What brings us closer together von naro94 ================================================================================ Kapitel 44: 30 -------------- Kapitel 30 ________________________________________ Kurt war erschöpft. Er war wirklich mehr als nur müde. Er war so erschöpft, dass er sich krank fühlte. Er war sich sicher, dass es nicht mehr war als das Gefühl des Erschöpft-seins an sich, weil Kurt Hummel nicht krank sein konnte. Das konnte nicht passieren, besonders nicht so knapp vor den Zwischenprüfungen und sicher nicht so kurz vor Ende des Semesters. Alles staute sich an, schon wieder, und es gab keine Möglichkeit, dass Kurt es handhaben könnte. Er konnte nicht krank sein, weil er einfach nicht die Zeit dazu hatte. Das stoppte aber nicht das seit vorgestern immer wiederkehrende Fieber. Es stoppte auch nicht die Hustenanfälle, die er gestern einfach vor Blaine verbergen konnte, als dieser im College gewesen war, aber jetzt schien sein Glück zu Ende zu sein und er fand es schwer sie zu verstecken. Kurt hatte angeboten sie nach Lima zum Abendessen zu fahren und er versuchte gerade sein bestes nicht zu husten, aber das führte nur dazu, dass seine ganze Brust sich eng und rau anfühlte. Um es noch schlimmer zu machen, war ihm immer wieder kalt obwohl die Heizung so warm wie möglich war. Aber nein. Kurt war nicht krank. Kurt. War. Nicht. Krank. Nachdem sie Lima verlassen würden, würden sie auf ein Doppeldate mit Mercedes und David zum Eisessen gehen. Während Kurt sich freute, dass Mercedes übers Wochenende zu Hause war, hieß das, dass er das Date durchhalten musste und es nicht nur vor Blaine verheimlichen musste, dass er sich schlecht fühlte, sondern auch vor Mercedes und sie kannte ihn genauso gut wie Blaine. Also würde es zehn Mal schwerer sein, es vor ihnen beiden zu verheimlichen. Er war müde, er brauchte Schlaf und der Schlaf würde hoffentlich heute Nacht kommen nach dem Date mit Mercedes und David. Er wäre viel lieber zu Hause geblieben, auf der Couch zusammen gerollt und er abwechselnd schlafen und fernsehen konnte. Wenn Kurt der einzige im Wohnzimmer wäre, Projekt Runway, wenn Blaine da wäre The Bachelorette, etwas, dass Blaine stundenlang sehen konnte, wenn Kurt ihn ließ. Wenn er sich auf die Couch legen und eine Weile fernsehen könnte, dann könnte er etwas Hausaufgaben machen, könnte er vielleicht wirklich vor zwei Uhr morgens ins Bett gehen und dann, wenn er sich besser fühlte den Rest des Wochenendes ganz der Arbeit widmen. Und wenn nicht, nun… Nun, Kurt würde sich einfach weiterhin von Blaine wegbewegen, wenn er versuchte seine fiebrige Wange zu berühren (Kurt hatte nicht bemerkt wie oft er das tat, bevor er versuchte es zu vermeiden) und in ein Handtuch im Badezimmer husten um den Ton zu dämpfen. Weil das Vermeiden des Hustens in der Brust schmerzte und Kurt das nicht gerade mochte. Es brachte Erinnerungen daran zurück, als seine Brust wirklich geschmerzt hatte. „Ich kann nicht glauben, dass ich dem hier zugestimmt habe.“ „Ich kann, um ehrlich zu sein, auch nicht glauben, dass du es getan hast.“, sagte Kurt und bog in die Parklücke vor seinem alten Haus ein nach einer sehr lang scheinenden zweistündigen Fahrt. „Es ist unglaublich schwer nein zu Carole zu sagen.“, seufzte Blaine. „Warum kannst du keine böse Stiefmutter haben wie in den Disneyfilmen?“ Kurt schaltete den Motor aus und rieb sein Gesicht, um ein wenig wacher zu werden. Die Tatsache, dass er sich seit ein paar Tagen schlecht fühlte und kaum schlief forderte ihren Tribut. Er war müde.. Müde und uncharakteristisch still. Allerdings bedeutete es weniger husten, wenn er weniger schlief. „Wir müssen nicht lange bleiben, richtig? Wir können einfach essen und dann gehen?“ „Ja, das ist gut. Als ich das letzte Mal beim Abendessen war, bin ich nur zum Essen geblieben. Dad fand es in Ordnung.“ Kurt öffnete die Autotür und stieg aus, sich wirklich wünschend, dass er einfach für immer auf diesem bequemen Sitz sitzen bleiben könnte. „Wenn irgendetwas passiert, gehen wir. Auf der Stelle. Aber ich bin mir sicher, dass nichts passiert. Carole möchte, dass es vorbei ist und ich denke, dass es Dad auch will.“ Blaine stieg aus dem Auto und griff nach Kurts Hand, zu ihm kommend. „Nur damit du es weißt, ich tu das nur für dich.“ „Ich weiß.“ Kurt lächelte Blaine zu und gab vor, sein Handy aus der Tasche zu ziehen, und Blaines ausgestreckte Hand nicht zu sehen. Er wusste, dass Blaine sein Fieber sofort bemerken würde, wenn sie Händchen hielten und das durfte er nicht zulassen. Bisher war das Glück auf seiner Seite gewesen. Wenn Blaine nicht so nervös wegen dem Essen und Burt wäre, hätte er definitiv bemerkt, dass es Kurt nicht gut ging. Kurt war sich nicht sicher, ob es gut oder schlecht war, dass Blaine es nicht bemerkte. „Hey Jungs!“, sagte Finn und öffnete die Tür sobald sie sie erreichten. „Nein, nein, nein, Melody!“, schrie Carole in der Küche und rannte zu einer stehenden Melody. Das kleine Baby hatte sich an einem Hocker hochgezogen und versuchte ihn jetzt umzustoßen. „Sie wiegt nicht genug um ihn umzustoßen.“, schnaubte Finn und dann weiteten sich seine Augen geschockt als der kleine Hocker umfiel. „Oh oh. Jetzt bin ich in Schwierigkeiten.“ „Du darfst nicht mehr auf sie aufpassen, Finn!“, schnappte Carole und hob eine nun jammernde Melody hoch. „Ich weiß nicht wie oft ich Burt noch sagen muss, dass er das dumme Ding wegtun muss!“ „Ist sie okay?“ Kurt eilte zu ihr, die Kopfschmerzen sofort vergessend. „Ja, ja sie hat sich nur selber Angst gemacht. Sie versucht immer wieder sich da drauf zu stellen und wirft ihn dabei um! Wir müssen ihn wegstellen!