Grün, grün, grün sind alle meine Kleider... von Sarah_von_Krolock (Grün, grün, grün ist alles was ich mag) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- „Du ahnst ja nicht wie viel Spaß ich hatte!“ „Wenn Euer Vater davon wüsste, dass Ihr mit Magie hantiert, dass der Prinz Euch die Magie lehrt… Er würde Euch beiden den Hals umdrehen.“ „Er weiß es aber nicht und wird es auch nie, verstanden Hilda? Kein Sterbenswörtchen wirst du ihm jemals verraten.“ „Ja, Herrin… aber bedenkt doch bitte…“ „Was hätte ich tun sollen? Der tolle Kronprinz hatte sich den ganzen Tag über nicht blicken lassen. Das ist schon unhöflich genug. Und da hatte ich endlich solch eine Gelegenheit… die kann ich dann doch unmöglich wegschmeißen! Außerdem war ich die ganze Zeit über in guter Gesellschaft.“ „Ihr solltet Euch um die Gesellschaft des Kronprinzen bemühen.“ „Bla, blah, blah… ich höre immer nur Kronprinz hier, Kronprinz da… kann sich bitte auch mal jemand dafür interessieren was ich will? Ich hatte einen wundervollen Tag ohne den Kronprinzen. Ich war immerhin in der Gesellschaft eines Prinzen und ich habe auch neues gelernt.“ „Ja… mit Magie zu hantieren…“ „Was soll denn daran so schlecht sein?“ „Magie ist verpönt.“ „Wie engstirnig du sein kannst. Wie kann sie verpönt sein wenn sogar ein Prinz sie beherrscht?“ „Da habt Ihr Eure Antwort, ein Prinz.“ „Freyja ist auch eine Magierin.“ „Lady Freyja ist auch eine Vanin. Das ist ein großer Unterschied. Ihr seid weder eine Vanin noch eine Prinzessin.“ „Wäre ich das, müsste ich auch nicht als eventuelles Brautpüppchen für den Kronprinzen herhalten… und mir nicht ständig dieses ´Kronprinz blah, blah, blah` anhören…“ „Herrin! Die Magie scheint Euch wohl zu Kopf zu steigen!“ „Viel eher steigt mir zu Kopf, dass ich dazu gezwungen werde etwas zu tun was ich nicht einmal in tausend Jahren will!... Ich hatte großen Gefallen an diesem Tag heute. Ohne den Kronprinzen. Will man mir jetzt etwa auch noch den Spaß verbieten?“ „Ihr haltet Euch lediglich an den falschen Prinzen.“ „Hilda!“ Sigyn unterdrückte den Drang aufzuschreien. Das war doch schier zum verzweifeln! War sie nicht ganz bei Sinnen oder waren es die anderen? Sie verstand nicht was an der Magie so falsch sein sollte. Sie verstand nicht warum darum ein so großes Aufsehen gemacht wurde. Sie verstand nicht warum sie nicht einmal einfach nur das tun konnte was sie wollte… Sie hat dies nicht zu tun, sie hat das nicht zu tun, es würde ihre Eltern erfreuen, es würde ihren Eltern Ehre bringen, ihr Vater würde dies nicht wollen, ihr Vater würde das nicht wollen. Ist es so verkehrt einmal Spaß zu haben und das zu tun was ihr gefiel? Selbst wenn sie sich dafür mit Magie befasste? Sie bezweifelte, dass sie einen amüsanten Tag gehabt hätte an der Seite von Thor. Er wusste doch nicht einmal was er mit ihr reden sollt… was er überhaupt mit ihr sollte… „Stürzt Euch nicht in etwas hinein, Herrin.“ „Wenn, dann stürze ich mich von der Brücke.“ „Herrin!“ „Keine Sorge, Hilda… ich werde es schon nicht tun. Kannst du mich damit jetzt bitte in Ruhe lassen? Ich bin es einfach Leid… Ich verbringe einmal in meinem Leben einen Tag mit jemanden, der mir etwas Neues beibringen kann, der mir zuhört, ich habe ihn sogar zum Lachen gebracht, und schon wird es mir zum Verhängnis… das ist doch nicht zum Aushalten.“ „Verzeiht, Herrin… ich bin nur darauf bedacht.