Die Nacht ist mein Käfig... von Mireille_01 (Einen Vampir zu lieben, ist Selbstzerstörung...) ================================================================================ Kapitel 7: Mondscheinmelodie ---------------------------- „Mhm?“ Lucine blickte auf und sah sich fragend um. Sie stand vor einem riesigen Musiksaal. Doch sie war völlig allein. Das hatte sie nicht erwartet. Erneut kontrollierte sie die Zeit auf ihrer Armbanduhr – wohl zum 100. Mal in den letzten zwei Minuten. „Nein – es stimmt. Die dritte Stunde fängt um 10 nach 10 an. Und jetzt ist es Punkt genau, 10 Uhr 10. Mhm?“ erneut blickte sie auf. Da sah sie wie eine schlanke, ältere Dame auf sie zukam. Sie hatte lange dunkelbraune Haare und hellgrüne Augen. Sie schien sehr adrett und gut gekleidet zu sein. Lucine hatte seltsamerweise sofort Respekt und ein wenig freundschaftliche Gefühle, die sie für die alte Frau aufbringen konnte. Sie trug eine schwarze Tasche und balancierte gleichzeitig ohne Probleme einen mindestens 20cm hohen Stoß an Papierblättern. Noten, wie Lucine erkannte und ganz oben – Lucines Herz machte einen Sprung vor Freude – die Mondscheinsonate. Ihr allerliebstes Musikstück. „Guten Tag – bist du jetzt bei mir?“ fragte die alte Dame kühl. „Ja – Lucine Draco. Angenehm!“ sagte Lucine und nahm der alten Dame elegant einige Blätter ab. Ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Anastasia Nicolai – ich bin die Klavierlehrerin hier an der Schule. Komm rein!“ sagte sie und ging in den geöffneten Musiksaal. „Ich muss sagen, ich bin angenehm überrascht. Seit zwei Jahren hat sich keiner mehr für meinen Kurs angemeldet. Ich hatte fast die Hoffnung aufgegeben, dass sich junge Leute noch mit Musik im klassischen Sinn befassen!“ sagte Professorin Nicolai, als sie die ehrliche Freude auf Lucines Gesicht sah, als diese die Notenblätter ablegte. „Tja – ich habe schon immer gerne Klavier gespielt!“ sagte Lucine ehrlich. Sie war die musikalischste der vier Schwestern, neben Chandra, die eine wunderschöne Gesangsstimme ihr Eigen nannte. Sie und Lucine hatten in ihrer Kindheit immer gemeinsam musiziert. „Gut – das freut mich. So!“ Anastasia Nicolai legte ihre schwarze Jacke ab und sagte: „Wie lange spielst du schon?“ „Seit meinem vierten Lebensjahr!“ erwiderte Lucine. „Oh – wie alt bist du?“ überrascht hob die Lehrerin eine Augenbraue in die Höhe. „Ich bin jetzt 18 Jahre alt.“ Sagte Lucine. „Mhm ich bin beeindruckt. Du spielst also schon 14 Jahre lang Klavier… wie regelmäßig?“ fragte die Dame und ging zu dem großen schwarzen Flügel, der in der Mitte des Raumes auf einem roten langen, dicken Teppich stand. Sie öffnete ihn und schlug prüfend eine Taste an. Es war perfekt gestimmt. „Da wir ständig umziehen und schon bis zu 20 Mal die Schule pro Jahr wechseln – schwankt die Regelmäßigkeit. Aber in der letzten Zeit, also seit wir hier angekommen sind, übe ich wieder intensiv.“ Sagte Lucine. „Mhm… dann spiel mir mal was vor. Irgendetwas was dir gefällt!