Teilchenbeschleuniger von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Vakuumfluktuationen ------------------------------ Hallo Ihr Lieben und viele Emotionen beim 3. Kapitel von Teilchenbeschleuniger^^! Dieses Mal möchte ich das Kapitel gern widmen, da sie zu meiner Belustigung einen Antrag auf VIP-Status-Ausnutzung gestellt hat :D! Ich hoffe, wir lesen uns nächste Woche wieder y ={21x + ¼Z} - ℮ ≤ 56c + 44% ≠ 0 ≥ ½ Ω ≈ ¾ E = mx + √6β - 4² + α = ∞ Ich fuhr zu Florian. Zwar hatte ich mich nicht bewusst dafür entschieden, doch irgendwie brachte mich mein Rad automatisch zu dem Mehrfamilienhaus, in dem er seine Wohnung hatte. Als ich es abstellte, schlug mein Herz so laut, dass es in meinen Ohren widerhallte. Ich verabscheute mich selbst für das Misstrauen, das mich hierher geführt hatte. Ich wollte nicht klingeln, wollte seinen Schlaf nicht stören. Doch ich musste die Wahrheit erfahren. Wie sollte ich ihn heute Abend bekochen und küssen, wenn ich die gesamte Zeit über den Zettel im Hinterkopf hatte? Ich brauchte ganze 5 Minuten, bis ich mich endlich dazu durchringen konnte, den Finger auf den Klingelknopf neben seinem Namen zu drücken. Ich wartete mit schlotternden Eingeweiden. Als nichts passierte, klingelte ich erst ein 2. und dann noch ein 3. Mal. Ich spürte, wie sich mein Körper erleichtert entspannte und wollte schon wieder umdrehen, da ertönte der Summer und mein Magen verkrampfte sich aufs Stichwort. Die Stufen des Treppenhauses schlich ich mit weichen Knien hinauf. Ich musste mich zu jedem Schritt zwingen. Am 2. Treppenabsatz blieb ich wie angewurzelt stehen. Florian lehnte sich gegen den Türrahmen und gähnte. Er trug eines meiner ausrangierten T-Shirts, das sich aufreizend um seine Schenkel bauschte. Sein Haar war ein wenig verstrubbelt. „Hey…,“ sagte er überrascht als er meiner ansichtig wurde und lächelte, „Was machst du denn hier? Konntest du nicht bis heut Abend warten?“ Ich schluckte. Meine Kehle war staubtrocken. „Ich… Ich muss mit dir reden…,“ erwiderte ich rau. Sein Schmunzeln verschwand. Er blinzelte und schien verdutzt. „Okay…,“ er trat beiseite, „Komm rein.“ Ich ging an ihm vorbei, in seine Wohnung. Der vertraute Geruch nach frischer Wäsche und seinem Deo wallte mir entgegen und erfüllte mich mit schmerzhafter Wehmut. Ich blieb in dem kurzen, mir so wohlbekannten Flur stehen und atmete tief ein, bevor ich mich zu Florian umdrehte. Er schloss hinter mir die Tür und sah mich mit wachsender Besorgnis an. „Was ist los?“, fragte er, „Ist was passiert?“ Ich senkte den Kopf. Fast konnte ich den kleinen, weißen Zettel in meiner Hosentasche knistern fühlen. „Jonas, was ist?“, hörte ich Florians beunruhigte Stimme, „Jetzt sag schon!“ Ich sah auf. Sah ihn an, meinen Freund, meinen Schatz, meinen Florian. Mit einem Mal war ich mir wieder nicht sicher, was ich hier eigentlich wollte. Wollte ich tatsächlich alles riskieren, meine Gefühle, unsere Verbundenheit, nur wegen ein paar haltlosen Worten auf einem weißen Blatt Papier? Hatte ich mich nicht immer gegen die Neigung vieler Menschen gewehrt, erfundenen Anschuldigungen fremder Leute mehr Glauben zu schenken als den Beteuerungen des oder der Liebsten? Wie gern würde ich einfach vergessen, was passiert war. Einfach lächeln, ihn in meine Arme nehmen und ihm ins Ohr flüstern, dass ich mich nach ihm gesehnt hatte und nur deshalb die Vorlesung ausfallen ließ. Ihn zurück ins Bett tragen, ihn küssen und ausziehen und streicheln und ihm danach beim Schlafen zuschauen. Doch wieso sollten meine 3 besten Freunde mich belügen? Diese Frage blieb unbeantwortet. Yves, Lauritz und Imke waren nicht irgendwelche Fremden für mich. Ich kannte sie länger als Florian. Yves kannte ich sogar schon über 10 Jahre lang. Wieso sollte er mich anlügen? Das machte keinen Sinn. Ich musste die Wahrheit wissen. Und dafür musste ich Florian fragen. Also räusperte ich mich. „Ich…muss dich was fragen…,“ sagte ich leise. Florian starrte mich an. „Was…? Was fragen?