“ „Ja, ja… nur darauf bedacht, dass ich das Richtige tue, nicht vom rechten Pfad geführt werde und ich meinen Eltern Ehre bringe… ja, ja…“, seufzte Sigyn. Sie ließ sich schwer auf das Bett fallen. Sie lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Ja, es hatte ihr ohne jeden Zweifel Freude bereitet ein wenig mehr in Sachen Magie zu lernen. Etwas wozu sie zu Hause nie die Möglichkeit hätte, etwas zu tun was sie schon so lange reizte. Zudem war sie über sich selbst überrascht. Es war gerade mal ihr zweiter Tag und sie hatte schon so offen mit Prinz Loki gesprochen. So offen sprach sie manchmal nicht einmal mit Hilda. Aber irgendwie… hatte sie ein vertrauensvolles Gefühl bei ihm. Es war fast schon beruhigend zu wissen, dass auch ein Prinz es im Leben schwer hatte. Es war irgendwie absurd… Ihre Eltern, dir sie wirklich ihr Leben lang kannten oder ihre Dienerin, die sie die Hälfte ihres Lebens kannte, hörten ihr kein einziges Mal zu. Aber ein völlig fremder Prinz der gewiss anderes und besseres zu tun hatte… „Vater, ich finde sein Verhalten lediglich… unangebracht. Lady Sigyn ist ein Gast, sein Gast und es ist rüde und unhöflich in meinen Augen den ganzen Tag fernzubleiben weil man seinen Kater auskurieren muss.“ „Ich hatte gestern nur etwas zu viel Spaß, na und?“ „Na und? Du fast den gesamten Alkohol des Palastes leer getrunken! Und warst mit dem Kater den du hattest nicht dazu in der Lage dich um deinen Gast zu kümmern!“ „Schrei nicht so…“ „Vater, ich verstehe es wirklich nicht. Es ist seine Pflicht auf Brautschau zu gehen, Lady Sigyn hier zu empfangen und sich mit ihr zu befassen, das waren deine Worte aber gleichzeitig lässt du ihm so etwas durchgehen? Das war ganz und gar nicht das Verhalten eines Kronprinzen! Jede Frau die etwas auf sich hält hätte ihre Sachen gepackt, ein Wunder, dass Lady Sigyn noch zugegen ist!“ „Hat sie dich gelangweilt? Hat sie dich von etwas abgehalten? War ihre Präsenz dir unangenehm? Hat sie sich gelangweilt, mein Sohn?“ „Nein, das nicht, eher im Gegenteil, aber…“ „Dann gibt es auch keinen Grund sich zu beschweren. Du hattest es selbst angeboten.“ „Darum geht es doch nicht! Ich habe es angeboten weil Mutter mich darum gebeten hat, weil wenigstens einer ein vorbildliches Verhalten an den Tag legen sollte! Es ist aber nicht meine Aufgabe ihr Thor schmackhaft zu machen, was bei seinem Verhalten schier unmöglich ist! Ich will lediglich darauf aufmerksam machen, dass…“ „Brüll doch nicht so…“, jammerte Thor und hielt sich seinen Kopf. „Ich brülle nicht!“ „Ruhe! Alle beide! Es war gestern eine Festlichkeit. Da wurde nun einmal getrunken. So etwas passiert dann halt. Dein Bruder hat einen gesunden Durst und bisher…“ „Ich muss Loki da zustimmen, Liebster. Keine gute Frau sieht solch ein Verhalten wie das unseres Sohnes gerne. Sicher hat die gute Dame sich heute nicht gelangweilt, aber ich muss Loki Recht geben. Du kannst Thor nicht sagen er müsse die Pflichten eines Prinzen erfüllen und ihm gleichzeitig aber so etwas durchgehen lassen. Zu der Pflicht eines Prinzen zählt schließlich auch ein angemessenes Verhalten an den Tag zu legen. Gewiss hat Lady Sigyn einen schlechten Eindruck schon gewonnen, dank Loki ist dieser vielleicht gemildert, aber Thor… sie ist wegen dir hier. Ihr sollt euch näher kennen lernen. Nicht dein Bruder und sie.