The Same Old Song von PaylyNou (A SasuSaku Lovestory) ================================================================================ Kapitel 47: Cassiopeia ---------------------- Baby steps but oh, If you let me in I could be the one. 'Cus, we're better together. „Ich denke, du solltest es mir verraten.“ „Und ich denke, du solltest dich einfach überraschen lassen.“ Missmutig verzog ich mein Gesicht und warf Sasuke´s Spiegelbild einen kurzen Blick zu. Er grinste. Ob nun aufgrund der Tatsache, dass ich gerade dabei war das große Badezimmer bei ihm zuhause zu putzen, während er es sich auf dem Badewannenrand gemütlich gemacht hatte und mich dabei beobachtete, oder aufgrund des Umstands, dass ich nun schon seit fast zwei Tagen verzweifelt versuchte Sasuke zu entlocken, was er für unser erstes Date am Freitagabend geplant hatte. Bisher hatte ich genau zwei Dinge erfahren: Erstens, Sasuke würde mich um sechs Uhr von zuhause abholen. Zweitens, wir würden uns beide an die von uns aufgestellten Regeln halten. Regel Nummer eins: Keine Intimitäten, die über Umarmungen hinausgehen würden. Regel Nummer zwei: Keine unverschämt teuren Lokalitäten und oder Aktivitäten. „Ich darf dich aber schon noch mit dem Porsche abholen, oder?“, hatte Sasuke mich ernst gefragt und für einen Moment war ich versucht gewesen, auch dieses Luxusgut aus unserem Date rauszuhalten. Am Ende hatte ich weder mir noch Sasuke das antun können. Also hatte ich mit einem Schulterzucken meine Zustimmung gegeben. „Solange du dieses schwarze Stück Plastik zuhause lässt, mit dem du ständig versuchst, mir Dinge zu kaufen, die ich nicht brauche.“ „Ich bin mir sicher, dass dir das S4 gefallen hätte.“ „Sasuke!“ „Ist ja gut, dann eben kein S4 für dich.“ Dass wir diese Diskussion nicht zum letzten Mal geführt hatten, muss ich nicht erwähnen, oder? „Wenn du es mir nicht verrätst, weiß ich nicht, was ich anziehen soll.“ Demonstrativ die Arme vor der Brust verschränkend, lehnte ich mich schließlich gegen den Waschtisch und warf Sasuke einen auffordernden Blick zu. Dieser hingegen grinste nur erneut und warf mir ein Mikrofasertuch zu, welches ich ihm vor wenigen Minuten zum Halten gegeben hatte. „Du wolltest, dass das ein echtes erstes Date wird. Du hast sogar Regeln dafür aufgestellt, erinnerst du dich? Also beschwer dich jetzt nicht, wenn ich mich auch an diese halte.“ „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass eine dieser Regeln beinhaltete, dass du alles planst und ich völlig ahnungslos bleibe.“ Ich schnaubte leise und wandte mich mit dem Mikrofasertuch in den Händen wieder dem Spiegel über den Waschtischen zu, in welchem ich Sasuke zumindest vom Kopf bis zur Hälfte seiner Oberschenkel beobachten konnte. „Sieh es doch einfach als… Überraschung.“ „Ich hasse Überraschungen…“, murrte ich leise und ließ schließlich vom Spiegel ab, um Sasuke das Tuch gegen den Kopf zu werfen. Ich verfehlte und traf stattdessen seinen Oberschenkel, was bei Sasuke einen Lachanfall auslöste. „Werfen müssen wir doch nochmal üben, was?“ „Halt die Klappe.“ Da stand ich nun. Noch immer ahnungslos, was Sasuke nun für unser Date geplant hatte, hatte ich die letzten vierzig Minuten damit zugebracht, verschiedene Outfits zusammenzustellen, anzuprobieren und zu verwerfen. Irgendwann zwischendurch hatte ich in meiner Verzweiflung sogar Sasuke angerufen und ihn zum gefühlt einhundertsiebenundachtzigtausendsten Mal gebeten mir doch zumindest einen klitzekleinen Tipp zu geben. Das Gespräch war in etwa so abgelaufen: „Bitte, Sasuke! Bitte, bitte, bitte!