Kralle - mit den Blitzen von Betakuecken (ABGESCHLOSSEN) ================================================================================ Kapitel 13: Kopfgeldjäger ------------------------- 13 ~ Kopfgeldjäger Drei Jahre nach Kriegsende Es war dunkle Nacht, regnete, grollte und blitzte. Eine dieser elektrischen Erscheinungen war jedoch sehr seltsam, schien stets von Wolke zu Wolke zu springen. Dann, ganz plötzlich, löste sich jener Lichtblitz aus seinen Schwindel erregenden Höhen und schlug auf eine Ebene im Hochland. Weder war ein Knall zu hören noch ein Krater zu erkennen. Stattdessen standen an diesem Ort eine Gestalt im Mantel und ein großes Tier, das Dank der Dunkelheit in Größe und Farbe an einen Panther erinnerte. »Denkst du, dass wir sie hier finden werden, Daddy?« Seinen Blick auf das vierbeinige Wesen an seiner Seite richtend, dachte er darüber nach, dass Shira ihn immer noch mit Daddy ansprach. Wie oft hatte er versucht ihr das auszutreiben? Aber allem Anschein nach wollte sie es so, hatte ihn als Vaterersatz anerkannt. „Das glaube ich“, antwortete er schließlich mit einer sanften, dunklen Männerstimme. »Du hat Recht, ich kann sie riechen! Es sind drei«, knurrte die große Katze und tat einen Schritt nach vorne. „Dann sollten wir ihnen keine Zeit geben sich zu verstecken, richtig?“, antwortete er mit Amüsement in der Stimme und keine Sekunde später waren die beiden in Lichtblitzen verschwunden. --- Der Krieg war seit ein paar Jahren vorüber, viele Menschen waren damals gestorben, Familien zerstört und Freunde auf ewig getrennt worden. Dennoch hatten sich die Fragen um Harry Potter bis heute nicht gelegt. So überlegten auch zwei ehemalige Schlangen, ob Potter damals schon länger geplant hatte die Schule zu verlassen und deshalb so viel Ärger provoziert hatte – man erinnerte sich nämlich auch heute noch gut an die beiden Duelle und den Vorfall mit der Kratzattacke! Draco Malfoy hatte damals getobt wie ein Irrer, da er nicht verstanden hatte, warum dieser vermaledeite Potter so einen kommentarlosen Abgang hingelegt hatte. Nicht eine einzige Andeutung hatte es gegeben, immer nur diese Gleichgültigkeit, die ihn beinahe in den Wahnsinn gerieben hätte. Sein Lieblingsopfer war trotz allem nie wieder zurückgekehrt... Wie auch? Es hatte schließlich einen Augenzeugen für das unleugbare Ende des Helden gegeben! So war ihnen in den Jahren danach nichts anderes übrig geblieben, als ihr Leben weiter zu führen. Mit der Hoffnung, dass alles doch nur ein böser Traum gewesen war und sie jeden Moment aufwachen würden. Alle wussten, dass es sich dabei um reines Wunschdenken, um eine Seifenblase handelte, dennoch war die Vorstellung einfach zu verlockend. Wäre da nur nicht die Realität, die sie stets ins Hier und Jetzt zurückholte… --- Das Gesicht der Person, die vor der Frau stand, war fast gänzlich hinter dem hohen Stehkragen des Ledermantels versteckt, so dass lediglich ein kleines Stück Haut zu erkennen war. Sie wusste, dass es sich um einen Feind handeln musste. Niemand würde sie grundlos angreifen. Die Gasse, in die sie vor der dunklen Gestalt geflohen war, endete mit einer Steinmauer, welche unmöglich zu überwinden war. So stand die Frau mit dem Rücken zur Wand, den Zauberstab in der Hand und abwartend, was weiter passieren würde. Das große, vierbeinige Wesen über ihr, hatte sie noch nicht bemerkt. Und wenn sie es würde, so wäre es zu spät. „Was willst du? Und wer, verdammt noch mal, bist du?!