All I want for Christmas… is You von Kuon-kun (Skip Beat! Weihnachtsgeschichte) ================================================================================ Kapitel 7: Arrangements… ------------------------ „Das hat richtig Spaß gemacht! Onee-sama, können wir morgen wieder zusammen mit Ren-sama spielen? Vielleicht macht Yashiro-san dann ja auch noch mit!“, fragte die überaus gut gelaunte Neunjährige ihre ‚große Schwester’, während sie auf der Bettkante des großen Doppelbetts saß und fröhlich ihre Beine baumeln ließ. Kyoko saß neben dem jungen Mädchen und bürstete gerade vorsichtig durch die langen, welligen Haare ihrer kleinen Freundin. Sie waren gerade erst mit dem Föhnen von Marias vollem Haar fertig geworden und trugen inzwischen alle wieder gemütliche, aber warme und vor allem trockene Kleidung. Die Neunjährige trug ein hübsches Strickkleid aus roter und weißer Wolle. Im Bauch- und Brustbereich ergänzten die Konturen eines gestickten braunen Elchs das angenehme Rot der Wolle. Zu dem Kleidchen trug Maria noch eine weiße Baumwollstrumpfhose und ein Paar plüschige Hausschuhe. Kyoko kicherte etwas bei dieser Frage. Sie hatte an sich nichts dagegen und würde sich auch auf eine Wiederholung ihrer kleinen Schneeballschlacht freuen, aber sie wusste nicht, wie Tsuruga-san das sah. Er hatte vorhin ja auch nur mitgemacht, weil sie ihn aus Versehen mit diesem einen Schneeball getroffen hatte… Weshalb sie zugegeben ja schon noch ein klein wenig ein schlechtes Gewissen hatte… Gerade im Hinblick darauf, wie die Schneeballschlacht verlaufen war. Die Revanche für ihren Angriff, die ihm ja genau genommen ernsthaft zustand, hatte er nicht direkt bekommen… Wobei, er hatte sich ganz offenbar köstlich amüsiert, als er sie gleich am Anfang ohne Vorwarnung gepackt und an sich gezogen hatte, wohl wissend, dass ihr das alles andere als angenehm war! Also hatte er doch irgendwie seine Rache gehabt. Sie waren somit ihrer Meinung nach quitt was das betraf. Aber egal ob gelungene Rache oder nicht, der Starschauspieler war sicher kein Mann, der eine Herausforderung abschlug oder seine Gegner einfach so davonkommen ließ. Wenn man bedachte wie viele Angriffe er vorhin insgesamt einstecken musste, hatte er sicher das Bedürfnis nach einer Revanche und selbst wenn nicht, würde eine knappe verbale Herausforderung sicher ausreichen, um ihn dennoch mitspielen zu lassen. Aber bevor sie sich um so etwas Gedanken machte, war vermutlich erstmal der einfachste Weg angebracht… „Ich denke, wir müssen Tsuruga-san einfach fragen, ob er darauf Lust hat. Und Yashiro-san am Besten ebenfalls“, antwortete Kyoko erstmal und begann nun nebenher das lange Haar ihrer kleinen Freundin ordentlich zu einem Zopf zusammen zu flechten. „Ja, das mache ich gleich! Denkst du Kuu-sama und Julie-sama würden vielleicht auch mitmachen? Opa frage ich besser nicht… der würde nur wieder auf irgendwelche komischen Ideen kommen…“, folgte gleich die nächste Frage von Maria. Nebenher beobachtete die Neunjährige ihre Onee-sama über ihre schwache Spiegelung in der Balkontür. Sie trug nun eine himmelblaue Leggins und einen cremfarbenen, etwas weiter fallenden, langen Pullover, der ihr bis auf die Oberschenkel ging. An den weit ausgeschnittenen Schultern hatte man vorhin noch die Träger eines ebenfalls cremfarbenen Tops erkennen können, dass sie drunter trug, allerdings wurden diese inzwischen von einem locker um ihren Hals hängenden weißen Schal überdeckt. Maria fand, dass ihre Onee-sama heute wirklich hübsch aussah! Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen sah Maria kurz zu Kanae hinüber, die auf der anderen Seite des Bettes stand und bereits damit beschäftigt war, die Kleidungsstücke aus ihrem Koffer ordentlich in den großen Kleiderschrank zu räumen. Kanae-nee-san, wie sie die Schwarzhaarige von heute an auch nennen wollte, hatte ihrer Onee-sama ein klein wenig beim Auswählen ihres Outfits geholfen. Oder besser gesagt, sie hatte einfach eilig die Kleidungsstücke aus dem Koffer ihrer selbsternannten besten Freundin geholt und ihr diese ins Badezimmer gebracht. Kanae hatte im Gegensatz zu Kyoko und ihr selbst nur geduscht und nicht gebadet. Daher war sie natürlich schon viel früher fertig gewesen. Inzwischen trug die Schwarzhaarige eine eng geschnittene, aber dennoch bequem sitzende Jeans mit einem schwarzen Rollkragenpullover darüber, der vorteilhaft ihre schlanke Figur betonte. Kyoko hatte auf die letzten Worte von Maria angefangen leicht zu kichern. So extravagant wie der Präsident auch war, sie konnte ihn sich irgendwie nicht bei einer wirklichen Schneeballschlacht vorstellen… Da war es tatsächlich wahrscheinlicher, dass er aus dem Nichts irgendwie eine Eisfestung vor das Haus zauberte und aus dieser heraus Schlachtbefehle erteilte oder so etwas ähnliches… Was ihren Otou-san anging, bei ihm konnte sie sich sehr gut vorstellen, dass er bei diesem Spiel mit einstieg. Er hatte ja auch bei seinem letzten Besuch in Japan ein wenig mit ihr gerangelt und sie genau genommen sogar dazu herausgefordert. Was seine Frau Juliella betraf, war Kyoko jedoch überfragt. Sie hatte diese erstaunliche Frau heute ja erst kennen gelernt. Das Beste war es vermutlich wirklich, wenn Maria die genannten Personen einfach direkt fragte, und genau das antwortete die Siebzehnjährige auch in diesem Moment. Man konnte nebenher zusehen, wie Marias Füße langsam unruhiger wurden, als sie diese nun in zunehmend schnellem Takt von dem Bett baumeln ließ, weshalb Kyoko sich ein wenig mit dem Zopf der Neunjährigen beeilte. Kaum hatte sie die Haare mit einem tannengrünen Haargummi fixiert, sprang die Neunjährige auch schon auf. „Onee-sama, ich gehe schon mal runter zu Opa und frage wegen Morgen! Kommt auch bald nach, ja?“, verkündete das junge Mädchen noch, ehe sie auch schon aus der Tür hinaus stürmte und mit eiligen Schritten die Treppe hinunter hüpfte. Kyoko sah der Neunjährigen kurz hinterher, während Kanae in ihrem Rücken deutlich hörbar aufseufzte: „Himmel, dieses Mädchen hat wirklich Hummeln im Hintern…“ Die Siebzehnjährige konnte sich ein leichtes Schmunzeln auf diese Bemerkung nicht verkneifen und stand nun ebenfalls von der angenehm gepolsterten Matratze auf, um sich vor dem Mittagessen auch noch dem Inhalt ihres Koffes zu widmen. Kanae war mit dem Einräumen ihrer Schrankhälfte bereits fertig und setzte sich nun ihrerseits gemütlich auf den Rand des Bettes. Ein zufriedenes Grinsen lag auf ihren Lippen, als sie ihre nächsten Worte aussprach: „Wir werden ja sehen, ob Tsuruga sich nach heute noch einmal auf eine Schneeballschlacht gegen uns einlässt.“ „Das mit dem Blumentopf voller Schnee vorhin war aber wirklich gemein, Moko-san… Tsuruga-sans Pullover ist deswegen sicher völlig durchgeweicht…“, entgegnete die Siebzehnjährige, worauf sie von ihrer Love-Me-Kumpanin mit einem seitlichen Blick angesehen wurde. „Auf wessen Seite stehst du eigentlich? Er war doch der Meinung einen auf Macho machen zu müssen, mit diesem Stunt am Balkon. Da kommt eine kleine Strafe nur recht!“ Kyoko hielt nach diesen Worten für einen kurzen Moment inne, ehe sie doch nach dem nächsten Stapel an Kleidungsstücken griff, sich umdrehte und diese in einem freien Fach des Kleiderschranks ablegte. Sie musste zugeben, er hatte ihr mit dieser Aktion wirklich einen gewaltigen Schreck eingejagt... „Schon, aber… na ja, Tsuruga-san sieht momentan so erschöpft aus... Ich hoffe, dass er sich nicht wegen heute noch erkältet... er war bestimmt völlig durchgefroren...