“ „Nope.“ Ein leises Lachen seinerseits. „Komm schon, Sasuke. Was, wenn ich fürchterlich aussehe?“ „Dafür müsstest du schon mit jemanden den Körper tauschen.“ „Schleimen hilft mir jetzt auch nicht, Sasuke!“ „Zieh einfach das an, in dem du dich wohl fühlst. Gut aussehen tust du so oder so.“ „Schleimer… Also Jogginghose und Oversize-Pulli?“ „Das könnte interessant werden.“ „Was soll das denn heißen?“ „Ich habe dich noch nie in einer Jogginghose gesehen.“ „Sportunterricht?“ „Da trägst du immer dieses komische graue Etwas, in dem man deinen Hintern nicht sieht.“ „Echt?... Im Übrigen nennt man das Haremshose.“ „Was auch immer.“ „Nichts da, was auch immer. Was zieh ich denn nun an?“ „Was au-“ „Wag es nicht, diesen Satz zu Ende zu sprechen!“ Wieder ein Lachen von Sasuke, bevor ich frustriert seufzend einfach aufgelegt hatte. Eben jenes Seufzen entkam mir erneut als mein Blick über die übrig gebliebenen Kleidungsstücke glitt, welche nach sorgfältiger Prüfung auf meinem Bett liegen geblieben waren, während die restlichen Teile – jene, die meine Prüfung nicht bestanden hatten – einfach wieder zurück in meinen Schrank gewandert waren. Nachdem ich eine Weile so vor mich hin starrend dagestanden hatte und mir trotz aller Starrerei und Überlegerei kein brillanter Einfall gekommen war, seufzte ich erneut und griff nach einer hellgrauen Jeans mit Waschung sowie einem weißen Oversize-Shirt mit schwarzen Mustern. Sasuke hatte gesagt, ich solle das anziehen, in dem ich mich wohl fühlte. Daran hielt ich mich nun auch. Nachdem ich mein Outfit mit einem Paar pinken Vans, silbernen Ohrringen und einer silbernen Diamond-Kette vervollständigt hatte, versuchte ich ein letztes Mal meine frisch nachgetönten Haare dazu zu überreden, ausnahmsweise mal ein paar Stunden tatsächlich eine Frisur zu bilden. Einen letzten mahnenden Blick in den Spiegel werfend, schnappte ich mir schließlich mein Handy und lief die Treppe hinunter in unser Wohnzimmer, wo meine Mum von einem Ohr zum anderen grinsend bereits auf mich wartete. Natürlich hatte ich ihr erzählt, dass Sasuke und ich heute unser allererstes Date haben würden und auch, wenn sie erst ein wenig überrascht gewesen war, freute sie sich mittlerweile wohl mehr als ich auf den Abend. Verstehe einer Mütter. „Sehr hübsch siehst du aus, Kleines. Wann will Sasuke dich abholen?“ Ich warf einen Blick auf das Display meines Handys, bevor ich jenes in meiner Hosentasche verstaute. „So ziemlich gleich. Und du denkst, ich kann so gehen?“ „Natürlich Spatz. Außer ihr geht irgendwo fein essen… Geht ihr irgendwo fein essen?“ „Keine Ahnung. Sasuke hat darauf bestanden, dass er den Abend plant und es für mich eine Überraschung bleibt, was wir machen.“, gestand ich frustriert und griff in meine Hosentasche, um mein Handy wieder hervorzuziehen und einen erneuten Blick auf die Uhr zu werfen. Zwei Minuten vor sechs. Ein klitzekleinbisschen nervös biss ich mir auf die Unterlippe und war gerade im Begriff mein Handy wieder wegzustecken als es ein leises Zwitschern von sich gab und zweimal kurz hintereinander vibrierte. Das war dann wohl mein Stichwort. Einen kurzen Blick auf die Nachricht von Sasuke werfend – Darf ich bitten? –, verabschiedete ich mich schnell von meiner Mum, schnappte mir im Vorbeigehen noch meinen Schlüsselbund und verließ schließlich unsere Wohnung. „Oh Gott sei Dank!