“ sagte die Dame. Lucine setzte sich und reine Vorfreude erfüllte sie. Da begann sie „Für Elise“ zu spielen und federleicht flogen ihre Finger nur so über die Tastatur. Die Dame hörte gelassen zu, während sie die Noten auspackte, wegpackte und zusammen schlichtete. Als Lucine vorbei war, nickte sie höchst anerkennend mit dem Kopf: „Sehr schön – dein Anschlag ist sehr federnd – das mag ich gerne. Und du legst sehr viel Gefühl in jede einzelne Passage. Das ist gut. Aber versuch ruhiger mit dem Pedal umzugehen. Da bist du noch nicht gelassen genug. Es muss mehr wie ein Engelshauch wirken – man darf das Pedal gar nicht bemerken – erst wenn der Ton schon vorbei ist, soll man glauben, dass ein Pedal dabei gewesen war. Sonst bin ich höchst zufrieden. Du spielst ausgezeichnet…“ Sie trat an das Klavier und hob eine Liste hoch. Sie sah prüfend hinauf und sagte: „Seltsam, es scheint, dass sich während der Pause noch ein Schüler angemeldet hat.“ „Ah ja?“ Lucine sah auf und sah wie die Dame die Stirn in Falten legte. „Mhm… den hätte ich am wenigsten erwartet.“ Murmelte die alte Dame. „Wen denn?“ fragte Lucine neugierig. „Entschuldigen Sie meine Verspätung!“ ertönte eine bekannte Stimme von der Tür her und Lucine fiel exakt in diesem Moment vom Klavierstuhl hinunter und blieb am Rücken leicht auf den Ellbogen gestützt liegen. „Huch?“ Anastasia Nicolai sah überrascht ihren neuen Schützling am Boden liegend und sagte, abwinkend: „Schon gut – ich war auch zu spät. Komm ruhig rein!“ „Das ist doch nicht möglich???“ hämmerte es panisch in Lucines Kopf. „Na so was – gleich zwei Schüler!“ sagte Anastasia und reichte dem Neuankömmling die Hand. „Das ist doch schön oder?“ fragte er charmant und neigte sich beim Klavier vorbei und stütze sich lässig gegen den Flügel und sah auf die am Boden liegende Lucine. „Nein so was – ich weiß ja, dass ich umwerfend bin, aber das musst du nicht gleich so wortwörtlich nehmen, meine kleine Lucine!“ lächelte Bill freundlich. Auf Lucines Gesicht hätte man vermutlich in diesem Moment Spiegeleier braten können. Wütend wollte sie sich am Flügel hochziehen, da gab der Teppich unter ihr nach und sie fiel erneut zu Boden. „Was für eine Aussicht!“ freute sich Bill und Lucine sah ihn böse an und verdattert blickte sie an sich hinunter. „AHHH!“ rief sie peinlich berührt – ihr Rock war ihr bis zum Ansatz ihres Slips hochgeschoben und man erkannte dass er schwarz rot war. Sofort zog sie den Rock wieder hinunter und sprang mit hochrotem Gesicht auf. „Nun ja – ich entnehme der Begrüßung, dass ihr euch bereits kennt!“ meinte Madame Nicolai höflich und kühl. „Wie klein die Welt – oder eher die Schule – ist, nicht wahr Lucine?“ lächelte Bill sie verschwörerisch an und blinzelte ihr vertraut zu. Lucines Augen wurden zu gefährlichen Schlitzen und sie fauchte höchst unhöflich: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass es Zufall ist – du Spanner!“ „Aber, aber Lucine…“ sagte Anastasia beruhigend. „Genau, Lucine. Weißt du nicht, dass Unhöflichkeit keine positive Eigenschaft ist?“ lächelte Bill weiterhin liebenswürdig. „Pffffffffff!“ Lucine hätte es selbst am wenigsten gewundert, wenn aus ihren Ohren in diesem Moment kein Dampf getreten wäre. „Na ja, wie auch immer…. Bill wären Sie so lieb und spielen mir auch etwas vor? Ich muss ja wissen auf welchem Level jeder ist. Wobei in einem Kurs für Profis, sollte es ohnehin das höchste Niveau sein!“ sagte Anastasia ruhig. „Gerne Madame Nicolai!“ erwiderte Bill höflich und setzte sich auf den Schemel und legte die Handy auf die Klaviertasten. Lucine beobachtete ihn genau und sie sah wie seine Augen kurz rot aufleuchteten und schon spielte er in bester Qualität, die von Lucine so geliebte, Mondscheinsonate. Lucine bekam ganz große Augen – so gut hatte sie diese zauberhafte Melodie noch nie gehört. „Was?