Selfish Princess von -Kuraiko ((Miku x Luka)) ================================================================================ Kapitel 1: A new Student ------------------------ Es war 7 Uhr morgens in Osaka. Die Sonne war schon dabei aufzugehen und die Stadt war auch zu dieser frühen Stunde schon sehr belebt. Eine Menschenmasse hatte sich auf dem Bahnsteig versammelt und wartete darauf, das der Zug zum Halten kam. Für viele war die Bahn die ideale Möglichkeit morgens zur Arbeit zu fahren. Als die Türen des Zugs sich endlich öffneten, strömte erst einmal eine weitere Menschenmasse hinaus. Leute aus den umliegenden Städten reisten jeden Morgen extra in die Großstadt. Eine junge Frau, die einen großen Koffer hinter sich her zog und mit einigen Taschen beladen war, bahnte sich ihren Weg aus der Masse. Sie warf einen letzten Blick zu dem Zug, mit dem sie angereist war. Die Leute, die bis eben noch am Bahnsteig gewartet hatten, waren nun dabei in die Bahn zu steigen. Bevor sie ihren Weg fortsetzte, kramte sie in einer ihrer Taschen und hielt schließlich ein Blatt Papier in der Hand. Eine Karte um genau zu sein. Einen Moment lang studierte sie diese konzentriert, dann setzte sie sich wieder in Bewegung. Im Hintergrund fuhr der Zug, welcher sie her gebracht hatte, wieder ab. Die junge Frau warf noch einen letzten sehnsüchtigen Blick zum Bahngleis, bevor sie sich entgültig abwandte und den Weg Richtung Stadt einschlug. Ade altes Leben und hallo neue Schule. Da ihre Mutter für einige Zeit einen Job in Deutschland angenommen hatte und sie Japan nicht hatte verlassen wollen, würde sie von heute an ein Internat besuchen. Ganz in Gedanken spielte sie mit einer der langen rosanen Strähnen, welche ihr über die Schulter hingen. Es war ein komisches Gefühl mitten im Jahr die Schule zu wechseln und von nun an in einer Stadt zu leben, in der sie zuvor noch nie gewesen war. Das war das erste Mal, das sie so lange von Zuhause wegbleiben würde. Sie hatte ihre Freunde und Bekannten in Kyoto zurückgelassen, ihre Mutter war nun seit zwei Tagen in Deutschland. Ein wenig mulmig zu Mute war Luka irgendwie schon. Sie wusste nicht, was sie wohl in der neuen Schule erwarten würde. Hoffentlich würde sie direkt Anschluss finden. Aber sie war kein kleines Kind mehr, sie würde die neue Situation schon irgendwie meistern. Vor dem Hauptbahnhof angekommen fragte sie sich bis zu einer Bushaltestelle durch, las aufmerksam den Fahrplan und befand sich 4 Minuten später auch schon auf der Reise zu ihrer neuen Schule. Die Busfahrt dauerte fast eine ganze Stunde. Inzwischen war es kurz vor Acht. Als sie ihr Ziel endlich erreicht hatte, hievte sie erst einmal sämtliches Gepäck aus dem Bus und warf erneut einen Blick auf die Karte, welche man ihr zugeschickt hatte. Hier irgendwo musste dieses Internat doch sein, fragte sich bloß wo? Wenn sie der Karte Glauben schenken durfte, dann befand sich die Schule ganz oben auf dem Hügel, an dessen Fuß sie gerade stand. //Wie klischeehaft//, dachte sie bei sich, schmunzelte leicht und ging weiter. Luka konnte sich wirklich besseres vorstellen als bepackt mit Koffern und Taschen einen Berg hochzuwandern, doch an diesem Umstand ließ sich nichts ändern. Sie versuchte den Marsch irgendwie positiv zu sehen und prägte sich gleich schon mal ein, welche Geschäfte es auf dem Weg zur Schule eigentlich gab. Nach einer Viertelstunde hatte sie es endlich geschafft das Schultor zu erreichen. Erneut blieb die Rosahaarige stehen und musterte das Gelände, welches sich vor ihr