All I want for Christmas… is You von Kuon-kun (Skip Beat! Weihnachtsgeschichte) ================================================================================ Kapitel 4: Arrival ------------------ Kotonami Kanae betrat gerade wieder den Gang des erste Klasse Abteils, in dem es in den vergangenen Stunden wieder deutlich lebhafter geworden war. Klare Sonnenstrahlen drangen durch die abgerundeten Fenster ins Innere des Flugzeuges und hatten die meisten Passagiere bereits wieder aufgeweckt. Mit zwei Ausnahmen… Kanae ging mit einem mürrischen Gesichtsausdruck zu den drei Sitzreihen des Außenganges zurück, die sie belegt hatten. Maria stand auf ihrem Sitz und hatte sich mit den Armen auf den Rückenlehnen der Sitzreihe vor sich abgestützt. Flüsternd unterhielt sie sich mit Yashiro, der sich ebenfalls in seinem Sitz aufgerichtet hatte und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht immer wieder die Sitzreihe hinter sich musterte. Sie wusste, was er sich da so freudestrahlend ansah. Sie hatte es selbst gesehen, als sie vor gut zwei Stunden bereits wieder aufgewacht war. Sie hatte eigentlich geglaubt neben Maria-chan sei Kyoko vor diesem Schauspieler sicher... Wer konnte auch ahnen, dass die Neunjährige von sich aus ihren Platz mit dem Kerl tauschte?! Ein leises Grummeln kam Kanae über die Lippen, als sie letztendlich bei den Sitzreihen ankam und neben Maria-chans Platz stehen blieb. Ein kurzer Blick nach unten bestätigte ihr, dass sich während ihrer kurzen Abwesenheit nicht wirklich etwas geändert hatte. Auf den beiden Plätzen saß immer noch eine junge Frau mit rötlichen kurzen Haaren, auf deren Schulter der etwas größere Kopf ihres stattlichen Sitznachbarn ruhte. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm in vorwitzigen Strähnen ins Gesicht und eine mehr schlecht als recht um ihn gelegte cremefarbene Wolldecke stand in einem angenehmen Kontrast zu dem weinroten schlichten Rollkragenpullover, den der Starschauspieler trug. Allein die Tatsache, dass dieser Kerl seinen Kopf auf der Schulter ihrer besten Freundin abgelegt hatte, wäre eigentlich schon genug gewesen, um Kanae aus der Haut fahren zu lassen… Aber die Art und Weise, wie Kyokos Kopf auch noch sachte an den des Einundzwanzigjährigen gelehnt war, während sie beide augenscheinlich den Schlaf der Gerechten schliefen, schlug dem Fass echt den Boden aus! „Guck mal Yashiro-san! Ren-sama hält sogar Onee-samas Hand!“, verkündete die Neunjährige neben Kanae freudestrahlend, was die Laune der Schauspielerin noch weiter drückte. Kyoko hatte im Schlaf gerade ein wenig ihre Beine bewegt, womit sie unbewusst die Wolldecke von den Schultern ihres Sitznachbarn gezogen hatte, was wiederum die verschränkten Finger des Pärchens zum Vorschein brachte. Verflucht, hatte die Neunjährige nicht immer davon geschwärmt selbst mal diesen Tsuruga heiraten zu wollen?! Wie konnte sie sich dann bloß so ruhig, nein falsch, eher schon beinahe überaus gut gelaunt diese Kuschelszene zwischen ihm und ihrer selbsternannten großen Schwester anschauen?? Der Manager dieses Kerls war ebenfalls schon regelrecht euphorisch und suchte hektisch nach seiner Kamera, als Kanae nach ein paar ordentlich aufeinander gestapelten Blättern Papier griff, die auf dem kleinen Tisch vor dem Blonden lagen. Im Nu hatte sie das Papierbündel in ihrer Hand zusammen gerollt und schlug ohne Vorwarnung einmal kräftig mit ihrer neuen „Waffe“ gegen die Rückenlehne von Yashiros Sitz. Ein erschreckend lauter Knall durchzog die Flugzeugkabine und erregte dabei auf unangenehme Weise die ungewollte Aufmerksamkeit von einigen anderen Passagieren, die sich bereits von der Stewardess ihren Kaffee oder ein leichtes Frühstück bringen ließen. Kanae beachtete all diese Leute allerdings nicht weiter, sondern starrte mit einem regelrechten Mörderblick auf das Pärchen hinab, das ebenfalls aus seinem Schlaf hochgeschreckt war. Ren war der erste von Beiden, der seine Desorientierung überwinden konnte und zu der Love-Me-Kumpanin seiner Sitznachbarin hinaufsah. „Kotonami-san?