“ Langsam steckte ich die Hand in die Hosentasche und ertastete den verhängnisvollen Zettel. Ich holte ihn hervor und behielt ihn einige Sekunden zwischen meinen tauben Fingern, bevor ich ihn Florian zeigte. „Das habe ich…vorhin in meinem Federmäppchen gefunden…,“ erklärte ich und meine Stimme bebte, „Ich weiß nicht, wie es dorthin gekommen ist. Yves, Lauritz und Imke behaupten, sie hätten nix damit zu tun.“ Florian stand unbeweglich und fixierte den Zettel. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber als er den Kopf schließlich hob, waren seine Augen geweitet. Seine Stimme funktionierte erst nach dem 2. Anlauf. „Du… Du glaubst das doch nicht?“, hauchte er eindringlich, „O… Oder?“ Ich biss die Zähne so hart zusammen, dass es wehtat. „Ich… Ich weiß nicht, was ich glauben soll…,“ brachte ich hervor und schluckte, „Ich… Ich möchte es nicht glauben, aber…aber die anderen…haben mir…haben mir Sachen erzählt…,“ Ich verstummte, schüttelte kurz den Kopf und wandte den Blick ab, betrachtete Florians Flur, die Wände, die Decke, nur nicht ihn. „W… Was für Sachen?“, drang seine Stimme gepresst an mein Ohr und dann, noch beschwörender, „Jonas! Was für Sachen haben sie dir erzählt?“ Ich holte Luft. „Sachen über dich. Sachen, die… Sie… Sie haben gesagt, dass du…dass du mich schon seit einer Ewigkeit ständig betrügst und alle davon wissen und…,“ Ich konnte nicht mehr weitersprechen. Mit größter Anstrengung richtete ich meine Augen wieder auf meinen Freund. Er schwieg. Er war ganz blass geworden. „Ich muss die Wahrheit wissen,“ wisperte ich und eine brennende Schlinge legte sich um mein Herz, als ich mich plötzlich daran erinnerte, wie Florian sich einmal bei mir beschwert hatte: Boah, Jonas, es ist ätzend! Ich kann bei direkten Fragen nie lügen. Ich kann Wahrheiten weglassen oder verbiegen. Ich kann indirekt lügen. Aber wenn mir jemand eine direkte Frage stellt, dann muss ich die Wahrheit sagen. Selbst gestern bei diesem blöden BAföG-Menschen am Telefon. Es ist wie ein Zwang. Also nahm ich all meinen Mut zusammen. „Florian? Be… Betrügst du mich?“ Mein Freund erzitterte. Unverwandt starrte er mich an. Er bewegte die Lippen, doch kein Laut kam heraus. Die Welt schien um mich herum stehen zu bleiben. Und dann sackte er in sich zusammen. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Und er nickte. „Ja… Ja, es stimmt…,“ schluchzte er, „Oh Gott, Jonas, es tut mir so leid…,“ Mein Gott. Es war, als würde mich ein Rammbock treffen. Es presste mir die Luft ab, es saugte mir die Kraft aus den Beinen, es nahm mir die Sicht und das Gleichgewicht. Nach Atem ringend kippte ich gegen die nächste Wand und keuchte. „Nein…,“ krächzte ich, „Nein…,“ „Jonas, bitte lass mich erklären…,“ schluchzte Florian leise und ergriff meinen Arm, „Es ist nicht so, wie du denkst, ehrlich.“ In meinen Ohren klingelte es. Mit einem Ruck riss ich mich von ihm los und stolperte rückwärts. Sprachlos starrte ich ihn an. Meinen Freund, meinen Kleinen. Ich konnte es einfach nicht glauben. Fast konnte ich mein Herz knacken hören. „Jonas…,“ hauchte Florian händeringend und Tränen liefen ihm über die Wangen, „Bitte, hör mir zu… Ich will nur mit dir zusammen sein, die anderen haben mir absolut nichts bedeutet!