Harmonie von Seraphin ================================================================================ Kapitel 4: Zuhause? ------------------- „HERMINE!“ Noch bevor sie die Tür des Grimmauldplatzes Nummer 12 geschlossen hatte, wurde sie auch schon von zwei kräftigen Armen gepackt und dreißig Zentimeter in die Höhe gerissen. Einklemmt wie in einem Schraubstock, unfähig sich zu bewegen, den Kopf zu drehen oder auch nur die Augen zu öffnen, die viel zu dicht gegen den kräftigen Körper vor ihr gepresst waren, um etwas erkennen zu können, wusste sie dennoch sofort, dass es Ron war. Sie nahm seinen Geruch wahr, den Geruch, den sie mehr als alles andere auf der Welt in den letzten Stunden vermisst hatte. „Hermine, Hermine, Hermine…“ Ron wimmerte, lachte, gluckste und schrie. Als wäre sie nicht schwerer als eine Puppe, hüpfte er mit ihr im Arm wild durch die Eingangshalle, während ihre Füße immer noch in der Luft baumelten. Türen wurden geöffnet und Leute, die Hermine weder erkennen noch über Rons Geschrei hinweg richtig hören konnten, polterten die Treppe hinunter, verharrten und schrieen auf. Ein vielstimmiger Chor, laut, freudig und fassungslos, der die ganze Halle mit Schreien von „Hermine“ erfüllte. Ein weiterer Schrei, noch viel lauter als das ohnehin schon ohrenbetäubende Gebrüll um sie herum und ein Körper stürzte sich auf sie. Der Angreifer schlang seine Arme um sie und um Ron, klammerte seine Beine um sie und ehe sie noch erkannte, dass es Harry war, der sie angesprungen hatte, verlor Ron das Gleichgewicht und alle drei fielen gemeinsam krachend, lachend und jubelnd zu Boden. „Hermine, Hermine, Hermine…“ Ron schien unfähig etwas anderes als ihren geliebten Namen auch nur zu denken. Er schlang seine Arme um sie und rollte mit ihr über den Boden. Mit ihr und Harry, denn der hatte sich so fest um Hermines Beine geklammert, dass er wie ein langer Schwanz am Boden mitgeschleift wurde. Mrs. Weasley - Hermine fürchtete schon, sie wolle sich ebenfalls auf sie werfen - riss Ron weg und stellte Hermine auf die Füße, packte ihr Gesicht und küsste sie ab, und küsste sie überglücklich ab. „Merlin, sind wir dankbar, wir dachten schon… wir fürchteten… es sind so viele Menschen gestorben gestern. Und wir haben nicht…“, Tränen traten ihr in die Augen, sie musste von Hermine ablassen, um ihr Gesicht hinter ihrer schmutzigen Schürze zu verbergen. „Wir dachten, du wärest tot“, murmelte Ginny, die langsam und wie in Trance die Treppe herunter herunterkam und Hermine ansah, als sei sie ein Gespenst. Doch auf der untersten Stufe erwachte sie zu neuem Leben, ließ einen lauten Jubelschrei erklingen und sprang Hermine in die Arme. „Ich hab’s nicht geglaubt.“ Ron fiel Hermine von hinten um den Hals und presste sich so selig und glücklich an sie, als sei sie das Schönste, was er je in seinem Leben gesehen hatte. „Ich hab seit heute Mittag hier auf der Treppe gesessen und gewartet, dass du kommst. Und… woher wusstest du, dass du hierher kommen musst? Wir haben so lange nach dir gesucht, bis wir uns entschlossen haben, zum Grimmauldplatz zu gehen.“ Rons Miene verfinsterte sich „WO WARST DU ÜBERHAUPT!“ Er packte Hermine an den Schultern, drehte sie um und schüttelte sie zornig. „WO WARST DU? WEISST DU, WIE LANGE WIR DICH GESUCHT HABEN? WEISST DU, WELCHE SORGEN WIR, ICH, UNS GEMACHT HABEN?“ Hermine wich einige Schritte zurück und wimmerte mit gebrochener Stimme: „Ich… ich war bewusstlos. Ein Schockzauber hat mich getroffen und ich fiel in einen Busch. Ich bin erst wieder zu mir gekommen, als es dunkel war.“ Sie zuckte entschuldigend die Achseln und fuhr mit ihrem zuvor geübten Vortrag fort: „Ja und niemand war mehr dort. Ich war ganz alleine und ich wusste nicht, was euch passiert war, aber wo hättet ihr denn sonst alle hingehen können?“ Man glaubte ihr. Das war zwar gut, doch sie fühlte auch einen Anflug schlechten Gewissens, dass es so leicht gewesen war, zu lügen. Wo sie wirklich gewesen war, wer sie dorthin gebracht und was sie dort gemacht hatte, war zu verwirrend, um es jetzt vor allen Leuten zu sagen. Vielleicht später am Abend, aber jetzt nicht. Hermines erster Weg führte sie nach oben zum Kamin, um ihren Eltern Bescheid zu geben, dass alles in Ordnung war. Die Weasleys hatten lange mit sich gerungen, ob sie überhaupt etwas sagen sollten, solange man nicht sicher war, dass… Sie wollten Hermines Eltern nicht unnötig in Panik versetzen. Doch wie es der Zufall manchmal will, waren die Grangers von alleine auf die Idee gekommen, da am Abend kein Brief von ihrer Tochter kam, wie denn die Hochzeit gewesen war. Immerhin war sie ja extra deswegen früher von Zuhause abgereist, um bei den Weasleys die Hochzeit und Harrys Geburtstag mitfeiern zu können. Dementsprechend glücklich wirkten sie, als sie Hermines Gesicht in ihrem Kamin aufflammen sahen. Hermine selbst war froh, dass der Kamin die Gesichter ihrer Eltern so verzerrt und fern erscheinen ließ. Auf diese Weise war es einfacher ihre Eltern zu beruhigen, al wenn sie diese von Angesicht zu Angesicht belogen hätte. Andererseits, wie oft sah sie ihre Eltern den schon? Selten, leider sehr selten. Ihr zweiter Weg führte Hermine ins Badezimmer. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie, als sie den verblassten Prunk dieses alten Hauses so deutlich sah wie nie zu zuvor. Wie die Malfoys war auch die Familie Black, die hier früher gelebt hatte, unanständig reich gewesen. Porzellan, Gold und Marmor wo immer man hinsah. Doch nie hatte sie ein Auge dafür gehabt, da alle Schönheit vergangen war. Kacheln waren zersprungen und verblasst, der Marmor war rissig und von einer fettigen Staubschicht bedeckt. Die goldenen Wasserhähne wirkten in all dem Schutt und Schmutz einfach nur wie skurrile Spielzeuge. Dennoch, es war eigenartig sich vorzustellen, dass dies ein ganz ähnliches Haus war wie das, in dem Malfoy aufgewachsen war. Ein Haus, das Menschen wie ihn hervorgebracht hatte, war nun letzte Unterkunft für Menschen, die Familien wie die Malfoys hassten. Menschen wie sie. Nachdem sie sich gewaschen hatte, ging sie wieder zu den anderen in die Küche, um etwas zu essen. Kreacher hatte zunächst versucht, ihnen etwas Dreck, den die Ratten am Boden hinterlassen hatten, als Abendessen zu servieren. Harrys direktem Befehl, etwas Anständiges zu besorgen, konnte er sich dennoch nicht widersetzen, so dass nun zumindest ein paar Getränke, Brot und Wurst und Käse da waren. Immer noch trug sie das Kleid, das ihr Malfoy gehext hatte. Fast bedauerte sie, dass sie es selbst erneut zerrissen hatte, bevor sie den Grimmauldplatz betrat. Es wäre einfach unglaubwürdig gewesen, sauber und unbeschadet zu erscheinen. Andere Kleider als diesen Fetzen hatte sie jetzt allerdings nicht mehr. Ron und Harry erzählten abwechselnd, was geschehen war, als Hermine sich von ihnen getrennt hatte, weil sie geglaubt hatte, dass Krummbein im Hühnerstall eingeschlossen war. Nachdem die Todesser auf Bellatrix' unerwarteten Befehl alle gleichzeitig verschwunden waren, suchten die Weasleys die Gegend großflächig ab, um Überlebende und Opfer zu finden. Bill erzählte dann weiter, dass die Auroren die gefallenen Gäste ebenso wie die Todesser mitgenommen hatten, doch Hermine unauffindbar gewesen war. Nach dreistündiger Suche hatte man beschlossen, den Grimmauldplatz aufzusuchen. Nur Lupin, der noch immer nicht zurück war, Kingsley und Moody blieben bei den Überresten des Fuchsbaus, um weiterhin doch noch eventuelle Überlebende zu suchen oder zu warten, falls die Todesser zurückkämen. Für die Weasleys war es ein trauriger Besuch des Hauptquartiers, da sie so viel hatten zurücklassen müssen. Nicht nur Freunde, die nie wieder kommen würden, sondern bedauerlicherweise auch alles, was die Weasleys auf dieser Welt besessen hatten, wie Molly unter Tränen erklärte. Das Dämonsfeuer hatte ganze Arbeit getan. Die Weasleys hatten weder Kleider zum Wechseln, noch Essen oder auch nur Seife zum Waschen mitnehmen können. Immerhin gelang es Arthur halbwegs, die Fassung zu wahren, während er Hermine