Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Prolog: "Ich bereue nichts" --------------------------- Zeit – etwas Sonderbares, Relatives. In unseren jungen Jahren, da soll sie schnell vergehen; im Alter, hoffen wir sehnlichst, dass wir noch genügend zur Verfügung haben. In unseren schönsten Stunden, da vergeht sie wie im Flug. In unseren schlimmsten Momenten, da kommt uns eine Minute wie Stunden vor. Wir verlernen die Zeit, die wir noch haben, zu nutzen. Wie vergeuden viel zu viel davon für Dinge, die uns nicht glücklich machen. Viel zu selten nehmen wir sie uns, um anzuhalten, um die Welt um uns herum zu beobachten, stattdessen zieht sie viel zu schnell vorbei. Wenn wir uns diese nehmen, dann denken wir gerne an die alten Zeiten zurück. Wir denken an das, was wir erlebt haben. Fehler von damals erscheinen uns nicht mehr allzu falsch. Im Gegenteil. Im Laufe der Jahre müssen wir Entscheidungen treffen, den schwierigeren oder einfachen Weg wählen, und an jenen Punkt gelangen, der uns nichts bereuen lässt. Schließen wir eine Türe, öffnet sich die nächste, ob diese sofort erkannt wird oder es eine Weile dauert sei dahingestellt. Wenn ich heute an mein Leben zurückdenke, dann kann ich sagen: Oftmals hat es den Punkt gegeben, an dem ich nicht gewusst habe, was ich tue. Ich habe geglaubt den größten Fehler meines Lebens begangen zu haben, dass ich mich hätte anders entscheiden müssen, doch im Endeffekt: Am Ende hatte jede erdenkliche Entscheidung einen Sinn ergeben. Hätte ich diese nicht getroffen, dann wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Ich hatte schwierige und gute Zeiten, habe gelitten und gelacht, gehasst und geliebt, habe Menschen verletzt, die ich liebe und haben diesen selbst einstecken müssen. Ich habe auf mein Herz gehört und es auch eiskalt ignoriert. Ich habe mich auf mein größtes Abenteuer eingelassen und heute kann ich ohne Bedenken sagen: Ich bereue nichts. Kapitel 1: Liebe oder Verpflichtung - Entscheide dich! ------------------------------------------------------ Die Kälte der Winterinsel, die sie einen Tag zuvor verlassen hatten, durchfuhr weiterhin den Körper der jungen Navigatorin. Ob es bloß daran lag, dass sie noch immer von der Krankheit geschwächt war, oder ob es einen anderen Grund gab, wusste sie nicht. Unlängst hatte sie sich in ihre warme Decke eingekuschelt und doch fror sie. Ein Seufzer entfloh ihrer Kehle. „Was ist los?“, durchdrang eine Stimme die Stille. Es war mitten in der Nacht und der Mond diente als einfache Lichtquelle. Nami sah zur Seite. Vivi lag direkt neben ihr und hatte sich zu ihr gedreht. Im hellen Schein wirkte das Gesicht der Prinzessin äußerst betörend auf die Navigatorin der Strohhutbande, die sich jedes noch so kleinste Detail einprägte. Ihre braunen Augen, die in diesen Verhältnissen noch dunkler waren, ihre blauen Strähnen, die ihr ins Gesicht fielen und ihr Mund, dieser wohlgeformte Mund, den sie nur allzu gern küssen würde. Hart schluckend behielt sie lediglich das Gesicht im Auge, einen Blick über den restlichen Körper dieser zierlichen Frau konnte und wollte sie nicht riskieren. „Ja, alles in Ordnung. Ich kann einfach nicht schlafen, vielleicht liegt es daran, dass ich die letzten Tage so viel im Bett verbracht habe. Bei dir?“ Wenn Nami ehrlich war, war das nicht der erheblichere Grund für die Schlaflosigkeit. Ein Blick auf die Prinzessin und es war, als ob die Kälte für einen Moment verschwand, um einem aufkommenden Wärmegefühl Platz zu machen. „Mein Kopf ist lediglich zu voll. Die Angst um meine Heimat lässt mich nicht los und je näher wir Alabasta kommen, desto größer wird sie“, sprach sie mit einem traurigen Unterton. Nami gab keine Antwort. Natürlich war das der Grund. Die Zukunft des Königreiches ruhte auf ihrer Schulter. Die Navigatorin konnte sich vorstellen, wie schwer diese Last war. Acht Jahre lang hatte sie für ihr Dorf gekämpft und doch ging es bei Vivi um weitaus mehr Menschen, die gekämpft werden musste. „Keine Sorge, Vivi. Wir werden dir helfen, alles wird sich schon irgendwie einrenken.“ Lächelnd betrachtete sie die Prinzessin, deren Ausdruck sich kaum merklich verändert hatte. Vivi hatte ihren Kopf abgestützt und atmete tief durch. Bevor Nami nachfragen konnte, legte Vivi ihren Finger auf Namis Mund und schüttelte den Kopf. Namis Körper reagierte augenblicklich auf diese Berührung und in ihrem Magen machte sich ein angenehmes Kribbeln breit. Diese Gefühlsregungen waren ihr fremd. Verliebt war sie noch nie gewesen, höchstens Schwärmereien hatte es gegeben. In den letzten Jahren war sie zwar nicht allzu unschuldig, doch hatte sie nie Gefühle gehabt, die derartig stark waren. „Nami“, wisperte die Prinzessin und starrte aufs Laken. „Das ist nicht der einzige Grund. Deinetwegen hatte ich genauso viel Angst. Hätten wir diese Insel nicht gefunden, dann,… Meine Güte, du hättest sterben können. Wir kennen uns noch nicht allzu lange, aber dennoch, ich hatte Angst, die ich noch immer habe. Ich weiß, dass du nun wieder auf dem Weg der Besserung bist, aber…“, brach Vivi ab und setzte sich auf. Mit ihrer linken Hand strich sie sich die Haare zurück und biss sich auf die Unterlippe. Nami erhob sich ebenfalls und gab einen Arm um die Schulter ihrer Zimmergenossin. Dieser zierlicher Körper, den man nicht kraftvoll berühren mochte, aus Angst er könnte zu Bruch gehen. Vorsichtig drückte sie die Prinzessin näher an sich. Ihr Duft war überall in diesem Raum. Ein Duft der ihr ihrer Sinne beraubte. Nein, was sie tat war falsch. Sie durfte ihrem Drang nicht nachgehen. „Hey, ich bin zäh. So bisschen Fieber bringt mich nicht um, dafür habe ich schon zu viel überstanden. Es tut mir Leid, dass du dir Sorgen machen musstest. Gib mir noch ein, zwei Tage und ich kann wieder Bäume ausreißen. Weißt du, an deiner Stelle wäre es mir ähnlich ergangen“, sprach Nami voller Elan und nahm eine von Vivis Strähnen in die Hand. Sie umspielte diese einen Augenblick mit ihren Finger, ehe sie von dieser abließ. „Mach dir keinen Kopf und schon bald wird dir auch deine größte Angst genommen, versprochen.“ Ein Lächeln stahl sich auf Vivis Lippen. Namis Euphorie war für sie unerschütterlich. Selbst hohes Fieber hatte dieser nicht Einhalt geboten. „Du bist einmalig, weißt du das?“ Nun war es Nami, die ein Lächeln nicht verkneifen konnte und sie fing sich direkt in den Augen der 16-jährigen wider. Der Blickkontakt hielt nicht allzu lang, denn eine Schwärze, ausgelöst durch eine Wolke, die sich vor den Mond gedrängelt hatte, übermahnte die beiden Frauen. Vivi war es, die diesen Moment nutzte und mit ihren Händen das Gesicht der Navigatorin ertastete, es mit diesen umfasste und ihr einen Kuss stahl. Es war als hätte sie auf den Schutz der Dunkelheit gewartet. „Du kannst dich nicht entscheiden, stimmt’s?“, fragte Nami, die sich genüsslich im Badewasser räkelte und einen Seitenblick auf Vivi warf, die aus ihren Gedanken gerissen wurde. Der Kampf um das Wüstenkönigreich war vorbei und sie haben gesiegt. Das Land konnte sich endlich an den Wiederaufbau machen und das Vertrauen an den König kehrte zurück. Nach einem ordentlichen Festmahl hatte man sich in die Bäder des Schlosses zurückgezogen, die lediglich während der Regenzeit benutzt wurden. Nach dem kleinen Vorfall mit den Jungs, waren die zwei Frauen endlich ungestört. „Wie?“, antwortete diese und wirkte verloren. Allzu oft hatte sie daran gedacht, wie zerbrechlich ihre Freundin doch aussah. Ein Irrtum. Vivi war stark, zwar nicht körperlich, dafür hatte sie jedoch diese immense innere Kraft, die unbegrenzt schien. „Wir brechen noch heute Nacht auf. Es gibt keinen Grund um länger zu bleiben. Im Hafen wartet die Marine, es wird immer gefährlicher.“ Nami sprach äußerst ruhig und ließ die Prinzessin nicht aus den Augen. Ihre Blicke trafen sich und beide wusste, was dies zu bedeuten hatte. „Wenn ich bleibe, dann,… was wird aus uns?“, fragte Vivi vorsichtig. Eine Frage, dessen Antwort offensichtlich war. Wie oft hatten sie dieses Thema vermieden und nun war der Punkt gekommen, an dem es nicht mehr ging. „Was denkst du? Wenn wir jeweils einen anderen Weg verfolgen, dann werden wir uns verdammt lang nicht sehen können“, antwortete die Navigatorin mit einem traurigen Lächeln und beobachtete den Dampf, der empor stieg. „Gibt es keine andere Lösung?“ Nami lachte. „Welche denn? Vivi, du bist die zukünftige Königin dieses Landes. Es braucht dich im Moment mehr denn je. Die Rebellion ist vorbei und die Menschen beginnen mit dem Wiederaufbau. Könntest du tatsächlich ohne Schuldgefühle gehen? Und sieh mich an. Ich bin Navigatorin, meine Crew braucht mich auf diesen Gewässern, ich könnte sie nie im Stich lassen. Sie wären aufgeschmissen und würden beim nächstbesten Unwetter kentern. Wir können uns beide nicht so einfach von unseren Verpflichtungen lösen. Weißt du, ich wünsche mir nichts sehnlicher als dich auf dieser Reise an meiner Seite zu haben, glaub mir. Du redest hier von all den Abenteuern, die wir bestritten haben, von Dingen, die dir begegnet sind. Ich merke, dass du nur allzu gerne auf die See möchtest und es trotzdem nicht kannst. Vivi, ich könnte dich nie dazu zwingen, dich für ein Leben außerhalb dieser Palastmauern zu entscheiden. Ich werde alles akzeptieren, was du machen willst, sei es hier zu bleiben oder mit uns zu kommen. Nur, wie du weißt, läuft dir die Zeit davon. Morgen Mittag sind wir fort“, erklärte Nami und versuchte dabei ihre Gefühle so gut es ging aus dem Spiel zu lassen. Traurig strich sie der Prinzessin mit dem Handrücken über deren linke Wange. Als keine Antwort kam, zog sie ihre Freundin an sich und küsste diese. Dieser Kuss war geprägt von verschiedenen Gefühlen, vor allem von einem, welches lautstark nach Abschied schrie. Kapitel 2: Hoffnung, dein größter Freund oder Feind --------------------------------------------------- Es war noch in den frühen Morgenstunden als Vivi verschlafen ihre Augen öffnete. Gähnend rieb sie sich über diese und erhaschte einen Blick zur Uhr. Noch war es nicht an der Zeit sich aus dem Bett zu begeben und wenn sie ehrlich war, sie zog es gar nicht erst in Betracht. Jedenfalls nicht, wenn sie sich Nami betrachtete. Diese lag auf der Seite und hatte einen Arm unter dem Kissen, den anderen zur Seite ausgestreckt, der dadurch direkt auf dem Bauch der Prinzessin ruhte. Vereinzelte Strähnen verdeckten das Gesicht der Navigatorin, die Vivi ihr nur allzu gern hinters Ohr strich. Die letzte Nacht war noch allgegenwärtig und jede noch so kleinste Berührung, Geste oder jedes ausgesprochene Wort hatten sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Wer hätte mit dieser Wendung gerechnet? Aus einer Unbekannten, war eine gute Freundin geworden und binnen kurzer Zeit wurde daraus mehr als bloße Freundschaft. Diese Gefühle, so neu, unbekannt, aufregend und beängstigend zugleich. Ihre Fingerspitzen glitten hinab über die Wange der Navigatorin, deren Augenlider zuckten. Ein Lächeln erschien auf Namis Lippen, die diese Berührung genoss, jedoch keinen Anschein machten, ihre Augen zu öffnen. Merklich festigte sich der Griff um die Prinzessin, ehe sie sanft an den Körper der Navigatorin gezogen wurde. Mit beiden Armen umschloss sie den zierlichen Körper der jüngeren Frau. „Wenn es bloß ein Traum ist, dann will ich meine Augen nie mehr öffnen, aus Angst, er könne vorbei gehen“, raunte Nami ins Ohr ihrer Freundin und fuhr mit ihrem Nasenrücken über deren Hals. Diese kicherte und schmiegte sich enger an Nami. Das Frühstück verlief relativ normal. Die Jungs konzentrierten sich lediglich auf das Mahl und sprachen kaum, hie und da kam es zum Streit, insbesondere wenn Ruffy sich auf die Teller der anderen stürzte. An anderen Tagen hätte sich Nami längst eingemischt und sie in ihre Schranken gewiesen, doch dieses Mal nicht. Ihre Aufmerksamkeit galt lediglich der Prinzessin, die sie aus dem Augenwinkel heraus akribisch beobachtete. Für die restliche Crew schien es keine Veränderung zu geben, denn niemand bemerkte, dass die Frauen näher als sonst beieinander saßen, sich immer wieder berührten, sei es durch den Ellenbogen oder ihre Hände, wenn die eine der anderen etwas reichte, oder diese liebevollen, wissenden Blicke, die sie untereinander austauschten. Still und heimlich lächelten sie in sich hinein, denn ja, es war ihr Geheimnis. Schweren Herzens dachte Nami an diese Zeit zurück. Eine Zeit fern von Sorgen, in dem nur der Augenblick von Bedeutung war, fern der Gedanken eines möglichen Abschiedes, fern der Absicht, es die restliche Crew wissen zu lassen. Zum Teil aus Angst, zum Teil, weil es ihre Sache war. Nami wusste nicht, wie ihre Kameraden darüber denken würden. Vermutlich war es keine große Sache, nicht? Dennoch, es war ihr Geheimnis und sollte Vivi sich nicht anschließen, dann würde es auf ewig eines bleiben. Wenn Nami ehrlich war, war es eine gute Entscheidung gewesen. Blieb Vivi in ihrem Königreich, so musste sie keine Erklärungen abgeben oder sich keine Kommentare anhören. Sie würde nicht schwach wirken, denn niemand würde wissen, wie sehr sie die Prinzessin vermissen würde. Die Sonne stand am Zenit und die Zeit war gekommen. Die Strohhüte mussten endlich von dieser Insel verschwinden, denn die Marine würde nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Immer wieder hatte sie wie gebannt auf die Küste geachtet und mit jeder Minute schwand die Hoffnung mehr und mehr. Nachdem Bad hatten sich die beiden noch lange unterhalten und dennoch war es Vivi, die Nami ohne konkrete Antwort ziehen ließ. Innerlich war der Navigatorin bewusst, was dies zu bedeuten hatte. Viel zu schnell hatten sie sich ineinander verliebt und da war es nur fair, dass die Liebschaft im selben Tempo auch ihr Ende fand, nicht wahr? Die Navigatorin zwang sich zur Besinnung. Natürlich durfte sie Vivi auch keinen Vorwurf machen. Nami hatte sich ebenfalls längst entschieden, nämlich für ihr bisheriges Leben, ihre Freunde, ihren Traum. Darum überraschte es sie auch nicht, dass es bei der Prinzessin nicht anders aussah. War es nicht von Anfang an offensichtlich gewesen, dass sie am Ende vor dem Aus stehen würden? Wäre es ein Märchen, läge eine andere Zukunft vor ihnen. Hier jedoch gab es kein Happy End. Kein Prinz, oder eben Prinzessin, würde rechtzeitig auf einem weißen Ross erscheinen und sie nicht gehen lassen. Es gab kein: Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende. Nein, die Realität sah anders aus. Liebe reichte nicht immer vollkommen, nicht in dieser Welt. Zwei unterschiedliche Lebensstile, die auf Dauer nicht harmonieren konnten, beherrschten ihr Leben. Nami blickte verzweifelt gen Himmel, direkt in die Sonne und ungesehen floss eine Träne über ihre Wange. Vielleicht, vielleicht finden wir uns eines Tages wieder, dachte sie sich und nahm einen tiefen Atemzug. Eine Stimme erklang, die Namis Körper augenblicklich verkrampfen ließ. Vorsichtig drehte sie sich in die Richtung, aus der diese kam. Vivi. Hierbei handelte es sich um ihre Rede, die man im gesamten Land live hören konnte. Übertragen wurde diese direkt aus der Hauptstadt, Arbana. Je länger sie der Rede lauschte, desto schwerer fiel es der Navigatorin die Fassung zu bewahren. „Du hast’s doch gerade gehört, das war Vivis Stimme“, meinte Zorro, ehe Sanji weitersprach: „Sie hält in Arbana ihre Rede, sie hat sich entschieden.