Through Generations von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Denkst du etwa, ich nehme Blutkonserven in meinem Koffer mit? ------------------------------------------------------------------------ Das Schloss sah atemberaubend aus. Auch wenn ich schon zwei mal hier gewesen war, diesen Anblick würde ich immer unglaublich finden. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie die Kutsche anhielt. „Hey Cat! Wir sind da!”, rief Lily und wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum. „Oh, tut mir leid. Ich habe geträumt.” Wir stiegen aus der Kutsche und liefen ins Schloss. Am Eingang stand Minerva McGonagall. Auch sie hatte ich bereits kennengelernt. „Catherine Sheila, Sie haben sich kein bisschen verändert”, sagte sie und ich konnte die Andeutung eines Lächelns aus ihren Lippen ausmachen. „Das wird sich im Laufe meiner Existenz auch sicherlich nicht ändern, Professor McGonagall. Ich freue mich sehr, wieder hier zu sein. Welches Fach unterrichten Sie?” „Verwandlung. Außerdem bin ich inzwischen Hauslehrerin von Gryffindor. Nun aber zu Ihnen. Sie werden mit den Erstklässlern in dem Vorraum warten und dann in der großen Halle von dem Sprechenden Hut in ein Haus eingeteilt. Damit haben Sie ja inzwischen Erfahrung.” „Ja. Gut, dann werde ich mich jetzt mit zu ihnen stellen.” Ich ging zu den Erstklässlern, welche mich natürlich ein wenig komisch beäugten. Wie oft sieht man schon ein (körperlich) 15 - jähriges Mädchen bei der Auswahl. Auch die Leute in der Halle würden wohl recht verwundert schauen. Während wir in diesem Vorraum warteten, kauten sich einige der Kleinen vor Aufregung beinahe die ganzen Nägel ab, doch ich war die Ruhe selbst. Was eigentlich recht verwundernswert war. Ich hörte, wie in alle Leute in der Halle verstummten und plötzlich sprach eine, mir nur zu bekannte, Stimme. „Einen wunderschönen guten Abend. Bevor wir mit der Auswahl anfangen, möchte ich kurz etwas erklären. Ab diesem Jahr haben wir eine etwas ungewöhnlichere Schülerin bei uns. Sie wird im dritten Schuljahr beginnen. Ich wollte euch nur von diesem Umstand in Kenntnis setzen, bevor irgendeine Art von Verwirrung entsteht. Doch wieso sie erst jetzt zu uns kommt, muss sie euch selbst erklären. Gut, nun können wir beginnen”, sagte Albus. Sofort setzte lautes Gemurmel ein, doch ich hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, da sich plötzlich die Tür öffnete. Als ich die Große Halle betrat, fielen jegliche Blicke auf mich. Ich sah Lily neben Alice am Gryffindortisch. Die beiden lächelten mir aufmunternd zu. Die Gruppe blieb stehen und Professor McGonagall holte den Hocker mit dem sprechenden Hut. Er präsentierte sein Gedicht und am Ende jubelten alle Schüler. Die Professorin trat vor. „Wenn ich eure Namen aufrufe, kommt ihr nach vorne, setzt euch auf den Hocker und der Hut wird euch in das jeweilige Haus einteilen.” Sie rief den ersten Namen auf und ein Junge ging zitternd zu dem Hocker. Er setzte sich den Hut auf. Dieser musste nicht lange nachdenken und rief nur wenige Sekunden später: ,RAVENCLAW’. Der Tisch jubelte und der Junge setzte sich freudestrahlend hin. So ging es, bis sie meinen Namen aufrief. „Sheila, Catherine!” Völlig ruhig ging ich zu dem Hocker und streifte mir den Hut über. „Ach, wen haben wir denn da? Catherine Sheila. Nun durchläufst du schon zum dritten mal diese Schule. Warum du dein Vampirleben nicht anders als mit Schule verbringst, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben.” Bei dem letzten beiden Sätzen weiteten sich sowohl meine Augen, als auch die von sämtlichen Schülern. Ich fand Lilys Blick. Auch ihre Augen sahen geschockt zu mir hinauf. Doch dann geschah etwas, was ich nach dieser ,Bekanntmachung’ nicht erwartet