Grün, grün, grün sind alle meine Kleider... von Sarah_von_Krolock (Grün, grün, grün ist alles was ich mag) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- „Aber…“ „Nein.“ „Aber wa…“ „NEIN!“ „Ich will aber nicht!“ „Gewöhne dich daran, mein Sohn… Als Prinz Asgards hast du Pflichten zu erfüllen, ob du willst oder nicht. Und eine dieser Pflichten ist es auch standesgemäß zu heiraten und selbst für einen Erben zu sorgen. Thor, du bist der Kronprinz Asgards. Es ist deine Pflicht eine junge Frau zu heiraten, die du als würdige Königin vorzeigen kannst.“ „Aber…“ „Du sollst auch keine völlig Fremde heiraten, mein Sohn. Denke nur langsam daran. Und die junge Dame sollst du lediglich ein wenig näher kennen lernen.“ „Wir zwingen dich zu nichts.“, sprach nun auch seine Mutter. „Wenn ihr euch nicht leiden könnt, dann vergesse sie wieder, aber lerne sie erst einmal kennen und denke über diese Pflicht nach. Auch wenn du noch jung bist und dir anderes im Kopf schwebt als Heirat und Familie.“, schmunzelte die blonde Göttin. „Aber dieser Pflicht müssen sich alle Herrscher auf allen Welten stellen. Wenn es dich beruhigt, auch dein Bruder wird irgendwann diese Pflicht erfüllen müssen. Und dein Vater hatte es schließlich auch einst. Auch wenn er sich wie du mit Händen und Füßen dagegen gesträubt hatte.“ Odin seufzte leise. Das unterstützte sein Vorhaben nicht gerade… „Würdest du nun also die junge Dame dann Willkommen heißen?“ „Ja, Mutter… werde ich.“ „Siehst du, Liebster, so leicht kann das gehen.“, lächelte sie triumphierend. Nicht gerade glücklich verließ der junge Gott die Zimmer seiner Eltern. Sein jüngerer Bruder wartete bereits auf ihn, lehnte an einer Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Als er sah wie Thor hinauskam, stieß er sich von der Wand ab und kam ihm entgegen. Ohne, dass er etwas sagen musste, antwortete ihm sein Bruder schon auf die Frage, die sich in seinem Kopf gebildet hatte. „Ich soll darüber nachdenken zu heiraten! Kannst du das glauben?!“ „Nun… es sind die Pflichten welche diejenigen zu erfüllen haben, die unseres Standes sind.“ „Ich bitte dich… das ist…“ „Altmodisch, aber so sind nun einmal die Traditionen und mit Traditionen sollte man nicht brechen. Als Prinzen bekleiden wir die Funktion von Vorbildern und als diese müssen wir auch pflichtbewusst uns den Wünschen Vaters beugen, heiraten und eine Familie gründen. So war es schon immer und wird es auch bleiben. Und als Kronprinz musst du nun einmal als Erster daran glauben.“, schmunzelte der Schwarzhaarige. „Ich beneide dich nicht, Bruder.“ Ausnahmsweise… Er könnte sich besseres vorstellen, er hatte außerdem keine Zeit sich um eine Braut zu kümmern, sie an den Hof einzuführen und eine Ehe zu pflegen. „Ich bin viel zu jung für so etwas!“ „Die jungen Damen werden dazu genötigt in jungen Jahren zu ehelichen, warum also auch nicht unsereins?“ „Weil wir keine jungen Damen sind…!“ „Sie haben dich doch lediglich darum gebeten schon einmal darüber nachzudenken.“ „Pha! In wenigen Tagen wird eine junge Dame hier ankommen, mit der ich mich treffen soll…“ „Und wie heißt die Unglückliche?“ „…Unglückliche? Es ist ja wohl für jede Frau in allen Welten eine Ehre mich…“ „Es ist eher eine Strafe für jede Frau in allen Welten…“, schmunzelte Loki. „Die Frauen sind doch eher mit dir gestraft! Den ganzen Tag hockst du in deinem dunklen Kämmerlein, da muss jede Frau unglücklich werden.“ „Bei dir kann sich keine Frau sicher sein ob du abends auch ins eheliche Bett zurückkommst, in jeder hübschen Magd müsste sie eine potentielle Konkurrentin sehen.“ „Ich komme wenigstens in andere Betten, Bruder.“, grinste Thor. „Oh, was für eine Ehre für die Frauen zu wissen, dass du mit der Hälfte der weiblichen Bevölkerung Asgards intim gewesen warst…“ „Neidisch, Bruder?“, grinste Thor gehässig. „Bitte? Darauf, dass du dich zuweilen wie eine männliche Dirne aufführst?“ „Was? Das büßt du mir!“ Er schubste seinen jüngeren Bruder, dieser schubste zurück und nach einigen Malen hatte Thor seinen Bruder im Schwitzkasten. „Nimmst du das jetzt zurück?“ „Niemals…“, keuchte der Jüngere und versuchte seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Er wusste, kräftemäßig würde er nicht an ihn rankommen. Er war nicht der Typ für rohe Gewalt, war es nie. Drum konzentrierte er sich, sammelte die Energie und… Mit einem Aufschrei sprang Thor zur Seite, ließ seinen Bruder dabei los und schlug hektisch auf die Stelle seiner Kleidung die Brandspuren aufwies. „Du benutzt Magie, das ist nicht fair!“ „Ist es sehrwohl!“, keuchte Loki, fuhr sich einmal durch die Haare und strich sich seine Kleidung glatt. „Das klären wir ein anderes Mal, Bruder.“ „Wir werden sehen… übrigens… du könntest mal wieder Duschen…“ Erneut schubste einer den anderen, den gesamten Weg über der den Korridor hinunterführte. Schmunzelnd wandte sie sich von der Szene ab, schüttelte dabei sachte das Haupt und begab sich wieder in ihre Räumlichkeiten. Es sind wahrlich Brüder und gerade bei solchen Anblicken, auch wenn sie sich rauften und manchmal die Raufereien nicht ohne Folgen blieben… wärmte es ihr Herz. „Manchmal habe ich das Gefühl, sie sind irgendwo noch Kinder.“, lächelte sie. „Eine Mutter wird auch immer Mutter bleiben.“, lächelte er milde. „Und Jungs werden generell nie erwachsen.“, grinste sie. Er rollte einmal mit dem gesunden Auge und unterdrückte sein Seufzen. Natürlich sagte sie so etwas. „Ich glaube allerdings nicht, dass sich unser Ältester intensiv seiner neuen Aufgabe widmen wird… Er schlägt da ganz nach dir.“ „Es hält ihn wenigstens davon ab Dummheiten zu tun.“ „Glaubst du das wirklich…?“, schmunzelte Frigga, setzte sich zu ihrem Mann und nahm seine Hand in ihre. „Er wird wohl eher freiwillig dann in alle anderen Welten fliehen…“ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- „Glaubst du nicht mittlerweile selber, dass das genügt, Vater?“ „Es sind deine Pflichten als Prinz, gewöhne dich daran.“ „Vater, es ist die siebte Dame die du mir vorstellen willst. Wir haben alle herzlich gelacht, aber der Spaß ist vorbei, ich gehe wieder rein.“ Thor wollte sich abwenden, aber der feste Griff um seinen Arm von seinem Vater hinderte ihn. „Du bleibst hier stehen und wirst dem Empfang beiwohnen, hast du mich verstanden, mein Sohn? Und du wirst die Dame herumführen und ihr die Zeit hier versüßen, verstanden?“ „Ja… Vater…“, knirschte der Blonde zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wie heißt sie dieses Mal?...“ „Lady Sigyn. Tochter von Lord Seyfried Siegfriedson und seiner Frau Lady Sigrún. Sie steht in der Blüte ihrer Jugend.“ „Das hattest du von den anderen auch behauptet…“ „Du brauchst schließlich immer einen Anreiz.“ „Ich schwöre dir, es wird die Letzte sein wenn es wieder eine ist die mir an den Beinen hängt, die ununterbrochen redet, mehr mit ihrem eigenen Spiegelbild beschäftigt ist als alles andere, nach Duftwässern bis zum Hel stinkt oder sich einem meiner Freunde nähert…“ „Lady Sigyn ist eine wohlerzogene, junge Dame die eine ausgezeichnete Bildung genossen hat.“ „Das mit dem wohlerzogen habe ich irgendwo schon einmal gehört… ah ja, bei den anderen sechs…“ Ein Räuspern ließ sie zur Seite sehen, wo die Frau und Mutter der beiden Männer ihnen einen mahnenden Blick zuwarf. „Loki….“, beugte sie sich anschließend zu ihrem jüngsten Spross, „…ich bitte inständig darum deinen Bruder daran zu hindern auch diese junge Dame mit seinem Benehmen zu vergraulen. Sie wird ihn langweilen, das ahne ich schon jetzt.“, seufzte sie leise. „Sobald sich also sein Desinteresse zeigt, kümmere dich ein wenig um sie. Zeige ihr die Bibliothek, daran wird sie Gefallen finden. Nicht noch eine Dame soll vergrault werden. Sonst traut sich bald keine Frau aus allen Welten mehr hierher…“ „Keine Sorge, Mutter. Ich werde mein Bestes tun um die junge Lady zu unterhalten.“ „Ich danke dir.“, lächelte sie und legte eine Hand auf seine Schulter. Er konnte sich besseres vorstellen als Kindermädchen zu spielen und er hatte gewiss auch anderes zu tun. Aber er tat es weil seine Mutter ihn darum gebeten hatte. Es würde ja zumindest nicht allzu lange dauern bis sie erkennen würde, dass sein Bruder nicht die beste Wahl wäre. Die gesamte Götterfamilie hatte sich im Hofe vor dem Palast Gladsheim versammelt um den Gast zu empfangen. Noch war von der Dame nichts zu sehen und so ließ Loki seinen Blick über den Hof streifen. Der halbe Hof war ja anwesend. Es verwunderte ihn schon aber da in diesem Augenblick das Klacken der Hufe von Pferden zu vernehmen war, wandte er seinen Blick zum Tor. Nur Sekunden später kamen zwei Damen durch dieses geritten. Lady Sigyn und eine Dienerin. Die hohe Lady war leicht auszumachen aufgrund der edlen Robe. Dass sie die Farbe Grün trug, machte sie schon jetzt dem jüngeren Prinzen sympathisch. Grün war immerhin eine wunderbare Farbe. Von der Palastgarde lösten sich zwei Soldaten und traten vor, halfen den Damen von den Pferden abzusteigen. Die Tiere mitsamt dem Gepäck wurden fortgeführt, die Dienerin der jungen Dame folgte um das Gepäck zu beaufsichtigen und auch die Kleidung aufzubereiten in den Zimmern die ihre Herrin beziehen würde. Die junge Dame selbst trat derweil vor, machte einen tiefen Knicks vor der Königsfamilie. „Lady Sigyn, es ist uns eine Ehre euch hier in Gladsheim Willkommen zu heißen.“ „Majestät, die Ehre liegt ganz auf meiner Seite von euch eingeladen worden zu sein. Es könnte keine größere Ehre geben.“ „Erhebt euch, Lady Sigyn.“, nickte Odin, stieß Thor dabei sachte in die Seite. Nach einem grimmigen Blick zu seinem Vater trat dieser dann vor, lächelte die junge Dame an und nahm ihre rechte Hand in seine. Leicht verbeugte er sich und hauchte einen Kuss auf ihre Hand. „Das ist mein Sohn und Thronfolger Thor.“ „Es ist mir eine Freude Eure reizende Bekanntschaft zu machen.“, lächelte der Blonde. „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, königliche Majestät.“ Noch einen Kuss hauchte er auf ihre Hand mit einem charmanten Lächeln, bevor Thor sich zurück zog und Loki vortrat. „Und das ist mein Sohn Loki.“ „Es erfüllt mich mit größter Freude Euch hier als Gast Willkommen zu heißen, Lady Sigyn.“, lächelte er. Auch er verbeugte sich und hauchte einen Kuss auf ihre schmale Hand. Honiggoldene Locken umrahmten ihr Gesicht und er sah in tiefblaue Augen. Die Farbe erinnerte ihn an ein tiefes Meer. „Die Freude liegt ganz allein auf meiner Seite, königliche Majestät.“ Ein scheues Lächeln huschte über ihre Lippen und ließ ihn schmunzeln. Er richtete sich wieder auf und bot ihr seinen Arm an. „Wenn ich bitten darf?“, lächelte er, woraufhin sie ihre Augen niederschlug und ein leises Danke hauchte. Nachdem sie ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt hatte, führte der Prinz sie zu der wartenden Königsfamilie. „Es ist uns wirklich eine große Freude Euch hier begrüßen zu dürfen.“, lächelte die Königin. „Es war uns allen eine Freude zu hören Ihr hättet die Einladung angenommen. Meine Männer konnten es kaum erwarten euch endlich Willkommen zu heißen.“ „Danke Majestät. Meinen Eltern hat die Einladung große Freude bereitet. Es ist eine große Ehre für meine Familie.“ „Es ist erfrischend eine junge Dame hier Willkommen zu heißen. Ihr wisst ja gar nicht wie anstrengend es sein kann mit drei Jungs.“, zwinkerte die Königin. „Mutter, jetzt verschreck unseren Gast nicht, kaum dass sie angekommen ist.“, lächelte Loki während er Lady Sigyn seinem Bruder übergab. „Ich werde mich hüten, mein Sohn. Ein bisschen weibliche Unterstützung kann ich schließlich ganz gut gebrauchen bei euch. Lady Sigyn, Ihr müsst hungrig sein von der Reise. Ich schlage vor wir stärken uns alle ein wenig und dann könnt Ihr Euch erst einmal von der Reise erholen.“ Es war verständlich für jeden, dass sie noch etwas arg schüchtern schien. Natürlich war es unheimlich beeindruckend Gast der Königsfamilie und in den Palast geladen zu sein. Daher nahm es ihr keiner übel, dass sie etwas schweigsam war. An diesem Mittag waren ohnehin alle schweigsamer zu Tisch. Thor räusperte sich erst leise nachdem er unter dem Tisch einen Tritt von seinem Vater bekommen hatte und dieser ihn auffordernd angesehen hatte. Warum lag die Konversation jetzt bei ihm? Er hatte niemanden hierher eingeladen… So räusperte er sich dann leise und erhob seine Stimme. „Lady Sigyn… sagt…“ Was sollte er eigentlich sagen? „Sind Eure Zimmer auch zu Eurer Zufriedenheit, Lady Sigyn?“, lenkte Loki ein und lächelte er ihr sachte zu. „Ja, sie sind makellos, vielen Dank.“ Ihren Blick hatte sie ihm zugewandt und auch auf ihrem Gesicht lag ein leichtes Lächeln. „Es sind wirklich wunderschöne Zimmer, all der Aufwand wäre wirklich nicht nötig gewesen.“ „Nur nicht so bescheiden, Lady Sigyn.“, lächelte Loki weiterhin. „Ihr seid unser Gast und unseren Gästen soll es an nichts mangeln. Und eine solch reizende Lady wie Ihr es seid, hat solche prachtvollen Zimmer verdient.“ Er genoss es zusehen zu können wie ihre Wangen sich rot färbten. „Thor wird Euch gewiss gerne den Palast näher bringen, nicht wahr, Thor?“, fragte Odin seinen Ältesten mit Nachdruck. „ Natürlich, Vater.“, lächelte dieser ihm gezwungen zu. „Das würde ich sehr gerne tun, Lady Sigyn.“ „Es wäre mir eine Ehre, königliche Majestät.“ Den Blick senkte sie und lächelte sachte, so gehörte es sich schließlich. Nach dem Essen geleitete Thor sie aus dem Speisesaal und führte sie durch die nahegelegen Gänge. „Da geht es zum Thronsaal… das ist der Weg in den Westflügel, da haben wir unsere Gemächer. Da lang geht es wenn Ihr in den Innenhof wollt, von da aus gelangt Ihr auch zu den Gärten und der Trainingsanlage. Da geht es zur Bibliothek, den Gang hinunter zum Küchentrakt… das ist eigentlich das wichtigste am Palast…“ „So viele Gänge, ein so großer Palast… ich fürchte mich hier zu verlaufen…“ „Ach was…“, winkte der Blonde ab. „So kompliziert ist das hier auch nicht. Ihr seid solch Größen nicht gewohnt?“ Natürlich nicht, sie war ja auch keine Prinzessin und ihre Eltern waren keine Götter… Sie musste sich auf die Zunge beißen und ihren Kommentar hinunter schlucken. „Nein… meine Eltern sind bescheiden. Wir sind glücklich mit dem was wir haben.“ „Wie kommt es eigentlich, dass mein Vater Eure Eltern um Eure Anwesenheit hier gebeten hat?“ „Mein Vater und der König haben zusammen gegen die Joten gekämpft. Er war ein General. Und mit vielen anderen Generälen aus der Zeit, so auch mit meinem Vater, hatte der König auch weiterhin regen Kontakt.“ „Eine Generalstochter also…“ „Thor!“ Dieser wandte sich um als er seinen Name hörte und sein Gesichtsausdruck erhellte sich augenblicklich. „Ah, meine Freunde! Wo kommt ihr denn hier?“ „Ein Gentleman genießt und schweigt.“ Thor lachte und begrüßte seine Freunde herzlich. „Wir haben gehört du hättest einen reizenden Besuch?“ „Lady Sigyn, ich möchte Euch die besten Freunde und, neben mir, die mutigsten Krieger Asgards vorstellen.“ „Neben dir? Wie war das noch mal in Svartalfheim?“ „Halt den Mund!“, lachte der Prinz. „Lady Sigyn, der Vorlaute hier ist der schneidige Fandral.“ „M´Lady, es ist mir eine Ehre ein so hübsches Antlitz in Gladsheim willkommen zu heißen.“ Der Krieger namens Fandral trat hervor, verbeugte sich leicht und ergriff ihre rechte Hand, hauchte einen Kuss auf diese. Wie sein Name schon sagte, sah er durchaus schneidig aus, dachte sie sich, aber wahrscheinlich benötigte das schneidige Aussehen morgens gewiss auch einiges an Zeit. Und irgendwie erinnerte er sie an einen Prinz aus den vielen Märchen die sie als Kind gelesen hatte. „Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite die engsten Vertrauten seiner königlichen Hoheit kennen zu lernen.“, knickste sie sachten, senkte den Blick. „Und der, der hier immer so grimmig drein guckt, ist Hogun.“ Dieser nickte lediglich nur und sie fragte sich ob er je schon einmal gelacht hatte. „Und der hier ist Volstagg. Gebt ihm eine leckere Köstlichkeit und er tut was Ihr wollt.“ „Na, so leicht bin ich nun auch wieder nicht zu ködern.“, lachte dieser, verneigte sich vor der jungen Dame. „Wo kommt Ihr denn her, Lady Sigyn?“ „Aus Vingólf.“ „Was isst man denn so in Vingólf?“ Volstagg bekam einen Schlag auf den Oberarm von Fandral. „Also wirklich, da hast du so ein hübsches Antlitz vor dir und dir fällt nichts anderes ein als an Essen zu denken?“, fragte er und zwinkerte ihr zu. „Wohin wolltet ihr eigentlich?“ „Wir waren auf dem Weg zu den Walküren. Wir haben gehört die haben ganz junge Rekrutinnen bekommen.“, grinste Fandral mit einem eindeutigen Unterton der verriet, dass der Besuch bei den Walküren nicht nur dazu diente deren Schwertkunst zu bewundern. „Und wir können ja schlecht den Walküren einen Besuch abstatten ohne dich, mein Freund. Also?“ Und schon war Sigyn vergessen. „Da fragt ihr noch? Na klar komme ich mit!“, lachte Thor und schlug seinem Freund sachte auf die Schulter. „Neue Rekrutinnen also? Wie alt denn ungefähr?“ „Ich habe gehört zwischen 16 und 19. Ein wahrlich süßes Alter.“ Sigyn wusste nicht ob sie folgen sollte oder nicht. Sie fühlte sich… wie sagte man… wie ein begossener Pudel… Sie wurde zwar vorgewarnt, dass der Kronprinz nicht gerade das beste Benehmen hatte, aber das… das war doch wirklich… „Seid ein wenig nachsichtig mit meinem Bruder… Er hat nicht gerade viel Zeit dafür aufgebracht sich gutes Benehmen anzueignen.“ Sie fuhr herum als sie die Stimme vernahm und sah den anderen Prinzen auf sich zukommen. Sofort tat sie einen Knicks und senkte den Blick. „Prinz Loki. Ich bin keineswegs unnachsichtig mit seiner königlich Majestät.“ „Ihr könnt mich erstens ruhig ansehen wenn Ihr mit mir redet und zweitens könnt Ihr auch ehrlich sein.“ Als sie ihren Blick hob, sah sie wie er sachte lächelte. „Ich weiß, dass mein Bruder geistig immer abwesend war als es um Etikette ging. Würdet Ihr gerne die Gärten sehen? Es ist ein so schöner Tag, das sollte man nutzen.“ „Das würde ich sehr gerne, königliche Majestät.“ „Loki reicht vollkommen aus wenn wir unter uns sind.“, lächelte er und bot ihr seinen Arm an. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- ,,Es ist wirklich eine große Ehre, dass Ihr hierher geladen wurdet.“ „Ja… eine große Ehre für meine Eltern.“ „Jede Frau wäre glücklich an Eurer Stelle zu sein.“ „Einem selbstverliebten Prinzen als eventuelle Brautanwärterin vorgestellt zu werden? Ich bitte dich, Hilda…! Er hat alles andere im Sinn als zu heiraten! Sein Desinteresse schreit mir förmlich entgegen, er weiß ja nicht einmal wie man Konversation betreibt. Sobald seine Freunde hinzugestoßen sind, war ich völlig vergessen und wichtig waren nur noch die jungen Walküreanwärterinnen… Entschuldige, aber wie soll man bei diesem Mann bitte…“ „Als junge Dame aus angesehenem Hause ist es nicht wichtig mit dem Ehemann Konversation zu betreiben.“ „Ja, ja, eine junge Dame soll ihren Mund halten, es steht einer Frau nicht zu reden, eine junge Frau soll lieber am Spinnrad sitzen, die junge Frau soll lieber sticken, die junge Frau soll lieber kochen und Kinder zur Welt bringen!“ Wütend war Sigyn aufgestanden, so dass ihre Dienerin Hilda die Flechtarbeit an ihren Haaren einstellen musste. „Das hier sind angeblich Götter und dennoch behandelt man Frauen immer noch wie vor tausenden von Jahren! Sogar auf Midgard sind die Menschen fortschrittlicher! Da gibt es Frauen die Königinnen sind, die ein Land regieren, die das Zepter in der Hand haben und niemand stempelt sie als geistig zurückgeblieben ab! Niemand sagt ihnen sie sollen sich gefälligst an ein Spinnrad setzen weil sich das so für eine Frau gehört!“ „Herrin, beruhigt euch… Wenn der Kronprinz so ein großes Desinteresse Euch gegenüber hegt, dann seid Ihr bestimmt schnell wieder zu Hause.“ „Und ich werde an irgendeinen hirnlosen Krieger vermählt den mein Vater für angemessen hält… Wenn der Frieden angeblich gewahrt wird, warum soll es dann so wichtig sein einen Krieger zu heiraten…? Krieger haben uns nicht dahin gebracht wo wir sind, Krieger sind nicht verantwortlich für den Fortschritt… Wenn unser Volk nur aus Kriegern bestehen würde und sich nur Krieger fortpflanzen würden, dann würden wir heute alle nicht einmal lesen können… Was soll ich mit einem Krieger, Hilda?... Es würde mich vor Langeweile umbringen…“ „Es sind aber die Krieger, die uns vor den Feinden schützen und dafür sorgen, dass der Frieden gewahrt wird. Und Euer Vater wird Euch gewiss den Richtigen aussuchen.“ „Sollten wir als Asen nicht Vorbilder sein und unsere Töchter frei wählen lassen können? Müssen wir gesellschaftlich rückständiger als die Menschen sein?... Wenn es soweit kommt… wäre ich lieber ein armes Menschenmädchen das den Bauernjungen von nebenan heiraten kann den sie liebt, als die Tochter eines Generals Asgards…“ „Sagt so etwas nicht, Herrin. Ihr werdet bestimmt den Richtigen finden. Und jetzt wäre ich Euch sehr verbunden wenn Ihr Euch wieder setzen würdet, damit ich Euch zu Ende frisieren kann.“ Seufzend setzte sich Sigyn wieder. „Welches Kleid wollt Ihr tragen?“ „Das Grüne aus Atlas… Das mit den Goldstickereien…“ „Nicht lieber das Blaue aus Seide? Das Rote wäre ebenfalls schön, aber rot ist unpassend für den ersten Abend.“ „Seide ebenfalls…“ „Aber dem Kronprinz scheint Blau zu gefallen…“ „Ich hasse aber Blau!“ „Herrin, Ihr sollt dem Kronprinzen aber gefallen, Ihr würdet Euren Eltern Ehre bereiten.“ „Ich will kein Blau tragen… Wenn es dem Kronprinzen gefallen würde, dass alle nackt zum Essen erscheinen, würde ich es auch nicht tun, warum sollte ich dann also Blau tragen?...“ „Ich bereite das Blaue vor.“ Ein entnervter Laut entkam Sigyn. Manchmal wünschte sie ihre Dienerin in den Hel… „Wenn der Kronprinz Blau so sehr mag, dann soll er doch einen Eisriesen heiraten…“ „Er ist halt ein junger Mann, es ist der erste Tag, nehmt ihm sein Verhalten doch nicht übel, vielleicht bessert es sich ja.“ „Ich würde jetzt immer noch verloren in den Gängen stehen wenn nicht Prinz Loki gewesen wäre… Prinz Thor hatte mich völlig vergessen… Prinz Loki hat wenigstens Manieren. Es war angenehm sich mit ihm zu unterhalten. Er hatte mir ein wenig die Gärten gezeigt. Er weiß wenigstens wie man Konversation betreibt. Und er mag Grün…“ Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Dann könnt Ihr Euch doch gar nicht beschweren.“ Sigyn rollte mit den Augen. „Das Grüne könnt Ihr ein anderes Mal tragen. Ihr sollt dem Kronprinzen imponieren… Außerdem betont das Blaue viel besser Eure Augen und sieht viel besser zu Eurem Haar aus.“ „Ich will ihm nicht imponieren… Er soll mich zu sterben langweilig finden, damit ich wieder nach Hause kann…“ „Herrin… seht es doch so… Als Frau des Kronprinzen, als künftige Königin, ist es doch gewiss ein angenehmes Leben.“ „An der Seite von jemanden, den ich nicht liebe…“ „Liebe muss sich entwickeln…“ „Nein… Eine Frau meines Standes hat nicht das Privileg der Liebe… Das kann ich mir nicht leisten…“ „Liebe könnt auch Ihr Euch leisten. Aber so etwas muss sich halt erst entwickeln. Die Liebe ist wie eine Blume. Sie muss langsam wachsen und reifen.“ „Und irgendwann verdorren…“ „Herrin… also wirklich…!“ „Mit Verlaub, Ihr seht atemberaubend aus, Lady Sigyn.“ „Vielen Dank, königliche Majestät.“ Sachte knickste sie und setzte ein kleines Lächeln auf. Wie auch schon vorhin war ihr Platz an der Tafel neben Thor. Zumindest war ihm die Etikette bekannt ihr den Stuhl zurückzuziehen während sie sich setzte, dachte sie sich. Von dem Essen selbst nahm sie anschließend kaum etwas zu sich. Einerseits hatte sie keine Lust und andererseits verging ihr beinahe schon der Appetit bei den Tischmanieren, die ihr Sitznachbar besaß. Und dann auch noch den süßen Honigwein literweise hinunterstürzte… Thor wandte seine Aufmerksamkeit erst von seinem Teller als ihn ein Tritt von seinem Vater unter dem Tisch traf. Empört blickte er auf, schließlich war er gerade beim Essen. Sein Vater nickte jedoch nur zu seiner Mutter, die ihn mahnend ansah und mit einem Nicken auf Sigyn deutete. Thor schluckte den Bissen hinunter, den er im Mund hatte und unterdrückte ein Seufzen. Dass Frauen so schwierig waren… „Habt Ihr Euren Appetit verloren, Lady Sigyn?“ „Oh… oh, das Essen ist sehr appetitlich, verzeiht… es… es ist nur…“ „Ihr habt gewiss ein wenig Heimweh.“, lenkte die Königin ein. „Das erste Mal fort von zu Hause, unter so vielen Fremden, in einer völlig fremden Umgebung… Wenn es Euch tröstet, ich habe mich nicht anders gefühlt als ich in Eurer Situation war. Ich wäre am liebsten wieder sofort davon gerannt.“, lächelte sie milde. „Wir werden Euch Euren Besuch so angenehm wie nur möglich machen und scheut Euch nicht davor zu sagen wenn Ihr etwas missen solltet. Ihr sollt Euch hier ganz wohl fühlen.“ „Vielen Dank, Majestät. Ich weiß das sehr zu schätzen.“ „Mutter, ich denke die Appetitlosigkeit Lady Sigyns liegt viel mehr an Thors Tischmanieren… Da kann sogar mir, der es gewohnt ist, der Appetit vergehen.“, lächelte Loki. „Was gibt es daran aussetzen? Daran gibt es ja wohl nichts auszusetzen!“ „Natürlich Bruder, du verteilst dein Essen nur über den gesamten Tisch.“ „Dafür ist es mir viel zu schade.“ „Es gibt ja genug, da fällt dir wohl nicht auf, dass die Hälfte nicht den Weg in deinen Mund findet.“ „Im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens einen gesunden Appetit, Bruder.“ „Und im Gegensatz zu dir habe ich Tischmanieren.“ Sigyn konnte nicht anders als leise zu lachen, hielt sich eine Hand vor den Mund. Auch wenn es wohl Prinzen waren, waren sie anscheinend doch auch nur Geschwister. „Wenigstens amüsieren deine Manieren Lady Sigyn.“, lächelte Loki. „Verzeiht…“ „Ihr müsst Euch doch nicht entschuldigen dafür, dass Ihr Spaß habt. Ihr habt ein äußerst reizendes Lachen. Glockenhell.“ Sie hob ihren Blick und eine leichte Röte legte sich auf ihre Wangen als sie den Schwarzhaarigen lächeln sah. „Sagt Lady Sigyn… habt Ihr Spaß am tanzen?“ „Wir tanzen zu Hause nicht sehr viel.“ „Jede junge Frau tanzt doch gerne.“, schmunzelte der jüngere Prinz. „Und wenn Ihr das zu Hause nicht tut, solltet Ihr das hier ausnutzen. Und keine Sorge, mein Bruder ist zwar alles andere als ein guter Tänzer, aber bis jetzt haben alle Frauen hier noch alle Zehen an ihren Füßen.“ „Pass nur auf, Loki, ich schlage dich locker im tanzen.“ „Das wirst du in tausend Jahren nicht. Wir wissen beide, dass ich der bessere Tänzer bin.“ „Ich beweise dir anderes! Kommt, Lady Sigyn, meinem Bruder muss ich eine Lektion erteilen!“ Ehe sie sich versah war Thor aufgestanden, hatte ihre Hand ergriffen und sie auf die Beine gezogen, zog sie auf die weite Tanzfläche. Fast augenblicklich begannen die Musiker zu spielen. Sie kam fast gar nicht hinterher, so enthusiastisch tat er die Tanzschritte, zog sie mehr mit sich als zu tanzen und ab und an war sein Umhang ihr sogar im Weg. Bei einer besonders schwungvoller Drehung flog er ihr einmal sogar ins Gesicht. Aber eigentlich waren alle seine Bewegungen beim Tanzen schwungvoll, um es nett auszudrücken. Sie war froh als die Musiker stoppten. Ein wenig schwindelig war ihr auch. „Na, Lady Sigyn, bin ich nicht ein ausgezeichneter Tänzer?“, grinste Thor zu. „Ja… ja, königliche Majestät… Ihr… tanzt mit einem Feuer und einer Leidenschaft… die kaum auszudrücken ist…“, nickte sie sachte. Applaus ertönte, schließlich war es Thor und nahezu der ganze Palast liebte Thor, auch wenn seine Freunde am lautesten waren. „Lady Sigyn, Ihr müsst nicht lügen, sagt ruhig die Wahrheit. Mein Bruder ist viel zu sehr von sich überzeugt, füttert sein verblendetes Ego nicht noch mit weiteren Komplimenten.“, lachte Loki. „Da spricht doch nur der Neid aus dir, lieber Bruder. Zeige doch selbst dein Können im Tanz. Du schlägst mich niemals.“ Geschmeidig erhob sich der jüngere der beiden und kam auf sie zu während Thor sich wieder zu Tisch begab. „Jetzt zeige ich dir wie man richtig mit einer jungen Dame umgeht.“, lächelte Loki seinem Bruder zu bevor er sich Sigyn zuwandte. Er verbeugte sich tiefer als es üblich war für einen Prinzen, schwungvoll warf er den Umhang zurück und nahm ihre Hand in seine. Ihre Hand brachte er an seine Lippen, hauchte einen Kuss auf diese. „Lady Sigyn, würdet Ihr mir die Ehre erweisen und einen Tanz mit mir wagen?“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Das würde ich sehr gerne, Prinz Loki.“ Er richtete sich wieder auf und hielt ihre Hand weiterhin, platzierte die andere auf ihre Taille. Als die Musiker zu spielen begannen, taten sie die ersten sanften Schritte. Sanft führte er sie zum Takt der Musik, beherrschte jeden Schritt, jede Drehung und bewegte sich immer im Takt der Musik. Sie brauchte nicht mehr um zu wissen, dass er der wesentlich bessere im Tanz war, dass er durch und durch gewiss ein guter Tänzer war. So könnte sie die ganze Nacht tanzen, auch wenn es ihr ein wenig unangenehm war alle Augen auf sich zu spüren. „Denkt nicht an die anderen.“, flüsterte er leise. Sie hob ihren Blick und sah erneut sein höfliches Lächeln. „Das sagt Ihr so leicht, königliche Majestät… Ihr seid es gewiss gewohnt.“ „Daran gewöhnt man sich nie, das kann ich Euch versichern. Jeder Schritt wird beobachtet und alles was man tut wird in Frage gestellt. Es ist alles andere als märchenhaft ein Prinz zu sein und die romantische Vorstellung, die viele von einem Leben im Palast haben, ist ebenso trügerisch.“ „Es klingt ja fast so als würdet Ihr kein Prinz sein wollen?“ „Seid Ihr denn gerne die Tochter eines Generals?“ In diesem Moment klang die Musik langsam aus und sie blieben stehen, traten einen Schritt zurück. Während er sich verbeugte tat sie einen tiefen Knicks und senkte den Blick. Erst als sie sich wieder erhoben wurde applaudiert. Nicht so tosend wie bei Thor, aber es war ihr gleich, das war doch kein Wettbewerb. Ihr hatte es zumindest viel mehr gefallen mit dem jüngeren Prinzen zu tanzen. Er besaß sogar noch die Höflichkeit sie wieder an ihren Platz zu geleiten. Von da an herrschte eine recht ausgelassene Stimmung im Saal. Es wurde mehr gesprochen, die Musik spielte unaufhörlich, einige tanzten, das Klirren von aneinander stoßenden Bechern war zu hören. Sie dachte schon fast, sie wurde von Thor verschont einen weiteren Tanz mit ihm zu wagen, aber da hatte sie sich zu früh gefreut. Aber dieser Tanz dauerte zu ihrem Glück nicht allzu lange an, als ihm auf die Schulter geklopft wurde und einer seiner Freunde, Falstaff…? Nein… Fandral!, abklatschen wollte. „Würdest du die reizende Dame einem guten Freund entbehren können?“, grinste dieser. „Guter Freund? Ich sehe hier gerade keinen.“, lachte Thor. „Ich sehe hier auch gerade keinen Gott.“, konterte der andere. „Lady Sigyn, würdet Ihr…“ „Natürlich, königliche Hoheit.“, nickte sie sogleich. Es konnte nichts schlimmer sein als mit Thor zu tanzen. Auch wenn Loki sie beim Spaziergang durch die Gärten vor Fandral gewarnt hatte, er sei wohl keinen Deut besser als Thor was Frauen betraf. „Es wäre mir eine Ehre mit einem der berühmten Krieger an der Seite seiner königlichen Majestät zu tanzen.“ „Die Ehre gebe ich Euch gerne. Sehe zu, Thor, und weine.“, grinste Fandral und mit einem Ruck hatte er Sigyn an sich gezogen, eine Hand auf ihre Taille platziert, die andere umschloss ihre Rechte. „Ihr tanzt also ganz gerne, Lady Sigyn?“ „Wenn ich es mit einem guten Tänzer zu tun haben, kann es durchaus angenehm sein.“ „Nach mir wollt Ihr nie wieder mit einem anderen tanzen.“ „Nun… ich selber habe da ja offensichtlich wenig mitzureden.“ Ein Lächeln zwang sie sich auf die Lippen. Was waren das eigentlich für Männer hier in Gladsheim, dass jeder so sehr von sich selbst überzeugt war? Wie Gockel, die stolz auf dem größten Misthaufen krähten… „Ihr habt vorhin mit Loki gesprochen konnte ich beobachten. Darf man fragen über was?“ „Nun… da Ihr ja gerne andere zu beobachten scheint und nichts anderes zu tun habt, ja, dürft Ihr und wir haben uns lediglich über das Tanzen unterhalten.“ „Ihr solltet Euch lieber in Acht nehmen vor ihm. Er kann sehr verschlagen sein und lügt ohne rot zu werden. Außerdem beschäftigt er sich mit Magie.“ Nun hatte Fandral seine Stimme gesenkt. „Meiner Meinung nach hat er ein wenig zuviel davon abbekommen… aber wenden wir uns lieber erfreulicherem zu.“ Er drehte sich einmal schwungvoll mit ihr, seine Hand auf ihrer Taille wanderte auf ihren Rücken, ein Stückchen tiefer und wollte sie näher an sich drücken. Sofort legte sie ihre Hände an seine Schultern, wollte ihn von sich schieben. Was fiel ihm eigentlich ein?! Es fiel ihr schon schwer sich zurückzunehmen, aber noch ehe sie etwas sagen oder tun konnte, wurde sie aus der Situation erlöst als Fandral auf die Schulter getippt wurde. Sie seufzte beinahe erleichtert auf als sie Loki sah. „Es würde dir doch gewiss nichts ausmachen wenn ich abklatsche, oder?“ „Aber natürlich nicht, wie kann ich nein zu einem Prinzen sagen?“ Es war dem Blonden anzusehen, dass es ihm ganz und gar nicht gefiel. Er wandte sie wieder Sigyn zu, verbeugte sich und hauchte einen Kuss auf ihre Hand. „M´Lady, es war mir wirklich eine Ehre mit Euch zu tanzen, ich hoffe das können wir bald wiederholen.“ Sigyn schwieg dazu und nickte nur. Als Loki ihre Hand in seine nahm, fand sie ihre Stimme wieder. „Ihr… scheint gerne zu tanzen, königliche Majestät?“ „Ich dachte mir viel mehr als edler Prinz der ich bin, sollte ich zu Euer Rettung eilen und Euch aus der misslichen Situation befreien?“ Ein schiefes Lächeln lag auf seinen Lippen und brachte auch sie zum Lächeln damit. „Danke…“, sagte sie leise und senkte ein wenig den Blick. „Ich hätte sonst schon am ersten Abend für einen Eklat gesorgt…“ „Nun… ich bin ein Prinz, was wäre ich nur für einer würde ich keine edlen Jungfrauen aus Nöten befreien?“ „Einer mit weniger Problemen?“ Es war aus ihr herausgerutscht bevor sie ihren Mund hatte halten können, aber zu ihrer Erleichterung lachte der Schwarzhaarige auf. „Ja, das ist durchaus wahr, einer mit weniger Problemen und Sorgen. Seid öfter so schlagfertig, Lady Sigyn, das sind nicht viele Frauen.“ „Das Problem ist nur, dass Schlagfertigkeit normalerweise keine Eigenschaft von wohlerzogenen Damen sein sollte.“ „Dann habt Ihr von mir jetzt die Erlaubnis schlagfertig zu sein wenn wir unter uns sind.“ „Da danke ich Eurer königlichen Majestät vielmals für diese Erlaubnis.“, lächelte sie. Sie war zwar mehr oder minder beinahe tot als sie ins Bett fiel, es war nebenbei bemerkt unheimlich weich, aber es hatte sich fast schon gelohnt sich erst so spät zurück gezogen zu haben. Nachdem es alles andere als gut angefangen hatte, hatte sie doch wirklich noch ihren Spaß gehabt, ging es ihr durch den Kopf. Und sie hatte gerne mit Prinz Loki getanzt, er war ein guter Tänzer, selbst wenn man es nicht wäre, würde er es einem erleichtern. Seufzend drehte sie sich auf die Seite, schlang die Decke enger um sich. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht ihre Frisur großartig zu lösen. Die Hälfte hing noch in halb geflochtenen Zöpfen herab, aber sie war auch viel zu müde um sich darum noch zu kümmern. Thor hatte sie ja den restlichen Abend nicht mehr beachtet. Sie hatte nur aus dem Augenwinkel mitbekommen, dass er mit seinen Freunden beisammen saß und einen Becher nach dem anderen leerte. Aber sie musste lächeln als sie an Loki dachte, sein schiefes Lächeln und wie sie sachte mit ihm gescherzt hatte, bevor sie einschlief. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Sie war zwar ein wenig müde als sie am nächsten Tag erwachte, aber das war es ihr wert gewesen. Der Abend hatte sich ja schließlich doch noch gut entwickelt gehabt, nachdem der Tag für sie mehr oder minder unerfreulich gewesen war. Und in diesem Bett hatte sie wahrlich hervorragend geschlafen. So gut schlief sie nicht einmal zu Hause regelmäßig. Der Tag war zwar kaum angebrochen, aber sie war es gewohnt früh aufzustehen. Wenn der Vater ein General war, dann blieb ein klein wenig militärischer Drill nicht aus, auch wenn man ein Mädchen war. Morgenstund hat Gold im Mund, hieß es schließlich. „Ihr seid spät eingekehrt, Herrin.“ Sigyn gähnte und drehte sich auf den Rücken, streckte sich ein wenig während ihre Dienerin die Vorhänge beiseite schob und das erste Tageslicht hineinließ. „Der Abend war auch noch ganz nett… Also ich weiß nicht wie verblendet man als Kronprinz sein kann… er glaubt wirklich ein guter Tänzer zu sein… ich kann froh sein noch alle meine Zehen zu haben… und dieser Fandral…“ „Oh, der gutaussehende, schneidige junge Mann? Habt Ihr auch mit diesem getanzt? Er wirkt äußerst charmant.“ „Tanze mit ihm und du denkst anders… Er ist mir zuwider… Seine Hände wollten dahin wo sie nicht hingehörten… Aber Prinz Loki hat mich von ihm erlöst… Er ist wirklich ein hervorragender Tänzer.“, seufzte sie und setzte sich auf. „Er tanzt wirklich so wie ein Prinz.“, lächelte sie. „Und der Kronprinz? Hat er noch öfter mit Euch getanzt?“ „Zum Glück nicht! Mir wird schon schwindelig wenn ich daran nur denke… Seine Tischmanieren sind grausig und den Met trinkt er literweise…“ „Ein kräftiger Krieger muss gut essen.“ „Aber die Hälfte dabei über den Tisch verteilen…“ „So sind Männer nun mal, Herrin. Den perfekten Mann gibt es nicht, nicht einmal hier in Asgard.“, lächelte Hilda. „Ich bereite Euch ein Bad vor. Der Tag verspricht sonnig zu werden. Wie wäre es da mit Gelb für den Morgen?“ „Ja… ein gelbes, Hilda.“, seufzte Sigyn. Wenn sie verheiratet war, dann schwor sie sich, ihre Robe würde nur noch aus grünen Kleidern bestehen, in allen möglichen Nuancen die es von der Farbe gab. Und wenn ihr Ehemann die Farbe dann nicht mag, dann war das nicht ihr Problem. Sie würde es sogar mit Absicht machen wenn er die Farbe hassen würde… nur um ihn zu provozieren… Sie warf die Decke zurück und schwang ihre Beine über den Bettrand, erhob sich mit einem Ruck und streckte sich ausgiebig. Der Gedanke war für sie immer noch leicht absurd, dass sie zusammen mit der Königsfamilie speiste. Überhaupt Gast bei dieser zu sein da sie noch nie zuvor mit dieser in Kontakt getreten war. Ihr Vater war bisher immer alleine nach Gladsheim gereist, wenn er geladen wurde, kriegerische Zeiten waren oder Festlichkeiten anstanden. Ab und an hatte ihre Mutter ihn auch begleitet, aber Sigyn war immer zu Hause geblieben. Der Palast strafte alle Erzählungen Lügen, so beeindruckend war er. Prächtiger als man es je mit Worten beschreiben könnte. Aber auch von den Prinzen hatte sie ganz andere Vorstellungen gehabt. So wie alle immer über Thor sprachen und ihn beschrieben, hatte sie ihn sich als den Prince Charming vorgestellt wie er in jedem Märchen zu finden war, der das Böse besiegte und immer die Prinzessin rettete. Nun wusste sie, dass er alles andere als ein Prince Charming war. Er war laut, hatte nicht sonderlich viele Manieren, war impulsiv, bewegte sich beim Tanzen wie ein Riese und war bisher wohl mit den Muskeln in seinen Armen mehr beschäftigt gewesen als mit denen in seinem Kopf. Sie stritt nicht ab, dass er schon attraktiv war, viele Frauen fielen sicher scharenweise in Ohnmacht bei seinem Anblick. Ein Prachtexemplar eines Asen und sein Grinsen sprach Bände von seinem heiterem Gemüt, was ihn sympathisch machte. Aber sie würde sich lieber aus dem Fenster stürzen als ihn zu ehelichen. Es grauste ihr bei dem Gedanken. Er war vielleicht die beste Partie die eine junge Frau machen konnte, der Kronprinz, ein Sohn Odins. Aber was nützte die beste Partie wenn die Ehe ein Graus wäre? Auch von Prinz Loki hatte sie eine andere Vorstellung gehabt. Optisch das genaue Gegenteil von seinem Bruder, blass, tiefschwarze Haare, dünn, fast schon schlaksig und hager und der Magie zugewandt. Wie der böse Zauberer in den Märchen dem man den verdorbenen Charakter schon ansah. Dabei war er ganz anders. Die Blässe sah gut an ihm aus, es war eine durchaus anziehende Kombination mit seinen schwarzen Haaren und dem leuchtendem Grün seiner Augen. Das Gesicht edel geschnitten, schlank und hochgewachsen von der Gestalt her. Und er hatte durch und durch ein charmantes Auftreten. Man musste keine zehn Minuten mit den Brüdern verbringen um zu wissen, dass Loki derjenige war der mehr Zeit in die Etikette investiert hatte. „Herrin, das Bad ist fertig.“ Sigyn schreckte aus ihren Gedanken auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt hatte und so sehr in ihren Gedanken vertieft gewesen war. „Ich komme, Hilda.“ Sie schüttelte ihre letzten Gedanken ab und begab sich in das Badezimmer. Sie hatte das dumpfe Gefühl sich verlaufen zu haben. Hätte sie nicht längst im Speisesaal ankommen müssen? War dies doch nicht der richtige Weg gewesen? Wenn sie sich so umsah… sah es hier auch ein wenig anders aus. Dabei war sie sich so sicher gewesen... Aber nicht einmal Bedienstete erblickte sie hier. Die Wände hier waren so kunstvoll verziert, so feine Intarsien aus Gold. Sie konnte dem Drang gerade noch widerstehen sie anfassen zu wollen. Eine Weile erzählte die Schmiedekunst an den Wänden die Geschichten von großen Kriegen, ruhmvollen Schlachten und Siegen. Abrupt endeten diese und wurden durch mystische Symbole und Formeln ersetzt. An einer Flügeltür konnte sie sogar Freyja als Magierin erkennen. Lebte hier vielleicht der Hofstaat? Die Zauberer und Krieger Odins? Dann hatte sie sich ganz schön verlaufen… Sie ging weiter ehe sie stehen blieb weil sie ein Geräusch hörte. Das Klacken einer sich öffnenden Tür. Sie drehte sich herum und sah Prinz Loki wie er aus einer Tür trat, derjenigen auf welcher Freyja prangte. Als er auch ihrer Präsenz gewahr wurde, sahen beide einander überrascht an. Sie brauchte einige Sekunden bis sie sich besann und knickste, die Augen niederschlug. „Guten Morgen, Eure königliche Majestät.“ „Guten Morgen, Lady Sigyn. Verzeiht die Frage, aber… was tut Ihr hier?“ Verwirrtheit lag in seinem Gesicht als er näher kam. „Ich… ich muss leider zugeben… mich verwirrt zu haben…“, gestand sie leise. „Ihr wolltet in den Speisesaal? Dann habt Ihr Euch aber arg verlaufen. Ihr seid im Westflügel gelandet.“ „Oh, das tut mir Leid, ich wollte nicht…“ „Es gibt nichts zu entschuldigen. Das kann passieren. Der Palast ist auch zu riesig und die Korridore gleichen sich ohnehin alle. Außerdem ist Euer Anblick Entschuldigung genug. Ihr lasst selbst in diesen Hallen die Sonne aufgehen.“ Schüchtern lächelte sie. „Vielen Dank, königliche Majestät.“ „Und ich sagte bereits gestern, Ihr könnt mich einfach Loki nennen wenn wir unter uns sind.“ „Vielen Dank, Loki.“, lächelte sie daraufhin. „Die Wände hier sehen sehr kunstvoll aus.“ „Es sind unsere privaten Gemächer. Ihr habt sicher schon den Unterschied bemerkt?“ Sie nickte sachte. „Die Intarsien über Kriege und Schlachten…“ „Das sind die Zimmer meines Bruders. Diese hier gehören zu meinen Gemächern. Und keine Sorge, die Gemächer des Königs und der Königin liegen ein ganzes Stück weiter abseits.“, lächelte er. „Ich komme mir so unsäglich dumm vor mich so sehr verlaufen zu haben.“ „Sagt so etwas nicht. Mit Dummheit hat das nichts zu tun. Außerdem ist das bei solch einem komplexen Bau verständlich, Ihr seid zum ersten Mal Gast in diesem Palast, da kann keiner erwarten Ihr hättet einen Lageplan im Kopf.“, lächelte er nachsichtig. „Nach einem Tag wäre das auch zu viel verlangt. Selbst die Palastbewohner wissen manchmal nicht wohin es geht. Ich glaube zumindest, dass mein werter Bruder bis heute nicht den Weg in die Bibliothek kennt.“, schmunzelte er. Sigyn musste leise lachen. „Er verläuft sich wohl jedes Mal in die Vorratskammern oder in die Küche schätze ich?“ „Meistens dahin, wo der Met gelagert wird. Manchmal auch in die Arme einer jungen Maid.“, grinste er. „Und wohin verlauft Ihr Euch meistens?“ „In die entgegen gesetzte Richtung in die mein Bruder rennt.“ „In die Arme eines junges Burschen?“ Er musste auflachen. „Lady Sigyn… es stimmt also was man sagt…“, lachte er. „Stille Wasser sind tief.“ „Und manchmal auch dreckig.“, grinste sie. „Ich ahne, es wird eine unterhaltsame Zeit mit Euch hier. Aber um Euch zu beruhigen, ich verlaufe mich nicht in die Arme von jungen Herren. Ich meinte damit eher die Bibliothek.“ „Danke für die beruhigenden Worte, die Damenwelt würde auch nur zu schwer unter diesem Verlust leiden.“, schmunzelte Sigyn. Sein Lachen war ihr sympathisch, gefiel ihr sogar außerordentlich. Und da er der intelligentere der beiden Brüder schien, hatte er gewiss auch den entsprechenden Humor und es war sicher nicht leicht genau diesen auch zu treffen. Ein wenig stolz war sie daher schon ihn zum Lachen gebracht zu haben. Keine 24 Stunden hier und schon hatte sie einen Prinzen erheitert. 1 zu 0 für mich, dachte sie. „Wollt Ihr mir etwa schmeicheln, Lady Sigyn? Dabei liegt es doch an dem männlichen Geschlecht zu schmeicheln.“ „Euch zu schmeicheln?“ Erneut musste er lachen. „Wie kommt Ihr bloß auf den Gedanken, Lady Sigyn?“ „Ihr scheint intelligent zu sein, gut aussehend, charmant, soweit ich Euch kennengelernt habe… Männer, die perfekt scheinen, können meist nichts mit Frauen anfangen, sie sind zu schön um wahr zu sein.“ „Lady Sigyn, ich kann Euch beruhigen, ich bin durchaus wahr…“, lächelte er. Lag da etwas Verführerisches in seinem Lächeln? Ach herrjeh…. Flirtete sie gerade mit ihm?... Was tat sie hier eigentlich? „Aber ich denke es wird Zeit für das Frühstück. Ich würde Euch auch gerne helfen den Weg in den Speisesaal zu finden.“ Sie dankte ihm im Stillen so schnell wieder sachlich geworden zu sein. „Die Hilfe nehme ich dankend an.“, lächelte sie und legte ihre Hand auf den Arm, den er ihr anbot. „Ihr seid aber früh auf, Lady Sigyn.“, lächelte die Königin ihr zu. „Aber einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Euch. Ich hoffe Eure erste Nacht in fremden Quartieren war angenehm?“ „Guten Morgen, Majestät. Ich habe selten so gut geschlafen. Und mit einem General seiner Majestät als Vater, ist es nahezu unmöglich dem Müßiggang zu frönen.“ „Das glaube ich Euch aufs Wort.“ Nein, nein, setzt Euch ruhig zu Loki, Lady Sigyn. Ihr sollt nicht alleine sitzen, ich bezweifle nämlich, dass mein Ältester zum Frühstück erscheinen wird.“ „Bei dem was er gestern getrunken hatte, würde es mich verwundern, Mutter.“ „Du kennst doch deinen Bruder, Loki. Heute Abend wird er wieder alles abstreiten.“, schmunzelte die Königin. „Und das Spiel beginnt von vorne…“, lächelte Loki milde und zog Sigyn den Stuhl zurück damit sie sich setzen konnte. „Vielleicht möchtest du ja dann Lady Sigyn heute ein wenig herumführen? Ich habe gehört der Rundgang mit Thor war gestern nicht so sehr von Erfolg gekrönt?“, wandte sie sich an den Gast. „Mit Verlaub, Majestät. Die jungen Walküre Anwärterinnen schienen wichtiger gewesen zu sein.“ „Ich entschuldige mich dafür, Lady Sigyn. Mein Ältester hat seinen Kopf überall, nur nicht da wo er hingehört.“ „Der Spaziergang mit Prinz Loki war dafür sehr erfreulich gewesen.“ „Du hast eine neue Verehrerin für deine Gärten, Mutter. Lady Sigyn war ganz begeistert von diesen.“, lächelte Loki, ließ seinen Blick von Sigyn zu seiner Mutter wandern. „Das ist sehr erfreulich zu hören.“, lächelte die Königin ihrem Gast zu. „Hat mein Sohn Euch also schon die Gärten gezeigt.“ „Thor war ja mit ganz anderen Gärten beschäftigt.“, murmelte Loki und erhielt dafür einen mahnenden Blick seiner Mutter. „Loki…“ „Ja, Mutter… entschuldige. Aber du weißt, dass es stimmt.“ „Nun, wenn du von Gärten genug hast, dann zeige unserem Gast doch die Bibliothek. Eure Mutter hat uns zukommen lassen, dass ihr Euch sehr für Bücher interessieren würdet?“, wandte sie sich an Sigyn. „Mehr als meinen Eltern lieb ist, Majestät.“ „Gedichte und Liebesreigen die vor Romantik überquellen?“, lächelte Loki milde. Was lasen Frauen denn sonst? Sie waren doch alle verrückt nach Liebesgeschichten. „Nein. Zuletzt habe ich ´De Occulta Philosophia´ gelesen. Und davor ´Peri chemeias, opus historicum et dogmaticum`.“ Er war wirklich überrascht das von ihr zu hören. Die Werke waren grundlegend wenn man sich mit Magie beschäftigte und es waren bei Weitem keine leichten Werke. „Ihr… habt wirklich… die Occulta Philosophia gelesen? Und die Chemeias?“ Er wandte sich ihr zu betrachtete sie mit einer erhobenen Braue. Hatte sie das wirklich gesagt oder er sich verhört? Solche Werke las man nicht aus Spaß oder Langeweile. „Ja… es… sind wirklich zwei sehr interessante Werke. Habt Ihr sie auch gelesen?“ „Sie gehören zur grundlegenden Literatur, beschäftigt man sich mit Magie.“ „Nun, Magie ist doch nur eine weitere Wissenschaft, die man lediglich noch nicht ganz verstanden hat.“ „Lady Sigyn… ich glaube, Ihr habt gerade das Herz meines Sohnes erobert.“ Die Königin schmunzelte als sie den überraschten Gesichtsausdruck ihres Sohnes sah. „Damit hättest du nicht gerechnet, oder mein Sohn?“ „Um ehrlich zu sein… nein, Mutter…“, sagte er immer noch etwas überrumpelt, sah Sigyn auch dementsprechend an. „Ihr… beschäftigt Euch mit Magie?“ „Ich kann nicht zaubern… aber ich finde, dass es ein interessantes Thema ist.“ „Ein interessantes Thema? Und da lest ihr dir Occulta Philosophia? Verzeiht Lady Sigyn, aber… die ließt man wenn man sich wirklich mit der Magie beschäftigt, wenn man sie erlernen will, es ist kein leichtes Werk, so etwas… liest man nicht nur weil es interessant klingt.“ „Verzeiht, königliche Majestät, aber… ich bin bestimmt nicht so sehr bewandert auf dem Gebiet wie Ihr es seid, im Vergleich zu Euch bin ich wohl gar nicht bewandert auf dem Gebiet, aber… man kann doch über nichts urteilen wenn man es nicht kennt und man kann sich schließlich auch nie genug Wissen sich aneignen und… ich fand es sehr… interessant.“ „Loki… soll ich gleich die Hochzeitseinladungen aussenden oder lässt du dir Zeit?“, schmunzelte Frigga. „Wa… Nein, Mutter! Das… es ist nur das… ich bin nur… überrascht…“ „Prägt Euch diesen Moment ein, Lady Sigyn, mein Sohn ist sprachlos. Nun, wenn Lady Sigyn ein wenig Interesse für die Magie besitzt, dann bietet es sich doch fast schon an, dass du sie ein wenig weiter in dieses Gebiet einführst, oder nicht?“ „Wenn… Lady Sigyn…“ Weiter brauchte er nicht zu sprechen als Sigyn schon lächelnd nickte und ihr Gesichtsausdruck sich wahrlich aufgehellt hatte. „Dann wäre es mir eine Ehre, Euch ein wenig näher die Magie zu erläutern.“ „Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite.“, lächelte sie. „Nun, ich denke Thor wird heute nicht wirklich ansprechbar sein, also hättet ihr den ganzen Tag Zeit. Es sei denn du hast andere Pläne, mein Sohn?“ „Nein, nein Mutter… ich hatte nichts vor…“ „Dann trifft es sich ja perfekt!“ „Ihr habt wirklich Interesse an der Kunst der Magie?“ Sie musste leise lachen. „Scheint es Euch so surreal? Und ich würde es weniger eine Kunst als mehr eine Wissenschaft nennen.“ „Nun… ich bin vielmehr positiv überrascht. Heutzutage rechnet man nicht damit, dass eine Dame Interesse an solcherlei Dingen hat.“ „Nun… wenn man als vorbildliche junge Dame erzogen wird, plagt einen oft die Langeweile und man nutzt jede Gelegenheit um dieser zu entgehen. Ich fand die Bücher in der Bibliothek meines Vaters, ganz weit hinten und verstaubt, wahrscheinlich weiß er selbst nicht einmal mehr wie zu diesen gekommen ist, und fand die Titel ansprechend. Und je weiter ich mich hineingelesen habe… desto faszinierender fand ich die gesamte Thematik.“ „Hattet aber nicht die Möglichkeit Euch weiter damit auseinander zu setzen?“ „Mein Vater hätte mich umgebracht hätte er gesehen, dass ich mich damit beschäftige…“ „Dann habt Ihr ja hier Glück.“, lächelte der Prinz. „Was Euer Vater nicht weiß…“ „Interessiert ihn nicht…“, grinste sie. „Ihr müsst das nicht tun, Prinz Loki, ich möchte Euch keine Last sein, Ihr könnt gewiss keine blutige Anfängerin die keinerlei Begabung hat, gebrauchen in dieser Sache.“ „Woher wollt Ihr wissen, dass Ihr keinerlei Begabung habt? Magie beherrscht man nicht von Geburt an… man muss sie erlernen wie alles andere auch im Leben. Und wenn schon mein Bruder keinen positiven Eindruck hinterlässt, dann zumindest etwas anderes.“, lächelte er. „Und ich halte Euch auch von nichts ab? Bin Euch nicht lästig dabei?“ „Lady Sigyn… Ihr könnt nie eine Last sein…“, lächelte er und öffnete eine Tür, ließ sie eintreten. Staunend sah sie sich um bei dem was sie erblickte. Das komplette Zimmer schrie danach, dass hier ein Magier zugange war. Die Tische waren zugestellt mit allerlei Gefäßen als würde gleich zehn Alchimisten auf einmal dort arbeiten, die Wände über und über mit Symbolen und Formeln versehen, einige schimmerten in verschiedenen Farben im Licht der Kerzen. Sie traute sich kaum näher einzutreten. So sahen also die Räume eines Magiers aus… „Die grundlegenden Dinge sind Euch ja bekannt.“ „Und was kommt jetzt? Magie für Fortgeschrittene?“, schmunzelte sie. „So ungefähr…“, lächelte er. „Ich behaupte ja immer jeder könne Magie beherrschen, einige sind besonders talentiert dafür, einige weniger. Und es hat nichts mit unfair zu tun wenn man sie anwendet, im Grunde besteht vieles aus Magie was wir nutzen.“ „Der Hammer Eures Bruders… Der Speer Eures Vaters… Der Bifröst… Die Äpfel Idunns…“ „Genau…“, lächelte der Prinz. Langsam glaubte er es war doch keine so schlechte Idee gewesen, dass er sich mit ihr beschäftigte wenn Thor keine Lust hatte. Sie schien durchaus eine hohe Bildung zu haben und vor allem, was vielen auch trotz einer guten Bildung fehlte, eigenständig denken zu können. „Überall spielt die Magie mit. So etwas wie Gut und Böse, Schwarz oder Weiß gibt es nicht. Mit jeder Art von Magie kann man Gutes und Böses bezwecken, es ist völliger Humbug, dass es böse und gute Magie geben sollen. Das haben sich diejenigen nur ausgedacht, die sie nicht verstehen.“ „Weil man alles ablehnt was man nicht versteht. Und die Magie besteht grundlegend aus den Elementen? Feuer, Wasser, Erde und Luft?“ „Grundlegend ja. Die einzelnen Elemente lassen sich dann noch weiter aufteilen. Aus Wasser kann zum Beispiel Eis werden, aus Feuer bloß eine große Hitze, aus Erde zum Beispiel Gold, Eisen und dergleichen da es Erzeugnisse aus der Erde sind und mit der Luft kann man zum Beispiel die Temperatur steigen oder sinken lassen. Und kombiniert man einige miteinander, ist man noch zu viel mehr fähig.“ „Und wie fähig seid Ihr, Prinz Loki?“ „Loki reicht vollkommen, das habe ich Euch bereits gesagt.“, lächelte er. „Nun… ich persönlich bin zu einigem mehr fähig. Soll ich es Euch demonstrieren?“ „Ich habe noch nie einen Magier bei seinem Handwerk zugesehen, Loki…“ „Dann setzt Euch.“, lächelte er und mit einem Handwink war ein Sessel herangerutscht und blieb hinter ihr stehen. Allein darüber staunte sie schon nicht schlecht, setzte sich dann und war schon ein wenig gespannt was sich ihr nun bieten würde. Sie lehnte sich zurück und legte die Hände in den Schoß als er sich verbeugte und mit einem Grinsen wieder aufrichtete. „Milady, es ist mir eine Ehre und große Freude Euch heute und hier die Wunder der Magie näher zu bringen. Was würdet Ihr gerne zuerst sehen? Ein wenig Feuer?“ Plötzlich schoss ein Feuerkreis um sie herum aus dem Boden. Ein Laut der Überraschung entfloh ihren Lippen aber so plötzlich wie das Feuer gekommen war, war es auch wieder verschwunden. „Oder habt Ihr es lieber etwas kühler?“ Sie begann zu zittern vor Kälte, als wäre die Temperatur mit einem Mal um 20 Grad gesunken. „Ah, ich sehe, Ihr mögt es wärmer.“, lächelte er und die Temperatur stieg wieder an. „Und wie sieht es mit etwas Wasser aus?“ Wasserfontänen schossen aus dem Boden. Als diese versiegten hatte sie wieder freie Sicht auf ihn und sah wie er eine Flamme über seine Finger tänzeln ließ, sie hin und her balancierte, mal größer mal kleiner. Ganz fasziniert von dem sah sie ihm dabei zu. „Wie macht Ihr das…?“, hauchte sie, rückte auf dem Sessel vor. „Ich soll es Euch beibringen?“ Sie nickte heftig und war aufgestanden, ging zu ihm hinüber. „Vielleicht hilft es mir ja Fandral von mir fern zu halten.“, schmunzelte sie. „Ich dem Falle helfe ich Euch natürlich gerne.“, grinste er. Er war überrascht darüber wie wissbegierig sie war, wie schnell sie vor allem lernen konnte und wie enthusiastisch sie dabei war. Sie war zwar nicht die erste und einzige, aber am Hofe war es eine Seltenheit, war man hier doch von strengen, demütigen oder gefallsüchtigen Hofdamen oder billigen Mägden umgeben. Aber eine junge Dame aus höherem Hause, die nicht nur hübsch, sondern auch gebildet war und vor allem Interesse an der Magie zeigte… „Ich muss gestehen, Lady Sigyn… Ihr seid außerordentlich talentiert, Ihr macht das wirklich gut.“ „Solch Komplimente aus dem Mund eines solch fähigen Magiers ehren mich.“, kicherte sie leise. „Ehre wem Ehre gebührt.“, schmunzelte er. „Ich bin wirklich überrascht.“ „Warum? Habt Ihr mich für so stupide und dumm gehalten?“ Das Schmunzeln auf ihrem Gesicht verriet ihm, dass sie über solch ein Urteil und ersten Eindruck von ihm nicht böse wäre. „Das nicht… Magie wird heutzutage nur nicht allzu gern gesehen und… als Tochter eines Generals…“ „Dachtet ihr, ich hätte den lieben langen Tag nichts zu tun als zu sticken oder am Spinnrad zu sitzen, richtig?“ „Um ehrlich zu sein… die meisten jungen Damen beschweren sich nicht darüber.“ „Dann habt Ihr keine Ahnung, das ist sowas von langweilig… wenn Ihr mal nicht schlafen könnt, fangt an zu sticken oder Garn zu spinnen, innerhalb weniger Minuten werdet Ihr einschlafen!“ Er musste grinsen bei dem genervten Ausdruck in ihrem Gesicht, er hatte sich selbst auch nie vorstellen können wie einem diese Tätigkeiten Spaß bereiten konnten, nicht einmal seine Mutter sah er sticken. „Viele geben sich damit zufrieden.“ „Viele sind ja auch dumm oder faul… oder beides.“ „Ihr habt ja keine gute Meinung von Eurem Geschlecht, hättet Ihr vielleicht doch Walküre werden sollen?“, amüsierte er sich, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Tisch. „Walküren… eine Frau muss kein Schwert schwingen können um sich zu beweisen. Ich habe nur keine gute Meinung von meinesgleichen, weil viele Frauen einfach alles mit sich machen lassen ohne Widerworte zu geben, ohne dagegen aufzubegehren… Männer werden dann als mutig bezeichnet, als tapfer, intelligent, bekommen Anerkennung und Ehre… eine Frau wird dann als geistig umnachtet angesehen, als dumm beschimpft und zurechtgewiesen. Eine Frau gehört in die Küche, eine Frau hat keinen Verstand, eine Frau soll Kinder zur Welt bringen, demütig ihrem Mann gegenüber sein und immer nur Ja zu allem sagen. Eine Frau hat sich nicht intensiv mit Büchern zu beschäftigen, es sei denn es ist Liebeslyrik… Eine Frau hat nicht nachzudenken, das ziemt sich nicht für eine wohlerzogene junge Dame… Ihr habt ja keine Ahnung wie furchtbar es sein kann eine Frau zu sein… Selbst auf Midgard ist man fortschrittlicher den Frauen gegenüber. Da können Frauen alleine regieren, da erfinden Frauen neue Sachen, Frauen sind Forscher, sie schreiben Romane, treffen politische Entscheidungen.“ Sie seufzte schwer. „Verzeiht, ich langweile Euch sicher mit dem Gerede über den Stand der Frauen und so weiter…“ „Nein, nein… redet nur weiter… ich kann mir gut vorstellen wie es Euch ergeht… wie in einem Käfig. Deprimiert. Missverstanden…“ Sie hob wieder ihren Blick und las Verständnis in seinen Augen, musste lächeln. „Man wird dazu gezwungen jemand völlig fremden zu heiraten… Ich habe schließlich den zu heiraten, den mein Vater für richtig hält… nicht den der mir gefällt, das Privileg habe ich nicht. Als Asen… als Götter und Herrscher… sollte man da nicht eigentlich ein Vorbild sein den Sterblichen gegenüber? Fortschrittlicher sein?“ Mit einem schweren Seufzer setzte sie sich. Es fühlte sich dennoch gut an so offen und frei zu reden. Vor allem mit jemand der zuhörte. „Manchmal…“ „Möchte man nur schreien…“ „Ja… Als Prinz habt Ihr es gewiss nicht besser.“ „Und woher wollt Ihr das wissen?“ „Das verrät mir Euer Blick.“ Er lächelte sachte bevor er einen weiteren Sessel heranzog und sich zu ihr setzte. „Nun, natürlich kann man sich viel mehr herausnehmen als Prinz, als ein Sohn von Odin Allvater. Ich hätte wohl sonst nicht die Möglichkeit gehabt mich der Magie zuzuwenden. Aber so wenig wie man die Magie an sich gerne sieht, sieht man auch genauso ungerne einen Prinzen damit hantieren. Man muss stets ein Vorbild, man muss sich immer wieder aufs Neue beweisen, gerade als ein Sohn Odins erwartet man unheimlich viel von einem… Jeder Schritt den man tut wird beobachtet, alles was man tut wird in Frage gestellt. Thor hat Glück, er hat einfach ein einnehmendes Wesen, so wenig er sich manchmal auch zu benehmen weiß, ist man ihm nie lange böse. Er ist einfach das Ideal eines Asen für viele. Aber als Kronprinz hat er es manchmal noch schwerer. Mehr als jeder andere muss er sich als würdig erweisen.“ „Zum Beispiel auf Brautschau gehen?“ Er lachte leise. „Darum beneide ich ihn wirklich nicht. Er hat alles andere im Sinn als das.“ „Ich ahnte es schon gestern… Zu viele Frauen…“, lächelte sie. „Genau das. Außerdem muss er seine Wahl gut durchdacht treffen. Sie wird schließlich einmal Königin, sie muss also auch eine würdige Königin sein mit allen Eigenschaften, die dazu gehören. Und eine Königin tut alles andere als zu kochen und Garn zu spinnen…“, lächelte er. „Abgesehen davon, dass sie auch Euren Eltern gefallen muss.“ „Das kommt noch hinzu. Ihr seht, auch bei uns haben bei dieser Entscheidung Gefühle keine Rolle zu spielen. Wahrscheinlich noch weitaus weniger.“ „Der sprichwörtliche goldene Käfig…“ Er stützte einen Ellbogen auf die Lehne des Sessels, stützte seinen Kopf auf die Hand und betrachtete sie von der Seite. Es war das erste Mal, dass er so offen mit jemandem geredet hatte, irgendwie hatte sie etwas so vertrauenerweckendes an sich, dass er geredet hatte ohne groß darüber nachzudenken. Vielleicht lag es auch nur daran, dass sie damit begonnen hatte so offen zu sein. Er hatte gestern noch nicht wirklich geahnt, dass sie anders als die bisherigen Damen war, sie war so schweigsam und so wohlgesittet, dass die zwischendurch gefallenen Bemerkungen von ihr nur einige wenige Lichtblicke gewesen waren. Nun, so sehr konnte man sich täuschen, sogar er, und eines besseren belehrt werden. Außerdem war sie durchaus talentiert, sie hatte ein schnelles Auffassungsvermögen, war wissbegierig gewesen. Fast schon ein Jammer, dass sie in wenigen Wochen wieder abreisen und wohl nie wieder kehren würde. Vor allem war sie zudem auch noch hübsch anzusehen. Als sie ihren Blick zu ihm wandte, den Kopf leicht schief legte und ihn fragend ansah, riss er sich aus seinen Gedanken los. „Verzeiht, ich denke wir haben die Zeit völlig vergessen… nicht, dass wir noch das Essen verpassen. Gerade da heute mein Bruder nicht dabei sein wird und Ihr wieder Appetit haben könntet.“ Lächelnd erhob sie sich als er ihr seine Hand anbot, ihr aufhalf. „Ihr habt Recht, die Möglichkeit sollte ich mir nicht entgehen lassen.“ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- „Du ahnst ja nicht wie viel Spaß ich hatte!“ „Wenn Euer Vater davon wüsste, dass Ihr mit Magie hantiert, dass der Prinz Euch die Magie lehrt… Er würde Euch beiden den Hals umdrehen.“ „Er weiß es aber nicht und wird es auch nie, verstanden Hilda? Kein Sterbenswörtchen wirst du ihm jemals verraten.“ „Ja, Herrin… aber bedenkt doch bitte…“ „Was hätte ich tun sollen? Der tolle Kronprinz hatte sich den ganzen Tag über nicht blicken lassen. Das ist schon unhöflich genug. Und da hatte ich endlich solch eine Gelegenheit… die kann ich dann doch unmöglich wegschmeißen! Außerdem war ich die ganze Zeit über in guter Gesellschaft.“ „Ihr solltet Euch um die Gesellschaft des Kronprinzen bemühen.“ „Bla, blah, blah… ich höre immer nur Kronprinz hier, Kronprinz da… kann sich bitte auch mal jemand dafür interessieren was ich will? Ich hatte einen wundervollen Tag ohne den Kronprinzen. Ich war immerhin in der Gesellschaft eines Prinzen und ich habe auch neues gelernt.“ „Ja… mit Magie zu hantieren…“ „Was soll denn daran so schlecht sein?“ „Magie ist verpönt.“ „Wie engstirnig du sein kannst. Wie kann sie verpönt sein wenn sogar ein Prinz sie beherrscht?“ „Da habt Ihr Eure Antwort, ein Prinz.“ „Freyja ist auch eine Magierin.“ „Lady Freyja ist auch eine Vanin. Das ist ein großer Unterschied. Ihr seid weder eine Vanin noch eine Prinzessin.“ „Wäre ich das, müsste ich auch nicht als eventuelles Brautpüppchen für den Kronprinzen herhalten… und mir nicht ständig dieses ´Kronprinz blah, blah, blah` anhören…“ „Herrin! Die Magie scheint Euch wohl zu Kopf zu steigen!“ „Viel eher steigt mir zu Kopf, dass ich dazu gezwungen werde etwas zu tun was ich nicht einmal in tausend Jahren will!... Ich hatte großen Gefallen an diesem Tag heute. Ohne den Kronprinzen. Will man mir jetzt etwa auch noch den Spaß verbieten?“ „Ihr haltet Euch lediglich an den falschen Prinzen.“ „Hilda!“ Sigyn unterdrückte den Drang aufzuschreien. Das war doch schier zum verzweifeln! War sie nicht ganz bei Sinnen oder waren es die anderen? Sie verstand nicht was an der Magie so falsch sein sollte. Sie verstand nicht warum darum ein so großes Aufsehen gemacht wurde. Sie verstand nicht warum sie nicht einmal einfach nur das tun konnte was sie wollte… Sie hat dies nicht zu tun, sie hat das nicht zu tun, es würde ihre Eltern erfreuen, es würde ihren Eltern Ehre bringen, ihr Vater würde dies nicht wollen, ihr Vater würde das nicht wollen. Ist es so verkehrt einmal Spaß zu haben und das zu tun was ihr gefiel? Selbst wenn sie sich dafür mit Magie befasste? Sie bezweifelte, dass sie einen amüsanten Tag gehabt hätte an der Seite von Thor. Er wusste doch nicht einmal was er mit ihr reden sollt… was er überhaupt mit ihr sollte… „Stürzt Euch nicht in etwas hinein, Herrin.“ „Wenn, dann stürze ich mich von der Brücke.“ „Herrin!“ „Keine Sorge, Hilda… ich werde es schon nicht tun. Kannst du mich damit jetzt bitte in Ruhe lassen? Ich bin es einfach Leid… Ich verbringe einmal in meinem Leben einen Tag mit jemanden, der mir etwas Neues beibringen kann, der mir zuhört, ich habe ihn sogar zum Lachen gebracht, und schon wird es mir zum Verhängnis… das ist doch nicht zum Aushalten.“ „Verzeiht, Herrin… ich bin nur darauf bedacht.“ „Ja, ja… nur darauf bedacht, dass ich das Richtige tue, nicht vom rechten Pfad geführt werde und ich meinen Eltern Ehre bringe… ja, ja…“, seufzte Sigyn. Sie ließ sich schwer auf das Bett fallen. Sie lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Ja, es hatte ihr ohne jeden Zweifel Freude bereitet ein wenig mehr in Sachen Magie zu lernen. Etwas wozu sie zu Hause nie die Möglichkeit hätte, etwas zu tun was sie schon so lange reizte. Zudem war sie über sich selbst überrascht. Es war gerade mal ihr zweiter Tag und sie hatte schon so offen mit Prinz Loki gesprochen. So offen sprach sie manchmal nicht einmal mit Hilda. Aber irgendwie… hatte sie ein vertrauensvolles Gefühl bei ihm. Es war fast schon beruhigend zu wissen, dass auch ein Prinz es im Leben schwer hatte. Es war irgendwie absurd… Ihre Eltern, dir sie wirklich ihr Leben lang kannten oder ihre Dienerin, die sie die Hälfte ihres Lebens kannte, hörten ihr kein einziges Mal zu. Aber ein völlig fremder Prinz der gewiss anderes und besseres zu tun hatte… „Vater, ich finde sein Verhalten lediglich… unangebracht. Lady Sigyn ist ein Gast, sein Gast und es ist rüde und unhöflich in meinen Augen den ganzen Tag fernzubleiben weil man seinen Kater auskurieren muss.“ „Ich hatte gestern nur etwas zu viel Spaß, na und?“ „Na und? Du fast den gesamten Alkohol des Palastes leer getrunken! Und warst mit dem Kater den du hattest nicht dazu in der Lage dich um deinen Gast zu kümmern!“ „Schrei nicht so…“ „Vater, ich verstehe es wirklich nicht. Es ist seine Pflicht auf Brautschau zu gehen, Lady Sigyn hier zu empfangen und sich mit ihr zu befassen, das waren deine Worte aber gleichzeitig lässt du ihm so etwas durchgehen? Das war ganz und gar nicht das Verhalten eines Kronprinzen! Jede Frau die etwas auf sich hält hätte ihre Sachen gepackt, ein Wunder, dass Lady Sigyn noch zugegen ist!“ „Hat sie dich gelangweilt? Hat sie dich von etwas abgehalten? War ihre Präsenz dir unangenehm? Hat sie sich gelangweilt, mein Sohn?“ „Nein, das nicht, eher im Gegenteil, aber…“ „Dann gibt es auch keinen Grund sich zu beschweren. Du hattest es selbst angeboten.“ „Darum geht es doch nicht! Ich habe es angeboten weil Mutter mich darum gebeten hat, weil wenigstens einer ein vorbildliches Verhalten an den Tag legen sollte! Es ist aber nicht meine Aufgabe ihr Thor schmackhaft zu machen, was bei seinem Verhalten schier unmöglich ist! Ich will lediglich darauf aufmerksam machen, dass…“ „Brüll doch nicht so…“, jammerte Thor und hielt sich seinen Kopf. „Ich brülle nicht!“ „Ruhe! Alle beide! Es war gestern eine Festlichkeit. Da wurde nun einmal getrunken. So etwas passiert dann halt. Dein Bruder hat einen gesunden Durst und bisher…“ „Ich muss Loki da zustimmen, Liebster. Keine gute Frau sieht solch ein Verhalten wie das unseres Sohnes gerne. Sicher hat die gute Dame sich heute nicht gelangweilt, aber ich muss Loki Recht geben. Du kannst Thor nicht sagen er müsse die Pflichten eines Prinzen erfüllen und ihm gleichzeitig aber so etwas durchgehen lassen. Zu der Pflicht eines Prinzen zählt schließlich auch ein angemessenes Verhalten an den Tag zu legen. Gewiss hat Lady Sigyn einen schlechten Eindruck schon gewonnen, dank Loki ist dieser vielleicht gemildert, aber Thor… sie ist wegen dir hier. Ihr sollt euch näher kennen lernen. Nicht dein Bruder und sie.“ „Und was soll ich mir ihr machen?... Die Frau ist…“ „Zu intelligent für dich…“, kommentierte Loki. Als die beiden Brüder sich jedoch ansahen, mussten sie schmunzeln. „Thor, eine Frau will nicht nur einen Mann der gut aussieht und ein Prinz ist. Auch sein Verhalten muss dem eines Prinzen gleichkommen.“ „Und Lady Sigyn ist anders als die Frauen mit denen du sonst verkehrst. Sie hat mehr Niveau.“ „Loki… Ja, sie hat mehr Niveau als die Frauen mit denen du sonst verkehrst, Thor, das muss ich eingestehen…“, seufzte die Mutter der beiden. „Was soll ich denn mit ihr anfangen, ich kenn sie doch gar nicht!“ „Darum ist sie ja hier, damit du sie kennen lernst…“ Loki seufzte auf. „Langsam glaube ich, du bist ein paar Mal zu oft mit dem Kopf durch die Wand gerannt…“ „Sie ist das erste Mal hier, Thor, es gibt hier genug zu sehen und entdecken, es genügt um sie ein halbes Jahr zu beschäftigen damit.“ Der König seufzte schwer auf. Er wusste eigentlich, dass seine Frau Recht hatte mit dem was sie sagte. Und auch, dass Loki gar nicht mal so falsch lag. „Thor, deine Mutter hat Recht. Der einzige Grund warum Lady Sigyn hier ist, ist dieser, dass ihr euch kennen lernen sollt, du sollst dir schließlich eine Braut aussuchen.“ „Aber Vater…“ „Ich sage es dir immer und immer wieder und werde es dir auch noch tausend Mal sagen: Es ist die Pflicht eines jeden Prinzen. Auch dein Bruder wird sich dieser Pflicht irgendwann beugen müssen.“ „Dann soll er doch sich eine Braut aussuchen!“ „Er ist aber nicht der Kronprinz! Du bist mein Erbe, Thor! Du wirst mir auf den Thron folgen! Nicht Loki! Du wirst dich dafür als würdig zeigen müssen! Und dazu zählt auch zu ehelichen und selber für einen Erben zu sorgen! Das kannst du schlecht alleine, oder? Du wirst die junge Dame näher kennen lernen. Du wirst dich mit ihr beschäftigen, verstanden? Irgendwann wirst du eine Entscheidung fällen müssen. Und jetzt geh. Du sollst morgen schließlich wieder ausgenüchtert sein.“ „In der Sache ist noch nicht das letzte Wort gefallen, Vater… Du kannst mich nicht dazu zwingen.“ „Wir werden sehen was ich kann…“ Nachdem er einen wütenden Blick zu seinem Vater geworfen hatte, verließ er das Zimmer und ließ die Tür hinter sich laut zuknallen. Die Königin lächelte milde zu ihrem jüngsten Sohn und nickte zur Tür. Loki verstand den Wink und folgte seinem Bruder daraufhin. „Du willst ihn doch nicht wirklich dazu zwingen, oder? Wenn du das vor hast, wirst du die nächsten tausend Jahre nicht im königlichen Bett, sondern auf dem königlichen Sofa verbringen können…“ „Ich habe nicht vor ihn dazu zu zwingen… Aber so etwas muss sich entwickeln und wenn er nie…“ „Ach, halt den Mund! Nichts muss sich entwickeln. Entweder die Liebe ist da oder sie ist nicht da und ich dachte wir wären uns darüber einig, dass unsere Söhne der Liebe wegen heiraten können. Entweder da ist von vorneherein eine Sympathie da oder nicht und ich sehe keine bei den Zweien. Wenn du nur ein wenig genauer hinsiehst, kannst du es der jungen Dame am Gesicht ablesen, dass sie alles andere als begeistert ist von Thor.“ „Dann hatten sie einen schlechten Start, es wird sich legen. Ich hoffe, dass Thor sich jetzt zusammenreißt.“ „Wenn es auch mit Lady Sigyn nichts wird, versprichst du mir dann dir diese Idee erst einmal aus den Kopf zu schlagen?“ Odin seufzte schwer auf und blickte dann zu seiner Frau. „Versprochen…“ „Vielleicht solltest du es bei ihm mal mit anderen Damen versuchen als mit dem Nachwuchs deiner Generäle… du siehst selber, dass das nicht gut endet.“ „Ja, liebste Frau, ich sehe es…“ „Generalstöchter sind nichts für unsere Jungs. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen?“ „Soll er sich etwa die Küchenmagd nehmen?“ „Wenn es ihn glücklich macht?“ Bei dem leicht entsetzten Gesichtsausdruck ihres Gatten musste sie schmunzeln. „Liebster… du kannst vieles bestimmen. Aber die Liebe macht immer noch was sie will.“ „Thor... warte, bleib doch stehen…!“ Loki rannte schon beinahe seinem älteren Bruder nach um zu ihm aufzuschließen. „Danke, Bruder, dass du so zu mir gehalten hast!“, zischte dieser ihm entgegen. „Hast du wirklich großartig gemacht! Auf dich kann man sich echt verlassen!“ „Hu, seit wann beherrschst du denn den Sarkasmus?...“ „Huu, seit wann kümmerst du dich denn so sehr um das Wohl eines weiblichen Wesens?“ „Thor… ich meinte es nicht böse mit dir, ich finde es nur gerecht deinem Besuch gegenüber, wenn du dich um diesen auch kümmern würdest. Lady Sigyn kann genauso wenig etwas dafür hier zu sein wie du. Auch wenn du nicht glaubst, dass nicht alle Frauen sich um dich reißen…“, schmunzelte der Jüngere. „Es gibt welche die dir widerstehen, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Ich will dir auch nicht deinen Spaß am Trinken nehmen… gewiss nicht, ab einem gewissen Pegel lässt du schließlich alles mit dir machen…“ „Ach, deswegen hatte ich einmal das rosa Kleid an…“ „Rosa steht dir wirklich ausgezeichnet.“, grinste Loki und bekam einen Hieb gegen seinen Oberarm dafür. „Aber es wäre nur fair der jungen Dame gegenüber, die ebenso unschuldig an der Situation ist wie du.“ „Sie hätte was sagen können.“ „Frauen sagen so etwas nicht… Und ich dachte, du würdest dich mit Frauen auskennen… Ich habe mich da wohl getäuscht. Aber wie komme ich auch auf den Gedanken, obwohl du nie eine Beziehung geführt hast, die länger als ein paar Stunden in der Nacht ging.“ Nun konnte Thor schon wieder lachen. „Aber du, oder wie soll ich das jetzt verstehen? Sag mir ihren Namen, da muss man ja fast schon gratulieren!“, grinste der Blonde. „Ich sage keine Namen und wenn, dann dir als letztes und ich sage auch nichts über mein intimes Privatleben…“ „Ich glaube, das will ich auch eher nicht wissen… Aber was soll ich denn mit ihr anfangen?! Sie sagt nichts weiter außer ´Ja, königliche Hoheit, natürlich, königliche Hoheit, selbstverständlich, königliche Hoheit` oder sie schweigt.“ „Du kannst aber ganz gut Frauen imitieren… vielleicht sollte sich das mit dem rosa Kleid doch einmal wiederholen…“, grinste Loki. „Nun, bei mir war sie zumindest recht gesprächig.“ „Ach… habt ihr euch über die neuste Mode ausgetauscht…?“ Loki schmunzelte sachte. „Nein, gewiss nicht. Wir haben uns ein wenig über Literatur im Allgemeinen unterhalten und ein wenig über Magie.“ „Ach, hast du jemanden gefunden der dir bei dem langweiligen Kram zuhört?...“ „Langweilig sind höchstens deine Geschichten, weil du sie tausend Mal erzählst.“ „Ich habe wenigstens Geschichten zu erzählen.“ Loki rollte mit den Augen und schritt weiterhin neben seinem Bruder her, die Hände auf dem Rücken verschränkt. „Jedenfalls… du musst das ja auch nur ein paar Wochen durchhalten… Dann reist sie wieder ab und du hast deine Ruhe.“ „Bis Vater die Nächste anschleppt…“ „Aber solange solltest du den Kronprinzen auch spielen der du nun einmal bist. Damit würdest du allen einen Gefallen tun. Und denk dran, ein paar Wochen nur…“ „Lieber geh ich freiwillig nach Jotunheim…“ „Dann viel Spaß, Bruder… kehrt hier wenigstens mal Ruhe ein.“ „Bitte?! Was soll das denn heißen?!“ Sie summte leise vor sich hin während sie ihre Haare bürstete, dabei in den Spiegel starrte. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Innerlich hoffte sie, dass sie den Tag wieder mit Prinz Loki verbringen konnte, etwas mehr von der Magie erlernen konnte. „Herrin haben aber gute Laune heute. Findet Ihr doch langsam Gefallen an Eurem Aufenthalt hier?“ „Langsam ja.“, grinste Sigyn und legte ihre Bürste zur Seite. „Der Tag gestern war auch so wundervoll, da kann man doch nur gute Laune haben. Und bei dem was in Aussicht steht…“ „Dass der Kronprinz wieder anwesend sein wird?“ Sigyn rollte mit den Augen ohne, dass ihre Dienerin das bemerkte. „Ja, dass ich wieder den Kronprinz sehen werde, Hilda… ganz genau…“, seufzte sie dann. „Darauf warte ich seit  Stunden… vor Aufregung habe ich gar nicht schlafen können… Sieht man mir das etwa nicht an…?“ „Das ist erfreulich zu hören, dass Ihr doch noch Interesse an dem Kronprinzen habt!“ Sigyn schüttelte sachte ihren Kopf. „Ja… ich habe unheimliches Interesse an ihm… Sieht man es mir nicht an?...“ „Um ehrlich zu sein, Herrin, Ihr schaut ein wenig gelangweilt drein.“ „Ach, sagt bloß…“ Sigyn war kurz davor ihre gute Laune zu verlieren. Aber sie wollte sich diese nicht durch ihre Dienerin ruinieren lassen. Vielleicht war Thor doch wieder eher den jungen Walküren zugetan heute und sie könnte den Tag wieder mit Prinz Loki verbringen. „Ich wäre dem Kronprinzen nicht böse wenn er keine Zeit hätte… Als Kronprinz hat man gewiss unheimlich viel zu tun… Ich verstehe das. Bei all den Pflichten, die ein Kronprinzen hat…“ „Ihr seid also über den Punkt hinweg unbedingt Konversation betreiben müssen mit einem Mann?“ „Ja, Hilda, stell dir nur vor, wenn ich die ganze Zeit meinen Mund halte schone ich schließlich meine Stimme…!“ Es war doch nicht zu fassen… Warum taten alle so, als sollte sie dessen Braut werden, als sollte sie ihn schon beinahe verführen! Wahrscheinlich würde ihre Dienerin ihr sogar noch gratulieren wenn sie es tun würde… Hilda verzog kurz ihr Gesicht. „Ich habe Euch das grüne Kleid mit den goldenen Stickereien aufbereitet, Herrin.“ „Danke Hilda.“ Sigyn steckte ihre Haare mit wenigen Haarnadeln zurück, so dass sie ihr nicht ins Gesicht fielen, aber immer noch offen ihren Rücken bedeckten. Als sie für den Tag bereit war und die Zimmer verließ, hatte sie sogar den richtigen Weg zum Speisezimmer gefunden. Darüber war sie durchaus stolz, wenn sie daran dachte wie sie sich gestern noch verlaufen hatte. Ein wenig enttäuscht war sie allerdings schon als sie im Speisezimmer Thor erblickte. Ihm ging offensichtlich doch wieder wunderbar und er schien ebenfalls ausgenüchtert zu sein. Sie fürchtete im Gehen einzuschlafen wenn Thor noch eine weitere Geschichte seiner großartigen Heldentaten erzählte. Sie fragte sich wirklich wie jemand so selbstverliebt sein konnte wie der Blonde. Es war ja großartig, dass er gegen Riesen kämpfte und sie besiegte, es war schön und gut, dass er Mjölnir besaß, es war ganz wunderbar, dass er ein großer Krieger war wie man es von einem Sohn Odins wohl erwartete. Aber es interessierte sie nicht...! Sie wollte das alles gar nicht wissen und seine Geschichten waren ohnehin alle gleich. Er war natürlich der strahlende Held und… aus etwas anderem bestanden seine Geschichten eigentlich nicht… Sie unterdrückte ein Seufzen und ihre Gedanken wanderten zu Prinz Loki. Sie könnte mit einem Fuß aufstampfen wenn es nicht kindisch gewesen wäre, als sie daran dachte, was er ihr in Sachen Magie hätte heute beibringen können. Das war doch wesentlich spannender und abgesehen davon konnte sie sich mit ihm ganz nett unterhalten. „Lady Sigyn? Ich habe Euch eben gefragt was Ihr von der Idee haltet?“ Sie zuckte kaum merklich zusammen als ihr bewusst wurde, dass sie ihm nicht zugehört hatte. Ausgerechnet als er sie etwas fragte… Was hatte er eigentlich gefragt? Was für eine Idee? Musste er unbedingt etwas fragen? Es wäre sonst wirklich nicht aufgefallen, dass sie ihm nicht zuhörte… „Uhm… ich… ich, verzeiht, ich… ich finde die Idee… wirklich großartig!“ Sie nickte heftig und lächelte zu ihm hinauf. Sie hoffte, sie hatte jetzt nichts dummem zugestimmt… „Wunderbar!“, grinste Thor. „Ich wusste es würde Euch gefallen. Keine junge Dame kann dazu nein sagen!“ Wozu nein sagen?!, fragte sie sich. „Das… das ist so aufmerksam von Euch, königliche Majestät…“ „Natürlich ist es das.“ Er grinste breit und selbstsicher. Eigentlich wollte sie nicht wissen wozu sie gerade zugestimmt hatte. Sie hoffte immer noch darauf erlöst zu werden. Und offensichtlich waren alle Götter ihr gnädig, denn als sie in den nächsten Gang bogen kam ihnen Prinz Loki entgegen. Ihr entfloh fast schon ein Seufzer der Erleichterung. „Lady Sigyn.“, nickte dieser ihr zu und lächelte höflich. „Bruder, wohin des Weges?“ „Ich wollte die reizende Dame an meiner Seite gerade auf das Trainingsgelände führen, weißt du, ich muss mich schließlich in Form halten, auch trotz eines solch reizenden Besuches.“, grinste der Blonde. Dazu hatte sie zugestimmt?! Sie notierte sich innerlich aufmerksamer zu sein, auch wenn seine Geschichten einschläfernd waren. Loki sah die Panik und das Entsetzen in ihren Augen. Er musste ein Grinsen unterdrücken. Es war so erfrischend mal eine Dame hier zu haben, die nicht bei jedem Zwinkern seines Bruders in Ohnmacht fiel. „Oh… da fällt mir ein, Bruder… ich glaube ich habe Fandral bei den Walküren gesehen… Die jungen Anwärterinnen scheinen ganz angetan von ihm zu sein. Soweit ich sah konnte er sich kaum retten vor der Schar…“ „Was?... Er ist alleine bei den Walküren? Wir hatten etwas abgemacht…“, murrte der Blonde. „Lady Sigyn, bitte entschuldigt mich, ich habe etwas Dringendes zu erledigen.“ „Natürlich, königlichen Majestät, die Pflichten als Kronprinz haben Vorrang vor allem anderen.“ Als Thor außer Sicht- und Hörweite war, seufzte sie erleichtert auf. „Ich danke Euch tausend Mal, Loki!“ „Ich sah eine holde Maid in Not und als Prinz ist es schließlich meine Pflicht Euch dann zu erretten aus der Notlage.“, schmunzelte er. „Lasst mich raten, er hat davon erzählt wie er immer und immer wieder gegen Riesen kämpft?“ „Gefühlte tausend Mal… ich glaubte schon im Gehen einzuschlafen…“ „Nun, vorerst seid Ihr ja davor gerettet. Würdet Ihr gerne mehr von den Gärten sehen?“ Sie nickte heftig und legte ihre Hand auf seinen Arm als er ihr diesen anbot. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Eine Woche war nun bereits vergangen seit ihrer Ankunft hier in Gladsheim und langsam gewöhnte sie sich daran Gast der königlichen Familie zu sein, mit ihnen zu speisen und auch an den Umgang mit den Mitgliedern der königlichen Familie gewöhnte sie sich. Allem voran an die Gegenwart von Prinz Loki, mit ihm verbrachte sie die meiste Zeit. Thor war es selbst wohl nur recht so, er war ohnehin lieber mit seinen Freunden oder den Walküren beschäftigt. Entweder waren sie in den Gärten des Palastes oder in seinen privaten Arbeitsräumlichkeiten, wo er sie mehr und mehr in die Magie einführte. Vor Kurzem hatte er sie auch in die Bibliothek des Palastes eingeführt. Sie hatte nichts anderes tun können außer zu staunen sobald sie diese betreten hatte. Noch nie zuvor hatte sie so viele Bücher auf einmal gesehen. Sie würde allein Wochen dazu benötigen um wirklich nur die Titel auf den Buchrücken in den Regalen zu lesen… Fast schon einschüchternd wirkten die deckenhohen Regale, in denen sich Bücher aus sicher mehr als tausend Jahren angesammelt hatten. Bücher von unschätzbarem Wert lagen hier gewiss. Als sie nach einer Systematik gefragt hatte, hatte Loki geantwortet es gäbe nur eine grobe Ordnung nach der Thematik. Wollte man ein bestimmtes Buch, musste man also ein wenig Zeit investieren und suchen. Das wäre für sie ja kein Hindernis… Nachdem sie sich einen groben Überblick verschafft hatte von dem was alles in einer Palastbibliothek zu finden war, hatte sie sich ein älteres Exemplar aus den Regalen genommen und saß nun mit diesem auf einem Diwan. Loki saß unweit von ihr gegenüber an einem Tisch. Mehrere Bücher waren auf diesem verteilt. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen wie er in einem blätterte, kurz las, es zurücklegte und sich ein anderes nahm. Auch in diesem blätterte er, las einen Abschnitt und machte sich Notizen. Kurz erfüllte das Geräusch der Feder die über Pergament kratzte die Bibliothek. Er wirkte ganz konzentriert auf das was er las und notierte was er wohl suchte, aber kein Anzeichen davon war in seinem Gesicht zu lesen. Es wirkte ruhig und entspannt, als erfordere sein Tun keine große Anstrengung. Ab und an fuhr er nur mit der Zungenspitze über seine Lippen. Wenn er etwas las und es sich notierte, zogen sich seine Mundwinkel kurz nach oben bevor er es niederschrieb. Sie hob ihren Kopf ein wenig und wandte ihre Augen gänzlich von dem Text im Buch ab. Der jüngere Prinz hatte ein ganz und gar elegantes Profil, eine gerade Nase und hohe Wangenknochen, die ihm etwas Sanftes verliehen. Das streng zurückgekämmte Haar und die schmalen Lippen wirkten zwar strenger und ernster… dennoch, zusammen mit dem strahlenden Grün seiner Augen war alles zusammen eine gute Kombination, machte ihn attraktiv. Gerade dieser Kontrast seiner tiefschwarzen Haare und seiner Blässe… Sie unterdrückte den Drang zusammenzucken als ihr bewusst wurde, dass sie ihn beobachtete und heimlich anstarrte! Warum tat sie das nur?! Das gehörte sich nun wirklich nicht… Einen Prinzen anzustarren… Schnell wandte sie ihren Blick dem Buch in ihren Händen zu. Er klappte das Buch sanft zu und legte es fort. Auch nichts nützliches. Ein Aufseufzen unterdrückte er, obwohl er langsam verzweifeln konnte. Er legte auch die Feder nieder und hob seinen Blick. Lady Sigyn saß stumm auf dem Diwan und war in dem Buch in ihren Händen vertieft. Er glaubte sich zu erinnern, dass es ein tragisches Drama war. Seine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben als er den Hauch von Rot auf ihren Wangen sah. Bei vielen jungen Frauen verriet das entweder nur ihre Gedanken oder ihr Entsetzen. Aber bei ihr wirkte es so… charmant, fast schon wie ein Kompliment. Und, er nutzte dieses Wort nur selten aber etwas anderes wollte ihm nicht einfallen, er fand es süß wie sie eine Haarsträhne um ihren Finger zwirbelte während sie las. Es… fühlte sich merkwürdig an in der Bibliothek Gesellschaft zu haben. Normalerweise war er hier alleine, war für sich. Thor hatte diese noch nie betreten, sein Vater las in seinen privaten Räumen. Ab und an war seine Mutter hier, sie spielten dann meistens Schach. Aber Sigyn war so ruhig und völlig konzentriert… Es fühlte sich eigentlich gar nicht so schlecht an noch jemanden hier zu haben, jemanden gegenüber sitzen zu sehen. Und erst Recht bei so einem hübschen Gesicht. Ihr Haar war von einem Blond, das dunkler als bei den meisten war, dennoch schimmerte es heller in der Sonne, war immer elegant frisiert, auch wenn sie einen Hang zu Flechtfrisuren hatte soweit er beurteilen konnte. Es sah jedoch gut aus zu ihren Augen. Ein dunkles Blau in dem manchmal goldene Flecken zu erkennen waren. Ein Blau, dass ihn an die tiefen Abgründe in den Meeren erinnerte. Er musste schmunzeln, wie sie an ihrer Unterlippe nagte… Es war wirklich erfrischend eine junge Dame hier zu haben, die sich noch für Bücher begeistern konnte, die nicht in Ohnmacht fiel sobald sein Bruder nur einen Blick auf sie warf, im Gegenteil. Sie schien ihm nichts abgewinnen zu können! Das war wirklich eine Wohltat nach den anderen katastrophalen Frauen, die hier schon gewesen waren… Und ein Buch stand ihr auch besser als Stickzeug. Soweit er sie kennengelernt hatte, konnte er sich sie mit solcherlei Dingen gar nicht vorstellen. Am meisten war er immer noch überrascht darüber, dass sie sich für Magie interessiert und recht begabt dafür war. Langsam hob sie ihren Blick und sah zu ihm hinüber. Verwunderung und Frage lagen in ihrem Blick. Er fühlte sich ertappt, räusperte sich leise und lächelte verlegen. Er war froh nicht zu erröten in diesem Moment, das wäre wirklich peinlich geworden. „Kommt Ihr gut voran mit Eurer Arbeit?“, fragte sie. „Mehr oder weniger, ja.“, lächelte er, versuchte seine Verlegenheit zu überspielen. Er dankte ihr im Stillen, dass sie nicht auf die peinliche Situation einging. „Immer noch auf der verzweifelten Suche bezüglich der Teleportation?“, schmunzelte sie. „Langsam wird die Suche wirklich verzweifelnd… Aber man findet immer wieder doch nützliche Sachen.“ „Habt Ihr tatsächlich etwas gefunden, dass Euch von Nutzen sein kann?“ Er mochte es wie sie echtes Interesse daran hatte und es nicht nur spielte oder heuchelte. „Ob es wirklich von Nutzen ist, wird sich noch herausstellen.“, lächelte er. „Aber es klingt vorerst ganz vielversprechend. Und wie ist Euer Drama?“ „Ganz nett.“ „Ganz nett ist die Schwester von mies.“ Sie lachte leise. „Mies ist es nicht… aber ich hätte mir besseres erwartet bei dem Titel.“ Sie schloss das Buch und legte es auf den Tisch neben dem Diwan. „Ich habe vor gar nicht allzu langer Zeit eine Komödie aus Midgard gelesen. Mein Vater war so freundlich und hatte mir einige Werke mitgebracht gehabt von seiner letzten Reise. Ödipus hieß sie. Es geht um einen Mann der seinen eigenen Vater tötet und dann seine Mutter heiratet. Er sticht sich die Augen aus und flieht ins Exil.“ „Und ich dachte, ich hätte Probleme.“, lachte Loki auf. „Und das nennt man auf Midgard also Komödie?“ „Das Volk nennt sich Griechen und sie haben einen recht merkwürdigen Humor, muss ich anmerken.“, schmunzelte sie. „Ich würde das weniger Humor nennen. Offensichtlich haben die Griechen einige große Probleme.“ „Es ist ganz gut geschrieben, das entschuldigt es wiederum.“, lächelte sie. „Ihr solltet es lesen, lasst Euch nicht abschrecken von der groben Handlung. Ödipus wusste nicht, dass es sein Vater war den er getötete hatte und auch nicht, dass er seine eigene Mutter geheiratete hatte. Es gab da eine Prophezeiung, die besagte er würde seinen Vater töten und weil dieser natürlich um sein Leben fürchtete, setzte er Ödipus aus. Ödipus hatte also keine Ahnung wer seine Eltern waren. Erst nachdem das Unglück geschehen war, erfuhr er davon und stach sich daraufhin die Augen aus und floh ins Exil.“ „Wie grausam… sein eigenes Kind auszusetzen, dass es sterben möge wegen einer lächerlichen Prophezeiung… Wahrscheinlich hat sie sich nur deswegen bewahrheitet.“ „Glaubt Ihr etwa nicht an Prophezeiungen? Auch nicht an die der Nornen?“ „Die Zukunft kann man nicht vorhersagen. Das können weder die Nornen noch sonst irgendwer. Wir schreiben selbst unsere Zukunft. Wir haben sie selber in der Hand. Man kann sie nicht vorherbestimmen wie den Lauf der Sterne. Unser eigener Wille macht jeder Prophezeiung einen Strich durch die Rechnung. Stellt Euch nur vor es wäre prophezeit worden, dass… Ihr einmal Fandral ehelichen solltet. Allein Euer heftiger Widerwille hätte die Prophezeiung zunichte gemacht.“ „Ich hätte ihn vom Rand Asgards gestoßen…“ „Seht Ihr.“, schmunzelte er. „Damit hätte sich die Prophezeiung dann nie erfüllt.“ „Haben die Nornen denn Euch etwas prophezeit?“ „Nicht, dass ich wüsste. Ich haben sie bisher auch nie aufgesucht.“ „Ich dachte immer… gerade als Prinz… als Sohn Odin Allvaters… zur Geburt eines Prinzen würde es eine Prophezeiung geben?“ Er lachte leise. „Ich weiß zumindest von keiner. Vielleicht bleibt sie aber auch unter Verschluss weil sie ganz schrecklich ist?“ „Und was sollte das sein?“ „Meinem Bruder die Braut stehlen vielleicht?“, zwinkerte er und brachte sie zum Lachen. „Nein, ganz ehrlich, das einzig sinnvolle was sie je prophezeit haben war die Schlacht gegen die Eisriesen und Ragnarök. Aber auch nur weil sie Glückstage hatten. Es sind drei alte, tattrige, blinde Damen. Man kann nicht viel von ihnen erwarten. Und mit den Eisriesen haben sie wohl das erste und letzte Mal ins Schwarze getroffen.“ „Beruhigend zu wissen.“, lächelte sie. „Durchaus… Wollt Ihr etwas trinken?“ „Sehr gerne.“ Er ließ von einem Diener zwei Becher Wein bringen und setzte sich zu ihr als dieser verschwunden war. „Ihr lest also gerne ´Komödien` aus Midgard?“ „Ab und an ja.“ Dankend nahm sie den Wein entgegen. „Es ist ein eigensinniger Humor, aber… letztlich haben sie ihre Tragödien in den Dramen alle selber zu verschulden. Aufgrund ihrer Sturheit, Überheblichkeit, Angst, Leichtgläubigkeit… Dummheit will ich jetzt nicht sagen, aber…“ „Idiotie?“ „So in etwa.“ Sie schmunzelte sachte bevor sie einen Schluck zu sich nahm. „Obwohl die Tragödien etwas übertrieben sind. Es passiert ja schließlich nicht jeden Tag, dass jemand seinen Vater tötet um seine Mutter zu heiraten…“ „Darüber bin ich auch froh, das klingt…“ Er verzog ein wenig angewidert das Gesicht und das passende Wort wollte ihm gerade dazu auch nicht einfallen. „Es sind nur Sterbliche…“ „Nun… dann auf die verrückten Sterblichen.“ „Auf die verrückten Sterblichen.“ Beide schmunzelten und mit einem dumpfen Geräusch stießen sie ihre Becher aneinander. „So etwas liest sie?... Das ist ja soviel Text…“ Loki rollte mit den Augen. „Nicht jeder gibt sich damit zufrieden sich nur Bildchen anzugucken. Ich sagte bereits, dass sie zuviel Niveau für dich hat.“ „Aber sie ist hübsch… und sie geht mir nicht auf die Nerven mit ständigem Gerede. Sie ist ruhig… leicht zu handhaben…“ „Du befasst dich ja auch nicht mit ihr…“ „Sie beschwert sich ja auch nicht! Und die zwei Stunden vormittags genügen ja wohl auch. Du beschäftigst sie ja eh ganz gut.“ „Ich halte meinen Kopf für dich hin… Wenn Vater davon etwas mitbekommt…“ „Das wird er nicht… er sieht mich morgens mit ihr und das genügt. Mehr will er doch nicht sehen.“ Thor lungerte in einer unmöglichen Position auf einem Sofa herum während Loki in einem Sessel ihm gegenüber saß, kerzengerade wie immer. Das Buch, in welchem Thor geblättert hatte, klappte er zu und legte es beiseite. Loki fand das Verhalten seines Bruders noch immer nicht gerecht, aber als er ihn schon fast angefleht hatte… hatte er einfach nicht nein sagen können. Die neuen Walküren waren zu verlockend für seinen Bruder. So beschäftigte er sich also mit Lady Sigyn, die keineswegs abgeneigt demgegenüber schien, während Thor sich anderem widmete. Seit jeher lieferten er und Fandral sich schon nahezu einen Wettstreit was die Walküren betraf. Er selbst fand diese Frauen eher abschreckend. „Hoffentlich behältst du Recht..“ „Natürlich habe ich Recht…“, grinste Thor. Erneut rollte Loki mit den Augen. „Ja, ja, du hast immer Recht.“ „Siehst du!“ „Ich werde jedenfalls alle Schuld von mir weisen, sollte Vater dahinter kommen. Und du weißt, dass Mutter auf meiner Seite ist.“ „Er wird schon nichts rausbekommen. Er sieht mich morgens mit Lady Sigyn, so wie er will, ich gaukle ein wenig Interesse vor, wir wechseln ein paar Worte und das war es. Für den Rest habe ich ja dich, Bruder.“, grinste der Blonde und setzte sich auf. Loki seufzte auf. Manchmal wusste er nicht ob es ein Segen oder ein Fluch war der Bruder Thors zu sein. Er konnte irgendwie nur schwer nein sagen zu seinem Bruder und er wusste, dass er sich damit immer und immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Vater würde sie beide umbringen sollte er es rausbekommen. Wahrscheinlich zuerst ihn, weil er darauf bestanden hatte, dass Thor sich mehr mit Sigyn befasste und ihn jetzt deckte, wobei sein Bruder das Gegenteil tat. Und dann Thor… „Sag mir das noch einmal wenn Vater mich umbringt… Du weißt ganz genau, dass er es alles andere als hervorragend findet, wenn du dich vor deinen Pflichten drückst…“ Thor war aufgestanden und zu Loki hinüber gegangen. Er setzte sich auf die Armlehne des Sessels. „Du bist wirklich der beste Bruder den man haben kann…“, grinste der Ältere breit und ehrlich. „Ich wusste schon immer, dass ein kleiner Bruder von Vorteil ist!“ Und somit hatte er den Jüngeren im Schwitzkasten und zerzauste dessen Haar. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- „Hier wird aber oft gefeiert oder täusche ich mich da?“ „Nein, nein, da seht Ihr ganz richtig… wir brauchen hier keinen Grund zum Feiern.“ Loki schmunzelte sachte während er Sigyn an seinem Arm durch die Gärten geleitete. Die Sonne schien in all ihrer Pracht, der Himmelt strahlte in einem Blau als wolle er den Meeren Konkurrenz machen. Die Gärten erstrahlten in all ihrer Pracht, das Grün war satt und hell, die Blüten so farbenreich wie eh und je und die Vögel zwitscherten als wollten sie ein Konzert geben. Es war nicht zu warm, von daher konnte man ruhig seine Zeit in den Gärten des Palastes verbringen und da Lady Sigyn gefallen an diesen hatte, boten diese auch genug Abwechslung zur Bibliothek oder der Zauberei. „Wenn mein Bruder feiern will, wird halt gefeiert. Wenn mein Vater feiern will, wird halt gefeiert und wenn man einen Grund braucht, lässt sich auch schnell einer finden. Es gibt immer irgendeinen Krieg oder Kampf den es zu… betrinken gibt.“, lächelte er lachte. „Man sollte Euren Bruder wohl beglückwünschen, dass er so trinkfest ist, sonst wäre der Spaß für ihn wohl schnell vorbei.“ „Ja, der würde dann nicht lange andauern. Aber vielleicht hätte es den Vorteil, dass einige junge Damen unbehelligt blieben und ebenso auch der Vorrat an Met.“ „Ich mag beides zu bezweifeln.“ „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ „Aber sie stirbt.“ Beide mussten auflachen. Oh, er hatte wahrlich nicht gedacht, dass sie eine so wundervolle Gesellschaft abgeben würde bei ihrer Ankunft. So sehr konnte man sich täuschen beim ersten Blick. Sie hatte so ruhig und still gewirkt, so zurückhalten und so… wohlerzogen, dass es mehr als gut war… Aber er hätte nicht gedacht, dass er so mit ihr lachen konnte, dass sie so scherzen konnten, dass sie überhaupt so eine angenehme Person war. Er war selbst darüber verwundert als ihm bewusst wurde, dass er noch mit keiner anderen Frau zuvor soviel gelacht hatte wie mit ihr. Sif war außen vor, mit ihr war er erstens aufgewachsen und zweitens war sie genauso wenig Frau wie eine Walküre, abgesehen davon, dass sie ihm den einen Vorfall ohne hin nie verzeihen würde. Dazu war Sigyn noch an Magie interessiert. Über diese Tatsache würde er wohl nur schwer hinwegkommen. Es war schon nahezu schade, bedauerlich, dass sie bald wieder abreisen und nie wieder kommen würde. Er glaubte kaum, dass sein Bruder sich für eine Dame entschieden hatte und wenn, dann sicher nicht für Lady Sigyn. Warum sollte er sich ausgerechnet die eine aussuchen, die ihm nichts abgewinnen konnte, während andere ihm zu Füßen liegen würden? Er kannte seinen Bruder so gut um zu wissen, dass er eine Frau wollte, die den Boden küsste auf dem er ging. Sigyn würde ihm eher noch Steine in den Weg werfen um ihn zum Stolpern zu bringen. Er wandte seinen Blick ihr zu. Im Licht der Sonne schimmerten ihre geflochtenen Zöpfe wie helle Seide, ihr gesunder Teint hellte sich ein wenig auf. Ein liebreizendes Lächeln lag auf ihren Lippen während ihr Blick umherwanderte und jedes Detail in sich aufzusaugen schien. „Zumindest herrscht dann eine lockere Stimmung und Ihr könnt wieder tanzen.“ „Mir wird schlecht wenn ich daran denke mit Eurem Bruder zu tanzen… Zwei Drehungen und mir wird schwindelig.“ Loki lachte leise. „Er ist in allem was er tut manchmal etwas… zu enthusiastisch.“ „Die Vorstellung mit jemandem zu tanzen bis einem schwindelig wird ist zwar durchaus romantisch… aber Euer Bruder nimmt das zu wörtlich.“ „Nun… ich könnte wieder den edlen Prinzen spielen und Euch darum bitten den ersten Tanz mir zu versprechen.“ „Ihr könntet?“ Schmunzelnd blickte sie zu ihm hinauf. „Ja, ich könnte.“ „Und was hält Euch davon ab?“ „Was bekomme ich als Dank dafür?“ „Einen weiteren Tanz?“ „Das hört sich durchaus akzeptabel an. Das würde ich als Dank durchaus akzeptieren.“, schmunzelte er. „Na wen haben wir denn da?“ Beiden wandten ihre Blicke nach vorne als eine bekannte Stimme erklang und sie sahen wie Fandral ihren Weg kreuzte, auf sie zukam. „Hast du dich mal aus deinen dunklen Kammern hervorgewagt, Loki?“, schmunzelte der Blonde. „Pass auf, dass du keinen Sonnebrand kriegst bei dem herrlichen Wetter.“ Loki zwang sich zu einem Lächeln. „Um meine Gesundheit brauchst du dich gewiss nicht sorgen…“ „Ich muss Euch ein Kompliment aussprechen, Lady Sigyn. Ihr schafft es wirklich unseren Zauberer hier ins Licht zu locken.“, lachte Fandral, schlug Loki sachte auf die Schulter. „Aber bei einer solchen Schönheit könnte auch keiner widerstehen.“, zwinkerte er. „Nun, vielleicht liegt es einfach daran, dass ich eine weitaus angenehmere Gesellschaft bin für einen Spaziergang als Ihr es wäret, Fandral? Ich halte meine Augen auf die Pracht der Natur, nicht auf die manch einer üppigen Dame…“ Der Blonde lachte leise auf. „Aber, aber… mit Euch an der Seite könnte man seinen Blick ohnehin nicht von Euch abwenden.“ „Sagt mir das noch einmal ins Gesicht wenn eine Walküre den Weg kreuzt.“ Erneut lachte Fandral auf. „Ich würde Euch gerne das Gegenteil beweisen, meine Teuerste. Ich würde Euch gerne die Ehre zuteil lassen mich auf einen Spaziergang zu begleiten.“ Ein selbstsicheres Lächeln lag auf seinem Gesicht. Als wäre er sich gewiss, sie könnte nicht Nein sagen. „Nun… ich denke es ist für jede junge Dame eine weitaus größere Ehre am Arm eines Prinzen, eines Sohnes Odins, auf einem Spaziergang begleitet zu werden, findet Ihr nicht auch?“ Für einen kurzen Moment entglitten dem Blonden die Gesichtszüge. Loki musste sich auf die Zunge beißen um nicht zu lachen. Oh, diese junge Frau war reiner Segen! Warum war sie nicht schon viel früher hierher gekommen? „Nun… ja, mit einem Prinzen kann ich natürlich nicht mithalten.“ Es war dem Krieger anzusehen, dass er sich Mühe gab lässig zu bleiben und sich ein Lächeln auf die Lippen zwang. „Und außerdem möchte ich auch seine königliche Majestät nicht verstimmen, ich wüsste nicht ob Prinz Thor es gutheißen würde, mich in Eurer Gesellschaft zu wissen, Fandral. Da Ihr schon so sehr um die Gunst der Walküren kämpft… Einen guten Tag wünsche ich Euch noch, Fandral. Ich gehe davon aus, man sieht auf dem Fest heute Abend.“, lächelte Sigyn und nickte dem Krieger zu bevor sie mit Loki ihren Spaziergang fortsetzte. „Sigyn, Sigyn…“ Loki schüttelte sachte seinen Kopf als sie weitergegangen und außer Hörweite von Fandral waren. „Wie könnt Ihr es nur wagen einen der größten Krieger Asgards einfach so stehen zu lassen…?“ „Ihr habt doch gesehen wie ich es kann.“, schmunzelte sie. „Und sagt bloß, ihr habt Euch nicht über sein Gesicht amüsiert.“ „Ich habe mich köstlich amüsiert, Lady Sigyn!“ „Mission erfolgreich ausgeführt.“, schmunzelte sie. „Das ist Lady Agnes, eine weitere Hofdame meiner Mutter. Sie gibt sich immer äußerst streng, aber ist alles andere als tugendhaft. Sie hatte einmal gleichzeitig eine Affäre mit beiden Brüdern meiner Mutter. Seit dem Vorfall ist sie tief in der Gunst meiner Mutter gesunken. Sie kann froh sein überhaupt noch den Stand einer Hofdame bekleiden zu können. Und das da ist Lord Vilgot Sigvardson. Sein Vater gehört in den Beraterstab meines Vaters. Er hatte es einmal gewagt sich über Sif zu empören weil sie seine Avancen ablehnte, eine Frau gehöre schließlich nicht auf das Schlachtfeld, sie solle das Schwert zur Seite legen und lieber Sticken… Dass man mit Sticknadeln noch anderes anstellen kann als Sticken, bekam er dann zu spüren.“ „Aha… deswegen hat er also so einen merkwürdigen Gang?“ „Genau deswegen.“, grinste Loki, führte Sigyn durch eine Drehung. „Und die Dame dort?“ „Lady Liva. Eine Nichte von Lady Agnes. Sie machte ihrer Tante alle Ehre als sie zur selben Zeit eine Affäre sowohl mit meinem Bruder als auch mit Fandral hatte. Ich glaube, Ihr könnt Euch vorstellen, dass keiner wirklich begeistert davon war, als das rauskam.“ „Mir scheint Ihr lästert gerne, Loki?“, schmunzelte Sigyn, ließ sich von ihm durch den Takt führen. „Ich lästere nicht… ich beobachte einfach nur.“, grinste der Prinz und führte sie erneut durch eine Drehung. „Am Hofe hat jeder eine spitze Zunge, Intrigen sind hier Alltag, jeder versucht sich selbst im besten Licht zu zeigen und aufzusteigen in der Gunst des Königs oder der Königin. Die meisten geben sich auch mit der Gunst von meinem Bruder oder mir zufrieden. Wollt Ihr am Hofe überleben, müsst Ihr alles und jeden beobachten, denn Ihr werdet ebenso sehr beobachtet. Hunderte Augen werden Tag für Tag auf Euch ruhen und jeder falsche Schritt, den Ihr tut, wird gegen Euch verwendet. Es ist also nur von Nutzen gegen jeden etwas in der Hand zu haben. Kleine Geheimnisse die sonst keiner wissen darf, die einen Ruf schänden oder ganz zerstören können.“ „Das klingt ja fast wie Krieg.“ „Wir sind hier am Königshof. Das hier ist Krieg.“, lächelte er sachte. „Ein Krieg mit ganz anderen Waffen wie mir scheint.“ „Ihr habt eine so kluge und spitze Zunge, Lady Sigyn… zur Not könntet Ihr immer noch an Fandral üben.“, grinste der Prinz. „Dabei seht Ihr natürlich liebend gerne zu um Euch zu amüsieren.“ „Das ist amüsanter als jeder Hofnarr es sein könnte.“ Die Musik endete und Loki verbeugte sich während Sigyn einen Knicks tat. „Darf ich den nächsten Tanz gleich in Anspruch nehmen oder wollt Ihr etwas trinken?“ „Mir scheint, ich sollte mich erst einmal setzen. Die junge Dame drüben scheint nicht darüber erfreut zu sein, dass ich Eure Aufmerksamkeit habe.“, schmunzelte Sigyn und nickte zum Tisch hinüber, wo eine junge Dame, fast noch Mädchen, giftige Blicke zu Sigyn warf. „Ihr habt wohl jemandem den Kopf verdreht.“, kicherte sie. Loki folgte ihrem Blick zum Tisch hinüber und rollte seufzend mit den Augen. „Ihr seht ja ganz unglücklich aus, Loki?“ „Das ist Fräulein Henja… Tochter einer Hofdame… Ich kann froh sein, dass sie mich nicht mehr verfolgt… Ich weiß gar nicht was ich verbrochen habe um ihrer Aufmerksamkeit gewiss zu sein…“ „Das ewige Leid eines Prinzen… Ihr habt mein ganzes Mitleid.“ „Macht Ihr Euch etwa über mich lustig?“ „Aber nicht doch, königliche Majestät.“, grinste Sigyn und brachte auch ihn zum schmunzeln. „Was hat die Gute denn verbrochen?“ „Außer mich zu verfolgen?“ Sie legte eine Hand auf seinen Arm als er ihr diesen anbot und geleitete sie zu ihren Plätzen hinüber. Er füllte ihren Becher mit Wein ehe er ihr diesen reichte, nahm selbst dann einen großen Schluck. „Ich dachte, sie wäre darüber hinweg gekommen…“ „Offensichtlich nicht, was hat sie denn verbrochen um Eure Missgunst auf sich zu ziehen?“ „Wie gesagt, sie fing irgendwann an mich zu verfolgen… Das manch eine ihre Augen auf mich wirft ist ja nicht verwunderlich. Ich bin zwar nicht wie mein Bruder, aber immer noch ein Prinz.“ „Und allein das ist ja bekanntlich genug für die meisten.“ „Genau. Ich habe ihr aber nie einen Grund dazu gegeben sich Hoffnungen zu machen. Sie war völlig uninteressant für mich. Ihr ahnt ja nicht wie unheimlich es sein kann aus dem Bad zu kommen und plötzlich liegt da jemand auf Eurem Bett…“ „Da habe ich ja Glück, mein Vater hat bisher jeden verjagt der auch nur daran dachte mir zu nahe zu kommen.“, lachte sie leise. „Aber ich weiß wie Ihr sie los werden könnt.“, flüsterte Sigyn in einem verschwörerischen Ton. „Ich bin ganz Ohr.“ „Und Ihr glaubt das funktioniert?“ „Natürlich, glaubt mir ruhig. Sich zu zweit mit einem Becher Wein kichernd auf den Balkon zurückziehen wo man alleine sein kann… Sie sieht mehr noch wie ein Mädchen aus. Es wird ihr vielleicht das Herz brechen, aber Ihr hättet Eure Ruhe vor ihr. Glaubt mir.“ „Ich mache Euch dafür verantwortlich, sollte es nicht funktionieren.“ „Kann ich Euch mit einem Tanz dafür dann entschädigen?“, grinste sie zu ihm hinauf. „Zum Glück sind wir hier wirklich alleine, ich wüsste sonst nicht wie ich das erklären sollte.“ „Eurer silbernen Zunge würde doch gewiss etwas einfallen.“, schmunzelte sie. Auf dem Balkon standen sie nah beieinander, beide hielten einen Becher Wein in den Händen und kicherten leise, als würden sie sich über etwas äußerst amüsantes unterhalten. Er trat sogar noch einen Schritt näher, war ihr nun so nahe, dass er die Wärme ihres Körpers spüren konnte. Es war das erste Mal, dass er den Duft ihrer Haare einatmete. Er konnte nicht ganz genau sagen was es war… Feine Nuancen von Zimt und Haselnüssen konnte er herausfiltern. Er mochte den Duft, er war so natürlich, nicht überschattet von schweren Duftwässern oder Parfums. Er stellte seinen Becher auf die Brüstung ab, stützte seine Hände auf diese links und rechts von ihren Armen. Ihr Körper war gänzlich von seinem abgeschirmt nun. „Es ist wirklich eine faszinierende Aussicht von hier…“ „Man gewöhnt sich irgendwann daran.“, zuckte er mit den Schultern. Als er Schritte hinter sich hörte musste er dem Drang widerstehen sich umzudrehen. Stattdessen hörte er Sigyn lachen und merkte wie sie eine Hand auf seine legte. Ihre Haut war warm und sanft, die Finger schlank und elegant. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass diese Finger sticken oder kochen sollten. Diese Hände gehörten mehr einer Zauberin. Er hörte wie sich die Schritte schnell wieder entfernten und wandte seinen Kopf um. „Ich glaube, es hat funktioniert.“ „Ich habe es Euch doch gesagt.“, schmunzelte sie und ehe er sich versah war sie schon von ihm getreten. Kurz keimte das Gefühl der Enttäuschung in ihm auf, aber so schnell wie es gekommen war, war es auch wieder gegangen. „Ich muss Euch wirklich danken, Lady Sigyn.“ „Das könnt Ihr mit einem weiteren Tanz.“, zwinkerte sie. „Da seid Ihr ja, Lady Sigyn!“ Beide blickten auf als Thor in der Tür zum Balkon stand. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. „Ich habe Euch schon gesucht! Kommt, ein Tanz muss sein, dann kann Euch mein Bruder gerne weiter mit seinen Taschenspielertricks langweilen.“ „Du langweilst die Dame eher mit deinen Geschichten.“ An Thors Lachen war zu hören, dass er schon nicht mehr ganz nüchtern war. „Irgendwann, mein Bruder… irgendwann werden wir das ein für alle Mal klären!“, lachte er. „Aber jetzt will ich erst einmal tanzen!“ Noch ehe sie reagieren konnte hatte Thor ihre Hand ergriffen und zog sie hinter sich her. Sie schaffte es gerade noch den Saum ihres Kleides zu raffen um nicht darüber zu stolpern. Loki nahm seinen Becher und folgte langsam in das Innere. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Sie konzentrierte sich ganz auf die Flamme in ihrer Hand, versuchte sie weiter aufrecht zu erhalten, etwas anwachsen zu lassen und über ihre Finger tanzen zu lassen. Längst ging es ihr noch nicht so leicht von der Hand wie bei Loki, aber Loki war ja schließlich auch schon seit Jahren darin trainiert, sie hatte vor zwei Wochen gerade erst angefangen. Dass sie da noch etwas… grobmotorisch war, möge man ihr verzeihen. Sie versuchte die Flamme so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, auch wenn ihr die Augen davon schmerzten in die Flamme zu sehen. „Ihr macht das wirklich sehr gut.“ Von seiner Stimme abgelenkt hob Sigyn ihren Blick, sah den Prinzen fragend an und schon war es geschehen. Sie zischte leise auf vor Schmerz, schüttelte heftig ihre Hand und die Flamme war verschwunden. Solange man sich auch konzentrierte tat das Feuer nicht weh… Das sollte ihr eine Lehre sein. Selbst von der samtigen Stimme des Prinzen würde sie sich in Zukunft nicht mehr ablenken lassen wenn sie mit Feuer spielte. „Oh, verzeiht! Ich wollte Euch nicht… lasst mich sehen.“ „Schon gut, es ist meine eigene Schuld. Ich hätte mich nicht ablenken lassen dürfen.“ „Nein, nein. Ihr seid ein Anfänger auf dem Gebiet… es hätte mir bewusst sein müssen.“ Er hatte ihre Hand mit seiner ergriffen. Schnell hatte er ein Tuch in eine dunkle Flüssigkeit getunkt gehabt und umwickelte damit ihre Hand. Sie seufzte leise, was auch immer das für eine Flüssigkeit war, sie linderte ihren Schmerz augenblicklich, als hätte sie sich nie verbrannt. „Gleich wird es besser.“, lächelte er ihr zu. „Ich verspreche auch, Euch in Zukunft nie wieder abzulenken.“ Aus dem Lächeln wurde ein Schmunzeln. „Das will ich Euch auch geraten haben, sonst werde ich Fräulein Henja sagen, ihr hättet Interesse an ihr.“ „Dass Frauen immer ganz genau wissen womit sie einen erpressen können…“ „Nennt es weiblichen Instinkt.“, lächelte sie. „Und ich würde es nicht erpressen nennen… Wir wissen einfach ganz genau wie wir das bekommen, was wir wollen.“ Er lachte leise auf. „So kann man das natürlich auch sehen. Sollte ich mich also in Zukunft in Acht nehmen vor Euch? Gewöhnt Ihr Euch langsam die Sitten des Hofes an?“ Die Arme verschränkte er vor der Brust und eine Braue zog sich in die Höhe. „Keine Sorge, das könnte ich doch niemals Eurer königlichen Majestät antun…“ „Niemals?“ „Was denkt Ihr nur von mir?“, lachte sie auf. „Ich bin noch nicht lange genug hier um mich in ein intrigantes Biest verwandelt zu haben. Außerdem lehrt Ihr mich die Magie. Man sollte die Hand nie beißen, die einen füttert.“, zwinkerte sie. „Nun… Ihr verbrennt sie Euch höchstens.“ „Das war ja auch nicht meine Schuld.“ „Auf einmal?“, schmunzelte er. Auch Sigyn musste wieder lächeln und blickte auf ihre Hand hinunter. „Was ist das für eine Tinktur?“ „Es ist aus der Belladonnafrucht gemacht. Sie lindert Schmerzen und fördert den Heilungsprozess. Noch ein wenig Magie dazu und…“ Er nahm ihre Hand wieder in seine und löste das Tuch von ihrer Hand. „schon ist nichts mehr von dem Missgeschick zu sehen.“ Sie war erstaunt darüber was die Tinktur bewirkt hatte, was Magie auch in Sachen Heilung bewirken konnte. Sie drehte ihre Hand hin und her, kein kleiner Kratzer war zu sehen, keine Brandwunde, absolut nichts. Als wäre ihrer Hand nie etwas zugestoßen. Es war einfach faszinierend. „Ich sehe… ich muss noch viel mehr lernen was Magie betrifft…“, hauchte sie, betrachtete immer noch fasziniert ihre Hand. „Ich werde versuchen ein guter Lehrmeister zu sein.“, schmunzelte er. „Ihr werdet wohl auch der einzige sein. Ich glaube keiner sonst würde sich dazu bereit erklären.“, lächelte sie. „Kaum einer sonst wäre dazu in der Lage.“ „Das glaube ich auch. Gibt es hier überhaupt noch andere Magier außer Euch am Hof?“ „Nein. Wenn mein Vater einen Rat in solchen Angelegenheit braucht, besucht er Vanaheim und bittet Lady Freyja um Rat.“ „Warum sucht er denn nicht den Euren auf?“ Loki lächelte sachte, milde, fast schon nachsichtig. „Selbst mein Vater ist der Magie gegenüber nicht ganz wohlgesinnt. Und ich bin in seinen Augen noch zu jung um wirklich große Magie zu beherrschen. Er glaubt immer noch ich kann lediglich ein wenig mit Feuer spielen. Als ich damit angefangen habe, war er nicht gerade begeistert darüber. Es war meine Mutter die mein Talent erkannte und mich fördern ließ. Magie ist etwas was in seinen Augen nur schwer zu kontrollieren ist, was man nicht vorhersehen kann und sie ist auch noch nicht gänzlich erforscht.“ „Aber wenn nie einer daran arbeiten würde, dann würde man die Magie nie ganz erforschen können.“ Er lachte leise. „Versucht das mal meinem Vater zu erklären.“ „Beim nächsten Fest, wenn schon genug Met geflossen ist. Versprochen.“, zwinkerte sie. Schnell ließ sie die Flamme verschwinden als sie Schritte hörte und gerade noch rechtzeitig löste sich die Flamme in Nichts auf, als schon ihre Dienerin das Zimmer betrat. „Oh, Ihr tragt ja ein blaues Kleid, das wird aber Euren Eltern Freude bereiten zu hören, Ihr würdet dem Kronprinzen gefallen wollen.“ „Ja… das… ist ja schließlich auch die Aufgabe einer guten Tochter… richtig?“ Es musste ja niemand wissen, dass sie es nur tat um ihre Ruhe zu haben. Je mehr sie dem Gefallen anderer entsprach, desto weniger fragte man nach oder schenkte dem Achtung, dass sie mit Magie hantierte. Dann würde man es bei ihr nur als kleine Spielerei abtun. Und ihre Eltern konnten ihr dann schließlich keine Vorwürfe machen sie hätte nicht versucht die Aufmerksamkeit des Kronprinzen auf sich zu ziehen. „In diesem Kleid wird er gewiss nur Augen für Euch haben!“ „Wenn du das sagst…“ „Das Blau steht Euch auch viel besser, es passt viel besser zu Eurem Haar und betont so wundervoll Eure Augen.“ „Ja… das sagst du jedes Mal, wenn du mich dazu bringen willst Blau zu tragen…“ Sie wusste nicht warum, aber sie mochte Blau nicht… sie mochte die Farbe einfach nicht, sie war irgendwie so kalt… und sie dachte von sich selbst darin eine schlechte Figur zu haben. Ein Klopfen an der Tür ließ beide herumfahren und erhaschte beider Aufmerksamkeit. Fragend sahen die beiden Damen sich an, weder Sigyn noch Hilda konnten sich denken wer das war, wer überhaupt an die Tür klopfen sollte. Sigyn nickte ihrer Dienerin zu und diese öffnete dann daraufhin die Tür. Sofort machte sie einen tiefen Knicks als der Kronprinz in der Tür stand. „Eure königliche Majestät, wie kann ich Euch dienen?“ „Ich möchte deine Herrin sprechen.“ „Eure königliche Majestät… wie kann ich Euch dienen?“ Sigyn hatte seine Stimme erkannt und war schon hinter ihre Dienerin getreten. Thor grinste ihr entgegen. „Ich wollte Euch gerne zu einem kleinen privaten Dinner einladen. Ihr, ich, meine Freunde, draußen in den Gärten.“ Dass es eine Idee seines Bruders war um Vater guten Willen zu demonstrieren musste er ja niemanden sagen. Sie war kurz perplex über diesen Vorschlag. „Uhm… Das ist… eine wunderbare Idee, königliche Majestät. Das klingt… ganz wunderbar.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Seid Ihr bereit dafür?“ Sie nickte und trat an ihrer Dienerin vorbei, legte ihre Hand auf seinen Arm und ließ sich von ihm in die Gärten führen. Schon von Weitem konnte sie die ausgelassene Stimmung seiner Freunde hören. Es war noch warm und im Dunkeln hatten die Gärten eine ganz andere Ausstrahlung, dennoch erhellten Fackeln diese und warfen Schatten umher. Sie hörte seine Freunde lachen, hörte das Klirren von Bechern, gerade stimmten sie ein Lied an. Die Stimme des Kronprinzen holte sie aus ihren Gedanken. „Jetzt werdet Ihr sehen wie wir richtig feiern. Die steifen Bankette und Feiern da drinnen kann man ja nicht wirklich als solche bezeichnen. Ihr werdet sehen, das hier macht viel mehr Spaß!“ „Ich höre es schon von hier aus.“, lächelte sie ihm zu. Sie bogen um eine Ecke und da sah sie schon seine engsten Freunde, die berühmt berüchtigten drei Krieger und Sif um ein Feuer sitzen. „Ah! Seht an wen Thor uns da mitgebracht hat! Ich heiße Euch herzlich willkommen in unsere kleinen Runde, Lady Sigyn!“ Es war Fandral, der aufgestanden war und sich tief verbeugte. „Welch eine reizende Gesellschaft!“ Sif zog an seinem Gehrock und brachte ihn dazu sich wieder zu setzen nachdem sie mit den Augen gerollt hatte. „Es ist mir eine Ehre an dieser illustren Gesellschaft teilzunehmen.“, sprach sie mit einem Lächeln nachdem auch die anderen sie begrüßt hatten. Sie war ein wenig enttäuscht als sie Loki nicht erblickte, ließ es sich aber nicht anmerken und fragte auch nicht nach. Sie setzte sich neben Thor, zu ihrer anderen Seite ließ sich Sif nieder. Diese reichte ihr einen Becher mit dem süßen Honigwein und lächelnd bedankte sie sich. „Ihr genießt also Euren Aufenthalt hier, Lady Sigyn?“ „Sehr sogar, wen würde es nicht ehren ein Gast hier zu sein? Es gibt gewiss viele andere junge Damen die mich beneiden um diese Ehre. Persönlich vom König selbst hierher geladen worden zu sein, in der Gesellschaft des Kronprinzen sich befinden zu dürfen…“ „Ja, dafür dürften Euch einige beneiden. Aber man sieht Euch auffällig oft in der Gesellschaft von Loki.“ „Nun, seine königliche Majestät der Kronprinz hat als dieser auch gewiss unheimlich viele Pflichten denen er nachzugehen hat und die allesamt viel wichtiger sind als eine kleine Generalstochter. Ich verstehe das vollkommen. Prinz Loki war lediglich so nett und hat sich meiner angenommen wenn der Kronprinz keine Zeit hat.“ „Wie äußerst zuvorkommend.“ „Ja, sehr zuvorkommend von dem Prinzen.“ Sie hob den Becher an ihre Lippe und nahm einen Schluck des süßen Weins. Ihr gefiel der Unterton von Lady Sif nicht der in ihren Worten mitschwang. Loki hatte ihr ja schon erzählt, dass Lady Sif nicht sehr gut auf ihn zu sprechen war. „Lady Sif…“ „Sif genügt vollkommen.“, lächelte die Dunkelhaarige. „Dann genügt auch Sigyn.“, nickte sie. „Prinz Loki ist jedenfalls sehr freundlich und zuvorkommend. Ich kann mich über nichts beklagen. Ich habe sogar durchaus viel Spaß in seiner Gesellschaft. Auch wenn ich nicht verstehen kann warum alle wohl anderer Meinung sind.“ „Nun, Loki ist alles andere als gesellig. Er meidet eher die großen Festlichkeiten wenn er kann und ist auch nicht sehr redselig. Er versteckt sich lieber hinter all der Magie und seinen Büchern.“ „Er schien mir die letzten Tage aber durchaus gesellig. Ich kann mich nicht beschweren. Wir haben sogar durchaus viel geredet und gelacht und er ist ein exzellenter Tänzer. Vielleicht versteht Ihr nur nicht das richtige Thema anzuschneiden für eine Konversation?“ Lächelnd nahm Sigyn noch einen Schluck aus ihrem Becher. „Nun… Ihr habt Euch sicher schon ein Bild gemacht…“ „Ja, das habe ich. Und dieses gefällt mir außerordentlich.“, lächelte Sigyn. „Und ich habe auch nicht vor dieses zu ändern.“ „Verzeiht Ihr, Lady Sigyn. Sif hat nur eine alte Fehde mit Loki offen.“, zwinkerte Volstagg zu ihr hinüber bevor er ihr zuprostete und einen tiefen Schluck nahm. „Die sie nicht einmal in Anwesenheit eines Gastest beilegen kann…“, grummelte Thor und warf Sif einen warnenden Blick zu. Diese biss sich auf die Unterlippe und wandte ihren Blick ab. „Habe ich eben meinen Namen gehört?“ Alle blickten auf als die Stimme erklang. Sigyn Gesicht hellte sich auf, ebenso wie bei Thor. „Ah! Hast du doch noch den Weg zu uns gefunden?“ „Ihr seid ja nicht zu überhören.“, lächelte er und kam näher, legte eine Hand auf die Schulter seines Bruders im Vorbeigehen, nickte Sigyn zu und setzte sich neben Sif. Er wusste wie sehr sie es nicht ausstehen konnte, er tat es einfach aus reiner Gemeinheit ihr gegenüber. Ihre Beziehung zueinander war ohnehin nicht mehr zu kitten. Er merkte, wie sich die Kriegerin merklich anspannte. „Wenn man vom Unheil spricht ist es meistens nicht weit…“, murmelte diese. „Du musst von dir nicht auf andere projizieren…“, antwortete Loki ihr. Sigyn würde wirklich zu gerne wissen warum die zwei sich nicht leiden konnten, was die alte Fehde zwischen ihnen war. Aber es stand ihr nicht zu, zu fragen und so lauschte sie nur weiter den bissigen Kommentaren die beide von sich gaben, bis Sif sich mit einem genervten Laut erhob und sich auf die gegenüberliegende Seite setzte. Loki konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und rückte näher auf Sigyn zu. „Ich hoffe, Ihr hattet noch einen angenehmen Tag gehabt?“, fragte er als er sich zu ihr beugte. „Den hatte ich durchaus, danke der Nachfrage.“, lächelte sie. „Und wie sieht es mit Euch aus?“ „Ich kann mich nicht beklagen. Mit diesem Met wäre ich etwas vorsichtiger.“ „Weshalb?“ „Er ist von Volstagg… und dieser kann sogar Pferde umhauen.“ „Na dann wird er gewiss auch Lady Sif zum Lachen bringen.“ Loki musste auflachen. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Er hatte sich in dem Sessel zurückgelehnt, die Arme ruhten auf den Lehnen und sein Kinn hatte er auf eine Hand gestützt während er aus dem Fenster starrte. Es war ein sonniger, wunderschöner Tag draußen, aber er zog es vor lieber in der Bibliothek zu bleiben. Seine Gedanken wanderten zu Lady Sigyn, die schon vor zwei Tagen abgereist war. Wenn er ehrlich war, war ihm seit genau zwei Tagen unheimlich langweilig. Er vermisste es doch irgendwie ihre Gesellschaft in der Bibliothek zu haben, er hatte Gefallen daran gehabt ihr die Magie zu lehren und alleine hatte er nicht die Muse dazu in die Gärten zu gehen. Sie war eine ganz angenehme Person gewesen, hatten sich jedes Mal wunderbar unterhalten, hatten sogar gelacht… Was sie wohl gerade tat? Ob sie weiterhin mit der Magie übte, ob sie das Buch las welches er ihr geschenkt hatte? Er seufzte schwer. „Loki… Loki, du bist dran.“ Aus seinen Gedanken gerissen sah er überrascht zu seiner Mutter. „Du bist mit dem nächsten Zug dran, Liebling… Ich versuche dich schon seit mindestens einer Minute darauf aufmerksam zu machen.“ „Oh, verzeih Mutter, ich… ich war in Gedanken.“ Er lehnte sich nach vorne, ließ den Blick über das Schachbrett gleiten und setzte seinen Zug. „Wo warst du denn mit deinen Gedanken?“ Er winkte ab. „Nicht wichtig… ich hatte nur nachgedacht.“ „Über eine gewisse junge Dame?“, schmunzelte sie. „Nur weil sie fort ist, heißt es ja nicht, dass ihr keinen Kontakt pflegen dürft… Schreibe ihr doch ein paar Zeilen.“ „Mutter, was soll das bringen?“ „Ihr habt euch doch so gut verstanden. Und du hättest jemanden in deinem Alter, jemanden überhaupt, mit dem du dich über die Magie unterhalten kannst. Es wäre doch schade drum. Schreib ihr doch.“ „Und was, Mutter?“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Es war angenehm gewesen sie kennen gelernt zu haben. Das war es aber auch schon. Ihr Charakter war erfrischend gewesen, das gebe ich zu. Das war aber auch alles.“ „Nun… vielleicht hat dein Bruder sich ja entschieden? Er fand sie schließlich ganz nett… vielleicht siehst du sie ja doch bald wieder?“ Loki lachte leise. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass Thor vor hat sich monogam zu binden an jemanden? Und dann Lady Sigyn?“ Er schüttelte seinen Kopf. „Das sieht sogar ein Blinder, dass die zwei nichts miteinander gemein haben.“ „Man soll niemals nie sagen…“ „Ich glaube bei Thor können wir das ausschließen.“, schmunzelte Loki. Seufzend wandte sie ihren Blick vom Fenster ab und wieder dem Buch in ihren Händen zu. Es dauerte jedoch nicht lange ehe sie erneut aus dem Fenster blickte. Das Buch war zwar unheimlich interessant, sie war Loki immer noch dafür dankbar, aber sie konnte sich einfach nicht auf die geschriebenen Worte konzentrieren. Immer wieder durchkreuzte das Gesicht des Prinzen ihre Gedanken, immer wieder musste sie an ihn denken, immer wieder erklang seine Stimme in ihren Ohren. Sie wollte es sich selbst kaum eingestehen, aber sie vermisste den jungen Prinzen. Es war so wunderbar gewesen in seiner Gesellschaft, einmal als ebenbürtig behandelt zu werden, all die Gespräche, dass er überhaupt ihr die Magie begonnen hatte zu lehren. Es war eine Chance gewesen die sie nie wieder haben würde. Und eine Zeit die sich nie wiederholen würde. Bald hätte er sie ohnehin vergessen. Erneut seufzte sie leise. Sein Bild sollte endlich aus ihrem Kopf verschwinden, das wurde langsam unerträglich, und das Gefühl in ihrer Brust sollte auch endlich verschwinden… Sie schreckte auf als es an ihrer Tür klopfte, räusperte sich leise. „Herein.“ „Du liest ja schon wieder.“ Ihr Vater war in das Zimmer getreten nachdem er die Tür geöffnet hatte. „Was liest du da eigentlich?“ „Ein Buch.“ Sie konnte ganz gut den entnervten Ausdruck in seinem Gesicht erkennen. „Und was ist das für ein Buch?“ „Eines das dich nicht interessieren wird, Vater.“ „Hör auf damit, sag es mir.“ „Es wird dich wirklich nicht interessieren… Es war ein Geschenk…“ „Und von wem?“ „Vom Prinzen…“ „Du hast ein Geschenk vom Prinzen erhalten? Warum erzählst du uns das nicht gleich?“ Ein breites zufriedenes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu seiner Tochter. Welchem Vater gefiele es nicht wenn seine Tochter Geschenke von einem Prinzen Asgards erhalten würde? „Der Prinz macht dir also Geschenke… Dann war deine Zeit in Gladsheim wohl sehr… vielversprechend? Du bist schon seit einer Woche hier… und noch immer lässt du uns darüber im Dunkeln. Willst du uns nicht ein wenig etwas darüber erzählen?“ „Es gibt wirklich nicht viel zu erzählen, Vater.“ „Er beschenkt dich, ich glaube da gibt es einiges zu erzählen. Hattest du eine angenehme Zeit mit Thor?“ Natürlich ging ihr Vater von Thor aus wenn sie von einem Prinzen sprach. Sie tat einen tiefen Atemzug und schluckte alles was sie eigentlich sagen wollte hinunter. „Ja… es war eine wundervolle Zeit mit Thor… Er ist… gutaussehend… kräftig… ch… charmant. Wir haben viel getanzt…“ Ihr Vater schien begeistert. „Das ist erfreulich zu hören. Vielleicht kommt ja bald erneut eine Einladung? Wenn ihr euch offensichtlich so hervorragend verstanden habt. Du hast gewiss auch eine fabelhaften Eindruck bei Odin hinterlassen.“ „Ich habe mir die größte Mühe gegeben, Vater.“ „Davon gehe ich aus. Ich wäre enttäuscht von dir wenn es nicht so wäre.“ „Ich habe mich auch sehr gut mit Prinz Loki verstanden.“ „Was hattest du mit ihm zu tun..?“ „Als Kronprinz hat Thor natürlich nicht ständig Zeit um sich mit mir zu befassen, das müsstest du doch wissen, Vater… Und Prinz Loki war so freundlich sich dann mit mir zu befassen…“ „Hmhm… aber Thor hatte Gefallen an dir?“ „Ob er wirklich Gefallen an mir hatte, musst du ihn selber fragen. Er hat auch Gefallen an vielen anderen jungen Frauen…“ „So sind alle jungen Krieger, mein Liebes.“ Sie rollte mit den Augen. „Nun, vielleicht haben wir ja das Glück und der Kronprinz findet dich interessanter als all die anderen.“ „Vater, ist es dir so wichtig was der Kronprinz will? Denkst du auch nur einmal daran was ich will? Vielleicht will ich den Kronprinzen ja gar nicht… vielleicht mag ich ihn nicht leiden? Denkst du auch nur einmal daran?“ „Willst du mir etwa damit sagen, dass es dir zuwider war nach Gladsheim zu gehen?“ „Das sage ich doch gar nicht! Aber… was wäre dir wichtiger? Dass ich glücklich bin? Oder dem König zu gefallen?“ „Hast du etwa kein Gefallen an dem Kronprinzen?“ „Antworte mir bitte auf meine Frage, Vater!“ Er tat einen tiefen Atemzug. „Natürlich ist es mir auch wichtig, dass du glücklich bist. Du bist mein einziges Kind. Würde mir dein Glück fern liegen, hätte ich dich nicht beim König für seinen Sohn vorgeschlagen. Es kann gar keine bessere Partie geben als den Kronprinzen, den Platz als Kronprinzessin einzunehmen und später den einer Königin. Du hättest für dein ganzes restliches Leben ausgesorgt. Ich weiß, du glaubst es würde mich nicht kümmern wie intelligent du bist, wie belesen, was du alles kannst, dass ich deine Talente nicht sehen würde. Aber gerade weil ich um diese weiß, habe ich dich für den Kronprinzen vorgeschlagen. Denn jeder König braucht eine Königin an der Seite die hinter ihm steht, ihm den Rücken stärkt und Aufgaben in schweren Zeiten abnehmen kann. Sie muss dieser Stellung würdig sein. Und das bist du in meinen Augen. Als Königin hättest du alle Freiheit. Und im Gegensatz zu dem was du vielleicht glauben magst: Ich würde dich nicht dazu zwingen den Kronprinzen zu heiraten wenn du es nicht möchtest.“ Er hatte sich langsam erhoben. „Sollte er sich für dich entscheiden und du solltest ihn ablehnen, dann muss sich Odin nun einmal um eine andere Schwiegertochter bemühen.“ Er hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und hauchte einen Kuss auf ihren Haarschopf. „Du bist mein einziges Kind, Sigyn. Und ich möchte dich gewiss nicht unglücklich sehen. Viel Spaß mit dem Buch noch.“ Sie schluckte schwer als ihr Vater ihr Zimmer verließ. Sie nagte an ihrer Unterlippe und das schlechte Gewissen plagte sie. Vielleicht hatte sie ihrem Vater doch Unrecht getan… Sie hätte nicht gedacht, dass mehr dahinter stecken würde bei ihm, als einfach nur dem König gefallen zu wollen, für sich selbst das Beste heraus zu schlagen und wenn er schon keinen Sohn hatte, zumindest seine Tochter bestmöglich zu verheiraten. Sie fühlte sich schlecht so von ihrem Vater gedacht zu haben und bei dem Gedanken wie sehr es ihn gekränkt haben musste. Ein flatterndes Geräusch lenkte sie von ihren Gedanken ab und sie sah wie ein Falke sich auf ihrer Fensterbank niederließ. „Was suchst du denn hier? Du bist wohl falsch abgebogen, hm? Hier gibt es nichts was du jagen kannst.“ Das Tier schüttelte den Kopf und ein Glöckchen klimperte an seinem Hals. Erst jetzt bemerkte sie auch ein Röhrchen, das um diesen hing. Sie zog sachte ihre Stirn kraus. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- „Du grinst wie ein Honigkuchenpferd, Bruder.“ „Es gibt gar keine Honigkuchenpferde, daher ist deine Behauptung völliger Unsinn, da du gar nicht wissen kannst wie ein Honigkuchenpferd grinst.“ „Und du scheinst bester Laune zu sein.“ Loki versuchte den Drang zu grinsen zu unterdrücken und setzte sich an den reich gedeckten Tisch. Mit einem leisen Räuspern versuchte er wieder Herr seiner Mimik zu werden. „Hast du gute Nachrichten erhalten, mein Sohn, dass du so guter Laune bist?“ Er hielt kurz inne in seinen Bewegungen, stockte kurz und warf einen Seitenblick zu seiner Mutter. „Ja…“, sagte er langsam und gedehnt. „Ja, das habe ich… werde ich verdächtigt irgendein Verbrechen begangen zu haben, ist es nicht mehr erlaubt gutgelaunt sein zu dürfen? Dann müsste Thor ja zum Schafott geführt werden, wenn es verboten wäre seit Neustem…“ „Du hast die letzte Woche nur so… lustlos gewirkt, fast schon lethargisch, da ist es nur umso erfreulicher, dass du deine gute Laune wieder gefunden hast.“, lächelte seine Mutter, legte eine Hand auf seine. „Was sind das denn für gute Nachrichten? Kommst du voran mit deinen Forschungen?“ „Ja… Ich komme darin gut voran. Sehr gut sogar.“, nickte er sachte. „Das ist erfreulich zu hören.“, lächelte seine Mutter. „Dann wirst du also wieder halbwegs erträglich unerträglich sein?“, grinste Thor. „Ich kann dir gerne halbwegs erträgliche unerträgliche Schmerzen zufügen.“ „Ah, endlich ist mein Bruder wieder zurück!“, grinste der Blonde. „Jungs… wir sind beim Essen.“ „Verzeih, Mutter.“, kam es synchron von beiden. Schweigend verlief das Essen, bis Odin selbst irgendwann seine Stimme erhob. „Du scheinst etwas sehr kostbares mit dir umherzutragen, Loki. Du fährst mit deiner Hand immer wieder über die Tasche deiner Robe.“ Er hatte es nicht bemerkt, von seinem Vater jedoch darauf aufmerksam gemacht, erwischte er sich selbst dabei wie er es eben tat. Sogleich nahm er die Hand fort und räusperte sich leise. „Ja, Vater… es… ist nur ein wichtiger Brief, den ich erhalten habe… Ich habe wohl lediglich Angst ihn irgendwie zu verlieren…“ „Was ist das für ein Brief?“ „Ein wichtiger Brief… von einem Freund.“ „Was für ein Freund?“ „Jetzt lass den Jungen doch in Ruhe damit… Es ist ja wohl seine private Korrespondenz, das hat dich ja nicht zu interessieren. Vielleicht ist der Brief auch von einer jungen Dame, würdest so etwas gerne preisgeben?“ „Mutter!“ „Fakt ist, die private Korrespondenz unserer Söhne hat uns nicht zu interessieren. Sie sind schließlich alt genug oder willst du noch eine Sperrstunde verhängen?“ „Du liest aber meine private Korrespondenz…“ „Das ist etwas anderes… Ich bin ja auch deine Königin.“ „Ja, natürlich…“ Loki atmete erleichtert auf als das Thema erst einmal beseitigt war. Er hatte kein sonderlich großes Verlangen danach seinem Vater den Brief von Lady Sigyn vorzulegen und zu erläutern. Er konnte sich besseres vorstellen. Er würde nicht einmal seiner Mutter den Brief zeigen wollen, auch wenn sie gewiss gespannt darauf war. Sie war es ja, die ihn auf die Idee erst gebracht hatte. Aber wie sie eben so schön sagte; seine privaten Schriften gingen niemanden etwas an. Es genügte, dass ohnehin schon über alles was mit Magie zu tun hatte mehr als ein strenges Auge geworfen wurde und er nahezu nichts unbeobachtet in dieser Angelegenheit tun konnte. Da sollte ihm zumindest privater Briefkontakt gegönnt sein. „Bei Thor ist es dir zumindest völlig gleich.“ „Thor hat auch keine private Korrespondenz, Mutter… Wir können stolz auf ihn sein wenn er seinen Namen schreiben kann.“ Gleich darauf fand etwas Essbares seinen Weg auf Lokis Gesicht. Es dauerte nur Sekundenbruchteile bis auch Thor etwas abbekam und keine Minute später sah es am Tisch wie auf einem Schlachtfeld aus. Servierplatten dienten als Schutzschilder und der Tisch als Duckmöglichkeit. Es war vielleicht albern, aber dennoch hatten beide sichtlich ihren Spaß daran. „Jungs werden halt nie erwachsen…“, schmunzelte Frigga als sie ihren Gatten seufzen hörte. Jedes Mal wenn sie das Flattern der Flügel und das Klingeln des Glöckchens hörte, war Sigyn sofort gespannt. Es konnte schließlich nur der gefiederte Bote aus Gladsheim sein. Es dauerte dann nur noch Sekunden bis sie dem Tier das Röhrchen abnahm und daraus den Brief fischte. Schnell rollte sie die Papiere auseinander, sie war immer wieder erstaunt darüber, dass es jedes Mal ein seitenlanger Brief war den sie von ihm erhielt. Die meisten jungen Männer würden nicht einmal eine Seite schaffen. Sofort legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht als sie seine Handschrift sah, als sie die erste Zeile las. „Meine liebste Freundin…“ Liebste Freundin… Sie konnte sich nicht erklären warum ausgerechnet diese Formulierung sie seufzen ließ, ihr einen entzückten Ton entlockte und plötzlich ihr Herz schneller schlagen ließ. Sie lehnte sich gegen die Wand am Fenster, mit der freien Hand strich sie versonnen dem Tier über das Gefieder während ihre Augen auf das beschriebene Papier gebannt waren. Sie mochte es seine Handschrift zu sehen, so völlig untypisch für einen Mann, elegant und fein, schwungvoll, beherrscht. Er schrieb ganz anders als er sprach. Natürlich immer noch charmant, immer noch höflich. Aber viel ungezwungener, viel natürlicher. Wenn es um das Thema Magie ging, konnte er so leidenschaftlich schreiben. Die Schrift wurde dann hastiger, als könnte er gar nicht so schnell schreiben wie er wollte. Sie musste schmunzeln darüber. Sie fühlte sich geschmeichelt, wenn er sich nach ihrem Befinden erkundete, wenn er sich darüber erkundete wie gut sie vorankäme mit den Übungen, ob sie schon besser geworden war und dass er sie zu ihren kleinen Erfolgen beglückwünschte. Am Ende ließ sie die Hand mit dem Brief seufzend sinken, lehnte ihren Kopf gegen die Wand und schloss kurz ihre Augen. Sie stellte sich gerade vor wie er an seinem Sekretär saß, das Kratzen der Feder wenn er schrieb, sein konzentrierter Gesichtsausdruck, wie er ab und an mit der Zunge über seine Lippen fuhr… Mit einem tiefen Atemzug öffnete sie ihre Augen wieder und löste sich von der Wand. Bestimmt wartete er schon längst auf eine Antwort. Sie sollte nicht so viel Zeit verschwenden indem sie in ihre Gedankenwelt eintauchte. Einen Prinzen ließ man schließlich nicht warten. Aber wenn sie jedes Mal immer sofort antwortete, wirkte dass dann nicht so… als hätte sie nur darauf gewartet? Als hätte sie nichts anderes zu tun? Wirklich viel anderes hatte sie ja auch nicht zu tun… Aber es musste ja nicht allzu offensichtlich wirken. Und wenn sie ehrlich war konnte sie es nie abwarten einen neuen Brief von ihm zu erhalten. Deshalb begab sie sich auch sogleich an ihren Schreibtisch, nahm sich Briefpapier und Feder. Das Tier indes hatte es sich mittlerweile, nach bereits einigen Besuchen, angewöhnt gehabt in das Innere zu hüpfen. Beim ersten Mal noch mit der Hoffnung etwas Essbares jagen zu können, aber diese Hoffnung war schnell gestorben. Daher hatte es sich Sigyn dann angewöhnt, immer eine kleine Schüssel mit etwas Futter für den Falken am Fenster stehen zu haben. Während Sigyn also den Brief verfasste, war der Vogel mit seinem Futter beschäftigt. Sie tat es hauptsächlich weil der Vogel sonst elendige kreischende Laute von sich gab. Und sie wollte nur ungern ihrem Vater erklären wem der Vogel gehörte, der das ganze Haus zusammenschrie. So war er wenigstens ruhig und beschäftigt während sie die Briefe schrieb. Kurz hob sie ihren Blick und sah zu dem Greifvogel hinüber. Manchmal erinnerte er sie ein wenig an Thor. Der Vogel schien ohne Ende fressen zu können und konnte unausstehlich werden wenn er keine Aufmerksamkeit bekam wenn er diese wollte. Sie schüttelte diese Gedanken ab und konzentrierte sich auf den Brief den sie schrieb. Sie wünschte sich beinahe schon, dass Thor mehr Interesse an ihr hätte als er vorgegeben hatte. Nur um wieder nach Gladsheim geladen zu werden, damit sie Loki sehen konnte. Der Drang den Schwarzhaarigen wiedersehen zu wollen, wurde mit jedem Brief größer und der bloße Gedanke an ihn zauberte ihr ein Lächeln auf´s Gesicht. „Herrin, man wartet im Speisesaal auf Eu… oh dieses Tier schon wieder!“ Sigyn schreckte auf als ihre Zofe eintrat. Schnell beendete sie den Brief, setzte ihre Signatur darunter und rollte alles zusammen. „Hilda, es ist nur ein Vogel…“ „Müsst Ihr dem Tier immer zu fressen geben? Danach kann immer der ganze Boden geschrubbt werden! Muss es ausgerechnet Fleisch sein?“ „Hilda… es ist ein Greifvogel, ein Raubvogel. Raubvögel essen nun einmal Fleisch… Und sein Halter soll nicht denken er würde hier Hunger leiden müssen während er auf meine Antwort wartet. Außerdem gibt er dann Ruhe. Oder wäre es dir lieber er würde durch die Zimmer schwirren auf der Jagd nach Mäusen?“ „Bei allen Göttern!“ „Siehst du.“, lächelte Sigyn triumphierend, war aufgestanden und kniete sich zum Vogel. Schnell war der Brief in das Röhrchen gesteckt und dieses verschlossen. Als wäre dies das Zeichen für den Aufbruch sprang er auch mit Hilfe eines Flügelschlags auf den Fenstersims und flog auch schon davon. „Und jetzt ist er ohnehin weg. Ich weiß gar nicht was du hast. Diese Vögel sind recht intelligent.“ „Es sind immer noch Tiere, die nur alles dreckig machen…“ Sigyn rollte mit den Augen und unterdrückte ein Seufzen. „Das machen kleine Kinder auch… Und trotzdem wollen alle eins…“ „Woher kommt das Tier überhaupt? Mit wem schreibt Ihr Euch?“ „Mit einem Freund… mehr musst du nicht wissen.“ „Einem Freund?“ „Ja, einem Freund. Darf ich etwa keine Freunde haben?“ „Natürlich, Herrin. Es ist nur… Ihr tut Euch schwer mit Freunden. Ihr seid höchsten mit einigen anderen Generalstöchtern bekannt, aber ich habe selten gesehen bisher, dass ihr Briefkontakt mit diesen pflegt, vor allem habt Ihr momentan einen sehr regen Briefkontakt. Ich glaube nicht, dass Ihr diesen mit dem Nachwuchs von Bekannten Eures Vaters habt. Ihr sprecht von diesem immer nur als langweilig, eintönig, zu oberflächlich, stumpfsinnig.“ Ein verschwörerisches Lächeln legte sich auf das Gesicht ihrer Zofe. „Und der rege Briefkontakt begann auch erst mit Eurer Abreise aus Gladsheim…“ „Möchtest du mir damit irgendetwas sagen, Hilda?“ „Schreibt Euch der Kronprinz? Hat der Kronprinz Gefallen an Euch gefunden?“, fragte die Zofe aufgeregt. Der könnte gewiss keine seitenlangen Briefe schreiben, dachte sie sich. „Der Prinz schreibt mir… Ich schreibe mit dem Prinzen, ja.“ Sie nahm nie die Formulierung Kronprinz. Wenn jeder ihn bei dem Wort Prinz hineininterpretierte, war das nicht ihr Verschulden. Hilda kam auf sie zu, nahm ihre Hände in ihre eigenen. „Hat er also Gefallen an Euch gefunden?“, fragte sie aufgeregt. „Hat er mehr Interesse an Euch? Darf man Euch schon beglückwünschen?“ „Ich habe keine Ahnung wovon du redest.“ Sie entzog ihrer Zofe ihre Hände. „Ich schreibe lediglich mit dem Prinzen. Wir haben lediglich sehr nette Konversationen zu Papier. Nicht mehr und nicht weniger. Ich weiß wirklich nicht warum manche da irgendetwas Großes hineininterpretieren müssen. Meintest du nicht meine Eltern warten im Speisesaal auf mich? Ich sollte sie nicht länger warten lassen.“ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- „Aber mir kannst du es doch sagen. Ich bin doch deine Mutter.“ „Gerade deswegen kann ich es dir nicht sagen.“ „Ich liege richtig mit der Annahme wenn ich sage, dass die Briefe von Lady Sigyn stammen?“ „Woher willst du das wissen, Mutter?“ „Mein Sohn, ich bin nicht blind. Dein Lächeln spricht Bände. So lächelt nur jemand der Briefe von einem hübschen, jungen Mädchen erhält.“ „Und selbst wenn sie von Lady Sigyn sind, es ist ja nicht verboten. Außerdem ist sie kein Mädchen, sondern eine junge und intelligente erwachsene Frau.“ „Also sind sie doch von Lady Sigyn!“ Der schwarzhaarige Prinz rollte mit den Augen und seufzte auf. „Ja, die Briefe sind von ihr, da das geklärt ist, kann ich endlich meine Ruhe wieder haben?“ „Seit wann genau schreibt ihr euch? Über was schreibt ihr euch? Seid ihr euch über das geschriebene Wort schon näher gekommen?“ „Mama!“ Sie musste grinsen. ´Mama` benutzte er nur selten und nur wenn große Emotionen in ihm tobten, wenn er zum Beispiel unheimlich empört war, unsäglich wütend, unendlich traurig, sich zutiefst schämte oder wenn es um ein junges, charmantes und hübsches Mädchen ging. Sie war sich sicher, allein mit der Tatsache, dass sie sich für Magie interessierte hatte Sigyn ihrem Sohn den Kopf verdreht. Auch wenn er es nicht zugeben wollte oder noch nicht bemerkte. „Nichts dergleichen ist geschehen! Was denkst du nur von mir?! Es sind ganz einfache, normale Briefe, eine einfache Korrespondenz pflegen wir, mehr nicht.“ „Hmhmm… und deshalb hast du angefangen Dramen aus Midgard zu lesen?“ Sie nahm das Buch welches auf dem Tisch lag. Sie ging schon seit Minuten auf und ab, versuchte Ihrem Sohn alles zu entlocken der in einem Sessel saß und nur darauf hoffte, dass das Verhör bald zu Ende war. „Ödipus… so etwas schreibt und liest man also auf Midgard?“ „Lady Sigyn hat es mir wärmstens empfohlen, deshalb lese ich es.“ „Nun, wenn sie dich dazu bringt Dramen aus Midgard zu lesen…“ „Möchtest du mir damit irgendetwas sagen, Mutter?“ „Du liest normalerweise keine Dramen. Oder nur sehr selten.“ „Es wurde mir empfohlen, also lese ich es. Ist daran etwas Verwerfliches?“ „Oh nein, ganz im Gegenteil mein Sohn.“, grinste die blonde Königin. „Viel Spaß damit… und richte ihr in deinem nächsten Brief die allerbesten Grüße von mir aus.“, lächelte sie als sie eine Hand auf seine Schulter legte, drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe bevor sie sich aufrichtete und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen die Zimmer ihres Sohnes verließ. Er las sonst nie irgendwelche Dramen von Sterblichen. Weil sie es ihm empfohlen hatte… nur eine normale Korrespondenz… Bei einer normalen Korrespondenz lächelte man nicht bei jedem Brief wie… wie nannte es Thor? Wie ein Honigkuchenpferd. Aber sie wollte auch nicht zu weit gehen mit ihrer Vermutung. Vielleicht war er einfach wirklich nur froh darüber jemanden gefunden zu haben mit dem er sein größtes Interesse teilen konnte. Er seufzte und schüttelte den Kopf als seine Mutter gegangen war. Waren alle Mütter so? Natürlich wollte seine Mutter, dass sich ihre Söhne unsterblich verliebten, heirateten und sie bald Enkelkinder haben würde. Aber nur weil er sich nun mit Lady Sigyn schrieb, die er wirklich nur als eine Freundin betrachtete, musste seine Mutter nicht irgendetwas hinein interpretieren was nicht da war… Außerdem kam sie ohnehin nicht in Betracht weil sie eine Kandidatin für Thor gewesen war oder ist, er hatte keine Ahnung was da nun aktuell war. Wie sah das sonst aus? Nein, das wäre nicht gut. Außerdem hatte er besseres zu tun als sich zu ´verlieben`. Was war das schon… da war nichts Magisches dabei… es war im Grunde nur ein subtiles Gefühl welches das Gehirn einem vorgaukelte um einen eine Entschuldigung zu liefern warum man sich wie der letzte Idiot benahm und warum man mit demjenigen den Beischlaf vollziehen wollte… Er hatte schon immer die Beschreibungen der Poeten diesbezüglich als reichlich übertrieben empfunden. Er gab zu einmal annähernd so empfunden zu haben… aber er hatte es gehasst und gelernt, dass es ohnehin nur Enttäuschung und Schmerz zur Folge hatte. Er lebte ohne dieses ´Gefühl` also ganz gut. Er hob den Kopf als das kleine, bekannte Klingeln eines Glöckchens erklang. Sofort legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und sein Gesicht nahm einen allgemeinen heiteren Ausdruck an. Er wusste sehr gut woher das Klingeln gab und was es bedeutete. Er legte das Buch wieder zur Seite. Er erhob sich und ging zu seinem gefiederten Boten, strich ihm sanft über das Gefieder und kraulte ihm am Nacken ehe er die Botschaft abnahm. „Du bist ganz dick geworden, hm? Sigyn ist wohl sehr gut zu dir. Hunger scheinst du zumindest keinen zu leiden.“, lächelte er sachte. Er wandte sich ab und wollte sich wieder setzen, blickte dann aber doch noch mal zu dem Raubvogel. „Na los… ab mit mir… du kannst es doch sonst nicht abwarten jagen zu gehen…“ Der Vogel legte lediglich den Kopf schief und sah ihn überrascht an. „Du bist ganz schön faul geworden… Sigyn ist wohl zu gut zu dir…“ Das Tier krächzte einmal bevor es sich der Pflege seines Gefieders widmete. Loki schüttelte schmunzelnd den Kopf ehe er sich wieder setzte und die Papiere auseinanderrollte. Er musste schmunzeln. Jedes Mal war die Anrede anders… Mein Freund, mein lieber Freund, Verehrter Prinz, Mein Lieber Prinz, Eure königliche Majestät, Verehrter Prinz Loki, Prinz Loki. Es ließ ihn jedes Mal schmunzeln da sie offensichtlich völlig unsicher war wie sie ihn anrede sollte. Entspannt lehnte er sich zurück in dem Sessel. Er genoss es jedes Mal ihre Handschrift zu lesen, die schmalen, kleinen, kursiven Buchstaben, die dicht beschriebenen Blätter. Wenn er ihre Zeilen las glaubte er sogar ihre Stimme hören zu können. Er sank ein wenig tiefer in den Sessel. Es freute ihn, dass sie die Zauberei nicht ganz aufgab nur weil sie es zu Hause nur heimlich tun konnte. Er musste sich langsam etwas Schwierigeres für sie ausdenken, mit den einfachen Sachen hielt sie sich ja nicht lange auf bis sie diese beherrschte. Nun, solange wie sie Zeit hatte es unbeobachtet zu tun. Durch die anderen Briefe wusste er schon zu gut, wie anstrengend ihre Zofe sein konnte und dass sie stets befürchten musste diese platze in den unmöglichsten Momenten hinein, erwischte sie oder ließ sie gar nicht erst zum üben kommen. Ein Glück war er männlichen Geschlechts und hatte seit er dem Kindesalter entwachsen war keine solche ´Aufpasserin` mehr gehabt. Zwar wurden auch seine Handlungen stets beobachtet… aber zumindest folgte ihm niemand auf Schritt und Tritt. Das würde für denjenigen auch kein gutes Ende nehmen. Da waren die Damen dann doch manchmal nur zu bemitleiden. Er musste schmunzeln als er sich ihren genervten Gesichtsausdruck vorstellte, wie sie mit den Augen rollte wenn ihre Zofe hineinplatzte, ihr Seufzen wenn ihre Zofe mit ihr begann zu diskutieren… Er war sich sicher, dass Sigyn immer die Oberhand in solchen Diskussion behält, nicht weil sie die Lady war, sondern weil sie einen unerschöpflichen Vorrat an Argumenten hatte und sie gut mit ihrem Witz und Charme die Worte jonglieren konnte, dass da einem die Gegenargumente einfach ausgehen mussten zwangsläufig. Er würde gerne einmal bei einer solchen Diskussion dabei sein. Sie könnte sicher den einen oder anderen am Hofe an die Wand reden. Der Anblick wäre unbezahlbar, dabei sollte man Frauen ganz einfach nie unterschätzen. Ein kluger Geist sucht sich schließlich nicht den Körper aus in dem er geboren wird. Geschockt beschrieb ihren Zustand ganz gut. Sie fühlte sich wie gelähmt vor Schock. Mit steinerner Mimik versuchte sie sich nicht anmerken zu lassen wie geschockt sie war, versuchte mit einem sterilen Lächeln dir Freude ihrer Eltern zu teilen, aber es gelang ihr nicht ganz. Sie empfand keine Freude. Es war in ihren Augen einfach nur furchtbar. Wie sollte sie das nur überstehen? Sie würde verzweifeln… „Freust du dich nicht, Liebes? Das ist doch ganz wunderbar! Jedes andere Mädchen beneidet dich gewiss! Das ist doch wahrlich ein Grund zur Freude! Jedes andere Mädchen in ganz Asgard wünscht sich an deiner Stelle zu sein!“ „Liebes, du weißt sehr gut, dass unsere Tochter zu klug ist um einfach kreischend auf und ab zu hüpfen vor Freude.“, zwinkerte ihr Vater. „Sie denkt bestimmt an all die Sorgen und Lasten die es mit sich bringt. Vergiss diese einfach für heute. Heute Abend feiern wir und stoßen darauf an. Das muss gefeiert werden. Ich selbst hätte nie gedacht, dass der Kronprinz so viel Gefallen an dir finden könnte.“, lächelte ihr Vater. „Verzeiht, ich…“ Sie versuchte sich an einem Lachen. „Ich weiß nur nicht wo mir der Kopf steht.“ Sie hoffte, das Lächeln auf ihren Lippen sah nicht allzu misslungen aus. „Ich… ich würde jetzt gerne alleine sein. Ich… ich muss das erst… verarbeiten.“ Sie musste zugeben ihr war auch ein wenig übel. Der Atem ging ihr schneller, sie versuchte tiefer ein- und auszuatmen. „Aber natürlich. Ich denke wir alle müssen diese Nachricht erst ein wenig sacken lassen.“ „Ich bin so stolz auf dich, mein Kind.“ Ihre Mutter nahm ihr Gesicht in die Hände und drückte einen Kuss auf ihre Stirn. „Du könntest es gar nicht besser haben. Das ist das Beste was einem jungen Mädchen passieren kann. Die Nornen sind dir wohlgesonnen.“ „Ja, Mutter… das sind sie… sie haben wohl einen Narren an mir gefressen…“ Sigyn konnte endlich tief durchatmen als die Tür ins Schloss fiel und sie endlich alleine war. Es war furchtbar… sie hatte geglaubt den Boden unter den Füßen zu verlieren als ihr Vater die Botschaft vorgelesen hatte. Zuerst hatte sie sich nichts dabei gedacht, dass eine offizielle Botschaft aus Gladsheim kam. Ihr Vater gehörte schließlich zum Generalsstab des Allvaters. Aber als es in der Botschaft um sie ging… Es war einfach nur furchtbar… Sie wäre erneut in den Palast geladen auf Wunsch des Kronprinzen. Sie habe einen so positiven Eindruck hinterlassen, dass er ganz beeindruckt von ihr war. Das war wohl die offizielle Formulierung. Wie sollte sie das überleben? Schon jetzt stiegen Tränen in ihr auf wenn sie daran dachte. Falsch und unecht würde es sich anfühlen. Es würde ihr das Herz zusammendrücken wie in einem Schraubstock. Natürlich waren ihre Eltern stolz. Natürlich dachten sie, sie könnte es nicht besser haben, natürlich dachten sie, die Nornen haben alles Glück in ihr Leben gesponnen… Aber es war nicht das Gesicht des Kronprinzen welches sich stets vor ihr inneres Augen schlich, es war nicht seine Stimme an die sie dachte und die sie einlullten, es waren nicht seine Worte die sie im Gedächtnis behielt und es waren nicht seine Briefe die sie begehrte und wie ein Schatz aufbewahrte. Und allen voran waren es nicht die Gedanken an den Kronprinzen die ihr Herz schneller schlagen ließen. Sie hatte zu viel Liebeslyrik gelesen um nicht zu wissen was dies bedeutete, warum ihr Herz bei den Gedanken an ihm schneller schlug, warum sie nur an ihn dachte, warum sich ein freudiges Gefühl in ihrem Bauch festsetzte und sie wie ein Mädchen kicherte wenn sie seine Komplimente las. Es war schlicht und einfach nicht der Kronprinz den sie begehrte. Umso schockierende war für sie die erneute ´Einladung` nach Gladsheim aufgrund des Kronprinzen und dass sie die einzige der sogenannten potentiellen Kandidatinnen war die erneut dieses Privileg genießen konnte. Privileg… sie fühlte sich eher wie ein Stück Dessert unter vielen. Ein Stück Dessert unter welchen sich der Kronprinz eines aussuchen konnte zum Nachtisch. Ihr wurde richtig schlecht bei dem Gedanken, wenn er sich wirklich für sie entschied, wenn sie jeden Tag jedoch denjenigen sehen müsste der ihre Gedanken und ihren Herzschlag kontrollierte. Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- “Es wird dich freuen zu hören, dass wir bald wieder einen Gast hier begrüßen dürfen.” “Und woher willst du wissen, dass es mich erfreuen würde, Mutter?” Loki seufzte auf setzte seinen nächsten Schachzug. “Oh, es wird dich gewiss freuen.”, grinste die Königin. “Außerdem kennst du diesen Gast bereits. Dieser Gast war schon einmal hier.” “Mutter, wir hatten in letzter Zeit viele Gäste…” “Nun, das Thema ´Brautschau` ist noch immer nicht vom Tisch was deinen Bruder anbelangt. Und nach einem langen, intensiven Gespräch zwischen deinem Bruder und deinem Vater ist die Wahl auf eine Dame gefallen, die erneut hierher geladen wird. Und die Wahl wird dir gefallen.” “Wer ist denn die Unglückliche?” “Loki…” “Auf wen ist die Wahl gefallen, Mutter?”, fragte der Prinz müde und gelangweilt. “Schon bald werden wir hier wieder Lady Sigyn begrüßen dürfen. Ist das nicht eine tolle Neuigkeit? Ihr habt euch so angeregt geschrieben die letzten Wochen, da ist es doch wunderbar wenn ihr euch wiedersehen würdet, hm?” “Ist das ernsthaft gemeint, Mutter? Thor soll sich… für Lady Sigyn entschieden haben?” Skeptisch hob er eine Braue. Er glaubte es nicht wirklich. Er hatte mehr Zeit mit ihr verbracht gehabt als sein Bruder. Sie musste abgesehen davon absolut langweilig für ihn sein. “Nicht entschieden… Er würde sie lediglich gerne viel näher kennen lernen.” “Thor?… Lady Sigyn?…” “Ist daran etwas verkehrt?” “Mutter, ich glaube nicht, dass sie so interessant ist für Thor. Er will sich alles nur leicht machen wie es scheint. Wahrscheinlich fiel die Wahl nur auf Lady Sigyn weil sie die einzige war an deren Namen er sich noch erinnern konnte. Ich kann mich auch nicht entsinnen, dass sie auch nur ein einziges ernsthaftes Gespräch geführt hätten.” “Ich finde die Wahl nicht schlecht. Sie ist eine junge, wohlerzogene, hübsche Frau. Ihr benehmen ist tadellos, sie könnte der Ruhepol sein den dein Bruder ab und an benötigt.” “Und sich zu Tode langweilen würde an seiner Seite.” “Dafür bist du ja da.” Beide schmunzelten sich an. “Freust du dich also sie wieder Willkommen zu heißen?” “Ja Mutter, ich freue mich Lady Sigyn wieder zu sehen.” “Das ist doch viel besser als sich immer nur zu schreiben. Sich einander gegenüber zu sitzen und in die Augen sehen zu können ist doch viel angenehmer als sich immer nur zu schreiben.” “Es schien mir nicht so als würde es ihr zuwider sein zu schreiben. Im Gegenteil. Wir haben uns auch über das geschriebene Wort ganz angeregt unterhalten.” “So meinte ich das auch nicht… aber es ist doch gewiss auch ganz nett sich wieder zu sehen, oder?” “Wann soll sie denn kommen?” “In zwei Tagen. Es ist schon alles vorbereitet. Die Einladung ist auch schon bei ihrer Familie angekommen.” “Einladung? Du meinst wohl Bitte mit Nachdruck.” “Loki…” “Hätte sie denn die Möglichkeit dankend abzulehnen? Nein zu sagen? Sich zu verweigern?… Siehst du, Mutter. Dann ist es auch keine Einladung.” “Loki, hier wird niemand zu irgendetwas gezwungen.” “Also ist Thor freiwillig auf Brautschau?” Er hob eine Braue und sah seine Mutter skeptisch an. “Du weißt was ich meine, Loki.” “Ich äußere nur meine Skepsis, Mutter. Bei ihrem Besuch schien mir Lady Sigyn nicht sonderlich angetan gewesen zu sein von Thor. Um ehrlich zu sein, habe ich mehr Zeit mit ihr verbracht als er. Ich finde seine Wahl daher sehr überraschend und unlogisch. Aber nun gut, ich sollte auch nicht Thor und Logik in einem Satz erwähnen. Abgesehen davon müsste ihr Charakter ihn langweilen. Sie lässt sich keineswegs von ihm beeindrucken und seine Heldengeschichten schläfern sie ein. Statt den Boden zu küssen auf dem er geht würde sie ihm eher Stöcke zwischen die Füße werfen. Sie haben nichts gemeinsam, sie würden zwei völlig separate Leben führen und sich lediglich zu offiziellen Anlässen an seiner Seite zeigen, sie würde als hübsches Anhängsel an seinem Arm enden und mehr denn je in einem Käfig gefangen sein… Sie würde verwelken wie eine Blume die man vergisst zu wässern…” “Du setzt dich aber ganz schön für die Dame ein, mein Sohn…” “Einer muss ja Partei für sie ergreifen, sie selbst hat ja nicht die freie Wahl sich zu äußern… Natürlich ist sie wunderschön anzusehen, deswegen hat mein Bruder sie sicher dazu auserkoren näher kennen zu lernen. Dazu hat sie sich zwar gelangweilt aber geduldig immer wieder seine Geschichten angehört, gab sich ruhig und geduldig, hat sich mit seinen Freunden hervorragend verstanden, hat einen positiven Eindruck auf dich und Vater hinterlassen mit ihrem tadellosen Benehmen und ja, auch auf mich hat sie Eindruck hinterlassen.”, schmunzelte er. “Einen sehr großen sogar wie es scheint.” “Einen sehr großen, ja. Sie war bei weitem die einzige die unter allen ´Kandidatinnen` positiv hervor gestochen hat. Sie ist nicht selbstverliebt, arrogant oder überheblich. Sie weiß wie sie sich zu geben hat, was von ihr erwartet wird. Seinen Freunden gegenüber war sie weder kokett noch verspielt, sie war freundlich und zurückhaltend. Sie hat nur geredet wenn man sich mit ihr unterhielt oder sie etwas fragte, nie hat sie einfach drauf los geplappert. Sie ist intelligent, hält sich aber zurück. Nicht einmal Thor hat sie spüren lassen, dass sie mehr Intellekt in den Haarspitzen besitzt als er in tausend Jahren haben würde. Ich schätze sie außerdem so ein, dass sie die Gebote der Ehe respektiert, ganz gleich wie Thor sich verhalten würde, sie sähe es als ihre Pflicht an, als die Pflicht als Ehefrau ihm zur Seite zu stehen, den Rücken zu stärken, eine Erben zu schenken und im ehelichen Bett zu bleiben. Aber wie ich sagte, sie würde es lediglich als ihre Pflicht ansehen und das hat bekanntlich wenig mit dieser ´Liebe` zu tun. Auf diese Kleinigkeiten hat gewiss Vater geachtet weswegen er dieser Wahl überhaupt zugestimmt hatte, oder?” Frigga starrte ihren jüngsten Sohn förmlich an bevor sie leise seufzte. Sie vergaß einfach immer wieder, verdrängte es immer wieder, dass ihre Söhne nicht mehr die kleinen Buben waren, sonder mittlerweile erwachsene Männer. “Du bist klug, mein Sohn… aber das warst du ja schon immer.”, lächelte sie milde. „Denkst du nicht du bist ein wenig zu parteiisch? Als könnte sie nicht für sich selbst sprechen.“ Ein Schmunzeln hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen. „Sie kann sehr wohl für sich sprechen und wenn sie es in dieser Angelegenheit könnte, würde sie so viele Argumente finden die gegen dieses Vorhaben sprechen, dass sie selbst Vater an die Wand reden würde mit einer Inbrunst über die er nur staunen könnte… Aber es wird ihr aufgrund der Hierarchie verwehrt für sich selbst zu sprechen. Die Tochter eines Generals meines Vaters der auch gleichzeitig der Allvater und König ist, sagt schließlich nicht ´Nein` wenn sein blendender, strahlender Erbe ein Auge auf sie geworfen hat, das Privileg kann sie sich nicht leisten aus Furcht ihrer Familie Schande zu bereiten. Als wohlerzogene Tochter die sie zu sein hat, als Frau, muss sie sich dem also fügen und kann nur darauf hoffen, dass andere Partei für sie ergreifen. Schachmatt…“ Die Königin sah langsam von ihrem Sohn zum Schachbrett und zurück. „Du magst sie, oder Loki? Du hast sie wirklich gerne wie es mir scheint.“, sprach sie ruhig. „Sie ist eine Freundin. Was wäre ich für ein Freund wenn ich sie im Stich lasse?“ Er lehnte sich in dem Sessel zurück, schlug die Beine übereinander und faltete seine Hände im Schoß. „Außerdem sollte es selbstverständlich für einen Freund sein sich für den jeweils anderen einzusetzen. Und da sie eine gute Freundin geworden ist und ich sie sehr zu schätzen gelernt habe, würde es mich persönlich sehr bekümmern zuzusehen wie sie dazu gezwungen wird in ihr Unglück zu rennen und zu einem Schatten ihrer selbst hier mutiert. Oder glaubst du sie könnte ´Nein` sagen wenn Thor sich wirklich für sie entscheiden würde? Thor würde es vielleicht akzeptieren… aber glaubst du Vater würde es einfach so hinnehmen? In seinen Augen und in denen vieler anderer gibt es doch keine bessere Partie, keine größere Ehre als Thor zu ehelichen. Glaubst du sie und ihre Familie würden dann nicht wie ausgestoßene behandelt werden? Jede Frau die doch meinen Bruder ablehnt wird doch als geistig bemitleidenswert betrachtet hier…“ „Loki, so ist das doch keines…“ „Wir wissen es nicht, ja. Aber wir wissen es nur nicht weil der Fall noch nicht eingetroffen ist. Aber mit Lady Sigyn wird er auf jeden Fall eintreten. Kannst du mir also garantieren, dass es keine Folge haben wird wenn sie ablehnen würde, falls es soweit kommt?“ Sie tat einen tiefen Atemzug und sah ihren Sohn an. Sie würde es ihm gerne garantieren, vor allem weil er sie sehr zu mögen schien, weil er sich um sie sorgte in dieser Sache, weil er sich um ihr wohlergehen sorgte, weil es so selten war, dass er wirklich in jemanden einen Freund oder eine Freundin gefunden hatte. Aber sie wusste tief im Innern, dass er Recht hatte. Sie konnte es ihm nicht garantieren. Sie hatte nicht das Recht ´Nein` zu sagen ohne dafür Konsequenzen zu fürchten, sie hatte nicht die Wahl aufgrund der strengen Hierarchie, aufgrund ihrer Erziehung. „Ich hatte euch einmal versprochen, ihr würdet nur aus Liebe heiraten… und dabei bleibe ich. Ihr solltet aus Liebe heiraten und aus keinem anderem Grund.“ „Du weichst aus, Mutter.“ Ein schwaches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Natürlich wusste er, dass seine Mutter es nicht garantieren konnte. Er war nicht naiv. „Das ist alles was ich dazu sagen kann. Ich hatte es euch versprochen und so bleibt es auch. Wenn dein Bruder nicht in plötzlicher Liebe zu ihr entbrennt, wird er sie nicht ehelichen müssen.“ „Du redest davon, dass er sie nur zu heiraten braucht wenn er sie liebt… aber was ist mit Sigyn? Wenn sie ihn trotz dessen nicht liebt? Muss sie ihn dann heiraten nur weil er es will?“ „Loki…“, seufzte sie schwer. „Was willst du hören? Ich kann dir nicht das versprechen was du vielleicht hören willst… Und es steht überhaupt sowieso noch in den Sternen was die Zukunft bringt, sie ist vorerst nur für einen Besuch hier. Nur ein Besuch.“ „Die Einladung kam doch gewiss von Vater… und hinter jeder Tat von ihm steckt eine Absicht… er tut nichts ohne Grund… Aber belassen wir es dabei… Wenn du mich jetzt entschuldigst?“ Er war aufgestanden und lächelte sachte, gab seiner Mutter einen seichten Kuss auf ihre Hand. „Wenn du eine Revanche verlangst, die muss auf morgen warten. Wir sehen uns beim Dinner.“, nickte er noch einmal bevor er ihr den Rücken zuwandte und die Bibliothek verließ. Seufzend sah die Königin ihrem Sohn bevor sie sachte lächelte. Sigyn war nicht nur eine bloße Freundin für ihn. So wie er gesprochen hatte, war sie weit mehr als das. Er wollte sie nicht teilen und schon gar nicht mit seinem Bruder. Sie wünschte es sich für ihn, sie wünschte es sich aus tiefstem Herzen für ihn, dass er sich an jemanden ganz verliert, dass jemand sein Herz eroberte. Eine die immer für ihn da sein würde, auf die er immer zählen konnte, die viel mehr als eine Freundin war, mit der er alles teilen konnte. Eine Frau der er ganz verfallen war und die ihm ganz verfallen war, das wünschte sie sich für ihn, das hatte er verdient. Er wusste nicht was er davon halten sollte. Einerseits musste er gestehen, dass er sich schon freute irgendwo sie wieder zu sehen. Sie zu sehen, vor sich zu haben und von Angesicht zu Angesicht mit ihr reden zu können. Nicht nur die geschriebenen Worte zu lesen, sondern auch ihre Stimme zu hören und es würde sich gewiss die Gelegenheit ergeben sie ein wenig mehr in praktischer Magie zu unterrichten, selbst zu sehen wie fähig sie schon war, was für Fortschritte sie gemacht hatte. Das bescherte ihm ein gutes, angenehmes Gefühl, ließ ihn… beflügelt fühlen. Aber gleichzeitig wurde es ihm mit Gedanken warum sie hier wäre wieder genommen. Thor hatte ihm überhaupt nichts erzählt, weder davon, dass er ein diesbezüglich ein Gespräch mit Vater hatte noch wie sich Thor entschieden hatte. Er fühlte sich ein wenig übergangen. Es gab kaum etwas was er ihm nicht erzählte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen warum ausgerechnet Sigyn erneut hierher geladen wurde, er hatte bei ihrem ersten Besuch schon keinerlei Intentionen gezeigt gehabt sich näher mit ihr zu befassen außer wenn es ums tanzen ging. Diese Entscheidung kam für ihn daher äußerst plötzlich und überraschend, selbst für die Verhältnisse seines Bruders war sie unlogisch. Er hoffte Thor meinte es keineswegs ernst, dass er alles nur hinauszögerte, Sigyn nicht die einzige blieb, dass er einfach nur Zeit schinden wollte. Ja, er hatte sie zu gerne als Freundin als zuzusehen wie sie in dieser Charade langsam unterging und sich selbst mehr und mehr verlor, von Tag zu Tag unglücklicher wurde und von einem Käfig in den nächsten hinüber ging. Wie der Glanz in ihren Augen ermattete, das Lächeln verschwand und sie langsam zu der leeren Hülle wurde wie es so viele hier gab. Die nicht mehr lebte, sondern nur noch Pflichten nachkam. Er seufzte leise. Sie war sicher alles andere als begeistert gewesen als die Einladung sie erreichte. Das würde erklären warum er seit 2 Tagen nichts von ihr gehört hatte. Er seufzte schwer auf. Sie musste sicher denken er habe davon gewusst und jetzt war sie wütend auf ihn… Er beschleunigte seinen Schritt und eilte in seine Zimmer. Er wollte ihr schnellsten eine Erklärung schreiben. Mit dem Gedanken sie könnte wütend auf ihn sein, fühlte er sich recht unwohl, musste er zugeben. Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Die Königin musste schmunzeln als sie ihren jüngsten Spross beobachtete. Er zog sich nun schon zum dritten Mal um. So eitel hatte sie ihn noch nie gesehen und das ließ sie schmunzeln. „Schatz, es wird langsam Zeit.“ „Ich bin gleich fertig, Mutter!“ „Das hast du vor ein paar Minuten schon einmal gesagt.“ „Wenn Thor sich Zeit lässt beschwert sich nie einer…“, murmelte er leise, richtete sich den Kragen, strich sich den Gehrock glatt und sah in den Spiegel. Vielleicht war der andere doch besser? „Du siehst wunderbar aus, mein Liebling!“ Die Königin hatte sich hinter ihm gestellt und die Hände auf seine Schultern gelegt, lächelte ihm im Spiegelbild zu. „Ganz fantastisch siehst du aus. Die Mädchen werden dir zu Füßen liegen heute.“ Obwohl sie ja glaubte er wollte, dass nur eine ihm zu Füßen lag. „Hm… vielleicht doch lieber der…“ „Dieser Gehrock steht dir ganz ausgezeichnet, mein Sohn! Die beste Wahl die du hättest treffen können! Und nun komm, mein Sohn. Sie müsste gleich eintreffen. Wenn du zu spät bist deswegen wird sie dich noch für einen eitlen Pfau halten.“ „Es ist ein offizieller Empfang, Mutter. Da sollte man schon einigermaßen gut gekleidet sein und nicht aussehen als käme man geradewegs aus Svartalfheim.“ „Ja, ja und nur weil es ein offizieller Anlass ist putzt du dich heraus wie der eitelste Pfau in diesem Reich.“ Sanft aber bestimmend führte sie ihren Sohn vom Spiegel fort. „Eine Frau sollte man nie warten lassen, glaub mir, Frauen vergessen so etwas niemals.“ Er schien kurz zu überlegen. „…Thor sagte, dass das nur…“ „Hör niemals auf deinen Bruder in solchen Angelegenheiten, niemals. Hör lieber auf die Ratschläge einer Frau.“, schmunzelte sie. „Eine Frau hat das Recht zu spät zu kommen, aber bei einem Mann ist das unverzeihlich.“ Loki lächelte sachte. „Hat Vater dich oft warten lassen?“ „So oft, dass er irgendwann gute Freundschaft mit dem Sofa in meinem Salon geschlossen hatte.“, zwinkerte sie. Er lachte leise und mit seiner Mutter am Arm begab er sich zu den Toren des Palastes wo schon sein Bruder und sein Vater warteten. Thor rümpfte seine Nase als sein Bruder sich zu ihm gesellte. „Du riechst wie eine Frau…“ „Falsch Bruder. Frauendüfte sind für gewöhnlich blumiger oder fruchtiger Natur. Ich dachte du würdest das wissen so oft wie du welchen an dir zu kleben hast…“ Ein leichter Schlag traf ihn auf den Oberarm und beide mussten leise lachen. „Sei ehrlich, seit wann trägst du Duftwässer auf? Hast du dich mit Fandral gezankt?“, lachte Thor. „Ist es etwa verboten? Das wir hier stehen hat einen ganz offiziellen Anlass zu Grunde, dementsprechend sollte man sich auch geben, oder?“ „Und deswegen legst du Weiberwasser auf?“ Loki seufzte. „Es gibt auch Duftwasser für Männer, solltest du gelegentlich auch mal ausprobieren… Du hast mir übrigens noch immer nicht verraten warum wir Lady Sigyn erneut hier begrüßen dürfen.“ „Hast du etwas dagegen?“ „Keineswegs. Es hat mich nur überrascht als Mutter es mir erzählte.“ „Ich bin immer für eine Überraschung gut, was?“, grinste der Blonde. „Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“ „Du weißt wie unmöglich es ist Vater von einem Vorhaben abzubringen… und sie schien mir am besten geeignet.“ „…Geeignet?“ „Du weißt was ich meine…“ „Nein, weiß ich nicht, denn sie ist kein Gegenstand der ´geeignet` ist oder ein Accessoir dass du dir anhängen kannst wenn du Lust darauf hast.“ Thor seufzte auf. „Du reagierst ganz schön empfindlich… dieses Duftwasser macht dich wohl weibisch… Du weißt sehr gut was ich meine… Du hast selbst gesagt sie ist intelligent und belesen… Sie ist ruhig, bescheiden, hübsch anzusehen… und ganz ehrlich, die angenehmste von allen die hier waren.“ „Willst du mir damit sagen du hast tatsächlich darüber nachgedacht was für Qualitäten eine künftige Königin mitbringen muss?“ „Glaub mir…“, seufzte Thor. „Nach den Gesprächen mit Vater hatte ich keine andere Wahl.“ „Das glaube ich dir sogar sofort.“ Loki schwieg augenblicklich als das Klacken von Pferdehufe zu hören war und sofort richtete er seinen Blick auf den Weg der zum Palast führte. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen als er das erste bisschen Grün erkennen konnte. Er hätte darauf wetten können, dass sie Grün tragen würde. Beinahe hatte er vergessen wie gut sie in Grün aussah, wie sehr es ihr schmeichelte mit ihrem honiggoldenen Haar. Außerdem war er auch gespannt darauf zu sehen was für Fortschritte sie gemacht hatte. Es fühlte sich irgendwie… gut an die Rolle des Lehrmeisters zu übernehmen wenn er daran dachte wie jung er war und dass kein Zauberer des Reiches ihm noch etwas beibringen konnte. Durchaus etwas worüber man stolz sein könnte, aber gut, die Zauberer die sein Vater beschäftigte waren auch nicht wirklich fähig. Sein Lächeln wuchs ein wenig an als sie näher kam, als sie so nah war, dass sie von ihrem Pferd abstieg. Ihre Haare waren wie immer atemberaubend geflochten, er hätte vor ihr nie geglaubt was für eine Kunst das sein konnte. Das Grün ihres Kleides war satt und voll als wolle sie den Frühling mitbringen, ihr Teint war hübscher als Alabaster es je sein konnte, der Hauch von Rot auf ihren Wangen als sie ihren Blick hob… Er räusperte sich und schüttelte die Gedanken fort als sein Vater seine Stimme erhob und Lady Sigyn willkommen hieß. Er grinste regelrecht als er selber vortrat, sich verbeugte und ihre Hand ergriff, einen Kuss auf diese hauchte. Er konnte gut verstehen, dass ihre großen Augen gerade mehr mit einem verschrecken Reh gemeinsam hatten und dass sie nicht in der Stimmung war zu lächeln. Der Grund warum sie hier war, würde sie keineswegs jemals zum lächeln bringen und er konnte das sehr gut verstehen. Sie gab sich mühe, aber dennoch war zu sehen, dass ihr Lächeln nur aufgesetzt war, dass ihre Atemzüge schwer waren, dass sie am liebsten fliehen wollte. Als er ihre Hand ergriffen hatte, hatte er spüren können dass diese leicht zitterte. Die Situation musste für sie einem Weltuntergang gleich kommen. Er konnte nur ahnen, dass ihre Gedanken von der Panik regiert wurden, das Thor sich doch wirklich für sie entscheiden könnte, dass dieser Besuch nur noch eine rein formelle Sache und hinter verschlossenen Türen vielleicht alles schon beschlossene Sache war. Es war lächerlich, er bezweifelte, dass sein Bruder sich je fest binden würde und ganz sicher nicht mit Sigyn. Aber wer konnte schon sagen was sein Vater plante. Gerne hätte er ihr ein paar beruhigende Worte zugesprochen, er mochte die Panik und den Anflug von Furcht in ihren Augen nicht, es machte das sonst so strahlende Blau nur matt und stumpf. So blieb ihm nichts anderes übrig als flüchtig mit seinem Daumen über ihre Finger streichen und ihr zu zulächeln. Sie aß kaum etwas und war mehr als nur schweigsam bei dem folgendem Mahl. Sie kicherte nicht als er und Thor sich am Tisch zankten und auf die Wortgefechte ging sie auch nicht ein. Sie saß nur da, starrte auf ihren Teller und nur der Höflichkeit wegen nahm sie einige Bissen zu sich. Es schien fast so als hätte sie die Sigyn die er kannte bei sich zu Hause gelassen. Es gefiel ihm nicht. Und es gefiel ihm nicht, dass er sich selber schlecht fühlte dabei. Er blickte zu seiner Mutter als diese ihn anstupste und ihm mit ihrer Mimik und Blicken zu verstehen gab, dass er Sigyn angestarrt hatte und man Frauen nicht anstarrte. Er hingegen deutete ihr, dass er überhaupt nicht gestarrt hatte. Er starrte niemanden an… er wirft lediglich ab und an einen Blick zu ihr hinüber. Aber er starrte nicht. Er fühlte sich allerdings ein wenig ertappt als plötzlich ausgerechnet in diesem Moment Sigyn zu ihnen hinüber sah. Er war froh, dass er seine Mimik so gut beherrschen konnte und nicht errötete, ihr lediglich zulächelte. Fast augenblicklich senkte sie ihren Blick wieder. War sein Lächeln so erschreckend?… Sie seufzte auf als sie sich auf den Stuhl vor der Kommode setzte und für einen kurzen Moment alleine war. Sie würde das hier nicht überleben, das Essen war mehr eine Folter als alles andere gewesen. Sie erschauerte leicht als sie daran dachte wie Loki bei ihrer Ankunft ihr flüchtig über die Finger gestrichen hatte. Mit einem kleinen Seufzen drückte sie die Hand an ihre Brust. Aber vielleicht war das auch nur ein kleines versehen gewesen… Und vielleicht lächelte er auch nur weil er einfach höflich war… nicht weil er sich über ihre Anwesenheit freute. Summend betrat Hilda den Raum und legte ein Kleid auf das Bett um es für den Abend vorzubereiten. “Findet ihr das nicht toll wieder hier zu sein?” “Ich weiß nicht…” “Der Kronprinz wollte euch tatsächlich noch einmal sehen!” “Ich bin mir nicht sicher ob es die Intention des Kronprinzen war…” “Ach, wenn mir das Kommentar gestatte sei, Herrin… Ihr und der Kronprinz… ihr würdet ein herrliches Paar abgeben!” Ihre Zofe freute sich mehr über das alles hier als sie selbst. “Ja.. das ist ja auch das wichtigste… dass man gut zusammen aussieht… Ob man einander liebt ist vollkommen gleich… Hauptsache man sieht gut zusammen aus…” Sie seufzte leise auf. Wie sollte sie das hier nur überstehen, fragte sie sich. Sie konnte niemanden mehr unter die Augen treten. Ihr war warm und kalt zugleich, sie wollte jubeln und gleichzeitig fühlte sie sich unsäglich schlecht. Sie wollte in die Nähe von Loki doch andererseits scheute sie sich nun davor. “Ihr müsst euch so unsäglich geehrt fühlen, meine Herren. Jedes andere Mädchen in allen neun Reichen beneidet euch, dass ihr die Gunst des Kronprinzen besitzt.” “Ich bin kein Mädchen… Ich bin seit vielen Jahren kein Mädchen mehr…” “Alle anderen beneiden euch… ihr könnt es gar nicht besser haben!” “Es… du hörst mir ja doch nicht zu…” “Ihr macht eure Eltern so stolz!” “Dass muss ich ja, als gute Tochter…” “Ihr werdet heute Abend sicher mit den Kronprinz tanzen!” “Wenn er es so will…” “Die ganze Nacht lang!” “Wenn er es will…” Ein Klopfen an der Tür ließ beide aufblicken und nach einmal tief durchatmen, nickte Sigyn Hilda zu die darauf zur Tür ging, diese öffnete und sogleich den Blick senkte und einen Knicks machte. “Königliche Majestät.” “Ich würde gerne deine Herrin sprechen.” Sigyn war zusammengezuckt bei der Stimme die sie nur zu gut kannte. Hektisch sah sie kurz in den Spiegel bevor sie aufstand und zur Tür ging. “Königliche Majestät wollen mich sprechen?” Hilda trat zur Seite als Sigyn zur kam. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, machte einen kleinen Knicks und versuchte ihr Bestes um ihren Gesichtsausdruck neutral zu halten, konnte es jedoch nicht vermeiden, dass ihre Stimme eine wenig zitterte als sie den Schwarzhaarigen vor sich sah. Plötzlich schlug ihr Herz schneller, plötzlich fiel es ihr schwer normal zu atmen. “Ich wollte euch gerne auf einen Spaziergang einladen. Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben, ihr habt ohnehin die Gärten hier sehr geliebt und bis zum Abend ist noch genügend Zeit.” “Ich… ich…” Sein Lächeln machte es ihr unheimlich schwer vernünftig zu denken. “…Ich möchte euch nicht eure kostbare Zeit rauben.” “Meine kostbare Zeit wird nur noch um ein weiteres veredelt wenn ihr mir Gesellschaft leistet.” Sie zögerte noch einen Moment, spürte deutlich wie seine Augen, sein Lächeln sie ganz schwach machten. „Es… wäre mir eine Ehre, königliche Majestät.“, nickte sie sachte, tat noch einen Knicks bevor sie ihre Hand auf seinen Arm legte den er ihr anbot. Sie versuchte ihren Atem zu beruhigen als sie an seiner Seite ging, aber es war ein sinnloses Unterfangen. „Euch geht es nicht gut?“ Sie schreckte auf bei seiner Stimme, blickte zu ihm auf. „Doch! Doch… mir geht es wunderbar… hier kann es keinem anders ergehen als wunderbar, königliche Majestät…“ „Meine liebste Freundin… wir sind unter uns, ihr könnt ruhig ehrlich zu mir sein und mich beim Namen nennen… oder habt ihr alles vergessen?“ „N-nein…“ Sie tat erneut einen tiefen Atemzug. „V-verzeiht, Loki… Ich… ich weiß nicht wo mir der Kopf steht. Es war… sehr überraschend für mich.“ „Vielleicht lässt es euch besser fühlen zu wissen, dass auch ich sehr davon überrascht war. Ich kann sehr gut verstehen, dass ihr euch unwohl fühlt. Ihr seid ja nicht freiwillig hier.“ „Nun… es ist natürlich auch wundervoll… euch wiederzusehen… Loki.“ Ein sachtes Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gelegt. „Aber unter was für Bedingungen… Ich habe es selbst nur von meiner Mutter erfahren, ich wusste nichts vorher. Ich hätte es natürlich andernfalls euch sofort mitgeteilt, damit… sagen wir, das böse Erwachen, nicht ganz zu plötzlich kommt.“ „Meine Eltern freuen sich… aber welche Eltern würden das nicht… Mein Vater denkt es ist das Beste was mir passieren kann.“ „Jeder Vater möchte für seine Tochter gewiss die beste Partie herausschlagen.“ „Es geht nicht darum… er sagt es wäre das Beste für mich weil… wenn es wirklich so weit kommt… und ich mich dagegen sträuben würde… würde er mich nicht dazu zwingen. Er weiß vielmehr um mein Können, zu was ich im Stande bin und daher hatte er mich bei eurem Vater vorgeschlagen.“ „Weil der Stand als Königin euch die Möglichkeiten gibt, die ihr so nie hättet.“, nickte er langsam. „Euer Vater ist ein kluger Mann. Aber selbst der klügste Vater nützt einem nichts wenn…“ Er tat einen tiefen Atemzug. „Lass uns das vorerst vergessen.“, lächelte er sachte. „Meine Mutter hat einige neue Blumen in ihren Gärten, die sind weitaus angenehmer als dieses Thema. Außerdem bin ich sehr an euren Fortschritten interessiert.“ „Ihr würdet staunen zu was ich bereits in der Lage bin, Herr Lehrmeister. Ihr solltet nach Fandral schicken lassen damit ich es euch demonstrieren kann.“ „Ah, ich sehe, ihr habt die Sigyn die ich kenne doch mitgebracht. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“ „Ihr habt… euch Sorgen gemacht?“ „Ihr habt vorhin am Tisch so leblos gewirkt… da hatte ich ein wenig Sorge muss ich gestehen.“ Sie spürte wie ihre Wangen sich röteten und ein Lächeln sich auf ihre Lippen legte. Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Er beobachtete jede einzelne ihrer Bewegungen. Jede kleinste Bewegung ihrer Hände und Finger. Wie sie ihre Arme ausstreckte, die Finger krümmte und wieder ausstreckte, wie sie ihre Hände kreisen ließ. Schlanke Finger, schmale Hände, jede Bewegung elegant und grazil. Es sah bei ihr viel mehr aus wie bei einem exotischen Tanz und weniger als würde sie die Magie beschwören. Er erwischte sich selber dabei wie er weniger auf ihr magisches Können achtete und vielmehr sie einfach nur anstarrte, beinahe schon fasziniert war. Erst als sie sich zu ihm drehte und lächelte räusperte er sich leise, wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Das macht ihr wirklich ganz wunderbar, Lady Sigyn. Ich bin sehr überrascht. Ihr habt ein außerordentlich großes Talent.“ „Solche Worte von euren Lippen ehren mich.“, lächelte sie. „Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht erwartet, dass ihr tatsächlich soviel geübt und gelernt habt.“, lächelte er. „Ich sehe, das sind nur kleine Spielereien mittlerweile was ich euch zum üben aufgegeben habe.“ Er mochte ihr Kichern, es war leise und sanft, so warm, einfach natürlich. „Um ehrlich zu sein, habe ich mich auch schon an anderem versucht.“ „Oh, wirklich? Dann bin ich gespannt mehr von euch zu sehen.“ „Wenn ich euch damit nicht langweile…“ „Keineswegs, Lady Sigyn! Ihr könntet mich niemals langweilen! Davon abgesehen ist es angenehm auch mal andere zaubern zu sehen statt selber immer nur derjenige zu sein der zaubert.“ Sie lächelte schüchtern bevor sie ihren Blick wieder abwandte und ihre Hände in Position brachte, murmelte leise eine Formel. Sie versuchte es einmal… sie versuchte es zweimal… „Das letzte Mal hat es noch funktioniert…“ „Ihr betont falsch.“, schmunzelte er und erhob sich. „Lasst mich euch helfen.“ Sie versteifte sich ein wenig als er hinter sie trat, seine Hände auf ihre legte und in die richtige Position brachte. „Wenn ihr die Formel ausspricht, müsst ihr sie wie folgt betonen.“ Sie konnte sich kaum darauf konzentrieren. Es fiel ihr schwer genug ihm so nahe zu sein und dann noch seine flüsternde Stimme an ihrem Ohr… Weich und leise wie Samt… Sie spürte wie ihr das Herz schneller schlug, ihr Atem hektischer wurde. Sie musste einen Schauer unterdrücken. Auf den Zauber konnte sie sich nur schwer konzentrieren. Der Duft ihrer Haare umgarnte ihn und er erinnerte sich daran wann er diesen zum ersten Mal wahrgenommen hatte, diese feinen Nuancen von Zimt und Haselnüssen, den süßen Duft der ihn umnebelte. Nicht überlagert von Parfums und Duftwasser, einfach nur… der Duft ihrer Haare und… ihr selbst. Eine Mischung aus Zimt, Haselnüssen, Seife, frischen Blumen und… Sonnenschein. Er mochte diese Mischung, es passte zu ihr. Er konnte die Wärme ihres Körpers spüren, durch seine Kleidung und an seinen Händen, fühlte wie sanft die Haut ihrer Hände war unter seinen eigenen. Es ließ ihn… ganz warm und unheimlich zugleich fühlen. Er tat einen tiefen Atemzug um sich zu konzentrieren, aber atmete nur mehr von diesem wundervollen Duft ein. Warum… war dieser so… anziehend für ihn? Er blickte sie an, wandte sein Gesicht ihr zu. Ja, es wäre zu schade zusehen zu müssen wie sie verblasste und zu einem Schatten ihrer Selbst wurde unter seinem Bruder. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, fühlte sich zunehmen nervöser. Sie wandte langsam ihr Gesicht ihm zu, hielt den Atem an. Ihm so nahe zu sein, die Gesichter nur Zentimeter voneinander getrennt, seine Augen… Sie spürte deutlich wie ihre Wangen sich röteten als er ihr näher kam, legte instinktiv ihren Kopf schief… Beide schreckten auf als plötzlich die Vorhänge Feuer fingen. Loki eilte hinüber und plötzlich trafen beide, die Vorhänge und Loki eine Wassersäule. „Oh… oh, das… das tut mir Leid! Das… Ich wollte das nicht, Loki, das… das tut mir Leid!“ „Nein… schon in Ordnung… ihr habt schnell reagiert.“, nickte Loki, wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. „Es tut mir Leid… ich wollte euch nicht…“ „Ich sagte es ist in Ordnung…“, lächelte er sachte. „Es ist nur Wasser… ich schmelze nicht bei Kontakt mir Wasser…“, lachte er leise. „Es tut mir Leid…“ „Das muss es nicht… Ich weiß jetzt immerhin, dass ihr auch das Element Wasser beherrscht.“ Es war ihr so peinlich… sie würde am liebsten gar nicht mehr aus dem Zimmer kommen. Sie würde das nächste Mal wahrscheinlich den ganzen Palast entweder in Brand stecken oder fluten. Und vor allem hat sie Loki… Die Nornen haben offensichtlich keine Gnade mit ihr. Sie würde ihm doch nie wieder unter die Augen treten können. Nie wieder ohne daran zurückzudenken und vor Scham im Erdboden versinken zu wollen. Warum musste ihr das ausgerechnet bei Loki passieren… Wie sollte sie die restliche Zeit hier nur überleben? Am besten sie blieb hier an dem Frisiertisch sitzen, mit dem Kopf auf der Tischplatte und darauf hoffend jemand spule die Zeit vor. Selbst ihre Eltern würde sich in Grund und Boden schämen wenn sie das wüssten. Wieso musste das ausgerechnet ihr passieren. Es war ihr zweiter Tag hier und ihr passierte soetwas unsagbar peinliches. “Herrin, ihr müsst euch für den Abend vorbereiten. Ihr müsst euch umziehen.” “Ich ziehe mich nie wieder um…” “Ihr müsst an dem Essen teilnehmen.” “Ich werde nie wieder an irgendetwas teilnehmen. Lass mich hier sitzen Hilda und wecke mich erst wenn der Tag der Abreise da ist…” “Ich würde euch besser verstehen wenn ihr mit mir reden würdet und nicht mit der Tischplatte…” “Lass mich in Ruhe, Hilda. Ich mache gar nichts mehr.” “Vor wenigen Tagen ward ihr noch völlig nervös und aufgeregt hierher zu kommen.” “Das war vor wenigen Tagen, jetzt ist aber jetzt und jetzt revidiere ich, in Ordnung? Ich will hier weg…” “Das hat mit diesem Magier zu tun, richtig? Ich habe euch von Anfang an gesagt…” “Der Magier hat auch einen Namen und dieser lautet Prinz Loki! Nenne ihn noch einmal den Magier und du kannst in der Küche aushelfen!” “Verzeiht, Herrin… ihr müsst euch dennoch fertig machen… für das Essen…” Sigyn gab einen verzweifelten Laut von sich und ließ ihre Stirn wieder auf die Tischplatte sinken. “Ich hab gehört du wurdest im wahrsten Sinne des Wortes nass gemacht?”, lachte der Blonde und selbst der giftige Blick den er von seinem Bruder erntete brachte ihn nicht zum Schweigen. “Woher willst du das wissen?!” “Bedienstete sind allesamt Tratschweiber!”, lachte er weiter. “Denen sollte man allesamt die Zungen rausschneiden… halt den Mund darüber, verstanden?!” “Ich wäre zu gerne dabei gewesen!” “Ich meine es ernst, Thor! Niemand sollte wissen, dass ich ihr Magie beibringen… du weißt wie verpönt es ist…” “Warum tust du es dann…?” “Weil sie ein Talent besitzt das zu schade wäre es unbeachtet zu lassen. Es war ein kleiner Unfall… der kann jedem passieren…” “Was? Das Feuer oder dich nass zu machen?” Erneut brach der Blonde in Lachen aus. Loki rollte mit den Augen und seufzte auf. “Sag mir lieber wer dir das erzählt hat, denjenigen bringe ich dann für immer zum Schweigen.” “Na lieber sie hat dich nass gemacht als umgekehrt!”, lachte Thor und gab seinem Bruder einen sanften Schlag auf den Oberarm. “Bitte?!” Völlig entsetzt sah dieser ihn an. “Ich verbiete dir solche Anspielung in Bezug auf Lady Sigyn! Sie ist eine tugendhafte junge Frau! Das genaue Gegenteil von der Sorte Frau mit denen du dich normalerweise umgibst!“ “Ich kann so viele Anspielungen machen wie ich will, Bruder. Sie ist schließlich nur wegen mir hier.”, grinste er. “Ja… weil du es willst! Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht so in Bezug auf Lady Sigyn zu sprechen!“ Wütend war Loki aufgestanden. „Du willst der Kronprinz sein? Dann benimm dich gefälligst auch so! So spricht kein Prinz über eine Dame!“ „Ganz ruhig, Loki… ist ja schon gut… seit wann liegt dir das Wohl von Frauen so sehr am Herzen?…“ „Sigyn ist eine Freundin und ich dulde nicht, dass du so über sie sprichst! Sie ist aus einem ganz bestimmten Grund hier und dementsprechend solltest du sie auch behandeln! Sie ist keine kleine Küchenmagd!“ „Ich weiß sehr wohl, dass sie das nicht ist. Wenn sie nur ein kleines Ding wäre…“ „Sie ist kein Ding!“ Perplext sah Thor seinem Bruder nach wie dieser wütend davon rauschte. Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- „Thor hat mir erzählt es gab gestern einen kleinen Unfall zwischen dir und Sigyn?“ Loki rollte mit den Augen und seufzte. „Er ist genauso ein Tratschweib wie die Bediensteten… Es ist nichts geschehen.“ „Nichts? Soweit ich erfahren habe hat sie dich besonders beeindruckt.“, schmunzelte die Königin. „Sie hat sich gefühlte tausend Mal entschuldigt und wir sind überein gekommen es ganz einfach zu vergessen. Und das sollte jeder andere auch…“ „Keine Sorge, mein Sohn. Von dem peinlichen Zwischenfall wird gewiss…“ „Das ist mir gleich, es geht mir nur darum dass niemand sonst wissen sollte, dass ich ihr Magie beibringe…“ „Oh, darum sorgst du dich also?“ Die Königin blickte von ihren Blumen auf und sah ihren Sohn überrascht an. „Du sorgst dich um ihr Ansehen?“ „Natürlich… du weißt wie ungern man das hier sieht… Ich habe gefallen daran den Mentor zu mimen, sie hat Spaß daran und hat viel Talent, es wäre schade es unbeachtet zu lassen. Aber sie sollte nicht darunter leiden.“ „Du hast die junge Frau wirklich gern.“ „Mutter, sie ist eine Freundin.“ „Eine Freundin…“ „Mutter… ich kenn diesen Blick. Nur weil du dir sehnlichste Enkelkinder wünschst, musst du nicht irgendetwas hineininterpretieren was nicht da ist. Kann ich nicht einfach mit ihr befreundet sein?“ „Natürlich kannst du das, mein Sohn. Das verbietet niemand. Ganz im Gegenteil, ich freue mich sogar darüber. Du scheinst fast schon aufzublühen bei ihr.“, schmunzelte sie. „Mutter…“ Sie musste weiter schmunzeln über seinen genervten Ton. „Keine Sorge, davon wird niemand etwas erfahren. Sollte jemand seinen Mund nicht halten können wird derjenige mit den Konsequenzen leben müssen. Beruhigt dich das ein wenig?“ „Danke, Mutter. Ja, das ist beruhigend zu hören.“ „Wie wäre es wenn du ihr mal ein wenig die Stadt zeigt, hm? Immer nur Magie zu lernen, zu lesen oder in den Gärten zu spazieren ist doch langweilig. Bald soll wieder der große Markt stattfinden.“ „Mutter… sieh mich an. Sehe ich so aus als kann ich unauffällig durch die Stadt spazieren?“ „Du übertreibst… Frag deinen Bruder, wenn er mit Lady Sigyn geht kannst du sie begleiten. Schließlich sollen die zwei sich näher kommen. Er kann sich nicht ewig davor drücken. Oder eine kleine Jagd, das dürfte viel Spaß für jeden versprechen. Ihre Mutter erzählte mir auch, dass Lady Sigyn eine außerordentlich gute Reiterin ist.“ „Und warum erzählt du das nicht Thor?“ „Weil es dir auch mal ganz gut tun würde deine Bücher zur Seite zu legen für ein Weilchen. Ihr habt eine hübsche, junge Dame zu Gast, es gibt gewiss viele die euch deswegen beneiden würden. Auch Fandral schien das letzte Mal von ihr angetan gewesen zu sein.“ „Zeig mir die Frau von der Fandral nicht angetan ist…“ Frigga musste leise lachen. „Da hast du Recht, mein Sohn. Fandral ist vom ganzen weiblichen Geschlecht angetan. Aber ein Jagdausflug wäre doch eine nette Idee für euch alle.“ „Uns alle?“ „Du, Lady Sigyn, dein Bruder, eure Freunde.“ „Du meinst Thors Freunde.“ „Loki, es sind auch…“ „Ich würde es nicht als Freundschaft bezeichnen, eher eine notgedrungene Akzeptanz weil ich der kleine Bruder von Thor bin. Man kennt sich, aber ich würde keinen von ihnen als einen Freund von mir bezeichnen.“ Sie seufzte leise und hielt kurz Inne. „Es würde jedenfalls auch dir gut tun. Ein netter Jagdausflug… vielleicht übernachtet ihr sogar im Wald, das wäre doch ein kleines Abenteuer für sie. Es wäre sicher für Lady Sigyn sehr angenehm mal etwas anderes als nur den Palast zu sehen. Bei sich hat sie kaum die Möglichkeit für so etwas, du kannst dir vielleicht vorstellen wie furchtbar behütet sie aufwächst als einziges Kind eines Generals.“ „Sie hat mir davon erzählt.“ „Dann weißt du es ja. So ein Ausflug würde ihr sicher gefallen.“ „Mit Thor und den anderen im Wald?… Ja, das würde ihr sicher gefallen vor allem weil alle ihr zivilisiertes Benehmen an den Toren des Palastes abgeben werden…“ „Darum kannst auch du sie begleiten. Ich schlage es mit Absicht deinem Bruder nicht vor, du weißt wie er ist, er würde es verdrängen und vergessen. Er scheut sich vor dieser Pflicht wo er nur kann.“ „Zu ihrem Leid… er glaubt vielleicht, dass fällt nicht auf, aber es fällt auf. Lässt sie hierherkommen und lässt sie dann links liegen. Es wird nicht mehr lange dauern bis es Gerede gibt. Die Frau die er sich einlädt und dann verschmäht… Es fällt auf, dass sie sich mehr in der Gegenwart des ´anderen Prinzen` aufhält als in seiner.“ Sie musste schmunzeln. Es war schon fast niedlich wie er sich um ihr Ansehen sorgte. „Ich dachte es macht dir nichts aus?“ „Das tut es auch nicht, im Gegenteil, es…“ „Du hast sie also gerne in deiner Nähe?“ „Derjenige wäre ein Narr der sie nicht gerne um sich hätte. Außerdem steht es mir als Prinz ja auch zu, oder nicht?“ Sie musste leise kichern. „Jetzt klingst du wie Thor.“ „Wenn ich das tue vielleicht hört mir Vater dann mal zu…“ Sie seufzte auf bei seiner leisen Stimme. Es versetzte ihr irgendwo jedes Mal einen kleinen Stich wenn er so sprach, wenn er so fühlte. „Vielleicht hast du ja Glück und Thor interessiert sich wirklich überhaupt nicht für sie. Wenn Thor sie ablehnt dann… könntest du ja vielleicht…“ „Mutter… sie ist nur eine Freundin.“ „Darum bist du auch so besorgt um ihr Wohlergehen.“ „Das tun Freunde nun einmal.“ „Gewiss doch.“ „Mutter…!“ Sie lachte leise und drehte sich zu ihm um. „Eine Freundin die dir viel bedeutet.“ „Weil es ihr vollkommen gleich ist wer ich bin und was ich tue… Weil sie mehr kann als nur hübsch auszusehen, weil sie mehr kann als man ihr zugesteht, weil sie unheimlich begabt ist in der Magie, weil wir uns wunderbar verstehen, weil ich ihr zu höre und sie mir zu hört.“ „Und weil du den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst.“, lächelte sie sachte, tätschelte seine Wange und hauchte einen Kuss auf diese. Loki zog die Stirn kraus und sah seiner Mutter verwirrt nach als diese ging. „Was soll das heißen?… Mutter? Mutter! Sie ist NUR eine Freundin!“ „Ja, ja, mein Sohn… das sind sie zu Beginn alle.“ „Mama!“ „Ich weiß nicht… auf die Jagd gehen? Mit einer Frau?“ „Du unterschätzt sie. Außerdem, Sif ist ebenfalls eine Frau.“ „Ja, aber Sif ist nun einmal Sif.“, zwinkerte der Blonde. „Aber jagen?“ „Ja, wir wissen alle dass du lieber Jagd auf Eisriesen machen würdest, aber du kannst sie schlecht nach Jotenheim bringen um ihr deine Künste im Eisriesen schlachten zu zeigen. Außerdem ist die Jagd ein Privileg unseres Standes und Mutter findet, wie wir alle, du solltest deinen Pflichten besser nachkommen. Außerdem bekommen wir wegen einer Jagd keinen Ärger mit Vater was anders aussehen würde, würdest du nach Jotenheim gehen. Außerdem, da stimme ich Mutter zu, sollten wir ihr es ihr ermöglich mehr zu sehen als nur die Palastmauern, wenn sie schon einmal hier ist.“ „Hat sie etwa genug von den staubigen Büchern und deinem Zaubererkram?“, schmunzelte Thor. „Das ist kein Zaubererkram… Nein, hat sie nicht, aber was wären wir für Gastgeber wenn wir es ihr nicht ermöglichen würden, mehr von der Hauptstadt zu sehen? Und eine Jagd klingt ganz entspannend, eine lockere, entspannendere Atmosphäre als hier drinnen. Vater würde es gewiss auch gefallen zu sehen, dass du dich etwas mehr bemühst. Wenn Vater sieht, dass du dich bemühst um Lady Sigyn und mehr Zeit mit ihr verbringst, ist er vielleicht recht zufrieden damit. Und du könntest auf der Jagd mehr Eindruck auf sie machen.“ „Habe ich bisher je Eindruck auf sie gemacht?“, schmunzelte Thor. „Kein bisschen.“, schmunzelte Loki ebenfalls. „Aber sie ist nun mal weitaus intelligenter als du, da kannst du sie nicht deinen bloßen Muskeln oder deinem Hammer nicht beeindrucken.“ „Aber deine Bücher und Zauberei haben es.“, nickte der Blonde grinsend. „Bitte?“ „Du hast Eindruck auf sie gemacht.“ „Unsinn.“ „Und wie du das hast!“, lachte der Blonde. „Sag bloß du hast das nicht gesehen, sie wird immer ganz rot wenn du mit ihr redest bei Tisch. Ganz rot wird sie jedes Mal.“, lächelte er verschmitzt. „Sie errötet immer wenn du deine Aufmerksamkeit ihr schenkst. Sag bloß du hast das nicht bemerkt.“ „So ein Unsinn… du reimst dir da etwas zusammen. Man errötet auch bei einer guten Durchblutung oder wenn einem ganz einfach zu warm ist. Sie errötet ebenfalls bei dir…“ „Oh nein, Bruder, komm mir nicht mit so etwas. Bei mir errötet sie nur aus anstand aber bei dir… glaub mir, ich kenne genug Frauen, ich weiß wann eine Frau nur aus anstand errötet und wann durch etwas anderem… oder jemand anderen.“, grinste er. Loki seufzte und rollte mit den Augen. „Natürlich doch… Ich wundere mich immer noch warum du ausgerechnet sie eingeladen hast.“ „Sie schien ganz nett und hübsch. Und sie hat auf dich Eindruck gemacht und wenn es eine Frau schafft auf dich Eindruck zu machen… Außerdem hat Mutter mir erzählt du hättest ihr gesagt du würdest sie gerne wieder sehen.“, kicherte Thor. „Ich habe gar nichts gesagt!...“ „Außerdem regst du dich immer ganz schön auf wenn es um die Kleine geht.“ „Sie ist nicht die ´Kleine`!“ „Siehst du?“, lachte der Ältere der beiden. Loki wollte etwas erwiedern aber sah ein, dass es ohnehin nur gegen ihn verwendet werden würde, also schwieg er. „Und du hast eine unheimlich gute Laune seid sie wieder hier ist. Sie hat es dir angetan.“ „Sie ist nur eine Freundin, wir verstehen uns gut.“ „Natürlich doch, Bruder.“ „Halt den Mund.“ „Sie hat es dir angetan… Die Kleine verdreht dir den Kopf… AU! Was sollte das?!“ „Ich hatte dich gewarnt…“ „Ich sage nur die Wahrheit…“ „Du reimst dir irgendeinen Unsinn zusammen. Wir sind einfach nur Freunde. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Na wenn du das sagst.“, grinste Thor. „Ich erinnere dich daran wenn ihr Ringe austauscht… AU!“ „Ich habe dich gewarnt.“ „Ich sage nur die Wahrheit…“ „Du erzählst nur ausgemachten Unsinn.“ „Wir werden sehen, Bruder. Wir werden sehen.“, schmunzelte Thor. Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- „Ich finde wir sollten das öfter machen. Ich frage mich überhaupt warum wir schon lange nicht mehr auf der Jagd waren.“ „Du gehst kommst du nur mit um jemanden zu beeindrucken.“, schmunzelte Sif zu Fandral welcher sein Pferd für den Ausflug bereit machte. „Jagdtrophäen waren schon immer beeindruckend, warte nur ab bis ich den größten Hirsch hier erlege.“, grinste der Blonde. „Das wärest ja dann du selbst…“ Beide Köpfe fuhren herum als Loki seine Stimme erhob. „Damit wirst du Lady Sigyn, von der du eben gewiss gesprochen hast, gewiss nicht beeindrucken können.“ „In jeder Runde gibt es einen Spielverderber… Vielleicht nicht mit dem erlegten Tier aber mit dem Fell und Leder das es abwirft.“, grinste Fandral. „Wenn du glaubst, Lady Sigyn wäre so oberflächlich wie deine restlichen Damenbekanntschaften und du könntest sie damit ´ködern`, musst du dich leider darauf gefasst machen eine große Enttäuschung zu erfahren. Außerdem wäre es unklug. Ich rate dir davon ab.“ „Seit wann verstehst du denn das weibliche Geschlecht, Trickster?“ „Ich muss Loki da leider zustimmen.“ Volstagg schlug seinem Freund sachte auf die Schulter. „Sie ist wegen Thor hier, eine ganz hochoffizielle Sache. Sie ist keine kleine Hofdame. Du solltest die Finger von ihr lassen oder du wirst ärger von mehreren Seiten gleichzeitig bekommen.“ „Ich bitte euch, eine Kleinigkeit…“ „Kann dich deine Finger oder mehr kosten. Eine Hofdame ist etwas anderes als die Tochter eines Generals des Allvaters die dazu noch auf ausdrücklichem Wunsch des Allvaters für seinen Sohn hier ist… Schenk die Fellbesetzen Handschuhe dann lieber einer anderen Dame.“ „Hatte sie dich außerdem nicht deutlich genug abgewiesen gehabt?“ Fandral warf Hogun einen warnend Blick zu der lässig gegen sein Pferd lehnte, bereit zum Aufbruch. „Wer behauptet das?“ „Nun… Bedienstete haben überall Augen und Ohren und reden nun einmal gerne… Hat sie nicht gesagt, sie gehe lieber mit Loki spazieren als mit dir? Es ist eine größere Ehre für sie an der Seite eines Prinzen zu gehen als an deiner?“ „Eiskalt abgewiesen würde ich das nennen.“, grinste Sif. „Haha, wir haben alle herzlich gelacht, können wir jetzt bitte wieder ernster werden?“ „In jeder Runde gibt es einen Spielverderber…“, schmunzelte Loki. „So, ich bin bereit für den Ausflug!“ Thor kam zu ihnen auf den Innenhof und steuerte sogleich sein bereits gesatteltes Pferd an. „Lady Sigyn ist noch nicht da.“ „Dann soll sie sich beeilen, ich kann es kaum noch erwarten!“ „Es ist das Privileg der Frau sich verspäten zu dürfen, außerdem ist sie noch nicht einmal zu spät…“ In diesem Moment kam jene auf den Innenhof getreten und alle wandten sich ihr zu. Man verneigte sich, wünschte ihr einen guten Morgen. Nur Loki stockte der Atem bei ihrem Anblick und war im ersten Moment zu nichts fähig. Ihre Augen strahlten förmlich, man sah ihr die Freude über den bevorstehenden Ausflug an, die Begeisterung. Das Reitkleid war im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Obenrum ließ es keinen Platz mehr für Fantasien so unverschämt eng saß es, gehüllt in einem dunklen Grün würde sie unsichtbar werden im Wald, die schmalen Hände steckten in eng anliegenden Lederhandschuhen. Ihre Haare verschwanden fast vollständig unter einem kleinen mit Federn geschmückten Hut der das Ensemble vervollständigte. Dieses Grün sah so gut an ihr, schmeichelte so sehr ihrer hellen Haut, ihrem Haar… Die Vanen mussten brennen vor Eifersucht auf ihre Schönheit. Erst als sie näher kam besann er sich wieder, dass er noch Sauerstoff benötigte, tat einen tiefen Atemzug. „Vielen Dank, königliche Majestät. Ja, ich hatte einen ausgezeichnet schlaf und freue mich sehr auf den Jagdausflug. Ich bin ein wenig aufgeregt muss ich gestehen, es ist viel zu lange her, dass ich selber an einer Jagdgesellschaft beteiligt gewesen war.“ Er hatte nicht bemerkt wie Thor ihr eine Frage gestellt hatte, sie begrüßt hatte. Er wandte den Blick ab und stieg auf sein Pferd. „Das braucht ihr nicht, ihr habt schließlich die besten Krieger Asgards um euch versammelt.“, zwinkerte Thor und half ihr auf ihre Stute. „Ihr werdet es lieben, das schwöre ich euch!“ „Ihr solltet euch an mich halten, Lady Sigyn, ich werde der beste Jäger heute sein!“ „Träum weiter, Fandral!“, lachte Thor. „Ein guter Jäger ist nicht immer der, welcher am meisten Beute macht. Ihr könnt viel Beute vielleicht machen, aber dennoch ein miserabler Schütze sein.“ Loki musste schmunzeln, starrte auf die Mähne seines Pferdes und wartete darauf, dass sie losreiten konnten. Mit sowas ähnlichem hatte er von ihr gerechnet. Sie unterschätzten sie einfach zu sehr. Langsam setzte der Tross sich in Bewegung und die verließen das Palastgelände. Sobald sie den Grund und Boden des Palastes verlassen hatten atmete Sigyn einmal tief durch. Es tat so gut einmal in ihren Leben einen ganzen Tag lang ohne ihre Zofe zu verbringen, einmal niemanden stets um sich zu haben der einem überall hineinredet, dass sie einfach mal mehr oder minder allein sein konnte. Außerdem würde sie einen ganzen Tag lang in der Nähe von Prinz Loki verbringen können, ohne dass Hilda sie dafür verurteilen würde. Schließlich war sie auch gleichzeitig einen ganzen Tag lang in der von Thor und den anderen. „Wenn mir das Kompliment gestattet sei… ihr seht atemberaubend aus.“ Sie spürte wie ihre Wangen sich röteten als sie sich Loki zuwandte. „Vielen Dank…“, nickte sie bescheiden, senkte den Blick. Der Blick in seine Augen würde ihre Wangen nur noch mehr erröten lassen und allein des Komplimentes wegen schlug ihr Herz schon schneller. „Ihr strahlt förmlich…“ „Ich… bin auch recht aufgeregt und… freue mich auf diesen Ausflug. Ihr könnt euch ja nicht vorstellen wie anstrengend es ist immer stets eine Zofe um sich zu haben.“, lächelte sie sachte. „Zum Glück nicht. Genießt den Tag in vollen Zügen.“ „Das hatte ich vor.“ Sie lächelten sich beide an, als hätten sie alles andere in diesem Moment ausgeblendet bis Fandral näher an Sigyn heranrückte. „Wenn mir die Frage gestattet sei, M´Lady…“ „Mit Verlaub, aber ich bin nicht eure ´M´Lady`.“ „Lady Sigyn… ich sehe, dass ihr die Armbrust für den heutigen Tag gewählt habt. Könnt ihr damit auch umgehen? Ich würde euch gerne bei deren Umgang selbstverständlich behilflich sein.“ Loki rollte mit den Augen und unterdrückte einen Laut des Unmutes. Natürlich könnte sie damit umgehen, sonst hätte sie diese Waffe gar nicht gewählt… Er hörte wie Sigyn aufseufzte. „Ich, armes, hilfloses, überfordertes Weibchen… Ein Glück naht ihr zur Rettung, verehrter Fandral… Ich bin nämlich absolut überfordert mit der Waffe.“ Loki warf einen Blick zur Seite, unterdrückte einen Laut des Unmutes und offensichtlich entging Fandral den Sarkasmus in ihrer Stimme. „Ich bin euch natürlich gerne behilflich.“, grinste dieser. Sigyn nahm seufzend ihre Armbrust, legte einen Pfeil an. „Ich weiß nicht… Zielt man so… oder so?“ Dabei deutete sie erst auf die Brust von Fandral und dann ein ganzes Stückchen tiefer. „Ich glaube dort unten ist ganz gut, was meint ihr? Sehe ich immer noch aus als wäre ich damit überfordert?“ „Nun… ihr… ihr haltet diese Waffe wirklich gut, ihr… habt schnell geladen und… ausgezeichnet, Lady Sigyn.“, nickte Fandral, lächelte und wirkte ein wenig nervös. “Wie du siehst, braucht Lady Sigyn keine Nachhilfe und ganz gewiss nicht von dir.”, kommentierte Loki, musste sich ein Lächeln verkneifen ob dessen Gesichtsausdruck. “Seine königliche Majestät hat Recht, von euch brauche ich gewiss keine Nachhilfe wie ich mit Pfeilen und Bogen umzugehen habe…” Sigyn nahm die Armbrust wieder fort. “Mit eurem ´Pfeil und Bogen` möchte ich nichts zu tun haben, Guten Tag.” Und damit nahm sie die Zügel fester in die Hände, zog kurz an diesen und trappte voran. Mit einem Grinsen auf den Lippen sah er ihr bevor er sich noch einmal an Fandral wandte. “Ich würde an deiner Stelle Lady Sigyn in frieden lassen… es könnte sonst zu einem unangenehmen Jagdunfall kommen.” Er konnte sich ein leises auflachen nicht mehr verkneifen und schloss zu Sigyn auf. Es war alles viel zu schnell gegangen. Sie waren alle auf der Hut gewesen, aufmerksam und auf Vorsicht bedacht. Dennoch kam es viel zu schnell als plötzlich der Hirsch hervorgeprescht kam. Es geschah viel zu schnell als dass Sigyn reagieren konnte. Loki konnte sie gerade noch greifen, zog sie zu sich bevor das Tier in einem rasanten Tempo vorbeipreschte. Die anderen jagten diesem gleich hinterher während Loki sie immer noch an sich gedrückt hielt. Beiden raste das Herz, beide hatten einen leichten Schock. Er wollte sich nicht ausmalen was hätte geschehen können wenn sie dem Tier im Weg gestanden hätte. Erst jetzt realisierte er wie fest er sie an sich drückte, wie nah er sie bei sich hielt. Langsam löste er seinen festen Griff um ihre Arme. Ein weiteres Mal stieg der Duft ihrer Haare in seine Nase, ließ ihn schummrig werden. Ihre Hände fühlte er auf seiner Brust. Eine Flut von Wärme ging durch ihn. Es ließ ihn schneller atmen, ließ ihn ganz merkwürdig fühlen. Was war das nur, dass er sich so merkwürdig fühlte wenn sie ihm so nahe war? Warum ausschließlich bei ihr und niemanden sonst? Sie sah auf seine Brust, sah wie sie sich hob und senkte unter seinem hektischen Atem. Sie spürte wie ihre Wangen sich röteten, wie warm ihr plötzlich wurde, nicht nur wegen dem was beinahe geschehen wäre, sondern weil sie ihm so nahe war, weil sie die Wärme seines Körpers spürte. Sie hob langsam ihren Blick, sah zu ihm auf und beider Blicke trafen sich. Sie könnte ewig so verharren, ihm einfach nur so nahe zu sein und in seine Augen zu starren. „Danke…“, hauchte sie leise. Er konnte nur leicht nicken, schluckte ein wenig bevor er sich räusperte und sie abrupt los ließ, einen Schritt zurück trat. „Hauptsache… euch ist nichts geschehen… Hauptsache… euch geht es gut.“, nickte er langsam. „Wir… wir sollten aufschließen… zu den anderen…“ „J-ja… das sollten wir…“ Sie tat einen tiefen Atemzug, senkte den Blick und raffte den Saum ihres Kleides, ihre Wangen immer noch rot. Schweigend gingen beide nebenher als sie sich ihren Weg durch den Wald bahnten, niemand verlor ein Wort über das was geschehen war. Es dauerte nicht lange bis sie die anderen gefunden hatten, vor allem waren sie nicht zu überhören. Der Hirsch war erlegt worden, mehrere Pfeile steckten in seinem Leib. „Dieses Tier wird euch keine Sorgen mehr bereiten, Lady Sigyn!“, grinste Thor. „Und für das Essen ist ebenfalls gesorgt.“ „Nun könnt ihr nicht länger behaupten keine Abenteuer erlebt zu haben.“ „Ja… das war Abenteuer genug für die nächsten Jahre.“, lächelte sie sachte. „Der Schock sitzt mir immer noch in den Knochen. Wenn Prinz Loki nicht gewesen wäre…“ „Ihr müsst mir nicht danken. Ich habe getan was jeder getan hätte.“ „Ein gutes Essen hilft immer gegen einen Schock und mit der fetten Beute lässt sich dieser schnell verdauen.“ „Ich könnte noch stundenlang jagen!“ „Es wäre beinahe ein Unfall passiert, wir werden zu leichtsinnig, am besten wie legen jetzt wirklich eine Pause ein.“ Die Nacht war längst hereingebrochen, der Himmel war stockfinster und die Sterne erleuchteten diesen, das Lagerfeuer war zu einer kleinen Flamme heruntergebrannt die nur noch am Leben blieb weil Sigyn diese mit kleinen Zweigen fütterte. In den Zelten war es dunkel alle schliefen bereits, sie konnte einige Schnarchen hören. Aber sie fand keine Ruhe. Vielmehr wollte sie es genießen in der freien Natur zu sein, unter dem Sternenhimmel zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen. Sie genoss es alleine zu sein, die leichte Brise in ihrem Gesicht zu spüren, die Wärme des Feuers, den Duft der Bäume. Sie warf einen Blick über ihre Schulter als sie Schritte hörte und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Könnt ihr nicht schlafen, Loki?“ „Mein Bruder schnarcht so laut, er würde damit sogar wilde Eiswölfe verjagen.“, schmunzelte er. „Ihr scheint auch nicht schlafen zu können?“ Er setzte sich neben sie und legte ein Stück Holz in das Feuer. „Ich genieße nur die Nacht. Es ist so ruhig…“ „Aber auch nur wenn keine Hirsche versuchen euch zu überrennen.“ Sie schmunzelte. „Ich danke euch, dass ihr so schnell reagiert habt. Ich war… wie gelähmt.“ „Ihr müsst mir nicht danken. Es war selbstverständlich. Ihr seid aber eine gute Jägerin. Jeder Schuss saß.“ Sie zuckte mit ihren Schultern. „Mein Vater hat keinen Sohn dem er sein Wissen und Können weitergeben kann. So musste er das mit mir tun.“ Sie erschauerte leicht als eine kalte Böe sie traf. „Ist euch kalt?“ „Nein, nein, nur ein wenig frisch aber das macht nichts, es…“ Bevor sie zu Ende sprechen konnte war Loki bereits aufgestanden und zurück in das Zelt gegangen. Zurück kam er mit einer Decke und legte diese um ihre Schultern bevor er sich wieder setzte. Sie lächelte dankend zu ihm auf. „Ihr sollt euch schließlich nicht verkühlen.“ Ein sachtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. „Das werde ich schon nicht, ich habe eine robuste Gesundheit.“, lächelte sie. Ihren Blick wandte sie nach oben zu den Sternen. „Faszinierend, oder?“ Sie wandte ihren Blick Loki zu. „Ja… faszinierend… Wie viele es von denen wohl gibt?“ „Unzählige… Viel zu viele um es sich vorstellen zu können.“ „Irgendwie hypnotisierend. Das funkeln und glitzern in diesem dunklen Himmel.“ „Das Licht was wir sehen stammt von längst verblassten Sternen. Zum Beispiel dieser Stern dort. Er ist längst tot aber es wird noch Jahrhunderte dauern bis wir ihn plötzlich nicht mehr am Himmel entdecken können, solange braucht es bis wir sein Licht sehen können.“ „Einfach faszinierend. Wenn man bedenkt, dass es Kulturen gibt die sich ganz nach dem Lauf der Sterne richten…“ „Sagt bloß ihr kennt euch auch in der Sternenkunde aus?“ Sie lachte leise. „Keineswegs… Ich weiß nur wo der Nordstern ist, zum orientieren. Mehr aber nicht… Ich habe keine Ahnung von Sternenbildern oder wie man irgendetwas anhand deren Konstellation errechnen kann.“ „Sternenbilder sind auch gar nicht so wichtig.“ „Kennt ihr euch in der Sternenkunde aus?“ „Selbstverständlich. Aber sie wird meiner Meinung nach überschätzt. Es ist nicht wichtig wie die Sterne stehen wenn man geboren wird, es ist nicht wichtig welche Bilder sie formen. Sie stehen nur aus Zufall so, nicht weil sie eine höhere Bedeutung haben. Sie sind lediglich gut um sich zu orientieren wenn man sich verirrt hat. Aber da irgendetwas hineinzuinterpretieren ist reichlich übertrieben in meinen Augen. Sie bestimmen weder den Charakter noch das Schicksal von einem.“ „Für das wer wir sind und was wir tun sind wir ganz alleine verantwortlich.“ „Ganz genau.“, lächelte er ihr zu. „Ich habe ohnehin die Phrase unter einem guten oder schlechten Stern geboren zu sein nie verstanden. Sterne sind weder gut noch böse. Es sind nur Gaskugeln wie sollen diese gut oder böse sein? Sie können nur heller und weniger heller leuchten, sind nur jung oder alt.“ „Sie haben nichts mit uns zu tun. Sie sehen einfach nur hübsch aus am Nachthimmel. Und sie haben alle hübsche Namen. Bellatrix, Sirius, Pollux, Arcturus, Capella…“ „Canopus, Regulus, Adhara, Becrux, Castor, Atria, Alioth, Schedir…” “Ihr kennt all die Namen?” „Ja, jeden einzelnen. Wir würden noch bis zum Morgengrauen hier sitzen würde ich sie euch alle aufzählen.“, schmunzelte er. „Es würde mich nicht stören.“ „Nach einiger Zeit wird es allerdings langweilig, dann bestehen die Sternennamen nur noch aus Zahlen weil es irgendwann zu mühsam wurde sich hübsche Namen auszudenken.“ „Das ist mir gleich, ihr müsst doch mittlerweile wissen, dass ich euch gerne zu höre.“ Er lächelte sachte bei dem Hauch von Rot auf ihren Wangen, ihrer leisen Stimme, das kleine Lächeln das ihre Mundwinkel umspielte. „Und ich unterhalte mich gerne mit euch…“ „Es ist gerade so schön ruhig.“, seufzte sie leise. „Es ist niemals ruhig in einem Wald, vor allem nicht nachts. Dort drüben in dem Baum sitzt eine Eule die gewiss bald rufen wird, im Dickicht huschen ständen Mäuse raschelnd hin und her, Eichhörnchen lassen die Blätter an den Zweigen rascheln, da drüber ist ein Reh… Sobald es dunkel wird erwacht der Wald zum leben.“ „Genauso wie der Palast scheint mir.“ Beide lachten leise auf. Zu verleugnen war es nicht, vor allem nicht wenn wieder gefeiert wurde. Dann herrschte in den Hallen mehr leben als den gesamten Tag über. „Nur gibt es im Palast nicht allzu viele solch graziler Rehe und vor allem nicht solch reizvolle Beobachterinnen. Reizvoller als die grazilen Rehe…“ Er genoss es zu sehen wie sie errötete unter seinen Worten, wie sie den Blick senkte. Es sah anmutig und natürlich bei ihr aus, nicht aufgesetzt oder gespielt. „Hört auf mir zu schmeicheln… ihr macht mich ganz verlegen.“ „Ich gehe nur den Pflichten eines Prinzen nach.“ „Mich verlegen zu machen?“ „Unter anderem.“, schmunzelte er. „Ihr macht mich schon verlegen genug mit eurem Wissen… Ich komme mir da zuweilen richtig dumm vor.“ „Sagt so etwas nie wieder. Ihr seid alles andere als das. Ihr seid intelligenter als alle Berater meines Vaters zusammen. Nur weil ihr nicht jeden Stern bei seinem Namen nennen könnt, nicht jede Pflanze einzeln benennen, weil ihr nicht jedes Buch in den 9 Welten gelesen habt, seid ihr nicht dumm. Eure Erziehung hat es einfach nicht zugelassen, dafür könnt ihr nichts. Und es ist zuweilen besser nützliches Wissen zu besitzen als den Kopf mit lauter unnützen Sachen zu belästigen. Was nützt es einem die Namen der sämtlichen Sterne zu wissen? Was nützt es einem sämtliche Bücher zu kennen wenn in den meisten nur Halbwahrheiten und Schund steht? Ich möchte solche Worte nie wieder von euch hören, Sigyn. Nur weil ihr eine Frau seid heißt es nicht, dass ihr dumm seid. Ein kluger Geist sucht sich den Körper nicht aus in dem er geboren wird. Intelligenz hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Euer Elternhaus hat euch nur nie die Möglichkeit gegeben euch zu entfalten. Wer euch etwas anderes einreden will gehört bestraft.“ Sie war überrascht und gerührt gleichzeitig von seinen Worten. Der Feuereifer mit dem er gesprochen hatte… „Danke.“, sprach sie leise. „Nichts zu danken… ich habe nur die Wahrheit gesagt.“ „Nun… auch wenn es unnützes Wissen ist… möchte ich dennoch all die Namen der Sterne wissen.“ Er musste schmunzeln. Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- Langsam wachte sie auf, blinzelte mehrmals, gähne herzhaft. Die Strahlen der aufgehenden Sonne wärmten ihr Gesicht. Ein Laut des Wohlwollens entkam ihr. Sie schloss wieder die Augen, kuschelte sich an die Wärmequelle neben ihr, zog die Decke enger um sich. Es roch nach einem heruntergebrannten Feuer, nach einem frischen Morgen, feuchtes Gras durch den Morgentau und etwas anderes, etwas was sie nicht definieren konnte, aber… es… hatte etwas männliches an sich, etwas warmes. Und es roch einfach nur gut… so gut, dass sich gar nicht davon losreißen wollte. Nur ein leises Geräusch irritierte sie etwas. Ein leises, stetige Atmen und ein… leises Schnarchen? Plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz. Es war morgen. Sie war im Freien. Das letzte woran sie sich erinnerte war mit Loki am Feuer zu sitzen und wie er ihr die Sterne gezeigt und erklärt hatte. Mit einem Mal saß sie kerzengerade und sah zur Seite. Loki lehnte gegen den Baumstamm der in der Nacht zuvor noch als Sitzgelegenheit gedient hatte, den Kopf hatte er in den Nacken gelegt, der Mund leicht geöffnet. Sie errötete leicht als ihr bewusst wurde, dass sie die ganze Nacht an seiner Seite verbracht hatte, dass sie an seiner Seite geschlafen hatte und vor allem immer noch einen Arm um ihre Schultern spürte. Sie schluckte einmal leicht bevor sie sich umsah. Alle anderen schliefen noch. Sie warf ihren Blick wieder auf Loki. Ruhe und Frieden strahlte sein Gesicht aus. Und sie musste schmunzeln bei dem leisen Schnarchen. Das passte so gar nicht zu ihm. Und er würde mit der Körperhaltung gewiss unheimliche Nackenschmerzen haben. Noch einmal sah sie sich kurz um bevor sie mit einem leichten Lächeln einfach nur seinen Schlaf beobachtete, sein Gesicht betrachtete. Ein leiser Seufzer entfloh ihr. Sie könnte ihn stundenlang betrachten und dem nicht müde werden. Es klang vielleicht kitschig und so als würde sie über ihn schwärmen, eigentlich tat sie das ja auch, aber… er war einfach wirklich schön… Die hohen Wangenknochen, die perfekt geschwungen Augenbrauen, die Schatten die seine Wimpern verursachten, die Kinnpartie, seine Nase, einfach das gesamte Profil… Sie seufzte leise auf. Es sollte ihr eigentlich peinlich sein zu schwärmen wie eine 13-Jährige. Aber sie konnte nicht anders. Gewiss war sie auch ein wenig blind vor Verliebtheit. Aber noch bevor ihr das passiert ist war er schön in ihren Augen gewesen. Der Kontrast seiner blassen Haut zu den tiefschwarzen Haaren… so schwarz war nicht einmal das Gefieder von Odins Raben. Und dazu die grünen Augen, klarer als Kristalle, schimmernd wie Emaille. Sie zuckte leicht zusammen als er begann sich zu bewegen, als er leise seufzte. Schnell sah sie sich hektisch um, überlegte was sie tun sollte. Es wäre viel zu peinlich wenn er sie dabei erwischte wie sie ihn angestarrt hatte, was sollte er da von ihr denken?! Sie wandte sich dem abgebrannten Feuer zu und tat so als würde sie es wieder anfachen wollen als er seine Augen öffnete. Er tat einen tiefen Atemzug, unterdrückte ein Gähnen und streckte seine Arme. Er seufzte schmerzlich auf als ihm sein steifer Nacken bewusst wurde. „Guten Morgen.“, lächelte er als er Sigyn erblickte, massierte seinen Nacken. „Guten Morgen.“, lächelte sie ebenfalls, blickte zu ihm und der verschlafene Ausdruck in seinem Gesicht ließ ihr ganz warm werden. Schnell wandte sie sich wieder dem Feuermachen zu. „Habt ihr gut geschlafen?“ „Ja, zumindest so lange bis mir mein schmerzender Nacken bewusst wurde.“, lächelte er. „Und ihr?“ „Ganz gut… Ich kann mich nicht beklagen…“ Sie schaffte es das Feuer wieder anzufachen und legte mehr Holz nach. Es war ihr peinlich ihn angestarrt zu haben, überhaupt an seiner Schulter eingeschlafen zu sein… Zum Glück war noch niemand sonst wach, sie wüsste nicht wie sie das erklären sollte. „Seid ihr hungrig?“ „Ein wenig.“ „Es ist ja zum Glück noch einiges übrig von gestern. Ein Wunder bei meinem Bruder und Volstagg.“ Sie kicherte leise. „Ja, bei deren Appetit ist das wahrlich schon ein kleines Wunder.“ Er schmunzelte und sah zu ihr hinüber. „Dann sollten wir uns um ein Frühstück kümmern. Ihr bleibt hier im Lager, ich werde frisches Wasser besorgen.“ Er nahm sich gleich mehrere Trinkbeutel und erhob sich, seufzte noch einmal leicht als sein Nacken sich bemerkbar machte. Sie sah ihm kurz nach wie er davon ging zum nahen Flussufer bevor sie damit anfing sich um das Essen zu kümmern. Als er wiederkehrte war Sigyn schon so weit, dass die Vögel die sie gestern geschossen hatte über dem Feuer rösteten, sie hatte etwas Brot von dem Proviant genommen, dies röstete ebenfalls über dem Feuer. „Ihr würdest problemlos überleben wenn ihr auf euch allein gestellt wäret.“ „Eine Frau sollte sich nie von einem Mann abhängig machen lassen.“, lächelte sie zu ihm hinüber. „Und ich sollte doch zumindest in der Lage sein Essen zuzubereiten, oder?“ „Ich dachte euch widert der Gedanke an in der Küche zu enden und für das leibliche Wohl von Kriegern zu sorgen?“, schmunzelte er. Sie erwiederte das Schmunzeln. „Erst einmal sorge ich für mein eigenes Wohl. Und euch sehe ich auch mehr als Magier denn als einen Krieger. Das ist also etwas völlig anderes.“ Er lachte leise und reichte ihr einen Trinkbeutel. „Ihr dreht es euch wie es euch gerade passt, hm?“ „Ihr etwa nicht?“ Bevor er antworten konnte, raschelte es an den Zelten und er wusste die anderen waren aufgestanden. „Typisch… Sobald etwas zu essen zu riechen ist, sind sie ganz und gar aufmerksam…“ Ein schiefes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Manch einer hat eine Passion für Bücher, ein anderer für Kleidung… und andere für Essen.“ „Bin ich froh, dass ihr eine Passion für Bücher habt.“, lachte er leise. Es dauerte noch ein Weilchen bis die anderen hervorkamen und selbstverständlich erfreut waren über das Frühstück das schon so gut wie fertig war. „Hmmm… das duftet herrlich!“ „Da läuft einem ja schon das Wasser im Munde zusammen!“ „Wie lange seit ihr denn bereits wach wenn das Essen schon fertig ist?“ „Ein Weilchen.“, lächelte Sigyn sachte. „Euer Lager war unberührt, Lady Sigyn.“ Sif´s Blick ruhte misstrauisch auf Sigyn, wanderte zu Loki und wieder zu ihr zurück. Es war kein Geheimnis, dass sie viel Zeit miteinander verbrachten und vertraut miteinander wirkten. Und vertrauen tat sie dem Schwarzhaarigen ohnehin nicht. „Das war es weil ich die Nacht hier draußen verbracht habe. Es war eine so wundervolle ruhige und sternenklare Nacht… Ich habe zu Hause nicht die Möglichkeit dazu. Und seine königliche Majestät Prinz Loki war so nett über meinen Schlaf zu wachen.“, lächelte Sigyn. Loki hatte sich abgewandt, schmunzelte vor sich hin. Natürlich traute Sif ihm kein Stück über den Weg. Das hatte sie früher schon nur selten getan und seit dem Vorfall mit ihrem Haar gar nicht mehr. „Du bist ja ein richtiger Kavalier, Bruder!“, lachte Thor, schlug seinem Bruder auf die Schulter. „Ich gehe nur den Pflichten einen Prinzen, solltest du auch ab und an mal tun.“ „Ich sehe, manchmal schindet das durchaus Eindruck auf Frauen.“, zwinkerte der Blonde und brachte seinen Bruder dazu mit den Augen zu rollen. „Fang lieber mit dem Essen an, dann hältst du wenigstens den Mund…“ „Die Sterne also?“ Thor musste leise lachen. „Ja, lediglich die Sterne, königliche Majestät. Es war sehr zuvorkommend von eurem Bruder meiner Bitte nachzukommen.“ „Ich glaube er würde jedem Wunsch und jeder Bitte von euch nachkommen.“, schmunzelte Thor. „Ich bezweifle das zwar… aber ich bin dennoch dankbar.“ Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her, Thor und Sigyn führten den Tross an als es zurück in den Palast ging. Thor wusste zwar nicht ganz genau was er mit ihr reden sollte, aber schließlich musste auch er sich mal mit ihr beschäftigen. „So… uhm… ihr habt einen wirklich sehr guten Umgang mit der Armbrust. Ihr habt wirklich gute Beute gemacht.“ „Danke. Mein Vater war ein guter Lehrmeister in der Jagd.“ „Ihr hattet schon einmal erzählt ihr seid Einzelkind.“ „Wie ist es, wenn man einen Bruder hat? Wenn man nicht alleine ist? Ich habe mir immer eine Schwester oder einen Bruder gewünscht.“ „Glaubt mir, hättet ihr einen Bruder würdest ihr euch bald wünschen wieder Einzelkind zu sein.“ „Ist es so schlimm? Mögt ihr euren Bruder nicht?“ Thor lachte leise. „Manchmal kann er schon nervig sein. Sei ein Vorbild, nimm deinen Bruder mit, teile dies, teile das, sei nett zu ihm, tu dies nicht, tu das nicht. Aber im Grunde bin ich froh ihn als Bruder zu haben und würde ihn gegen nichts in den neun Welten eintauschen.“, lächelte der Blonde breit und ehrlich. „Da ist immer einer auf den ihr euch verlassen könnt. Immer. Immer einer der zu euch steht. Egal wie hart eine Strafe ausfallen mag. Immer jemand der euch unterstützt, der mit euch Seite and Seite kämpft, auf dessen Rückendeckung ihr euch immer stets verlassen könnt. Jemand mit dem ihr alles teilen könnt, alle Ängste, alle Geheimnisse. Der sich ebenfalls vor dem strengen Blick des Vaters fürchtet wen man etwas angestellt hat, der sich vor denselben Monstern unterm Bett fürchtet, der sich mit euch gemeinsam in die Küche schleicht um Nachwerk zu stehlen des Nachts, der sich mit euch gemeinsam hinaus schleicht wenn ihr Stubenarrest bekommen habt… Besser als jeder Freund es sein könnte. Man ist nie alleine. Und wenn irgendetwas zu Bruch geht, hat man immer jemanden dem man die Schuld zuschieben kann.“, grinste er. Sigyn lächelte sachte über die Ausführung Thors. Es klang ehrlich und herzlich und sie fragte sich wie viel die beiden zusammen wohl schon erleben haben. Ohne jeden Zweifel waren sie sehr gute Brüder wie es schien, auch wenn beider Interessen stark auseinander drifteten und sie völlig unterschiedliche Charaktere hatten. „Jetzt habt ihr mich neidisch gemacht.“ „Beschwert euch bei euren Eltern.“, lachte Thor. „Das werde ich wohl müssen. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie langweilig es ist alleine aufzuwachsen. Nur umgeben von der Amme und der Zofe die einem ständig Vorträge halten was ein Mädchen zu tun und zu lassen hat.“ „Das glaube ich euch. Ohne Loki wäre mein Leben bestimmt auch um einiges langweiliger verlaufen.“, grinste der Blonde breit. „Hilda, es reicht! Mir geht es wunderbar, alles war wunderbar! Ich bin weder angefallen noch überfallen worden. Was denkst du eigentlich? Du musst nicht immer gleich vom Schlimmsten ausgehen, außerdem sind es Männer von Stand. Und soll ich dir was sagen? Ich fand es wundervoll! Ich fand es wundervoll, herrlich wieder jagen zu gehen, ich fand es wundervoll am Lagerfeuer zu sitzen, ich fand es wundervoll vor allem einen Tag lang weg von dir zu sein!“ Sigyn atmete tief durch. „Tut mir Leid… aber du raubst mir zuweilen jeden Nerv… Ich bin erwachsen, Hilda… Ich kann auf mich selber aufpassen, ich weiß selber was gut für mich ist und was nicht. Du musst mich nicht mehr behandel als wäre ich ein kleines Kind, ich kann selber Entscheidungen für mich treffen.“ Sie seufzte schwer und setzte sich. Kaum hatte sie das Zimmer betreten hatte ihre Zofe schon wie ein Wasserfall auf sie eingeredet. „Deine Ängste diesen Männern gegenüber sind unbegründet.“ „Aber…“ „Kein Aber mehr. Ich will von dir in dieser Richtung nichts mehr hören. Ich will nicht mehr von dir hören wie es dir missfällt, dass ich mich oft in der Nähe von Prinz Loki aufhalte, denn ich mag es mich in seiner Nähe aufzuhalten und wenn von ihm sprechen musst, dann nenne ihn gefälligst Prinz Loki und nicht den Magier. Ich will nicht mehr von dir hören was ich anziehen sollte um Thor´s Blick zu schmeicheln, denn ich will ihm nicht schmeicheln. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“ „Ja, Herrin.“, sprach ihre Bedienstete leise nach einem kurzen Zögern. „Du bist lediglich meine Zofe. Nur meine Zofe. Ich bin längst aus dem Alter raus, in dem ich eine Amme benötige…“ Sie verspürte leichte Kopfschmerzen hinter ihrer Stirn und rieb sich die Schläfen. „Und jetzt wäre ich dir Dankbar wenn du mir ein Bad einlassen und mich dann in Ruhe lassen würdest.“ „Sehr wohl, Herrin.“ Es tat ihr ein wenig Leid, aber das war einfach nötig gewesen, Sigyn hatte einfach nicht mehr alles hinunterschlucken können. Sie wusste, dass Hilda nur ihren Pflichten nachkam, aber irgendwo ist auch mal Schluss. Außerdem hatte sie wirklich sehr viel Gefallen an dem Jagdausflug gehabt und die Freude wollte sie sich nicht nehmen lassen. Sie spürte wie ihre Wangen sich wieder rot färbten bei dem Gedanken daran an Lokis Schulter eingeschlafen zu sein, im Freien unterm Sternenhimmel. Wie sie am nächsten Morgen an seiner Schulter aufgewacht war, wie sein Arm um ihre Schultern lag, sein leises Schnarchen. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht bei dem Gedanken. Sie weiß gar nicht wann sie genau eingeschlafen war. Sie erinnerte sich noch daran wie er näher gerückt war, damit sie besser den Sternen folgen konnte auf die er deutete, dessen Namen er ihr gerade aufzählt, die Sternbilder ihr erklärte. Und irgendwann muss ihr Kopf so schwer gewesen sein, dass sie sich an seiner Schulter lehnte und irgendwann muss seine seichte Stimme sie in den Schlaf gelullt haben. Dass er sie offensichtlich nicht in ihr Zelt getragen hatte ließ ihr Lächeln breiter werden, auch wenn es bestimmt nur aus dem Grund gewesen war Sif nicht wecken zu wollen die ihn dann gleich einer Schandtat bezichtigt hätte. Dass er dann stattdessen einen Arm um sie gelegt hatte, ließ ihr Herz ein wenig hüpfen. Sie seufzte leise auf bei dem Gedanken an seiner Schulter aufgewacht zu sein. Selbst das leise, es war wirklich kaum zu hören gewesen, Schnarchen hatte sie nicht gestört. Sie hatte sich mit einem Mal so behütet und geborgen gefühlt… Es war so ein schönes, beruhigendes Gefühl gewesen… Und es ließ ihr jetzt noch ganz warm werden. Sie tat einen tiefen Atemzug um die Gedanken zu verscheuchen und vor allem ihre roten Wangen. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, strich es nach hinten und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen, seufzte leise als das heiße Wasser nur stetig auf ihn niederprasselte. Eine heiße Dusche war schon immer wohltuend gewesen. Er müsste eigentlich über vieles nachdenken im Moment aber stattdessen wanderten seine Gedanken schleichend zu Sigyn. Ehe er sich versah hatte er ihr Bild vor Augen. Das schimmernde Haar, die blauen Augen die so tief wie Meere schienen, die leichte Röte auf den Wangen, das Lächeln auf ihren Lippen… Allein ihr Abbild vor seinem inneren Augen brachte ihn zum lächeln. Seufzend lehnte er den Kopf in den Nacken. Seine Gedanken wanderten weiter zum gestrigen Abend. Die Begeisterung in ihren Augen als er ihr die Sterne erklärt hatte… Und plötzlich war sie eingeschlafen, plötzlich ruhte sie an seiner Schulter. Ihr Gesichtsausdruck war ganz friedlich. Sanft hatte das Feuer seinen Schein auf ihre Haut geworfen, ein zartes Spiel von Licht und Schatten. Im Feuerschein hatte ihr Haar wahrlich wie Honig in der Sonne geschimmert, die langen Schatten die ihre Wimpern warfen, der Hauch von Rot auf ihren Wangen. Er konnte sich nicht anders helfen als sie ganz einfach fasziniert anzustarren. Er hatte noch gezögert, hatte sich kurz umgesehen, bevor er einen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Mit der Hand auf ihrer Schulter zog er sie ein Stückchen näher. Er bemerkte wie ihm noch jetzt ein Schauer über den Rücken rann als er sich an ihr leichtes Seufzen erinnerte, wie sie sich mehr an ihn gekuschelt hatte. Er hatte sie nicht in das Zelt von ihr und Sif getragen weil er sie erstens nicht wecken wollte, es wäre viel peinlicher gewesen wenn sie dann in seinen Armen aufgewacht wäre, und zweitens musste es Sif auch nicht gerade mitbekommen. Die hätte das ganze Lager aufgeweckt und ihn an den Pranger gestellt… Außerdem… war es schön gewesen, ein warmes, schönes Gefühl, sie ihm Arm halten zu können. Er hatte seinen Blick von ihr irgendwann losreißen können, viel zu viele Gedanken waren ihm durch den Kopf geschossen. Viel zu viele Gedanken die mit ihr zu tun hatten. Er hatte stattdessen dann solange in das Feuer gestarrt bis seine Augen ganz müde wurden und er irgendwann selber eingeschlafen war. Er schüttelte sachte seinen Kopf um die Gedanken an ihr schlafendes Antlitz zu vertreiben. Zusammen mit dem heißen Wasser das auf ihn niederprasselte, bescherte es ihm ein viel zu warmes Gefühl im Bauch. Wenn er nur an dieses Reitkleid dachte… Er wusste sehr gut was dieses Gefühl bedeutete, wozu es hinführte, aber so etwas konnte er unmöglich in Verbindung mit Sigyn bringen. Ja, natürlich was sie eine Schönheit. In seinen Augen war sie wunderschön und es wunderte ihn, dass nicht jeder ihr Blicke hinterher warf. Vielleicht weil ihr Haar nicht so strahlend goldig war, vielleicht weil ihr Teint zu blass war, vielleicht waren ihren Augen zu dunkel und tief… er wusste es nicht. Für ihn war sie jedenfalls eine wahre Schönheit. Und sie war klug und intelligent, so sprachgewandt, ihr Talent für Magie, sie war gewitzt und liebreizend, ihre Art zu sprechen, wie sie ihre Hände bewegte wenn sie zauberte… Gerade deswegen konnte er unmöglich seine Gedanken in solch eine… niedere Richtung lenken was Sigyn betraf. Sie war eine Freundin. Nur eine Freundin mit der er einige Interessen teilen konnte. Nur eine Freundin die ihm zuhörte. Nur eine Freundin mit der er offen reden konnte. Nur eine Freundin die der Magie genauso zugetan ist wie er. Nur eine Freundin die seine Anwesenheit den der anderen vorzog. Eine Freundin. Die einzige. Er stützte seine Hände auf die kalten Fliesen, ließ den Kopf hängen und das Wasser auf seinen Rücken und Hinterkopf prasseln. Vielleicht mochte er es deswegen nicht wenn sie mit den anderen sprach. Wenn sie sich in der Nähe seines Bruders aufhielt, wenn sie mit ihm alleine war, wenn sie mit den anderen tanzte. Es war seine Freundin und… der Gedanke überraschte ihn als es ihm plötzlich klar wurde. Er wollte sie nicht teilen. Er war eifersüchtig… Schnell drehte er das heiße Wasser ab und das kalte an. Unsinn. Das war absoluter Unsinn. Das war absolut unmöglich. Er versuchte diese Gedanken abzuschütteln. Er überreagierte einfach nur. Sie war die erste in seinem Leben die er wirklich einen Freund von sich nennen konnte, die ihn nicht nur akzeptierte weil er der Bruder von Thor ist, weil er ein Sohn Odins ist, sondern seiner Selbst wegen. Kein Wunder, dass er da überreagierte. Er zitterte und schüttelte sich leicht als er das kalte Wasser abstellte und aus der Dusche trat, sich ein Handtuch nahm und abtrocknete. Wenigstens hatte er jetzt wieder einen klaren Kopf. Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- Einen Moment lang stand er noch unter dem heißen Wasserstrahl bevor er das Wasser abdrehte. Blind tastete er nach dem Handtuch, wischte sich das Wasser damit aus dem Gesicht und wickelte es sich dann um die Hüfte. Er hatte eine fürchterliche Nacht hinter sich mit zu wenig Schlaf und zu vielen Gedanken, die ihn wach hielten. Selten hatte er sich so elend am Morgen gefühlt wie an diesem Tag. Aber eine heiße Dusche ließ ihn sich gleich viel besser fühlen. Loki schob die milchige Glastür beiseite und trat aus der Dusche. Als er seinen Blick hob, erstarrte er augenblicklich. Da stand Sigyn am Türrahmen gelehnt, die Haare offen, in einem Morgenmantel gehüllt, barfuß. Da lehnte sie am Türrahmen und sah ihn ganz unschuldig an. Der weiße Morgenmantel mit den vielen Rüschen und der Spitze verlieh ihr etwas Elfenhaftes. „S- Sigyn… was… was tut Ihr hier?“ Das Sprechen fiel ihm schwer, seine Kehle fühlte sich trocken an, sein Atem beschleunigte sich plötzlich. „Ihr… wie seid Ihr… Ihr solltet in eure Zimmer… sofort.“ Ein leichtes Zittern ging durch seinen Körper. Nicht nur weil sie wenige Schritte von ihm entfernt stand, sondern weil er auch vollkommen nackt war und nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen hatte. „Aber warum? Freut ihr Euch nicht, dass ich hier bin?“ Wie konnte sie ihn nur mit so viel Unschuld in den Augen ansehen? Warum fragte sie überhaupt warum?! „Ihr… wart so distanziert gestern Abend… ich hatte Angst, ich hätte irgendetwas Falsches gesagt oder getan, was euch erzürnt hat. Ich möchte nicht, dass Ihr böse mit mir seid.“ „Das… das könnte ich niemals, das… Sigyn, bitte…“ Er schluckte schwer, die Worte blieben ihm im Halse stecken. Sie löste sich von dem Türrahmen, kam näher auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Ihre Augen blieben an seiner Brust hängen, wanderten tiefer, sie leckte sich über die Lippen. In ihren Augen konnte er sehen wie sie gefangen war von dem Anblick seines bloßen Körpers, der immer noch nass war, nur langsam trocknete. Er war schlank, aber nicht schlaksig, das wusste er selbst. Er hatte auch Muskeln und einen guten Körperbau, er demonstrierte es nur nicht so sehr wie sein Bruder. Bewunderung und Faszination sah er in ihren Augen. „Ihr… solltet gehen…“ „Ich will aber nicht gehen, Loki…“ Wie sie seinen Namen hauchte, ihren Blick wieder hob und ihn ansah. Zögernd hob sie eine Hand, legte sie auf seine Brust. Er tat einen tiefen, hektischen Atemzug, ihre Berührung fühlte sich an als würde sie ihn verbrennen. Er spürte förmlich wie das Blut in ihm tiefer rauschte. Er tat noch einen tiefen Atemzug, leckte sich über die Lippen, die viel zu trocken geworden sind. Das Gefühl ihrer zarten Fingerspitzen auf seiner Haut, die tiefer wanderten… Er blickte hinunter, sah ihre Hand, die an seinem Körper hinab glitt. Das hier ist Wahnsinn, sie dürfte gar nicht hier sein, sie beide dürften überhaupt nicht zusammen hier sein! Er sollte sie bitten zu gehen, er sollte sie wenn nötig mit sanfter Gewalt aus seinen Zimmern bringen. Aber ihm kam kein Wort über die Lippen, seine Arme waren wie Blei, er konnte sich kein bisschen rühren. Er hob wieder seinen Blick als ihre Finger an seiner Hüfte angelangt waren und ihm stockte der Atem als sie das Handtuch zu Boden gleiten ließ. Er sah wie sich ihre Wangen röteten, sie die Lippen öffnete, Überraschung und Faszination in dem tiefen Blau ihrer Augen. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen als sie ihren Blick wieder hob, die Hand von ihm fortnahm und sich den Morgenrock von den Schultern schob. Lautlos glitt dieser zu Boden und er konnte sehen, dass sie völlig nackt unter diesem war. Er konnte seinen Blick gar nicht mehr von ihr lösen. Eine Haut wie Alabaster, jede Kurve ihres Körpers ging nahtlos in die nächste über, ihre Brüste schienen einfach perfekt und als sein Blick auf das weiche Lockennest zwischen ihren Beinen fiel… „Ich will Euch, Loki… ich will Euch schon so lange…“ Bei ihrer Stimme hob er wieder den Blick und er konnte einfach nicht mehr an sich halten. Sie nackt vor sich zu haben, zu hören, dass sie ihn wollte… Das ausgerechnet diese Frau… Er legte seine Hände um ihre Arme, zog sie näher und drückte seine Lippen auf ihre. Bei den Nornen, ihre Lippen… Noch nie zuvor hatte er etwas so köstliches geschmeckt wie ihre Lippen in diesem Moment. Ihr leises Seufzen zu hören, zu spüren wie sie ihre Hände auf seine Brust legte… Er presste sie stärker an sich, spürte ihre Brüste, die sich gegen seinen Körper drückten, fühlte wie warm ihr Körper war. Er verschlang ihren Mund mit seinem, eroberte ihn mit seiner Zunge. Seine Lippen strichen über ihre, er biss zärtlich in ihre Unterlippe, seine Zunge spielte mit ihrer, ein Laut der Gier entkam ihm. Er konnte fühlen wie ihre Knie weich wurden, wie sie sich mehr an ihn drückte, ihre Arme sich um seine Schultern schlangen, erneut dieser kleine Seufzer… Eine Hand vergrub er in ihrem Haar, den anderen Arm schlang er um ihre Taille. In diesem Moment war ihm alles egal, jeglicher Anstand und jede Etikette. Er drückte sie gegen die nächste Wand, bis in sein Schlafgemach hielt er es nicht mehr durch, dafür war sein Verlangen zu groß geworden. Erneut vernahm er einen Laut der Lust von ihr, der ihm selbst einen Schauer bescherte. Für einen kurzen Moment löste er seine Lippen von ihren, beide schöpften Luft. Ihre geöffneten Lippen, feucht und rötlich. Lust und Erregung in ihren Augen. Er spürte wie die Erregung in ihm selbst immer stärker und drängender wurde, wie das Verlangen in ihm kurz davor war ihn zu überrennen. Seine Männlichkeit presste sich bereits gegen ihren Unterleib, gierte nach ihrem Körper. „Sigyn… ich begehre Euch… Euren Körper, Euren Geist… einfach alles…“ Sein Atem ging bereits keuchend. „Ich will Euch… so sehr wie noch nie zuvor eine andere Frau… ich bitte Euch…“ Er klang schon fast flehend als er eine Hand an ihre Wange legte. Er sah wie ihre Wangen mehr an Röte gewannen, wie ein Schauer ihrem Rücken hinunter rann. „Dann nehmt mich… Ich gehöre Euch, Loki…“ Diese Worte mit ihrer Stimme, aus ihrem Mund… Er küsste sie leidenschaftlich während seine Hände über ihren Körper wanderten. Ein genussvoller Laut entkam ihm als er ihre Brüste umfasste, diese massierte. Weiches, sanftes Fleisch, das seine Hände perfekt ausfüllte, dessen Gewicht sich so unheimlich gut anfühlte, so warm war. Mit einer Hand wanderte er tiefer, liebkoste die Kurve ihrer Taille, die runde Hüfte. Ein helles Keuchen entkam ihr als er seine Finger zwischen ihren Beinen vergrub. Bei den goldenen Äpfeln… wie warm und weich sie war, wie feucht, wie sehr sie nur auf ihn wartete, die seidigen Locken, das sanfte Fleisch… Er konnte nicht mehr länger an sich halten. Er musste sie haben, jetzt! Er umfasste mit beiden Händen ihre runde Kehrseite und hob sie hoch. Sofort legte sie ihre Schenkel um ihn als er sie mit seinem Körper stärker gegen die Wand drückte. Ein Zittern ging durch sie, das konnte er sehen, sie keuchte, die Augen glasig vor Verlangen. Er wollte ihr Gesicht sehen, jede kleinste Regung in diesem. Nichts wollte er verpassen. Tief im Innern wusste er, dass sie besseres verdient hatte. Aber er konnte nicht mehr länger warten. Würde er es noch weiter hinaus zögern, würde es schmerzen. Er stöhnte leise als er sich mit ihr vereinte, hörte wie sie scharf die Luft einzog, hell aufkeuchte und seufzte, spürte wie ihre Finger sich in seinen Rücken drückten. Er verharrte für einen Moment, genoss es einfach nur von ihr ganz umfangen zu sein, sie so zu fühlen und zu spüren, auf diese ganz intime Art und Weise. Alles andere war vergessen in diesem Moment. Seine Lippen streiften die ihren, er leckte über diese. Es hatte sich noch nie so gut angefühlt… warum fühlte es sich jetzt schon wie Valhalla an? Ihr Gesicht war eine Maske aus purer Lust als er begann sich zu bewegen, der Rhythmus war langsam und intensiv, wie sie seinen Namen seufzte und stöhnte… Er glaubte, er müsse vergehen als sie mit einer Hand in sein Haar griff. Mit einem Mal schreckte er auf, keuchte und fuhr sich über das Gesicht. Panikartig sah er sich um. Er war allein in seinem Bett, keine Spur von jemand anderen und vor allem nicht von ihr, kein Geräusch außer seinem eigenen Atem war zu hören. Er war allein… ein Traum… es war nur ein Traum… bei den Nornen, es war nur ein Traum. Erleichtert seufzte er auf und legte sich wieder hin. Es war zum Glück alles nur ein Traum. Alles nur ein Traum… Was trieben die Nornen nur für ein grausiges Spiel mit ihm? Schmerzlich wurde ihm in diesem Moment bewusst, was Sigyn für eine Rolle in seinem Traum gehabt hatte. Er würde ihr nie mehr in die Augen blicken können bei dem Wissen was er von ihr geträumt hatte… wie kam er nur darauf? Wie… So etwas würde sie niemals tun! Ihn so dermaßen… niemals! Sie war eine anständige, wohlerzogene Frau, sie würde sich nie auf dieses Niveau herablassen! Sie würde niemals… vor allem nicht mit ihm… Warum träumte er nur davon? Er könnte ihr das nie antun! Das war unter ihrer Würde, das war völlig undenkbar! Sie war eine Freundin, so etwas träumte man nicht von Freunden! Das war ein absolutes Unding! Er sollte sich in Grund und Boden dafür schämen. Sie zu nehmen als wäre sie eine billige Küchenmagd… Ja, sie war schön und reizend in seinen Augen, aber deswegen träumte man doch nicht gleich so etwas… Er würde ihr nie wieder in die Augen sehen können… Er tat einen tiefen Atemzug, aber sein unübersehbares und vor allem deutlich spürbares Problem war immer noch vorhanden und es gab nur zwei Möglichkeiten um dieses loszuwerden. Warum reagierte sein Körper plötzlich dermaßen heftig auf ihr Bild? Er schlug die Decke zurück und schwang seine Beine über den Bettrand. Er würde die Variante der kalten Dusche nehmen. Mit ihrem Bild in seinem Kopf kam etwas anderes überhaupt nicht in Frage. Er würde ihr dann nie wieder unter die Augen treten können. Für das Frühstück hatte er sich entschuldigen lassen, er würde sich einfach nicht wohl fühlen. Eine fade Ausrede dafür, dass er den Traum noch immer nicht überwunden hatte und Sigyn noch nicht unter die Augen treten konnte. Den ganzen Tag hatte er sich in seinen Zimmern zurückgezogen und es gemieden, Sigyn zu sehen oder ihr gar in die Nähe zu kommen. Er hatte mitbekommen, dass Thor mit Sigyn auf den Markt gegangen war, einen Bediensteten hatte er gefragt was sein Bruder machte heute. Er hatte auch gemerkt wie plötzlicher Unmut in ihm aufgekommen war. Thor wäre doch sicher bald von allem anderen abgelenkt als seine Aufmerksamkeit Sigyn zu widmen. Er hatte leise aufgeseufzt. Es hätte einiges gegeben was er ihr gerne gezeigt hätte, was ihr gewiss gefallen hätte. Wenn nur dieser verfluchte Traum nicht gewesen wäre… Es war später Nachmittag als er sich in seinem Arbeitszimmer aufhielt, an seinem Schreibtisch saß und seine Aufzeichnung durchblätterte, als es plötzlich sachte an der Tür klopfte. Er zog die Stirn kraus und hob seinen Blick. Er erwartete niemanden und hatte auch ausdrücklich gesagt, er wolle heute nicht gestört werden. Leise seufzte er und tat einen tiefen Atemzug. „Herein.“, sagte er dann letztendlich laut genug. Er hielt den Atem für einen Moment an als Sigyn plötzlich in der Tür stand und eintrat. Mit einem Mal wurde ihm ganz heiß und erst als sie die Tür wieder schloss, erinnerte ihn das dumpfe Geräusch daran Luft zu holen. Das Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie sich ihm zuwandte, war entwaffnend. Dass sie hinter ihrem Rücken etwas versteckte, bemerkte er überhaupt nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt zu versuchen ruhig zu bleiben. „Lady Sigyn… was… was tut Ihr hier?“ Als sie näher trat rutschte er etwas unruhig hin und her. „Verzeiht wenn ich störe, das ist nicht meine Absicht.“ „N-nein, nein, Ihr… Ihr wisst doch, dass Ihr nie stört.“ Sie lächelte ihm erneut zu. „Ihr wart nicht beim Frühstück und als gesagt wurde, Ihr würdet euch nicht wohl fühlen, habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht.“ Sie hatte sich gesorgt? Um ihn? Sie war ein so liebreizendes Wesen und er träumte so etwas Absurdes und Schändliches über sie… Er sollte sich in Grund und Boden schämen. „Es tut mir Leid wenn ich Euch unnötig Sorgen bereitet habe, Sigyn. Ich… ich hatte gestern Abend nur zu lange über meinen Arbeiten gesessen und war dementsprechend übermüdet dann am morgen.“ „Wenn es Euch gut geht, dann bin ich beruhigt.“, lächelte sie. Er räusperte sich leise. „Ich… habe gehört, Ihr wart heute mit meinem Bruder auf dem großen Markt. Hat er gefallen? Der Markt?“ Sie nickte heftig. „Oh ja! Der Markt ist wundervoll! So viele Farben, so viele Leute, all diese Gerüche, diese ganze Vielfalt! Was da alles angeboten wird! Ich habe noch nie zuvor so viel Verschiedenes auf einmal gesehen! Plötzlich bekommt ihr Parfums angeboten und fünf Meter weiter Gewürze, dann etwas zu essen und zwei Stände weiter werden euch Bücher angeboten!“ „Ja, beim ersten Mal kann es schon sehr überwältigend sein.“, lächelte er sachte. Plötzlich zuckte er zusammen. „Setzt Euch! Verzeiht, ich… ich weiß nicht wo meine Gedanken… setzt Euch, Ihr müsst nicht stehen, dass wisst Ihr. Verzeiht bitte…“ Sie setzte sich gegenüber von dem Schreibtisch, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen, immer noch hielt sie etwas hinter ihrem Rücken versteckt. „Ja, es war überwältigend. Und ich hoffe, das nächste Mal kann ich mit Euch den Markt besuchen.“ „Ich… ich werde mir Mühe geben. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich natürlich mit meinen Arbeiten zurückgehalten.“ „Das macht nichts. Ich habe diese Gelegenheit genutzt und Euch etwas mitgebracht. Ich hoffe es gefällt Euch.“ „Ihr… Sigyn, das… wieso macht Ihr so etwas, das muss doch keineswegs sein, das ist nicht nötig.“ „Oh doch, das war es.“, schmunzelte sie. „Ich habe es gesehen und dachte mir, Ihr müsst das haben. Ich hoffe natürlich, Ihr habt es nicht bereits.“ „Ihr müsst mir nichts schenken, wirklich, Sigyn. Das muss nicht sein.“ „Ich möchte es aber, Loki. Das was ich euch jetzt gebe, möchte ich Euch unbedingt schenken.“ Er seufzte leise. „Sigyn… für die Zukunft: Ihr müsst niemanden etwas schenken, am allerwenigsten mir. Wenn überhaupt muss man Euch beschenken.“ „Loki, für die Zukunft: Wenn ich das Bedürfnis habe, Euch etwas zu schenken, dann werde ich das auch tun.