“ dachte sie nur beklommen, auch Anastasia Nicolai schien überrascht. Da bemerkte Lucine wie ihr Kopf von Erinnerungen durchflutet wurde. Sie sah sich selbst, ihre Schwestern als Kinder. Sie standen am Grab ihrer Mutter … Raven weinte, Rue klammerte sich an ihren Vater. Chandra strich Raven immer wieder beruhigend über den Kopf. Und sie selbst? Lucine stand abseits, ihr Haar wehte im Wind, Tränen liefen ihr keine über die Wangen. Sie stand einfach nur da und starrte leer vor sich hin. Doch dann fielen ihr die Worte wieder ein, die sie damals sprach. „Adora quod incendisti, incende quod adorasti!!” flüsterte Lucine unhörbar und zugleich schossen ihr die deutschen Worte des Textes durch den Kopf: „Bete an, was du verbrannt hast; verbrenne, was du angebetet hast.“ Sie erschrak als Bill plötzlich aufhörte zu spielen. Seine Augen suchten die ihren und Lucine erschrak noch mehr. Sie waren knallrot – und sie spürte, dass ihre eigenen Augen zu glühen schienen. „Ich muss weg!“ rief sie noch zitternd, dann rannte sie aus dem Raum. Bill starrte ihr nach. Lucine rannte und rannte, so schnell sie ihre Füße trugen. Sie wusste nicht wohin, sie wusste nicht warum sie unbedingt so schnell und so weit wie möglich weg wollte – sie wusste nur, dass es so war. Weg! Weg! Weg! Spuckte ihr im Kopf herum. Lucine rannte aus dem Schulgebäude, vergessen waren ihre Schwestern. Vergessen die Schule. Nur diese Augen verfolgten sie noch – diese roten, unheimlich starken, alles verzerrenden Augen, dieses grausamen Vampirs. „LASS MICH IN RUHE!“ hämmerte es in ihrem Kopf. Sie lief nicht nach Hause. Sie rannte Richtung Wald, warum wusste sie nicht. Sie rannte weiter und stolperte dank ihrer hohen Sandalen einmal über die Wurzel, einmal über die andere. Sie hatte zwar schon in der Früh gemerkt, dass es kühler geworden war, dennoch trugen sie und ihre Schwestern hartnäckig noch die sommerliche Herbstmode, die Raven stets besorgte. „AHHH!“ Lucine strauchelte und fiel der Länge nach auf den Boden. Die Wurzeln schlugen gegen ihre Rippen und sie stöhnte vor Schmerz. Sie versuchte sich aufzurichten, doch erst jetzt erkannte, sie dass sie wie eine Irre weinte. Die Tränen rannten ungehemmt über ihre Wangen zu Boden. Laut schluchzend versuchte sie erneut aufzustehen. Aber sie konnte gerade mal in eine kniende Position gelangen – die Hände immer noch in die trockene Erde gegraben, das Moos zwischen den Fingern. Kalt, und frisch. Sie schluchzte immer noch vor sich hin, als es hinter ihr raschelte und Äste knackten. Sie hielt inne. „Sind die Erinnerungen so schmerzhaft?“ fragte Bill leise. Lucine schluckte und atmete ruhig tief ein und aus. Dann konnte sie sich endlich an einem Baumstamm neben ihr nach oben ziehen und keuchend lehnte sie sich dagegen. „Mhm….das müssen sie wohl wirklich sein – denn sonst hätte diese einfache Variante der kognitiven Sensibilisierung niemals funktioniert.“ Sagte Bill und lehnte sich wie Lucine gegen einen Baum, einige Meter von ihr entfernt. Er zog wie das letzte Mal eine Zigarettenschachtel heraus und zündete sich eine an. Elegant pustete er den Rauch aus. Seine Augen waren wieder dunkel und ruhten auf Lucine. Als wolle er jede Bewegung genauestens beobachten. „Ich…was?“ Lucine konnte immer noch nicht ganz klar denken. „Deine Erinnerungen.