“ Melody streckte, noch immer weinend, ihre Hände nach ihren Brüdern aus. „Oh, komm her, Schönheit.“, gurrte Kurt und nahm sie sanft. Er benutzte seine freie Hand dafür Tränen von ihrer runden Wange und unter ihren Augen weg zu wischen. „Shh, shh, shh. Es ist okay. Hat der große, böse, dumme Hocker dir Angst gemacht?“ „Großer, böser, dummer Hocker?“ Finn rollte mit den Augen und hielt sich nicht einmal damit auf, sicher zu stellen, dass es ihr gut ging. „Sei still.“, schnappte Kurt und küsste Melodys Wange als sie ihre Arme für eine sehr hinreißende Umarmung um seinen Hals schlang, noch immer laut jammernd, bloß jetzt direkt neben seinem Ohr. „Oh, Mellie, alles ist in Ordnung. Es geht dir gut. Nicht weinen.“ „Du darfst nicht mehr mit ihr alleine sein, wenn du nicht auf sie aufpasst, Finn.“, sagte Carole und klang sehr viel ruhiger als eine Minute zuvor, aber noch immer enttäuscht von ihrem Sohn. „Was, wenn der Hocker andersherum auf sie gefallen wäre? Und nur weil wir nicht viele kleine Dinge herumliegen haben, heißt das nicht, dass sie frei durch den ganzen Raum rennen kann. Sie ist ein Kind, kein Hund! Sie ist sehr neugierig und versucht Dinge in ihren Mund zu stecken und – .“ „Eigentlich kann sie noch gar nicht rennen. Sie kann noch nicht einmal laufen.“, zeigte Finn sie korrigierend auf. „Sie kann momentan kaum alleine stehen. Deswegen benutzt sie immer den Hocker.“ „Ich weiß nicht was ich mit dir machen soll.“, seufzte Carole über Melodys nun leiseres Wimmern sprechend. Sie umarmte erst Kurt und dann Blaine. „Das Essen sollte bald fertig sein, Jungs.“ Blaine griff hinüber und kitzelte Melodys Bauch. Ihr Schluchzen verstummte sofort, hauptsächlich aus Schock, und dann sah sie neugierig auf ihren Bauch hinunter bevor sie zu Blaine aufsah und mit ihren winzigen Füßen nach Blaine trat. Blaine lächelte und kitzelte sie an ihrem Bein bis er ihren Fuß ergriff. „Warum weinst du, Goldstück?“ Sie streckte ihre kleine Hand aus und Finn beugte sich über sie, ihr einen Schnuller in den Mund steckend anstatt ihn ihr in die Hand zugeben. „Das will sie. Erst habe ich gedacht, dass sie meine Hand schütteln will, aber anscheinend will sie nur die Stummtaste.“ „Uh oh. Melody hat eine Stummtaste.“, lachte Kurt. „Möchtest du zu Blaine, Mellie?“ Sie festigte ihren Griff um Kurts Hals und versteckte ihr Gesicht an seiner Schulter. „Ich denke sie hat es bequem.“, lachte Blaine. „Sie mag ihren großen Bruder.“ Kurt drückte sie. „Ich will immer noch, dass wir sie mit nach Hause nehmen sollen, Blaine. Es wird mindestens zehn Minuten dauern bis sie es bemerken. Das gibt uns einen Vorsprung.“ „Ich denke, dass Mom es früher bemerken würde.“, sagte Finn und steckte seine Hand in seine Jeanstaschen. „Sie hält Melody immer und spielt mit ihr.“ „Ich kann es dennoch versuchen.“, gurrte Kurt zu Melody. „Blaine und ich können Familie spielen. Süße, möchtest du mit mir und Blaine nach Hause kommen? Hmm? Wir haben keinen gemeinen Hocker, der dir Angst macht.“ „Blaine und Kurt haben nicht genug Zeit um Familie zu spielen. Sie müssen Hausaufgaben machen. Und arbeiten gehen.“, zeigte Blaine auf. „Nun wenn du weniger Kurse nehmen würdest, hätte Kurt vielleicht genug Zeit alleine Familie zu spielen.“ Kurt seufzte und antwortete nicht. Er versuchte genau das zu tun. Er wusste, dass es dieses Semester zu spät war, aber er war einfach nur müde und erschöpft. Müde und erschöpft schien es nicht auszudrücken – was etwas aussagte, wenn man bedachte, dass beides dasselbe bedeutete. Zusätzlich fühlte er sich nicht gut – aber er hoffte, dass es davon kam, dass er müde war. Er bezweifelte es zwar, weil er immer wieder den Drang verspürte zu Husten, seit gestern immer wieder Fieber hatte und seine Muskeln wehtaten. Kurt konnte nicht krank werden. Er hatte nicht genug Zeit dafür. Er hatte zu viel zu tun, und umso mehr er darüber nachdachte, desto mehr wünschte er sich, dass er nicht zum Essen gekommen wäre, weil er dann an seinen Hausaufgaben arbeiten oder für den wichtigen Test am Montag lernen könnte. Blaines Hand lag auf Kurts Rücken und er gab Melody zu Carole, die nun anscheinend alleine vor ihm stand. „Lass uns etwas zu Essen besorgen, Süße.“, gurrte Carole zu Melody und nahm sie zurück mit ihr in die Küche. „Was ist los?“, fragte Blaine leise. „Worüber denkst du nach?“ „Nichts. Ich habe nur viele Hausaufgaben.“, sagte Kurt, was keine komplette Lüge war. Er hatte hauptsächlich darüber nachgedacht. So ungefähr. Darüber und darüber, dass seine sich entwickelnde Krankheit etwas problematisch war. Blaine wollte Kurts Wange berühren, aber Kurt bewegte sich schnell weg, ein Lächeln erzwingend. Das brauchte er jetzt gerade, dass Blaine bemerkte, dass er Fieber hatte. Dann würde er dieses Wochenende gar nichts erledigt bekommen. „Lass uns essen.“ „Kurt…“, begann Blaine. „Ich bin wirklich hungrig.“, sagte Kurt mit einer, wie er hoffte, festen Stimme. Er sah zu Blaine, starrte ihm direkt in die Augen und sprach mit leiserer Stimme: „Können wir jetzt essen? Bitte? Lass es uns hinter uns bringen? Wir wollen beide nach Hause?