Die Nacht ist mein Käfig... von Mireille_01 (Einen Vampir zu lieben, ist Selbstzerstörung...) ================================================================================ Kapitel 14: Die Nacht bricht herein ----------------------------------- "Bitte sei so lieb und erklär mich noch einmal ganz kurz wieso wir eigentlich hier sind?" bat Chandra Lucine mit einem breiten Grinsen, während sie geschützt von Bill und Tom - jeweils auf ihrer rechten Seite, nebeneinander standen und die zahllosen Vampirvorstände begrüßten. Dazu war wenigstens nicht viel nötig - ein Lächeln, ein Knicks, fertig. "Sorry - da muss ich passen!" kam es wenig hilfreich von der Schwarzhaarigen mit den dunkelblauen Schimmern darin. "Na wunderbar!" lächelte Chandra immer noch. Eine Stunde später konnten sie sich endlich von ihren Begleitern lösen und versteckten sich am unteren Ende des gigantischen Saales, passenderweise an der Bar. Sofort hatte Chandra zwei Sektgläser geleert. "Langsam Süße - willst du noch Herrin über deine Unterwäsche sein?" fragte Lucine sachte und nahm Chandra das dritte Glas rasch aus der Hand. "Du hast gut reden - ich will am liebsten gar nicht hier sein!" brummte Chandra. "Nicht nur du nicht!" dachte Lucine und nahm sich selbst ein Sektglas. Langsame Schlucke trinkend sah sie sich um. Verdammt viele Vampirfürsten, dachte sie insgeheim. Was sie allerdings als amüsanten Zeitvertreib sah, war die wunderschönen Kleider der dazugehörigen Ladys zu bestaunen. Die hatten allesamt einen wirklich guten Geschmack, musste sie anerkennen. Schließlich kam von Chandra der erlösende Seufzer: "Na endlich! Lucine da!" Lucine hatte es ebenfalls gespürt. Als sich die Reihen der vielen Vampire lichteten, sahen sie ihre Schwestern Rue und Raven in den Saal schreiten. Beide von den Cousins der Campton-Zwillinge begleitet - Gustav und Georg. Ohne große Hemmungen zu zeigen, düsten die Schwestern zwischen den Vampiren hindurch. "LUCINE! CHANDRA!" rief Rue glücklich. "Schwestern!" Ein Regen von Umarmungen war die Folge und jede Schwester hätte die andere gar nicht mehr loslassen wollen. "Ihr tut fast so, als hätte ihr euch jahrzehntelang nicht gesehen!" meinte Gustav den Kopfschüttelnd. "Das verstehst du nicht!" kam die entmutigende Aussage von Raven. Ohne sie zu beachten waren die Mädchen bereits in eine Ecke des Tanzraumes verschwunden. "Ich brauch was zu trinken!" meinte Georg seufzend. "Eh Voila!" kam es im selben Moment neben ihm und ein Rotweinglas mit Bordeaux wurde in seine Hand gedrückt. "Danke Tom!" sagte er nur noch und leerte den Alkohol wie Wasser in sich hinein. "Schade dass wir nicht betrunken werden können!" meinte Bill aufseufzend. "Wieso denn das?" fragte Tom neugierig. "Dann hätte ich einen Grund Lucine einfach in mein Zimmer zu verschleppen. Und die Schuld auf den Alkohol schieben können… Ich meine - macht sie das mit Absicht?" fragte Bill gereizt. "HÄH?" drei Köpfe drehten sich Richtung ausgestreckten Zeigefinger von Bill. Lucine stand bei ihren Schwestern. Sie trug ein kurzes Kleid, das im Prinzessschnitt gefertigt worden war und aus vielen Azurblauen Seidenstoffen drapiert war. Es sah an ihr einfach bezaubernd aus. Ihre endlosen Beine steckten in schwarzen, schlichten Stöckelschuhen. "Äh - was meinst du?" fragte Georg verwirrt. "Ich rede von ihren Beinen!" sagte Bill dunkel. "Jahhhh - ziemlich lang!" kam ein Nicken im Dreierteam. "Ihr seid keine Hilfe!" meinte der Unglückliche. "Pfff - nicht nur du "LEIDEST"!" meinte Tom knapp. Georg und Gustav nickten im Takt. Rue hatte ein hübsches, schmal geschnittenes Kleid aus roten Stoffen an, Raven trug smaragdgrün und Chandra champagnerfarben. Jedes Kleid kurz genug um die Fantasie der armen Kerle ordentlich anzuregen, aber lang genug um als "brav" durchzugehen. "Ich bring den Designer um!" kam es von jedem einzeln und sie stimmten einander mit einem dunklen Blick überein. „Ich kann es gar nicht fassen – endlich sehen wir uns wieder!