Special Candy von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 1: All I want for Christmas ----------------------------------- Es war lächerlich. Total bescheuert. Und absolut nicht männlich, was er sich hier gerade antat und wenn jemals Takanori oder Kouyou davon erfahren würden, würde er sie grausam töten müssen. Es reichte schon, dass seine Schwester erst Mal vor Lachen fast zusammengebrochen war, am Telefon, als er sie nach einem Rezept gefragt hatte, aber wann sah man schon mal einen Akira Suzuki Weihnachtsplätzchen backen? Genau. Nie. Er hasste Weihnachten, er hasste dieses verdammte scheinheilige Getue von wegen Heile Welt und am meisten hasste er dieses ganze verdammte Zuckerzeug mit dem man jedes Jahr aufs Neue versuchte, ihn zu quälen. Das war noch ein Grund für ihn gewesen, sobald er volljährig gewesen war, zuhause auszuziehen und sich in Ermangelung an dem passenden Job für seine vier-Zimmer-Traumwohnung eben eine 2-Zimmer-Wohnung mit Kouyou hatte teilen müssen. Gut, wenn er an die Zeiten zurück dachte, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht, so schlecht war das damals gar nicht gewesen, auch wenn er ab und an kurz davor gewesen war, dem Anderen den Hals umzudrehen, wenn er mal wieder über leere Flaschen und Pizzaschachteln gestolpert war. Aber im Großen und Ganzen war es schön gewesen. Auch wenn er gerade froh war, über seine eigene Wohnung, denn Kouyou würde diesen Anblick sicherlich im Leben nicht mehr vergessen und ihn wahrscheinlich noch ins Altersheim damit verfolgen. Aber wieso wollte dieses verdammte Mehl auch nicht brav in die Schüssel hüpfen sondern sich lieber in seinen Haaren verteilen, sowie auf seiner Kleidung, sodass er langsam aber sicher einem Gespenst ähnlicher war, als sich selbst. Nun, ein gutes hatte das Ganze wenigstens: Wenn ihm nächstes Jahr an Halloween keine passende Verkleidung einfiel, könnte er ja einfach den Backversuch wiederholen und tada. Akira seufzte genervt, strich sich eine Haarsträhne und damit noch mehr Mehl aus dem Gesicht. So konnte das eindeutig nicht weitergehen, er brauchte Hilfe. Professionelle Hilfe und das möglichst schnell, denn laut Uhr blieben ihm nur noch ein paar Stunden, bis ihr Leader vorbeikommen würde und genau dieser war eben der Grund für diese ganze verdammte Scheiße die er sich hier gerade antat. Ihm war so schnell kein Weihnachtsgeschenk für Kai eingefallen, also hatte er beschlossen, dieses Jahr eben kreativ zu werden und jetzt stand er hier, mit pinker Hello Kitty Schürze und über und über voller Mehl. Nein, seine Ideen waren auch schon mal besser gewesen. Also, er brauchte Hilfe. Dringend. Nur wen konnte er anrufen, ohne ihn danach grausam ermorden zu müssen? Am Naheliegendsten wäre Kai gewesen, natürlich. Nur eben leider auch ziemlich sinnfrei, davon ab, dass der Drummer heute arbeiten musste. Seine Schwester war zu weit weg, bis sie hier war, wäre Kai auch da, aber was musste sie auch unbedingt nach Osaka ziehen? Kouyou würde er nur über seine Leiche hinweg anrufen, was die Möglichkeiten doch ziemlich reduzierte, auch wenn er für einen kurzen Moment mit dem Gedanken spielte, Miyavi anzurufen, nur um den Gedanken gleich wieder zu verwerfen. Er war weder lebensmüde, noch wollte er heute die Feuerwehr oder einen Krankenwagen rufen müssen, weil seine Küche explodiert war. Yuu erschien ihm jetzt wirklich nicht als der Typ, der selbst Weihnachtsplätzchen backte, was er natürlich nicht mal nötig hatte, bei dem ganzen Zeug, womit die Fangirls sie regelmäßig eindeckten. Davon ab, dass er Weihnachten vermutlich bei seinen