“ „Das war nicht sie“, fing Ruffy an, der beharrt in Richtung Hafen starrte, „Sie muss aber da sein! Lasst und landen und sie suchen!“ Nami hatte längst gewusst, dass sie nicht die einzige an Bord war, die wollte, dass Vivi mitkam. Sie war allen ans Herz gewachsen. Doch von da an hatte sie keine Zeit mehr sich groß Gedanken zu machen. „Mayday, die Marine“, rief Lysop aufgebracht und deutete auf die näher kommende Gefahr. „Kurs nehmen! Backboard, na los!“, schrie die Navigatorin und brach die Worte nur schwer über ihre Lippen. Nun gab es kein Zurück mehr. Die Hoffnung starb bekanntlich zum Schluss. War jener Moment nun gekommen? Just als Nami sich ihrer Aufgabe widmen wollte, ertönte erneut Vivis Stimme, die die Crew innehalten ließ. „Hallo Freunde!“ „Vivi!“ Namis Augen weiteten sich, ihr Herz begann lautstark zu pochen. War es tatsächlich Vivi? Hatte sie sich doch noch anders entschieden? Euphorie machte sich bereit, nicht nur bei ihr, auch bei der Mannschaft. Doch hielt sie nicht lang. Vivi setzte erneut zum Sprechen an, sie verabschiedete sich. Eine bittere Erkenntnis, die sich auf diese Weise noch tiefer schnürte. Musste das sein? „Hättest du nicht in Arbana bleiben und gar nicht erst auftauchen können? Weißt du denn nicht, wie schwer du es mir machst?“, flüsterte sie vor sich hin und blickte zu Boden. Nami hörte ihren eigenen Herzschlag, während die sie die Worte von Vivi kaum vernahm. Erst gegen Ende hin schüttelte sie den Kopf, trat näher an ihre Freunde heran und versuchte den Worten zu lauschen. „Falls wir uns wiedersehen, gehör ich dann wieder zu euch?“, schrie die Prinzessin, überströmt von Tränen, in das Mikrofon. Nami schluckte hart. Ihr Blick wandte sich automatisch den Marineschiffen zu. Was die sich nun dachten? Ein falsches Wort und…? Reflexartig packte sie Ruffy, der gerade dabei war der Prinzessin eine Antwort zu geben. „Idiot! Antworte nicht! Die Marine hat alles mitbekommen, wenn wir jetzt antworten, dann mach sie Vivi fertig“, ermahnte sie ihren Kapitän und wusste wie kein andere, was dies bedeutete. Ein stummer Abschied, mehr konnten sie der Prinzessin nicht geben. Aufgestellt in einer Reihe, reckten sie ihren linken Arm gen Himmel, zu sehen ihr Symbol der Freundschaft, ein schwarzen „X“. Vivi verstand und lächelte, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Kapitel 3: Freund oder Feind? - "Nicht mit mir!" ------------------------------------------------ „Was ist denn los?“, knurrte Zorro, der sich gelassen durch seine Haare strich. Die restliche Crew blickte durch die Rehling hindurch und jammerte. „Wir vermissen Vivi“, kam es von allen gleichzeitig, was den Schwertkämpfer ein Seufzen kostete. Nico Robin, die sich im Vorratsraum befand, hörte das Gespräch mit zweigeteilten Gefühlen mit. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Nun gab es kein Entrinnen. Kein Versteck, in dem sie länger verweilen konnte. Entweder ging ihr Plan auf oder sie saß in der Falle. Nach außen hin, wirkte sie stets besonnen, unantastbar, Herrin der Lage. Innerlich nicht. Innerlich beherrschte sie die Angst. Angst vor dieser großen Ungewissheit. Der Strohhut, Monkey D. Ruffy, hatte Spuren hinterlassen. Er schien anders als alle anderen Kapitäne, denen sie bisher begegnet war. Ohne ein Zögern hatte er sie mitgenommen, ihr das Leben gerettet. Konnte sie hier vorerst einen Zufluchtsort finden? Nach einem tiefen Atemzug nahm sie die Klinke in die Hand. „Endlich sind wir sie los“, sprach sie gelassen und trat hinaus ans Tageslicht, wo eine verdutzte Bande sich für einen Kampf rüstete. Einen Augenblick lang herrschte Chaos, jeder sprach durcheinander, was sie gekonnt ignorierte. Mit einer lässigen Handbewegung sorgte sie dafür, dass ihre gezückten Waffen zu Boden fielen. „Hab ich euch nicht gesagt, dass ich solche Dinger nicht mag?“  Einige Stunden waren verstrichen und Nami hatte sich zu ihren Orangenbäumen zurückgezogen. Innerlich kochte sie vor Wut. Was bildet sich diese Frau ein?, dachte sich die Navigatorin und zog die Beine eng an ihren Körper. Natürlich, als sie die Juwelen sah, ließ sie sich einen Moment lang beirren, doch nicht auf Dauer. Dabei schaltete ihr Gehirn meist auf Durchzug, keine allzu große Überraschung mehr. Nun wo ihr Verstand wieder klar denken konnte – die Juwelen hatte sie natürlich in Verwahrung genommen – kamen all die Gefühle, die sie zu Anfang verspürt hatte, erneut zum Vorschein. Missgelaunt nahm sie eine Orange zur Hand und schälte diese mit Sorgfalt. „Gott“, stieß sie aus und ließ den Kopf sinken. Wollte ihr das Universum endgültig klar machen, dass sie die Arschkarte gezogen hatte? Zuerst musste sie sich von Vivi, die Frau, die sie liebte, trennen und anschließend landete deren größte Feindin an Bord und tut als wäre nichts gewesen. Nein, nicht mit ihr! Diese Frau hatte verschissen und nichts, aber auch rein gar nichts, konnte gut machen, was sie ihrer Prinzessin angetan hatte, NICHTS! Während sie die Orange aß, fragte sich Nami, wie sie mit dieser Frau in einer Kajüte schlafen sollte und das Nacht für Nacht. Diese Schwarzhaarige hatte sich bereits an ihrem Kleiderschrank zu schaffen gemacht, ein Aspekt, der ihr unsanft aufstieß. In kürzester Zeit würde Vivis Anwesenheit vollkommen verblassen, noch lag ihr Duft leicht in der Luft, noch. Der Ort, in dem sie und die Prinzessin ihr Geheimnis ausleben konnten, ver#nderte sich nach und nach. Nico Robin. Der Name reichte aus um Namis Aggressionen freien Lauf zu lassen. Ihr Blick wanderte gen Himmel und die Sterne leuchteten Hell am Firmament. Kälte übermahnte sie und Nami wusste, dass es an der Zeit war ihrer Aufgabe nachzugehen. Ob die Frau bereits schlief?  Stille. Nico Robin befand sich in der Kajüte, die sie zukünftig mit der Navigatorin bezog. Diese hatte die Nachtwache übernommen, wodurch sich die Schwarzhaarige in Ruhe umsehen konnte. Der Raum war nicht allzu groß, jedoch schick eingerichtet. Hier hatte auch die Prinzessin gewohnt. Mit einem nichtssagenden Blick, besah sie sich ein umrahmtes Foto, welches die Navigatorin als Kind zeigte, zusammen mit zwei weiteren Personen. Anscheinend ihre Schwester und Mutter. Die junge Frau schien behütet aufgewachsen zu sein. Warum wurde sie zur Piratin? Nie würde sie offen ihre Neugierde kundtun. Warum auch? Die Navigatorin schien nicht erpicht darauf zu sein, auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln. Zwar schien sie mit den Juwelen ins Schwarze getroffen zu haben, doch dieser Erfolg hielt nicht lange an. Bereits beim Essen war ihr aufgefallen, dass die junge Frau sie keines Blickes würdigte. Eine bittere Erkenntnis, die sie ihr ganzes Leben verfolgte. In den letzten 20 Jahren hatte sie nichts anderes erfahren. Niemand wollte sie in ihrer Nähe. Den Teufel ließ man nicht gern in sein Haus. Warum sollte es hier anders sein? Zwar hatte sie einen großen Teil der Bande auf ihre Seite gebracht, doch nicht den Schwertkämpfer und vor allem nicht die Navigatorin. „Warum solltet ihr mich auch aufnehmen?“, flüsterte Robin und ließ den Kopf, sowie das Bild sinken. Wie lange dauerte es hier, ehe man sie verriet und ausliefern wollte? Mit einem Buch, der Regenbogennebel Band I, setzte sie sich an die Theke. Nachdem sie sich einen Drink eingeschenkt hatte, blätterte sie auf die erste Seite und vertiefte sich darin. Die Zeit verging in dem sie Seite für Seite verschlang. Zum Glück hatte sie sich kurz vor der Abreise noch in der Bibliothek in Arbana umgesehen und die Reihe für sich entdeckt. Aus dem Jungenzimmer hörte sie plötzlich Stimmen und horchte auf. „Sanji, Hunger“ „Käpt’n Lysop!“ „Scheiß Schnitzeklopfer!“ Schnarchen. Nico Robin hob eine Augenbraue, ehe sie den Kopf schüttelte. Nicht mal beim Schlafen konnten sie ihre Münder halten. Als das Glas geleert war, strich sie mit dem Zeigefinger über den Rand. Sollte sie einen Blick riskieren?  Nami, die sich längst aus den Orangenbäumen hinaus gewagt hatte, saß nun im Ausguck und fröstelte. Die wärmende Decke lag in ihrem Schrank. Normalerweise wäre es kein Problem gewesen, sich dorthin zu begeben, doch nicht in dieser Nacht. Sie wollte nicht alleine mit dieser Frau sein, selbst wenn diese wohl bereits schlief. Es bereitete der jungen Frau ein unbehagliches Gefühl. Mit angezogenen Beinen und Armen, die sie um diese geschlungen hatte, versuchte sie der Kälte so wenig Angriffsmöglichkeit wie möglich zu geben. Zwecklos, sobald ein Windstoß aufkam, durchzog ein unangenehmes Zittern ihren Körper. Warum marschierte sie nicht in ihre Kajüte? Es war ihr Raum, nicht der dieser Frau. Umgekehrt musste es sein, nicht so. Seufzend platzierte sie den Kopf auf ihren Knien und schloss die Augen. Warum konnte sie nicht einfach erfrieren und dieser unangenehmen Situation entkommen? Mit einem Aufschrei sprang Nami plötzlich hoch und drehte sich um. Dort erhaschte sie Nico Robin, die eine Decke in ihren Händen hielt und ihr selbstsicher entgegen blickte. „Tut mir leid, Fräulein Navigatorin. Ich sah die Decke und dachte mir, vielleicht brauchst du sie ja“, erklärte die Archäologin und lächelte entschuldigend. Nur sie wusste, dass das nicht die volle Wahrheit war. Ihre Kräfte waren nicht nur zum Kämpfen da. Nami, deren Herz pochte, atmete tief durch. „D-danke“, murmelte sie und nahm die Decke an sich. Ohne ein weiteres Wort verschwand die ältere Frau und ließ die Navigatorin erneut in der Einsamkeit zurück. Sie blickte der Schwarzhaarigen hinterher und wartete solange, bis diese außer Sichtweite war. Erst danach besah sie sich die Decke, ließ sich erneut zu Boden sinken und schlang den Stoff um ihren Körper, der die Wärmequelle nur allzu gern annahm. War sie doch nicht so gefährlich oder war es lediglich ein Trick? Nami wusste nicht, was sie davon halten sollte. Allzu lange dachte sie nicht mehr darüber nach, denn es gab andere Gedanken, die sie dominierten. „Vivi“, sprach sie leise und obwohl sie es nicht wollte, spürte die Navigatorin Tränen, die sich allmählich über ihre Wangen bahnten. „Ich vermisse dich.“ Kapitel 4: Alles hat seine Zeit - "Gib ihr eine Chance" ------------------------------------------------------- „Ist das kalt“, wimmerte die junge Frau und spürte, wie sich die Person neben ihr bewegte, von der ein süßklingendes Kichern zu hören war. „Habe ich dich nicht gewarnt? Du musst mir keine Gesellschaft leisten. Geh lieber unter Deck ins Warme, nicht, dass du dich erkältest“, raunte die Navigatorin ins Ohr ihrer Freundin und schmunzelte, als sie die Gänsehaut fühlte, die sich an deren Körper ausbreitete. „Wenn du mich los werden willst, musst du es nur sagen“, erwiderte Vivi und senkte den Kopf. Nami schüttelte den Kopf, seufzte leise auf und nahm die Decke, in der es sich die Prinzessin bequem gemacht hatte. Mit schnellen Bewegungen platzierte sie sich hinter ihrer Freundin, deckte diese ordentlich zu und zog sie enger an sich, schlang ihre Arme um deren Bauch und bette den Kopf an ihrer Schulter. „Besser?“, wisperte Nami, dabei bedacht den zierlichen Körper mit dem ihren zu wärmen. Die Navigatorin merkte, wie sich Vivi zusehends entspannte und gänzlich gegen sie sinken ließ. „Viel, viel besser.“ In diesen Stunden erwachst du allmählich, ich bin es noch immer, ohne dich, dachte sich Nami und stand an der Galionsfigur, die ihr Kapitän gerne für sich beanspruchte. Die Morgendämmerung hatte eingesetzt und die Sonne würde bald alles in Tageslicht hauchen. Seit langer Zeit hatte Nami keine solch unruhige Nachtwache mehr gehabt. Viel zu sehr kreisten ihre Gedanken um die Prinzessin, von der sie sich mehr und mehr entfernte. Tief inhalierte sie die salzige Meeresluft und versuchte, die letzten ruhigen Momente zu genießen. Bald schon und die restlichen Strohhüte würden aus ihrem Schlaf erwachen, wie auch die Frau. Nami dachte absichtlich zweigeteilt. Miss Bloody Sunday, oder Nico Robin, wie sie eigentlich hieß, war für sie noch kein Teil dieser Bande, für sie war sie momentan nur ein ungewollter Eindringling, nicht mehr und nicht weniger. „Jungs, aufwachen!“, rief die Navigatorin plötzlich, als ihr eine Insel ins Auge stach, deren Silhouette am Horizont auftauchte. Laut Logport sollte es nicht ihr Ziel sein, doch ein kurzer Abstecher dürfte kein allzu großes Problem darstellen. × × Mit kreisenden Bewegungen ihres Kopfes, versuchte indes Nico Robin ihre Nackenmuskulatur zu entspannen, die die letzten Stunden in derselben Position verharrt hatte. Der erste Band der Regenbogennebelreihe lag geschlossen vor ihr und angestrengt, ließ sie die Müdigkeit nicht die Oberhand gewinnen. Die erste Nacht an Bord dieses Schiffes war vorüber und dennoch wollte, konnte, die Frau keinen Schlaf finden. Zu groß die Angst, es könnte etwas passieren. In den Stunden zuvor, hatte die Schwarzhaarige hie und da erneut einen Blick zur Navigatorin riskiert. War es reines Interesse, wie sich diese die Zeit vertrieb, oder die gewisse Neugierde? Ja, sie verspürte Neugierde gegenüber der jüngeren Frau, ungewiss, wie sie diese einzuordnen vermochte. Lag es womöglich an deren Aussagen? Robin war bewusst, dass sie und die Prinzessin Freundinnen waren, an Bord dieses Schiffes schließt man Freundschaften schnell, ihrer Meinung nach zu schnell. Doch, sollte dies und die Tatsache, dass die Prinzessin nicht mitgekommen war, der einzige Grund für die Traurigkeit der Navigatorin sein? Oder aber hatte sich ihre Intuition nicht geirrt und die Navigatorin war anders? Bisher hatte sie sich stets auf ihr Gefühl verlassen können, was, wenn es in diesem Fall ebenfalls der Wahrheit entsprach? Ein unsagbares Schmunzeln huschte einen Augenblick über ihre Lippen, ehe sie sich auf den Weg ins Bad begab, doch ihre Gedanken schien sie zurückzulassen. × × „Deine Ausrüstung steht dir“, säuselte der verliebte Smutje und tänzelte um Nami herum, die genervt aufstöhnte. Er würde sich, zu ihrem Leidwesen, niemals ändern. „Wenn du nicht augenblicklich aufhörst, dann kannst du dich gleich zu den anderen begeben und ihnen helfen!