“, schmunzelte sie. „Und da Ihr nicht dabei wart, musste ich es für Euch kaufen. Sonst hätte es wahrscheinlich irgendein anderer getan, der damit weitaus weniger anfangen an als Ihr. Werdet Ihr es also annehmen?“ Er musste sachte lächeln. „Ja, egal was es ist, ich werde das Geschenk mit dem größten Vergnügen annehmen.“ Sie holte ihre Hände hinter ihrem Rücken hervor und reichte ihm ein Buch. Er beugte sich ein wenig vor und nahm es entgegen. Er besah es sich ausgiebig, bevor er es aufschlug. „Es beinhaltet sämtliche magische Symbole von hier bis Midgard, wie man sie eingesetzt hat, wofür sie dienten und wie man sie noch heute benutzt. Viele davon sind hauptsächlich Glücks- und Schutzsymbole… Aber ich dachte, es könnte vielleicht sehr praktisch und nützlich für Euch sein.“ Er wollte am liebsten aufspringen und sie in seine Arme schließen. Es war so gut wie unmöglich hier irgendetwas in dieser Art aus Midgard zu bekommen. Er hatte zwar keine hohe Meinung von diesen Menschen, aber eines musste er diesen zugestehen, seit tausend Jahren und länger praktizierten sie Magie, auch wenn sie es meist gar nicht wussten, dass sie es wirklich taten. Natürlich bräuchte es nur eine Reise nach Midgard, aber jeder Ausflug wurde ohnehin misstrauisch beäugt… „Danke… Ich… ich danke Euch vielmals, ich… weiß ehrlich gesagt nicht wie ich Euch danken soll… Ihr habt das wirklich auf dem Markt bekommen?“ „Ja.“, nickte sie. „Gefällt es Euch? Könnt Ihr es gebrauchen?“ „Sehr sogar! Das… das ist wunderbar!“ „Dann freut es mich.“, lächelte sie und erhob sich. „Ich möchte euch dann auch nicht weiter stören. Ihr wollt es Euch jetzt bestimmt in Ruhe durchlesen.“ „Nein, nein… bleibt, bitte. Kommt, das müsst Ihr sehen, hier… hier, ein Abraxasstein… und das Shi Yantra, die Triqueta, sämtliche Schutzkreise der Magier zum Beschwören der Geister…“ Das Lächeln auf ihren Lippen wurde breiter als er sie näher winkte, als sie sah wie aufgeregt er wirkte mit einem Mal. Es erleichterte sie zu sehen, dass es ganz offensichtlich das richtige Buch gewesen ist welches sie ausgesucht hatte. „Ich muss gestehen, dass ich ein wenig Hilfe von Eurem Bruder hatte.“ Verwirrt blickte er auf sie hinunter. Er war aufgestanden und hatte ihr seinen Platz angeboten, das Buch auf den Tisch gelegt, sich hinunter gebeugt und blätterte durch das Buch, zeigte ihr alles von Interesse. „Thor…? Wie denn?“ „Nicht direkt… aber er sagte, er habe diesen Einband noch nie bei Euch gesehen. Und das ließ mich etwas sicherer werden in der Wahl meiner Entscheidung.“ „Das ist typisch für ihn… Bilder konnte er sich schon immer besser merken.“, schmunzelte Loki. Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- „Geht es Euch heute besser, königliche Majestät?“ „Viel besser, danke der Nachfrage.“, lächelte Loki zu Sigyn hinüber am Frühstückstisch. „Du solltest dich wirklich nicht so überarbeiten, mein Sohn. Es tut nicht gut bis spät in die Nacht hinein noch über Büchern zu sitzen.“ „Es tut auch nicht gut bis spät in die Nacht hinein noch kitschige Liebesromane zu lesen, Mutter.“ „Das ist etwas anderes…“ „So?“ „Ich muss mich irgendwie von dem Schnarchen deines Vaters ablenken.“ Dieser ließ scheppernd das Messer fallen und blickte seine Frau empört an. „Ich schnarche keineswegs.“ „Du rodest ganze Wälder im Schlaf, mein Lieber. Ich hoffe nur, du hast das nicht an deine Söhne weitergegeben. Und Ihr fragt Euch immer, warum wir Frauen so lange brauchen morgens, das liegt nur daran, weil wir die Augenringe kaschieren müssen, die wir von den schlaflosen Nächten haben.“ Brummend wandte sich der Allvater wieder seinem Essen zu. „Also… bei mir hat sich noch nie eine Dame beschwert.“, grinste Thor. „Was daran liegt, dass noch nie eine lange genug bei dir geblieben ist, um das zu beurteilen, Bruder. Dein Schlafzimmer hat von Zeit zu Zeit mehr Ähnlichkeit mit einem Taubenschlag als mit allem anderen.“ „Ist das etwa Missgunst was auf deiner Zunge liegt, Loki?“ „Missgunst? Weswegen? Darauf, dass du deine Damenbekanntschaften öfter wechselst als Mutter ihre Frisur?“ „Zieht mich nicht in eure Streitereien hinein, Jungs, oder ihr werdet den Palastgarten umgraben mit euren eigenen Händen…“ „Mutter…“ „Nichts da mit ´Mutter`… Noch ein Wort an diesem Tisch und ihr könnt sofort gehen.“ Da beide wussten, ihre Mutter meinte es ernst und würde es auch umsetzen, zur Not sie beide einfach an den Ohren packen und hinter sich herziehen würde, schwiegen die Sprösslinge Odins nun lieber. „Sagt, Sigyn… wie hat Euch der Markt gestern gefallen? Wir haben darüber noch überhaupt nicht geredet.“, lächelte Frigga ihr zu. „Oh, der Markt war ganz fantastisch. Ich war vollkommen überwältigt. Ich habe noch nie zuvor eine solch bunte Vielfalt auf einmal gesehen.“ „Wie ein junges Fohlen, das das erste Mal die Weide betritt.“, grinste Thor. Sowohl Mutter wie auch Bruder sahen ihn empört an. Auch Sigyn hatte ihren Kopf gehoben, schnaubte empört und rückte mit ihrem Stuhl sogar ein wenig fort. „Vergleichst du unseren reizenden Gast in diesem Moment etwa mit einem Pferd?…“ „Ich… aber… nein, ich meinte doch nur weil…“ „Du bist sensibel wie ein Ochse…“ „Es tut mir Leid, Lady Sigyn! Ich wollte Euch keineswegs beleidigen! Es lag mir fern! Ich dachte nur… weil Ihr so aufgeregt wart…“ „Wie ein Rehkitz am ersten Frühlingstag, wie eine Elfe die vom Morgentau gekostet hat, wie eine Nachtigall wenn die Nacht hereinbricht, wie die Lerche am Morgen, es gibt hunderte verschiedene Arten einen charmanten Vergleich zu ziehen und du bezeichnest Lady Sigyn als Pferd?!“ „Nun… von uns beiden kann ja nur einer die silberne Zunge haben.“, lächelte Thor unglücklich. „Und ich habe es im Übrigen auch nicht beleidigend gemeint, ich entschuldige mich vielmals dafür, Lady Sigyn. Mein Bruder hat Recht, Ihr wart vielmehr wie eine Nachtigall am Morgen…“ „Abend!“ „…Abend, als ein Fohlen bei seinem ersten Tag in Freiheit.“, lächelte Thor charmant, nahm ihre Hand in seine und hauchte einen Kuss auf diese. Sigyn murrte leise und zog ihre Hand wieder fort. „Ich nehme Eure Entschuldigung an, königliche Majestät.“ Eine andere Wahl hatte sie ja nicht wirklich. „Wie wäre es mit einem weiteren Ausflug zum Markt? Als Entschuldigung? Ihr habt bei weitem noch nicht alles gesehen.“, grinste der Blonde. „Ich würde Euch gerne begleiten, Lady Sigyn.“ Sogleich legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen als sie zu Loki blickte. „Ich gehe stark davon aus, dass mein Bruder lediglich gezeigt hat, wo man am besten essen kann?“ „So in etwa, ja.“, kicherte sie sachte. „Dann wird es mir ein Vergnügen sein, Euch mehr zu zeigen.“, lächelte Loki. „Wenn Euch irgendetwas gefällt, so scheut Euch nicht mir das mitzuteilen. Wenn Ihr etwas näher Euch ansehen wollt, so sagt es nur.“ „Ich werde mich schon äußern, wenn mir etwas von Interesse erscheint.“, schmunzelte sie und blickte zu Loki auf. „Oh, Moment… hier, nehmt den.“ Loki hatte etwas aus seiner Manteltasche gefischt und als er seine Hand öffnete, lag ein kleiner Stein in dieser. „Was ist das?“ „Es kann schnell passieren, dass Ihr in diesem Getümmel verloren geht. Es ist nur zur Sicherheit. Damit kann ich Euch wiederfinden.“, lächelte er. „Schaut…“ Er holte einen weiteren Stein aus seiner Tasche, beide waren kaum größer als eine Perle. „Seht Ihr das Schimmern? Sie leuchten wenn sie in die Nähe eines anderen ihrer Art kommen.“ „Das sieht wunderschön aus…“, wisperte sie, berührte den einen ganz sachte mit ihren Fingerspitzen. „Je näher sie einander sind, desto stärker leuchten sie und werden wärmer. Nehmt den hier.“ Vorsichtig nahm sie den Stein welchen Loki ihr reichte. „Es ist nur zur Sicherheit. Es wird schon nicht passieren, aber… zur Sicherheit.“, nickte und lächelte er. „Mein werter Bruder hat gewiss nicht an so etwas gedacht.“, sagte er dann etwas lauter. „Was?“ Verwirrt drehte Thor sich zu ihnen, er hatte eben überhaupt nicht zugehört gehabt und war von etwas ganz anderem abgelenkt gewesen. „Nichts von Bedeutung…“ Thor zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder um. Sigyn musste schmunzeln. „Ich werde gut darauf Acht geben. Solange er also leuchtet kann ich mir sicher sein?“ „Ja. Schaut her.“ Er hielt den anderen Stein nah ihren und schon leuchteten beide auf wie zwei winzige Sterne und beinahe brennend heiß wurden sie. Fasziniert sah Sigyn immer noch auf ihren Stein, als Loki seinen längst fort gesteckt hatte. Als sie ihn letztendlich in einer Tasche ihres Rocks versteckte, konnte der Ausflug auf den Markt beginnen. Erneut war es überwältigend für sie in die Masse einzutauchen. Einfach von dem Strom an Leuten mitgezogen zu werden, all die vielen Farben und Gerüche aufzunehmen. Loki hingegen empfand es als ganz angenehm, zivil gekleidet, nahezu unauffällig in der Masse zu verschwinden. Er war kein Freund von solch großen Massen, aber der Vorteil war, dass man zumindest unsichtbar in dieser wurde. Es erstaunte ihn, dass selbst Thor sich unauffällig verhielt, der sonst nie genug Aufmerksamkeit bekam. Aber vielleicht schätzte auch er es ab und an mal nicht Prinz zu sein. Es dauerte gar nicht lange bis Thor seinem Bruder die Hand auf die Schulter legte und sich zu ihm beugte. „In drei Stunden wieder am Palasttor?“ Loki wedelte mit seiner Hand. „Ja, geh du nur deiner Wege…“ Es wunderte ihn nicht. Wer weiß wen oder was er auch immer gesehen hatte und außerdem nutzte er ohnehin die gemeinsamen Ausflüge nur um Vater den pflichtbewussten Prinzen vorspielen der sich für die potentielle Kandidatin interessierte und um sich irgendwann dann abzusetzen. „Viel Spaß.“, zwinkerte Thor ihm dann zu mit einem Nicken zu Sigyn und klopfte ihm auf die Schulter. Loki rollte mit den Augen, schüttelte sachte seinen Kopf und unterdrückte ein Seufzen. Sigyn blickte kurz auf, blickte Thor hinterher und sah Loki fragend an. Dieser zuckte sachte mit den Schultern und erhaschte ein sanftes Lächeln von ihr. Sigyn störte es nicht im Geringsten, dass sie mit Loki nun alleine war. Sie mochte es, es gefiel ihr sogar Außerordentlich, dass er stets eine Hand auf ihre Schulter oder ihren Rücken legte wenn das Gedränge zu dicht wurde. Als wollte er sie sicher dadurch manövrieren und fürchtete sie zu verlieren, würde er von ihr lassen. „Soll ich Euch zeigen, wo Ihr die besten Bücher aus ganz Asgard bekommt?“, fragte er alsbald. Sie nickte heftig. „Oh ja, sehr gerne! Wenn Ihr mir versprecht, dass ich dann nicht später mit Stapeln an Büchern zurückkehre…“ „Das kann ich Euch leider nicht versprechen.“, lächelte er. „Ich fürchte nämlich genau das wird passieren.“ „Dann müsst Ihr mir aber tragen helfen.“, schmunzelte sie. „Euch oder die Bücher?“ Er hoffte es war nicht zu gewagt von ihm, er hoffte sie würde lachen, er hoffte… Sie lachte auf und er tat einen erleichterten Atemzug. „Wenn ich zu lange in diesen Schuhen auf den Beinen bin dann mich, andernfalls die Bücher.“ „Seid Euch gewiss, in jedem Fall bin ich Euch gerne behilflich.“ „Und in jedem Fall bin ich Euch sehr dankbar.“ Er wollte sie direkt weiterführen, sich gar nicht mehr lange in dem Getümmel aufhalten, als sie plötzlich stehen blieb und von etwas ganz fasziniert schien. Es war ihr nur aufgefallen weil das Licht sich darin gebrochen hatte, weil es sie aus dem Augenwinkel geblendet hatte. Sie trat näher an den Stand heran, streckte ihre Hand nach der Kette aus die dort hing und sie geblendet hatte. Ein Stein in Blau und Türkis, ein bernsteinfarbener Fleck befand sich in diesem, gesprenkelt mit Gold… Der Stein faszinierte sie irgendwie, die Farbgebung, dieser bernsteinfarbene Fleck in diesem Blau. „Eine wunderschöne Kette für eine wunderschöne Frau! Ich sehe, dieses Prachtstück ist Euch sofort ins Auge gesprungen! Ich mache Euch ein Angebot, dem könnt Ihr nicht widerstehen! Ihr müsst diese Kette haben, dieser Stein passt perfekt zu Euren Augen, junge Dame, es wird Eure Augen nur umso mehr hervorheben! Eine schöne Frau braucht eine schöne Kette, die ihren wunderschönen, grazilen Schwanenhals betont! Schöne Frauen müssen sich mit schönen Juwelen schmücken!“ Sigyn war überrumpelt über den Redefluss des Händlers und war wie erstarrt im ersten Moment. „I-ich… nein, nein, schon in Ordnung, ich wollte…“ „Diese Frau ist so schön, dass nicht Juwelen sie schmücken, sondern sie die Juwelen schmückt.“ Sie spürte Loki´s Hand auf ihrer Schulter als er näher getreten war, errötete leicht unter seinem Kompliment und blickte lächelnd zu ihm auf. Sie bemerkte gar nicht, wie der Händler ein wenig erbleichte als er offensichtlich den Prinzen erkannte. Natürlich kannte jeder in ganz Asgard die Gesichter der Prinzen, der Odinsons. „Interessiert Ihr Euch für die Kette?“, fragte Loki sie. „Nein, nein.“, schüttelte sie ihren Kopf. „Schon in Ordnung, es… es sah ganz nett aus auf den ersten Blick, aber… ich trage ohnehin so selten Ketten… es ist schon in Ordnung.“, nickte sie und trat von dem Stand fort, ging ein paar Schritte weiter. Er blickte ihr kurz nach bevor er wortlos einige Münzen auf den Tisch legte und die Kette nahm. „Wenn Euch irgendetwas interessiert, dann könnt Ihr das ruhig sagen.“ „Ich war nur kurz aus dem Augenwinkel geblendet und… auf den zweiten Blick war sie dann doch… ich mag ohnehin keine Ketten tragen… Ich dachte, Ihr wolltet mir zeigen wo man am besten mit Büchern versorgt ist?“ „Selbstverständlich.“, lächelte er, die Kette hatte er längst in seiner Manteltasche verschwinden lassen. „Ich warne Euch allerdings.“ „Weshalb?“ „Ihr werdet nie wieder etwas anderes betreten wollen.“ „Ist es etwa so schwer sich jedes Mal loszureißen?“, schmunzelte sie. „Sagen wir es so… ich kehre nie mit weniger als fünf Büchern heim.“, lächelte er ihr sachte zu. Das helle Klingeln eines Glöckchens machte den Besitzer des Ladens auf neue Kundschaft aufmerksam. Der Besitzer blickte auf als die beiden eintraten und kam lächelnd hinter seiner Theke hervor. „Majestät, wie schön Euch wieder zu sehen. Als hättet Ihr geahnt, dass ich gerade heute Morgen wieder eine Lieferung bekommen habe.“ „Habt Ihr die nicht immer erhalten wenn ich komme?“, schmunzelte Loki. „Zufall, Schicksal, Verschwörung? Wer weiß?“, lächelte der ältere Mann. „Ihr habt ja eine liebreizende Begleitung mitgebracht dieses Mal.“ „Das ist Lady Sigyn. Sie derzeit ein Gast meines Bruders.“ „Es ist mir eine Freude Euch hier Willkommen zu heißen, Lady Sigyn. Nennt mich einfach Leif, ich bin stets zu Euren Diensten.“ Sigyn war zuerst völlig gefangen von dem Anblick der sich ihr bot. Sie konnte wirklich nur Bücher überall sehen. Sie sah praktisch keine Wände, überall waren nur Regale, die voll von Büchern waren, bis an die Decke stapelten sie sich. Ein faszinierender Anblick. Ihr Blick wanderte von einer Seite zur anderen. Erst als sie angesprochen wurde, kam sie wieder in das Hier und Jetzt zurück. „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.“, lächelte sie. „Dass seine königliche Majestät mich hierher mitgenommen hat, ist mir eine große Ehre.“ „Einen äußerst liebreizenden Gast habt Ihr da, mein Prinz. Eine ganz charmante Prinzessin.“ „Lady Sigyn ist…“ „Mein Prinz, jede Dame ist eine Prinzessin. Merkt Euch das für die Zukunft.“, schmunzelte der Ältere. „Sucht Ihr etwas bestimmtes, Majestät?“ „Ich würde mir gerne erst ansehen was Ihr neu bekommen habt.“ „Selbstverständlich, ich habe auch gleich alles beiseitegelegt was Euch interessieren könnte.“ „Zuvorkommend wie immer.“, lächelte Loki. „Wart Ihr es je anders gewohnt? Kommt, Ihr müsst Euch die Bücher nicht hier vorne ansehen… Ich gehe davon aus, dass die Prinzessin sich für dieselben Künste interessiert wie der Prinz?“ „Sieht man mir das an?“ „Nein, aber seine Majestät kommt hierher nie in Begleitung.“ „Dann kann ich mich also ganz besonders geehrt fühlen.“, lächelte sie zu Loki. „Viel eher bin ich es der sich geehrt fühlt mit der Anwesenheit einer solch liebreizend Prinzessin.“ Sigyn musste leise auflachen als sie in ein hinteres Zimmer geführt wurde. „Ist er immer so charmant?“, fragte sie leise und beugte sich dabei zu Loki. „Ich weiß es nicht, mich hat er zumindest nie so umschmeichelt.“, schmunzelte er. „Mir hat er höchstens nur auf die Finger gehauen.“ „Weil Bücher über die Schwarzmagie der Elfen nichts für kleine Prinzen sind. Als Ihr noch klein wart, war es zumindest einfach, ich brauchte die Bücher nur auf die obersten Regale zu stellen.“ „Viel genützt hat es dennoch nichts.“, schmunzelte Loki. „Wenn Ihr auch nur einmal hinunter gefallen wäret von der Leiter aus Stühlen, hätte Euer Vater mir den Hals umgedreht.“ Leif hatte sich umgedreht und bedachte Loki mit einem strengen Blick. „Nicht wirklich. Ich glaube meine Mutter hätte dies eher getan als mein Vater.“ „Ihr müsst wissen, meine Prinzessin, so schnell konnte man gar nicht gucken wie seine Majestät die Regale erklommen hatte.“ Loki rollte mit den Augen während Sigyn schmunzeln musste. „Setzt Euch… machen Sie es sich bequem. Möchte die Prinzessin gerne etwas trinken?“ „Nein, danke.“, lächelte Sigyn. „Aber darf ich…“ Sie deutete auf die Regale und der Ältere nickte eifrig. „Selbstverständlich, meine Prinzessin, nur zu. Schauen Sie sich in aller Ruhe um. Ich glaube nicht, dass seine Majestät Sie mitgebracht hat nur weil Sie hübsch anzusehen sind.“, zwinkerte er ihr zu. Während Loki sich setzte, trat Sigyn an die Regale heran. Auch hier stapelten sich die Bücher bis an die Decke. Ab und an kam das Sonnenlicht durch einige kleine Fenster, die nicht mit Büchern zugestellt waren. Aber dadurch herrschte ein angenehmes Licht in diesem Zimmer. Es roch nach Staub und alten Büchern, nach Papier und Tinte, altem Leder und Holz. Sie fühlte sich sofort wohl dort. Während Leif die Bücher brachte, die er für Loki aussortiert hatte, ging sie an den Regalen entlang. Mit den Fingerspitzen glitt sie über die Buchrücken, spürte raues Leinen, rissiges Leder, glattes und weiches Leder, weiches und frisches Leinen, spürte die eingestanzten Buchstaben in den Stoffen. Sie ließ ihre Augen über die Titel gleiten, über goldene und silberne, schwarze und rote Lettern. Alles Mögliche an Titeln konnte sie hier sehen. Da war ein Gedichtband, dort ein Märchenbuch, da wiederum eines über Kriegsführung, dann sah sie einen Band über Kräuterkunde… „Ist das hier… irgendwie sortiert?“ „Ich brauche nichts sortieren.“, hob Leif seinen Blick. „Ich weiß wo jeder einzelne Titel steht. Ich betreibe dieses Geschäft schon so lange, meine Prinzessin… Sagt mir was Ihr braucht und ich hole es Euch.“ „Wirklich jeden einzelnen Titel?“ „Jeden einzelnen Titel.“ „Ihr müsst ein außerordentliches Gedächtnis haben.“ „Das kommt mit dem Alter.“, schmunzelte er. Während Loki sich nun den Büchern widmete und sorgfältig sich jedes einzelne von den zurückgelegten ansah, begann Sigyn durch den ganzen Laden zu streifen. Das mussten mehr Bücher sein als selbst im Palast vorhanden waren, wunderte sie sich. Wirklich überall stapelten sie sich. Der Geruch der Bücher, die angenehme Stille, das sanfte Licht, sie empfand es dort fast schon märchenhaft zusammen mit dem Labyrinth aus Regalen und Büchern. Sie war so sehr davon gefangen, dass sie gar nicht bemerkte wie die Zeit verrinn. Sie hörte zuerst auch gar nicht wie man nach ihr rief. Erst nach einigen Malen hörte sie Loki´s Stimme, die nach ihr rief. Sie wirbelte herum, sah sich um. Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen. „Ich bin hier!“ Aber langsam ging sie tiefer in die Regalreihe, entfernte sich mehr. „Sigyn?“ „Hier drüben!“ Sie verschwand hinter einer weiteren Reihe. Sie konnte seine Schritte hören und musste ein Kichern unterdrücken. Sie ging weiter, beschleunigte ihre Schritte als sie seine näher kommen hörte. „Sigyn…“ „Das ist ja ein wahres Labyrinth hier.“ „Sigyn, wirklich…“ Sie nahm das Band, welches ihre Haare zusammenhielt und wickelte es um eine Regalstrebe. „Hier drüben bin ich, Majestät! Ich befürchte, ich habe mich heillos verlaufen zwischen all den Büchern und finde nicht mehr hinaus.“ Er seufzte leise, hielt kurz inne bevor er weiter ging. „Irgendetwas an Eurem Tonfall sagt mir, dass dem nicht so ist.“ Er folgte dem Klang ihrer Stimme und den Schritten, konnte sogar die feinen Nuancen von Zimt und Haselnüssen ausmachen, die von ihrem Haar ausgingen. Er stockte kurz als er ihr Haarband fand… „Ihr seid also wirklich zum Spielen aufgelegt?“ „Ihr habt vorhin noch gesagt es wäre so einfach mich wiederzufinden.“ Er schmunzelte, nahm das Band an sich. „Oh… das ist es auch.“, hauchte er. Sie ging weiter, warf einen Blick über ihre Schultern. Zu sehen war er noch nicht. Als sie ihren Blick wieder nach vorne wandte, schrak sie auf als plötzlich Loki vor ihr stand. Sie stolperte zwei Schritte zurück, erschrak erneut als sie gegen etwas stieß. Sie wandte sich um und… da stand ebenfalls Loki. Verwirrt blickte sie von einem zum anderen und brauchte einen kurzen Moment um zu realisieren, dass da Magie mit im Spiel war. Sie begann zu schmunzeln, blickte noch einmal zwischen beiden hin und her, bevor sie auf einen zuging. „Woher habt Ihr das gewusst?“, fragte er sie lächelnd, sein anderes Ebenbild verschwand. „Nennt es weibliche Intuition.“, lächelte sie, fischte ihr Haarband aus seiner Hand und ging an ihm vorbei mit einem Zwinkern. Schmunzelnd sah er ihr nach. „Weibliche Intuition?“ „Außerdem wurde der Stein in meiner Tasche ganz warm.“ Sie flocht sich ihre Haare wieder korrekt und band diese zu. Dass sie ihm zugezwinkert hatte, ließ sein Schmunzeln zu einem Lächeln wachsen. „Ihr hattet mich gesucht? Seid Ihr etwa schon fertig mit den Büchern?“ „Mit den Büchern bin ich niemals fertig.“, lächelte er. „Ich hatte mich nur gewundert wohin Ihr verschwunden wart. Ich fürchtete schon, Ihr seid verschollen gegangen hier.“ „Ihr habt befürchtet?“ Ihr Schmunzeln erinnerte ihn an den mehr oder minder fürchterlichen Traum den er gehabt hatte und er musste tief durchatmen. „Was sollte ich denn sagen wenn ich alleine in den Palast zurückkehre? Ich hätte euch zwischen all den Büchern verloren?“ „Würdet Ihr denn überhaupt ohne mich zurückkehren?“ „Nicht ehe ich Euch gefunden hätte.“ „Ein wahrer Prinz.“, lächelte sie. „Auf das weiße Ross müsst ihr leider verzichten.“ „Wer will schon ein weißes Ross bei so einem Prinzen?“ Erneut dieses Zwinkern, das ihn lächeln ließ. „Meine liebste Sigyn… versucht Ihr gerade mit mir zu schäkern?“, amüsierte er sich und sah es gerne, wie ihre Wangen sich schlagartig röteten. „Seit wann seid Ihr denn in Begleitung einer jungen Dame, mein Prinz? Ein wahre Rarität und dann bringt Ihr sie auch noch gleich hierher.“ Leif konnte sich ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen als Sigyn das Zimmer verlassen hatte um den Laden zu erkunden. „Sie ist ein Gast der Familie.“ „Einen Gast dem Ihr besondere Aufmerksamkeit schenkt.“ „Weil sie nicht irgendein Gast ist.“ Loki blickte gar nicht erst von dem Buch auf, das er genommen hatte und es durchblätterte. „Aber so besonders in Euren Augen, dass Ihr sie hierher mitnehmt.“ „Was wollt Ihr damit sagen?“ „Wie steht sie zur Magie?“ „Sie ist talentiert.“ „Sie übt sie aus?“ „Sehr gut sogar.“ „Ihr bringt ihr die Magie bei?“ Loki hob seinen Blick. Sein Gegenüber sah ihn leicht entsetzt an. „Ja… und? Warum sollte ich nicht?“, zuckte er mit den Schultern. „Mein Prinz… eine junge Dame…“ „Die es wollte. Sie wollte es, Leif. Ich tue ihr damit nur einen Gefallen und es wäre zu schade ihr Talent unbeachtet zu lassen.“ „Es ist nicht nur die Magie wie mir scheint.“ „Wollt Ihr mir auch damit etwas sagen?“ Loki hob eine Braue, ließ das Buch in seinen Händen etwas sinken. „Ihr habt noch nie, niemals, irgendjemanden mit hierhergebracht. Ich bezweifle sogar, dass Ihr irgendwem von mir und meinem Geschäft erzählt habt. Mein Prinz…“ Er setzte sich ihm gegenüber, legte seine Arme auf den Tisch und faltete seine Hände ineinander. „Seit Ihr ein kleiner Junge wart kenne ich Euch… und so gut mittlerweile um zu wissen, dass Ihr nie jemanden von hier erzählt weil es Euer Reich ist. Etwas, was Euch ganz alleine gehört, was Ihr mit niemanden teilen müsst, was Euch niemand wegnehmen kann. Wo Ihr einfach Ihr selbst sein könnt. Wo Ihr Euch zurücklehnen und alles andere vergessen könnt. Und in dieses Reich, Euer Heiligtum, bringt Ihr diese junge Frau mit… Mein lieber Prinz… Sie ist nicht nur irgendein Gast. Ich sehe es Euch an der Nasenspitze an.“, schmunzelte er. „Wie lange ist sie denn schon Gast der königlichen Familie?“ „Es ist ihr zweiter Besuch.“ Auf das andere ging er gar nicht erst ein. „Und Ihr sagtet vorhin, sie wäre ein Besuch Eures Bruders.“ „Mein Bruder soll sich dem Ernst des Lebens zuwenden.“ „Ahh… er ist also auf Brautschau. Und er scheint die junge Dame soweit interessant zu finden, dass er sie erneut eingeladen hat.“ „Ganz genau…“ Leif schmunzelte, das Schmunzeln wuchs zu einem Lächeln an. „Aber sie vertreibt sich lieber die Zeit mit Euch zwischen staubigen Büchern.“ „Weil sie intelligent ist und weiß was gut ist.“ „Hmm… Ihr bezeichnet sie sogar als intelligent… Eine Dame, die Euch beeindrucken konnte…“ Mit einem Seufzen ließ Loki das Buch sinken und legte es auf den Tisch. „Sie ist eine Freundin… nur Freunde, die sich gut verstehen und ein paar Gemeinsamkeiten haben. Nicht mehr. Und nicht weniger.“ „Ich bitte Euch… Jemand der sich für Magie begeistert wie Ihr. Sie ist eine junge Dame, Ihr seid ein junger Mann…“ Loki´s Blick wurde finster und er erhob sich. „Ich sage nur wie ich das sehe.“ „Dann seht Ihr falsch…“ Er hatte ihm den Rücken zu gedreht und verließ den Raum. Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Verwirrt blickte Sigyn auf das kleine Kästchen welches auf ihrer Frisierkommode stand. Ein kleines, grünes Kästchen das da noch nie vorher gestanden hatte, nicht einmal so groß wie ihre Handfläche. Dunkelgrün mit einer hellgrünen Schleife drum herum. „Hilda? Kannst du mir das hier erklären?…“, fragte sie verwirrt als sie sich setzte. „Das wurde für Euch abgegeben, Herrin.“ „Warum habt Ihr es mir nicht gleich gegeben? Von wem ist das?“ „Das weiß ich nicht, Herrin. Ein Bediensteter hat es mir an der Tür überreicht mit der ausdrücklichen Bitte seines Herrn, es so zu platzieren, dass Ihr es unverzüglich sehen würdet, sollte es Euch aber nicht sofort überreichen.“ Sigyn sah ihre Zofe mit einer erhobenen Braue skeptisch an. „Und dieser Bediensteter hat dir nicht gesagt wer sein Herr ist?“ „Nein, Herrin… Wie wollt Ihr Eure Haare für heute Abend haben?“ Hilda trat näher heran, stellte sich hinter sie und nahm eine Bürste von der Kommode. Langsam begann sie das Haar zu bürsten, die weichen Borsten streichelten es und würden es so lange tun bis das Haar glänzte und seidig weich war. „Hochgesteckt, vollkommen. Es ist so warm heute, ich möchte nichts im Nacken haben…“, sagte Sigyn während sie das Kästchen nahm. Sie hatte keine Idee wer ihr etwas schenken könnte und schon gar nicht was. Sie löste die Schleife, legte das Band dann auf die Kommode und nahm den Deckel der kleinen Schachtel fort. Ihre Augen wurden ganz groß, es fiel ihr schwer den Mund wieder zu schließen. Langsam legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen als sie die Kette aus der Schachtel nahm und diese fortstellte. „Das ist wunderschöne Kette, Herrin. Schlicht aber schön. Das Blau passt zu Euren Augen.“ „Ja…“, hauchte Sigyn. „Eine wirklich schöne Kette…“ Denn es war genau dieselbe Kette die sie am Tag zuvor auf dem Markt gesehen hatte. Sie blickte in den Spiegel vor sich, sah wie rot ihre Wangen geworden waren. Sie spürte wie ihr das Herz schneller schlug, wie warm ihr wurde, wie wieder dieses kribbelnde Gefühl sich ihr ausbreitete bei dem Gedanken, dass nur Loki es gewesen sein konnte. Nur er wusste, dass sie die Kette bewundert hatte, nur er konnte es gewesen sein der ihr das Kästchen hatte überbringen lassen. Dass er die Kette gekauft hatte… Sogleich legte sie sich die Kette um, sah weiterhin in den Spiegel und strich mit ihren Fingerspitzen über den Stein. „Ob das ein Geschenk vom Prinzen ist?“ „Ja… vom Prinzen… gewiss vom Prinzen…“ „Seine königliche Majestät wird ja ganz aufmerksam was Euch anbelangt. Er scheint wirklich Gefallen an Euch zu finden.“ Sigyn seufzte leise. „Vielleicht…“ Sie wusste ja, dass sie nicht von ein und demselben Prinzen sprachen. Er hielt den Stein gegen das Licht, drehte ihn langsam in seinen Fingern. Das Blau erinnerte ihn wirklich an ihre Augen, der bernsteinfarbene Fleck an ihr Haar. Die goldenen Flecken an ihr Lächeln, denn es strahlte ebenso sehr wie das Gold in der Sonne. Darüber würde sie sich gewiss freuen. Sie hatte diese Kette so fasziniert angeschaut… Er musste lächeln als er sich ihr Gesicht vorstellte wenn sie die Kette in der Hand halten würde. Wie ihre Augen sich weiten würden vor Überraschung, wie sie dann beginnen zu glänzen vor Freude, das Lächeln auf ihrem Gesicht… Alleine deswegen ist es wert, dachte er sich. Sachte legte er das Schmuckstück in ein kleines Schächtelchen. Er hatte nicht widerstehen können ein grünes zu nehmen. Er steckte den Deckel drauf und band es zu. Damit fertig läutete er nach einem Bediensteten. Als dieser eintrat erhob er sich und überreichte ihm das die kleine Schachtel. „Er soll das zu Lady Sigyn bringen. Übergebe Er das ihrer Zofe. Sie soll es ihr nicht direkt geben, sie soll es irgendwo platzieren wo sie es leicht finden kann, Frisierkommode oder dergleichen. Hat Er das verstanden?“ „Jawohl, königliche Majestät. Es soll der Zofe Lady Sigyns übergeben werden damit diese es in guter Sichtweite ihrer Herrin platziert.“ „Genau und jetzt geh Er.“ „Soll ich noch etwas ausrichten, königliche Majestät?“ „Nein, übergebe Er einfach das Kästchen.“ Der Bedienstete verneigte sich bevor er rückwärts den Raum verließ und die Tür schloss als er ging. Kaum war dieser verschwunden war sich Loki nicht mehr ganz so sicher… Einerseits wollte er es ihr schenken. Sie hatte ihm etwas geschenkt, also wollte er auch ihr etwas schenken um es wieder gut zu machen. Und die Kette hatte ihr gefallen. Sehr sogar. Aber er wusste auch… Freunde schenkten sich nicht einfach so Schmuck… Eigentlich schenkten Freunde sich gar keinen Schmuck. Und eigentlich sollte er ihr auch keinen Schmuck schenken. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie wissen würde von wem das Schächtelchen kam. Schließlich war er der Einzige der von der Kette wusste, der gesehen hatte wie sie sich dafür interessierte. Sie hatte die Kette zwar bewundert, aber er wusste nicht wie sie darauf reagieren würde. Er wusste es wirklich nicht. Schmuck zu schenken war schließlich etwas vollkommen anderes als ein Buch. Er würde es wohl oder übel erst am Abend erfahren, vorher musste er damit leben, dass die Ungewissheit ihn quälte. Die Ungewissheit hatte ein Ende als er sie eintreten sah in den Saal. Erleichterung ergriff ihn als er sah, dass sie die Kette trug, als sie ihm zulächelte. Er überging das nagende Gefühl, dass in ihm plötzlich anstieg als sie sich neben seinen Bruder setzte. Er tat es als albern ab, schließlich saß sie immer neben Thor. Die Missgunst, die in ihm aufstieg, war also vollkommen irrational und vor allem unbegründet. Er wusste ja, dass sie nicht hier war weil sein Bruder sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Es fiel ihm schwer die ganze Zeit über, auch während des Essens, sie nicht anzustarren. Vielleicht lag es nur daran, dass sie die Kette trug, das was er ihr geschenkt hatte. Vielleicht auch weil sie einfach zu umwerfend aussah an diesem Abend, weil sie förmlich strahlte. Wenn sie ihm zulächelte, wurde ihm ganz warm und er konnte nicht anders als auch ihr zuzulächeln. Der Abend wurde lang, es dauerte nicht lange bis Musik gespielt wurde, bis man begann zu tanzen. Es war noch immer warm in dem Saal, nahezu alle Räume waren noch ganz aufgeheizt vom Tag. Er konnte sich nicht daran erinnern wann es das letzte Mal so warm hier gewesen war. Eine richtig festliche Stimmung kam auf, heute schien offensichtlich jeder gut gelaunt zu sein. Becher knallten auf die Tische, man sang, lachte und redete. Es wunderte ihn, dass Sigyn schon nach kurzer Zeit wieder Platz nahm, obwohl sie so gerne tanzte. Nun gut, sein Bruder war auch alles andere als ein guter Tänzer. Aber er sah ihr an, dass sie sich nicht wohlzufühlen schien. Sie war etwas blass geworden, atmete schwer und nippte nur ein wenig an ihrem Becher. Ihre ganze Haltung verriet wie angespannt sie war. Er sah sich kurz um, es schien wohl niemand anderes es zu bemerken. Langsam erhob er sich, ging um den Tisch herum auf sie zu und beugte sich zu ihr hinunter. Sie musste sich auf die Zunge beißen und einen Schauer unterdrücken als sie seine flüsternde Stimme hörte, seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen blickte sie zu ihm auf, nickte sachte bevor sie ihre Hand auf seinen Arm legte und sich erhob. Sie stimmte sofort zu als er sie in die Gärten führen wollte, um ein wenig an der frischen Luft zu spazieren. Sobald sie im Freien waren tat sie einen tiefen Atemzug. Erst jetzt merkte sie wie warm und stickig es im Innern eigentlich war. Hier an der frischen Luft fühlte sie sich gleich besser. „Vielen Dank.“ „Nichts zu danken. Ihr saht aus als würde ein wenig frische Luft Euch gut tun. Es ist wahrlich auch viel zu warm im Innern.“ „Ich meine die Kette.“, schmunzelte sie. „Oh… das… nun… Sie gefiel Euch offensichtlich und… Ich dachte mir ich könnte Euch damit eine Freude bereiten.“ Er zuckte mit den Schultern, sah zur Seite weg. „Das habt Ihr damit auch getan.“ „Sie sieht… auch wirklich wundervoll an Euch aus.“ „Danke.“ Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her ehe er seine Stimme wieder erhob. „Geht es Euch besser?“, fragte er freundlich. „Ja, viel besser, vielen Dank.“, nickte sie und lächelte zu ihm hinauf. Dieses Lächeln zauberte auch ihm eines auf das Gesicht. Über ihnen war es tiefste Nacht und die Sterne funkelten und glitzerten um die Wette. Von Weitem konnte man den Schimmer erkennen, den der Bifröst ausstrahlte. Auch hier draußen war es noch warm, aber weitaus angenehmer als drinnen. Die goldenen Wände sogen praktisch alle Sonne und Wärme auf, kein Wunder, dass die Räume alle wie aufgeheizt waren. „Wollt Ihr Euch setzen?“, fragte er dann und deutete auf eine Bank. Sie nickte sachte und raffte den Saum des Kleides, setzte sich. Während er sich neben sie setzte, strich sie die Falten aus ihrem Kleid. „Es ist wirklich wunderschön hier. Solch eine Blumenpracht bekommt man nicht oft zu sehen. Ich bin jedes Mal darüber erstaunt.“ „Der Stolz meiner Mutter… Mein Vater hat hier nichts zu melden.“, lächelte er. „Ich denke, der Stolz Eurer Mutter seid Ihr und Euer Bruder.“ Ihr Lächeln war so liebreizend, es ließ ihn aufseufzen. Im Licht des Mondes schimmerten ihre Augen richtig und es gefiel ihm wie sie den Garten bewunderte. Es gefiel ihm wie sie lächelte, wie ihre Augen funkelten, wie das Mondlicht ihre Haare heller schimmern ließ. Es gefiel ihm sogar, dass ihr Nacken völlig bloß war. „Es ist faszinierend… wie viele Blumen es doch gibt. Wie unterschiedlich sie alle sind in Form, Farbe, Duft… Manche können heilen, andere tödlich sein… und dabei sind es… ´nur` Blumen.“ Als sie ihren Blick ihm wieder zuwandte hielt er ihr einen Zweig mit wunderschönen blauen bis violetten Blümchen hin. „Ihr seid wahrlich ein Magier…“, lächelte sie und nahm den Zweig entgegen. „Die sind wunderschön.“ „Das ist die Belladonna.“, lächelte er. „Ich hatte Euch davon erzählt.“ „Ja, eine Tinktur aus der Belladonna hilft gegen Verbrennungen.“ „Genau. Die Blüten sind schön anzusehen… äußerlich kann sie heilen, aber nimmt man die Früchte zu sich, sind sie tödlich. Sie ist perfekt für Salben und Tinkturen. Aber wenn man sie schluckt in hohen Dosen ist sie giftig. Ein klein wenig ist ungefährlich, sie wirkt dann eher wie eine Droge.“ „Das etwas so schönes, so gefährlich sein kann…“ „Es gibt viel Schönes das einen töten kann.“ „Glaubt Ihr das etwa auch von mir?“, schmunzelte sie. „Ihr seid schön, ohne Zweifel. Es hat hier vielleicht nicht viel zu bedeuten, es gibt hier viele schöne Frauen… aber… Ihr seid es auf eine besondere Art. Genauso wie diese Blume. So schön… dass sie einen in den Tod verführen kann.“ Sie lachte leise. „Seid unbesorgt, Loki, ich habe keineswegs vor Euch in den Tod zu führen.“ „Das ist beruhigend.“, lachte er. „Das könnte ich niemals.“ Er hingegen wusste, dass es einige gab, die ihn gewiss liebend gerne tot sehen würden. „Seid ihr Euch da so sicher?“ „So sicher war ich selten. Ihr habt mir erneut meinen Aufenthalt hier um ein vielfaches versüßt. Ich hätte mich zu Tode gelangweilt ohne Euch. Außerdem würde ich unsere Gespräche fürchterlich vermissen.“ Lächelnd legte sie ihre Hand auf seine. Die Geste, das Gefühl ihrer Hand auf seiner, überrumpelte ihn dermaßen, dass er starr auf diese hinab sah. Ihre weiche, sanfte Hand auf der seinen. Die Wärme ihrer Hand auf seiner zu spüren. Noch nie hatten sich ihre Hände berührt, noch nie hatte ihre Hand auf seiner gelegen. Erst zu spät bemerkte er, dass sie sich zu ihm hinüber gebeugt hatte, zu späte schaute er auf und… und plötzlich lagen ihre Lippen auf den seinen. Auf den warmen Lippen konnte er den Met schmecken, den sie vor wenigen Minuten noch getrunken hatte. Ihr Duft umhüllte ihn wie ein Kokon, ein Duft so süß und verführerisch… Er konnte noch immer nicht ganz beschreiben was es war… eine feine Nuance von Zimt, der Hauch von Haselnüssen… das war das Einzige, was er herausfiltern konnte. Düfte, die er nur noch mit ihr in Verbindung brachte. Zögerlich legte er seine freie Hand auf ihre Wange. Unter seiner Hand spürte er die Wärme ihrer Wange, die ein reizendes Rot annahm. Eine Wärme die ein angenehmes Prickeln auf seiner Haut verursachte. Erst als sie ihre Lippen von einander trennten, merkte er, dass er eigentlich noch Luft zum Atem benötige. Obwohl er sonst immer wusste was er zu sagen hatte, versagte seine silberne Zunge bei dem Blick in ihre Augen, den Anblick ihrer erröteten Wangen und dem zarten Rosa ihrer Lippen. Verlegen räusperte er sich, sprang auf und trat einen Schritt zurück, wandte den Blick ab, wandte ihr den Rücken zu. „Verzeiht… Lady Sigyn… Es… ich sollte Euch wieder in das Innere begleiten…“ Er versuchte wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Versuchte die plötzliche Nervosität in sich zu unterdrücken. Das… das was eben geschehen war, war so surreal… Sie war doch nur eine Freundin… Freunde küssen sich doch nicht. Und dennoch fühlte er wie ihm das Herz plötzlich raste, wie das Atmen ihm schwer fiel, wie ihm heiß und kalt zugleich wurde. In seinem Kopf drehte sich alles. Träumte er wieder? „W-warum? Es… ist doch angenehm hier draußen.“ Ihrem fragenden Blick wich er aus. Was hatte er eigentlich getan, so etwas gehörte sich einfach nicht! Er wusste was Anstand war und dies hier hatte gerade nichts mehr damit zu tun gehabt. Sie… sie war doch nur hier weil sie… für seinen Bruder in Frage kommt als Braut, für seinen Bruder! Wieso… „Ich… will Euch in keine unangenehme Situation bringen, einer in der Familie sollte immerhin Anstand bewahren, man glaubt es kaum aber es gibt hier genügend für die solch ein Szenerie ein gefundenes Fressen ist um zu reden und ihr ahnt ja nicht wie spitz die Zungen am Hofe sein können und…“ Ehe er sich versah war sie aufgestanden und wurde er in seinem Redefluss gestoppt indem er erneut ihre Lippen auf seinen spürte. Dieses Mal mit mehr Druck und ihre Hände, die den Revers seiner Kleidung ergriffen und ihn zu sich hinunter gezogen hatten. Solch eine Impulsivität hätte er nicht von ihr erwartet, aber es gefiel ihm. Ein weiteres Mal verlor er sich in dem Kuss, konnte nicht anders als seine Augen zu schließen und die Hände auf ihren bloßen Schultern zu platzieren. Die Wärme ihres Körpers unter seinen Händen zu fühlen… er wollte mehr davon, soviel mehr. Aber… verdammt noch eins! Sie war hier weil sie als Braut für seinen Bruder in Frage käme! Außerdem war sie eine Freundin. Nur eine Freundin. Er… er konnte doch nicht… auch wenn sein Bruder manchmal seiner Meinung nach so etwas verdient hatte… aber… es wäre solch eine Verschwendung wenn sie wirklich… Thor hätte sie einfach nicht verdient, sie war viel mehr als ein hübsches Anhängsel, das man präsentieren konnte zu offiziellen Anlässen. Sie war klug, gebildet, hatte ihren eigenen Willen, verstand etwas von Magie! Sie schenkte ihm richtige Aufmerksamkeit, mit ihr konnte er diskutieren! Einfach reden! Sie hörte ihm zu! Vor allem hörte sie ihm zu…. Aber da war immer noch der Gedanke an seinen Bruder. Seine Eltern hatten sie hierher geladen weil Thor auf Brautschau war, nicht er. Aber… wie weich ihre Lippen waren, wie sanft ihre Haut sich unter seinen Fingern anfühlte, die Wärme die sie ausstrahlte, wie ihre Augen funkelten und erst ihr Lachen… Plötzlich waren Schritte zu hören und dies ließ sie beide aufschrecken und auseinander treten. Eine Dienerin seiner Mutter trat um die Ecke und knickste als sie beide entdeckte. „Königliche Hoheit, Eure Mutter schickt mich, man vermisst Euch und die Lady auf dem Fest.“ „Soll Sie der Königin sagen, dass wir uns gleich zu ihr begeben.“, nickte der Prinz, räusperte sich leise. Als die Dienerin verschwunden war wandte er sich wieder Sigyn zu, tat einen tiefen Atemzug. „Lady Sigyn… wir sollten uns wieder in das Innere begeben.“ Sachte nickte sie. „Das sollten wir wohl.“ Und sie hakte sich bei ihm unter als er ihr seinen Arm anbot. Er sollte so schnell wie möglich vergessen was eben geschehen war, sicherlich hatte sie nur einen Becher Met zu viel gehabt, das Getränk hatte ihr den Verstand umnebelt. Sie würde es bereuen wenn sie wieder bei klarem Verstand war. Aber ihre Hand auf seinem Unterarm zu spüren erschwerte ihm sein Vorhaben. Wieder im Festsaal angelangt, sah er schon von Weitem seine Mutter mit seinem Bruder zusammen stehen. „Da seid ihr ja wieder.“, lächelte Frigga. „Schön euch wieder hier zu haben. Geht es Euch wieder besser?“, fragte sie Sigyn. „Vielen Dank, Majestät. Mir geht es wieder ausgezeichnet, der Met war nur ein wenig zu viel für mich.“, lächelte Sigyn entschuldigend und knickste vor der Königin. Wie er gedachte hatte, nur ein wenig zu viel Met. Irgendwie enttäuschte der Gedanke ihn sogar und das Gefühl mochte er nicht. „Wunderbar.“, lächelte die Königin. „Ich habe schon angefangen Euch zu vermissen.“, lächelte Thor. „Lust auf ein Tänzchen?“ „Sehr gerne.“, lächelte Sigyn, löste sich von Loki und legte ihre Hand in die von Thor. Loki und Frigga sahen ihnen beide nach wie sie die Tanzfläche betraten. „Ich muss dir danken, mein Sohn. All seine Fehler weißt du sie vergessen zu lassen.“, lächelte sie. „Und dein Bruder scheint wirklich Interesse zu haben. Vielleicht hast du ja bald eine Schwägerin.“ Ein Diener brachte ihm einen Becher Met, den er entgegen nahm. Erst nachdem er einen Schluck zu sich genommen hatte, antwortete er. „Ja… vielleicht… zumindest hat sie ihn bis jetzt noch nicht verflucht.“ Seine Augen fixierten die zwei, wie sie tanzten, wie die Hand seines Bruders auf ihrer Taille lag, die ihre auf seiner Schulter und wie sie sich nahe waren, obwohl sie sich beide erst eben noch so nahe waren… Er spürte einen Stich in seiner Brust und wusste, dass es der Stachel der Eifersucht war, der sich in sein Herz bohrte. Immer tiefer, je länger er den beiden zusah. Eifersucht auf seinen Bruder, wegen dieser Frau. Er konnte den Anblick nicht allzu lange ertragen und wandte den Blick ab, nahm einen großen Schluck zu sich. „Verzeih, Mutter, aber ich habe noch einiges zu tun. Wenn du mich entschuldigst?“ Er deutete eine Verbeugung an und drehte ihr den Rücken zu, verließ den Festsaal. Ihm gefiel das Gefühl nicht das er hatte, das versuchte sein Herz zu vergiften. Wenn sie sich für Thor entschied, dann war es so, da konnte man nichts anderes erzwingen. Und deshalb war sie ja auch hier oder? Und seinem Bruder sollte er das Glück aller neun Welten wünschen, gerade in solch einer Angelegenheit. Aber… wenn er eifersüchtig war… entschieden schüttelte er den Gedanken von sich. Sie war eine Freundin. Liebe… was war das schon… das war im Grunde ein rein chemischer Prozess in dem allerlei körpereigene Stoffe involviert waren. Da war nichts Mystisches, nichts Magisches, nichts Romantisches. Das hatte nichts mit Schicksal oder dergleichen zu tun. Aber… der Kuss hatte sich so gut angefühlt… so richtig, so… erleichternd. Keine anderen Lippen je zuvor haben sich so gut an seinen gefühlt, so perfekt als… wären sie für die seinen geschaffen worden. Sie war nicht die erste Frau in seinem Leben, bei Weitem nicht. Er war zwar in dieser Angelegenheit nicht wie sein Bruder, aber auch er war ein Prinz und das war für genügend Frauen reizvoll genug. Meist genügte ein Lächeln oder eine kleine Geste und die betreffende Dame wusste wann sie sich in seinen Zimmern einzufinden hatte. Es war relativ leicht als Prinz. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass Thor jemals eine ernsthafte Beziehung hatte oder eine so tiefe Ehe wie ihre Eltern, das Gleiche galt auch für seine eigene Person. Der Gedanke wirkte irgendwie… abstrus und erschreckend zugleich. An jemanden ewig gebunden zu sein, jemanden mit dem man den Rest seines Lebens verbringen würde und das war bei ihnen nun einmal bis zur Ragnarök, also eine sehr, sehr lange Zeit. Der Gedanke konnte durchaus erschreckend auf einen jungen Mann wirken. Ob Thor sich tatsächlich dazu überwunden hatte dieser Pflicht nachzukommen? Und ob er sich wirklich für Sigyn entschieden hatte? Das hätte er ihm sicherlich erzählt. Selten konnte er etwas für sich behalten. Aber… er sieht sie länger und öfter als die anderen Frauen in seinem bisherigen Leben, sie war nun schon zum zweiten Mal Gast in Gladsheim und vor allem wusste er noch ihren Namen. Alleine diese Tatsachen ließen in ihm den Verdacht aufkommen und die Eifersucht keimen. Eifersucht die völlig irrational war, vollkommen unsinnig. Warum sollte er auch eifersüchtig sein? Eifersüchtig war man nur wenn man etwas begehrte, etwas… ´liebte`. Wann hätte das passieren sollen? Während ihren Gesprächen? Den Spaziergängen? Als er ihr die Magie näher brachte? Und vor allem, warum sollte er… Ohne jede Frage war sie eine Schönheit. Aber das waren hier viele Frauen. Das war also nichts Besonderes. Auch die klaren blauen Augen waren hier keine Seltenheit. Sie waren tief wie die Meere, verrieten wie klug und aufgeweckt sie war, wie wissbegierig. Und… sie bekamen ein strahlendes Funkeln wenn sie etwas bewunderte. Ihre Locken mussten sich wie Seide anfühlen, goldbraun wie Honig… mit dem süßen Duft von Zimt und Haselnüssen… Wie der Duft ihrer Haare ihn umgarnt hatte… wie weich und zart ihre Lippen waren… wie warm ihre Haut… Er schüttelte den Gedanken fort an das Geschehen vor wenigen Minuten. Sie hatte nur zu viel Met getrunken gehabt. Sie war nicht mehr Herr ihrer Sinne gewesen. Man küsste bei klarem Verstand keine Freunde. Sonst hätte sie sich nie dazu hinreißen lassen. Sie war zu intelligent um so etwas bei klarem Verstand zu tun. Wenn er nur daran dachte wie angeregt sie sich unterhalten konnten, miteinander diskutierten, wie sie seine Arbeiten bewundert hatte… Sie verstand etwas davon! Es faszinierte sie! Wenn er daran dachte wie sein Vater ihn manchmal in seinem Eifer und Drang bremste, als solle er gar nicht weiter forschen, als solle er nicht weiter in der Magie vordringen. Lediglich ihr hübsches Antlitz wäre für seinen Bruder reizend, der Rest würde ihn langweilen und er wusste ihre Meinung über Thor. Sie folgte den Einladungen nur weil er der Kronprinz war und es auf Anlass des Königs geschah. Nicht weil sie seinen Bruder unheimlich ansprechend fand. Sie hatten nichts gemeinsam. Es wäre eine reine Verschwendung an seinen Bruder sollte sie wirklich… er wollte gar nicht weiter denken in die Richtung, das schon wieder bei dem bloßen Gedanken das nagende Gefühl in ihm hoch kam und er erwischte sich selbst dabei, wie er daran dachte was sie und Thor wohl gerade taten. Wütend auf sich selbst trank er den Becher leer und warf diesen zu Boden. Es war nur ein Kuss, ein vermaledeiter Kuss! Das war bei Weitem nicht sein erster! Warum also… ob sie selbst mehr von der Zauberkunst beherrschte als sie zugab? Ob er selbst einem Zauber erlegen war…? Nein, er hatte gesehen wozu sie im Stande war. In der Zauberkunst machte sie sich hervorragend, aber sie hatte noch keine Ahnung von Tränken. Außerdem waren das schwere und komplizierte Zauber, dazu war sie noch nicht in der Lage. Er wollte sich nicht eingestehen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, dass der Kuss in ihm mehr ausgelöst hatte als wohl gut wäre und ihn an seinen Traum erinnerte. Dass er offensichtlich doch mehr wollte als nur Freundschaft. Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- Es war ihr so peinlich. So, so peinlich! Bei den Nornen, wie hatte sie nur… Sie würde ihm nie wieder unter die Augen treten können. Nicht einmal in tausend Jahren. Sie wünschte sie könnte es auf den Honigwein schieben, aber sie war bei absolut klarem Verstand gewesen. Sie wälzte sich hin und her, nahm das Kissen und drückte es sich auf ihr Gesicht. Sie wünschte sich der Erdboden möge sich auftun und sie verschlingen. Wie hatte sie das nur tun können…? Was musste er nur von ihr denken?! Sie hatte alles ruiniert… Alles. Wie hatte sie nur auf die Idee kommen können? Er würde sie meiden, nicht einmal mehr ansehen, sie für verrückt halten! Wenn die Nornen ihr wohlgesonnen waren, dann würde er lediglich glauben sie wäre betrunken gewesen. Nein. Von zwei Bechern Met wurde man nicht betrunken, das würde er nie glauben. Niemals. Hatte er sie zurückgeküsst? War das zurückküssen gewesen? Nein, bestimmt nicht… Sie hatte sich das immer anders vorgestellt. Sie schrie in das Kissen, drehte sich und vergrub ihren Kopf unter diesem. Sie hätte es nie tun dürfen. Niemals. Sie hätte sich nie dazu verleiten lassen dürfen. Sie hatte alles kaputt gemacht damit. Sie hätte dem Drang einfach nicht nachgeben dürfen. Es war alles so wunderbar und sie musste es kaputt machen. Am nächsten Morgen fühlte er sich elendig wie selten in seinem bisherigen Leben. Vielleicht hätte er doch auf dem Fest bleiben sollen, dann hätte er gewusst was sie getan hatten und nicht die halbe Nacht wach gelegen und sich das gefragt. Die schlaflose Nacht sah man ihm leider auch an, das bestätigte ihm sein Spiegelbild. Selbst mit Magie war da nicht viel zu machen… Er seufzte leise bevor er fortfuhr und sich ankleidete. Als er später den Speisesaal betrat und seinen Blick über die Tafel gleiten ließ, krampfte sich sein Magen schon beinahe zusammen. Weder sein Bruder noch Sigyn waren zu sehen. Für ihn kein gutes Zeichen. Sie war sonst zu dieser Stunde immer im Speisesaal gewesen. Einfach wieder zu gehen wäre zu auffällig, so trat er näher und setzte sich an seinen Platz neben seiner Mutter, grüßte seine Eltern mit einem Nicken. „Geht es dir gut mein Sohn?“ „Ja Mutter, ausgezeichnet.“ „Du siehst aus als hättest du nicht geschlafen.“ „Im Gegenteil, ich habe sehr gut geschlafen.“ „Danach siehst du nicht aus, dafür, dass du gestern schon so früh gegangen bist.“, sprach sein Vater. „Dein Bruder ist erst sehr spät gegangen. Er hat noch lange mit Lady Sigyn getanzt und sich mit ihr unterhalten.“ Loki atmete tief durch und schloss kurz seine Augen. „Das muss euch doch freuen… Das ist es doch was ihr wolltet, oder? Denkt ihr auch daran ob es das ist, was die betreffenden Personen wollen?“ „Loki, was ist denn…“, begann Frigga, doch sie wurde von ihrem Sohn unterbrochen. „Glaubt ihr wirklich die zwei würden ein so glückliches Ehepaar werden? Glaubt ihr wirklich Thor ist reif genug um sich ewig zu binden und nicht jedem Rock hinterher zuschauen? Glaubt ihr wirklich sie ist die ach so große Liebe für ihn? Er kennt sie kein Stück, falls es euch noch nicht aufgefallen ist, er hat noch kein einziges ernsthaftes Gespräch mit ihr geführt. Er ist für sie viel zu unreif, sie wäre todunglücklich an seiner Seite, sie ist eine kluge junge Frau die jemanden braucht der mit ihrem Intellekt mithalten kann. Thor würde nur mäkeln, dass in den Büchern die sie liest keine Bilder sind…“ Beide Elternteile waren über den Vortrag und Redefluss ihres Jüngsten überrascht und etwas sprachlos. Ihm selbst fiel nur zu spät auf was er da gesagt hatte und er wünschte sich in diesem Moment, er hätte sich die Zunge zuvor abgebissen… „Loki…“, versuchte Frigga es wieder sachte und legte eine Hand auf seine Schulter. „Das… klingt ja fast so als wärest du…“ Er wurde verschont von der Vermutung seiner Mutter, da sein Bruder gerade den Saal betrat und auf sie zu kam. Loki dankte ihm im Stillen, dass er jetzt erschien. Wie immer trug er ein Lächeln auf dem Gesicht, legte zum Gruße eine Hand auf die Schulter seines Bruders, gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und schenkte seinem Vater ein Nicken ehe er sich zur dessen Rechten setzte. Loki war sich unschlüssig ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Hatten sie die Nacht getrennt verbracht? Oder doch zusammen und sie kamen nur nacheinander um keinen Verdacht zu erregen? Was dachte er da nur? So schätzte er sie keineswegs ein! Sie war eine anständige Frau! „Wie geht es dir heute, mein Sohn?“, lächelte die Königin. „Ausgezeichnet! Ich habe prima geschlafen und jetzt habe ich einen Bärenhunger!“ Es machte seine Hoffnungen wieder zunichte, wenn sein Bruder schon nach dem aufstehen den Tisch leer essen konnte… „Du hast dich gestern noch viel mit Lady Sigyn unterhalten.“, warf Odin ein. „Ich hab ihr nur ein paar alte Geschichten erzählt.“, lächelte er. „Und sie tanzt leichtfüßig wie eine Elfe.“ Sie tanzt viel besser als eine Elfe, ging es Loki grollend durch den Kopf. „Du hast gestern mit ihr noch lange getanzt.“ „Das ist als Prinz ja wohl mein gutes Recht.“, grinste der Blonde und nahm einen großen Bissen zu sich. „Solange sie noch beide Füße hat…“ „Willst du damit andeuten ich wäre ein schlechter Tänzer, Bruder?“ „Du bist nicht gerade dafür bekannt leichtfüßig zu sein…“ „Sind wir seit neustem Gott des Tanzes, Bruder?“ Loki funkelte ihn wütend an. Am liebsten würde er ihm etwas gegen den Kopf werfen in diesem Moment. Er wurde davon abgehalten als sich erneut die Tür öffnete und Sigyn den Saal betrat. Als er sie erblickte fiel es ihm plötzlich schwer zu atmen und er hatte ein eigenartiges Gefühl in der Brust. Der Blick, den er ihr zuwarf, entging seiner Mutter nicht und ließ sie schmunzeln. Sie glaubte zu wissen woher die schlechte Laune ihres Jüngsten rührte. Thor war aufgesprungen und empfing sie mit offenen Armen. „Guten Morgen, Sigyn! Setzt Euch, hattet Ihr noch eine angenehme Nacht?“, fragte er grinsend, zog ihr einen Stuhl zurück. „Guten Morgen Majestäten, Königliche Majestäten.“, nickte sie der Familie zu ehe sie sich dankend setzte. „Ja, ich hatte noch eine angenehme Nacht, danke der Nachfrage. Ich hoffe Ihr hattet ebenfalls einen erholsamen Schlaf?“ „So gut, ich wollte gar nicht erst aufstehen.“, grinste der Blonde. Sie sah nicht so als hätte sie die Nacht zu zweit verbracht, sie sah ausgeruht und erholt aus. Ihm fiel auf, dass sie die Blüten des Belladonna-Zweiges in ihrem Haar trug und ihr Kleid in einem blau-violetten Ton dazu perfekt passte und ihr honiggoldenes Haar noch mehr hervorhob. Irgendwo… fühlte er sich geschmeichelt, dass sie die Blüten in ihrem Haar trug… Erst als sie seines Blicks gewahr wurde und zu ihm sah, wandte er den seinen schnell ab. Warum konnte er ihrem Blick nicht standhalten… ? Vielleicht weil er sich immer noch schämte für das was zwischen ihnen passiert war im Garten? Weil er eventuell nichts in ihren Augen sehen wollte was auf eine Liaison mit seinem Bruder hindeutete? Oder weil er sich dafür schämte was er von ihr gedacht hatte? „Ihr wart gestern plötzlich verschwunden, Prinz Loki. Ich hatte gehofft auch noch mit Euch einen Tanz zu wagen.“ Er musste sich Mühe geben beim Klang ihrer Stimme den Blick nicht zu heben. Er musste einmal Schlucken ehe er seine Stimme wieder fand. „Ich hatte noch einiges zu tun. Wichtiges, was keinen Aufschub duldete.“ Er wusste selbst, dass das eine äußerst schwache Entschuldigung war. Aber was sollte er sagen? Dass ihm schlecht wurde bei dem Anblick wie sie mit seinem Bruder getanzt hatte? „Nicht, dass ihr Euch noch überarbeitet, Prinz Loki.“ Nur aus dem Augenwinkel sah er zu ihr hinüber und konnte ein Lächeln auf ihren Lippen sehen. Er war sich nicht ganz sicher ob sie vergessen hatte was im Garten geschehen war oder ob sie die Variante vorzog so zu tun als wäre nichts geschehen. „Es gibt… Dinge, die keinen Aufschub dulden… das… sind nun einmal die Pflichten eines Prinzen.“ „Er hockt gerne in seinem dunklen Kämmerlein, Sigyn.“, lächelte Thor. „Für ihn gibt es nichts Besseres als unleserliche Formeln und stinkende Gebräue. Gebt ihm alte vermoderte Bücher und er ist glücklich.“ „Aber… Bücher sind ein wichtiger und bedeutender Schatz für unsere Kultur.“ Sigyn hob ihren Blick zu Thor. „Wenn unsere Ahnen nichts auf Papier festgehalten hätten, hätten wir heute ihr Wissen nicht. Würde man alles nur von Mund zu Mund weiter geben, dann ginge so viel verloren, soviel würde in Vergessenheit geraten oder falsch interpretiert werden. Und richtig behandelt überdauern Bücher die Ewigkeit. Bücher sind ein universelles Kulturgut, es gibt sie in allen Kulturen. Auf Midgard waren sie sogar ein unbezahlbarer Schatz, besonders kunstvolle Exemplare waren Teile von Mitgiften und waren ihr Gewicht in Gold wert. Sie waren wertvoller als Gold oder Edelsteine.“ Thor unterdrückte ein Seufzen und rollte mit den Augen. Er hatte keine Debatte über die Existenz von Büchern lostreten wollen, nicht zum Frühstück… Loki wandte sachte seinen Blick zu ihr und ein Mundwinkel zuckte in die Höhe. „Ihr müsst meinem Bruder verzeihen… er bevorzugt nur Bücher mit vielen Bildern und wenig Text.“ Sigyn musste leise kichern. Bei ihrem Kichern fühlte er sich gleich ein wenig besser und blickte sie etwas mehr an. Sein Lächeln wurde ebenfalls breiter. „Außerdem hat er schon in jungen Jahren das Lesen lieber anderen überlassen. Bücher sind für ihn nur gut genug als Briefbeschwerer oder um Tische und Stühle am Wackeln zu hindern, zuweilen ersetzt er mit ihnen auch das Brennholz in Kaminen und Öfen. Und mit Papyrusrollen wäre er heillos überfordert.“ Aus dem Kichern wurde ein leises Lachen. Schön, dass sie sich amüsierte aber Thor mochte nicht, wenn es auf seine Kosten geschah. „Nun, im Gegensatz zu meinem Bruder bin ich wenigstens kein Eremit, jede Frau an seiner Seite würde ein einsames Leben führen.“ „Hu, du weißt was ein Eremit ist, hast du das irgendwo aufgeschnappt oder ist dir zufällig ein Lexikon auf den Kopf gefallen? Deine künftige Frau muss leider befürchten dich jede Nacht in den Armen einer anderen zu finden.“ „Und deine künftige Braut würde eifersüchtig auf Bücher sein müssen, ein wenig deprimierender, findest du nicht?“ „Nun, mit Büchern kann man wenigsten keinen Ehebruch betreiben, was deine künftige Braut ja jede Nacht zu befürchten hätte.“ „Schluss jetzt ihr zwei, wir sind beim Frühstück.“, warf die Königin ein, musste jedoch schmunzeln ob ihrer Söhne. „Ihr könnt damit später fortfahren.“ Ein breites Grinsen legte sich auf Thors Gesicht. „Lady Sigyn… würdet Ihr vielleicht gerne sehen wie mein Bruder und ich miteinander trainieren?“ „Vergiss es…“, zischte Loki gleich. „Ich habe besseres zu tun.“ „Feeeeigling!“, rief der Blonde zu ihm hinüber. „Ich bin im Gegensatz zu dir erwachsen genug um auf solch Kindereien nicht einzugehen.“ „Er hat nur Angst sich zu blamieren.“, grinste Thor. „Du stolperst doch über deine eigenen Füße!“ „Noch vor dem Mittagsmahl wirst du in die Heilkammer müssen.“ Loki wollte eigentlich nicht, er hatte anderes zu tun, aber ein Blick zu Sigyn… „Noch vor dem Mittagsmahl…“, bestätigte er dann. „Du wirst dir wünschen mich nicht herausgefordert zu haben.“ „Ist jetzt genug? Wir sind beim Frühstück, eure Zankereien könnt ihr auf später verlegen. Wenn ihr noch anfangt euch unter dem Tisch gegenseitig zu treten, werfe ich euch hinaus, alle beide.“, sprach die Königin bestimmend. Sie hatte fast das Gefühl zwei Platzhirsche würden ihr Revier verteidigen wollen, so sehr gifteten sie sich an diesem Morgen an. „Verzeih Mutter.“, sprach Loki leise, auch sein Bruder entschuldigte sich. „Du kannst auch mal was sagen…“, stieß sie dann ihren Gatten an. „Was soll ich sagen? Es sind Jungs…“, hob er die Schultern. Das restliche Frühstück verlief ruhig und ohne Streitereien zwischen den Geschwistern. Nach dem Frühstück hätte Loki gerne mit Sigyn gesprochen, es war vielleicht nicht gerade die feine Art, aber er musste einfach Klarheit haben. Er fürchtete sonst keine Nacht mehr schlafen zu können. Wenn sie ihm zu verstehen gab nicht zu wissen wovon er sprach, dann genügte es ihm schon, dann konnte er die Episode vergessen und sich bemühen ihr einfach nur noch aus dem Weg zu gehen. Er wusste aber nicht was er tun würde wenn dies nicht der Fall war… Er hatte sich erhoben wollte schon einen Schritt auf sie zu wagen, als sein Bruder ihr seine Hand gereicht hatte, einen Handkuss auf ihre hauchte und ihr beim Aufstehen behilflich war. „Ein kleiner Spaziergang gefällig?“ „Sehr gerne.“, nickte sie sachte. Sie warf einen Blick zum Jüngeren der zwei hinüber. Dieser zwang sich zu einem Lächeln und… wusste ihren Blick nicht ganz zu deuten. Sein Lächeln verschwand sogleich als er nur noch ihre Rückseite sehen konnte, wie sie mit Thor zusammen den Saal verließ. „Ein hübsches Paar wären sie ja.“ Er warf seinem Vater einen vernichtenden Blick zu. Manchmal war er zuweilen schon ein alter Narr. „Das ist ja auch das Einzige was zählt, oder? Hauptsache sie geben ein ´hübsches Paar` ab!“, zischte er, schob den Stuhl etwas lauter an den Tisch, ehe er mit schnellen Schritten den Saal verlassen hatte. Fragend sah Odin erst seinem Sohn hinterher und blickte dann zu seiner Gattin. „Manchmal siehst du den Wald vor lauter Bäumen nicht.“, schmunzelte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er würde ihm heute das arrogante Grinsen aus dem Gesicht fegen! Das schwor sich Loki als er an das bevorstehende Training mit seinem Bruder dachte. Er würde beweisen wozu Magie alles fähig war, dass rohe Gewalt dieser weitaus unterlegen war. Dass sein Bruder ohne Mjölnir nichts war… Er war nur der Krieger und Kämpfer, der er war, dank der Kraft Mjölnirs. Er würde zeigen, dass er der Bessere von den beiden war, dass er… der Gedanke der ihm kam erschreckte ihn irgendwie. Er wollte ihr imponieren… Er wollte ihr zeigen, dass er die bessere Wahl war… Er schüttelte die Gedanken von sich. Sein Bruder war nicht sein Rivale und umgekehrt ebenso wenig. Das war nur ein Training wie sie viele schon hatten. Er würde ihm wieder zum hundertsten Male sagen er solle auf seine Rückdeckung achten, wäre flinker und schneller während sein Bruder etwas… massiger und kräftiger war und er würde Schwierigkeiten haben Mjölnir auszuweichen. Nur ein einfaches Training, nichts weiter. Er musste sich dringend ablenken, solcherlei Gedanken einfach verbannen aus seinem Kopf. Sie waren nie Rivalen und würden es auch nie sein und wie wahrscheinlich war es schon, dass sie um ein und dieselbe Frau buhlen würden? Und selbst wenn sein Bruder sich für Sigyn entscheiden würde… dann hatte er das zu akzeptieren und das Chaos in ihm ob ihrer Person zu ignorieren. Was sollte er dann auch daran ändern können? Er könnte… aber nein, das Mädchen des Bruders war schlicht und einfach tabu, selbst für jemanden wie ihn. Frustriert schlug er mit der Faust gegen eine Wand. Das war doch… was machte diese Frau nur mit ihm?! Er verfluchte sich selbst in diesem Moment, für das Chaos, das in ihm herrschte, die rivalisierenden Gedanken und vor allem diese schiere Unsicherheit die in ihm tobte seit der vergangenen Nacht. Wenn er wenigstens Gewissheit hätte… Er wollte sich in seine Studien zurückziehen bis zur Mittagszeit, einfach auf andere Gedanken kommen. Und am besten konnte er das mit Arbeit, es war ein sehr gutes Mittel um seine Gedanken abzulenken, um für eine kurze Zeit nicht an all das zu denken. Seiner Meinung nach kam die Mittagszeit viel zu schnell. Es war töricht und kindisch von ihm gewesen zuzustimmen, das wusste er, er war eigentlich erwachsen genug. Aber bei dem Anblick der beiden hatte er nicht anders gekonnt. Während er sich auf dem Weg zum Trainingsplatz machte, richtete er sich seine Kleidung. So ganz wohl war ihm nicht bei dem Gedanken, dass Sigyn als Gast zusehen würde. Er fürchtete ein wenig abgelenkt zu sein bei ihrer Anwesenheit. Er würde sich einfach konzentrieren müssen. Als er an dem Platz ankam waren Thor und Sigyn bereits anwesend. Sein Bruder konnte es wohl kaum abwarten… Sie saß bereits auf einer Bank und sah seinem Bruder zu, der posierte und herumstolzierte wie ein aufgeblasener Gockel… Seine Augen wanderten wieder schnell zu ihr. Sie hatte sich umgezogen, ein lindgrünes Kleid aus Samt und Seide umschmeichelte ihren Körper nun. Die Ärmel bedeckten gerade mal die Schultern und ihre schlanken Arme waren ganz zu sehen. Ein Band mit Stoffrosen betonte ihre Taille, generell schmeichelte das Kleid ihrer Figur, betonte ihre Vorzüge. Noch immer trug sie die Belladonna-Blüten in ihrem Haar… Er könnte sich glatt in ihrem Anblick verlieren, sie stundenlang betrachten wie ein Gesamtkunstwerk… Warum war ihm das nur nicht schon früher aufgefallen…? „Ah, da bist du ja endlich Bruder, bereit die nächsten Tage in der Heilkammer zu verbringen?“, grinste der Blonde. „Bereit für die Niederlage deines Lebens?“, antwortete Loki. Sigyn wandte ihren Blick dem Schwarzhaarigen zu und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Prinz Loki, wie schön Euch zu sehen. Ich hoffe Ihr hattet einen angenehmen Vormittag?“ „Vielen Dank Milady, ich hoffe den hattet Ihr auch? Ich hoffe Thor hat Euch nicht allzu sehr gelangweilt mit seinem angeberischen Getue und Gehabe?“ Sie lachte leise. Ihr Lachen zauberte auch ihm ein Lächeln auf das Gesicht. „Ihr könnt mir ja versprechen mich zu erretten aus einer solchen Situation, sollte sie sich ergeben.“ „Das verspreche ich Euch gerne, Milady.“, lächelte er und verneigte sich vor ihr. Ein Räuspern lenkte seine Aufmerksamkeit auf seinen Bruder, der mit seinem Hammer über die Schulter gelehnt auf ihn wartete. „Sind wir nun fertig mit dem Geplänkel?“ „Du kannst es wohl kaum abwarten zu verlieren, hm?“ „Wer hier verlieren wird, werden wir ja bald sehen… Bereit?" „Bereit wenn du es bist.“ „Merkt Euch gut das Gesicht meines Bruders, es wird danach eine ganze Weile dauern bis es wieder so aussieht.“, grinste Thor und ließ spielerisch seinen Hammer schwingen. Loki entnahm seinem Gürtel zwei Dolche und ließ seinen Bruder nicht aus den Augen. Er wartete den passenden Augenblick ab. Er wusste, nur allzu gut, dass sein Bruder viel zu impulsiv war um abzuwarten. Dass er derjenige sein würde, der den ersten Angriff starten würde. Und er sollte Recht behalten. Es dauerte nicht lange bis Thor mit Mjölnir ausholte und ihn von sich warf. Gleichzeit duckte der Jüngere sich drunter hinweg und warf den ersten Dolch. Thor wich diesem zwar aus, aber noch bevor der Hammer wieder in seiner Hand landete, raste schon die nächste Stichwaffe auf ihn zu. Loki konnte ein Grinsen nicht unterdrücken als sein Bruder einen Kratzer am Arm davon zurückbehielt. „Wir sind wohl ein bisschen langsam, hm?“ „Sag das noch mal wenn du am Boden liegst…“ Er verschwendete keinen weiteren Dolch, während sein Bruder unerbittlich mit dem Hammer immer und immer wieder nach ihm ausholte. Loki konzentrierte sich darauf auszuweichen und das konnte er so gut, dass er sich schon bald hinter seinem Bruder befand und plötzlich traf den Blonden ein heftiger Stoß, der ihn stolpern ließ. Der Hammer glitt ihm aus den Händen und als er nach diesem greifen wollte, schoss plötzlich eine Feuerwand aus dem Boden. Wütend drehte er sich zu seinem Bruder herum. „Du willst also mit unfairen Mitteln kämpfen?“ „Ich nutze nur alle meine Möglichkeiten.“ Und ein erneuter Windstoß fegte den Gott des Donners wortwörtlich von den Beinen. Langsam rappelte sich der Blonde anschließend wieder auf, dieses Mal konnte er gefahrlos wieder Mjölnir an sich nehmen. „Unterschätze nie einen Magier…“, grinste Loki. „Unterschätze nie meinen Hammer.“ Damit holte er erneut aus. Sigyn war klatschend aufgesprungen und ein „Das war beeindruckend!“ von ihr, ließ Loki zu ihr sehen. Gerade noch rechtzeitig sah er den Hammer, versuchte noch sich wegzuducken, aber dieses Mal war er nicht schnell genug und eine Ecke des magischen Gegenstandes traf ihn an der Stirn. Er ging zu Boden und für einen kurzen Moment wurde ihm schwarz vor den Augen. Kapitel 22: Kapitel 22 ---------------------- Dieses vermaledeite Ding! Er hielt sich die Stirn, die Augen geschlossen und versuchte den Schmerz langsam abebben zu lassen. Sogleich war Sigyn bei ihm, hatte sich zu ihm gekniet. Hätte er die Augen geöffnet, hätte er den Schock in ihrem Gesicht sehen können. „Loki… alles in Ordnung mit Euch?“, drang ihre besorgte Stimme zu ihm, er spürte eine Hand auf seiner Schulter. „Habt Ihr Schmerzen? So sagt doch etwas!“ „Es tut mir Leid, Bruder! Ich… ich wollte das nicht, hätte ich gewusst, dass…“ „Fass mich nicht an!“, zischte der Schwarzhaarige seinen Bruder an. „Es tut mir Leid, es war nicht meine Absicht, ich dachte du würdest ausweichen!“ „Ich habe Euch abgelenkt, das tut mir so schrecklich leid, ich schäme mich so sehr…“ „Nein… nein, alles in Ordnung…“, seufzte Loki, tat einen tiefen Atemzug und versuchte wieder aufzustehen, schaffte es aber nur mit der Hilfe der beiden anderen. Ihm schwirrte der Kopf und alles drehte sich sobald er die Augen öffnete. „Seid Ihr Euch sicher?“ „Ganz sicher… kein Grund zur Sorge. Euch trifft keine Schuld… alles wieder in Ordnung.“ Er versuchte die Hände der beiden abzuschütteln, doch er stolperte mehr nach vorne denn zu gehen, aber sein Bruder konnte ihn noch auffangen. „Nichts ist in Ordnung… Sieh mich an, wie viele Finger halte ich hoch?“ „…Hm… acht?“ „Soll ein Heiler dich untersuchen.“ „Gib mir noch einen Versuch.“ Verdammt! Er hätte besser raten sollen! „Du kommst erst einmal zu einem Heiler, aus und Ende! Du kannst nicht einmal geradeaus gehen.“ „Es geht gleich wieder.“ „Bruder… du hast Mjölnir an den Kopf bekommen… Ich wusste ja schon immer, dass du sie nicht alle beisammen hast, aber jetzt glaube ich, dass der wenige Verstand den du hast durcheinander geschüttelt wurde…“ Er wollte eigentlich nicht, aber konnte nicht anders als leise zu lachen, was ihn nur erneut vor Schmerzen aufstöhnen ließ. „Du hast das Ding wohl selber oft genug auf den Kopf bekommen…“ Er konnte sich nicht mehr dagegen wehren, dass sowohl Thor wie auch Sigyn je einen Arm um ihre Schultern legten und ihn so dann in den Krankenflügel brachten. Immer wieder entschuldigte sich Sigyn, was er ja irgendwie schon recht… niedlich fand. Er hatte zum Glück keine ernste Verletzung, die Schramme heilte schnell wieder, zurück blieben am Ende nur noch Kopfschmerzen, dennoch wurde ihm geraten lieber den restlichen Tag in Ruhe zu verbringen und Mjölnir die nächste Zeit zu meiden. „Es stimmt was man sagt.“, seufzte Sigyn als er sich wieder von dem Bett erhob auf dem der Heiler ihn untersucht hatte. „Was sagt man denn so?“, erkundigte er sich neugierig. „Frauen bringen bei so etwas nur Unglück.“ „Unsinn… das hat weder mit Glück noch mit Unglück zu tun. Ich hatte nur nicht aufgepasst. Euch trifft keine Schuld. Ich weiß wie mein Bruder kämpft, ich hätte es voraussehen müssen.“ „Geht es Euch wirklich wieder gut?“ „Auch wenn Ihr mich noch hundert Mal fragt: Ja, es geht mir wieder gut.“, schmunzelte er. Es rührte ihn, dass sie sich um sein Wohlergehen sorgte. Sie seufzte leise und senkte den Blick. „Ich fühle mich trotzdem schuldig… Kann ich das irgendwie wieder gut machen?“ „Das müsst Ihr nicht, Sigyn.“ „Es würde mich besser fühlen lassen.“ „Nun… wenn es nicht zu vermessen wäre… ich… hätte da eine Frage.“ „Fragt mich alles was Ihr wollt.“ Sie hatte sich zu ihm gewandt, setzte sich neben ihn und ergriff eine seiner Hände. Ihre Geste, ihre Hände an seiner zu fühlen, nahm ihm erneut fast den Atem. Sie sah so unschuldig aus in diesem Moment, nichts weiter als Sorge war in ihrem Gesicht zu lesen, dass er sich fast schon schämte sie wegen der letzten Nacht zu fragen. „Nun…“ Er räusperte sich leise. „Ich… um ehrlich mit Euch zu sein, ich… bin immer noch leicht… verwirrt ob dem was… was gestern Abend… Ich weiß ehrlich gesagt nicht was… wie…“ Erneut wurde er überrumpelt als sie ihn plötzlich küsste, erneut ihre süßen Lippen schmecken konnte. Das Atmen stellte sich bei ihm ganz ein und dieses Mal schwirrte ihm nicht der Kopf weil es noch die Nachfolgen von Mjölnir waren. Diese Frau… war einfach unglaublich, erneut stahl sie ihm den Verstand, er wusste nicht was er sagen oder tun sollte. Es gehörte sich ganz und gar nicht, jederzeit könnte jemand… abgesehen davon, dass er noch immer keine Gewissheit hatte ob sie und Thor… Als er eine ihrer Hände an seiner Wange spürte, vergaß er auch diese Gedanken. Ein warmes Prickeln ging durch seinen Körper bei der Wärme ihrer Hand. Er konnte nicht länger widerstehen und schloss seine Augen. Seine freie Hand legte er zögerlich in ihren Nacken, ihr seidiges Haar streifte seine Haut, zog sie tiefer in den Kuss. Es hatte nur wenige Sekunden gebraucht und er befand sich erneut in ihren Bann und wollte aus diesem gar nicht mehr entfliehen. Wie konnte sie ihn nur derart überrumpeln und gleichzeitig ihre Küsse so unschuldig sein? Sein gesunder Verstand ermahnte ihn jedoch erneut und er löste seine Lippen von ihren, egal wie sehr sein Körper protestierte. Nur Zentimeter trennten sie voneinander, ihre Wangen gerötet, leise schöpfte sie Luft. Oh, wie verführerisch sie in diesem Moment aussah…! „W-wir sollten… der Speisesaal… das.. Essen, man… man wartet gewiss schon…“, nickte er und wandte sich schnell ab, er brachte es einfach nicht über sich sie zu fragen. Er wusste nicht wieso, vielleicht weil er sich selbst vor ihrer Antwort fürchtete… ganz gleich wie sie ausfallen würde. Er wollte nicht hören wie sie sagen würde sie wäre zu seinem Bruder hingezogen, er wollte nicht hören wie sie sagen würde das zwischen ihnen wäre nur geschehen weil sie nicht im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte gewesen war und er wollte auch nicht hören wie sie gestehen würde sich zu ihm hingezogen zu fühlen, da er nicht wusste wie er damit umzugehen hatte… Schließlich war sie in erster Linie wegen seinem Bruder hier und er hätte das Gefühl ihn damit irgendwie zu verraten. „Natürlich, königliche Majestät…“, hörte er ihre Stimme. Die hochoffizielle Anrede… schmerzte ihn ein wenig, da sich doch schon vor langem auf Sigyn und Loki geeinigt hatten. „Dann… dann sollten wir jetzt gehen…“, nickte er. Kaum hatten sie das Zimmer verlassen stürmte die Königin auf sie zu und schloss ihren Sohn in die Arme. „Oh Loki, ist alles in Ordnung mit dir? Hast du Schmerzen? Geht es dir besser? Thor hat mir alles umgehend erzählt… Ach, bin ich froh, dass du noch auf deinen eigenen Beinen stehst.“ Besorgt sah sie ihren Spross an, tastete seinen Kopf ab, besah sich die Schramme und drückte ihm besorgte Küsschen auf die Wange, was ihm ein wenig peinlich war vor den Augen Sigyns. „Mutter, mir geht es gut, wirklich. Ich kann noch stehen, also ist alles in Ordnung.“ „Wie konnte das nur passieren, du musst besser aufpassen, mein Liebling… Was, wenn Thor dich richtig getroffen hätte? Versprich mir bitte besser aufzupassen in Zukunft.“ „Versprochen…“, seufzte er leise. „Es wird gewiss nicht noch einmal passieren. Einmal reicht mir für mein ganzes Leben.“ „Was macht ihr nur für Sachen…“, seufzte die Königin und schüttelte sachte den Kopf. „Komm, ein gutes Essen wirst du zur Stärkung jetzt gewiss benötigen nach dem Schock.“ Er glaubte, den größten Schock hatte seine Mutter davon getragen. Seinem Bruder saß der Schock sicher auch noch in den Knochen. Seine Mutter hatte sich bei ihm eingehakt und mit Sigyn an seiner anderen Seite schritten sie zum Speisesaal. „Einen Vorteil hat das kleine Unglück ja schon für dich, mein Sohn.“, schmunzelte die Königin. „Du wirst jetzt von zwei wunderschönen Damen eskortiert. Das kann wahrlich nicht jeder von sich behaupten.“ Ihr Verdacht erhärtete sich als sich die Wangen Lady Sigyns röteten und ihr Sohn seinen Blick starr zu Boden richtete und bemüht war seine Mimik neutral zu halten. „Nun… ich bin ja auch ein Prinz, das… ist ja wohl mein gutes Privileg.“ Sie musste leise lachen. Bei solchen Worten schien es ihm ja doch wieder ganz blendend zu gehen, dachte sie sich lächelnd. „Dir geht es ja wohl wieder bestens? Aber bei so einer reizenden Begleitung ist das kaum verwunderlich.“, lächelte sie Sigyn zu. Sie würde mit ihrem Sohn mal ein Wörtchen reden müssen, am besten mit beiden. Bei dem Mittagessen bekamen beide Prinzen eine kleine Standpauke von ihrem Vater bezüglich des Trainings der beiden. Sie sollten trainieren und sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen. Beide gelobten Besserung und dass es nie wieder vorkommen würde. Thor hatte noch immer ein schlechtes Gewissen deswegen. Noch nie war etwas Ernsthaftes passiert, er war doch immer ausgewichen, noch nie hatte er ihn getroffen! Warum dann ausgerechnet dieses Mal? Loki musste in dieser Zeit immer wieder einen Blick zu Sigyn wagen. Wieder saß sie an der Seite seines Bruders und er mochte diesen Anblick nicht, da verging ihm beinahe der Appetit. Er musste einfach mit ihr reden. Er musste wissen was dahinter steckte, warum sie ihn nun schon zum dritten Male völlig unerwartet geküsst hatte. Was waren ihre Motive? Empfand sie etwas für seinen Bruder? Oder für ihn? War das ein Spielchen, das sie spielte? Oh, wenn das ein Spielchen war, würde er zeigen wer hier der bessere Spieler war, sie würde ihres Lebens nicht mehr froh werden! Aber so sah sie keineswegs aus, sie sah so unschuldig, so tugendhaft aus, er glaubte eher sie wäre nie dazu in der Lage, wisse überhaupt nicht wie so etwas gehen würde. Selbst ihre Küsse waren so unschuldig und unerfahren… Er musste sich leise räuspern als er daran dachte wie sich ihre Lippen angefühlt hatten, wie weich und zart sie waren… Er nahm schnell einen Schluck Wein zu sich und atmete tief durch. Was dachte er da bloß von ihr. Es war vollkommen unwahrscheinlich, dass sie etwas für seinen Bruder empfand und dass sie ein Spielchen spielte. Er suchte nur nach Ausreden… „Loki, mein Liebster, was hältst du davon, wenn du dich mit Lady Sigyn nach dem Essen in die Bibliothek zurückziehst? Heute Vormittag sind einige neue Bücher aus Súdhavik eingetroffen. Ich denke, da dürfte etwas Interessantes für dich dabei sein. Und zumindest heute solltest du den restlichen Tag ruhig verbringen.“, sprach Frigga und lächelte Loki dabei an. Langsam hob dieser seinen Blick. „Oh… wirklich? Nun… Wenn Lady Sigyn mir gerne beiwohnen möchte in der Bibliothek?“, sah er jene an. Ihr Lächeln konnte wahrlich entwaffnend sein. „Das würde ich sehr gerne.“, nickte sie. Er war sich nicht ganz sicher ob das Hoffnung war was in ihren Augen aufgeblitzt hatte. Er kannte sich damit nicht allzu gut aus. „Wunderbar!“, freute sich die Königin. „Aber ich…“ „Dein Vater wird ein ernstes Wörtchen mit dir reden derweil, Thor. Es gibt da einiges was dringend geklärt werden muss.“ Verwirrt blickte Odin von seinem Teller auf und sah seine Frau an. Das hatte er keineswegs vorgehabt… und wüsste in diesem Moment auch nicht was dringend geklärt werden müsste. „Eigentlich…“ „Es ist wirklich dringend.“, sprach sie mit etwas mehr Nachdruck. „Es geht um die Aufgabe…“ „Ah… ja… die Aufgabe… ja, jetzt erinnere ich mich…“ „Nun, dann sind ja alle soweit beschäftigt für den Nachmittag.“, lächelte die Königin in die Runde. „Und Lady Sigyn, gebt ja darauf acht, dass mein Sohn wirklich nur liest und sich nicht wieder gleich in seine Studien stürzt, er soll ruhen heute. Auch für ihn ist ein Schlag mit Mjölnir nicht so einfach zu verkraften.“ „Sehrwohl, Majestät. Ich werde mir die größte Mühe geben.“ „Da bin ich mir sicher.“, lächelte sie. Mit Sigyn an seinem Arm, begab sich Loki nach dem Essen schließlich in die Bibliothek des Palastes. Die Bücher interessierten ihn gerade weniger. Die Dame an seinem Arm war weitaus interessanter als alle Bücher der neun Welten. Er wusste nicht, ob das nur Zufall oder reine Absicht von seiner Mutter gewesen war. Ob sie etwa ahnte, dass… er… Lady Sigyn… ansprechend fand? So wie er sie kannte war das doch eher Absicht gewesen. Vielleicht wollte sie auch nur sicher gehen, dass er sich wirklich noch ein wenig schonte. Um ehrlich zu sein war da doch noch ein leichtes, dumpfes Pochen hinter seiner Stirn. „Nun… Lady Sigyn… ich… bin eigentlich erfreut darüber… mit Euch alleine zu sein.“ Wie klang das denn?... Als wolle er sie ganz und gar unehrenhaft… „Ich wollte nämlich dringend mit Euch reden.“ „So? Über was möchtet Ihr denn mit mir reden? Ich habe immer noch ein ganz schlechtes Gewissen wegen vorhin.“ „Das müsst Ihr nicht haben. Euch trifft gewiss keine Schuld. Es hätte bei jedem anderen Training ebenfalls passieren können. Das kann vorkommen.“, zuckte er mit den Schultern. „Dafür plagt meinen Bruder wenigstens das schlechte Gewissen.“, lächelte er sachte. „Ab und an hat er das verdient.“ Ihr Kichern besserte seine Laune sofort. „Er wird es in den nächsten Tagen nicht wagen mich auch nur ansatzweise herauszufordern. Dafür sollte ich wirklich sehr dankbar sein. So wird er wenigstens seine Freunde damit nerven zu trainieren. Ihr wisst ja nicht wie nervig er sein kann wenn es darum geht, wie ein kleiner aufgedrehter Welpe, der unbedingt spielen will.“ Ihr leises Lachen ermutigte ihn zu mehr. Thor brachte sie gewiss nicht so zum Lachen… „Es fehlt nur noch, dass er genauso wie einer auf und ab springt und einem das Gesicht ableckt wenn man zustimmt.“ Mission erfolgreich ausgeführt, dachte er sich, als Sigyn begann zu lachen, wahrscheinlich stellte sie es sich gerade bildlich vor. Es fühlte sich gut an sie zum Lachen zu bringen, sie zu erheitern, dass sie lachte wegen ihm. Er würde sich in diesem Moment liebend gerne selbst auf die Schulter klopfen. „Solange Ihr mit ihm nicht auch vor die Tür müsst…“, hörte er sie und nun lag es an ihm zu lachen. Schmunzelnd sah sie zu ihm hinauf. Sie mochte seinen Gesichtsausdruck wenn er lachte, generell mochte sie sein Lachen. „Ab und an muss ich das schon…“, lachte er. „Aber nur zum Spielen…“ „Solange es nur das ist und nichts anderes.“ Oh, es tat gut so zu lachen, so zu lachen, dass er Luft schöpfen musste zwischendurch. Er tat es nicht allzu oft, aber bei ihr tat es einfach nur gut. „Ihr… wolltet mich etwas fragen?“, hob sie ihre Stimme als Loki sich beruhigt hatte und wieder normal atmete. Zuerst sah er sie fragend an bis ihm wieder einfiel, was er fragen wollte. Da hatte er sie erst so erfolgreich abgelenkt… „Oh… nun… das… eigentlich nicht so wichtig…“ „Ihr könnt mich alles fragen was Ihr wollt.“ „Lasst… uns erst einmal in die Bibliothek gehen.“, nickte er sachte und schluckte leicht. Er musste es fragen, er musste es wissen, aber jetzt war er sich nicht mehr so ganz sicher, ob es über seine Lippen kommen würde. Sachte nickte sie und nach nur wenigen Minuten befanden sie sich in der hiesigen Bibliothek. Sigyn versetzte es jedes Mal in Staunen wenn sie diese Bibliothek betrat. Es war für sie eine Ehre diese überhaupt betreten zu dürfen. All die vielen deckenhohen Regale, die vielen Bücherrücken zu sehen, wenn sie nur schon einige Titel las… Es versetzte sie jedes Mal in Staunen. „Setzt Euch…“, lächelte er ihr zu und deutete auf einen Sessel. „Ihr wisst, dass Ihr Euch nach Belieben an den Regalen bedienen dürft.“ „Es ist… es… ist so eine große Ehre für mich, jedes Mal aufs Neue…“ „Bedient Euch, wann immer Ihr wollt. Die Bibliothek steht jederzeit zu Eurer Verfügung. Wollt Ihr etwas trinken?“ „Sehr gerne.