Make me legend von sproutet-moon (Germania x Rom) ================================================================================ Kapitel 25: XXV --------------- Als es Abend wurde, kam Germania nicht zum Essen. Deb briet das Wildschwein und kochte eine herrliche Suppe daraus. Aber selbst der koestliche Geruch seines selbstgefangenen Wildes, lockte ihn nicht aus dem Zimmer. Dabei konnte ich es kaum erwarten ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen. So viele Sachen, die wir klaeren mussten, so viele Dinge zu sagen. Spaeter brachte Deb Germania etwas Suppe hoch und zu meiner Erleichterung liess er sie sogar zu sich. Sie blieb so lange im Zimmer, dass ich schon begann unruhig zu werden. Sofort, als sie wieder in die Kueche kam, belagerten Ann und ich sie. “Wann kommt Germania wieder raus?” “Was hast du zu ihm gesagt?” Uninteressiert spuehlte sie das Geschirr. “Nichts, nur so dies und das.” “Mama!” “Deb!” protestierten wir. Die Braunhaarige laechelte und drueckte uns beiden einen Apfel in die Hand. “Wenn du unbedingt Geschichten hoeren moechtest, Ann, warum laesst du dir dann von Rom nicht mal was erzaehlen. Die Sachen aus der Hauptstadt interessieren dich bestimmt auch.” Mit grossen Augen, als waere ihr die Idee auch gerade gekommen, sah mich die Kleine bettelnd an. “Wirklich? Kannst du mir eine Geschichte erzaehlen?” Ich zuckte mit den Schultern und kratzte mir am Kopf. “Naja, wenn du moechtest.” “Jahh!” Vorfreudig schnappte sie sich meine Hand und zog mich huepfend ins Wohnzimmer vor den Kamin. Ich musste mich setzen und ein zweites Mal am heutigen Tag, machte sie sich auf meinem Schoss bequem. Ich entspannte einen Moment und liess die Waerme auf mich wirken. Ann wartete geduldig, bis ich anfing. Mit der Hand auf ihrem Kopf und einer Erzaehlerstimme, die ich selbst nicht von mir kannte, begann ich: “Romulos und Remus. Wusstest du, dass die Gruender Rom von einem Wolf grossgezogen wurden?” “Wirklich?” “Ja und als sie aufwuchsen, war nichts ausser praechtiges Land um sie. Eines Tages, beschlossen sie eine Stadt zu gruenden, die einst gross, maechtig und angesehen werden sollte. Aber die Brueder waren sich alles andere als einig und es gab viel Streit und Probleme. Deshalb liessen sie die Goetter entscheiden.” “Thor?” “Nein, nicht die germanischen Goetter, die roemischen. Maechtige Goetter wie Jupiter, Fortuna oder Venus.” “Es gibt noch mehr Goetter?” Ich laechelte verstaendnissvoll. “Es gibt noch viel mehr. Jede Kultur, jedes Volk hat seine eigenen Goetter und seinen eigenen Glauben.” “Warum?” “Naja, ich denke weil wir alle einfach unterschiedlich sind und in verschiedenen Gebieten aufwachsen.” Aber dann kann man ja gar nicht zusammen spielen.” “Das wollen die meisten auch gar nicht. Manche Menschen glauben, nur ihre Kultur allein ist die einzig richtige und verabscheuen jede andere Meinung.” Ann schnaubte. “Das ist ja dumm. Ich meine fremde Goetter, Menschen und das alles sind doch so interessant. Ich mag Germanias Goetter, aber auch deine klingen so spannend. Wie kann man das denn verabschaeuen? Das ist dumm.”Verstaendnisslos schuettelte sie ihren Lockenkopf. “Bist du auch einer von den dummen Menschen, Rom?” “Wuerde ich dann hier am Rande eines fremden Landes sein und Germania bei mir dulden?” “Das heisst, du bist anders?” “Scheint so.” “Und Germania ist auch anders, nicht wahr. Wie gut, dass ihr euch getroffen habt. Das hat bestimmt Thor so gemacht, oder Jupiter.” “Oder Venus!” rief Deb lachend aus der Kueche aber ich ignorierte das einfach mal. “Die Goetter sollen uns zusammengefuehrt haben?” Warum eigentlich nicht. Welcher Gott es auch immer war, ich hatte kein Problem damit, auch mal vom himmlischen Licht eines Gottes erhellt zu werden. In der Vergangenheit hatte ich genug Probleme und Pech gehabt. Trotztem: “Ich verlasse mich lieber auf meine eigenen Faehig- und Moeglichkeiten, als auf die Hilfe von irgendwelchen Goettern zu warten.” Wild nickte Ann. “Hmhm, ich auch. Es waere viel zu langweilig, wenn jemand anderes alles fuer dich entscheiden und machen wuerde.” Dann wollte sie mehr hoeren. Ich erzaehlte ihr die Legenden unserer Goetter, vom Alltag in der Hauptstadt, den Gladiatorkaempfen und Termalbaedern, von schoenen Frauen in duennen Seidengewaendern, starken Soldaten und verrueckten Kaisern. Man konnte in Anns Augen die Begeisterung funkeln sehen und anscheinend war sie jetzt nicht mehr nur an den Geschichten aus dem Wald interessiert. Langsam begann ich zu verstehen, warum Germania ihr so viel aus seiner Heimat berichtete. Es tat gut von Zuhause zu reden und manch schoene Erinnerung tauchte zwischen den dunklen Stellen meiner Vergangenheit auf. Als ich irgendwann begann von Palastgaerten zu schwaermen, vermisste ich die neugierigen und ungeduldigen Fragen, die mich zu unterbrechen gewohnt waren. Ann war auf meinem Schoss eingeschlafen. Ein Blick auf das Feuer verriet mir, dass inzwischen eine Menge Zeit vergangen war. Es musste mitten in der Nacht sein. Ich nahm das schlafende Maedchen auf meine Arme und uebergab sie der laechelnden Deb, die sie gleich ins Bett steckte. “Danke”, fluesterte sie lautlos und ich nickte grinsend. So aehnlich musste es sich anfuehlen, wenn man eine Tochter oder ein juengeres Geschwisterchen hat. Ich musste an Ludwig und Gilbert denken, daran, dass Germania so Gefuehlt haben muss, bevor... Traurig schuettelte ich den Kopf. Ob so ein Loch in der Seele je heilte? 