“ „Und was soll ich mir ihr machen?... Die Frau ist…“ „Zu intelligent für dich…“, kommentierte Loki. Als die beiden Brüder sich jedoch ansahen, mussten sie schmunzeln. „Thor, eine Frau will nicht nur einen Mann der gut aussieht und ein Prinz ist. Auch sein Verhalten muss dem eines Prinzen gleichkommen.“ „Und Lady Sigyn ist anders als die Frauen mit denen du sonst verkehrst. Sie hat mehr Niveau.“ „Loki… Ja, sie hat mehr Niveau als die Frauen mit denen du sonst verkehrst, Thor, das muss ich eingestehen…“, seufzte die Mutter der beiden. „Was soll ich denn mit ihr anfangen, ich kenn sie doch gar nicht!“ „Darum ist sie ja hier, damit du sie kennen lernst…“ Loki seufzte auf. „Langsam glaube ich, du bist ein paar Mal zu oft mit dem Kopf durch die Wand gerannt…“ „Sie ist das erste Mal hier, Thor, es gibt hier genug zu sehen und entdecken, es genügt um sie ein halbes Jahr zu beschäftigen damit.“ Der König seufzte schwer auf. Er wusste eigentlich, dass seine Frau Recht hatte mit dem was sie sagte. Und auch, dass Loki gar nicht mal so falsch lag. „Thor, deine Mutter hat Recht. Der einzige Grund warum Lady Sigyn hier ist, ist dieser, dass ihr euch kennen lernen sollt, du sollst dir schließlich eine Braut aussuchen.“ „Aber Vater…“ „Ich sage es dir immer und immer wieder und werde es dir auch noch tausend Mal sagen: Es ist die Pflicht eines jeden Prinzen. Auch dein Bruder wird sich dieser Pflicht irgendwann beugen müssen.“ „Dann soll er doch sich eine Braut aussuchen!“ „Er ist aber nicht der Kronprinz! Du bist mein Erbe, Thor! Du wirst mir auf den Thron folgen! Nicht Loki! Du wirst dich dafür als würdig zeigen müssen! Und dazu zählt auch zu ehelichen und selber für einen Erben zu sorgen! Das kannst du schlecht alleine, oder? Du wirst die junge Dame näher kennen lernen. Du wirst dich mit ihr beschäftigen, verstanden? Irgendwann wirst du eine Entscheidung fällen müssen. Und jetzt geh. Du sollst morgen schließlich wieder ausgenüchtert sein.“ „In der Sache ist noch nicht das letzte Wort gefallen, Vater… Du kannst mich nicht dazu zwingen.“ „Wir werden sehen was ich kann…“ Nachdem er einen wütenden Blick zu seinem Vater geworfen hatte, verließ er das Zimmer und ließ die Tür hinter sich laut zuknallen. Die Königin lächelte milde zu ihrem jüngsten Sohn und nickte zur Tür. Loki verstand den Wink und folgte seinem Bruder daraufhin. „Du willst ihn doch nicht wirklich dazu zwingen, oder? Wenn du das vor hast, wirst du die nächsten tausend Jahre nicht im königlichen Bett, sondern auf dem königlichen Sofa verbringen können…“ „Ich habe nicht vor ihn dazu zu zwingen… Aber so etwas muss sich entwickeln und wenn er nie…“ „Ach, halt den Mund! Nichts muss sich entwickeln. Entweder die Liebe ist da oder sie ist nicht da und ich dachte wir wären uns darüber einig, dass unsere Söhne der Liebe wegen heiraten können. Entweder da ist von vorneherein eine Sympathie da oder nicht und ich sehe keine bei den Zweien. Wenn du nur ein wenig genauer hinsiehst, kannst du es der jungen Dame am Gesicht ablesen, dass sie alles andere als begeistert ist von Thor.“ „Dann hatten sie einen schlechten Start, es wird sich legen. Ich hoffe, dass Thor sich jetzt zusammenreißt.“ „Wenn es auch mit Lady Sigyn nichts wird, versprichst du mir dann dir diese Idee erst einmal aus den Kopf zu schlagen?