hätte. Ihre Gesichtszüge wurden weich und sie lächelte. Das sah nach einem recht guten Zeichen aus. Der Hut setzte wieder zum reden an. „Also, deine Eigenschaften haben sich innerhalb der letzten Jahrzehnte nicht geändert. Du kommst nicht nach deinem Vater, hast jedoch einige Eigenschaften deiner Mutter. Daher würde ich sagen… GRYFFINDOR!” Die beiden Mädchen und dir Rumtreiber klatschten am lautesten. Aber auch die anderen Gryffindors schienen begeistert zu sein. Lächelnd lief ich zu Lily, die zwischen Alice und ihr einen Platz frei gemacht hatte. Kaum saß ich, fielen sie mir um den Hals. „Kei…ne Lu…ft”, keuchte ich und sie ließen mich wieder los. Schweigend schauten wir zusammen die restliche Auswahl an. Als auch endlich der letzte Schüler eingeteilt wurde, stand Albus noch einmal kurz auf. „Haut rein!”, rief er und die Tische füllten sich mich den wunderbaren Speisen. Die Hauselfen konnten so unglaublich gut kochen. Ich füllte meinen Teller und aß. „So, du bist also ein Vampir”, stellte Lily noch einmal fest. „Ja, das bin ich. Und ich wollte es euch auch auf jeden Fall sagen, nur nicht gleich am ersten Tag. Es war für mich auch erst einmal wichtig zu wissen, ob ihr mich überhaupt leiden könnt. Denn hättet ihr mich von Anfang an nicht gemocht, würde ich wahrscheinlich niemandem erzählen.” Alice hatte ebenfalls gespannt zugehört und die beiden sahen mich ein wenig verwirrt an. „Tut mir leid. Meine unschlagbare Logik versteht man manchmal überhaupt nicht.” „Nun ja, ich würde mal sagen, die Hauptsache ist, dass du es uns sagen wolltest. Außerdem kennen wir dein Geheimnis jetzt und mich persönlich stört es nicht”, sagte Alice. „Mich auch nicht. Es sei denn, du bekommst einen nächtlichen Naschanfall. Das fände ich nicht so berauschend”, meinte Lily und ich sah sie geschockt an. „Nie im Leben!”, erwiderte ich mit hoher, ungläubiger Stimme. „Dann ist ja gut. Zugegeben, ich hätte es auch nicht erwartet”, sagte Lily lächelnd. Schweigend beendeten wir das Essen und dann erhob Dumbledore sich ein weiteres Mal. Er belehrte uns, wie auch die vorherigen Schulleiter es immer getan hatten. Wir sollten nicht in den verbotenen Wald gehen, nicht in den Gängen und außerhalb des Unterrichts zaubern. Danach wünschte er uns noch eine gute Nacht und die Halle begann sich zu leeren. Lily, Alice und ich begaben uns auf den Weg zu Gemeinschaftsraum. Dieser lag noch immer hinter dem Gemälde der fetten Dame, welche mich ebenfalls wieder erkannte. „Catherine Sheila. Es wundert mich nicht, dich wiederzusehen.” „Schön Sie wiederzusehen. Hatten Sie eine angenehme Zeit?” „Nun ja, fast”, meine sie und schaute auf etwas hinter mir. Ich drehte mich um und sah die Rumtreiber. Außerdem hatte sich ein ziemlich lange Reihe gebildet. „Oh, ich halte alle Leute auf. Axis.” Lily hatte auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum einen Vertrauensschüler nach dem Passwort gefragt. Das Gemälde schwenkte zur Seite und wir gingen hinein. Vor dem Kamin stand ein Sessel, in welchen ich mich schnell fallen ließ, bevor es jemand anderes tun konnte. Diesen Sessel beanspruchte ich schon seit meinem letzten Hogwartsbesuch für mich selbst. Was niemand hier wusste war, dass ich ihn selber gebaut und hier her gestellt hatte. Auf der Unterseite stand sogar mein Name. Doch wieso ich das getan hatte, wusste ich selber nicht genau. „Du scheinst den Sessel sehr zu mögen”, sagte Remus. „Sollte es dich interessieren, er gehört mir sogar”, meinte ich und grinste ihm frech entgegen. „Glaubst du doch wohl selber nicht”, mischte sich nun auch Sirius ein. „Wenn du es mir nicht glaubst, sieh doch einfach nach. Du musst ihn nur umdrehen”, entgegnete ich wissend. Da ich ihre Gesichter sehen wollte, stand ich auf und schaute