Make me legend von sproutet-moon (Germania x Rom) ================================================================================ Kapitel 6: VII -------------- Diese Nacht war schrecklich. Dauernd erwachte ich und war voellig irritiert. In der Dunkelheit wusste ich nicht, wo ich war und von draussen drang das prasselnde Geraeusch des Regens herein. Es dauerte immer eine Weile, bis ich mich erinnerte was passiert war und versuchen konnte erneut einzuschlafen. Bis ich das naechste mal erwachte. Als dann die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster fielen, war ich hundemuede und ueberall stach mich das Heu. Germania war dieses mal schon wach und kuemmerte sich gerade um Ludwig und Gilbert. Anscheinend sollten sich die beiden mit einem Krug Wasser waschen, doch die Kinder schienen das nicht so recht zu wollen. Sie quietschten und lachten, Wasser spritzte und der kleine Ludwig rannte, nur in Unterkleidung, vergnuegt durch die Huette. Zu meinem verblueffen sah ich auch Germania, hinter vorgehaltender Hand, lachen. Ich starrte ihn wie gebannt an. “Onkel, willst du auch waschen?” Bevor ich mich abwenden konnte, bekam ich auch schon einen Spritzer Wasser ins Gesicht. Kichernd rannte Ludwig vor mir davon und versteckte sich hinter Germania. Dieser hatte sich zu mir gedreht und das Lachen war verschwunden.Er legte den Lappen beiseite, mit den er die Kinder saeubern wollte und kam langsam auf mich zu. Man sah ihm an, dass das Gehen wegen seiner Wunde im Oberschenkel, nicht einfach fuer ihn war. “Ich werde dich jetzt zurueckbringen.” “Sicher? Was ist mit deinem Bein, du solltest nicht-” “Ich habe dir schon mal gesagt: Das ist nicht deine Sache.” Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an und seufzte geschlagen. So ein Dickkopf. “Na schoen.” Ludwig kam mit enttaeuschtem Gesicht angerannt und nahm meine Hand. “Kann Rom denn nicht bei uns bleiben, Bruder?” “Nein, unmoeglich. Wir erregen auch ohne Roemer in unserem Haus schon genug Aufmerksamkeit.” Betruebt liess der Kleine den Kopf sinken, meine Hand hielt er noch immer fest umschlossen. Ich hockte mich laechelnd neben ihn und kniff ihm sanft in die Wange. “Zieh nicht so ein Gesicht, sonst verschwindet dein suesses Laecheln. Ich bin sicher du, wirst einmal ein starker, toller Mann. Also beschuetz Germania und deinen Bruder, ok? Nicht aufgeben.” Laechelnd haengte ich ihm meine Kette mit einem eisernem Baumanhaenger um. “Also vergiss es nicht.” Mit grossen Augen wuchs ein breites Grinsen in seinem Gesicht. Ein letztes Mal sah ich zu Gilbert, der mir leicht zunickte, dann folgte ich Germania, der draussen bereits wartete. Als ich aus der Huette trat, schien die Sonne warm vom Himmel. Kein Anzeichen mehr von den Regenwolken der Nacht. “Komm.” Die Lichtung ein letztes mal betrachtend, folgte ich ihm in den Wald. “Onkel Rom! Wenn ich gross bin, werde ich ein guter Medizinmann und heile Leute, die in Gefahr sind. Genau wie du es getan hast. Und dann sehen wir uns bestimmt wieder. Da bin ich ganz sicher." Wild winkte er und huepfte vor der Huette auf und ab. Ich hob die Hand und grinste zurueck. Der kleine war mir wirklich ins Herz gewachsen. Seine ehrliche, liebe Seele wuerde viele Menschen gluecklich machen. Ich hoffte aufrichtig eines Tages sehen zu duerfen, was fuer ein Mensch er geworden war. Germania legte, trotz Behinderung, ein zackiges Tempo vor. Still liefen wir nebeneinander her. Der Boden war nass und es roch nach feuchter Erde. “In der Naehe ist ein Dorf, dort werde ich dich hinbringen. Dann-” Er strauchelte und knickte mit den verletzten Bein ein. Der rutschige Untergrund half ihm auch nicht wirklich das Unglueck zu vermeiden. Schnell griff ich ein. Mit den Armen konnte ich nur noch unter die seinen greifen und ihn stuetzend auffangen. Ehe ich mich versah, lag er an meiner Brust, meine Arme um ihn geschlungen. Das schien ihn ueberrascht zu haben. Fuer einen Moment hing er an mir und war perplex. Doch ehe ich was sagen konnte, wich er zurueck und sah mich erschrocken an. “Alles klar?” Der Ausdruck in seinen Augen machte mich stutzig. “J-ja...Ja alles ok.” Eilig setzte er seine Schritte fort. Ich wusste ja nicht, was fuer ihn “in der Naehe” war, aber nach einer gefuehlten Ewigkeit erreichten wir tatsaechlich den Waldrand. In der Ferne konnte man die ersten kleinen Daecher der Haeuser sehen. Erleichtert betrachtete ich den schmalen Trampelpfad, der zu meinem ruhigen Leben fuehren wuerde und tat ein paar Schritte in Richtung Zivilisation. “Rom!” Erstaunt blickte ich zurueck. Germania sah mich mit seinen stolzen, ernsten Augen an und griff mit der Hand unter sein Hemd. “Ich haette nie gedacht, dass ich das mal zu einem Roemer sagen wuerde, aber ich muss dir danken.” Er holte eine Kette mit einem ovalen, blau glaenzenden Stein hervor, trat an mich heran und haengte sie mir um. “Es ist ein Gluecksbringer. Er symbolisiert den Weg, den wir zu gehen haben und unser eigenes starkes Herz. Das hat mein Vater jedenfalls gesagt.” Ehrfuerchtig betrachtete ich das Geschenk. “Aber wenn du das von deinem Vater hast, dann kann ich es nicht annehmen, du solltest-” Er legte die Hand flach auf meine Brust und den Anhaenger. “Ich brauche ihn nicht mehr und du hast deine Kette Lu geschenkt, nicht wahr. Du bist anders als die Menschen, die uns verabscheuen, nimm es als Dank.” “Warum hasst du die Roemer nicht? Warum hasst du mich nicht? Ludwig hat mir von eurer Familie und der Vergangenheit erzaehlt. Du haettest jeden Grund zur Rache.” Aufrichtig und unbekuemmert kam die Antwort von ihm: “Weil ich mich um Gilbert und Ludwig kuemmern muss. Da bleibt keine Zeit und kein Platz fuer Hass.” Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. “Ich bin froh, dass ich dich nicht sterben lassen habe. Wir werden uns nie wieder sehen.” Dann drehte er sich um und verschwand ohne Abschied im Wald. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)