“, schrie sie ihm entgegen. Die Kapuze des Umhangs, die zuvor noch Schatten auf ihr Gesicht geworfen und ihre Haare verdeckt hatte, war nun auf ihre Schultern gerutscht. Braune Strähnen wallten um ihren Kopf und betonten ihr eigentlich hübsches Gesicht, das jetzt zu einer bösartigen Fratze verzerrt war. „Ich bin hier, um dich zu töten, falls du mich nicht freiwillig begleitest“, erklärte ihr Gegner, der ein Mann sein musste. „Warum? Was habe ich verbrochen?“, wollte sie wissen und plusterte sich dabei auf, als wäre sie unbezwingbar. „Luise Rosier, willst du das wirklich beantwortet haben? Bist du schon so unterkühlt, dass du nicht einmal mehr Erinnerungen an deine Taten behältst?“ Diese Worte versetzten die Braunhaarige dann doch in Panik. War es zuvor nur Angst davor gewesen aufzufliegen, so war es nun die Vermutung, dass sie womöglich verlieren und damit in Azkaban landen könnte. Etwas, das sie ganz bestimmt nicht vorhatte. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest!“, keifte sie und suchte hektisch nach einer Fluchtmöglichkeit. Aber sie konnte die Augen aufreißen soweit sie wollte, es gab nichts, das ihr helfen konnte zu entkommen. „Das ist das erste und letzte Mal, dass ich dich frage, ob du freiwillig mit mir kommst. Weigerst du dich, so werde ich dich richten.“ Luises Augen blitzten ängstlich auf und dann spie sie einen Fluch nach dem anderen. Bunt stoben sie durch die Dunkelheit und jedes Mal, wenn sie glaubte getroffen zu haben, musste sie erkennen, dass dem nicht so war. „Sinnlos“, erklang die Stimme ihres Jägers wieder. Viel zu spät realisierte sie, dass er hinter ihr stand und ihren Arm gepackt hatte, den er jetzt in die Höhe riss. Der linke Ärmel ihres Kleides rutschte bis zum Ellenbogen und legte das Dunkle Mal frei, was sie erst bemerkte, als ihr Gegner es schon in aller Deutlichkeit gesehen hatte. „Ist das Antwort genug auf deine Frage?“, fragte er mit dunkler Stimme und ließ sie los. „Ich habe dich gewarnt, also sprich dein Gebet.“ Luise starrte den verhüllten Mann vor sich an und riss die Augen weit auf, als sie das plötzlich auftauchende Wesen bemerkte, das sich langsam hinter ihm bewegte. „Was-?!“, entkam es ihr, doch ihre Stimme verhallte ziemlich schnell, als ihr bewusst wurde, dass eine monströs große Raubkatze vor ihr stand und sie ohne Zweifel jeden Moment angreifen würde. Den Zauberstab fest umschlossen, hob sie ihn wieder an, doch es war nicht schnell genug geschehen, denn das Wesen hing schon an ihrem Hals und hatte ihr das Lebenslicht ausgelöscht. --- Zwei Tage später konnte die Zaubergemeinschaft Großbritanniens nicht fassen, wie die Schlagzeile des Tagespropheten lautete: Luise Rosier, geflohener Todesser, gefasst! Die Bevölkerung feierte jedes Mal fast schon, wenn wieder einer der entkommenen Todesser gefasst und nach Azkaban gesteckt wurde. So saßen auch einige ehemalige Schüler Hogwarts´ zusammen, die den Bericht laut vorgelesen bekamen: In den frühen Morgenstunden des gestrigen Tages fanden zwei Auroren die Leiche der entkommenen Luise Rosier. Laut Aussage des Ministers, hatte eine Visitenkarte in der Innentasche ihres Mantels gesteckt. Wie wir schon bei den vorangegangenen Festnahmen oder Leichenfunden von Todessern feststellen konnten, ist diese Visitenkarte das Erkennungszeichen eines mittlerweile weltberühmten Kopfgeldjägers. Es handelte sich bei Rosier also erneut um die Tat desjenigen, der sich selbst Kralle nennt. Leider konnten wir bisher noch immer keinerlei Ahnhaltspunkte über das Aussehen Kralles herausfinden. Bisher ist nur bekannt, dass er stets schwarze Kleidung trägt, sein Gesicht teilweise mit einem Tuch verdeckt ist und zudem hinter