sie herausfordernd an. James und Sirius drehten den Sessel um und schauten sie die Unterseite an. Auch Remus, Peter, Alice und Lily waren näher herangetreten. Sie alle hatten einen überaus erstaunten Gesichtsausdruck aufgesetzt. In schwarzer, geschwungener Schrift stand dort ,Catherine Sheila 1852’. „Meine Güte, sag mal, wie alt bist du denn eigentlich?”, fragte Lily ein wenig ungläubig. „Auch wenn es noch nicht so allzu lange her ist, Goethe fand, dass ich ein reizendes Mädchen sei. Und Shakespear hat mich als wirklich entzückendes Kind bezeichnet.” Sie schauten mich alles recht perplex an. „Sagst du uns auch, wann genau du geboren bist?”, hakte James nach, währen er weiterhin auf den Sessel schaute. „Irgendwann vielleicht. Ich denke, für heute habe ich euch genug zugesetzt”, sagte ich lächelnd und wandte mich dann an Lily. „Ich geh jetzt nach oben. Bleibt ihr noch hier oder geht ihr auch mit?” „Also ich geh mit. Ich denke, oben ist eine ,bessere Atmosphäre’ “, meinte Lily und schaute verächtlich zu den vier Jungs. Alice nickte stumm und wir gingen in Richtung Schlafsaal. An der Treppe drehte ich mich noch einmal um und schaute zu den Rumtreibern. „Gute Nacht!”, rief ich. „Nacht Cat!”, kam es unisono von ihnen. Schnell drehte ich mich um und lief den Mädchen hinterher. Oben angekommen öffnete Lily eine Tür, links neben der Treppe. Darin standen drei Himmelbetten. „Welches Bett bekomme ich?” „Neben dem Fenster. Schau, dein Koffer steht schon da”, sagte Alice und zeigte auf das erwähnte Bett. Ich ließ mich darauf fallen und schaute mich im Zimmer um. Rechts neben der Eingangstür führte einen weitere ins Badezimmer. Links neben meinem Bett folgten die von Alice und Lily. Die beiden setzten sich auf das Bett von Alice und unterhielten sich. „Ich gehe kurz ins Badezimmer”, sagte ich, als gerade keine der beiden etwas sagte. Sie nickten. Ich nahm mein Etui und verschwand hinter der rechten Tür. Zuerst putzte ich mir die Zähne und schminkte mich dann ab. Bei einem Blick in den Spiegel beäugte ich wieder meine blasse Haut. Wie schon am Morgen. Manchmal wäre es schön, einen dunklere Haut zu haben. Ohne Make-Up. Dann würde ich auch nicht mehr so aus der Menge herausstechen. Eigentlich hatte ich mich schon lange mit meinem Aussehen abgefunden, doch hin und wieder ertappte ich mich bei diesen kritischen Gedankengängen. Das war lästig, kam jedoch leider hin und wieder vor. Nach einer gefühlten Stunde ging ich zurück in den Schlafsaal. Lily und Alice hatten sich inzwischen umgezogen und warteten, dass ich das Badezimmer freigab. Alice ging zuerst hinein und ich zu meinem Koffer. Lily schaute über meine Schulter. „Denkst du etwa, ich nehme Blutkonserven in meinem Koffer mit?”, fragte ich belustigt. Sie fühlte sich ertappt und lief rot an. „Naja, vielleicht. Ich habe noch nie einen Vampir kennengelernt und weiß ja nicht, wie das so ist”, antwortete sie kleinlaut. „Schon in Ordnung. Es wundert mich nicht im Geringsten. Neugierde ist neben Abscheu die häufigste Reaktion, welche ich zu spüren bekomme. Entweder die Zauberer oder Hexen hassen Meinesgleichen oder finden sie interessant und wollen etwas über uns erfahren. Das ist schon immer so. Ich bin wenigstens froh, dass ihr mir mit Neugierde begegnet. Oh, und die Neugierde verlangt auch immer eine gewisse Freundlichkeit, welche ihr ebenfalls besitzt. Für mich ist das überaus angenehm.” Nun hatte ich mal wieder einen ganzen Vortrag gehalten. Sie sah mich ein wenig perplex an, doch dann wurde ihr Gesichtsausdruck nachdenklich. Na, auf diese Antwort bin ich überaus gespannt gewesen. „Und welche Reaktion kommt häufiger vor?” „Wenn ich ehrlich bin, Abscheu. Es ist nun mal so, dass immer erzählt wird, Meinesgleichen wäre immer nur auf