Prison von Stoechbiene ((ZoxRo, NaxSa)) ================================================================================ Kapitel 8: Schuld ----------------- 8. Zorro Schuld Ich kenne die Geschichten aus den Marinegefängnissen, habe sie oft gehört in den Bars und Kneipen dieser Welt und ich wage zu behaupten, dass ich halbwegs darauf vorbereitet war. Auf die Dunkelheit, die nackten Zellenwände, die Einsamkeit. Tagelang kein Essen, Prügel, Schläge, Erniedrigungen und Beschimpfungen. Ich bin kein Feigling, auch kein Schwächling, ich stelle mich dieser Herausforderung. Ich werde nie aufgeben, so wie Ruffy und dem Koch verbiete ich es einfach aufgeben zu wollen. Und ich weiß, dass er es schaffen wird. Es ist schwer für einen stolzen Mann, wie auch er einer ist, mit dem Gefühl von Schuld umzugehen. Dabei ist es auch egal was wir, seine Freunde, dazu sagen. Doch auch er wird erkennen, dass er das, was passiert ist, nicht rückgängig machen kann und auch, dass er uns nur wird helfen können, wenn er sich zusammenreißt. Das ist die primäre Aufgabe von jedem von uns. Doch nun hat sich die Situation gewandelt. Auf eine für mich unvorhersehbare weise. Und wenn ich ehrlich bin, so will ich es noch immer nicht wahrhaben, weil es einfach gegen jegliche Logik verstößt. Und weil es mich zwingt eine Entscheidung zu treffen, die ich nicht treffen möchte. Niemand verlangt das von mir, keiner meiner Freunde, aber ich bin mir nicht sicher, ob unsere momentane Lage mir nicht diese Entscheidung abverlangt. Immerhin sollten wir alles tun, um von hier fliehen zu können. Doch darf ich mich dafür selbst verraten? Darf ich mir selbst untreu werden? Schweigend blicke ich an mir herab, meine inzwischen schon hagere Gestalt. Ein wenig ziehe ich den Bund meiner Hose herunter, bis ich das kleine Tattoo sehen kann. Nicht ganz, aber das ist auch nicht entscheidend. Dieses Symbol steht für die größte Hexe dieser Welt. Sie muss eine sein, da bin ich mir sicher, eine andere Erklärung finde ich nicht dafür, wie sie mich verändert hat. Sie beantwortet meine Fragen, bevor ich sie überhaupt stellen kann. Sie weiß wann sie mir meinen Freiraum lassen muss und den lässt sie mir. Sie kann mich mit einem Wort entwaffnen und mit einem anderen zu ihrem König machen. Ein Lächeln genügt, um ihr zu folgen. Und dann gibt es da diese andere Seite an ihr, wenn wir alleine sind. Wenn ich sie in meine Arme ziehe, ihr seidiges Haar küsse. Sie mir das Privileg erweist, sie hilflos zu sehen. Wir haben uns das beide hart erkämpft, mit der Zeit. Wir mochten uns, wir neckten uns, wir reizten uns, bis wir uns beide im Rausch der Gefühle an die Wäsche sind. Sex ist eine Sache, sich einander zu öffnen, eine andere. Robin ist keine Frau die leicht zu haben ist, sie ist eine Hexe, sie hat ihre Geheimnisse. Und die hat sie nicht ohne Grund. Aber im Grunde ihres Herzens ist sie ein guter und umgänglicher Mensch. Nur im Gegensatz zu manch anderen hat sie gelernt für ihre eigenen Überzeugungen einzustehen und dabei stets ehrlich zu sein. Die Wahrheit steht für sie über allem. Und genau das ist der Punkt, der mich beschäftigt, der meine Lage kompliziert und doch eindeutig werden lässt. Aber wie würde meine Entscheidung aussehen, gäbe es keine freche kleine Hexe in meinem Herzen, nur meinen Traum der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden? Was dann? Würde mir dann die Entscheidung leichter fallen? Wäre ich dann schon längst diesen Weg gegangen, den das Schicksal mir zeigt? Mein Blick wandert die schmutzige Backsteinmauer empor bis hoch zu dem Gitterfenster, durch das stetig Luft von außen hereinweht. Meine Gedanken dagegen driften langsam ab, zu einer Zeit, als es noch keine Robin gab, ja, noch nicht einmal einen Ruffy. Ich bin in meinem bisherigen Leben einigen Frauen begegnet, aber ich sah sie mehr als Neutrum, geschlechtslos, genauso wie die Männer. Für mich gab es nur Menschen um mich herum, ihr Geschlecht war mir egal. Natürlich war auch ich neugierig, wollte wissen wie es ist mit einer jungen Frau intim