“ „Mo! Sag mal, was bist du eigentlich? Seine Kohai oder seine Ehefrau?“ Auf diese Frage ihrer Freundin lief Kyoko augenblicklich dunkelrot an. Die leuchtende Farbe zog sich bis in ihre Ohrenspitzen hoch und für einen Moment wusste die Siebzehnjährige nicht, worauf sie ihre Augen richten sollte, geschweige den was sie auf diese Frage antworten sollte. Eigentlich schrie alles in ihrem Körper danach gegen dieses eine mit „E“ beginnende Wort lauthals Protest einzulegen, aber gleichzeitig fiel ihr dummerweise nichts sinnvolles ein, was sie hätte erwidern können… „Und dann immer dieses ‚Tsuruga’, ‚Tsuruga’, ‚Tsuruga’… Es ist mir echt schleierhaft, wie ihr es nach fast zwei Jahren, die ihr euch inzwischen kennt, noch nicht auf die Vornamensbasis geschafft habt! Mal ganz ehrlich, Kyoko: Du kennst seinen Terminplan auswendig, besuchst ihn abends nach der Arbeit, kochst bei jeder noch so winzigen Gelegenheit für ihn UND du hast sogar schon mal bei ihm übernachtet! Noch dazu erzählst du mir ständig, wie du an den winzigsten Veränderungen in seinem Gesicht ablesen kannst, ob er geschlafen hat oder nicht, ob er gefrühstückt hat oder nicht, oder ob er grundsätzlich erschöpft ist... während der Kerl für jeden anderen Menschen ganz normal aussieht! Es fehlt echt nur noch, dass du eine Tasche mit Wechselklamotten und Duschzeug in seiner Wohnung stehen hast, und du… - MOMENT! Was war DAS gerade für ein Blick?!“, unterbrach Kanae ihren eigenen kleinen Vortrag ruckartig. Sie war im Reden aufgestanden und zu der Balkontür hinüber gelaufen, weshalb sie jetzt direkt vor der geschlossenen Glastür stand. Sie hatte daher eigentlich nur aus den Augenwinkeln heraus das leichte Zusammenzucken von Kyokos Statur und den begleitenden scheuen Blick gesehen, ehe sie sich eilig wieder dem Kleiderschrank zuwenden wollte, aber das hatte bereits gereicht, um sofort ihre Aufmerksamkeit von ihrem kleinen Vortrag zu Kyoko schnellen zu lassen. Die Siebzehnjährige werkelte inzwischen wieder in ihrem Koffer herum und bemühte sich anscheinend noch immer verzweifelt den leicht ertappt wirkenden Blick aus ihrem Gesicht zu verbannen und es stur zu vermeiden zu ihrer Zimmernachbarin aufzublicken. Kanae fand dieses Verhalten mehr als verdächtig… Was hatte sie gerade noch mal zu Kyoko gesagt? Klar, es ging um Tsuruga, um wen auch sonst? Und natürlich die Sachen, die Kyoko ihr bereits erzählt hatte, sprich um die gemeinsamen Essen und so weiter, aber da all diese Informationen von dem Mädchen selbst kamen, gab es da nicht wirklich einen Grund sich in irgendeiner Form „erwischt“ zu fühlen… Was hatte sie also sonst noch gesagt? Ah stimmt, sie wollte gerade sagen, dass es ja nur noch fehlte, dass sie eine Tasche mit Wechselkleidung und Duschzeug bei ihm deponiert hatte, um endgültig den Eindruck aufkommen zu lassen, dass da definitiv mehr zwischen ihnen lief, als diese „Sempai-Kohai“- Beziehung, die die Rothaarige ständig vorschob… Bei diesem Gedankengang machte es plötzlich klick und Kanae konnte nicht verhindern, dass ihr sämtliche Gesichtszüge entglitten. Sie sah ihre Zimmernachbarin für mehrere Sekunden mit einem schockierten Ausdruck in den Augen an, ehe sie ihre Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte und auch sofort ihre aufbrausende Seite zum Vorschein kam: „Mo! Was soll das heißen, du hast Wechselklamotten bei ihm?! Ich dachte, das mit dem Übernachten war eine einmalige Sache?!