Eltern in Mie verbringen würde und damit doch so gut wie unerreichbar war. Blieb noch eine einzige Möglichkeit, wenn er nicht eine seiner zahlreichen Exfreundinnen anrufen und sich damit endgültig lächerlich machen wollte. Takanori. Auch wenn er es eigentlich hatte vermeiden wollen, aber scheinbar blieb ihm keine andere Wahl. Er würde dem Anderen nie wieder in die Augen sehen können. Wollte er wirklich den Rest seiner Männlichkeit für Kai aufgeben? Ein kurzer Blick auf die pinke Hello Kitty Schürze zeigte ihm, dass eh fast nichts mehr übrig war, was er verlieren konnte, also atmete er noch ein mal tief durch und griff dann zum Telefon. Zu seinem Erstaunen hob der Andere fast sofort ab, was ihn irgendwie zu der Vermutung brachte, dass er auf seinen Anruf gewartet haben musste. „Das hat aber gedauert.“ Akira hob eine Augenbraue, starrte das Telefon misstrauisch an und ließ dann den Blick schweifen. Hatte sein bester Freund hier irgendwo Kameras aufgestellt? Takanori am anderen Ende der Leitung lachte leise. „Nein, ich hab keine Kameras in deiner Wohnung installiert, Akira, aber ich kenn dich. Gib mir zehn Minuten, dann bin ich da.“ Der Ältere nickte nur stumm, auch wenn er sich fragte, wie der Andere ohne Auto so schnell bei ihm sein wollte – auch wenn sie fast nebeneinander wohnten, brauchte man zu Fuß doch ca. eine halbe Stunde, von einer Wohnung zur anderen. Davon ab, hatte er ja noch nicht mal erwähnt, worum es eigentlich ging, doch bevor er noch etwas sagen konnte, hatte Takanori einfach aufgelegt, einen hilflosen Bassisten zurück lassend. Na toll. Und jetzt? Er machte sich gar nicht die Mühe, das Mehl aus seinen Haaren zu entfernen, wenn sie das hier erfolgreich hinter sich gebracht hatten, würde er eh eine lange, heiße Dusche nehmen müssen, schon allein um seine Nerven zu beruhigen. Die Zeit erschien ihm endlos, während er wartete, die Uhr mit Blicken regelrecht erdolchte. Noch acht Minuten. Was sollte er solange bitte tun? Gut, das Chaos minimieren, war vielleicht eine gute Idee, so dass er sich mit einem schweren Seufzen ans Abspülen machte und dafür sorgte, dass die Küche wenigstens wieder als solche erkennbar war. Dank der auf maximale Lautstärke gedrehte Musik bekam er weder die Türklingel mit, noch wie sich der Andere langsam an ihn heran schlich, nachdem er den Ersatzschlüssel gefunden hatte. Und zuckte im nächsten Moment mit einem Schrei zur Seite, der jedem Mädchen zu aller Ehre gereicht hätte, als er angestupst wurde. Takanori lachte auf, während er das Radio leiser drehte, seinen besten Freund an sich zog, um ihn zu umarmen. „Ganz ruhig, Aki, ich bins doch nur.“ Gut, ein Blick hinter den Sänger verriet Angesprochenem, dass das nicht so ganz der Wahrheit entsprach, es sei denn, Yuu wäre ein Geist gewesen, aber dass bezweifelte er doch, Geister konnten seines Wissens nach nicht mehr lachen und der Schwarzhaarige schien sich hier halb tot zu lachen, fing sich aber zum Glück noch rechtzeitig wieder, bevor er das Nudelholz nach ihm werfen konnte. So ein verdammter Idiot. „Also pink steht dir wirklich gut, Akira.“ Akira brauchte etwas, bis ihm klar wurde, wovon der Andere redete, aber dann legte sich ein Rotschimmer auf seine Wangen und er biss sich hart auf die Lippen. Musste er doch einen seiner Bandkollegen heute noch umbringen, verdammt aber auch. Takanori grinste noch etwas vor sich hin, bevor er sich dann aber doch von dem Älteren löste, Yuu langsam in Richtung Tür brachte. „Den Anblick solltest du lieber vergessen, sonst muss ich böse werden und noch mal danke fürs fahren, Schatz.