erklärte, dass er nicht wüsste, wovon sie in Zukunft leben sollten, da alles, der ganze Haushalt, neu angeschafft werden müsse und seine Position mehr als fraglich sei, da Voldemorts Einfluss jeden Tag zunehme. Doch da auch die sparsamen Weasleys nicht von Nichts leben konnten, wurde ein gemeinsamer Besuch in der Winkelgasse im Laufe der Woche vereinbart. Harry versicherte zwar, dass sie hier bleiben könnten, solange sie wollten, dass er für die erste Zeit sämtliche Kosten für Nahrung, Kleidung und Ausstattung übernehmen würde, doch Hermine sah, wie unangenehm den Weasleys diese Hilfe war, auf die sie bedauerlicherweise angewiesen waren. Zudem fühlten sie sich auch durch die Ermahnungen von Bill und den Zwillinge beunruhigt, die darauf hinwiesen hatten, dass noch strengere Geheimhaltung und noch mehr Sicherungen als zuvor nötig waren, wenn sie dauerhaft im Grimmauldplatz bleiben wollten. Nicht nur Bellatrix und die Malfoys, sondern auch Severus Snape kannten das Haus und es erforderte nicht besonders viel Fantasie herauszufinden, wohin die Weasleys samt Hermine und Harry gegangen waren, nachdem ihr eigenes Haus zerstört worden war. Mrs. Weasley war eine Frau mit leichtem Schlaf und zudem noch unangenehm neugierig, dennoch bekam sie nicht mit, dass gegen ein Uhr in der Nacht die Tür von Ron und Harrys Jungenzimmer geöffnet wurde und unsichtbare Füße hinunter in das Zimmer von Ginny und Hermine schlichen, aus dem wenige Minuten später ebenso unsichtbare Füße nach oben, zu Ron huschten. Xxx Molly schenkte Hermine Tee ein, zwinkerte ihr freundlich zu und lehnte sich zufrieden auf ihrem Stuhl zurück, um die fast schon tot Geglaubte mit liebevollem oder freundlichem Lächeln im Gesicht anzusehen. Ron fing den Blick seiner Mutter auf, zwinkerte Hermine ebenfalls fröhlich zu und stieß sie leicht in die Seite, während er strahlend von seinem Marmeladentoast abbiss. Die Tür zum Salon öffnete sich und Ginny betrat das Zimmer, ein hölzernes Tablett in den Händen, auf dem sich ein benutzter Teller, eine leere Tasse, sowie Besteck befanden. Sie warf Hermine ein verschwörerisches Grinsen zu, zwinkerte Harry zu, der sie, tiefrot im Gesicht, dümmlich anlächelte und sich hinter dem von Bill entwendeten Tagespropheten versteckte. Ginny summte leise ein Lied vor sich hin, setzte sich neben Harry und biss sich auf die Lippen, um ein noch breiteres Grinsen zu vermeiden. Ron beobachtete amüsiert das kleine Geplänkel, ruckte mit dem Kopf zu Harry, als Ginny sich ihm zuwandte und berührte neckend mit der Zunge seine Lippen. Hermine kicherte verschämt, als Mrs. Weasley, die Rons Geste missinterpretiert hatte, sich nach vorne beugte und Ron tadelnd auf den Hinterkopf schlug. Ginny kicherte ebenfalls und strich ihrem Harry mit der Hand über die Wange, woraufhin er, der gerade einen Schluck Tee genommen hatte, so über diese leicht anrüchige Berührung in Gegenwart der Weasley-Eltern erschrak, dass er den Tagespropheten von sich weg warf und Earl Grey quer über den Tisch spuckte. Hermine verdrehte die Augen, als sie daraufhin Ginnys strahlenden Augen sah, die den Kopf schief legte und so bewundernd zu Harry hinüber schmachtete, als habe er gerade den Nobelpreis gewonnen. Ron neben ihr begann vor mühsam unterdrücktem Giggeln zu erbeben, als Ginny ein blütenweißes Taschentuch zückte, um damit Harrys mit Tee überfluteten Teller mit verzückter Miene sauber zu wischen. Mrs. Weasley seufzte und biss in ihren Honigtoast. Mr. Weasley streichelte seiner Tochter liebevoll über die Wange und Bill und Fleur gaben sich einen lauten Schmatz auf den Mund. „Seit wann sind sie denn wieder offiziell zusammen?“, raunte Hermine zu Ron hinüber, der ihr sanft die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Ron neigte seinen Kopf ein wenig weiter zu ihr, damit er seine Stirn an ihre Wange legen konnte und murmelte. „Seit gestern. Nach dieser Hochzeit da, da wurde uns allen klar“, Rons Stimme wurde eine Nuance tiefer und klang nicht mehr zärtlich, sondern schleppend, „wenn es Voldemort wirklich interessiert, dann weiß er doch schon längst von Ginny. Snape“, die Idylle im Raum brach in einer Millisekunde in sich zusammen, als alle gleichzeitig beim Klang dieses Namens zusammenzuckten, „Snape hat Voldemort doch eh alles über Harry gesagt, was er wissen muss.“ „Wir fürchteten, du wärest tot, Hermine“, schaltete sich Harry nun in das Gespräch ein, dessen Gegenstand er war. „Und dieser Nachmittag gestern“, er holte tief Luft, kniff die Augen zusammen, sprach mit fester, entschlossener Stimme weiter, „er hat mir gezeigt, dass wir nun alle überall in Gefahr sind. Egal, wohin wir gehen, was wir machen und welche Tricks wir anwenden. Es kann mit uns allen, die wir hier sitzen, jede Sekunde vorbei sein.“ Er ergriff Ginnys Hand, die neben der seinen auf dem Tisch lag. Mr. und Mrs. Weasley tauschten besorgte Blicke. Fleur hob eine zierliche Hand und drehte nervös ihr silberblondes Haar zu dicken Strähnen. Mrs. Weasley erhob sich halb vom Stuhl, zog das von Ginny zuvor gebrachte Tablett zu sich, räumte es ab und drückte es wie einen Schutzschild vor ihre Brust. „Ich will nicht sterben ohne Zeit mit Ginny verbracht zu haben“, erklärte Harry schulterzuckend. „Der Kampf wird bald kommen, ich spüre es. Aber ich bin noch nicht bereit und ich habe auch nicht die geringste Ahnung, wie und was ich machen sollte. Naja… deswegen wird erst mal alles weiter gehen wie vorher und wenn wir dann wieder in der Schule sind…“ Hermine trat Ron unter dem Tisch ans Bein, der daraufhin vor Schmerz zusammenzuckte, mit zusammengebissenen Zähnen ein scharfes „Ie“ herauspresste, ihr aber dennoch zunickte, um ihr zu bestätigen, dass sie bis auf Weiteres wirklich nach Hogwarts gehen würden. „…werden wir eben soweit wie möglich mit dem Orden zusammenarbeiten und uns auf alles vorbereiten, nicht wahr?“ Ron biss sich auf die Lippen und nickte. Hermine spürte, dass Rons Hand, die immer noch auf ihrer Schulter lag, sich versteifte. Merkwürdig, von einem Moment zum nächsten war es, als ob da nicht ein menschlicher Arm um ihre Schultern läge, sondern ein toter, abgesägter Ast. Es schien sogar fast, als wäre die Wärme aus Rons Körper gewichen. Die Farbe war auf alle Fälle aus seinem Gesicht verschwunden, ebenso wie in allen Gesichtern hier am Tisch. Die idyllisch harmonische Stimmung, die an diesem Morgen zur Schau gestellt worden war, wirkte so falsch, dass Hermine sie ohne große Mühe als Lüge entlarven konnte. Hermine hatte das unangenehme Gefühl, dass sie hier aus etwas ausgeschlossen wurde. Dass alle, die um diesen Tisch versammelt waren, eine bestimmte Sache wussten, die man ihr als Einziger absichtlich verschwieg. „Wie wollt ihr euch denn vorbereiten?“, fragte sie skeptisch. „Lernen natürlich“, flötete Mrs. Weasley ein wenig zu fröhlich und zu schnell, als dass man ihren Kommentar nicht als vorbereitet hätte erkennen können. Hermine war einigermaßen verwirrt über das Gefühl, hier als einziges Publikum inmitten eines gründlich geprobten Schauspiels zu sitzen. „Tja“, trällerte Mrs Weasley fröhlich weiter, vollführte eine wegwerfende Handbewegung und stellte das Tablett, das sie zuvor noch an sich gepresst hatte, unachtsam auf Arthurs voll mit Toast beladenen Teller . „Ja, dann hat er wohl schon gegessen. Ich geh dann mal rauf und beziehe Charlies Bett neu.“ Charlie? Aber waren ihm nicht gestern Mittag von einem Fluch die Füße abgerissen worden? Jetzt erst schien sie das Tablett, von dem Mr. Weasley übellaunig seine zermatschten Toasts abkratzte, überhaupt richtig wahrzunehmen. Wem hatte Ginny eigentlich Essen gebracht? „Charlie?“ „Ja Liebes… er ist oben. Wir kümmern uns um ihn.“ Mrs. Weasley lächelte auf eine extrem seltsame Weise. Ihre Mundwinkel waren zwar nach oben gezogen, doch der restliche Teil ihres Gesichtes war starr wie die Züge einer Schaufensterpuppe. Hermine faltete die Hände vor sich auf dem Tisch und sah der Reihe nach Molly, Arthur, Fleur, Bill, Ginny, Harry und zuletzt Ron an, der neben ihr saß und stumme Blicke mit seinem Bruder wechselte, der sich nervös die Lippen leckte. „Aber warum… warum ist Charlie denn nicht in einem Krankenhaus? Warum habt ihr ihn denn nicht ins St.