“ Die zögerliche Reaktion der Siebzehnjährigen und die Tatsache, dass sie augenscheinlich immer noch verzweifelt nach Worten für eine Antwort suchte, war mehr als Beweis genug dafür, dass es sich definitiv NICHT um eine einmalige Übernachtung gehandelt haben konnte… Himmel, was hatte sie hier schon wieder verpasst?? Die zwei führten sich eh auf wie ein Pärchen, vielleicht sogar wie ein Ehepaar, wussten mehr übereinander, als sonst irgendwer, Kyoko übernachtete augenscheinlich auch noch regelmäßig bei diesem Kerl, wenn ausgerechnet dieses Mädchen ernsthaft sogar Kleidung bei dem Starschauspieler deponiert hatte, und trotzdem waren sie nicht mal in der Lage sich beim Vornamen zu nennen geschweige denn endlich mal bezüglich ihrer „Beziehung“ in die Pötte zu kommen?! „E…es ist aber nur eine kleine Tasche, Moko-san!“, erwiderte Kyoko tatsächlich, nach einem kurzen Moment des Zögerns. Aber die dunkle Aura, die ihre kleinen Rachegeister gerade bei ihrer besten Freundin wahrnahm, veranlasste sie dazu, dringend die Hintergründe dieses Umstandes zu erklären! „Wirklich nur eine ganz kleine Tasche! Aber ich wollte mir nicht immer Sachen von Tsuruga-san ausleihen müssen… es war mir unangenehm, auch wenn er meinte, dass ich die T-Shirts erstmal behalten könne…“ In diesem Augenblick konnte man förmlich hören, wie der zum Bersten gespannte Geduldsfaden in Kanaes Kopf plötzlich mit einem satten Knall auseinander riss: „DU trägst sogar Kleidung von IHM?! – Okay, langsam wird mir das echt zu bunt…!“ So wenig Kanae Kyoko eigentlich an den Starschauspieler rausrücken wollte, so sehr ging ihr allerdings auch dieses ständige hin und her auf die Nerven. Die Schwarzhaarige ging daher schnurstracks auf die Kommode zu, ergriff eine Zeitschrift, die auf dieser lag, schlug zielstrebig eine Seite auf und knallte das Papier der Siebzehnjährigen wortwörtlich vor die Knie auf ihren gerade mal zur Hälfte ausgepackten Koffer. „Such dir einen Film aus!“, war die begleitende Aufforderung oder eher Anordnung der zweiten Love-Me-Memberin. „Eh? Willst du etwa mit mir ins Kino gehen, Moko-san?“, folgte natürlich prompt Kyokos Frage, während ihr Gesicht und besonders ihre Augen bereits so sehr strahlten, dass sie der winterlichen Sonne glatt Konkurrenz machen konnten. „Definitiv nicht!“, blaffte Kanae als Antwort, worauf ihrer selbsternannten besten Freundin direkt dicke Tränen in den Augen standen. In Anbetracht von der augenscheinlich schlechten Laune ihrer Love-Me-Leidensgenossin, bemühte sich Kyoko allerdings die aufkeimenden Tränen hinunterzuschlucken und mit weitestgehend normaler Stimme eine erneute Frage zu stellen: „Aber warum soll ich dann einen Film aussuchen, Moko-san? Außerdem werden hier alle Filme auf Englisch sein und ich weiß nicht…“ „Als sei das auch nur im Ansatz ein Problem für dich! Ich habe dich das eine mal am Telefon sprechen hören, während deiner ‚Dangerous Mission’. Du sprichst diese Sprache fließend! Also s.u.c.h j.e.t.z.t. e.n.d.l.i.c.h. w.a.s. a.u.s!“, war die einzige Antwort der Schwarzhaarigen, bei welcher eine unausgesprochene, aber dennoch spürbare Drohung in ihrem Tonfall mitschwang. Kyokos Rachegeister badeten bereits regelrecht in der düsteren Stimmung, die ihre Freundin verbreitete, weshalb die Siebzehnjährige von jeglichem weiteren Widerspruch absah und zögerlich begann das Kinoprogramm in der aufgeschlagenen Zeitschrift zu mustern… ~~~**~~~*~~~~~~~~~~~~~*~~~**~~~ Ren rubbelte mit einer Seite des kleinen Handtuchs, das er um seinen Nacken gehangen hatte, noch immer leicht durch sein frisch gewaschenes, braunes Haar, während er sich nun auf eine der beiden geräumigen Couchgarnituren