“ Blaine seufzte und ergriff seine Hand, ihn in die Küche führend. Kurt hörte Blaine tief Luft holen als er Burt sah, sich offensichtlich mental vorbereitend. Kurt setzte sich an den Tisch und beobachtete neugierig, wie Burt übertrieben nett zu Blaine war, der sehr verlegen aussah. Es war komisch. Kurt hatte noch nie gesehen, dass Burt versuchte hatte so nett zu jemandem zu sein. Als alle saßen, verstummten sie. Carole versuchte einige Male ein Gespräch zu beginnen – vielleicht mehr als ein paar Mal – aber es war einfach zu komisch. Im Raum herrschte eine unglaubliche Spannung. Kurt fühlte sich nicht gut, Blaine war es unangenehm, Burt sah verlegen aus und als ob er sich schuldig fühlte und Finn – der wahrscheinlich nicht einmal etwas von Burts und Blaines Streit wusste – sah verwirrt aus. ‚Das mach ich, statt an meinen Hausaufgaben zu arbeiten. Essen und jeden in diesem Raum anstarren, mich komisch fühlend. Super,‘ dachte Kurt und seufzte leise. Obwohl er Blaines Versuch schätzte, war es klar, dass sein Freund noch nicht bereit war, hier zu sein. Und Kurt konnte ihn das nicht länger durchmachen lassen als unbedingt nötig. Er beobachtete Blaine und sobald sein Teller leer war, schob Kurt seinen eigenen zur Seite und stand auf. „Nun, wir müssen los. Ich habe Blaine versprochen, dass wir um sieben hier raus sind. Wir gehen mit Mercedes aus.“, log er. Das war nur eine halbe Lüge. Sie gingen mit Mercedes und David aus – aber sie würden sich viel später treffen, irgendwann zwischen zehn und elf. „Und ihr wisst, dass ich fünf Stunden brauche, um ein Outfit zu finden.“ „Seid ihr euch sicher, dass ihr nicht länger bleiben könnt?“, fragte Carole traurig. „Entschuldige. Wir müssen wirklich zurück. Wir müssen uns fertig machen. Wir gehen in dieses schicke Theater und sehen uns Le Mis an.“ Okay. Ersetzt man schickes Theater durch Eisdiele und Show sehen mit durch die Stadt laufen und dann wäre es richtig. Aber irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass sein Dad und Carole ihm glauben würden, dass er sich dafür fertig machte. „Oh.“, erzwang Carole ein Lächelnd. „Das klingt nett. Ich hoffe, dass ihr Jungs Spaß habt.“ „Wir werden es versuchen.“ Dieses Mal war es Blaine, der mit sehr sanfter Stimme sprach. „Danke für das Essen.“ Carole warf Burt einen Blick zu, es war jener, der klar aussagte, dass Burt heute Nacht auf der Couch schlafen würde. Sie stand auf und umarmte beide Jungs. Sie schlang ihre Arme in einer festen Umarmung um Kurt und berührte seine Wange bevor sie sich löste. „Du bist ein wenig warm, Schatz.“ Verdammt. Sie ist so gut darin. „Ich werde früh ins Bett gehen.“, sagte Kurt glatt. „Ich verspreche es.“ „Okay. Das solltest du wirklich, weil du nicht krank werden willst.“ „Ich weiß.“ Kurt lächelte sie an und sah zu Blaine, der damit beschäftigt war, mit Finn über einen neuen Cartoon zu sprechen. Wenn Blaine das ‚Du bist ein wenig warm‘ gehört hätte, wäre Kurt das ganze Wochenende von dem kleineren Jungen in seinem Zimmer eingesperrt worden. Zum Glück lenkten alle kindischen Dinge Blaine ab. Carole umarmte ihn ein letztes Mal, bevor sie ihre Arme um Blaine schlang. „Danke, dass du diese Woche gekommen bist, Süßer. Es bedeutet uns allen viel.“ Blaine lächelte Carole schwach an und erwiderte die Umarmung. „Gern geschehen.“ „Ihr zwei passt auf, da ihr spät aus bleibt, okay? Und achtet aufeinander.“, sagte sie. „Werden wir.“, sagten Kurt und Blaine beide zusammen. „Ich werde dich morgen anrufen.“, sagte Blaine und winkte Carole kurz zu, als Kurt seinen Vater zum Abschied umarmte. „Geh sicher, dass er sich ausruht.“, sagte Carole und zeigte auf Kurt. „Er sieht müde aus.“ „Das hab ich vor.“, nickte Blaine und umarmte Carole noch einmal, bevor er mit Kurt zur Tür ging. „Bye.“ Nachdem Burt und Carole sich verabschiedet hatten, (wobei Burts und Blaines Abschied sehr angespannt war) gingen die Jungs zu ihrem Auto. „Soll ich zurück fahren?“, fragte Blaine und drückte Kurts Hand. „Du siehst aus als könntest du ein Nickerchen gut gebrauchen.“ „Nein, ich kann – .“, brach Kurt ab und blinzelte Blaine einige Male an. Weil ein Nickerchen wirklich gut klang. „Würdest du?“ „Kein Problem.“ Blaine lächelte und öffnete Kurt die Beifahrertür, nachdem er ihm die Schlüssel abgenommen hatte. „Du siehst aus, als könntest du Schlaf gut gebrauchen.“ Kurt kletterte ins Auto und schloss gähnend den Sicherheitsgurt. „Das war ziemlich hart, oder?“ „Das war es.“, seufzte Blaine, setzte sich ins Auto und fuhr los. „Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass dein Dad versucht hat, so nett zu sein. Um ehrlich zu sein war es beunruhigend.“ „Mach dir keine Sorgen. Wir werden nächste Woche nicht kommen.“, versprach Kurt. ________________________________________ „Ich verstehe es einfach nicht. Wie können sie zusammen sein, wenn sie sich erst vier Mal gesehen haben?“, fuhr Blaine fort, als er in ihren Schrank starrte – ja, zu diesem Zeitpunkt gehörten beide Schränke ihnen beiden, weil sie zu viel Zeug hatten, um es in einen zu packen und Blaine manchmal etwas faul war – und versuchte herauszufinden was er tragen sollte. „Warum interessiert dich das, wenn sie einander mögen?“, seufzte Kurt und rieb seine Stirn, da Blaine nicht in demselben Zimmer war. Schlaf. Das war alles was er wollte. Und dann würden die dunkeln Ringe unter seinen Augen vielleicht verschwinden. Er war niemand der gerne nachgab, aber vielleicht hatten sein Dad, Blaine und Carole Recht gehabt. Vielleicht versuchte er wirklich, zu viel auf einmal zu schaffen. „Für mich klingt es, als ob sie die körperliche Anziehung mögen und nicht den Charakter.“, sagte Blaine und schnaubte uncharakteristisch, was Kurt daran erinnerte, dass Blaines beste Freunde zwei hetero Jungs waren. „Nun, was ist falsch da-.“ Kurt, der im Badezimmer auf seine dunklen Ringe unter den Augen starrte und nicht wirklich seine Haare machte, bemerkte, was genau Blaine gesagt hatte und steckte seinen Kopf ins Zimmer um seinen festen Freund anzustarren. „Warte. Was hast du gesagt?“ „Sie machen rum.“, zuckte Blaine mit den Schultern, der nun mit nacktem Oberkörper und die Stirn runzelnd an ihrem Schrank stand, als ob es nichts Neues wäre. „Ich habe nichts anzuziehen. Ich brauche neue Klamotten.