-Mungos gebracht?“ Harry ließ die Zeitung langsam auf den Tisch sinken, warf Ron einen fragenden Blick zu, der ihm kaum merkbar zunickte, dann schob er den Tagespropheten quer über den Tisch, bis Hermine ihn mit den Fingern fassen konnte. Hermine hatte nicht die geringste Ahnung, warum es auf einmal so still im Zimmer geworden war, als Mollys und Arthurs betretene Gesichter hinter der Schlagzeile des Tages verschwanden, und sie zu lesen begann. „Das St.-Mungo-Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen ist bis auf Weiteres geschlossen. Unglaublich, aber wahr. Das international bekannte Hospital wurde gestern Nachmittag von zwei Muggeln angegriffen. Wie die Krankhausleitung mitteilte, wurden die beiden Muggel, die einem befreundeten Zauberer einen Krankenbesuch abstatten wollten, von zwei Beamten des Zaubereiministeriums begleitet. Soweit bisher bekannt, hatte der Zauberer sich entgegen des internationalen Geheimhaltungsabkommens gegenüber seinen beiden Freunden als magisch offenbart. Weiterhin nannte besagter Zauberer seinen Freunden die Adresse der Abteilung für Muggelarbeit, wo sie daraufhin schriftlich um einen Besuch bei ihrem Freund baten. Die beiden Muggel wurden von Auroren untersucht und als harmlos eingestuft. Soweit bekannt, verabschiedete sich einer der Freunde, kurz bevor er das Zimmer des Kranken betrat, mit der Entschuldigung, noch einmal zur Toilette zu müssen. Niemand schöpfte Verdacht, da er nur wenige Minuten später im Zimmer des Freundes wieder erschien. Auffallend war, dass weder er noch der andere Muggel auch nur ein einziges Wort mit ihrem kranken Freund geredet haben sollen. Wortlos setzten sie sich neben das Bett und warteten auf das, was wohl sorgfältig vorbereitet war. 16:20 Uhr Londoner Ortszeit ging in der Besuchertoilette der Abteilung für Fluchschäden eine sogenannte Zeitbombe hoch. Für die Leser, die sich unter diesem Begriff nichts vorstellen können: Diese Bombe wirkt wie ein mächtiger, dunkler Fluch, der eine kräftige Explosion erzeugt und dessen Wirkung auf eine bestimmte Uhrzeit einstellbar ist. Das gesamte vierte Stockwerk fiel der Bombe zum Opfer. Die Zauberergemeinschaft betrauert unter den Toten dieses feigen Anschlages nicht nur das aufopfernde Personal, sondern auch Patienten wie zum Beispiel Frank und Alice Longbottom, bekannte Ex-Auroren.“ Die Zeitung glitt Hermine aus den Fingern, rutschte an ihr herab und fiel in ihre immer noch halb mit Müsli gefüllte Frühstücksschale. Ihr Mund klappte auf, doch vermochte sie kaum zu atmen, zu denken oder auch nur ansatzweise etwas Sinnvolles zu dem eben Gelesenen zu sagen. Harry stand auf, beugte sich über den Tisch, fischte die Zeitung auf dem Müsli heraus, schüttelte sie auf dem Boden halbwegs sauber, straffte die Blätter und las mit einem für Hermine unbegreiflich sarkastischem Unterton weiter. „Die Gemeinschaft der magischen Menschen hält geschockt den Atem an und versucht, die schlimmen Ereignisse des vergangenen Tages zu verarbeiten. Trotz all dem Neid, den Vorurteilen und dem Hass, denen Zauberer und Hexen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausgesetzt waren, lebten doch magische wie nichtmagische Menschen während der letzten Zeit in friedlicher Eintracht. Wie man nun schmerzhaft erkennen musste, ließ dies manche von uns unvorsichtig werden. Das Krankenhaus St.-Mungo muss bis auf Weiteres geschlossen werden, da vermutet wird, dass die angreifenden Muggel keine Einzeltäter waren, sondern nur die Spitze eines jahrelang wachsenden Eisberges aus Missgunst und Verachtung gegenüber der magischen Welt waren. Tatsächlich ging nur eine halbe Stunde nach dem Anschlag ein Bekennerbrief in der Redaktion des Tagespropheten ein, in dem sich ein Zusammenschluss von Muggeln nicht nur zu ihrer Absicht, die Zauberer nach wie vor zu unterdrücken bekennt, sondern auch noch weitere Anschläge androht, sollte die magische Gemeinschaft in Zukunft nicht auf jede Form ausgeübter Magie, willentliche oder unwillentliche, verzichten. Das Ministerium indes weigert sich, eine Stellungnahme zu dieser offenen Drohung abzugeben. Weiterhin dementieren sie sogar, von der Existenz dieser magiefeindlichen Organisationen zu wissen. Nichtsdestotrotz wurden die beiden Auroren Kingsley S. und Nymphadora T., die die Attentäter in das Krankenhaus gebracht hatten, bis auf Weiteres, unter Aussetzung des Gehalts, beurlaubt. Zufall? Doch der Tagesprophet, unbestechlich und ehrlich“, Harry ließ die Zeitung kurz herabsinken, um herzhaft zu lachen, dann erst konnte er weiter lesen, doch mit jedem weiteren Wort wurde das Lächeln in seinem Gesicht schiefer und wütender, „warnt und mahnt. Die magische Gemeinschaft war viel zu offen und tolerant den Muggeln gegenüber, was sich nun rächt. Aufgestachelt von Neid und Hass wollen sie das zerstören, was ihr schwacher Verstand nicht erfassen kann. Die Magie. Unsere Magie. Uns. Seid gewarnt.“ Harry verzog das Gesicht und warf die Zeitung mit einem angewiderten „ach“ von sich weg, verschränkte die Arme und holte tief Luft. „Nun? Was hältst du davon?“ Hermine drehte sich überrascht um, jetzt erst nahm sie Lupins Hand auf ihrer Schulter wahr, der von ihr unbemerkt den Raum betreten hatte und sie aus freundlichen, hellbraunen Augen fragend ansah. „Ich…“, sie schluckte, schüttelte ungläubig den Kopf, wandte sich zu Ron um, der mit überkreuzten Armen, nach hinten im Stuhl gelehnt, und verdrießlicher Miene auf den Tagespropheten starrte, als hätte der ihn soeben angespuckt. „Ich kann es nicht glauben.“ Hilflos zuckte sie die Achseln. „Ich meine… warum?“ „Ja genau, das fragen wir uns auch.“ Lupin nickte bestimmt, ging an ihr vorüber, wobei er seine Hand über ihren Nacken hinweg von ihrer Schulter gleiten ließ, und setzte sich auf den letzten freien Platz an der kreisrunden Tafel, zwischen Harry und Bill. Lupin hatte noch nie gut, also gesund und zufrieden, ausgesehen, doch heute erschrak selbst Hermine, die ihn jahrelang kannte, über den Anblick ihres ehemaligen Lehrers. Nicht nur, dass seine Kleidung schäbig, abgetragen und altmodisch war, sie war auch über und über voll Dreck. Lupins Haare waren mit etwas dunklem verklebt, das längst zu einer festen, lehmartigen Masse auf seinem Kopf getrocknet war. Seine Fingernägel, nein, seine ganzen Finger, waren über und über voll mit Dreck, er stank nach Schweiß – Fleur rümpfte die Nase und entschuldigte sich, da sie dringend auf sie Toilette müsste - und hatte tiefe Schnitte ihm Gesicht. Blut, Dreck und Schweiß verfärbten sein Gesicht, als hätte er mit Henna versucht, Muster darauf zu zeichnen. „Entschuldige wie ich aussehe… ich sitze jetzt eigentlich zum ersten Mal seit gestern Mittag. Ich blieb gemeinsam mit Moody und Kingsley nach dem Angriff zurück, um nach dir oder anderen Vermissten zu suchen. “ Er seufzte, riss die Augen auf wie jemand, der sich gerade krampfhaft bemühte wach zu bleiben und kratzte mit seinen abgebrochenen Fingernägeln etwas getrockneten Schorf von seinem Ohr. „Ja… jedenfalls hast du die entscheidende Frage nicht gestellt.“ „Welche denn?“ Hermine angelte den Tagespropheten, in dem die anderen doch auch nicht mehr lesen konnten als sie, und betrachtete erneut das Bild des zerstörten St. Mungo Hospitals. „Nun“, erklärte Bill, der trotz eines Anflugs von Widerwillen in seinem Gesicht Lupin beruhigend die Hand auf die Schulter legte, „du hast noch nicht gefragt, wie Nymphadora und Kingsley gewalttätige Muggel ins Krankenhaus schleusen konnten, wenn sie doch nachweislich auf meiner Hochzeit waren?“ Lupin beugte sich nach vorne und sah aus, als hätte er Bauchschmerzen, dann schaffte er es, sich wieder aufzurichten und deute mit seinem dreckigen Zeigefinger auf die reißerische Schlagzeile der Zeitung. „Du wirst übrigens nicht ein einiges Wort darüber finden, dass gestern während einer Hochzeit zehn Menschen starben und etliche verletzt wurden. Nichts… kein Wort.