Blut aus und daraufhin tötet. Zugegeben, es gibt wirklich solche Vampire. Irgendwoher müssen diese Vorurteile ja kommen. Doch inzwischen ist der Großteil… wie drücke ich das am besten aus? Humaner und freundlicher geworden. Ich persönlich hatte schon immer eine Abneigung Menschen zu töten. In der gesamten Zeit meiner…Existenz habe ich nur einen Menschen getötet. Und dies habe ich nur aus Zwang getan. Darüber möchte ich jetzt aber nicht sprechen. Ich werde euch schon alles erzählen, aber nicht auf einmal. Die elementarsten Dinge wisst ihr und das reicht vorerst. Ihr müsst mir nur vertrauen Lily.” „Also ich vertraue dir”, sagte Alice, die gerade aus dem Badezimmer kam. „Ich auch”, meinte Lily. Sie und Alice sahen sich in die Augen, riefen dann synchron „Gruppenkuscheln!” und zogen mich in eine Umarmung. Wie man zwei so liebe Menschen nicht mögen könnte, war mir ein Rätsel. Ich war mir ziemlich sicher, dass es auf dieser Schule niemanden gab. Bis auf die Slytherins. Aber die hassten ja jeden. Nach der Umarmung ging auch Lily ins Bad und ich zog mich um. Dann legte ich mich in mein Bett und schaute gedankenverloren zum Baldachin. Plötzlich erschien mit einem ‘plop’ eine Hauselfe neben meinem Bett. „Guten Abend, Miss. Mein Name ist Twinkles. Ich soll ihnen diesen Brief von Professor Dumbledore geben. Er entschuldigt sich noch für die späte Störung, doch er konnte es nicht eher schaffen”, sagte sie und reichte mir mit einer Verbeugung eine versiegelte Rolle Pergament. „Vielen Dank Twinkles. Wenn du ihn noch einmal siehst, richte ihm bitte von mir aus, dass es überhaupt nicht schlimm ist und ich ihm eine angenehme Nacht wünsche”, antwortete ich und tätschelte ihr liebevoll den Kopf. Ich mochte diese kleinen Wesen wirklich gerne. Außerdem war ich mir sicher, dass sie bei Albus gut behandelt wurden. Die Kleine schaute mich mit großen Augen an und lächelte. „Sie sind sehr, sehr freundlich, Miss!” Und schon war sie wieder verschwunden. Ich öffnete die Rolle und las. Liebe Catherine, Es tut mir leid, dass ich dir den Brief erst zu diesem späten Zeitpunkt noch schicke. Ich musste noch einige Dinge klären, daher hat es so lange gedauert. Ich bitte dich darum, morgen nach dem Abendessen in mein Büro zu kommen. Dieses liegt noch immer hinter der goldenen Adlerfigur. Am Freitag würde ich dich dann gerne zu einem Tee einladen, damit wir uns über die vergangen Jahre unterhalten können. Eine angenehme Nacht und einen schönen ersten Schultag. Albus P.S.: Ich mag noch immer Strickmuster. „Was möchte Dumbledore von dir?”, fragte Alice. „Ach, nur das ich morgen und Freitag Abend zu ihm ins Büro kommen soll”, meinte ich gleichgültig. „Warum? Du hast doch gar nichts getan. Wie kann er…” „Reg dich ab Lily!”, rief ich in ihre Schimpftirade ,, Ich habe auch nichts getan. Du weißt doch, dass ich schon recht alt bin. Ich habe Albus vor einigen Jahren kennengelernt. Er war gerade auf Hogwarts und ich wohnte in Hogsmead. Wir haben uns angefreundet, als sie wieder einen Hogsmeadausflug machten. Dann durfte ich ihn immer im Schloss besuchen, weil ich den damaligen Schulleiter ebenfalls kannte. Wir haben uns oft über meine Reisen unterhalten. Er war immer sehr an der Welt interessiert. Jedenfalls möchte er morgen meine spezielle Ernährung besprechen und Freitag wollen wir über meine vergangenen Reisen reden. Also rechnet Freitagabend nicht mit mir.” „Ok. Erzählst du uns auch irgendwann, wo du schon überall gewesen bist und was du so gemacht hast?”, fragte Lily. „Sicherlich. Aber jetzt sollten wir schlafen. Immerhin haben wir morgen schon Unterricht. Gute Nacht, ihr zwei!” „Nacht Cat.” Ich schloss die Vorhänge und war kurze Zeit später auch schon eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)