“ Kurt schnappte nach Luft und es hatte überraschenderweise nichts damit zu tun, dass er mit Blaine shoppen gehen konnte. Es war unmöglich, dass Mercedes mit jemandem rum machen würde, den sie erst ein paar Wochen kannte. Außerdem, wann sollten sie Zeit dazu haben? „Nein! Das tut sie nicht!“ „Doch.“ „A-Aber sie haben sich erst ein paar Mal gesehen!“, stotterte Kurt. Das war‘s. Er und Mercedes würden eine Pyjamaparty machen. Mercedes war nur übers Wochenende in der Stadt und das musste diskutiert werden. „Warum interessiert dich das? Wenn sie einander mögen, mögen sie einander.“, imitierte Blaine, ergriff ein langärmliges Oberteil und zog es an. „Du lügst.“ „Tu ich nicht! David redet über nichts anderes mehr. Anscheinend war ihr Fast-Sex besser als jeder Sex-Sex, den er je hatte. Ich finde es einfach nur ekelhaft. Wir sind im März zusammen gekommen und haben erst im August nach deinem Geburtstag Sex gehabt. Und wir haben davor nicht einmal rum gemacht, außer man zählt knutschen… und wir kannten einander und weißt du, es ist einfach…“ Kurt blinzelte einige Male und setzte sich dann gerade. „Warte eine Minute. Wenn David über sein Sexleben redet, tust du das auch?“ Blaine schnaubte und zerstrubbelte Kurts Haar. „Nicht wirklich.“ „Nicht wirklich?“ Kurt schlug Blaines Hand weg und sah nicht begeistert aus. „Was bedeutet nicht wirklich, Blaine Anderson?“ „Nun sie wussten, als wir das erste Mal Sex hatten… Ich beschwere mich, wenn ich keinen kriege – wie letzte Woche zum Beispiel – aber ich erzähle ihnen keine Details oder so. Genauso wie ich sie ignoriere, wenn sie versuchen mir Details zu erzählen. Ich finde es ekelhaft.“ „Du erzählst ihnen besser keine Details.“, murmelte Kurt und machte seine Haare. Er hatte überlegt, sie einfach so zu lassen, aber da Blaine seine alte Angewohnheit seine Frisur zu zerstören zurück gewonnen hatte, musste Kurt sie jetzt komplett neu machen. „Du siehst müde aus.“, bemerkte Blaine ihm folgend. „Eigentlich hast du auch schon beim Essen müde ausgesehen.“ „Ich bin müde.“, sagte Kurt und fügte in Gedanken hinzu, ‚Und ich fühle mich überhaupt nicht gut‘. „Du redest wirklich nicht über unser Sexleben, oder?“ „Nein.“, sagte Blaine, sehr ernst. „Wie ich es dir gesagt habe. Ich habe es ihnen erzählt, als wir das erste Mal Sex hatten und ich beschwere mich bei ihnen, wenn wir keinen Sex haben. Ansonsten rede ich nicht darüber. Es ist privat. Ich weiß, dass du es nicht gut heißen würdest, wenn sie Details wissen. Außerdem sollte das nur zwischen uns beiden sein.“ Kurt lächelte. Blaine streckte die Hand aus, um Kurts Gesicht zu berühren. „Du bist ziemlich warm, Kurt. Geht es dir gut?“ „Ich denke, dass es das Licht ist.“, sagte Kurt glatt und benutzte etwas von Blaines Haargel, um sein Haar perfekt zu stylen. „Bist du dir sicher? Du warst während des ganzen Essens auch etwas still.“, fragte Blaine und legte seine Hand an Kurts Stirn. ‚Bitte sag mir, dass ich einfach ins Bett gehen soll. Sag es mir und ich mache‘s,‘ betete Kurt still. Er seufzte. „Es geht mir gut, Blaine. Ich bin nur müde und habe zu lange vor dem Spiegel gestanden.“ Blaine drückte seinen Arm und küsste dann seine Wange. „Hoffentlich wollen sie nicht lange bleiben. Ich habe einen dreiseitigen Aufsatz, an dem ich arbeiten muss. Dieser Professor bringt mich um mit seinen Vorlesungen. Es tut mir Leid. Es ist unmöglich einen dreiseitigen Aufsatz über ein zwei Strophen langes Gedicht zu schreiben, dass aussieht, als wäre es von einem Kleinkind verfasst.“ Kurt lachte und rollte mit den Augen, sich innerlich tretend. Natürlich würde Blaine nicht versuchen ihn zu Hause bleiben zu lassen. Wie oft hatte Kurt versprochen auf sich aufzupassen? Wie oft war er schnippisch gewesen, weil Blaine versucht hatte ihn zu sehr zu beschützen? Das war exakt das was Kurt gewollt hatte. Kurt war selber Schuld. Er konnte niemanden beschuldigen außer sich selbst. „Du scheinst es immer zu schaffen.“ „Ich scheine es immer zu schaffen mich durchzumogeln mit Sätzen, die einfach so ineinander übergehen, dass sie ihre Aufmerksamkeit behalten.“, zuckte Blaine mit den Schultern. „Komm schon. Dein Haar sieht gut aus, du siehst wunderschön aus. Du siehst immer wunderschön aus. Lass uns einfach heute Abend mit Mercedes und David ausgehen. Es wird lustig sein.“ „Erinnerst du dich wie komisch sich Mercedes an diesem Tag im Breadstix gefühlt hat? Der Tag an dem wir über ‚schwule Dinge‘ geredet haben? So wird es für uns sein, oder nicht?“, fragte Kurt und erlaubte Blaine, ihn aus dem Haus und zu Blaines BMW zu ziehen. „Das oder sie werden die ganze Zeit vor uns rum machen.“ „Ich denke, dass es einfach Eis und ein Spaziergang in der Stadt mit Freunden werden wird.“, zuckte Blaine mit den Schultern und öffnete die Autotür für Kurt. „Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand langweilen wird oder so. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass David so mit jemandem rummacht.“ Kurt lehnte sich gegen Blaine, den Kopf auf seiner Schulter und seine Hände in Blaines Oberteil gekrallt. Er holte tief Luft und entspannte sich gegen ihn, sich wünschend, dass sie auf der Couch wären und er sich einfach zusammen rollen und zufrieden in den Armen seines Freundes einschlafen konnte. „Kurt, bist du so müde?“ „Ich bin ziemlich müde.“, murmelte Kurt gegen seine Schulter. „Aber hauptsächlich riechst du einfach gut.“ Blaine lachte laut. „Komm schon, es ist kalt draußen. Steig ins Auto. Du kannst, wenn wir nach Hause kommen, so viel an mir riechen, wie du möchtest.