erstreckte. Allein schon der Zaun, der das Grundstück eingrenzte, war riesig. Ein schmaler Weg führte direkt zu einem großen Haus, welches hellgelb und weiß gestrichen war. Zwar wirkte das Gebäude schon etwas älter, doch machte es einen adretten Eindruck. Die junge Frau vermutete, das es sich bei diesem Haus um das Schulgebäude handelte. Ein kleines Stück weiter östlich lag ein zweites Gebäude. An den Fenstern hingen Gardinen und vereinzelt hingen Blumenkästen nach draußen. Ob das das Wohngebäude war? Wie es wohl war ein Internat zu besuchen? Bisher kannte sie nur ganz normale Schulen. Nach einem weiteren Moment brachte sie sich endlich dazu das Tor zu öffnen und das Gelände zu betreten. Am besten sie suchte zuerst einmal das Sekretariat. Wenn sie das erst einmal gefunden hatte, würde man sie mit Sicherheit zur Direktorin bringen, die ihr noch einiges über die Schule erzählen, ihr einen Stundenplan, ihre Schulbücher, den Schlüssel für ihr Zimmer und ihre Schuluniform geben musste. Die Rosahaarige vermutete, das das Sekretariat irgendwo im Schulgebäude sein musste. Also steuerte sie auf das gelbe Gebäude vor sich zu, öffnete eine der schweren Türen und betrat eine Halle. Wow...ob das die Pausenhalle war? Der Raun war riesig, hier und da standen Bänke und Tische. Für eine Schule war es hier ziemlich sauber, wie sie fand. Aber sie war nicht hier um die Halle zu bestaunen. Hinter einer Glastür lag ein Flur und ein Treppenhaus. Unschlüssig blieb sie stehen. Wo lang jetzt? Das Gebäude war riesig. Vermutlich würde es ewig dauern, wenn sie planlos durch die halbe Schule rennen würde um das Sekretariat zu suchen. Luka blickte sich um und suchte nach Schildern. Vielleicht war der Weg bis zum Sekretariat oder Lehrerzimmer ja ausgeschildert? Doch das Glück war nicht mit ihr. Hier im Erdgeschoss befand sich kein einziges Schild. Spontan beschloss sie die Treppen zur ersten Etage hochzuwandern. Lehrerzimmer lagen meistens im ersten Stockwerk. Nachdem sie die Treppen hinter sich gelassen hatte, stellte sie kurz ihr Gepäck ab. Von hier aus gabelten sich nun drei Gänge. Das durfte doch nicht wahr sein! Diese Schule war ein einziges Labyrinth und hatte zu allem Unglück auch noch drei Etagen! //Wenn das so weiter geht, komme ich wirklich total zu spät.// Der Unterricht hatte eh schon angefangen, aber das war nicht weiter tragisch. Sie hatte um halb neun einen Termin mit der Direktorin der Schule. Bevor sie den Unterricht besuchen konnte, musste man ihr eh erstmal alle nötigen Bücher aushändigen. Von einem Klassenraum am Ende des zweiten Ganges konnte sie leisen Gesang hören. Ansonsten war das Gebäude totenstill. Neugierig geworden folgte die Rosahaarige der Stimme. Je näher sie dem Raum kam, desto klarer konnte sie den Liedtext verstehen. Es kam nicht oft vor das sie ihre Umgebung komplett ausblendete, doch diese Stimme hatte sie in ihren Bann gezogen. Hell und glasklar. Nicht oft hatte sie eine so schöne Stimme gehört. Ihr Gepäck schleppte sie zwar weiterhin mit, hatte dessen Gewicht jedoch für einen Moment vergessen. „Wunderschön, oder?“, riss sie eine Stimme aus ihren Gedanken. Ein wenig ertappt drehte Luka sich um und entdeckte ein blondes Mädchen. Die Andere war ein gutes Stück kleiner als sie selbst. Sie nickte nur. „Ja, sie kann wirklich singen.“ Egal wer sich da nun hinter der Tür verbarg, die Person konnte wirklich gut singen. „Für ihr Talent bewundern wir sie hier alle.“, sagte die Fremde und warf ihr dann ein freundliches Lächeln zu. „Du bist neu hier, oder?“ „Ja, bin ich.