“, fragte der Einundzwanzigjährige, noch immer sichtbar verschlafen. Sein Kopf war vor Schreck bei dem lauten Knall von Kyokos Schulter gerutscht und beinahe noch auf dem Schoß der Siebzehnjährigen gelandet, wenn er sich nicht zuvor gefangen hätte. Mühsam richtete sich der Starschauspieler aus seiner gebeugten Sitzhaltung wieder in eine halbwegs gerade auf, wobei er feststellen musste, dass ihm mehr als ein Muskel in seinem Körper die vorherige Schlafposition augenscheinlich übel nahm… Ren fuhr sich kraftvoll mit einer Hand über den Nacken und knetete dabei bewusst die unangenehm steife und ziehende Muskulatur, während er überhaupt erst wieder richtig wach wurde. Kyoko hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls aufgesetzt und zu ihrer besten Freundin aufgeblickt. Allerdings war sie völlig irritiert und überfordert von dem mörderischen Blick, den ihr Kanae zuwarf. „Moko-san?“, fragte Kyoko beinahe vorsichtig, während Kanae immer noch auf eine bedrohlich wirkende Art die zusammengerollten Zettel in ihrer rechten Hand hielt. „Mo! Hast du etwa vor den gesamten Flug über zu schlafen?! Was war dann das Gerede gestern, von wegen du willst mit mir den Touristenführer für Vancouver durchschauen?!“, blaffte die Schwarzhaarige ihre Love-Me-Kumpanin direkt an und umging dabei bewusst diesen Kerl neben ihr als Gesprächsthema. Sie hatte ja noch nicht einmal reagiert, als er sie eben angesprochen hatte. Und das würde sie vorerst auch so beibehalten. Kyoko verfiel sofort in ihre üblichen Entschuldigungen, besonders im Bezug auf das geplante Durchsehen des Touristenguides, worauf Kanae lediglich mit kurzen gegrummelten Geräuschen antwortete. Ren beobachtete die sich abspielende Szene anfangs etwas hilflos, entschied sich dann aber, Kotonami-san etwas entgegen zu kommen indem er den Platz neben Kyoko räumte. Mit etwas Mühe, wegen seiner noch unangenehm steifen Gelenke von der unnatürlichen Schlafposition, erhob der Starschauspieler sich aus seinem Sitz, wobei er durch seinen breiten Körper direkt den Blickkontakt von Kyoko und ihrer besten Freundin unterbrach. „Mogami-san, ich denke es ist am Besten, wenn ich die Plätze mit Kotonami-san tausche. Der Tourguide für Vancouver enthält ein paar interessante Sachen und es wäre von Vorteil, wenn wir bei unserer Ankunft schon einen groben Plan davon hätten, was wir uns über die Feiertage alles anschauen könnten“, begann der Einundzwanzigjährige einzulenken und folgte dabei auch gleich seinen Worten, indem er aus der Sitzreihe hinaus trat und Kanae mit einer Handgeste seinen Platz anbot. Erst dabei fiel ihm die Wolldecke auf, die auf dem Fußboden vor ihrer Sitzreihe lag. Mehr als einen kurzen Blick hatte der Schauspieler allerdings nicht für die Decke übrig, da ihm im nächsten Moment eine kräftige Hand einmal auf die Schulter klopfte. „Oho, sind wir endlich aufgewacht?“, hörte Ren die Stimme von Rory Takarada neben sich, bei dem man sein breites Grinsen regelrecht aus seinen Worten heraushören konnte. „Ich weiß nicht, was Sie meinen, Takarada-san“, entgegnete Ren in einem desinterssierten Tonfall und mit zeitgleich aufgesetztem "Gentlemanlächeln", ehe er dem älteren Mann einfach seinen Rücken zudrehte. Yashiro hatte mitgedacht und war bereits auf den Fensterplatz durchgerutscht, auf dem Kotonami-san den Rest des Fluges verbracht hatte, weshalb Ren sich nun direkt in den freien Platz am Gang fallen lassen konnte. Erneut verzog der Schauspieler kurz seine Mundwinkel, als er wieder dieses unangenehme Ziehen in seinem Nacken spürte. Während Ren wieder begann seinen Nacken zu massieren, sah er sich erstmals in dem geräumigen Flugzeugabteil um. Erst dabei fiel ihm die Helligkeit auf, die nicht nur von den Lampen, sondern eindeutig auch von den