“ Ich gab mir keine Mühe, meine Erleichterung zu verbergen, als Sasuke mich zwar tatsächlich an seinem Porsche lehnend erwartete, aber immerhin ähnlich leger gekleidet war wie ich. In der hellbeigen Hose und dem schwarzen Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte, sah er zwar absolut zum Anbeißen – und weit außerhalb meiner Liga – aus, aber vermittelte mir nicht das Gefühl, dass ich mit meinem Outfit völlig daneben gegriffen hatte. Und als seine Lippen sich zu diesem schiefen Lächeln verzogen, war ich einen klitzekleinen Moment versucht, das Date einfach ausfallen zu lassen und stattdessen anderen Aktivitäten nachzugehen. „Wie ich sehe, hast du dich an meinen Rat gehalten. Du siehst bezaubernd aus“, begrüßte mich Sasuke und kam mir ein paar Schritte entgegen. „Schleimer“, ich lachte und streckte mich ihm entgegen, um meinen Begrüßungskuss einzufordern, als mir die Regeln für den heutigen Abend wieder einfielen. Den Schwung nutzend, umarmte ich ihn also nur kurz, bevor ich wieder auf Abstand ging. Sasuke´s Lippen verzogen sich kurz missmutig, bevor er seufzend seinen Porsche per Funk entriegelte. „Du bestehst also auf die Regeln?“ „Da du mich praktisch zu dieser Überraschung zwingst, auf jeden Fall.“ Er schmunzelte, bevor er die paar Schritte zurück zu seinem Wagen ging und die Beifahrertür öffnete. „Wenn das so ist – bitte einsteigen, die Überraschung wartet.“ Mein allererstes Date hatte ich in der siebten Klasse mit einem Jungen aus der Parallelklasse, an dessen Namen ich mich nicht mal mehr erinnern konnte. Irgendwas mit J… Jonas? Joe? In die Richtung. Er hatte mich ins Kino eingeladen, mir mein Popcorn spendiert und war drei Wochen später umgezogen. Ich hatte den Film gehasst und diese Erfahrung so schnell wie möglich aus meinem Gedächtnis verdrängt. Mein allererstes gutes Date hatte ich elf Monate später mit dem zwei Jahre älteren Bruder einer Freundin. Er war ein Gentleman, ich absolut aufgeregt. Nach zwei weiteren Dates war die Aufregung vorbei und unsere Wege trennten sich. Fast ein Jahr später führte all das Daten dann auch irgendwann mal zu einer Beziehung. Matthew war klasse. Ein Jahr älter und damit so viel reifer als die ganzen Idioten in meinem Jahrgang. Sportlich, gebildet, beliebt. Und schwul, wie sich nach ein paar Monaten Beziehung herausstellte. Nach allerlei Schreierei meinerseits und vielen, vielen Entschuldigungen seinerseits – und einigen Packungen Schokolade, die wir trotz unseres Streits gemeinsam verschlungen hatten – einigten wir uns auf friedliche Koexistenz. Dank meines Umzugs nach Florida wurde diese Einigung nie auf eine ernsthafte Probe gestellt. Und jetzt, Monate nach dieser Enttäuschung, stand ich an Bord einer gottverdammten Yacht, die gut und gerne auf zwanzig Meter Länge kam und dank der zahlreichen Lichterketten und Windlichter, die überall an Deck und an der Reling verteilt waren, den halben Hafen in sanftes Licht tauchte. „Wow“, kam es mir leise über die Lippen, bevor ich ein bekanntes Brennen in den Augen spürte und mir in die Unterlippe biss, um diesen plötzlichen Schwall an Gefühlen in mir ein wenig abzudämpfen – und nicht wie ein Nullachtfünfzehn-Teenage-Girl loszuheulen. Vor Freude. Gott, diese Peinlichkeit konnte mir doch ausnahmsweise mal erspart bleiben, oder nicht? „Gefällt es dir?