Die etwas weihnachtliche Geschichte von ein oder vielleicht auch zwei Genies von Alaiya (Adventskalender 2011 Tag 1) ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachtsflucht --------------------------- Das Handy dicht ans Ohr gepresst sah er sich mehrfach vorsichtig um. „Ich bin es, Kyouma“, flüsterte er dann angespannt. „Die Organisation hat ihren nächsten Schritt gemacht.“ Erneut wanderten seine Augen durch die Menschenmassen. „Wie es aussieht haben sie Mayuri eine Gehirnwäsche...“ „Okarin!“, flötete das Mädchen namens Mayuri und sah ihn mit so etwas wie niedlicher Entrüstung an. „Ich muss auflegen, sie hat mich bemerkt“, zischte er, ehe er das Handy in die Tasche seines Laborkittels gleiten ließ. „Okarin, kannst du nicht endlich damit aufhören?“, quängelte das Mädchen, dass in einen übertrieben warmen und übertrieben kitschigen roten Wintermantel gekleidet war. „Ich heiße nicht Okarin, mein Name ist Houonin...“ Mayuri wandte sich ab und schenkte ihm keine weitere Beachtung, während sie die Straße weiter entlang lief und erneut anfing Jingle Bells zu summen. Ihre Vorweihnachtstimmung war kaum zu ertragen. Grummelnd steckte Okabe Rintaro, der Besitzer des roten Handys, der fast immer in einen langen, weißen Laborkittel gekleidet war, die Hände in die Taschen von diesem und folgte seiner Sandkastenfreundin, deren Einkaufstüten er trug. Natürlich fragte er sich leise, warum er sich zu einer Einkaufstour wie dieser hatte überreden lassen, doch die Antwort war verwirrend und simpel zugleich: Weil er Mayuri ohnehin nie einen Wunsch abschlug. Doch er hatte die Hoffnung, dass er es nun, nachdem Mayuri für ihre Eltern, Daru, Faris, Moeka, Ruka und sogar Mister Braun und seiner Tochter Geschenke gekauft hatte, bald vorbei sein würde. Vor einem Schaufenster blieb das Mädchen schließlich stehen und legte einen Zeigefinger ans Kinn, wie immer, wenn sie nachdachte. „Hmm, Mayushi hat ein Problem“, sagte sie dann und sprach, wie eigentlich immer, dabei von sich in der dritten Person. „Was ist denn?“, grummelte Rintaro, dem es zugegebener Maßen etwas kalt war. „Mayushi hat noch kein Geschenk für dich, Okarin. Und wenn du dabei bist kann Mayushi es nicht kaufen, weil es dann ja keine Überraschung mehr ist.“ Sie legte den Kopf schief. „Und morgen ist Feiertag.“ Der junge Mann winkte ab. „Mach dir wegen mir keine Sorgen. Ich brauche diesen Weihnachtskram nicht. Spar dein Geld lieber für was sinnvolles.“ „Aber es ist doch sinnvoll Mayushis Freunden eine Freude zu machen“, widersprach das Mädchen. „Hmpf“, machte Rintaro nur, aus Ermangelung an Worten. Es war so typisch für Mayuri immer an andere zu denken, immer dafür zu sorgen, dass es ihren Freunden an nichts fehlte und selbst die beste Begründung der Welt brachte sie nicht dazu einmal etwas anderes zu tun. Deswegen hatte er dies schon lange aufgegeben. Nun holte Mayuri ihre Taschenuhr hervor, zog diese etwas auf und sah auf das Ziffernblatt. „Oh je!“, rief sie dann auf einmal auf. „Mayushi ist schon beinahe zu spät für ihre Schicht. Entschuldige, Okarin!“ Damit lief sie auch schon los und ließ den mit Einkaufstüten beladenen Rintaro stehen und rannte in die Richtung des May Queen. Das war eine weitere Eigenschaft von Mayuri: Sie war furchtbar kopflos. Nach einigem Überlegen und der Feststellung, dass er eh nichts besseres zu tun hatte, folgte Rintaro ihr schließlich, durch die mit allerhand Kitsch geschmückte Einkaufsstraße. Er hatte das Gefühl, dass sich mit jedem Jahr mehr Weihnachtsmänner in den Ladenfenstern versammelten und dickere Schicken Kunstschnee zu diesen aufgehäuft wurden. Es gab allerhand westliche Weihnachtsmusik, die von „Silent Night“ zu „Jingle Bells“ neigte. Gerade „Jingle Bells“ schien ein Fluch zu sein, dem man unmöglich entkommen konnte, denn selbst wenn er das Labor nicht verließ, würde es ihn irgendwann in der Form Mayuris aufsuchen. In seiner Familie hatte man weder den Geburtstag des Tennos, noch Weihnachten gefeiert. Dafür war sein Vater zu Bodenständig gewesen. Er hatte immer gesagt, dass es Unsinn sei, den Geburtstag irgendeines Fremden zu feiern. Egal, ob dieser zum örtlichen Königshaus gehörte, oder das Zentrum irgendeiner abendländischen Religion bildete. Dies hatte Mayuri