Fenstern stammte. Mit einem leicht irritierten Ausdruck auf dem Gesicht, musterte Ren das Fenster neben Yashiro, das einem einen ungehinderten Blick auf einen strahlend blauen Himmel bot. Der Manager hatte das Mimikspiel seines Schützlings natürlich verfolgt und reagierte nun mit einem amüsierten Grinsen, als er die Verwirrung in Rens Augen sah. „Ihr habt so fest geschlafen, dass euch nicht einmal die aufgehende Sonne stören konnte. Wir haben zwar 40 Minuten Verspätung, aber wir werden in etwas über einer halben Stunde bereits in Vancouver landen“, begann Yashiro zu erklären, worauf Ren geschockt erst in das Gesicht seines Managers blickte und anschließend direkt sein Smartphone aus der Hosentasche zog. Die digitale Zeitanzeige zeigte tatsächlich bereits 09:38 Uhr der kanadischen Zeit an… Hieß das etwa ernsthaft, dass er über sieben Stunden am Stück durchgeschlafen hatte?? Ren glaubte es kaum, aber auch wenn sein Handy ihn anlügen könnte, die Sonne draußen konnte es definitiv nicht. Mit einem lautlosen Seufzer auf den Lippen ließ der Starschauspieler seinen Kopf zurück gegen die Rückenlehne fallen und schloss dabei für einen kurzen Moment seine Augen. Takarada-san hatte definitiv Recht gehabt, als er ihm zu Beginn seiner Zeit als Cain Heel dieses Mädchen als Talisman zuteilte. Es war unglaublich was für einen Einfluss allein ihre bloße Anwesenheit auch heute wieder auf ihn hatte. So viele Stunden Schlaf am Stück hatte er nur selten, beziehungsweise eigentlich gar nicht in den letzten drei Wochen genießen können. Der Einundzwanzigjährige warf erneut einen Blick aus dem Fenster neben seinem Manager und begutachtete dieses Mal nicht nur die angenehmen Sonnenstrahlen, sondern auch die Wolkendecke, die sich wie ein dichter Teppich unter ihnen erstreckte. Noch konnte man durch die gelegentlichen Lücken in dem Wolkenmeer lediglich dunkelblaues Wasser erkennen, aber es dauerte nicht mehr lange, bis sie die Westküste des nordamerikanischen Kontinents erreichten. Ren wurde in diesem Moment auf unangenehme weise bewusst, dass ihn weniger als eine Stunde, oder dramatischer ausgedrückt, nur noch Minuten von dem ersten Treffen seit sechs Jahren mit seinen Eltern trennten, für das er sich alles andere als bereit fühlte… Was um Himmels Willen tat er bloß hier?? ~~~**~~~*~~~~~~~~~~~~~*~~~**~~~ Kanae hatte sich, mehr oder minder von Tsuruga-san Angebot die Plätze zu tauschen begeistert, auf den Sitz neben ihrer Love-Me-Kollegin fallen lassen. Die Zettel hatte sie natürlich wieder Yashiro in die Hand gedrückt, was wollte sie auch jetzt noch mit ihnen? Kyoko hatte zwar bereits den erwähnten Reiseführer aus ihrem Handgepäck hervorgekramt und auf dem kleinen ausklappbaren Tisch vor sich abgelehnt, aber danach ihre Finger auf ihren Oberschenkeln ineinander verschränkt und ihren Kopf mit einem ängstlichen Blick leicht Kanae zugewandt. Gott, wieso musste sie sie jetzt auch noch mit diesem Blick ansehen? Wie sollte man da wütend bleiben? Kanae schnaubte einmal kurz, ehe sie nach dem Reisführer griff und das Inhaltsverzeichnis von diesem Aufschlug. „Moko-san? Bist du böse auf mich?“, ertönte nebenher die vorsichtige Frage ihrer neuen Sitznachbarin. Gerne hätte Kanae mit „ja“ geantwortet, aber letztendlich wäre das albern gewesen. Das war ja schon alleine der Grund dafür, weshalb sie gerade so angefressen war. Aber Kyoko war nun mal ihre erste wirkliche Freundin, auch wenn die Schwarzhaarige das auf den Teufel nicht laut aussprechen würde, und sie hatte das unangenehme Gefühl, dass Tsuruga versuchen könnte sie ihr wegzunehmen. Besonders, da sie bereits festgestellt hatte, dass dieser Mann eine zunehmend größere Bedeutung in Kyokos Alltag und ihrem Gefühlsleben spielte. Es gab inzwischen kaum noch ein Gespräch, in dem nicht zumindest einmal von Kyoko ausgehend der Name des Starschauspielers fiel. Sie erzählte gerne davon, dass sie ihn getroffen oder