“ Hermine ließ die Zeitung fallen, als sie die Hände vor ihren Mund hielt. Mr. Weasley honorierte ihre entsetzte Geste mit einem wissenden Augenbrauenhochziehen. „Wir verstehen es auch nicht.“ Er warf vielsagende Blicke in die Runde, die Hermine einmal mehr das Gefühl gaben, hier aus irgendetwas ausgeschlossen zu sein. „Aber“, vollendete Lupin wie auf Befehl Arthurs Gedanken, „sie werden heute zum Abendessen kommen… So wie die restlichen Ordensmitglieder. Es muss viel besprochen werden.“ Er hob die Stimme und den Kopf, sah ihnen allen nacheinander in die Augen und hob herausfordernd die Hand, „Nicht wahr?“ Anstatt zu antworten warf Mrs. Weasley die Serviette auf den Tisch, mit der sie sich eben den Mund abgewischt hatte und kramte stattdessen umständlich ein sauberes Taschentuch aus ihrer Umhangtasche, mir der sie ihre feucht glänzende Stirn abtupfte. „Ich gehe zu Charlie. Ich muss ihn…“, sie atmete schwer und erklärte bedrückt: „Wir konnten die Blutung stoppen… aber neue Füße konnten wir ihm keine zaubern. Und jetzt ist zu viel Zeit vergangen…“ Hermine wurde blass und drehte sich zu Ron um, der schluckte und zum Fenster hinausblickte, anstatt sie anzusehen. „Ich gehe ihn dann mal eincremen. Wir wollen bald Prothesen anprobieren.“ Xxx Die Tür zur Terrasse öffnete sich und Bellatrix stürmte heraus, marschierte quer über den Platz und ließ sich mit verschränkten Armen neben Narcissa fallen, die dort im Schatten großer Mandelbäume auf esaß und mit einem leicht entrückten Gesichtsausdruck das Familienalbum durchblättert hatte. Draco, dessen Chaiselongue seitlich neben Narcissas stand, versuchte, sich den Inhalt des Schulbuches zu merken, das er gerade lustlos durchblätterte, vertiefte sich wieder in seine Lektüre. Zumindest wollte er den Anschein erwecken, denn er hoffte, dass Bellatrix trotz seiner Anwesenheit erzählen würde, was sie so erzürnt hatte, wenn er nur unaufmerksam genug wirkte. Narcissa wirkte bedauerlicherweise weniger begierig darauf, sich mit ihrer Schwester zu unterhalten. Hin und wieder nippte sie an ihrer Teetasse, stellte sie auf dem kleinen Tischchen ab, das zwischen ihr und Draco stand, und widmete sich wieder seufzend alten Erinnerungen. Bellatrix blieb sitzen und starrte wütend ins Leere, nach fünf Minuten wurde es ihr offensichtlich zu langweilig und sie begann: „Ich war am Grab unserer Eltern und weißt du, wen ich dort getroffen habe?“ Ohne aufzublicken schüttelte Narcissa den Kopf, seufzte noch einmal gedankenvoll und blätterte zu einer Seite um, die voller Fotos kleiner, nackter Dracos war, die abwechselnd auf die Kamera pinkelten, spuckten oder sabberten. Die größere Ausgabe dieses Kindes rutschte tiefer in die Liege hinein und hob sein Buch so dicht zu seinem Gesicht, dass seine Nase schon die Seiten berührte. „Andromeda.“ Bellatrix spuckte den Namen der dritten Schwester aus, als würde er es ihr Übelkeit verursachen, ihn auf ihrer Zunge zu spüren. Draco hörte, wie das eben noch so verzückt gehaltenes Fotoalbum mit dumpfem Aufprall zu Boden fiel. „Und?“, fragte seine Mutter mit unverhohlener Neugier. „Nichts und“, keifte Bellatrix wütend, „denkst du, ich rede mit der? Dieser Schandfleck hat unsere Familie entehrt. Man sollte sie ausjäten wie Unkraut.“ Ein Schlag ertönte, der nach einer flachen Hand klang, die auf ein Knie geschlagen wurde. Und hast du es gehört? Nun hat ihre Tochter auch noch ein… ein… Ding geheiratet. Diesen…Luthien…“ „Lupin“, unterbrach Draco unbedacht, worauf er sein Buch noch etwas höher hielt und fortfuhr: „Er hat in meinem dritten Jahr in Hogwarts unterrichtet. Verteidigung gegen…“ „Warum lässt du den Jungen so etwas überhaupt lernen?“ Der Vorwurf in Bellatrix' Stimme war hart und beinahe drohend. „Ist das ein übler Scherz?“ Narcissa beugte sich wieder über ihre Bilder. Aus den Augenwinkeln erkannte Draco, wie sich ihre Miene angestrengt verzog. Vielleicht dachte sie über eine angemessene Antwort nach, doch dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf und ihr Mund wurde schmal. Einmal mehr verbot sich seine Mutter in ihrem eigenen Haus den Mund aus Angst, ihre Schwester könnte sie in Gefahr bringen. Draco wagte nicht aufzusehen, doch konnte er an Bellatrix‘ heftigem Schnauben erkennen, dass sie immer noch aufgebracht war. Er hörte ihre Schuhe, die nervös auf dem Fußboden trippelten und er hörte, wie sie unruhig auf ihrem Platz hin und her rutschte. Bellatrix war immer nervös. Sie war nie ruhig, konnte sich nie entspannen und vermittelte stets einen Eindruck konstanten Gehetztseins und Misstrauens. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie in den drei Jahren, die sie nun mit ihrem Mann hier lebte, jemals entspannt oder zufrieden erlebt zu haben. Seine Finger klammerten sich fester um das Buch, als Bellatrix aufstand und auf ihren hohen, klappernden Absätzen vor ihm und seiner Mutter auf und ab zu gehen begann. Die Stille hier im Garten war trügerisch. Es konnte einen in Sicherheit wiegen, den milden Duft der Mandelbäume zu riechen. Es konnte beschaulich sein, den im Wind sanft gleitenden Blütenpollen nachzusehen. Friedlich, harmlos und träge fühlte man sich, wenn man den emsig umherschwirrenden Bienen zusah, die von einer Blume zur nächsten flitzten und sich abrackerten wie die Hauselfen. Draco sah sie nicht, da er das Buch vor der Nase hatte, er hörte sie nur haarscharf an seinem Ohr vorbei schwirren. Nervös versuchte er eine, die besonders nah an ihm vorbeischwirrte, mit der Hand zu vertreiben. Dummerweise konnte er das Buch dabei nicht mehr richtig festhalten, es wackelte und schlug gegen die Biene, die ihm davon gegen die Wange geschleudert wurde. Mit einem entsetzten Schrei sprang er auf, warf das Buch zu Boden und schlug sich selbst ins Gesicht, um das mordlustige Insekt zu vertreiben, das jedoch schon längst die Flucht ergriffen hatte. Etwas beschämt sammelte er das Buch wieder vom Boden auf. Narcissa beachtete ihn nicht, hatte nur Augen für das Fotoalbum, das sie nun viel weiter zurückgeblättert hatte. Hinter ihr stand Bellatrix, die mit versteinerter Miene das Foto betrachtete, über das Narcissa Hände so sanft glitten, als wolle sie es streicheln. Ein Bild von drei Mädchen unterschiedlichen Alters. Schwestern, wie es den Anschein hatte. Es war wohl Sommer gewesen, als das Foto aufgenommen worden war, denn alle drei hockten in Badeanzügen auf dem Steg eines Sees und winkten fröhlich und sich gegenseitig neckisch anstupsend in die Kamera. „Wann hast du denn das letzte Mal mit ihr gesprochen?“, fragte Narcissa mit tonloser Stimme. Bellatrix schluckte, beugte sich ein wenig weiter über das Foto und antwortete träge, doch zum ersten Mal seit langem ohne jede Schärfe in ihrer Stimme. „Vor fünfundzwanzig Jahren, glaube ich. Und du?“ Narcissa hob den Kopf, verengte die Augen und zuckte die Schultern. Nachdenkliche Blicke fielen auf Draco. „Lange vor seiner Geburt. Ich habe sie noch mal gesehen, als sie gerade mit Nymphadora schwanger war. Sie fragte, ob ich nicht Patin sein wollte.“ Sie räusperte sich und sprach mit tieferer, festerer Stimme weiter, „Aber das kam natürlich nicht in Frage, Patentante eines Halbblutes. Also wirklich…“ Hinter ihr schnaubte Bellatrix verächtlich und warf sich die schwarzen Haare in den Nacken. „Eine Beleidigung, so etwas überhaupt zu fragen.“ Langsam glitt sie um den Zweisitzer herum, hob Narcissas Arm etwas an, um sich Platz zu verschaffen und setzte sich neben sie. Draco ging, diese Unterhaltung versprach nicht interessant zu werden. Die beiden sollten getrost alleine weiter da sitzen und die dritte Schwester auf dem Foto böse anfunkeln. Im wirklichen Leben würden sie wohl keine Gelegenheit mehr dazu haben. „Draco!“ Da es nie ratsam war, Bellatrix wütend zu machen, blieb er gehorsam vor der geöffneten Terrassentür stehen, die Hand schon am Türknopf, und wartete angespannt darauf, entlassen zu werden. „Ja?“ „Wir gehen jetzt in den Keller. Zumindest hier solltest du etwas Nützliches lernen.