“, fauchte sie und setzte ihren Weg unbeirrt fort. Die Insel konnte nicht mit ihrer Größe überragen, doch die einzig richtige Erhebung, hatte es durch ihre Steilheit dennoch in sich. „Mit Robinchen wäre es perfekt“, flötete der Blonde weiter und träumte vor sich hin. Die Archäologin hatte sofort einen Platz in seinen Wünschen gefunden gehabt. Nami hielt nach dieser Aussage abrupt inne und packte ihn am Kragen. „Sag das noch mal!“, brüllte die Navigatorin und starrte ihn wütend an. „Was hast du denn, Nami-swan?“, fragte er nach und sah ihr hinterher, als sie ihn los ließ und weiter marschierte. Verwirrt holte er auf und ging neben ihr einher. „Ich versteh euch alle nicht. Vivi ist keine zwei Tage fort und schon findet ihr die Neue, die die Mitschuld an Vivis Leid trägt, klasse. Was ist los mit euch? Wer weiß, was die wirklich will! Habt ihr daran gedacht, dass sie lediglich Rache nehmen will?“, sprudelte es aus Nami heraus, die ihre Abscheu und Wut kaum in Zaum halten konnte. „Nami,…“, fing der Smutje an und packte die Navigatorin am Arm, signalisierte ihr innezuhalten, woraufhin sie dies missmutig tat. „Sei nicht voreingenommen, gib ihr eine Chance. Ruffy vertraut ihr und du kennst ihn. Selbst, wenn er nicht gerade der Hellste ist, er hat ein Gespür für Menschen. Wenn sie uns wirklich an den Kragen will, dann hätte sie längst die Gelegenheit dazu gehabt, mit ihren Kräften wäre es kein allzu großes Problem gewesen, die Mehrzahl von uns im Schlaf zu töten, richtig? Ich vermisse Vivi selbst, glaub mir, aber sie hat ihre Entscheidung getroffen. Wir müssen weiterziehen. Und Nico Robin gehört nun zu unserer Mannschaft. Verurteile sie nicht, lerne sie erst einmal kennen, sie ist nett, wirklich. Wie gesagt, gib ihr nur eine Chance, mehr verlange ich nicht.“ Mit diesen Worten zündete er sich eine weitere Zigarette an, vergrub die Hände in seinen Hosentaschen und ging unbeirrt weiter. Der Punkt, zu dem sie gelangen wollten, war nicht mehr allzu weit entfernt. Nami blieb an Ort und Stelle stehen und dachte über seine Worte nach. Woher kam seine Sicherheit? „Denk darüber nach, Ruffy hat auch dir eine Chance gegeben, hat an das Gute in dir geglaubt und ist dir ohne Zögern gefolgt.“ × × „Eines Tages werde ich ein erfolgreicher Arzt und werde sie stolz machen“, beendete das kleine Rentier seine Erzählung und Robin lächelte. Der Arzt hatte ihr in den letzten Stunden einen kleinen Einblick in seine Vergangenheit gewährt, was die Frau zu schätzen wusste. Sie mochte ihn. Nach anfänglichen Schwierigkeiten an Bord, als er ihre Anwesenheit nicht bemerkt und sich erschreckt hatte, ging das letzte Fass Wasser in die Brüche und neues musste angeschafft werden. Mit Freude hatte sie ihn begleitet. Der kleine Ausflug tat gut und die Umgebung hatte eine beruhigende Wirkung. „Ich habe wohl zu viel gesagt“, bemerkte Chopper und wandte sich zur Schwarzhaarigen, die sich bereits auf den Weg machte. „Komm, wir sollten zurück, die Dunkelheit bricht bald an“, sprach sie gelassen und blieb einen Augenblick stehen um sich zum Rentier umzudrehen. „Ich wünschte, ich hätte jemanden, dem ich schreiben könnte, so, wie du es hast“, fügte sie hinzu und betrachtete den Arzt, der sich das Fass umschnallte, ehe sie sich zusammen auf in Richtung Anlegestelle begaben. In dieser Zeit dachte sie daran, wie sehr sie das Rentier beneidete und wurde schmerzlich an ihre eigene Vergangenheit erinnert. Diese Geschichte würde sie unter Verschluss halten, niemand in dieser Bande sollte jemals alles erfahren, erst recht nicht, wenn sie dort auf längere Zeit verweilen wollte. Nein, dies durfte nicht ans Tageslicht kommen, unter gar keinen Umständen. × × Die Nacht brach an und die Strohhüte blieben vor Anker, wodurch sie die Ruhe des Tages bei einem entspannten Lagerfeuer und Essen ausklingen lassen konnten. Robin selbst saß abseits der Bande, erneut vertieft in ihr Buch, doch nicht allzu sehr. Die Taten und Worte der anderen bekam sie zur Gänze mit, eine Angewohnheit, die sie noch lange nicht ablegen konnte und wollte. Unachtsamkeit war hier deplatziert. Eine bittere Tatsache, die ihr das Leben gelernt hatte. Auf die Frage, wie der Arzt den Tag verbrachte, hörte sie, wie er erzählte und wie schön er den Tag, trotz keiner besonderen Vorkommnisse, fand. Innerlich lächelte sie, doch nach außen hin sah man nichts, nur ihre Konzentration auf das Buch in ihren Händen. Nami, die sich nach einer Diskussion mit Lysop und Ruffy auf einem der Baumstämme niedergelassen hatte, erspähte einen Blick auf die Archäologin und behielt sie einige Augenblicke lang im Auge. Gib ihr eine Chance, hallte es in ihrem Ohr, doch so einfach, wie es sich der Smutje vorstellte, war es nicht. Kopfschüttelnd starrte sie ins brennende Feuer. Zu sehr wurde die Frau, die sie liebte, durch diese Frau verletzt. Resignierend seufzte sie, suchte Blickkontakt mit Sanji, der diesen erwiderte und erahnte, woran die Navigatorin dachte. Schnellen Schrittes ließ er sich neben diese sinken. „Na gut, ich gebe mich geschlagen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich gleich Sympathie zeige, besser gesagt, empfinde“, flüsterte sie dem Blonden zu, der aufmunternd lächelte. „Mehr verlangt auch niemand von dir. Alles hat seine Zeit.“ Kapitel 5: Erste Annäherungen - Leichter gesagt als getan I ----------------------------------------------------------- Warmes Wasser prasselte auf ihren Körper herab. Genüsslich reckte sich die junge Frau dem Strahl entgegen, der ihre Muskeln entspannte. Die letzten Stunden hatten sie körperlich sowie geistig beansprucht. Ihre neueste Karte trocknete vor sich hin und wartete darauf ihren Stapel hinzugefügt zu werden. Ein Tag ohne Ablenkung, ohne Gedanken an ihre zurückgelassene Liebe. Ein Teil erfüllte sie mit Scham und zugleich mit Glückseligkeit. So sehr sie die Prinzessin auch vermisste, so sehr tat es ebenfalls gut, sich anderen Sachen hinzugeben. Ihr Schmerz war in dieser kurzen Zeit weggeblasen. Nach all den Tagen voller Liebeskummer eine willkommene Abwechslung. Nicht, dass ihre Liebe versiegt war, nein, mit Sicherheit nicht, doch war es verboten, endlich auf andere Gedanken zu kommen? Mit Sicherheit nicht. Nami stellte das Wasser ab, nahm ein Handtuch zur Hand und besah sich im Spiegel. Ich verrate dich nicht, Vivi, ich versuche lediglich in meinem Leben einen Schritt nach vorne zu machen, dachte sich die Navigatorin und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Die Nacht war angebrochen und die Wache übernahm der Schwertkämpfer, Zorro. Sie wusste, was dies zu bedeuten hatte. Stunden in der Kajüte, die sie mit ihrem Neuankömmling verbrachte. Sanjis Bitte hatte sich in ihr verankert, ja, sie war bereit dazu, dieser Frau eine einzige Chance zu gewähren. Obwohl es ihr schwer fiel, so hatte sie ihm dennoch ihr Wort gegeben. In der Kajüte angekommen, erkannte Nami die Gestalt jener Frau. Wie auch die Tage zuvor, lag ein Buch vor ihr, in dessen Seiten sie sich verlor. Die Navigatorin seufzte innerlich auf. Diese Frau tat nichts anderes. Tagaus, tagein. Wie sollte sie Nico Robin näher kennenlernen, ihr eine Chance geben, wenn diese kaum ein Wort sprach? Auf der anderen Seite konnte sie so ihr Versprechen leichter einlösen, denn durch ihre Leidenschaft, gab sie Nami keinen Anlass, ihr Aggressionen zu bereiten. „Kann ich dir behilflich sein, Fräulein Navigatorin?“, fragte Robin ohne den Blick von den Zeilen abzuwenden. Nami schluckte, hatte sie die Frau doch angestarrt. „Warum nennst du niemanden beim Namen?“, entgegnete die Navigatorin, die sich aus ihrer Starre löste und sich zu ihrem Bett begab. Im Gehen behielt sie die Schwarzhaarige im Auge, die sich nun vom Buch löste und Blickkontakt suchte. „Wie bitte?“ „Du hast mich mit Sicherheit verstanden. Wir haben alle Namen, die du nie verwendest. Du bezeichnest uns nach unserem Können. Ich hätte gern gewusst, warum“, sprach Nami ruhig und bedacht. Ihr war diese Tatsache längst aufgefallen. Unpersönlich, so wirkte es auf die junge Frau. Als wollte sich Robin deutlich von ihnen distanzieren. Ja, Nami hatte sich Gedanken über die Archäologin gemacht. Die Angesprochene blätterte auf die nächste Seite. „Stört es dich?“ „Habe ich nicht gesagt.“ Robin nickte und wandte sich erneut dem Regenbogennebel zu. Nami seufzte und gab es auf. Nein, mit dieser Frau in ein richtiges Gespräch zu kommen, schien mehr als schwer. Als sich Nami ins Bett legte und die Decke über sich zog, ging das Licht aus und nur ein kleiner Schein, gespendet von einer Laterne, hielt die vollkommene Dunkelheit fern. „Ich hoffe, dass es so angenehmer für dich ist. Gute Nacht, Fräulein Navigatorin“, sprach Nico Robin und lächelte. Dieses Lächeln. In Namis Augen wirkte es fast aufgesetzt, so schön es auch war, es schien nicht aus vollem Herzen zu kommen, sondern lediglich ihre Höflichkeit zu unterstreichen. „Danke, gute Nacht“, erwiderte die jüngere Frau und versuchte Schlaf zu finden, was schwerer war, als gedacht. Nicht, dass sie der Lichtschein störte, nein, an die Anwesenheit dieser Frau war sie noch nicht gewohnt, schließlich war es die erste richtige Nacht, die sie zusammen in diesem Zimmer verbrachten. Erneut machte die Bande an einer kleinen Insel Halt, die dieses Mal bewohnt war. Nach all der Zeit, die sie am Meer verbrachten, tat diese Abwechslung gut. Vor allem wenn die Chance darauf bestand, auf Menschen zu treffen. Natürlich, jene mit einer Marinebasis konnten gefährlich werden, doch hier gab es keine. Einige Dörfer waren nicht augenblicklich abgeschreckt, wenn sie ein Piratenschiff sahen. Um dennoch Vorsicht walten zu lassen, ging man an einem abgelegenen Platz vor Anker. Nami sprühte vor Energie und machte sich mit den Jungs zu einer Erkundungstour auf. Die Navigatorin schien endlich wieder bessere Laune zu haben. Dass dies mehr Fassade als Realität war, fiel ihren Mitstreitern nicht auf. Warum auch? Niemand wusste, wie es in ihrem Inneren aussah. Den Wall, den sie erbaut hatte, schien standfest, undurchdringbar. Die einzige Person, die die Wahrheit kannte, war sie selbst. Auf der gesamten Insel befand sich lediglich ein einziges Dorf. Zur Freude aller, hielt es heute ein äußerst gern gesehen Spektakel bereit: Ein großes Feuerwerk. Lysop, der gerne mehr darüber erfahren wollte, entfernte sich bald mal von der Truppe um sich in der Fabrik, wo alles vorbereitet wurde, umzusehen. Die Navigatorin selbst, entschied sich, die verbleibenden Stunden mit einer ausgiebigen Shoppingtour verstreichen zu lassen. Kurzerhand packte sie sich die verbliebenen Jungs und schleppte diese mit sich. Zwei Stunden später, zusammen mit neuen Errungenschaften, genehmigten sie sich einen Aufenthalt in einem Restaurant, wo sich Ruffy erst mal den Bauch vollschlug. Sie selbst hatte sich lediglich einen Kaffee bestellt und blätterte in der Zeitung, die bereits auf dem Tisch lag. Hie und da vernahm sie Wortfetzen, die von Ruffy und Chopper stammten sowie Sanjis, manchmal nervende, Liebesbezeugungen, die sie nur allzu gekonnt an ihr abprallen ließ. Als sie die nächste Seite aufschlug, hielt Nami inne, wirkte wie versteinert. Wie vom Blitz getroffen, fuhr sie Augenblicke später hoch, schlug die Zeitung zu und wandte sich zum Gehen. „Wir sehen uns später am Schiff, ich habe etwas vergessen“, kam es gestresst und ohne eine weitere Erklärung verschwand die Navigatorin und ließ ihre Freunde zurück, die ihr perplex hinterher blickten. × × Nico Robin hatte es sich auf der Rehling bequem gemacht und passte, zusammen mit dem Schwertkämpfer, auf das Schiff auf. Beide schwiegen, wollten ihn ihrem jeweiligen Tun nicht gestört werden. Obwohl Zorro die Archäologin im Auge behielt, war diese dankbar, dass er nicht sprach. Er war anders als ein Sanji, der stets nach Aufmerksamkeit bedacht war. Anders als die anderen Jungs, die gerne alberten und lauthals übers Schiff grölten. Der Schwertkämpfer nicht. Gerade als Robin die nächste Seite aufschlug, hörte sie schnelle Schritte und sah in die Richtung, aus der diese kamen. Die Navigatorin. Als ob sie verfolgt wurde, sprang sie auf das Segel, kletterte aufs Deck hinab und verschwand wortlos in ihre Kajüte. Sie schien aufgebracht, nicht ganz sie selbst. Zorros Hantel verstummte, auch ihm war diese ungewohnte Art aufgefallen. „Was hat die denn für ein Problem?“, brummte der Schwertkämpfer, starrte einen weiteren Moment auf die Türe, die kurz zuvor lautstark ins Schloss gefallen war, ehe er sich erneut seinem Training hingab. Nico Robin zuckte mit der Schulter, sprach kein Wort, denn innerlich haderte sie mit sich selbst. Ihre Art war es nicht, doch sollte sie nicht nach ihrer Miststreiterin sehen? Sich vergewissern, dass alles in Ordnung war? Kümmere dich nicht darum, es ist ihr Problem, nicht deines, was interessiert dich diese Göre?, hörte sie eine innerliche Stimme. Eine Stimme, die ihr ihr Überleben sicherte, die ihr die Gefahren offenbarte, die zum Teil aus ihrer tiefsten Dunkelheit entsprang. Minuten verharrte die Schwarzhaariger in derselben Position, ehe sie sich dazu durchrang und sich von ihrem Platz erhob. Der Schwertkämpfer hob eine Augenbraue und verfolgte jede ihrer Bewegungen, was sie gekonnt ignorierte. Dummes Ding, ertönte die Stimme auf ein Neues. Vielleicht, vielleicht auch nicht, dachte sich Robin und nahm die Treppe, die in ihre gemeinsame Kajüte führte. Vorsichtig und leise, nahm sie eine Stufe nach der anderen und fand Nami auf ihrem Bett vor. „Fräulein Navigatorin?“, fragte sie sanft und hielt vor dem Bett inne, ließ sich am Ende nieder, wahrte somit Abstand. Der Körper der Angesprochenen zog sich merklich zusammen, der Kopf hob sich und Namis Augen waren erfüllt von Tränen und bereits leicht rötlich gefärbt. Hastig versuchte sie die Spuren zu entfernen, vergebens. „Was ist? Etwas passiert?