dass sie für ihn gekocht hatte. Kanae wäre diesem Kerl am liebsten an die Gurgel gesprungen, als die Siebzehnjährige einmal sogar zugab bei ihm übernachtet zu haben. Es hatte ganze 20 Minuten gedauert und einiges an Überzeugungsarbeit von Kyoko gekostet, bis Kanae die Tatsache akzeptiert hatte, dass sie ihm Gästezimmer geschlafen und er absolut nichts seltsames mit ihr versucht hatte. Die Schwarzhaarige fand sich in einem verwirrenden Zwiespalt wieder. Einerseits gönnte sie Kyoko jeden kleinen Fortschritt in ihrer Beziehung mit dem Starschauspieler. Es war mehr als ersichtlich, dass der Kerl schon seit über einem Jahr Hals über Kopf in Kyoko verschossen war. Und es war mindestens genauso ersichtlich, dass er auch aus der Sicht der Siebzehnjährigen eine ganz besondere Bedeutung in ihrem Leben hatte. Nur war Kyoko einfach eine ecke langsamer, als Tsuruga. Sie hatte augenscheinlich immer noch nicht geschnallt, wie genau man das, was sie für den Starschauspieler empfand, nannte. Und Kanae war sich sicher, dass sie es lauthals abstreiten würde, wenn sie der Siebzehnjährigen mal direkt auf den Kopf zusagen würde, dass man dieses Gesamtpaket an Gefühlen „LIEBE“ nannte. Aber das zeigte einfach nur, dass die junge Frau noch nicht bereit war sich vollends auf diese Gefühle einzulassen und Kanae würde sie vor diesem Kerl und seinen Annäherungsversuchen beschützen, solange es nötig sein sollte! Und egal wie hübsch und wertvoll sein Gesicht war, im Hinblick auf seine Position als beliebtester Schauspieler und Junggeselle Japans, wenn er Kyoko auch nur einmal zum Weinen bringen sollte, würde sie persönlich dafür sorgen, dass er sich die nächsten vier Wochen nicht aus seinem teuren Apartment trauen konnte! „Wer wäre das nicht, wenn ihm von einer gewissen Person versprochen worden wäre, dass man sich gemeinsam ein paar Sehenswürdigkeiten raussucht, diese Person dann aber dabei ertappt, wie sie den gesamten Flug verpennt“, grummelte die Schwarzhaarige schließlich als Antwort und hörte sich anschließend das übliche Entschuldigungsritual ihrer Love-Me-Kollegin an. Sobald diese sich wieder beruhigt hatte, hielt Kanae ihr den Reiseführer direkt vors Gesicht. „Also, wo willst du hin?“ „Zum Strand!“, verkündete plötzlich ein blonder Haarbüschel, der völlig unerwartet zwischen ihnen aufgetaucht war. Kanae warf der Neunjährigen, die urplötzlich in ihrer Sitzreihe vor ihnen stand, einen kurzen Blick zu, ehe sie zu Kyoko sah. Sie überließ es ihrer Sitznachbarin Maria auf das wesentliche Problem dieser Idee hinzuweisen. „Wir haben Winter, Maria-chan. Zum Baden dürfte es daher eine Ecke zu kalt sein und sonst wird es dort am Strand sicher nicht viel geben, was wir tun können. Außerdem liegt in dieser Stadt bestimmt bereits meterhoch der Schnee!“, begann Kyoko zu erzählen, wobei sie ihre Worte natürlich direkt mit einigen ausschweifenden Handgesten unterstrich. Kurz schien die Neunjährige darauf nachzudenken, wobei sowohl Kanae als auch Kyoko sie abwartend beobachten. „Meterhoher Schnee? Ist das wirklich so viel mehr als bei uns zuhause?“ Kanae verdrehte bei dieser Frage kurz ihre Augen. Genau deswegen hatte sie so ein Problem mit Kindern. Davon abgesehen, dass sie nervig waren, ständig an einem hingen und rund um die Uhr spielen oder essen wollten, stellten sie auch alles in Frage, was man ihnen den lieben langen Tag über erzählte. Es war nicht so, dass sie direkt etwas gegen Maria-chan hatte. Eigentlich mochte sie das junge Mädchen, auch wenn sie sie wegen ihrer Vorlieben für Voodoopüppchen als etwas „seltsam“ einstufte. Aber diese seltsame Eigenheit hatte ja auch noch eine andere Person hier im Raum… kein Wunder, dass Maria und Kyoko ein Herz und eine Seele waren. Mit Hio-kun kam sie auch sehr gut zurecht, obwohl er nur wenige Jahre älter war als Maria. Hio hatte es nur deutlich eiliger erwachsen zu werden und auch als Erwachsener behandelt zu