“ sagte Rue fröhlich und drückte Chandra so fest, dass sie hektisch nach Luft zu schnappen begann. „Jah – aber ist es nicht ein wenig unvorsichtig von den Vampiren uns zusammen hier sein zu lassen?“ fragte Raven misstrauisch. „Ich glaube die denken, dass wir keine Gefahr darstellen. Erstens wir sind noch nicht erwacht, zweitens sind sie eindeutig in der Überzahl!“ sagte Lucine trocken und deutete auf den Vampirgefüllten Raum hinter sich. „Tja…“ kam es gequetscht von Chandra, die sich endlich aus der Umarmung von Rue befreien konnte. „Wie war eure Zeit in dem Schloss der beiden?“ fragte Lucine neugierig. Rues Augen bekamen einen gefährlichen Glanz: „Ihr glaubt gar nicht was Georgs Familie für ein wundervolles Gefühl für Kunst hat. Vor allem seine Mutter – ach Lady Georgina und ich habe die ganze Zeit über unsere Lieblingskünstler geredet. Stell dir vor – sie hat mir einen echten MONET geschenkt. EIN MONET!“ sie schüttelte Chandra heftig hin und her, von Raven kam nur ein wohliges Seufzen. „Lass mich raten – eine große Bibliothek?“ fragte Chandra und versuchte wieder normal zu stehen – ihr war noch ganz schwindlig. „EINE RIESIGE BIBLIOTHEK!“ hauchte sie hingerissen. Mehr musste sie auch gar nicht sagen, das selige Lächeln war Antwort genug. „Und ihr zwei?“ fragten die beiden Schwestern im Chor. „Nun ja – ich wurde unfreiwillig zur Reiterin!“ sagte Chandra hohl und Lucine bekam augenblicklich das Bild von Toms halbnacktem Körper auf einem schwarzen Rappen in Erinnerung. „Du meinst wohl eher – Schülerin des Reitlehrers!“ kam es daraufhin von Lucine. „LUUUUU!“ Chandra wurde krebsrot. „Was? Hast du etwa nachgegeben?“ fragte Rue interessiert. „Verdammt noch mal – langsam glaub ich jede von euch glaubt ich wäre eine Schlampe!“ schimpfte Chandra, doch ein anzügliches Lächeln stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Sinnlos zu fragen – da schweigt sie wie ein Buch!“ kam es von Lucine. „Und duuuuu?“ nun waren alle Augen auf Lucine gerichtet. Vor Verlegenheit wusste sie zunächst nicht was sie sagen sollte, doch dann entschied sie sich für die Wahrheit. „Ich mag Bill – aber er hat mein Vertrauen nicht verdient!“ sagte sie leise. „Keiner von denen verdient das!“ sagte Chandra kühl. Die Mädchen nickten – auch wenn ihre „Begleiter“ noch so charmant, gutaussehend und „perfect guy“ waren – sie konnten es sich einfach nicht leisten, ihnen zu vertrauen. Schlussendlich waren sie auf sie angesetzte Killer, die jederzeit zuschlagen würden. Plötzlich ertönte ein leises Raunen im Saal. Die Vampir formten sich zu einem langen Gang. „Nanu? Was ist da los?“ fragte Rue. „Gute Frage!“ meinte Raven Stirn runzelnd. „Da!“ sagte Chandra und zeigte auf die Schneise. „Das ist ja-!“ sagte Lucine verblüfft. Lord Victor war erschienen. Neben ihm ging eine wunderhübsche elegante Frau. Sie hatte weiße, ebenmäßige Haut, blonde, lange, glatte Haare, und funkelnde eisblaue Augen. Sie war sehr hübsch. „Meine Freunde!