. "Mark!" rief sie freudestrahlend aus und fiel ihm glücklich um den Hals. Währenddessen war Robin im Unterschlupf geblieben und zerbrach sich weiterhin den Kopf über Marian's Verhalten, ohne jedoch eine mögliche Erklärung zu finden. Anfangs hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich Winniefred anzuvertrauen und sie um Rat zu fragen, sich dann aber dagegen entschieden. Er wollte nicht, dass Marian durch sie oder die Anderen etwas erfuhr, vor allem da er nicht wusste, ob sie seine Gefühle erwiderte. Wenn überhaupt, sollte sie die Wahrheit von ihm erfahren. Winniefred jedoch ahnte, in welche Richtung die Gedanken ihres Cousins gingen und als sie nicht länger mitansehen konnte, wie er sich selbst quälte, gesellte sie sich in einem ruhigen Moment zu ihm. "Wie lange willst du noch warten?" fragte sie freundlich, aber ohne Umschweife. "Geh endlich zu ihr." Daraufhin sah der junge Mann seine Cousine so erstaunt an, dass sie Mühe hatte, nicht laut zu lachen. "Robin", fuhr sie unbeirrt fort. "Für wie blind hälst du uns eigentlich? Wir alle wissen schon lange, dass du in Marian verliebt bist. Und ich denke, du bist ihr auch sehr wichtig." Robin war im ersten Moment so überrascht, dass er zu keiner Antwort fähig war. Er hatte geglaubt, seine Gefühle gut verbergen zu können und es erschreckte ihn, mit welcher Leichtigkeit Winniefred ihn durchschaut hatte. Hatte Marian die Wahrheit genauso leicht erkannt und war ihm deshalb aus dem Weg gegangen? "Woher willst du das wissen?" fragte er unsicher und hoffnungsvoll zugleich. "Hat Marian dir irgendetwas gesagt?" Winniefred schüttelte lächelnd den Kopf. "In dieser Hinsicht seid ihr beide euch sehr ähnlich", erklärte sie ihm sanft. "Wie du ist auch Marian kein Mensch, der leichtfertig seine Gefühle offenbart und sich jedem anvertraut. Aber Will, Barbara und ich kennen euch einfach zu gut. Es genügt mir, den Glanz in ihren Augen zu sehen, wenn sie von dir spricht und das tut sie sehr oft. Hast du nie bemerkt, wie sie dich ansieht?" Beinah gegen seinen Willen spürte Robin, wie ein zarter Keim der Hoffnung in ihm aufblühte, als er seiner Cousine zuhörte. Winniefred war Marian's beste Freundin und kannte sie besser, als die meisten Anderen, vermutlich sogar besser, als er selbst. Aber wenn ihre Gefühle für ihn wirklich so tief gingen, warum hatte sie ihn dann erst vor wenigen Stunden so kalt abgewiesen? "Marian liebt dich, Robin", ergriff Winniefred schließlich, seine Gedanken erratend, erneut das Wort. "Aber sie hat, genau wie du, Angst, dass ihre Liebe einseitig ist. Deshalb musst du zu ihr gehen und ihr endlich sagen, was du fühlst. Ihr könnt einander doch nicht für immer ausweichen." Die Worte seiner Cousine klangen noch lange in Robin nach und er sah ein, dass sie Recht hatte. Er musste Marian die Wahrheit sagen und das so bald wie möglich. "Also gut", sagte er, sich ein Herz fassend. "Ich gehe zu ihr." Zur selben Zeit hatte Marian sich mit Mark auf einer Lichtung niedergelassen und erzählte ihm ausführlich, was sie alles im Sherwood Forest erlebt hatte. Seit sie das Schloss ihrer Eltern damals notgedrungen hatte verlassen müssen, hatten die Beiden einander nicht mehr gesehen, doch sie hatte ihn sehr vermisst und oft an ihn gedacht. Mark hörte ihr lächelnd zu, doch trotz ihrer Fröhlichkeit entging ihm nicht, dass sie bekümmert wirkte. "Also heraus mit der Sprache, Schwesterherz", meinte