werden, als Maria-chan. Das hatte zur Folge, dass er inzwischen deutlich bedachter handelte, was ihr bei jedem neuen Dreh mit ihm auffiel. Inzwischen standen sie bereits bei einem weiteren Drama gemeinsam vor der Kamera und bei ihrer ersten gemeinsamen Serie hatten die Dreharbeiten für die zweite Staffel jetzt im September geendet. Sie hatte mehrmals von Schauspielkollegen oder anderen Crewmitgliedern gehört, dass Hio und sie vor der Kamera eine gute Chemie hatten, und das stimmte auch. Es war einfach mit ihm zusammen zu schauspielern. Für sein Alter hatte er sich definitiv schon einiges an Können vor der Kamera angeeignet und davon abgesehen war er auch eine hervorragende Hilfe, wenn es darum ging die nervigeren männlichen Schauspielkollegen loszuwerden, die ihr bei den Dreharbeiten schöne Augen machten... Tja, vielleicht machte auch sie selbst langsam Fortschritte, was den Grund für ihre Zuteilung zur Love-Me-Section anging. Genauso wie Chiori und natürlich allen voran Kyoko. „Kanada liegt eine Ecke nördlicher, Maria-chan“, klingte sich plötzlich der Präsident von LME höchstpersönlich in das Gespräch ein. Der ältere Mann stand in der Sitzreihe hinter den beiden Damen, hielt eine dampfende Kaffeetasse in seiner rechten Hand und lehnte sich lässig mit der Seite gegen deren Rückenlehnen, was in dem Detektivcosplay, das der Präsident immer noch trug, überaus seltsam wirkte, „Deswegen haben sie dort auch mehr Schnee, als wir in Tokyo. Nach dem Wetterbericht, den ich mir vor unserem Start online angesehen habe, liegt direkt in Vancouver zwar nicht so viel Schnee, nur ein oder zwei Zentimeter, aber auf den Bergen außerhalb der Stadt liegt schon eine Menge! Und Kuus Ferienhaus befindest sich, soweit ich weiß, ein Stück weit außerhalb. Ich bin sicher, Mogami-kun und Kotonami-san hätten Spaß dabei mit dir einen Schneemann oder falls der Schnee dafür reicht auch ein Iglu zu bauen!“ Kyoko und Maria sprangen natürlich sofort auf diese Idee an und ehe Kanae sich versah, war der Reiseführer wieder vergessen und die beiden sinnierten begeistert von Schneemännern, Iglus und sogar Weihnachtsmannschlitten samt Rentieren, die sie aus dem Schnee bauen wollten. Die Schwarzhaarige seufze leiste und verschränkte beide Arme vor ihrer Brust. Also wenn das so weiterging, würde das echt noch ein langer Urlaub werden… ~~~**~~~*~~~~~~~~~~~~~*~~~**~~~ „Hier, Liebling“, flüsterte eine liebevolle Männerstimme, als ein groß gewachsener Mann mit einer Basecap auf dem Kopf, einer dunklen Sonnebrille über seinen Augen und einem dampfenden Becher Kaffee in seiner Hand, an eine hübsche Frau herantrat, die auf einer Bank im Wartebereich des Flughafens saß. Der Blick aus den großen Glasfenstern ermöglichte einem das rege Treiben auf den Start- und Landebahnen zu beobachten und in regelmäßigen Abständen war das Dröhnen der Flugzeugturbinen bis ins Gebäude zu hören. „Danke“, erwiderte die Frau mit einem dankbaren Lächeln. Auch ihre Augen waren von einer getönten Sonnenbrille überdeckt und auf ihrem Kopf trug sie eine Wintermütze in einem angenehm warmen Coral, das hervorragend ihr sonstiges winterliches Outfit ergänzte und zudem den Glanz ihrer hellblonden gewellten Haare unterstrich. Eine eng geschnittene, weiße Winterhose zierte die langen Beine der blonden Schönheit und betonte dabei vorteilhaft die Figur der Frau, während sie gleichzeitig ihrer Funktion nachkam und der eisigen Kälte draußen standhielt. Die Temperaturen waren in der vorangegangenen Nacht überraschend abgesackt, weshalb an diesem Morgen sogar in der Stadt Vancouver selbst – 4° Celsius gemessen wurden. Außerhalb der Stadt, in den höher gelegenen Regionen ging es deutlich unter die – 10 ° Celsius hinunter. Der Mann ließ sich neben seiner Frau auf einem freien Sitz nieder und streckte seine langen Beine etwas aus, während er die Blondine dabei beobachtete, wie sie in kleinen Schlücken den heißen Kaffee trank: „Ich habe noch mal an der Information nachgefragt. Es bleibt bei den 40 Minuten Verspätung, wegen der Unwetterfront, der sie ausweichen mussten. Der Flieger befindet sich bereits im Landeanflug, es kann also nur noch ein paar Minuten dauern.