“ Die Wut kam ganz plötzlich. Mit einem Schlag war meine Kraft zurück und tobte. „UND DAS SOLL ICH DIR GLAUBEN?“, brüllte ich und spürte das Blut in meinen Venen kochen, „Wenn das so wäre, wieso hast du es dann getan? Wieso vögelst du irgendwelche anderen Kerle, wenn du nur mit mir zusammen sein willst? Hab ich es dir nicht anständig genug besorgt oder was?!“ Florian bedeckte sein Gesicht mit den Händen, seine Schultern zitterten, während er weinte, und er schüttelte den Kopf. „Nein…,“ wimmerte er erstickt, „Nein, so war es nicht…,“ Ich hatte kein Mitleid. Ich war so wütend, so verletzt, so enttäuscht wie nie zuvor in meinem Leben. Und seine Tränen änderten nichts daran. Mehr noch, sie stachelten meinen gerechten Zorn geradezu an. Er hat kein Recht zu weinen, dachte ich. Er hat mich betrogen. Ich bin derjenige, der verletzt ist. Ich bin derjenige, der weinen dürfte. „Wie konntest du mir das antun?“, fauchte ich angewidert und ballte die Fäuste, „Ich habe dir vertraut! In all der Zeit habe ich nicht mal eine Sekunde lang an irgendeinen anderen gedacht. Gott, die anderen hatten Recht, ich war ja sowas von blöd! Und ich habe sie als Lügner beschimpft, ich habe dich verteidigt, ich habe…,“ Das Ausmaß meiner eigenen Blindheit ließ mich verstummen. All die Versuche meiner Freunde, mich zu warnen, all die Andeutungen, die ich vor lauter Vertrauensseligkeit in den Wind geschlagen habe. Und all die anderen Männer. Vor meinem inneren Auge nahmen sie Gestalt an. Die anderen Männer, die mit meinem Freund geschlafen haben, während ich nichtsahnend von ihm träumte. „Wie viele waren es…?“, flüsterte ich heiser, „Wie viele…?“ „Jonas, es…,“ „WIE VIELE?!“, brüllte ich und Florian zuckte furchtbar zusammen. „Ich weiß es nicht!“, schrie er zurück und noch mehr Tränen rannen ihm übers Gesicht, „Ich weiß es nicht…,“ Ich schloss die Augen. 18 Monate. 1 Jahr, 6 Monate, 2 Wochen und 2 Tage. In dieser Zeit war er bestimmt um die 160 Mal feiern gewesen. 90 Mal davon ohne mich. 90 Männer. Vielleicht nur 60. Vielleicht auch nur 40, 20 oder 10. Und trotzdem. Trotzdem. Mir wurde schwindelig. Ich musste mich gegen die Wand lehnen, um nicht umzufallen. Wie durch Watte drang Florians Stimme an meine Ohren. „Sie waren mir egal, Jonas… Ich schwöre dir, sie waren mir ganz egal! Es war nur Sex, nicht mehr. Du bist der, den ich will. Du bist mein Fels in der Brandung. Bei dir fühle ich mich sicher, bei dir kann ich so sein, wie ich bin. Ich wollte danach immer zu dir zurückkehren. Keiner von denen konnte es mit dir aufnehmen. Es tut mir so leid…,“ Der Zorn verschwand aus meinen Gliedern. Mit einem Mal wurde ich von einer solchen Mattigkeit überspült, dass ich beinahe auf den Boden sank. Mit einem Mal tat es einfach nur noch weh. „Bitte verzeih mir…,“ fuhr Florian belegt und flehentlich fort, „Bitte… Ich schwöre dir, dass ich das nie, nie, nie wieder tun werde. Niemals wieder. Gib mir bitte noch eine Chance…,“ Aber ich schüttelte den Kopf. „Nein…,“ raunte ich, „Nein, Florian. Das war’s. Es ist aus. Endgültig.“ Ich schluckte und bewegte mich von der Wand weg. Ich musste raus. Ich sah Florian nicht an, nahm nur aus den Augenwinkeln wahr, dass sein Gesicht bleich und fleckig, seine Augen gerötet und weit aufgerissen waren. Er hielt mich nicht zurück, schien völlig erstarrt zu sein, als ich mich wie in Trance zum Gehen wand, und mich den endlos langen Flur entlang schleppte, bis zur Wohnungstür. „Mach’s gut…,“ sagte ich noch, dann öffnete ich dir Tür, ging hindurch und ließ sie hinter mir ins Schloss fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)