Die Nacht ist mein Käfig... von Mireille_01 (Einen Vampir zu lieben, ist Selbstzerstörung...) ================================================================================ Kapitel 4: Alleingang --------------------- Am nächsten Morgen wachten die vier Schwestern sehr spät auf, gelangweilt sah Raven auf ihre Handyuhr und sagte gähnend: „Schon halb ze – zehhhhn!“ „WAS?“ rief Rue. „Halb-“ setzte sich auch Chandra ruckartig auf. „10????“ schrie Lucine entsetzt. „Jo – warum?“ fragte Raven müde und wollte sich schon wieder auf die andere Seite drehen, da wurde sie beinhart vom Bett geschubst und sie blieb mit dem Gesicht auf dem Boden liegen. Gequetscht kam es von dort: „Was ist nur aus dem ruhigen Ausschlafen geworden?“ „Keine Zeit dafür!“ schnappte Rue ihre Schwester und zerrte sie ins Badezimmer. „Verdammt – wir wollten doch uns ganz normal verhalten – jetzt haben wir die erste Schularbeit in weniger als zehn Minuten-!“ hüpfte Chandra auf einem Bein quer durchs Zimmer, gleichzeitig hochhakigen Stiefel und Leggins anziehend. „-und dann verschlafen wir mal ganze drei Stunden!“ sagte Lucine trocken und fuhr sich hastig mit einem Kamm durch die verfilzten Locken ihres rabenschwarzen Haars. „Beeil dich Sister!“ rief Rue Raven zu, die immer noch halb orientierungslos zwischen Badezimmer und Flur hin und her lief. Chandra war schon beim Make-up, Lucine hatte ihre Filzlocken unter Kontrolle und Rue war wenigstens schon halb angezogen. „TEMPO!“ rief Chandra und sie war die erste die aus dem Zimmer ins Erdgeschoss rannte. „Jawohl!“ rief Lucine grinsend zurück und sprang als zweite die Treppe hinunter. „Fast fertig!“ rief Rue, ein dunkelblaues Kleid mit weißen Spitzen über den Körper streifend. „WARTET!“ kam es dagegen von Raven, die in Unterhosen und BH die Treppe runter krachte. „RAVEN!“ kam der allgemeine Aufruf. Fünf Minuten später hatte auch Raven es geschafft und sie rannten so schnell es ging Richtung Schule. Der Schulweg dauerte normalerweise im Schlendergang gute 20 Minuten, doch nun hatten sie weniger als vier Zeit. Wie die Irren hetzten sie rasend schnell – auf hochhakigen Schuhen wohlgemerkt, die lange Landstraße, später Querfeldein über den Hauptplatz und dann noch die kurze, leicht hügelige Strecke zur Schule. Es läutete in dem Moment als sie die Schule einrannten und mit klopfenden Herzen und noch lauterem Pulsschlag stürmten sie die Treppen nach oben. Vor der Klasse hielten sie kurz inne. „Gott ich bin fast tot!!“ sagte Rue keuchend. „Tja – Sport ist bekanntlich Mord!“ zog Lucine hörbar Luft ein. „Jawohl – ein wahres Wort!“ stöhnte Chandra völlig erledigt. „Wisst ihr was gegen miese Kondition hilft?“ ließ sich Raven vernehmen, die als einzige wieder normal atmen konnte. „Nein aber du wirst es uns sicherlich gleich sagen!“ knurrte Rue. Bevor Raven antworten konnte, tauchte der Lehrer auf und trug bereits die Schularbeithefte in seiner Hand. „Auf zum fröhlichen Mathe!“ grinste Chandra und schob ihre vier Schwestern ins Klassenzimmer. Schweigend verteilte einer der Schüler die Hefte und der Lehrer teilte die Aufgabenzettel aus. Missmutig beugten sich die Vierlinge über die Aufgaben und nach zehn Minuten gaben sie die Hefte bereits ab. Verwundert blickte der Lehrer sie an, doch sie marschierten wieder an ihm vorbei und als er die Hefte aufschlug stieg seine Verblüfftheit ins Unermessliche. Die vier hatten alle Aufgaben richtig gelöst und alle ein sehr gut abgestaubt. „Wow…“ dachte der Lehrer nur und sah ihnen verdattert nach. „Das wagen sie sich Matheschularbeit zu schimpfen!