“, bestätigte die Rosahaarige. „Und ich fürchte ich habe mich ein wenig verlaufen.“ Angesprochene zupfte an der Schleife, welche sie im Haar trug und setzte dann ein wissendes Grinsen auf. „Das ist mir damals auch passiert. Suchst du das Lehrerzimmer?“ „Ich habe in zehn Minuten einen Termin bei der Direktorin. Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich sie finde?“ Als hätte sie nur auf diese Frage gewartet, nickte die Kleine und gab ihr einen Wink ihr zu folgen. „Ich bring dich hin. Das Büro liegt eh auf dem Weg.“ Und schon war das Mädchen losgelaufen. Luka musste sich beeilen um nicht abgehängt zu werden. Die Jüngere war ja ziemlich aufgedreht. „Ach ja, ich heiße Rin.“, stellte sie sich vor, während sie um eine Ecke bog, „Ich bin Luka. Freut mich dich kennen zu lernen.“, entgegnete die neue Schülerin. Im nächsten Moment standen sie auch schon vor einer weiteren Glastür. „Die letzte Tür auf der linken Seite.“, erklärte die Blonde gut gelaunt. „Ich muss zurück in die Klasse. Eigentlich sollte ich ja eh nur neue Kreide holen.“ Und schon machte sie wieder auf dem Weg. „Danke dir!“, rief Luka ihr nach. Sie folgte Rins Wegbeschreibung und fand sich kurze Zeit später wirklich vor dem Büro der Direktorin wieder. Kurz hielt sie inne, dann klopfte sie an die Tür und hörte kurze Zeit später auch schon ein 'herrein'. Die Direktorin war bestimmt schon Mitte fünfzig, trug eine Brille und hatte das ergraute Haar zu einem strengen Dutt gebunden. Sie machte einen nicht gerade freundlichen Eindruck. Kaum hatte die Rosahaarige das Büro betreten und ihr Gepäck abgestellt, da ergriff die andere Frau auch direkt das Wort. „Du musst Luka Megurine sein, richtig?“ Sie nickte. „Ja, richtig. Es freut mich Sie kennen zu lernen.“ Die Ältere bat sie Platz zu nehmen und reichte ihr ein Formular, welches sie ausfüllen musste. „Ich bin die Direktorin dieser Schule, Frau Akimoto. Es freut mich dich an meiner Schule begrüßen zu dürfen.“ Bevor Angesprochen überhaupt antworten konnte, hatte Frau Akimoto wieder das Wort an sich gerissen. „Es ist recht ungewöhnlich mitten im Jahr die Schule zu wechseln.“ „Ich weiß. Meine Mutter müsste schon mit Ihnen gesprochen haben. Sie ist aus beruflichen Gründen für eine Zeit nach Deutschland gezogen und hat mich deswegen her geschickt.“, erklärte sie. Kurz schien das Oberhaupt der Schule zu überlegen, dann nickte sie. „Ich erinnere mich.“ Es folgte die Übergabe der Schulbücher, des Zimmerschlüssels und ihrer Schuluniform. Außerdem musste sie noch die Hausordnung lesen und unterschreiben. Als dies endlich geschafft war, war die erste Schulstunde bereits zuende und im Treppenhaus waren die Stimmen von Schülern zu hören, welche vermutlich gerade den Raum wechselten. Dann klopfte jemand an die Tür des Büros. „Herein!“, rief frau Akimoto aus. Die Tür öffnete sich und ein grünhaariges Mädchen spähte ins Zimmer. „Ah, da bist du ja. Du übernimmst die kleine Hausführung und zeigst Luka euer Zimmer?“ Angesprochene nickte der Direktorin zu. „Geht klar.“ Und mit diesen Worten hatte sie sich auch schon an die Rosahaarige gewand. „Hi, ich bin Gumi. Wir gehen in die gleiche Klasse und sind ab jetzt wohl Zimmergenossen.“ Sie lächelte ihr zu und reichte ihr eine Hand. „Freut mich. Ich hoffe wir werden uns verstehen.“ Luka entschied das es das beste war, zu ihrer neuen Klassenkameradin erst einmal höflich zu sein und zu versuchen sie besser kennen zu lernen um sie richtig einschätzen zu können. Im Allgemeinen machte das andere Mädchen aber einen netten Eindruck. „Ach klar! Los komm, ich zeig dir erstmal unser Zimmer, damit du dein Gepäck abstellen kannst.