Marauders Time - We just live once! von Moons (☆ Wolfstar ☆) ================================================================================ Open your eyes -------------- Es war kalt. Dabei sollten draußen doch gefühlte 20° sein. Was ein Schwachsinn. Das waren höchstens 10°... wenn’s hochkam! Laut seufzend sah ich mich um, stellte fest, dass mir niemand gefolgt war und verschwand dann rasch in dem Loch unter der peitschenden Weide. Diese hatte ich mit einem kurzen Schockzauber ruhig gestellt, die Wirkung hielt meist 3 Minuten an oder so. Die eigentlich unauffälligste Methode unbemerkt und vor allem an einem Stück in die heulende Hütte zu gelangen. Ich glaube James kam damals auf die Idee einen stärkeren Schockzauber an diesem Monster von Baum anzuwenden. Ja, wenn er wollte konnte er auch ziemlich klug sein. Wenn er denn dann mal wollte und nicht gerade den Angeber raushängen ließ. Mit schnellen Schritten durchquerte ich den schmalen Geheimgang und kam nach wenigen Minuten im Kellerraum der Hütte an. Nachdenklich stieg ich dann die Treppen hoch, gelangte somit ins Erdgeschoss und setzte meinen Weg hoch zum Schlafzimmer fort. Eigentlich bereute ich meine Entscheidung alleine zu gehen nicht. Es war im Nachhinein einfach besser so. Ich wäre eh keine angenehme Gesellschaft gewesen... und als Werwolf schon mal gar nicht. Allerdings hatte ich doch ein schlechtes Gewissen wegen James. Klar, er wollte natürlich lieber Zeit mit Lily verbringen. Aber sicher nicht in dem Wissen, dass ich deshalb alleine die Vollmondnacht verbrachte. Naja, ich hatte ihm keine Wahl gelassen. Außerdem hatte ich in dem Moment nicht gewusst, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Er wusste was Sirius... nein, was wir getan hatten. Er wusste wieso Sirius es getan hatte. James wusste nun, dass Sirius Gefühle für ihn hatte. Für seinen besten Freund. Was konnte es schlimmeres geben? Ich biss mir angespannt auf die Unterlippe und öffnete dann abwesend die Schlafzimmertür, ließ sie achtlos hinter mir ins Schloss fallen und sah mich im Raum um. In einer Ecke hing ein halb zersprungener Spiegel. Zögernd ging ich darauf zu, sah hinein. Was ich da entdeckte ließ mich kurz zurückschrecken. Aufgebracht schlug ich mit der rechten Faust in das Glas, hörte den Spiegel komplett zersplittern, spürte den ziehenden Schmerz und ließ zögernd die Hand wieder sinken. Abwesend betrachtete ich die vielen Scherben auf dem kalten Holzboden. Das durfte doch nicht wahr sein. Das war doch nicht eben wirklich ich gewesen. Niemals würde ich... Ich schluckte kurz, beendete den Gedanken nicht einmal. Was ich da gesehen hatte war ein blondhaariger Junge von 16 Jahren... aber dieser Blick in dessen... in meinem Gesicht... was war das gewesen? Diese grünen Augen... meine Augen hatten solch eine unbeschreibliche Verzweiflung, Trauer und Wut ausgestrahlt. Das war doch nicht ich! Zischend fuhr ich mir mit der heilen Hand durchs Haar, besah mir dabei meine verletzte und senkte langsam den Kopf. Was war nur passiert? Wieso ließ ich mich von dieser dummen Aktion eines schwanzgesteuerten Teenagers so fertig machen?! Natürlich... Sirius war mein Freund. Mein bester Freund sogar! Aber irgendwo war doch auch mal Schluss oder nicht? Irgendwann konnte selbst ich nicht mehr. „Verdammt... wieso denn ich? Warum hast du nicht wen anderes genommen, Pad? Wieso ich?!