jedoch auch früher nicht abgehalten jedes Jahr, seit sie sechs Jahre alt war, ihm irgendeine Kleinigkeit zu schenken, die meist, um es ernsthaft zu betrachten, zu wenig bis gar nichts taugten. Das sinnvollste war wohl ein warmer, leider nur violetter Schal gewesen, den sie damals zusammen mit ihrer Großmutter gestrickt hatte. Dieser war zumindest zu etwas zu gebrauchen, wenn auch weniger als Schal. Denn zum einen sagte Rintaro die Farbe wirklich nicht zu, zum anderen war der Winter in Tokyo zu mild, um einen Schal zu tragen. Doch zumindest als Topflappen ließ sich der Schal verwenden – wenn Mayuri nicht da war. Allerdings fragte er sich trotzdem, was sie davon hatte ihr Taschengeld mit diesem Kitsch zu verwenden. Und warum sie ihm jedes Mal aufs neue ein schlechtes Gewissen machen musste, wenn er – mit guter Miene zum bösen Spiel – Weihnachtslieder spielende Rentierplüschtiere oder aufklappbare Karten, seltsame Schals und alberne Bommelmützen entgegen nahm. Ja, selbst als vermeintliche Geisel hatte sie sich davon nicht abhalten lassen. Letztes Jahr hatte sie sich selbst übertroffen und ihm eine „Ho ho ho“ lachende Weihnachtsmannfigur geschenkt. Und er? Was sollte er mit diesem Kitsch? Immerhin war er niemand geringeres als der verrückte Wissenschaftler Houonin... „Kyouma!“, hörte er ein Rufen, als ein in selbst für den milden Tokyoter Winter knapp bekleidetes Catgirl mit pink gefärbten Haaren vor dem Maidcafé auf und ab hüpfte. „Kyouma-sama!“ „Feyris“, murmelte er als die Besitzerin des May Queen ihn katzenhaft anlächelte. „Was macht die Wissenschaft, nyan?“, fragte sie freundlich, doch erhielt nur ein Schulterzucken zur Antwort, ehe er sich wieder seiner Rolle entsann. „Das ist streng geheim! Top Secret!“, zischte er. „Es gäbe keinen Grund es einem einfachen Katzenmädchen zu erzählen!“ „Nyan, Kyouma“, jammerte sie und ihr Tonfall erntete ihm einige böse Blicke von ihren zahllosen Verehrern (die meisten Otakus). „Kyouma, mir kannst du es doch sagen, nyan!“ „Damit du meine Pläne der Organisation verkaufst?“, erwiderte er. „Aber ich bin doch auch ein Lab Member, nyan.“ Er war immer wieder überrascht, wenn er sie normal sprechen hörte, doch dies kam nie vor, so lang sie sich auch nur in der Nähe des May Queen aufhielten. „Doch auch zwischen Lab Membern gibt es Unterschiede! Alles was streng geheim ist...“ Weiter kam er gar nicht. „Feyris hat eine Idee, nya nyan!“, rief sie aus. „Du könntest eine Schneemaschine bauen und es schneien lassen, nyan!“ Dabei hüpfte sie ein wenig herum und machte eine ausschweifende Bewegung mit der Hand. „Damit auch wir ein White Christmas haben, nyan!“ „Und in wie weit würde das mich bezüglich meiner Pläne die Weltherrschaft an mich zu reißen weiterbringen?“ Er strich sich ein paar Haare mit einer überlegenen Geste von der Stirn. „Nun, es würde zumindest Moe weiter über die Stadt verbreiten, nyan“, meinte sie ein wenig geknickt. „Du verwechselst deine Pläne mit den meinen“, gab er zur Antwort. „Nun, ich könnte deine Forschung finanzieren, nyan“, meinte sie und hatte damit nicht Unrecht. Immerhin war Feyris Nyan, alias , wohl das reichste achzehnjährige Mädchen der Stadt. Während Rintaro zu den wahrscheinlich ärmsten Studenten seiner Universität zählte. „Abgelehnt!“, sagte er nichts desto trotz. „Als ob ich, Houonin Kyouma, mich von irgendjemanden beeinflussen lassen würde.“ „Oh, nyan“, machte das Mädchen geknickt, ließ ihn jedoch in das Maidcafé eintreten. Drinnen war es selbst für May Queen Verhältnisse voll und es gab keinen einzigen freien Tisch, an dem noch niemand saß, was Rintaro beinahe dazu bewog wieder zu gehen, hätte er nicht einen ihm sehr vertrauten und sehr breiten Rücken an einem der Fenster gesehen. Daru – er hätte es wissen müssen. Immerhin verbrachte sein Super Hacker nahezu jede freie Stunde, in der er nicht Eroges spielte, im May Queens. Ja, der fettleibige Daru war der Inbegriff eines Otakus. „Hey, Super Haker“, meinte er und setzte sich, ganz selbstverständlich, Daru gegenüber an dessen Tisch. Dieser, gerade in einen Manga versunken, sah auf. „Es ist Hacker“, verbesserte er ihn – wie jedes Mal – und wurde – wie jedes Mal – ignoriert, weshalb er direkt mit vermeintlich wichtigeren Themen fortfuhr. „Hast du diesen niedlichen Dress gesehen, den Feyris-chan trägt? Ach, wäre doch das ganze Jahr Weihnachten.