“ meinte Rue düster. „Sogar mit vier Jahren konnten wir solche Aufgaben lösen. Von wegen „Höhere Mathematik“!“ grinste Raven. „Und dafür sind wir so hergerannt?“ fragte Chandra leicht genervt. „Kommt schon – Kaffee trinken!“ sagte Lucine und zog ihre Schwestern mit sich. Als sie die Treppe hinuntergingen, spürten sowohl Lucine, als auch Rue, Raven und Chandra einen gewaltigen Schmerz durch ihren Kopf zucken und blieben ruckartig stehen. Wie vom Blitz getroffen. „Habt ihr das gespürt?“ fragte Rue leise. „Ja…“ kam es zurück. „Mädels – es sind eindeutig keine einfachen Magier!“ sagte Raven. „Was machen wir jetzt?“ fragte Chandra. „Ganz einfach – wir gehen auf das Spiel ein. Früher oder später werden sie ohnehin auftauchen!“ sagte Lucine ruhig. Stille. Dann: „Was habt ihr gesehen?“ fragte Chandra. „Die alte Weide auf dem Schulgelände!“ kam es zurück. „Gut – dann ist es nur einer der uns die Botschaft geschickt hat!“ aufmerksam musterte Chandra ihre Schwestern und fragte: „Gehen wir zu ihm?“ Lucine nickte, die beiden anderen sahen sich unwohl an – nickten schließlich ergeben. „Auf geht’s! Jetzt werden wir hoffentlich schlauer werden!“ sagte Rue. Sie gingen Richtung Schulhof, der sich weit erstreckte bis zu einem kleinen Waldteil, wo auch die alte Weide stand. Sie gingen darauf zu, und merkten mit jedem Schritt wie es ihnen schwerer ums Herz wurde. „Wahnsinn – das nenne ich mal eine düstere Aura!“ sagte Raven und die anderen konnten nur knapp nicken – die Ausstrahlung dieses Kerls war wirklich einzigartig. Gewaltig und erschaudernd stark. Sie kamen dem Baum näher und plötzlich trat eine Gestalt hinter dem Baum hervor. Die Schwestern blieben stehen. Lucine starrte angestrengt zu der Silhouette und Chandra wirkte ebenfalls angespannt. „Na so was – was bringt euch hierher – Neue?“ fragte der junge Mann. Es war Tom. „Wir suchen bloß einen Ort zum Entspannen!“ sagte Rue flapsig. „Wie ehrlich du doch bist – dann will ich mal nicht beim Entspannen stören!“ sagte Tom lächelnd. „Du störst nicht, kein Stück!“ sagte Raven, ihre Augen brannten feurig auf – wie sie es immer taten wenn sich Raven bedroht fühlte. Tom lächelte charmant ungestört weiter und schüttelte langsam den Kopf: „Oh ich muss ohnehin gehen – war nett euch alle einmal zu sehen. Auch meine Freundin von gestern.“ Er sah Lucine fest in die Augen und sie starrte kühl zurück: „Noch immer nicht gewillt zu reden!“ Lucine starrte nur stumm zurück und er zog aufseufzend die Schultern hoch. „Na denn – bis bald, Vierlinge!“ grinste er und ging schlendernd zum Schulgebäude zurück. Die vier blickten ihm nach und Rue sagte: „Hat es sich wohl anders überlegt!“ „Nein, aber er dachte ich würde alleine kommen!“ sagte Lucine langsam. „Mit vier war er gerade überfordert.“ Stimmte Chandra zu. „Leute ich hab Hunger und bin müde – gehen wir Heim!“ sagte Rue. „Gut – gehen wir!“ sagte Chandra. Sie, Rue und Raven setzten sich in Bewegung, doch Lucine blickte in den Wald hinein, der vom Schulgebäude weg führte. „Lucine?“ fragte Chandra ruhig. „Ich will mehr Informationen – ich sehe mich da drinnen um!“ sagte Lucine kühl. „Nicht alleine!