zu sein. Seinen Trieben einmal nachzugeben, konnte schließlich nicht schaden. Es gefiel mir, solange ich der dominante Part sein durfte. Schwäche zu zeigen kam für mich auch hierbei nicht in Frage. Bei Robin dagegen lernte ich recht schnell was es bedeutet schwach zu sein. Und dafür verfluchte ich sie! Für ihre endlos langen Beine, ihre schwingenden Hüften und vor allem für ihre kessen Lippen, auf denen stets ein provokantes Lächeln lag. Kombiniert mit ihrem messerscharfen Verstand zwang sie mich damit in die Knie. Ich konnte ihr nicht mehr widerstehen und ich wollte es auch nicht länger! Wir waren wie zwei hungrige Tiere, die man aus ihren Käfigen gelassen hatte. Doch als sie schließlich vor mir lag, ihr zarter Körper entblößt und auch ich bar jedweder Kleidung, konnte ich auch in ihren Augen ihre Verletzbarkeit sehen, ihre Angst. „Sei vorsichtig“, hat sie gewispert und ich konnte nur nicken, aus Angst, meine Stimme würde zusammen mit dem Rest meines Körpers den Dienst versagen. Ich hatte Angst ihr nicht gerecht zu werden. Doch erst als wir uns wieder voneinander lösten, sie aufhörte mir meinen Rücken zu zerkratzen und mich nicht länger in die Schulter biss, mein Gehirn sozusagen wieder einsetzte, verstand ich die wahre Bedeutung ihres Satzes: Sie hatte Angst, ich würde nur mit ihr spielen. Aber das tat ich nicht und ich tue es auch jetzt nicht. Robin, sag mir doch was ich tun soll! Ich senke erneut den Blick, streiche mit der Hand über meinen rasierten Schädel. Ich möchte meine Frau nicht betrügen, sie hintergehen, aber ich fürchte, es gibt keine andere Möglichkeit für uns hier herauszukommen. Ein Leben lang in diesen Mauern eingesperrt zu sein, das werden wir drei auf Dauer nicht überleben, aber ein Leben ohne meine Robin, in ihren Augen als Betrüger da zustehen, das ist genauso wenig erstrebenswert. Ich stecke in einer Zwickmühle. Sanji’s Husten holt mich in die Realität zurück, sein Keuchen. Stumm blicke ich zu ihm hinüber, warte, ob er meine Hilfe benötigt. Doch Ruffy ist bereits auf den Beinen und holt für unseren kranken Freund den Wassersack, damit dieser einen Schluck trinken kann. Wasser ist rar, aber wir teilen uns die Rationen eisern ein. Doch Sanji ist stark erkältet, weshalb er momentan mehr davon benötigt als wir beiden anderen. Für Ruffy und mich ist das selbstverständlich. Kurz zögere ich noch, ehe ich mich zu meinen beiden Freunden geselle. Zwar habe ich nicht vor mich schlafen zu legen, einer muss schließlich Wache halten. Niemand von uns möchte nachts im Schlaf von betrunkenen Soldaten heimgesucht werden, die gerne an wehrlosen Gefangenen ihren Frust abbauen. „Hey, Grüner“, haucht mir der Koch heiser entgegen, ehe er sich wieder hinlegt und in die spärliche Decke wickelt. Doch er schläft nicht, blickt mich nur stumm an; Verstehend. Natürlich ist den Jungs nicht entgangen, dass etwas im Busch ist, dass mich etwas beschäftigt. Wir leben hier zusammen auf engstem Raum, ohne eine Rückzugsmöglichkeit. Privatsphäre war einmal. „Ruffy?“, beginne ich dann schließlich doch das Gespräch. Ich brauche einen Rat und auch wenn unser Captain manchmal nicht ganz hell auf der Platte ist, so ist auf ihn in schwierigen Momenten doch stets Verlass. Außerdem wäre es falsch, in einer Situation wie dieser, seinem Captain nicht reinen Wein einzuschenken. „Was…was könntest du mir nie verzeihen? Ich meine, was wäre in deinen Augen nicht wieder gut zu machen?“ Schweigend sehe ich ihn an, bemühe mich erst gar nicht mein Pokerface aufzusetzen, denn bei ihm ist das eh meist zwecklos. Und weshalb sollte ich mich hier vor ihm verstecken? Wir drei sitzen im gleichen Boot, wir sind auf einander angewiesen. Und wie es Ruffy‘s Art ist, auch wenn er mich damit immer wieder überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes umhaut, umarmt er mich und entgegnet mit fester Stimme: „Wenn du aufhören würdest, mein Freund zu sein.