“ „Ich finde, es sieht kühl aus“, meinte Rintaro desinteressiert. „Ach du, bist du so in deine eigenen Fantasien versunken, dass du welche, die wahr werden nicht bemerkst?“, erwiderte Daru und der selbsternannte Wissenschaftler erwartete fast, dass dieser bald Nasenbluten bekommen würde. „Ich habe solche Fantasien nicht“, entgegnete er scharf. Daru begann auf einmal wissend zu lächeln. „Ja, dir wäre es wahrscheinlich lieber Makise Kurisu in einem solchen Dress zu sehen.“ Damit hatte er einen wunden Punkt erwischt, was dafür sorgte, dass Rintaro beinahe ins Stottern geriet, als er antwortete. „So ein Blödsinn. Und überhaupt, als könnte die flachbrüstige Assistentin so einen Dress überhaupt tragen!“ „Hehe, Volltreffer“, gluckste Daru mehr zu sich. „Überhaupt, Christina war seit zwei Monaten nicht mehr in Japan“, murmelte Rintaro und sah auf die geschäftige Straße hinaus. Der Computerspezialist und Hobbyhacker sah auf, doch bevor er etwas erwidern konnte, hörten sie eine vertraute Stimme neben sich. „Tuduru!“, summte Mayuri, die nun eine blonde Perrücke trug und ihren normalen Maid-Dress trug – sehr zu Rintaros Erleichterung. „Was soll ich dir bringen, Okarin-nyan?“, fragte sie. „Sollte es nicht eher Meister oder Kyouma-sama sein?“, erwiderte er missmutig. „Okarin“, war die einzige, drängende Antwort die er bekam. „Hmpf, was du willst“, meinte er dann, weil er ohnehin keine speziellen Vorlieben hatte und so oder so bei Feyris anschreiben musste, da er – wie meistens – pleite war. „In Ordnung“, erwiderte das Mädchen und salutierte, ehe sie sich auf den Weg in die Küche machte. Nun sah Daru, der offenbar einen Eiskaffee oder ähnliches gehabt hatte, von dem nur noch das leere Glas mit Strohhalm geblieben war, auf. „Du scheinst heute mal wieder ganz schlechte Laune zu haben, Houonin Kyouma.“ Dabei legte er extra viel in Rintaros Pseudonym. „Hmm“, erwiderte dieser nur lustlos. Schließlich sah er seinen Freund an. „Hast du irgendwelche neuen Spiele, Super Haker?“ „Hacker“, kam die prompte Antwort. „Nichts besonderes. Wieso fragst du?“ „Wir könnten auf Samstag durchmachen und im Labor zocken“, schlug Rintaro vor. Immerhin hatten sie so auch das letzte Weihnachten verbracht. Nur, natürlich, dass es letztes Jahr noch kein Labor gab und sie dafür in Rintaros Zimmer zu Hause gesessen waren. „Hä?“, meinte Daru, als hätte er den Vorschlag nicht ganz verstanden. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck von gelangweilt zu überlegen. „Tut mir leid, Okabe...“ „Houonin Kyouma“, verbesserte dieser halbherzig. „Ich kann dieses Jahr nicht.“ Er setzte sich aufrecht. „Ich habe nämlich ein Date.“ Rintaro zog die Augenbrauen zusammen. „Träum weiter.“ „Nein, im Ernst“, erwiderte Daru. „Ja, sicher...“ „Im Gegensatz zu dir leide ich nicht unter Realitätsverlust.“ „Offenbar schon.“ „Er lügt nicht“, meinte nun erneut eine vertraute Stimme, als Mayuri wieder neben ihnen stand. Überrascht sah Rintaro sie an, während sie ihm einen Kakao und ein Stück Christmas Cake hinstellte. „Feyris hat es ihm versprochen“, fuhr das Mädchen fort. „Weil er sie im Kartenspiel geschlagen hat.“ „Und weil ich ihr treuster Kunde bin“, fügte Daru stolz hinzu. „Aber...“, setzte Rintaro an, brach dann aber ab und nahm lieber ein Stück von der Torte, nur um einen Augenblick später das Gesicht zu verziehen, weil diese auf beinahe ekelige Art und Weise süß war. „Tja, so habe ich wohl mein erstes Date vor dir.“ Das Lächeln auf dem Gesicht des Otakus war beinahe schon überheblich. „Und vielleicht auch meinen ersten Kuss.“ „Das...