Grün, grün, grün sind alle meine Kleider... von Sarah_von_Krolock (Grün, grün, grün ist alles was ich mag) ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Er hatte sich in dem Sessel zurückgelehnt, die Arme ruhten auf den Lehnen und sein Kinn hatte er auf eine Hand gestützt während er aus dem Fenster starrte. Es war ein sonniger, wunderschöner Tag draußen, aber er zog es vor lieber in der Bibliothek zu bleiben. Seine Gedanken wanderten zu Lady Sigyn, die schon vor zwei Tagen abgereist war. Wenn er ehrlich war, war ihm seit genau zwei Tagen unheimlich langweilig. Er vermisste es doch irgendwie ihre Gesellschaft in der Bibliothek zu haben, er hatte Gefallen daran gehabt ihr die Magie zu lehren und alleine hatte er nicht die Muse dazu in die Gärten zu gehen. Sie war eine ganz angenehme Person gewesen, hatten sich jedes Mal wunderbar unterhalten, hatten sogar gelacht… Was sie wohl gerade tat? Ob sie weiterhin mit der Magie übte, ob sie das Buch las welches er ihr geschenkt hatte? Er seufzte schwer. „Loki… Loki, du bist dran.“ Aus seinen Gedanken gerissen sah er überrascht zu seiner Mutter. „Du bist mit dem nächsten Zug dran, Liebling… Ich versuche dich schon seit mindestens einer Minute darauf aufmerksam zu machen.“ „Oh, verzeih Mutter, ich… ich war in Gedanken.“ Er lehnte sich nach vorne, ließ den Blick über das Schachbrett gleiten und setzte seinen Zug. „Wo warst du denn mit deinen Gedanken?“ Er winkte ab. „Nicht wichtig… ich hatte nur nachgedacht.“ „Über eine gewisse junge Dame?“, schmunzelte sie. „Nur weil sie fort ist, heißt es ja nicht, dass ihr keinen Kontakt pflegen dürft… Schreibe ihr doch ein paar Zeilen.“ „Mutter, was soll das bringen?“ „Ihr habt euch doch so gut verstanden. Und du hättest jemanden in deinem Alter, jemanden überhaupt, mit dem du dich über die Magie unterhalten kannst. Es wäre doch schade drum. Schreib ihr doch.“ „Und was, Mutter?“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Es war angenehm gewesen sie kennen gelernt zu haben. Das war es aber auch schon. Ihr Charakter war erfrischend gewesen, das gebe ich zu. Das war aber auch alles.“ „Nun… vielleicht hat dein Bruder sich ja entschieden? Er fand sie schließlich ganz nett… vielleicht siehst du sie ja doch bald wieder?“ Loki lachte leise. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass Thor vor hat sich monogam zu binden an jemanden? Und dann Lady Sigyn?“ Er schüttelte seinen Kopf. „Das sieht sogar ein Blinder, dass die zwei nichts miteinander gemein haben.“ „Man soll niemals nie sagen…“ „Ich glaube bei Thor können wir das ausschließen.“, schmunzelte Loki. Seufzend wandte sie ihren Blick vom Fenster ab und wieder dem Buch in ihren Händen zu. Es dauerte jedoch nicht lange ehe sie erneut aus dem Fenster blickte. Das Buch war zwar unheimlich interessant, sie war Loki immer noch dafür dankbar, aber sie konnte sich einfach nicht auf die geschriebenen Worte konzentrieren. Immer wieder durchkreuzte das Gesicht des Prinzen ihre Gedanken, immer wieder musste sie an ihn denken, immer wieder erklang seine Stimme in ihren Ohren. Sie wollte es sich selbst kaum eingestehen, aber sie vermisste den jungen Prinzen. Es war so wunderbar gewesen in seiner Gesellschaft, einmal als ebenbürtig behandelt zu werden, all die Gespräche, dass er überhaupt ihr die Magie begonnen hatte zu lehren. Es war eine Chance gewesen die sie nie wieder haben würde. Und eine Zeit die sich nie wiederholen würde. Bald hätte er sie ohnehin vergessen. Erneut seufzte sie leise. Sein Bild sollte endlich aus ihrem Kopf verschwinden, das wurde langsam unerträglich, und das Gefühl in ihrer Brust sollte auch endlich verschwinden… Sie schreckte auf als es an ihrer Tür klopfte, räusperte sich leise. „Herein.“ „Du liest ja schon wieder.“ Ihr Vater war in das Zimmer getreten nachdem er die Tür geöffnet hatte. „Was liest du da eigentlich?“ „Ein Buch.“ Sie konnte ganz gut den entnervten Ausdruck in seinem Gesicht erkennen. „Und was ist das für ein Buch?“ „Eines das dich nicht interessieren wird, Vater.“ „Hör auf damit, sag es mir.“ „Es wird dich wirklich nicht interessieren… Es war ein Geschenk…“ „Und von wem?“ „Vom Prinzen…“ „Du hast ein Geschenk vom Prinzen erhalten? Warum erzählst du uns das nicht gleich?“ Ein breites zufriedenes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu seiner Tochter. Welchem Vater gefiele es nicht wenn seine Tochter Geschenke von einem Prinzen Asgards erhalten würde? „Der Prinz macht dir also Geschenke… Dann war deine Zeit in Gladsheim wohl sehr… vielversprechend? Du bist schon seit einer Woche hier… und noch immer lässt du uns darüber im Dunkeln. Willst du uns nicht ein wenig etwas darüber erzählen?