“ Damit und mit einem sanften Kuss schob der Sänger den Schwarzhaarigen aus der Tür, bevor er sich wieder zu Akira umdrehte, diesen regelrecht anstrahlte. „Und jetzt, auf in den Kampf!“ Dieser blinzelte verwirrt, hatte er irgendwas nicht mitbekommen? „Taka?“ Der Kleinere hatte mittlerweile begonnen, den Teig zu begutachten, den Akira mehr Schlecht als Recht inzwischen hinbekommen hatte, drehte sich jedoch um, als er angesprochen wurde. „Ja?“ Akira schüttelte kurz den Kopf, bevor er tief durchatmete und ebenfalls wieder seine Küche betrat. „Wie lange geht das schon zwischen dir und Yuu?“ Ein verträumtes Lächeln legte sich auf die Lippen des Sängers bei der Erwähnung dieses Namen, bevor er sich wieder zusammenriss und wenigstens nicht mehr wie ein liebeskrankes Rentier auf Entzug aussah. „Schon etwas länger, wieso?“ Der Ältere hob eine Augenbraue. „Wieso hast du mir nichts gesagt?“ Takanori zuckte mit den Schultern, schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln. „Weil es offensichtlich genug war.“ Offensichtlich genug? Akira dachte nach, aber alles, was ihm einfiel, waren die Fanservicebilder, möglich, dass die beiden sich auf der Bühne ab und an etwas näher als sonst gekommen waren, aber wirklich aufgefallen war es ihm nicht. „Na komm schon, bin ich jetzt hier um dir den Arsch zu retten oder über meine Beziehung zu reden?“ Der Bassist zog eine Grimasse. „Beides.“ Zwei Stunden später saß er frisch geduscht und umgezogen im Wohnzimmer, starrte abwechselnd die Schachtel mit den Plätzchen an, die auf dem Tisch vor ihm stand und dann wieder zur Tür. Mit Takanoris Hilfe hatte er es wirklich geschafft, etwas halbwegs ansehnliches aus dem Teig zu formen, wenngleich der rosa Zuckerguss nicht hätte sein müssen seiner Meinung nach, aber da hatte er sich nicht getraut, dem Sänger zu widersprechen, wenn dieser sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, half nur noch lächeln und nicken. Und jetzt saß er hier und war so nervös wie vor seinem ersten Date. Wunderbar. Dabei war es ja eigentlich nur Kai, der in weniger als 30 Minuten vor seiner Tür stehen würde. Akira schlucke schwer und fuhr sich zum wiederholten Male durch die Haare. Hoffentlich würde dem Drummer sein Geschenk gefallen, um irgendwas anderes zu kaufen, war es mittlerweile doch zu spät, davon ab, dass Takanori ihm verboten hatte, das Haus noch mal zu verlassen und spätestens als er damit gedroht hatte, Kouyou über die pinke Hello Kitty Schürze aufzuklären, hatte er resigniert, denn der Kleinere bluffte nicht. Wenn es nur so einfach gewesen und Kai wirklich nur Kai für ihn gewesen wäre. Der Blonde atmete noch mal tief durch, schloss für einen Moment die Augen und zuckte regelrecht zusammen, als es klingelte. Nun denn, jetzt wahr wohl die Stunde der Wahrheit gekommen, wie er sich leise selbst zu flüsterte, bevor er aufstand und einem etwas abgehetzten Braunhaarigen die Tür öffnete. „Sorry, ich war mir nicht mehr sicher wegen der Uhrzeit und du bist nicht ans Handy.“ Ein Grinsen legte sich auf Akiras Lippen, bevor er den Anderen erst mal sanft in die Wohnung zog, die Tür hinter ihm schloss. „Eigentlich bist du sogar noch 20 Minuten zu früh dran.“ Er konnte deutlich sehen, wie sich Erleichterung auf Kais Gesicht breit machte, bevor er ihn kurz umarmte. „Gut, ich hatte wirklich Panik, zu spät zu kommen.“ Ja, das war Kai live. Immer darum bemüht pünktlich zu sein, höflich nett und super zuvor kommend. Der Blonde ertappte sich dabei, wie seine Gedanken in eine etwas jugendgefährdende Richtung abdrifteten, als er sah, wie der Drummer immer noch etwas schneller atmete, wandte sich schnell ab, um diese Gedanken zu verdrängen. Das hätte ihm jetzt wirklich noch gefehlt. „Willst du was trinken?