“, setzte der vermeintliche verrückte Wissenschaftler an, brach dann jetzt erneut ab und starrte aus dem Fenster. Was sollte er auch erwidern? Was zwischen ihm und Kurisu passiert war,lag in einer anderen Zeitlinie, in einer anderen Dimension, wenn man so wollte, und selbst dort hatte Daru davon nichts gewusst, wie sollte er es hier? Selbst Kurisu erinnerte sich nicht mehr daran, jedenfalls nicht bewusst, selbst wenn ihr Unterbewusstsein manchmal einzelne Stücke hervorzubringen schien. Ihm beinahe vergangenen Jahr war viel passiert, doch nur für ihn. Er besaß das Reading Steiner, die Fähigkeit sich daran zu erinnern, was in anderen Zeitlinien passiert war. Er erinnerte sich daran, wie Kurisu erstochen worden war. Er erinnerte sich daran, wie Mayuri unzählige Male gestorben war. Doch hier, in der Welt hinter dem Steins Gate war nichts davon passiert. Hier hatte er Kurisu auch nie geküsst und ihr nie seine Gefühle gestanden. Hier arbeitete Kurisu vorrangig noch immer in einem Labor in den USA. Hier wusste Kurisu nur, dass er ihr, aus für sie unerklärlichen Gründen, das Leben gerettet hatte. Und wie sollte er ihr diese Gründe auch erklären? Nicht ohne die Zukunft erneut zu gefährden. Es war das beste, wenn hier alle glaubten, dass Zeitreisen nicht möglich war, daran glaubte er fest. „Erde an Rintaro, ist jemand da?“, drang Darus Stimme in sein Bewusstsein vor. „Hmm?“ Der Angesprochene sah auf. „Es scheint ihn wirklich schwer getroffen zu haben“, meinte Daru nun an Mayuri gewandt und klang dabei irgendwie stolz. Als es bereits dunkel war, war Rintaro auf dem Weg zum Future Gadget Lab zurück. Mayuri arbeitete noch und Daru war nach Hause, was für ihn überraschender Weise nicht das Labor war. Für Rintaro sah das anders aus. Er stotterte sich die Miete, die für Akihabara-Verhältnisse eigentlich sogar recht billig war, jeden Monat irgendwie ab, doch er verzichtete lieber ab und an auf all zu großen Luxus, als auf das Labor. Dies hatte nicht etwa, wie bei vielen anderen, damit zu tun, dass er Freiheit brauchte und deswegen von zu Hause ausgezogen war – im Gegenteil! Letzten Endes war es egal, ob er hier war oder zu Hause, wo seine Eltern selten da waren. Der einzige Unterschied war, dass er zu Hause das Essen nicht bezahlen musste. Doch zum einen lag das Future Gadget Lab näher an seiner Universität. Zum anderen war es kleiner und fühlte sich weniger leer an, selbst wenn er nur allein dort war. Was man von der großen Wohnung, in der er mit seinen Eltern gelebt hatte, nicht behaupten konnte. Er hatte in seiner Kindheit mehr Zeit bei Mayuris Familie, vor allem bei ihrer Großmutter verbracht, als dass er seine eigenen Eltern gesehen hatte. Dabei war es egal gewesen, ob es Weihnachten oder irgendein Geburtstag gewesen war. Besonders sein Vater hatte wenig von all diesen Festen gehalten – letzten Endes war es halt doch nur ein Tag wie jeder andere. Er seufzte. Es war wirklich nicht so, als würde es ihn stören. Er hatte ohnehin nie ein Problem damit gehabt, diese Tage mit Videospielen und Manga zu verbringen. Oder damit mit diversen technischen Spielereien herum zu experimentieren. Trotzdem hatte er damit gerechnet übermorgen nicht vollkommen allein zu verbringen. „Okabe-san!“, rief eine ihm wohlbekannte Stimme, als er am kleinen Schrein in der Nähe des Labors vorbei kam. Ruka kam, ausnahmsweise nicht in seine Mikokleidung gekleidet, sondern in einem nicht minder weiblichen Wintermantel, die Treppe vom Schrein hochgerannt. Halb erschrocken sah Rintaro ihn an, fing sich dann aber wieder. „Hast du nicht was vergessen, Rukako?“ „El psy congroo“, brachte der Junge schnell hervor. Rintaro kämpfte derweil gegen seinen Fluchtinstinkt, der seit dem Sommer und der Zeitlinie, in der Ruka ihm als Mädchen seine oder ihre Liebe gestanden hatte, immer wieder die Überhand gewann, wenn er mit Ruka allein war. Denn so süß auch das Gesicht des Jungen war – er war ein Junge! „Besser“, presste er schließlich hervor. „Ich bin so froh, dass ich dich treffe“, fuhr der Sohn des Guji fort. „Ich war vorhin am Labor aber du warst nicht da. Ich dachte schon, du wärst entführt worden!“ Und dabei war er vollkommen ehrlich. Rintaro zog eine Augenbraue hoch. „Was ist denn?“ „Ah.“ Der Junge griff in seine Tasche und zog ein rundes und zierlich verpacktes Geschenk hervor. „Ich wollte dir das hier geben.“ „Hmm?“ Der vermeintliche Wissenschaftler sah ihn fragend an. „Als Weihnachtsgeschenk“, erwiderte Ruka und sah etwas schüchtern und mit geröteten auf den Boden. „Ich habe Mayushi ihres in der Schule gegeben.“ „Hat dich Mayuri etwa zu diesem albernen Kram angestiftet?“, fragte Rintaro. „Wirklich, Rukako, du lässt dich zu leicht beeinflussen.