“, nickte sie sachte und setzt sich. Nur Sekunden später betrat ein Bediensteter die Bibliothek und sorgfältig wurden zwei Becher auf einem Beistelltisch abgestellt. Loki hatte sich einem anderen Tisch zugewandt auf dem die neuen Bücher ruhten. Sorgfältig besah er sich jedes einzelne, bis ihre Stimme ihn aus seinen Gedanken holte. „Was wolltet Ihr mich fragen, Loki? Es… schien dringlich zu sein.“ Er wandte ihr immer noch den Rücken zu, hielt inne in seinem Tun. Sollte er es wirklich fragen? Klang es nicht… impertinent ihr gegenüber? Wäre es nicht viel feinfühliger darüber einfach zu schweigen und es zu vergessen? Aber er musste es wissen… Als er sich zu ihr umdrehte stand sie plötzlich vor ihm und raubte ihm beinahe die Luft zum Atmen. Er schluckte schwer als der Duft ihrer Haare erneut in seine Nase stieg, diese süße Duftmischung aus Haselnüssen und Zimt, die ihm schon einmal die Sinne vernebelt hatte. „N-nun… was… was ich eigentlich sagen wollte…“ Er suchte Halt und stützte sich mit den Händen an dem Tisch hinter ihm ab. „Ihr… Ihr seht wirklich reizend in dem Grün aus… Grün… steht euch hervorragend…“ Ein Hauch von Rot legte sich auf ihre Wangen, dazu ein mildes Lächeln auf ihre Lippen. „Vielen Dank…diese Farbe… sieht an Euch aber auch… außerordentlich gut aus.“, nickte sie. Wie schüchtern sie in diesem Moment wirkte… und das Rot auf ihren Wangen… Wie hatte er nur so blind sein können, wieso war ihm nicht gleich zu Beginn aufgefallen was für eine wundervolle Erscheinung sie war, warum erlag er erst jetzt ihrem Charme? „Nun… ich… ich trug schon immer… gerne Grün…“ „So wie ich…“ Er schluckte schwer. „Nun… es ist… eine äußerst beruhigende Farbe… und… und… so… naturnah und… irgendwo in Midgard tragen die Bräute Grün zur Hochzeit weil… weil es… für ein glückliches Leben und… und Fruchtbarkeit steht…“ Wie kam er nur auf dieses Thema?! Von allem was es gab musste er plötzlich von Heirat und Fruchtbarkeit reden! Wo war seine gescheite Zunge die alle lobten wenn er sie wirklich brauchte?! Sie kicherte leise, er wusste nicht ob seiner Verlegenheit oder dem was er sagte. „Tun sie das? Dann haben sie einen äußerst guten Geschmack… Ich finde, diese Tradition sollte man auch hier einführen.“, sprach sie leise. „J-Ja… sollte man…“, nickte er sachte und schluckte leicht. Sein Atem ging nur noch flach, denn mit jedem Atemzug fürchtete er mehr und mehr ihres verführerischen Duftes zu inhalieren. Er wusste nicht wirklich wie er sich aus dieser Situation befreien sollte. Er wusste nicht einmal, ob er da wirklich rauskommen wollte. „Ihr… habt dazu auch noch wunderschöne grüne Augen… Ich… habe selten solch ein… außergewöhnliches Grün gesehen…“ Wollte sie ihn foltern? Wie sadistisch war diese Frau? Wollte sie sehen wie er sich wand? „Man kann sich glatt darin verlieren…“, hauchte sie. Sie fand es äußerst sympathisch, dass ein feiner Rotschimmer seine Wangen bedeckte und er offenbar nach Worten rang. „Nun… ich… ich will nicht verantwortlich sein… für… für Euer Verschwinden…“ Sie kicherte erneut leise auf. Er nutzte den kurzen Moment, schloss seine Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Aber als er seine Augen wieder öffnete war es zu spät noch irgendwie zu handeln, bevor ihre Lippen seine berührten. Sogleich schloss er seine Augen und ein leises Aufseufzen konnte er nicht verhindern. Zu süß schmeckten ihre Lippen, zu zart fühlten sie sich an, zu warm waren sie an seinen. Noch einen kurzen Moment wollte er sich dagegen wehren… aber lange konnte er den Widerstand nicht aufrecht halten. Er gab dem einfach nach und legte eine Hand an ihre Wange. Es fühlte sich einfach zu gut an um sich dagegen wehren zu können. Wärme stieg in ihm auf und er spürte deutlich wie ihm das Herz schneller ging. Was machte diese Frau nur mit ihm… Es war nur ein Kuss und er glaubte das Herz würde ihm stillstehen. Das hatte er noch nie zuvor… noch nie hatte sich ein einfacher Kuss so gut angefühlt. Kurz löste er seine Lippen um Luft zu schöpfen und drückte sie dann wieder sogleich auf ihre. Ihre Hände legten sich auf seine Brust, selbst unter dem vielen Stoff konnte er die Wärme fühlen, die von ihr ausging. Er verstärkte den Druck seiner Lippen und wurde mit einem Seufzer von ihr entlohnt. Oh, wie süß dieser Laut von ihr war, wie verlockend. Er konnte nicht anders als seine andere Hand auf ihrer Taille zu platzieren, sie an sich zu ziehen. Erneut entfloh ihr ein verzückter Laut als er sachte mit seiner Zungenspitze an ihre Lippen stieß, mit seiner Zunge über ihre Lippen strich. Es fühlte sich für sie erst merkwürdig und fremd an, aber irgendwie sagte ihr Instinkt die Lippen zu öffnen und sobald sie dies getan hatte, nutzte er diese Chance. Sie seufzte an seinen Lippen, als er ihren Mund erkundete glaubte sie, sie verlöre den Boden unter ihren Füßen. Sie fürchtete ihre Beine würden nachgeben, musste ihre Arme um seinen Hals schlingen und sie konnte dem Drang nicht länger widerstehen und griff mit einer Hand in sein Haar. Oh, das hatte sie schon so lange tun wollen, sein Haar zwischen ihren Fingern zu fühlen… Der dunkle Laut, der ihm dabei entfuhr, erschrak sie ein wenig, ließ sie zusammenzucken. „Hab…. Habe ich etwas… falsch gemacht?“, keuchte sie leise. „Nein… nein, Ihr macht alles genau richtig.“, wisperte er, legte mehr Leidenschaft in den folgenden Kuss. Er wollte gar nicht mehr ablassen von ihren Lippen. Es hatte nur drei unschuldige Küsse benötigt und er war ihren Lippen einfach verfallen. Nie wieder wollte er etwas anderes kosten. Keine anderen Lippen konnten so lustvoll schmecken, soviel mehr versprechen wie ihre es taten. Beinahe zu spät bemerkte er wie es ihn erregte, sein gesunder Verstand war nur noch eine winzig kleine Stimme, die sich in den hintersten Winkel seines Denkvermögens geschlichen hatte. Gerade noch rechtzeitig kam sie wieder hervor und ermahnte ihn. Bevor es peinlich werden konnte für ihn löste er sich von Sigyn, schob sie ein Stückchen von sich. Keuchend fixierte er einen Punkt hinter ihr, versuchte sich auf diesen zu konzentrieren und wieder Herr seiner Sinne zu werden. „Warum hört Ihr auf…?“ „Würde ich weiter machen… wäret Ihr bald keine tugendhafte Dame mehr…“, schluckte er, beruhigte sich langsam. „Wenn ich könnte… wenn ich damit nicht Eure Ehre beschmutzen würde… könnte ich auf der Stelle…“ „Ihr seid ein Prinz, Ihr könnt tun was Ihr wollt…“ Erst jetzt sah er ihr wieder in die Augen. Es fiel ihm schwer dem Blick nicht nachzugeben. „Nein… das… ich würde Euch entehren.“ Er riss seinen Blick los und löste sich auch ganz vor ihr, trat mehrere Schritte weg, den Rücken ihr zugewandt. Er konnte unmöglich… Mit einer Hand fuhr er sich durchs Haar, die andere hatte er an den Mund geführt. Noch immer konnte er ihre Lippen fühlen. Ja, er war ein Prinz und ja, er konnte im Grunde tun was er wollte. Aber er konnte und wollte ihre Ehre nicht beschmutzen, sie war keine Trophäe, keine billige Magd oder dergleichen. Er durfte nicht weitergehen und eigentlich hätte er auch das eben geschehene nicht tun dürfen. Er hatte das Gefühl seinen Bruder irgendwie verraten zu haben. „Warum?!“, fuhr er zu ihr herum. „W-Warum, Sigyn, was… Ihr seid wegen meines Bruders hier! Warum… warum tut Ihr das?! Warum küsste ihr mich immer völlig unerwartet?!“ „Gefällt es Euch nicht…?“ „Das… das… natürlich gefällt es mir, ein Narr derjenige, dem es nicht gefallen würde, was rede ich da eigentlich, das ist nicht der Punkt, es geht nicht darum ob es mir gefällt! Warum tut Ihr das? Was… spielt Ihr mit mir? Versucht Ihr Zwietracht zwischen mir und meinem Bruder zu säen?“ „Ich will nicht Euren Bruder… und ich spiele auch nicht, mit keinem. Ich… Loki, ich… ich… ich möchte Euch…“ Ihre Wangen hatten ein tiefes Rot angenommen ob des Geständnisses. „Ich… ich kann nichts dagegen tun, ich habe es versucht, tausend Mal hat die Vernunft in mir schon geschrieen, aber ich… ich komme einfach nicht dagegen an. Die Art wie Ihr sprecht, wie Ihr Eure Hände bewegt, ich könnte ewig einfach nur Eurer Stimme lauschen, so wunderschön ist sie, jeder Blick in Eure Augen fasziniert mich, ich fühle mich so unendlich geschmeichelt wie Ihr mit mir umgeht, ich fühle mich so geehrt, dass Ihr mich in Eure Studien eingeweiht habt. Ich könnte ewig einfach nur mit Euch zusammensitzen und einfach über alles Mögliche reden. Als ich wieder fortgegangen bin, habe ich Euch sehnlichst vermisst und habe mich Tag und Nacht gefragt was Ihr tun möget. Ich kann nichts dafür… ich bin einfach irgendwann… zwischen all unseren Gesprächen… Euch einfach verfallen… und ich bereue es nicht einmal…“ Ihr Geständnis überrumpelte ihn. Sie hat das geschafft was kein anderer je schaffen würde, sie hatte ihn sprachlos gemacht. Ihm fehlten jegliche Worte, abgesehen davon wusste er nicht einmal wie er reagieren sollte. War das… ein Liebesgeständnis von ihr? Hörten sich so Liebesgeständnisse an? Er wusste es nicht, er hatte keinen Schimmer, er kannte nur die aus Büchern, aber die hatten ja bekanntlich meist kaum etwas mit der Realität zu tun. Wie es in der Realität aussah wusste er nicht, denn ihm hatte noch keine Frau ihre Liebe gestanden. Er war zu anders, zu… sonderbar, mit seinem schwarzen Haar und seiner Blässe zählte er nicht zu der Sorte, die bei den Asen umschwärmt wurde. Aber… wenn dieses wundervolle Geschöpf… wirklich in Liebe zu ihm entbrannt war… zu ihm! Mit drei großen Schritten war er bei ihr, stürmisch hatte er sie in seine Arme gezogen und küsste sie leidenschaftlich. Es war ihm in diesem Moment alles egal. Wenn er das nur früher gewusst hätte, wenn er es nur geahnt hätte… Er raubte ihr den Atem mit dem Kuss bis er abrupt wieder von ihr abließ. „Was tue ich hier eigentlich…“, seufzte er, schüttelte sachte den Kopf, wollte sich wieder abwenden. „Ihr seid hier wegen meinem Bruder… weil mein Vater es so will…“ „Ich will ihn aber nicht.“ „Und wenn er aber Euch will?... Ich kann das nicht… Vielleicht ist es schon beschlossene Sache und wir wissen es nicht?... Wer weiß, was die gerade hinter verschlossenen Türen besprechen? Er hat Interesse an Euch, sonst wäret Ihr nicht schon zum zweiten Mal in den Palast geladen worden, das kann weder ich abstreiten noch Ihr.“ Wenn es so wäre, dann wüsste er nicht was er tun sollte. Er konnte es nicht mehr einfach ignorieren. Solange sie an der Seite seines Bruders wäre, solange würde ihn auch die Eifersucht zerfressen. Er wollte es sich nicht vorstellen, er wollte nicht einmal daran denken wozu manche aus Eifersucht fähig waren. „Warum… habt Ihr nicht früher…“ „Wie sollte ich? Ich war mir nicht einmal sicher ob… Ihr wart immer noch so distanziert, so… reserviert. Ich glaubte manchmal, Ihr würdet es nur tun weil es Eure Pflicht ist mich als Gast zu unterhalten, mich herumzuführen, zu tanzen, spazieren zu gehen und dergleichen… Außerdem, wie Ihr sagtet… ich bin wegen Eurem Bruder hier… weil Euer Vater und Euer Bruder es wollten, weil meine Eltern darum gebeten wurden und diese mich hierher geschickt haben. Als gute Tochter habe ich zu gehorchen. Ich kann mich nicht widersetzen, das Privileg habe ich nicht, ich bekleide nicht solch einen hohen Stand, dass ich mich widersetzen kann.“ Ein verzweifelter Laut entrang sich ihm. Sie hatte Recht, sie konnte sich nicht dem Wunsch seines Vaters widersetzen. Das konnten nicht einmal er und Thor sich erlauben. Und es gab wohl kein Elternteil das sich weigern würde, wenn deren Tochter dem Kronprinzen vorgestellt werden sollte. Er seufzte schwer und ging auf und ab, fuhr sich durchs Haar. Er konnte sie nicht als Geliebte oder Mätresse halten, das wäre ihrer nicht würdig und unter ihrem Niveau. Sie würden es geheim halten müssen und das war schier unmöglich. Sein Vater müsste nur den kleinsten Verdacht hegen und er würde… „Lasst es bitte nicht vorbei sein bevor es angefangen hat…“, flüsterte Sigyn und war näher getreten. „Und wie stellt Ihr euch das vor? Es ist aussichtslos… Wie… wie soll das weitergehen? Glaubt Ihr wirklich es geheim halten zu können? Versteht mich nicht falsch, wenn es keine Probleme geben würde, würde ich sofort… aber… “ Er seufzte leise auf, trat langsam auf sie zu. Zögernd legte er seine Hände an ihre Wangen. „Es würde nicht lange dauern bis man uns erwischt. Euer Ruf wäre ruiniert. Ich möchte Euch nicht in solch eine Situation bringen, Ihr habt viel mehr zu verlieren als ich.“ „Das nehme ich in Kauf. Außerdem würde kaum einer etwas davon erfahren, sollte man uns erwischen. Da Ihr involviert seid, denke ich, würde Euer Vater die Sache diskret behandeln.“ Sie war definitiv zu klug um sie einfach von etwas abbringen zu können, dachte er sich, vor allem nicht mit solch schwachen Argumenten. „Ich nehme das alles gerne in Kauf wenn ich nur bei Euch sein kann, Loki…“, seufzte sie, legte ihre Hände auf seine Unterarme. „Ich will nicht mehr ausharren müssen… Ich… ich habe mich schon überwinden müssen um Euch zu küssen, also lasst meine Mühe bitte nicht umsonst sein…“ Er musste Schmunzeln. „Ihr mögt es mich zu überrumpeln und plötzlich zu küssen, oder?“ Mit roten Wangen senkte sie verlegen den Blick. „Nun… ja… ein wenig…“ Er legte seine Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, lächelte sachte. „Dann will ich Euren Mut belohnen…“, wisperte er. Seufzend schloss sie ihre Augen als sie seine Lippen spürte, schlang ihre Arme um seinen Hals. Dieses Gefühl wollte sie nie mehr vermissen. Sie fragte sich wie sie überhaupt so lange seinen Lippen, diesem Lächeln, hatte widerstehen können. Das hatten ihre Eltern nun davon… sie als brave, sittsame und gefolgsame Tochter zu erziehen…. Und jetzt ging sie eine Affäre mit einem Prinzen Asgards ein. Alle Konsequenzen waren ihm in diesem Moment egal. Er würde sich später gewiss dafür verfluchen und daran verzweifeln… aber in diesem Moment wollte er nur noch ihre Lippen spüren und ihr mehr solcher süßen Seufzer entlocken. Er zog sie näher an sich, vertiefte ihre Küsse. Vergessen waren die Bücher, das hier war hundert Mal besser. Er vergaß alles andere um sich herum und verlor sich in dem berauschenden Gefühl. Seine Lippen löste er von ihren, fuhr mit diesem über ihr Kinn, die Wange, weiter zu ihrem Hals. Einen verzückten Laut schenkte sie ihm als er eine Stelle an ihrem Hals küsste, die zarte Haut zwischen seine Lippen sog, mit der Zunge darüber glitt. Mit den Händen auf ihrem Rücken und der Taille, zog er sie näher an sich, glitt mit den Lippen bis zu ihrem Schlüsselbein. Er wollte ihr mehr der hellen Töne entlocken, mehr von ihrer Verzückung hören. Der Griff um ihre Taille wurde fester als sie mit einer Hand in sein Haar griff, sachte daran zog. Es war kein Laut der Verzückung den sie daraufhin von ihm hören konnte, es glich mehr einem dunklen Stöhnen. Er war selbst überrascht darüber wie leicht sie ihn mit simplen Gesten erregen konnte… Eine Hand in seinem Haar genügte und er musste sich Mühe geben sich zurückzuhalten. Was tat er nur mit ihr… sie verlor beinahe ihren Halt, sie spürte wie schwach ihr die Beine wurden bei seinem Tun, bei seinen Kosungen, seinen Händen. Bei dem dunklen Laut von ihm wurde ihr ganz heiß. Sie glaubte ihr müsse schwindelig werden, soviele neue Gefühle brachen über ihr herein, soviel neues schenkte er ihr. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern ehe er seine Lippen von ihr löste. Sogleich fühlte sich die Stelle kalt an und sie wünschte sich er würde weiter machen. „Bitte nicht aufhören…“ Dieses leichte Betteln, das leichte Wimmern in ihrer Stimme… Merkte sie eigentlich wie schwer sie es ihm machte? Er wollte eigentlich nicht über sie herfallen als wäre er völlig ausgehungert. Aber mit dem leisen Wimmern in ihrer Stimme, machte sie es ihm nicht gerade leicht. Er tat mehrere tiefe Atemzüge, musste kurz seine Augen schließen um sich zu beruhigen. „Wenn ich jetzt nicht aufhöre… werde ich nicht mehr aufhören können, Sigyn… Ihr… du...“, lächelte er sachte, „hast besseres verdient als ein unbequemes Sofa in der Bibliothek…“ „Dann bringt mich in Euer Schlafgemach…“ Er hob seine Brauen, war doch überrascht über… ihren Tatendrang, um es mal so auszudrücken, bevor er leise lachte. „Erstens… ich denke in Anbetracht der Situation kannst auch du das Du benutzen bei mir. Und zweitens… du wirkst ein wenig ungeduldig.“, schmunzelte er. Beschämt und mit hochroten Wangen wandte sie ihren Blick ab. Wirkte sie wirklich so… billig, so dringlich, so als würde sie nicht mehr länger warten können? Mit einem Finger unter ihrem Kinn hob er erneut ihr Gesicht an. „Die natürlich geröteten Wangen einer Frau… können so verführerisch und erregend wirken auf einen Mann…“, wisperte er ihr zu. Seine Stimme so nah ihrem Ohr, seinen Atem auf ihrer Haut zu spüren… „Verspreche mir, nie das Rot auf deinen Wangen zu verlieren…“ „Ich verspreche es…“ Gierig begegnete sie seinem nächsten Kuss. Mit jedem Kuss wurde sie mutiger und mutiger, lockte ihn mir ihrer Zunge, fuhr mit ihren Fingern durch sein Haar. Sie wollte sich gar nicht mehr lösen von diesem Mann. Seine Lippen waren einfach wie eine Sucht für sie, sie konnte nicht anders als sie zu liebkosen. Dass er so einfühlsam war, sie hätte besseres verdient, dafür verehrte sie ihn nur noch mehr. Kapitel 23: Kapitel 23 ---------------------- Das plötzliche Klopfen ließ beide zusammenschrecken und schnell auseinander gehen. Loki schwor sich, wenn es nicht wichtig wäre, dass derjenige dann leiden würde. Er warf einen Blick zu Sigyn, die sachte nickte. Daraufhin wandte er sich der Tür zu und nach einem ´Herein` öffnete sich diese. Er war etwas überrumpelt als seine Mutter in der Tür stand und eintrat. „Ich hoffe ich habe nicht gestört?“ „N-Nein, überhaupt nicht, wobei denn?“ „Nun, beim intensiven Studieren vielleicht?“, schmunzelte die Königin und trat näher. „Wir haben uns nur unterhalten.“ „Und über was?“ „Mutter, warum…“ „Ich wollte nur sehen wie es dir geht. Wie ich sehe außerordentlich gut?“ „J-ja, mir geht es soweit gut, Mutter. Lady Sigyn und ich hatten uns nur über die Rolle des Buches als Kulturgut unterhalten.“ „Ach…?“, grinste sie. „Und… da habt ihr intensive Lippenbekenntnisse ausgetauscht?“ „Mutter, ich… ich weiß wirklich nicht was…“ Sie war an ihren Sohn herangetreten, befeuchtete ihren Daumen und rieb über seine Mundwinkel. Dieser wehrte sich dagegen, versuchte sie abzuschütteln, es war immerhin recht peinlich vor den Augen Sigyns und er war auch kein kleines Kind mehr. „Mutter… lass das! Was…“ „Nun, ich weiß ja nicht ob ganz Asgard wissen soll, dass du seit neustem Farbe auf den Lippen trägst… Ein hübscher Farbton übrigens…“ Die Röte schoss beiden ins Gesicht, sowohl Loki als auch Sigyn. Sigyn rang nervös mit ihren Händen, während Loki sich mit dem Handrücken über die Lippen wischte. Das… das war so… peinlich… schon jetzt waren sie aufgeflogen vor seiner Mutter… Das würde niemals gut gehen… Er gab sich eine Woche bevor er deswegen zu seinem Vater zitiert wurde… Sie tätschelte ihm die Wange, lächelte liebevoll. „Ich werde nichts sagen. Das bleibt ein süßes, charmantes Geheimnis. Ich werde nur einmal mit deinem Vater über die Heiratspläne seiner Söhne reden. Und du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben… Die Liebe fällt dahin wo sie will. Nicht wo sie soll. Das muss jeder von uns einmal lernen. Es wäre viel schlimmer gewesen alles zu unterdrücken und zu ignorieren…“ „M-Mutter… woher…“ Sie lachte leise auf. „Mein Sohn… ich bin deine Mutter… ich merke so etwas. Jede Mutter, ganz gleich ob in Asgard, Midgard, Vanaheim oder sonst wo, hat eine ganz besondere Bindung zu ihren Kindern. Abgesehen davon hast du deinem Bruder heute Morgen tödliche Blicke zugeworfen und hast sehr allergisch darauf reagiert als dein Vater auf Lady Sigyn und Thor zu sprechen kam. So verhält sich nur jemand den die Eifersucht plagt, mein Sohn.“, lächelte sie. Sie blickte zu Sigyn, bot ihr eine Hand an und deutete ihr näher zu kommen. Nah genug ergriff sie die Hand der jungen Frau, nahm die ihres Sohnes und legte sie ineinander. „Alles was ich will, ist dass meine Söhne glücklich sind. Und zu einem vollkommenen Glück zählt ein Partner der einem den Rücken stärkt, bedingungslos liebt und soviel mehr ist als nur ein Gefährte. Versprecht Ihr mir meinen Sohn glücklich zu machen, Sigyn?“ „So gut ich kann, Majestät…“, lächelte sie schüchtern, blickte dann wieder zu Loki. „Nun… was steht dem dann noch im Wege?“, lächelte die Königin. Sie drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich, mein Sohn, so sehr wie eine Mutter es nur kann. Und ich wünsche dir alles Glück der neun Welten.“ Auch Sigyn hauchte sie einen Kuss auf die Wange. „Es wäre mir eine Freude dich bald offiziell in der Familie willkommen zu heißen.“ Sie ließ die Hände der beiden los, die immer noch ineinander lagen. „Und das nächste Mal solltet ihr euch in eure privaten Gemächer zurückziehen. Hier kann jeder Zeit jemand hineinplatzen.“, zwinkerte sie zu Loki. Mit einem zufriedenen Lächeln verließ sie die Bibliothek und schloss die Tür hinter sich. Es wärmte ihr Herz richtig. Natürlich wollte sie nur das Beste für ihre Söhne. Und sie hatte nicht lange gebraucht um zu sehen, dass Lady Sigyn für ihren Ältesten nicht die beste Wahl war. Sie passten einfach nicht zu einander. Es wäre nicht gut gegangen. Aber dass es ausgerechnet ihren Jüngsten getroffen hatte… dass ausgerechnet ihr Loki sich in die junge Frau verguckt hatte… „Du hast eine bemerkenswerte Frau als Mutter.“ „Ja… es könnte keine bessere geben.“, lächelte er, sah seiner Mutter nach… Warum hatte er eigentlich erst versucht ihr etwas vorzumachen? Aber ihre Worte ließen ihn sich besser fühlen und es beruhigte ihn, dass sie mit seinem Vater reden wollte. Obwohl er fürchtete, sein Vater wäre nicht so glücklich darüber wie seine Mutter… Seinen Blick wandte er wieder Sigyn zu und sein Lächeln wurde etwas breiter. Ihre Hand führte er an seine Lippen, hauchte einen Kuss auf diese. „Nun... vielleicht sollten wir den Rat meiner Mutter befolgen und… uns woanders hin zurückziehen?“ „Ich werde… mich ohnehin bald für den Abend zurecht machen müssen.“ „Ein Jammer, dass du eine Zofe hast… Ich wäre dir ansonsten gerne behilflich bei dem Ankleiden. Oder Auskleiden, je nachdem…“ Sie kicherte leise und schien etwas verlegen. Solche Worte kannte sie nicht von ihm, war sie nicht gewohnt. Charmant war er immer gewesen, aber dieses… verführerische war ihr neu. Und dieses schiefe, verführerische Lächeln auf seinen Lippen… Sie würde am liebsten diese gleich wieder mit Küssen überschütten. „Was mich aber unheimlich interessieren würde ist… was hat mein Bruder dir die ganze Zeit erzählt? Beim Tanzen, wenn er dich zu den anderen mitgenommen hat, mit dir spazieren war…?“ Er hielt ihre Hand immer noch in seiner und führte sie zu einem Sofa, setzte sich mit ihr. Auch für ihn war die neue Situation etwas ungewohnt und bevor er gar nicht wusste wohin mit seinen Händen reichte er ihr einen Becher und nahm sich den anderen. Er brauchte jetzt wirklich erst einmal einen Schluck Wein, der sich darin befand. „Nun… er hat mir meist nur Geschichten erzählt über seine Abenteuer. Mit seinen Freunden, mit dir… wir ihr Riesen erschlagen, die Zwerge ausgetrickst, die Elfen bestohlen habt… Ich glaube, manche habe ich sogar doppelt gehört.“ Loki konnte nicht anders als auflachen. Ja, das sah seinem Bruder ähnlich. „Ja, prahlen, das kann er ganz gut.“, nickte er, nahm erneut einen Schluck zu sich. „Zwischendurch hatte er noch den Anstand gehabt auch mich einiges zu fragen.“, lächelte sie. „Er fragte einmal ob ich Geschwister habe, was ich verneinen musste. Ich fand es… sehr süß was er mir antwortete darauf.“, lächelte sie. „Was hat er denn gesagt?“ „Dass es manchmal eine Last sein kann, aber er im Grunde seinen kleinen Bruder gegen nichts im Universum eintauschen möchte. Auch wenn er manchmal versucht ist.“, lächelte sie. „Es muss wundervoll sein einen Bruder oder eine Schwester zu haben. Ich wollte wissen wie es ist und er erzählte mir mehr. Dass da immer jemand wäre dem man seine Geheimnisse anvertrauen konnte, dass man nicht alleine vor Vater und Mutter stehen musste wenn man etwas verbrochen hatte, dass da immer jemand wäre auf dem man bauen könnte, jemand, dem man mehr vertrauen kann als allen Freunden der Welt…“ Ja, einen Bruder zu haben der einen so hintergeht… „Ihr müsst wundervolle Geschwister sein… wenn ihr nicht gerade dabei seid euch die Köpfe zu spalten.“ Er musste schmunzeln. „Zu meiner Verteidigung, es ist mir noch nie zuvor passiert. Und es ist ganz allein deine Schuld.“ „Bitte?...“ „Du hast mich abgelenkt. Dein reizender Anblick hat mich einfach abgelenkt… Es wäre daher von Vorteil wenn du künftig keinem Training mehr beiwohnen würdest. Ich brauche meinen Kopf noch.“ „Ach, wozu denn?“, neckte sie ihn. „Um dich besinnungslos zu küssen.“, hauchte er als er sich zu ihr beugte und legte sogleich seine Lippen auf ihre. Ein Schauer ging ihr über den Rücken bei den Worten, die Augen hatte sie sogleich geschlossen und gab seufzend seinen Lippen nach. Zusätzlich noch den Wein zu schmecken, den er getrunken hatte, ließ sie ganz anders fühlen. Am liebsten würde er jetzt den Becher fortwerfen und seinen Verstand gleich mit um sie in diesem Moment auf diesem Sofa… Wenn er nur ein bisschen mehr wie Thor wäre, hätte es ihn nicht gekümmert, aber in dieser Angelegenheit war er nicht wie sein Bruder. Außerdem waren die Möbel in der Bibliothek wirklich unbequem. Sie hatte definitiv bequemeres verdient. Sie machte es ihm nicht wirklich leichter seinem Verlangen zu widerstehen. Er glaubte beinahe schon sie wolle ihn herausfordern, austesten wie weit er gehen würde, wie lange er sich beherrschen konnte. Ihre Hand in seinem Haar, die süßen Seufzer… So verführerisch, dass es fast zu viel für ihn war. Wenn er allerdings daran dachte wer alles unerwartet die Bibliothek betreten konnte, flaute sein Verlangen sogleich ab und er schaffte es doch seine Lippen von ihren zu lösen. Entschuldigend sah er sie an. „Verzeih… du machst es mir nicht gerade einfach meinen Anstand zu bewahren.“ Sie kicherte leise, drückte ihm einen süßen, kleinen Kuss auf seinen Mundwinkel. Eine Geste der er sofort verfallen war. „Schüre ich sosehr dein Verlangen?“ „Du machst es mir beinahe unmöglich ein Ehrenmann zu bleiben.“, raunte er direkt an ihrem Ohr und wurde mit einem Schauer von ihr belohnt. Er tat einen tiefen Atemzug und löste sich endgültig von ihr. Da war wieder der kleine, scheue Kuss auf seinen Mundwinkel. Schmunzelnd rieb sie ihm mit dem Daumen über seine Unterlippe. „Deiner Mutter gefällt zwar die Farbe, aber ich denke dein Vater wäre nicht begeistert.“ „Nun, ich denke solange ich keine Frauenkleider trage…“, zuckte er mit den Schultern und schmunzelte. Beide Becher stellte er fort und erhob sich. „Aber du hast Recht… wir sollten uns jetzt wirklich losreißen. Sonst werden wir noch morgen früh hier sein.“ Er reichte ihr eine Hand und mit einem Ruck hatte er sie auf die Beine und an sich gezogen. „Was wirst du tragen?“ „Grün, selbstverständlich.“, lächelte sie. „Willst du mich provozieren?“ Eine Braue hatte er gehoben. „Ich bin nur gespannt wie lange du widerstehen kannst.“ „Du bist gemein. Willst du, dass ich vergehe? Wo es kaum begonnen hat?“ „Vielleicht?“ Er musste leise lachen, ihr provozierender Blick, der herausfordernde Gesichtsausdruck… „Aber bedenke: Wie du mir, so ich dir…“ „Dann bin ich gespannt.“, grinste sie, hauchte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel und löste sich von ihm. „Bis zum Abend… Liebster…“, lächelte sie. „Ich warte voller Sehnsucht.“ Bevor sie wieder schwach werden konnte verließ sie die Bibliothek, lehnte sich draußen gegen die geschlossene Tür. Es war erleichternd für sie, dass es endlich raus war, dass sie es nicht länger mit sich herum tragen und verheimlichen musste. Es war so furchtbar gewesen ihn nicht anzustarren, ihn nicht die ganze Zeit anzulächeln. Abgesehen davon hätte er dann wirklich an ihrem Verstand zweifeln können wenn sie ihn die ganze Zeit dumm angelächelt hätte. Aber viel mehr beflügelte sie der Gedanke… dass er sie ebenso sehr wollte. Dass er genauso fühlte… Sie spürte förmlich wie ihr Herz bei dem Gedanken auf und ab sprang. Sie löste sich von der Tür und ein Lied summend begab sie sich auf den Weg zu ihren Gemächern. Loki indes hatte sich wieder setzen müssen und seinen Becher inzwischen geleert. Der Wein tat gerade wirklich gut. Irgendwie konnte er gar nicht glauben was eben alles geschehen war, es ging viel zu schnell. Erst hatte sie ihn wieder aus heiterem Himmel geküsst, dann musste er sich eingestehen, dass er wirklich mehr für sie fühlte als simples Begehren, dann noch seine Mutter… Er lehnte sich zurück und legte den Kopf in den Nacken, starrte die Decke an und seufzte schwer. Was hatte diese Frau nur in ihm ausgelöst… So wirklich bewusst war es ihm erst geworden als er realisiert hatte, dass er tatsächlich auf seinen Bruder eifersüchtig war was Sigyn betraf. Und irgendwie fühlte es sich gut an zu wissen, dass es keinen Grund zur Eifersucht gegeben hatte. War er wirklich so blind gewesen nicht zu sehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte? Liebe… das war ein so großes Wort… Eigentlich ein kleines Wort für eine große Emotion, aber… er scheute sich auch ein wenig das Wort zu benutzen. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, ohne jeden Zweifel. Ihr Duft, ihre Küsse, ihr Stimmchen dabei ließen ihm die Sinne schwinden. Er hatte ihr imponieren wollen beim Training, auch das konnte er nicht leugnen. Was er davon hatte spürte er ja, dachte er sich grummelnd und betastete die Schramme an der Stirn. Es hatte ihm auch alles andere als geschmeckt, Sigyn und Thor zusammen zu sehen. Speiübel war ihm gewesen sie zusammen tanzen zu sehen, seine Hände auf ihrer Taille… Es war eine kluge Entscheidung von ihm gewesen dann einfach zu gehen. Er hatte sich auch irgendwann daran gewöhnt gehabt bei ihren Besuchen mit ihr durch die Gärten zu spazieren. Sie zu unterhalten, mit ihr zu reden. Sie einfach an der Seite zu haben, dass da jemand war der ihm aufmerksam zu hörte, der wusste wovon er sprach. Hatte er sich im Laufe der vielen Gespräche irgendwann einfach in sie… So etwas passiert schließlich nicht von einem Moment auf den anderen. Seufzend stand er auf, fuhr sich durchs Haar. Das war alles so… so verwirrend! Vor zwei Tage hätte er nicht einmal davon geträumt und plötzlich… BOOM! Konnte er kaum noch von ihr ablassen. Ob sie nicht doch eine Zauberin war und ihn verhext hatte?... Sachte schüttelte er den Kopf. Er sollte sich lieber Gedanken darüber machen wie er den Abend überstehen würde. Sie würde gewiss wieder an der Seite von Thor sitzen… er würde sich bemühen müssen nicht immer wieder zu ihr zu sehen. Aber so zu tun als wäre nichts geschehen schien unmöglich für ihn. Er würde sich ganz und gar auf das Essen konzentrieren müssen. Sigyn gab sich große Mühe während sie sich für den Abend zurecht machte. Sie wollte perfekt aussehen. Natürlich wählte sie mit Absicht ein grünes Kleid. Sie würde ihre Robe nur noch mit Grün ausstaffieren, nur um immer seinen Blick auf sich zu spüren, um immer zu wissen sie gefiele ihm da sie seine Lieblingsfarbe trug. Sie konnte es kaum erwarten ihn wieder zu sehen, obwohl es gerade mal nicht lange her war, dass sie sich erst getrennt hatten. Es war einfach nur… es war so wunderbar, dass sie es ihm endlich sagen konnte, dass er ihre Gefühle erwiderte! Als sie den Speisesaal betreten hatte, hatte sich auch Thor sogleich erhoben, winkte sie wieder zu sich herüber. Sie warf einen kurzen Blick zu Loki hinüber und konnte es nicht vermeiden zu lächeln. „Nein, nein, ich denke nach dem turbulenten Tag sollte Loki in den Genuss Eurer Gesellschaft kommen.“, lächelte Frigga und deutete ihr sich zu ihm zu setzen. „Das ist ja wohl das Mindeste wie du deinen Bruder entschädigen kannst, oder?“ „Dann will ich einmal gnädig sein, kleiner Bruder. Lauf mir aber ja nicht noch einmal vor den Hammer!“ „Glaub mir, das eine Mal hat genügt.“, schmunzelte Loki, erhob sich und zog Sigyn den Stuhl zurück. Mit einem Lächeln bedankte sie sich und setzte sich. Als er sich setzte schob sie ihren Fuß an seinen. Er musste lächeln. „Wenn es mir erlaubt sei, Lady Sigyn, seht Ihr atemberaubend aus heute Abend.“ „Vielen Dank, königliche Majestät. Solche Komplimente ehren mich immer wieder.“ Seine Mutter war so ausgefuchst… das glaubte man manchmal gar nicht von ihr, dachte sich Loki. Aber sie war halt die beste Mutter, die man haben konnte. Er schmunzelte zu ihr hinüber und sie lächelte ihm zu. Nein, eine bessere Mutter konnte es nicht geben. Er genoss es Sigyn neben sich zu haben, unbeobachtet unter dem Tisch ihren Fuß an seinem zu spüren. Ein Schmunzeln konnte er nicht verhindern als er bemerkte, dass ihr Fuß begann sachte an seinem Bein entlang zu streichen. Sie wollte ihn wohl wirklich herausfordern. Nun, das Spiel konnte er auch spielen. „Ich hoffe ich habe Euch heute Nachmittag nicht allzu sehr gelangweilt, Lady Sigyn?“ „Hat mein Bruder Euch wieder gelangweilt mit seinen Büchern?“, grinste Thor zu ihr hinüber. „Tippt ihm einfach gegen die Stirn, dann habt ihr Eure Ruhe.“, grinste er weiter. „Nun, werter Bruder… ich muss dir eigentlich danken. Wir wissen alle, dass du nicht gerade mit Intelligenz gesegnet wurdest von Vater und Mutter… so blieb zum Glück mehr für mich übrig.“, lächelte der Jüngere. Der Blonde lachte laut auf. „Der war gut, Loki, der war wirklich gut. Hat er Euch auch so gut unterhalten, Sigyn?“ „Ich hatte keine Minute Langeweile. Im Gegenteil, wir hatten eine hervorragende Konversation.“ „Eine sehr anregende sogar.“, stimmte Loki zu. Er genoss es in vollen Zügen zu sehen wie sie leicht errötete und versuchte nicht zusammenzuzucken als er ihren Fuß zwischen seine nahm, seine Beine leicht an ihrem rieb. Aber… trug sie etwa keine Schuhe? Hatte sie ihre Schuhe etwa ausgezogen? „Erfreulich zu hören, dass mein Bruder immer noch weiß wie man mit einer Frau umzugehen hat. Noch ein guter Rat, Bruder, den auch du verstehst: Frauen sind wie alte wertvolle Bücher. Damit müsstest du doch etwas anfangen können, oder?“ „Du weißt was ein Buch ist? Du überraschst mich wirklich.“ „Mich überrascht hingegen, dass du noch weißt wie man mit einer Frau umgeht.“ „Kann es nicht ein einziges Mahl geben wo Ruhe herrscht?“, warf Odin ein, ließ seinen Blick zwischen seinen Söhnen hin und her wandern. Diese räusperten sich leise und warfen sich anschließend verschwörerische Blicke zu. „Du kannst doch nichts weiter als deine Muskeln spielen zu lassen!“ „Ein großes Gehirn ist auch nicht nützlich im Kampf mit Eisriesen!“ „Ohne Mjölnir bist du doch gar nichts!“ „Du kannst doch nur mit deinen Büchern werfen!“ „Und zwar dir am liebsten an den Kopf!“ Ein lachender Unterton hatte sich bei beiden eingeschlichen. Keiner von beiden meinte es ernst, sie wollten lediglich die Nerven ihres Vaters ein wenig strapazieren. Das Aufseufzen von diesem bestätigte ihnen: Mission erfolgreich ausgeführt. „Lasst Euch eines gesagt sein, Lady Sigyn: Jungs werden nie erwachsen.“, schmunzelte Frigga. „Dann wird es zumindest nie langweilig.“, lächelte Sigyn. „Bei uns wird es nie langweilig.“, grinste Loki und sah genüsslich dabei zu wie sie sich anspannte als er seine Beine an ihrem rieb. „Erst recht nicht mit uns zweien!“, grinste Thor auch noch und Sigyn würde am liebsten im Boden versinken. Sie spürte förmlich wie ihre Wangen immer mehr an Rot zunahmen. „Ist Euch etwa zu warm, Lady Sigyn? Ihr habt ganz gerötete Wangen…“ Oh, wie gemein konnte er nur sein?, fragte sie sich in diesem Moment. Er wusste warum ihre Wangen gerötet waren! „Ein… ein wenig, ja.“, nickte sie. „Vater, ich würde Lady Sigyn gerne in die Gärten führen später, die frische Luft wird sicher helfen.“ Eine Handbewegung von seinem Vater deutete ihm er solle es ruhig tun. Er wusste allerdings nicht ob seine Mutter schon mit ihm geredet hatte oder nicht. Sein Bruder warf nichts dazu ein. Wahrscheinlich hatte er immer noch ein schlechtes Gewissen wegen dem Vormittag und wollte es seinem Bruder daher einfach mal gönnen. Das restliche Essen verlief ruhig, Loki und Thor lieferten sich keine weiteren Wortgefechte und Sigyn war auch glücklich darüber, dass Loki keine weiteren Anspielungen von sich gab. Als das Essen offiziell beendet war, war ihr Loki behilflich beim Aufstehen und an und an seinem Arm verließ sie den Speisesaal. „Hattest du vorhin wirklich dir deine Schuhe ausgezogen?“, fragte er sie leicht verwirrt sobald sie alleine waren und er sicher gehen konnte, die Wände hätten keine Ohren. „Versuche du einmal den ganzen Tag in solchen Schuhen zu laufen. Du bist glücklich über jeden Moment in dem du sie ausziehen kannst.“ Er musste leise lachen. „Also ziehst du dir jedes Mal die Schuhe aus unter dem Tisch?“ „Nun… ja… oft… wenn es nicht kalt ist.“, nickte sie sachte. „Trage du erst einmal einen Tag solche Schuhe, dann werden wir sehen wer hier lacht. Außerdem sieht es unterm Tisch keiner und unterm Kleid sowieso nicht.“ Er musste dennoch lachen. Es war… eine recht niedliche Eigenart von ihr. Da zieht sie einfach ihre Schuhe aus unter den Tischen… „Nun, es war zumindest nicht gerade fair deinen bloßen Fuß an meinem Bein zu spüren.“ „Und deine Anspielungen waren auch nicht fair…“ „Ich bin ein Prinz… ich muss nicht fair sein.“, grinste er. „Willst du mich wirklich in den Garten führen?“ „Ich würde dich gerne ganz woanders hinführen…“, raunte er ihr zu. „Aber das wäre unschicklich und würde uns so offen beide in Schwierigkeiten bringen. Ich werde dich zu deinen Zimmern führen, gehe sicher, dass deine Zofe entweder schläft, abwesend oder schweigsam wie ein Grab ist.“ „Was hast du denn vor?“ „Durch die Dienstbotengänge kommt man ungesehen überall hin.“, grinste er verschwörerisch. Wollte er sie wirklich schon an diesem Abend… so früh… schon verführen? Ihr wurde warm bei dem Gedanken und die Aufregung stieg in ihr an. Einerseits… könnte sie sofort über ihn herfallen, viel zu lange hatte sie warten und alles unterdrücken müssen. Aber andererseits… Wirkte sie nicht zu billig dann? Zu leicht zu haben? Das wäre definitiv alles andere als schicklich. „Was… was hast du vor?“ „Würde ich es sagen, könnte ich dich ja nicht mehr überraschen, hm?“ „Muss… muss ich mir Sorgen um meine Tugend machen?“ „Nicht solange du es nicht willst… Es wird einige Minuten dauern, aber nicht lange und die Tür zu den Dienstbotengängen wird sich öffnen und… ich werde dich entführen.“ „Entführen…?“ „Dahin, wo wir ungestört sein können…“, hauchte er ihr zu und bereitete ihr damit einen Schauer. Wie angekündigt führte er sie zu ihren Räumlichkeiten und verabschiedete sich mit einem Kuss auf ihre Hand. Schnell war sie hinter der Tür verschwunden. „Hilda?...“ Sofort suchte sie ihre Dienerin auf, lief durch alle Zimmer. Aber sie konnte sie nicht finden. Erleichtert seufzte sie auf. Das würde weniger Fragen ergeben. Auch wenn sie ihr vertrauen konnte, aber je weniger sie davon wussten, desto besser war es. Sollte sie sich noch einmal umziehen in aller Schnelle? Nein… dazu bräuchte sie Hilfe. So überprüfte sie noch einmal ihr Spiegelbild, korrigierte den Sitz einer Haarsträhne, zupfte das Kleid ein wenig zurecht und wartete dann ungeduldig darauf, dass eine Tür in der Wand sich öffnen möge. Ob er sie in sein Schlafgemach führen würde? Sie sollte noch gar nicht an sein Schlafgemach denken! Das… das war definitiv zu früh! Ihr Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen als sich eine Tür öffnete und sie Loki erblicken konnte. Allein das Lächeln, das er auf seinem Gesicht trug, ließ sie ganz schwach werden. „Bereit entführt zu werden?“, lächelte er verführerisch, hielt ihr eine Hand hin. Mit einem Nicken kam sie auf ihn zu und ergriff seine Hand. „Jederzeit, wenn du mein Entführer bist…“ „Sag das nicht… sonst nutze ich das aus…“, hauchte er, schloss wieder die Tür hinter ihr. Der Gang war nur schwach ausgeleuchtet, gerade genug, dass man zwei Schritte weit sehen konnte. Aber sie musste nicht mehr sehen an seiner Seite, sie wusste, dass er sie sicher durch diesen führen würde und mit seiner Hand an ihrem Rücken fühlte es sich gleich um ein Vielfaches besser an. Es schien ihr wie eine kleine Ewigkeit bevor sie stoppten und er eine Tür öffnete. Wie sie geahnt hatte, waren sie in seinen Gemächern angelangt. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, bat er sie sich zu setzen. Was er wohl vorhatte?, fragte sie sich und nahm auf einem auslandenden Sofa Platz. Ein wenig nervös war sie schon. Sie war nicht das erste Mal mit diesem Mann alleine in seinen Räumlichkeiten, aber das erste Mal unter… solchen Umständen. „Was… was hast du vor?“ „Was ich vor habe? Mit dir?“, schmunzelte er und kam näher, setzte sich zu ihr. Sachte nickte sie und musste sich Mühe geben nicht unruhig hin und her zu rutschen unter seinem Blick, unter seinen grünen Augen, die sie musterten. „Du siehst hinreißend aus…“, wisperte er. „Da könnte ich glatt schwach werden…“ Eine Hand legte er auf ihre Wange. „Danke…“, lächelte sie. Gewiss hatte er das schon zu hundert anderen jungen Frauen und Mädchen gesagt… aber sie fühlte sich dennoch geschmeichelt. „Hast du mich hierher entführt nur um mir das zu sagen?“ „Nein… entführt habe ich dich wegen etwas ganz anderem.“ Seufzend schloss sie ihre Augen als sie seine Lippen auf ihren spürte, schlang sogleich ihre Arme um seine Schultern. Seine Hand auf ihrer Taille, wie er sie näher zog, ließ ihr Herz gleich schneller schlagen. Es dauerte nicht lange bis er sie mehr in die Polster drückte. Er wollte ihr einfach nur noch näher sein, ihren Körper an seinem fühlen, ihre Wärme spüren. Wieder ihrem Duft ausgesetzt zu sein der ihn völlig einnebelte, ihre Hand in seinem Haar… er könnte sich daran gewöhnen. Es begann ihm wirklich zu gefallen, dass dieses Geschöpf, diese junge Frau ausgerechnet ihm verfallen war. Und mit jedem Kuss verfiel auch er ihr mehr und mehr. Nur um Luft zu schöpfen lösten sie ihre Lippen voneinander. Sie wollten gar nicht mehr voneinander ablassen. Ihre Lippen waren zu zart, zu verführerisch als dass er sich stoppen konnte sie nicht andauernd zu liebkosen. Sie wurden einfach dafür gemacht um von ihm wundgeküsst zu werden, er konnte sich nicht helfen… Er musste sie einfach immer und immer wieder fühlen und schmecken. Für einen kurzen Moment ließ er von ihr ab, öffnete seine Augen. Beide holten keuchend Luft. Ihr keuchender Atem, wie ihre Brust sich unter diesem schnell hob und senkte, die roten geschwollenen Lippen, die losen Haarsträhnen… Es fiel ihm so schwer sich noch zurückzuhalten bei diesem Anblick, sich noch zusammen zu reißen und sie nicht gleich auf diesem Sofa zu nehmen. Er könnte sie in das Schlafzimmer führen… nein. Er schalt sich für diesen Gedanken. Dafür war es einfach zu früh, ihre gemeinsame Geschichte hatte erst heute Nachmittag begonnen und schon sollte er seinen Gelüsten nachgeben? Was musste sie dann nur von ihm denken? Aber der Glanz in ihren Augen, der fiebrige Glanz, wie ihre blauen Augen schimmerten… die Röte auf ihren Wangen, die noch verrieten wie unschuldig sie war… „Warum hörst du auf?“ Wie konnte sie das nur fragen? „Ich… ich bewundere nur dein Antlitz… deine atemberaubende Schönheit…“ Zärtlich strich er ihr über die Wange, fuhr über ihren Hals zu ihrer Schulter. Leise seufzte sie auf unter seiner Sanftheit, schmiegte sich seiner Hand entgegen. „Du machst es mir so schwer zu widerstehen…“ „Dann gib nach.“ „Nein, das…“ Er musste leise lachen. Dass sie so entschlossen war, so gewillt. Nun, stille Wasser waren ja bekanntlich tief. Und eine junge Dame mit ihrer Erziehung musste wahrscheinlich irgendwann aus dem Muster ausbrechen. Er wäre wohl durchgedreht an ihrer Stelle, wenn er so viel über so viele Jahre hinweg hatte unterdrücken müssen weil es nicht angemessen und angebracht war, weil es sich nicht so gehörte. „Es ist nur… was musst du nur von mir denken?...“ „Dass du mir hoffnungslos verfallen bist?“, sprach sie mit einer gehobenen Braue. Erneut musste er leise lachen, lehnte seine Stirn gegen ihre. „Ich denke das bin ich, aber…“ „Warum zögerst du dann…?“ Ihre Hände, die durch sein Haar fuhren, ließen seinen Willen stark schwanken. „Weil… Sigyn, das… würde ich es tun, wäre das ganz und gar… unsittlich. Das zwischen uns hat doch erst heute begonnen….“ „Es hat schon früher begonnen… wir haben es nur viel später bemerkt.“ „Nein… Nein, Sigyn, nicht heute.“ „Mich schon hier, alleine in deinen privaten Räumen zu haben, ist schon unsittlich. Warum dann nicht gleich weiter gehen?“ „Ich glaube langsam du willst mich verführen…“ „Und wenn es so wäre?...“, hauchte sie, drückte ihm ein Küsschen auf seinen Mundwinkel. „Dann… würde es ja aussehen als wäre ich leicht zu haben wenn ich nachgebe…“ Sie musste kichern. Wieso hatte sie ihn nicht schon früher geküsst, ihm alles früher gestanden, dann wären sie jetzt schon an einem ganz anderen Punkt. „Selbst mit mir unter dir auf einem Sofa kannst du noch charmant sein.“, lächelte sie. „Ich tue was ich kann.“, schmunzelte er, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn bevor er sich aufsetzte und sie mit sich zog. „Ich kann dich nicht umstimmen?“ Musste sie jetzt wirklich schmollen? Musste sie diesen Schmollmund aufsetzen? Mit ihren roten, geschwollen Lippen von ihren Lippenbekenntnissen? „Sigyn… bitte strapaziere nicht meine Selbstdisziplin…“ Mit einem Seufzer lehnte sie sich an ihn, lehnte ihr Haupt an seine Schulter und legte ihre Hand auf seine Brust. Diese Geste war so… ihre Hand dort zu fühlen wo sein Herz schlug… Sachte umfasste er mit einer Hand ihre, blickte auf diese hinunter. Diese Geste war so liebevoll, so selbstverständlich, als hätte ihre Hand schon immer dahin gehört… Wie schaffte es diese Frau nur ihm völlig den Verstand zu rauben? Das war ihm noch nie passiert, noch nie hatte er so gefühlt. Er hätte wahrlich nicht lange gefackelt wenn sie irgendjemand gewesen wäre, irgendeine Magd oder Dienerin, das wäre ihm gleich gewesen. Aber sie hatte etwas anderes verdient. Andernfalls hätte er selbst nur ein schlechtes Gewissen gehabt. Zögernd legte er einen Arm um ihre Schultern. Es fühlte sich irgendwie merkwürdig an, aber es war ein gutes merkwürdiges Gefühl. „Und… wir sitzen jetzt hier nur…?“ Ihre Stimme holte ihn wieder aus seinen Gedanken. „Was… sollten wir denn sonst tun?“ Jedes Mal wenn sie dieses Grinsen aufsetzen würde in Zukunft, würde er wissen, dass sie etwas im Schilde führte. Vor allem etwas an dem er gefallen haben würde. Ihre Lippen trafen wieder auf seine und seufzend gab er ihr nach. Auch sie schien seinen Lippen völlig verfallen zu sein. Der Gedanke ließ ihn lächeln. Er wusste später nicht wie sie in diese Position geraten waren, wie sie so geendet hatten und wann sie überhaupt eingeschlafen waren. Fakt war allerdings, dass sie sich immer noch auf dem Sofa befanden als er aus seinem Dämmerzustand erwachte. Sie lag halb auf ihm, das Haupt auf seiner Brust gebettet, einer Hand auf dieser. Es war… ein wundervolles Gefühl ihren warmen Körper an seinem zu spüren, sie immer noch an seiner Seite zu fühlen. Er könnte sich wirklich daran gewöhnen Sigyn zu erblicken wenn er erwachte, zu sehen wie ihr Haupt auf seiner Brust ruhte, sie in den Armen zu halten, ihrem ruhigen Atem zu lauschen… Er hatte keine Ahnung wie spät oder früh es war und er wollte es auch nicht beenden, aber… es würde auffallen wenn sie nicht in ihren Zimmern erwachte, zumindest ihrer Zofe fiel es auf und er wollte sich nicht vorstellen was dann los wäre. „Sigyn… Sigyn…“, hauchte er leise, versuchte sie zu sanft zu wecken. Seufzend öffnete sie ihre Augen, sah es aber nicht ein etwas an ihrer Position zu ändern. „Hm…? Was ist denn?“ „Ich sollte dich langsam wieder zu deinen Zimmern führen.“ „Schon?“ Sie klang etwas enttäuscht, hob ihren Blick und sah ihn bittend an. „Was meinst du was los sein wird, wenn auch nur irgendjemand bemerkt, dass du nicht in deinen Zimmern geschlafen hast?“, lächelte er sachte, strich ihr durchs Haar. Sie seufzte leise. „Zum Frühstück sehen wir uns wieder. Und zum Mittagsmahl und zum Abendmahl und zwischendurch…“, schmunzelte er und brachte auch sie wieder zum Lächeln. „Nun gut, ausnahmsweise.“, schmunzelte sie und setzte sich auf. Ihr Anblick, die müden Augen, das leicht zerzauste Haar, war einfach anbetungswürdig. Wenn er nur daran dachte wie sie aussehen möge wenn sie die Nacht zusammen in einem Bett verbrächten… Bei dem Gedanken wurde ihm ganz anders. Leise räusperte er sich und setzte sich ebenfalls auf, fuhr sich durchs Haar ehe er aufstand und Sigyn seine Hand anbot. Gerne nahm sie diese an und ließ sich auf die Beine ziehen, schmiegte sich etwas an ihn, drückte ihm einen Kuss auf seinen Hals. „Sigyn…“, seufzte er, „wir sollten jetzt wirklich stoppen…“ Sie kicherte leise. „Nur eine Kleinigkeit, damit du etwas hast um durchzuhalten bis wir wieder alleine sein können…“ „Noch mehr solcher Kleinigkeiten und ich werden mich wirklich nicht mehr zurückhalten können.“ Sogleich verteilte sie mehr Küsse über seinen Hals. „Sigyn, ich meine es ernst… das wird sonst peinlich am Frühstückstisch.“, lächelte er, schob sie etwas von sich um ihr in die Augen zu sehen. „Am oder auf dem Frühstückstisch?“, schmunzelte sie und der Schalk blitzte auf in ihren Augen. Er konnte nicht anders als zu lachen. „Wo ist nur die wohlerzogene junge Dame hin, die ich kennen gelernt habe?“ „Ersetzt durch eine die viel mehr Spaß verspricht.“ Lachend schloss er sie in seine Arme, drückte sie an sich und hauchte einen Kuss auf ihren Schopf. Er hätte nie geahnt wie erleichternd, was für ein gutes Gefühl es sein konnte solch jemand besonderen in den Armen halten zu können, so mit ihr zu reden. Da war… er konnte es kaum beschreiben… ein so seltsames, warmes, glückliches Gefühl in seiner Brust… Er konnte nicht sagen ob das Liebe war, er hatte noch nie geliebt und konnte es daher nicht beurteilen. Außerdem… schreckte dieses Wort irgendwie ab, soviel wurde damit in Verbindung gebracht, so viele, große Gefühle… Aber das was er fühlte, fühlte sich unheimlich gut an. „Ich merke es schon jetzt… Komm, es wird wirklich langsam Zeit.“ Einen Arm legte er um ihre Schultern und führte sie so wieder durch den Dienstbotengang in ihre Zimmer. Als sie begann leise zu kichern, sah er sie fragend an. „Es ist nur… in aller Heimlichkeit… Es fühlt sich an als würden wir etwas ganz und gar Verbotenes tun.“, erklärte sie. „Und das fühlt sich unheimlich aufregend an.“ „So? Aufregend findest du das also?“, schmunzelte er, hob eine Braue. Wie unheimlich anziehend sie diesen Gesichtsausdruck an ihm fand… „Ja…“, hauchte sie, „finde ich. Du nicht auch? Das Gefühl… etwas Verbotenes zu tun, jeder Zeit erwischt werden zu können…“ „Nun… wenn es dir gefällt…“ Mit einem Mal hatte er sie gegen die Wand des Flures gedrückt, drückte seine Lippen auf ihre. Sie seufzte verzückt auf, das Gefühl zwischen der Wand und ihm gefangen zu sein… Hätte er nicht diese Selbstdisziplin, sie hätte schon längst alle Vorsicht und allen Anstand über Bord geworfen mit einem lauten Jubelschrei! Bevor sie richtig reagieren konnte, hatte er sich auch wieder von ihr gelöst, ein ganz und gar durchtriebenes Grinsen lag auf seinem Gesicht. „Damit du etwas hast zum Durchhalten bis wir wieder alleine sind.“, raunte er, nahm sie am Arm und öffnete die Tür zu ihren Zimmern. „Wir sehen uns später.“, hauchte er. Einen unschuldigen Kuss auf die Wange bekam sie von ihm und er erntete dafür wieder den einen süßen auf den Mundwinkel. Er glaubte jedes Mal sie wolle ihn damit nur zu mehr verlocken. Eine Verlockung, der er nicht lange widerstehen konnte. Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, lehnte er seine Stirn an das kühle Metall. Das Frühstück würde eine reine Folter für ihn sein, eine wahre Härteprobe. Er wusste nicht wie lange er sich noch zurückhalten konnte. Aber als er zurück in seinen Zimmern war und die Vorhänge aufzog, wusste er, dass es eine gute Entscheidung war sie zurückzubringen da die Sonne schon dabei war aufzugehen. Ein Seufzen entfloh seinen Lippen. Er spürte das Verlangen sie an seiner Seite zu haben, sie jetzt neben sich stehen zu haben, den Drang sie in seine Arme zu nehmen. Diese Frau war doch einfach nur… sie verdrehte ihm einfach den Verstand… Er fürchtete sich die nächsten Tage oder Wochen gar nicht mehr auf seine Arbeiten konzentrieren zu können. Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- 24. Beim Frühstück bekam er die Bestätigung, dass Sigyn nicht weniger ausgefuchst war als seine Mutter. Erneut trug sie ein Kleid in einem wundervollen Grün. Er war sich sicher, dass sie nur verstärkt Grün trug um einfach sich seiner Blicke gewiss zu sein. Frauen konnten grausam sein. Wie sollte er den Tag da noch überstehen? Er hatte wahrlich keine Ahnung. „Wie geht es dir heute, mein Sohn?“ Er dankte seiner Mutter im Stillen ihn davon abzuhalten die ganze Zeit zu Sigyn hinüber zu blicken, welche wieder an der Seite seines Bruders saß. „Sehr gut, Mutter. Soweit wieder sehr gut.“, nickte er sachte. „Streng dich nicht zu sehr an, ja? Mit einer Kopfverletzung ist wirklich nicht zu spaßen. Brauchst du vielleicht etwas Unterstützung bei deinen Arbeiten?“ Den Wink hatte er verstanden und lächelte ihr zu. „Ja… wo du es sagst… Lady Sigyn, würdet Ihr vielleicht die Güte besitzen mich heute ein wenig zu unterstützen?“ „Willst du unseren reizenden Gast zu Tode langweilen?“, schmunzelte Thor. „Lady Sigyn ist auf dem Gebiet recht talentiert. Ich denke, wir würden ihr damit eher einen großen Gefallen tun.“ „Es wäre mir wirklich eine große Ehre Euch assistieren zu können, Prinz Loki.“, nickte Sigyn lächelnd. „Achtet bloß darauf, dass er sich nicht zu sehr anstrengt, mein Sohn ist da viel zu ehrgeizig auf diesem Gebiet.“, schmunzelte Frigga. „Ich werde darauf achten, versprochen, Majestät.“ „Da bin ich mir sicher.“, schmunzelte die Blonde. „Vater, ich denke wir könnten heute Abend wieder ein kleines Fest haben, ein großes Essen, etwas Musik und Tanz…“, warf Thor ein. Sein Vater hob eine Braue und sah ihn skeptisch an. „Schon wieder…?“ „Nun, solange wir solch einen reizenden Gast haben, sollten wir das ausnutzen, oder?“, schmunzelte Thor zu Sigyn. „Außerdem sollten wir uns dann von unserer besten Seite zeigen, finde ich. Generell finde ich, könnten wir ein wenig mehr Feste geben…“ „Mein Sohn… das Leben besteht nicht nur aus Spaß und Musik und Tanz…“ „Vater…“ „Ich finde Thor hat Recht. Da wir einen reizenden Gast bei uns haben, denke ich, wäre es durchaus angebracht.“, nickte auch Frigga. „Diese Gelegenheit sollten wir nutzen und ein wenig feiern, das würde auch dir gut tun, Liebster. Außerdem tanzen unsere beiden Söhne gerne mit der jungen Lady. Möchtest du dem im Wege stehen?“ Der König Asgards seufzte auf und da es offensichtlich drei zu eins stand, wenn er so in die Runde blickte… „Nun gut. Aber nur eine kleine Festlichkeit.“ Thor klatschte in die Hände. Feiern tat er schließlich gerne, es würde reichlich Met geben, viel gutes Essen und eine ausgelassene Stimmung würde herrschen. Ganz abgesehen von der Musik und dem Tanzen. Das wäre ganz nach seinem Geschmack. „Du wirst es nicht bereuen, Vater!“ „Das sagst du jedes Mal…“ Sogar der König musste jetzt schmunzeln. Er wusste, dass sein Sohn in dieser Angelegenheit nicht zu bessern war. Und irgendwo hatte er ja auch Recht, wenn er Lady Sigyn näher kennen lernen sollte und wollte, sollte man solche Gelegenheiten nutzen. Nirgendwo konnte man einer jungen Dame schließlich näher kommen als beim Tanzen, es war die perfekte Gelegenheit. Und seiner Frau würde er damit schließlich auch einen kleinen Gefallen tun. Als das Essen beendet war, verließ Sigyn am Arm von Loki den Speisesaal und zusammen strebten sie seine privaten Räumlichkeiten an, zu denen auch seine Arbeitszimmer gehörten. „Du machst das mit Absicht, oder?“ „Was denn?“, fragte sie unschuldig. „Plötzlich trägst du soviel Grün…“, schmunzelte er. „Ach das… nun… ich möchte dir einfach nur gefallen.“ „Ich denke eher du machst es um mich zu provozieren.“ „Wenn ich dich provozieren wollen würde, dann wären wir jetzt beide in großen Schwierigkeiten.“, schmunzelte sie, brachte ihn zum Lachen. „Sigyn, Sigyn… ich glaube, lange kann ich dir nicht mehr widerstehen.“, lachte er leise. „Was habe ich da nur geweckt in dir?“ „Du lachst, also muss es dich erfreuen was du da in mir entfacht hast.“ „Das habe ich auch nicht bestritten.“, schmunzelte er. „Ich glaube, ich sollte mich fürchten vor dem Abend.“ „Weshalb?... Glaubst du…“ „Es wird Musik gespielt… es wird getanzt… und ich möchte mir nicht einmal deine Robe ausmalen für den Abend.“, lachte er. „Bring mich nicht auf dumme Ideen.“, lächelte sie. „Ich werde mich hüten… Es würde nur einen Skandal geben wenn ich über dich herfallen würde, weil du zu verführerisch aussiehst…“, hauchte er dicht an ihrem Ohr. Sie lachte leise, das Geräusch alleine erwärmte sein Herz. „Das Gesicht deines Vaters würde ich dann gerne sehen!“, lachte sie. „Wenn du mich gleich auf der Tanzfläche…! Und dann erst das Gesicht deines Bruders!.. Wohingegen deine Mutter sich wahrscheinlich freuen würde!“ „Zieh das richtige an heute Abend und du wirst sehen wie sie dreinschauen werden…“, raunte er. „Willst jetzt du mich provozieren? Glaubst du, ich würde es nicht herausfordern?“ „Wir werden sehen.“, schmunzelte er, öffnete eine Tür und ließ sie eintreten. Hinter sich schloss er die Tür wieder und es benötigte nur eine Handbewegung ehe einige Kerzen aufflackerten. „Willst du etwa wirklich arbeiten?“ „Meine Schöne… würde ich alles wegen dir vergessen, würde mein Schreibtisch irgendwann zusammenbrechen und mich wahrscheinlich verfolgen.“ „Dann überlasse ihn mir, ich mache Kleinholz aus ihm.“ Er mochte es wie diese Frau ihn zum Lachen brachte. „Ich komme auf das Angebot gerne zurück. Aber wenn ich der größte Magier aller neun Welten werden will, muss ich einige kleine Opfer bringen.“ „Wobei kann ich dir denn behilflich sein?“ „Nun… ich bin seit geraumer Zeit nicht mehr dazu gekommen wirklich all die Schriften zu sortieren und zu ordnen, die sich angesammelt haben… Da war eine gewisse junge Lady, die mich immer abgelenkt hatte…“ „Ich bekenne mich schuldig.“, kicherte sie. „Habe ich dich so sehr abgelenkt?“ „Ich wollte wirklich etwas tun… aber irgendwie musste ich immer an dich denken.“ „Nun… dann will ich mal wieder in Ordnung bringen was ich angerichtet habe.“, schmunzelte sie. „Wie hast du es denn gerne geordnet?“ Langsam trat sie auf seinen Schreibtisch zu, auf dem sich wirklich Papiere stapelten. „Ordne es so wie du es für richtig hältst. Frauen haben immer einen Instinkt für so etwas.“ „Nicht, dass du dich noch beschwerst am Ende.“ „Bei dir niemals.“ „Und woran arbeitest du gerade? Wenn du mir nicht beibringst zu zaubern und mich unterhältst?“, fragte sie und setzte sich an den Schreibtisch, nahm das oberste Blatt von einem Stapel und besah es sich. „Irgendwie hat es mir der Gedanke der Teleportation angetan… Du ahnst ja nicht wie schrecklich die Reise mit dem Bifröst ist…“ Bei ihrem Lachen blickte er zu ihr hinüber und dieser Anblick, sie an seinem Schreibtisch sitzen zu sehen, mit den Papieren in ihren Händen… Er könnte sich daran gewöhnen. Es war ein guter Anblick. Als wenn sie dahin gehörte an seinen Schreibtisch, als wenn es ihr fester Platz wäre. „Und wie weit bist du damit?“ „Noch nicht sehr weit…“, seufzte er. „Entweder sind die Formeln völlig falsch oder nur irreführend… Nichts passt zusammen… Es ist ein wenig deprimierend…“ „Du wirst es irgendwann ganz bestimmt können. Ich glaube fest daran.“, lächelte sie. „So etwas braucht einfach nur Zeit. Irgendwann wirst du der größte und mächtigste Magier sein Komma entfernt den es je gegeben hat, den es je geben wird. Du brauchst keine Waffen, keinen Hammer, kein Schwert oder Speer, deine Waffe ist der Verstand. Und damit bist du um so vieles flexibler, zu so viel mehr fähig… Magie ist die beste Waffe von allen weil sie aus dem Nichts kommt, völlig unerwartet.“ Er hatte gar nicht bemerkt wie sie aufgestanden und hinter ihn getreten war. Ihre Arme schlang sie von hinten um ihn, ihre Hände ruhten auf seiner Brust und ihr Gesicht schmiegte sie an seinen Rücken. Lächelnd umschloss er eine ihrer Hände mit seiner. Solche Worte… waren Balsam für ihn. Wo ihn kaum einer ernst nahm, er deswegen verhöhnt wurde sogar. Manchmal glaubte er sogar man würde ihm mit Absicht Steine in den Weg legen, deshalb taten ihm diese Worte unendlich gut. „Denkst du das wirklich?“, fragte er leise. „Natürlich… und ich werde dich unterstützen wo ich nur kann. Ganz ehrlich, seine Muskeln spielen lassen kann jeder… aber wer kann schon aus dem Nichts ein Feuer entfachen?“ „Nun… ich kann das.“, schmunzelte er, drehte sich in ihren Armen um. „Nicht einmal dein Vater, nicht einmal dein Bruder…“, lächelte sie. „Nur du.“ „Nur ich… und das macht mich anders…“ „Scht… nicht anders… nur einzigartig.“, lächelte sie. „Sigyn… ich bin anders… ich brauche nur in den Spiegel zu schauen.“ „Ach, halt den Mund.“ Überrumpelt sah er sie an. Als Prinz hatte ihm noch keine Frau gesagt er solle den Mund halten. „Du bist keineswegs anders. Du bist einfach nur etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Ich will keinen blonden Schönling der sein Haar über die Schulter wirft, das ist wenn dann meine Rolle. Ich will keinen Schönling der seine Muskeln spielen lässt, der mit einem Lächeln alle in den Bann zieht. Ich will ein Lächeln, das nur mich in den Bann zieht…“, hauchte sie, drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Die Finger ihrer rechten Hand fuhren durch sein Haar. „In deiner ganzen Gestalt bist du so elegant, so geschmeidig… wie du gehst, wie du dich bewegst… Es erinnert mich an ein gefährliches Raubtier… So elegant und gleichzeitig verrät jede einzelne Bewegung wie viel Kraft dahinter steckt… Irgendwo habe ich sogar gelesen, dass Blässe ein Privileg des Adels sei…“, schmunzelte sie, drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange. „Und außerdem… hast du die schönsten Augen die ich je gesehen habe… sie faszinieren mich einfach… So ein wundervolles, intensives Grün… mit deinen schwarzen Haaren, das ist so…“ Da ihr die Worte fehlten, drückte sie einfach ihre Lippen auf seine und küsste ihn leidenschaftlich. Er hatte bis eben gedacht noch mehr Perfektion ginge bei dieser Frau nicht, aber da hatte er sich getäuscht. Er hätte nie gedacht, dass er mal solch einer Frau begegnen würde. Seine Arme schlang er fest um sie, drückte sie an sich. Warum hatte er sie nicht schon früher getroffen? Warum war es ihm erst so spät bewusst geworden? Wie hatte er nur so blind sein können? Er hoffte inständig seine Mutter würde seinen Vater sachte darauf vorbereiten, dass seine Pläne sich nicht ganz so erfüllen würden wie er gedacht hatte. Sollte sein Bruder sie wirklich in Erwägung ziehen, er würde es erstens nicht ertragen und zweitens nicht über sich bringen. Er hoffte inständig, sein Bruder hatte nicht solcherlei Pläne… Er hoffte, er würde sie nur sehen wollen weil sie für ihn hübsch anzusehen war. Bis zum Mittag hatten sie es doch geschafft ein wenig zu arbeiten. Sigyn war recht weit gekommen mit den Papierstapeln, all den Schriften und Dokumenten, die sich auf seinem Schreibtisch angehäuft hatten. Sie wäre nahezu fertig wenn sie selbst nicht einiges gelesen hätte. Manches war einfach zu interessant gewesen. Sie konnte nicht verstehen wie man das abwerten konnte, Magie war doch eine faszinierende Sache. Es war so viel mehr als nur ein Fuchteln mit den Händen. Zum Mittag ließen sich beide nichts anmerken. Man betrieb eine neutrale Konversation, die Geschwister zogen sich gegenseitig ein wenig auf, die Frauen freuten sich auf den Abend und auf die Roben, die man jeweils tragen würde. Nach dem Essen zog sich Sigyn zurück um den Nachmittag damit zu verbringen sich auf den Abend vorzubereiten. „Ihr wart gestern die Nacht über nicht hier.“ „Ich weiß nicht wovon du sprichst, Hilda.“ „Herrin, Ihr wart die letzte Nacht über nicht in Euren Quartieren. Und jetzt wollt Ihr Euch besonders hübsch machen für den Abend. Ich hoffe, Ihr seid nicht schwach geworden und dem Kronprinzen erlegen.“ „Ich bin nicht schwach geworden!... Ich bin zu keinem schwach geworden, Hilda. Auch nicht dem Kronprinzen gegenüber, du kannst beruhigt sein und damit auch meine Eltern beruhigen, wenn es das ist was du wissen willst. Ich war gestern einfach nicht hier, ja?“ „Ich soll verstärkt Eure grünen Roben aufbereiten.“ „Es ist Frühling, eine perfekte Gelegenheit, oder? Soll ich etwa Schwarz tragen?“ „Grün ist nicht gerade die favorisierte Farbe des Kronprinzen.“ „Aber meine! Hilda, was soll dieses Verhör?! Ich bin deine Herrin!“ „Und Eure Eltern sorgen sich um Euer Wohlergehen, um Eure Tugendhaftigkeit!“ „Ja, ich habe die Nacht nicht in meinen Quartieren verbracht, und? Ich habe die Nacht woanders verbracht und um meine Tugendhaftigkeit braucht sich niemand Sorgen zu machen!“ „Ist es der andere Prinz?... Der Magier?“ „Was hat dich das anzugehen?“ „Es ist der andere Prinz… Natürlich… allein Eure Vorliebe für grüne Roben hätte es mir sagen müssen… Ihr habt letzte Nacht mit dem anderen Prinzen verbracht.“ „Der andere Prinz hat auch einen Namen, Hilda und dieser lautet Prinz Loki. Es ist nicht der andere Prinz oder der Magier, sondern Prinz Loki! Ich dachte, ich habe dir das bereits deutlich gemacht.“ „Habt Ihr die Nacht mit ihm verbracht?“ „Ich habe die Nacht nicht mit ihm, sondern bei ihm verbracht. Wir haben nur geredet. Wir waren so in unserer Diskussion vertieft, dass wir ganz und gar die Zeit vergessen haben, mehr nicht. Bist du jetzt beruhigt?“ „Herrin...“ „Schluss jetzt! Das Thema ist beendet, verstanden? Ich will nichts mehr diesbezüglich von dir hören, du wirst nicht mehr darüber reden, weder mit mir noch mit jemand anderen oder du wirst in ganz Asgard keine Anstellung mehr finden, habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“ „Aber…“ „Hilda! Du bist nur eine Bedienstete… mehr nicht. Verstanden? Ich möchte solcherlei Anschuldigungen oder Fragen nicht mehr von dir hören.“ „Ja, Herrin…“ „Und jetzt wäre ich dir sehr dankbar, wenn du dich um meine Frisur kümmern würdest.“ „Natürlich, Herrin.“ Sigyn musste mehrmals durchatmen um sich zu beruhigen. Sie hätte gedacht selbst wenn Hilda, ihre Dienerin, etwas bemerkte, sie darüber schweigen würde, dass sie so loyal ihr gegenüber wäre, kein Wort darüber zu verlieren. Abgesehen davon hätte sie nicht damit gerechnet, dass sie etwas bemerken würde. Sie hoffte ihren Standpunkt deutlich gemacht zu haben. Sie wollte nicht daran denken was wäre, wenn sie wirklich dahinter käme, wenn sie beginnen würde zu reden. Bedienstete konnten soviel tratschen, es würde nur wenige Stunden dauern bis alle Bediensteten Gladsheims reden würden… Bis sie darüber reden würden, dass der jüngere Prinz sich die Favoritin des Kronprinzen als Geliebte hielt, dass sie eine Affäre miteinander hinter dessen Rücken hatten, dass sie alle an der Nase herumführten… Sie versuchte die beunruhigenden Gedanken zu beseitigen. Sie wollte sich nicht den Abend dadurch ruinieren lassen. Sie brauchte sich eigentlich keine Sorgen zu machen, es war nichts Absonderliches dabei wenn sie mit Loki sprach, mit ihm tanzte, lachte oder scherzte. Bisher hatte sie immer mehr Zeit mit Loki verbracht als mit Thor. Es wäre daher für niemanden verwunderlich wenn sie etwas vertrauter wirkten. Es würde also daher niemanden wundern… nicht einmal Odin selbst. Seufzend betrachtete sie ihr eigenes Spiegelbild als sie fertig für den Abend gekleidet und frisiert war. Die Haare waren kunstvoll hochgesteckt damit ihr Nacken frei war, immer wieder durchsetzten fein geflochtene Strähnen die Frisur. Haarnadeln mit grünen Blumen verfeinerten das Bild. Als Kleid hatte sie sich für ein dunkelgrünes entschieden. Ein schimmerndes, kräftiges dunkles Grün gefangen in einem seidigen Stoff der ihren Körper umschmeichelte, sich wie eine zweite Haut an ihren Leib schmiegte. Die Schultern waren bloß, die breiten Träger hingen locker um ihre Oberarme. Sie war zufrieden mit ihrem Äußeren und sie war mit dieser Meinung sicher nicht alleine an diesem Abend. Sie drehte sich um die eigene Achse und bewunderte sich von allen Seiten. Diese Robe war einfach perfekt, sie betonte was es zu betonen gab, fiel weit hinab ab der Hüfte, präsentierte ihre bloßen Schultern und die kleine Schleppe war einfach nur elegant. Mit allem zufrieden raffte sie den Saum des Kleides und verließ ihre Zimmer. Zumindest den Blicken der Königssöhne war sie sich gewiss als sich die Tür zum Speisesaal öffnete und sie durch diese schritt. Und besagte Söhne hoben auch fast gleichzeitig ihren Blick als sie den Saal betrat. Beide erhoben sich und lächelten bei ihrem Anblick. „Guten Abend.“, sprach sie leise, nickte sachte und setzte ein bescheidenes Lächeln auf, ganz wie es sich für eine junge Dame gehörte. „Ihr seht ganz bezaubernd aus heute Abend…“, lächelte Loki, verneigte sich leicht als sie näher trat und nahm ihre Hand in seine um diese an seine Lippen zu führen. „Vielen Dank, königliche Majestät.“, knickste sie. Gerne hätte sie ihm noch gesagt wie gut seine Robe an ihm aussah, wie edel sie geschnitten war und ihm schmeichelte. Aber ihr Platz war wieder an der Seite Thors und dieser hauchte ihr grinsend einen Kuss auf die Hand. „Ihr seht heute Abend wahrlich hinreißend aus, Lady Sigyn. Es war eine gute Entscheidung diese kleine Festlichkeit auszurichten heute.“ „Vielen Dank, königliche Majestät. Es fiel mir nicht leicht etwas Passendes auszusuchen für diesen Abend, aber Eure Komplimente bestätigen mich in meiner Wahl.“ „Ihr hättet keine bessere Wahl treffen können.“ Er war ihr behilflich sich zu setzen ehe er es ihr gleichtat, reichte ihr einen gefüllten Becher mit Met. „Auf diesen wundervollen Abend würde ich sagen, oder?“, lächelte er, stieß mit ihr an und trank den halben Becher leer. Während des Essens unterhielt man sich angeregt, eine ausgelassene Stimmung herrschte dank der Musik, die gleichzeitig gespielt wurde und den ersten Paaren, die nicht länger warten konnten und tanzten. Die Sitzordnung hatte sich bald aufgelöst. Thor saß bei seinen Freunden, unterhielt sich lauthals mit jenen über alte Abenteuer die sie gemeinsam erlebt hatten, Sigyn saß bei einigen Hofdamen. Diese Gelegenheit wollte Loki nutzen und erhob sich, schritt zu seinem Bruder. Sigyn sah nur aus dem Augenwinkel wie er eine Hand auf die Schulter seines Bruders legte, sich zu ihm hinunter beugte und ihm etwas zuzuflüstern schien. Dieser nickte grinsend und schon kam der Schwarzhaarige lächelnd auf sie zu. Als er vor ihr zum Stehen kam verneigte er sich tief. „Es wäre mir eine Ehre, Lady Sigyn, wenn ich Euch aus der illustren Runde zu einem Tanz entführen dürfte?“, lächelte er charmant. „Die Ehre würde ganz auf meiner Seite liegen.“, lächelte sie, errötete anständig und stellte ihren Becher fort ehe sie seine Hand ergriff. „Du willst mich wohl wirklich provozieren, oder?“, hauchte er ihr zu während sie an seinem Arm schritt. „Du hast mich herausgefordert. Außerdem hast du mir auch nicht gesagt, dass du vorhast heute Abend so gut auszusehen.“ „Nun, ein Prinz tut was er kann.“, schmunzelte er. Sie lachte leise als er eine Hand auf ihre Taille legte, die andere ihre Hand umfasste und sie beim nächsten Takt einsetzten. „Du hättest mich vorwarnen können.“ „Wovor?“, schmunzelte sie. „Davor, dass du mich verführen willst.“ „Was sagt dir denn das?“, lächelte sie. „Bei diesem Kleid fragst du noch?“, lachte er leise. „Ein Narr derjenige, der heute nicht mit dir tanzen wollen wird…“ „Nun, ich glaube eher, da ich die Gunst der Königssöhne auf meiner Seite habe, wird sich auch kaum ein anderer trauen.“ „Es sollte sich auch kein anderer wagen… Es ist schon schwer für mich dich bei meinem Bruder zu sehen…“ „Noch bevor der Mond am Zenit steht werde ich mich zurückziehen…“, wisperte sie kaum hörbar. „Ich denke… zu dieser Zeit werde ich ebenfalls unheimlich ermüdet sein…“ Sie kicherte leise und genoss den Tanz, genoss es ihm so nahe zu sein, seine Hand auf ihrer Taille zu fühlen. Sie wünschte sich in diesem Moment es nicht mehr verheimlich zu müssen, die Bindung zwischen ihnen. Die blonde Königin seufzte leise. „Sieh sie dir nur an… Sehen sie nicht hübsch zusammen aus? Ich finde, die zwei passen viel besser zusammen.“ „Loki und Lady Sigyn…? Liebes, es geht hier um unseren Ältesten… Loki kann sich noch Zeit lassen.“ „Findest du nicht selbst, dass du deine Pläne überdenken solltest? Sieh sie dir doch nur an… hast du unseren Jüngsten schon einmal so lachen gesehen bei einer jungen Dame? Er scheint sogar Spaß am Tanzen zu haben. Du weißt selbst, dass er nicht der gesellige Typ ist. Schau… er lacht schon wieder… Ganz abgesehen davon, dass sie sich optisch nahezu perfekt ergänzen. Sie teilt seine Vorliebe für die Farbe Grün.“, schmunzelte sie. „Thor findet sie recht ansprechend. Und allein deswegen ist sie hier.“ „Du weißt selbst, dass sie nicht die ideale Wahl für ihn ist. Sie liest gerne, hat ein großes Redetalent und besitzt ein mildes, ruhiges Gemüt. Thor findet sie doch nur ansprechend weil sie eine hübsche junge Dame ist, die geduldig sich seine Heldentaten anhört, auch mehrmals. Thor braucht eine Frau die etwas impulsiver ist. Das weißt selbst du.“ „Es geht in dieser Angelegenheit allein um Thor. Er sollte zuerst heiraten. Was glaubst du würde geschehen, wenn Loki vor ihm heiratet? Vor ihm eine eigene Familie gründet, sie ihm einen Sohn schenkt? Noch bevor der Kronprinz es getan hat? Dieses Kind wäre dann der nächste in der Thronfolge… Es wäre ein Erbe… Verstehst du, was ich damit sagen will? Sie konkurrieren nicht miteinander aber wegen solchen Angelegenheiten sind schon Kriege ausgebrochen. Außerdem weißt du den anderen Grund sehr gut…“ „Aber würde es nicht bindender sein wenn…“ „Möchtest du es ihm erklären? Möchtest du ihm die wahren Umstände erklären? Was glaubst du wird geschehen wenn er heiratet, wenn seine Frau ihm ein Kind schenkt? Weißt du was es wäre? Möchtest du es ihm dann erklären? Es ist besser wenn es so bleibt wie es ist.“ Sie seufzte leise. Einerseits gab sie ihm ja Recht, aber andererseits war es ihr Sohn und würde es immer bleiben und sie wollte nichts mehr als dass er glücklich war. Dazu gehörte auch eine Familie und sie würde es ihm garantiert nicht verweigern. Dann würden sie halt alles erklären müssen, daran gab es dann keinen Weg vorbei. „Aber denkst du wirklich sie ist die Richtige für Thor?“ „Ich habe das nicht zu entscheiden, das hat allein unser Sohn.“ „Wäre es denn so schlimm wenn… die beiden sich näher kommen würden?“ „Das fragst du? Sie ist hier weil Thor es so wollte. Weil sie nur wegen dieser einen Angelegenheit hier ist. Und dann fragst du mich ob es schlimm wäre wenn sie eine Liaison mit seinem Bruder eingeht?“ Sie seufzte leise. „Davon ist bisher keine Welt untergegangen. Und du kannst keine Liebe erzwingen wo keine ist. Was sollte daran so schlimm sein? Meine Söhne sollen glücklich sein und lieben dürfen wen sie wollen.“ „Was daran so schlimm wäre? Denk an den Skandal…“ „Papperlapapp! Skandal hin oder her! Liebe sollte kein Skandal sein. Ich nehme lieber einen Skandal in Kauf als eines meiner Kinder todunglücklich zu sehen weil deren Vater ein sturer Bock ist…“ Loki hielt inne als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Ein Blick über diese und er sah seinen Bruder hinter sich stehen. „Ich darf doch wohl abklatschen, hm?“, grinste der Blonde. „Selbstverständlich… Milady, es war mir eine große Freude.“ „Die Freude lag auf meiner Seite mit einem so außerordentlichen Tänzer tanzen zu dürfen.“ „Milady, das ist zuviel der Ehre.“ Er hauchte einen Kuss auf ihre Hand und das Gefühl seiner Lippen, die hauchzart ihre Haut streiften, verursachten ihr einen Schauer den sie unterdrücken musste. Während sein Bruder nun mit Sigyn tanzte, setzte sich Loki wieder an die Tafel zu seinen Eltern, an seinen Platz neben seiner Mutter. Als er sich gesetzt hatte, hatte seine Mutter unumwunden nach seiner Hand gegriffen, drückte sie zärtlich. Fragend blickte er zu ihr aber als sie lediglich lächelte, lächelte er auch ihr zu und es lenkte ihn ein wenig von dem nagenden Gefühl in seiner Brust ab, das ihn überkam wenn er seinen Bruder mit ihr zusammen sah. Ein Gefühl für das er sich immer noch schuldig fühlte, das eigentlich nicht da sein sollte. Er mahnte sich selbst nicht hinsehen, es wäre zu auffällig, aber es waren auch gleichzeitig so quälende Momente… Er war regelrecht erleichtert als sich beide wieder setzten. „Lady Sigyn, Ihr vollbringt wahre Wunder. Eine wahre Seltenheit, dass sich gleich beide meiner Söhne zum Tanzen hingezogen fühlen.“, lächelte die Königin. „Bei so einer guten Tänzerin kann man gar nicht anders.“, lächelte Thor und prostete ihr zu. „Nun… ich bin erfreut darüber, dass ich die Ehre habe die Gunst gleich zweier Prinzen zu besitzen.“ „Ihr könnt stolz auf Euch sein, Sigyn… wenn Ihr es sogar schafft meinen Bruder aus seinen dunklen Kammern zu locken…“, lachte der Blonde. „Sie bringt es ja sogar zustande, dass du dich halbwegs zu benehmen weißt. Eine ganz große Leistung, darüber könnt Ihr wahrlich stolz auf Euch sein, Lady Sigyn.“ „Ich? Ich habe das beste Benehmen weit und breit!“ „In deinen Träumen, Bruder.“ Bevor Thor etwas antworten konnte, hörte er wie laut jemand seinen Namen rief und wandte sich der Richtung zu aus der dieser Ruf gekommen war. Ohne Umschweife erhob er sich, nahm seinen Becher und ging auf seine Freunde zu. Sigyn war in diesem Moment glatt vergessen. „Und jetzt dauert es nicht mehr lange bis sie anfangen zu singen…“ „Singen?“ „Es braucht nicht viel Met bis sie anfangen anrüchige Lieder zu singen.“ „Aber… selbst in der Anwesenheit einer Frau?...“ Sie nickte zu Sif hinüber, die ebenfalls in der illustren Runde dabei war. „Sie sieht vielleicht aus wie eine Frau… aber ob sie wirklich eine ist, bezweifle ich manchmal.“, schmunzelte er. „Und sie sitzt ohnehin nur dabei wegen meinem Bruder…“ Sie musste leise kichern. „Wollt Ihr etwa damit sagen…?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich sagte nichts, ich vermute nur…“ Sie lachte leise. „Soso, Vermutungen sind das also.“ Schmunzelnd nahm er seinen Becher und setzte sich zu ihr hinüber. „Ich meine ja nur… als Frau hätte ich sicher Besseres zu tun als mich ständig mit Kriegern zu umgeben, ihnen beim Trinken zuzusehen, deren angeblichen Heldengeschichten zum hundertsten Male zu lauschen bis sie beginnen anrüchige Lieder zu singen.“ „Wein, Weib und Gesang.“, lächelte sie. „Euer Bruder scheint dies wirklich zu leben.“ „Es wäre auch schlimm wenn nicht, so bin ich wenigsten der Clevere von uns beiden. Unvorstellbar wenn er mir in dieser Sache das Wasser reichen könnte…“ Sie musste leise lachen und nippte an ihrem Becher. „Würdet Ihr mir die Ehre erweisen noch einen Tanz mit mir zu wagen, Lady Sigyn?“, schmunzelte er ihr zu. „Das würde ich sehr gerne.“, lächelte sie und schon lag ihre Hand in seiner und er führte sie zu der Tanzfläche. „Du tanzt wirklich gerne mit mir, hm?“ „Wie kann man nicht mit dir tanzen wollen? Schau nur in den Spiegel.“, lächelte er. „Außerdem bewegst du dich beim Tanzen als würdest du auf Wolken gehen…“ „Ich frage mich immer wieder woher du es nur gelernt hast so charmant zu sein… Sicher nicht von den Männern aus deiner Familie.“ „Nun, wenn schon mein Bruder ganz nach unserem Vater kommt, wollte meine Mutter zumindest über die Erziehung einer ihrer Söhne das Sagen haben.“, schmunzelte er. „Außerdem muss ja zumindest einer von uns gutes Benehmen an den Tag legen. Und wenn ich nicht so charmant wäre, wärest du mir ja auch letztendlich nicht erlegen.“ Sie lachte leise auf. „Ich? Du bist ja wohl mir erlegen!“ „Das diskutieren wir später aus.“ In diesem Moment hörten sie einen lauten Pfiff zu ihnen durchdringen, ein Blick genügte und sie wussten er kam von Thor. Dieser winkte Sigyn zu, grinste breit. „Als wenn ich ein Hund wäre…“, murmelte sie durch zusammen gebissene Zähne und winkte ebenfalls zu dem Blonden. Er musste auflachen. „Hoffentlich beißt du nicht auch wie einer.“ „Das wirst du ja bald herausfinden…“, schmunzelte sie. „Hmm… ich glaube es wird dringend Zeit, dass du ganz plötzlich unheimlich müde wirst.“ „Ist da jemand etwa ungeduldig?“ „Nur neugierig.“ Es dauerte nicht mehr lange bis Sigyn vorgab ermüdet zu sein und sich zurück zog. Loki selbst ließ sich noch etwas Zeit, es wäre sonst zu auffällig. Er setzte sich noch zu der illustren Runde seines Bruders, trank noch ein, zwei Becher des süßen Honigweins. Er gab sich wirklich die größte Mühe sich nicht anmerken zu lassen, dass die Frauenabenteuer Fandrals ihn langweilten, er mit den kulinarischen Abenteuern Volstaggs ohnehin nicht viel anfangen konnte und Sifs Meinung über Frauen als das starke Geschlecht ihn ohnehin nicht interessierte. Hogun war ihm immer am sympathischsten gewesen, er schwieg die meiste Zeit. Und sein Bruder erzählte die Geschichten ohnehin nur so wie sie ihm passten, außer acht gelassen, dass er gerne auch mal ein paar Fakten verdrehte. Die Sache mit ihren Haaren hatte Sif ihm ohnehin bis heute nicht verziehen… aber das hatte sie sich selber zuzuschreiben. Und Thor hatte es ebenfalls bestens amüsiert gehabt. „Sag mal, Loki… wir hörten du bist ganz schön langsam geworden? Zuviel schlechte Magie abbekommen oder warum rennst du plötzlich in Mjölnir rein?“, amüsierte sich Fandral. „Ich bin eher überrascht, dass du noch anwesend und nicht mit der nächstenbesten Hofdame in einer dunklen Nische verschwunden bist. Hast du heute deinen freien Tag oder wie sollen wir uns das erklären? Oder finden die Damen es doch eher abschreckend, dass du mehr Zeit bei der Morgentoilette beanspruchst als die eitelste Frau Asgards?“ Er hörte wie sein Bruder versuchte ein Lachen zu unterdrücken. Loki hingegen blieb eher kühl und sein Gesichtsausdruck verriet keine Emotion. „Nun…“ So schnell wie seine Zornesröte gekommen war, so schnell war sie auch gegangen und Fandral lehnte sich lässig zurück, setzte ein gehässiges Grinsen auf und zwirbelte seinen Schnurrbart zwischen den Fingern. „Ich kann mich in Sachen Frauen nicht beklagen, mir liegen sie zu Füßen… Das kannst du von dir ja nicht behaupten.“ „Oh ja, wie stolz du darauf sein kannst dich wie eine männliche Hure aufzuführen… Wahrlich der Traummann für jede Frau, sie sind bestimmt alle aus dem Häuschen wenn sie wissen, dass sie dank dir mit halb Asgard intim sind… Darauf kannst du wahrlich stolz sein…“ Thor hielt seinen Freund zurück als dieser aufspringen wollte. Loki trank in Ruhe seinen Becher leer, stellte ihn auf den Tisch und erhob sich langsam. „Gute Nacht alle miteinander…“ Und als er an Fandral vorbei kam: „Solltest du mich herausfordern wollen, denke daran was ich mit Sif getan habe, sie kann sicher noch ein Liedchen singen von ihrem einst so wundervollen goldenen Haar… Wäre doch schade wenn du eines Morgens ohne deinen geliebten Bart aufwachst, oder?.... Gute Nacht…“ Er atmete erleichtert auf als er dem Saal endlich entkommen war, die geschlossene Tür die Musik und das Gelächter, die lauten Stimmen und das Scheppern der aneinanderstoßenden Becher verschluckte. Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- „Du brauchst nicht so nervös zu sein.“ „Ich bin nicht nervös…“ „Du bist unkonzentriert, ringst ständig mit deinen Händen und seufzt immer wieder. Du bist nervös. Du hast keinen Grund dazu. Dein Bruder…“ „Möchte in den letzten Tagen verdächtig oft mit ihr reden oder durch die Gärten spazieren.“ „Weil er seinen Pflichten nachkommen muss und euer Vater das möchte.“ „Er kommt sonst nie seinen Pflichten nach…“ Frigga legte eine Hand auf den Arm ihres Sohnes, lächelte sachte. „Loki, du kannst beruhigt sein.“ „Wie soll ich das wenn ich weiß, dass sie alleine mit Thor ist… Wir wissen beide wie Thor ist… und er streitet nicht ab, dass er sie hübsch findet.“ „Soweit würde er nicht gehen und das weißt du. Es ist nur die Eifersucht, die aus dir spricht. Außerdem ist Sigyn dir ganz und gar verfallen. Das allein sollte dich genügend beruhigen.