“ sagte Lord Victor und neigte knapp den Kopf, mal nach links, mal nach rechts. „Lord Victor – Lady Elaine. Ich freue mich Sie in meinem bescheidenen Schloss begrüßen zu dürfen.“ Sagte Lord Campton. Er verneigte sich vor dem obersten Vampirlord. Lord Victor nickte nur gnädig. „Ich freue mich ebenfalls wieder dieser fröhlichen Versammlung beizuwohnen.“ Sagte Lord Victor. „Mein geliebter Onkel wäre allerdings nicht gekommen, hätte ich ihn nicht wieder einmal mitgezerrt.“ Lächelte Elaine. „Elaine, Elaine…“ lächelte Victor vergnügt. Er klatschte in die Hände und sagte Richtung Musik: „Bitte spielt – nur weiter!“. „Der kommt mir eher vor wie ein König, der sich herabgelassen hat den Ball zu besuchen.“ Sagte Rue kichernd. „Ich kenne diesen Vampir!“ sagte Chandra. Sie drehte sich zu Lucine, die ihn immer noch erstarrt anstarrte: „Du auch – der war vor einigen Tagen hier. Er hat mit dir geredet!“ „Echt – worüber?“ fragte nun auch Raven interessiert. „Über-!“ doch ehe Lucine antworten konnte, legten sich zwei Hände um ihre Taille und sie fand sich in Bills Armen gleitend über den Parkettboden wieder. „Nanu?“ sie blickte verdattert in sein Gesicht und er lächelte ihr grinsend zu: „Das ist ein Ball – tanzen gehört zum guten Ton.“ Sie lächelte: „Was für eine galante Einladung.“ Bill neigte seinen Kopf zu ihrem Ohr und flüsterte: „Außerdem hast du so zauberhaft ausgesehen – ich wollte unbedingt mit meiner Begleitung angeben!“ „Narzisst!“ flüsterte sie zurück. Sie tanzten eng – enger als sonst. Die Musik spielte einen feurigen Tango und Lucine fühlte sich zum ersten Mal seit langem wieder sehr wohl in Bills Armen. Sie ließ sich treiben, gleichzeitig rief aber irgendwo eine Stimme in ihrem Hinterkopf „LEICHTSINNIG“! „Lucine ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr es mir Leid tut. Ich hätte dich niemals beißen dürfen. Das ist unverzeihlich!“ sagte Bill leise. Lucine schwieg. „Deine Schwestern-?“ „Wissen absolut nichts davon!“ sagte Lucine ruhig und sie drehte sich elegant von ihm weg und Bill fing sie selbstsicher auf. „Wieso hast du geschwiegen?“ fragte Bill die Stirn runzelnd. Lucine drehte sich erneut und antwortete: „Wer sagt denn das ich weiterhin schweige? Vielleicht werde ich es ihnen noch heute Abend sagen!“ Bill fing sie auf: „Hexe!“ grinste er. „Vampir!“ kam es hart zurück. „Wir können nicht bestreiten was wir sind, Lucine…“ sagte Bill und plötzlich fühlte er eine tiefe Traurigkeit in sich aufsteigen. „Nein – aber das tun wir auch nicht!“ sagte Lucine kühl. Sie schwebten über die Fläche. Bill hielt sie fest in seinen Armen und sie verspürte immer stärker einen inneren Drang. Sie blickte auf – nein Bill hypnotisierte sie nicht. Er starrte gedankenverloren vor sich hin. Aber warum fühlte sie sich so? Wieso wollte sie-? Lucine schüttelte verärgert den Kopf – nein, fang nicht an zu spinnen, rief sie sich selbst in Erinnerung. Es ist leicht zu behaupten, dass er an allem Schuld ist, dachte sie. Sie drehte sich erneut. Bill hielt sie sicher fest. „Es ist leicht sich zu sagen, es wäre von Grund auf falsch!“ dachte sie. Sie sah ihre Schwestern mit Tom, Georg und Gustav ebenfalls über die Fläche schweben. Jede von ihnen strahlte und lachte. „Es ist einfach zu sagen, halt dich von ihm fern!“ dachte Lucine und tanzte eng mit Bill zu den letzten Takten der Musik. „Es ist leicht zu sagen, er ist dein Feind und das abgrundtiefe Böse!