Die Nacht ist mein Käfig... von Mireille_01 (Einen Vampir zu lieben, ist Selbstzerstörung...) ================================================================================ Kapitel 13: Aussprache ---------------------- Lucine lag auf dem Bett in ihrem Zimmer und starrte nachdenklich die gewaltige Decke mit den zahlreichen Freskos aus Eis an. "Der Sturz aus dem Himmel, Hades Unterwelt, Atlas mit der Weltenkugel..." murmelte sie vor sich hin. "Seltsame Auswahl von mystischen Heldenfiguren...", musste sie innerlich grinsen. Schlagartig setzte sie sich auf und ihr gesamter Körper war auf Vorsicht eingestellt. Sie blickte zur Tür. Wenige Sekunden später klopfte es. Tock - tock. "Wer ist da?" fragte Lucine, hätte sich die Antwort allerdings just im selben Moment selbst geben können. "Ich bin es - Bill! Ich muss mit dir reden, Lucine!" kam es zurück. "Kein Interesse!" meinte sie darauf schnippisch und ließ sich wieder aufs Bett zurückfallen. "Du weißt, dass ich mich jederzeit in dein Zimmer stehlen kann?" kam die trockene Antwort. "Wage es, und du wirst mit einem Pflock durchbohrt!" meinte Lucine brummig. "Ich liebe deinen Sarkasmus..." kam die feixende Antwort. "Bill, verschwinde! Ich will dich nicht sehen!" meinte Lucine müde und wischte sich mit ihrem Unterarm über das Gesicht. Das entsprach nur teilweise der Wahrheit. Lucine hätte sich gerne wieder mit Bill vertragen, sie vermisste seinen Geruch, wenn sie in seinen Armen lag. Sie vermisste es mit ihm zu lachen - dennoch... zu tief saß der Schock über den Biss. "Tja, du weißt, ich bin auf diesem Ohr taub!" kam erneut die tiefe Antwort. Lucine musste schmunzeln - Bill war eben ein Unikat. Aufseufzend ging sie zur Tür, öffnete sie allerdings nicht. "Weißt du, dass du ein grober, unverschämter und einfach unverbesserlicher, nerviger Sadist bist?" fragte sie höflich durch die Tür. "Möglich - aber das hält dich nicht davon ab mich gern zu haben, oder?" lächelte Bill auf der anderen Seite. Nun blieb es bei Lucine stumm. "Lucine - Süße bitte mach auf, ich will ganz normal mit dir reden!" sagte Bill ungewohnt bedrückt. Er wollte sich nicht in ihr Zimmer stehlen - er wollte, dass sie es wollte. "... nur reden?" kam die Frage. Bill grinste: "Außer du willst noch was anderes machen?" "MÄÄÄP! Falsche Antwort - der Zugang ist ihnen weiterhin verweigert!" zischte Lucine genervt. Sie hätte es besser wissen müssen - Kerl blieb immer Kerl! "Lucine - langsam aber sich wird das hier zur Farce!" sagte Bill mit einem tiefen Aufstöhnen und ließ seinen Kopf gegen die Tür sinken. Plötzlich gab diese nach und Bill knallte der Länge nach in Lucines Zimmer. Gequetscht kam es vom Boden: "Das war Absicht..." "Aber niemals edler Herr!" kam es zynisch zurück. "Okay - okay..." Bill setzte sich auf und rieb sich die schmerzende Nase. "- das hab ich verdient. Ich geb es zu!" "Oh, nein, nein, nein..." Lucine setzte sich vor ihm kokett auf den Boden und tippte genussvoll auf seine beschädigte Nase. Sie sagte kalt: "Nein, wenn ich dir den Kopf abschlage, dein Blut in einem Kelch auffange und damit bösen Hexenzauber betreibe, der dich wie ein Huhn in alle Ewigkeiten gackern lässt - dann - und erst DANN, hätte ich es dir richtig heimgezahlt!" Bill blieb staunend der Mund offen stehen. "Gut - du wolltest reden, also -" Lucine stand auf und ließ sich elegant auf einen freien Sessel im Raum sinken: " -rede!" "Ich ..." zum ersten Mal war Bill sprachlos. Das kleine Hexlein hatte es verflucht faustdick hinter den Ohren. Er schüttelte knapp den Kopf und sagte, sich im Schneidersitz auf den Boden setzend: "Ich wollte mich entschuldigen - für den Biss und ins besonders für die Schmerzen!" Lucine sah ihn ungläubig an: "Ist das alles?" "Äh...? Ja?" fragte Bill und hätte sich im nächsten Moment gerne auf die Zunge gebissen. Lucine stand auf und ihre Augen glühten vor Wut. "Ähhhh - hehehehe?" von Bill kam ein äußerst unwohles Kichern. "Du wagst es mit so einer halben Entschuldigung hier anzutanzen? Mach, dass du raus kommst!" sagte Lucine wütend. Sie nahm ein Kissen vom Sessel und verdrosch Bill regelrecht damit. Ein Kissen nach dem anderen knallte gegen seinen Kopf, anschließend sogar Bücher. Bill rief nur zornig: "Warte - warte halt - hey, nein - hör zu, nein - nein! Leg - leg das Lexikon weg!" doch schon segelte es gegen seine Stirn und riss Bill regelrecht zu Boden. "AUA!" kam es von ihm. Begraben unter einem Berg von Büchern und Kissen kam seine dumpfe Stimme hervor: "Fertig mit dem Tobsuchtsanfall?" Lucine schnaubte noch einmal tief durch, ließ sich dann ruhig auf den Sessel sinken und sagte mit unglaublich ruhiger Stimme: "Ja - es geht mir jetzt wesentlich besser - danke!" "Freut mich!" Bill grub sich aus