“ Mit einem Seufzer setzte er den nächsten Schachzug und lehnte sich zurück. „Hast du schon mit Vater geredet?“ „Es ergab sich noch nicht die Gelegenheit. Du weißt wie er sein kann. Man muss ihn in der richtigen Stimmung erwischen.“ Er seufzte erneut auf. „Loki, es sind erst wenige Tage vergangen, habt ihr beiden es etwa eilig? Ich hoffe ihr habt keine Dummheit begangen.“ „Mama! Was… das… nein!“ Sofort saß er kerzengerade und sah seine Mutter empört an. „Ich sage es ja nur… ihr seid jung, frisch verliebt… Da kann man schon einmal eine Dummheit begehen. Oder zweimal oder dreimal… Aber damit solltet ihr definitiv warten bis ihr ganz bestimmte Ringe an den Fingern tragt.“ „Mama! Ich bitte dich… hör auf davon zu reden…“, empörte er sich mit hochroten Wangen. „Schon in Ordnung.“, schmunzelte Frigga. „Aber denk dran…“ „Ja, ja, ja, ja, ich weiß! Ich weiß, Mama, hör bitte auf davon zu reden…“ „Ich sage es nur. Ihr seid jung und frisch verliebt.“ „Mama, es ist gut.“ Sie schmunzelte weiterhin. Natürlich war das ein Thema über das kein junger Mann mit seiner Mutter reden wollte. „Sobald sich die Gelegenheit ergibt werde ich deinen Vater sanft darauf vorbereiten. Und dein Bruder möchte sie lediglich besser kennen lernen. Mehr nicht. Euer Vater hat eine Ratssitzung heute Nachmittag, an der auch Thor teilnehmen wird. Mach mit ihr einen Ausflug nachher. Außerhalb des Palastes haben die Wände weder Augen noch Ohren. Es gibt genügend was du ihr außerhalb zeigen kannst. Aber ihr solltet nicht jeden Tag für einige Stunden aus dem Palast verschwinden, das würde selbst deinem Vater auffallen.“ „Ich weiß…“, seufzte Loki und blickte zum Fenster. „Aber es macht mich rasend zu wissen, dass sie bei jemand anderen ist. Den Grund zu wissen warum sie bei jemand anderen ist. Dass ich sie einfach nicht bei mir haben kann…“ „Du wirst sie bei dir haben.“, lächelte Frigga sachte. „Wann hat Vater jemals seine Meinung geändert…?“ „Das tut er durchaus.“ „Aber noch nie für mich.“, seufzte der Prinz. „Jetzt bist du ungerecht. Er hat dir durchaus erlaubt dich in der Kunst der Magie zu üben.“ „Und wie viele Steine wirft er mir in den Weg? Warum soll ich mich an die Scharlatane und Quacksalber aus Asgard halten? Ich habe diese bereits übertroffen als ich noch ein Kind war. Warum soll ich mich an die Quellen aus Asgard halten? Warum ist es denn nicht erlaubt sich anderer zu bedienen, wie zum Beispiel aus Midgard? Man mag es kaum glauben, aber einige Sterbliche waren wirklich talentiert. Warum ist er demgegenüber immer noch so skeptisch? Er wird seine Meinung garantiert nicht ändern…“ Er blickte auf seinen Schoß, strich die Rockschöße seiner Kleidung glatt, strich über den Saum als er leise fortfuhr. „Er wird nur sagen ich würde es ohnehin nicht ernst mit ihr meinen…“, sprach er leise. „Er wird sagen ich soll aufhören mit ihr zu spielen, den Schabernack sein lassen. Er wird sagen: Loki, das ist ein übler Scherz, lass das, das ist nicht lustig. Ich habe es dir schon tausend Mal gesagt, dass solche Streiche nicht komisch sind. Er wird sagen ich solle sie in Frieden lassen. Er wird wieder sagen ich solle mir ein Beispiel an Thor nehmen… und dann wird er mich unter Arrest stellen für den ´Unfug`, den ich angerichtet habe… Dann wird er Thor fragen. Und wenn er nein sagt, wird Sigyn wieder nach Hause geschickt. Und wenn nicht…“ Loki seufzte tief auf, hielt den Blick immer noch gesenkt. „Und wenn nicht, weiß ich nicht ob ich es aushalten werde noch länger hier zu bleiben… Sie jeden Tag an seiner Seite sehen zu müssen. Zu sehen wie sie langsam untergeht. Wie sie langsam zu einem Schatten wird. So nah und doch so fern… Es würde mich jeden Tag ein Stückchen mehr umbringen.“ Er tat einen tiefen Atemzug und sah wieder auf zu seiner Mutter, zwang sich zu einem Lächeln, die Augen feucht. In ihren Augen sah er in diesem Moment so verloren aus, dass es ihr einen Stich in das Herz versetzte. „Ich kann es selbst kaum glauben.“, fuhr er fort, blickte wieder zum Fenster. „Aber ich will sie nicht verlieren… Nicht an meinen Bruder. Dafür ist sie mir viel zu wertvoll.“ Erneut tat er einen tiefen Atemzug. „Hätte ich das nur früher bemerkt…“ „Loki…“ Er wandte seinen Kopf um und sah seine Mutter an. „Es wird nicht soweit kommen, versprochen.“, lächelte sie. „Das kannst du nicht versprechen… Und ich bin zu alt, Mutter. Du kannst nicht mehr alle schlechten Dinge von mir fernhalten indem du sagst, dass es nicht so sein wird. Ich weiß sehr gut was es heißt wenn Thor sich entscheidet. Und Vater wäre mit Sigyn einverstanden, andernfalls wäre sie gar nicht erst eingeladen worden. Ich weiß, dass dieser Bund, der geschlossen werden würde, nie gebrochen werden kann, nicht von Vater und egal wie sehr ich es versuchen würde… auch nicht von mir. Ich weiß auch um die Konsequenzen, die unsere Verbindung hätte, wenn wir sie dann aufrecht halten würden. Ich weiß um das alles… Ich will gar nicht daran denken. Ich will gar nicht daran denken was wäre wenn er sie wirklich will. Wenn es zu einer Heirat kommt. Die Pflichten… die sie dann hat… Daran zu denken macht mich wahnsinnig. Macht mich rasend vor Zorn. Mama, sie… sie hat gesagt sie liebt mich. Ganz aufrichtig und ehrlich. Sie sagte sie liebt mich. Sie sagte ich wäre etwas ganz Besonderes. In ihrer Nähe zu sein… fühlt sich so richtig an. So richtig und gut. So… so vollkommen… Ich kann es kaum beschreiben.“ Frigga schmunzelte sachte. „Ich weiß was du meinst. Ich kenne das sehr gut. Das nennt sich Liebe.“ „Warum ausgerechnet Sigyn… Warum ausgerechnet die Frau, die als Brautkandidatin für meinen Bruder hier ist?“ „Die Liebe geht seltsame Wege, mein Sohn. Sie tut was sie will, es ist zwecklos zu versuchen ihr etwas zu befehlen. Vielleicht war es der einzige Weg wie Verdandi sie zu dir führen konnte?“ „Verdandi oder Skuld… du weißt, dass ich nichts von den Nornen halte…“ Frigga schmunzelte. „Warte nur ab, mein Sohn… Bald schon wirst du glauben, dass es Schicksal ist.“ „Ihr assistiert meinem Bruder gerne wie mir scheint. Euch stört dieses ganze… Magiezeugs nicht?“ Ihr stockte kurz der Atem bevor sich lächelnd zu Thor aufblickte. Ahnte er etwas? Wusste er etwas? „Nicht im Geringsten, königliche Majestät. Ganz im Gegenteil, ich finde es sehr interessant und spannend einem so fähigen Magier wie Euer Bruder es ist, bei seinem Handwerk assistieren zu dürfen.“ Thor schmunzelte und nickte sachte. „Japp… in dieser Sache ist er sehr fähig. Darin ist er wirklich geschickt. Und zusammen mit seiner silbernen Zunge…“, grinste Thor. „Ich befürchte ich verstehe nicht, königliche Majestät…“ Sigyn beschlich der Verdacht, dass Thor irgendetwas ahnte. Dieses Schmunzeln, dieses Lächeln… „Er macht Euch Komplimente, Lady Sigyn. Er weiht Euch in sein ganzes Magiezeugs ein, Ihr dürft ihm assistieren… Mir scheint ganz so als habt Ihr einen tiefen Eindruck bei meinem Bruder hinterlassen.“ „Das bezweifle ich, königliche Majestät. Euer werter Bruder handelt nur nach den Geboten der Höflichkeit. Dennoch fühle ich mich sehr geehrt, dass er mich in seine Studien einweiht.“ Sie blickte zu Boden, faltete ihre Hände ineinander. Thor beugte sich ein wenig zu ihr hinunter, grinste breit. „Er hat noch nie irgendjemanden in sein ganzes Magiezeugs eingeweiht. Nie.“ „Dann fühle ich mich umso mehr geehrt, dass ich dieses Privileg genießen darf.“ „Sagt, Lady Sigyn… er erwähnte einmal beiläufig… dass Ihr sehr talentiert darin seid?“ „Wenn er das erwähnt hat…“ „Keine Sorge, das kleine Geheimnis ist sicher bei mir.“, zwinkerte Thor. Da war sie sich nicht so ganz sicher. Er schien zuweilen gerne zu tratschen. „So… ist es das?“ „Solange es Spaß macht, was soll dann also so schlimm daran sein?“ Thor zuckte mit den Schultern und richtete sich wieder auf. „Seit ich denken kann hantiert er mit Magie. Und ich sehe nicht, dass es ihn negativ beeinflusst. Im Gegenteil. Und wenn er damit sogar einer so hübschen Maid wie Ihr es seid eine Freude bereiten kann.“, grinste er. „Sagt… könnt Ihr mir verraten, woran er gerade arbeitet? Ich will nur darauf vorbereitet sein wenn er es an mir ausprobiert.“ Sie musste schmunzeln. Das ist also sein Versuchskaninchen. „Ich fürchte, ich kann es Euch nicht direkt sagen, königliche Majestät.“ „Dann sagt es mir indirekt. Ich verspreche, es bleibt unser Geheimnis.“ Er grinste und sah sie mit den ehrlichsten blauen Augen im ganzen Universum an. Sie seufzte leise. „Nun… er sagte, es wäre ganz furchtbar mit den Bifröst zu reisen.“ „Ah… in diese Richtung läuft der Hase…“, lachte er leise. „Soll ich Euch eine Geschichte erzählen?“ „Ihr wisst, königliche Majestät, ich bin immer gar Ohr wenn Ihr Geschichten zu erzählen habt.“ „Das ist wirklich Ewigkeiten her. Es war unsere erste Reise nach Vanaheim, Vater hatte mich bereits schon einige Male mitgenommen mit dem Bifröst, für mich war das Reisen damit also nichts Neues mehr. Aber es war das erste Mal für Loki. Er war schon ein paar Tage vorher ganz aufgeregt, ist ja schließlich auch etwas Besonderes. Heimdall schickt uns also los, wir kommen in Vanaheim an…“ Thor musste sich selbst unterbrechen als er zu Lachen anfing. „Und… und mein Bruder… war ganz kreidebleich, er konnte kaum noch stehen, so schwindelig war ihm… Freya tritt vor, empfängt erst unseren Vater, mich und als sie vor Loki tritt…“ Nun lachte her lauthals. „Da… da hat Loki… Ihr hättet es sehen müssen…! Da hat er wirklich…“ Erst als er einen Blick zu Sigyn warf wurde ihm bewusst, dass er eine Dame neben sich hatte und besann sich in seiner Wortwahl. „Nun… sagen wir es so: Sie musste danach ihre Garderobe wechseln.“ Er seufzte leise als sie von hinten ihre Arme um ihn schlang, ihre Hände auf seiner Brust ruhten und sie ihre Wange an seine schmiegte. Mit einer Hand umfasste er ihre, blickte zu ihr hinauf, da er an seinem Schreibtisch saß. Er lächelte sachte als sie ihm einen Kuss auf den Mundwinkel drückte. An diese kleine Geste hatte er sich schon so sehr gewöhnt… Eine so unschuldige, niedliche Geste… Und ihr Lächeln dazu… Wenn er nur daran dachte, wie dieses Lächeln langsam schwinden würde mit jedem Tag wenn seine schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheiten würden, wurde ihm schlecht. „Irgendetwas bedrückt dich.“ „Bin ich so leicht zu lesen?“ „Du seufzt… du seufzt sonst nie.“ Erneut seufzte er und biss sich auf die Zunge als er das bemerkte und schaute fort. „Ist es wegen heute Vormittag? Dein Bruder hat wirklich nichts gewollt… Wir haben wirklich nur geredet. Aber ich weiß jetzt warum du so ungern mit dem Bifröst reist.“, grinste sie. „Achso?“ Sie beugte sich ein wenig zu ihm hinunter. „Ich hoffe, es war kein unheimlich schönes Kleid gewesen, das Freya getragen hatte.“, hauchte sie ihm ins Ohr. Mit einem Stöhnen vergrub er seinen Kopf unter seinen Armen auf dem Schreibtisch. Das darf nicht wahr sein… Warum hatte Thor ausgerechnet diese Geschichte erzählen müssen? Er glaubte manchmal Freya würde ihn noch in tausend Jahren dafür hassen. Sie kicherte leise und strich ihm über den Rücken. „Geh weg…“ „Ich hätte gerne ihr Gesicht gesehen.“, kicherte sie. „Geh einfach weg…“ „Ich glaube, solch einen Empfang hatte sie noch nie.“ „Warum musste er ausgerechnet das erzählen...?“ Er lehnte sich wieder zurück, rückte mit dem Stuhl ein wenig nach hinten. Unumwunden setzte sich Sigyn auf seinen Schoß, legte ihre Arme um seinen Hals und lehnte sich an ihn. Sogleich schlang er einen Arm um ihre Taille, die andere Hand ruhte auf ihrem Oberschenkel. „Wenn du dies irgendjemanden erzählst, werde ich dich leider für immer zum Schweigen bringen müssen.“ „Und wie wirst du das tun wollen?“ Schmunzelnd blickte sie zu ihm auf. „Damit vielleicht?“ Sie seufzte leise und schloss ihre Augen als seine Lippen sich auf ihre legten und drückte sich stärker an ihn. „Du magst es so zum Schweigen gebracht zu werden, hm?“, hauchte er lächelnd. „Ich bekomme davon nicht genug. Hör nie damit auf.“ „Ich werde mir Mühe geben.“, schmunzelte er. Erneut gab sie sich seufzend seinen Lippen hin, schmiegte sich mehr an ihn. Schon jetzt war sie süchtig nach seinen Küssen und bekam nicht genug von diesen. Mit einer Hand strich sie ihm durchs Haar, die andere ruhte auf seiner Brust. Er entlockte ihr einen weiteren Seufzer. Bevor sie jedoch nach mehr verlangen konnte, löste er seine Lippen von ihren. „Warum hörst du auf? Du hattest eben versprochen damit nie aufzuhören.“ Er lachte leise. „Ich hatte gar nichts versprochen, ich sagte nur ich würde mir Mühe geben.“, schmunzelte er. „Aber es ist keine gute Kombination dich auf meinem Schoß zu haben und besinnungslos zu küssen wenn du noch eine ehrbare Dame bleiben sollst.“ „Ich will keine ehrbare Dame mehr sein.“ Noch einmal musste er auflachen. „Du lachst mich aus…“ Sie zog einen Schmollmund, wandte den Blick ab. „Ich lache dich nicht aus, ich bin nur überrascht über deinen… sagen wir, Tatendrang.“, grinste er. „Mal sehen ob du gleich immer noch deswegen lachen wirst.“ Sie setzte sich rittlings auf seinen Schoß, drückte sich fest an ihn und presste ihre Lippen auf seine. Eine Hand vergrub sie in seinem Haar, brachte es ganz durcheinander. Sie seufzte an seine Lippen, fuhr mit ihrer Zunge über diese bis er ihrem Mund nachgab. Ein leises Stöhnen entlockte sie ihm. Zuerst war er völlig überrumpelt, zögernd legte er seine Hände auf ihre Taille. Nur um Luft zu schöpfen trennten sie sich kurz von einander. „Wo hast du nur so zu küssen gelernt?“, hauchte er. „Ich habe einen guten Lehrmeister.“ Ihm gefiel ihr Schmunzeln. Es war frech und kokett zugleich. Bevor er weiter denken konnte, beraubte sie ihm dieser Fähigkeit mit einem weiteren Kuss. Fast zu spät bemerkte er wie sie ihn erregte. Wie ihm ganz anders wurde durch ihre Hand in seinem Haar, wie ihm ganz warm wurde als sie sich mehr an ihn drückte, sich unruhig auf seinem Schoß bewegte. Wie ihre leisen Seufzer seinen Willen schwächten, ihre Lippen und Zunge ihm die Sinne stahlen und ihr lieblicher Duft ihm diese verdrehte. Es fiel ihm schwer zu widerstehen. Es fiel ihm so schwer in diesem Moment. Er würde so gerne der aufkommenden Lust nachgeben. Er brauchte nur an seinen Traum von ihr zu denken, die Vorstellung wie sich ihre bloße Haut, ihr Körper unter seinem anfühlte, warm und verführerisch. Er hatte gar nicht bemerkt wie seine rechte Hand begonnen hatte über ihren Oberschenkel auf- und abzugleiten, wie seine Linke über ihren Rücken fuhr. Keuchend löste er seine Lippen von ihren, mit beiden Händen auf ihren Schultern schob er sie ein wenig von sich. „Habe ich etwas verkehrt gemacht?“ „Nein… ganz im Gegenteil… um ehrlich zu sein… es fällt mir schwer… es… es fällt mir einfach schwer.“ „Das ist nicht ehrlich…“ Er tat einen tiefen Atemzug, legte eine Hand in ihren Nacken und brachte seine Lippen an ihr Ohr. Sie erschauerte ein wenig als sie seinen warmen Atem auf ihrem Hals spürte, seine leise Stimme daraufhin hörte. „Du willst Ehrlichkeit? Es fällt mir so schwer den Schreibtisch nicht leer zu fegen um dich darauf zu platzieren. Es fällt mir so schwer dich nicht mit meinem Körper darauf nieder zu drücken. Es fällt mir so schwer nicht über dich herzufallen. Du hast keine Ahnung wie schwer es mir gerade fällt nicht den Saum deines Kleides hochzuschieben. Du weißt nicht wie schwer es mir fällt dich nicht auf der Stelle zu verschlingen.“ Erneut erzitterte sie unter seiner Stimme, seinen Worten. Die Stimme so samtig und weich, schwer vor aufkommender Lust, streichelte ihre Sinne, liebkoste diese. „Warum widerstehst du dann?“, wisperte sie. Er lachte leise, lehnte seine Stirn an ihre. „Sigyn… wir können nicht… es wäre wahnwitzig und… und ein zu großes Risiko… Du hast es verdient anständig behandelt zu werden. Wie eine Prinzessin.“ „Ich will keine Prinzessin sein.“ Erneut lachte er. „Oh Sigyn… was habe ich da nur in dir geweckt?“ „Eine Frau?“ „Die ganz und gar ungeduldig scheint.“ Beschämt blickte sie zur Seite, ihre Wangen röteten sich und er drückte einen Kuss auf diese. „Es ist nur… ich…“ Sie seufzte. „Ich wirke bestimmt wie ein leichtes Mädchen…“ „Nein, nein… Du wirkst eher so als wärest du mir verfallen.“, grinste er, legte eine Hand an ihre Wange und brachte sie dazu ihn anzusehen. „Und das gefällt mir.“ „Und du? Bist du auch mir verfallen?“ „Als ich so abweisend war, als ich deine Nähe gemieden hatte… das lag nur daran, dass ich von dir geträumt hatte. Ich hatte geträumt wie du mich verführst, wie du plötzlich in meinem Badezimmer standest, auf einmal warst du nackt und… ich konnte nicht anders, ich musste dich haben. Glaub mir, als ich aufgewacht bin hatte ich einen eindeutigen Beweis dafür, wie sehr ich dir verfallen bin…“ Sachte strich er über ihre Wange mit seinen Fingern. Sie musste kichern, das Rot auf ihren Wangen vertiefte sich. „Wirklich?“ „Sobald ich nur an dich gedacht habe kam mir wieder dieser Traum in den Sinn… Du hast mich gefoltert.“ „Dir schien es gefallen zu haben.“ „Das tut es noch immer.“ Seufzend schloss sie ihre Augen als er sie erneut küsste, schmiegte sich wieder an ihn. Sie wollte soviel mehr, wusste aber, dass er Recht hatte. Es wäre dumm von ihnen, dumm und unüberlegt. Aber es war so schwer zu widerstehen, vor allem jetzt, wo er ihr den Atem mit seinen Lippen raubte. Kapitel 26: Kapitel 26 ---------------------- „Es ist wunderschön hier.“, seufzte Sigyn, lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Und vor allem sind wir alleine und ungestört.“, schmunzelte er. Er nahm ihre Hand in seine, drückte diese sachte bevor er ihr einen Kuss auf den Schopf hauchte. Er entlockte ihr erneut ein Seufzen damit. Er mochte es ihre Hand in seiner zu halten, seine Finger mit ihren zu verschlingen, ihre warme Haut an seiner zu spüren. „Ich bin bestimmt nicht die Erste, die du hierher bringst. Das lauschige Plätzchen hier benutzt du gewiss immer um junge Damen zu verführen.“ Er lachte leise. „Du willst nicht wirklich eine Antwort darauf, oder? Aber nein, ich habe noch nie jemanden hierher mitgenommen.“ „Hmmm… dann darf ich mich also geehrt fühlen?“ „Kaum einer weiß hiervon. Unsere Mutter hatte uns früher immer hierhin mitgenommen.“ „Dann fühle ich mich ganz besonders geehrt.“ Sie drehte sich auf die Seite, ließ ihren Kopf auf seiner Schulter ruhen, die ineinander verschlungenen Hände auf seiner Brust. „Und was macht man hier mit zwei Jungs?“ „Sie hat uns Geschichten erzählt, unterrichtet, die Natur näher gebracht…“ „Jungs? Die Natur näher bringen?“ Sie sah ihn skeptisch an. „Nun gut… Thor war nicht ganz so aufmerksam…“ Sie kicherte leise. „Aber du dafür gewiss umso mehr.“ Sie hauchte einen Kuss auf seine Wange. Er zuckte mit den Schultern, sah auf ihre einander verschlungenen Hände und seufzte leise. „Ich fand es halt immer interessanter als mit Holzschwertern umherzurennen. Ich… ich bin halt kein Krieger…“ „Ich will auch keinen Krieger. Ich wüsste gar nicht, was ich mit einem tun sollte… Ich könnte mich nicht einmal mit ihm unterhalten. Ich wüsste nicht worüber…“ „Aber ein Krieger ist stark… Ein Krieger…“ Er seufzte leise. „… das ist es, was Asgard ausmacht… es sind alles Krieger hier… Ein Krieger kann dich beschützen.“ „Und einer gleicht dem anderen, nein danke. Ich möchte niemanden der gleich jedem anderem ist. Ich möchte jemand einzigartigen, jemanden der aus der Masse hervorsticht. Um genauer zu sein möchte ich einen großen Magier mit schwarzen Haaren, wunderschönen grünen Augen in denen man sich vergessen und Wangenknochen an denen man sich schneiden kann. Einen jungen Mann mit sanften Händen und schlanken Fingern, einer Stimme, die wie Milch und Honig ist. Einen Prinzen der mir soviel Vertrauen schenkt, dass er mich an Orte mitnimmt die kaum ein anderer kennt, die zu seinen Heiligtümern zählen.“, flüsterte sie, blickte zu ihm auf. „Und außerdem jemanden mit einem guten Körperbau und einem netten Hintern.“ Er lachte leise auf. „Du überraschst mich immer wieder, meine Liebe.“, lachte er. Grinsend drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich habe also einen netten Hintern?“ Er drehte sich auf die Seite, stützte sich auf einen Ellbogen and grinste auf sie hinab. „Einen sehr netten sogar.“ „Eigentlich müsste ich derjenige sein, der das sagt.“ „Dass du einen netten Hintern hast?“ Erneute lachte er auf. „Dass DU einen netten ´Hintern` hast.“ „Du bist viel zu höflich, um so etwas zu sagen.“ „Oh, da kennst du mich schlecht, du hast eine wahrlich genüssliche Kehrseite, meine Liebe.“, wisperte er, beugte sich hinunter zu ihr. Seine Lippen streiften ihre. „Eine wundervolle Kehrseite, rund und perfekt, wie geschaffen für meine Hände. Ebenso wie deine lieblichen Brüste, süß und verführerisch… wie alles an deinem wundervollen Leib.“ Sie seufzte leise als er sie endlich küsste, schloss genüsslich ihre Augen. Seine warmen Lippen an ihren zu fühlen, den leichten Druck, seine Zungenspitze, die sich vortastete… Mit einem Murren brach er den Kuss, fasste sich an den Hinterkopf als ihn etwas Nasses traf. Er wandte seinen Kopf um, blickte zum Himmel. Erneut traf ihn ein Wassertropfen und nur Sekunden später fing es an in Strömen zu regnen. „Dagegen kann man nichts machen. Das konnte niemand vorhersehen.“ „Es ärgert mich trotzdem… Es war so ein schöner Tag… alles futsch. Ich bin nass bis auf die Knochen, habe keine Ahnung wo ich bin und es sieht auch nicht aus als würde es alsbald aufhören mit dem Regen.“ „Ich weiß aber wo wir sind… Es ist vielleicht sehr staubig hier… aber hier sind wir wenigstens im Trockenen.“ „Was ist das überhaupt für eine Hütte?“, fragte Sigyn, während sie sich ihre Haare und die Säume ihrer Ärmel auswrang. Sobald es angefangen hatte zu regnen, hatten sie sich auf ihre Pferde geschwungen und Loki hatte sie beide hierher geführt, unweit von dem lauschigen Plätzchen mit dem seichten Wasserfall und kleinem See, den zwitschernden Vögeln und dichten Bäumen, dem warmen Gras und duftenden Blumen. „Ich hatte doch erzählt, dass unsere Mutter uns öfter mitgenommen hatte. Sie ließ diese Hütte irgendwann hierhin bauen. Einerseits wenn sie selbst einfach mal dem Palast entfliehen wollte um für sich zu sein… andererseits wenn sie uns für sich haben wollte…“, schmunzelte er. „Und manchmal haben mein Bruder und ich sie genutzt zum Spielen.“ „Hier war zumindest lange niemand mehr.“ „Hier können wir zumindest abwarten bis der Regen aufgehört hat.“ Er legte seinen Mantel hab, zog sich die Stiefel aus, die voll Wasser waren, alles andere bis auf sein Hemd und die Hose, bevor er ein Feuer machte. Sie tat einen tiefen Atemzug als sie sah wie sehr das Hemd an seinen Körper klebte, die Arme, die Brust, wie das nasse Hemd alles betonte, wie einzelne Tropfen von seinem Haar über seinen Hals und tiefer wanderten. Es war fast schon ein hypnotisierender Anblick. Zusehend fiel es ihr schwerer ruhig zu atmen, ihre Finger umgriffen fester den Saum ihrer Ärmel, sie biss sich auf die Unterlippe um ihren Anstand zu bewahren und nicht nachzugeben. Oh, welch süße Folter war es in diesem Moment. Mit roten Wangen wandte sie ihren Blick ab als er sich wieder ihr zuwandte. Er musste schmunzeln als er ihre erröteten Wangen sah. „Dir scheint warm zu sein?“ „Nicht… nicht wirklich…“ Langsam trat er näher auf sie zu, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. „Nun, dann solltest du deine nasse Kleidung los werden… Es kann sehr ungesund werden wenn du sie anbehältst…“ „Aha… bist du jetzt auch noch Mediziner?“, schmunzelte sie. „Ein wenig.“, grinste er. „Und rein aus medizinischer Sicht rätst du mir mich jetzt auszuziehen?“ „Natürlich. Rein deiner Gesundheit wegen. Ich helfe dir sogar.“ Er legte seine Hände auf ihre Schultern, drückte sie ein wenig an sich als er seine Lippen auf ihren Hals platzierte. Er entlockte ihr ein Seufzen, begann langsam damit ihr das Kleid aufzuknöpfen. Genüsslich ließ sie es zu als er es ihr von den Schultern schob, an ihren Armen hinabstreifte und es schwer und vollgesogen von Wasser zu Boden fiel. Sie lehnte sich mehr gegen ihn als er über ihre Arme strich, seine Hände auf ihrer Taille ruhen ließ. „Wie wäre es wenn du ein paar Decken besorgst und wir machen es uns stattdessen hier gemütlich, hm?“ „Ich bin gleich wieder da.“ Sie musste leise kichern als er in ein Nebenzimmer eilte. In der Zwischenzeit befreite sie sich von aller anderen Kleidung, dem Mieder, dem Unterrock, den Strümpfen, bis sie nur noch in ihrem Unterkleid gehüllt war, das ganz feucht an ihrem Leib klebte. Es dauerte nur einige Augenblicke ehe Loki zurückkehrte mit einem ganzen Haufen an Decken und Laken und einigen Kissen. Er verharrte kurz in der Tür als er sie sah, tat einen tiefen Atemzug und schluckte schwer. Das Unterkleid umschlang ihren Körper wie eine zweite Haut, weiß und fast durchsichtig durch den Regen. Ihre Haut konnte er unter dem Stoff sehen, ihre Brüste, den Bauch, die Schenkel. Der Anblick war verführerischer als alles andere, was er bisher geträumt hatte. Er räusperte sich leise und trat wieder näher, wandte den Blick ab und beschäftigte sich damit die Decken auszulegen und ein bequemes Lager zu schaffen. Schmunzelnd beobachtete sie ihn. „Du bist ja so still auf einmal… hast du keinen weiteren Rat für meine Gesundheit? Glaubst du es wäre gut, wenn ich das hier anbehalte? Es ist so nass… Ich denke es wäre besser, wenn ich es ausziehe.“ „Du möchtest mich gerne foltern, richtig?“, murmelte er. „Nur ein wenig.“ Sie ließ sich auf ihre Knie nieder, beugte sich zu ihm, drückte einen Kuss auf seinen Mundwinkel. „Nur ein ganz klein wenig.“, grinste sie. „Das tust du mit dem Anblick schon genug…“ „Gefalle ich dir so etwa nicht…?“ Sie setzte einen Schmollmund auf. „Sehr sogar… sosehr… dass…“ Sein Blick glitt an ihr auf und ab, erneut tat er einen tiefen Atemzug. „…dass es mir immer schwerer fällt, nicht über dich herzufallen… Du strapazierst meine Geduld und meine Manieren.“ „Wir sind alleine… Außerhalb des Palastes… niemand würde es erfahren.“ Sie war näher gerückt, strich mit einer Hand durch sein Haar. „Es ist wahnwitzig, Sigyn… wir können nicht…“ „Wir können sehr wohl. Du willst es, ich will es, was soll so verkehrt daran sein?“ Sie verschloss seine Lippen mit den ihren, legte ihre andere Hand auf seine Brust. Leise seufzte sie auf als er den Kuss vertiefte, eine Hand auf ihre Taille legte und sie enger an sich zog. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, drückte sich mehr an ihn. Ihre Finger griffen in sein Haar und der dunkle Laut, der ihm entkam, ließ ihr die Knie ganz weich werden, jagte ihr ein aufgeregtes, ungeduldiges Gefühl durch ihren Körper. Sie wollte soviel mehr als nur seine Küsse, als nur seine Lippen und Hände. Es gefiel ihm wie sie ungeduldig an seiner restlichen Kleidung zog, wie ungestüm sie war. Er hingegen konnte sich jedoch selber nur noch schwer unter Kontrolle halten. Er konnte ihr einfach nicht länger widerstehen. Mit den Lippen wanderte er zu ihrem Hals, nippte, koste die zarte Haut. Ihre süßen Seufzer ließen die Ekstase in ihm nur größer werden. Er wollte diese Frau, wollte sie so sehr wie noch keine zuvor, brauchte sie. Ihre süßen Laute waren wie Balsam für ihn. Er verlor sich ganz in ihrem Duft, der Wärme ihrer Haut, ihrer verzückten Stimme, dass er der Grund für diese Verzückung war. Diese Frau schaltete seinen Verstand vollkommen aus, er wollte nur noch fühlen… wollte fühlen wie ihre Finger in sein Haar griffen, wollte die Wärme ihrer Haut auf seiner fühlen, wie ihr Leib unter ihm erzitterte, ihren Atem auf seinem Körper, die Sanftheit ihrer Haut unter seinen Fingern, ihre eigenen Finger, die über seinen Leib tasteten… Ein heller Seufzer von ihr ließ ihn inne halten, er löste seine Lippen von ihrem Hals nur um ihr in die Augen zu sehen. Zärtlich ergriff er den Saum ihres Unterkleides und schob es höher, strich dabei mit seinen Händen über ihre feuchte Haut bis er es ihr über den Kopf zog. Ihre Haut fühlte sich besser, weicher, sanfter an als er es sich hätte je vorstellen können. Sie schluckte leicht, unterdrückte ein leichtes Zittern. Noch nie hatte ein Mann sie in ihrer ganzen Blöße gesehen. Sie widerstand dem Drang sich bedecken zu wollen, ließ ihn sich an ihrem Anblick laben. Der Blick mit welchem er sie musterte, erfüllte sie mit Stolz, die Faszination, die sie in seinen Augen sah, wie gebannt er war. Als hätte er noch nie zuvor etwas so schönes wie ihren nackten Leib gesehen. Sein Blick wanderte über ihren Körper, sog alles in sich auf. Eine Hand legte er in ihren Nacken, zog sie sachte näher. „Nicht einmal Freyja kann sich mit deiner Schönheit messen…“, hauchte er. Der folgende Kuss war so sanft und liebevoll, dass sie sich am liebsten ihm sofort hingegeben hätte. Sie seufzte leise auf an seinen Lippen, legte ihre Hände auf seine Brust. Sie wollte seine bloße Haut spüren, wollte, dass er ebenso so in voller Blöße war wie sie. Während seine Lippen erneut zu ihrem Hals wanderten, half er ihren zittrigen Fingern das Hemd zu öffnen. Er würde nicht mehr länger warten können. Mit ihrem Unterkleid war auch seine Selbstdisziplin verschwunden, jetzt wo er ihren nackten Körper gesehen hatte, ihrer ganzen Schönheit gewahr wurde… Was machte sie nur mit ihm, was hatte sie nur an sich, dass sie die Schönste für ihn schien? Schönheit war hier doch keine Seltenheit, darum waren sie ja Asen, das brachte ihre Herkunft halt einfach mit sich. Aber für ihn… Es war erlösend als er das Hemd los war, es war ihm ohnehin viel zu warm geworden. Sie keuchte leise auf als sie seine nackte Haut an ihrer Hand fühlte, wie weich und warm sie war. Sie konnte nicht widerstehen und tastete mit ihren Fingern über seine Arme, seinen Oberkörper, über die Muskeln, die sich unter seiner Haut abzeichneten. Er war einfach perfekt in ihren Augen. Er musste nicht stämmig wie ein Baum sein, so wie er war, war er einfach perfekt. Sie wollte ihn nicht anders. Sie bereitete ihm einen wohligen Schauer mit ihren Fingerspitzen, die langsam über seine Brust zu seinem Bauch fuhren, noch ein Stückchen tiefer. Auch ihr bereitete er einen Schauer. Seine Hände fuhren ihren Rücken hinab, streichelten ihr über die Seiten. Gleichzeitig hauchte er zarte Küsse über ihren Hals, knabberte an ihrem Ohrläppchen bevor er mit seinen Lippen und der Zunge zu ihrem Schlüsselbein wanderte. Ein dunkler Laut der Lust entlockte sie ihm als ihre Hände den Bund seiner Hose umfassten. Seine Lust wurde immer drängender. Seine Stirn lehnte er an ihre Halsbeuge, schöpfte keuchend Luft. Wenn er nicht über sie herfallen wollte, musste er sich kurz sammeln. „Alles… in Ordnung?“, keuchte sie leise. „Ja… ja, alles in Ordnung… es ist nur… ich will nicht… über dich herfallen.“ Ihr wurde ganz anders bei dem Gedanken wie wild… Sie legte ihre Hände an seine Wangen und brachte ihn dazu sie anzusehen. „Ich will dich… ich will dich Loki Odinson… Ich glaube sterben zu müssen, wenn ich noch länger warten muss…“ Sie sollte sich eigentlich für dieses Geständnis schämen, aber es fühlte sich gut an diese Worte losgeworden zu sein, ihn wissen zu lassen, wie sehr sie ihn brauchte und wollte. Der folgende Kuss spiegelte all seinen Hunger wieder, seine ganze Gier. Sanft drückte er sie nieder auf das Lager aus Decken. Erleichtert seufzte er auf als er sich seiner Hose entledigt hatte. Es war wirklich befreiend, die Hose war ihm viel zu eng geworden. Sie keuchte auf als sie seine Härte an ihrem Oberschenkel spürte, die Hitze wanderte zusammen mit einem aufregenden Kribbeln zwischen ihre Beine. Genau dorthin, wo sie ihn spüren wollte, wo sie sich ihn ersehnte. Sie hob ihre Lider als eine seiner Hände ihre Frisur durcheinander brachte, ihr Haar zerwühlte und seine Lippen sich einen Weg über ihren Hals küssten, seine Zunge eine feuchte Spur hinterließ und dieses Mal nicht an ihrem Schlüsselbein stoppte. Ein überraschter Laut entkam ihr als sein Mund eine ihrer zarten Knospen umschloss, zärtlich daran saugte, seine Zunge darüber gleiten ließ. Damit die andere nicht benachteiligt wurde, kümmerte sich seine andere Hand liebevoll um diese. Wie… wie konnte dieser Mann ihre Lust nur noch mehr steigern? Sie fürchtete ihren Verstand noch zu verlieren unter der bittersüßen Folter, unter seinen geübten Händen und Mund. Ihre lustvollen Laute spornten ihn nur weiter an, verrieten ihm, dass er es richtig machte. Er tat es nicht weil er sie damit auf gewisse Art und Weise foltern wollte oder es hinauszögern wollte, um ehrlich zu sein konnte er sich kaum noch zurückhalten. Aber er wollte ihr die höchste Lust bescheren, die höchste Ekstase, es sollte unvergesslich für sie sein. Langsam küsste er sich seinen Weg zu ihrem Bauch, seine Hände strichen ihren Körper auf und ab, blieben auf ihrer Taille ruhen während seine Lippen noch ein Stückchen tiefer wanderten. Ihre Hände in seinem Haar entlockten ihm einen dunklen Laut, einen Laut, der ihr in Zukunft verraten würde wie erregt er war, wie sehr er sie wollte. Jedes Mal würde dieser Laut ihr einen lustvollen Schauder bereiten. Quälend langsam küsste er sich seinen Weg wieder ihren Körper hinauf. „Deine Haut… schmeckt süßer als Honig…“, wisperte er an dieser, streifte mit seinen Lippen nur hauchzart über die empfindliche Stelle an ihrem Schlüsselbein. Einen leisen, verzweifelten Ton vernahm er von ihr, ließ ihn seinen Kopf heben. Ein fiebriger Glanz hatte sich in ihre Augen geschlichen, ganz verklärt sahen die beiden tiefen Seen ihrer Augen aus, als wäre sie dem Hier und Jetzt schon längst entrückt. Ihr Brustkorb hob und senkte sich rasch, die Wangen rot. Wie könnte er bei diesem Anblick nur noch länger widerstehen? Leidenschaftlich drückte er seine Lippen auf ihre, spielte mit ihrer Zunge und entlockte ihr süße Seufzer. „Loki… bitte… ich kann nicht mehr warten…“ Ihr bettelnder Blick, das Flehen in ihrer Stimme… Das Flehen nach ihm… Er verschloss ihre Lippen mit seinen, seine Hände wanderten zu ihrer Hüfte, über ihre Oberschenkel und legten ihre Beine um seine Hüfte. Ihr so nahe, spürte er deutlich das Zittern, das durch ihren Leib ging. Er wollte irgendetwas sagen. Sagen was für eine Ehre es für ihn war, dass er sie liebte, wollte ihr versprechen sanft zu sein, aber nichts von all dem kam ihm über die Lippen. Die Worte blieben ihm im Halse stecken beim Anblick ihres Gesichtes. Eine Hand hatte er an ihre Wange gelegt, strich zärtlich mit dem Daumen über diese. „Es wird nie einen anderen für mich geben…“ Über nichts anderes war sie sich in ihrem Leben so sicher wie in dieser Sache. Es würde für sie nie einen anderen Mann geben. Loki Odinson wäre der einzige für sie, sie könnte sich gar niemand anderen vorstellen, an den sie ihr Herz hätte verlieren können. Mögen alle Welten untergehen, sie würde immer noch an seiner Seite sein. Ihre Arme schlang sie um seine Schultern, zog ihn somit näher zu sich. Sie wollte nur noch ihn, nichts anderes in dieser Welt zählte mehr für sie. Eine Hand griff in sein Haar, verschlang seinen Mund mit ihrem. Keuchend holte sie Luft als sie ihn so nahe spürte, dort wo noch kein Mann sie je berührt hatte. Ein aufregendes Gefühl ging durch ihren Körper, eine heiße Welle, ließ sie unruhiger werden. Das Herz raste ihr, der Atem ging heftig. Sie spürte selbst wie sehr sie zitterte, vor Erregung und auch ein wenig aus Furcht. Aber als er weiterging, als er langsam in sie vordrang, merkte sie, dass sie gar keine Furcht haben musste. Sie seufzte leise, drückte sich mehr an ihn, griff mit einer Hand in sein Haar. „Alles… alles in Ordnung?“, hauchte er, verharrte. Es rührte sie wie sehr er auf ihr Wohlergehen bedacht war. „Ja… alles gut… es… ist nur ungewohnt…“ Zärtlich verteilte er Küsse über ihr Gesicht, strich ihr durchs Haar. Alle Zeit der Welt würde er ihr geben um sich daran zu gewöhnen, an ihn zu gewöhnen. Keuchend nickte sie dann sachte. Das Gefühl von ihm ganz ausgefüllt zu sein, eins mit ihm zu sein. Als sie begann ihn wieder zu liebkosen, war er sich sicher, dass er fortfahren konnte. Sachte begann er sich zu bewegen, keuchte seinen Atem auf ihre Haut. Ihre süßen Seufzer, wie sie leise stöhnte, ließ ihn erschaudern vor Lust. Es fühlte sich so gut an, so richtig. Besser als je zuvor. Von ihren Armen umfangen zu sein, die Wärme ihres Körper zu spüren, jedes kleinste Zittern von ihr zu fühlen, ihr Atem, der seine Haut streichelte, ihre Hand in seinem Haar… Seine Lippen wanderten über ihren Hals, stöhnte leise. Das Gefühl von ihrem Körper ganz umfangen zu sein… wie warm und feucht… und das nur wegen ihm. Er erhöhte seinen Rhythmus als sie ihre Hand in seinem Haar fester zugriff, die Finger ihrer anderen über seinen Rücken fuhren und bittersüße Male ihrer Lust hinterließ. Wie sie ihren Atem an sein Ohr keuchte und als sie begann seinen Namen zu stöhnen… Er glaubte vor Lust zu vergehen. Sein Name auf ihren Lippen, seufzend und stöhnend mit ihrer Stimme von Lust durchtränkt, von Gier, Gier nach ihm… Als sie ihre Beine fester um seine Hüfte schlang, konnte er nicht mehr anders als sein Tempo zu steigern, etwas von der Sanftheit zu verlieren. Aber sie erweckte nicht den Eindruck als würde es ihr missfallen, im Gegenteil. Ihre Hände wurden fordernder, ihr ganzer Körper verlangte nach mehr, bewegte sich mit ihm, hob ihm ihre Hüfte entgegen. Stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken, keuchte seinen Namen, ihre Schenkel drückte sie stärker in seine Seiten, die Hand in seinem Haar griff fester zu. Sie glaubte ihre Sinne zu verlieren. Wie er ihren Namen stöhnte, ihr Name auf seiner Zunge, sein heißer Atem an ihrem Hals, die sanften Bisse, die er verteilte. Unsäglich heiß wurde ihr. Einen lustvollen Laut entlockte er ihr mit jedem Stoß, jedes Mal wenn er sich an sie presste, in sie drückte. Das stete ein- und ausgleiten, sein Gewicht auf sich zu spüren, als er einen Arm um ihre Hüfte schlang, sie sachte anhob… Seine Stimme, dunkel vor Gier, sein keuchender Atem auf ihrer Haut, heiß und feucht, das lustvolle Grollen von ihm… Er trieb sie immer höher in ihren Gefühlen bis diese Anspannung, die sich in ihr aufbaute, schon beinahe unerträglich wurde, kaum noch auszuhalten war. Sie wimmerte leise, wimmerte seinen Namen, verengte sich immer wieder um ihn. Als sie ihre Lider hob und in seine Augen blickte, völlig verklärt vor Lust, vor Lust auf sie und voll von tiefer Zuneigung zu ihr, die Gier, die in dem berauschendem Grün aufblitzte… Das war zuviel für sie. Mit einem hellen Laut erreichte sie ihren Höhenpunkt, ihre Finger pressten sich in seinen Rücken, drückte sich fest an ihn. Ihr Gesicht im Zustand höchster Ekstase zu sehen, wie sie sich an ihn presste, ihn festhielt… Er folgte ihr, stützte sich auf seine Unterarme ab, keuchte seinen heißen Atem auf ihre schweißnasse Haut, ließ sie schaudern. Wie zärtlich ihre Arme ihn umschlungen hielten, ihre Hände, die so liebevoll über seinen Rücken und die Schultern strichen… Er wollte sich am liebsten nie wieder von ihr lösen, immer so eng mit ihr umschlungen sein. Als sie dann noch begann zärtlich durch sein Haar zu streichen, sanfte Küsse über seine Wange hinab zum Hals verteilte… „Wie habe ich… nur so lange blind sein können… warum habe ich nicht gleich gesehen…“ Sie kicherte leise, drückte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Wie sehr er dieser Geste verfallen war… als… würde sie ihm damit eine Art Signatur aufdrücken. „Dir wäre es doch nicht einmal in tausend Jahren bewusst geworden wenn ich nicht den ersten Schritt gemacht hätte.“, schmunzelte sie. „Meinst du damit mich verbotener und überraschender Weise immer wieder zu küssen an Orten, wo uns jeder hätte entdecken können?“ Sie lachte leise. „Du hast nicht auf mich gewirkt, als würde es dir widerstreben.“ „Weil du die verführerischsten, süßesten Lippen in allen neun Welten hast…“, hauchte er leise und küsste diese sogleich. Sie seufzte an seine Lippen, schloss verzückt ihre Augen. „Versprich mir, dass nie wieder eine andere Frau in den Genuss deiner Lippen kommt.“ „Eifersüchtig?“, schmunzelte er. „Du bist gutaussehend, charmant, intelligent… natürlich bin ich eifersüchtig.“ Er lächelte sachte bei ihren Worten. „Keine Sorge… es wird nur noch dich geben…“ Sie seufzte leise auf, schmiegte sich an als er sich zurück zog und sie an sich drückte. Das Haupt bettete sie auf seine Brust, lauschte seinem Herzschlag während er sie zudeckte. Noch nie hatte sie etwas Schöneres gehört als den Takt seines schlagenden Herzens… Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie hinweggeschlafen war. Wahrscheinlich hatte der regelmäßig Takt seines Herzens, sein Duft, seine Wärme sie so sehr eingelullt, dass sie einfach eingeschlummert war. Sie blinzelte mehrmals, seufzte leise und kuschelte sich stärker an ihn als sie bemerkte, wie er mit seinen Fingern hauchzart über ihre Schulter strich. Wie lange hatte sie geschlafen? Noch immer trommelte der Regen gegen die Fenster und auf das Dach, das Feuer prasselte stetig weiter, das Holz knackte dabei. Gerade als sie sich aufsetzen wollte erhob er seine Stimme. „Wir haben noch genügend Zeit… solange es so weiter regnet ist an eine Rückkehr nicht zu denken.“ Sie hob ihren Blick und lächelte zu ihm hinauf. „Was man wohl von uns denken wird?“, schmunzelte sie. „Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte sie anschließend gähnend. „Ich habe die Zeit ganz vergessen… Ich war viel zu sehr damit beschäftigt dich zu beobachten… Das Lächeln auf deinem Gesicht, dein völlig zerzaustes Haar, als hättest du die letzte Stunde voller Sünde verbracht…“, schmunzelte er. Mit dem Handrücken strich er ihr über die Wange als sie errötete. „Du hast mir die ganze Zeit zugesehen…?“ „Ich konnte meine Augen einfach nicht abwenden… gib zu, du hast mich verhext.“ Sie schmunzelte sachte. „Und womit? Du bist der Magier…“ „Mit deinem ganzen Wesen…“, wisperte er, hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Sie seufzte leise, rückte ein Stück höher und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Seine andere Hand nahm ihre, verwob ihre Finger mit seinen. Was für wunderschöne Hände er hatte, so schlank und graziös… Es hätten die Hände eines Künstlers sein können, ging es ihr durch den Kopf. „Erzähl mir etwas. Es muss doch bestimmt abenteuerlich sein als Prinz, oder? Als Sohn von Odin Allvater. Als Bruder von Thor. Am Hof aufzuwachsen.“ „Nun… so abenteuerlich auch nicht…“ „Hmm… ich bin bestimmt nicht die Erste gewesen, oder?“ Er lachte leise. „Willst du darauf wirklich eine Antwort? Ich denke, egal was ich sage, es wäre falsch.“ Sie rollte mit den Augen, schmunzelte. „Ich weiß, dass ich nicht die Erste bin, ich bin nicht naiv, Loki. Du bist attraktiv und dazu noch ein Prinz. Nicht irgendein Prinz, sondern ein Sohn von Odin Allvater. Allein das ist vielversprechend genug um eine gute Partie abzugeben. Bei dem Titel gibt es viele Frauen, die alles andere an einem Mann ausblenden… aber… warst du schon einmal verliebt?“ „Ich weiß nicht wirklich was Liebe ist… Ich denke, ich war es noch nie… zumindest kann ich mich nicht entsinnen je so gefühlt zu haben, wie die Dichter es preisen.“ „Hmm… nun, ich hatte zumindest schon mal geschwärmt… aber da war ich 14, das zählt also nicht. Daran war das Alter schuld.“ „Muss ich mir also keine Sorgen machen?“ Sie lachte leise. „Keinesfalls. Nach fünf Wochen habe ich gemerkt was für ein Idiot er war und dass er sein eigenes Spiegelbild mehr betrachtete als mich. Du kannst also ganz unbesorgt sein. Und du? Hattest du schon einmal einen Schwarm?“ „Hmmm… da muss ich glaube ich… ungefähr… 13 gewesen sein… sie war wunderschön… aber das war auch alles, gegen sie wirkt Thor wie eine Intelligenzbestie… Da machte das ihre Schönheit auch nicht wett…“ „Mir ist aufgefallen… dass diese Sif…“ „Sie ist nur immer bei den Streifzügen meines Bruders dabei weil sie beide Augen auf ihn geworfen hat, wegen nichts anderem, er begreift es nur nicht.“ „Sie mag dich nicht… Sie hat dich angesehen als würde sie dir am liebsten den Hals umdrehen.“ „Sie mag mich nicht nur nicht… sie hasst mich.“ „Und warum das…? Wie kann man dich nur hassen?“ „Nun… es gab da mal einmal einen kleinen Zwischenfall…“ „Erzähl mir mehr. Bitte…“ Er sah ein wenig unglücklich drein als sie einen kleinen Schmollmund aufsetzte. „Nun…“, seufzte er. „wir… waren ungefähr 16, 16 oder 17, es ist lange her… Sif… hat sich schon immer in unserer Nähe aufgehalten, ihre Eltern sind Mitglieder des Hofes, wir sind zusammen aufgewachsen. Als Kinder haben wir daher immer miteinander gespielt. Sie hatte früher Haare wie flüssiges Gold. Kein Gold Asgards hätte so schön sein können wie ihr Haar… Ich… nun…“ Er tat einen tiefen Atemzug. „ Ich fand sie sehr, sehr hübsch und… naja.“ Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- Ein leises, schweres Seufzen entfloh dem jungen Mann. Wie sie lachte, wie sie ihre Haare über ihre Schultern warf… Sie war so unsagbar schön… Und ihm wurde ganz anders wenn er daran dachte wie sie früher zusammen gespielt hatten, sein Bruder, er und Sif. Aber die Zeit war schon lange vorbei. Sie spielten nicht mehr miteinander, dazu waren sie zu alt geworden. Sie jagten sich nicht mehr durch die Gärten, versteckten sich nicht mehr in allen möglichen Winkeln des Palastes, stahlen sich nicht mehr heimlich in die Küche um sich Naschereien zu stibitzen. Jetzt flirtete sie, kokettierte mit den Wachen, mit seinem Bruder, spielte mit ihren Reizen… Erneut entfloh ihm ein schwerer Seufzer. „Was gibt es denn zum Seufzen?“ Die Stimme seines Bruders riss ihn aus den Gedanken. Er setzte sich neben ihn und schlug ihm sachte eine Hand auf die Schulter. „Nichts, nichts…“, schüttelte Loki schnell seinen Kopf und wandte den Blick von ihr ab. „Kann ich nicht einfach seufzen? Ist das verboten? Nicht, dass ich wüsste… Dann seufze ich halt, na und?“ Der Blonde lachte leise. „Mein lieber Bruder, das sind nicht nur einfach Seufzer…“ Er beugte sich zu seinem kleinen Bruder. „Sie ist wirklich eine Schönheit geworden, hm?“, flüsterte er. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst…“ „Komm schon, Loki… Ich kann dir vielleicht wissensmäßig nicht das Wasser reichen, aber ich bin nicht blind.“, schmunzelte der Blonde. „Deine Blicke schmachten richtig… wie ein Mädchen.“, kicherte er und bekam einen Seitenhieb seines Bruders. „Ich schmachte überhaupt nicht!“ „Du schaust sie an als gäbe es sonst nichts hier und du seufzt dabei… Du schmachtest… Frag sie doch.“ „Als ich das letzte Mal auf deinen Rat in Sachen Mädchen hörte, hat diese mir Tonkrüge und Vasen entgegen geschmissen und mich beschimpft…“ „Hey, was kann schon schief gehen?“ Zögernd zuckte er mit den Schultern. „Dass sie mich auslacht… mich verachtet…“ „Schwachsinn.“, sagte Thor prompt daraufhin. „Warum sollte sie? Du bist schlauer als alle Berater von Vater zusammen. Du bist ein Buch auf zwei Beinen. Und du kannst tanzen. Die Mädchen stehen darauf. Und Mutter hat viel Wert darauf gelegt, dass zumindest einer von uns sich gut zu benehmen weiß.“, grinste der Blonde. „Auch darauf stehen die Mädchen total.“ Der Jüngere seufzte erneut auf. „Aber nicht sie…“ „Ach was…“ „Thor… so wie ich sie anschaue… so schaut sie dich an…“ „Pft… das würde ich merken, ganz bestimmt.“, lachte der Blonde. „Sag es ihr. Ein paar Blumen… ein paar schmeichelnde Worte, du kannst doch so gut mit Worten umgehen. Sag irgendetwas über ihre Haare, dann ist sie ohnehin dein. Darauf springt sie immer an. Glaub mir, da kann nichts schief gehen.“ „Und… wenn doch…?“ Thor legte einen Arm um die Schultern seines Bruders, grinste breit. „Wozu hast du einen großen Bruder, hm?“ Schweren Herzens hatte er sich bald darauf doch überwunden dem Rat seines Bruders zu folgen. So schlecht war es vielleicht nicht, schließlich lagen ihm die Mädchen scharenweise zu Füßen. Und das konnte nicht nur daran liegen, dass er der Kronprinz war. Für sein Vorhaben hatte er sich eine rote Rose besorgt. Irgendwo hatte er gelesen, dass Frauen besonders Rosen sehr hübsch fanden und nahezu perfekt waren für solch ein Unterfangen. Um mit Sif zu reden, musste er nur noch den richtigen Moment abwarten bis sie alleine war. Die ganze Zeit wartete er im Schatten bis sie sich endlich losgesagt hatte von einer jungen Hofdame und ihres Weges ging. Er seufzte fast schon erleichtert auf als dieser Weg in die Gärten führte. Da waren sie bestimmt alleine und ungestört. Außerdem kannte er die Gärten in- und auswendig, dort fühlte er sich sicher. Er gab sich selbst einen Ruck und trat aus dem Schatten, räusperte sich leise ehe er sie ansprach. „S-Sif?...“ „Oh, guten Abend, Loki.“ Sie war stehen geblieben, hatte sich zu ihm umgedreht. „Guten Abend… Kann ich… kurz mit dir reden?“ „Natürlich… was liegt an?“ Er räusperte sich erneut leise als er näher auf sie zutrat. Er spürte deutlich, wie sich ein Knoten in seinem Hals bildete. „Es dauert auch nicht lange, wenn ich störe dann…“ „Du störst nicht, also… worüber willst du mit mir reden?“ „Du… du siehst heute wieder… ganz besonders schön aus…“ „Danke.“, sagte sie mit einem Lächeln, das verriet, dass ihr sehr wohl bewusst war wie sie aussah. „Es scheint fast so… als würdest du von Tag zu Tag noch schöner werden.“ Sie lachte leise, warf ihr Haar über die Schulter. „Du bist ja heute ganz charmant aufgelegt, hast du gute Laune? Ist das alles, was du mir sagen wolltest?“ „Nein, nein, da… ich wollte eigentlich… eigentlich wollte ich… du.. du bist so schön, dass… ich…“ Da ihm die Worte ausgingen, holte er einfach die Rose hinter seinem Rücken hervor und hielt ihr diese hin, mit einem hoffnungsvollen Lächeln auf den Lippen. Verwirrt wanderte ihr Blick von ihm zur Rose und zurück. „Sif, ich… ich…“ Es war einer der wenigen Momente in denen er nach den richtigen Worten suchte, die ihm einfach nicht in den Sinn kommen wollten. Es brauchte wenige Sekunden bis sich ihr Gesicht erhellte und ihr bewusst wurde, was er von ihr wollte. Aber es war nicht die erhoffte Reaktion, die er sich gewünscht hatte. Statt die Rose lächelnd anzunehmen, ihm vielleicht zu danken, sich bei ihm einzuhaken, vielleicht sogar ein Küsschen auf die Wangen… Stattdessen brach sie in schallendes Gelächter aus. „Willst du mir etwa damit sagen, dass du etwas von mir willst? Du? Ich glaube es nicht… Willst du mir wirklich damit sagen, dass du in mich vernarrt bist? Nun, kein Wunder, ich bin ja auch schließlich die Schönste weit und breit, ich kann es dir wirklich nicht verdenken, jeder liebt mich halt, meinem Haar kann keiner widerstehen…“, zuckte sie mit den Schultern. „Aber hast du wirklich geglaubt, ich würde von dir… Ich hätte dich wirklich nicht für naiv gehalten. Warum sollte ich mich bitte mit dir einlassen? Du brauchst nur einen Blick in den Spiegel zu werfen, du bist bei weitem nicht meine Kragenweite. Du siehst gar nicht aus wie ein strahlender, kräftige Ase, und was soll das ganze Getue mit Magie? Das ist doch völliger Unsinn, kein Wunder, dass du so blass bist, wer sich auch immer hinter Büchern verkriecht… Aber Thor… Er ist wirklich ein Prachtexemplar eines Asen, ganz so wie ein junger Gott aussehen muss, stark und kräftig, eine Mähne wie ein Löwe…“ Als sie sich umdrehte war Loki verschwunden und nur noch die Überreste der einst schönen Blume lagen auf den Fliesen. Als sie noch klein waren, hatten sie sich ein Zimmer geteilt, es herrschte ja nur ein Unterschied von zwei Jahren zwischen ihnen. Und so musste man das Chaos nur in einem Zimmer beseitigen, statt in zweien. Als sie älter wurden und ihre Interessen auseinander drifteten, beide unterschiedliche Charaktere entwickelten, bekamen sie getrennte Zimmer. Diese waren jedoch in der unmittelbaren Nähe des anderen, sie hatten es also nie weit zum anderen. Thor konnte sich noch ganz genau daran erinnern wann er seinen kleinen Bruder das erste Mal gesehen hatte, unheimlich, dachte er zuweilen, er war doch selber gerade mal 2 Jahre alt gewesen. Aber er konnte sich immer noch daran erinnern. „Schau… du hast einen kleinen Bruder bekommen.“ „Er ist klein…“ „So klein warst du auch einmal…“, lächelte seine Mutter, stupste ihm auf die Nase. „Sag Hallo zu deinem Bruder…“ „Loki.“, fiel sein Vater ihr ins Wort. „Loki ist sein Name.“ „Hallo Loki.“ Als er die kleine Hand nahm, die kleinen Fingerchen, war er überrascht wie fest diese seine Finger umfassten, dass etwas so kleines so kräftig sein konnte. „Du bist ab jetzt ein großer Bruder, Thor.“ Er hatte das bei anderen Kindern schon gesehen, die große Brüder oder Schwestern hatte. Und es war das erste Mal, dass er richtig stolz war. Er war jetzt ein großer Bruder. Er würde genauso wie die anderen großen Brüder sein. Er würde mit ihm spielen können, sein Spielzeug mit ihm teilen und wenn er etwas anstellte, konnte er es wenigstens auf seinen Bruder schieben. „Wirst du ein guter großer Bruder sein?“ Mit einem breiten Grinsen nickte der blonde Junge. Der Beste, den es je geben wird! Und das hatte er sich bis heute geschworen. Und bis heute fand er, hatte er auch gute Arbeit geleistet als großer Bruder. Manchmal, das musste er zugeben, hätte er ihn schon gerne irgendwo ausgesetzt… Aber das war wohl normal bei Geschwistern. Letzten Endes konnte er sich keinen besseren Bruder vorstellen als Loki. Nicht zuletzt, dass er ihn hat immer abschreiben lassen im Unterricht. Als Thor das erste Mal Stubenarrest bekam war es Loki, der in die Küche geschlichen war und ihm Naschereien stibitzt hatte. Als er das erste Mal eine Strafarbeit schreiben musste, weil er im Unterricht eingeschlafen war, war es Loki gewesen, der den Aufsatz für ihn geschrieben hatte. Wenn Thor verbotenerweise Ausflüge unternommen hatte, war es Loki gewesen, der seine Abwesenheit erklärte und immer eine Ausrede parat hatte. Im Gegenzug ließ Thor nichts auf seinen Bruder kommen, sprach auch nur einer ein böses Wort über ihn, bekam er Thors Faust zu spüren. Na und? Dann beschäftigte er sich halt mit Magie. Alles bestand irgendwie aus Magie. Der Speer von Vater war doch auch irgendwo magisch. Warum vielen das nicht gefiel, hatte er nie verstanden. Und dann war er halt ein wenig anders. Wäre doch langweilig wenn nicht… Wenn sie sich ähnlicher wären, müsste er sich ja mit seinem Bruder um die Mädchen prügeln. Er hörte klar und deutlich, wie laut die Türen zu den Zimmern seines Bruders zugeworfen wurden mit einem lauten ´WUMMS`. Andere würden denken, er würde seine Ruhe haben wollen und sich abreagieren. Aber nicht so Thor. Er verließ seine Zimmer und wenige Sekunden später klopfte er an die Tür an. Ausnahmsweise wartete er auf eine Antwort statt die Tür einfach zu öffnen. Es folgte keine Antwort und so öffnete er die Tür dann einfach. „Loki? Alles in Ordnung?“, fragte er, während er vorsichtshalber erst nur den Kopf durch die Tür steckte. Da ihm aber nichts entgegen geworfen wurde, blickte er sich um und sah seinen Bruder zusammen gekauert unweit der Tür am Boden sitzen, die Knie angezogen, die Arme um diese geschlungen und den Kopf darin vergraben. „Hey… alles in Ordnung?“, fragte Thor sachte, schloss die Tür und setzte sich zu seinem Bruder. „Verschwinde… lass mich allein… Dein Vorschlag war reinster Bockmist!“ Die gedämpfte, verweinte Stimme seines Bruders bereitete Thor einen Knoten im Magen. „Was… hat sie denn gesagt?“ „Sie hat mich ausgelacht! Sie hat gelacht und mich verachtet… Warum sollte sie mit jemanden wie mir… Ich hätte sie nicht verdient… sie wäre viel zu schön für mich, ich bin alles andere als ein Ideal… Sie hat mich nur ausgelacht…“ „Hey… dann… dann ist sie es nicht wert. Wenn sie dich verschmäht, ist sie deiner einfach nicht wert, okay? Sie muss echt blind sein, wenn sie dich ablehnt.“ „Sie hat nur von dir geredet…“ Seine verzweifelte Stimme bescherte ihm ein schlechtes Gewissen. „Sie hat nur von dir geschwärmt…“ „Dann… dann soll sie das… ich will sie gar nicht. Nicht einmal in tausend Jahren! Ganz ehrlich… ich will eine, die mich anhimmelt und bewundert und nicht eine, die nur ihr eigenes Spiegelbild liebt.“, grinste der Blonde und legte einen Arm um die Schultern seines Bruders. Nach einem leisen Schniefen hob Loki seinen Kopf und bei dem Grinsen seines Bruders musste auch er wieder sachte lächeln. „Stell dir nur ihr Gesicht vor wenn ich sie verschmähe. Nicht einmal in tausend Jahren würde ich sie wollen, versprochen!“, nickte der Blonde kräftig. Loki seufzte leise als sein Blick sich verfinsterte. „Sie wird es mir büßen… sie wird es mir büßen, mich ausgelacht zu haben…“ Thor lachte leise. „Willst du ihr etwa die Haare färben?“ Ja, genau… ihre Haare… Ein gemeingefährliches Grinsen legte sich auf Lokis Lippen. „Warum nicht…?“ Als die Nacht hereingebrochen war und jeder schlief, schlich sich der junge Prinz aus seinen Zimmern und steuerte den Flügel an, in welchem Angehörige des Hofes lebten. Er musste nicht suchen, er wusste, welche Tür zu Sif führte. Es war durchaus praktisch ein Magier zu sein, so konnte er lautlos die Tür öffnen und ins Innere schlüpfen. Eine andere Waffe als seine Magie und eine große Schere brauchte er nicht. Am Morgen darauf war ihm kein bisschen von der Tragödie des letzten Tages anzusehen. Im Gegenteil, er fühlte sich sogar sehr gut und in bester Laune kam er auch in den Speisesaal, setzte sich zu seiner Familie. Für Thor war es beruhigend zu sehen, dass sein Bruder wieder guter Laune war. Das Frühstück verlief auch ruhig, bis ein Schrei zu ihnen vordrang, der durch Mark und Bein ging. Kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen und Sif stand in dieser. Das Gesicht wutverzerrt, vor Zorn ganz rot angelaufen, die Augen verheult und von ihren einst goldenen Locken waren nur noch kurze Stachel übrig. Ihr ganzes Haar war abgeschnitten. „Loki! Du mieser kleiner… Ich reiße dir jedes Haar einzeln raus!“ Sie raffte den Saum ihres Morgenrocks und wollte sich auf den jungen Prinzen stürzen. Gerade noch konnten zwei Hofdamen sie zurückhalten, die ihr gefolgt waren. „Mäßigt Euch! Wie sprecht Ihr überhaupt zu einem Prinzen?“ „Beruhigt Euch, Lady Sif!“ „Beruhigen?! Ich soll mich beruhigen?! Dieser miese kleine Mistkerl hat mir die Haare abgeschnitten!“, brüllte sie zornig. „Ihr habt Probleme mit meinem jüngsten Sohn, Lady Sif?“, fragte Odin, hatte sich erhoben. „Er hat mir meine Haare abgeschnitten!“ „Und weshalb seid Ihr Euch so sicher, dass er es war?“ „Weil… weil…“ Das konnte sie nicht sagen… Wie klang es denn vor dem König, wenn sie sagte, sie hätte seinen Sohn abgewiesen… „Ich weiß es halt!“ „Dann ist Lady Sif also so weise und allwissend?“ Loki musste sich auf die Unterlippe beißen um nicht zu lachen. Thor hingegen konnte sich nicht mehr zurückhalten und brach in schallendes Gelächter aus. „Du solltest dich mal im Spiegel sehen!“, lachte er. „Deine Haare!... Irgendwie muss ich dabei an ein Stachelschwein denken!“ Ein Räuspern seines Vaters ließ den Blonden verstummen. Er musste wegschauen, sonst würde er nur wieder anfangen zu lachen. „Loki… Hast du Lady Sif die Haare geschnitten?“ „Nein, Vater… natürlich nicht. Ich schleiche mich nicht nachts in die Zimmer von Damen. Ich bin außerdem kein Coiffeur. Ich weiß auch nicht warum sie glaubt, ich hätte es getan.“ „Habt Ihr Beweise, Lady Sif?“ „N-Nein…“ „Dann fände ich es angemessen, dass Ihr Euch entschuldigt. Findet Ihr nicht?“ „Ver… verzeiht… königliche Majestät…“ „Entschuldigung angenommen.“, lächelte Loki. Wutschnaubend raffte Sif ihren Morgenrock und machte kehrt. „Hast du auch wirklich nichts damit zu tun, mein Sohn?“, fragte Frigga ihren jüngsten Spross, als sie später mit ihm alleine war. „Nein, Mutter. Wirklich nicht…“ Bei dem Blick, den sie ihm zuwarf, konnte er nicht weiter lügen. Irgendwie hatte er seine Mutter nie belügen können. Und irgendwie hatte sie immer sofort bemerkt wenn er log. „Vielleicht…“, sagte er kleinlaut. „Du hast ihr die Haare abgeschnitten...? Aber… warum denn das? Warum… machst du denn so etwas?“ „Sie hat mich beleidigt, ja? Sie hat mich ausgelacht! Sie hatte es nicht anders verdient! Sie ist ein arrogantes kleines Biest, das noch nicht verstanden hat wo ihr Platz ist! Sie hatte es nicht anders verdient… Es war ihr eigenes verschulden.“ „Aber Loki… ihr habt doch früher immer zusammen miteinander gespielt, ihr drei wart unzertrennlich… Man hat euch immer nur zu dritt angetroffen… Was ist denn nur geschehen bei diesem Sinneswandel?“ Er konnte es doch nicht seiner Mutter sagen… Er murrte nur leise auf und wandte sich von seiner Mutter ab, verschränkte die Arme vor der Brust. „Ah… Deshalb der Sinneswandel…“, sprach sie leise als ihr ein Licht aufgegangen war. „Nun... einerseits verständlich aber… Loki, wirklich, einer Frau die Haare zu rauben…?“ „Sie hatte es nicht anders verdient.“ „Vielleicht hat sie das, aber… ihr wirklich die Haare abzuschneiden… besorge ihr neues Haar. Versprichst du mir das? Beschaffe ihr wenigstens neues Haar, hm? Für mich.“ „Na gut…“, murrte er nach wenigen Sekunden. Seiner Mutter konnte er einfach nichts abschlagen. „Und wenn dich das nächste Mal ein Mädchen nicht will… Färbe ihr die Haare Blau, das ist Strafe genug.“, flüsterte sie ihm lächelnd zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Schon am folgenden Tag begab sich Loki daher nach Svartalfheim zu den Zwergen. Wenn es jemanden gab der goldenes Haar schmieden konnte, dann waren es die Zwerge, sie waren Meister der Schmiedekunst. Und gegen eine kleine Anerkennung in Form von ein paar Edelsteinen und etwas Gold, waren sie auch gerne bereit dazu einem Sohn Odins den Gefallen zu tun. Aber Loki sah es nicht ein dafür auch noch zu bezahlen. Sif war selber daran schuld, dafür würde er doch nicht bezahlen. Sobald die Arbeit fertig war, sobald das Haar in seiner ganzen Pracht glänzte… schnappte er es sich und verschwand. „Das ist ja wohl auch das Mindeste!“, blaffte Sif ihn an als er ihr das neue Haupthaar präsentierte. Er war kurz davor es einfach wieder zu verbrennen… „Nun… es soll anwachsen wie echtes Haar. Ebenso golden schimmernd wie dein vergangenes, wenn nicht sogar noch schöner.“ Sie entriss es ihm beinahe, ging damit vor einem Spiegel und setzte es sich auf. Sofort atmete sie erleichtert auf, endlich sah sie wieder wie sie selbst aus und es war ein gutes Gefühl als sich das Gold mit dem Rest ihres echten Haupthaares verwob. Sie war wieder sehr zufrieden mit ihrem Spiegelbild. Aber plötzlich verschwand der goldene Glanz und die Haare wurden pechschwarz. Ein Aufschrei entfuhr ihr. Schließlich hatte er die Arbeit der Zwerge nicht bezahlt, sondern sie einfach bestohlen. Unter Flüchen und wüsten Beschimpfungen und fliegenden Tongefäßen warf Sif den Prinzen Asgards aus ihren Zimmern. Sie lachte leise. „Wie hinterhältig von dir… Aber dann hatte sie nichts anderes verdient… Ich glaube, ich hätte ihr die Augen ausgekratzt. Aber eigentlich müsste ich ihr dankbar sein, dass sie dich verschmäht hat.“ „So?“ Er musterte sie mit einer erhobenen Braue. „Ja. Sonst würdest du jetzt nicht hier mit mir liegen.“ Er schmunzelte sachte. Aus dem Schmunzeln wurde ein Grinsen. „Wir können auch etwas ganz anderes machen als nur liegen.“ Ein Arm umschlang ihre Taille und schon war er über ihr. Sogleich legte sie ihre Arme um seine Schultern, schlang ihre Beine um seine Hüfte um es ihm bequemer zu machen. Außerdem mochte sie das Gefühl ihn dort zu spüren, seinen Körper auf ihrem, seine warme Haut auf ihrer. „Hm… was kann man denn sonst machen?“, fragte sie unschuldig. „Das werde ich dir zeigen.“, hauchte er leise, drückte seine Lippen auf ihre. Sie seufzte als sie ihren Mund öffnete und seiner Zunge Einlass gewährte, während seine rechte Hand ihren Körper hinunter wanderte, zärtlich über ihre Brust fuhr, ihre Seite streichelte und zu ihrem Schenkel wanderte. Aber statt wieder hinauf zu wandert, glitt seine Hand zwischen ihre Beine. Sie seufzte auf, bewegte sich sogleich seiner Hand entgegen als er begann, sie an ihrer intimsten Stelle sanft zu streicheln. Sie keuchte an seine Lippen, griff mit einer Hand in sein Haar. Mit den Lippen wanderte er zu ihrem Hals, knabberte sanft an der zarten Haut, biss zärtlich zu bevor er versöhnlich mit seiner Zunge über die Stellen strich. Die Finger ihrer anderen Hand fuhren über seine Schulter, griffen etwas fester zu als seine Kosungen intensiver wurden. Er grollte dunkel an ihrem Hals, jagte ihr einen lustvollen Schauer über den Rücken. Mit der Hand in seinem Haar zog sie seinen Kopf von ihrem Hals fort, küsste ihn gierig und voller Verlangen. Sie wollte mehr als seine Finger spüren. Sie wollte ihn ganz. Erst nach wenigen Minuten weiterer süßer Folter nahm er seine Finger fort und gab ihr wonach sie verlangte. Beinahe entfuhr ihr ein spitzer Schrei, keuchte laut auf und drückte sich an ihn. Sie wollte dieses Gefühl nie mehr missen, es würde für sie nie einen anderen geben, im Innern wusste sie, dass kein anderer ihr diese Gefühle bescheren konnte. Sie war dem Prinz ganz und gar verfallen. Er fragte sich selbst, wie lange er so blind hatte sein können, dass ihm ihr wunderbares Wesen nicht sofort aufgefallen war, dass erst so viel Zeit vergehen musste. Wie viel Zeit sie verschwendet hatten… Wenn er nur daran dachte, dies schon viel früher mit ihr hätte teilen zu können… Wie süß ihre Stimme in Ekstase klang, wie wunderbar sich sein Name anhörte wenn sie ihn lustvoll seufzte und stöhnte. Ihre Finger in seinem Haar, auf seinem Rücken, die Schultern, wie sie bittersüße Male ihrer Lust hinterließen… Es gäbe keinen besseren Weg ihn als ihr Eigen zu markieren. Mit einem verliebten Seufzen schmiegte sie sich an ihn, ihre Wange an seiner und hielt ihn einfach nur. „Es war wunderbar…“, hauchte sie leise. Sie hörte ihn leise lachen, direkt an ihrem Ohr. „Es würde mir auch einen Abbruch im Ego tun wenn es dies nicht gewesen wäre…“ „Das wird nie passieren…“, lächelte sie. Träge strich sie mit ihrer Hand über seinen Rücken. „Wenn ich dir zu schwer werde…“ „Nein, nein… bitte bleib so…“ Ihre Arme schlangen sich fester um ihn. „Ich würde dich am liebsten nie wieder loslassen.“, seufzte sie. Erneut lachte er leise. „Das wirst du aber irgendwann müssen. Stell dir nur vor, man würde uns so finden, ein Skandal…“ „Aber stell dir nur die Gesichter von Thor und Sif vor.“, lächelte sie. „Wie entsetzt sie wären, dass ausgerechnet du solch eine skandalöse Tat begehst.“ „Hmm… vielleicht wäre dieser Anblick es wert.“ Sie lachte leise, hauchte einen Kuss auf seinen Hals. Er schlang seine Arme um ihren Leib und drehte sich mit ihr. „Doch viel besser, hm?“, lächelte er, strich ihr die Haare zurück. „Was muss deine Dienerin nur denken… Deine Frisur ist gar nicht mehr vorhanden und dein Haar völlig zerzaust.“ „Sie muss denken, ich hatte die besten Stunden meines ganzen bisherigen Lebens.“, lächelte sie, verteilte sanfte Küsse über seine Brust. „Bisher?“ „Ich gehe stark davon aus, dass noch mehr folgen?“, schmunzelte sie. Er lachte leise, legte den Kopf zurück und als er sich ein wenig bewegte, zischte er kurz auf, fasste unter seinen Rücken und zog eine Haarnadel hervor. „Ich glaube du hast einige von denen verloren.“, schmunzelte er und mit der Haarnadel steckte er ihr eine Strähne fest. „In deinem Haar ist sie viel kleidsamer als zwischen den Decken.“ Sie erhob sich ein wenig, nur soweit um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Ich wünschte es würde für ewig regnen…“ Er warf einen Blick zur Seite zu den Fenstern. „Ich fürchte, es wird nicht so bald aufhören… Schlaf ein wenig… ich werde dich wecken sobald es aufgehört hat.“ „Lass es einfach nicht aufhören.“, seufzte sie leise, schmiegte ihre Wange an seine Brust. Es war wieder sein steter Herzschlag, der sie sanft in den Schlaf hinüberdämmern ließ. Kapitel 28: Kapitel 28 ---------------------- Irgendwann hatte es doch aufgehört zu regnen und egal wie sehr es auch beiden widerstrebte, sie mussten zurück in den Palast. „Wir müssen leider wieder gehen, Sigyn. Es fällt sonst auf und wirkt sehr verdächtig wenn wir länger fort bleiben.“ „Wir müssen gar nichts. Wir können einfach hier bleiben“ „Das können wir nicht... Du hast viel mehr zu verlieren als ich…“ Liebevoll strich er ihr durchs Haar, hauchte einen Kuss auf ihren Schopf. „Ich kann das nicht verantworten wenn du wegen mir in Verruf gerätst… Komm, es hat aufgehört zu regnen. Wir sollten wirklich gehen.“ Er löste sich von ihr und erhob sich. Als er ihr dann dabei behilflich war aufstehen, war sie ganz wackelig auf den Beinen, fiel gegen ihn. Er musste leise lachen als er sie auf den Beinen hielt. „Ich glaube dein neuer Gang wird es allen verraten.“ Sanft schlug sie ihm gegen die Brust. „Das ist nicht witzig!... Es fällt mir gerade wirklich schwer… zu stehen…“, sprach sie leise mit roten Wangen. „Ich werde Muskelkater wegen dir haben…“ „Dagegen hilft nur viel üben…“, grinste er schelmisch. „Sehr viel üben… am besten jeden Tag…“, hauchte er. „Aber nur mit dir.“, schmunzelte sie. „Nur noch mit mir, nie soll irgendein anderer in den Genuss kommen die so zu sehen und zu fühlen.“ Kleine, unschuldige Küsse tauschten sie aus ehe sie sich voneinander losreißen konnten und sich wieder ankleideten. Nur zu gerne war er ihr dabei behilflich ihr das Kleid wieder zu schließen, auch wenn es ihm viel lieber wäre wenn er mit ihr hier weiterhin alleine bleiben könnte um sich Liebeleien hinzugeben. Aber beide wussten, dass es nicht möglich war, dass sie zurück zum Palast mussten. Ein weiteres Schmunzeln und Lachen konnte er jedoch nicht vermeiden als er ihr ein wenig später auf ihr Pferd helfen musste und ihre neue Art zu reiten sah. „Hör auf zu lachen… das ist nicht witzig… du hast gar keine Ahnung wie sich das anfühlt…“ „Tut mir Leid.“, lachte er leise. „Ich genieße nur den Anblick.“ „Du genießt es mich leiden zu lesen?“ „Nur weil ich weiß weshalb du so sehr ´leidest`.“, schmunzelte er. Als sie wieder im Palast angekommen waren, herrschte allgemeine Erleichterung. Natürlich wusste man von dem Ausflug den Loki mit Sigyn unternehmen wollte und als plötzlich der heftige Regen begonnen hatte… Vor allem Frigga wirkte recht angespannt und unheimlich erleichtert als beide wieder zurück waren. „Es fehlt uns nichts, Mutter, wirklich. Es geht uns ausgezeichnet…“ „Wo habt ihr die Zeit über verbracht? Ihr müsst völlig unterkühlt sein.“ „Es geht uns wirklich gut. Du weißt doch… die kleine Hütte and dem winzigen See…Wo du uns immer früher mit hingenommen hast... Da haben wir Unterschlupf gefunden.“ „Immerhin das… aber euch muss doch furchtbar kalt sein und hungrig müsst ihr sein…“ „Es ist wirklich alles in Ordnung, Majestät.“, lächelte Sigyn. „Ich kann mich nicht beklagen.“ Obwohl sie doch ein wenig hungrig war, musste sie zugeben, und gegen ein heißes Bad würde sie sich auch nicht beschweren. „Ihr solltet Euch dennoch ausruhen. Ich rate Euch ein wärmendes Bad zu nehmen, Sigyn. Nicht, dass Ihr euch verkühlt. Ich werde ein gutes Essen auf Eure Zimmer schicken lassen.“ „Das ist sehr zuvorkommend, vielen Dank, Majestät.“, knickste Sigyn. „Ein Glück seid Ihr zurück, Herrin!“ „Es gab keinen Grund sich Sorgen zu machen, Hilda. Ich war in der Gesellschaft von Prinz Loki.“ „Gerade deswegen hatte ich Sorge, Herrin. Ihr steht dem Prinzen sehr nahe… und es schickt sich nicht als junge Frau alleine…“ „Würdest du mir jetzt bitte ein Bad einlassen? Danke.“ „Aber…“ „Hilda, das Bad…“ „Herrin, ich möchte nur… Es ist nur… ihr steht dem Prinz sehr, sehr nahe, Herrin.“ „Du kannst vollkommen beruhigt sein Hilda. Prinz Loki ist durch und durch ein Prinz. Ich bin noch unberührt, falls es das ist was du wissen willst… Ja, ich stehe dem Prinzen sehr nahe, aber wir wissen beide was Anstand ist. Und ein heißes Bad wäre jetzt sehr angenehm, danke.“ Das war es wohl was ihre Zofe wissen wollte da sie ohne ein weiteres Wort im Badezimmer verschwand um ihr ein heißes Bad vorzubereiten. Sigyn seufzte leise auf und unterdrückte einen Laut der Erleichterung als sie sich auf den Bettrand setzte. Es war wirklich anstrengend zu gehen und zu stehen. Aber das war es wert gewesen, dachte sie mit einem Schmunzeln. Sie nagte an ihrer Unterlippe als sie an die letzten Stunden zurückdachte. Nie würde sie es bereuen diesen Schritt gewagt zu haben. Was hatte sie bisher nur verpasst gehabt? „Was für ein Zufall, dass es ausgerechnet zu regen begonnen hatte.“, schmunzelte Thor. „Und dass ihr ganz alleine auch noch zufällig Zuflucht in einer Hütte gefunden habt.“ „Du kennst die Hütte Thor und ich weiß nicht was du mir damit sagen möchtest.“ „Komm schon, mir kannst du es doch erzählen.“ „Was erzählen?“ „Ich bitte dich… du bist mit ihr alleine… ein lauschiges Plätzchen… der Regen erwischt euch, völlig durchnässt findet ihr Unterschlupf in einer einsamen Hütte, die Kleidung klebt an euch, nass bis auf die Knochen, alleine und ungestört…“ „Haben wir uns aufgewärmt und darauf gewartet, dass der Regen aufhört.“ „Ach Loki, nun komm… willst du mir ein Märchen erzählen? Sie schmachtet dich an, du schmachtest sie an…“ „Niemand schmachtet irgendwen an…“ „Du bist ein guter Lügner, Bruder, aber nicht in dieser Sache. Du willst sie, sie will dich… Erzähl mir nicht du hast dir diese Gelegenheit entgehen lassen.“ „Woher willst du das eigentlich wissen?“ „Ganz einfach, sie hat dich beeindruckt. Weißt du noch, das erste Mal? Als ich… nicht ganz so nobel von ihr gesprochen habe? Du bist wild geworden wie ein Eber.“, lächelte der Blonde. „Du schmeichelst ihr ganz besonders, es ist offensichtlich, dass sie viel lieber mit dir tanzt, außerdem ist es schwer euch mal nicht zusammen anzutreffen. Ihr seid fast schon nahezu unzertrennlich.“, grinste Thor. „Wo du bist ist meistens auch sie. Und ganz ehrlich, Bruderherz… du bringst ihr die Magie bei… Ausgerechnet du. Das ist Beweis für mich genug.“ „Du reimst dir etwas zusammen.“ Lokis Gesichtsausdruck verriet nicht was in seinem Kopf vorging. Er hätte nicht gedacht, dass es selbst für seinen Bruder so offensichtlich schien. War es wirklich so offensichtlich? Wenn es so war… mussten sie weitaus vorsichtiger sein als er bisher angenommen hatte. „Du zeigst plötzlich neuerwachtes Interesse an ihr, was ist denn damit?“ Thor zuckte mit den Schultern. „Nur damit Vater Ruhe gibt. Und ich will schließlich sicher gehen, dass sie gut genug für meinen Bruder ist.“, grinste er. Loki musste schmunzeln. „Du willst sicher gehen, dass sie gut genug für mich ist?“ „Natürlich.“ „Nur leider verschwendest du damit Zeit und Mühe.“ „Ach, tu ich das?“ „Und wie du das tust.“ „Sag mir das noch einmal am Tag eurer Hochzeit.“, zwinkerte der Blonde. „Thor…“ „Ich meine es ernst Loki. Ich will dir damit nur sagen, ich habe in dieser Richtung keinerlei Interesse an Sigyn. Wenn du sie möchtest, nimm sie dir ruhig.“ „Sie ist kein Ding, dass man sich nach belieben ´nehmen` oder ´borgen` kann…“ „Du weißt was ich meine… wenn du irgendwelche Ratschläge brauchst…“ „Auf deine Ratschläge verzichte ich… die haben mir nie irgendetwas Gutes gebracht…“ Thor musste auflachen. Bei allen Göttern und Nornen… was für ein wundervolles Gefühl es war in das heiße Wasser zu steigen und sich zurückzulehnen. Als das warme Wasser und das Badeöl ihre geschundenen Muskeln umschmeichelte. Sigyn seufzte leise auf und schloss ihre Augen. Sie würde nie wieder die Badewanne verlassen. Aber irgendwie wollte sie dieses Gefühl, diesen Muskelkater den sie hatte, das neuartige Gefühl welches sie zwischen ihren Beinen hatte, bewahren. Immer an diese köstlichen Stunden erinnert zu werden die sie mit Loki verbrachte hatte… Erneut seufzte sie leise. Sie genoss und entspannte einfach nur, bemerkte gar nicht wie nach einer Weile sich eine Tür lautlos öffnete und wieder schloss. Erst als Finger in das Wasser tauchten, hauchzart über ihren Arm strichen, schreckte sie auf, atmete allerdings sofort wieder erleichtert auf als sie sah wer dahinter steckte. „Ich hätte mich zu Tode erschrecken können!“, flüsterte sie und schlug Loki sanft auf den Arm. Dieser lachte leise. „Das habe ich selbstverständlich nicht vor…“ Seine Finger glitten weiter ihren Arm hinauf, ihre Schulter, den Hals bis er liebevoll ihre Wangen mit seinem Handrücken streichelte. „Ich habe eben mit Thor gesprochen…“ Er ging auf die Knie, einen Arm legte er auf den Rand der Badewanne, seinen Kopf ließ er auf diesen ruhen. Versonnen sah er dabei zu wie er mit den Fingern der anderen Hand Muster auf dem Wasser malte, streichelte zärtlich über ihre Schenkel unter dem Wasser. Lächelnd streichelte sie ihm übers Haar. „Und über was hast du mit ihn gesprochen?“ „Er hat keinerlei Interesse an dir.“ Lächelnd wandte er sein Gesicht ihr zu. Sie atmete erleichtert auf. „Das ist wunderbar und erleichternd zu hören.“ Sie lachte leise. „Dann muss ich nicht mehr panisch werden wenn er mit mir spazieren möchte.“ „Nein… Und ich muss nicht eifersüchtig sein… es ist ein sehr erleichterndes Gefühl.“, nickte er sachte. „Er wollte nur verstärkt mit dir reden um dich besser kennen zu lernen. Um zu sehen ob du… gut genug für mich bist.“, grinste er. Es war ein herrliches Gefühl das ihn durchströmte beim Klang ihres Lachens. Das er jemanden zum lachen brachte, nicht weil man ihn auslachte, oder stumpfsinnig bespaßte. Sondern ein wundervolles, ehrliches Lachen. „Bin ich es denn?“ „Du bist die Beste.“ Er richtete sich ein wenig auf, beugte sich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Aber er ahnt etwas… er ist sogar sehr davon überzeugt.“ „Habe ich jetzt wirklich einen komischen Gang?“, fragte sie entsetzt mit leichter Panik in der Stimme, setzte sich auf. Er lachte leise, brachte sie dazu sich wieder zurückzulehnen. „Nein, du hast keinen merkwürdigen neuen Gang…“ Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Er ahnt es schon länger… Es sagt uns nur, dass wir viel vorsichtiger sein müssen. Und dass meine Mutter meinen Vater langsam umstimmen sollte…“ Er strich ihr über die Wange, übers Haar bevor er sich daran machte sich seine Tunika auszuziehen. „Aber wenn wir vorsichtiger sein müssen, warum ziehst du dich dann aus?“ „Ich helfe dir nur gegen deinen Muskelkater.“, schmunzelte er. „Dagegen hilft nur viel üben.“ Ihre Wangen färbten sich rot and sie blickte zur Seite weg als er sich auch an seiner Hose zu schaffen machte. „Aber… aber meine Zofe…“ „Dann müssen wir halt ganz leise sein.“, grinste er. Das Rot vertiefte sich auf ihren Wangen. „Aber… hier ist gar nicht so viel Platz für zwei!“ „Oh, doch, es ist genug Platz, glaub mir. Es kommt nur auf die Position an.“ Dem schiefen Grinsen auf seinem Gesicht konnte sie nur schwer wiederstehen, ließ sie ahnen was er im Sinn hatte. Ihn dann auch noch nackt zu sehen, alles von ihm sehen zu können… Sie zog ihre Beine an als er zu ihr in das Wasser stieg, rückte etwas mehr an den Rand. Sie seufzte leise als er sich zu ihr beugte und sie küsste, gleichzeitig zärtlich ihre Beine auseinander schob und sich zwischen diese drängte. Erneut seufzte sie leise als seine Hände über ihre Beine strichen, zusätzlich zum hießen Wasser ihre Haut liebkoste. Genüsslich schloss sie ihre Augen, gab sich seinen Händen und Lippen hin. Die Arme schlang sie um seinen Hals, ihre Beine um seine Hüfte. Sie wollte mehr, viel mehr. Sie wollte einfach nur sehen wie es ihr ging. Nur kurz nach ihr schauen, ein wenig mit ihr reden. Sie wusste sehr gut, dass ihre Söhne erwachsene Männer waren, Sigyn war eine erwachsene Frau. Sie und Loki waren verliebt ineinander… sie wusste selbst aus eigener Erfahrung sehr gut was man tun konnte wenn man frischverliebt war und sich die erste Gelegenheit bot ganz alleine und ungestört zu sein. Sie wollte nur ein wenig nachhaken, nur ein wenig darauf aufmerksam machen, dass man nicht allzu sehr überstürzen musste. Aber als sie ihre Zofe meinte sie würde baden, als sie dann an der Badezimmertür sachte klopfte, sich nach ihrem Befinden erkundete und die Tür leicht öffnete… hätte sie nie im Leben damit gerechnet das zu sehen was sie zu sehen bekam. Augenblicklich schloss sie wieder die Tür, versuchte diesen Schock zu verarbeiten and das Bild zu ignorieren das sich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte. Das war mehr gewesen als sie hatte wissen wollen. Nun war sie sich zwar sicher über die Sache aber so genau hatte sie es nicht wissen wollen. Sie konnte ihre Zofe noch aufhalten welche gerade das Essen hineingeholt hatte für Sigyn. Sie nahm sie beiseite und äußerte ihre Bewunderung darüber wie wunderschön Sigyn immer frisiert sei und dass Hilda unbedingt ihrer eigenen Frisierdame zeigen musste wie sie so kunstvoll Haare flechten konnte. „Das ist so peinlich…“ „Was soll ich sagen… ich werde meiner eigenen Mutter nie wieder in die Augen sehen können… schließt du nie ab wenn du ein Bad nimmst?“ „Warum sollte ich, normalerweise bade ich auch alleine ohne Prinzen die mir Gesellschaft leisten… Bei den Nornen, deine Mutter muss das Schlimmste von mir denken…“ „Das wird sie nicht…“ „Wird sie bestimmt… sie wird mich gewiss für ein billiges Ding halten…“ „Das würde sie niemals, sie hat eine sehr hohe Meinung von dir.“ „Das war bevor sie uns erwischt hat…“ „Daran wird sich auch nichts ändern. Sie mag dich wirklich sehr gerne.“ Er beugte sich zu ihr hinüber und drückte ihr zärtlich einen Kuss auf ihre Schläfe. „Und auch diese kleine… Eskapade wird daran nichts ändern. Glaub mir.“ „Es ist dennoch peinlich…“ „Wenigstens war es nicht deine Zofe…“ „Wenn Hilda uns erwischt hätte, wärest du nicht mehr am Leben und ich wäre taub von ihrer Standpauke!“ Er musste leise auflachen, zog sich seine Tunika wieder an. „Deine Hilda hätte mich in Stücke gerissen.“ „Dann wäre sie ja noch gnädig mit dir… Sie hätte den gesamten Palast alarmiert, hätte die hinausgeprügelt und es sofort meinem Vater erzählt… und ich weiß nicht was er mit dir getan hätte.“ Er ging auf sie zu, umarmte sie von hinten und drückte sie an sich. Einen Kuss hauchte er auf ihre Schläfe, lehnte seine Wange gegen ihre. „Ich glaube wenn er davon wüsste, von uns, davon was ich mit dir anstelle, unverheiratet… ich glaube ich müsste Asgard verlassen und auf Midgard untertauchen. Obwohl ich befürchte er würde mich sogar dort finden.“ „Das würde er… und dann würde dir, denke ich, nicht einmal mehr dein Vater helfen können.“ „Muss ich mich also darauf einstellen, dass dein Vater mich hasst?“ „Nein, das nicht. Es ist ihm wichtig, dass ich glücklich bin… Und da du zu meinen Glück dazu gehörst, würde er dich akzeptieren.“ Sie blickte zu ihm auf, lächelte und drehte sich in seinen Armen. „Würde er das?“ Sie nickte. „Er hatte damals zu mir gesagt, dass er nur will, dass ich glücklich bin. Und wenn ich Thor Odinson nicht möchte, dann müsste Odin sich nach einer anderen potentiellen Schwiegertochter umsehen.“ „Und es würde ihn natürlich nicht stören wenn es dennoch ein Prinz wäre, hm?“ „Als wenn das jemanden stören würde.“, schmunzelte sie, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Kapitel 29: Kapitel 29 ---------------------- Er hätte darauf wetten können, dass seine Mutter unbedingt mit ihm hatte reden wollen nach dem Zwischenfall. So wie er jetzt in ihren Ankleideraum stand, den Blick zu Boden gerichtet, die Hände hinter seinem Rücken verschränkt und seine Mutter an ihrer Frisierkommode sitzend… es erinnerte ihn daran wie er und sein Bruder als kleine Jungs immer zu ihr gerufen wurden wenn sie etwas angestellt hatten. Nur jetzt stand er alleine vor ihr und der Anlass war weitaus ernster. Er warf einen kurzen Blick zu seiner Mutter bevor er diesen senkte, unruhig von einem Bein aufs andere trat, an seiner Unterlippe nagte, seufzte. Frigga saß an ihrer Frisierkommode, blickte in den Spiegel und probierte mehrere Paar Ohrringe aus. Sie kümmerte sich nicht darum, dass ihr Sohn schon seit einigen Minuten wartete. Sollte er ruhig warten und sich ein wenig in Geduld üben. Davon hatte er offensichtlich viel zu wenig in letzter Zeit. Sie hörte ihn seufzen, sah ihn im Spiegel sich unruhig bewegen. Sie schwieg noch einige Minuten ehe sie ihn von dem Warten erlöste. „Es war ganz schön dumm und unüberlegt von euch. Ich kann davon ausgehen, dass ihr damit euch auch die Zeit vertrieben habt während ihr darauf wartetet, dass der Regen aufhört? Was wäre wohl geschehen wenn nicht ich, sondern ihre Zofe plötzlich die Tür geöffnet hätte? Ich schätze sie hätte ganz anders reagiert. Ich hatte solch eine Vermutung, aber ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich so kopflos reagieren würdest. Hattest du auch nur ein einziges Mal nachgedacht gehabt?