“ Betreten sah der Junge zu Boden, woraufhin der ältere seufzte. „Aber ich bin ja nicht so“, meinte er dann und nahm Ruka das Geschenk aus der Hand. „Du kannst es ruhig aufmachen“, murmelte der Junge schüchtern. Rintaro zuckte mit den Schultern und öffnete das viel zu fein verpackte rundliche Geschenk. Eine Schneekugel kam zum Vorschein. Er betrachtete diese genauer. Im Inneren war eine Modellversion der Freiheitsstatue in New York zu sehen, die, wenn man die Kugel schüttelte, mit künstlichem Schnee betreut wurde. Wo auch immer Ruka diese herbekommen hatte und was auch immer er, Rintaro, damit anfangen sollte. „Die Freiheitsstatue?“ „Ja... Ich...“ Der Junge zögerte. „Ach, ich dachte es gefällt dir.“ Rintaro seufzte. „Hmm, danke.“ Er wandte sich zum Gehen, hielt dann aber inne. „Aber du feierst Weihnachten nicht, oder?“, fragte er dann beiläufig, um sich darin bestätigt zu fühlen, dass er damit nicht allein war. Mit einem Mal wurde Rukas Gesicht knallrot. „Naja“, druckste er. „Nicht direkt... Ich...“ Er murmelte etwas leise. „Was?“, fragte der Ältere. „Ich habe ein Date“, hauchte Ruka. „Oho!“, rief Rintaro aus. „Wie heißt das hübsche Mädchen denn, das sich glücklich schätzen darf?“ Erneut druckste der Junge vom Schrein herum. „Es... Es... Nicht mit einem Mädchen.“ Eigentlich hätte Rintaro dies wissen müssen, trotzdem starrte er Ruka für einige Sekunden vollkommen schockiert an. „Dann...“, setzte er schließlich stotternd an. „Dann viel Spaß mit dem glücklichen jungen Herrn...“ „Danke“, flüsterte Ruka. „Ich... Muss weiter, ehe mich die Organisation einholt!“, sagte er dann schließlich und wandte sich ab. „El Psy Congroo!“ „Auf wiedersehen, Okabe-san“, hörte er noch die Stimme des Jungen hinter sich und hob noch einmal die Hand zum Abschied. Währenddessen ließ er mit der anderen Hand die Schneekugel in die Tasche seines Laborkittels geleiten und ging so lange, bis er sich sicher war außer Sichtweite zu sein, in einem bemüht gemäßigtem Tempo weiter. Dann erst blieb er stehen und stöhnte leicht entnervt auf. Hatten denn alle ein Date? Selbst Rukako? Selbst Rukako mit einem anderen Jungen? Wieso hatte er das nicht kommen sehen? Hatte dieser Tag noch mehr seltsam und vermeintlich romantische Überraschungen? Er hoffte nicht. Für heute hatte er wirklich genug Schocks erlitten. Eigentlich hatte er ja gewusst, dass Ruka schwul und transsexuell war, aber die Vorstellung, dass der Junge wirklich ein Date hatte, war seltsam. Vielleicht nicht zuletzt, weil Ruka wie ein unschuldiges Mädchen wirkte – ein Mädchen, das keine Dates hatte. Er fragte sich, was Eisuke Urushibara, Rukas Vater, dazu sagte. Aber, dachte er schließlich, eigentlich ging es ihn nichts an. Und ein Teil von ihm war irgendwie froh darum, dass Ruka sich für einen anderen Jungen interessierte. So versuchte er diese Gedanken möglichst schnell in irgendeine Ecke seines Bewusstseins zu verdrängen und ging die Straße hinunter, bis er zu der Gasse kam, an der das Labor lag. Mit einem Seufzen schloss er nur wenig später die Tür des Future Gadget Labs auf und ließ sich auf das Sofa fallen. Für ein paar Minuten blieb er so sitzen und starrte einfach auf die weiß gestrichene Decke, ehe die Schneekugel aus der Tasche seines Kittels holte, und zusah wie die verhältnismäßig viel zu großen Plastikschneeflocken auf die Freiheitsstatue nieder rieselten. „New York, hmm?“, murmelte er geistesabwesend und musste unwillkürlich an Kurisu denken, die im Gegensatz zu ihm die kupferne Französin schon von nahem gesehen hatte. Vielleicht sogar innerhalb der letzten Tage. Seit sie das letzte Mal in Tokyo gewesen war, waren mehr als zwei Monate vergangen. Seine Assistentin, Christina, Kurisu. Was sie wohl an Weihnachten machte? Mit ihrer Familie würde sie es wohl genau so wenig wie er verbringen... Wahrscheinlich würde sie in irgendeinem Labor in ihre Forschungen vertieft sein und sogar vergessen haben, was für ein Monat war. Wahrscheinlich – denn wenn Kurisu einmal in ein Projekt vertieft war, konnte sie die Welt um sich herum vergessen. Vielleicht... Rintaros Gedanken schweiften ab und schließlich schüttelte er den Kopf und schaltete den Fernseher an. Diese Welt, diese Zeitlinie, lag hinter dem Steins Gate. Mit einer unbekannten Zukunft. Eine Welt, in der Mayuri und Kurisu leben konnte. Eine Welt, in der hoffentlich nicht in den