“ Kurt trat zurück und stieg ins Auto, sich hinüber beugend um die Fahrertür für Blaine zu öffnen. „Du kannst froh sein, dass ich dich nach Mittwoch noch fahren lasse.“ „Das war nicht meine Schuld. Sie hat mich fast gerammt, nicht ich sie.“, runzelte Blaine die Stirn, startete das Auto und fuhr los. „Für jemanden, der so ein vorsichtiger Fahrer ist, Blaine, ist das das zweite Mal in vier Monaten, dass du mich fast umgebracht hast. Ich habe dich noch nie fast umgebracht, oder?“ sagte Kurt und ergriff Blaines Hand. „Hmm?“ „Sei still, Kurt.“ lachte Blaine. „Du versuchst mich jeden Tag umzubringen, wenn du den verdammten Hund aus dem Käfig lässt.“ „Das ist richtig.“, nickte Kurt. „Ich hoffe einfach nur, dass du stirbst und dann werden Kreacher und ich für immer und ewig von deinem Geld leben.“ „Oh, ist das so?“ Blaine schlug spielerisch gegen Kurts Arm. „Geht es darum?“ „Du meinst doch nicht etwa, dass es dein Haar oder deine Augen oder Persönlichkeit ist, oder?“, grinste Kurt. „Ich habe eine fantastische Persönlichkeit, vielen Dank.“, runzelte Blaine die Stirn. „Ja, ja und jeder liebt dein Lachen. Du, ich und die Sekretärin beim Zahnarzt haben das alle erfahren vor ein paar Wochen, Blaine.“ „Ich bin froh, dass das geklärt ist.“, sagte Blaine ein ziemlich selbstzufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Kurt schüttelte seinen Kopf und legte still werdend den Kopf gegen das Fenster. Blaine sah ihn einige Minuten an, zögerlich aussehend, aber klar vermeidend irgendetwas zu tun, was ‚beschützerisch‘ erscheinen könnte. Die Jungs blieben auf dem Weg zur Eisdiele still, Blaine wollte Kurt nicht nerven und Kurt Blaine nicht belügen. Als sie davor parkten, setzte Kurt sich auf und sah hinein. Durch das Fenster konnten sie Mercedes und David dort sitzen und lachen sehen. „Schau? Siehst du. Sie sehen glücklich aus.“, zeigte Kurt auf. „Ganz klar nicht nur Sex.“ „Aber es ist eine Fernbeziehung. Das wird nicht funktionieren.“, stritt Blaine. „Das weißt du nicht.“, sagte Kurt leise und öffnete seinen Sicherheitsgurt. „Allerdings solltest du jetzt wahrscheinlich aufhören David deine Meinung zu sagen. Es ist wirklich nicht unsere Angelegenheit.“ „Es ist wirklich nicht unsere Angelegenheit.“, murmelte Blaine nachdem Kurt ausgestiegen war und die Tür geschlossen hatte. „Nicht deine Angelegenheit, klar. Ich bin nicht derjenige der bei ihr übernachten will, um herauszufinden, wie weit sie gegangen sind. Puh.“ ________________________________________ Es war schwer sich auf Blaines und Davids Plaudern zu konzentrieren, wenn sein Kopf mit jedem Schritt, den sie nahmen, mehr wehtat. Natürlich war Cincinnati eine wunderschöne, aufregende Stadt. Kurt mochte das und normalerweise würde er den Spaziergang mit Eis wirklich genießen, aber alles woran Kurt denken konnte war sein Bett. „Du hast nicht viel geredet.“ Mercedes stieß ihn an, sich endlich von Davids Seite lösend. „Ich bin nur müde.“ Wie oft hatte Kurt das in den letzten drei Stunden gesagt? Zu oft, um es zu zählen. „Müde, klar. Junge, du hast dunkle Ringe unter den Augen, bist blass und wann immer jemand lacht, zuckst du zusammen. Ganz davon abgesehen, dass du versucht ein Husten zu unterdrücken. Du bist krank.“, runzelte Mercedes die Stirn. „Ich bin nicht krank.“, murmelte Kurt. „Nur ein wenig gestresst. Die Zwischenprüfungen stehen an und ich bin müde.“ „Kurt, du passt besser auf dich auf. Du siehst aus, als hättest du Gewicht verloren.“ „Red nicht so laut. Wenn du das sagst, wird Blaine sofort auf den Zug aufspringen. Es fehlt mir gerade noch, dass er mich nervt.“, sagte Kurt und stieß sie mit den Ellenbogen an. „Es geht mir gut.“ „Wenn es dir so gut geht, warum redest du dann nicht mit uns, anstatt uns wie einer dieser Zombies aus den Horrorfilmen anzusehen?“ Wenn Blicke töten konnten, wäre Mercedes auf der Stelle tot umgefallen. „Ich sehe nicht wie ein Zombie aus.“ „Nun du siehst nicht gut aus. Du siehst aus, als bräuchtest du fünf Mahlzeiten, drei Tage Schlaf und etwas Antibiotika gegen den Husten, den du unterdrückst.“ Wie aufs Stichwort hustete Kurt, sie wütend anstarrend, in seinen Ärmel. „Okay, so wird es laufen. Ich werde Kopfschmerzen vortäuschen, sodass David mich nach Hause bringt. Und du gehst ins Bett, isst eine Suppe, nimmst ein Aspirin und schläfst. Ich fahre am Dienstag nach Hause. Sonntag werden wir uns treffen und wenn es dir nicht besser geht – meinem Urteil zufolge, nicht deinem – dann sage ich Blaine, dass er dich zum Arzt bringen soll.“ „Du bist nicht meine Mutter.“, murmelte Kurt. „Jungs, ich denke, dass ich nach Hause muss.“, sagte Mercedes und senkte ihre Stimme um krank zu klingen. „Ich habe gerade ganz schlimme Kopfschmerzen bekommen. Es tut mir Leid.“ „Mein Auto ist gleich hier um die Ecke.“, sagte David und legte eine Hand auf ihren Rücken. „Ich sehe euch später.“ „Ich hoffe es geht dir bald wieder besser, Mercedes.“, sagte Blaine, die Stirn runzelnd. „Ja. Bye, ‘Cedes.“, winkte Kurt und erinnerte sich in Gedanken daran ihr bald Kekse zu backen. ________________________________________ „Blaine?“, rief Kurt noch immer im Halbschlaf. „Blaine?“ Er hörte ein lautes Klopfen an der Tür, klar das, was ihn aufgeweckt hatte, und setzte sich auf. Direkt neben seinem Handy war ein Zettel mit Blaines unordentlicher Handschrift. ‚Jemand von der Arbeit hat gestern Abend angerufen und mich gebeten zu kommen, nachdem du im Bett warst. Entschuldige. Ich werde auf dem Nachhauseweg Essen und Käsekuchen mitbringen. Oh und ich habe Kreacher zurück ins Bett gebracht. Und die Fische gefüttert. Und abgespült. Und Mittagessen gemacht. Es ist im Kühlschrank, so dass du es dir aufwärmen kannst.