“ Sie verabschiedeten sich noch von der Direktorin, dann begann auch schon die Reise durchs Schulgebäude. Die neue Schülerin versuchte sich die Wege so gut es ging einzuprägen und den Erklärungen des Mädchens zu folgen. „Du bist schon lange hier, oder?“, wollte sie dann wissen. Die Grünhaarige nickte. „Ja, seit ich 12 bin, glaube ich. Die Lehrer sind zwar streng, aber eigentlich ist es hier ganz gut auszuhalten. Und wer gut in Musik ist, der braucht sich eh schon fast keine Sorgen mehr zu machen.“ Luka bezweifelte zwar das ein Talent in Musik schon die halbe Miete sein sollte, doch sagte sie erstmal nichts weiter dazu. Sie war eh nicht auf den Kopf gefallen und würde demnach auch im Unterricht mitkommen. „Sag mal, stimmt es eigentlich, das das eine reine Mädchenschule ist?“, wollte sie dann wissen. „Damit hast du wohl Recht.“ Gumi lachte. „Aber wenn du dich lieber zu Jungs gesellst, unten in der Stadt steht das Gegenstück zu unserem Internat.“ „Hey! So war das jetzt auch wieder nicht gemeint!“, beschwerte Luka sich. Mit ihrer Zimmernachbarin verstand sie sich zum Glück auf Anhieb gut. Die Grünhaarige war zwar sehr direkt, doch das störte sie nicht. „Ich muss dir in der Pause gleich unbedingt Miki vorstellen. Ich glaube ihr versteht euch auch gut.“, rief die andere gut gelaunt aus. „Wer ist Miki?“, hakte die Rosahaarige nach. „Eine gute Freundin von mir. Sie ist etwas schüchtern, aber wirklich nett.“ Inzwischen hatten sie das Schulgebäude verlassen und waren rüber zum Wohngebäude gewandert. Ihr Weg führte die beiden Mädchen bis in die zweite Etage, dann bogen sie direkt in den ersten Flur. Gumi blieb vor dem zweitletzten Zimmer links auf dem Gang stehen und schloss die Tür auf. „Da wären wir.“, stellte sie fest. Gemeinsam betraten sie den Raum. „Oh mein Gott...“, war das erste, was Luka spontan einfiel. „Ich weiß, die Aussicht auf den See ist spitze!“, stimmte die Grünhaarige ihr zu zu. „Nicht das ich dir zu nahe treten will, aber ich meinte damit eher das Chaos.“ Die Ältere räusperte sich leicht. Und wirklich – der Raum sah aus als wäre hier eben eine Bombe eingeschlagen. Überall lagen Bücher, Hefte, Zeitschriften, Krimskrams und Kleidungsstücke herum. Mitten auf dem Tisch entdeckte die neue Schülerin einen BH. „Oh, das meinst du. Naja, ich fürchte ich muss nachher noch ein wenig aufräumen.“, stellte Gumi fest. Ihr schien dieses Chaos nicht mals peinlich zu sein. „Ah ja, das rechte Bett ist deins. Wir müssen es nur noch etwas frei räumen.“ Sie warf der Neuen ein entschuldigendes Grinsen zu. „Geez.“, seufzte diese nur, schob einige der auf dem Bett liegenden Sachen zur Seite und stellte ihre Taschen ab. „Worauf wartest du? Zieh dich um, wir müssen zum Unterricht.“, sagte die Grünhaarige dann plötzlich. Das hätte Luka um ein Haar vergessen, war sie doch noch viel zu geschockt von den chaotischen Zuständen, die hier herrschten. Sie selbst liebte die Ordnung. „Was? Jetzt direkt?“, hakte sie nach. „Ja klar. Ich zeig dir die Schule nachher noch richtig, aber wir müssen gleich zurück zur Klasse.“ Die Rosahaarige packte also ihre neue Schuluniform aus, betete das sie passen möge und sah dann abwartend zu Gumi rüber. Diese reagierte allerdings nicht wie gewünscht, sondern starrte zurück. „Was denn? Wir sind doch beides Mädchen, also erwarte jetzt nicht das ich den Raum verlasse.“ „Dann dreh dich wenigstens um!