“ Schmerz durchzuckte mich plötzlich und im nächsten Moment schnellte mein Kopf zu einen der kleinen Spalte zwischen den Brettern, welche vor die Fenster genagelt waren. Der Mond begrüßte mich sanft, geradezu zu verlockend. Irgendwie war mir der Schmerz auch in diesem Moment willkommen. Zum aller ersten Mal im Leben wünschte ich mir mich von diesem schwachen Körper zu lösen, mich in ein stärkeres Wesen zu verwandeln. Kurz lachte ich auf. Dabei hatte ich mich doch sonst immer mit aller Kraft dagegen gewehrt. Aber diesmal waren auch die anderen nicht dabei. Ich konnte dem Wesen, dem Wolf in mir endlich Freiraum lassen. Und irgendwie wollte ich das auch. Wieder durchfuhr mich dieser nur allzu bekannte Schmerz, diese starke Hitze, dieses unerträgliche Gefühl wie sich meine Knochen, mein ganzer Körper veränderte. Fänge, Krallen und Fell traten hervor, verwandelten mich in diesen eigentlich doch wirklich anmutigen, starken, wunderbaren Wolf... Als ich wieder die Augen öffnete, sah ich an mir herab. Entdeckte vier mächtige Pfoten, bewegte meine Rute etwas, stellte fast automatisch die Ohren auf. Irgendetwas war anders als sonst! Ich beobachtete meine Umgebung nicht mehr durch diese Art Schleier. Auch hatte ich plötzlich Kontrolle über meinen Körper. Konnte bestimmen wie ich mich bewegte, nahm alle Sinne dieses mächtigen Tieres an, wusste wer ich war. Keine mörderische Bestie. Kein unkontrollierbares Monster. Einfach nur... ein Wolf. Etwas größer als gewöhnliche verstand sich natürlich. Aber zum ersten Mal war ich kein Beobachter mehr. Sah die Welt nicht mehr verschwommen. Ich war der Wolf. Ich hatte die Kontrolle über ihn. Und ich fühlte mich irgendwie... ja ich fühlte mich wohl. Wenn mich die anderen nur so sehen könnten. Sie würden es mir nicht glauben. Aber all meine Vorurteile bezüglich Werwölfe waren falsch gewesen. Diese Probleme entstanden vielleicht deshalb nur, weil ich mich die ganze Zeit gegen die Verwandlung gewehrt hatte. Weil ich Angst vor diesem anderen Wesen in mir hatte. Zumindest war dies die erste Erklärung die mir einfiel. Denn im nächsten Moment wurde mir schwindelig, ich hörte mich leise aufjauchzen und verlor dann das Gleichgewicht. Ich sackte auf dem Holzboden zusammen, rollte mich etwas ein und versuchte ruhig zu atmen. Hatte ich es vielleicht doch übertrieben oder war mein Körper einfach nur so geschwächt? Ich konnte es nicht sagen, aber im nächsten Moment verlor ich das Bewusstsein und alles um mich herum wurde schwarz. Verdammt... „Wenn er nicht bald aufwacht werde ich noch wahnsinnig!“ „Hey hey Sirius. Komm runter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das macht um uns zu ärgern.“ Ich zuckte leicht, als ich die lauten Stimmen um mich herum hörte. Was war denn los? Ein lautes Knurren war zu hören. Das war Sirius. Was schrie dieser Vollidiot denn wieder rum?! Oh verdammt mein Kopf... „Was fällt ihm eigentlich ein alleine zu gehen? Du warst doch dabei Prongs. Warum hat er dich denn weggeschickt?!“ ...weil ich allein sein wollte du Blödmann! Und jetzt halt die Schnauze. Ich hab Kopfschmerzen. Ich versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen, mich zu bewegen. Scheiterte allerdings an dem Versuch. Leicht blinzelte ich, schloss die Augen aber direkt wieder als mich helles Licht begrüßte. Es war wieder Tag? War ich etwa die ganze Nacht ohnmächtig gewesen? „Wahrscheinlich hat er die Nase voll von uns. Oder von dir. Was weiß ich denn?! Zumindest ist es nicht meine Schuld. Wer hat sich denn geweigert zur Hütte zu gehen? Und das sogar von Anfang an!