‘ Kurt rollte mit den Augen und las weiter, die nächsten Sätze durchgestrichen ‚Und arbeite heute nicht zu hart, weil du letzte Nacht gehustet hast.‘ Und dann nicht durchgestrichen ‚Bis heute Abend. Liebe dich.‘ Also wusste Blaine zumindest, dass er hustete. Allerdings war es auch schwer etwas zu unterdrücken, wenn man schlief. Es klopfte wieder und dann leuchtete sein Handy auf. „Tante Taylor?“ „Bist du zu Hause, Süßer?“, fragte seine Tante. „Oh Gott.“ Kurt legte auf, noch immer in seinem Pyjama und strubbeligem Haar, und eilte zur Tür. „Taylor!“ „Überraschung!“, schrie seine Frau, ihn umarmend. „Kurt Elijah Hummel, hast du um drei Uhr nachmittags geschlafen?“ „Es ist drei?“ Kurts Augen weiteten sich. All die Arbeit, die er erledigen musste. Und er hatte den ganzen Tag verschlafen? Er war gestern gegen Mitternacht eingeschlafen und hatte fünfzehn Stunden geschlafen? „Drei?“ Taylor trat zurück und sah ihn an. „Oh, Schatz, du siehst erschöpft aus.“ „Ich bin mit dem College beschäftigt.“, gab Kurt zu als Taylor ihn wieder umarmte. „Nun du hast das halbe Semester geschafft!“, lächelte sie. „Das wird es wert sein, wenn du deinen Abschluss hast und berühmt bist.“ „Ich schätze das hängt davon ab, ob ich einen glücklichen Zufall bekomme. Aber ich versuche optimistisch zu sein.“, lachte Kurt ein wenig und hustete in seinen Arm. „Was machst du hier?“ „Durchfahren. Ich muss jemanden treffen wegen der Möglichkeit einen Laden in Florida zu eröffnen und ich dachte ich überrasche dich auf dem Rückweg. Ist die Liebe deines Lebens zu Hause?“ „Nein. Er wurde zur Arbeit gerufen.“, seufzte Kurt. „Er wird aber bald zu Hause sein.“ „Oh, wo arbeitet er? Vielleicht kann ich vorbeifahren und ihn besuchen.“ „Am Campus in Lexington.“ „Oh… nun vielleicht auch nicht.“, lachte Taylor. „Verdammt, der Junge fährt den ganzen Weg dorthin um zu arbeiten?“ „Zwei Samstage im Monat arbeitet er ganztags. Er bekommt samstags auch eine Pendlerpauschale bezahlt.“, erklärte Kurt. „Er hat Freistunden zwischen seinen Kursen und arbeitet manchmal danach, aber sein älterer Bruder ist nett und gibt ihm viel Geld, da seine Eltern… nun, du weißt schon.“ „Wie geht es ihm? Wie geht es euch beiden? Ist alles in Ordnung?“ „Es geht ihm wirklich gut. Er trifft sich viel mit David, einem seiner besten Freunde. Und letztes Wochenende ist er nach der Arbeit in Kentucky geblieben und ist mit ein paar Schulfreunden zu einem Basketballspiel gegangen. Und seine Noten sind so gut wie immer. Er ist ein lebendiger Supercomputer oder so. Es ist verrückt.“, sagte Kurt. „Oh, gut, also hat er auch Freunde im College?“ „Ja. Er telefoniert manchmal mit ihnen. Sie klingen alle sehr laut.“ Und nervig, fügte Kurt in Gedanken hinzu. „Ich denke, dass es hauptsächlich die Jungs sind mit denen er im Buchladen zusammen arbeitet. Er könnte allerdings mit jedem befreundet sein. Er ist sehr beliebt.“ „Er scheint so.“ Taylor umarmte ihn noch einmal. „Kurt, ich vermisse dich so sehr. Und ich denke, dass wir mindestens seit einem Monat nicht mehr telefoniert haben. Ich weiß, dass du beschäftigt bist. Es ist einfach doof, dass ich nichts von meinem Kurtsie höre. Kann ich etwas von deinem Zeug sehen?“ „Es sind hauptsächlich Skizzen. Alle richtigen Stücke bleiben im Studio. Aber ja.“ Kurt hustete ein wenig und ging in die Küche, mit seinem Tablet und dem Skizzenblock zurückkehrend. Taylor blätterte diese durch, bei fast jeder Skizze nach Luft schnappend. „Oh, Kurt, du wirst es so weit schaffen, Schatz. Ich weiß, dass du das wirst. Die sind alle fantastisch. Fantastisch.“ Kurt, der krumm da saß, setzte sich gerade auf und lächelte. Natürlich sagte Blaine immer diese Sachen, aber Blaine sah die Skizzen jeden Tag und als Kurts fester Freund musste er es sagen. Vielleicht war Taylor auch ein wenig dazu verpflichtet, aber er konnte an ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sie es ernst meinte. „Wirklich?“ „Ja, Schatz. Wirklich. Obwohl es so viele sind. Gott, die Zeit, die sie gekostet haben müssen… Sie sind so wunderschön, Kurt. Wirklich und wahrhaftig.“ Kurt lächelte wieder und sah auf, als sich die Tür öffnete. „Ich hasse, hasse, hasse es, wenn sie mich die Kasse alleine machen lassen. Es ist einfach nicht sicher und – oh.“, brach Blaine ab, seine Augen weiteten sich. „Hallo.“ Taylor lächelte ihn an. „Oh, sieh dich an. Bist du gewachsen?“ Ein Lächeln zeigte sich auf Blaines Gesicht. „Bin ich das?“ „Ich liebe ihn.“, sagte Taylor Kurt ansehend. „Ihr zwei trennt euch besser niemals. Er ist der hinreißendste Junge, den ich kenne.“ „Es ist anscheinend das Lächeln.“ Kurt rollte mit den Augen und schenkte Blaine seine Aufmerksamkeit. „Sie haben dich schon wieder die Kasse machen lassen?“ „Ja! Und es waren Zehntausend Dollar. Was ist damit passiert, dass man sich die Bücher am Anfang des Semesters kauft. „Arbeitest du in einem Buchhandel?“, fragte Taylor. „Jetzt mag ich dich noch mehr. Komm setz dich zu mir, erzähl mir jedes Detail deines Lebens und lass mich dich lieben.“ Blaine gab ein Lachen von sich und setzte sich neben ihn, vollkommen unbeeindruckt aussehend – etwas was Kurt immer freute, da Kurt es einfach liebte, dass Blaine sich so gut mit seiner Familie verstand. „Es ist ein Geschäft für Schulbücher. Ich würde gerne in einem richtigen Buchhandel arbeiten, aber im Moment bin ich damit zufrieden. Wenn ich nächstes Semester einen schönen Stundenplan bekomme, kann ich vielleicht einen Job in Ohio finden.“, erklärte Blaine. „Wenn du in New York leben würdest, würde ich dir einen Job geben. Wir wären Freunde. Jeder der in meinem Laden arbeitet… nun sie sind keine Idioten… aber sie sind Idioten.