“, kam es hektisch und Robin lächelte leicht. „Die Frage wollte ich dir stellen“, entgegnete die Schwarzhaarige und betrachtete weiterhin die Navigatorin. Diese schien sichtlich peinlich berührt, dass ausgerechnet diese Frau sie beim Weinen ertappte. „Es ist,…“ „Nichts?“, beendete die Archäologin den Satz und hielt Nami ein Taschentuch hin, welches sie mit Hilfe ihrer Teufelskräfte vom Tisch geholt hatte. „Danke“, murmelte Nami und nahm es zur Hand. „Ich kann mir wahrlich denken, dass ich die letzte Person bin, mit der du über Probleme sprechen möchtest, glaub mir. Dennoch, ich kann eine gute Zuhörerin sein und versichern, dass nichts, was du hier erzählst, je diesen Raum verlassen wird“, erklärte die Schwarzhaarige sanft. In ihrer Stimme lag deutlich mehr Gefühl, als es sonst der Fall war. Eine Sanftmütigkeit, die die Navigatorin bisher noch nicht zu Gesicht bekam. „Ich weiß nicht, ob du es verstehst, ob du mich danach nicht verurteilst.“ Robin kicherte. „Als ob ich das Recht dazu habe, jemanden zu verurteilen“, antwortete sie melancholisch und überschlang die Beine. Mit wissendem Blick beäugte sie die junge Frau. „Ist es, wie soll ich sagen, ist es wegen der Prinzessin?“ Namis Augen weiteten sich, geschockt rang sie mit ihren Gesichtszügen, die sie am Ende verrieten. „Wo-,…Wie kommst du,…?“, kam es stockend. „Da hab ich wohl ins Schwarze getroffen. Woher? Niemand sonst trauert so sehr um die Prinzessin, wie du es tust. Jeder andere an Bord hat sich längst damit abgefunden, du nicht.“ Nami biss sich auf die Unterlippe, nein, dieser Frau konnte sie nichts vormachen. „Wir haben uns angefreundet. Da ist es normal, dass ich sie vermisse, oder?“, versuchte sich Nami aus der Affäre zu ziehen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Archäologin auf weitaus mehr hinaus wollte. „Ihr habt euch geliebt“, stellte Nico Robin bestimmend fest, was nur eine Antwort zuließ: Die Wahrheit selbst. Kapitel 6: Erste Annäherungen - Leichter gesagt als getan II ------------------------------------------------------------ „Ihr habt euch geliebt.“ Wie auf Wiederholung  gedrückt, dröhnten die Worte in ihren Ohren. Wie hatte diese Frau davon erfahren? Nami schluckte, zog harsch Luft ein und kam ins Schwitzen. „Ich, ich weiß nicht, wovon du sprichst“, brachte sie stockend hervor und wandte sich ab. Sie musste träumen. „Nicht? Ich denke, du weißt es sehr wohl. Wenn du nicht willst, dass es niemand mitbekommt, dann verhalte dich anders. Ein Wunder, dass dich die Jungs nicht bereits darauf angesprochen haben“, sprach Nico Robin ruhig und besonnen. Namis Mund öffnete sich, doch bevor ein Ton ihre Lippen verließ, presste sie diese erneut aufeinander, verzogen zu einem geraden Strich. Die Schwarzhaarige wusste, welchen Punkt sie getroffen hatte. „Muss schwer für dich sein. Sie blieb zurück, entschied sich für den Thron und laut den Mitteilungen werden bereits Gerüchte über eine aufkeimende Beziehung gesponnen. Ich habe den Artikel gelesen“, sprach Robin weiter und erkannte, wie sich Namis Augen weiteten. Treffer. „Entschuldige mich“, stotterte Nami und erhob sich, doch ehe sie an Robin vorbei marschierte, packte diese die jüngere Frau am Handgelenk. Angesichts der Tatsache, dass die Navigatorin durch ihren Sturkopf und ihre aufbrausende Art bekannt war, war Robin von dieser Reaktion durchwegs überrascht. „Weglaufen wird dir nicht helfen“, flüsterte die Archäologin, ließ von ihr ab und sah ihr direkt in die Augen. Nach anfänglicher Verwirrung lachte Nami auf. „Ach, findest du? Es ist noch immer meine Sachen, die dich nichts angeht. Warum interessierst du dich überhaupt dafür? Seit du an Bord bist, hast du keine zehn Sätze mit mir gewechselt und plötzlich möchtest du mir zur Seite stehen? Was soll der Mist? Macht es dir Spaß mich so zu sehen? Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus, verstanden?!“, fauchte Nami und marschierte lautstark aus der Kajüte. „Ja, das bist du eher,…“, murmelte Robin und stieß einen tiefen Seufzer aus. Die Worte der Navigatorin entsprachen der Wahrheit. Warum tat sie das? Warum mischte sie sich auch ein? Eine Tatsache hatte sich bewahrheitet: Die Anwesenheit des Teufels akzeptieren – Ja. Ihn in deine Gedanken lassen – Nein. Ich hab dich gewarnt, säuselte die innere Stimme, was Robin einige Minuten in derselben Position verharren ließ, ehe sie aufstand, ihre Maske erneut aufsetzte und sich in die Kombüse begab. Regen hatte eingesetzt. Mittlerweile war die Bande, bis auf Lysop, zurückgekehrt und hatte sich im kleinen Raum eingefunden. „Gibt es nun kein Feuerwerk?“, nuschelte Chopper, dessen Kinn am Tisch lehnte. Diese kindliche Art mochte sie an ihm, generell wirkte er süß, doch diese Gesten untermalten es umso mehr. „Feuerwerk?“, fragte Robin nach, die sich gegenüber dem Rentier auf die Bank sinken ließ. Sanji tänzelte automatisch auf die Schwarzhaarige zu und stellte ihr eine Tasse Kaffee hin. „Wir brauchen kein Feuerwerk, denn nichts kann jenes in meinem Herzen übertreffen, dass jedes Mal startet, wenn ich dich sehe“, säuselte der Koch verliebt, das der Schwertkämpfer mit einem lauten Brummen kommentierte. „Hast du ein Problem?“, stänkerte Sanji. Erneut entfachte ein Streit zwischen den beiden, was Robin nicht weiter interessierte. Eher war ihre Aufmerksamkeit auf Nami gerichtet, die schweigend an ihrer Tasse nippte, darauf bedacht mit niemandem Augenkontakt zu schließen. „In dem Dorf stand, dass es heute ein großes Feuerwerk gibt. Doch Nami meinte, dass es bei diesem Wetter abgesagt wird, stimmt das?“, antwortete Chopper auf Robins vorangegangene Frage. Diese wandte sich zu ihm und lächelte. „Wer weiß. Warten wir ab, wie sich das Wetter verhält. Wenn alles gut geht, dann bekommst du noch dein Feuerwerk. Nicht wahr, Fräulein Navigatorin?“ Diese speiste die Frage mit einem „M-hm“ ab. „Versprochen?“, stieß das Rentier freudig aus, wodurch sich seine Laune ein wenig besserte. „Versprochen“, entgegnete die Schwarzhaarige sanft und lächelte aufmunternd. Nami verdrehte die Augen. „Gib keine Versprechen, die du nicht halten kannst“, giftete die Navigatorin. „Wer sagt, dass ich es nicht kann? Außerdem, es wäre kein Fehler, wenn du mir richtig zuhören würdest. Ich sagte nicht, dass es mit Sicherheit noch klappt, sondern, wenn wir Glück haben und sich das Wetter rechtzeitig bessert. Nicht mehr und nicht weniger“, korrigierte die Archäologin, nahm die Tasse zur Hand und verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war. Nami blickte ihr hinterher und biss ihr Kiefer aufeinander. „War das notwendig?“, fragte der Koch, der an sie heran getreten war und sich zur ihr gebeugt hatte. „Ist doch wahr.“ Sanji schüttelte den Kopf und versuchte es nicht weiter. Nami musste selbst wissen, was sie tat. × × Den restlichen Nachmittag verbrachten die Strohhüte auf sich selbst konzentriert. Jeder ging seinen persönlichen Aktivitäten nach. So gut es das Wetter eben zuließ. Erst als Ruffy grinsend die Kombüse betrat, änderte sich dies schlagartig. „Der Regen hat aufgehört. Wir können es uns doch ansehen“, lachte der Kapitän und streckte freudig die Arme in die Luft und Chopper tat es ihm gleich. „Wie Robin gesagt hat.“ Nami betrachtete die beiden und spürte selbst die Freude darüber, dass es doch klappte. Sie knabberte an ihrer Unterlippe. „Nami-swan, wohin willst du denn?“, fragte der Koch nach, nachdem sich Nami mit Elan erhoben hatte und zur Tür gesprintet war. „Muss was klären“, meinte sie nur und machte sich eilig auf den Weg in die Kajüte. Dort saß, wie erwartet, Robin an der Bar und las in einem ihrer Bücher. Mit einem Räuspern machte Nami auf sich aufmerksam, was Robin, die mit dem Rücken zu ihr gedreht war, mit einem Schmunzeln registrierte. „Robin?“, fragte Nami vorsichtig nach, als von der älteren Frau keine Reaktion kam. „M-hm?“ „Das Feuerwerk scheint zu klappen, der Regen hat aufgehört“, erklärte Nami ein wenig verlegen und trat von einem Fuß auf den anderen. „Deswegen bist du gekommen? Um mir das zu sagen?“, fragte Robin monoton nach und blätterte auf die nächste Seite. „Dachte, es würde dich interessieren. Chopper ist außer sich vor Freude“, sprach Nami weiter und trat ein wenig näher. „Freut mich.“ Zögernd setzte sich Nami auf den anderen Barhocker. Ihr Blick war auf die Zeilen des Buches gerichtet. Welche die Frau wohl gerade las? „Es, es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so angiften sollen“, entschuldigte sich Nami schließlich und tippte mit ihren Nägeln auf die Holzplatte. „M-hm“, kommentierte Nico Robin. Nami stieß einen Seufzer aus. „Ich entschuldige mich auch für vorhin. Du hast halt einen Punkt erwischt, mit dem ich nicht so recht umzugehen vermag. Die Situation ist nicht einfach. Ich kenne dich nicht und ausgerechnet du sprichst mich darauf an“, erklärte Nami so sachlich wie möglich, was Robin aufblicken ließ. „Dann entspricht es der Wahrheit?“, hakte die Frau nach. „Ja“, formten Namis Lippen. Robin nickte und las weiter. „Verstehe.“ „Du sagst es ihnen doch nicht, oder?“, fragte Nami vorsichtig nach. Nun da es keine Zukunft gab, da wollte sie nicht, dass die Jungs davon wussten. „Nein, keine Sorge, ich habe dir bereits gesagt. Nichts, was hier ausgesprochen wird, verlässt den Raum.“ „Danke. Doch, wie genau bist du darauf gekommen?“ Robin gab es auf und legte ihr Buch endgültig zur Seite. Sie drehte den Hocker zur Seite, stützte den Kopf mit der Hand ab und musterte Nami, die sich wie auf dem Präsentierteller fühlte. „Intuition“, neckte Robin und schmunzelte. „Es sieht nicht danach aus, doch ich beobachte meine Mitmenschen. Etwas, was ich mir früh angeeignet habe. Für mich hast du eine Ausstrahlung, die darauf hinweist. In so etwas kann man sich natürlich auch irren. Doch die Art und Weise, wie du die Prinzessin vermisst, hat mir den ausschlaggebenden Hinweis gegeben. Ihr wart nicht nur gute Freundinnen, ihr wart mehr, ihr wart ein Paar und habt euch geliebt.“ Nami traf diese Feststellung wie ein Blitz. Harsch zog sie die Luft ein. War sie so durchschaubar? „Ich sollte sie vergessen“, sprach Nami nach einer Weile des Schweigens.  Robin spürte den Drang ihre Aussage zu bestätigten, dass es keinen Sinn mehr habe, doch unterließ sie es. „Du kannst nie wissen, was noch kommt. Doch, wenn du es zulässt, dann hör ich dir gerne zu, wenn du darüber sprechen möchtest“, entgegnete Robin und diese Worte entsprachen ganz und gar der Wahrheit. Nami lächelte und strich sich durchs Haar. „Danke. Es stimmt schon, was du sagst. Eine Zukunft gibt es jedoch nicht, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Das Gefühl, dass ich nicht weiß, wie es ihr dabei ergeht, macht mir zu schaffen. Dieses Ende zu akzeptieren fällt mir schwer.“ „Es wird Zeit, dass du auf andere Gedanken kommst. Das Feuerwerk steht doch an, nicht?“ × × „Ein Glück, wir können es uns doch noch ansehen!“, sprudelte es aus Chopper heraus, der mit großen, leuchtenden Augen abwartend in den Himmel starrte. „Hab ich doch gesagt“, lachte Ruffy und vernaschte eine Fleischkeule, während er sich freudig über das Geländer lehnte. Das komplette Dorf hatte sich aufgemacht um dieses Spektakel zu beobachten, so auch die Strohhüte. Nach dem Regenschauer am Nachmittag war nicht sicher gewesen, ob es tatsächlich stattfand, doch das Glück schien tatsächlich auf ihrer Seite. „Wann denn?“, spottete Nami, die die Augen überdrehte. Von der Seite ertönte ein Kichern, es kam von Robin, die dem Gespräch lauschte. „Lass ihn doch“, sprach sie sanft und besah sich die Menge. Nami schmunzelte und tat es der Frau gleich. In den letzten Stunden durfte sie erfahren, dass diese nicht so war, wie sie sie einst kennengelernt hat. Obwohl es noch viel Verborgenes gab, nahm sie das Gespräch dankend an und blickte in eine Zukunft, in der sie diese Frau näher kennenlernen, mehr über ihr Handeln und ihre Vergangenheit erfahren durfte. „Es fängt an“, fügte die Schwarzhaarige hinzu, was Nami ihren Kopf hoch empor strecken ließ. „Wunderschön“, murmelte die Navigatorin. Vollkommen vergaß sie auf ihre Sorgen, ihre Gefühle der Prinzessin gegenüber, es zählte nur eines: Die Gegenwart. Die Gegenwart, die ihr den Atem nahm, die sie erschaudern ließ. So etwas, wie das, hatte sie lange Zeit nicht mehr gesehen. Verstohlen betrachtete sie aus dem Augenwinkel heraus die ältere Frau, die direkt neben ihr stand. Erkannte deren markantes Gesicht, welches die Farben des Spektakels annahm, ihre Augen, die hell leuchteten. Viel zu oft erkannte sie dort nichts oder eine Kälte, nicht in diesem Moment. Diese sprühten vor Wärme, Freude, Hoffnung. Ein charmantes Lächeln umspielte die Lippen der Archäologin, als sie sich Nami zuwandte. Natürlich war es ihr aufgefallen. „M-hm?“ „Danke“, wisperte Nami und behielt den Augenkontakt bei. Kapitel 7: Die Sehnsucht nach der Herrschaft über Gefühle --------------------------------------------------------- „Prinzessin Vivi?“, rief Igaram und durchquerte den Palast. Keine Spur wies auf diese hin, die nach dem Frühstück wie vom Erdboden verschwunden war. „Was ist denn los?“, fragte Peruh nach, der um die Ecke bog. „Ich kann sie erneut nicht finden.“ „Lass sie, sie ist erwachsen geworden, Igaram. Lass ihr ihren Freiraum“, erklärte der Leibwächter lächelnd, wusste innerlich jedoch bereits, wo sie sich aufhielt. × × Der Frühstückstisch war reichlich gedeckt und mit einem Lächeln betrat die Prinzessin den Saal. Ihr Vater saß bereits vor seinem Kaffee und begrüßte seine Tochter mit einem „Guten Morgen“. Seit Tagen schien es der erste Tag zu sein, an dem er Vivi glücklich sah. Natürlich hatte der König keinen blassen Schimmer von deren Beziehung zur Navigatorin. Er dachte lediglich daran, dass Vivi über den Abschied ihrer Freunde trauerte. Guter Laune ließ sich die Prinzessin auf einem der Stühle nieder, nahm sich ein Brötchen und die Zeitung zur Hand. Eifrig blätterte sie diese durch, hielt immer wieder inne um einen Artikel zu lesen, während sie ihr Brötchen in zwei Hälften schnitt, dieses belegte und nebenbei aß. Gegen Mitte hin stockte ihr jedoch der Atem. Erneut ein Absatz bezüglich der Vorfälle, die sich hier zugetragen hatten, doch es war das Bild, die Worte darunter, welche ihre Sinne betrübten. Mehrmals flog sie über die Zeilen und konnte nicht fassen, was dort stand. „Bewahrheitet sich dieses Gerücht?