“ „Es gibt wirklich nicht viel zu erzählen, Vater.“ „Er beschenkt dich, ich glaube da gibt es einiges zu erzählen. Hattest du eine angenehme Zeit mit Thor?“ Natürlich ging ihr Vater von Thor aus wenn sie von einem Prinzen sprach. Sie tat einen tiefen Atemzug und schluckte alles was sie eigentlich sagen wollte hinunter. „Ja… es war eine wundervolle Zeit mit Thor… Er ist… gutaussehend… kräftig… ch… charmant. Wir haben viel getanzt…“ Ihr Vater schien begeistert. „Das ist erfreulich zu hören. Vielleicht kommt ja bald erneut eine Einladung? Wenn ihr euch offensichtlich so hervorragend verstanden habt. Du hast gewiss auch eine fabelhaften Eindruck bei Odin hinterlassen.“ „Ich habe mir die größte Mühe gegeben, Vater.“ „Davon gehe ich aus. Ich wäre enttäuscht von dir wenn es nicht so wäre.“ „Ich habe mich auch sehr gut mit Prinz Loki verstanden.“ „Was hattest du mit ihm zu tun..?“ „Als Kronprinz hat Thor natürlich nicht ständig Zeit um sich mit mir zu befassen, das müsstest du doch wissen, Vater… Und Prinz Loki war so freundlich sich dann mit mir zu befassen…“ „Hmhm… aber Thor hatte Gefallen an dir?“ „Ob er wirklich Gefallen an mir hatte, musst du ihn selber fragen. Er hat auch Gefallen an vielen anderen jungen Frauen…“ „So sind alle jungen Krieger, mein Liebes.“ Sie rollte mit den Augen. „Nun, vielleicht haben wir ja das Glück und der Kronprinz findet dich interessanter als all die anderen.“ „Vater, ist es dir so wichtig was der Kronprinz will? Denkst du auch nur einmal daran was ich will? Vielleicht will ich den Kronprinzen ja gar nicht… vielleicht mag ich ihn nicht leiden? Denkst du auch nur einmal daran?“ „Willst du mir etwa damit sagen, dass es dir zuwider war nach Gladsheim zu gehen?“ „Das sage ich doch gar nicht! Aber… was wäre dir wichtiger? Dass ich glücklich bin? Oder dem König zu gefallen?“ „Hast du etwa kein Gefallen an dem Kronprinzen?“ „Antworte mir bitte auf meine Frage, Vater!“ Er tat einen tiefen Atemzug. „Natürlich ist es mir auch wichtig, dass du glücklich bist. Du bist mein einziges Kind. Würde mir dein Glück fern liegen, hätte ich dich nicht beim König für seinen Sohn vorgeschlagen. Es kann gar keine bessere Partie geben als den Kronprinzen, den Platz als Kronprinzessin einzunehmen und später den einer Königin. Du hättest für dein ganzes restliches Leben ausgesorgt. Ich weiß, du glaubst es würde mich nicht kümmern wie intelligent du bist, wie belesen, was du alles kannst, dass ich deine Talente nicht sehen würde. Aber gerade weil ich um diese weiß, habe ich dich für den Kronprinzen vorgeschlagen. Denn jeder König braucht eine Königin an der Seite die hinter ihm steht, ihm den Rücken stärkt und Aufgaben in schweren Zeiten abnehmen kann. Sie muss dieser Stellung würdig sein. Und das bist du in meinen Augen. Als Königin hättest du alle Freiheit. Und im Gegensatz zu dem was du vielleicht glauben magst: Ich würde dich nicht dazu zwingen den Kronprinzen zu heiraten wenn du es nicht möchtest.“ Er hatte sich langsam erhoben. „Sollte er sich für dich entscheiden und du solltest ihn ablehnen, dann muss sich Odin nun einmal um eine andere Schwiegertochter bemühen.“ Er hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und hauchte einen Kuss auf ihren Haarschopf. „Du bist mein einziges Kind, Sigyn. Und ich möchte dich gewiss nicht unglücklich sehen. Viel Spaß mit dem Buch noch.“ Sie schluckte schwer als ihr Vater ihr Zimmer verließ. Sie nagte an ihrer Unterlippe und das schlechte Gewissen plagte sie. Vielleicht hatte sie ihrem Vater doch Unrecht getan… Sie hätte nicht gedacht, dass mehr dahinter stecken würde bei ihm, als einfach nur dem König gefallen zu wollen, für sich selbst das Beste heraus zu schlagen und wenn er schon keinen Sohn hatte, zumindest seine Tochter bestmöglich zu verheiraten. Sie fühlte sich schlecht so von ihrem Vater gedacht zu haben und bei dem Gedanken wie sehr es ihn gekränkt haben musste. Ein flatterndes Geräusch lenkte sie von ihren Gedanken ab und sie sah wie ein Falke sich auf ihrer Fensterbank niederließ. „Was suchst du denn hier? Du bist wohl falsch abgebogen, hm? Hier gibt es nichts was du jagen kannst.“ Das Tier schüttelte den Kopf und ein Glöckchen klimperte an seinem Hals. Erst jetzt bemerkte sie auch ein Röhrchen, das um diesen hing. Sie zog sachte ihre Stirn kraus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)