“ Bill blies erneut Rauchkringel aus und seufzte leise auf: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich nur an der Oberfläche kratzen muss, damit du dich schon wieder erinnern kannst – das ist mal was … Neues. Die meisten Hexen sind in der Lage, ihre Erinnerungen sehr genau zu kontrollieren und auch sehr leicht zu verschließen. Normalerweise können Wesen wie ich nicht so leicht, Zugriff darauf haben. Interessant…“ Lucine wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen – zu tief saß der Schock über die roten Augen. „Keine Sorge, ich hab gerade erst mit dem Spiel angefangen…“ sagte Bill leise. Lucines Augen fuhren sofort herum und starrten ihn feindselig und geschockt an: „SPIEL? Was für ein Spiel?“ ihre Stimme war wie ein Rasiermesser. Bill pustete den Rauch aus: „Na – unser Spiel. Das von mir und meinem Zwillingsbruder, ach und natürlich das von meinen Cousins.“ „Cousins…“ flüstere Lucine. Sie sah Bill verwirrt an. „Oh … keine Sorge, wir sollen euch momentan noch beobachten – töten noch nicht.“ Lächelte Bill. Lucine sah ihn an und fauchte zornig: „Oh nein wie nett von euch! Nicht das wir euch Umstände bereiten!“ „Na sieh an – du kannst sogar lange Sätze reden. Sonst redest du gar nicht oder Minisätze! Erfreulich.“ Bill dämpfte die Zigarette in seiner Handfläche aus und Lucine konnte mitansehen wie sich gleich darauf die Wunde verschloss und man nichts mehr sehen konnte. Er hob den Blick und sie glänzten vergnügt: „Dann darf ich sogar annehmen, dass wir uns nun – gut verstehen?“ Lucine starrte ihn fassungslos an: „Gut verstehen? Wir beide? Sag mal – bist du als Baby auf den Boden gefallen oder so?“ „Süße nicht gleich so unhöflich!“ lächelte Bill. „ICH BIN UNHÖFLICH WANN ICH WILL!“ knurrte Lucine und hob zornig ihre Tasche auf, die sie zu Boden gleiten hatte lassen und wollte wütend an ihm vorbeistapfen. Bills Augen glänzten spitzbübisch auf, da zog er Lucine bereits gegen sich, und drückte sie ohne auf ihre Überraschung zu achten, gegen die Baumrinde und stütze seine beiden Arme links und rechts neben ihrem Kopf ab. Zwischen ihnen herrschte vielleicht ein Abstand von knappen 10 cm. Lucine starrte furchtlos in seine Augen. „Geh niemals an einem Vampir einfach so vorüber – wir mögen das nicht besonders!“ lächelte Bill. „Dein Ego ist nicht mein Problem!“ knurrte Lucine. „Nun ja – genau genommen schon. Denn siehst du…“ Bill kam noch näher und Lucine wurde es noch unangenehmer: „… ich bin praktisch ab sofort, überall wo du bist – egal ob du nun deine Haare kämmst, dich schminkst, dich anziehst, dich badest, ob du isst, trinkst, stehst, sprichst oder …“ seine Augen versanken in ihren und sein Mund war vielleicht noch eineinhalb cm von ihrem entfernt: „… schläfst.“ Damit senkte er seine Lippen, doch Lucine schob so abrupt ihre Schultasche vor ihr Gesicht, dass Bill eine erstaunte Schnute zog. „Hey?“ „Küsse gibt’s nicht mehr, Mr. Univers!“ fauchte Lucine dahinter und ihre Augen starrten immer noch in seine. „Was versprecht ihr euch davon, uns nicht mehr aus den Augen zu lassen?“ fragte sie kalt. Bill sah sie nachdenklich an: „Ihr Hexen seid wirklich ein seltsames Volk – oder sind nur du und deine Schwestern so?“ „Wie „so“?“ fauchte Lucine. „Na so …“ Bill suchte nach einem Wort, dann sah er ihr fest in die Augen und sagte: „Interessant?“ Lucine erstarrte und sah ihn ungläubig an: „Ihr tut das, weil ihr uns interessant findet?“ „Tja – so in etwa!“ lächelte Bill. „Da muss ich dich leider enttäuschen – wir sind alles andere als interessant. Merkwürdig? Ja! Launisch? Ja! Unausgeglichen? Ja!