einem hohen Stehkragen verbogen liegt. Besonders auffallend soll der Ledermantel sein, den er trägt: bodenlang, weit geschnitten, schwarz und mit drei Silberschnallen auf der Brust geschlossen. Wenn jemand weitere Informationen über sein Aussehen liefern kann, soll sich dieser bitte in der Redaktion des Tagespropheten melden. Ihr Michael Fizburry Ronald Weasley hatte große Augen, was daran lag, dass er nicht glauben konnte, dass man einen so bekannten Mann nicht hatte interviewen können. Andererseits wollte der das ja vielleicht auch gar nicht? Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie Harry immer geschimpft hatte, wenn wieder eine Anfrage auf solch ein Treffen eingetrudelt war. Manchmal hatte er nur den Absender gelesen und den Brief dann direkt verbrannt. Seine Mimik wurde traurig. Aber Harry war tot. Weg. Unwiederbringlich. „Alles okay?“, erkundigte sich Hermine, die ihrem besten Freund eine Hand auf den Arm gelegt hatte. „Alles bestens, ich musste nur gerade an Harry denken. Er hat sich doch auch immer gegen die Interviews gesträubt… Weißt du noch?“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Natürlich, er flippte manchmal geradezu aus.“ Neville und Dean nickten belustigt, als sie an diese Zeit zurückdachten. Es war alles irgendwie so unbeschwert gewesen, obwohl es eine doch recht harte Zeit gewesen war – irgendwie… „Aber am Ende haben sie ihn trotzdem bekommen, war ja auch nicht anders zu erwarten…“ Die Worte des mittlerweile verheirateten Longbottoms hatten etwas Wahres an sich, das wussten sie alle. „Ja. Aber wer hätte auch erwartet, dass es kein Interview, sondern ein Artikel über seinen Tod sein würde?“, meinte Hermine leise. Darauf wusste niemand etwas zu antworten. --- »Mir ist langweilig!«, jammerte eine Stimme und erhielt dafür eine Rüge von einer anderen: »Benimm dich, sonst gibt es Ärger! Hast du mich verstanden?!« »Ja…« Kralle amüsierte sich über das Benehmen der beiden und ließ sich nicht in seiner Konzentration stören. Er kannte die kleinen liebevollen Streitereien zwischen Mutter und Tochter schließlich schon. Die Landkarte zusammenfaltend, schaute er zu den zweien, die sich mittlerweile still nebeneinander hingesetzt hatten und ihn aufmerksam beobachteten. Er lächelte kurz und zählte die Jahre, die er nun schon bei ihnen war. Es mussten jetzt drei sein. Drei Jahre, die er nun schon ein anerkanntes Mitglied des Rudels war und ungefähr sechs Jahre, in denen er die Vaterrolle für seine Kleine innehatte. „Was haltet ihr davon, wenn wir uns erst einmal einen Unterschlupf suchen? Ich glaube, es wird heute Nacht regnen“, wandte er sich an sie und erhielt eine Bestätigung, nachdem Shira ihren Kopf in die Höhe gestreckt hatte, um in der Luft zu schnuppern. So machte sich die kleine Gruppe auf, fand eine Höhle und ließ sich darin nieder. --- Circa dreißig Meilen entfernt schlief ein Mann, dessen linker Unterarm mit einem Totenkopf geschmückt war, aus dessen Mund eine Schlange ragte. Er ahnte noch nichts davon, dass Kralle nicht mehr unweit von ihm war und es auf ihn abgesehen hatte. Fenrir Grayback wiegte sich in Sicherheit, schließlich mieden ihn die Menschen hier in Rumänien. Sie hatten ihn von Anfang an misstrauisch gemustert und ihm unterstellt ein Werwolf zu sein – wie Recht sie doch hatten. Sein einziger Dorn im Auge war, dass er sich nicht austoben konnte, da er ansonsten die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich ziehen würde. Aber Fenrir wusste, eines Tages würde der Moment kommen, in dem er sich alles nehmen konnte was er wollte und die