“ sagte Rue sofort. Doch Chandra hielt sie und Raven auf und sah Lucine lange in die kalten Augen. Dann nickte sie langsam: „Gut – sei vorsichtig!“ „WAS?“ riefen die beiden anderen, doch Lucine nickte nur: „Ja!“ damit verschwand sie bereits im Wald. „Wie kannst du sie alleine gehen lassen?“ fragte Rue fassungslos. „Bist du irre geworden?“ fragte Raven. „Mädels – es ist Lucine mit der er zuerst Kontakt aufgenommen hat. Wer auch immer was von uns will, er wird es nur Lucine sagen! Wir sind im Moment nutzlos – gehen wir nach Hause!“ sagte Chandra bestimmt und trottete Richtung Schulinnenhof davon. Zögernd gingen ihr die beiden nach, einmal eine besorgte und einmal eine ungläubige Miene zeigend. Lucine kletterte und schlenderte durch den Wald und seinen verwurzelten Boden. Sie war aufs höchste konzentriert und angespannt. Dennoch fühlte sie keine Bedrohung, nur ein ungutes Gefühl im Bauch. Sie sah sich aufmerksam um. Sie ging immer weiter, bis sie bald kein Zeitgefühl mehr hatte. Irgendwie führte sie eine eigene Kraft weiter. Schließlich lichtete sich der Wald und gab einen herrlichen Blick auf das Panorama frei. Lucine stockte der Atem. Vor ihr lag ein langer Felsvorsprung, auf dem tatsächlich ein großes Schloss erbaut worden war. Hinter dem Schloss fielen die Klippen nach unten und das Meer schwappte in großen Wellen gegen die zerklüfteten Felsen. Es war ein schönes Schauspiel, wie gebannt starrte Lucine auf das Meer. Da spürte sie eine Aura, direkt hinter sich. Sie blieb wo sie war und drehte sich auch nicht um. „Bist du eine der vier Neuen?“ hörte sie eine gefährlich sanfte Stimme hinter sich. Langsam drehte sich Lucine um. Sie erstarrte. Es waren die dunkelbraunen Augen und die exakt gleiche Aura, aber der Junge der nun vor ihr stand sah anders aus. Er trug seine Haare hochgestylt, schwarz und er hatte Kajal um seine Augen gemalt. Er hatte ein feines, schmales Gesicht und fast schon feminine Züge. Er trug ein weißes T-Shirt mit schwarzen Schnörkeln und die Schuluniformhose, schwarze Schuhe und einen langen schwarzen Ledermantel darüber. Er sah irgendwie … ungefährlich und gefährlich verführerisch aus. Lucine schluckte innerlich. „Na, Zunge verschluckt?“ lächelte er charmant. „Wie ist das möglich? Zwei verschiedene Kerle mit der gleichen Aura und Ausstrahlung?“ dachte Lucine verblüfft. Sie blieb nach außen hin kühl und schüttelte nur den Kopf. „Aha – keine Lust auf ein Gespräch? Tja, das ist schade, weil ich gerne den Grund wüsste, was du auf unserem Grundstück machst!“ sagte er leise, er lehnte sich lässig gegen einen dicken Baumstamm und zündete sich eine Zigarette an. Genüsslich blies er den Rauch aus. Lucines Miene verhärtete sich. „Kein Raucher-Freund??“ grinste er und blies den Rauch gegen Lucine. Mit angewiderter Miene wedelte sie den Rauch aus ihrem Gesicht. Sein Grinsen wurde breiter. „Mhm… immer noch keine Antwort!“ genüsslich rauchte er weiter und als die Zigarette zu Ende war, trat er sie mit seinen schwarzen Schuhe aus. Da bemerkte Lucine, dass er scheinbar schwarze Stiefel trug. „Also – was machst du hier?“ fragte er erneut und dieses Mal klang es kalt und wie ein Befehl. Lucine zog unbeeindruckt eine Augenbraue in die Höhe. Er schmunzelte. „Nicht schlecht – gute Augenbrauen-Fertigkeit, aber ich will immer noch eine Antwort!