nächsten Jahren der dritte Weltkrieg ausbrechen würde. Eine Welt, in der alles besser war. Selbst wenn er vielleicht eine Kleinigkeit verloren hatte, so hatte er doch viel mehr gewonnen. In dieser Welt, in dieser Zeitlinie konnte er, konnten seine Freunde in Frieden leben. Kurisu lebte. Sie war irgendwo. Irgendwo in Amerika. Sie atmete. Sie zerbrach sich ihren hübschen Kopf über irgendwelche physikalischen Probleme. Sie kannte ihn und irgendwann, irgendwann würde sie sicher auch zum Future Gadget Lab zurückkommen. Diese Zeitlinie lag hinter dem Steins Gate. Sie hatten Zeit. Und trotzdem, auch wenn er es nie gegenüber oder gegenüber von einem seiner Freunde zugegeben hätte: Er vermisste sie. Der 23. Dezember verging schnell, ohne das Rintaro irgendeinen Gedanken an den Kaiser verschwendete. Stattdessen spielte er auf Darus Playstation 3, trank Dr. Pepper und dachte darüber nach, was für Future Gadgets er noch erfinden konnte. Irgendwann am Nachmittag kam Mayuri vorbei und übergab ihm ein in rotes Geschenkpapier verpacktes Päckchen mit der ausdrücklichen Mahnung es erst am Folgetag zu öffnen. Natürlich bot sie ihm auch an, dass er zu ihr und ihren Eltern mitkommen könnte. Aber konsequent lehnte er ab. Am 24. Dezember erwachte er spät – wie letztes Jahr, wie jedes Jahr – und mit einem leicht steifen Nacken, da er in einer eher unbequemen Position auf dem Sofa des Labors geschlafen hatte. Grummelnd rieb er sich den Nacken, während er sich auf den Weg ins kleine Bad machte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz vor zwölf war, was durchaus auch erklärte, dass sein Magen hungrig klingende Geräusche von sich gab. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, erst einmal eine warme Dusche zu nehmen, nach der er sich zumindest etwas besser fühlte. Danach verriet ihm ein Blick in den Kühlschrank, was er die letzten zwei Tage hätte dringend tun sollen: Einkaufen. Es herrschte gähnende Leere und sein Magen grummelte weiter. Ein Blick in das Regal neben dem Kühlschrank verriet ihm, dass sich ihre gesamten festen Lebensmittelvorräte auf drei Tütensuppen, eine Packung Chips und ein paar Packungen Pockys diverser Sorten, die allerdings der Privatvorrat von Feyris, Mayuri und Ruka waren. Vor allem war dabei nichts, was gegen seinen Hunger dauerhaft geholfen hatte. Seufzend zog er sich an und kramte sein Portemonnaie hervor, in welchem eine ähnliche Leere herrschte, wie im Kühlschrank. Also war er gezwungen erst zum nächsten Geldautomaten zu gehen, von denen es in Akiba glücklicher Weise mehr als genug gab, ehe er einen möglichst billigen Supermarkt aufsuchte, da auch sein Kontostand nicht mehr all zu hoch war. Seufzend dachte er daran, dass er das Problem nicht hätte, wenn er bei seinen Eltern leben würde. Aber er konnte sich mit dem Gedanken einfach nicht anfreunden. Auch wenn sein Verhältnis mit seinen Eltern um ein vielfaches besser war, als das von Kurisu. Vielleicht könnte er versuchen seinen Vater um mehr Geld zu bitten, auch auf die Gefahr hin, sich daraufhin einen Vortrag darüber anhören zu müssen, dass er ja eigentlich auch zu Hause wohnen könnte und wenn er mehr Geld wollte, doch auch arbeiten gehen könnte. Nachdem er schließlich den übernächsten Geldautomaten aufgesucht hatte, da der dem Labor nächste außer Betrieb war, betrat er schließlich einen der 24-Stunden-Supermärkte, die in ganz Tokyo, vor allem in den inneren Bezirken, dicht gesät waren. Diesen verließ er einige Minuten später mit einer Tasche, die zwei Flaschen Dr. Pepper, Reis, eine Packung mit fertiger Soße, H-Milch und Cornflakes enthielt. Derweil bereute es wirklich, dass er keine Jacke angezogen hatte, auch wenn er – da ohne Begleitung – auf seinen Laborkittel ebenfalls verzichtet hatte. Es war heute wirklich kühl. Er schätzte die Temperatur auf um die Temperatur auf etwa fünf Grad Celsius. Dementsprechend war er froh, als er wieder am Labor ankam. Mr. Braun, sein Vermieter, war bereits seit gestern mit seiner Tochter verreist, weswegen der Fernsehladen geschlossen war. So schloss Okabe die Tür zu Treppenhaus auf und stieg die Treppen hinauf. Dabei bemerkte er, dass sich sein Missmut vergrößert hatte, aber er konnte oder wollte nicht feststellen, wieso. Eine Etage