“, fragte Kobra entzückt nach, stellte seine Tasse ab und musterte seine Tochter. Irgendwann kam natürlich die Zeit, in der sich junge Menschen verliebten, doch hatte dieser innerlich gehofft, dass sich seine Tochter noch Zeit damit ließ. Vivi hob ihren Kopf, schüttelte diesen und schlug die Zeit zu. „Nein, nichts was dort steht, entspricht der Wahrheit. Gar nichts. Corsa und ich, wir sind lediglich Freunde“, sprach sie gepresst. Was, wenn Nami diesen Artikel zu Gesicht bekam? Was würde diese denken? „Entschuldige mich bitte, ich brauche frische Luft“, sprach sie höflich und entfernte sich gemächlich vom Tisch. Sie ignorierte die Worte ihres Vaters und erst als sie außer Sichtweite war, beschleunigten sich ihre Schritte, ehe sie in Windeseile aus dem Palast floh. × × „Warum wusste ich, dass ich dich hier finde?“, ertönte eine männliche Stimme, die Vivi aus ihren Gedanken riss. „Du hast es mit Sicherheit gelesen, oder?“, fragte sie sogleich und blieb in ihrer Position verharrt. Sie hatte es sich auf dem Sims bequem gemacht und die Turmuhr ein wenig geöffnet, damit es ihr einen kleinen Überblick über die Stadt und mehr Licht verschaffte. „In der Tat. Warum nimmt es dich mit? Ist doch normal, dass die Presse gern spekuliert. Vielleicht hoffen sie darauf, dass sich die Prinzessin ihres Landes verliebt. Gefundenes Fressen für die Klatschspalte“, sprach Corsa ruhig und setzte sich neben die Prinzessin. Diese seufzte und strich sich durchs Haar. Ob er verstand, was ihr daran Sorgen bereitete? „Du reagierst, als ob es jemand falsch interpretieren könnte“, flüsterte er nach ein paar Minuten des Schweigens und betrachtete seine Freundin durchdringlich, studierte förmlich jede ihrer Bewegungen und Reaktionen, auf der Suche nach Bestätigung. Traurig blickte sie ihm in die Augen und nickte. „Ja“, hauchte sie wehmütig. „Welcher der Strohhüte ist es? Der Kapitän? Dieser Schwertkämpfer? Oder sag bloß dieser Frauenheld? Bitte nicht diese Langnase?!“, rätselte der ehemalige Rebell. Innerlich bereitete er bereits mehrere Argumente vor, die gegen jeden sprach. Vivi kicherte. Offensichtlich hatte er nie daran gedacht, dass es eine Frau sein könnte. Warum auch? Es gab nie einen Anlass dazu. „Nein, niemand der Aufgezählten ist es“, wisperte Vivi und fühlte sich unbehaglich. Corsa nickte vor sich hin, schnitt eine Grimasse und versuchte zu erahnen, wer noch in Frage kam. „Okay, dann musst du mir auf die Sprünge helfen“, meinte er mit der Schulter zuckend. „Du bist am richtigen Weg. Denk nach, wer gehört noch zu der Bande?“, bohrte sie nach. Entsetzt sprang er hoch und spürte wie ihm die Kinnlade hinunter fiel. „Doch nicht dieses Tier? Dieser Elch?! Es heißt ja, die Liebe überwindet alle Hindernisse, aber, aber,… Vivi?!“, sprach er entrüstet und ging ein paar Schritte auf und ab. Die Angesprochene räusperte sich. „Corsa,…, ich spreche nicht von Chopper. Außerdem ist er ein Rentier und kein Elch. Beruhig dich. Die Rede ist von,…“, brach Vivi ab, stammelte einen Namen vor sich hin, welchen Corsa nicht hören konnte. Erst als er nachfragte, atmete die Prinzessin tief durch und sprach halbwegs hörbar. „Nami.“ Mit aufgerissenen Augen betrachtete er Vivi, setzte zum Sprechen an, schloss seinen Mund, schüttelte den Kopf. Hatte sie diesen Namen tatsächlich ausgesprochen? „Du, du bist also lesbisch?“, stammelte er vor sich hin und musste sich setzten. Nein, damit hatte er ganz und gar nicht gerechnet. „Ja. Nein. Also. Ach, was weiß ich was ich bin“, brabbelte die Prinzessin vor sich hin. So gesehen wusste sie es tatsächlich nicht. Bisher war Nami die einzige Frau gewesen, an der sie Interesse horchte. Corsa ließ den Kopf sinken und spielte nervös mit seinen Fingern, nur um sich von dieser Neuigkeit abzulenken. Der Schock saß tief. Nicht, dass er etwas dagegen hatte, doch Vivi, seine Prinzessin, die ihn all die Jahre nicht aus dem Kopf ging. Nein, es konnte nicht der Wahrheit entsprechen. „Corsa, sag doch was“, flehte Vivi, wusste mit diesem Schweigen nicht umzugehen. „Ich war ein Narr“, murmelte Corsa schlussendlich und versuchte ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern, was misslang. „Ich verstehe nicht“, gab die Prinzessin zu und rückte ein Stück näher. „Dieser Artikel, er gab mir Hoffnung. Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft. Ich nahm es nicht als Gerücht auf, vielmehr als Bestätigung, dass nicht nur ich sehe, dass uns zwei etwas verbindet. Wenn du mir nun sagst, dass du Frauen bevorzugst, dann,… Habe ich da überhaupt eine Chance? Ich habe dich nie vergessen, tagtäglich an dich gedacht. Dich wiederzusehen, dieser Moment. Da lag ich wohl falsch.“ „Corsa“, hauchte Vivi und suchte nach den passenden Worten. Nervös biss sie sich auf ihre Unterlippe. Warum hatte sie es nicht bemerkt? Sie sah ihn als Freund, ihren besten Freund aus Kindertagen. „Du musst nichts sagen“, wisperte der Mann und schämte sich. Es wäre besser gewesen, hätte er ihr nichts gesagt. Räuspernd erhob er sich, versuchte seine Enttäuschung zu überspielen. „Ich lass dich dann mal lieber alleine. Eigentlich wollte ich mich lediglich verabschieden. Ich fahre wieder ein paar Tage nach Hause.“ Vivi war es, die ihn am Handgelenk packte und am Gehen hinderte. „Warte“, untermalte sie ihre Geste. Corsa haderte einen Moment mit sich selbst, ehe er die jüngere Frau auf die Beine und in seine Arme zog. Ihr süßlicher Duft benebelte seine Sinne. Vivi ließ es geschehen, spürte die aufkeimenden Tränen. Vorsichtig hielt sie sich an ihm fest. Wie lang sie in dieser Position verharrten, wussten sie nicht. „Ich will dich nicht verletzten, keinen von euch. Seit Tagen wünsche ich mir nichts sehnlicher als Herrin meiner Gefühle zu sein. Ich dachte, dass sich mein Leben erleichtern würde, nun nachdem Crocodile hinter Gitter sitzt und das Land sich reformieren kann“, wisperte Vivi und klammerte sich mehr und mehr an ihn. Es fühlte sich anders an, anders als es bei Nami der Fall war. Dieser Körper fühlte sich hart und rau an. Nichts von der Weiche, der Zierlichkeit der Weiblichkeit. „Du willst es vielleicht nicht hören, doch ich hoffe du weißt, dass es keine Zukunft für euch gibt. Nicht, wenn sie auf See und du hier bist“, raunte er in ihr Ohr, was ihr eine Gänsehaut bescherte. „Sie ist fort und niemand weiß, wann sich eure Wege erneut kreuzen. Doch ich, ich bin hier, nicht nur in Gedanken, in Fleisch und Blut. Ich kann mit dir sprechen, dich hören, dich berühren. Reicht es dir nicht? Ich könnte dir all das geben, was ihr verwehrt bleibt. Ich kenne dich besser, als jeder andere. Vivi, ich liebe dich.“ Die Prinzessin schluckte hart, spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete und sich ihr Magen harsch zusammenzog. „Ich erwarte keine sofortige Antwort, tu mir jedoch einen Gefallen. Denk darüber nach. Bald bin ich wieder hier, nimm dir diese Zeit und horch in dich hinein“, flüsterte er erneut ins Ohr, küsste ihre Wange und ließ von ihr ab. „Bis bald, Prinzessin“, fügte er noch hinzu, lächelte und schritt von dannen. Was soll ich tun?, fragte sich Vivi und sank zu Boden, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Verzweifelt wurde ihr bewusst, dass es niemanden gab, mit dem sie darüber sprechen konnte. Kapitel 8: Eine bedrohliche Lage 10.000 Meter über dem Meer ----------------------------------------------------------- „Fräulein Navigatorin“, sprach die Schwarzhaarige zum wiederholtem Male, darauf bedacht, dass diese aus ihrem Alptraum erwachte. Minuten verstrichen, in denen Robins Vorhaben misslang, ehe sich langsam die Augen der jüngeren Frau öffneten und mehrmals blinzelten. „Was, was ist?“, krächzte Nami und setzte sich auf. Robin, die sich über diese gebeugt hatte, wich zurück. „Du hattest dich im Schlaf gewälzt und Wortbrocken vor dich hin gemurmelt. Es scheint als hättest du keinen allzu schönen Traum gehabt“, erklärte die Schwarzhaarige und lächelte sanft. „Verstehe“, wisperte die Navigatorin und fühlte Schamesröte, die sich in ihr Gesicht stahl. „Habe ich dich aufgeweckt?“ Robin schüttelte den Kopf. „Nein. Möchtest du reden?“ Nami strich sich mit den Handflächen durchs Gesicht, auf welchem sich – wie auf dem restlichen Körper – Schweißperlen gebildet hatten, ehe sie durch die Haare fuhr und einen tiefen, langen Atemzug nahm. „Keine Sorge, mir geht es gut. Über diese Träume rede ich selten, wenn überhaupt. Die Vergangenheit, die ich hinter mir lassen will, spiegelt sich darin. Zum Glück sind sie weniger geworden und sie suchen mich nur noch ab und an heim.“ Ihr Shirt war nass geschwitzt und klebte an ihrer Haut, wodurch jegliche Rundungen zum Vorschein kamen, eine Tatsache, die der Schwarzhaarigen besonders ins Auge stach. Gefrustet erhob sich Nami, spürte wie sich der Boden unter ihren Füßen kalt anfühlte und schritt auf den Kleiderschrank zu, aus dem sie ein frisches Shirt nahm. Ohne Scheu zog sie sich um. Was ihr in diesem Moment nicht auffiel war, dass sie dabei beobachtet wurde. Erst als der Stoff die freigelegte Haut verdeckte, wandte sich Robin ab, nicht wissend, woher dieses Interesse kam. Seufzend massierte sie sich ihren Nasenrücken und machte es sich erneut am Barhocker bequem. „Du solltest schlafen gehen“, meinte die Navigatorin als sie hinter die Schwarzhaarige trat und ihr über die Schulter blickte. „Wie?“ „Du hast mich verstanden. Ob du es glaubst oder nicht, ich erkenne allmählich Ringe unter deinen Augen. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die mit weitaus weniger Schlaf auskommen, doch irgendwann wird der Körper verräterisch.“ Ihr Blick untermalte ihre Worte und ein leichtes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. „Nachts brauch ich nicht allzu viel und ansonsten nehme ich tagsüber ein kleines Nickerchen. So schlimm ist es auch wieder nicht“, entgegnete Robin und versuchte diese Nähe zu überspielen. Warum horchte sie ein Interesse an der jüngeren Frau, die sie noch nicht allzu lange kannte? Das Schiff, diese Crew waren lediglich ein vorrübergehendes Zuhause, solange, bis diese Bande sie ebenfalls verriet. Daran musste sie denken, festhalten. „Nun gut, dann leiste ich dir ein wenig Gesellschaft und wir können uns ein wenig unterhalten. Wir reisen zwar noch nicht lange miteinander, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich über meine Mitstreiter an Bord weitaus mehr, als es bei dir der Fall ist. Ich bin ein wenig neugierig.“ Die Schwarzhaarige schluckte, versteckte ihre Unsicherheit hinter ihrer gespielten Gelassenheit. „Was möchtest du wissen?“ Nachdenklich tippte sich Nami auf ihr Kinn. „Woher kommst du? Was ist mit deiner Familie? Wie kann man mit acht Jahren so ein Kopfgeld erhalten?“ „Westblue. Nichts. Es geht.“ „Ich sehe schon, du bist ein harter Brocken“, scherzte die Navigatorin und hatte mir ihrem Verhör erst angefangen. „Robin!“, rief Ruffy und lief zu dieser, die sich mit Müh und Not bei Bewusstsein hielt. Vorsichtig schlang er seine Arme um die Frau und half ihr sich aufzurichten. „Was ist passiert?“, wollte der Kapitän wissen und war außer sich. Aus dem Augenwinkel konnte die Archäologin ein kleines Mädchen erkennen sowie Pier, den Vogel, der zu diesem Ritter gehörte. „Unsere Navigatorin wurde verschleppt“, wisperte die Frau, fühlte merklich ihren geschwächten Körper. Sie hatte ihren Feind unterschätzt. Ein Fehler, den sie selten machte. „Ganz langsam. Wurde Nami von diesem Gott verschleppt? Wohin?“, fragte Ruffy nach und musste diese Nachricht erst verdauen. „Weiß nicht, doch hör gut zu. Dieses Land, Skypia, wird ausgelöscht.“ „Die ganze Himmelsinsel?“ „Unser Dorf auch?“, meldete sich das kleine Mädchen geschockt zu Wort, nicht wissend, wie sie damit umzugehen vermochte. „Einfach alles!“, bestätigte Robin. „Er will alle Menschen aus dem Himmel zurück auf die Erde schicken.“ Minuten verstrichen, in denen sich jeder auf die ausgesprochenen Worte konzentrierte. Etwas musste getan werden, um dieses Vorhaben zu verhindern. „Das heißt, dieser Enel wird mit Sicherheit bei der Glocke auftauchen.“ „Mit Sicherheit“, antwortete die Schwarzhaarige ihrem Kapitän. „Ich höre zwei Stimmen auf dieser Insel. Das sind bestimmt Nami und Enel“, erklärte Aissa und blickte in die Richtung, aus der sie diese vernahm. Robin betrachtete das Mädchen. Selbst dieses kleine Mädchen beherrschte bereits diese Gabe? „Bring mich dorthin!“ Benommen ließ sich die Archäologin gegen die Steinwand sinken. Ruffy war längst aufgebrochen und sie war, zusammen mit Zorro, dem Ritter Gan Fort und diesem Himmelsbewohner, Viper, zurückgeblieben. Es dauerte einige Minuten, in denen sie ihre Gedanken ordnete. Schnell wurde ihr bewusst, dass sie von hier fort mussten. Eine höhere Lage bot mehr Sicherheit und sobald sie wieder halbwegs bei Kräften war, würde sie den Transport vorbereiten. Wie es der Navigatorin erging? Als der Blitz ihren Körper durchfuhr und die Schwärze sie übermahnte, hatte sie noch den Aufschrei der jungen Frau vernommen. Hörte die Sorge, die darin lag. „Ich hoffe, dir geht es gut“, wisperte die Schwarzhaarige und sah zur Ranke empor. Wie schnell sich alles änderte. Vor zwei Tagen noch verlief alles in gewohnten Bahnen, ehe ein Vorfall nach dem anderen kam. Die Lage hatte sich bedrohlich zugespitzt. × × Langsam und mit gemischten Gefühlen, folgte Nami ihrem Erzfeind. Nachdem er alle ausgeschalten hatte, bat sie ihn mitreisen zu dürfen. Im Grunde ein Schutzmechanismus. Sich zu wehren wäre dumm gewesen. Ihre Chance wäre minimal, wenn nicht gar null. Diesem Mann war sie nie und nimmer gewachsen. Nachdenklich betrachtete sie Enel und fragte sich, was sie noch unternehmen konnte. Die Angst saß tief und von ihrem Kapitän gab es keine Spur. „Du denkst ganz schön viel“, bemerkte der selbsternannte Gott und Nami zuckte zusammen. Richtig, er konnte Gedankenlesen. Eine wertvolle, für sie eher bedrohliche, Fähigkeit. Wie sollte, konnte sie ihre Gedanken unter Verschluss halten? „Einfach nicht hinhören?“, meinte sie vorsichtig und ängstlich. Der Mann lachte auf. Den Weg, den sie bestritten, führte immer mehr in den Wald hinein, nicht wissend, wo er endete. „Ehrlich gesagt, amüsieren mich deine Gedanken. Deine Angst sitzt wahrlich tief und dennoch hast du die Hoffnung auf Rettung. Ist die Angst nicht grandios? Sie lässt Menschen kuschen. Du hast ihre Machtlosigkeit mit eigenen Augen gesehen und erkannt, dass du keine Chance gegen mich hast. Also bist du mit. Köstlich. Mit Angst kannst du jeden Charakter brechen.