“ sagte er und zog ebenfalls eine Augenbraue in die Höhe. Er sah sie frech an und hatte ein selbstgefälliges Grinsen auf den Lippen. Lucine merkte, dass sie nicht ewig stumm spielen konnte, doch sie blieb hartnäckig. Trotzig verschränkte sie die Arme vor sich. „Okay, spielen wir doch das Anschweige-Spiel. Bin richtig gut darin!“ sagte er lächelnd, und verschränkte ebenfalls die Arme. Lucine lehnte sich ebenfalls gegen einen Baum und mehrere Minuten lang starrten sie sich an. Da spürte Lucine einen dunklen Schatten der nach ihr griff und unbewusst sprang sie nach hinten, wich dem Baum aus und blieb schlitternd stehen. Abwehrend und konzentriert. „Hat dich ein Insekt gestochen, dass du so wegspringst?“ lächelte der Fremde weiter. Lucine hob fragend eine Augenbraue: „Er will unbedingt dieses Spiel weiterspielen. Na gut – von mir aus!“ Sie klopfte sich ab und wandte sich ab. Sie wollte den Wald betreten, da spürte sie wie sie nicht weiterkam. Eine unsichtbare Wand hatte sich vor ihr aufgebaut und verbot ihr den Eintritt. Lucines Augen weiteten sich erschrocken. „Ts, ts, sehr unhöflich – ich erbitte immer noch um eine Antwort meiner schon längst gestellten Frage!“ kam es feixend, aber mit einem kalten Unterton. Lucine wurde es unwohl – sie konnte sich nicht bewegen, die Mauer hielt sie fest und ihre Arme und Beine gehorchten ihr nicht mehr. Sie war gefangen – keine gute Ausgangssituation. „Lass mich sofort frei!“ knurrte Lucine. „Oha – die Dame hat ja doch eine Stimme. Und so eine schöne noch dazu!“ freute sich der freche Kerl. Er hob die Hand und deutete mit der Hand auf Lucine und krümmte den Zeigefinger kurz, was Lucines Körper dazu brachte, sich herumzudrehen und den Fremden zuzuwenden. „Lass mich frei!“ wütete Lucine erneut. „Nein – zuerst beantwortest du meine Frage!“ sagte er ruhig. Lucine wehrte sich und spürte wie die Starre wich, aber sie war immer noch gefangen. Verflixt, er ist zu stark! „Also, wehren wird dir nicht viel bringen – sag mir einfach was du hier willst und ich lass dich los!“ sagte er und kam auf Lucine zu. Ihr stockte der Atem, er blieb knappe zehn Zentimeter vor ihr stehen, deutlich zu nah, und sah Lucine direkt in die Augen. „Verdammt nicht hinsehen!“ dachte Lucine noch, doch die braunen Augen hielten sie gefangen und sie spürte wie sie schlaff wurde. Sie konnte die Augen kaum noch offenhalten, doch dann spürte sie wie sein Kopf näher kam und ihren Nacken drehte. Bis sie ihm ihre freie Kehle darbot. „Mhm…“ flüsterte er. Lucines Alarmglocken schrillten, doch dieser kleine Seufzer gab ihr den nötigen Schub und ihre Kräfte setzten ein. Mit einem lauten Knall schlitterte der Fremde nach hinten und Lucine fiel hustend zu Boden. Die Locken verbargen Teile ihres Gesichts und als sie aufsah, sah sie wie er sie anstarrte – verblüfft und zugleich amüsiert. „Na so was – du hast mehr drauf, als deine Schwestern!“ lächelte er. „Was bist du?“ fragte Lucine flüsternd. „Was ich bin? Was für eine seltsame Frage, gab er zurück und zuckte die Achseln. „Stell mich nicht als dumm hin – wer bist du!“ fauchte Lucine wütend und versuchte aufzustehen. Doch ehe sie sich versah, hatte er sich über sie gebeugt, seine Augen flimmerten rot auf und zwei große Flügel mit schwarzen Federn besetzt, breiteten sich über seinem Rücken aus und verhüllten Lucines Blick auf die Sonne, die bereits am Untergehen war. Sie war viel länger unterwegs gewesen als gedacht. „Sieh mal gut hin, wer könnte ich wohl sein? Was könnte ich wohl sein?