“, sprach Frigga ruhig, blickte weiterhin in den Spiegel. „Ich hatte oft genug nachgedacht, Mutter. Ich habe oft genug an die Konsequenzen gedacht und dass sie eigentlich besseres verdient hat, dass sie viel zu verlieren hat, viel mehr als ich. Ich habe sehrwohl an das alles gedacht, aber…“ Er tat einen tiefen Atemzug, hob seinen Blick und blickte seine Mutter im Spiegel an. „Mama, ich liebe sie… und… es war so schwer… mich weiter zurückzuhalten. Und ich habe nur aufrichtigen Absichten mit ihr.“ „Ich bin davon überzeugt. Und ich weiß wie schwer es ist sich frischverliebt zurückzuhalten. Ich war auch einmal jung und frischverliebt… Aber es gibt Dinge die man nicht riskieren sollte. Habt ihr über die Konsequenzen nachgedacht wenn eure Zweisamkeit Folgen hätte?“ Sie hörte wie er einen tiefen Atemzug tat, aufseufzte. „Ein uneheliches Kind hat schon so manch eine Monarchie zum Fall gebracht, mein Sohn, und so manch ein Leben ruiniert. Ich hatte bisher nicht die Gelegenheit mit deinem Vater zu reden. Im Moment habt ihr nur eine heimliche Affäre, im Moment ist Sigyn offiziell nur wegen deinem Bruder hier, offiziell ist sie hier weil dein Bruder an ihr Interesse hat.“ „Er hat aber kein Interesse an ihr auf die Art.“ „Aber offiziell!...“ Sie drehte sich in ihrem Stuhl zu Loki um und sah ihn nun direkt an. „Was denkst du würde geschehen wenn sie ein Kind erwarten würde plötzlich? Von dir? Vom Bruder dessen Prinzen wegen dem sie eigentlich hier ist weil ihr unüberlegt gehandelt habt? Nehmt ihr etwas?“ „Nein…“, sprach er leise, blickte zu Boden. „Loki! Wenn ihr verheiratet seid ist das vollkommen gleich, schenkt mir von mir aus eine ganze Heerschar an Enkelkindern! Aber ihr seid es noch nicht. Auch wenn du aufrichtige Absichten ihr gegenüber hast, aber an so etwas solltet ihr denken.“ „Ich weiß, Mama…“, sprach er leise. „Ich weiß, dass sie in jedem Fall viel mehr zu verlieren hat als ich… und ich möchte nicht der Grund sein wenn sie in Verruf geraten sollte. Ich könnte es nicht ertragen…“ „Dann denk das nächste Mal nach.“ Sie wandte sich wieder der Kommode zu, öffnete eine Schublade und holte ein Fläschchen hervor. Sie ging zu ihm hinüber und drückte es ihm in die Hände. „Einen kleinen Schluck soll sie davon nehmen, jeden Tag. Dann kann nichts passieren. Und bei Iduns Äpfeln, schließt ab!“ Ein missglücktes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, seine Wangen färbten sich rot. „Verzeih… das… was auch nicht beabsichtigt gewesen…“ „Das glaube ich sofort… Ich liebe dich, mein Sohn, ich wünsche mir, dass du glücklich bist, dass ihr beide glücklich miteinander seid. Aber solange ihr noch nicht offiziell eine intime Bindung zueinander habt, seid vorsichtig. Wenn irgendjemand anderes euch so zusammen sieht…“ „Ich weiß, Mama… ich weiß… es wird nicht wieder vorkommen, versprochen.“ Sigyn war froh als Loki vorschlug den Palast zu verlassen und wieder über den Markt zu spazieren und den Buchladen aufzusuchen. Es kam ihr innerhalb des Palastes wie ein Spießrutenlauf vor. Wollten sie und Loki alleine sein, mussten sie immer Türen abschließen, immer darauf achten, dass niemand in der Nähe war, immer darauf acht geben, dass keine Bedienstete mithören oder sie sehen könnten und es fiel ihr immer schwerer sich Ausreden auszudenken für ihre Zofe um zu erklären warum sie mehr und mehr Zeit mit Loki verbrachte, warum sie erst mitten in der Nacht in ihre Zimmer einkehrte oder erst früh am Morgen. Die Geheimnistuerei war eine Folter für sie. Als das Glöckchen erklang sobald sie den Laden betraten, blickte Leif von seinem Platz hinter dem Tresen auf, lächelte. „Welch eine Freude euch hier wieder begrüßen zu dürfen, mein Prinz. Und über Eure Anwesenheit freue ich mich selbstverständlich auch, Prinzessin. Lasst mich raten, Ihr habt längst die Bücher vom letzten Mal ausgelesen, mein Prinz?“ „Nun… irgendwie ja.“, lächelte Loki. „Obwohl ich andererseits die letzten Tage auch viel zu beschäftigt war um zu lesen.“ Bei dem Blick den Loki ihr zuwarf wurde Sigyn ganz rot. „Ich… gehe mich mal umsehen…“, nickte sie anschließend. „Geh mir nicht verloren.“, grinste Loki, strich ihr kurz über den Rücken als sie sich abwandte. „Ich werde mir Mühe geben.“, lächelte sie ihm zu und verschwand. Loki sah ihr nach, das Grinsen auf seinem Gesicht wollte nicht verschwinden. Als er sich wieder Leif zuwendete, dessen fragenden Blick sah… „Ist irgendetwas?“ „Möchtet Ihr mir irgendetwas erzählen, mein Prinz?“ „Ich wüsste nicht was es zu erzählen gibt.“ „Euer plötzlich sehr vertrauter Umgang mit Lady Sigyn? Hat sich der Prinz eine Prinzessin ausgesucht?... Es ist niemand hier, mein Prinz. Niemand der zuhört oder zusieht. Ich habe schon das letzte Mal vermutet sie könnte euer Mädchen sein.“, grinste er, wandte sich ab und ging wieder hinter den Tresen. „Ihr habt sie nun schon zum zweiten Mal hierher gebracht. Und Ihr vergesst immer wieder, dass ich Euch zu gut kenne. Ich werde mal einen Tee machen und euch einige Bücher raussuchen.“ Während Leif beschäftigt war setzte sich Loki in den hinteren Raum auf seinen Stammplatz, machte es sich etwas gemütlich. Nach nur wenigen Augenblicken kam Sigyn wieder, ein Buch in ihren Händen. Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte sie sich auf seinen Schoß. „Du hast wohl etwas gefunden?“ Er legte einen Arm um ihre Taille. „Antigone. Von Sophokles. Es ist mir gleich ins Auge gesprungen!“ „Sophokles…“ „Er hat auch König Ödipus geschrieben.“ „Ah ja… diese… Mutter-Sohn Geschichte…“ „Antigone geht um die Kinder von Ödipus.“ „Das wird immer wahnsinniger…“ Sie rollte mit ihren Augen. „Nachdem Ödipus in die Verbannung geht herrschen seine Söhne über Theben, einer wird vertrieben, beide töten sich gegenseitig in einen Kampf und trotz gegen das Verbot den Verbannten ordentlich zu bestatten, tut dies Antigone, es ist ja schließlich ihr Bruder. Sie wird vom neuem König zu Tode verurteil durch Begrabung bei lebendigem Leib. Da sie aber mit seinem Sohn verlobt ist lässt er gnade walten, sperrt sie in eine Höhle mit genug Nahrung ein bis sie Reue zeigt. Aber sie begeht Selbstmord, ihr Verlobter folgt ihr und als seine Mutter von seinem Tod hört begeht sie ebenfalls Selbstmord.“ „Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass man auf Midgard einen starken Hang zum Selbstmord hat…und so etwas nennt man dort wirklich unterhaltsam? Zusehen wie alle nacheinander sterben?“ „Du verstehst es einfach nicht… Sophokles ist gut, du solltest mehr dieser griechischen Tragödien lesen.“ „Das werde ich wenn es mir schlecht ergehen sollte. Dann weiß ich wenigstens es gibt andere die weitaus größere Probleme haben wie ich und wirklich Hilfe benötigen.“ In diesem Moment betrat Leif den Raum mit einem breiten Schmunzeln auf dem Gesicht als er die zwei sah. Das Tablette mit dem Tee stellte er auf dem Tisch, setzte sich ihnen gegenüber während Sigyn schnell aufgestanden war und sich leise räusperte, so tat als würde sie sich im Raum umsehen. „Ich werde schweigen wie ein Grab. Niemand sonst ist hier. Niemand der etwas sieht oder hört. Wir sind hier nur zu dritt. Und jetzt möchte ich gerne die Wahrheit wissen, ich bin weder blind noch dumm.“ Loki seufzte einmal auf bevor er begann Leif alles zu erzählen und ihm den Schwur abrang wirklich Nichts und Niemanden davon zu erzählen. „Hast du dir das noch einmal überlegt gehabt?“ „Was sollte ich mich noch einmal überlegen?“ „Das weißt du ganz genau. Die Sache mit Thor und Sigyn.“ „Was gibt es da zu überlegen? Sie scheint ihm sehr zu gefallen.“ „Aber nicht auf diese Art wie du es dir vielleicht vorstellst. Jeder sieht, dass sie nicht zueinander passen… Wenn du auch nur einmal mit ihm reden würdest, würdest du wissen, dass er in ihr keine potentielle Ehefrau für die Ewigkeit sieht. Ich finde diese Idee ohnehin unsinnig von dir. Wir hatten unseren Söhnen versprochen sie könnten sich ihre Ehefrauen aussuchen…“ Sie hörte ihn aufseufzen und wie er sich auf das Bett setzte. „Thor und Sigyn… das würde nicht gut gehen. Du würdest Thor zu etwas zwingen was er sein restliches Leben lang bereuen würde. Du weißt, dass dieser Bund nie wieder gebrochen werden kann.“ Sie drehte sich zu ihm um. „Möchtest du, dass er sein restliches Leben unglücklich wäre?“ „Auch wie du, möchte ich für unsere Söhne nur das Beste.“ „Dann solltest du dich mal ernsthaft mit deinen Söhnen unterhalten. Dann würdest du wissen, was das Beste für sie ist. Dann würdest du wissen, dass Thor nicht an Sigyn interessiert ist. Dann würdest du wissen, dass sie viel mehr mit Loki gemeinsam hat.“ „Willst du mir damit etwas sagen?“ „Loki und Sigyn passen viel besser zueinander. Sie haben viele Gemeinsamkeiten, hast du nicht bemerkt wie er förmlich aufblüht seit sie hier ist? Wie oft er lacht und lächelt? Was für einen positiven Einfluss sie auf ihn hat? Sie ist diejenige die Loki an seiner Seite braucht. Mit ihr kann er alles teilen. Hast du die zwei einmal zusammen beobachtet? Er respektiert sie, er ist von ihr beeindruckt, er kann sich stundenlang mit ihr unterhalten, er ließt Romane aus Midgard weil sie ihm diese empfohlen hat.“ „Willst du mir damit sagen, dass Loki Interesse an ihr hat? Dass er… verliebt ist?“ „Ist das so abwegig? Nur weil er in solchen Dingen weitaus diskreter ist als Thor und mit seinen Eroberungen nicht herumprahlt? Glaubst du er kann nicht dazu fähig sein?“ „Das habe ich nie gesagt.“ „Aber du meinst es so!“ „Keineswegs!... Hat er es dir gesagt?“ „Nein. Ich beobachte einfach nur… wäre es denn so schlimm wenn es so wäre?“ „Wenn ein Bruder dem anderen das Mädchen ausspannt?“ „Thor hat keinerlei solche Gefühle für Sigyn.“ „Was glaubst du wie es aussehen würde? Thor lässt sie fallen und Loki nimmt sie sich sofort. Das würde weder ein gutes Licht auf Lady Sigyn werfen noch auf unsere Söhne. Und wenn Loki wirklich ernsthafte Gefühle ihr gegenüber hegt… du weißt was damit alles zusammenhängt…“ „Ich wollte von Anfang an ehrlich zu ihm sein.“ „Und ich wollte ihn beschützen. Er sollte sich nie anders fühlen, er ist unser Sohn, er ist einer von uns.“ „So ein Unsinn!“ Frigga war aufgestanden und hatte sich ihrem Mann zugewandt. „Er ist nicht dumm! Glaubst du er hat nie die Blicke bemerkt? Glaubst er hat es nie bemerkt wie getuschelt wurde? Du hast ihn nie trösten müssen weil andere Kinder nicht mit ihm spielen wollten, weil deren Eltern es ihnen verboten hatte mit ihm zu spielen, weil diese gesagt hatten er wäre anders. Du musstest ihm nie erklären warum deine Berater und meine Hofdamen ihn merkwürdig musterten, warum sie anfingen zu tuscheln wenn er ihren Weg kreuzte. Du hast es nie einem kleinen Kind erklären müssen. Glaub ja nicht er hat es nie bemerkt, er hatte es mehr als deutlich bemerkt! Er hatte immer gemerkt, dass er anders ist… Er ist nicht dumm und auch nicht blind. Er war vielleicht 8 da hatte er mich gefragt warum er nicht aussieht wie du, warum er anders aussieht… warum er, im Gegensatz zu uns allen, schwarzes Haar hat und grüne Augen statt blondes Haar und blaue Augen. Du hast nie die Sehnsucht in seinen Augen gesehen wenn er am Fenster die anderen Kinder beim spielen beobachtet hatte! Du hast ihn nie schwer seufzen gehört wenn er statt draußen herumzurennen hier drinnen saß und mit seiner Mutter Schach spielen musste… Du warst nicht dabei als er angefangen hatte zu resignieren… als er es aufgegeben hatte sein zu wollen wie die anderen… und sich stattdessen den Büchern zuwandte… Weißt du eigentlich wie sie ihn ausgelacht haben weil er sich lieber mit Büchern beschäftigte als sich zu prügeln? Er redet immer von ´Thor´s Freunden`. Er sagte niemals ´seine Freunde`. Sie dulden ihn nur wegen Thor… Weißt du eigentlich was wirklich mit Lady Sif´s Haaren passiert ist damals? Es war Loki. Er hatte es mir gesagt. Er war verliebt in sie und sie hatte ihn ausgelacht, hatte nur noch von Thor geredet und das Loki ihrer nicht wert sei… deshalb hatte er ihr die Haare abgeschnitten… Und jetzt sag mir noch einmal, dass er sich nie hatte anders fühlen sollen…“ Sie tat einen tiefen Atemzug, wischte sich die Tränen fort die längst über ihre Wangen liefen. „Wenn wir von Anfang an ehrlich gewesen wäre hätte er sich das alles nie gefragt… dann hätte er es gewusst… dann hätte er eine Erklärung gehabt warum sich alle wie Idioten benehmen… du bist nie derjenige gewesen der immer nach Ausreden suchen musste…“ Sie konnte die Tränen längst nicht mehr zurückhalten. Er war ganz einfach ihr Sohn, war es immer gewesen und würde es immer sein. Und es hatte ihr jedes Mal ein Stich ins Herz versetzt wenn er sie mit seinen großen Augen angesehen hatte, wenn er Tränen in den Augen hatte, wenn er fragte ob es seine Schuld ist, dass niemand mit ihm spielen wollte, wenn er fragte was er falsch getan hatte, dass niemand mit ihm spielen wollte. „Er ist nie zu mir gekommen…“ „Weil er angst hatte… er hatte immer angst du würdest ihn für schwach halten… Thor war immer dein ganzer Stolz. Er dachte du würdest ihn für schwach und weich halten wenn er mit seinen Ängsten und Sorgen zu dir kommt… warum glaubst du kommt er selbst heute nur zu mir mit seinen Sorgen? Außerdem warst du immer beschäftigt, er wusste wie viel du zu tun hattest, er wollte dich nie damit belästigen…“ „Aber doch nicht als Kind…“ Mit einem schweren Seufzen setzte sie sich neben Odin. Dieser legte einen Arm um ihre Schultern, zog seine Frau näher. Nur langsam beruhigte sie sich wieder. „Sie ist die einzige die er als Freundin bezeichnet… Er hat sie wirklich sehr gerne, ich sehe das… wäre es wirklich so schlimm?... Lass ihn das bisschen Glück… Was schert es mich was andere denken mögen wenn es um das Glück meiner Kinder geht…“ Er seufzte leise, seine Hand strich langsam über ihren Arm. „Ich werde mit ihm reden… Ich denke wir werden eine Lösung finden.“, nickte er langsam. „Du möchtest ja so schnell wie möglich Enkelkinder…“ Er musste schmunzeln während sie ihm sachte auf den Oberschenkel schlug und leise murrte. Er musste leise lachen, drückte ihr einen Kuss auf Schläfe. „Ich werde mit ihm reden in den nächsten Tagen, versprochen. Mit allen dreien. Wenn es so ist wie du vermutest…“ „Dann?“ Er zuckte mit den Schultern. „Wendet sich zumindest einer unserer Söhne dem Ernst des Lebens zu.“ Kapitel 30: Kapitel 30 ---------------------- Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, lauschte seinem steten Herzschlag und ruhigen Atem. Keine schönere Melodie konnte es für sie geben als sein Herzschlag. Ein leiser Seufzer entfloh ihren Lippen während sie beobachtete wie sich ihre Hand mit seiner verwob, ein grüner Schimmer sich um beide legte und Funken um diese stoben. „Ich kann dir alles beibringen… Ich kann dich zur Besten machen. Gib mir ein halbes Jahr und du wirst alle Magier überbieten die mein Vater beschäftigt. Gib mir ein Jahr und du wirst besser als Freya sein.“ „Warum sollte ich das wollen?“ „Weil du das Potential hast. Sigyn, es wäre eine Schande, eine Verschwendung deines Talents wenn du es bei kleinen Spielereien mit den Elementen belassen würdest. Du bist zu soviel mehr fähig. Ich möchte, dass du mir gleich bist. Ich möchte, dass du die Beste wirst. Stell dir nur vor… du und ich zusammen, die Besten, die Größten… Niemand würde es bei dir vermuten, du würdest alle überraschen…“ „Wenn ich genauso gut wäre wir du…“ „Niemand würde uns aufhalten können…“, hauchte er ihr zu, glitt mit seinen Lippen über ihre Wange bevor her ihr Lippen berührte. „Aufhalten wovon?“ „Zusammen zu sein. Uns in der Magie zu üben. Wir könnten soviel erreichen…“ „Das einzige was ich erreichen will ist für immer mit dir zusammen zu sein.“ Er lächelte sachte, drückte seine Lippen auf ihre. „Vielleicht können wir das bald…“, murmelte er zwischen den Küssen. „Was?“ Sie legte ihre Hände an seine Wangen, brachte ihn dazu sie anzusehen. „Meine Mutter hat mit meinem Vater geredet. Er möchte morgen mit mir reden.“, grinste er. „Ich schätze du kannst dich darauf einstellen, dass du dich hier bald dauerhaft aufhalten kannst.“ „Ist ´hier` der Palast oder dein Bett?“, schmunzelte sie. „Beides. Im Palast aber allen voran mein Bett.“, raunte er, drückte seine Lippen auf ihren Hals. Einen Arm legte er um ihre Taille, drückte sie mehr an sich. Sie seufzte leise an seinen Lippen, schloss ihre Augen und genoss einfach nur. Ihre Arme schlang sie um seine Schultern, schmiegte sich an ihn. Jetzt würde alles gut werden. Sie würden zusammen sein können, sie würden es öffentlich machen können, nichts mehr mit Heimlichtuerei, kein Versteckspiel mehr. „Nimmst du auch jeden Tag einen Schluck von dem Trank den meine Mutter…“, murmelte er, kam aber nicht dazu zu ende zu reden da sie schon entnervt aufseufzte. „Loki, bitte! Es ist schon peinlich genug!“ Er lachte leise. „Ich meine… so unrecht hat meine Mutter nicht.“ „Ja… ja, ich trinke jeden Tag einen Schluck, zufrieden?“ „Voll und ganz.“, lachte er. „Sei froh, dass sie nicht auch noch mit dir reden wollte.“ „Ich wäre vor Scham im Boden versunken…“ „Ich hoffe es war die eine Lehre in Zukunft deine Zimmer immer abzuschließen.“ „Ich werde mein Zimmer in Zukunft doppelt und dreifach abschließen!“ Er lachte leise, vergrub sein Gesicht an ihrer Halsbeuge und streifte mit seinen Lippen über die zarte Haut. “Du wirst ihr nicht entkommen. Irgendwann wird sie mit dir unter vier Augen reden wollen.“ „Du bist dabei mich zu verführen, Liebster… ich denke es wäre angebracht wenn du das Thema wechselst.“ „Ganz wie du wünschst.“, hauchte er und verteilte Küsse über ihren Hals. „Soll ich lieber davon reden wie atemberaubend schön du bist? Mit Augen so tief wie Ozeane, tiefer als die Meere von Njörðr, so blau, dass selbst Rán vor Eifersucht brennen muss… Dein Haar wie goldene Seide… Deine Lippen süßer wie Honig, weicher wie Rosenblätter… und erst deine Haut und der Rest deines Körpers… Ich würde dich am liebsten nie aus meinen Armen lassen, immer von dir umfangen sein…“ „Dann fangen wir doch damit an.“ Sie brachte ihn dazu sie anzusehen, drückte ihre Lippen auf seine. Eine Hand griff in sein Haar und entlockte ihm damit sogleich einen Laut des Wohlwollens. Schnell hatte sie rausgefunden wie sehr er es mochte wenn sie ihre Hände in sein Haar vergrub, damit spielte, es zerwühlte, zärtlich daran zerrte. Den Laut welchen er dann immer von sich gab, eine Mischung aus einem Seufzen und dem Grollen eines Raubtieres verursachte bei ihr jedes Mal einen lustvollen Schauer. „Vater hatte heute Morgen mit mir gesprochen.“ „Und über was?“ „Es ging um Sigyn.“ Sofort spannte sich Loki an, versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Er musste lernen damit aufzuhören sobald jemand ihren Namen erwähnte. Das war nur noch auffälliger… Er versuchte sich wieder etwas zu lockern und nichts anmerken zu lassen. „Welch eine Überraschung… damit hätte ich nicht gerechnet…“ Thor rollte mit seinen Augen. „Er wollte wissen wie ich jetzt nun zu Sigyn stehe.“ „Und… wie stehst du zu Sigyn….? Du sagtest selbst sie sei hübsch… und sie hat alles was eine… Königin braucht.“ Thor hatte ihm zwar gesagt er hat keine Gefühle für Sigyn, aber selten haben diese auch etwas mit einer Heirat zu tun… Besonders bei dieser hier würden Gefühle nur eine kleine Rolle spielen. Es war viel wichtiger natürlich, dass sie eine gute Königin wäre mit allen Pflichten die anfallen. „Wie soll ich zu ihr stehen? Sie ist nett, hübsch, immer auf ihre Manieren bedacht, sehr wohlerzogen und belesen, intelligent… Sie ist perfekt.“ Loki stockte der Atem, die Hände ballte er zu Fäusten, die Kiefermuskeln spannte er an. „Aber nicht für mich.“, grinste Thor. „Perfekt für dich, Bruderherz. Und so habe ich das Vater auch gesagt.“ Loki wollte etwas sagen, aber sein Mund blieb nur offen stehen, Worte kamen nicht heraus. Er konnte seinen Bruder nur anstarren. Hatte er richtig gehört? Hatte er seinen Bruder eben richtig verstanden? „Wie bitte?...“ „Du hast richtig gehört.“, grinste Thor, setzte sich zu seinem Bruder und schlug ihm sachte auf die Schulter. „Ich bin nicht ganz so dumm wie du glaubst, Bruder. Ich sehe, dass sie etwas ganz besonderes für dich ist. Du verbringst viel mehr Zeit mit ihr als du müsstest, du lehrst ihr die Magie, du sprichst nur positiv von ihr, bist beeindruckt von ihr… Sag mir, was läuft da zwischen euch?“ „Es… da läuft gar nichts… Überhaupt nichts… Nichts.“ „Sei ehrlich… Wann hat es angefangen? Ich verspreche, ich werde es niemanden erzählen, ich werde nichts sagen. Nichts und Niemanden. Ist sie dein Mädchen?“ „Sie… sie ist kein Mädchen…“ Thor schmunzelte. „Aber sie ist dein?“ „Sie ist niemandes Besitz.“ „Nun komm, Loki… Ich bin dein Bruder, mir kannst du es sagen.“ „Dir? Du tratscht zuweilen wie ein Klatschweib…“ Der Blonde lachte auf. „Aber nicht in dieser Sache. Erzähl, was ist da zwischen dir und Sigyn?“ Loki tat einen tiefen Atemzug. „Sigyn… und ich…“ „Jaaa?“ Wie sollte er das sagen? Er hatte immer noch irgendwo das Gefühl seinen Bruder hintergangen zu haben. „Es fing an… nachdem sie erneut hierhergekommen war. Nachdem sie gegangen war… haben wir angefangen uns zu schreiben. Mutter brachte mich auf die Idee. Wir haben uns fast jeden Tag geschrieben. Und als sie dann wiederkam… Ich weiß nicht genau wann… irgendwann…“ Er tat erneut einen Atemzug, rang mit seinen Händen, sah zu Boden. „Weißt du wie ihr Haar duftet?... Nach Zimt und Haselnüssen… Irgendwann war dieser Duft allein genug um mir die Sinne zu verdrehen. Irgendwann fing die Eifersucht an in mir zu nagen wenn ich euch zusammen gesehen habe. Irgendwann habe ich angefangen von ihr zu Träumen, wollte ihr immer nah sein, sie immer an der Seite haben. Irgendwann wollte ich viel mehr sein als nur ein… Freund. Und irgendwann…“ Er musste leise lachen. „Hat sie mich plötzlich geküsst. Einfach so. Ganz plötzlich. Immer wieder… Sie sagte sie liebt mich. Ganz und gar. Sie sagte es würde nie einen anderen geben, dass ich der einzige wäre.“ „Und was hast du gesagt?“ Er musste lächeln. „Dass ich sie ebenso sehr liebe…“ „Mein kleiner Bruder spricht von Liebe. Mein kleiner Bruder ist tatsächlich verliebt.“ Loki seufzte, rollte mit den Augen. „Wenn er schon mit Thor geredet hat… und bald mit dir reden wird…“ „Wird er auch mit dir reden wollen.“ Sie kicherte leise, schmiegte sich mehr an ihn. „Und wenn dein Bruder…“ „Absolut nichts von dir will…“, grinste er „Dann wird alles ganz wunderbar! Wir müssen uns nicht mehr irgendwelche Vorwände einfallen lassen.“ „Oder uns wie jetzt heimlich in die hintersten, dunkelsten Winkel des Gartens zurückziehen.“ Sie kicherte erneut, drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich bin gerade so erleichtert und glücklich.“, lächelte sie. „Ja… es ist alles sehr erleichternd…“ Er spielte mit ihrer Hand, verwob seine Finger mit ihren. „Wie lange es wohl braucht bis es auffällt, dass wir länger fort sind?“ „Drinnen betrinken sich im Moment alle mit Met. Ich denke wir haben Zeit.“ „Genug Zeit?“, schnurrte sie, hauchte kleine Küsse auf seinen Hals. Er lachte leise. „Sigyn!... Wir sind in den Gärten meiner Mutter!“ „Das ist doch romantisch… unterm Sternenhimmel, eine laue Sommernacht… umgeben von wunderschönen Blumen…“ „Sigyn, wenn…“ „Shh… wie hoch stehen die Chancen, dass uns jemand ausgerechnet hier erwischt?“ Sie brauchte dringend frische Luft. Sie musste da einfach raus, dem einfach für einen kurzen Moment entfliehen. Sie schloss ihre Augen, tat einen tiefen Atemzug als eine leichte Brise sie streifte. Sie war es gewohnt wenn er von seinen Frauengeschichten erzählte, wenn er mit anderen Frauen flirtete, mit ihnen tanzte. Und dennoch versetzte es ihr immer einen kleinen Stich. Einen kleinen Stich der Eifersucht. Sogar wenn er mit Sigyn tanzte und ihr Komplimente aussprach fühlte sie die Eifersucht in sich brodeln. Sie wusste es war albern. Es war albern und kindisch. Irgendwann würde er heiraten müssen, irgendwann würde er dieser Pflicht nachkommen müssen. Und garantiert wäre sie nicht die Auserwählte. Sie ist als Königin ebenso ungeeignet wie Fandral für ein Zölibat. Aber… Nur ein Blick, eine zufällige Berührung würde ihr genügen! Sif seufzte erneut als sie durch die dunklen Wege des Palastgartens ging. Sie dachte damals sich seiner Aufmerksamkeit gewiss zu sein wenn sie sich für diesen Weg entschied, den Weg als Kriegerin. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Nie würde sie diese Entscheidung bereuen. Aber es war einer von vielen. Und leider war es nicht so aufgegangen wie sie es sich damals erhofft hatte. Dabei verlangte sie doch gar nicht so viel… Und sie konnte doch auch nichts dafür, dass sie seid ihrer Jugend Thor umschwärmte. Diese strahlend blauen Augen, die das gewisse Glitzern bekamen wenn sie sich in eine Schlacht stürzten, sein ganzes heiteres Gemüt… Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen. Eigentlich wollte sie mehr aber sie wäre schon glücklich damit wenn es so bleiben würde wie bisher. Dass sie einfach weiterhin in seiner Nähe sein konnte. Sie horchte auf als sie ein Kichern hörte, ein Seufzen, einen gehauchten Namen. Sie schlug den Weg ein aus dem sie es gehört hatte, versuchte angestrengter zu lauschen. „Hör nicht auf… bitte… Loki…“ Sif rollte mit den Augen. Na wunderbar… sie musste ausgerechnet in dem Teil des Garten spazieren gehen in dem sich Loki vergnügte… und sie dachte sich der Abend konnte nicht schlimmer werden. Falsch gedacht. Sie wollte schon umkehren als noch etwas anderes zu ihr drang. „Das werde ich nicht… niemals… Ich werde niemals aufhören, Sigyn…“ Sigyn?! Sif verharrte, trat einige Schritte weiter in die Richtung. Hatte sie richtig Gehört? Sigyn? Sigyn?! „Oh Loki… bitte…“ „Wie süß deine Stimme sich anhört wenn du bettelst…“ „Bitte…“ Das waren eindeutig die Stimmen von Loki und Sigyn die dort murmelten. Eindeutig… Auf leisen Sohlen trat sie näher. Sie wollte eigentlich nichts Genaues sehen, den Anblick wollte sie sich ersparen, sie wollte ja keine Albträume haben. Aber sie musste Gewissheit haben. Nur die Stimmen zu hören ist kein Hundertprozentiger Beweis. Sie warf einen Blick um die Ecke und… die Gestalt von Loki erkannte sie sofort und dann… das war Sigyns Haar. Nur Sigyn hatte solch kunstvoll geflochtene Haare. Und dann sah sie auch ihr Gesicht. Das konnte nicht wahr sein. Loki und Sigyn…? Zusammen? Ja, Sigyn war für ihren Geschmack immer zu oft in der Näher von Loki aber… dass sie eine Affäre miteinander hatten… das hätte selbst sie Loki nicht zugetraut. Hinter Thors Rücken, hinter dem Rücken aller hatten sie eine Affäre! Sie begab sich auf den Rückweg in das Innere des Palastes. Sie musste es Thor erzählen, augenblicklich! Er musste davon wissen! Das war kein kleiner Streich mehr! „Was ist denn? Was gibt es so dringendes, dass nicht bis morgen warten kann, Sif?“ „Es… glaube mir, ich sage das jetzt nicht aus Bosheit oder Rache oder dergleichen.“ „Was ist es denn? Wir sind am feiern, Sif, kann das nicht bis morgen warten? Hast du etwa einen Eisriesen gesehen?“, scherzte Thor. „Ich habe Loki gesehen.“ „Ui…“ „Und Sigyn.“ „Welch ein skandalöser Anblick…“ „Thor! Ich habe sie zusammen in den Gärten gesehen eben, sehr intim! Sehr intim! Ich habe sie gehört! Sie… sie haben die Namen des anderen geseufzt, ich habe gesehen wie er zwischen ihren Beinen lag, ich habe es gesehen Thor!“ „Ach komm… hör auf…“ „Sie haben eine Affäre Thor!“ „Nicht Loki…“ „Doch! Loki!“ „Sif, hör auf…“ „Aber…“ „Ich sagte: Hör auf!...“ „Thor… ich habe es gesehen… es ist wahr… sie haben eine Affäre miteinander, hinter deinem Rücken!“ „Sif, es reicht! Wir wollten heute Abend feiern… du musst deine alte Fehde mit meinem Bruder nicht aufleben lassen an solch einem Abend… Du solltest mehr trinken, vielleicht hilft dir das…“ „Aber…“ „Sif! Es ist genug! Ich will kein Wort mehr darüber hören! Du hast wohl schon zu viel Met getrunken...“ Sie seufzte verzweifelt auf als Thor sie stehen ließ und wieder in das Innere ging. Natürlich glaubte er ihr nicht. Natürlich traute er es seinem Bruder nicht zu, natürlich glaubte er sie würde es aus Rache tun… Aber irgendwie musste doch… „Ich habe dir doch gesagt es würde niemanden auffallen.“, schmunzelte sie. „Deine roten Wangen sind aber verräterisch genug.“ Sogleich vertiefte sich das Rot auf ihren Wangen. Sie war froh, dass ihre Frisur noch saß und ihr Kleid noch in Ordnung war, mittlerweile wusste sie wie impulsiv er sein konnte. „Das ist alles nur deine Schuld.“ „Ich weiß.“, grinste er. „Und ich bin gerne schuld daran.“ Sie tanzten wieder miteinander und es dauerte nicht lange bis Thor zu ihnen kam. Eine Hand legte er auf Sigyns Rücken, zwinkerte ihr zu. „Ich will euch nicht den Abend verderben, aber seid vorsichtig, Sif hat euch im Garten gesehen und gehört.“, flüsterte der Blonde. Sigyn errötete augenblicklich wieder, Loki versteifte sich und sah sich um. Sif konnte er nicht entdecken, sah allerdings wie sein Vater sich erhob und den Saal verließ. Als er die drei entdeckte lächelten und winkten ihm alle zu. „Ich hätte ja nicht gedacht, dass du es so faustdick hinter den Ohren hast.“, zwinkerte Thor, schlug seinem Bruder sachte auf die Schulter. „Aber irgendwie machst du mich auch gerade unheimlich stolz. Habe ich dir doch etwas beigebracht.“ „Halt den Mund…“, grollte Loki. Thor lachte auf. „Sigyn, Ihr habt eine Seite in meinem Bruder geweckt die bisher geschlafen hatte.“ Sie senkte den Blick, nagte an ihrer Unterlippe. „Königliche Majestät…“ „Thor. Einfach nur Thor.“, lächelte der Blonde. Kapitel 31: Kapitel 31 ---------------------- „Ich fühle mich ein wenig unwohl bei dem Gedanken, dass Odin uns beide sehen möchte…“ „Weshalb?“, grinste Loki. „Wenn er schon mit meiner Mutter gesprochen hat und mit Thor… Ich habe daher ein sehr gutes Gefühl was das angeht.“ „Aber… so früh am Morgen? Noch vor dem Frühstück? Ich weiß nicht…“ „Es wird alles gut werden, Sigyn.“, lächelte er. „Er wird mit uns kurz reden wollen, wird anmerken was meine Mutter und Thor gesagt haben, wir werden den Verdacht meiner Mutter bestätigen und dann… wirst du dich darauf einstellen müssen für sehr, sehr lange Zeit hier zu bleiben…“ Bei seinem Grinsen musste sie sachte lächeln. „Ich hoffe du hast Recht.“ „Habe ich das nicht immer?“ Sie musste wieder leise lachen. „Manchmal ähnelst du deinem Bruder doch sehr.“ Sein Grinsen wurde etwas schwacher. Wenn sein Vater das auch nur ab und an sehen würde… Sie bemerkte seinen Blick und etwas verstohlen näherte sich ihre Hand seiner, ergriff diese und drückte diese sachte. Sanft lächelte er ihr zu, verwob seine Finger mit ihren. Er hatte diese Geste zu gerne, ihrer beide Hände miteinander vereint, verwoben, die Wärme ihrer Haut an seiner zu spüren… Er liebte ihre Hände, ihre grazilen Finger… Und es bestärkte ihn mehr. So würde er vor seinen Vater treten. Ihre Hand haltend. So würde er ihm sagen, dass sie zusammen gehörten, dass er keine Chance hatte dagegen zu argumentieren, dass er keine Chancen hatte sie zu trennen, dass er dem einfach zustimmen musste. Als sie dem Thronsaal näher kamen, wunderte es ihn ein wenig, dass die Freunde Thor´s die berühmt-berüchtigten Krieger und Sif davor standen und warteten. Sowohl Sif wie auch Loki warfen sich unschöne Blicke zu. Auch Sigyn traf ein abschätziger Blick von Sif. Thor hatte ihnen ja erzählt, dass Sif sie belauscht hatte. Wahrscheinlich wollte sie sich ganz groß hervortun bei seinem Bruder, dachte Loki sich, und gewiss war sie auch absolut schockiert darüber wie eine Frau ihn, Loki, Thor vorziehen konnte… Vielleicht war es auch nur Eifersucht weil Sigyn die Position hatte die Sif wollte und Sigyn diese leichtfertig verspielte. Als sie den Saal betraten, drückte er Sigyns Hand fester. Sein Vater saß auf seinem Thron, seine Mutter und sein Bruder standen daneben. Keiner sah wirklich glücklich aus und das weckte auch in ihm ein mulmiges Gefühl. Nun teilte er mit Sigyn das beunruhigende Gefühl. Als vor dem Allvater stehen blieben, drückte auch sie seine Hand stärker, sonst würde ihre Hand nur noch zittern. „Loki. Lady Sigyn.“ Loki nickte seinem Vater zu, Sigyn tat einen Knicks und senkte ihren Blick. „Ich sehe… man hat mir keine Lügen berichtet.“, sprach Odin als er die Hände der beiden sah. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr gestern abends in den Gärten wart… aber nicht zum spazieren….“ Sigyn errötete zu tief, hielt ihren Blick gesenkt. Zuerst war sie beschämt aber schnell kam ihr der Gedanke was… was für ein Miststück diese Sif war. Sie hat es ohnehin nie leiden können, dass sie so viel Zeit in Lokis Nähe verbrachte. „Vater… ich kann das erklären…“ „Schweig! Ich weiß nun warum deine Mutter darauf gedrängt hat, meine Pläne zu überdenken. Warum sie so sehr versuchte mich zu überzeugen, dass ihr zwei ein weitaus besseres Paar wäret. Und ich weiß nun auch warum dein Bruder es sich anders überlegt hat.“ Sowohl Thor wie auch Frigga blickten betreten fort. Loki schluckte schwer. Er ahnte nichts Gutes. Wenn es Thor gewesen wäre, hätte sein Vater es ihm verziehen mit dem Versprechen sich zu bessern. Aber er war nicht Thor und das ließ ihn sein Vater immer wieder spüren. „Es wäre also angebracht wenn Ihr beide endlich ehrlich seid. Leugnen ist zwecklos…“ „Majestät…“, begann Sigyn leise, hob nur sachte ihren Blick. „Ich… ich wollte euch keineswegs beleidigen mit meinem Verhalten. Es… tut mir aufrichtig Leid. Aber… Ich möchte Euren Sohn Thor nicht. Ich habe ihn nie gewollt. Aber ich habe mich in Euren Sohn Loki verliebt. Ich kann mir niemand anderen mehr an meiner Seite vorstellen. Ich liebe ihn vom ganzen Herzen… Ja, wir… wir haben eine Affäre angefangen die… auch sehr intim wurde. Ich weiß, es war nicht richtig. Aber es war für uns in diesem Moment richtig und der einzige Weg…“ „Vater… ich bitte dich… Ich liebe sie ebenso sehr wie sie mich liebt. Wenn… wenn es ein Problem sein sollte so… dann werde ich sie auf der Stelle heiraten! Wenn du mir nicht glaubst, dann lass Var sofort herbringen und uns vermählen. Vater, bitte… Ich weiß, dass es nicht korrekt war... Aber…“ „Schweig!“ Er seufzte nur einmal schwer und blickte fort. Natürlich ließ er ihn nicht ausreden… „Ihr habt uns beide belogen und betrogen. Hinter aller Rücken, eine Affäre… Das ist keine Kleinigkeit mehr. Das ist kein Kavaliersdelikt. Das ist weitaus ernster. Lady Sigyn, Ihr wart aus einem einzigen Grund hier.“ „Ich weiß, aber…“ Eine Handgeste des Allvaters brachte sie zum schweigen. „Und Loki… du hattest nur eine Aufgabe in Bezug auf Lady Sigyn.“ „Vater…“ Erneut wurde Loki zu schweigen gebracht. „Ich kann das nicht einfach durchgehen lassen. Ich habe keine andere Wahl… Lady Sigyn… Hiermit verbanne ich Euch vom Hof. Und dir Loki verbiete ich es sie zu sehen.“ „Vater! Das kannst du nicht tun!“ „Ich kann das sehr wohl tun und ich werde es tun! Sigyn war als Brautkandidatin hier! Für deinen Bruder! Und hinter seinem Rücken, hinter dem Rücken von uns allen, fängst du eine Affäre mit ihr an!“ „Weil ich mich verliebt habe, Vater! Ich liebe sie! Du bist nur dagegen weil ich es bin… Du würdest nie so reagieren wenn es Thor wäre…“ Tränen schimmerten in seinen Augen und Verzweiflung packte ihn. Die Vorstellung Sigyn nie wieder sehen zu können war für ihn unerträglich, verursachte ihm schon beinahe physische Schmerzen, als würden Tonnen von Eisen auf seiner Brust lasten. Vor allem als Sigyn sich an ihn drückte bei dem Urteil. Einen Arm legte er um ihre Schultern, zog sie stärker an sich. Er würde sie nicht loslassen. Er würde sie einfach nicht gehen lassen. Er würde nicht zulassen, dass man sie von ihm nahm. Wenn es um Thor ginge wäre es doch egal gewesen… Sein Vater ließ ihm alles durchgehen. Alles. Während ihm immer alles verboten wurde. Und jetzt auch noch Sigyn? Was hatte er jemals getan, dass er nicht einmal mehr die Frau sehen darf die er liebte? Er wusste, eine Affäre war keine feine Sache… das gab er zu. Aber es war noch lange kein Grund solch ein Urteil zu verhängen. „Vater… ich muss Partei für die beiden ergreifen.“, erhob Thor seine Stimme. „Ich hatte nie Interesse an Lady Sigyn. Ich sehe keinen Grund für solch ein scharfes Urteil. Lass die zwei doch…“ „Schweig! Mit dir befasse ich mich später…“ Thor schluckte leicht, blickte zu seinem Bruder und zuckte mit den Schultern. Er versuchte was er konnte. „Aber Vater, die beiden sind wirklich…“ „War ich nicht deutlich genug…?“ „Das ist nicht fair!“, rief Sigyn hinein. Auch ihr standen längst die Tränen in den Augen. „Warum werden wir dafür bestraft, dass wir uns einander lieben?! Was soll daran so schlimm sein? Ich gebe zu, es war ein Fehler heimlich eine Affäre anzufangen. Aber das rechtfertigt nicht solch ein Urteil! Wenn Ihr es mir verbietet euren Sohn zu sehen dann seid gewiss, ich werde alles daran setzten dieses Gebot zu umgehen, denn ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen… Und ich will es auch nicht.“ „Wachen! Bringt sie hinaus…“ Loki drückte sie näher an sich, blickte nach allen Seiten als die Wachen näher kamen. Er würde sie nicht gehen lassen. Er würde es nicht zulassen. Er würde nicht zulassen, dass man ihm das einzige nahm was ihm mehr Wert war als alles andere. Er drückte sie an sich, stellte sich schützend vor sie. „Loki, versuche es gar nicht erst. Lass es.“ „Ja… ich lass es… Ich werde nämlich nichts unversucht lassen, Vater…“ Er wollte niemand schwer verletzen, schon gar nicht umbringen und er sah, dass er unterlegen war. Mehr und mehr Wachen würden kommen, er wusste das. Aber er konnte nicht einfach tatenlos zusehen wie sie von ihm genommen wurde. „Wage es nicht.“ Erneut erklang die Stimme Odins als Loki begann seine Magie heraufzubeschwören in einer Hand. Da würde er noch soviel auf seinen Sohn einreden können. Es würde ihn nicht beruhigen. Es war Sigyn die seine Magie erstarben ließ als sie ihre Hand in seine legte. „Lass es… es hat keinen Sinn…“, wisperte sie. „Es sind zu viele… das würde nie gut gehen…“ „Ich lass dich nicht gehen… Wie soll ich dich gehen lassen können wenn ich dich gleichzeitig nie wieder sehen darf?“ „Du bist doch ein Meister der Magie…“ Ihre Hände umfassten sein Gesicht, die Tränen hatten sich bereits einen Weg über ihre Wangen gebahnt. „Dann lass dir irgendetwas einfallen… irgendetwas…“ Ihre Stimme klang beinahe flehend. Er konnte das Salz ihrer Tränen schmecken als sie ihn zu sich hinunter zog, ihre Lippen auf seine presste. Ein Kuss voller Verzweiflung und Schmerz. „Ich liebe dich… und ich werde es nie bereuen.“, hauchte sie. „Ich werde einen Weg finden, versprochen… wir werden zusammen sein, ich verspreche es.“ Er konnte sie nicht einmal mehr in den Arm nehmen, nicht einmal mehr einen weiteren Kuss mit ihr teilen als die Wachen sie auch schon fort führten. Sie blickte nicht noch einmal zurück, wollte es nicht noch schwerer machen als es ohnehin schon ist. Würde sie zurückblicken, würde es nur noch mehr wehtun. Tränen strömten über sein Gesicht, Tränen die er nicht mehr länger zurückhalten konnte als er zusehen musste wie man Sigyn fortführte, wie man sie ihm wegnahm. Dieses Gefühl machtlos zu sein, nichts dagegen tun zu tun, vollkommene Hilflosigkeit… er hasste es. Einfach nur zusehen zu müssen, nichts dagegen tun zu können… Zu sehen wie man sie ihm fortnahm… es fühlte sich an als würde sein Herz zerreißen. Und er folterte sich selbst indem er solange dort stand, solange zusah bis sie außer Sichtweite war, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Was hatte er bloß getan, dass er so bestraft wurde? Und sie gleich mit? „Loki?“ Thor war langsam auf ihn zugetreten, legte sachte eine Hand auf die Schulter seines Bruders. „Komm, Loki… Wir finden schon einen Weg Vater umzustimmen. Du findest immer einen Weg. Ich habe geschwiegen wie ein Grab, ich schwöre es dir. Ich habe nichts gesagt. Wenn ich gewusst hätte, dass Vater so reagieren würde…“ Plötzlich durchzuckte den Dunkelhaarigen. Es wusste nur eine weitere Person… Und genau die hatte einen Grund ihm das anzutun. Er löste sich aus der Starre und marschierte schnellen Schrittes aus der Halle. Die Türen stieß er auf mit einer Wucht die seine Wut verrieten. Da stand sie… da sah er sie stehen… Er hätte sie damals skalpieren sollen statt nur die Haare abzuschneiden… „Wo ist denn Lady Sigyn?“, fragte Fandral. „Ist irgendetwas geschehen?“ „Wir haben euch da drinnen laut… nunja… Diskutieren gehört…“ Mehr konnten die drei Krieger nicht fragen, auch Sif war zu keiner Reaktion fähig als Loki auf sie zu marschierte. Mörderische Wut war in seinem Gesicht geschrieben, Zorn funkelte in seinen Augen und plötzlich stolperte Sif rückwärts als Loki mit seiner Faust ausgeholt hatte und ihr eine blutige Nase verpasste. „Loki!“, riefen beinahe alle gleichzeitig schockiert. Thor packte seinen Bruder, zerrte ihn zurück. „Du elendes Miststück!“, rief Loki voller Zorn. „Du verdammtes Dreckstück! Du warst es! Du hast uns verraten! Hat es dir gefallen, ja?! Hat es dir Spaß gemacht?! Hat es dir Genugtuung verschafft als du uns an den Allvater verraten hast?! Verbannt! Sie wurde vom Hof verbannt und mir wurde es verboten sie je wieder zu sehen! Hast du jetzt was du wolltest?! Ich hasse dich! Ich verabscheue dich! Sollst du im Hel verrotten… Sollen die Walküren dir nie einlass nach Valhalla gewähren… Ich hätte dir den Kopf abschneiden sollen damals statt nur die Haare…“ Er riss sich von seinem Bruder los und wandte sich ab, ging seinen Weg. Er musste weg, ihm würde schlecht werden wenn er ihr Gesicht noch länger ertragen müsste. Alle sahen dem jüngerem Odinson schockiert nach, konnten nur schwer begreifen was eben geschehen war, warum Loki überhaupt so… durchgedreht war. „Was bei den Nornen ist passiert?“, sprach dann Fandral aus was sich alle anderen fragten. „Mein Bruder und Sigyn… sind ein Paar. Sie waren… sind zusammen… und gehören auch zusammen. Unsere Mutter wusste es schon länger. Mir hat er es erst vor kurzem gebeichtet.“, sprach Thor leise. „Sif… hat die beiden gestern Abend in den Gärten erwischt… Ich hatte dir gesagt du solltest Ruhe geben. Ich hatte dir gesagt es sei genug. Und du hast nichts Besseres zu Tun als damit gleich zu meinem Vater zu rennen…“ Er schüttelte sachte seinen Kopf und wandte sich ab, wollte seinem Bruder nachgehen. Sif hielt sich eine Hand vor der Nase um die Blutung zu stoppen, es schmerzte unheimlich und sie fürchtete sogar sie sei gebrochen. Nie hätte sie geahnt wie kräftig Loki zuschlagen konnte. Aber viel mehr schmerzte die Enttäuschung in Thors Blick mit dem er sie angesehen hatte. Sie wollte doch nur das Richtige tun… Woher hätte sie denn wissen sollen, dass… Sie hatte es doch nicht ahnen können… Das war wirklich nicht ihre Absicht gewesen. Mit… mit solch einem Urteil hätte doch auch selbst sie nie gerechnet… Kapitel 32: Kapitel 32 ---------------------- Er fühlte sich miserabel und elendig weil er seinem Bruder nicht helfen konnte. Alle Versuche mit seinem Vater zu reden waren fehlgeschlagen. Er ließ sich nicht Überzeugung, er würde das Urteil nicht zurücknehmen. Ja, jeder von ihnen weiß, dass es ist nicht in Ordnung gewesen war von Loki und Sigyn, dass wussten die beiden selbst. Aber jeder fand, dass dieses Urteil reichlich überzogen und ungerecht war vom Allvater. Aber er würde es nicht ändern. Thor fühlte sich schlecht, dass er seinem Bruder kein bisschen helfen konnte. Bisher hatte er es immer geschafft, bisher hatte sein Kummer nie lange angedauert. Aber dieses Mal… Seit Tagen hat er sich in seine Zimmer zurückgezogen. Zuerst hatte er gewütet, getobt, seine Wut, seiner ganzen Frustration freien Lauf gelassen. Und irgendwann war es ruhig geworden. Dann als er sich in sein Bett vergraben hatte und dieses so gut wie gar nicht mehr verließ, einfach nur darin lag, ganz lethargisch. Er wollte zwar niemanden sehen… aber Thor wäre nicht Thor wenn er darauf hören würde. Er wartete gar nicht auf eine Antwort als er an die Tür klopfte und diese daraufhin auch gleich öffnete. Es würde ohnehin keine Antwort kommen. Er setzte sich auf den Bettrand, sein Bruder lag vergraben unter der Decke, nur ein wenig seines Haares schaute hervor. Es vergingen einige Minuten bis Thor seine Stimme erhob. „Wir machen uns Sorgen.“ „Lügner…“ Rau und heiser klang seine Stimme, als hätte er kaum gesprochen und nur geweint. „Ich mache mir Sorgen. Mutter macht sich Sorgen. Und Vater auch.“ „Lügner.“ „Loki, bitte… komme wieder raus. Zumindest zum Frühstück. Es würde uns alle freuen… Und dir würde es bestimmt auch gut tun. Du kannst nicht die ganze Zeit hier drinnen verbringen.“ „Wie du siehst, kann ich es doch…“ „Loki, ich bitte dich… Komm wieder raus.“ Es dauerte bis Loki antwortete. „Ich kann nicht…“ „Das ist ganz einfach.“, begann Thor. „Du wirfst jetzt die Decke zurück, schwingst deine Beine über den Bettrand und dann…“ „Es riecht immer noch nach ihr…“ Thor hielt plötzlich inne, seufzte. „Ihr Duft haftet immer noch daran… wie soll ich dann… wenn ich sie nie wieder sehen werde…“ „Du wirst sie wiedersehen irgendwann… ganz bestimmt. Wir reden alle solange auf Vater ein bis er nachgibt.“ „Das wird er nicht… Das hat er noch nie getan… Noch nie für mich…“ Für einige Momente war es still ehe Thor seine Stimme wieder erhob. „Du hattest Sigyn doch etwas versprochen. Du hattest ihr doch versprochen gehabt alles zu tun damit ihr wieder zusammen sein könnt. Und jetzt liegst du hier rum und rührst keinen Finger? Ganz schön schwach von dir… Wenn sie das wüsste… Sie wäre sicher enttäuscht.“ Langsam wandte sich Loki ihm ein wenig zu, funkelte ihn mit einem giftigen Blick an. „Du hattest es ihr versprochen… und jetzt liegst du hier und tust gar nichts um dies einzuhalten.“ „Raus…“ „Ich sage nur wie es ist.“ „RAUS!“ Leise klopfte es an ihrer Tür. Sie seufzte auf. Seit ihrer Rückkehr hatte sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und wollte niemanden mehr sehen. Wie sollte sie das außerdem ihren Eltern erklären? Wenn sie alles wussten… sie wäre eine Schande für diese. „Sigyn?“ Sie seufzte erneut als sie die Stimme ihres Vaters erkannte. „Sigyn, lass uns bitte reden… Ganz egal was passiert ist, du bleibst unsere Tochter und wir lieben dich. Mutter und ich machen uns sorgen.“ „Sigyn bitte… lass uns reden.“ Auch die Stimme ihrer Mutter vernahm sie nun. Noch einmal seufzte sie bevor sie sich erhob und langsam zur Tür schritt, diese leise öffnete. Liebevoll lächelten ihre Eltern ihr entgegen. „Dürfen wir hineinkommen?“ Sie nickte nur sachte und öffnete die Tür ein Stückchen mehr, schloss sie wieder als ihr Vater und ihre Mutter eingetreten waren. „Wir machen uns Sorgen, Liebes… Seit deiner Rückkehr schließt du dich hier ein und sprichst kein Wort.“, sagte ihre Mutter, kam näher auf sie zu. „Und du bist ganz verweint seitdem…“ Sie strich ihrer Tochter liebevoll über die Wange. „Möchtest du uns nicht erzählen warum du wieder hier bist? Wir wissen, dass du nicht mehr zurück darfst…“ „Ich kann es nicht…“, sprach Sigyn leise, fast atemlos und wandte sich ab. „Ich kann es euch nicht erzählen…“ „Du kannst uns alles erzählen, das weißt du.“, sprach ihr Vater, setzte sich auf den Rand ihres Bettes. Ihre Mutter setzte sich neben ihn. „Ihr würdet euch schämen für mich wenn ihr es wüsstet…“ „Niemals.“ Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Egal was geschehen ist, du bist unsere Tochter, unsere Prinzessin… unser ganzer Sonnenschein. Und egal was du getan hast, du hast deine Gründe dafür gehabt.“ „Hat es vielleicht mit demjenigen zu tun der dir dieses Buch geschenkt hat?“ Unter dem Kissen hatte ihre Mutter ein Buch hervorgeholt. Das Buch welches Loki ihr geschenkt hatte nach ihrem ersten Besuch. Als Sigyn das sah, nahm sie das Buch sofort an sich, drückte es an ihre Brust als wäre es ihr heilig. „Das passt ja gut zu den beiden Büchern die ich in der Bibliothek seit langer Zeit vermisse.“, sprach ihr Vater. Ertappt blickte Sigyn zu Boden, die Wangen röteten sich. Ihre Mutter rückte ein wenig zur Seite, so dass Sigyn Platz zwischen ihren Eltern hatte. „Glaubst du ich hätte nie bemerkt, dass mir zwei ganz bestimmte Bücher fehlen?“, fragte ihr Vater sachte. „Es war nie der Kronprinz um den es ging, richtig?“, fragte er weiter, milde und verständnisvoll. „Es war nie Thor dem du geschrieben hast, der dir das Buch schenkte. Es ist Prinz Loki, oder?“ Sie brachte es nicht über sich zu ihren Eltern aufzublicken, tat einen tiefen Atemzug bevor sie sachte zu nicken begann. Sie brauchte einen Moment bevor sie sich zu ihren Eltern setzte. Allein der Gedanke an ihn ließ die Tränen in ihr wieder aufsteigen. „Ich liebe ihn…“, begann sie leise. „Und er liebt mich… er sagte er liebt mich… wir dachten es würde alles gut gehen… die Königin wusste davon, sie wollte den Allvater umstimmen… Er hatte sogar schon mit Thor geredet und der will mich nicht… aber Lady Sif hat uns verraten…“, schluchzte sie leise. „Sie hat uns gesehen und verraten… und jetzt bin ich aus Gladsheim verbannt… und er darf mich nicht mehr sehen… nie wieder…“ Ihre Mutter legte einen Arm um ihre Schultern, zog sie sachte in eine Umarmung. „Es tut so weh…“, schluchzte sie weiter. „Es ist nicht fair… Ich liebe ihn, Mama…“ „Ich lasse euch alleine.“, sprach ihr Vater sachte, strich seiner Tochter kurz über das Haar ehe er sich erhob und das Zimmer verließ. Er wollte ihr so gerne schreiben, schreiben wie er sie vermisste, wie tief sein Schmerz ist, wie sehr er sie liebte… aber er getraute sich nicht. Aus Angst der Brief würde abgefangen werden. Er traute das seinem Vater durchaus zu. Er traute ihm momentan vieles zu. Er wollte nur noch sich in sein Bett verkriechen, gar nicht mehr hervorkommen, sich einfach seinem Schmerz hingeben… Aber Thor hatte Recht… er hatte ihr versprochen dagegen etwas zu tun, er hatte ihr versprochen, dass sie wieder zusammen sein würden, sich wieder sehen würden. Und das Versprechen würde nicht wahr werden indem er im Bett lag, sich verkroch und nichts tat. Seinen Vater umstimmen zu können, den Gedanken verwarf er gleich wieder. Er würde sich nicht umstimmen lassen. Er würde sein Urteil nicht zurücknehmen. Das würde er nie. Nie für ihn… Es musste ihm gelingen unbemerkt zu ihr zu gelangen. Er musste unsichtbar werden für aller Augen, er musste es schaffen sich vor aller Blicke verstecken zu können, allen voran vor Heimdalls Blick und dem des Allvaters. Nicht einmal mehr Heimdall dürfte ihn sehen können. Er wusste, dass Freya aus Vanaheimr einen Umhang besaß welcher den Träger unsichtbar werden ließ. Aber wie sollte er diesen bekommen können? Ihm und Thor war es verboten nach Vanaheimr allein zu reisen seit der unglücklichen Geschichte mit dem Verlust Mjölnirs und Thors frecher Bitte Freya möge doch den Riesen ehelichen damit er seinen Hammer wieder bekäme… Und Freya würde ihm kaum freiwillig diesen Umhang überlassen. Außerdem… sobald er ihn ablegen würde, war es aus mit der Unsichtbarkeit… Und er wollte auch gar nicht wirklich unsichtbar sein. Nur verborgen… „Thor, ich bitte dich…“ „Ich will nichts von dir hören.“ „Thor, bitte! Lass es mich erklären!“ „Ich will kein Wort mehr von dir hören, Sif!“ „Das war nicht meine Absicht! Ich konnte doch nicht ahnen, dass der Allvater so reagieren würde!“ „Wie hätte er sonst reagieren sollen?! Ich hatte dir gesagt du solltest darüber schweigen! War das nicht deutlich genug gewesen? Hätte es dir nicht zu denken geben müssen?“ „Woher sollte ich denn wissen, dass du davon wusstest? Ich dachte…“ „Was dachtest du? Dass du meinem Bruder eins auswischen kannst? Dass du die alte Fehde zwischen euch wieder aufleben lassen kannst? Ein wenig Öl in das Feuer gießen? Dass du nicht gut auf Loki zu sprechen bist, kann ich ansatzweise verstehen… aber was hat Sigyn dir getan? Warum wolltest du sie gleich mitbestrafen?“ Sie wollte sie eigentlich nicht bestrafen… es war nicht ihre Absicht gewesen, aber… vielleicht war es Eifersucht gewesen… Sigyn war hier weil Thor es so wollte… Weil sie in Frage kam für Thor… Weil er Interesse an ihr hatte und dann auch noch Loki… vielleicht weil… sie mit Loki das hatte… was sie mit Thor wollte… „Das wollte ich nicht… bitte glaub mir, es war nicht meine Absicht… hätte ich das geahnt, dann…“ „Dann was? Hättest du ihn damit erpresst?“ „Nein!“ „Wenn du den Mund gehalten hättest wie ich es dir gesagt habe, wäre alles wunderbar für alle verlaufen! Unser Vater war dabei sein Vorhaben zu überdenken, ich konnte ihn mit unserer Mutter überzeugen, dass sie nicht für mich geeignet ist, dass sie und Loki zusammen gehören, es hätte nur noch ein Gespräch mit ihnen am folgenden Tag benötigt… nur ein Gespräch… nur ein weiterer Tag… und du hast alles zunichte gemacht. Du hast alles ruiniert… Ich bin zutiefst enttäuscht von dir, Sif…“ „Es tut mir leid…“ „Sag das nicht mir, sag es meinem Bruder… Wenn es dir wirklich Leid tut, dann geh zu Loki und sag es ihm. Er ist derjenige der leidet. Er ist derjenige, der sich an jede kleinste Erinnerung an Sigyn klammert, der seid Tagen nicht aus seinen Zimmern gekommen ist, der sich seinem Schmerz und seiner Trauer über den Verlust den er hat hingibt… Und ob du es glauben magst oder nicht, aber er liebt sie… Als sein Bruder kenne ich ihn so gut, dass ich weiß, dass es echt ist… Aber du sträubst dich ja strickt eine andere Seite von ihm zu akzeptieren. Du bist immer noch so verblendet und tief in dieser Fehde verstrickt, in etwas was vor so vielen Jahren passiert ist, dass du alles andere gar nicht mehr siehst… Wenn es dir wirklich leid tut, dann mach es wieder gut. Aber das wirst du nicht können, denn du wirst Sigyn nicht hierher bringen noch unseren Vater umstimmen können… also geh zu Loki und erkläre dich.“ Sie seufzte auf, schaute zur Seite weg. Tränen wollten in ihr hoch kommen. Wie der blonde mit ihr sprach, zu wissen, dass er enttäuscht von ihr war… „Er wird mich nicht einmal anhören…“ Viel eher würde er die Tür ihr vor der Nase zuschlagen… wenn es überhaupt das einzige bliebe was zuschlagen würde… „Das ist dein Problem.“ Der Blonde wandte sich ab und entfernte sich mit großen Schritten von ihr. „Thor, ich bitte dich…!“ „Entschuldige dich bei Loki, nicht bei mir!“ Und wie sollte sie das tun? Er würde ihr nicht einmal aufmachen, er würde ihr nicht für eine Sekunde zuhören… Und ihre Nase war gerade erst verheilt… Kapitel 33: Kapitel 33 ---------------------- „Es ist schön wieder hier mit dir zusammen zu sitzen.“ Frigga legte eine Hand auf die von Loki nach dem er sich an den Tisch gesetzt hatte. Ein kurzes Lächeln schenkte er seiner Mutter ehe er den Blick wieder abwandte. Nach fast zwei Wochen in denen er sich in seine Räumlichkeiten eingeschlossen hatte war es an diesem Morgen das erste Mal, dass er sich wieder zeigte, am gemeinsamen Frühstück im Speisesaal wieder Teil nahm. Dennoch blieb er seinem Vater eine morgendlichen Gruß schuldig und Muße mit ihm zu sprechen hatte er ohnehin nicht. Nachdem er tagelang lethargisch im Bett zugebracht hatte, hatte er sich endlich aufgerafft sein Arbeitszimmer wieder herzurichten und sich wie üblich mit Büchern eingedeckt. Für Frigga war es schon erleichternd genug gewesen als Thor ihr erzählte Loki habe wieder sein Bett verlassen und sei wieder ganz vertieft in seine Forschungen. Natürlich freute sie sich auch darüber, dass er wieder mit ihnen an einem Tisch saß, auch wenn sie Verständnis gehabt hätte wenn er den gemeinsamen Mahlzeiten noch fern geblieben wäre, wenn er mehr Zeit benötigt hätte. „Wie geht es dir heute Morgen, mein Sohn?“ „Es könnte besser sein, Mutter.“ „Wenn du dich nicht wohl fühlst, dann…“ „Es geht schon, Mutter.“ „Bist du dir sicher?“ „Ja, bin ich. Ich bin mir sehr sicher, Mutter.“ Sie lächelte kurz und nickte ihrem Sohn zu. Es herrschte Schweigen als alle mit dem Frühstück begannen. Stille erfüllte den Saal und nur das Klappern des Bestecks auf den Tellern war zu hören in dem großen Raum. Einige Zeit verging bis Odin seine Stimme erhob. „In wenigen Tagen werden wir nach Vanaheimr reisen. Ein offizieller Besuch bei Freya. Wir alle sind geladen. Auch du, Loki.“ „Ich werde aber nicht mitkommen.“ „Du wirst mitkommen.“ „Willst du mir jetzt auch noch meinen freien Willen absprechen? Willst du mir jetzt befehlen wann und wo ich mich aufzuhalten habe?“ „Ich sage nur, dass wir als ganze Familie hingehen sollten. Und ich will dich damit an deine Pflichten als Prinz erinnern. Manchmal muss man Dinge tun auch wenn sie einem widerstreben.“ „Ich kann nicht. Ich habe zu tun.“ „Was kann denn so wichtig sein, dass…“ „Etwas, was für mich wichtig ist und keinen Aufschub duldet. Für mich ist es jedenfalls wichtig genug. Wichtiger als ein Besuch in Vanaheimr.“ Odin wollte zu einer Antwort ansetzen aber die Hand seiner Frau auf seinem Arm hielt ihn davon ab. „Wenn es wirklich so wichtig für ihn ist, dann sollten wir ihm die Zeit geben anstatt, dass er dieser mit einem sinnlosen Besuch vergeudet. Außerdem hast du mir gestern noch gesagt du hättest selber keine große Lust auf diesen Besuch und hättest Wichtigeres zu tun.“ „Wenn Loki hier bleibt, kann ich dann auch…“ „Nein.“, lautete die Antwort des Allvaters noch bevor Thor hatte zu ende sprechen können. „Wie ungerecht…“ Loki indes konnte ein kleines Schmunzeln nicht mehr unterdrücken. „Aber… wenn du auch etwas Wichtiges zu tun hast… Ich kann auch alleine Freya besuchen und…“ „Ganz bestimmt nicht! Glaubst du ich werde dich jemals alleine nach Vanaheimr lassen? Nachdem was du dir bei Freya geleistet hast, können wir froh sein, dass sie damals uns nicht den Krieg erklärt hatte… Und bis sie dir das vergibt wird auch noch einige Zeit vergehen.“ „Ja, ja…“, seufzte Thor. „Das werdet ihr mir wohl noch ewig vorhalten…“ „Es wird dich bis nach Valhalla verfolgen.“ Anstatt wie sonst eine Grimasse zu ziehen oder zu versuchen ihn unterm Tisch zu treten, lächelte Thor zu seinem Bruder bei dessen Kommentar. Wenn er wieder in der Lage war für solche Kommentare, schien es ihm wieder ganz gut zu gehen und das erleichterte Thor. „Und du wirst natürlich deinen Teil dazu beitragen, Bruder.“ „Selbstverständlich.“ „Sagt der, der sich als Brautjungfer verkleidet hatte.“ „Immer noch besser als die Braut zu sein.“ „Jungs…“ Bei dem mahnenden Blick und Ton in der Stimme ihrer Mutter, blickten beide jungen Männer zu ihr und entschuldigten sich. Aber insgeheim freute sich Frigga über das verbale hin- und her ihrer Söhne. Es brachte ein wenig Normalität zurück an den Frühstückstisch, zeigte ihr, dass es ihrem jüngsten Sohn wahrlich wieder besser zu gehen schien. „Du solltest mir eigentlich dankbar dafür sein, Bruder.“ „Und weshalb?“ „Freya ist über mich immer noch so empört, dass sie darüber deine… Ehrerbietung bei deinem ersten Besuch ganz vergessen hat.“, schmunzelte Thor. Loki rollte mit den Augen, widmete sich seinem Frühstück. „Das ändert nichts daran, dass du ein Brautkleid getragen hast. Samt Schleier und Tiara. Weiß ist aber wirklich nicht deine Farbe, das nächste Mal solltest du Creme tragen.“ „Ich werd´ dran denken.“, schmunzelte Thor. „Ich würde gerne noch einmal mit dir reden bevor du dich wieder zurückziehst, hast du die Zeit?“ „Für dich habe ich immer Zeit. Mutter.“, sprach Loki, verlangsamte seinen Gang. Nachdem das Frühstück beendet war, hatte er sich wieder in seine Räumlichkeiten zurückziehen wollen. Aber seine Mutter war ihm gefolgt und hatte unbedingt mit ihm alleine reden wollen. „Wundervoll.“, lächelte sie, hakte sich bei ihrem Sohn ein. „Dir geht es gut?“ „Ja, mir geht es gut.“ „Wirklich? Du warst so betrübt und niedergeschlagen die letzten Tage… Du warst so anders… Ist wirklich alles in Ordnung soweit? Hast du es… halbwegs überwunden?“ „Keine Sorge, Mutter. Es geht mir wirklich gut. Es ist alles in Ordnung. Du brauchst dir keine Gedanken über mein seelisches Wohlergehen zu machen.“ „Loki… du bist mein Sohn. Natürlich mache ich mir Sorgen und Gedanken über dein seelisches Wohlergehen. Dir geht es also wirklich besser?“ „Ja, Mutter. Mir geht es besser.“ „Gut. Gut, das ist schön zu hören.“, lächelte sie. „Das freut mich zu hören. Es wird bestimmt alles gut werden. Du weißt, dein Vater tut nichts ohne Hintergedanken.“ „Und was soll der Hintergedanke hierbei sein? Soll das ein alberner Test sein? Will er mich für irgendetwas bestrafen? Bin ich es in seinen Augen nicht würdig genug dafür?“ „Sag so etwas nicht, Loki. Du bist würdig und dass weißt du.“ „Das bekomme ich letzter Zeit nur selten zu spüren…“ „Hör auf damit. Ich möchte dich so nicht reden hören.“ „Verzeih, Mutter. Gibt es noch etwas was du mir sagen möchtest? Ich habe nämlich wichtiges zu erledigen.“ „Was ist denn so wichtig, dass es deine volle Aufmerksamkeit benötigt?“ „Das würde dich ohnehin nicht interessieren.“ Er löste sich von ihr, gab ihr einen Kuss auf die Hand und mit einem Nicken wandte er sich dann ab. „Bist du zum Mittag wieder bei uns?“ „Vielleicht.“, antwortete er und ging seines Weges. Frigga sah ihn mit einer Mischung aus Besorgnis, Misstrauen und Skepsis im Gesicht nach. Sie merkte, dass nichts in Ordnung war. Das Lächeln war kühl und falsch, die Augen stumpf und hart. Er hatte noch nie zu ihr gesagt es würde sie nicht interessieren. Sie seufzte schwer und hoffte er würde keine Dummheit begehen, nicht vorschnell und unüberlegt handeln. Er würde wieder mit Sigyn zusammen sein. Und wenn es hieß dafür allen etwas vorzuspielen und in Gebiete der Magie vorzudringen die man besser unangetastet lassen sollte, dann würde er dies tun. Die Meinung seiner Familie war ihm dazu gänzlich gleichgültig. Was seine Mutter davon denken würde, sein Bruder, sein Vater… es war ihm gleich. Er würde wieder mit Sigyn zusammen sein, koste es was es wolle. Sollte er einen hohen Preis dafür zahlen, würde er dies nur zu gerne tun. Er bezweifelte sehr stark, dass sein Vater je seine Meinung ändern, das Urteil aufheben würde. Nicht für ihn… Loki schnaubte leise. Er hatte von jetzt an nur noch das eine Ziel vor Augen. Sorgfältig schloss er die Tür zu seinem Arbeitszimmer als er dieses betreten hatte. Niemand sollte ihn stören, niemand sollte hineinkommen. Es hatte niemanden etwas anzugehen was her hier tat, woran er arbeitete. Er brauchte die Ruhe, musste und wollte alleine sein dafür. Er wusste nicht was geschehen würde wenn ihn jemand dabei beobachtete und es seinem Vater erzählen würde. Er würde dann wohl noch in tausend Jahren Hausarrest haben. Alles was ihm im Weg stehen könnte schob er beiseite, ging noch einmal sicher, dass die Tür verschlossen, die Fenster verdunkelt waren. Und dann konnte er endlich beginnen. „Du möchtest uns wirklich nicht begleiten?“ „Nein, Mutter. Ich habe wirklich zu tun. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es Freya so gefallen würde mich wieder zu sehen. Wir wissen alle wie nachtragend sie ist.“ „Da hast du Recht.“, schmunzelte Frigga. „Ich beneide dich gerade Bruderherz.“ „Ich dich nicht.“ Thor musste lachen, wandte sich im gehen noch einmal zu seinem Bruder um. „Mach keine Dummheiten ohne mich!“ „Beleidige nicht wieder Freya.“ „Ich gebe mir Mühe.“, grinste der Blonde. „Du kommst zurecht, mein Sohn? Soll ich nicht doch hier bleiben?“ „Ich denke unser Sohn ist alt und erwachsen genug, Liebes.“ Sowohl Sohn wie auch Mutter blickten auf als der Allvater seine Stimme erhob. „Du möchtest es nur vermeiden mich begleiten zu müssen.“ „Du möchtest dich selbst nicht einmal dorthin begleiten.“ „Mutter, ich muss Vater ausnahmsweise zustimmen. Ich bin wirklich alt genug, ich kann durchaus alleine hier bleiben.“ „Das nächste Mal tust du deiner Mutter einen Gefallen und sagst ´Ja`.“, schmollte Frigga ein wenig. Loki gab ihr zum Abschied noch einen Kuss auf die Wange und sah seiner Familie nach wie sie den Bifröst betraten. Mit einem breiten Lächeln wandte er sich ab und trat den Rückweg zum Palast an. Er hatte heute durchaus wichtigeres zu tun als nach Vanaheimr zu gehen. Er musste nämlich Sigyn besuchen. Kapitel 34: Kapitel 34 ---------------------- Sie war froh und erleichtert als sie nach dem Frühstück sich wieder zurückziehen konnte, ihre Eltern ihr die Zeit ließen die sie brauchte. Sigyn ließ sich seufzend auf ihr Bett nieder, legte sich hin und nahm das Buch unter dem Kissen hervor, dass er ihr geschenkt hatte. Sie drückte es an sich und streichelte es als wäre es ein kostbarer Schatz. Erneut seufzte sie, schloss ihre Augen. Sie schlief immer noch unruhig in der Nacht, wälzte sich hin und her und manchmal fand sie gar keinen Schlaf. Sie aß ohne jeglichen Appetit, war lustlos den gesamten Tag über… und egal wie angestrengt sie nachdachte und überlegte… sie fand keinen Weg. Sie fand keinen Weg für sie beide, wie sie und Loki zusammen sein könnten ohne sich zu verstecken, ohne stets auf der Flucht zu sein. Sie schloss ihre Augen mit einem erneuten Seufzer. Die letzten Tage waren einfach nur furchtbar. Ihre Eltern standen zwar zu ihr, standen ihr bei aber dennoch hatte sie das Gefühl auch sie hintergangen zu haben. Ihre Eltern würde sich doch am Hof nicht mehr blicken lassen können wegen ihr. Man würde nur tuscheln und flüstern… Ihren Ruf hatte sie weg. Wieder ein Seufzen. Das brachte jetzt auch nichts mehr. Es war geschehen und konnte nicht mehr geändert werden. Sie würde es auch nicht ändern wollen… Sie wachte mit einem Schrecken auf als sie einen dumpfen Laut hörte, als wäre etwas oder jemand zu Boden gefallen. Müde und erschöpft von der schlaflosen Nacht war sie irgendwann hinweggeschlummert. Erst der dumpfe Aufprall weckte sie wieder, ließ sie aufschrecken und mit einem Mal kerzengerade im Bett sitzen. Eine Hand legte sie auf ihre Brust wo ihr Herz bis zum zerbersten gegen ihre Rippen pochte. Sehen tat sie vorerst nichts… erst als zwei Hände sich auf die Bettkante legten, jemand sich hoch hievte… „Loki!“ So schnell konnte er gar nicht reagieren wie sie ihm plötzlich in die Arme sprang und gleich erneut zu Boden riss. Er wäre nicht zu Boden gestürzt wenn er nicht mit seinem Fuß am Fenstersims hängen geblieben wäre beim Einstieg… Nicht gerade ein eleganter Einstieg in das Zimmer der angebeteten für einen Prinzen…. Aber sobald er Sigyn in seinen Armen hatte war alles vergessen. Er legte seine Arme um sie, drückte sie fest an sich. Tief sog er den Duft ihrer Haare ein. Es war wundervoll. Wundervoll sie wieder in seinen Armen zu haben. Er konnte hören wie sie weinte, strich ihr sanft und liebevoll übers Haar. „Und ich dachte du würdest dich freuen mich zu sehen.“, flüsterte er, schmunzelte ein wenig. „Natürlich tue ich das! Oh Loki…“ Sie drückte sich stärker an ihn. „Wie konntest du... wie bist du…“ „Scht… Niemand weiß, dass ich hier bin… und niemand wird es je wissen. Ich bin unsichtbar vor den Augen des Allvaters. Er würde mich nicht einmal sehen können wenn ich direkt vor ihm stehe. Und er ist heute in Vanaheim, du brauchst nichts zu fürchten… Ich bin jetzt bei dir…“ Er drückte ihr einen Kuss auf das Haar, sog erneut ihren Duft ein. Wie sehr es vermisst hatte… Der Duft ihrer Haare, ihre Wärme zu spüren, ihre Stimme zu hören… „Ich habe dich so sehr vermisst…“ „Ich dich auch, Sigyn… mehr als du dir vorstellen kannst…“ „Bitte sage mir, dass das kein Traum ist… bitte sage mir, dass du immer noch da sein wirst wenn ich meine Augen öffne…“ „Ich bin da. Ich bin wirklich da, an deiner Seite, hier bei dir.“, flüsterte er, strich ihr übers Haar. „Warum…?“ „Weil ich ohne dich nicht leben kann… Ich brauche dich wie die Luft die ich atme… Niemand weiß, dass ich hier bin. Ich habe meine Präsenz nur verschleiert aber nicht einmal mein Vater würde mich sehen können. Die ganze Familie ist in Vanaheim heute.“ „Wie viel Zeit haben wir?“ „Sie werden nicht vor dem Abend zurück sein.“ Er drückte sie fester an sich, die Hand an ihrem Rücken ergriff den Stoff ihres Kleides, drückte seine Wange an ihr Haar. Für einen kurzen Moment war er absolut überwältigt sie wieder bei sich zu haben, realisierte wie sehr er sie eigentlich brauchte. „Komm mit mir.“ „Ich bin immer noch verbannt…“ „Nicht in den Palast… Komm mit mir. Ich kann auch deine Präsenz verschleiern, nicht einmal Heimdall würde dich sehen können wenn du direkt vor ihm stehst. Wir können überall hingehen. Lass uns nach Midgard gehen. Niemand wird uns dort finden, dort… können wir zusammen sein.“ Er konnte sie seufzen hören. Sie zog ihren Kopf zurück, blickte ihm in die Augen und streichelte zärtlich über seine Wange. Ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen, Kummer in ihren Augen als sie sah wie seine aufblitzten, aufleuchteten bei dem Plan den er sich ausgemalt hatte. „Ich wünschte ich könnte es… aber ich kann nicht, Loki. Meine Mutter… mein Vater… ich kann nicht einfach so mit dir verschwinden und untertauchen. Ich kann nicht mit dir mitgehen, mit dem Wissen, dass ich sie nie wieder sehen werde.“ „Aber nein, Liebes… nicht für immer! Nicht für immer… nur solange bis mein Vater sein Urteil überdenkt und uns zusammen sein lässt.“ „Und wie lange wird das sein? Wie viele Jahrhunderte würde vergehen ehe er dies tut, ehe ich sie wieder sehen könnte?“ „Wo sind sie?“ „Unten.“ Er schob sie sanft von sich, erhob sich und ging geradewegs auf die Tür zu. Sigyn raffte den Saum des Kleides, setzte ihm nach und ergriff seinen Arm, hielt ihn davon ab die Tür zu öffnen und in den Korridor zu treten. „Das kannst du nicht tun!“ „Dein Vater besucht immer wieder Midgard. Wenn ich ihm sage wo wir sein werden, könnte er dich suchen, du würdest ihn dann sehen können! Es ist nicht verdächtig wenn er nach Midgard geht.“ „Du vergisst ein kleines Detail. Mein Vater hat deinem Loyalität geschworen. Was glaubst du wird geschehen wenn man im Palast bemerkt, dass du verschwunden bist? Man wird sofort denken, dass du zu mir gegangen bist. Loki, sie sind nicht dumm. Wenn sie dann weder dich, noch mich hier finden können werden sie meinen Vater befragen. Er hat dem Allvater Loyalität und Ehrlichkeit geschworen, er kann ihn nicht belügen, Loki. Und ich werde ihn auch nicht für uns lügen lassen.“ Er seufzte resigniert. Sie hatte Recht. Mit allem. Er blickte ihr in die Augen als sie seine Hände in ihre nahm, diese zärtlich drückte. „Wir werden irgendwann zusammen sein. Das verspreche ich dir.“ „Ich weiß…“, hauchte sie. Eine Hand legte sie auf seine Wange, strich liebevoll über diese. „Ich werde alles dafür tun.“ „Ich weiß. Aber wir sollten die Zeit die uns geschenkt wurde nicht verschwenden.“ Seufzend schloss er seine Arme um sie, drückte sie an sich. Mit geschlossenen Augen sog er erneut den Duft ihrer Haare ein, kostete es ganz aus sie in seinen Armen halten zu können. „Ich wünschte ich könnte irgendetwas machen…“ Aber er wusste, dass sie im Recht war und er würde es nicht von ihr verlangen ihre Familie zu belügen und einer Gefahr auszusetzen. Er könnte es auch nicht über sie bringen sie von dieser zu reißen. Wenn er ehrlich war, würde er zugeben müssen, seine Mutter und seinen Bruder selbst zu vermissen… sein Vater… dem gegenüber hegte er noch zuviel Groll als dass er ihn vermissen würde. „Du bist hier… das ist vorerst genug.“, wisperte sie, schmiegte ihre Wange an seine Schulter. Die Hände ruhten auf seinem Rücken. „Mehr brauche ich nicht.“ Sie seufzte leise, schloss ihre Augen. „Nach den letzten Wochen ist das alles was ich gerade brauche.“ Loki nickte sachte. Ja, im Grunde war das im Moment besser als alles andere. Sie einfach nur im Arm halten zu können, ihr wieder nahe zu sein… Ein klopfen riss beide aus dem Schlaf, ließ Sigyn aufschrecken und ihren Liebsten von sich schubsen vor Schreck. Beinahe fiel er aus dem Bett und konnte sich gerade noch halten. „Liebes?... Ich weiß du bist erschöpft und müde, aber es bringt nichts wenn du dich einschließt und den ganzen Tag verschläfst. Das Leben geht weiter… und deine Mutter und ich würden gerne sehen wie du daran teilnimmst.“ Beinahe erlitten beide einen Schock als ihr Vater vor der Tür stand. „Kann ich hineinkommen, Liebes?“ „E-einen Moment, Vater! Du musst verschwinden!“, flüsterte sie dann eindringlich zu ihrem Liebsten. „Das werde ich, aber ich kann es nicht nackt tun!“, antwortete er, versuchte sich so schnell wie möglich wieder anzukleiden. „Versteck dich unterm Bett!“ „Was?!“ „Unters Bett, sofort!“ Widerwillig kroch er unter dieses, Sigyn schob seine Kleidung darunter nachdem sie sich angezogen hatte und eilte dann zur Tür. Noch einen Blick warf sie zum Bett, ging sicher, dass nichts mehr die Anwesenheit ihres Liebsten verriet und atmete tief durch ehe sie die Tür öffnete. „Habe ich dich geweckt?“ „N-Nein, nein… ich… ich war nur zu tief in Gedanken.“ Sie ließ ihren Vater eintreten, lehnte die Tür wieder an. „Du siehst besser aus als wie in den vergangen Tagen.“, lächelte ihr Vater, legte eine Hand auf ihre Schulter. „Danke… Nun… wie du sagtest… es bringt ja nichts sich zu verstecken…“ „Und deshalb wollte ich dich fragen, auch um dich abzulenken, ob wir nach langer Zeit wieder einen Ausritt unternehmen wollen? Eine kleine Jagd? Nur wir zwei? Die frische Luft tut gut und wird dich ablenken für eine Weile.“ „Die Idee gefällt mir.“, lächelte Sigyn zu ihrem Vater auf. „Es ist solange her… ich denke ich muss sicher gehen, dass du dich immer noch auf einem Pferd halten kannst.“ „Papa… ich kann mich sehr gut noch im Sattel halten, besser als du denkst.“ Ein verdächtiges Geräusch ließ ihn sich umblicken, unmerklich zuckte Sigyn zusammen. Er hatte sich auf die Zunge gebissen. Hatte sein bestes getan, aber Loki konnte nicht anders als bei dem Kommentar zu prusten, egal wie hart und schmerzlich er sich auf die Zunge biss. Eine exzellente Reiterin war sie nämlich durchaus. Und überhaupt die ganze Situation, dass er sich unter ihrem Bett versteckte, sich versteckte vor ihrem Vater. Ein Odinson, ein Prinz Asgards… Dennoch versuchte er unbemerkt tiefer unters Bett zu kriechen als die Schuhe ihres Vaters näher kamen. „Versteckst du hier jemanden oder etwas?“ „Ähm… uhm, nein, Papa! Warum sollte ich? W-was überhaupt? Wen überhaupt? Das… das kam bestimmt von draußen!“ „Führ mich nicht an der Nase herum, Liebes… Ich hätte es gerne wenn du ehrlich mit mir bist.“ „Papa, wirklich, ich verstecke niemanden!“ Sie wandte sich seufzend ab als er auf die Knie ging und das Bett blickte. „…Guten Tag, königliche Majestät…“ „Guten… Tag…“ Ein misslungenes Lächeln lag auf Lokis Lippen und er versuchte so majestätisch wie nur möglich in seiner momentanen Situation zu wirken. „Hätte ich von eurem Besuch gewusst, hätte ich euch einen Schrank zur Verfügung gestellt… Unter einem Bett ist es wahrhaftig eurer Majestät nicht würdig.“ „Macht euch nur keine Umstände… es ist recht gemütlich hier drunter…“ „Es wäre mir dennoch lieber wenn ihr hervorkommen würdet. Zu Tisch lässt es sich wohl besser reden als unter einem Bett.“ „Da gebe ich euch Recht, Herr… Siegfriedson…“ „Belassen wir es bei Seyfried, mein Prinz.“ „Dann belassen wir es aber auch bei Loki.“ Kapitel 35: Kapitel 35 ---------------------- „Liebes, wir haben hohen Besuch.“ Die Gattin Seyfrieds, Sigrún, blickte von ihrer Stickarbeit auf, sah ihren Gatten fragend an. Sie hatten niemanden eingeladen, niemand hatte sich angekündigt, sie erwarteten gar keinen Besuch. Als sie jedoch sah wer ihrem Mann und ihrer Tochter folgte, sprang sie auf und ließ ihr Stickzeug fallen. „Königliche Hoheit!“ Sie wusste gar nicht was sie zuerst tun sollte. Knicksen, das personal anherrschen alles sofort herzurichten, dass es einem royalen Besuch gerecht wäre oder sich entschuldigen, dass dem nicht so war? „Loki genügt vollkommen, Milady.“, lächelte dieser sachte, übernahm es das Stickzeug aufzuheben und es Sigyns Mutter zu reichen. Es ist gewiss nur von Vorteil sich von seiner besten Seite zu zeigen. „Aber… wie… woher…?“ „Wir sollten Hilda anweisen öfter unter dem Bett unserer Tochter zu kehren. Ich fürchte sie fängt sonst an dort Prinzen zu sammeln.“ „Papa!“ Sigyn war es immer noch peinlich und das würde sich auch nie ändern. Sie hatte noch immer rote Wangen und würde auch immer wieder erröten wenn sie daran zurück dachte. „Es war recht geräumig und bequem muss ich gestehen.“ „Loki!“ Sigyn schlug ihm sanft auf den Arm. Wollten beide, dass sie vor Scham im Boden versank?! Ihre Mutter gab allen dreien einen fragenden Blick ehe Loki wieder seine Stimme erhob. „Milady, es ist nicht die Schuld Eurer lieblichen Tochter. Es ist meine Schuld. Ich habe mich verbotenerweise in das Zimmer Eurer liebreizenden Tochter geschlichen. Und wo ich jetzt Eure Bekanntschaft mache, kann ich sehen woher Sigyn ihr liebliches Antlitz hat.“ „Mit Worten umgehen kann Eure königliche Hoheit…“, sprach Sigrún, blickte Loki noch einmal skeptisch von Kopf bis Fuß an ehe sie ihn bat sich zu setzen. Sigyns Vater musste schmunzeln. „Der junge Prinz der unserer Tochter Herzschmerz bereitet beehrt uns also mit einem Besuch. Ich kann davon ausgehen, dass der Besuch inoffiziell ist wenn Ihr sagtet Ihr hättet Euch in ihre Zimmer geschlichen?“ „Ich kann Euch versichern, Milady, mein Herz blutet ebenso sehr wie das Eurer Tochter.“ „Oh bitte nicht… die Flecken bekommt man aus den Holzdielen nur ganz schlecht heraus…“ Er musste schmunzeln. Er hatte es sich wesentlich schlimmer vorgestellt. Aber das ihre Eltern so gelassen schienen… Es erleichterte ihn ein wenig. „Seit neustem verstecken sich also Prinzen unter Betten? Nun… unsere Tochter hatte noch nie Angst vor dem Monster unterm Bett… ich wusste es würde ihr irgendwann zum Verhängnis werden.“ „Mama...“, erklang es flehend von Sigyn. „Wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen, Liebes…“ Sigrún warf ihrer Tochter einen strengen Blick zu. Das würde noch ein Gespräch nach sich ziehen. „Ich möchte mich noch einmal entschuldigen.“, erhob Loki seine Stimme wieder. „Das… ist alles andere als manierlich.“ „Naja… immerhin lernen wir uns jetzt kennen.“, nickte ihr Vater, setzte sich ebenfalls. „Ich gehe davon aus, dass Ihr verbotenerweise hier seid?“ „Nun… ja… Es weiß niemand, dass ich hier bin.“ Es herrschte kurzes Schweigen bevor ihr Vater dieses durchbrach. „Aus Liebe zu meiner Tochter werde ich Euch hier nie gesehen haben sobald Ihr gegangen seid.“ „Danke.“, nickte Loki. Auch Sigyn dankte ihrem Vater schweigend mit einem erleichterten Seufzen. „Aber lasst es uns das nächste Mal wissen. Dann stellen wir Euch einen Schrank als Versteck zur Verfügung. Unter einem Bett ist es wahrlich unwürdig für einen Prinzen.“ Loki musste schmunzeln. Wenn das Thor wüsste… der würde ihm wahrscheinlich noch auf die Schulter klopfen. „Wenigstens bekommen wir jetzt denjenigen zu Gesicht der unserer Tochter das Herz gestohlen hat.“, sprach Sigrún. „Ich empfand es nur als gerecht nachdem sie das meine gestohlen hatte. Und ich möchte es auch gar nicht zurück haben.“ Er warf einen Blick zur Seite zu Sigyn, lächelte und ergriff ihre Hand. „Ich werde es auch nie mehr hergeben.“, lächelte Sigyn, drückte zärtlich seine Hand. „Was sagst du dazu, Liebes?“ Ihre Mutter seufzte, zuckte mit den Schultern. „Immerhin ein Odinson. Besser als wenn sie den Küchenjungen unter ihrem Bett versteckt hätte.“ „Mama!“ „Ja, ja, ich weiß… Du hattest schon immer hohe Ansprüche was das andere Geschlecht betraf…“ „Milady, ich habe nur ehrliche und aufrichtige Absichten Eurer Tochter gegenüber.“ „Davon bin ich überzeugt. Wenn ihr Euch heimlich zu ihr begebt, trotz eines Verbotes mit dem Risiko den Zorn des Allvaters, Eures Vaters, heraufzubeschwören… Aber wie soll es weitergehen? Es ist und bleibt Fakt, dass unserer Tochter es verboten ist, je wieder Gladsheim zu betreten und als königliche Majestät könnt Ihr nicht immer spurlos verschwinden. Prinzen die sich heimlich wegschleichen fallen für gewöhnlich auf.“ „Ich weiß, dass es kein Dauerzustand sein kann. Und es wäre Eurer Tochter auch nicht würdig. Aber… mehr als zu versuchen den Allvater dazu zu bringen sein Urteil zu überdenken kann niemand… Wir hätten es allen gesagt, wir wollten ehrlich sein. Mein Bruder, meine Mutter hatten bereits mit ihm geredet… es scheiterte nur an einem einzigen Tag… Es wäre alles problemlos verlaufen ansonsten…“ „Wann müsst ihr wieder im Palast sein?“ „Am frühen Abend.“ „Dann solltet ihr die Zeit genießen und nutzen solange ihr könnt…“, nickte ihr Vater beiden zu und entließ sie somit. So schnell konnte man gar nicht gucken wie Sigyn aufgesprungen war und Loki hinter sich herzog. Das alles war ihr schon peinlich genug und mit dem Wissen, dass eh noch ein intensives Gespräch mit ihren Eltern auf sie warten würde… Sigrún seufzte tief auf. „Das hat sie eindeutig von dir…“ „Männer unter ihrem Bett verstecken hat sie aber von dir…“, schmunzelte Seyfried. Sigrún schlug ihrem Mann sachte auf den Arm. „Das ist nicht witzig.“ „Nun, Prinz Loki unter dem Bett unserer Tochter vorzufinden hat schon irgendwie Witz.“ „Seyfried…“ „Ja, Liebes… ich weiß. Du wirst ein ernstes Wort mit ihr sprechen und ich werde mal mit ihm reden. Aber… sieh es so… Sie lieben sich… offensichtlich sehr stark sogar.“ „Wer sagt uns, dass es kein Spiel ist? Ein Odinson kann schließlich alle haben…“ „Sie ist verbannt. Und der Allvater hat ein Verbot ausgesprochen. Er riskiert viel indem er gerade hier ist. Er könnte aller Titel enthoben werden. Man riskiert nicht soviel für eine simple Liebelei.“ „Damit hast du wohl Recht….“, seufzte Sigyns Mutter. „Natürlich habe ich da.“ Erneut erntete der Herr des Hauses einen sanften Schlag auf seinen Arm von seiner Frau. Er musste ein Lachen unterdrücken. „Das ist eine ernste Angelegenheit. Das ist nicht zum lachen… ich bin viel zu jung um Großmutter zu werden…“ „Ist das dein einziges Problem?“, lachte er leise. Mit einem Schmunzeln antwortete sie: „Möchtest du mit Großvater angesprochen werden? Deine kleine Tochter, dein Prinzesschen als erwachsene Frau akzeptieren die ihre eigene Familie gründet?“ Ein kurzes Schweigen und ein Murren bestätigten ihren Verdacht. Sigrún seufzte erneut. „Wenn sogar die Königin und der Kronprinz und eigentlich jeder weiß… Das Urteil des Allvaters ist viel zu harsch. Man sieht doch wohin es führt… heimlich muss sich ein Prinz aus den Palast schleichen und sich in das Zimmer unserer Tochter stehlen…“ „Er hatte keine andere Wahl. Unsere Tochter war aus einem ganz bestimmten Grund in den Palast geladen worden… Sie haben es beide inter dem Rücken aller begonnen. Was hätte er sonst tun sollen? Hätte er es unbestraft gelassen, hätte es ein ganz schlechtes Licht auf alle beteiligten geworfen, es hätte unsere Tochter wie ein Wanderpokal aussehen lassen… Will der eine sie nicht, kriegt sie halt der andere…“ „Wann er das Urteil wohl aufheben wird?... Ob er es aufheben wird?“ „Ich hoffe bald… in aller Heimlichkeit ist auf Dauer keine Lösung für niemanden…“ Kapitel 36: Kapitel 36 ---------------------- „Loki benimmt sich merkwürdig in letzter Zeit.“ „Du hast es dir gerade selbst beantwortet… Loki.“ „Merkwürdiger als sonst.“, seufzte Fandral und rollte mit den Augen, stellte seinen Trinkbecher fort. „Dafür, dass er sich zwei Wochen lang eingesperrt hatte, wirkt er in letzter Zeit recht agil. Seit Wochen war er nicht mehr dabei wenn wir mit Thor losgezogen sind. Er war sonst immer dabei. Wenn Thor mit dabei war, war es auch Loki.“ „Ja… beinahe wie ein Schatten Thors.“ „Ist das nicht merkwürdig? Er war wirklich immer dabei und plötzlich… nichts. Das ist selbst für seine Verhältnisse merkwürdig.“ „Seit dem Vorfall ist er so… Vielleicht verzichtet er ja nur wegen einer bestimmten Person die unter uns ist?“ Alle drei der berühmt-berüchtigten Krieger wandten ihren Blick zu Sif. „Was?!“, empörte sich diese. „Ich habe euch schon hundert Mal erklärt, dass ich es nicht wissen konnte! Woher hätte ich wissen sollen, dass es praktisch jeder außer dem Allvater wusste?... Ich habe versucht mit zu entschuldigen aber blockt nur ab…“ „Verständlicherweise.“ „Du kannst froh sein, dass er dir nur die Nase gebrochen hatte…“ „Seid ihr jetzt auf seiner Seite?“ „Hast du wirklich nichts bemerkt?“ „Sie war oft in seiner Nähe…“ „Sie hat allerdings nie angewidert ausgesehen, oder? Im Gegenteil, hast du nie bemerkt wie ihre Augen ihn nahezu angehimmelt haben!“, amüsierte sich Fandral. „Ich habe nur bemerkt wie sie dich verabscheut hat.