er deshalb sanft, als sie geendet hatte. "Es ist nicht zu übersehen, wie glücklich du in den Wäldern ist und ich bin froh zu hören, dass Robin sich gut um dich kümmert. Auch unsere Eltern werden sehr erleichtert sein, wenn ich ihnen erzähle, dass du wohlauf bist. Aber du hast mir nicht alles erzählt. Nein, streite es nicht ab", wehrte er freundlich ab, als die junge Frau Anstalten machte, zu protestieren. "Ich kenne dich lange genug um zu wissen, was du denkst und fühlst. Irgendetwas hast du auf dem Herzen." Marian senkte den Blick zu Boden und schwieg unsicher. Ihr Bruder kannte sie einfach zu gut, als dass sie ihre Gefühle vor ihm hätte verbergen können. Aber wie könnte er den Grund für ihren Kummer verstehen? Über Herzensangelegenheiten hatten sie nie gesprochen und soweit sie wusste, gab es auch keine Frau in Mark's Leben. Andererseits hatte er ihr auch früher schon immer helfend und schützend zur Seite gestanden. "Es ist wegen Robin", stellte der junge Mann in diesem Moment mit einem wissenden Lächeln fest. "Du hast dich in ihn verliebt, nicht wahr?" Zuerst schaute Marian ihr Gegenüber erstaunt an, fühlte sich dann jedoch erleichtert, dass sie sich zumindest vor ihm nicht würde verstellen müssen. "Ja, ich liebe Robin", gestand sie verlegen. "Ich liebe ihn sogar sehr." "Das ist doch wundervoll!" erwiderte Mark erfreut. "Ich habe schon sehr viel Gutes von ihm gehört und wenn die Gerüchte der Wahrheit entsprechen, könnte ich mir keinen besseren Mann für dich vorstellen. Aber...du siehst nicht gerade glücklich aus." Ohne etwas dagegen tun zu können spürte die junge Frau, wie Tränen in ihren Augen brannten, als ihr Bruder so unbeirrbar und dennoch so behutsam nach dem Grund für ihren Kummer forschte. "Ganz glücklich bin auch nicht", gab sie traurig zu. "Natürlich ist es ein schönes Gefühl, verliebt zu sein. Wunderschön sogar. Aber ich bin davon überzeugt, dass Robin mich nicht liebt." Kaum hatte sie das letzte Wort ausgesprochen, als sich der forschende Ausdruck in Mark's Gesicht veränderte und zu unverhülltem Erstaunen wandelte. "Was?!" rief er fassungslos aus. "Welcher Mann könnte dich nicht lieben? Glaub mir, ich kenne manch einen, der alles dafür geben würde, um dich für sich zu gewinnen. Wenn Robin dich wirklich verschmäht, dann ist er ein Dummkopf." "Das ist er nicht!" rief Marian erbost aus, was ihr ein herzliches Lachen seitens ihres Bruders eintrug. "Kein Zweifel, Schwesterherz", meinte er und zwinkerte ihr verschmitzt zu. "Du hast dein Herz wirklich vollkommen an ihn verloren." Gleich darauf wurde er jedoch wieder ernst. "Aber du hast Recht", fuhr er ruhiger und ernster fort. "Nach allem, was mir zu Ohren kam, ist Robin kein Dummkopf. Deshalb bin ich mir auch sicher, dass du ihm sehr viel bedeutest, aber vielleicht weiß er nicht, wie er dir seine Gefühle zeigen soll. Wenn du meinen Rat hören willst, dann gib ihm etwas Zeit und hab Vertrauen. Wenn Robin erst spürt, wieviel du für ihn empfindest, wird er sich dir mit Sicherheit bald öffnen." Die Worte ihres Bruders gaben Marian neue Zuversicht und ließen sie endlich ein kleines Lächeln zustande bringen. Dankbar umarmte sie ihren Bruder und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke, Bruderherz", flüsterte sie. "Dafür nicht, Schwesterherz", entgegnete Mark liebevoll. "Dafür nicht." Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)