“ Die Frau setzte den warmen Becher von ihren Lippen ab und stützte das heiße Getränk vorsichtig auf ihre Oberschenkel. Kurz ging ihr Blick erneut auf die vielen Flugzeuge, vor der dicken Glasscheibe, ehe sie sich zu ihrem Mann umdrehte. „Denkst du wirklich, das war eine gute Idee, Kuu? Was, wenn er uns eigentlich gar nicht sehen will? Egal was Rory gesagt hat, ich glaube nicht, dass Kuon diese Einladung freiwillig angenommen hat! Er hat uns nach der Videobotschaft Anfang des Jahres nicht EINmal angerufen und dann soll er einfach so ‚ja’ sagen, wenn wir ihn fragen, ob er uns besuchen kommt? Das passt nicht zu meinem Jungen!“ Der Mann zog sich mit einer Hand die Basecap vom Kopf und seine Sonnenbrille von der Nase, während er sich zeitgleich nach vorne beugte und mit den Ellenbogen auf seine Oberschenkel stützte. Ein leiser Seufzer kam über seine Lippen, während er anschließend mit einer Hand durch sein blondes Haar fuhr, das an den Schläfen bereits von einigen kleinen weißlichen Strähnen gespickt war. „Ich weiß, Julie“, begann er in einem nicht gerade glücklichen Tonfall. Er teilte die Bedenken seiner Frau und das bis ins letzte Detail. Auch er zweifelte ernsthaft daran, dass Kuon diese Einladung so bereitwillig angenommen hatte, wie Rory sie glauben lassen wollte. Aber was konnte er von hier aus schon machen? Tatsache war, dass sein ehemaliger Chef Takarada Rory in wenigen Minuten durch das Gate ihnen gegenüber schreiten würde. Und dabei würde er nicht nur von seiner Enkelin Maria begleitet werden, sondern auch von Mogami Kyoko mitsamt ihrer Freundin Kotonami Kanae und ebenso von Tsuruga Ren und seinem langjährigen Manager Yashiro Yukihito. Vermutlich war genau das der entscheidende Punkt. Ihm war mehr als bewusst, dass eine Einladung an „Kuon Hizuri“ sicher nicht von dem Einundzwanzigjährigen angenommen worden wäre. Vielleicht hätte er den Brief stattdessen sogar schnellstmöglich verbrannt, um mögliche Indizien auf seine wahre Identität nicht in falsche Hände geraten zu lassen!? Nun gut, ganz passte dieses fiktive Handlungsmuster nicht zu seinem Sohn… aber andererseits kannte er ihn auch nicht mehr wirklich. Kuon hatte sich in den letzten Jahren verändert. Er war weder der unschuldige Junge, der er noch im Alter von zehn Jahren gewesen war, noch war er der fünfzehnjährige Teenager voller innerlicher Wut. Er war erwachsener geworden, er hatte aus seinen bisherigen Lebenserfahrungen gelernt und war an ihnen gewachsen. Auch wenn es noch die ein oder andere Sache aus seiner Vergangenheit gab, mit der er noch nicht vollends abschließen konnte. Genau aus diesem Grund hatte er die Einladung auch nicht an Kuon geschrieben, sondern an Tsuruga Ren. Er hatte zugegeben höllische Angst vor der Reaktion seines Sohnes auf diesen Schachzug gehabt… Es war mehr als ersichtlich, dass er und besonders Julie es einfach nicht mehr aushalten konnten und ihn sehen wollten, wenn sie sogar schon in Kauf nahmen Kuon nicht als ihren Sohn, sondern in der Rolle des aktuellen Starschauspielers und beliebtesten Junggesellen Japans, Tsuruga Ren, einzuladen. Aber es war ein notwendiges Übel. Sie würden ihren Sohn zwar nicht so begrüßen können, wie sie es wollten, und wohl auch nicht die Gelegenheit haben ihn in ihre Arme zu schließen und ihm all das zu sagen, was ihnen schon seit er vor über sechs Jahren ihr gemeinsames Zuhause in L.A./Californien verlassen hatte, auf der Seele brannte… aber sie würden ihn sehen können. Sie würden mit ihm sprechen können, würden ein wenig darüber erfahren wie er sein Leben in Japan lebte, ob er seine Arbeit liebte und Freunde hatte und auch darüber zu was für einem Mann