“ Hart muss ich schlucken, zeige meine Emotionen eben nicht gerne. Und ja, ich bin aufgewühlt. Uneingeschränkt schenkt er mir sein Vertrauen, denn er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Doch leider hilft mir das nicht aus meiner misslichen Lage heraus. „Ich…ich habe ein Problem. Es ist…“ Wie soll ich es nur ausdrücken, ohne mich lächerlich zu machen? Verdammte Scheiße! Wieso muss so etwas ausgerechnet mir passieren? Doch eine kalte Hand fasst nach meiner, so dass ich Sanji ansehe, dem diese gehört. „Es geht um Tashigi, hab ich recht?“, krächzt er zwischen zwei Hustenanfällen. Ich nicke nur stumm, immerhin könnte uns auch einer der Wärter belauschen. Man muss vorsichtig sein mit dem was man sagt. „Warum? Was hat sie denn gesagt?“, mischt sich nun auch wieder Ruffy mit in das Gespräch ein. Ich wünschte, er wäre nicht so schwer von Begriff. Sanji weiß genau wovon ich spreche. „Sagen wir einfach, sie fordert ihn als Mann, nicht als Pirat.“ Sanji versucht es auf die diplomatische Tour und langsam scheint bei Ruffy endlich der ersehnte Groschen zu fallen. „Oh!“ Endlich. Dennoch erstaunt es mich, dass Sanji so gut über meine Lage Bescheid zu wissen scheint. Was ihn allerdings nicht davon abhält, wieder einen dummen Spruch loszulassen. Elender Koch! „Hat sie dir ein unmoralisches Angebot gemacht, oder hast du nur Angst, dass sie an dir ein paar spezielle Verhörtechniken ausprobieren könnte?“ Provokant fährt er sich mit der Zunge über die Lippen und lässt dabei seinen anzüglichen Blick an mir hinab gleiten. „Wenn du nicht so krank wärst, würde ich dir jetzt die Fresse polieren.“ „Dass ich nicht lache! Dich würde ich auch noch besiegen, wenn ich schon halb tot wäre!“ Böse funkeln wir uns an, bis Sanji wieder husten muss. Doch dieses Mal helfe ich ihm hoch, denn der Husten hört nicht auf und Sanji beginnt zu röcheln. Scheiße! Ein paarmal schlage ich ihm auf den Rücken, in der Hoffnung, dass sich dieser Schleim endlich löst und unser Koch bald wieder besser Luft bekommt. Verdammt, atme! Wieder hustet er, bis endlich wieder Ruhe herrscht. Schlaff hängt er in meinen Armen als der Anfall endlich vorbei ist. Es fehlt ihm an Kraft und das liegt nicht zuletzt auch an dem schlechten Essen, dass wir hier bekommen. Wenn wir denn überhaupt etwas bekommen. Langsam setzt sich Sanji aufrecht hin, atmet ein und aus, wobei er sich dennoch ein paarmal räuspern muss, bevor er seine Stimme wiedergefunden hat. „Sollten wir hier je wieder lebend rauskommen, erinnert mich daran wieder mit dem Rauchen anzufangen. Keine Zigarette der Welt verursacht so einen krassen Husten, wie dieses Gefängnis hier.“ Und an mich gewandt fügt er hinzu, wobei er seinen Arm um meine Schultern legt und mich eindringlich ansieht: „Und solltest du alleine hier rauskommen, wirst du für mich eine rauchen, kapiert?“ Irritiert blicke ich ihn an und bevor ich auch nur etwas erwidern kann, wählt er deutlichere Worte: „Ich weiß zwar nicht was sie genau von dir will, obwohl das wahrscheinlich nicht schwer zu erraten ist, so wie sie dich immer angesehen hat, aber solltest du die Gelegenheit bekommen von hier zu verschwinden indem du mit ihr in die Kiste steigst, dann tu es, verdammt. Denk nicht an uns, sondern pack die Gelegenheit beim Schopf!“ „Nein. Nein, ich…“ „Sei kein Narr! Diese Frau bietet dir die Möglichkeit von hier wegzukommen. Willst du wirklich hier bleiben und eines Tages alt und gebrochen sterben? Vergiss einmal in deinem Leben deinen verdammten Stolz!“ „Und was ist mit meiner Frau? Sollte sich mir je eine Fluchtmöglichkeit ergeben und ich es tatsächlich zurück zu Robin schaffen, was soll ich ihr dann sagen? Dass ich nur frei gekommen bin, weil ich eine andere flachgelegt habe? Sie kann sich sicherlich besseres vorstellen.“ „Meinst du wirklich Robin würde wollen, dass du ihretwegen in dieser Hölle hocken bleibst? Sie würde dir diesen Fehltritt auf jeden Fall verzeihen. Außerdem würde sie Tashigi dermaßen den Hintern aufreißen, dass dieser Hören und Sehen vergeht. Ich weiß, es ist nicht leicht das richtige zu tun, aber bewusst das falsche zu tun, ist auch keine Lösung.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)