vor dem Kamin fallen ließ. Jetzt fühlte er sich wirklich wesentlich besser! Erst die heiße Dusche hatte ihm bewusst gemacht, wie durchgefroren er doch gewesen war. Yashiro hatte ihm vorhin zwar Wechselkleidung runter gebracht, aber direkt an der Badezimmertür noch gemeint, dass es erstmal nur Sachen zum Reinschlüpfen waren, damit er sich seine Garderobe selbst aussuchen konnte. Letztendlich war der Schauspieler mit der Kleidungswahl allerdings gar nicht so unzufrieden. Yashiro hatte ihm seine schwarze Jogginghose gebracht und einen grauen Pullover mit einem V-Ausschnitt dazu, was der Einundzwanzigjährige jetzt auch trug. Klar, diese Sachen gehörten nicht zu seiner „Ausgehkleidung“ aber sie befanden sich hier ja auch im Urlaub und nicht bei einer Modeshow. Wenn er zuhause alleine war, lief er auch meist in der gerade genannten Jogginghose herum und für einen Abend vor dem Kamin, war sie definitiv genau das Richtige. Ren legte seinen Kopf etwas nach hinten gegen die angenehm gepolsterte Rückenlehne der Couch und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Das angenehme Knistern der brennenden Holzscheite im Kamin erfüllte den Raum, gepaart mit den Gerüchen des Mittagessens aus dem Küchenbereich. Er hatte eben beim Verlassen des Badezimmers bereits gesehen, dass Kuu noch immer mit Kochen beschäftigt war. Allerdings hatte er in Maria inzwischen eine kleine Gehilfin, die munter zwischen seinen Beinen hin und her lief. Auch seine Mutter und Takarada-san hielten sich an der Küchentheke auf und er hatte zugegeben kurzzeitig überlegt sich zu diesen Personen zu gesellen, aber ein Blick auf den einladenden Kamin hatte gereicht, um ihn umzustimmen. Er hatte dieses Haus vermisst… Natürlich hatte er auch als Kind sein Zuhause in Kalifornien geliebt, aber dieses Haus und besonders die Umgebung hier in Kanada hatten noch mal etwas Besonderes an sich. Vielleicht lag es an der Abgeschiedenheit, womit einherging, dass ihm die ganzen Sprüche aus der Schule und seinem sonstigen Umfeld erspart blieben. Vielleicht aber auch daran, dass die Tage, die er hier verbracht hatte, immer in Gesellschaft seiner Eltern gewesen waren. Und damit meinte er beide Elternteile. Es gab kein „nur zu zweit“ wenn es nach Kanada ging, jeder Aufenthalt hier bestand aus der ganzen Familie. Es gab hier keine vollen Terminpläne, keine Filmpremieren oder Modeshows, sondern einfach nur sie drei und die sie umgebende Natur. Es war wie ein Paradies für seine junge Seele gewesen und obwohl er jetzt bereits seit mehreren Jahren nicht mehr hier gewesen war, erweckte dieser Ort noch immer die gleichen Empfindungen in seinem Inneren. „Wie wär’s mit einem Tee?“ Auf diese Frage öffnete Ren sofort seine Augen, worauf sein Blick direkt auf eine dampfende Tasse fiel, die ihm entgegen gehalten wurde. Seine Augen wanderten von der Tasse weiter zu der Trägerin von dieser und ein dankbares Lächeln legte sich auf seine Lippen. “Das ist eine gute Idee. Vielen Dank, Hizuri-san“, bedankte sich Ren, als er der blonden Frau nun auch den Becher aus der Hand nahm. Julies Gesicht wurde sofort von einem glücklichen Lächeln erfüllt, dessen wahre tiefe nur wenige Personen in diesem Haus erkennen konnten. „Nenn mich ruhig einfach nur bei meinem Vornamen. Wir sind hier schließlich in Kanada, da sind diese ganzen japanischen Höflichkeitsfloskeln eigentlich unnötig“, bot Juliella an, wobei man unterschwellig ein wenig ihre Unsicherheit aus ihren Worten heraushören konnte. Natürlich stand für sie und Kuu außer Frage, dass sie sich mit ihren Gästen auf Japanisch unterhalten würden. Auch wenn die Freunde ihres Sohnes, bzw. von „Tsuruga