“ Während er sprach versteinerte sich ihr Blick. „Nicht jeden“, sprach sie gepresst und dachte dabei an ihren Kapitän, Ruffy, der sich selbst in der aussichtslosesten Situation nicht brechen ließ. Er unterwarf sich niemandem. „Ah, nicht?“ Enel grinste und führte die junge Frau weiter. Mit ihr hätte er garantiert noch seinen Spaß. Ihre Einstellung war erfrischend. „Wir sind da.“ Nami hielt einen Moment inne, während sie sich umsah und einen vorsichtigen Blick in die Höhle warf. „Was ist das?“ „Mein ganzer Stolz“, verkündete Enel als er vor einem riesigen Kollos aus Gold inne hielt. „Die Arche Maxime!“ Kapitel 9: Gefühle, die sich selbstständig machen ------------------------------------------------- Der Kampf auf der Himmelsinsel fand seinen Höhepunkt. Ruffy und Nami hatten sich die Ranke hochgekämpft, während der Rest unten weiter verharrte. Der selbsternannte Gott hatte mit seinem Plan ganze Arbeit geleistet, der Upper Yard sowie Angel’s Beach waren schwer gekennzeichnet. Nachdem die Schwarzhaarige dem Kapitän alles erzählt hatte, machte sich dieser ohne Umweg direkt auf zu Enel, während sie zurückblieb und die Bewusstlosen auf einen höher gelegenen Punkt transportierte. Ihre Sorge galt vorwiegend der jüngeren Frau, die sich in Enels Gewalt befand. Etwas, worüber sie nachdenken musste. Obwohl ihr die, bisher recht kurze, Zeit bei der kleinen Bande gefiel, machte sie sich um keinen Mitstreiter so viele Gedanken, wie um die Navigatorin. Umso erleichterter erschien die Schwarzhaarige, als diese unverletzter, mit dem Koch und dem Schützen im Schlepptau, auftauchte. Ab diesem Punkt verlief alles recht schnell. Ruffy hatte sich bereits auf den Weg gemacht, ehe Nami entschied diesem zu folgen. Anstelle sich auf das Schiff zu flüchten, verweilten sie an Ort und Stelle und warteten darauf, dass in diesem Land Frieden einkehrte. Um diesen zu erreichen, musste Enel von seinem Thron gestoßen werden. Als das Warten ein Ende und Ruffy gesiegt hatte, ertönte der Klang der längst verschollenen Glocke von Shandora. Wahrlich ein Wohlklang, dem Robin nur allzu gern Gehör schenkte. Ihr erstes Abenteuer mit den Strohhüten und sie war nicht enttäuscht worden. Ihre Arbeit hatte einen Schritt nach vorne gemacht und nie zuvor gab ihr eine Reise solch eine Gefühlsregung, Freiheit. × × Der erste Tag auf dieser Insel hatte bereits in vielerlei Hinsicht für Aufregung gesorgt. Binnen weniger Minuten kam es zu einem Schlammassel, den es zu beseitigen galt. Neue Leute hatten sie kennengelernt und banale Entscheidungen hatten zur Trennung geführt, die keinen Tag anhielt. Bereits am Abend kam es zur Wiedervereinigung an einem Opferaltar. Nach einem ordentlichen Fest am Lagerfeuer, zogen sich Nami und Robin zurück um noch ein wenig Schlaf zu finden. Die Navigatorin verfiel recht schnell dem Schlaf, während die Schwarzhaarige vergebens darauf wartete. Als ihr bewusst wurde, dass sich ihre jüngere Mitstreiterin längst im Land der Träume befand, legte sie sich auf die Seite und betrachtete diese, so gut es bei diesen Sichtverhältnissen eben möglich war. Leise hörte sie ihr ruhiges Atmen und fragte sich insgeheim, was Nami in ihrem Schlaf erlebte .Träumte sie oder auch nicht? Obwohl Nami direkt, keinen halben Meter, neben ihr lag, erschien sie dennoch in weite Ferne gerückt. Wie entstehen diese Gefühle? Woran nährten sie sich? Die Zeit zeigte der Schwarzhaarigen, dass es möglich war, sich einer Person nahe zu fühlen, die sie nicht allzu gut und allzu lange kannte. Partout vermied sie es, diese Gefühle als Liebe einzustufen. Nein, davon war sie weit entfernt. Keine Schwärmerei, kein verliebt sein, keine Liebe. Nicht wahr? Närrin, ertönte die innere Stimme, die sie wie ein dunkler Schatten verfolgte. Einerseits galt sie als Hilfe, wenn sie in Nöten war, andererseits zeigte sie ihr auf, wie einfältig sie in gewisser Weise doch war. War sie das? Eine Närrin, die sich etwas einbildete? Die sich in dümmlichen Gefühle verlor, die sie nicht haben durfte? Natürlich war sie dies. Brachte es ihr doch lediglich Kummer. Das Herz der jungen Frau gehörte unlängst einer anderen Person. „Alles hier ist bloß auf Zeit, nicht wahr?“, wisperte sie in die Dunkelheit. × × Kannte man die Strohhüte so war es keine Überraschung, dass auf jeden Sieg eine dementsprechend angemessene Feier folgte. Enel, der Gott, der das Land über Jahre hinweg tyrannisiert hatte, besiegt von einem jungen Mann, dessen Wille unendlich schien. Alte Feinde ließen ihre Rivalitäten fallen und tranken gemeinsam einer neuen, gemeinsamen Zukunft entgegen, tanzten und lachten, während das große Lagerfeuer selbst die Nacht zum Tag werden ließ. Abseits des großen Rummels, hatte es sich die Schwarzhaarige gemütlich gemacht und beobachtete das Geschehen mit einem Glas Wein in der Hand. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Diese Piraten waren in der Tat anders, als alle die sie bisher kennenlernen durfte. „Tanzt du nicht?“ Nami gesellte sich zu Robin und leerte ihren Krug in einem Zug. Nach ihrem letzten Herausforderer, hatte sie genug vom Alkohol und lehnte sich genüsslich zurück um den nächtlichen Himmel zu betrachten. Lächelnd nahm sie das Gelächter, den Jubel und die Musik in sich auf. Robin warf einen Blick zur Seite, ehe sie nachdenklich ins Feuer starrte. „Ich bin mehr die Beobachterin“, antwortete sie schließlich auf die Frage, was Nami aufhorchen ließ. „Generell nicht oder lediglich heute?“ „Ersteres." Nami nickte. Mit diesen wortkargen Antworten hatte sie gerechnet und doch wollte die Navigatorin mehr wissen. „Wenn du nicht so gut darin bist, dann kann ich dir gern ein paar Schritte zeigen. Ich mag es, es macht Spaß.“ Die Schwarzhaarige musste schmunzeln und nippte an ihrem Glas. „Ich habe nie behauptet es nicht zu können.“ Überrascht setzte sich Nami in den Schneidersitz und sah verstohlen zur Archäologin. „Interessant“, murmelte die Navigatorin und strich sich übers Kinn, was ihr einen belustigenden Blick einbrachte. „Interessant? Wirklich?“ „Hey, immerhin weiß ich wieder eine Kleinigkeit mehr über dich“, lachte die junge Frau und grinste vor sich hin. Ja, an Informationen zu gelangen, erwies sich als äußerst schwer, doch kleine Schritte waren besser als gar keine. „So, so. Was weißt du denn bisher?“ „Der Aufenthalt auf Skypia hat mir gezeigt, dass dein Humor schwarz, sehr, sehr schwarz ausfallen kann, dass du insgeheim abenteuerlustig bist, egal was bevor steht, dass du keine Blitze magst und heute habe ich herausgefunden, dass du vorgibst tanzen zu können, du es jedoch nicht möchtest und,…“, brach die junge Frau ab, wartete ab und sprach schließlich weiter. „Ich habe herausgefunden, dass du nicht davor zurückschreckst mit Frauen zu flirten." Die Schwarzhaarige hatte während des Zuhörens ihr Glas geleert und es beiseite gestellt, ehe ihr bei den Worten ein Lachen über die Lippen kam. „Das erste Mal, dass ich dich lachen gehört habe“, fügte die Navigatorin hinzu und lehnte sich zurück. „Besser spät als nie? Wie kommst du nun zu der Annahme, dass ich mit Frauen flirte?“ „Dein Gespräch mich Laki sprach Bände“, meinte Nami und legte den Kopf schief, als sie die feiernde Meute beobachtete und sich dabei köstlich amüsierte. Was ein Machtsturz mit sich brachte. Alte Feinde tanzten, sangen und tranken zusammen. „Interessant“, bemerkte die Schwarzhaarige. Minuten verstrichen, in denen Nami sichtlich damit haderte auf dieses eine Thema zu lenken. Robin, die das Zögern erkannte, wartete schweigsam ab. Wenn sie sprechen wollte, dann tat sie dies von alleine. „Gott“, stieß Nami genervt aus und strich sich mit den Handflächen über das Gesicht. „Ich kann es einfach nicht hinter mir lassen", sprach die junge Frau gepresst und blickte zu Robin, die jeglichen Augenkontakt vermied. „Weil du sie liebst.“ Keine Frage, keine Unsicherheit, lediglich eine Feststellung der Schwarzhaarigen, der dieser Gedanke wahrlich missfiel. Nami dachte einen Augenblick lang nach, ehe sie mit der Schulter zuckte. „Nicht direkt. Ich fühle mich in eine Ecke gedrängt, nicht wissend wo es ein Entrinnen gibt. Ich vermisse sie. Ihre Anwesenheit, diese, ob du es glaubst oder nicht, unbekümmerte Art, als nichts zählte als unsere Zweisamkeit. Und doch,…, ich verspüre den Drang sie in gewisser Hinsicht zu vergessen. Ein Teil weiß unlängst, dass es falsch ist, sich einer Hoffnung hinzugeben. Jahre damit zu verbringen auf eine Frau zu warten, die womöglich unlängst verheiratet sein wird. Ich bin in dieser Zwickmühle, in der mein Verstand und Herz gegeneinander agieren. Grässlich. Ich wünschte, es gäbe einen Knopf, der all meine Sorgen löst. Andererseits, ich liebe sie und möchte nicht vergessen. Was,…, was denkst du darüber? Irgendeinen Rat?“ „In dieser Angelegenheit wäre es ratsam, wenn du dir einen anderen Gesprächspartner als mich suchst. Glaub mir.“ Überrascht von dieser Antwort, starrte sie die Archäologin an. „Wieso?“ Die Angesprochene seufzte und drehte den Kopf zu Nami um diese anzusehen. „Weil ich nicht sicher bin, ob ich die Situation objektiv genug betrachte“, wisperte die Frau. „Okay, ihr habt auf zwei verschiedenen Seiten gekämpft. Aber, das kann ich dir versichern, hättet ihr euch auf eine andere Weise kennengelernt, dann hättet ihr euch eher verstanden.“ Robin lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Nein, wenn ich mir die Situation betrachte, dann wären wir beide nie auf einer Wellenlänge gewesen“, meinte sie noch, ehe sie sich erhob und sich die Erde von ihrer Hose klopfte. Nami verstand nicht worauf Robin hinaus wollte und legte den Kopf schief. „Vertrau mir, es ist besser, wenn du dich an einen anderen Gesprächspartner wendest.“ Bei diesem Gedanken bekam es Nami mit der Panik zu tun. Schnell tat sie es der älteren Frau gleich und erhob sich. „Wie ich mich erinnern kann, habe ich es dir bereits erklärt, warum es nicht geht.“ Die Schwarzhaarige nickte. „Was denkst du,…, bitte Robin.“ Diese stieß einen weiteren Seufzer aus und massierte sich den Nasenrücken. Allzu gern hätte sie sich zurückgezogen, ein Teil in ihr konnte die junge Frau in diesem Moment nicht alleine zurücklassen. „Nun gut, du möchtest meine Eindrücke. Sieh dich an, du trauerst einem jungen Ding hinterher, das sich gänzlich ihrem Land und Volk hingegeben hat. Sie blieb zurück und kurze Zeit später gibt es bereits die Hoffnung auf eine Beziehung, wenn nicht gar Hochzeit, über sie und diesen Rebellenanführer, den das Land nur allzu sehr als König und Vater des Thronerben sehen möchte. Dachtest du etwa daran, dass du an ihrer Seite über das Land regieren könntest? Eine Piratin? Eine Frau? Wann hat es das jemals gegeben? Oder aber hast du dir vorgestellt, sie gehe mit dir auf die See und sie lebe ein Piratendasein? Nein, ich glaube nicht, dass es einen Sinn ergibt weiterhin Gedanken und Hoffnungen an diese Romanze zu vergeuden. Ihr habt euch beide entschieden. Sie blieb zurück und du bist auf die See. Warum? Du hättest genauso bleiben können, bist du aber nicht. Ich denke, dass das Antwort genug ist, nicht? Ihr konntet beide eure Träume, eure Lebensstile, eure Wünsche nicht aufgeben, nicht für den jeweils anderen. Belass es dabei, schließ dieses Kapitel ab und sieh nach vorne.“ Die ganze Zeit über hatte Nami keinen Ton von sich gegeben und in Ruhe zugehört. Die Worte, ausgesprochen von einer anderen Person als ihr selbst, hatten eine vollkommen andere Gewichtung. Als sie spürte, wie sich Tränen in den Augen bildeten, wandte sie sich um und versuchte diese Schwäche zu kaschieren. Robin biss ihr Kiefer aufeinander, machte jedoch keinerlei Regung um die Navigatorin zu trösten. „Danke“, kam es gepresst, ehe sich Nami ohne ein weiteres Wort entfernte und sich einen ruhigen Ort suchte, wo sie sich ihrer Gefühlswelt hingeben konnte. Die Schwarzhaarige blickte ihr hinterher, ehe sie tief durchatmete und sich Wein nachgoss. Nachdenklich nippte sie an ihrem Glas und fragte sich, wie sie ihr eigenes Problem lösen sollte. × × Ausgelaugt von der Reise und der anschließenden Besprechung mit Crocodile alias Mr. Zero, betrat Miss Bloody Sunday ihr Schlafgemach. Die kurze Begegnung mit dieser äußerst kleinen, bescheidenen Bande hatte ihr Interesse geweckt. Ja, klein, aber fein, so schätze sie diese ein. In diesen kurzen Minuten hatte sie sich köstlich amüsiert. Innerlich hoffte sie buchstäblich darauf, sie bald erneut zu treffen. Selbst als sie sich nach einer heißen Dusche ins Bett legte, kreisten ihre Gedanken um die Besatzung des überschaubaren Schiffes. Nicht die Crew selbst hatte ihre Aufmerksamkeit, nein, diese galt vorwiegend der Navigatorin. Irgendetwas an ihr, strahlte eine Faszination aus, die sie sich nicht erklären konnte. „Warum?“, fragte sich Crocodile Partnerin, ehe sie allmählich in den Schlaf hinab glitt. Kapitel 10: Einblicke ins Innere - "Rede mit mir" ------------------------------------------------- Vorsichtig öffneten sich die Augen der Schwarzhaarigen, deren Körper leicht rebellierte. Bedacht wandte sie den Kopf zur Seite und stellte fest, dass sie sich in der Kombüse befand, umringt von der restlichen Crew. Ihr Kapitän lag nicht unweit von ihr. Auch er unterlag dem Admiral, so viel hatte sie vorhin – als sie kurz bei Bewusstsein war – mitbekommen. Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ihre Kameraden besah, ehe es abrupt erlosch. „Kuzan“, wisperte sie und erinnerte sich an das Geschehen. Woher wusste er von ihrem Aufenthalt? Noch nie hatte sie an Zufälle geglaubt, erst recht nicht, wenn es um diesen einen Mann ging. Wie sah ihr nächster Schritt aus? Diese Aktion hatte beinah alles vermasselt, was ihr lieb und teuer geworden war. Ihre Crewmitglieder hatten sie beschützt, sie unterstützt. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie durfte ihnen nicht zur Last fallen, nicht wahr? Vorsichtig richtete sich die Archäologin auf. Ihr Körper fühlte sich geschwächt an. Beinah taub und matt, das Eis hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Obwohl sie die Fürsorge in gewisser Hinsicht sogar genoss, brauchte sie einen Moment, in dem sie alleine verweilte. Aufpassend, dass sie niemanden weckte, stand sie auf und schlich sich aus der Kombüse. Als ihr die frische, kalte Nachtluft entgegen kam, nahm sie einen tiefen Atemzug und ignorierte das Frösteln ihres Körpers gekonnt. Gemächlich ging sie ein paar Schritte, ehe sie am Treppenansatz zum Stillstand kam und sich auf der ersten Stufe niederließ. Ihre Gedanken kreisten weiterhin um die Begegnung mit Kuzan. Vor zwanzig Jahren hatte er sie laufen lassen und nun tauchte er erneut in ihrem Leben auf. Warum gab es ihr das Gefühl, dass das etwas Ungutes mit sich brachte? Erschöpft vergrub sie das Gesicht in den Handflächen und versuchte eine Antwort zu finden. Als ihr eine Decke um die Schulter gelegt wurde, zuckte die Schwarzhaarige einen Augenblick lang zusammen, wandte ihren Kopf zur Seite und erblickte die Navigatorin, die ihr ein sanftes Lächeln schenkte. „Du solltest zurück ins Bett, Robin“, flüsterte diese und nahm neben ihrer Kameradin Platz. „Ich dachte du schläfst“, entgegnete die Schwarzhaarige und richtete ihren Blick auf einen unwillkürlichen Punkt. „Wie man es nimmt. Ich hab vielmehr vor mich hin gedöst. Wie geht es dir?“ Mit einem Schmunzeln vernahm sie wie Robin die Decke, womöglich unbewusst, enger um ihren Körper schlang. „Verstehe. Wie man es nimmt. Jedenfalls besser, als es mir als Eisskulptur erging.“ „Denk ich mir, wobei so eine miserable Figur hattest du auch wieder nicht abgegeben.“ Skeptisch, mit erhobener Augenbraue, blickte sie die Navigatorin an, die entschuldigend mit der Schulter zuckte. „Ach komm“, lachte die junge Frau, was Robin ein Lächeln entlockte. Ein paar Minuten saßen sie beisammen in denen niemand ein Wort sprach. Am Ende war es Nami, die diese Stille durchbrach. „Woran denkst du?“, fragte sie bedacht nach und beobachtete die Schwarzhaarige von der Seite aus. Das Auftauchen des Admirals saß ihr selbst noch in den Knochen fest. Doch nicht der Mann selbst war es, der ihr Kopfzerbrechen bescherte, nein, vielmehr lag es an Robins Reaktion. Nie zuvor hatte sie diese Frau so von der Rolle gesehen. Ihre sonstige Beherrschung hatte sich binnen Sekunden in Luft aufgelöst gehabt. Was verband sie? „Es wäre besser, wenn wir uns doch ein wenig Schlaf gönnen“, warf die Schwarzhaarige monoton ein und erhob sich. Gerade als sie sich auf den Weg zurück in die Kombüse machen wollte, sprang Nami auf und hielt sie am Handgelenk fest. Wie fest gefroren, versteifte sich der Körper der älteren Frau. Schlagartig ließ die Navigatorin von ihr ab und strich sich unsicher über den Nacken. „Keine Sorge, ich frage nicht weiter nach. Du musst es mir nicht erzählen, doch tu mir den Gefallen und zieh nicht falsche Schlüsse oder,..., ehrlich gesagt, habe ich das Gefühl, dass du einen Fehler machen könntest. Vielleicht bist du gewohnt Dinge alleine zu regeln, doch ich hoffe sehr, dass du weißt, dass wir da sind. Ich bin da, wenn du mich brauchst, wenn du über etwas sprechen möchtest. Denk darüber nach.“ Mit diesen Worte marschierte sie schnurstracks an Robin vorbei, die hinterher sah und ihr Kiefer fest aufeinander biss. × × „Endlich“, brachte Nami gähnend hervor, als sie sich ausgiebig streckte und die soeben fertig gewordene Seekarte betrachtete. Nach dem Abenteuer auf der Himmelsinsel und dem darauffolgenden Aufeinandertreffen mit dem Admiral, hatte sie zum ersten Mal die Zeit dazu gefunden, sich ihrer Arbeit zu widmen. Etwas, das ihr stets half einen freien Kopf zu bekommen. Einen, den sie bitter nötig hatte. Vorsichtig hängte sie das Blatt zum Trocknen auf und lugte dabei durch das Bullauge. Es war bereits Nacht. Wie lange hatte sie an der Karte gesessen? Zwar wusste sie, dass ihr Sanji das Abendessen gebracht hatte, doch zu diesem Zeitpunkt hatte gerade erst die Abenddämmerung eingesetzt. Mit der Schulter zuckend verstaute sie ihre Utensilien – reine Vorsichtsmaßnahme gegenüber Ruffy – und stieß dabei auf ein Blatt Papier, welches ihr Gesicht nachdenklich erscheinen ließ. Die Navigatorin überflog das Geschriebene und stieß einen Seufzer aus. Ein Art Brief, geschrieben nachdem sie die Himmelsinsel verlassen hatten. Kopfschüttelnd zerriss sie diesen und gab die Papierfetzen in den Eimer, der neben dem Zeichentisch stand. Nein, er war nicht dazu gedacht, jemals abgesendet zu werden. Ihren Stolz wollte sie nicht auf diese Weise verlieren. Außerdem war sie nicht länger die weinerliche Frau, die all dem nachtrauerte. Vielmehr hatte sie den Entschluss gefasst dies hinter sich zu lassen und darauf zu warten, was die Zeit, das Schicksal oder was auch immer, mit sich brachten. Irgendwie. „Zeit nach vorne zu blicken“, murmelte die Navigatorin, losch das Licht und machte sich auf den Weg in ihre Kabine, um sich ihrem wohlverdienten Schlaf hinzugeben. Dort angekommen, öffnete sie äußerst vorsichtig die Türe, in der Hoffnung Robin nicht zu wecken. Ein merkwürdiges Szenario. Seit diese in der Bande war, war sie selten früh zu Bett gegangen. Meist las sie die halbe Nacht lang, jedenfalls schlief diese nie vor Nami ein. Nicht seit diesem Aufeinandertreffen. Als ob die Schwarzhaarige ein Gespräch vermeiden wollte. Schleichend nahm Nami eine Stufe nach der anderen und blickte dabei zum Bett der Älteren, die im Gegensatz zur letzten Nacht ruhig zu schlafen schien. Wobei, woher wollte sie wissen, dass sie nicht doch wach war? × × Verschlafen öffnete Nami die Augen und blinzelte mehrmals. Irritiert blickte diese zu jener Seite, von der sie Robins Stimme vernahm. Schnell gab sie die Bettdecke zur Seite und erhob sich, fühlte den kalten Boden unter den Füßen und tastete sich vorsichtig zum Bett ihrer Kameradin vor. Ein Alptraum, fragte sich die Navigatorin und kam zum Stillstand, als sie die Bettkante spürte. Einen Augenblick zögerte diese, nicht wissen, ob sie tatsächlich eingreifen sollte oder nicht. Irgendwie musste sie unweigerlich den Kopf schütteln und nebenbei stahl sich ein trauriges Lächeln auf ihre Lippen. Wie oft schon, hatte die Situation anders ausgesehen? Bereits mehrmals stand ihr Robin zur Seite. Lag es nun nicht an ihr? „Wach auf“, sprach sie sanft und strich der Schwarzhaarigen fürsorglich über den Rücken. Ihr Nachthemd klebte förmlich, verursacht durch den Schweiß, an der Haut. Immer wieder redete sie auf die Frau ein, die zwar nicht erwachte, jedoch nach und nach ruhiger atmete und sich zunehmend entspannte. Erst als sich die Navigatorin sicher war, ertastete sie die Decke, welche am Boden lag und deckte die Schwarzhaarige zu. Mit einer letzten streichenden Bewegung, machte sie sich zurück zu ihrem eigenen Bett, wo sie nicht wirklich versuchte erneut einzuschlafen, sondern vielmehr die Lage im Auge behielt. Jeder auf diesem Schiff trug ein Laster mit sich, doch wie groß jenes dieser Frau war, wusste niemand. „Wenn du dich bloß öffnen würdest“, wisperte Nami in die Dunkelheit und erinnerte sich zurück an Sanjis Bitte. Binnen kurzer Zeit, so musste sie sich eingestehen, war ihr diese Frau tatsächlich ans Herz gewachsen. Ruffy hatte damals die richtige Entscheidung getroffen. Im Grunde hatte sie nie komplett gegen die Bande agiert, im Gegenteil. Und doch verstand Nami nicht, warum sie ihnen keinen gröberen Einblick in ihr Leben gewährte, selbst nachdem ihre Freunde für sie gegen Kuzan gekämpft hatten. × × Während die Erinnerung an die letzte Nacht allmählich verblich, schlüpfte Nami in ihr Schlafgewand und setzte sich auf die Kante ihres Bettes. Nachdenklich stützte sie das Kinn auf ihrer Hand ab und blickte auf die andere Seite des Raumes. Das Gefühl, die Schwarzhaarige würde bloß schauspielern, mochte nicht verschwinden. Mit einem breiten Grinsen erhob sie sich leichtfüßig und marschierte pfeifend auf das Bett der Schwarzhaarigen zu, wo sie sich genüsslich ans untere Ende setzte, sich gegen die Wand lehnte und sich provokant streckte. Bei all ihren Bewegungen ließ sie die Frau nicht aus den Augen und stellte fest, dass ihre Vermutung nicht in die falsche Richtung verlief. „Wenn du dich schlafend stellen musst, dann mach es wenigstens authentischer“, meinte Nami schlussendlich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann dir versichern, dass ich dir so lange auf die Nerven gehe, bis du mit mir sprichst. Dadurch findest du garantiert keinen Schlaf, jedenfalls keinen erholsamen.“ Daraufhin vernahm die Navigatorin ein tiefes Durchatmen und sah, wie sich die Augen der Älteren öffneten. „Worauf läuft diese Belagerung hinaus?“, fragte diese und versuchte sich hinter einem Pokerface zu verstecken. Nami legte den Kopf zur Seite. „Liegt in deiner Hand. Je nach dem, ob du mit mir sprichst oder nicht.“ „So, so. Wie du siehst, reden wir miteinander. Von daher, gute Nacht“, entgegnete sie monoton, obwohl ein Lächeln ihre Lippen zierte. Entnervt entfloh Nami ein Stöhnen. „Komm mir nicht auf die Tour, kapiert? Warum kannst du nicht einfach mit uns darüber reden? Oder mit mir, wenn wir unter uns sind? Seit dieser Typ aufgetaucht ist, bist du noch stiller und geheimnisvoller als zuvor. Dabei dachte ich, es geht nicht noch schlimmer. Was hat es mit ihm auf sich?“ Robins Blick verfinsterte sich für einen Moment und Nami erkannte augenblicklich, wie diese mit sich selbst zu kämpfen schien. „Lass diese Begegnung meine Sorge sein, okay? Euch ist zum Glück nichts passiert, also belassen wir es dabei. Es bringt nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Glaub mir.“ „Tue ich aber nicht.“ „Bitte?“, fragte die Schwarzhaarige nach und hob die Augenbraue. „Du hast mich richtig verstanden. Ich glaube dir nicht. Ich möchte verstehen, warum dich nur sein Auftauchen dermaßen in Panik versetzt hat. Generell interessiert es mich, was in dir vorgeht. Ich hab dich die Tage über beobachtet. Du gehst uns vermehrt aus dem Weg. Wobei du bei mir noch extremere Maßnahmen einsetzt. Seit wann musst du dich schlafend stellen? Wozu? Angst, dass ich dich darauf anspreche? So wie ich es nun getan habe?“ Die Ältere atmete tief durch, ehe sie sich schließlich aufsetzte und sich eine Strähne zurückstrich. „Was möchtest du mir damit sagen? Hör mir gut zu, ich möchte mich nicht wiederholen. Du hast keinerlei Ahnung worum es in diesem Fall geht, also halt dich bitte aus meinen Angelegenheiten heraus, verstanden? Ich regle meine Probleme selbst und in dieser Hinsicht benötige ich keine Ratschläge noch sonstige Lösungsvorschläge. Ich komme damit klar. Wenn du mich nun entschuldigen würdest.“ Mit diesen Worten erhob sich Robin und zog sich eine Jacke über, die am Stuhl lag und wollte gerade nach draußen an die frische Luft gehen, als ihr Nami den Weg abschnitt. „Wir sind bereits einen Schritt weiter. Du zeigst kein Desinteresse. Dich stört es, dass ich dich nicht in Ruhe, mich nicht von dir abwimmeln lasse. Bei den Jungs kommst du damit vielleicht durch, bei mir jedoch nicht. Das gefällt dir nicht. Ich sag dir was, wenn es nichts gibt, was dich belastet, dann sag mir warum du Alpträume hast und dadurch im Schlaf sprichst?“ „Wovon-?“ „Fang nicht damit an!“, warf Nami ein, die noch immer den Weg blockierte. So einfach gab sie sich nicht geschlagen. „Was ist damals geschehen? Vor zwanzig Jahren?“ In den Augen der Schwarzhaarigen entbrannte ein bedrohliches Funkeln. Innerlich spielte sich das damalige Szenario erneut ab, ehe sie vielmehr eine Kurzschlussreaktion erlitt. Ohne nachzudenken, drückte sie den Körper der jüngeren Frau mit dem ihres eigenen gegen die Wand und stützte ihre Hände seitlich ab. Nami, die von dieser Geste vollkommen überrumpelt wurde, starrte diese mit weit geöffneten Augen an. Die Situation wirkte surreal. Merklich spürte sie den direkten Körperkontakt, erkannte ihre angespannten Muskeln, hörte, spürte den unregelmäßigen Atem. Erst in diesem Moment wurde ihr so richtig deutlich wie unterschiedlich die Ältere sowohl von der Größe als auch Kraft doch war. Vorsichtig hob sie den Kopf an und blickte dieser in die Augen. „Du hast keine Ahnung, was genau in mir vorgeht, treib es bitte nicht zu weit“, flüsterte die Schwarzhaarige gepresst und versuchte die Kontrolle über die Lage zurückzugewinnen. „Dann rede mit mir.“ Kapitel 11: "Versprochen ist versprochen" ----------------------------------------- „Fürchtest du dich?“, hörte Nami flüsternd. Worte, die ihren Körper erbeben ließen. Sie nahm sich einen Augenblick um das Gesprochene zu überdenken. Mit einem unsagbaren Blick suchte sie Augenkontakt, den sie zu diesem Zeitpunkt nicht als unbehaglich empfand. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, ehe sie mit fester Stimme antwortete: „Nein.“ „Dein Körper beweist jedoch das Gegenteil“, bemerkte die schwarzhaarige Frau und strich Nami über den Oberarm, spürte deren Gänsehaut. Im Augenwinkel verfolgte die Navigatorin jede einzelne Bewegung. „Vielleicht, weil ich diese Situation nicht gewohnt bin? Überrascht es dich nicht, wenn eine introvertierte Person plötzlich ihre Gewohnheiten ändert? Nie zuvor hat dich etwas aus der Reserve locken können, jedenfalls nicht seit du uns beigetreten bist. Genau diesen Punkt meinte ich. Du bist nicht mehr die, die ich kennengelernt habe. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass ich nun deine wahre Natur vor mir habe. Eine Frau, die innerlich nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Ein Mensch, wie jeder andere. Verängstigt, emotional, unkontrolliert. Deine Fassade ist am Brechen, eine Tatsache, die dir missfällt.“ Kurz hatte Nami die Hoffnung, sie wäre durch die Barriere gebrochen. Robin schloss ihre Augen, zog harsch Luft ein. „Hör auf, belass es dabei und hinterfrag meine Intentionen nicht. Es bringt nichts Gutes mit sich, glaub mir.“ In ihrem Inneren tobte ein Kampf. Einerseits gab es einen winzigen Funken an Hoffnung, der ihr sagte, sie könnte ihr vertrauen, ihr all jenes beichten, was ihr selbst über Jahre hinweg am Herzen lag. Diese Konversation brachte sie in eine prekäre Situation, mit der sich nicht umzugehen vermochte. Namis Reaktion war alles andere als die, die sie sich erhofft hatte. Warum war der Rotschopf bloß so von sich überzeugt? Warum drückte sie diese nicht von sich fort? Fauchte sie an, wie sie es mit der männlichen Besatzung tat? „Ich habe keine Angst vor dir, da ich weiß, dass du mich nie verletzen würdest. Ob du glaubst oder nicht, ich weiß, dass wir dir etwas bedeuten. Ich spüre, dass du uns als Freunde akzeptierst und uns, einfach ausgedrückt, lieb gewonnen hast, so wie wir dich. Diese Tatsache kannst du nicht leugnen.