Make me legend von sproutet-moon (Germania x Rom) ================================================================================ Kapitel 29: XXIX ---------------- Nur wenige Stunden spaeter, stand Doktor Storbach an unserem Bett und betrachtete durch eine schmale, krumme Brille, den kranken Germanen. Dieser blickte nicht gerade gluecklich drein, doch durch Debs Bitten, liess er den Mann seine Arbeit machen. Doktor Storbach oder Tiem, wie ihn Deb ansprach, war entgegen meiner Erwartung ein junger tuechtiger Mann. Ich hatte mir einen alten, kahlkoepfigen Grossvater mit Gehstock und einem verstaubten Laecheln vorgestellt. Doch seine Haare waren kraeftig und dunkel und zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Er kam wahrscheinlich, genauso wie ich, aus dem Sueden. Seine Haut hatte einen dunklen Olivton und wenn er laechelte zeigte er perfekte weisse Zaehne. Als Deb mit ihm hereinkam und er mich zur Begruessung herzlich umarmte, sah ich die Braunhaarige mit hochgezogenen Augenbrauen an. Zum ersten mal seit ich die sie kannte, sah ich Deb auf diese Art erroeten und nun war ich es, der wissend grinste. Doktor Storbach sah aber auch wirklich nicht schlecht aus. Ann, die ins Zimmer gestuermt kam, den Doktor begruesste und sich eine leichte und besorgte Umarmung von Germania holte, unterbrach unsere stumme Unterhaltung. “Mama, kann ich raus spielen gehen?” “Nicht allein, Schatz, das weisst du doch.” Sie guckte sich suchend um und packte schliesslich meinen Arm. “Und wenn Rom mitkommt?” “Ha?” Wurde ich eigentlich ueberhaupt noch gefragt? Anscheinend nicht. Deb nickte nur einverstanden und ich gab klein bei. Wer konnte diesen lieben Kinderaugen schon widerstehen? Ich warf einen letzten Blick auf Germania, doch der wurde gerade von Doktor Storbach abgehoert und sass Oberkoerperfrei mit dem Ruecken zu mir. Man konnte eine leichte rote Stellen auf der blassen Haut am Hals undauf der Brust erkennen. Eindeutig mein Verdienst. Ich sah wie Germania etwas Braunes zu trinken gegeben wurde und wollte noch was rufen, aber Ann zog mich schon raus und die Tuer fiel hinter mir zu. Wir zogen uns warme Sachen drueber und wickelten Stofflappen um unsere Haende. Im Freien war die Kaelte etwas zurueckgegangen und hinter einzelnen Wolken schien einem die Sonne warm ins Gesicht. Der Schnee war weich und hier in der Einoede fast unberuehrt. Im roemischen Reich gab es natuerlich nie Schnee, da es nie sonderlich kalt war. Da kann man sich natuerlich vorstellen, wie gross meine Augen wurden, als ich in meinen Soldatenjahren im Norden, den ersten Schnee erlebt hatte. Aber den weiss-braunen Matsch von damals konnte man nicht mit der watteweichen Schoenheit von heute vergleichen. Jauchzend rollte Ann sich durch den Schnee und versuchte so viel davon in den Mund zu bekommen, wie sie es vor Kaelte nur aushielt. Ich musste lachen und wurde dann gleich gezwungen es ebenfalls zu probieren. Ich glaube Ann war die einzige Frau, die mich mit nur wenigen Worten zu so etwas verruecktem bringen konnten. Im Endeffekt hatten wir ziemlich viel Spass hier draussen. Wir bildeten Schneefiguren und verzierten sie mit Stoeckern, Steinen, Beeren und allem was wir finden konnten. Als Ann anfing Fragen ueber die Rundungen meiner Schneefrau zu stellen, beschloss ich, dass es Zeit wurde reinzugehen. Laenger hielt ich es in der Kaelte auch nicht mehr aus. Meine Haende brannten und ich wollte wissen, wie es Germania inzwischen ging. Ob Doktor Steinbach ihn schnell heilen konnte? Als wir das Haus betraten, schlug mir ein intensiver Kraeutergeruch entgegen. Eigentlich brauchte ich etwas zum Aufwaermen, aber ich konnte nicht warten und stieg schnell die Treppe raus. Bevor ich oben ankam, sah ich schon die beiden Gestalten eng beieinander stehen und fluester. “Es sollte alles in Ordnung sein, mach dir keine Sogen.” “Danke Tiem, du hast uns wirklich geholfen, ich stehe in deiner Schuld.” “Nicht doch, das ist meine Pflicht als Arzt. Aber wenn du die Schuld einmal ausgleichen willst, komm doch zu einem Abendessen vorbei. Jetzt gehe ich aber lieber. Antonio wird schon warten. Der kleine Racker meckert schon immer, dass ich zu wenig Zeit mit ihm verbringe und zu viel Arbeite. Denk noch mal ueber mein Angebot nach, ja.” Deb nickte und der Schwarzhaarige umarmte sie laechelnd. Er wand sich um und kam mir auf der letzten Treppenstufe entgegen. Wir nickten uns zu, respektierend und dankend. Deb war in ihrem Zimmer verschwunden ohne mich zu sehen. Angebot? Musste ich mir Sorgen machen? Sie schien diesen Tiem ziemlich gern zu moegen und man konnte es ihr ja nur mehr als goennen. Aber es stoerte mich ein wenig, dass nun ein Fremder ueber uns bescheid wusste. Heutzutage konnte man nur noch den wenigsten vertrauen. Doch Doktor Storbach schien ein sympatischer Mensch zu sein und hatte Germania geholfen ohne etwas zu verlangen oder es zu hinterfragen. Genau wie Marta und Deb. Also ueberliess ich es der Freundin zu urteilen ob der Doktor gut fuer uns war...und gut fuer sie. Falls er uns verraten sollte, oder Deb verletzen, wuerde ich ihm einfach mal einen vielsagenden Besuch abstatten. Zufrieden betrat ich unser Zimmer. Auf Zehenspitzen schlich ich zum Bett in dem Germania zu schliefen schien. Mehrere Minuten stand ich an der Bettkante und blickte auf ihn herab. Allein ihn zu beobachten, brachte mein Blut zum Wallen. Als ich meine Hand nach ihm ausstreckte, oeffnete er ploetzlich die Augen und griff nach meinem Handgelenk. Ich verlor ueberrascht das Gleichgewicht und fiel neben ihn. Noch ueberraschter war ich jedoch, als er sich eng an mich drueckte und seine Wange meine noch schneekalte Hand suchte. “Du bist so schoen kuehl”, murmelte er und schloss wieder die Augen. “Nur dieses eine Mal, das ist eine Ausnahme.” “Natuerlich.” Er sollte ruhig Schwaeche zeigen. Ich wuerde sie vor den anderen verdecken und sie mit mir ausgleichen. “Schlaf”, fluesterte ich und strich ueber seine heisse Wange. Germania nickte schwach, er war schon fast nicht mehr wach. “Ich glaube, ich mache das auch alles wegen dir. Alles fuer dich. Leben, weiterlaufen, dir folgen. Alles wegen dir.” Gluecklich kuesste ich seine Stirn. Mochte der Rest der Welt auch gegen uns sein, jetzt machte es nichts mehr aus. Das war zwar keine Liebeserklaerung, aber doch das meiste, was ich mir von meinem wilden Germanen erhoffen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)