“ dachte Lucine und schmiegte sich an Bill. Dieser drückte kurz zärtlich und fest zugleich ihre Hand. „Aber – kann ich das wirklich behaupten? Kann ich es einfach sagen?“ Lucine blickte zu ihm auf. Seine Augen waren so braun, wie das tiefste Holz einer alten Eiche. So schön dunkel, dass man darin versinken könnte. „Nein – mich selbst kann ich nicht belügen!“ dachte Lucine und ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Ich habe mich selbst vergessen. Die Musik endete. Sie klatschten höflich Beifall, doch jeder ging in eine andere Richtung des Saales davon. Seltsamerweise, bemerkte Lucine, jede auf einen anderen Ausgang. „Bill wohin-?“ fragte sie. „PST!“ sagte er angespannt. Lucine war verwirrt. Was ging hier vor? Bill zog sie mit sich und sie spürte wie er sie immer weiter Richtung Gartenanlagen zog. Wohin wollte er denn? Wo waren Chandra, Rue und Raven? Was geschah hier? „Bill ich will zu meinen Schwestern!“ sagte sie langsam genervt. Ihr gesamter Körper schrie: „RENN! RENN! RENN!“ Doch Bill hielt sie so fest, dass er ihr schon fast wehtat. Als sie sich loszureißen versuchte, spürte sie eine gewaltige Druckwelle. Panisch warf sie sich zu Boden, Bill schützte sie so gut wie es ging mit seinem Körper. Lucine zitterte, die Explosion war gewaltig. Feuer stob in den Himmel und sie hörte Fensterglas brechen. In tausende Teile. Sie wand sich unter Bill hervor und starrte schreckerstarrt auf seinen Rücken. Zahlreiche Splitter steckten darin. Bill stöhnte allerdings nicht vor Schmerzen, verzog nur kurz das Gesicht. „Was zur Hölle?“ fragte Lucine. „LUCINE!“ hörte sie einen lauten Ruf. Sie blickte auf. Überglücklich sah sie ihre Schwestern ohne einen Kratzer auf sie zu rennen. „Alles in Ordnung?“ fragten sie hysterisch und umarmten sich. „Nichts passiert!“ versicherte Lucine. Bill stand bereits und blickte auf den explodierten Teil des Schlosses. Stumm sahen Tom und er wie das Schloss in Flammen stand. „Eure Eltern…“ sagte Chandra und half Lucine aufzustehen. „Das war ihr Plan!“ sagte Tom heißer. „WAS?“ fragte Chandra geschockt. „Sie sind sicher wohlauf. Wir müssen jetzt fort!“ sagte Bill. „Was – wohin?“ fragte Lucine schockiert. „Weg von Lord Victor. Er wollte euch heute um Punkt Mitternacht töten lassen. Darum war auch seine Nicht Elaine anwesend. Sie sollte es tun!“ sagte Bill. „Ich verstehe kein Stück.“ Sagte Rue zitternd. Georg legte ihr beruhigend den Arm um die Schultern. Sie schmiegte sich eng an ihn. Lucine beneidete sie einen kurzen Moment um das blinde Vertrauen, was sie in Georg setzte. Das konnte sie selbst nicht. Sie blickte Bill aufmerksam an. „Vater hat gegen Lord Victors Gesetz verstoßen und die Verbotene Bibliothek, die nur Lord Victor zur Verfügung steht, besucht. Auf so ein Vergehen steht eine harte Bestrafung. Uns war klar, dass Lord Victor EUCH dafür büßen lassen würde.“ Sagte Tom ruhig. Er hielt Chandra im Arm. „Uns?“ fragte Lucine. „Ja – weil wir euch inzwischen alle viel zu gern haben. Weil wir die Regeln verletzt haben!“ sagte Bill ruhig. „Was heißt das?“ fragte Raven unsicher. Sie warf Gustav einen unruhigen Blick zu. Er seufzte: „Das bedeutet wir sind nun Freiwild. Vogelfrei. Lord Victor wird uns jagen, bis er uns – euch – getötet hat. Erst dann wird er zufrieden sein.“ „Aber warum solltet ihr das tun? Mit uns gehen, meine ich!“ fragte Lucine kühl. Ihr Blick galt Bill. Er sah sie nur lange an und sagte schließlich: „Weil wir uns in euch verliebt haben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)