“ Schmale Finger schlossen sich um den Türgriff in seinen Händen, drückten ihn, bis kleine Risse im Holz der Tür entstanden und er fast ausriss. Ein warmer Windhauch strich Draco um den Nacken, wo sich winzige Härchen unter der wachsenden Anspannung in seinem Körper aufrichteten. Ein hässliches Geräusch, das vom Knirschen seiner Zähne stammte, wurde von dem Knarren der Tür überdeckt, die Bellatrix für ihn aufstieß, um ihm vorauszugehen. Schon wieder. Hinunter in den Keller, wo Menschen eingesperrt waren, die sich vor ihm fürchteten. Zu Recht. Xxx Das Abendessen war schon beendet, doch waren immer noch alle Menschen, die im Grimmauldplatz Asyl gesucht hatten, in der Küche versammelt. Die Weasleys, Harry und Hermine saßen am Esstisch, Moody hockte auf einem Küchenstuhl neben der Anrichte und starrte finster auf Tonks, die mit an die Brust gezogenen Beinen auf der Anrichte saß. Lupin lehnte sich mit verschränkten Armen neben ihr an und flüsterte ihr leise etwas ins Ohr. Die Tür öffnete sich erneut und Kingsley kam mit langen, doch schweren, müde und abgekämpft wirkenden Schritten in die Küche, zog einen an der Wand lehnenden Stuhl zu sich heran, setzte sich schwerfällig und vergrub sein Gesicht zwischen seinen Händen. Sein Stöhnen war das erste Geräusch, das seit der halben Stunde nach dem Abendessen die Stille durchbrach. Hermine überkam eine Gänsehaut. Kingsley war immer der Ruhepol des Ordens. Seine Stimme, sein Gebaren, ja allein seine pure Präsenz ließ alle um ihn herum ruhiger werden. Wenn „Eltern“ Angst zeigten, dann verloren ihre Kinder jeden Halt. Wenn Kingsley, der allen immer Mut machte, selbst so resigniert wirkte, dann standen die Dinge wirklich schlecht. Sie sah in die Gesichter der Anwesenden. Ratlosigkeit, Hilflosigkeit und Angst erkannte sie darin. Mr. Weasley nahm einen tiefen Zug aus der vor ihm stehenden Bierflasche und wagte die Frage zu stellen, vor der sich alle fürchteten: „Was gibt es Neues, Kingsley?“ Kingsley fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, überstreckte den Kopf nach hinten und presste wieder die Hände vor seine Augen. „Also zunächst einmal sind Nymphadora und ich ab sofort offiziell arbeitslos.“ Tonks wollte dazu etwas erwidern, doch Lupin umfasste ihren Arm und schüttelte den Kopf, um sie zu bremsen. Er wollte Kingsley weiter zuhören, der mit dankbarem Nicken ein Glas Feuerwhisky entgegennahm, das ihm Bill eben eingeschenkt hatte. „Die Autopsie dieser Muggel hat ergeben, dass es sich bei ihnen um die Personen handelte, die sie zu sein vorgaben. Wirklich Muggel.“ „Aber das kann doch nicht sein, warum sollten Muggel denn St.-Mungos angreifen?“, fragte Mrs. Weasley fassungslos. „Wer sagt denn, dass diese Muggel zur Zeit des Anschlags noch lebendig waren?“ Moody erhob sich ächzend, und humpelte, auf einen Stock gestützt, hinüber zu dem großen, weißen Gusseisenherd. Neben diesem standen, verteilt auf zwei Meter fünfzig in einem engen, ebenfalls weiß getünchten Holzschrank, gut und gerne fünfzig Flaschen Feuerwhisky. Der Orden hatte auf die besonderen Umstände mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln reagiert. Er fischte eine Flasche heraus, betrachte sie kurz nachdenklich, dann drehte er sich um und humpelte zurück zur Anrichte, wo Tonks die Flasche schon mit ausgestreckter Hand in Empfang nahm und für ihn öffnete. Nicht ohne sich selbst einen tiefen Zug daraus zu gönnen. Bill trommelte nervös mit den Fingern auf dem leergeräumten Küchentisch herum. „Das glaube ich nicht…. Ich weiß, du hast es heute Mittag schon erwähnt aber… Inferi?“ „Es gibt Wege um herauszufinden, ob eine Leiche zum Zeitpunkt ihres Todes unter dem Imperiusfluch stand“, erklärte Kingsley ruhig, nein, eher betäubt. „Die Autopsie ergab nichts dergleichen.“ Er zuckte mit den Schultern und erneut fühlte Hermine Angst und Unsicherheit in sich hochkriechen. Wenn Kingsley nichts Beruhigendes sagen konnte, was die Sache weniger ernst aussehen ließ, dann gab es nichts. Dann war die Lage so wie es schien, fatal. Harry zog scharf Luft durch die Zähne ein, sprang auf und hob die Hand als wolle er etwas sagen, presste sie sich dann aber selbst auf den Mund, als wolle er sich selbst davon abhalten, das zu sagen, was ihm gerade in den Sinn gekommen war. Hermine wusste, woran er dachte. Er hatte ihr und Ron von seiner Begegnung mit echten Inferi in Riddles Höhle erzählt. Doch nach wie vor sollte er auf Dumbledores Wunsch hin all die Dinge geheim halten, die zumindest ihrer Meinung nach nützliche Informationen sein könnten. Sie beschloss, ihm zu helfen und versuchte seine Frage möglichst unverdächtig umzuformulieren. „Aber… ich habe letztes Jahr einiges darüber gelesen…. Kann man Inferi nicht von lebenden Menschen viel deutlicher unterscheiden? Sollten sie nicht grau und wabbelig aussehen und außerdem furchtbar stinken?“ „Nun, das kommt darauf an“, antwortete Lupin und wirkte fast froh darüber, sein umfassendes Wissen, das er als ehemaliger Lehrer unzweifelhaft hatte, mit jemanden teilen zu können. „Es kommt nicht nur darauf an, wie begabt der Schwarzmagier war, der sie verwandelt hat. Es kommt auch darauf an, wie viel Zeit zwischen Tod und Verwandlung vergangen ist und natürlich, Entschuldigung, Molly“, er neigte um Verzeihung bittend den Kopf zu Mrs. Weasley, deren Gesicht sich grün verfärbt hatte, „…wie die Leichen gelagert wurden.“ „Soviel wir wissen, haben diese Muggel mittags noch gelebt. Sie gingen morgens vollkommen unauffällig zur Arbeit, gingen danach heim und… nun ja, verübten einen Anschlag in einem Gebäude, von dem sie eigentlich nichts wissen konnten. Ohne jeglichen ersichtlichen Grund.“ Tonks legte die Beine übereinander, verzog das Gesicht und stieß mit dem Fuß gegen Kingsleys Schulter, woraufhin dieser sich leicht unwillig knurrend aus seiner zusammengekauerten Haltung auf dem Stuhl aufrichtete und weitersprach. „Wir gehen davon aus, dass ihre Mörder Vielsafttrank benutzten, um unsere Gestalt anzunehmen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Mörder Personen aus dem Ministerium waren, oder zumindest Verbindung zum Ministerium haben, da sie offensichtlich Haarproben oder“, er grinste süffisant und strich sich lässig über seine Glatze, „Fingernägel oder so etwas ähnliches von uns hatten. Zudem hatten sie auch Informationen über uns. Unsere Doppelgänger führten Gespräche mit Kollegen, doch niemand schöpfte Verdacht.“ „Inferi folgen nur dem, der sie geschaffen hat“ erinnerte sich Hermine, angstvoll an die Kapitel dachte, die sie im letzten Jahr in Snapes Unterricht zu diesem Thema bearbeitet hatte. „Eben.“ Kingsley klatschte kräftig in die Hände. Ein Geräusch und eine Aussage, die für Schaudern sorgte. Mrs. Weasley rang nach Luft, Hermine griff voll Angst Rons Hand, Harry legte seine Arme um Ginny, Lupin zog Tonks etwas näher an sich heran und auch alle anderen, die sich in der überfüllten Küche zusammendrängten, rutschten noch näher zusammen, als würde der Körperkontakt zu anderen Menschen so etwas wie Schutz in finsteren Zeiten bieten. „Wir wissen nur von einem Magier, der in diesem Jahrhundert willens und in der Lage war, Inferi herzustellen. Und das ist… Ihr-wisst-schon-wer.“ „Aber willst du damit etwa andeuten “, fragte Professor McGonagall, die sich atemlos an den Stuhl klammerte, der vor ihr stand, „dass ER selbst im St.-Mungos war und…. Aber warum?“ „Ist das nicht offensichtlich?“ Alle Köpfe wandten sich wieder zu Moody, drehten sich sofort aber wieder angeekelt weg, da dieser gerade auf sein künstliches Auge spuckte, das er zuvor aus der Augenhöhle herausgequetscht hatte, um es zu abzuwischen. „Wer um alles in der Welt hat denn etwas davon, wenn Zauberer Angst vor hinterhältigen Muggeln haben?“ „ER?“ Mr. Weasley strich sich nachdenklich über das stoppelige Kinn. „Aber… aber ich verstehe nicht, wie… und der Angriff auf uns? Wo ist da der Sinn? Der Zusammenhang?“ „Wir haben uns die Köpfe darüber zerbrochen, doch wirklich einen Reim konnten wir uns auch erst darauf machen, als Tonks und ich eben unsere Entlassungspapiere überreicht bekamen.