“, kam es leise von Sasuke, welcher hinter mir stand und bis vor wenigen Sekunden noch die Augen zugehalten hatte. Glücklicherweise war er ein ausgezeichneter Blindenführer gewesen, sodass ich auf dem zweiminütigen Weg zu seiner Überraschung weder über herumliegende Gegenstände gestolpert noch aus Versehen in das Hafenbecken gefallen war. Mir noch immer auf die Unterlippe beißend, schluckte ich ein paar Mal und nickte, bevor ich mit brüchiger Stimme hinzufügte: „Es ist perfekt.“ Im nächsten Moment umarmte Sasuke mich von hinten und zog mich fest an sich, wobei er seine Nase seitlich an meinem Hals vergrub. „Du weinst jetzt aber nicht, oder?“ Halb schnaubend und halb lachend, legte ich meine Hände über seine. „Halt die Klappe.“ Sasuke´s Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, bevor sie über meine Haut zu meiner Schulter wanderten und er mir einen kurzen Kuss aufdrückte. „Bring mich dazu.“ Die Intention seiner Worte unterstreichend, biss er mir in die Schulter; nicht schmerzhaft, aber fest genug sodass der Abdruck noch eine Weile zu sehen sein würde. Nicht, dass das meinen Körper davon abgehalten hätte, eine Gänsehaut über meine Haut zu schicken. „Ey!“, nun wirklich lachend, drehte ich mich in der Umarmung, sodass ich ihn ansehen konnte, und legte meine Arme um seinen Nacken. „Sowas macht man nicht in der Öffentlichkeit“, schalt ich ihn, während das Grinsen auf meinen Lippen meinen Worten den Ernst nahm. Seine Stirn gegen meine lehnend, sodass unsere Nasenspitzen aneinander rieben und ich seinen Atem auf den Lippen spüren konnte, flüsterte er eine leise Entschuldigung. „Tut mir leid.“ „Tut es nicht.“ Nun grinsten wir beide. „Kein bisschen.“, gab er zu und küsste mich. „Dir ist klar, dass wir gerade Regel Nummer eins gebrochen haben?“, flüsterte er gegen meine Lippen und grinste. „Halt die Klappe“, murmelte ich zurück und biss ihm in die Unterlippe, was Sasuke zum Anlass nahm, mich noch etwas näher an sich zu ziehen und die Regel erneut zu brechen. Wieder. Und wieder. Und wieder… Bis mein Handy ein hohes Zwitschern von sich gab und wir uns etwas verdutzt voneinander lösten. Dann zwitscherte es erneut, diesmal sogar zweimal kurz hintereinander und ich gab ein dezent peinlich berührtes „Ups“ von mir, bevor Sasuke mir bedeutete, dass ich ruhig rangehen könnte. Ich murmelte ein „Sorry“ und küsste ihn kurz entschuldigend, bevor ich in meine Hosentasche griff und mich meinem Handy zuwandte. Drei neue Nachrichten von Sasori. Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast. Hahahahhaha, nein, weiß ich nicht. Keine Sorge. Deine Geheimnisse sind sicher. Vielleicht. Jedenfalls wollte ich nur fragen, ob du mit ins Kino kommst morgen Abend? Zu Bilbo und Smaug? Komm schon, wir wissen, dass du es auch willst. Loooooos, sag jaaaa. :DDDD Übrigens: ich bin´s, Deidara. Ich lachte leise, bevor ich eine Antwort tippte. Wie kommt´s, dass er dich an sein Handy lässt? Ich hätte ihn da eher für den besitzergreifenden Typen gehalten. ;D Ich weiß noch nicht wegen Kino. Melde mich morgen früh nochmal deswegen. Ich schloss die App und stellte mein Handy sicherheitshalber auf lautlos, bevor ich es zurück in meine Hosentasche schob und mich wieder zu Sasuke drehte. Dieser wartete geduldig an Ort und Stelle und spielte mit seinem Autoschlüssel rum, während seine Augen auf mir lagen. „Möchte Ino bereits einen Statusbericht haben?