“ Wieder ein lautes Knurren. Sirius sollte echt mal lernen sich zu beherrschen. „...ich bin ihm doch hinterher. Was willst du eigentlich??“ „Ja, aber erst als ich nach der Wirkung des Zaubers direkt zu dir geeilt bin. Sonst wärst du nie gegangen und er hätte die ganze Nacht alleine in der Hütte gelegen! Ich will, dass du endlich mal das Maul aufmachst und ihm sagst was in deinem verdammten Kopf abgeht! Bis dann!“ Schritte waren zu hören, wahrscheinlich ging James zur Tür. Meine Vermutung bestätigte sich, als diese wenige Sekunden später ins Schloss fiel und es still im Raum war. War ich im Krankenflügel?...höchstwahrscheinlich schon. Gerade wollte ich einen erneuten Versuch starten und die Augen öffnen, als Sirius Stimme wieder zu hören war. „...verdammt. Du hast doch keine Ahnung, Prongs! Er hasst mich doch jetzt schon. Wie soll ich ihm denn dann bitte sagen, dass ich...“ Seine Stimme erstarb plötzlich. Wieso war er so ruhig? War das Reue die in seiner Stimme mitschwang? Verzweiflung? Aber warum? Für ihn war es doch nur Sex gewesen. Nichts weiter. Nur Sex... Plötzlich gab die Matratze leicht nach, er stützte sich wohl darauf ab. Im nächsten Moment spürte ich allerdings etwas weiches auf meiner Wange. Dann auf meinem Hals und sogar auf meinem Mund. Ich zitterte leicht. Waren das seine Lippen? Mir wurde abrupt heiß und mein Atem ging schneller. Was... was tat er da verdammt?! „Wach auf, Remus. Bitte wach endlich auf. Es tut mir leid...“ Erneut durchfuhr mich ein leichtes Zucken. Seine Stimme war direkt an meinem Ohr. Leise, sanft und flehend. Ich musste zweimal hinhören, um zu erkennen, dass er es war der mir diese Worte ins Ohr flüsterte. Nicht, dass seine Berührungen nicht genug Beweis gewesen wären... aber ich war diesen Ton von ihm nicht gewohnt. Ganz und gar nicht. Gerade als ich mit dem Gedanken spielte, seine Stimme und Berührungen noch etwas länger zu genießen, fuhr er plötzlich mit einer Hand unter mein Shirt. Strich sanft über meinen Bauch, wanderte höher, streichelte über meine Brust. Ich konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken, betete im nächsten Moment auch, dass er es nicht gehört... ich mich nicht verraten hatte. Zu schön waren diese Berührungen. Und sie waren Balsam für meinen Körper... meinen erschöpften Geist. Wieder küsste er meinen Mund. Oh, wie ich diese verdammten, weichen Lippen doch mochte. Allerdings runzelte ich augenblicklich die Stirn, als seine Hand sich von meiner Brust löste, tiefer wanderte. Viel tiefer... oh scheiße! Er wollte doch nicht...?! „Ich wusste du bist wach, du mieser Dreckssack. Verarsch mich nicht!“ Abrupt riss ich die Augen auf und sah direkt in zwei sturmgraue, welche mich verärgert musterten. Erschrocken schubste ich ihn von mir, setzte mich so schnell es ging auf und fluchte dann bei den aufkommenden Schmerzen. Es fühlte sich an, als hätte ich am ganzen Körper Muskelkater oder als ob ich gestern mindestens 10 Flaschen Feuerwhisky runtergekippt hätte. Und das hatte ich definitiv nicht. Wäre allerdings im Nachhinein keine schlechte Idee gewesen... Ich ließ meinen Blick rasch durch den Raum wandern, wollte mich vergewissern, dass niemand außer uns hier war. Zu meiner Erleichterung war der Krankenflügel leer. Ich hätte Sirius getötet, wenn uns jemand gesehen hätte. Zögernd sah ich zu Sirius, welcher sich vom Boden aufgerappelt und wieder auf die Bettkante gesetzt hatte. Seine Augen lagen ruhig auf mir, beobachteten mich, warteten auf eine Reaktion von mir. Na da konnte er aber lange warten! Stur starrte ich nur zurück und zog es gar nicht in Erwägung irgendetwas zu sagen. Immerhin hatte ich mit ihm nichts mehr zu besprechen. Sollte er mich doch in Ruhe lassen. Warum war er überhaupt hier? „Redest du heute auch noch mal mit mir? Oder muss ich dich zwingen?