'Das Einzige, was er jetzt braucht, ist Liebe!' hatte Deb gesagt. Wenn es nur das war, konnte ich, glaube ich, mehr als nur helfen. Aber nachdem was heute... Ach, wir wuerden ja sehen. Jetzt war ich zu muede, um darueber zu gruebeln. In unserem Bett wuerde ich heute wohl nicht schlafen koennen. Also machte ich mich auf einem der gepolsterten Stuehle vor dem Kamin breit. Erinnerte ja ein bisschen an die Nacht in Martas Schaukelstuhl. Hoffentlich wuerde es dieses Mal etwas entspannter werden. So erschoepft wie ich mich fuehlte, fiel ich gleich in einen tiefen Schlaf. In der Dunkelheit meiner geschlossenen Augenlieder, glaubte ich noch immer das Gluehen der Flammen zu sehen. Leises Knistern und Flackern umgab mich, aber ich war sicher zu schlafen. Dann sah ich irgendwann Germania ueber mir stehen. Er sah mich einfach nur an, nicht boese, nur ausdruckslos, nachdenklich und ein wenig traurig. Ich versuchte zu laecheln, doch fuehlte mich schuldig. “Es tut mir leid.” fluesterte ich bedaechtig. Er nickte und war verschwunden. Ich wollte aufspringen und hinterherlaufen, aber ich befand mich ploetzlich nicht mehr schlafend vor dem Kamin, sondern stand unter einem riesigen Baum, auf dem ein Haufen Raben sassen. Jeder der nachtschwarzen Tiere, hatte nur ein Auge. Es raschelte und Ann fiel vom Baum in meine Arme. “Die Goetter haben dich gerufen.” Kreischend stiegen die Raben in einer dichten, dunklen Wolke aus Federn in den Himmel. Ihre Augen leuchteten uebernatuerlich rot. Erschrocken schreckte ich aus dem Schlaf auf. Leichte Daemmerung am entfernten Himmel. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Das waren verdammt seltsame Traeume. Ich war nicht mehr sicher, welcher Teil davon real war und welcher fantasiert. Hatte ich das alles nur getraeumt? Die Luft und der Raum um mich waren warm und im Kamin flackerte ein kraeftiges Feuer. Das Haus hatte zwar dicke Mauern, aber selbst das konnte die naechtliche Kaelte eigentlich nicht aufhalten. Waere das Feuer nicht, haette ich in der Nacht sicherlich gefrohren. Ich sollte Deb dafuer denken. Noch immer muede, aber nicht mehr in der Lage zu schlafen, stapfte ich in die Kueche. Wenn Deb schon wach war und Holz aufs Feuer nachgelegt hatte, wuerde sie vielleicht schon Tee gemacht haben. Doch die Kueche war kalt und leer. Ich stutzte und heizte schliesslich den Herd selbst. Umso schneller wuerde es Fruehstueck geben. Dann setzte ich mich an den Tisch und wartete. Ich versuchte an nichts zu denken und daemmerte vor mich hin. Irgendwann, nach einer Ewigkeit, kam eine verschlafene Deb zur Tuer reingeschluerft. “Morgen.” brummte sie. “Ich wusste ja nicht, dass du ein Morgenmuffel bist.” lachend stellte ich ihr eine Tasse warmer Milch vor die Nase. “Danke”, murmelnd strich sie sich die wirren Haare aus dem Gesicht. “Lass mir dir noch einen Rat als Freundin geben: Aergere nie eine Frau am Morgen.” Ich nickte schmunzelnd. Eine Weile sassen wir uns schweigend gegenueber. Der Morgen brach gemuetlich an und Deb begann Eier und Speck anzubraten. Der Geruch verbreitete sich im ganzen Haus. Es wuerde nicht mehr lange dauern und die anderen beiden wuerden aufstehen. “Wie hast du geschlafen, Rom? Ging der Stuhl?” “Ja, ganz gut glaube ich. Ich hatte einen seltsamen Traum. Seit einer Weile traeume ich irgendwie wieder.” “Seit Germania wieder da ist?” “Hm, ja irgendwie schon. Woher weisst du?” “Mit Traeumen verarbeitet dein Koerper, was passiert und all deine Probleme und Gedanken.” Deshalb hatte ich also von Germania getraeumt. Kein wunder. “Oder die Goetter haben mich gerufen.” Deb lachte auf, aber mir war das ernst. Die Worte, die Ann im Traum gesagt hatte, liessen mich nicht mehr los. Die Braunhaarige huestelte ironisch. “Aber sicher.” Die Tuer ging langsam auf und wie gerufen trat Anm in ihrem weissen Nachthemd ein. Ihre Lippen zitterten verdaechtig und Feuchtigkeit glitzerte gefaehrlich in ihren Augen. “Mama?” Deb stand schnell auf und eilte zu der Kleinen. “Mama, Germania ist fort...” Sie stuerzte in die Arme ihrer Mutter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)