“ Odin seufzte schwer auf und blickte dann zu seiner Frau. „Versprochen…“ „Vielleicht solltest du es bei ihm mal mit anderen Damen versuchen als mit dem Nachwuchs deiner Generäle… du siehst selber, dass das nicht gut endet.“ „Ja, liebste Frau, ich sehe es…“ „Generalstöchter sind nichts für unsere Jungs. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen?“ „Soll er sich etwa die Küchenmagd nehmen?“ „Wenn es ihn glücklich macht?“ Bei dem leicht entsetzten Gesichtsausdruck ihres Gatten musste sie schmunzeln. „Liebster… du kannst vieles bestimmen. Aber die Liebe macht immer noch was sie will.“ „Thor... warte, bleib doch stehen…!“ Loki rannte schon beinahe seinem älteren Bruder nach um zu ihm aufzuschließen. „Danke, Bruder, dass du so zu mir gehalten hast!“, zischte dieser ihm entgegen. „Hast du wirklich großartig gemacht! Auf dich kann man sich echt verlassen!“ „Hu, seit wann beherrschst du denn den Sarkasmus?...“ „Huu, seit wann kümmerst du dich denn so sehr um das Wohl eines weiblichen Wesens?“ „Thor… ich meinte es nicht böse mit dir, ich finde es nur gerecht deinem Besuch gegenüber, wenn du dich um diesen auch kümmern würdest. Lady Sigyn kann genauso wenig etwas dafür hier zu sein wie du. Auch wenn du nicht glaubst, dass nicht alle Frauen sich um dich reißen…“, schmunzelte der Jüngere. „Es gibt welche die dir widerstehen, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Ich will dir auch nicht deinen Spaß am Trinken nehmen… gewiss nicht, ab einem gewissen Pegel lässt du schließlich alles mit dir machen…“ „Ach, deswegen hatte ich einmal das rosa Kleid an…“ „Rosa steht dir wirklich ausgezeichnet.“, grinste Loki und bekam einen Hieb gegen seinen Oberarm dafür. „Aber es wäre nur fair der jungen Dame gegenüber, die ebenso unschuldig an der Situation ist wie du.“ „Sie hätte was sagen können.“ „Frauen sagen so etwas nicht… Und ich dachte, du würdest dich mit Frauen auskennen… Ich habe mich da wohl getäuscht. Aber wie komme ich auch auf den Gedanken, obwohl du nie eine Beziehung geführt hast, die länger als ein paar Stunden in der Nacht ging.“ Nun konnte Thor schon wieder lachen. „Aber du, oder wie soll ich das jetzt verstehen? Sag mir ihren Namen, da muss man ja fast schon gratulieren!“, grinste der Blonde. „Ich sage keine Namen und wenn, dann dir als letztes und ich sage auch nichts über mein intimes Privatleben…“ „Ich glaube, das will ich auch eher nicht wissen… Aber was soll ich denn mit ihr anfangen?! Sie sagt nichts weiter außer ´Ja, königliche Hoheit, natürlich, königliche Hoheit, selbstverständlich, königliche Hoheit` oder sie schweigt.“ „Du kannst aber ganz gut Frauen imitieren… vielleicht sollte sich das mit dem rosa Kleid doch einmal wiederholen…“, grinste Loki. „Nun, bei mir war sie zumindest recht gesprächig.“ „Ach… habt ihr euch über die neuste Mode ausgetauscht…?“ Loki schmunzelte sachte. „Nein, gewiss nicht. Wir haben uns ein wenig über Literatur im Allgemeinen unterhalten und ein wenig über Magie.“ „Ach, hast du jemanden gefunden der dir bei dem langweiligen Kram zuhört?...“ „Langweilig sind höchstens deine Geschichten, weil du sie tausend Mal erzählst.“ „Ich habe wenigstens Geschichten zu erzählen.“ Loki rollte mit den Augen und schritt weiterhin neben seinem Bruder her, die Hände auf dem Rücken verschränkt. „Jedenfalls… du musst das ja auch nur ein paar Wochen durchhalten… Dann reist sie wieder ab und du hast deine Ruhe.