“ Kingsley hob die Hand und deutete auf Tonks, um ihr das Wort zu erteilen. „Es gab wirklich diese Briefe der Muggel. Diese Leute haben Briefe geschrieben, um eine Person, mit der sie nie zuvor nachweisbaren Kontakt gehabt hatten, in einem Krankenhaus besuchen zu dürfen, von dessen Existent sie nichts wussten. Wir gehen davon aus, dass man die Muggel unter den Imperiusfluch gestellt hat. Nicht nur, um diese Briefe zu schreiben sondern auch, um sie mit einer Bombe in der Tasche ins Krankenhaus zu schicken. Nun ja, zumindest für eine gewisse Zeit, denn zum Zeitpunkt ihres Todes waren sie sauber. Wobei auch nicht ganz klar ist, wie viel man von einer solchen Autopsie halten soll, die womöglich von Todessern selbst angeordnet wurde. Dennoch, die Geschichte ist annähernd wasserdicht.“ Sie sprang von der Anrichte und ging zum Esstisch hinüber, um sich selbst ein weiteres Glas Feuerwhisky, das Hauptnahrungsmittel dieses Abends, einzuschenken. Sie musterte Moody über den Rand ihres Glases hinweg, der ihr bestätigend zunickte, bevor sie es in einem Zug hinunterstürzte. Laut polternd knallte sie das Glas auf den Tisch, schüttelte sich und hustete: „Teufelszeug!“ Kingsley lächelte schwach. „Wir können es heute brauchen, wirklich. Die Lage ist ernster als zunächst gedacht. Und mit jeder neuen Frage, die wir stellen, wird sie bedrohlicher.“ Tonks richtete sich wieder auf, presste die Hände an ihre Schläfen und warf den Kopf in den Nacken. „Jaaaaa… ich weiß ja. Also“, sie seufze und sprang wieder neben ihren Mann auf die Anrichte. „Also wir vermuten bis jetzt Folgendes. Der Angriff auf die Hochzeit war ein einziges Ablenkungsmanöver, um so viele Auroren wie möglich aus dem Ministerium abzuziehen. Wer auch immer konnte dann die Inferi oder unter dem Imperius stehenden Muggel in das Ministerium schicken, ohne allzu genau beobachtet zu werden. Natürlich waren auch nur noch wenige Personen da, denen Veränderungen an uns hätten auffallen können. Dort hat er selbst eine Erlaubnis für St.-Mungo ausgestellt und sie sogleich mitgenommen. Nicht ohne vorher unsere Einsatzpläne und Arbeitsberichte der letzten drei Monate umzuarbeiten. Tja…“ „Lügen, Lügen, nichts als Lügen.“ Kingsley rieb sich die Nasenwurzel und seufzte. „Wer immer es getan hat, er kannte alle Mitglieder des Phönixordens. Über jeden gibt es nun eine Akte, die jedem zweifelhafte Aktivitäten nachweisen kann.“ Tonks versuchte Kingsley mit einer heftigen Handbewegung zum Schweigen zu bringen, diese Ausführung gehörte wohl ihr. „Die Muggel wurden mit der Bombe ins Krankenhaus eingeschleust und wer immer es getan hat, er hat ganze Arbeit geleistet, um sie durch die Sicherheitskontrolle zu bringen, danach hat er sie zum Zimmer dieses Zauberers hoch geschickt und ist selbst wieder gegangen. Der Bekennerbrief erreichte die Zeitung kurze Zeit später.“ Moody schlug mit seinem Stock gegen Tonks’ Bein, der nächste Part war seiner. „Und wer die Zeichen lesen kann, der erkennt, dass dieser unbekannte Jemand angedroht hat, weitere Anschläge auf Zauberer zu verüben, die er danach wasserdicht den Muggeln in die Schuhe schieben kann. Wir glauben nicht, dass die Todesser selbst das gestern wussten. Sie haben zu verbissen gekämpft. Nun… wer würde schon so viele potenzielle Kämpfer opfern, nur um irgendwo in Ruhe alleine Morde begehen zu können, die er danach anderen in die Schuhe schieben kann?“ McGonagalls schmaler Mund wurde dünn wie eine Messerschneide. Sie zog die Augenbrauen hoch und flüsterte: „Voldemort.“ „Die Sache ist die“, Moody erhob sich, einen Arm auf den neben ihm sitzenden Kingsley gestützt, streckte sein verstümmeltes Bein, als hätte er einen Krampf und erklärte weiter: „Voldemort hat einen äußerst subtilen Weg gefunden, mindestens zwei, wenn nicht sogar mehr, Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Er schürt den Hass auf Muggel und gleichzeitig bringt er ihre Fürsprecher und Beschützer, uns, in Misskredit. Mehr noch, er bringt die Menschen dazu, uns für seine Verbrechen zu hassen. Und zu wem werden die Menschen gehen, wenn sie sich von Muggeln bedroht fühlen? Wer wird dann als Beschützer dastehen, der es doch immer nur gut mit uns gemeint und nur unser Bestes im Sinn hatte?“ „Voldemort.“ Harry, der mittlerweile schon etwas zu viel tröstenden Feuerwhisky in sich hatte, dröhnte empört durch den ganzen Raum. „DIE LEUTE WERDEN ZU IHM RENNEN! UM UNS ZU JAGEN! SIE WERDEN IHN ANFLEHEN, DIE MACHT ZU ÜBERNEHMEN UND DANN KANN ER TUN UND LASSEN, WAS ER WILL!“ „Aber das müssen wir verhindern.“ Kingsley knetete sich die Hände. Jedes Mal, wenn seine Finger vom Handrücken bis zum Gelenk glitten, knackten seine Fingerknöchel. Die Anspannung unter der er stand, hätte nicht deutlicher sein können. „Aber wir werden das nicht zulassen“, flüsterte er beschwörend. „Wir können auch anders. Die Zeiten sind vorbei, in denen der Orden nur schützen wollte. Jetzt ist Krieg und wir werden kämpfen.“ „Ja!“ bekräftigte Bill nachdrücklich und auch alle anderen antworteten mit einem zustimmenden Nicken. Dunkle Schatten lagen über ihren Gesichtern. Irgendetwas ließ ihre Gesichter düster und geheimnisvoll wirken. Irgendetwas, in das Hermine nicht eingeweiht war. Waren denn wirklich alle eingeweiht? Hermines Blicke schweiften hinüber zu Professor McGonagall, deren Mund eine kerzengerade Linie bildete und die wie versteinert auf einen Punkt an der Wand, über Mrs Weasley starrte. Mrs Weasleys Lippen bebten, sie lehnte sich Halt suchend an ihren Mann an. Die Augen beider waren voller Sorgen und huschten immer wieder zwischen Bill, Fred und George hin und her, die ihnen gegenüber saßen und die Köpfe zusammensteckten und mit ernsten Mienen miteinander tuschelten. Hermine fing den prüfenden Blick von Ginny auf, die errötete und ihre Augen senkte, als sie merkte, dass Hermine bemerkt hatte, dass sie beobachtet wurde. Ganz am Ende des Tisches saß Hagrid, da er so breit war, dass er alleine die gesamte hintere Wand des Raumes auszufüllen schien. Merkwürdig, wie klein dieser riesenhafte Mann doch wirkte, wenn er mit hängenden Schultern dasaß und seine vor ihm gefalteten Hände beobachtete. Er murmelte etwa, schüttelte kaum merklich den Kopf und sah mit trauriger, enttäuschter?- Miene zu Harry und Ron, die neben ihm saßen und eindeutig mehr Whisky getrunken hatten, als gut für sie gewesen wäre. Ron traute sich sogar mit Fleur zu flirten, die ihn jedoch kaum beachtete und stattdessen ganz eng zu Hestia Jones hinüberrutschte. Beide Frauen saßen Schulter an Schulter gedrängt, hatten ihre Gesichter jedoch in unterschiedliche Richtungen gedreht. Hestia unterhielt sich leise mit Elphias Doge, der jeden ihrer Sätze mit einem kurzen Nicken beantwortete, Fleur sah zu Bill. Merkwürdig, so selbstsicher und überheblich Fleur sonst wirkte, heute Abend hatte sie kein einziges Wort gesagt. Aber heute Abend war sowieso alles irgendwie anders. Lupins ruhige Stimme unterbrach Hermines Beobachtungen. Statt weiterhin die anderen Ordensmitglieder, die um den Tisch herum saßen, zu observieren, drehte sie sich wieder zur Anrichte. „Wir sind stark und wir werden nicht zulassen, dass dieses Monster die Macht übernimmt und weiterhin das Land verwüstet und die Welt ins Unglück stürzt.“ Lupin legte Tonks die Hand auf die Schulter, die sich daraufhin zu ihm umdrehte und ihn liebevoll anlächelte. „GENAU!“ Harrys Faust donnerte ebenfalls auf den Tisch. „WIR HABEN WEGE, IHN AUFZUHALTEN! ER UNTERSCHÄTZT UNS, WENN ER DENKT, DASS WIR NICHT EBENSO GERISSEN SEIN KÖNNEN WIE ER!“ Moody legte beide Hände übereinander auf seinen Stab und nickte zufrieden. Er tippte sich mit verschwörerischem Grinsen gegen die Stirn. “Wir werden ja sehen, wer die besseren Pläne schmieden kann. Er wird sich noch wundern.“ Eisige Schauer liefen über Hermines Rücken. Nicht nur ein Geheimnis, ein ganzer Plan, ein Komplott wie es schien, wurde ihr verschwiegen? Wurde zumindest vor ihr und vielleicht noch einigen anderen verschleiert. Die grimmigen, entschlossenen Gesichter um sie herum sprachen Bände. Aber sie würde sich nicht ausschließen lassen, sie würde schon herausfinden, worum es ging. Xxx Klatsch! Draco Malfoy hatte soeben die erste Ohrfeige seit Jahren bekommen. Fassungslos saß er im Esszimmer seiner Eltern, mit vor Erstaunen offen stehendem Mund und den Hals von der Wucht der Ohrfeige soweit zur Seite gedreht, dass sein spitzes Kinn bereits seine Schulter streifte. Nicht lange, denn Sekunden später kam – BANG!