er charakterlich herangewachsen war. Kuu griff vorsichtig nach den Händen seiner Frau, die immer noch den Kaffeebecher hielten. Liebevoll legte er seine Finger über die ihren und drückte sie ganz leicht, während er ihr nun auch direkt in ihre, durch die Sonnenbrille versteckten, blauen Augen sah. „Mach dir nicht so viele Gedanken, Liebling. Es wird alles gut gehen. Nur vergiss nie, dass er im Moment nicht unser Sohn ist. Er ist Tsuruga Ren und wir müssen ihn entsprechend behandeln. So schwer es auch sein mag, wir dürfen seine Identität nicht auffliegen lassen. Denn das wäre sicher etwas, was er uns nie verzeihen würde…“ Kuu bekam lediglich ein verstehendes Nicken von seiner Frau als Antwort, aber mehr brauchte er auch nicht. Sie war nicht nur als Model eine Weltklasse, ihr schauspielerisches Talent war ebenfalls nicht zu unterschätzen. Und davon abgesehen würde sie, genau wie er selbst, alles für Kuons Wohlergehen tun. Wenn es dazu gehörte ihn wie einen Fremden zu behandeln, dann würden sie auch das meistern! Der Hollywoodstar hatte seinen Gedankengang gerade erst zu ende geführt, als auch schon die Ansage über die Ankunft des Fluges mit der Nummer JL 018 durch den geräumigen Wartebereich dröhnte. Wie ferngesteuert war er bei dem alleinigen Klang der Flugnummer aus seiner sitzenden Position aufgestanden und ein Blick zu seiner rechten verriet ihm, dass es seiner geliebten Frau ähnlich ergangen war. Mit einem Lächeln auf den Lippen ergriff er ihre Hand, ehe sie gemeinsam langsam in Richtung des Ankunftgates gingen. ~~~**~~~*~~~~~~~~~~~~~*~~~**~~~ „Wir sind da!“, ertönte der simultane Klang von Marias und Kyokos freudigen Stimmen, als sie gemeinsam das Gate durchtraten und sich offiziell auf kanadischem Boden befanden. Beide Mädchen kicherten ausgelassen und sahen sich fasziniert im Vancouver International Airport um. Direkt hinter ihnen gingen Kanae und Yashiro, wobei besonders Kanae immer darauf bedacht war etwas Sicherheitsabstand zu den beiden Mädchen vor sich zu halten. Man wusste schließlich nie, was in deren Köpfen vorging. Besonders in Kyokos und sie war bereits seit der Verkündung des Landeanfluges darauf gefasst, dass ihre Love-Me-Kollegin sie jederzeit vor Freude in eine dieser Rippenbrechenden Umarmungen zerren konnte… Einige weitere Schritte hinter der Gruppe betrat auch Ren die Ankunftshalle, wobei sein Gang sichtbar zögerlich war. Rory hatte so etwas bereits erwartet, weshalb er nicht von der Seite des Starschauspielers wich und ihn jedes Mal, wenn er in seinen Schritten zu langsam wurde, behutsam mit einer Hand an der Schulter weiter nach vorne schob. Er konnte sich vorstellen was für einem Strudel an Gefühlen der Einundzwanzigjährige gerade ausgesetzt war, aber das änderte nichts daran, dass er sich diesen Gefühlen stellen musste. Er hatte lange daran gezweifelt, ob Ren es aus eigener Kraft wieder auf den amerikanischen Kontinent schaffte bevor Julie ihm endgültig den Kopf abriss, weil er ihr ihren Sohn weggenommen hatte… Aber als er seine Darstellung von Cain Heel und Black Jack auf dem Rohmaterial des Filmdrehs gesehen hatte, war er sich sicher, dass es allmählich Zeit wurde, um dem jungen Mann einen Stups in die richtige Richtung zu geben. Und diese richtige Richtung war im Moment nun mal die Konfrontation mit seinen Eltern. „OTOU-SAN!