“ „Bis Vater die Nächste anschleppt…“ „Aber solange solltest du den Kronprinzen auch spielen der du nun einmal bist. Damit würdest du allen einen Gefallen tun. Und denk dran, ein paar Wochen nur…“ „Lieber geh ich freiwillig nach Jotunheim…“ „Dann viel Spaß, Bruder… kehrt hier wenigstens mal Ruhe ein.“ „Bitte?! Was soll das denn heißen?!“ Sie summte leise vor sich hin während sie ihre Haare bürstete, dabei in den Spiegel starrte. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Innerlich hoffte sie, dass sie den Tag wieder mit Prinz Loki verbringen konnte, etwas mehr von der Magie erlernen konnte. „Herrin haben aber gute Laune heute. Findet Ihr doch langsam Gefallen an Eurem Aufenthalt hier?“ „Langsam ja.“, grinste Sigyn und legte ihre Bürste zur Seite. „Der Tag gestern war auch so wundervoll, da kann man doch nur gute Laune haben. Und bei dem was in Aussicht steht…“ „Dass der Kronprinz wieder anwesend sein wird?“ Sigyn rollte mit den Augen ohne, dass ihre Dienerin das bemerkte. „Ja, dass ich wieder den Kronprinz sehen werde, Hilda… ganz genau…“, seufzte sie dann. „Darauf warte ich seit  Stunden… vor Aufregung habe ich gar nicht schlafen können… Sieht man mir das etwa nicht an…?“ „Das ist erfreulich zu hören, dass Ihr doch noch Interesse an dem Kronprinzen habt!“ Sigyn schüttelte sachte ihren Kopf. „Ja… ich habe unheimliches Interesse an ihm… Sieht man es mir nicht an?...“ „Um ehrlich zu sein, Herrin, Ihr schaut ein wenig gelangweilt drein.“ „Ach, sagt bloß…“ Sigyn war kurz davor ihre gute Laune zu verlieren. Aber sie wollte sich diese nicht durch ihre Dienerin ruinieren lassen. Vielleicht war Thor doch wieder eher den jungen Walküren zugetan heute und sie könnte den Tag wieder mit Prinz Loki verbringen. „Ich wäre dem Kronprinzen nicht böse wenn er keine Zeit hätte… Als Kronprinz hat man gewiss unheimlich viel zu tun… Ich verstehe das. Bei all den Pflichten, die ein Kronprinzen hat…“ „Ihr seid also über den Punkt hinweg unbedingt Konversation betreiben müssen mit einem Mann?“ „Ja, Hilda, stell dir nur vor, wenn ich die ganze Zeit meinen Mund halte schone ich schließlich meine Stimme…!“ Es war doch nicht zu fassen… Warum taten alle so, als sollte sie dessen Braut werden, als sollte sie ihn schon beinahe verführen! Wahrscheinlich würde ihre Dienerin ihr sogar noch gratulieren wenn sie es tun würde… Hilda verzog kurz ihr Gesicht. „Ich habe Euch das grüne Kleid mit den goldenen Stickereien aufbereitet, Herrin.“ „Danke Hilda.“ Sigyn steckte ihre Haare mit wenigen Haarnadeln zurück, so dass sie ihr nicht ins Gesicht fielen, aber immer noch offen ihren Rücken bedeckten. Als sie für den Tag bereit war und die Zimmer verließ, hatte sie sogar den richtigen Weg zum Speisezimmer gefunden. Darüber war sie durchaus stolz, wenn sie daran dachte wie sie sich gestern noch verlaufen hatte. Ein wenig enttäuscht war sie allerdings schon als sie im Speisezimmer Thor erblickte. Ihm ging offensichtlich doch wieder wunderbar und er schien ebenfalls ausgenüchtert zu sein. Sie fürchtete im Gehen einzuschlafen wenn Thor noch eine weitere Geschichte seiner großartigen Heldentaten erzählte. Sie fragte sich wirklich wie jemand so selbstverliebt sein konnte wie der Blonde. Es war ja großartig, dass er gegen Riesen kämpfte und sie besiegte, es war schön und gut, dass er Mjölnir besaß, es war ganz wunderbar, dass er ein großer Krieger war wie man es von einem Sohn Odins