weiter oben öffnete er die Tür des Futur Gadget Labs und stellte zu seiner Überraschung fest, dass diese nicht verschlossen war. Hatte er etwa vergessen, sie zu verschließen. Er war offenbar wirklich noch nicht ganz wach. Gerade jetzt, wo außer ihm niemand im Haus war... Aber was sollten sie aus dem Labor schon klauen? Außerdem war er ja nur etwa vierzig Minuten weg gewesen. Mit einem Seufzen trat er ein und warf die Einkaufstasche achtlos auf die Couch. Einen Augenblick später hielt er jedoch inne, als er eine weitere Plastiktasche bereits auf der Arbeitsfläche der kleinen Kochnische sah. Nahezu im selben Moment erklang vom Sofa ein Protestschrei. „Au, Okabe, spinnst du?“ Vollkommen überrascht zuckte er zusammen. Nun registrierte er ebenfalls den kleinen roten Rollkoffer in der Ecke des Zimmers. Starr drehte er sich zum Sofa um. „Kurisu...“, flüsterte er langsam und dachte für einen Moment, sein Herz würde stehen bleiben, als er nun erst die neunzehnjährige Forscherin entdeckte, die sich gerade auf der Couch aufrichtete, wo sie es sich mit seiner Decke und Mayuris Plüschupa halbwegs bequem gemacht hatte. „Kurisu...“, begann er erneut. „Schau gefälligst, wo du deine Sachen hinwirfst“, beschwerte sie sich und hob seine Einkaufstüte in die Höhe. Für einige Sekunden starrte er sie mit offenem Mund an, ehe er sich schließlich wieder fasste. „Was machst du in meinem Labor, ohne mich vorher zu fragen, Assistentin?“, rief er im Tonfall Houonin Kyoumas aus und bereute es nun seinen Kittel nicht zu tragen. „Ich bin nicht deine Assistentin“, grummelte das Mädchen mit den rotbraunen Haaren. „Christina!“, schnarrte er extra langsam und herausfordernd. Sie seufzte. „Du wirst dich nie ändern, oder, Okabe?“ Fast hätte er ebenfalls erneut geseufzt, hielt sich aber zurück. „Aber warum bist du hier?“, fragte er schließlich in normalen Ton. „Aber ich...“, setzte sie an. „Ich hatte doch angerufen.“ „Was?“, fragte er, da er bereits seit mehreren Wochen nichts mehr von ihr gehört hatte und da hatte sie sicher nichts von solchen Plänen erwähnt. „Vor fünf Tagen“, erklärte sie. „Mayuri ist dran gegangen und sagte, dass du nicht zu sprechen seist... Und...“ Sie rang nach Worten. „Sie hat es dir nicht gesagt?“ Okabe seufzte. „Wahrscheinlich hat sie es vergessen“, meinte er dann, immerhin hätte Mayuri schon lange ihren Kopf verlegt, wenn dieser nicht angewachsen wäre. „Wahrscheinlich...“, erwiderte Kurisu schließlich. „Hast du Hunger?“, erkundete er schließlich und machte sich daran zwei Schalen aus dem vollgestopften Geschirrschrank zu kramen. „Hmm, ja“, antwortete das Mädchen, während sich Rintaro auf die Suche nach dem wiederum eher raren Besteck machte. „Wann bist du angekommen?“ „Der Flieger ist vor etwa drei Stunden gelandet. Aber ich bin vielleicht vor zwanzig Minuten hier angekommen.“ „Wieso bist du nicht erst zum Hotel?“, fragte er, während er Cornflakes und Milch in die Schüsseln füllte. Sie erwiderte nichts, sondern betrachtete den Löffel in der Schüssel misstrauisch. „Mayuris“, beantwortete er die unausgesprochene Frage. „Und sicher gespült.“ Noch immer etwas zögerlich begann sie schließlich die Cornflakes zu essen. „Wo sind die anderen...?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen. „Mayuri ist bei ihren Eltern“, erwiderte er. „Moeka habe ich in den letzten Tagen nicht gesehen. Sie hat sich freigenommen. Ich glaub sie besucht irgendwen.“ Er steckte sich einen weiteren Löffel Cornflakes in den Mund. „Rukako hat ein Date.“ „Mit... Mit einem Jungen?“, fragte Kurisu und errötete etwas. „Ja.“ Im Gegensatz zu ihm hatte sie sofort verstanden. „Was ist mit Daru und Rumiho?“ Rintaro brauchte einen Moment, ehe ihm einfiel, das Rumiho Feyris richtiger Name war. Dann seufzte er. „Die... Haben auch ein Date.“ Nun sah das Mädchen ihn einen Moment lang sprachlos an. „Du meinst... Zusammen?“, fragte sie schockiert. Er nickte düster. „Kaum zu glauben“, murmelte er dann. „Allerdings...“ Den Rest der Cornflakes aßen sie schweigend. „Dann wärst du den ganzen Tag allein gewesen?“, fragte Kurisu. „Ja.“ Er räumte das Geschirr zur Spüle. Dann sah er sie hochmütig an. „Und ja, wenn du hierbleiben willst, musst du mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen, Christina.