“, lachte Taylor. „Was für ein Buchladen ist es? Gehört dir ein Barnes und Noble?“ „Gott, nein. Ich würde mich niemals mit der Corporate America einlassen. Es ist nur ein kleiner Buchladen an einer Ecke. Er ist ungefähr acht Blöcke von meinem Haus entfernt. Daniel Radcliffe kommt immer und kauft Bücher.“ „Daniel Radcliffe?“ „Jep. Und ich nenne ihn Harry Potter.“, Sie zuckte mit den Schultern. „Er nennt mich McGonagall, aber ich schätze ich verdiene es. Er ist nett. Vielleicht können Kurt und du nach New York kommen bevor ich ihn verkaufe und ihn euch ansehen.“ „Ihn verkaufen?“, fragte Blaine. „Warum um Himmels Willen würdest du das tun?“ „Nun ich könnte nach Florida ziehen.“, antwortete Taylor. „Was Kurt okay findet, weil es heißt, dass wir nach Disney World fahren können.“ Kurt, dessen Kopf auf Blaines lag, sah dabei auf. „Ich habe nie gesagt, dass ich das will.“ „Ich weiß. Aber es ist ein guter Grund, oder?“, fragte Taylor glücklich. Kurt zuckte nur mit den Schultern und sah hinunter. Natürlich wollte er nicht, dass Taylor umzog. Er wollte, dass Taylor blieb und sich mit Paige vertrug, mit der Kurt noch immer nicht geredet hatte. Das war es, was er wollte. Was er wollte war hier allerdings nicht wichtig. Sondern was Taylor wollte. Er hatte allerdings das Gefühl, dass Taylor nur ans andere Ende des Landes zog, um so weit wie möglich weg von seiner anderen Tante zu sein. Sie hinterließ einen Laden, von dem Kurt wusste, dass sie ihn liebte. Nein. Kurt wollte es nicht. „Oh nein. Verkauf ihn nicht.“, sagte Blaine, Kurt überraschend. „Mit all den schließenden Buchläden, schließ keinen weiteren, selbst wenn du daran denkst umzuziehen. Weil es in Florida vielleicht nicht so gut laufen wird. Außerdem ist ein Eckladen in Florida nicht halb so cool wie einer in New York. Verkauf ihn nicht.“ Taylor sah nachdenklich aus und seufzte, sich gegen die Couch lehnend. „Ich hab das Gefühl ich brauche einen Tapetenwechsel.“ „Nimm dir Urlaub.“, sagte Kurt. „Geh nach Hause und bleib für ein paar Tage bei deinen Eltern. Nun, deine Mom ist in Ohio. Bleib bei deinem Dad.“ „Oklahoma?“, höhnte Taylor. „Nein danke. Ich liebe meinen Dad und alles, aber Oklahoma ist der langweiligste Ort an dem ich je war. Und seine neue Frau ist schrecklich. Sie ist eine richtige Schlampe.“ Blaine sah sie geschockt an. Er hatte noch nie gesehen, dass Taylor negativ von etwas gesprochen hatte – außer man zählte den Streit mit Paige an Thanksgiving, aber das wollte er nicht. Taylor war super freundlich und schien immer… glücklich zu sein. „Akzeptiert sie es nicht?“ „Ich glaube nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass ich lesbisch bin. Sie mag die Tatsache einfach nicht, dass ich meinem Dad wichtiger bin als sie.“, zuckte Taylor mit den Schultern. „Sie war sehr reich und protzig.“, sagte Kurt nachdenklich. „Und der Sohn deines Cousins war gemein. Er hat mich geschubst.“ Blaine sah ihn an, verwirrt und besorgt aussehend. „Oh Gott.“ Taylor rollte mit den Augen als Kurt langsam sagte: „Ich war sieben.“ Blaine drückte Kurts Oberschenkel und stand auf. „Ich hol mir Spaghetti. Möchte jemand etwas?“ „Nein danke.“, sagte Taylor und lächelte ihn süß an. „Ich hole mir später was.“, sagte Kurt und beobachtete wie Taylor begann, sich die Bilder auf seinem Tablet anzusehen. Als Blaine den Raum verließ, fragte Kurt sehr langsam: „Taylor… warum möchtest du verkaufen?“ „Weil es eine gute Gelegenheit ist. Ich habe nicht einmal daran gedacht, aber sobald sie gefragt haben und begannen zu reden…“ Kurt starrte sie einfach an, den Kopf schief gelegt. „Gut, gut. Hör mit den großen, blauen Augen auf.“, seufzte Taylor. „Manchmal bist du wie deine Tante. Sie kann auch alles durchschauen.“ Kurt lächelte ein wenig, obwohl sein Kopf pochte und er nicht wirklich glücklich war. „Es ist einfach hart, Kurt. Ich sehe überall deine Tante. Und bevor wir, du weißt schon, haben wir Augenkontakt vermieden oder sie hat mich wütend angesehen, oder sie hat versucht mit mir zu reden. Jetzt ist es, als ob sie mich ignoriert. Es tut mir Leid. Wir waren zwanzig Jahre zusammen, wenn man beide Male zusammenzählt. Also gib gar nicht erst vor, dass du mich nicht erkennst.“ „Habt ihr zwei seit Thanksgiving miteinander geredet?“, fragte Kurt, Augen rollend als Blaine das Radio in der Küche einschaltete und zu Teenage Dream mitzusingen begann. „Nein.“ Taylor schüttelte ihren Kopf, auf einmal traurig aussehend. „Es ist nicht so, dass ich kindisch wäre. Ich bin erwachsen. Ich weiß einfach nur, dass mich das mehr stört, als es sollte. Ich möchte nicht so auf etwas reagieren, was jemand sagt, weil ich nicht so bin. Was an Thanksgiving passiert ist, hätte nie passieren sollen, Kurtsie. Niemals. Und ich möchte nicht, dass es zu diesem Punkt kommt. Aber ich bin noch immer so wütend auf sie und habe das Gefühl, dass wir eines Tages wieder so aufeinander treffen.“ „Vielleicht solltet ihr zwei reden.“, schlug Kurt zu. Taylor seufzte und sah auf seine Skizzen hinunter und dann wieder auf. „Du siehst erschöpft aus, Schatz. Passt du gut auf dich auf?“ „Ich… versuche es.“, sagte Kurt. Er könnte seine Tante niemals belügen. Niemals. „Es ist einfach schwer. Ich muss so viel erledigen. Ich stehe unter großem Druck. Ich habe mich selber unter Druck gesetzt, aber er ist dennoch da. Und…“ Er brach ab. „Und was, Süßer?“, fragte sie und legte das Tablet sehr vorsichtig zusammen mit den ordentlich gestapelten Skizzen auf den Tisch. „Was ist los?“ „Es ist so anders, Taylor. Alleine zu leben mit Blaine, zum College zu gehen, zu versuchen mit dem ganzem Erwachsenenkram klar zu kommen… es ist wirklich schwer.“ „Das ist das Erwachsenwerden, Süßer.