“, verlangte die Neue. Luka war es nicht gewohnt sich mit jemandem das Zimmer teilen zu müssen oder sich vor irgendwelchen Leuten umzuziehen. „Oh man, ist ja schon gut.“ Brav drehte die Kleinere sich also um und starrte stattdessen den Schrank an. Die Blauäugige seufzte leise und begann damit sich umzuziehen. Die neue Schuluniform, welche vor ihr auf dem Bett lag, war zwar schlicht aber hübsch, wie sie fand. Gerade hatte sie ihr Shirt und ihre Hose ordentlich aufs Bett gelegt und wollte nach dem Rock ihrer Schuluniform greifen, da meldete die Grünhaarige, welche sich inzwischen wieder umgedreht hatte, sich wieder zu Wort. „Wow sind die groß! Sag mal sind die echt?“ Der Älteren schoss die Röte ins Gesicht. „GUMI!“, rief sie entsetzt aus, Angesprochene lachte. „Hey, war nur ein Scherz!“ Schnell schlüpfe Luka in ihre neue Schuluniform und murmelte etwas von :“Mit einer Perversen als Zimmernachbarin...“ Nachdem ihre Klassenkameradin ihr gesagt hatte welche Bücher sie gleich noch brauchen würde, verließen sie das Zimmer wieder. Der Weg vom Wohngebäude bis zur Klasse nahm etwa 5 Minuten in Anspruch. Die Unterrichtsstunde würde noch etwa 20 Minuten dauern, dann war Pause angesagt. Der Matheunterricht war langweilig und Mikus Meinung nach viel zu schwer. Sie hatte es schon lange aufgegeben das Thema noch irgendwie verstehen zu wollen. Anstatt die Aufgaben selbst zu rechnen und ins Heft zu schreiben, schielte sie lieber unauffällig zu dem Spiegeldöschen, welches neben Nerus Matheheft aufgestellt worden war. Die Blonde saß genau vor ihr und hatte den Spiegel wissentlich so platziert, das Miku einen Blick auf ihre Aufgaben werfen konnte. Dennoch, die Mathestunde zog sich ins Unendliche und wollte einfach nicht enden. Plötzlich wurde jedoch die Tür geöffnet und Gumi und die neue Schülerin betraten den Raum. Das sie heute eine Neue bekommen würden, wusste die Klasse bereits. Nun waren die Matheaufgaben erst einmal abgeschrieben, denn alle waren damit beschäftigt das neue Gesicht anzustarren. Auch die Türkishaarige hatte den Stift zur Seite gelegt und blickte nach vorn. In der Klasse ging das Getuschel los. Alle waren neugierig auf ihre neue Klassenkameradin. Auf Mikus Lippen legte sich langsam aber sicher ein Grinsen. Die neue war ein paar Zentimeter größer als sie selbst, hatte ein ausgesprochen schönes Gesicht, helle Haut und strahlend blaue Augen. Rosane Haare fielen über ihren gesamten Rücken und schmiegten sich an ihre sehr weibliche Figur. Die schlichte Schuluniform, die hier alle Schülerinnen trugen, stand der Neuen ausgesprochen gut. Ihr Blick wanderte erneut ihren Körper entlang und blieb schließlich wieder in ihrem Gesicht hängen. Das Grinsen der Türkishaarigen wurde noch eine Spur breiter. Das Mädchen hatte ihr Interesse geweckt. Ein kleines Papierkügelchen landete vor ihr auf dem Tisch. Sie blickte in die Richtung, aus der das Papier geflogen gekommen war. Im Prinzip wusste sie aber schon von wem es war. Viele würden es sich nun wirklich nicht wagen IHR Papier auf den Tisch zu schnipsen. So sah sie also direkt zu ihrer braunhaarigen Freundin rüber. Meiko warf ihr ein schelmisches Grinsen zu. „10 Yen für deine Gedanken, Miku.“, flüsterte sie ihr zu. Angesprochene konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. „Sie ist süß, nicht wahr?“, flüsterte sie zurück. Dann wurde ihre Aufmerksamkeit wieder von der Neuen beansprucht, die gerade die Stimme erhoben hatte. Der Lehrer hatte sie aufgefordert sich vorzustellen. „Mein Name ist Luka Megurine.