“ flüsterte er leise. Seine Flügel schlossen sich um Lucine herum und verdeckten ihr jegliche Sicht außer auf sich selbst. Seine Augen glühten immer röter und Lucines Augen weiteten sich erschreckt. „Ein Sohn Samaels…“ flüsterte sie. „100 Punkte!“ lächelte er und seine Augen glühten stark auf, Lucines Augen wurden trüb und sie spürte eine aufkeimende Leere in sich. Eine Stimme flüsterte ihr Dinge in einer unbekannten Sprache zu, und ihr Kopf neigte sich zur Seite, als wäre es ihr eigener Wille. Er neigte sich erneut über sie und seine Lippen berührten ihre weiße Haut. Lucine spürte wie ihr Herz rasend schnell schlug und ihr Puls dahinflog. Er fühlte den Pulsschlag, als er mit seinen Lippen über ihren Hals fuhr und es erregte ihn. „Mhm… ich kann förmlich fühlen wie dein Blut rauscht…“ flüsterte er. Er öffnete seinen Mund und entblößte zwei spitze Eckzähne, neben einer Reihe makelloser weißer Beißer. Diese Eckzähne wurden noch länger und er öffnete den Mund noch weiter. Er setzte seine Zähne auf ihren Hals und sie spürte bereits wie sie sich in ihre feine Haut bohrten, da hörte sie eine dunkle Stimme: „Mach mal halb lang, Bruderherz!“ „Bruderherz?“ hämmerte es ihn ihren Kopf. Der Fremde schloss langsam den Mund, die Flügel verschwanden und Lucine erkannte Tom. Gelangweilt aber mit einem drohenden Ausdruck in den Augen sah er ihn an und Lucine betete, dass der Kerl von ihr runtergehen würde. „Du tauchst in letzter Zeit immer dann auf, wenn ich mal was trinken will. Hast du vor mich verdursten zu lassen?“ fragte der Fremde. „Von wegen – saug von mir aus kleine Waldtiere aus oder iss ein blutiges Steak, aber sie lässt du mal wieder los. Du vergisst zu wem sie gehört!“ sagte Tom ruhig. Tatsächlich zog sich der zweite ein wenig von Lucine zurück. Er blickte gelassen zu seinem Bruder und sagte: „Keine Sorge ich hätte es sowieso nicht getan – aber du glaubst doch nicht wirklich, dass die anderen Schwestern uns Sorgen bereitet hätten!“ „Du vergisst, dass sie immerhin dem Draco Clan angehören!“ sagte Tom. „WOHER ZUM TEUFEL WEISS ER WELCHEM CLAN WIR ANGEHÖREN!“ hämmerte es fassungslos in Lucines Kopf. „Der Draco Clan ist auch nicht mehr das was er einst war. Die vier haben nicht einmal voll entwickelte Kräfte!“ sagte der Bruder. „Mag sein – jetzt noch nicht. Du weißt was gerade eben passiert ist – wenn die gute Lucine da Angst hat, dann treten ihre wahren Kräfte hervor. Du hast sie gerade eben selbst am eigenen Leib gespürt. Die Druckwelle hat dich sogar verbrannt!“ Tom deutete auf eine kleine Bandnarbe auf dem Arm des zweiten, als hätte Lucine ihn von sich weggeschubst. „Ach tatsächlich – nicht schlecht!“ grinste er Lucine an und langsam spürte sie wie die Starre wich. „Lass sie aufstehen!“ sagte Tom. „Hatte ich sogar vor, stell dir das vor!“ grinste sein Bruder und zog sich endgültig von Lucine zurück. Schlagartig erlosch die Starre und Lucine sprang geschockt zurück. Sie bebte am Körper und Tom sah sie an. Täuschte sie oder konnte sie darin Sorge erkennen. „Tut mir Leid – ich wollte dich nur ein wenig erschrecken – ich hätte nicht zugebissen, Kleines!“ sagte der Zweite und seltsamerweise glaubte Lucine ihm. Denn wenn ein Sohn Samaels wirklich vor hatte einen Mensch zu beißen und sein Blut zu trinken, dann konnte nichts und niemand ihn davon abhalten. Die Tatsache, dass er so einfach von ihr abgelassen hatte, konnte daher nur eines bedeuten. „Warum verfolgt ihr uns?