“, seufzte sie sanft. „Ich hasse es dir das zu sagen, aber es wird nur noch schwerer.“ Kurt öffnete seinen Mund um zu sprechen und schloss ihn abrupt, sich auf die Lippe beißend. „Ist zwischen dir und Blaine seit dem Streit alles in Ordnung, Schatz?“ „Es ist seit dem Streit viel besser… Ich weiß, dass wir schlimme Dinge gesagt haben, aber ich denke einiges davon musste gesagt werden… Ich versuche mehr zu Hause zu sein und mehr Zeit mit ihm zu verbringen und er versucht mir mehr Raum zu geben, wenn ich zu Hause bin um Dinge zu erledigen. Es ist allerdings irgendwie hart. Manchmal ist es so, als ob wir obwohl wir zusammen leben… nicht zusammenleben. Weil wir an manchen Tagen kaum reden, weißt du? Ja, wir schlafen zusammen…“ Wenn ich zu einer anständigen Zeit ins Bett komme, fügte Kurt in Gedanken hinzu. Er runzelte die Stirn. „Es ist wirklich doof. Ich habe einfach gedacht, dass sich nichts verändern würde, wenn wir zusammen ziehen, aber das hat es. Ich vermisse es, Zeit mit ihm zu verbringen. Ich vermisse es, Eis zu essen und uns einen Film im Bett anzusehen oder Musicals und Shows zu sehen.“ „Warum verbringt ihr nicht so viel Zeit miteinander?“ Kurt bewegte sein Tablet und ergriff seine Skizzen, sie fast wütend durchblätternd und auf die Bilder zeigend. „Das und das und das und das und das und das.“, sagte er und hasste es wie elendig er es sagte. „Ich bin immer im Unterricht u-und ich wenn ich es nicht bin, könnte ich es genauso gut sein, w-weil ich so müde bin. Ich bin müde, Taylor, und es geht mir nie gut. Jetzt geht es mir nicht gut. Ich habe fünfzehn Stunden geschlafen. Mein Kopf bringt mich um, ich bin immer hungrig, aber habe keine Zeit zu essen. Ich bin überrascht, dass ich Zeit finde zu duschen. Ich stehe unter so großem Druck.“ Taylor nahm ihm die Skizzen aus der Hand und legte sie weg, dann legte sie ihre Hände auf seine Wangen und ließ ihn sie ansehen. Sie war einige Sekunden still, ihn nur anstarrend. Schließlich sprach sie: „Du bist der einzige, der deine Grenzen kennt, Kurt. Du weißt wann es zu viel ist, nicht ich. Aber du bist auch eine Person, die sich mit Arbeit überschüttet. Und dann brichst du unter dem Druck zusammen, wenn du so weit bist, dass du keinen Weg mehr hinaus siehst. Aber, Süßer, du kannst das mit dem College schaffen. Du musst eine Balance finden.“ „Die Leute reden immer von Balance. Ich habe keine Balance. Ich habe keine Zeit für Balance.“, sagte Kurt elendig. „Dann musst du dir Zeit schaffen. Streiche einen Kurs.“ „Es ist zu spät um einen zu streichen. Ich werde mein Teilstipendium verlieren.“, seufzte Kurt. „Dann musst du es irgendwie schaffen.“, sagte Taylor sehr ruhig und sah ihn traurig an. „Es ist Ende März. Du hast nur noch etwas mehr als einen Monat, Süßer. Sechs Wochen. Das schaffst du.“ Kurt sah hinunter. „Ich bin im Moment so unglücklich.“ Taylor schlang ihre Arme um ihn. „Du bist so dünn. Du musst auf dich aufpassen, Kurtsie. Du musst essen und schlafen. Deine Gesundheit muss an erster Stelle stehen. Vor allem anderem. Wenn du krank wirst, kannst du gar nichts mehr tun.“ „Ich kann nicht krank sein.“, seufzte Kurt und strich sich durch sein strubbeliges Haar. „Ich kann einfach nicht, Taylor. Ich habe momentan keine Zeit dafür. Ich fühle mich seit gestern richtig schlecht und bin nach Hause gekommen und habe fünfzehn Stunden geschlafen und mein Kopf tut immer noch weh und ich huste.“ Er sah zur Decke. „Ich kann momentan einfach nicht.“ „Wenn dein Körper dir sagt, dass etwas nicht stimmt, dann stimmt etwas nicht. Und das heißt, dass du dich um dich kümmern musst.“ Taylor drückte seine freie Hand. „Ich bringe dich ins Bett, so dass du dich etwas mehr ausruhen kannst und ich fahre zurück nach New York, okay? Heute Abend musst du dich nicht um deine Collegesachen kümmern. Leg dich einfach hin und versuch zu schlafen.“ Kurt erlaubte es Taylor ihn ins Bett zu bringen und krabbelte hinein. „Kannst du es Blaine nicht erzählen, dass ich mich so schlecht fühle? Ich möchte nicht, dass er sich Sorgen macht.“ „Warum möchtest du nicht, dass Blaine weiß, dass du krank bist, Süßer? Er sorgt sich um dich. Er möchte einfach nur, dass es dir besser geht.“, sagte Taylor sanft. „Ich möchte einfach nicht, dass er sich Sorgen macht, das ist alles. Nicht wenn es nur eine Erkältung ist.“ Taylor sah zögerlich aus, als er die Decke hochzog. „Gut… aber ich zähle auf dich, dass du dich um dich kümmerst. Ich möchte, dass du mich morgen anrufst oder mir schreibst, okay?“ „Okay.“, seufzet Kurt. „Taylor… wenn du nur wegen Paige umziehst, denke ich, dass du… naja… dann denke ich nicht, dass du es tun solltest. Weil es nicht gut ist, vor so etwas davon zu rennen. Du wirst es später bereuen.“ „Ich weiß.“, nickte Taylor. „Ich muss heute Nacht ernsthaft nachdenken und herausfinden, ob ich es aus den komplett falschen Gründen will.“ Kurt nickte, zu ihr auf blinzelnd. „Danke, dass du bei mir vorbei geschaut hast.“ Sie beugte sich hinunter und küsste seine Stirn. „Bitte, Kurt, hör einfach auf mich. Sorg dafür, dass es dir besser geht, du weniger arbeitest und du dich um dich kümmerst. Du bist zu jung um dich so zu stressen. Okay?“ Kurt nickte und kuschelte sich unter die Decke, seine Augen schließend. „Ich liebe dich, Schatz.“ Er küsste seine Wange. „Werd gesund.“ „Ich dich auch, Taylor.“, sagte Kurt, rollte sich hinüber, zog sich die Decke über den Kopf und hustete in seine Armbeuge. Die Idee weniger zu arbeiten war toll, natürlich, Aber das war im Moment einfach nicht realistisch. Er verstand nicht warum niemand das verstand. ________________________________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)