“ Ungläubig hob ich eine Augenbraue an. Haha, konnte er ja mal versuchen. Mal sehen wie weit er kam. Ich musterte ihn kurz, wartete. Dachte dabei über die Gesprächsfetzen von James und ihm nach die ich vorhin aufgeschnappt hatte. Er war mir hinterher geschlichen...? Wann? Ich hatte nichts bemerkt. Ich war alleine in der Hütte gewesen. Hatte die Verwandlung alleine durchgemacht. Moment mal.. natürlich bestand die Wahrscheinlichkeit, dass Sirius mich gefunden hatte nachdem ich plötzlich ohnmächtig geworden war. Na klasse! Erniedrigender ging es nicht wie? Jetzt wusste er doch, wie verdammt fertig mich dieser ganze Scheiß machte! Außerdem-... !!! Abrupt wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Sirius plötzlich nähergerückt war und mich nun mit beiden Händen an den Schultern zurück auf die Matratze drückte. Erschrocken sah ich auf, schluckte dann kurz unbewusst als ich seinem Blick begegnete. Ein unwohliges Gefühl machte sich in mir breit. Ich kannte diesen Blick nur zu gut. Er hatte sich mir während des Sex in mein Gedächtnis eingebrannt. Verlangen, Sehnsucht und irgendwie auch Traurigkeit spiegelten sich in seinen grauen Augen wieder. „Sprich bitte mit mir, Remus. Bitte...“ Ohne jede Vorwarnung beugte er sich wieder herunter, wollte mich küssen. Diesmal reagierte ich allerdings rechtzeitig, legte die Hände auf seinen Brustkorb und stemmte diese dagegen. Genug Kraft um ihn wegzudrücken hatte ich in dem Moment leider nicht, aber ich konnte mich dennoch wehren. Ein aggressives Knurren entrann meiner Kehle, sollte ihn warnen, ihn davon abhalten mir noch näher zu kommen. „Ich bin nicht dein Spielzeug, Sirius. Ich bin dein Freund. War dein Freund... also hör verdammt noch mal auf mich anzufassen! Verschwinde am besten einfach!“ Er hielt inne und sah mich mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung an. Oh bitte... du hast keinen Grund wütend zu sein. Ich bin der der verletzt wurde. Ich wurde ausgenutzt. Ich wurde von meinem besten Freund zu etwas genötigt was ich nicht wollte. ....anfangs nicht wollte. Ich zuckte bei diesem Gedanken kurz zusammen, wandte meinen Blick von Sirius ab. Das durfte doch nicht wahr sein. Was war mit mir los? Ich hatte... seine Berührungen, seine Küsse zugelassen. Ich hatte nachgegeben... Hatte es genossen von ihm genommen zu werden??? Nein... warum?! Ich konnte unmöglich... Meine Gedanken überschlugen sich plötzlich. ...aber vorhin doch auch? Seine Berührungen, Liebkosungen taten so verdammt gut. Beruhigten mich. Wieso? ...verdammt, das konnte doch nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein! Im Nachhinein... war ich doch derjenige, der nun litt. Ich war derjenige... der sich zu ihm hingezogen fühlte... der bei ihm sein wollte. Ich war derjenige... der sich unglücklich verliebt hatte! Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war doch so naiv... so dumm. Ich musste die ganze Zeit so gefühlt haben. Dieser verdammte Sex hatte es nur verschlimmert! Wut stieg in mir auf, ließ mich erneut gefährlich knurren. Die Tatsache, dass vor kurzem erst Vollmond gewesen war machte die ganze Situation nur komplizierter. Ich war angespannter, leichter auf 180 zu bringen, angriffslustiger... und unberechenbarer als sonst. Allerdings auch umso leichter verletzbar. Das war nicht gut. Nicht jetzt nach dieser Erkenntnis... „...was hast du verdammt noch mal getan, Pad?