“ Der Braunhaarige hatte sich mittlerweile die Schuhe ausgezogen, nickte nur, bevor er sich etwas unsicher umsah. Kai war zum ersten Mal hier, wie Akira gerade auffiel, irgendwie brachte ihn dieser Gedanke schon wieder zum Grinsen. „Kannst dich ruhig setzen, hier beißt dich nichts.“ //Außer mir.//, fügte er noch in Gedanken hinzu, während er für den Anderen ein Glas Wasser aus der Küche holte, sich schlussendlich in den Sessel ihm gegenüber setzte. Der Drummer lachte auf diese Feststellung leise und mal wieder fiel dem Blonden auf, wie sehr er sein Lachen doch liebte. Allgemein jedes Lächeln von Kai auch wenn es sein Herz schneller schlagen ließ und er sich jedes Mal dafür verfluchte, aber er konnte es nun mal nicht ändern. „Ich wusste wirklich nicht, was ich dir schenken soll.“ Unterbrach er die Stille nach ein paar Minuten in denen der Andere schweigend sein Wasser getrunken, sich weiter umgesehen hatte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf Kais Lippen, aber er ließ ihn weiterreden, wofür der Bassist ihm unendlich dankbar war. Denn wenn er es nicht getan hätte, hätte er vermutlich nie den Mut gefunden, weiter zu sprechen. „Und auch, wenn du vermutlich selbst schon davon erschlagen wirst, dachte ich, du würdest dich vielleicht über was Selbstgemachtes freuen.“ Akira atmete tief durch, bevor er dem Anderen die bunte Plätzchendose in die Hand drückte, welchem das Erstaunen deutlich anzusehen war. „Du hast dich ausgerechnet für mich in die Küche gestellt?“ Ein Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, bevor er langsam nickte. Wieso musste der Drummer auch immer so genau wissen, um was es genau ging? Als ihm bewusst wurde, dass sich noch dazu neben den normalgeformten Plätzchen ein paar Herzen, ebenfalls mit rosa Zuckerguss glasiert, befanden, wünschte er sich doch, im Boden zu versinken, schloss die Augen, während der Andere sein Geschenk etwas näher unter die Lupe nahm, bevor er mit einem breiten Grinsen aufsah. „Die sind wirklich von dir?“ Akira nickte stumm, sah zu Boden, zuckte aber im nächsten Moment zusammen, als er eine Hand an der Wange spürte, Lippen die hauchzart seine Stirn berührten. „Das ist süß von dir, Akira. Weißt du, ich hatte ähnliche Probleme ein passendes Geschenk für dich zu finden.“ Jetzt sah er doch wieder auf, musterte Kai etwas fragend. Für gewöhnlich wusste dieser doch auf alles eine Antwort, diesmal nicht? Etwas daran kam ihm seltsam vor, aber er beschloss zu schweigen und abzuwarten. Der Braunhaarige biss sich auf die Lippen, sah kurz zu Boden, bevor ihre Blicke sich trafen und ein sanfter Rotschimmer ebenfalls auf seinen Wangen erschien. „Halt mich für verrückt oder kitschig, Akira, aber alles, was ich dir zu Weihnachten schenken kann, ist mein Herz und wenn du es nicht willst, werde ich damit leben müssen.“ Zum Ende hin war Kais Stimme immer leise geworden und Akira braucht doch etwas, bis sein überfordertes Gehirn die Information verarbeitet hatte. Dann aber schüttelte er den Kopf, zog den Anderen auf seinen Schoß und verschloss die Lippen des Drummers mit seinen, sanft und vorsichtig. „Du bist ein Idiot, Kai. Wie könnte ich dein Herz abweisen, wenn du meines schon längst besitzt?“, flüsterte der Blonde leise, bevor er den Anderen direkt wieder an sich zog, um ihn erneut zu küssen, wenn nicht noch sanfter als zuvor, lächelte, als dieser den Kuss auf die gleiche Weise erwiderte. „Ich liebe dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)