“, schrie Kyoko freudestrahlend und übertönte damit kurzzeitig sogar den allgemeinen Lärm des großen Flughafens. Die Siebzehnjährige stürzte sofort los, als sie die vertraute Gestalt von Kuu Hizuri erblickte, der mit einem herausfordernden Grinsen auf dem Gesicht und weit ausgestreckten Armen nur wenige Meter vor ihnen stand. Die junge Schauspielerin flog regelrecht in die Arme des deutlich älteren Mannes und wurde herzlich von ihm begrüßt, indem er sie fest an sich drückte. Und auch die Ehefrau des Hollywoodstars, Juliella Hizuri, zögerte nicht dem jungen „Adoptivsohn“ ihres Mannes ihre Zuneigung auszudrücken. Kaum hatte Kuu Kyoko losgelassen, zog Julie sie in eine feste Umarmung und begann sofort von den ganzen Erzählungen ihres Mannes zu berichten, und zu betonen, wie froh sie doch war auch endlich ihren „zweiten Sohn“ kennen lernen zu dürfen. Ren war unterdessen wortwörtlich zur Eissäule erstarrt. In dem Augenblick, indem seine, hinter braunen Kontaktlinsen versteckten, blau-grünen Augen die beiden vertrauten Silhouetten ausmachten, verkrampfte seine gesamte Muskulatur. Selbst wenn er es gewollt hätte, hätte er nicht einen Schritt mehr gehen können. Stattdessen starrte er das Paar mit geweiteten Pupillen an, beobachtete ihre Interaktionen mit Kyoko wie aus einer Art Trance heraus. Erst der feste Griff von Rory Takaradas rechter Hand an seiner linken Schulter, ließ den Starschauspieler wieder halbwegs zu Sinnen kommen. Sofort löste er seinen Blick von der sich ihm bietenden Szene und starrte stattdessen auf den glatten Fußboden aus Naturstein, der diesen Bereich des Flughafens ausmachte. Sein Hals war mit einem male unnatürlich trocken, seine Lippen klebten regelrecht aufeinander und der Herzschlag in seiner Brust war laut genug um unangenehm in seinen Ohren zu dröhnen. Unbewusst hatte der Einundzwanzigjährige außerdem seine Hände so fest zu Fäusten geballt, dass seine Fingerknöchel weiß aus der Haut hervortraten und seine Fingernägel schmerzlich in seine Innenhand stachen. „Beruhig dich, Junge“, begann Rory so leise, dass es definitiv niemand sonst hören konnte, auf den Einundzwanzigjährigen einzureden, „Denk daran, du bist heute nicht als Kuon hier, sondern als Tsuruga Ren. Also hol endlich tief Luft und sei Ren!“ Genau das waren augenscheinlich die Stichworte, die der Braunhaarige gebraucht hatte. Sobald der Klang seines Künstlernamens über die Lippen seines Arbeitsgebers kam, veränderte sich die Körperhaltung des Einundzwanzigjährigen grundlegend. Seine Schultern richteten sich auf, seine Muskulatur lockerte sich und sein Gesicht hatte im Nu die klaren und unbeirrbaren Züge seines Alter Egos angenommen. Rory schlichen sich die Ansätze eines zufriedenen Lächelns in die Mundwinkel, als er die Veränderungen an seinem Schützling betrachtete. So würde es für den Anfang erstmal gehen. Und die Gelegenheit vor seinen Eltern vollends zu Kuon zu werden, würde der junge Mann noch früh genug haben. Da war Rory sich absolut sicher. Der Präsident von LME hielt sich weiterhin einen Schritt hinter seinem Starschauspieler, als dieser nun gezielt auf das ihnen gegenüberstehende Ehepaar zuging. Als Tsuruga Ren bei ihren beiden Gastgebern für die Feiertage ankam, verbeugte er sich leicht zur Begrüßung und streckte Kuu Hizuri anschließend ganz gelassen und mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen die Hand zur Begrüßung entgegen: „Es freut mich Sie wieder zu sehen, Hizuri-san.“ Fortsetzung folgt ... Heyho :) Und hier bin ich wieder mit dem vierten Kapitel meiner kleinen Weihnachtsstory. ^^ Und das bei über 30°C und purem Sonnenschein draußen... Uff, ich bin einfach kein Hitzetyp fürchte ich. Aber kalt wird es noch früh genug. ^^ Erstmal danke für die bisherigen Kommentare! :) Ich freue mich immer riesig über Feedback, so erfahre ich, was genau ihr über die Story denkt. Und wenn ihr irgendwelche Anmerkungen habt, egal ob zum Inhalt/Schreibstil/Rechtschreibung etc., freut mich das auch. :) Ich bin für konstruktive Kritik jederzeit zu haben! Daher würde es mich freuen, wenn ich in den folgenden Kapiteln vielleicht noch einige Kommentare mehr bekommen könnte. Es wäre daher echt lieb, wenn ihr mir welche schreiben könntet. :) Aber natürlich auch danke für die Favoriteneinträge! ^^ Das ist natürlich ebenfalls eine gute Motivation! Ich hoffe euch gefällt das aktuelle Kapitel und wir sehen/lesen uns dann wieder bei Kapitel 5! ;) Bis dann! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)