“ Meine Stimme war lediglich nur ein Flüstern. Zu mehr war ich in diesem Moment nicht imstande. Mein Körper zitterte leicht unter seinem, mir wurde schwindelig und schlecht. Unbewusst krallte ich mich in den Stoff an seinen Ärmeln, zog wütend daran, wollte ihn anschreien... aber es ging nicht. Stattdessen verschwamm mein Blick und ich spürte etwas feuchtes meine Wangen hinunterlaufen. Nein... nicht das auch noch. Nicht vor ihm! Verzweifelt schloss ich die Augen, schluchzte leise, startete erneut den kläglichen Versuch ihn von mir zu drücken. Natürlich gelang es mir nicht. „...verdammt noch mal... ich hasse dich! ...es ist doch alles deine Schuld. Nur wegen diesem verdammten Sex! ...sonst hätte ich nie... sonst wäre das nie passiert!“ „Remus...?“ Eine Hand strich plötzlich über meine heiße Wange, wischte vorsichtig die Tränen weg. Verzweifelt kniff ich die Augen zusammen. Fing nun stärker an zu zittern als sowieso schon, knurrte unbewusst ganz leise. Ich wollte, dass er endlich ging. Er sollte mich nicht anfassen. Nicht so. Nicht mit dieser Vertrautheit, dieser mir immer noch unergründlichen Sanftheit. Nicht... wenn er es doch sowieso nicht ernst meinte! Wieder stieg Wut in mir auf. Ich wollte ihn anschreien, ihn von mir stoßen... ihm zu verstehen geben, dass es endlich reichte. Dass... er genug mit mir gespielt hatte. Ich hielt es nicht länger aus! „Bitte... geh endlich...“ „Nein!“ Erschrocken zuckte ich zusammen. Seine Stimme klang so fest, bestimmt und wütend. Ähnlich wie damals bei dem Streit mit Regulus und ihm. Abwesend sah ich zur Seite. Super... jetzt war er auch noch wütend. Verdammt, ich wollte doch nur meine Ruhe. Warum ließ er mich nicht alleine??? Gerade als ich erneut den Mund öffnete, um ihn abermals zu bitten endlich zu gehen, erhob er auch schon abrupt die Stimme. „Ich gehe nirgendwohin. Wir klären das jetzt! Ob es dir passt oder nicht!“, knurrte er ungeduldig, packte mich grob am Kinn und zog mein Gesicht wieder zu sich. Erst sah ich ihn nur mit großen Augen an, versuchte gleichzeitig in ihn hineinzusehen, ihn zu verstehen. Natürlich gelang es mir nicht. Wie sollte es auch? Ich hatte ihn nie verstanden. Und das würde sich jetzt auch nicht ändern. Dann erstarrte ich allerdings. Was war das? Verwirrt musterte ich seine Augen. Diese sonst so sturmgrauen, wilden, und angriffslustigen Augen wirkten nun plötzlich traurig, leer und glasig. Mich durchfuhr ein merkwürdiger Schauer. Wahrscheinlich hätte ich etwas erwidern sollen... klar sagen sollen, dass ich nicht mehr mit ihm reden wollte. Er hatte immerhin seine Chance. Ich hatte ja versucht die ganze Sache mit ihm zu klären und er hatte nur abgeblockt. ...aber mir kam kein Wort über die Lippen. Plötzlich ließ er allerdings von mir ab, erhob sich und begann im Krankenflügel auf und ab zu laufen. Verärgert und nachdenklich fuhr er immer wieder mit einer Hand durch sein ohnehin schon wirres Haar. Ich beobachtete ihn nur ruhig. Dachte weiter über diesen merkwürdigen Blick von ihm nach. Was sollte das? Für ihn war es die ganze Zeit nur ein Spiel oder was weiß ich denn bitte gewesen. Nichts weiter. Er war immerhin in James verliebt und... Ein unergründlicher Schmerz durchfuhr meine Brust und ließ mich zusammenzucken. Ja... er war in James verliebt. Nicht in mich. Ich senkte abrupt meinen Blick. Was dachte ich da? War ich jetzt traurig? Traurig und enttäuscht darüber, dass er nicht mich sondern Prongs begehrte? ...sag mal ging es mir noch gut?! „Ahhh! Langsam reicht es! Ich hab keinen Bock mehr auf diesen Scheiß!