Menschen würden sehen, wer er wirklich war - nur, dass ihnen das dann nichts mehr nützen würde. Dass es diesen Zeitpunkt niemals geben könnte, weil ihn sein schlimmster Albtraum in naher Zukunft heimzusuchen plante, zog er nicht einmal in Betracht. Schließlich war er doch Fenrir Grayback, der böseste aller Werwölfe und selbstverständlich der Anführer! Wie oft er schon aufgelacht hatte, als ein kleiner Zauberer auf ihn losgegangen war, wusste er nicht, aber sie alle waren ihm unterlegen gewesen. Bald aber sollte er seine erste, größte und letzte Niederlage erleben! --- Draco Malfoy saß zusammen mit seinem besten Freund auf der Terrasse und trank Tee, als ihm wieder einmal die Schlagzeile des Tagespropheten ins Auge sprang. War da nicht erst letzte Woche eine ähnliche gewesen? Eilig stellte er seine Tasse ab und faltete die Zeitung auf. Dann bedeutete er Blaise seinen Redeschwall zu unterbrechen. „Was ist denn da so Interessantes, Draco?“, wollte der junge Mann wissen, dem es nicht passte, dass der Blonde ihn inmitten seiner tragischen Erzählung unterbrochen hatte. „Hör dir das an: Fenrir Grayback ist tot!“ Während Draco die Zeile noch mehrmals las, starrte Blaise ihn mit sperrangelweitoffenem Mund ungläubig an. Es dauerte einige Augenblicke, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte, aber dann sprudelte die Frage nur so aus ihm heraus. „Wer hat das denn geschafft?!“ Der blonde Malfoy zog eine Braue in die Höhe, was so viel heißen sollte wie: Weißt du das wirklich nicht? „Red’ schon!“, bettelte Blaise gespielt flehend und bekam Gewünschtes. „Hier steht, dass dieser Kralle seine Leiche mit dem Vermerk, dass er ihn in Rumänien aufgespürt habe, vor dem Ministerium abgelegt hat.“ „Unglaublich! Ich frage mich, wer dieser Kralle ist? Ich meine, er ist jetzt schon seit Jahren hinter den flüchtigen Todessern her, aber noch nie hat jemand gesehen, wie er aussieht. Ist doch komisch, oder?“ Draco lachte leise in sich hinein, so dass sein bester Freund sich sicher war, dass der andere irgendeinen bösen Gedanken haben musste. „Lässt du mich teilhaben?“ „Wahrscheinlich ist er so hässlich, dass er sich schämt an die Öffentlichkeit zu treten“, erläuterte der Blonde seine Vermutung und grinste höhnisch. „Könnte sein, glaube ich aber nicht. Vielleicht ist es jemand, der selbst einmal Todesser war und nicht erkannt werden will. Und wenn er alle Flüchtigen eingefangen hat, stellt er sich und sagt, dass er doch geholfen hat und will dadurch Gnade erwirken?“ Draco musste laut auflachen, als er die These des anderen hörte. Es war auch zu lustig, wie sich Blaise das vorstellte. „Es bringt nichts zu mutmaßen, denkst du nicht auch? Irgendwann wird sich dieser Kerl verraten und dann ist nichts mehr mit verstecken!“ Selbstzufrieden lehnte sich der Malfoyerbe in seinem Stuhl zurück und trank einen Schluck aus seiner Tasse, ehe er wieder dazu überging in der Zeitung zu lesen. Blaise begann damit, seine tragische Geschichte weiter zu erzählen, in der Hoffnung etwas Mitleid von Draco zu erhalten. „Hier steht noch etwas“, meinte der Lesende und sah zu seinem Freund rüber, der seinen Blick neugierig erwiderte. „Der Tagesprophet schreibt, dass laut Aussage des Ministeriums nur noch fünf Todesser auf der Flucht sind. Sie sind hier namentlich aufgelistet: Bellatrix Lestrange Nil Dunaldo Loreen McSkin Raymond Metus Und mein Vater, Lucius Malfoy…“ So, ich denke, dass diese Stelle gut für den Schluss dieses Kaps geeignet ist. Was sagt ihr zu der Entwicklung? Bye, Bibi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)