Ren“, sicher über die Schule auch etwas Englisch gelernt hatten, auf die kleine Maria traf das definitiv noch nicht zu. Und abgesehen davon war es auch für Julie selbst eine hervorragende Chance ihr Japanisch mal wieder etwas aufzufrischen. Natürlich sprach sie diese Sprache fließend, ebenso wie noch über eine Handvoll andere Sprachen, das brachte ihr Beruf einfach mit sich. Aber Japanisch hatte sie, im Gegensatz zu Französisch, Russisch, Spanisch und Chinesisch, in den letzten fünf Jahren beruflich und privat so gut wie gar nicht mehr gesprochen. An sich war sie auch sehr gut mit dem Korsett an Höflichkeitsformen vertraut, in das sich jeder Japaner hineinzwang, aber es tat irgendwie weh dieses im Gespräch mit Kuon/Tsuruga-san zu wahren. Sie wusste ja, dass er nicht als ihr Sohn zu ihnen zurückgekehrt war, sondern weiterhin in seiner Rolle als aktuell herausragenster Schauspieler Japans. Aber sie hoffte zumindest etwas von der Distanz, die aufgrund seines Alias eh schon zwischen ihnen lag, über die paar Tage, die sie hier miteinander verbrachten abbauen zu können… Und das Angebot der Vornamensnutzung war ihrer Meinung nach vielleicht der erste Schritt in die entsprechende Richtung. Innerlich mehr als nervös über die Reaktion ihres Sohnes auf dieses Angebot, blieb Julie vor dem jungen Mann stehen, nachdem er ihr erfolgreich die Tasse aus der Hand genommen hatte. Er war bereits dabei gewesen den Duft des wohltuend warmen Wintertees mit Apfel und frischen Zimtstangen einzuatmen, als sie ihren Vorschlag unterbreitet hatte, und ihr war dabei nicht entgangen, wie sich seine Augen minimal weiteten. Innerlich deutete Julie dies bereits als Hinweis darauf, dass er auf die japanische Anrede bestehen würde. Die Blondine musste sich daher sehr zusammenreisen, um ihre Schultern nicht verräterisch absacken zu lassen. Es war sicher nicht förderlich, wenn er so deutlich ihre Enttäuschung sehen würde… Offiziell kannten sie sich ja auch erst ein paar Stunden… wie kam sie also überhaupt darauf gleich jetzt, noch bevor es überhaupt Mittagessen gab, ein solches Thema anzufangen?! Unbewusst biss sich das internationale Model leicht auf die Unterlippe. Sie war doch echt bescheuert… „Juliella also“, kam es jedoch plötzlich, fasst im Tonfall einer Gegenfrage, von dem besagten Starschauspieler. Als Julie den jungen Mann erneut ansah, sah er ihr direkt in die Augen und hatte ein ehrliches und schon beinahe zu zärtliches Lächeln auf seinen Lippen. Die Blondine war sich sicher, dass er sie, wenn sie nicht seine Mutter und etwas über 20 Jahre älter wäre, mit diesem Blick vermutlich in eine regelrechte Trance versetzt hätte. Himmel… wenn er diesen Blick jeder Frau zeigte, musste er in Japan ja eine ganze Schaar an Verehrerinnen haben… Tja, wie der Vater, so der Sohn… „Ja, Juliella oder einfach kurz Julie“, hing Julie noch an, auch ihrerseits nun wieder mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Er hatte den Vorschlag tatsächlich angenommen! Ren wollte gerade den Mund aufmachen und im Gegenzug auch verdeutlichen, dass er ebenfalls mit der Nutzung seines Vornamens einverstanden war, Takarada-san und Yashiro taten das ja ebenfalls, als vom ersten Stockwerk plötzlich ein ohrenbetäubendes Gepolter zu hören war. Irritiert drehte der Starschauspieler seinen Kopf zu der Treppe in seinem Rücken, was war denn da los? „Halt! Moko-san, warte doch! Bitteee!“, dröhnte nun auch eine schon regelrecht verzweifelte Stimme aus dem Obergeschoss zu ihnen hinunter, worauf Ren erst recht seine Ohren spitze. „Nein, verdammt! Ich hatte dich bereit gewarnt! Und heute habe ich echt keinen Bock mehr auf diesen Mist!