wohl erwartete. Aber es interessierte sie nicht...! Sie wollte das alles gar nicht wissen und seine Geschichten waren ohnehin alle gleich. Er war natürlich der strahlende Held und… aus etwas anderem bestanden seine Geschichten eigentlich nicht… Sie unterdrückte ein Seufzen und ihre Gedanken wanderten zu Prinz Loki. Sie könnte mit einem Fuß aufstampfen wenn es nicht kindisch gewesen wäre, als sie daran dachte, was er ihr in Sachen Magie hätte heute beibringen können. Das war doch wesentlich spannender und abgesehen davon konnte sie sich mit ihm ganz nett unterhalten. „Lady Sigyn? Ich habe Euch eben gefragt was Ihr von der Idee haltet?“ Sie zuckte kaum merklich zusammen als ihr bewusst wurde, dass sie ihm nicht zugehört hatte. Ausgerechnet als er sie etwas fragte… Was hatte er eigentlich gefragt? Was für eine Idee? Musste er unbedingt etwas fragen? Es wäre sonst wirklich nicht aufgefallen, dass sie ihm nicht zuhörte… „Uhm… ich… ich, verzeiht, ich… ich finde die Idee… wirklich großartig!“ Sie nickte heftig und lächelte zu ihm hinauf. Sie hoffte, sie hatte jetzt nichts dummem zugestimmt… „Wunderbar!“, grinste Thor. „Ich wusste es würde Euch gefallen. Keine junge Dame kann dazu nein sagen!“ Wozu nein sagen?!, fragte sie sich. „Das… das ist so aufmerksam von Euch, königliche Majestät…“ „Natürlich ist es das.“ Er grinste breit und selbstsicher. Eigentlich wollte sie nicht wissen wozu sie gerade zugestimmt hatte. Sie hoffte immer noch darauf erlöst zu werden. Und offensichtlich waren alle Götter ihr gnädig, denn als sie in den nächsten Gang bogen kam ihnen Prinz Loki entgegen. Ihr entfloh fast schon ein Seufzer der Erleichterung. „Lady Sigyn.“, nickte dieser ihr zu und lächelte höflich. „Bruder, wohin des Weges?“ „Ich wollte die reizende Dame an meiner Seite gerade auf das Trainingsgelände führen, weißt du, ich muss mich schließlich in Form halten, auch trotz eines solch reizenden Besuches.“, grinste der Blonde. Dazu hatte sie zugestimmt?! Sie notierte sich innerlich aufmerksamer zu sein, auch wenn seine Geschichten einschläfernd waren. Loki sah die Panik und das Entsetzen in ihren Augen. Er musste ein Grinsen unterdrücken. Es war so erfrischend mal eine Dame hier zu haben, die nicht bei jedem Zwinkern seines Bruders in Ohnmacht fiel. „Oh… da fällt mir ein, Bruder… ich glaube ich habe Fandral bei den Walküren gesehen… Die jungen Anwärterinnen scheinen ganz angetan von ihm zu sein. Soweit ich sah konnte er sich kaum retten vor der Schar…“ „Was?... Er ist alleine bei den Walküren? Wir hatten etwas abgemacht…“, murrte der Blonde. „Lady Sigyn, bitte entschuldigt mich, ich habe etwas Dringendes zu erledigen.“ „Natürlich, königlichen Majestät, die Pflichten als Kronprinz haben Vorrang vor allem anderen.“ Als Thor außer Sicht- und Hörweite war, seufzte sie erleichtert auf. „Ich danke Euch tausend Mal, Loki!“ „Ich sah eine holde Maid in Not und als Prinz ist es schließlich meine Pflicht Euch dann zu erretten aus der Notlage.“, schmunzelte er. „Lasst mich raten, er hat davon erzählt wie er immer und immer wieder gegen Riesen kämpft?“ „Gefühlte tausend Mal… ich glaubte schon im Gehen einzuschlafen…“ „Nun, vorerst seid Ihr ja davor gerettet. Würdet Ihr gerne mehr von den Gärten sehen?“ Sie nickte heftig und legte ihre Hand auf seinen Arm als er ihr diesen anbot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)