“ fragte Lucine heißer. „Oha – sie spricht sogar!“ sagte Tom. „Ja – ich bin eben gut. Zu dir hat sie nämlich gestern nichts gesagt. Ich glaub sie mag mich mehr als dich!“ grinste sein Bruder. Ungläubig starrte Lucine die beiden an – stritten die gerade wirklich im Scherz vor sich hin, während sie gerade eben echt Angst gehabt hatte. „Komm runter – sie war von meinem strahlenden Aussehen so geblendet, dass sie zunächst gar nichts sagen konnte. Wundert mich aber auch nicht!“ sagte Tom und zwinkerte der verblüfften Lucine zu. Sie konnte nicht umhin als leicht rot zu werden. „Siehst du?“ grinste Tom. „Ach das geht leicht – pass auf!“ sagte sein Bruder und ehe Lucine blinzeln konnte, lag sie in seinen Armen und seine Lippen lagen auf ihren. Sie glaubte ihr Herzschlag müsse aussetzen „Hey unfair – wenn ich gewusst hätte, das Küssen erlaubt ist, hätte ich das gestern schon gemacht!“ warf Tom trocken ein. Lucine ärgerte sich darüber, wie sie da in seinen Armen dahinschmolz. Der Kuss war zärtlich und zugleich unglaublich erregend. Als er sie schließlich losließ, war Lucine außer Atem und atmete schnell und flach. „Süß….“ Flüsterte er ihr zu und zog ihre Lippen mit einem Zeigefinger nach. „Bill!“ kam die mahnende Stimme. Lucine sah in seine braunen Augen und der Name, den Tom ausgesprochen hatte, bewahrte sie sich für immer im Herzen: „Bill!“ „Schon gut!“ sagte Bill und sah seinen Bruder an, hielt Lucine immer noch im Arm. „Der Fürst wartet und wir sollten nicht zu spät erscheinen. Er wird sonst immer so ungehalten!“ sagte Tom. „Schon gut, schon gut.“ Sagte Bill, Tom seufzte und war plötzlich verschwunden – ein schwarzer Schatten glitt rasend schnell über die Waldfläche dahin – Richtung Schloss. Lucine lag immer noch in seinen Armen und fand schließlich ihre Sprache wieder. „Was wollt ihr von uns!“ konnte sie herausbringen. Bill starrte ihr lange in die Augen, lächelte und sagte: „Spaß haben!“ „SPASS HABEN?“ hämmerte es ungläubig in Lucines Kopf. Da neigte er erneut seine Lippen und küsste Lucine erneut. Doch dieses Mal war es leidenschaftlicher und Lucine glaubte, dass er ihr alle Kraft nahm. Schließlich beendete wieder er den Kuss und sie ärgerte sich dass er sich von ihr lösen konnte, wo sie es nicht vermochte. „Wir sehen uns bald wieder, kleine Lucine!“ sagte leise und küsste sie zärtlich auf die Stirn und ehe Lucine noch etwas erwidern konnte, war auch der zweite Bruder verschwunden. Sie blieb zurück – ängstlich, verwirrt, verärgert und auch erregt. „Verdammt – was hab ich nur gerade eben zugelassen!“ wütete sie zornig vor sich hin, raufte sich die Haare und kehrte ins Cottage zurück. Aus den obersten Fenstern des großen Schlosses blickte eine große, hagere Gestalt mit eisblauen Augen zum Waldstück und verfolgte Lucine mit den Augen, als sie wieder zurückging. „Mein Herr – es sind alle versammelt!“ sagte eine leise Frauenstimme. Er drehte sich um und nickte: „Danke Amalia – ich komme sofort!“ Unterwürfig zog sich die Frau zurück, sie trug ein weißes Abendkleid und sah sehr hübsch aus. Mit kaltem Blick wandte er sich noch einmal zum Fenster und sagte leise: „Ich hoffe, dass du kein Problem wirst, kleine Hexe!“ und verließ darauf das Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)