“ Ich lachte und ließ zu, dass er mir einen Arm um die Hüfte legte und uns beide in Richtung der Yacht bewegte. „Nein, nein. Das war nur Deidara, ein Freund von Sasori. Er hat gefragt, ob ich morgen mit ihnen ins Kino gehe. Hobbit gucken. Ich hab ihn um etwas mehr Bedenkzeit gebeten.“ „Sasori, mh?“, brummte Sasuke und für einen klitzekleinen Moment dachte ich, seine Hand auf meiner Hüfte würde mich ein wenig fester halten. „Ehm, ja? Kennst du ihn?“ „Flüchtig. Er soll ein Genie an der Geige sein.“ Ich nickte nur, fiel mir nun nicht wirklich etwas ein, das ich erwidern konnte. Oder wollte. Stattdessen ließ ich mir von Sasuke auf die Yacht helfen, wo er aus einem Kühlschrank unter Deck Champagner, verschiedene Sorten Obst und Eis, Schokoladensauce und selbstgemachtes Tiramisu hervorzauberte, bevor wir es uns auf dem Sonnendeck mittels einer dicken Wolldecke und mehreren großen, flauschigen Kissen bequem machten. „Siehst du das Viereck da? Sieht ein bisschen aus wie ein Trapez. Mit den drei Sternen die davon nach links weggehen? Das ist der große Wagen.“ „Sieht für mich eher wie ein Karren aus.“, erwiderte Sasuke leise, nahm seinen Blick jedoch nicht von der Sternenformation, die ihm soeben gezeigt hatte. „Na wenn das so ist… Dann verlängere mal die Hinterachse des Karrens um sich selbst fünnmal. Da hast du dann den-“ „Nordpolarstern.“ Ich lächelte und sah kurz zu Sasuke hinüber, dessen Blick noch immer fest am Himmel verankert war. „Richtig. Kannst du auch den kleinen Wagen sehen?“ Sasuke kniff die Augen zusammen und für einen Augenblick huschten seine Augen über das Sternenfirmament, bevor sie fanden, was sie suchten. „Da. Links neben dem Nordpolarstern. Aber er ist falschherum. Ist wohl umgefallen.“ Er grinste und sah zu mir herüber. „Wahrscheinlich falsch beladen.“, mutmaßte ich und wir lachten. Dann wandte ich meinen Blick wieder nach oben und sah aus den Augenwinkeln wie Sasuke meinem Beispiel folgte. „Weiter darüber steht auch ein Haus auf dem Kopf. Siehst du´s?“ Es dauerte einen Moment bis Sasuke antwortete. „Mhh… Wird wohl das Haus des Nikolaus sein. Sonst wäre es ja schon längst runter gefallen.“ Ich lachte wieder und rollte mich auf die Seite, um Sasuke einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Nicht ganz.“, flüsterte ich und küsste seinen Kieferknochen, direkt unter seinem Ohr. „Cepheus. Er war ein König, dessen Frau den Zorn der Götter auf sich gezogen hat.“ „Und deshalb wurde er in den Himmel verbannt?“, fragte Sasuke und legte seinen Arm um mich, sodass ich mit meinen Kopf bequem an seiner Schulter Platz fand. „Nicht ganz. Seine Frau, Cassiopeia, verärgerte die Götter, indem sie behauptete, dass sie schöner als die Nereiden, die Töchter des Meeresgottes Nereus, sei. Die Nereiden wandten sich ob dieser Beleidigung an Poseidon, der ein Seeungeheuer ausschickte, das das Land verwüstete. Nur die Opferung des einzigen Kindes des Königspaares, Andromeda, sollte diesen Fluch brechen. So entschlossen sich Cepheus und Cassiopeia ihre Tochter zu opfern, um ihr Land zu retten. Wie häufig in Sagen, wurde Andromeda noch rechtzeitig von einem Ritter in glänzender Rüstung gerettet und das Seeungeheuer besiegt. Und zur Erinnerung an diese Geschichte, benannten die Menschen Himmelsbilder nach ihnen.