dem Berg heraus und schüttelte den Kopf. Ein absolut treuherziger Blick und Lucines Eisschicht bekam einen leichten Knacks: "Ist nun alles wieder in Ordnung - mit uns, mein ich?" "In Ordnung? Nein, aber ich würde sagen, lassen wir das was war, ruhen. Ich bin kein Freund von Vergangenen..." sagte Lucine ehrlich. Natürlich saß der Schmerz über die raue Behandlung tief, aber noch grausamer schmerzte ihre Seele über seinen Verrat. Bill hielt ihr die Hand hin: "Können wir noch mal von vorne anfangen?" "Nein!" sagte Lucine und stand auf: "Machen wir nicht. Es gehört mehr zu einer guten Freundschaft über die Fehler des anderen hinwegzusehen. Es gehört auch Vertrauen dazu..." sie blickte aufrecht in seine Augen. "Und du verstehst - das ist etwas, was du niemals von mir bekommen wirst..." Am Abend traf man sich zu einem gemeinsamen Abendessen. Zum ersten Mal war auch der Vater der Zwillinge - Lord van Campton anwesend. Er begrüßte seine Gäste und Lucine mochte ihn auf Anhieb. Er war grundehrlich und machte keinen Deut daraus, dass er seine Gäste jederzeit töten würde, falls sie zu vollständigen Hexen erwachen sollten. Beim Gespräch stellten er und Lucine gemeinsame Interessen fest, darunter auch das Klavierspiel. "Es ist leider eine Schande, aber meine Söhne haben keinerlei musikalisches Verständnis." seufzte er. "Das müssen sie von mir haben!" lächelte Selene. Chandra und Lucine grinsten. "Vater meint, dass wir "musikalische Ignoranten, des Schönen und Zauberhaften" sind!" kam es trocken von Tom. "Du hast "idiotische, notorische Schürzenjäger" vergessen!" sagte Bill nach einem Schluck Rotwein. "Ach ja..." sagte Tom in Erinnerungen schwelgend. "Nun denn - morgen findet der große Ball statt, meine Lieben. Selene wird euch gerne einige neue Abendkleider zeigen. Ihr braucht keine Angst haben - in erster Linie werden es Verwandte sein, auch eure Schwestern werden für einige Tage zu uns kommen." sagte Lord Campton. "Verzeihung - mehrere Tage?" fragte Lucine. "Yup." kam es von Bill, der ihr gegenüber saß. Seine Augen verschränkten sich mit ihren: "Bälle von Vampirgilden dauern im Allgemeinen ungefähr eine Woche, sie sind voller Sinnlichkeit." Lucine schluckte schwer. "-und ungezügelter Lust..." fügte Tom hinzu. Ein äußerst verzweifelter Blick der Schwestern brachte die Familie zum Lachen. "Verzeiht unseren Söhnen - sie übertreiben gerne!" schmunzelte Selene. "Ja - es stimmt. Unsere "alten" Bälle liefen so ab. Prinzipiell benutzen wir sie heutzutage um geschäftliche Kontakte zu knüpfen!" sagte Lord Campton. Die Uhr schlug Mitternacht. Die Schwestern verabschiedeten sich und als sich die Söhne erheben wollten, hielt Lord Campton sie zurück: "Bill, Tom - auf ein Wort." Überglücklich - für eine kurze Zeit alleine mit ihrer Schwester zu sein - wünschte Lucine eine gute Nacht und die beiden stahlen sich auf ihr Zimmer. "Bill - ich weiß von deinem Fehlverhalten!" sagte Lord Campton. Bill richtete seinen Blick auf Tom: "Verräter..." "Reine Bruderliebe!" sagte Tom ruhig. "Du darfst deinen Auftrag nicht vergessen! Das Blut dieser Hexe zu trinken wird dich keineswegs stärken - es wird dich angreifbar machen!" sagte Lord Campton unwohl. "Inwiefern?" Bill war verwirrt. "Du wirst dich in ihrer Seele verlieren. Du und Tom - dürft niemals das Blut der Hexen trinken - verstanden? Besonders nicht in großen Mengen!" sagte Lord Campton eindringlich. "Ja - Vater!" nickten die beiden, äußerst verdattert. "Nun gut - geht schlafe. Morgen wird ein anstrengender Tag." seufzte Lord Campton. "Gute Nacht Mutter, Vater!" die beiden verschwanden. "Erik - wieso?" Selene sah ihren Gemahl genauso verwirrt an, wie seine Söhne vorhin. "Schatz - der Clan der Draco-Hexen hat sich selbst einen Fluch auferlegt..." sagte Erik unwohl. "Einen Fluch?" echote seine Frau ungläubig. "Ja - so wie es aussieht, hatte sich einst eine Hexe innerhalb der Hexenfamilie in einen Sohn Samaels verliebt. Und diese Hexe sprach daraufhin einen Fluch über ihre Nachkommen aus. Als Schutz. Sollte ein Sohn Samaels sich in eine Tochter der Dracos verlieben, wird er sich selbst zerstören, durch das Wissen, dass er sie niemals besitzen kann. Der Fluch zerstört jeden Vampir!" sagte Erik. "Oh Gott - seit wann weißt du das?" zischte Selene. Erik wandte sich um: "Seit gestern - ich war in der verbotenen Bibliothek!" Selene starrte ihn geschockt an: "Das ist die Bibliothek, die nur Lord Victor zugänglich ist. Schatz!" sie starrte ihn schockiert an. "Ich weiß - aber ich musste es tun." sagte Erik. "Was, wenn er darüber Bescheid weiß?" fragte Selene heißer. "Deswegen müssen wir spätestens nach dem Ball eine Entscheidung treffen!" sagte Erik traurig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)