“ Sirius’ Stimme nahm ich nur undeutlich am Rande war. Viel zu sehr war ich mit meinen überaus dämlichen Gedanken beschäftigt. Im nächsten Moment gab es jedoch einen lauten Knall und ich hob verwirrt den Kopf. „Was zum Henker tust du da??? Wir sind hier im Krankenflügel, du Vollidiot!!“ Ich traute meinen Augen nicht. Da nahm dieser Depp doch allen ernstes das Zimmer auseinander! Entgeistert beobachtete ich wie er einen Stuhl neben dem Krankenbett rechts von mir, welches nun senkrecht an der Wand klebte, quer durchs Zimmer warf. Wieder ein lauter Knall und ein Scheppern, als dieser Stuhl das Fenster neben der Eingangstür durchbrach und letztendlich im Innenhof landete. Na super, jetzt wusste dort unten jeder bescheid. Geschickter hätte er es nicht anstellen können! „Entweder du Dickkopf hörst mir jetzt zu oder das Bett hier folgt dem Stuhl gleich noch! Ich meine das total Ernst!“, fauchte Sirius wütend und sah mich auffordernd an. Ich knurrte nur unzufrieden und warf einen nachdenklichen Blick auf das schräg an der Wand klebende Bett. Ja, es bestand keinen Zweifel daran, dass es dem Stuhl bald Gesellschaft leisten würde. Und ein Bett im Hof machte sich nicht sonderlich gut. Definitiv nicht. Ein Stuhl auch nicht, aber darüber konnte man noch hinweg sehen. Grade noch so. Ich seufzte leise, wandte den Blick vom Bett ab und sah stattdessen zum zerbrochenen Fenster. Wie es mich einfach nur nervte. Was hatte ich denn noch für eine Wahl, als ihm zuzuhören?? Außer ich wollte, dass er wirklich das komplette Zimmer zerlegte. Nein, danke! Das würde nur für Aufsehen und unnötige Komplikationen sorgen. Und darauf konnte ich gut und gerne getrost verzichten... „...ich höre?“ Meine Stimme klang aggressiver als eigentlich gewollt. Deshalb räusperte ich mich nur schnell, lehnte mich mit dem Rücken an die Kopflehne des Bettes und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich hatte nicht das Verlangen ihn anzusehen. Wozu auch? Er wies mich doch sowieso nur ab. Gefühle hatte er anscheinend wohl letztendlich nur für James. Und selbst das wunderte mich. „Du musst mich jetzt sicher hassen, oder?“ Überrascht horchte ich auf. War die Frage etwa ernst gemeint?? Ja gut... im Anbetracht der Lage müsste ich ihn schon hassen. Ich meine, er hat seinen besten Freund aus Frust und Liebeskummer einfach mal so eben flachgelegt. Ihn als kleines Spielzeug benutzt, um Dampf abzulassen, nur um es hinterher wieder achtlos wegzuschmeißen. Und sich diesem dann noch zu verschließen und abzublocken. Das einzig logische wäre wohl ihn zu hassen, oder zumindest ihn zu verachten und die Freundschaft zu kündigen... tja, aber leider ging es nicht nach Logik. Wie sehr wünschte ich es wäre so. Ein unzufriedenes Knurren entstieg meiner Kehle. Das war alles so verdammt unfair. Wie sollte ich ihn bitte hassen?! Es wäre mir lieber ihn zu hassen, als mir eingestehen zu müssen ihn doch tatsächlich zu lieben... aber es ging eben nicht! Ich lachte kurz abfällig und fuhr mir abwesend durch die Haare. Als ob das je möglich wäre. Als ob ich das könnte! Seit wann konnte man Gefühle kontrollieren?! Ach ja genau... nämlich gar nicht! „...als ob ich je dazu in der Lage wäre, Sirius. Als ob...!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)