“ „Wow. Woher weißt du das alles?“ „Mein Dad hat´s mir erzählt. Früher, als sich mein Heimatland jedes Jahr geändert hat, hat er mich oft mit zu Shootings genommen. Viele davon fanden draußen statt und meist sind wir so lange geblieben, dass es bereits dunkel war, wenn gerade erst damit begonnen wurde, das Set abzubauen. Wir haben uns dann auf das Dach seines Wagens gelegt und er hat mir die Sterne gezeigt. Und die Geschichten erzählt. Sogar die Setarbeiter, die eigentlich mit abbauen beschäftigt waren, haben sich manchmal zu uns gesellt. Manchmal, wenn es wirklich spät wurde, hat meine Ma angerufen und uns daran erinnert, dass wir ein warmes Bett haben, das zuhause auf uns wartet.“ Ich seufzte leise bei der Erinnerung. „Das muss schön gewesen sein. Jemanden zu haben, der dir all das erzählt, meine ich.“ „Mhh.. Als Kind dachte ich manchmal, dass meine Eltern ein bisschen wie Cepheus und Cassiopeia seien. Dass sie sich lieben und alles füreinander aufgeben würden. Und dass ich ein bisschen wie Andromeda sei. Dass ich meine Eltern so sehr liebe, dass ich bereit sei, alles für sie zu tun. Denn am Ende werde ich ja eh gerettet. Denn am Ende wird ja eh alles gut. Wie dumm und naiv Kindergedanken doch sein können.“ „Ich glaube… jeder hat ein bisschen was von einem Cepheus, einer Cassiopeia und einer Andromeda in sich. Vielleicht sogar ein bisschen was von einem Seeungeheuer. Und von diesem Ritter, wie hieß der doch gleich?“ „Perseus. Und er war ein Held, falls dich mal jemand anderes fragt als ich. In der griechischen Mythologie gibt es keine Ritter, nur Helden.“ „Und glänzende Rüstungen?“ „Auch nicht.“ „Das ist ja langweilig.“ Ich lachte und sah aus den Augenwinkeln wie Sasuke grinste, bevor er seinen Hals ein wenig reckte, um mir einen Kuss auf die Haare zu geben. „Es gibt da etwas, das ich dir gerne erzählen würde.“ „Okay? Ich höre zu.“ Sasuke nickte langsam und ließ seinen Blick wieder zum Himmel schweifen, bevor er fast unhörbar seufzte und beide Arme um mich legte. „An dem Abend als das Weihnachtskonzert war… Da war ich mit meinen Eltern und Itachi essen. Ich dachte – wir beide dachten –, dass es ein Geschäftsessen sei, aber stattdessen waren es nur wir vier. Es war seltsam. Meine Mutter hat mich bei der Begrüßung beinahe erdrückt und mein Vater hatte diesen komischen Blick drauf. Dieser Ich-bin-ausnahmsweise-kein-Eisklotz-Blick. Und während des Essens hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas schrecklich schief läuft. Vater war wie immer still und distanziert und Mutter hätte mehrmals fast angefangen zu weinen. Einmal während ich ihr das Salz gereicht habe. Aber am seltsamsten war, dass sie sich nicht angesehen haben. Sie haben uns angesehen und die Kellner und die Umgebung. Sie haben sich sogar miteinander unterhalten ohne sich anzusehen! Und da war die ganze Zeit dieses Gefühl, dass irgendetwas ganz, ganz falsch läuft und ich habe es Itachi angesehen, dass er es auch hatte. Ich konnte beinahe sehen, wie sich die Räder in seinem Kopf gedreht haben. Und mitten im Dessert ist es ihm eingefallen. Er hätte zumindest bis danach warten können.“ Ich schwieg, war ich mir nicht sicher, was ich sagen sollte, ob ich überhaupt etwas sagen sollte. Offenbar schien Schweigen eine gute Idee gewesen zu sein, da Sasuke nach wenigen Sekunden fortfuhr. „Er hat mitten im Dessert seine Gabel weggelegt, erst Mutter und dann Vater angeguckt und dann einfach so gesagt: ‚Ihr lasst euch scheiden.