“ sie sah ihm ins Gesicht: „aber auf keinen Fall „Interessant“!“ damit wollte sie ihn von sich wegschieben, doch seine Augen glänzten erneut auf und er riss ihr die Tasche aus den Händen und Lucine fand sich in seinen festen Armen gefangen. Seine Lippen waren an ihrer Schläfe und er murmelte leise: „Kann es sein, dass du gerade … Angst hast?“ Lucine wagte es kaum zu atmen, doch sie schüttelte knapp den Kopf: „Nein – hättest du wohl gerne?“ „Na ja, ich muss sagen…“ seine Lippen berührten ihre Stirn: „… es würde manches sicher erleichtern. Aber das ist nun nicht wichtig…“ seine Hand berührte ihr Kinn und hob ihr Gesicht nach oben. Er konnte ihre Wimpern zählen – schwarz und dicht. Sinnlich. „Für mich zählte nur die Tatsache, dass du mein Zielobjekt bist. Und das tolle an meinem Zielobjekt ist, dass sie sehr süß und schön ist. Und das wird mir noch viel Spaß bereiten!“ lächelte er und senkte seine Lippen auf ihre. Lucine erstarrte vor Schreck. Sie spürte wie weich seine Lippen waren, wie warm, einladend und unglaublich wunderschön es sich anfühlte in seinen Armen zu liegen. Lucine, dachte sie verzweifelt, mach keinen Scheiß. WEHR DICH! Doch für nichts in der Welt hätte sie ihn jetzt von sich gestoßen. Bill spürte ihre Kraft, die in ihren Adern zu strömen begann, er konnte die magischen Energien spüren. „Hatte ich doch Recht!“ dachte er innerlich lächelnd, als er dieses ganz und gar süße Mädchen küsste, „Ihre Energien werden befreit, wenn sie sich gehen lässt. Sie hält sie die ganze Zeit unter so fester Kontrolle, dass sich eine Menge Magie angestaut hat – das dürfte lustig werden! Probieren wir doch aus, wie weit ich gehen kann…“ Er zog Lucine noch enger an sich und seine Zunge tauchte tief in ihren Mund. Mhm, wie schön, dachte er – er war so vollkommen. Süß, unschuldig und doch so erregend und einladend. Und zu seiner größten Verwunderung drückte Lucine sich noch enger an ihn und er spürte wie sehr sie den Kuss wollte. Seltsam, dabei habe ich noch gar nicht meine Verführungskünste auf magische Weise einsetzten müssen… Gut, dann noch weiter… dachte er. Er drückte sie rückwärts gegen den Baumstamm, wo er sie gerade noch gefangen gehalten hatte und seine Hände strichen sanft über ihren Rücken hinunter bis zu ihrem Po. Doch als er ihren Po umfasste, schlug Lucines Stimmung um. Mit einem Schlag wurde ihr bewusst, was sie da tat. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte, schlug sie fest mit der flachen Hand in Bills Gesicht. Oder zumindest wollte sie es, denn er fing ihre Hand einfach ab, unterbrach dabei nicht einmal den Kuss und hatte noch die Dreistigkeit seine zweite Hand auf ihren Po zu legen, zuzudrücken und sie noch näher an sich zu ziehen. „NGN!“ Lucine wollte ihm ihren Mund entziehen, doch er hielt sie fest und gab sie nicht frei. Nach einigen Minuten des Ringens, gab Lucine nach und wurde zu seiner Freude ganz schwach in seinen Armen. Er drückte sie erneut gegen den Baumstamm und sie ließen voneinander. Schwer atmend, geradezu atemlos keuchten beide und Lucines Wangen waren leicht rötlich geworden. Bill lächelte und dachte, wie hübsch sie in diesem Moment aussah. Die Lippen von seinem Kuss gerötet – ja er konnte sich an das Bild gewöhnen. Er ließ sie immer noch nicht frei und neigte seinen Kopf und begann ihren Hals leicht zu küssen. Lucine stöhnte leise und ihre Hände gruben sich hilfesuchen in die Falten seiner Ärmel. Sie