“, begann sie also. „Ich bin 16 Jahre und vor Kurzem aus Kyoto hergezogen, da meine Mutter aus beruflichen Gründen nach Deutschland gezogen ist. Ich hoffe das wir uns gut verstehen werden.“ Sie nickte der Klasse höflich zu und wurde dann vom Lehrer angewiese sich neben Teto zu setzen. Kaum hatte sie sich gesetzt, da prasselten auch schon von allen Seiten Fragen auf sie ein. So viele, das man sie unmöglich alle gleichzeitig beantworten konnte. „Leute! Ihr könnt in der Pause reden, aber jetzt machen wir noch eine Viertelstunde Mathe.“, wies der Lehrer an. Da konnte man wohl nichts machen. Widerwillig begaben die Schülerinnen sich wieder an die Arbeit. Ab und an riskierte Miku unauffällig noch einmal einen Blick rüber zu der Neuen, welche zwei Reihen vor ihr saß. Ja, der Rest des Schuljahrs versprach wirklich interessant zu werden, auch wenn ihre neue Klassenkameradin vermutlich noch keine Ahnung von ihrem 'Glück' hatte. Als es schließlich klingelte, erhoben die Schülerinnen sich von ihren Sitzplätzen, hatten es heute aber nicht so eilig wie sonst den Raum zu verlassen. Schon wieder prasselten Hunderte Fragen auf Luka ein. Die Rosahaarige hatte ja nichts gegen diesen freundlichen Empfang, doch wusste sie beim besten Willen nicht, in welche Richtung sie sich zuerst drehen sollte. Rings um ihren Platz standen Leute und quasselten auf sie ein! Ihre Rettung kam dann allerdings in Form von Gumi. Die Grünhaarige hatte sich einen Weg durch die Masse gebahnt, packte die Blauäugige am Arm und zog sie einfach mit sich. „Sorry Leute, aber ich will ihr noch die Schule zeigen!“, rief sie den Klassenkameraden zu. Dankbar folgte die Ältere ihr vor die Klasse. Dort wartete schon ein Mädchen auf die beiden, das direkt einen sehr freundlichen Eindruck machte. Sofort bemerkte Luka die Haarsträhne, welche der Anderen vom Kopf abstand. „Uff, endlich raus hier!“, atmete Gumi aus, als sie die Klassenkameraden abgehängt hatten. Dann fiel ihr etwas ein. „Ah ja Luka, das ist Miki. Ich hab dir vorhin schon von ihr erzählt.“ „Hi!“, rief die andere aus und hatte ein schüchternes Lächeln aufgesetzt. Nachdem Luka und Miki sich vorgestellt und begrüßt hatten, wanderten die drei durchs Schulgebäude. Die wichtigsten Räume wurden erklärt und ihre beiden Klassenkameradinnen warnten sie jetzt schon vor gewissen Lehrern. Zuletzt erreichten sie die Cafeteria. Die Halle war einfach riesig. Überall hatten sich Schülerinnen an die Tische gesetzt und frühstückten. Auch Luka, Miki und Gumi suchten sich ein Gericht aus, bezahlten und setzten sich an einen freien Tisch. „Und deine Mutter ist wirklich einfach nach Deutschland und hat dich hier gelassen?“, wollte Miki ungläubig wissen. „Ach, das ist halb so wild. Sie hatte die Möglichkeit ihren Traumberuf annehmen zu können und in zwei Jahren ist sie wieder zurück. Ich gönne ihr die Reise.“ „Warst du vorher schon mal in einem Internat?“ Angesprochene schüttelte leicht den Kopf. „Nein, bisher noch nie. Aber wenn ich mir euch so ansehe, kann es hier gar nicht so schlimm sein, oder?“ Die beiden lachten. „Nein, hier ist es wirklich ganz chillig.“, grinste Gumi. Sie quatschten noch etwas und schließlich verkündete die Klingel, das es Zeit war zurück zum Klassenraum zu gehen. Die Mädchen brachten die leeren Tabletts zurück zu dem dafür vorgesehenen Wagen, dann begaben sie sich ins Treppenhaus. „Jetzt ne Doppelstunde Chemie. Das ist immer auf der dritten Etage.“, erklärte die Grünhaarige und lief schon mal vor. Derzeit waren sämtliche Klassen auf dem Weg in ihre Räume und demnach war das Treppenhaus restlos überfüllt. Die drei bahnten sich einen Weg durch die Menge und versuchten sich dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade Luka musste aufpassen sich nicht zu verlaufen, kannte sie sich hier doch noch gar nicht aus. „Aus dem Weg!