‘ Einfach so. Ohne Vorwarnung. Und so als ob er im Matheunterricht das Ergebnis sagen würde. Prezise formuliert, ohne viel drumherum. Und als im nächsten Moment meine Mutter in Tränen ausgebrochen ist, wusste ich, dass er Recht hat. Da hätte sich mein Vater das zustimmende Nicken sparen können.“ Ich schluckte und richtete mich ein wenig auf, um Sasuke besser ins Gesicht sehen zu können. Sein Kiefer schien zum Zerbrechen angespannt vor Wut, doch seine Augen spiegelten eine ganz andere Emotion. Er war verletzt. Zutiefst verletzt, weil ihm etwas weggenommen worden war, von dem er nicht wusste, dass er es so sehr liebte. Die Gewissheit, dass seine Familie ganz war. Sie war vielleicht nicht heil oder gut oder – Gott bewahre! – perfekt. Aber sie war ganz. Gewesen. Bis zu diesem Moment, in dem alles zerbrochen war. Mir fehlten die Worte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn obwohl ich seinen Schmerz verstand – soweit wie ein Scheidungskind ein anderes verstehen kann – wusste ich auch, dass mir Worte damals nicht geholfen hatten. Kein Wort der Welt kann reparieren, was kaputt geht. Dafür braucht man mehr als Worte. Also setzte ich mich auf und griff nach Sasuke´s Armen, die dabei von mir rutschten, um ihn ebenfalls in eine sitzende Position zu bringen. Kaum dass er saß, rutschte ich etwas näher an ihn heran und zog ihn in eine Umarmung – eine der Sorte Tu-was-du-willst-ich-bin-hier-und-halt-dich-fest. Es dauerte einen Moment, bis wieder Bewegung in ihn kam und sich seine Arme erneut um mich legten, fester diesmal, so fest, dass ich mir sicher war, dass ich am nächsten Tag wohl den ein oder anderen blauen Fleck zu verzeichnen hatte, aber ich blieb still. Wir blieben beide still. Nur das leise Rauschen der Wellen im Hafen und unser Atem war zu hören, während erst eine und dann noch eine und noch eine Kerze erlosch, bis meine Knie schmerzten und das Boot nur noch von den Lichterketten erhellt wurde. Und erst dann, löste sich ein leiser Laut aus Sasuke´s Kehle und hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte behauptet es sei das letzte Wimmern eines verletzten Tieres. Es dauerte einige Zeit bis Sasuke und ich uns wieder voneinander lösten – nicht ohne beide über eingeschlafene Gliedmaßen zu klagen – aber kaum dass wir es taten, lehnte sich Sasuke vor und küsste mich. Schenkte mir einen dieser Küsse, von denen man meist nur liest; die mehr Gefühle vermitteln als ein ganzer Roman es je könnte, die einem die Knie weich werden lassen, weil das Herz vor Liebe zerspringt. Und dann waren die Worte auch schon gemurmelt. Und noch bevor der Schock sich setzte, waren sie auch schon mit einem Kuss erwidert, der ebenso gefühlvoll wie der zuvorige, aber leidenschaftlicher, fröhlicher, noch liebender war. Und es war egal, dass keine Worte den Weg über seine Lippen fanden, denn im Grunde sind Worte auch nur Schall und Rauch und nur Taten das, was wirklich zählt. „ Sie haben – eine – neue Nachricht. Von 321XXX-XXXX am 13. Dezember 2014 um 04:07 Uhr. … Hey. Ich weiß, du schläfst wahrscheinlich gerade, aber ich dachte, ich ruf mal an. Also… gute Nacht... Dad. … Ende der Nachricht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)