verstand nicht, warum er eine solche Macht über sie hatte. Seit er sie vor zwei Tagen geküsst hatte, war es schlimmer geworden. Sie hatte von seinen Berührungen geträumt, hatte seine Lippen herbeigesehnt und sich zugleich unsagbar dafür geniert, geärgert und gehasst, weil er sie so empfinden ließ. ER war ihr Feind. Schlimmer er war ein Vampir und wenn sie nicht aufpasste, höllisch gut aufpasste – dann würde er sie verschlingen. „Weißt du, dass du ziemlich gut küssen kannst, kleine Lucine – und dass deine Haut wie weiße Sahne schmeckt?“ Bills Stimme vernebelte ihr den Verstand. „Mhm…“ er küsste zärtlich weiter und schließlich begann er an ihrem Ohrläppchen zu knabbern – was dazu führte, dass Lucine endgültig den Verstand verlor. Sie krallte sich noch fester. Bill lachte leise und dunkel auf. „Weißt du… ich finde dich richtig süß. Naiv und süß… eine sehr verführerische Mischung, kleine Lucine!“ GOTT, wie sie es hasste und zugleich abgöttisch liebte, wenn er ihren Namen aussprach. Lucine wollte allerdings, die Kontrolle zurück. Sie hatte sie zwar verloren, doch sie würde nicht aufgeben. „Was genau hat euer Clan vor?“ fragte sie plötzlich. Bill erstarrte und zog sich zurück. Seine Augen suchten ihre und er sah ihr fest in die dunkelgrünen Augen: „Unser Clan? Wieso glaubst, du dass ich dir das sage?“ „Weil du mir was schuldest!“ sagte Lucine. „Ah ja?“ er hob die Augenbrauen, was verflucht sexy an ihm aussah. „Ja – immerhin bist du gerade über mich hergefallen- was ziemlich unhöflich war…“ lächelte sie kalt. Bill starrte sie an, doch seine Augen lachten und sein Mund verzog sich zu einem Grinsen: „Ach ja – die Sache mit der Unhöflichkeit. Da hast du Recht. Ich bitte vielmals um Entschuldigung Mylady.“ Er zog Lucine erneut an sich heran und küsste erneut ihre Schläfe und Lucine musste sich leider eingestehen, dass sie es verflucht gerne mochte, wenn er sie im Arm hielt. „Mhm… was unser Clan plant, ist nichts was dich angeht.“ Sagte er leise. „OH DOCH! Und wenn ich raten dürfte, würde ich sagen, dass ihr vier… dein Bruder, deine zwei Cousins und du selbst den Auftrag bekommen habt, uns zu töten, falls wir unsere Kräfte aktivieren!“ sagte Lucine. Bill erstarrte und ließ Lucine los. Sie verschränkte genüsslich die Arme vor der Brust und Bill sah sie an: „Bitte?“ „Tu nicht so dumm. Wir wissen, dass ihr wisst, dass wir die Hexen des Draco Clans seid und wir wissen auch, dass ihr wisst, dass wir unsere Kräfte noch nicht vollkommen einsetzten können – weil wir unter dem Zeichen des Neumondes geboren wurden – ergo, erlangen wir erst unsere Kräfte. Aber wann das sein wird, dass weiß niemand. Darum wurdet ihr vier geschickt – ihr sollte uns töten, wenn die Kräfte erwacht sind!“ sagte Lucine und ihre Stimme war eiskalt. Bill sah ihr fest in die Augen: „Interessant, was das kleine Hexlein sich so ausgedacht hat…“ „Tja, du kannst es noch so oft abstreiten, ich sehe in deinen Augen, dass ich Recht habe!“ lächelte Lucine wissend. Bill zog sie hart an ihrem linken Handgelenk zu sich und sagte kalt: „Selbst wenn es so wäre, dürfte dir nicht entgangen sein, dass ihr euer eigenes Grab schaufelt. Wenn eure Kräfte kommen, dann werden wir euch töten!“ „Versucht es nur!“ sagte Lucine kalt. „Werden wir kleine Lucine, das werden wir!“ Bill sah sie lange an und ein gemeines Lächeln umspielte seine Lippen: „Keine Sorge…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)