- die zweite , die die Wucht der ersten Ohrfeige sogar noch übertraf und Draco seitlich vom Stuhl kippen ließ. Entsetzt und überrascht über den Schlag ins Gesicht starrte er fassungslos zu Lucius, dann sprang er auf und wich ängstlich vor seinem Vater zurück, der aussah, als würde er nun vollends die Beherrschung verlieren. Seinen Vater nicht aus den Augen lassend, ging er stattdessen zu seiner Mutter hinüber, die weinend auf einer Chaiselongue saß und ihr tränennasses Gesicht in den Händen vergrub, Severus Snape an ihrer Seite, der ihr mit gelangweilter Miene die Schultern tätschelte. Hinter ihr, vorerst in Sicherheit, rieb er sich die schmerzende Wange und protestierte empört: „Bist du verrückt? Du hast mich geschlagen.“ Snape, der ein Augenrollen wohl nicht unterdrücken konnte, legte die Beine übereinander, verschränkte die Arme und schüttelte distanziert den Kopf. Draco, der dies als missbilligende Geste gegenüber Lucius fehldeutete schob sich um das Sofa herum in die Nähe von Snape, der ihn jedoch nicht beachtete, sondern nur kopfschüttelnd zu Lucius hinübersah, der, außer sich vor Zorn, damit begonnen hatte, Draco mit allem zu bewerfen, was er auf dem Tisch zu fassen bekam. „DU VOLLIDIOT, DRACO! DU KOMPLETTER VOLLTROTTEL!“ „Hey…“, protestierte Draco wütend, „Du gehst zu weit, Vater. Ich will doch nur helfen.“ „HELFEN?“ Draco duckte sich, um der auf ihn zu schwirrenden Weinkaraffe zu entgegen, die hinter ihm an der silberdurchwirkten Tapete zerschellte. „DU WILLST HELFEN, SOHN?“ Der Karaffe folgte ein noch voll mit Abendessen beladener Teller. „WIE WILLST DU DENN HELFEN, DU SCHWACHKOPF?“ Lucius Gesicht hatte einen satten Rotton angenommen. Die langen blonden Haare hingen ihm wirr vom Kopf, Speichelbläschen standen ihm vor dem Mund und winzige Speicheltröpfchen spritzten bei jedem Wort aus seinem Mund. „DU BIST DOCH ZU NICHTS ANDEREM FÄHIG, ALS DICH IN SCHWIERIGKEITEN ZU BRINGEN, DIE WIR DANN FÜR DICH AUSBADEN MÜSSEN!“ Snape pflückte sich versonnen Gemüse vom Umhang, das soeben von einer über ihn hinwegsegelnden Servierplatte auf ihn heruntergeregnet war. Er seufzte tief und streckte seinen Arm aus, um Narcissa eine Brokkolirose aus dem seidigen blonden Haar zu zupfen. Vielleicht keine gute Idee, denn sowie Narcissa die nur angedeutete Berührung ihres Haares spürte, umklammerte seine Hand als fürchte sie, ohne seinen Halt das Gleichgewicht zu verlieren. „Severus…du auch, du musst es auch noch einmal tun. Du musst ihm helfen.“ „ICH BRAUCHE KEINE HILFE!“, wehrte sich Draco wütend, doch niemand beachtete ihn. „So leid es mir tut, das wird nicht möglich sein. Ich bin momentan beurlaubt. Es kann noch Monate dauern bis der dunkle Lord mich als Direktor einsetzen kann. Im Moment wäre es zu offen provokativ.“ Snape fasste Draco kritisch ins Auge, schüttelte bedauernd den Kopf und neigte sich ein wenig zur Seite, um an Narcissa und Draco vorbei zu Lucius zu sehen. „Zunächst einmal, Draco soll also meine Rolle als Spion übernehmen.“ „Zunächst….“, Narcissa schluchzte und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, „…zunächst, bis er nicht mehr gebraucht wird und er ihn loswerden muss.“ War Snape ob dieses Anblickes gerührt oder bekümmert, so zeigte er es nicht, sondern sprach halbwegs gelassen weiter, den Blick auf den nach Luft ringenden Lucius gerichtet. „Auch wenn dieser Vollidiot“, er deutete auf Draco, der daraufhin noch einmal empört „hey“ schrie, „keine Ahnung haben wird, wie er das machen soll.“ „WIE KANN MAN NUR SO DUMM SEIN? WIE KANN MEIN SOHN NUR SO BLÖD SEIN?“ Lucius warf den nächsten Teller, den er zu fassen bekam, zu Boden und hob die Hände mit anklagender Miene in Richtung Draco. „DU HATTEST DIE CHANCE, SICHER ZU SEIN, WENN DU ERST WIEDER IN HOGWARTS BIST! DU HATTEST EINE CHANCE, DICH ZU ENTFERNEN! DOCH STATTDESSEN MELDEST DU VOLLTROTTEL DICH AUCH NOCH FREIWILLG UND BINDEST DICH NUR NOCH FESTER AN IHN!“ Draco musste zugeben, dass er sich nur schwer hatte vorstellen können, wie seine Eltern und Snape auf die Offenbarung reagieren würden, die er ihnen während des Essens zwischen Nudeln und Tafelspitz kredenzt hatte, doch mit Beleidigungen und Ohrfeigen hatte er eindeutig nicht gerechnet. Es machte ihn wütend, dass sie nicht einsehen wollten, wie sehr sie ihn brauchten. Lucius war… krank? Das Wort Alkoholiker lag Draco auf der Zunge, doch eher würde er sich freiwillig nackt und mit einem Bekennerschreiben in der Hand dem Orden ausliefern, als diesen Gedanken auszusprechen. Lucius war krank und Voldemort war wütend. Seine Mutter litt unter ihrer dominanten Schwester, die sich einen Spaß daraus machte, die Familie offen zu bedrohen. Aber er, Draco, er war vom Lord persönlich gelobt worden. Er wurde für hoffnungsvoll gehalten. Er wurde für so fähig, gerissen und talentiert gehalten, dass ihm die Ehre zuteil kam, Snapes Nachfolger zu werden. Ja, natürlich war das gefährlich. Er würde nicht so einfach an die Informationen herankommen, die er brauchte. Natürlich nicht. Aber ihm würde etwas einfallen, wie ihm auch letztes Jahr etwas eingefallen war. Er würde die Möglichkeit haben, sie alle zu retten. Wenn er… wenn er nur dieses verflucht bohrende, schmerzende, übelkeiterregende schlechte Gewissen irgendwann zu beherrschen lernen würde. Doch davon mussten seine Eltern, nein, sie durften nicht davon wissen, dass er an manchen Tagen das Gefühl hatte, vor Schmerz und Scham den Verstand zu verlieren. „Ich habe einen Plan und der wird auch gelingen. Ich bin in Hogwarts viel sicherer, weil ich ihm dort nützlich bin“, log er stattdessen im Brustton der Überzeugung. Lucius pirschte sich wie eine Raubkatze, die ihre Beute anvisiert, überraschend elegant und behände um den Tisch herum. „Du hast einen Plan, Sohn. Welchen? In den Orden, von dem du rein gar nichts weißt, hineinspazieren und Leute, die du nicht kennst, nach Sachen, die du nicht verstehst, aushorchen?“, höhnte Lucius, der nun schon so gefährlich nahe an Draco herankam, dass dieser sich verspannte und nach hinten weg wich. „Und natürlich werden dir dort alle vertrauen, weil du ja in der Vergangenheit bewiesen hast, dass du der beste Freund der Gryffindors bist.“ Er lächelte böse, doch das Lächeln wich innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde einer vor Wut verzerrten Fratze. „DU SCHWACHSINNIGER TROTTEL! MERKST DU DENN NICHT, DASS ES DARAUF HINAUSLÄUFT, DASS DU DICH AM ENDE SELBST DEM ORDEN ANS MESSER LIEFERN SOLLST, STATT ZUMINDEST EIN JAHR IN SICHERHEIT ZU VERBRINGEN?“ „Ich bin nicht dumm“, gab Draco harsch zurück, der trotz der drohenden Haltung seines Vaters immer ärgerlicher wurde. Wollte ihn denn hier niemand ernst nehmen, ihm auch nur einmal zuhören? „Ich werde diesen Auftrag langsam angehen und…“ „ABER DER DUNKLE LORD LÄSST DIR KEINE ZEIT! ER BRINGT DICH UM, WENN DU FEHLER MACHST! ZUMINDEST WIRD ER ES VERSUCHEN, FALLS DER ORDEN NICHT SCHNELLER IST.“ Draco wich weiter zurück und stolperte dabei über Severus’ Füße, sich Augen rollend nach hinten lehnte und die Hände vor die Augen schlug. „Dein Junge ist ein Idiot, Lucius.“ „ER IST EIN VOLLIDIOT! MEINE SCHULD IST DAS NICHT! SEVERUS!“ Lucius packte Draco am Kragen und zerrte ihn wieder hoch auf die Füße. „SEVERUS, DU HAST IHN ALL DIE JAHRE ÜBER VIEL ÖFTER GESEHEN ALS WIR! WARUM IST AUS MEINEM SOHN SOLCH EIN SCHWACHKOPF GEWORDEN?“ Draco boxte, zerrte und zappelte unter dem eisenharten Griff seines Vaters, bis er es mit einem hässlichen Reißen seines Hemdkragens schaffte, sich doch von ihm loszuwinden. Snape beachtete den keuchend nach Luft schnappenden jungen Mann neben ihm nicht, sondern wandte sich mit verschränkten Armen zu Lucius und antwortete in nachdenklichem Ton. „Er bewundert dich, Lucius. Er wollte immer wie du sein, deswegen ist er in deine Fußstapfen getreten. Vielleicht hättest du ihn in der Vergangenheit ein bisschen öfter loben sollen, statt immer nur darauf herumzureiten, was er noch nicht geschafft hat.