“ Eine unbekannte Schülerin hatte es sehr eilig die Treppen nach unten zu stürmen. Scheinbar war das Mädchen ganz in Gedanken eine Etage zu weit nach oben gelaufen und beeilte sich nun noch rechtzeitig die Klasse zu erreichen. Die hektische Schülerin achtete bei ihrem Lauf nicht wirklich auf andere und so kam es, das sie die Rosahaarige versehentlich tackelte. Die junge Frau hatte damit nicht gerechnet und bekam das Treppengelände nicht mehr zu fassen. Es ging abwärts. Vor Schreck rückwärts die Treppen runter zu rauschen, blieb ihr ein Aufschrei im Halse stecken. Doch der erwartete Sturz fand ein schnelles Ende. Überraschenderweise schlangen sich von hinten zwei Arme um sie, verhinderten einen weiteren Fall. Von jetzt auf gleich war es totenstill im Treppenflur. Sämtliche Schülerinnen hatten inne gehalten und starrten die Szene an, die sich ihnen da bot. „Das hätte auch schief gehen können.“ Luka konnte das Mädchen nicht ansehen, da die Andere genau hinter ihr stand. Ein Glück. Hätte sie nicht so schnell reagiert, wäre sie vermutlich die Treppen runter gerauscht. Langsam drehte sie den Kopf, um aus dem Augenwinkel einen Blick auf ihre Retterin werfen zu können. Das Mädchen hatte nach wie vor die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, doch diese Tatsache blendete sie gerade aus. Türkisblaue Augen blickten sie geradewegs an. Die Andere hatte helle Haut, feine Gesichtszüge und lange, türkise Haare, die sie zu zwei Zöpfen gebunden hatte. Das war doch eine ihrer Klassenkameradinnen, oder? Wie das zierliche Mädchen es geschafft hatte sie aufzufangen, das war Luka ein Rätsel. „Danke dir.“, brachte sie noch immer ein wenig neben der Spur heraus und warf der Anderen ein leichtes Lächeln zu. Die anderen Mädchen im Treppenflur hatten angefangen zu murmeln. „Miku-sama!“, kreischte irgend jemand und von jetzt auf gleich brachen die anderen Schülerinnen wortwörtlich in Fangirlygekreische aus. Luka fühlte sich wie im falschen Film. Was war denn jetzt los? Ihre Klassenkameradin schien hier ja ein hohes Ansehen zu genießen. „Aber gerne doch.“, hörte sie Miku sagen. Gerade wollte sie die Andere eigentlich als nett eingestuft haben, als die Türkishaarige sich plötzlich zu ihrem Ohr rüber beugte. „Aber weißt du...nichts ist umsonst.“, flüsterte sie ihr leise zu. Dann ließ Miku sie wieder los und warf ihr ein Lächeln zu, als könnte sie kein Wässerchen trüben. „Hey, kommst du? Wir kommen noch zu spät!“, rief eine große Silberhaarige nach ihr. „Genug getrödelt.“, fügte eine ebenfalls ziemlich große Braunhaarige hinzu. „Komme ja schon!“ Und schon lief ihre Klassenkameradin die Treppe hoch um sich zu den beiden anderen zu gesellen. Immer noch ein wenig verwirrt ging Luka die letzten Treppenstufen hoch und gesellte sich zu Gumi und Miki. „Ist alles in Ordnung?“, wollte letzt Genannte besorgt wissen. „Ja, alles okay. Aber sagt mal, was haben die anderen da gerade für einen Aufstand gemacht?“ „Oh, das kannst du ja noch gar nicht wissen.“, streute Gumi ein. „Das war Miku, die...Schuldiva. Die meisten hier vergöttern sie.“ Die Grünhaarige verdrehte die Augen und schnaubte abfällig. „Diva?“ „Kommt jetzt Leute, wir müssen zum Klassenraum!“, erinnerte Miki. Die drei beschlossen ihre Unterhaltung auf später zu verschieben und liefen weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)