“ „Okabe!“, protestierte sie erneut gegen ihren Spitznamen. Er lachte leise. Dann zog er die Hülle eines Beat'm-Up-Spiels aus dem Regal. „Willst du eine Revanche?“, fragte er, da er sie bisher jedes einzelne Mal in dem Spiel geschlagen hatte. Es war früher Abend und der Fernseher lief schon seit einigen Stunden, während Kurisu selig neben ihm auf dem Sofa schlief. Kein Wunder, sie hatte während des Fluges wahrscheinlich kaum geschlafen und dazu ein nicht zu verachtendes Jetlag. Trotzdem war sie hierher gekommen, anstatt sich erst einmal im Hotel auszuschlafen... Er seufzte, als er bemerkte, dass er ihr mehr Beachtung schenkte, als dem laufenden Fernseher, in dem irgendeine möchtegern weihnachtlich kitschige Quizshow ausgestrahlt wurde, und schaltete diesen schließlich aus. Er war froh, dass sie hier war. Aber gleichzeitig fiel es ihm schwer mit ihr allein zu sein. Nach allem, was im vergangenen Jahr geschehen war, ohne dass sie sich daran erinnern konnte, weil es nicht mit ihr, sondern mit einer anderen Kurisu geschehen war. Und selbst, wenn jene andere Kurisu seine Gefühle erwidert hatte... Dies war Steins Gate, die unbekannte Welt. Mit einem Seufzen stand er auf und ging in die Küchennische, um die Packung Chips aus dem Schrank zu holen. Doch dabei fiel sein Blick auf Mayuris Geschenk, dass er am Tag zuvor in eins der überfüllten Regele des vermeidlichen Labors gestellt hatte. Nun, zumindest jetzt durfte er es öffnen. Auf dem Papier klebte ein sternförmiger Sticker mit der Aufschrift „Für Okarin“. Mayuri war einfach zu kitschig. Er öffnete das Papier so vorsichtig und leise wie möglich. Zum Vorschein kam die Packung eines Bestecksets auf der ein weiterer, herzförmiger Sticker klebte. „Für Kurisu“ stand auf diesen und für einen Moment starrte Rintaro leicht schockiert auf sein „Geschenk“. Ihre eigene persönliche Gabel... Also hatte Mayuri nicht vergessen ihm etwas zu sagen. Sie hatte es mit Absicht verheimlicht. Etwas, was Okabe ihr nicht zugetraut hätte. Daru oder Feyris... Mindestens einer von den beiden war ebenfalls daran beteiligt, dessen war er sich sicher. Konnte das vielleicht auch heißen, dass es gar kein Date gab? Dann würde die Welt zumindest etwas mehr Sinn machen! Ja, es würde vor allem zu Daru passen, ihn in eine solche Situation zu bringen und sich derweil perverse Vorstellungen über diese hinzugeben. Wussten alle, dass Kurisu hier war? Er sah wieder zu der jungen Forscherin herüber. War es wirklich so offensichtlich? Zögerlich ging er die paar Schritte zu Kurisu hinüber, die offenbar nicht einmal vorhatte heute noch zum Hotel zu gehen. Nach weiterem Zögern strich er ihr ein paar Haare aus dem Gesicht. „Ich bin froh, dass du hier bist“, flüsterte er, als sie blinzelte. „Okabe“, hauchte sie. „Sag nicht immer plötzlich so komisches Zeug.“ Überrascht sah er sie an. „Ich dachte...“, setzte er an, überspielte dann seine Überraschung jedoch. „Du bist wach, Assistentin. Gut, ich lasse nämlich keine Nickerchen in meinem Labor zu!“ Er sich kurz um. „Und bevor ich es vergesse.“ Damit nahm er das Geschenk aus dem Regal. „Das... Ist ein Weihnachtsgeschenk. Von Mayuri. Nicht, dass du denkst, dass ich – Houonin Kyouma...“ Bevor er den Satz beenden konnte war sie aufgestanden und hatte ihre Lippen auf die seinen gedrückt. „Hör auf so seltsames Zeug zu erfinden“, flüsterte sie. „Kurisu...“ Er starrte sie an und brauchte einen Moment, die Situation zu verarbeiten. Sie nahm das Geschenk aus seiner Hand und lächelte verträumt. „Meine eigene Gabel. Wie umsichtig von dir...“ „Von Mayuri“, murmelte er. „Nicht von mir.“ Für einen Moment schwieg sie. „Weißt du, Okabe, vielleicht solltest du... Einfach einmal du sein, anstatt Houonin Kyouma.“ Sie sagte den Namen mit einigem Sarkasmus. „Weil ich Okabe Rinatro wesentlich lieber mag.“ „Kurisu“, hauchte er erneut. Noch immer zögerte er. Dann jedoch nahm er seinen Mut zusammen und küsste sie seinerseits. Fast rechnete er damit, dass sie gereizt reagierte, doch stattdessen sah sie ihn nur an, als sich ihre Lippen voneinander lösten. „Okabe“, flüsterte sie und zögerte selbst etwas, ehe sie die Arme um ihn legte. „Ich... Bin auch froh hier zu sein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)