“, antwortete Sif trocken. Der Blonde grummelte, ergriff wieder seinen Trinkbecher und trank einen tiefen Schluck. „Dennoch… jeder Blinde hat sehen können, dass sie Herzen in den Augen hatte wenn sie ihn angesehen hat.“ „Ich habe es nicht wissen und ahnen können…“ „Abgesehen davon… die Präsenz von Sif hätte ihn gewiss nicht davon abgehalten. Er wäre eher noch mitgekommen allein der Provokation wegen.“ „Irgendetwas ist hier ganz faul…“, murmelte Fandral und sah aus als würde angestrengt nachdenken. In seinen Augen warf Lokis momentanes Verhalten nur Fragen auf und wenn er sich seltsamer als sonst üblich benahm, hatte es meist nichts Gutes zu bedeuten. Vor allem wenn sie mit Thor loszogen und er verzichtete darauf dabei zu sein. Irgendetwas ging da nicht mit rechten Dingen zu… „Du hast einen Weg gefunden sie zu sehen.“ „Mutter, ich habe keine Zeit um mich in Rätseln mit dir zu unterhalten.“ „Sigyn. Du hast einen Weg gefunden.“ Sobald Frigga ihren Namen ausgesprochen hatte, hielt Loki inne. Langsam wandte er sich seiner Mutter zu. Wusste sie etwas? Ahnte sie etwas? Von den heimlichen Besuchen? Dass er sich heimlich aus dem Palast schlich? Dass er es deswegen allabendlich mied an der Familientafel teilzunehmen? „Ich weiß nicht wovon du sprichst, Mutter.“ „Verkauf mich nicht für dumm, mein Sohn.“, sprach sie schroff. „Dein Verhalten ist anders. Du sagst immer du bist beschäftigt, ziehst dich verstärkt zurück und nimmst kaum noch an den Feiern und Essen teil.“ „Ich habe halt viel zu tun.“ „Totenstille herrscht in deinen Zimmern und die Fenster sind stockdunkel. Kein einziges Licht brennt in diesen.“ Er knirschte mit den Zähnen, ballte die Hände zu Fäusten und blickte kurz weg. Er hätte daran denken müssen. Viel zu spät ist es ihm jetzt aufgefallen. „Spionierst du mir etwa nach, Mutter?“ „Ich sorge mich um dich. Du widersetzt dich den Worten deines Vaters. Ahnst du war für Konsequenzen das haben kann?“ „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, alles ist wunderbar.“ „Siehst du sie?“ „Ich sehe viele Gesichter tagtäglich.“ „Niemand außer wir zwei sind hier. Keine Bedienstete die lauschen, niemand steht vor der Tür. Siehst du Sigyn?“ „Ich sehe sie stets vor meinem inneren Auge und in meinem Träumen.“ „Unterlass diese Wortspielerei, Loki! Siehst du sie trotz des Verbotes?“ Loki schwieg für mehrere Sekunden ehe er seiner Mutter antwortete. „Ja. Ich schleiche mich aus dem Palast und suche Sigyn bei ihr zu Hause auf.“ „Wie lange schon?“ „Vier Wochen.“ „Ihre Eltern?“ „Wissen es.“ „Loki! Du wirst ihre ganze Familie damit in den Abgrund reißen wenn dein Vater davon erfährt!“ „Das wird er aber nicht!“, zischte er. „Außer du erzählst es ihm.“ „Wofür hältst du mich? Ich verrate nicht mein eigenes Kind! Wenn du das von mir denken solltest, enttäuschst du mich.“ „Verzeih, Mutter.“ „Dein Vater sieht alles.“ „Nicht mich. Mich sieht er nicht. Er hat es ohnehin selten getan, aber…“ „Sprich nicht so von deinem Vater.“ „Wie soll ich denn sonst von ihm reden? Soll ich ein Dankesschreiben aufsetzen?“ „Lass den Sarkasmus.“ „Warum?... Ich wäre nicht dazu gezwungen alles in Heimlichkeit zu tun wenn er auch nur einmal seine Entscheidungen überdenken würde!“ „Loki… ich finde es auch zu harsch aber versuche doch ihn zu verstehen.“ „Was soll ich daran verstehen? Ich habe keinerlei Verständnis für ihn in dieser Angelegenheit! Warum ist es mir nicht vergönnt?! Thor kann sich jede nehmen die er will, sogar die billigste Küchenmagd! Vater hat es nie gekümmert, im Gegenteil, das hat ihn ja erst als Mann ausgezeichnet! Aber ich will nur diese eine Frau an meiner Seite! Nur sie! Und Vater verbietet es mir!“ Sie konnte die Wut und Verzweiflung in seinem Gesicht lesen, in seinen Augen in denen Tränen zu schimmern begannen. Und es gab ihr einen Stich ins Herz. „Was bleibt mir denn da noch anderes übrig außer sie in aller Heimlichkeit zu sehen, nur für ein paar Stunden bei ihr sein zu können?... Ich liebe sie, Mama…“ Er wirkte so hilflos und verzweifelt in diesem Moment und es tat ihr unendlich leid. „Dein Vater wird das sicher auch irgendwann so sehen.“ „Irgendwann?! Er wird nie etwas sehen! Er wird nie sein Urteil aufheben!“ „Das wird er schon noch, gib ihm etwas Zeit. Ich kann verstehen, dass du ungeduldig bist. Du bist jung und verliebt, aber…“ „Mama, ich bin nicht einfach nur ´jung und verliebt`, Sigyn ist keine kleine Verliebtheit von mir! Ich liebe diese Frau mit jeder Faser meines Seins, mit ihr möchte ich den Rest meines Lebens verbringen, die Ewigkeit!“ Er war schon immer emotional gewesen, sensibel, aber selbst sie hatte selten solch einen emotionalen Ausbruch von ihm gesehen und es tat ihr weh ihren Sohn so verzweifelt zu sehen. Er ging auf und ab, mit der Hand fuhr er sich über sein Gesicht, durch die Haare. Das Gesicht eine Maske aus Schmerz und Verzweiflung, die Augen tränennass. „Ich verspreche dir, es wird alles gut.“ „Ich bin kein Kind mehr, Mama… Du kannst nicht länger sagen und versprechen, dass alles gut werden würde… nur um mich zu beruhigen… Das funktioniert nicht mehr…“ „Dein Vater hat es nicht getan um dich bis in die Ewigkeit zu bestrafen. Du weißt, dass hinter allem was er tut noch viel mehr steckt als wie es scheint.“ „Soll das eine verdammte Prüfung sein? Dann ist das ein verdammt schlechter Scherz von ihm…“ Frigga schwieg für einige Momente, tat einen schweren Atemzug. Sie wusste selbst nicht einmal was ihren Gatten zu dem scharfen Urteil bewegt hatte. „Glaubst du denn, dass es eine gute Lösung ist? Dich heimlich fortzuschleichen? Sie heimlich zu sehen? Wie eine Mätresse?“ „Eine Mätresse kann man sich offiziell halten…“ „Loki…“ „Nein… es ist ihrer nicht würdig…und ich weiß das… aber was soll ich machen? Was sollen wir machen? Ich will nicht mehr ohne sie… ich halte es so nicht aus… Ich kann nicht tatenlos rumsitzen und nichts tun und darauf warten, dass Vater irgendwann Nachsicht hat. Ich will sie doch nur in meiner Nähe haben… ist das so schwer?“ Und sie wollte nichts anderes, als dass ihre Söhne glücklich waren… In diesem Moment fasste sie einen Entschluss. „Es wird gut. Ich verspreche es dir.“ „Mama…“ „Ich weiß…“, lächelte sie liebevoll und nachsichtig, trat auf ihren Sohn zu und legte eine Hand auf seinen Arm. „Aber dieses Mal kannst du mir glauben. Eine Mutter tut alles ihren Kindern Unglück zu ersparen.“ Kapitel 37: Kapitel 37 ---------------------- „Liebling? Mein Liebster? Mein allerliebster Schatz?“ Odin hatte nur eine vage Ahnung davon was ihn erwarten würde. Wenn seine Frau so schon begann, dann wollte sie irgendetwas von ihm und würde auch nicht nachgeben bis sie es hatte. Er seufzte leise, schloss seine Augen und tat einen tiefen Atemzug ehe er seine Stimme erhob. „Ja, meine liebste Gattin?“ „Ich habe eine Frage… viel eher eine Bitte.“ „Und die lautet?“ Der Allvater faltete seine Hände ineinander und blickte zu seiner Gattin hinüber. „Ich möchte eine neue Hofdame. Ich brauche eine neue Hofdame.“ „Du hast genug Hofdamen, meine Liebe. Eine ganze Heerschar hast du.“ „Die langweilen mich aber.“ Sie kuschelte sich an ihn, legte einen Arm um ihn und setzte ein Schmollen auf. Sie wusste, dass er ihrem Schmollmund hilflos ausgeliefert war. Jedes einzelne Mal. „Ich brauche etwas frisches, eine junge und aufgeweckte Dame.“ Er seufzte als er den Schmollmund seiner Frau sah. „Damit du dich selber jung fühlen kannst weil du endlich realisierst, dass unsere Söhne keine Kinder mehr sind, sondern erwachsene Männer?“ Sie knuffte ihm sanft in die Seite, schmollte jetzt erst recht. „Sie werden immer meine Babys sein. Meine kleinen Buben…“ „Eine Mutter hört auch nie auf Mutter zu sein.“, lächelte der Allvater sanft und liebevoll. „Lenk jetzt nicht vom Thema ab.“ Er hatte es ja zumindest versuchen können. „Was sagst du also?“ „Ist das wirklich nötig?“ „Ja, ist es.“ Was fragte er eigentlich noch… „Also? Bitte…“ Er seufzte erneut. Es war ohnehin zwecklos wenn er versuchen würde seiner Frau zu widersprechen. „Na gut. Dann nimm dir eine neue Hofdame wenn du so sehr eine brauchst.“ Frigga gab ihrem Gatten einen Kuss auf die Wange. „Jede die ich will?“ „Jede die du willst.“ „Versprochen? Keine Einschränkungen? Ich kann mir aussuchen wen ich will?“ „Wen du willst, versprochen. Ich schreibe dir da nichts vor, du musst dich schließlich mit deinen Hofdamen rumplagen, nicht ich.“ Überschwänglich küsste sie ihren Mann erneut. „Und du bist dir wirklich sicher, dass du in der Not einer Hofdame bist?“ „Ja, bin ich. Alle anderen sind mit langweilig geworden. Sie wollen immer nur sticken oder Tee trinken. Sehe ich aus als würde ich sticken?“ „Zumindest keine Blumen.“, schmunzelte der Allvater. „Ich habe gar nicht die Zeit dazu. Lieber spiele ich mit Loki den ganzen Tag Schach auch wenn er immer gewinnt als mit dem Sticken anzufangen. Sie soll belesen sein, gute Manieren besitzen, aufgeweckt sein und vor allem tugendhaft sein damit sie von Thor und seinen Freunden verschont bleibt.“ „Zum Glück ist es nicht meine Aufgabe dir eine zu suchen.“ „Zum Glück. Sonst wären meine Hofdamen genauso langweilig wie deine Berater, die verstehen allesamt keinen Spaß. Allesamt Langweiler.“ „Es sind auch keine Spaßmacher, sondern Berater, Liebes.“ „Und deshalb habe ich Hofdamen und keine Berater.“ „Geht es dir wirklich gut?“ „Zum millionsten Male, ja.“ Loki seufzte genervt auf, unterbrach kurz sein tun mit den ordnen seiner Tränke und wandte sich halb zu seinem Bruder um. Es machte ihm nichts aus, dass Thor zu ihm gekommen war, sich ohne zu fragen in seinem Arbeitszimmer niedergelassen hatte und ihn nun bei seinem Tun beobachtete. Aber dieses ständige fragen ob es ihm wirklich gut ginge… „Ich kann verstehen wenn die Sache mit Sigyn dir immer noch zu schaffen macht.“ „Thor! Es ist alles in Ordnung! Verstanden?“ Mit einem weiteren seufzen wandte er sich den vielen Fläschchen auf den Regalen wieder zu. „Ich frage ja nur. Du bist abends immer seltener dabei. Du kommst auf Ausflüge nicht mehr mit. Selbst auf die Jagd kommst du nicht mit.“ „Hast du nach all den Jahren immer noch nicht bemerkt, dass ich nicht gerade der gesellige Typ bin und dem verschwenderischen Unsinn nicht wirklich viel abgewinnen kann?“ „Es war aber noch nie so extrem. Du kannst mir alles anvertrauen, dass weißt du? Ich werde schweigen, versprochen.“ „Dir Klatschweib soll ich Geheimnisse anvertrauen?“ Der Blonde schmunzelte und rollte mit den Augen. „Du bist mein Bruder. Natürlich werde ich schweigen wenn du mir etwas anvertraust. Ich kann doch sehen, dass nicht alles in Ordnung ist. Die ersten zwei Wochen bist du nicht einmal aus deinem Bett gekommen. Dann hast du dich für alles herausgeredet mit du hättest wahnsinnig viel zu tun, würdest ununterbrochen arbeiten.“ „Das habe ich auch jetzt noch wie du siehst.“ „Und bleibst deswegen allem fern und schließt dich in deinem Zimmer ein.“ „Damit ich in Ruhe arbeiten kann.“ „Und deshalb gehst du früh zu Bett?“ „Wieso… nein. Ich arbeite bis spät in die Nacht.“ Ein wenig verwirrt war Loki ob der Frage seines Bruders. Wieso sollte er früh zu Bett gehen? „In völliger Dunkelheit? Sein ehrlich Bruder, deine Zimmer sind stockdunkel wenn du angeblich ´arbeitest`.“ Loki biss sich auf die Zunge und schluckte einen Fluch hinunter, hielt inne mit seinem Tun. Er hätte wirklich daran denken sollen zumindest einige Lichter brennen zu lassen. Es war unachtsam und dumm gewesen von ihm. Wenn es sogar Thor aufgefallen war, wen außer seiner Mutter mag es dann noch aufgefallen sein? Er konnte nur hoffen, dass die Nornen ihm gnädig waren und niemand sonst irgendetwas bemerkt hätte. „Nun?“, fragte Thor nach. Sie waren Brüder, sind zusammen aufgewachsen, selbstverständlich bemerkte er wenn sich sein Bruder im Verhalten verändert hatte. Wo er noch zu Tode betrübt gewesen ist vor wenigen Wochen, schien er sich schnell gefangen zu haben und alle Trübseligkeit und Traurigkeit schien wie weggeblasen zu sein mit einem Mal. Irgendetwas musste dahinter stecken. „Irgendetwas ist doch Bruder.“ Loki schwieg für mehrere Momente. Solle er es ihm wirklich erzählen? Sollte er sich nebst seiner Mutter auch seinem Bruder anvertrauen? „Egal was es ist, du kannst es mir sagen.“ „Du tratschst zuweilen mehr als die Waschweiber…“ Thor lächelte. „Du kannst mir vertrauen. Ich kann auch etwas für mich behalten. Und ich tratsche nicht soviel wie Fandral. Ich glaube nicht, dass es dir schlagartig so gut geht weil du Sigyn vergessen hast. Dafür bedeutet sie dir zuviel.“ „Und was sagt dir das?“ „Du hättest sie sofort vor den Augen Vaters geehelicht wenn es etwas geändert hätte. Du hättest sofort Var kommen lassen um eure Liebe zu besiegeln und einen Vertrag für die Ehe aufzusetzen. Weder Vater, auch du nicht, niemand ist dazu in der Lage diesen Bund je wieder zu brechen und du wärst ihn ohne nachdenken eingegangen.“ Loki seufzte leise, fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Es hat also irgendetwas mit ihr zu tun?“ Loki zögerte noch einen Moment ehe er seinem Bruder antwortete. „Ja, es hat etwas mit ihr zu tun.“ „Damit, dass deine Zimmer stockdunkel sind wenn du arbeitest? Damit, dass du nicht mehr an den Feierlichkeiten und Essen abends teilnimmst?“ „Ja, damit hat Sigyn zu tun.“ „Bist du dann abends überhaupt noch im Palast?“, fragte der Blonde nach kurzem Schweigen. Loki seufzte schwer und senkte den Blick. „Nein.“, sprach er leise, fast wispernd. „Wenn ihr alle abends an der Tafel sitzt… bin ich schon lange nicht mehr hier.“ Sein Bruder nickte langsam und erhob sich dann, trat auf seinen kleinen Bruder zu. Er legte eine Hand auf seine Schulter, drückte diese sachte. „Richte ihr meine besten Grüße aus.“, lächelte Thor sachte, klopfte ihm auf die Schulter und verließ die Zimmer seines Bruders. Loki sah seinem älteren Bruder nach als dieser ging. Er konnte froh sein, wenn es wirklich sonst niemanden auffiel. Er sollte in Zukunft daran denken Lichter brennen zu lassen. Und vielleicht auch ab und an abends noch an der Familientafel teilnehmen. Ein Wunder, dass sein Vater noch nicht auf ihn zugekommen war deswegen. Obwohl… irgendwie war es bezeichnend, dachte er sich. Seiner Mutter, seinem Bruder fiel es auf… Nur seinem Vater nicht. Kapitel 38: Kapitel 38 ---------------------- Sie schaute starr aus dem Fenster der Kutsche während der gesamten Fahrt. Es war das erste Mal, dass sie in einer Kutsche fuhr. Sie mochte es nicht. Selbst zu reiten, da musste sie sich konzentrieren im Sattel zu bleiben, auf den Weg, das Pferd. Sie hatte dann eine Aufgabe, eine Beschäftigung, ihr Kopf war beschäftigt. Aber bloß in einer Kutsche zu sitzen, nichts zu tun… Es gab ihr viel zu viel Zeit zum nachdenken. Nachdenken über sich und Loki, die momentane Situation, dass sie von der Königin selbst in den Palast als Hofdame bestellt wurde… ob das alles eine Zukunft hatte…Was würde mit ihren Eltern geschehen, sollte Odin sie wieder im Palast entdecken? Würde sie je ihr glückliches Ende mit Loki finden? Wären sie doch gezwungen nach Midgard zu fliehen? Sie mochte es nicht mit der Kutsche zu reisen. „Es sollte mich nicht wundern.“ Ausnahmsweise war sie Hilda dankbar, dass diese sie aus den Gedanken riss. „Ihr wart die ganze Zeit im Palast stets sehr oft in der Nähe von Prinz Loki anzutreffen. All die Spaziergänge in den Gärten, all die vielen Stunden in der Bibliothek…“ „Das fällt dir aber früh auf… Was hat dich darauf gebracht? Als du ihn erst in meinen Zimmern gefunden hast?“ „Seit Monaten, Herrin… Ihr habt augenblicklich gelächelt sobald Ihr ihn gesehen habt. Eure Augen haben dann angefangen einen ganz bestimmten Glanz zu bekommen wenn Ihr euch bei ihm aufgehalten habt, soweit ich das sehen konnte. Ihr wart anders… gut gelaunt… ausgeglichener… als wäret Ihr aufgeblüht… glücklich…“ Sigyn seufzte leise, wandte ihren Blick wieder aus dem Fenster. War es so offensichtlich gewesen? Hat man es ihr wirklich so sehr angesehen? So sehr, dass es sogar Hilda aufgefallen war? „Ihr habt nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass Ihr nicht angetan vom Kronprinzen wart. Im Gegenteil… Aber ausgerechnet Prinz Loki…“, seufzte Hilda. „Ich habe Euch aufwachsen gesehen. Habe zugesehen wie Ihr euch entwickelt habt. Ihr ward… nicht anders aber… besonders. Außergewöhnlich. Die meisten Generalstöchter habt Ihr stets als hohl und flach bezeichnet. Ihr habt nie Freundschaften mit diesen gepflegt. Solange ich mich erinnern kann, habt Ihr eure Zeit lieber in der Bibliothek eures Vaters verbracht. Es hätte mir von Anfang an klar sein müssen, dass es Prinz Loki wäre und nicht Prinz Thor.“ „Und das nur weil ich lieber gelesen habe?“ „Weil er anders ist… Ihr habt euch nie mit dem beschäftigt was normal ist und was sich gehört für eine junge Dame eures Standes. Ihr könnt nicht einmal sticken.“ Sigyn musste sachte schmunzeln. Sie hatte sich auch immer geweigert es wirklich zu lernen… Und sollte sie sich doch einmal daran versuchen, hat sie mit Absicht die Fäden und Tücher ruiniert und in die Finger gestochen damit die Blutstropfen die weißen Tücher ruinieren würden… „Und Ihr habt immer davon gesprochen, dass Ihr nie einen Kriegen wollen würdet, dass ein Krieger euch zu Tode langweilen würde. Viel Auswahl bleibt da einem hier nicht.“ „Noch genug Auswahl für mich.“ „Eure Auswahl besteht aus Magiern mit königlichem Blut… die Auswahl ist mehr als gering hier, Herrin.“ Erneut musste Sigyn schmunzeln. „Es freut mich dich hier wieder begrüßen zu können.“ Frigga nahm Sigyn in ihre Arme, drückte sie an sich. „Warum tut ihr das?... Wenn der Allvater mich hier sieht…“ „Das werden wir zu verhindern wissen, solange bis er sich in dieser Sache beruhigt und es sich überlegt hat. Und ich tue das, weil ich keines meiner Kinder je unglücklich sehen könnte.“, lächelte die Königin. „Und wenn es bedeutet, dass ich für das Glück meiner Kinder ein paar Tricks anwenden muss, dann werde ich das tun. Mein Mann wird nicht bemerken, dass du hier bist. Natürlich nur wenn du nicht an den Festlichkeiten und den Essen teilnimmst. Halte dich immer ganz hinten auf, in den letzten Reihen, hinter allen anderen Hofdamen. Senke deinen Blick, verzichte am besten darauf auffällige Farben zu tragen. Vielleicht solltest du auch deine Haare öfter offen tragen. Wenn du dich unauffällig verhältst wird er nichts bemerken. Er hat noch nie meinen Hofdamen Aufmerksamkeit geschenkt, da wird er jetzt auch nicht damit anfangen. Lieber ihr seid hier zusammen, als dass sich Loki aus dem Palast schleichen muss, sein Verhalten wird langsam auffällig. Mit dir hier ist diese Gefahr nun gebannt.“ Sigyn schluckte schwer. Sie wollte nicht daran schuld sein, dass Loki Probleme bekommen könnte weil er unbedacht handelte wegen ihr. „Es wird alles gut werden.“, lächelte Frigga, ließ ihre Hände auf Sigyns Oberarmen ruhen. „Es muss nur ein wenig Zeit vergehen und selbst der Allvater wird dann keinen Groll mehr hegen und eurer Verbindung ganz offiziell zustimmen.“ Sigyn hatte da immer noch ihre Zweifel. Ihre Sympathie würde der Allvater nimmermehr gewinnen. Dafür war seine Reaktion, sein Urteil zu harsch und überzogen, unverständlich gewesen. Wie man seinem eigenen Kind soviel Leid und Unglück bescheren konnte, war ihr unverständlich. „Es ist gewiss nur eine Frage der Zeit. Bald hat der Allvater es vergessen und alles wird gut.“ „Ich danke euch.“, sprach Sigyn ehrlich. „Ach was… ich kann einfach nicht sehen wie mein kleiner Junge unglücklich ist. Und ich muss dir danken.“ Erneut schloss Frigga die junge Frau in ihre Arme. „Du tust ihm so gut… du machst ihn so glücklich.“ „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“, lächelte Sigyn. „Dann sollten wir uns nicht länger mit reden aufhalten. Komm, mein Sohn weiß noch gar nichts von der Überraschung die ich für ihn habe.“ Mit Sigyn an ihrem Arm begab sich Frigga dann durch kleine Korridore, damit in den großen Gängen niemand auf sie traf und entdeckte, zu den Zimmern Lokis. „Es gibt einen Dienstbotengang der von deinen Zimmern zu seinen führt. Er ist nicht direkt, ein wenig verzweigt, aber dennoch leicht zu merken. Und vor allem müsst ihr damit dann nicht durch die Gänge schleichen.“ Sigyn musste schmunzeln und war doch ein wenig überrascht, da Frigga wirklich an alles gedacht hatte, sogar die Zimmerwahl mit bedacht gewählt hatte. Alles war genau durchgeplant. Ausgefuchst durch und durch, da musste sie Loki recht geben. Frigga hielt Sigyn bei sich und in dem Korridor der Prinzen angekommen, achtete sie darauf, dass dieser leer war ehe sie mit der jungen Frau die Tür zu den Gemächern ihres jüngsten Sohnes ansteuerte. Sie klopfte an die goldene Tür, wollte diese anschließend öffnen, aber es war abgeschlossen. „Ich bin beschäftigt!“, erklang die gedämpfte Stimme Lokis. „Für deine Mutter wirst du doch gewiss Zeit haben, oder?“ Es war kurz still ehe ein Klicken verriet, dass die Tür nun offen war. Frigga stieß diese auf und huschte in das Innere mit Sigyn, schloss die Tür hinter sich. „Ich habe wirklich keine Zeit, Mutter, ich bin beschäftigt. Wenn du mir wieder einen Vortrag darüber halten willst wie unvorsichtig ich geworden bin, musst du mir diesen später halten.“ Loki stand mit dem Rücken zu ihnen, hatte gar nicht gesehen wer noch nebst seiner Mutter das Zimmer betreten hatte. Er wusste nicht einmal, wen seine Mutter in den Palast hat bringen lassen, welche Idee sie in die Tat umgesetzt hatte. „Nun, ich glaube für die Überraschung die ich dir mitgebracht habe wirst du wohlwollen und mit voller Freude deine Arbeit nur zu gerne ruhen lassen.“ Sie ging auf ihren Sohn zu, hielt ihn an den Schultern fest, damit er sich nicht umdrehte. „Schließe deine Augen.“ „Mutter…“, seufzte er genervt. „Augen zu, mein Sohn, sonst ist die Überraschung hinfällig.“ Erneut seufzte er, tat aber was seine Mutter verlangte und schloss seine Augen, bemerkte wie sie ihn herumdrehte. „Nicht gucken, nicht schummeln.“ „Was soll das, Mutter…“ „Nicht schummeln.“ Er seufzte auf. „Ja, Mutter… versprochen… ich werde nicht schummeln…“ An den Schultern führte sie ihn einige Schritte, stoppte ihn dann wieder ruckartig indem sie ihn weiterhin an den Schultern festhielt. Was auch immer das Kinderspiel sein sollte… Frigga ließ von ihrem Sohn ab, hatte Sigyn näher gezogen und schob sie direkt vor Loki, trat dann einen Schritt zurück. „Jetzt darfst du die Augen aufmachen.“, grinste sie. Er öffnete seine Augen und wirkte augenblicklich wie erstarrt. Träumte er? War das wahr? „S-Sigyn…?“ Er streckte seine Hand aus, berührte sachte ihren Arm, als müsse er sichergehen, dass sie kein Traum war, dass sie wirklich vor ihm stand. Dann zog er sie plötzlich näher, drückte sie an sich. So fest als wolle er sie nie wieder loslassen. „Was tust du hier?“ „Deine Mutter…“, lächelte Sigyn lediglich und diese wirkte voll und ganz zufrieden. „Offiziell ist Sigyn nicht hier.“, erhob Frigga ihre Stimme als Loki sie fragend ansah. „Ganz offiziell habe ich lediglich eine neue Hofdame bekommen.“ „Hofdame?“ Er ließ seinen Blick zwischen seiner Mutter und Sigyn hin und her wandern. „Bevor du dich jeden Abend hinaus schleichst, ist es besser wenn ihr hier zusammen seid. Und wenn ihr euch unauffällig verhaltet, kann auch nichts schief gehen. Du erreichst ihre Zimmer durch den Dienstbotengang.“, lächelte sie. „Aber… Mama… wenn…“ „Nichts aber und nichts wenn. Ihr müsst euch nur unauffällig verhalten und nichts kann schief gehen. Du solltest dennoch abends bei den Essen teilnehmen. Sonst wird es selbst deinem Vater irgendwann auffallen.“ „Aber wenn Vater dahinter kommt…“ „Loki…“ Frigga seufzte leise, trat mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen näher, legte ihre Hände auf seine Schultern. „Du bist mein Kind. Eine Mutter tut alles dafür, dass ihre Kinder glücklich sind. Ich kann dich nicht traurig sehen. Du liebst diese junge Frau, ich kann es in deinen Augen sehen. Und daher habe ich deinem Vater überreden können, dass ich eine neue Hofdame benötige. Er hat mir keinerlei Einschränkungen gegeben. Wen. Ich. Will.“, lächelte sie. „Selbst wenn er dahinter kommt… wirklich viel wird er nicht ausrichten können. Und jetzt lächle wieder und genieße die Stunden bis zum Abend.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange, lächelte Sigyn zu bevor sie die Zimmer ihres Sohnes verließ. Loki drückte Sigyn wieder fest an sich. „Du wirst wirklich hier bleiben?...“ „Solange wie es mir möglich ist…“ Er konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich bei ihm war. Dass sie wieder bei ihm war, hier im Palast. Ihm fiel eine Last von den Schultern, dass er nicht mehr sich heimlich hinfort schleichen muss, die Angst, dass es auffällig geworden war, dass es jemand bemerken könnte. Er würde sie nie wieder los lassen, nie wieder würde er sie gehen lassen. Er schloss seine Augen, sog tief den Duft ihrer Haare ein… Sein Herz fühlte sich in diesem Moment unheimlich leicht an. „Ich lasse dich nie mehr gehen…“ Sigyn drückte sich fester an ihn, die Hände ruhten auf seinem Rücken. „Solange wir den Ratschlag deiner Mutter befolgen, werde ich auch nicht mehr gehen müssen…“ „Wie soll ich denn noch bei den Mahlzeiten und Feierlichkeiten anwesend sein wenn ich dich hier wieder habe…?“ Sie musste leise lachen. „Du solltest gehen… Du hast immer noch die Gewissheit, dass ich dann hier auf dich warten werde.“ „Jeden Abend?“ Sie blickte zu ihm auf, lächelte. „Jeden Abend. Und jeden Morgen und auch den gesamten Tag über.“ „So wie ich es am liebsten habe…“ Lächelnd strich er ihr über die Wange, beugte sich dann hinab und drückte seine Lippen auf ihre. Sie seufzte in den Kuss hinein. In diesem Moment öffnete sich erneut die Tür. Beide traten sofort auseinander, aber es gab keinen Grund beunruhigt zu sein. Es war lediglich die Königin. „Ich hoffe ihr denkt trotzdem daran acht zu geben wenn ihr intim seid.“ „Mama!“ „Ich sage es ja nur, ich hätte zwar gerne Enkelkinder aber solange ihr noch nicht offiziell…“ „Mama! Raus!“ „Ich ermahne euch nur daran zu denken, dass…“ „Mama!“ Loki trat auf seine Mutter zu und schob sie sanft aus der Tür hinaus, schloss diese. Mit einem schweren Seufzen, schloss er seine Augen, lehnte seine Stirn an die Tür. Er konnte hören wie Sigyn leise kicherte. „Das ist nicht lustig… das ist peinlich…“ Er hörte wie sie näher trat, spürte wie sie ihre Hände auf seine Schultern legte. „Um ehrlich zu sein, sie hat ja recht irgendwie…“ „Das ist ja das schlimme daran…“ Kapitel 39: Kapitel 39 ---------------------- So wie die Königin es empfohlen hatte, verzichtete Sigyn darauf ihre liebsten Farben zu tragen. Stattdessen trug sie nun Creme-, Perlen- und helle, goldige Farben. Damit wurde sie so unauffällig in der Gefolgschaft der Königin, dass sie beinahe schon mit den Wänden verschmelzen des Palastes verschmelzen konnte. Sie lief auch stets ganz hinten wenn die Königin von ihren Hofdamen begleitet wurde. So wie auch in diesem Moment. Sigyn lief ganz hinten von der Eskorte die lediglich aus drei weiteren Hofdamen bestand. Sie wusste allerdings, dass bei hochoffiziellen Anlässen es auch bis zu zehnmal so viele sein konnten. Die Haare trug sie offen, nur diese welche ihr ins Gesicht fielen waren in zwei Strähnen geflochten und nach hinten gesteckt. Den Blick hielt sie gesenkt, versuchte stets alle Ratschläge ihrer Majestät so gut wie möglich zu befolgen. Sie hielt sich meistens nur in ihren Zimmern oder in denen von Loki auf. Bei der Königin hielt sie sich nur auf wenn ganz sicher der Allvater beschäftigt war und nicht plötzlich seine Gattin aufsuchen würde. In der Bibliothek war sie nur noch mit Loki, die wunderschönen Gärten suchte sie nur in der Begleitung der Königin und einigen anderen Hofdamen auf, wenn Sigyns Anwesenheit nicht auffiel. Es war anstrengend immer auf alles achten zu müssen, immer nur den Dienstbotengang zu nutzen wenn sie zu Loki wollte. Sich nicht mehr frei bewegen zu können, irgendwie… gefangen zu sein… Aber dafür war sie wieder bei Loki. Dafür nahm sie alles in Kauf und sie wusste, dass er es ebenso für sie tun würde, schon getan hat indem er sie verbotenerweise aufgesucht hatte. Sie liefen den Korridor hinunter, passierten wenige Bedienstete welche sich tief verbeugten bei ihrer Majestät, einige Lords und Ladies die stehen blieben, die Königin respektvoll grüßten, die Köpfe neigten. Wirklich niemand bemerkte, dass eine ehemalige Brautkandidatin für den Kronprinzen die Königin begleitete. Niemand erkannte Sigyn. Es erleichterte sie, dass der Plan so gut zu funktionieren schien. „Majestät, Ihr seht so wunderschön wie der junge Morgen aus und strahlt heller als die Sonne!“ Sigyn hob den Blick, die Stimme kam ihr bekannt vor. „Guten Morgen, Sir Fandral. Bei den Komplimenten kann ich davon ausgehen, dass es Euch bestens ergeht?“, schmunzelte Frigga. „Bei Eurem Anblick, kann es einem nur bestens ergehen, Majestät!“ Die Königin schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Führt meinen Sohn nur nicht in Versuchung, Sir Fandral.“ „Das würde ich nicht einmal im Traum, Majestät.“ Der Krieger grinste und verbeugte sich tief. Sigyn versuchte sich abzuwenden, ihr Gesicht wegzudrehen, zu verstecken hinter einem Ärmel ihres Kleides, aber es war zu spät. Als Fandral sich aufrichtete, konnte er einen Blick auf sie erhaschen. Er erstarrte förmlich, blinzelte mehrmals… hatte er richtig gesehen? War das…? Das konnte nicht sein. Sie war verbannt aus dem Palast. Oder doch nicht? Hatte er wirklich richtig gesehen? Oder haben ihm seine Sinne doch nur einen Streich gespielt? Er sah ihnen verblüfft nach und es dauerte einige Sekunden ehe er sich aus der Starre gelöst hatte. Sigyn war für einen kurzen Moment das Herz stehen geblieben und sie atmete erleichtert auf als sie in einen anderen Korridor einbogen. Sie glaubte schnell genug gewesen zu sein, dass er sie hatte nicht sehen und erkennen können. Es wäre eine Katastrophe wenn er sie erkannt hätte, wenn er sie gesehen hätte. Sie wusste noch, dass Fandral viel und gerne redete und die berühmt berüchtigten Krieger keine Geheimnisse untereinander hatten. Sie vertraute darauf schnell genug gewesen zu sein. Andernfalls würde es in einem Desaster enden wenn er sie erkannt und es den anderen erzählen würde. Vielleicht würden sie schweigen aufgrund von Thor… Sie würden es als erstes Thor erzählen und dieser würde sie um Verschwiegenheit bitten… aber sie vertraute nicht Sif. Wenn Sif es mitbekommen würde… würde sie es unumwunden Odin erzählen. Sie hat es schon einmal getan, warum sollte sie es also nicht auch ein zweites Mal tun? Alleine um Loki zu schaden würde sie es tun… so wie beim andern Mal ebenfalls… Davon ging Sigyn zumindest aus. „Geht es Euch gut, Lady Lenja? Ihr seht so blass aus.“ Sigyn schreckte aus ihren Gedanken. Für alle anderen trug sie im Moment als Hofdame den Namen Lenja. „Ja-ja.“, nickte sie, wirkte noch ein wenig wie betäubt. „Mir geht es. Ich… ich war nur in Gedanken.“, lächelte sie der Hofdame zu. „Es ist alles so beeindruckend hier.“ „Ich verstehe.“, lächelte die Blondine. „Der Palast und vor allem in der Gefolgschaft ihrer Majestät zu sein, kann durchaus sehr beeindruckend sein. Aber glaubt mir, Ihr werdet euch schnell daran gewöhnen. Bald ist es nicht mehr so imposant wie zu beginn, es wird alltäglich.“ „Du siehst aus als hast du einen Geist gesehen.“ „Vielleicht hat ihm nur eine Frau eine Abfuhr erteilt?“ Der Blonde gab einen Abfälligen Laut von sich bei der Bemerkung Sif´s. „Ob du es glauben magst oder nicht aber mein Leben besteht auch noch aus weitaus mehr als nur Frauen… Nein, ich habe keinen Geist gesehen… zumindest glaube ich das…“ „Was ist dann passiert?“ Fandral warf einen Blick zu Sif. „Nichts… es ist nichts passiert…“ Er setzte sich, streckte die Beine aus. Sif warf ihm einen skeptischen und fragend Blick zu… zuckte dann allerdings mit den Schultern und beließ es dabei. Vielleicht sollte er auch erst Thor fragen seit wann es Sigyn wieder erlaubt war in den Palast zu kommen und vor allem seit wann sie sich unter den Hofdamen seiner Mutter aufhält. Aber… nein, das konnte keine Täuschung gewesen sein. Er hatte Sigyn eindeutig erkannt. Dafür war sie zu lange hier gewesen, hatte sie zu oft gesehen um das Gesicht nicht zu erkennen. Er war kurz irritiert gewesen ob der offenen Haare… Aber das Gesicht, die Augen… Es war ganz sicher Sigyn gewesen. Es war abends, Loki befand sich noch bei dem alltäglichen Abendmahl als sich Sigyn durch den Dienstbotengang in seine Zimmer begab. Zusammen mit seiner Mutter hatte sie ihn dazu überreden können doch wieder etwas verstärkter an dem sozialen Leben im Palast teilzunehmen. Odin war vielleicht viel beschäftigt und sein Fokus liege nicht darauf ausfindig zu machen ob sich Sigyn verbotenerweise im Palast aufhielt… aber selbst ihm würde Lokis Verhalten auf Dauer verdächtig vorkommen. Sobald Sigyn in seinen Zimmer war, schloss sie die Tür hinter sich. Sie löschte die Kerze und mit einer Drehung der Hand hatte sie das Licht in seinen Zimmer entfacht. Sogleich ging sie sicher, dass alle Vorhänge an den Fenstern fest zugezogen waren. So würde es nicht sofort auffallen, dass dort Licht brannte obwohl er nicht da war. Hilda währenddessen sorgte dafür, dass deutlich Licht in den Fenstern ihrer Zimmer brannte um vorzutäuschen Sigyn würde sich in diesen aufhalten. Sigyn wandte sich seinem Arbeitstisch zu. Es würde ohnehin noch ein wenig dauern ehe er sich von der Abendgesellschaft lossagen und sich zurückziehen würde. Die Königin würde schon darauf achten, dass er nicht allzu früh ging. Sie ließ ihren Blick über den Tisch schweifen, über die vielen Fläschchen und Phiolen, die aufgeschlagenen Bücher und vielen Papiere. Er hatte ihr erzählt, dass er, bevor er begann sie bei ihren Eltern aufzusuchen, intensiv daran gearbeitet hatte seine bloße Präsenz zu verschleiern. Nicht einmal sein Vater würde ihn so sehen können, nicht einmal die Raben seines Vaters würden ihn so ausfindig machen können. Dass er sie hatte so lange und oft aufsuchen können war Beweis genug für sie, dass es funktionierte. Woran er allerdings momentan arbeitete, hatte er ihr bisher noch nicht verraten. Sie wusste jedoch noch, dass er ohnehin stets nach einer anderen Möglichkeit zum reisen suchte als mit dem Bifröst. Aber seit sie wieder da war, war er auch stark darauf fokussiert ihre eigenen Fähigkeiten zu bessern und zu steigern. Neugierig und interessiert ließ sie ihren Blick über seinen Arbeitstisch schweifen. Eines der Fläschchen nahm sie in ihre Hände, besah sich die hellgrüne Flüssigkeit genauer an bevor sie es wieder zurückstellte an den richtigen Platz. Sie musste schmunzeln wenn sie daran dachte wie penibel er war wenn es um seine Arbeiten und Utensilien ging. Ein aufgeschlagenes Buch ließ sie ganz besonders aufmerksam werden. Viel eher die aufgeschlagene Seite, die Symbole und Zeichen welche darauf zu sehen waren. Sachte nahm sie das Buch in ihre Hände, las den Text welcher sich unter den Bildern befand. Interessiert blätterte sie weiter, setzte sich bald. Was sie las ließ sie stutzig werden und manches was sie las gefiel ihr ganz und gar nicht. Das erforschen dunkler Energie. Das bündeln von dunkler Magie, das handhaben von dunkler Magie. Sie hoffte, dass er kein größeres Interesse in diesen Dingen hatte, denn dunkle Magie nahm nie ein gutes Ende. Sie hoffte er würde das Buch nicht deswegen nutzen. Sie schrak ein wenig zusammen und blickte auf als sie jemanden vor der Tür hörte. Nicht wissend ob es auch wirklich Loki war, löschte sie schnell alles Licht, legte das Buch wieder auf seinen Arbeitstisch und kauerte sich unter diesen zusammen. Selbst dem dümmsten Knecht würde es ansonsten auffallen und merkwürdig vorkommen eine Hofdame in den privaten Zimmern eines Prinzen vorzufinden. Sie konnte hören wie die Tür geöffnet wurde, die Lichter wurden wieder entfacht, die Tür wurde wieder geschlossen. Sie seufzte erleichtert auf als sie Lokis Schritte erkannte und dann seine Stiefel in ihr Blickfeld traten. „Sigyn…“, sprach er, Überraschung schwang in der Stimme mit. „Nun… wenn du mich mit deiner Anwesenheit überraschen und auf mich warten willst, nimm das Bett das nächste Mal. Das ist gewiss bequemer als unter einem Tisch zu kauern.“ Schmunzelnd stand sie auf, strich sich das Kleid glatt. „Und wenn ich dann im bett nackt auf dich warte, wäre dir das ganz recht, oder?“ „Das würde ich sehr willkommen heißen, ja.“, grinste er, kam auf sie zu. Die Hände ruhten auf ihren Oberarmen, zogen sie etwas mehr an sich heran. Zuerst hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn bevor er seine Lippen auf ihre drückte. Er kostete zu gerne von ihren Lippen. Sie in seinen Zimmern zu haben sah so gut und richtig aus. Einzutreten und sie dort vorzufinden… Das Gefühl zu Hause zu sein, verstärkte sich mit ihrer Anwesenheit noch viel mehr. „Wartest du schon lange?“ „Seit wir uns am Morgen getrennt haben.“ Er grinste als er den Schelm in ihrer Stimme heraushörte. „Ich hoffe das Warten war keine allzu große Folter, ansonsten mache ich das gleich wieder gut.“ „Und wie willst du das tun?“ „Damit vielleicht?“, murmelte er, drückte seine Lippen an ihren Hals, begann die zarte Haut liebevoll zu kosen. „Und wenn du mir ins Schlafzimmer folgst, kann ich dich noch viel mehr für das Warten entschädigen…“ „Loki… ist es das einzige woran du denken kannst?“, schmunzelte sie. Dennoch genoss sie seine Liebkosungen. „Wenn ich dich sehe, ja. Du bist einfach zu verführerisch und ich liebe dich mit Haut und Haar…“ Sie brachte ihn dazu sie anzusehen, lächelte und strich ihm mit einer Hand durchs Haar. „Ich liebe dich auch. Aber bevor ich dir in dein Schlafzimmer folge, möchte ich mit dir über etwas reden.“ Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Solche Worte hatten meist nichts Gutes zu bedeuten. „Und… über was möchtest du reden?“ Sie nickte zu seinem Arbeitstisch hinüber. „Was hat es mit dem handhaben dunkler Magie auf sich? Ich habe in dem einen Buch so etwas gefunden.“ „Das ist nichts. Das ist wirklich nichts.“ Aber er hatte mit der Antwort eine Sekunde zu lang gezögert und einen Blick zu dem Tisch mit den offenen Büchern geworfen. Damit hatte er sich in Sigyns Augen verraten. „Loki, sag mir die Wahrheit.“ Er seufzte auf. Dass sie auch immer sofort bemerkte wenn er log, nun, bei ihr versuchte er zumindest zu lügen. Es blieb schließlich jedes Mal nur bei einem Versuch. Wurde er rot, trat ihm der Schweiß auf die Stirn, was verriet ihn jedes Mal? „Es ist wirklich nicht so wie es aussehen mag.“ „Wenn man dies sagt ist es allerdings meist so wie es aussieht.“ „Es ist wirklich nicht so. Glaube mir, ich will auch nicht die Herrschaft des Universums an mich reißen.“, lachte er leise, strich ihr langsam über die Oberarme. „Es ist lediglich ein weiterer Bereich in der Magie den man kennen sollte. Nur ein weiteres Element sozusagen, das jedoch so gut wie unerforscht ist. Ich habe wirklich nichts damit vor.“ „Das hoffe ich… damit ist nicht zu spaßen, Loki. Selbst so erfahrene und gute Magier wie du können diese nur schwer handhaben. Diese Art von Magie… ist böse, Loki. Sie kann einem das Herz verschlingen und Dunkelheit in einem säen.“ „Das wird nie passieren. Unmöglich. Mein Herz gehört schließlich schon dir.“, schmunzelte er. Sigyn musste lächeln auf seine Worte hin. Ja, er wusste wahrlich immer was er sagen musste und den Titel Silberzunge trug er zu Recht. „Du bist ein Meister der Worte.“ „Wie hätte ich dich sonst für mich gewinnen können wenn ich dies nicht wäre?“ „Du siehst auch noch gut aus.“ Er lachte leise. „Soll das heißen, dass Fandral doch eine Chance hatte?“ Er legte einen Arm um ihre Schultern und führte sie in das Schlafzimmer. „Die hatte er nie. Er sieht zwar auch gut aus und kann schmeichelnd mit Worten umgehen… aber mein Männergeschmack besteht aus dunkelhaarigen Magiern mit königlichem Blut.“ „Ein sehr exklusiver Geschmack. Passend zu einer exklusiven Frau.“ „Und deiner?“ „Mein Männergeschmack?“ Sie lachte leise, knuffte ihn sanft in die Seite. „Dein Frauengeschmack.“ „Junge Frauen mit Augen so blau wie Njörds Meere mit einer Vorliebe zu Grün und für dunkelhaarige Magier mit königlichem Blut.“ „Ebenfalls sehr exklusiv.“, grinste sie. „Es scheint als haben wir uns gefunden ohne uns gesucht zu haben.“, lächelte er. „Ich denke viel eher wir haben uns gesucht ohne es gewusst zu haben.“ Sie blickte zu ihm auf, lächelte liebevoll. „Und gefunden ohne es je gehofft zu haben…“ Er drückte sie näher an sich, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn nachdem er auf sie hinab blickte und lächelte. Sie brachte ihn immer zum lächeln. Er konnte bei ihr einfach nicht anders weil sie ihn so unsäglich glücklich machte. Ihre Nähe, die bloße Anwesenheit alleine reichte aus und zu wissen, dass sie ihn ebenso sehr liebte… Er konnte und wollte gar nicht mehr ohne diese Frau an seiner Seite leben. Seufzend schloss er seine Augen als sie ihn zu einem Kuss hinunter zog, ihre Arme um seine Schultern spüren konnte. Keine Lippen schmeckten so süß und waren so weich, keine Arme konnten ihn so gut umarmen wie sie es mit ihren tat. Und kein Körper fühlte sich so gut an seinem an wie ihrer. Er zog sie enger an sich, ein dunkler Laut verließ seine Lippen als sie mit einer Hand in sein Haar griff. Ihre Hand in seinem Haar, die Finger die durch dieses strichen und mal zärtlich, mal lustvoll, daran zerrten waren immer ein reiner Genuss und ließen ihm die Knie ganz schwach werden. Kapitel 40: Kapitel 40 ---------------------- „Ich schwöre es dir, ich war in den letzten Wochen wirklich nicht ein einziges Mal bei den Walküren. Wenn ich gehe, nur mit dir, so wie abgemacht.“, lachte Thor als ihn sein Freund und Mitstreiter Fandral zur Seite zog, ihm sagte er müsse mit ihm unter vier Augen reden. Die anderen fuhren mit ihren Training fort, beachteten die beiden nicht weiter was Fandral nur Recht war. Er wollte auch erst mit ihm alleine reden. „Das ist es ausnahmsweise nicht… Es sind ausnahmsweise nicht die Walküren, mein Freund, es…“ Er sich noch einmal um ob auch wirklich niemand in unmittelbarer Nähe war. „Es ist… Sigyn… ist doch noch immer verbannt, oder?“ Thor blickte ihn verwirrt an. „Uhm… ja. Mein Vater hat nichts an seinem Urteil geändert. Warum fragst du? Ich kann dir sagen wo ihre Eltern leben aber würde es dir nicht raten sie dort aufsuchen auch wenn sie in dein Beuteschema fällt. Entweder ihr Vater oder Loki würden dir den Hals umdrehen und ich denke Sigyn würde dich eigenhändig hinauswerfen.“ Der Blonde mit dem Schnurrbart rollte mit den Augen. „Glaube mir, ich habe mittlerweile verstanden, dass ich nicht ihren Geschmack treffe und ich habe auch keine Lust mich momentan mit deinem Bruder anzulegen, nein… es ist… bist du dir sicher?“ Thor lachte leise. „Ja, natürlich. Warum fragst du?“ „Nun… ich glaube sie letztens unter den Hofdamen gesehen zu haben.“ „Sigyn? Unter den Hofdamen meiner Mutter?“ „Ja, soll ich es dir noch aufschreiben? Ich bin mir sogar ziemlich sicher… Ich war ein wenig irritiert aber die Haare, das Gesicht, die Augen… Sie versuchte sich noch wegzudrehen aber ich habe sie gesehen und für mich sah sie exakt genauso aus wie Sigyn. Deshalb… frage ich dich…“ „Ich weiß nichts davon… ich wüsste auch nicht wann und wie… Mein Vater hätte dem nie zugestimmt.“ „Sicher, dass dein Vater davon weiß? Wenn sie sich unter den Hofdamen deiner Mutter befindet?“ Der Kronprinz Asgards dachte nach. Seine Mutter hatte wirklich nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie Sigyn mochte und dass sie vor allem die Kombination Lokis und Sigyns sehr mochte. Schon früh hatte sie den Gedanken ausgesprochen, dass Sigyn besser zu Loki passen würde als zu ihm. Er kannte seine Mutter auch gut genug um zu wissen, dass sie ihren Willen durchaus durchsetzen kann auch wenn sie sich damit gegen seinen Vater stellte. Sie tat halt das, was sie für richtig und gut hielt. Oh, wie oft hatte sie damit schon ihn und seinen Bruder aus der Patsche geholfen… Was auch immer seine Mutter wieder getan hatte, es würde gewiss nicht seinem Vater gefallen… wenn Sigyn wirklich wieder… Nun, es würde erklären warum sein Bruder zuweilen wieder bessere Laune hatte… „Kein Wort zu niemanden, versprichst du mir das?“ „Du hast mein Wort. Ich möchte zumindest nicht von deinem Bruder die Nase gebrochen kriegen oder schlimmeres…“ Er unterdrückte einen Schauer als er daran dachte er könnte ihm sogar wie bei Sif die Haare heimlich abschneiden… Alles nur nicht seine Haare… „Und sprich sie nicht mit Namen an. Wenn meine Mutter damit zu tun hat, wird sie alles ganz genau durchdacht haben. Sag es wirklich niemanden.“ „versprochen, alter Freund.“, grinste Fandral, schlug seinem Freund sachte auf die Schulter. „Im Gegensatz zu Sif weiß ich was gut für mich ist und was nicht.“ „Und du bist dir wirklich sicher?“ „Ich vergesse nie ein hübsches Gesicht.“, schmunzelte der Krieger. „Jetzt sollten wir wieder zu den anderen, sonst machen wir uns auch noch verdächtig.“ „Und dann fängt alles wieder von vorne an…“ Es war nach dem Abendessen als Loki durch die Hallen und Flure ging um in seine Zimmer zu gelangen, als sein Bruder ihm hinterher lief. Als er ihn eingeholt hatte, legte dieser einen Arm um seine Schultern. „Wir müssen mit einander reden, kleiner Bruder.“ „Ich bin nicht dein ´kleiner` Bruder und zum millionsten Male, es geht mir gut, Thor. Da ist nichts, alles ist in Ordnung, das Leben geht weiter…“ Er versuchte den Arm abzuschütteln aber sein Bruder war hartnäckig. „Wir müssen wirklich miteinander reden, es ist wichtig.“ „Ich habe keine Zeit, ich habe Arbeit zu erledigen.“ „Also… bist du beschäftigt?“, grinste der Ältere. „Ja, ich bin beschäftigt und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich…“ „Beschäftigt mit Sigyn?“ Sofort stoppte Loki in seinem Gang und schaute seinen Bruder mit einer Mischung aus Frage, Verdacht und Wut an. Er fragte sich ob er etwas ahnte, er hatte den Verdacht er wisse etwas und war wütend, dass er mit solch einem Unterton in der Stimme über Sigyn sprach. Erst jetzt sah er sich in dem Gang um, ging sicher, dass niemand sonst in diesem war. Kein Bediensteter und kein Angehöriger des Hofes. Er packte Thor am Arm und zerrte ihn in eine dunkle Nische, drückte ihn gegen die Wand. „Was weißt du?! Ich schwöre dir bei Valhalla, dass du es bereuen wirst, erzählst du es jemanden!“ „Ganz ruhig, beruhig sich wieder…“ Er löste die Hände seines Bruders von seinem Kragen und trat einen Schritt zurück, senkte die Stimme. „Ich habe es niemanden erzählt und werde es auch niemanden erzählen.“ „Woher weißt du es?!“ „Fandral hat sie gesehen. Im Gefolge von Mutter. Er hat sie eindeutig wiedererkannt.“ „Ich hätte ihm die Zunge abschneiden sollen bei der erstbesten Gelegenheit…“ „Er hat es nur mir gesagt und geschworen es keinem anderen zu erzählen. Hat Mutter sich das ausgedacht?“ „Habe ich etwa Hofdamen?“ „Manchmal…“ Der Jüngere schlug dem Älteren gegen den Arm. „In Ordnung, es hat sich Mutter ausgedacht… Sie ist jetzt also unter den Hofdamen von Mutter?“ „Vater schenkt ihnen nie Beachtung. Sie sind alleine die Angelegenheit von Mutter. Sie ist bei keiner höfischen Gesellschaft anwesend. Entweder ist sie in Mutters Räumen oder meinen.“ „Also… ist sie mehr oder minder hier eine Gefangene?“ „Es ist besser als nichts… Vater wird schließlich seine Meinung nicht ändern wenn es mich betrifft…“, sprach Loki leise, wandte den Blick ab und obwohl er zu Boden sah schien es so als würde er in die Ferne blicken. Der Blonde seufzte auf. Es tat ihm irgendwie Leid, für seinen Bruder und für Sigyn. Sie war ihm sympathisch, sie war eine nette, junge Frau mit Witz und Charme… Wenn er daran dachte wie sie Fandral immer abgewiesen hatte und wie geduldig sie ihm selbst immer gelauscht hatte obwohl es sie Tode gelangweilt haben musste… Er erinnerte sich als sie alle auf die Jagd gegangen waren. Soviel sie gelacht hatte damals hatte er sie nie im Palast bis dahin lachen gehört. Nicht ein einziger müder Witz von ihm hatte sie amüsiert. Im Gegenteil, er hatte es immer irgendwie geschafft sie unbeabsichtigt zu beleidigen… Und dass sie jetzt so eingesperrt war, sogar sein Bruder so gefangen war… „Gib Vater etwas Zeit… wenn er das nächste Mal genug Met getrunken hat, werde ich versuchen ihn umzustimmen…“ „Es ist sinnlos… er wird nie nachgeben…“ „Lass mich nur machen, mit genügend Met wird es schon gehen.“, grinste Thor. „Warum?“ „Du bist mein Bruder… und hey, wenn zumindest du heiratest und eine Familie gründest, kann ich mir zumindest noch viel Zeit damit lassen.“, grinste er erneut. Loki seufzte und rollte mit den Augen. „Ist es das einzige woran du immer nur denken kannst? Deinen eigenen Spaß haben?“ „Ein bisschen Spaß würde auch dir gut tun… aber ich denke den hast genug mit Sigyn.“, zwinkerte der Ältere und erhielt dafür einen Stoß in die Seite. „Ich schwöre dir, solche Anmerkungen an der Familientafel oder sonst wo und du wirst Ragnarök herbei wünschen…“ „Ich bin ja schon ruhig.“ „Und sag Fandral er soll schweigen oder ich verwandle ihn in eine Kröte.“ „Das wird er nicht… er hat viel zu viel Angst, dass ihm dasselbe blüht wie Sif… welches es übrigens Leid tut und sie es wirklich nicht derart beabsichtigt hatte…“ „Dieses Miststück…“, zischte Loki. „Natürlich hat sie beabsichtigt… die Märchen soll sie jemand anderem erzählen…“ „Loki…“ „Nein! Sie nutzt jede Chance um mir zu schaden! Ich kann damit leben, aber was hatte Sigyn ihr je getan? Sie war von Anfang an skeptisch ihr gegenüber weil sie ja ´so oft an meiner Seite` zu sehen war, weil dieses Miststück einfach eifersüchtig war. Eifersüchtig weil du ihr mehr Beachtung als Frau geschenkt hast als Sif… weil sie hier war als deine Brautkandidatin wovon sie nur träumt… Da konnte sie nicht anders als vor Neid Gift und Galle zu speien…“ „Jetzt übertreibst du, Loki.“ „Ich untertreibe noch. Du siehst nur den Wald vor lauter Bäumen nicht… Sie ist nicht die Kriegerin wie sie sich gibt… in ihr schlägt immer noch das närrische, neidische Herz eines verwöhnten Mädchens das es nicht ausstehen kann nicht das zu bekommen was sie will.“ „Loki, sie ist immer noch eine Freundin.“ „Sie ist deine Freundin… Sie war nie ein Freund von mir und wird es auch nie werden… Sollte sie je wieder Sigyn zu nahe kommen werde ich ihr gleich das ganze Haupt abschneiden statt nur ihre Haare…“ Thor sah seinem Bruder nach und unterdrückte ein Seufzen. Vielleicht mag er mit manchem Recht haben… aber mit manchem übertrieb er. Freunde werden die zwei wohl nie mehr werden. Er hatte sich zurückgelehnt und beobachtete sie. Beobachtete wie sie mit dem Feuer und Wasser spielte, Schlangen und Drachen in ihren Händen erscheinen ließ und sie wieder in Luft auflöste, das Licht löschte und wieder entfachte. Kleine Spielereien die sie vorführte aber die tierischen Illusionen waren nahezu perfekt von ihr. Von sich aus hatte sie sich auf Heilzauber konzentriert und er glaubte ihr, dass ihr, dass sie darin mittlerweile sehr gut geschult war und den einen oder anderen Heiler ersetzen kann. Er hoffte allerdings, dass er nie in die Lage kommen würde, dass sie ihm dies demonstrieren musste. Er musste zugeben, dass er selbst nicht ganz so geschult war in Heilzauber, es war nicht wirklich sein Gebiet. Er konzentrierte sich mehr auf Illusionen. „Das machst du wundervoll.“, lächelte er. „Wirklich? Sagst du das weil du es ehrlich meinst oder weil du mich in dein Bett kriegen willst?“, grinste sie. „Hmm… beides.“ Sie kicherte leise. „Oh Loki…“ „Ja?“ Er lächelte, sah sie amüsiert an. „Ernsthaft, du bist wirklich gut geworden. Ich glaube bald kann ich dir meinen besten Trick beibringen.“ „Und der wäre? So wie du grinst hat es bestimmt etwas damit zu tun mich auszuziehen.“ Schmunzelnd schüttelte er den Kopf, streckte einen Arm aus und deutete ihr zu ihm zu kommen. Als sie nahe genug war zog er sie auf seinen Schoß. „Nein. Ausnahmsweise nicht. Eine Illusion, eine perfekte Kopie von einem selbst die sich bewegen und sprechen kann.“ „Das hört sich spannend an.“ „Du hast keine Ahnung wie viel Spaß man damit haben kann.“ „Dass du damit Spaß hast kann ich mir gut vorstellen.“, schmunzelte sie. „Was willst du mir damit sagen?“ „Ich kann mir gut vorstellen wie viel Schabernack du damit anstellst.“ „Ich richte doch keinen Schabernack an.“, sprach er gespielt entrüstet. „Nein, du natürlich nicht.“, schmunzelte sie und drückte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Er seufzte leise, strich ihr einige Haare zurück. „Wir werden demnächst in die Stadt gehen. Zu Leif. Da sind wir ungestört und niemand wird uns dort vermuten. Ihm können wir vertrauen.“ „Und wie willst du mich hinausbringen?“ „Lass das meine Sorge sein. Aber du musst einfach mal hier raus… Sonst bist du hier gefangen wie ein Vögelchen und das ertrage ich nicht…“, sprach er leise. „Aber wenigstens bin ich hier mit dir gefangen…“, lächelte sie sachte. „Das ist mir tausend Mal lieber als alleine zu sein.“ Kapitel 41: Kapitel 41 ---------------------- „Was ist das…?“ „Ein Umhang meines Vaters.“ „Und… was soll ich das damit?“ Er schmunzelte mit einem Seufzen. „Damit kommst du unbemerkt aus dem Palast. Er hat einst Freya gehört.“ „So wie der Fetzen aussieht bezweifle ich, dass er einst Freya gehörte…“ Skeptisch fasste sie das Stück Stoff nur mit den Fingerspitzen an. „Stell dich nicht so an… es war gar nicht so leicht an den ranzukommen.“ Er nahm ihr den Umhang aus den Händen und legte ihr diesen um. „Du meinst wohl entwenden…“ „Leihen.“, grinste er. „Es richt merkwürdig modrig… Wann wurde der zum letzten Mal gewaschen?“ „Sigyn… Liebling… mein Schatz… Willst du mit mir nun den Palast verlassen oder nicht?“ Sie schmollte ein wenig als sie zu ihm aufblickte. „Ich werde erst einmal ein ordentliches Bad brauchen wenn ich den Fetzen trage…“ Er schmunzelte, legte seine Arme um ihre Taille und zog sie näher an sich heran. „Das wirst du selbstverständlich heute Abend bekommen.“ „Mit dir?“ „Mit mir. Ich kann dir auch dann die Schultern massieren… dir die Haare waschen…“ „Ist das ein Versprechen?“ „Ja, ein Versprechen.“, lächelte er. „Hmm… Ich denke… dann werde ich den Fetzen für eine gewisse Zeit ertragen können.“ Er lachte leise und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Wir nehmen auch nicht die Hauptstrasse, sondern die kleinen Nebengassen. Dadurch kommen wir schneller zu Leif und du wirst den Umhang schneller wieder los sein.“ „Das ist gut zu wissen. Der Geruch ist mir nämlich wirklich unheimlich…“ „Du wirst es gewiss überleben.“, schmunzelte er und richtete ihr den Umhang. Sie zog ihre Nase kraus. „Ich bin mir da nicht so ganz sicher…“ „Du bist ein großes Mädchen, du wirst es gewiss überleben. Außerdem habe ich noch etwas.“ Er holte zwei Steine aus einer Tasche hervor und drückte ihr einen davon in die Hand. Ein Paar von denen welche sie schon beim ersten Ausflug auf den Markt benutzt hatten damit sie sich nicht verlieren würden. Lächelnd blickte sie zu ihm hinauf und schloss ihre Hand um den Stein. „Ich weiß, du magst diese Steine, hm?“ „Sie sind wundervoll. Und sie werden so schön warm in der Nähe des anderen…“ „Sie treten auch nut als Paar auf.“, schmunzelte er. „Wer weiß… sie eignen sich gewiss auch gut für Schmuckstücke.“ „Klingt so als wenn ich mich bald damit schmücken kann?“, grinste sie. „Abwarten… lass dich einfach überraschen.“ Grinsend drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen. Das leise klingeln des Glöckchens über der Tür verriet dem Ladenbesitzer, dass jemand den Weg in seinen Laden gefunden hatte. So trat Leif aus dem Hinterzimmer nach vorne und ein breites Lächeln legte sich auf sein Gesicht als er seinen Besuch erkannte. „Mein Prinz, Prinzessin… Es freut mich euch hier wieder einmal begrüßen zu dürfen.“ „Und wir freuen uns ganz besonders hier zu sein.“, lächelte Loki, half Sigyn dabei den Umhang abzulegen. Sie war unheimlich erleichtert gewesen als sie es wirklich aus dem Palast geschafft hatten, dass der Umhang wirklich funktioniert hatte und keiner der Wachen etwas bemerkt hatte. Sigyn war ein Stein vom Herzen gefallen. „Ich gehe mich kurz umschauen.“ „Bleib nicht zu lange fort.“, lächelte er, nahm ihre Hand in seine und hauchte einen Kuss auf diese. Schmunzelnd verschwand sie dann zwischen den Regalen. „Offensichtlich ist alles beim alten geblieben?“, fragte Leif, nickte zu dem Umhang in Lokis Händen. Dieser seufzte leise, faltete den Umhang zusammen. „Ja. Es hat sich nichts geändert. Immerhin konnte ich sie jetzt einmal aus dem Palast bringen. Dieser wird sonst zu einem Käfig für sie noch werden…“ „Aber wenigstens habt ihr einander.“ Der Prinz nickte sachte. „Alles hat seinen Preis…“ „Mein Prinz, ihr seid hier jeder Zeit willkommen, das wisst ihr.“ „Ich weiß.“, lächelte der dunkelhaarige. „Ich weiß auch, dass wir hier keine Sorge haben brauchen entdeckt zu werden.“ „Sofern ihr niemanden hiervon erzählt, nein.“, schmunzelte der Ladenbesitzer und führte seinen noblen Kunden zu seinem Stammplatz, dem kleinen runden Hinterzimmer. Sogleich brachte er ihm auch wieder einen Stapel an Büchern die er gesammelt und für ihn zurückgelegt hatte, machte sich dann daran Tee zu kochen. Es dauerte nicht lange bis Sigyn wieder zurückkam, einige Bücher in den Händen hielt und sich auf die Armlehne des Sessels setzte in welchem Loki saß. Er blickte zu ihr auf, lächelte. „Du bist fündig geworden?“ „Ein wenig Kräuterkunde. Es kann bestimmt nicht schaden etwas mehr darüber zu wissen.“, lächelte sie. Leif kam zurück und stellte ein Tablett mit dem fertigen Tee auf dem Tisch ab. „Ihr habt Interesse and der Kräuterkunde, Prinzessin? Ich habe da ein paar sehr interessante Bücher von Mönchen und Nonnen aus Midgard die viel von diesem Handwerk verstanden.“ „Ich finde es faszinierend. Die Heilung für vieles liegt direkt vor unseren Augen und wir sehen es nicht, dabei ist die Kräuterkunde die günstigste und natürlichste Art der Heilung für vieles.“ „Ich bringe euch die Bücher.“, lächelte Leif und verschwand somit wieder. „Die meisten dieser Bücher sind auf lateinisch geschrieben, Liebes. Viele hundert Jahre lang nutzte man diese Sprache auf Midgard.“ „Dann werde ich es eben lernen, dieses lateinisch.“ Der dunkelhaarige schmunzelte. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte… „Bald bist du schlauer als alle Gelehrten am Hofe zusammen.“ „Was glaubst du wie die staunen würden, dass eine Frau mehr wissen kann als die.“ Er lachte leise. „Sie würden dich Hexe schimpfen.“ „Als deine Geliebte muss ich mich doch deinem Ruf anpassen.“ Sie schmunzelte bevor sie ihm einen Kuss auf die Lippen drückte. Es dauerte nicht lange bis Leif mit einigen Büchern wiederkehrte. „Das sind einige in Latein, Prinzessin, ein Buch über die lateinische Schrift habe ich euch auch gleich mitgebracht.“ „Vielen Dank.“, lächelte Sigyn. „Wenn ihr größeres Interesse an der Medizin habt, suche ich euch einige weitere Bücher aus Midgard heraus. In den arabischen und asiatischen Ländern dort sind sie wahre Meister in diesem Gebiet.“ „Das klingt sehr verlockend. Aber ich denke ich befasse mich erst einmal mit der lateinischen Sprache.“, lächelte sie. „Lasst es mich nur wissen sofern ihr noch mehr benötigt… Da fällt mir ein, mein Prinz…“ Loki blickte fragend von dem Buch in seinen Händen auf. „Ich habe im oberen Stockwerk ein leerstehendes Zimmer. Wenn ihr und die Prinzessin mal für längere Zeit dem Palast entfliehen wollt, könnt ihr dieses Zimmer gerne nutzen. Es müsste ein wenig aufgehübscht werden aber ich denke die Prinzessin wird ein gutes Händchen dafür haben?“ „Ich danke dir, Leid, aber ich möchte dir keine unnötigen Umstände bereiten. Wenn es wirklich auffällt, würde es Konsequenzen für dich bedeuten weil du uns so offensichtlich geholfen hast und das möchte ich vermeiden.“ „Es wird keine Konsequenzen geben weil niemand davon erfahren wird.“, lächelte der Ladenbesitzer. „Es wäre nett mal für etwas länger außerhalb des Palastes zu sein.“, sprach Sigyn leise. „Mal nicht immer darauf achten zu müssen, dass man nicht erkannt wird, nicht gesehen wird… mal ein wenig entspannter sein zu können…“ Er seufzte schwer. Er wusste, dass es für sie noch viel anstrengender war als für ihn und wie immer hatte sie viel mehr zu verlieren als er. Aber andererseits möchte er auch Leif keine Last sein… und wenn jemand anderes wirklich davon mitbekam… „Nur wenn es wirklich keine Umstände macht, dann nehme ich das Angebot gerne und dankend an.“ „Ich würde es sonst nicht anbieten.“, lächelte Leif. „Wenn die Prinzessin möchte würde ich ihr den Raum gerne zeigen?“ „Sehr gerne!“ Lächelnd stand Sigyn auf und folgte dem Ladenbesitzer. Seufzend sah er ihr nach. Auf Dauer wäre das keine Lösung… Kapitel 42: Kapitel 42 ---------------------- Sigyn blieb in dem Salon als sich Frigga mit ihren Hofdamen erhob und die Räumlichkeiten verlies. Sie hatte sich von einer anderen Hofdame dazu überreden lassen doch mit dem Sticken anzufangen und sie hätte nicht gedacht, dass es doch einen so sehr beschäftigen kann. Es ging ihr gerade so leicht von der Hand, sie würde im Moment ungern ihre Arbeit unterbrechen. Und irgendwie fand sie es auch gar nicht so schlimm, mal für ein Weilchen alleine zu sein. Vertieft in ihrer Stickarbeit hörte sie gar nicht wie sich die Tür erneut öffnete und jemand eintrat. Sie summte leise vor sich hin und hörte nicht die Schritte die sich näherten. „Lady Lenja, richtig?“ Sie zuckte zusammen und ließ beinahe ihre Stickarbeit fallen als plötzlich jemand hinter ihr sprach und sie zusätzlich noch die Stimme als die von Sir Fandral erkannte. Ihre Mine versteinerte sich, sie schluckte schwer. „J-ja… Sir…?“ Sie drehte sich nicht um, vielleicht konnte sie der Situation noch entkommen und sich herauswinden. „Fandral, Milady. Sir, Fandral.“ Sie tat einen tiefen Atemzug, starrte geradeaus. „Verzeiht, Lady Lenja… aber ich habe Euch hier noch nie gesehen. Ihr scheint mir neu im Gefolge Ihrer Majestät zu sein.“ „Ist es üblich unter den Herren des Hofes sich an eine einsame Hofdame heranzuschleichen in den Räumlichkeiten Ihrer Majestät?“ Fandral musste schmunzeln, stützte sich mit den Händen an der Rückenlehne des Sofas ab. „Eigentlich nicht… Aber bei solch hübschen Damen mache ich gerne eine Ausnahme. Das müsstet Ihr doch bereits wissen, Lady Sigyn.“ Sie versteifte sich noch mehr als er sie mit richtigem Namen ansprach. „Ihr müsst mich da verwechseln, Sir Fandral. Ich weiß nicht von wem Ihr gerade spricht.“ Sie konnte ihn leise lachen hören. „Ich denke allerdings Ihr wisst das sehr wohl… Ich vergesse nie ein hübsches Gesicht, Lady Sigyn. Und Eures habe ich sofort erkannt. Aber clever gemacht, das gebe ich zu, Euch unter all den Hofdamen Ihrer Majestät zu verstecken… War das Lokis Idee oder die der Königin?“ „Ich fürchte Ihr verwechselt mich, Sir Fandral. Es gibt hier viele hübsche Gesichter…“ Sigyn dreht sich auf die andere Seite, springt auf von dem Sofa und beginnt mehr oder minder vor Fandral davon zu laufen als dieser um besagtes Möbelstück lief. „Aber keines so hübsch wie Eures, das würde ich mein Leben lang nicht vergessen, geschweige denn verwechseln.“ „Bedrängt Ihr etwa gerne die Hofdamen Ihrer Majestät?“ „Ihr seid keine Hofdame, Lady Sigyn.“ „Ich wiederhole mich wenn ich Euch sage, dass ich nicht Lady Sigyn bin.“ „In Sachen Lügen müsst Ihr noch viel von Loki lernen, Lady Sigyn.“ „Wenn Ihr Prinz Loki meint, mit seiner königlichen Majestät habe ich noch nie gesprochen.“ „Glaubt Ihr nicht es wäre besser es zumindest uns zu sagen bevor ein anderer Euch entdeckt und plaudert? Ich habe es lediglich Thor erzählt aber ich kann nicht für die Verschwiegenheit anderer bürgen.“ Sigyn stoppte in diesem Moment, verharrte plötzlich. Thor weiß es auch? Vielleicht… Sie wusste, dass nicht jeder erst Thor aufsuchen würde. Sie kannte zumindest eine Person die gleich zu Odin gehen würde. Langsam drehte sich Sigyn um und blickte zu Fandral. „Ihr müsst mir versprechen absolutes stillschweigen zu bewahren… Solltet Ihr dies nicht tun, wird Loki Euch umbringen.“ „Das habe ich mir schon denken können. Willkommen zurück, Lady Sigyn. Euch muss der Palast sehr gefallen, dass Ihr konstant hierher zurückkehrt.“, schmunzelte Fandral. „Es ist nicht der Palast, es ist etwas im Palast was mich stets dazu antreibt hierher zurückzukehren.“ „Ich nehme an meine Wenigkeit wird es nicht sein?... Nein?... Schade.“ Seit Tagen dachte er darüber nach. Seit Tagen geht dieser Gedanke ihm durch den Kopf. Es war eine simple Lösung. Wenn es vollzogen wäre, könnte nicht einmal Odin etwas dagegen mehr ausrichten. Er wäre dann machtlos demgegenüber. Er würde es akzeptieren müssen. Aber wie sollte er Var dazu bekommen diese Zeremonie heimlich zu vollziehen?... Er hatte keine Ahnung. Der Plan war an sich gut, aber Loki hatte das erste Mal keine Ahnung wie er diesen auch in die Tat umsetzen sollte. Selbst wenn es möglich alles heimlich zu vollziehen, Var würde dennoch Hochverrat and seinem Vater begehen und das konnte er nicht verlangen und dies würde sie auch nicht tun. In seinen Gedanken verloren drehte er die Ringe immer wieder zwischen seinen Fingern. Die zwei Schmückstücke die er hatte vor wenigen Tagen anfertigen lassen. Geschmeidig und warm lagen sie in seinen Händen. Keine Diamanten, keine Rubine oder Smaragde… zwei simple geflochtene Metallbänder aus Gold und einem ganz besonderem Paar von Steinen. Loki muss schmunzeln wenn er sich gedanklich ihr Gesicht vorstellte… Sie mochte diese Art von Steinen. Jene die nur in Paaren auftreten und ganz warm werden in der Nähe des anderen. Es ist immer noch das gleiche Paar welches er schon benutzt hatte als er sie das aller erste Mal außerhalb des Palastes geführt hatte. Es war ein wundervoller Tag gewesen. Generell hatte er jedes Mal das Gefühl nur außerhalb des Palastes tief durchatmen zu können. Aber seit Sigyn da ist, machte sie ihm alles viel erträglicher. Er blickte auf und ließ das Paar Ringe in einer Tasche verschwinden als die Tür sich öffnete. Es war sein geliebtes Wesen, dennoch sollte es eine Überraschung für sie sein. Er erhob sich und augenblicklich legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Eine ganz eigene Art von Magie die Sigyn beherrschte. Sofort legte sich jedes Mal ein Lächeln auf seine Lippen sobald er sie sah. „Thor weiß es! Thor weiß von uns und Fandral weiß es auch!“ „Uhm… Ja, hallo Schatz, ich liebe dich auch…“ „Loki!“ Sie schlug ihm spielerisch gegen den Arm. Ein Kuss zur Begrüßung wäre ihm lieber gewesen… „Ich weiß.“ „Du weißt es?! Du weißt, dass Thor und Fandral hiervon wissen?!“ „Thor kam vor drei Tagen auf mich zu, ja…“ „Und du sagst mir nichts davon?!“ „Es gab keinen Grund dich deswegen zu beunruhigen.“ „Ach nein? Drei Mal darfst du raten was eben passierte…“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, verzog ihre Lippen. „Fandral hat sich in die Zimmer deiner Mutter geschlichen als ich alleine zurückblieb und ließ solange nicht locker bis ich seinen Verdacht, dass ich mich hier aufhalte, bestätigt habe…“ Loki seufzte auf, stemmte seine Hände in die Hüften. Dieser Schönling war schon immer mehr Waschweib als Krieger gewesen… „Nun… wenigstens hat er es sonst niemanden gesagt…“ „Zum Glück war es nur Fandral, deine liebe Freundin Sif wäre ansonsten gleich zu deinem Vater spaziert…“ „Sie ist nicht meine Freundin.“, murrte Loki. „Und… was sollen wir tun? Unser Plan geht ja offensichtlich nicht ganz so perfekt auf.“ „Das sind sie alle bisher nicht…“ Er tat einen tiefen Atemzug. Nein, bisher ist keiner ihrer Pläne je wirklich aufgegangen… Egal wie viel Mühe sie sich gegeben hatte unentdeckt zu bleiben. „Vielleicht sollten wir zumindest diese vier einweihen… Oder Thor sollte es besser tun… Wenn Thor es tut wird sogar Sif ruhig bleiben… Er hatte sie schon das letzte Mal ignoriert und angeschwiegen, es war eine Qual für sie…“ „Dann sollten wir das umgehend tun. Ich will nicht jedes Mal mehr zusammenzucken und verstecken spielen müssen sobald einer von denen auch nur meinen Weg kreuzt…“ Sie packte Loki am Handgelenk und wollte sich umdrehen, ihn hinter sich herziehen. Doch Loki zog sie zurück, drückte sie an sich. „Das werden wir tun.“, lächelte er. „Aber vorerst verlange ich einen ordentlichen Willkommensgruß.“ „Warum sollte ich dir diesen geben?“ „Ich habe ein Recht darauf, ich bin schließlich ein Prinz.“ „Hätte dein Bruder demnach nicht viel eher das Recht darauf als Kronprinz?“ Er murrte und zog seine Brauen zusammen. Er mochte es nicht wenn sie in solchen Moment von seinem Bruder sprach. Da war immer noch der Stach der Eifersucht in ihm und das Wissen, dass sein Bruder nicht nur besser aussah und sein Wesen einvernehmender war als seines, aber ebenso, dass sein Bruder die wesentlich bessere Partie wäre als er es ist… und er würde es immer bleiben… Da war immer noch die leise Stimme in ihm, dass er sie gar nicht verdient habe… Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. „Ja… hätte er…“ Er wollte sich wegdrehen doch wurde von Sigyn aufgehalten welche ihn wieder zu sich drehte. „Dummkopf…“, schmunzelte sie. „Als wenn ich je deinen Bruder küssen würde… Der Bart würde viel zu sehr kratzen.“ Und damit drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. Er schloss kurz seine Augen, seufzte leise auf bei ihren weichen Lippen. Es fühlte sich jedes Mal von Neuem viel zu gut an. „Besser so?“ Er schmollte immer noch ein wenig. „Ein bisschen…“ Noch einen Kuss, dieses Mal viel länger, drückte sie ihm auf. „Und jetzt?“ „Viel besser.“ „Und jetzt sollten wir das klären… alles andere können wir später machen.“ „Alles?“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen rollte Sigyn mit ihren Augen. „Ja, alles… alles wonach du begehrst.“ „Hört sich gut an.“ Kapitel 43: Kapitel 43 ---------------------- Mit einem leisen Seufzer der Zufriedenheit schloss Loki seine Augen. Den Kopf im Schoß seiner Liebsten ruhend, ihre Finger die konstant durch sein Haar strichen… So könnte er die Ewigkeit verbringen. Einfach nur in ihrem Schoß ruhend und von ihren Fingern liebkost werden. Ein weiterer Seufzer kam ihm über die Lippen. Er liebt ihre Finger in seinem Haar. Er kann es gar nicht wirklich beschreiben, aber es ist einfach jedes Mal ein wunderbares Gefühl. Sigyns Finger in seinem Haar zählen zu den wunderbarsten Dingen in diesem Universum. „Ich werde ihre Gesichter nie vergessen.“ Von ihrer Stimme aus seinem Tagtraum geholt, öffnete Loki seine Augen wieder und sah seine Liebste schmunzelnd an. „Als du mit mir an der Hand hineinspazierst bist…“ „Sifs entsetztes Gesicht war am besten. Das werde ich wahrlich nie vergessen. Sie wird es sich ab jetzt zwei Mal überlegen ihren Mund allzu weit aufzureißen.“ „Ich glaube sie hat Ihre Lektion gelernt.“ „Tse… dieses Miststück wird nie lernen…“ „Loki…“ „Was? Sie ist wie eine neidische Viper! Sie erträgt es nicht… ein närrisches Herz schlägt in ihrer Brust.“ „Loki, bist du immer noch wütend auf sie weil sie dich zurückgewiesen hatte?“ „Nein! Warum sollte ich?“ „Weil du viel zu schnell geantwortet hast.“ Er seufzte auf, blickte ihr in die Augen. „Ich bin es nicht. Warum sollte ich? Ich habe dich…“ Eine Hand legte er auf ihre Wange, streichelte mit dem Daumen über ihre Wange. „Und du bist das Beste was mir je passiert ist.“ Ihr Lächeln ließ etwas in seinem Herz schmelzen. „Aber sie hat uns schon einmal verraten. Wer versichert uns, dass sie es nicht auch ein zweites Mal tut?“ „Niemand. Aber denkst du nicht, dass sie ihre Lektion gelernt hat? Besonders auch wegen deinem Bruder?“ Loki murrte auf, drehte sich auf die Seite. Sigyn musste schmunzeln. Erneut begann sie mit ihren Fingern durch sein Haar zu streichen. Ein Seufzen von ihm bestätigte ihr, dass er wieder besänftigt war. „Ich glaube niemand von ihnen wird uns verraten. Sie fürchten alle viel zu sehr du würdest sie ihn Kröten verwandeln.“ „Wie unsinnig und klischeehaft… ich würde ihnen höchstens eine Schweinenase verpassen.“ „Ein bisschen kindisch, findest du nicht?“ „Du wirst anders darüber denken wenn du erst einmal Fandral damit siehst.“ Sie musste leise lachen. Oh, ihr Lachen ist so eine schöne Melodie… Er hofft er kann sie ewig zum lachen bringen. Wochen waren vergangen und Loki entschied sich dazu, dass es Zeit war Sigyn wieder aus dem Palast zu führen. Dass sie durch das Versteckspiel wie ein Vögelchen im Käfig hier eingesperrt war, war ein Gedanke den er nicht ertrug. Es ist schon wunderbar ab und an mal einen Tag bei Leif zu verbringen, dafür war er ihm auch unendlich dankbar, aber auf Dauer immer nur die Stadt und die Mauern des Palastes zu sehen… Es gab immer noch die Hütte in der sie schon einmal Zuflucht gefunden hatten, die welche seine Mutter immer aufgesucht mit ihm und seinem Bruder als sie noch Kinder waren. Einfach ein Mal dem Palast und der Stadt ganz entfliehen. Midgard wäre auch noch ein perfekter Zufluchtsort. Aber er hatte noch nicht rausgefunden wie er sie an Heimdall vorbei schmuggeln könnte in den Bifröst. Den Trick mit dem Umhang würde er gleich durchschauen. Bisher kann er auch nur sich selbst vor dessen Blick verbergen, weiß noch nicht wie er dies auch auf Sigyn übertragen könnte und sie selbst beherrscht diese Magie noch nicht. Soweit ist sie noch nicht. Aber Midgard… es wäre perfekt. Er müsste nur sagen er würde seinen Forschungen nachgehen und niemanden würde es auffallen oder in Frage stellen. Sie könnten dort unentdeckt leben, sich unter die Menschen mischen, sich eine andere Identität zulegen… Sie könnten Mann und Frau sein und niemand würde es bemerken. Niemand. Und es wäre so amüsant… Menschen waren schon immer so leicht zu täuschen, so leicht zu manipulieren und zu beeinflussen. Loki musste schmunzeln als er an seinen letzten Besuch auf Midgard dachte. Menschen glauben einem aber auch einfach alles. Midgard wäre wahrlich perfekt für sie beide. „Woran denkst du?“ Aus seinen Gedanken gerissen blickte er auf und sah zu Sigyn. Sie saß schräg gegenüber von seinem Schreibtisch in einem Sessel, die Beine über eine Lehne ruhend, ein Buch in ihren Händen ruhend. „Hm? Ach, nichts besonderes.“ „Du grinst vor dich hin, an irgendetwas musst du doch gedacht haben.“ „Ach, das war nichts… Aber was hältst du davon, wenn wir für ein paar Tage weggehen? Ein paar Tage den Palast hinter uns lassen?“ „Ich glaube nicht, dass Leif uns so lange erträgt. Bei aller Liebe, aber spätestens nach der dritten schlaflosen Nacht würde er uns rausschmeißen.“ „Nicht zu Leif.“, schmunzelte er. „Einfach ganz raus aus dem Palast und der Stadt.“ Fragend blickte sie ihn an. Ihr kam nichts in den Sinn wohin sie sonst gehen sollten. „Generell ja. Aber ich wüsste nicht wohin. Es gibt doch sonst nichts wo wir uns gefahrlos aufhalten könnten. Sobald wir den Bifröst nutzen wollen würden, würde Heimdall es sofort bemerken und all das hier wäre ein sinnloses Unterfangen gewesen.“ „Den Bifröst müssen wir auch vorerst nicht nutzen. Lass dich einfach überraschen.“ Sein Schmunzeln wuchs zu einem Grinsen. „Mich überraschen lassen. Von dir?...“ Skepsis spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder. „Ja. Von mir. Glaub mir, du wirst die Überraschung lieben. Das verspreche ich dir.“ Kapitel 44: Kapitel 44 ---------------------- „Für was diese Vorbereitungen?“ Loki schrak auf als er die Stimme seines Bruders wahrnahm und wirbelte herum. Er hatte mehrere Karten auf seinem Tisch ausgebreitet, suchte nach dem perfekten Ziel, dem perfekten Ort um einfach für ein paar Tage abzutauchen, wo niemand sie kennen würde. Einen Ort der logisch seine Abwesenheit erklären würde, warum er ausgerechnet dort hin muss für gewisse Zeit, wo man nicht nach ihm suchen würde. „Ähm…“ Thor kam mit vor der Brust verschränkten Armen näher, deutete mit einem Nicken auf all die Karten. „Was hast du damit vor?“ „Nur ein Ausflug. Nichts weiter. Nur ein kleiner Ausflug. Ist das verboten?“ „Für einen kleinen Ausflug bereitest du dich ganz schön intensiv vor.“ Der Blonde setzte sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch, lehnte sich zurück. „Liegt es vielleicht daran, dass es nicht nur ein bloßer kleiner Ausflug ist? Alleine? Du hältst mich oft zum Narren, Bruder, aber nicht wenn es Sigyn involviert.“ Der jüngere seufzte kurz auf. Ist er wirklich so leicht zu durchschauen seit Sigyn in sein Leben trat? „Ich habe nachgedacht.“ „Hoffentlich hast du dir nicht dabei wehgetan.“ Er warf ihm einen vernichtenden Blick zu, schmunzelte jedoch gleichzeitig. Normalerweise war er es, der solche Sprüche seinem Bruder an den Kopf warf. „Um dich zu beruhigen, ich bin da heil wieder herausgekommen. Aber ich habe nachgedacht über unsere momentane Situation. Sie ist hier wie eingesperrt. Immer darauf zu achten, dass niemand uns sieht, dass niemand sie sieht, dass ihre Maskerade aufrechterhält, dass niemand sie erkennt… Dieser stete Spießrutenlauf, sich einfach nicht frei bewegen zu können. Ich dachte mir, dass es vielleicht gut tun würde, uns beide, allem voran ihr, wenn hier wegkommen für ein paar Tage. Weit weg vom Palast. Irgendwo wo niemand uns kennt. Wo wir uns ganz frei bewegen können.“ „Und wie willst du das erklären?“ Loki lehnte sich zurück, seufzte leise bis er mit den Schultern zuckte. „Ich muss Nachforschungen betreiben. Vater wird ohnehin nicht nachfragen wenn es um meine Studien der Magie geht.“ „Du wirst mit mehr Gepäck als üblich für deine Nachforschungen reisen müssen. Oder hast du vor, dass sie die ganze Zeit mit bloßer Haut um dich herum tänzelt?“ Beide Brüder sahen einander schmunzelnd an. „Das wäre eine sehr verlockende Idee. Aber ich denke, dass Sigyn da nicht mit machen wird.“ Und da war schon wieder ein weiteres Problem. Zumindest Kleidung würde Sigyn benötigen. Er würde mit mehr als eine Satteltasche reisen, es wäre merkwürdig in den Augen von jedem wenn her mit mehr als seinem üblichen Gepäck reisen würde. Oh, es kann doch nicht so schwer sein! Nur für ein paar Tage… „Weißt du… wir waren schon alle lange nicht mehr für eine Weile auf Reisen… Es ist ewig her. Ich finde wir sollten alle zusammen wieder losziehen für ein kleines Abenteuer.“ „Nenn mich langweilig und spießig…“ „Du bist langweilig und spießig.“ „…Aber ich will keine dummen, albernen Abenteuer mit ihr erleben. Ich will einfach nur hier raus mit ihr, weit weg, ganz alleine mit ihr…“ „Vielleicht will sie aber dumme, alberne Abenteuer erleben? Als Tochter eines Generals ist sie gewiss sehr behütet aufgewachsen, hat immer noch von großen Taten gelesen oder von ihrem Vater als Gute Nacht Gesichte zu hören bekommen. Ich erinnere mich, dass sie sehr angetan war von der gemeinsamen Jagd.“ Loki seufzte erneut auf, legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. „Was meinst du mit ´wir alle`?“ „Du, ich, Sif, Fandral…“ Ein genervter Laut entwich seinen Lippen. Er wollte alleine mit Sigyn sein… und nicht umgeben von diesem Haufen… „Es wäre unauffällig. Bei so vielen, achtet niemand auf eine Tasche mehr oder weniger. Irgendwann, wenn wir weit genug weg sind, könntet ihr euch auch abkapseln. Oder weiter uns begleiten wenn sie es so will.“ Ein schiefes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht Thors aus. So wie er Sigyn einschätzte will sie dumme, alberne Abenteuer erleben. Ganz wie er ahnte oder mehr befürchtet hatte. Als er Sigyn vom Vorhaben seines Bruders erzählte, war sie hellauf begeistert. Er war es weniger. Aber sie wurde ganz aufgeregt als sie sich ausmalte wie sie zu Land und Wasser reisen würde, ihr Essen selber jagen jeden Tag, in dunklen Tavernen sich aufhalten, unter dem Sternenhimmel schliefen am Lagerfeuer, wie sie selber ein Teil derer Geschichten wäre die sie sonst nur las oder hörte. Vielleicht würden sie sogar auf Trolle treffen und sie könnte ihr Geschick mit der Magie unter Beweis stellen! Er wollte zwar ganz und gar alleine mit ihr sein, aber sie sah so… niedlich aus wie sie übersprudelte und sich alles schon jetzt ausmalte. „Du willst also auf Abenteuerreise?“ „Das fragst du noch?“ Sie grinste, sah völlig begeistert aus und ließ sich neben ihm auf dem Sofa fallen. „Ich würde am liebsten jetzt sofort aufbrechen!“ Er lachte leise, legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie näher. „So überschwänglich.“ „Findest du es nicht aufregend?“ „Glaub mir, es mag aufregend klingen, aber so aufregend ist es im Endeffekt nicht. Kehren wir in einer Taverne ein, kannst du ihnen zugucken wie sie sich betrinken. Am Lagerfeuer wirst du Nacht für Nacht dieselben achso glorreichen Geschichten hören. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir auf der Reise auf Trolle oder Riesen treffen.“ „Das sagst du nur weil du es schon gewohnt bist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es wird nicht das erste Mal für mich sein, ja.“ „Aber bisher war nie ich mit dabei!“, grinste Sigyn und zauberte somit auch ihm ein schiefes Lächeln auf die Lippen. „Mit mir wirst du bestimmt bisher mehr Spaß auf diesem Abenteuer haben als auf all deinen bisherigen.“ „Das bezweifle ich nicht. Mit dir habe ich bestimmt auch mehr spaß auf der Reise als alle anderen.“ „Die anderen haben ja nicht mich an der Seite.“ „Und das werden sie auch niemals.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, hielt sie ganz nah bei sich. „Ich freue mich.“ Sie war wahrlich überglücklich in diesem Moment. Die Aussicht auf Reisen, die Aussicht auf Abenteuer, mit ihm zusammen! Wer wäre da nicht überglücklich? Noch dazu wird sie mehr von diesem Land sehen. Sie war noch nie woanders außer hier im Palast und ihrem zu Hause mit der unmittelbaren Umgebung. „Wie werden wir reisen?“ „Hmm… Ich denke zu Pferd und wenn uns der Weg zur Küste führt weiter mit einem Boot.“ „Ich war noch nie auf einem Boot, ich bin noch nie über ein Meer gesegelt.“ „Dann wird es höchste Zeit.“ Als sie aufblickte zu ihm, konnte sie ihn seinen Augen lesen was er sich ausmalte. „In diesem Fall wird der Weg uns ganz gewiss zur Küste führen. Hoffentlich bist du nicht Seekrank. In diesem Fall wäre das Abenteuer dann für dich schnell vorbei.“ „Ich werde bestimmt nicht Seekrank werden. Mir soll schließlich nicht dasselbe passieren wie dir mir dem Bifröst.“ Mit einem verzweifelnden Stöhnen legte Loki den Kopf in den Nacken. Wird diese Geschichte ihn ewig verfolgen? Wird es denn nie ein Ende finden? Es gibt so viele wirklich amüsante Geschichte… aber ausgerechnet diese hängt ihm nach wie der Gestank eines Stinktiers… Er hörte Sigyn kichern. Das machte es nicht gerade besser. „Das ist aber auch wirklich lustig.“ „Nein, ist es nicht…“ „Oh doch.“ Erneut ein verzweifeltes Stöhnen seinerseits. „Jaja… du hast leicht reden… du bist nicht auf ewig bei Fraya gebrandmarkt…“ „Ob ich noch mehr solch amüsanter Geschichten zu hören bekomme?“ „Ein falsches Wort von den anderen und du wirst alle peinlichen Geschichten über die zu hören bekommen, höchstpersönlich von mir.“ „Thor kann bestimmt auch mehr über dich erzählen.“ „Niemals. Das kann er tun wenn wir verheiratet sind, keine Sekunde eher. Dann gibt es für dich kein zurück mehr, dann ist es egal.“ Als sie ihm nicht sofort antwortete, wandte er seinen Blick ihr zu. Mit ernstem Gesicht und großen Augen starrte sie ihn an. „Du denkst daran, dass wir irgendwann verheiratet sind?“ Er lächelte sachte, begann mit ihrem Haar zu spielen. „Sofern du es willst natürlich. Ich meine…“ Erneut ein Schulterzucken. „Warum nicht? Ich liebe dich… ich gehe davon aus, dass du mich liebst… ja, wir sind noch jung aber… naja… ich meine… eigentlich… also ich…“ „Wird das ein Antrag?“ Er lachte nervös. „Ähm…“ Jetzt saß er in der Falle. „Wenn ich jetzt nein sage… wird es… komisch sein… sage ich ja… ist es der denkwürdigste unromantischste Antrag der Geschichte… und würde ich jetzt bei deinem Vater um deine Hand anhalten würde er meine sicher abschlagen…“ Mit einem Lächeln und einem Seufzen lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. „Dann sollten wir noch ein wenig warten bis meine Mutter ihn vom besseren überzeugt hat.“ Sachte strich er über ihr Haar, atmete erleichtert auf. Jetzt müsste er sich aber etwas dafür ausdenken was sie niemals vergessen würde. 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