“, antwortete eine zweite energische Stimme, „Jetzt lass verdammt nochmal mein Bein los, Kyoko!“ Ein erneutes lautes Poltern und Rumpeln folgte, gepaart mit weiteren weinerlichen Tönen, die eindeutig von Kyoko stammten. An Ren nagte bereits die Neugier, er war kurz davor aufzustehen und nach oben zu gehen um nach dem Rechten zu schauen, als Kanae Kotonami regelrecht die Treppe hinunter stampfte. Zeitgleich öffnete sich die Haustür und Yashiro trat mit einigen weiteren Holzscheiten auf dem Arm in das warme Haus ein, weshalb der Einundzwanzigjährige kurzzeitig seine Aufmerksamkeit von der Dame auf der Treppe löste. Allerdings änderte sich das Augenblicklich, als Kotonami-san eine Zeitschrift, die sie in der rechten Hand hielt, mit deutlich mehr Schwung als notwendig auf der Couchrückenlehne nur wenige Zentimeter neben seinem Kopf auftreffen ließ. Ein kurzes Zusammenzucken konnte sogar der Starschauspieler in diesem Augenblick nicht verhindern und er sah mehr als irritiert zu der Schwarzhaarigen auf, deren leicht feindselige Blicke er inzwischen schon fast gewöhnt war… fast. „Morgen Abend, 20:00 Uhr! Ihr beide geht gefälligst allein und wehe ihr kommt ohne Fortschritte zurück!“ Erneut kam Ren nicht dazu etwas zu erwidern, denn so schnell wie die Schwarzhaarige bei ihm gewesen war, so schnell hatte sie ihm auch bereits wieder den Rücken zugewandt und war in Richtung der Küchenzeile davon gestapft. Die besagte Zeitschrift lag allerdings immer noch direkt vor seiner Nase, weshalb der Starschauspieler nun nach ihr griff. Als er den Inhalt der Seite betrachtete, stellte er schnell fest, dass es sich um ein Kinoprogramm eines der größeren Kinos in Vancouver handelte. Und einer der aufgeführten Filme war mehr als deutlich mit einem roten Edding eingekreist worden. „Enchanted…“, murmelte Ren leise den Namen des besagten Filmes vor sich hin. Den Titel hatte er schon einmal irgendwo gehört, war das nicht eine Walt Disney Produktion? Moment, dann hatte also…? Die Augen des Starschauspielers suchten eilig nach der vertrauten Silhouette der zweiten jungen Dame im Haus und er fand sie auch mittig auf der Treppe stehend. Sie hatte ihn mit einem leichten Rosaschimmer auf den Wangen angesehen, anscheinend auch schon länger, denn in dem Augenblick, indem er den Blick erwiderte, warf sich die Siebzehnjährige regelrecht auf den Fußboden und begann mit einem Schwall an Entschuldigen, dem nicht einmal er diesmal mehr folgen konnte. Seine Gedanken waren zugegeben aber auch noch mit ein paar anderen Dingen beschäftigt… Enchanted, eine Walt Disney Produktion und noch dazu ein Film mit einer dieser typischen romantischen Liebesgeschichten, in denen Prinzessinnen und Prinzen vorkamen… Dieser Film verkörperte also praktisch alles, wovon die junge Schauspielerin, die schon regelrecht dabei war auf dem Fußboden zu zerfließen, in ihrer Freizeit träumte. Und er sollte sich eben diesen Film mit ihr ansehen, allein? Hieß das jetzt etwa ernsthaft, dass Kotonami-san ihnen beiden hier gerade ein Date aufgedrückt hatte?? Soviel er auch eigentlich wegstecken konnte, diese Realisation war deutlich mehr als nur ein gewaltiger Schlag für sein Ego und seine Ehre als Mann… Ren konnte in seinen Augenwinkeln bereits dieses unheilverheißende Grinsen auf dem Gesicht seines Managers ausmachen… ebenso wie auf dem Gesicht des Präsidenten von LME höchstpersönlich. Während des Fluges hatte er innerlich zugegeben ernsthaft noch auf einen ruhigen, erholsamen Urlaub gehofft. Aber der Ort an dem er hier gelandet war, entwickelte sich gerade eher zu seiner persönlichen Hölle… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)