“ Die Mundwinkel des Tränkemeisters krümmten sich nach unten. „Nun will er sich beweisen. Bedauerlicherweise“, er zog eine Augenbraue hoch und warf Draco einen abschätzigen Blick zu „leidet er unter krankhafter Selbstüberschätzung. Sieh ihn dir doch mal an, er denkt tatsächlich, Voldemorts Spion zu sein wäre eine Aufgabe, die er bewältigen könnte.“ „UND ICH WERDE DIESE AUFGABE BEWÄLTIGEN! ICH KANN ES SCHAFFEN UND DANN WERDET IHR BEREUEN, MICH NICHT FRÜHER ERNST GENOMMEN ZU HABEN!“ „Oh ja, sicher.“ Snape lachte leise in sich hinein, erhob sich und tätschelte Draco herablassend die Wange. „Er amüsiert mich, Lucius. Wirklich.“ Er wackelte belustigt mit dem Kopf, doch stoppte sofort, als er Narcissa erneut in Tränen ausbrechen sah, und Lucius sie sofort sanft in die Arme nahm. Ernst geworden schüttelte er nur bitter den Kopf. „Du wirst sterben, Junge. Bald vermutlich… selbst wenn du seinen Auftrag erfüllst. Selbst wenn, Draco. Ist dir denn nicht klar, dass du dich nun endgültig in seinen Dauerdienst gestellt hast? Wenn du heute nicht stirbst, dann stirbst du morgen beim nächsten Auftrag. Du bist kein übler Zauberer, Draco, wirklich. Aber du bist ein naiver Junge, du bist weder dem dunklen Lord noch dem Orden gewachsen.“ Draco stieß Snape angewidert von sich weg. Nur mit äußerster Selbstbeherrschung konnte er seine zuckende Hand davon abhalten, in Snapes zynisch verzogenes Gesicht zu schlagen. „Sie…“, zischte er mit immer erregter werdender Stimme und bohrte seinen Finger in Snapes Brust, „… Sie verkraften es doch nur nicht, dass Sie ausgewechselt wurden.“ Draco duckte sich, um der nächsten Ohrfeige seines Vaters zu entgegen und rettete sich mit einem gewagten Sprung hinter die Chaiselongue. Wütend und aufgebracht, weil Lucius, anstatt dankbar zu sein, ihn hart und rau behandelte wie nie zuvor, brüllte er seinem Vater ins Gesicht. „IHR SEID DOCH NUR NEIDISCH“, Draco warf zuerst seinem Vater, dann Snape, der nur entnervt den Kopf schüttelte und in stilles, zynisches Gekicher ausbrach, wütende Blicke zu, „WEIL IHR NUTZLOS FÜR IHN SEID! IHR SEID DOCH NUR NEIDISCH, WEIL ICH IHN NICHT ENTTÄUSCHT HABE! WEIL ICH ES BIN, DER UNSERER FAMILIE IHREN STATUS ZURÜCKGEBEN WIRD! EURE ZEIT IST VORBEI, ABER MEINE“, sein Kopf schnellte immer wieder zwischen Severus und Lucius hin und her, während er sich heftig mit dem Zeigefinger gegen die eigene Brust tippte, „MEINE KOMMT JETZT! IHR SEID EINFACH NUR VERSAGER UND…“ „WAS BIN ICH? DU KLEINER…“, Lucius hielt nichts mehr, weder sein Stolz noch die herzzerreißend weinende Narcissa. Mit überraschender Gelenkigkeit sprang er über einen Stuhl, der ihm den Weg versperrte und stürzte sich auf Draco, der jedoch trotzdem schneller war und seinem Vater in großen Kreisen um die Couch herum voraus rannte. „Bleib sofort stehen, Draco.“ Immerhin, Draco hatte seinem Vater eindeutig einiges an Kondition voraus. Glücklicherweise war er schneller als er, doch Lucius hielt sich recht gut, wie er seinem Sohn erst um die Chaiselongue, dann um den langen Esstisch und danach wieder um Snape, der Narcissa im Arm hielt, nachrannte. Narcissa, die langsam wieder ihre Fassung zurückgewann, schniefte noch einmal, dann riss sie sich von Snape los und versperrte Lucius den Weg, hielt ihn mit überraschend wenig Krafteinsatz fest. „Beruhige dich doch, wir helfen ihm doch nicht, wenn wir jetzt noch Vorwürfe machen.“ Draco rettete sich hinter Snape, den er doch eine Minute zuvor noch beleidigt hatte und protestierte nun über dessen Schulter hinweg zu seinen Eltern hinüber. „Ich bin stärker als ihr denkt. Ich kann es schaffen und dann werden wir wieder so leben wie früher. Ich kann…“ „GAR NICHTS KANNST DU AUSSER DICH UMBRINGEN ZU LASSEN!“ Lucius, mittlerweile heiser, krallte seine um Narcissas Schulter gelegten Hände in deren Kleid. „Das sagst du, Vater.“ Draco schob Snape, wohl wissend, dass seine Mutter seinen Vater aufhalten würde, zur Seite und stemmte die Arme in die Hüften. „Du weißt nicht, wozu ich fähig bin. Ihr unterschätzt mich alle. Wieso seid ihr nicht dankbar, dass unsere Familie diese letzte Chance bekommt?“ Lucius raufte sich verzweifelt die Haare. „Du – bist – siebzehn. Du weißt nicht, worauf du dich einlässt. Du hast dich mit diesem Auftrag für ein Selbstmordkommando gemeldet und… wieso? Wieso?“ Lucius Stimme wurde leiser, nun war er es, der sich Hilfe suchend an Narcissa anlehnte. „Ich weiß, wie man mit ihm umgehen muss. Draco“, er schluckte schwer und hob seine Hand, um Dracos Wange zu berühren, doch Draco wich unwillkürlich aus Angst vor einer erneuten Ohrfeige zurück. „Wieso, Junge, meinst du, das tun zu müssen? Uns geht es im Moment nicht gut, aber denkst du wirklich, ich könnte unsere Familie nicht mehr beschützen?“ „Nein, kannst du nicht.“ Dracos Züge verhärteten sich. „Nicht mehr. Du bist krank, Vater. Im Moment, nein, kannst du das nicht. Ich bin jetzt der Mann in der Familie.“ So verzweifelt sie eben auch gewirkt hatte, dieser Einwand, der jetzt sogar Draco peinlich war, ließ Narcissa schrill und laut auflachen. Draco, weiß vor Zorn, wich vor den drei Personen zurück, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. „Ich kann alles tun, was er mir aufträgt. Wieso seid ihr darüber so entsetzt? Ich dachte, ich würdet stolz sein.“ „Stolz?“ Lucius lachte ebenfalls, gemeinsam mit Snape und Narcissa. Bitter und verzweifelt, nicht amüsiert. „Draco, Sohn…“ Lucius schob Snape zur Seite und legte seinem Sohn, der nicht mehr weiter fliehen konnte, seine eben noch strafende Hand auf das bleiche, immer eingefallener wirkende Gesicht. „Draco… der dunkle Lord hat massenhaft Spione, auf die er alle verzichten kann, weil sie auswechselbar sind. Aber ich habe nur einen einzigen Sohn und den will ich behalten.“ Draco schluckte schwer, duckte sich unter seinem Vater weg und versuchte zu vergessen, dass sich Tränen in den Augen des Mannes gesammelt hatten, den er mehr bewunderte und verehrte als jeden anderen Menschen auf der Welt. „Seid doch froh. Ich kann die Schule beenden. Ich muss nicht mehr zu jedem Einsatz mitgehen. Ich werde doch viel sicherer sein, als wenn er mich ständig überall mithin schleppen würde. Und wenn alles vorbei ist… Ich werde jede Stelle haben können, die ich mir wünsche. Ich sichere meine Zukunft.“ Snape, dem es offensichtlich zu dumm wurde, packte Draco am Kragen seines Hemdes, zog ihn mit einem heftigen Ruck nach hinten und presste ihn, nun beide Hände an Dracos Kragen, gegen die Wand. „Nun hör mal gut zu, Draco. Ich weiß, was du willst, aber du hilfst deinen Eltern nicht, wenn du dich umbringen lässt.“ Draco wollte schien wieder protestieren, doch Snape, der nun nicht mehr an sich halten konnte, schüttelte den schmächtigen jungen Mann so heftig, dass dessen Kopf immer wieder dumpf gegen die Wand schlug. „Sieh mich an, sieh mich genau an. Du wirst von nun an keinen einzigen Tag mehr in deinem Leben haben, der dir gehört. Du wirst keinen Atemzug mehr ohne seine Erlaubnis machen dürfen. Du wirst keine Sekunde unbeobachtet sein. Und denkst du, McGonagall wird keinen Verdacht schöpfen? Denkst du, der Orden wird dich nicht ebenfalls überwachen und vielleicht jagen lassen?“ Draco biss sich auf die Lippen. So genau hatte er über die Seite, die er ausspionieren sollte, eigentlich noch nicht nachgedacht. Auf die Idee, dass diese Personen ihm ebenfalls gefährlich werden könnten, war er bisher noch nicht gekommen. Snape ließ von ihm ab, strich ein paar Falten auf Dracos Jackett glatt, und offerierte so gelassen, wie unter diesen Umständen möglich: „Ich werde dir bis zum Ende deiner Ferien jeden Tag mit Rat und Tat zur Seite stehen, aber dann…“, er wandte sich zu Lucius und Narcissa um, und zuckte ratlos mit den Achseln, „danach ist er auf sich allein gestellt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)