“ Die Schwarzhaarige gluckste daraufhin und umfasste mit den Händen Namis Gesicht. „Du machst mich fertig. Das ist dir bewusst, oder? In diesem Punkt möchte ich dir nicht wiedersprechen, du hast keinerlei Ahnung wie sehr es der Fall ist. Gerade deswegen möchte ich verhindern, dass du nicht zu viel über mich in Erfahrung bringst. Denk nicht zu hoch von mir. Das tut dir nicht gut.“ Nami, die diese Berührung alles andere als abstoßend empfand, verstand nicht, warum. Seit Wochen befand sich diese Frau an Bord und nach all dem, was sie in dieser Zeit durchgemacht hatten, konnte sie keine Sicherheit aufbringen, dir ihr weismachte, dass sie nicht auf Ablehnung stieße? Egal, um welche Bürde es sich handelte, sie konnte diese ertragen. Nur so war es ihr möglich zu verstehen. „Ich kann nicht. Anfangs, als du dich an Bord geschlichen hattest, habe ich dir nicht vertraut. Ich ertrug den Gedanken nicht, dass Vivi in ihrer Heimat blieb und du an ihre Stelle getreten bist. Erst als mir Sanji ins Gewissen redete, habe ich angefangen, dich näher kennenzulernen, dir eine Chance gegeben. Ich habe herausgefunden, dass du nicht die Frau bist, die einst gegen uns gekämpft hat. Das war nicht dein wahres Ich, sondern das hier, diese Frau, die mit uns über das Meer reißt, die Frau, die gerade vor mir steht und in der Lage ist, die Kontrolle zu verlieren. Das Eis um dich herum ist mehr und mehr geschmolzen und du hast eine Seite gezeigt, die alle Vorurteile über Bord geworfen hat. Ich,…, ich möchte dich verstehen, ich möchte dich sehen, so wie du bist, wissen, warum du diesen Schutzpanzer mit dir trägst.“ Robin brauchte ein paar Minuten, in denen sie die soeben ausgesprochenen Worte verdauen musste. Nachdenklich ließ sie von der jungen Frau ab, strich sich durch die Haare und nahm vermehrt tiefere Atemzüge. Sei nicht dumm, vernahm sie ihre innere Stimme, die sie so gut es ging zu unterdrücken versuchte. Diese Frau nährte an ihren Nerven. Sie wandte sich von der Navigatorin ab, massierte sich dabei angestrengt ihren Nasenrücken. Ein Teil von ihr, wollte ihre Vergangenheit offen legen, Nami das Vertrauen schenken, was sie verdiente und doch konnte sie nicht. Die Angst, Nami könnte sich gegen Ende hin abwenden, stieg stetig an und verwehrte jegliche Information. Sie mochte die Navigatorin, mehr als sie sich zugestehen wollte. Die Gefühle, die sie empfand, wurden stärker, je länger sie Zeit mit dieser verbrachte. „Machen wir einen Deal. Was, wenn ich dir verspreche, dass ich mich dir öffne, sobald es mir selbst möglich ist? Glaube nicht, dass ich dir kein Vertrauen entgegenbringen kann, nur, ich kann es nicht, noch nicht.“ In gewisser Hinsicht hatte Nami mit solch einer Antwort gerechnet. Nami nickte. Vielleicht war diese Nacht nicht dafür bestimmt, herauszufinden, was in der Frau vor sich ging, doch diese würde noch kommen, eines Tages. „Einverstanden, doch bedenke: Versprochen ist versprochen“, meinte sie neckisch und trat dich hinter die Schwarzhaarige. „Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, ich könnte deine Gedanken lesen“, fügte sie nachdenklich hinzu, strich ihr aufmunternd über den Rücken, ehe sie sich zum Bett begab und sich auf die Matratze sinken ließ. Robin sah ihr hinterher und lachte skeptisch. „Nein, das möchtest du nicht. Du würdest Dinge erfahren, die dir nicht gefallen“, murmelte sie und hob dabei die Jacke hoch, die sie zuvor zu Boden hatte fallen lassen. „Jeder hat eine markante Vergangenheit, die einige unschöne Momente aufweist. Also nichts, was mich abschreckt.“ Schulterzuckend überkreuzte Nami ihre Beine, stützte den Kopf ab und grinste vor sich hin. Robins Mundwinkel deuteten ein Lächeln an. „Wer sagt, dass es in meinen Gedanken nur um vergangene Augenblicke geht?“, fragte sie und kurzweilig erkannte Nami den bedrückten Gesichtsausdruck, ehe sich Robins Fassade erneut aufrichtete und diese ihr mit einem allzu bekannten Alltagsgesicht entgegen sah. „Du solltest schlafen, Fräulein Navigatorin“, sagte sie freundlich wie eh und je und ging zum Treppenabsatz um die ersten Stufen zu nehmen, als sie erneut Namis Stimme vernahm. „Du sprichst in Rätseln, wie immer. Ein Wesenszug, der dich umso faszinierender macht. Wart nur ab, eines Tages werde ich deine Mauer zum Einsturz bringen und vielleicht wirst du mich danach endlich beim Namen nennen.“ Einen Weile lang sahen sich beide Frauen schweigend an, ehe Robin ihren Weg fortsetzte und Nami sich zum Schlafen hinlegte. × × „Wenn es einer schafft, dann vielleicht du, mein kleiner Rotschopf“, wisperte die Schwarzhaarige in die Nacht hinaus, als sie es sich am Heck bequem gemacht hatte und dem Wellengang lauschte. Nachdenklich blickte sie auf ihre Hände. Selbst zu dieser Zeit schien sie die weiche, warme Haut der Navigatorin zu spüren. Wie lange noch, konnte sie dieses Spielchen aufrechterhalten? Ihre Gefühle sprachen Bände. Innerlich verfluchte sie sich dafür. Warum waren Empfindungen nicht rational, kontrollierbar? Gab es keinerlei Möglichkeit, diese abzustoßen? Deren Existenz war schädlich. Ein verzweifeltes Glucksen überkam ihre Lippen. Hatte man diese Worte nicht auch hinsichtlich ihres Lebens ausgesprochen? Kopfschüttelnd winkelte sie die Beine an, schlang die Arme darum und versuchte dem Wind weniger Angriffsmöglichkeit zu geben. Verrückt, dachte sie sich. Und dennoch ließen sie nicht locker. Jeden Tag, sobald die Navigatorin in ihrer Nähe war, fühlte sie sich hingezogen, erhaschte sich dabei, wie sie ihr wie ein Teenager hinterher blickte, sich Hoffnungen darüber machte, dass sie eines Tages tatsächlich zu ihr gehörte. Ein dummer Wunsch, denn dieser ginge nicht Erfüllung, immerhin trauerte die junge Frau weiterhin ihrer Prinzessin hinterher. Die Kleine hatte der Navigatorin vollkommen den Kopf verdreht. Für sie selbst gab es keinen Platz. „Vielleicht sollte ich mich mit dem zufrieden geben, was ich habe“, murmelte die Archäologin und blickte gen Sternenhimmel. Immerhin, sie konnte jeden Tag in ihrer Nähe verweilen, ihre Anwesenheit spüren, ihre Stimme hören. Tief in ihr wusste sie, dass sie selbst sogar glücklich war, wenn sie nur wusste, dass es Nami war. × × Die Müdigkeit, die sie zuvor verspürt hatte, war wie weggeflogen. Nami lag am Rücken und strich sich übers Gesicht als ihr ein genervtes Stöhnen entfloh. Nach diesem Gespräch konnte sie nicht abschalten. Vielmehr ging sie es immer und immer wieder durch. Vermehrt grübelte sie ebenfalls darüber, warum ihr dieser Körperkontakt, die Hände an ihren Wangen nicht unangenehm waren. Diese Erkenntnis brachte Fragen mit sich. Sie hatte diese Berührungen genossen, sehr sogar. Wieso? Zuvor hatte sie diese Geborgenheit – wie sie es in diesem Sinne ausdrückte – lediglich bei Vivi verspürt. Nachdenklich wälzte sie sich zur Seite, erblickte Robins Bett, es war leer. Bereits über eine Stunde, stellte die Navigatorin fest und blickte erneut auf das weiße Bettlacken, dachte an die Ereignisse der letzten Tage, Wochen zurück. Umso länger sich das Szenario vor ihrem Auge abspielte, umso öfter erschien dort das Gesicht der Schwarzhaarigen. Warum? Auf ihrer Unterlippe kauend, dachte sie daran, wie diese lächelte. Kein gespieltes, nein, diese Lächeln, die wahrlich von Herzen kamen, die einem selbst zum Strahlen brachten. An ihre Augen, die keine Kälte sondern Sänfte ausstrahlten, die eine Tiefe aufwiesen, die ihr das Gefühl gaben, darin zu versinken. Diese Frau war ein Mysterium, welches eine Faszination ausstrahlte, die sie nie zuvor empfand. „Du liebst Vivi!“, ermahnte sie sich und mit einem Mal schien alles von sich gestoßen. Sie setzte sich auf und vergrub das Gesicht in den Handflächen. „Du bist lediglich verwirrt“, murmelte sie mehrmals vor sich hin und erblickte das Bild am Tisch. Auf diesem war sie mit ihrer Schwester und Mutter zu sehen. Die schmerzhaften Gedanken darüber, was damals vorgefallen war, wurden von den glücklichen kurzweilig überschattet. Mehr denn je, seit sie mit Ruffy auf die See gegangen ist, wünschte sie sich ein Gespräch mit ihrer Schwester, Nojiko. Kein Mensch zuvor hatte sie so gut verstanden, wie sie. Wenn jemand wusste, was zu tun war, dann sie. Wenn es bloß eine Möglichkeit gab. „Wehe, du jammerst am Morgen, dass du unausgeschlafen bist.“ Nami schreckte aus ihren Gedanken hoch und fühlte sich ertappt. Beinah entgeistert besah sie sich die Schwarzhaarige. Es dauerte ehe sie sich fing und den Kopf schüttelte. „Keine Sorge, werde ich schon nicht“, winkte sie ab und kratzte sich am Nacken. „Musst du dich immer anschleichen?“ Robin kicherte und entledigte sich ihrer Jacke. „Nur, weil du mich nicht hörst, heißt es nicht, dass ich mich auf Zehenspitzen nähere. Wohl eher liegt es daran, dass du dich in deinen Gedanken verlierst“, erklärte sie auf ihre übliche Weise und machte ihr Bett zurecht. Nami zog eine schmollende Miene auf. „Nein, du schleichst dich an. Wie ein Raubtier, welches Jagd auf seine Beute macht“, erwiderte sie auf eine gespielte, ernste Weise. „So, denkst du. Na, dann solltest du lieber froh sein – wenn du dich in der Position der Beute sieht – dass ich mich nicht auf dich stürze“, konterte sie mit einem verführerischen Unterton und zwinkerte der Navigatorin zu, deren Lässigkeit entglitt. „Oh, sie mich nicht so entgeistert an, junges Fräulein“, lachte die Schwarzhaarige und machte es sich gemütlich. Nicht die Wortwahl hatte zu dieser Reaktion geführt, vielmehr der Gedanke, der ihr dabei durch den Kopf ging. Nami schluckte und atmete kräftig durch. „Tausend Berry dafür, dass ich erfahre, was sich gerade in deiner Welt abspielt.“ Sofort horchte Nami auf und stemmte die Arme in die Hüfte. „Nichts da, um das zu erfahren, musst du schon weitaus tiefer in die Taschen greifen“, feixte Nami gekonnt und schaffte es nicht, sich ein breites Grinsen zu verkneifen. „M-hm. Schade, ich habe momentan nichts Bares bei mir“, musste die Schwarzhaarige zu geben und schmunzelte. Nami beobachtete die Frau und ein schwer deutbarer Gesichtsausdruck machte sich bei ihr breit. Robin versuchte diesen einzuordnen, doch gelang es ihr nicht. „Zeig diese Seite öfter“, sprach sie schließlich. Diese Art war selten, nie zuvor hatte sie sich so mit ihr unterhalten und es war schlichtweg, schön. Lächelnd strich sich Robin eine Strähne zurück. „Gern.“ Ja, vielleicht war Nami die Person, die ihren Schutz durchbrach, die ihr den Raum gab, um die Frau zu sein, die tief in ihrem Innersten all die Jahre über schlummerte. Die Person, die ihr das Gefühl gab, dass sie endlich angekommen war, an jenem Ort, an dem sie immer sein mochte. Sogar dann, wenn sie nicht die Frau war, die ihre Gefühle auf diese Weise erwiderte. Kapitel 12: Verschwunden - "Geh nicht!" --------------------------------------- Ausgelaugt, massierte sich Nami ihren Nacken, als sie sich aus ihrer Starre löste und von dem Fenster zurücktrat. Dieser Tag begann voller Zuversicht und Freunde, endete jedoch mit einem Drama sondergleichen und es schien, als war die Situation noch längst nicht am Höhepunkt angelangt. Bedrückt besah sie sich das gemietete Zimmer. Normalerweise befand sie sich um diese Zeit in ihrer Kajüte, die sie mit Robin teilte, die im Laufe des Tages verschwand. Ein verzweifeltes Glucksen durchdrang die Stille, die diesen Raum unerträglich machte. Sie ließ sich auf das Bett nieder und strich über die fremde Matratze, die ihre besten Zeiten bereits hinter sich hatte, ehe sie die Beine an sich zog, die Arme um diese gab und erneut in die Dunkelheit starrte. Wie konnte es so weit kommen? Zuerst die Hiobsbotschaft, die ihnen mitteilte ihr Schiff hätte irreparable Schäden und könnte nicht mal mehr die nächste Insel erreichen. Danach der Streit und anschließende Kampf zwischen Ruffy und Lysop. „Dieser Idiot“, murmelte die Navigatorin und versuchte sich erneut die Tränen zu verkneifen. Nie zuvor hatte sie an solch ein Szenario gedacht. Wie auch? Stets hatte ihr die Bande das Gefühl vermittelt, dass es nichts gab, was ihnen je schaden könnte. Das Gefühl, ihre Freundschaft überstünde alles. Zwar war der jungen Frau bewusst, dass es sich hierbei vielmehr um eine Verzweiflungstat handelte, dennoch, sie hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Lysop war fort. Genau wie Robin. Nervös kaute sie an ihrer Unterlippe und erinnerte sich dabei an die Worte, die sie der Schwarzhaarigen nahe gelegt hatte, nachdem Kuzan aufgetaucht war. Diesen Tag nahm sie als Bestätigung ihrer damaligen Sorge. Ein Blick auf die Uhr ließ sie aufseufzen. Bereits nach drei Uhr morgens. „Wenn ich bloß wüsste, was dein Verschwinden bedeutet.“ Obwohl würde es ihr in dieser Situation helfen? Ob sie wollte oder nicht, sie hatte diese Frau lieb gewonnen, sie zu schätzen gelernt. Innerlich verkrampfte sie bei dem Gedanken, dass die Frau so schnell verschwand, wie sie in ihr Leben getreten war. Panisch schreckte Nami hoch, als sie ein knarrendes Geräusch vernahm. Kalte Nachtluft drang zu ihr empor und brachte ihren Atem ins Stocken. Das Fenster stand offen und mit einer eleganten Bewegung trat die schwarzhaarige Frau auf den Boden auf. Nami rang sichtlich mit ihrer Fassung. Durch das Mondlicht waren lediglich Robins Gesichtszüge ersichtlich, doch diesen Körper, die Art wie er sich bewegte, diese Frau würde sie überall erkennen. Hastig sprang die Navigatorin vom Bett auf, lief förmlich auf die Schwarzhaarige zu und nahm sie erleichtert in den Arm. „Gott, hast du mich erschreckt. Ich dachte schon, dass wir dich nie wieder sehen. Wo warst du?“, quasselte sie sofort los, was Robin ein leicht traurig wirkendes Lächeln abverlangte. Einen Augenblick erwiderte sie die Geste, ehe sie Nami sanft, aber bestimmt, von sich drückte. „Wir müssen reden“, meinte sie nüchtern, trat einen Schritt zurück, ehe sie sich zum Fenster wandte und sich gezielt in der Umgebung umsah. Einerseits hoffte sie, dass ihr niemand gefolgt war, auf der anderen Seite galt ihre Sorge den Jungs, denen sie vorerst nicht über den Weg laufen wollte. Nami betrachtete die Schwarzhaarige in ihrem Tun und hob skeptisch eine Augenbraue. „So viel steht sicher. Wo zum Teufel warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht! Chopper war regelrecht aufgebracht, als er dich nicht mehr finden konnte. Du hast uns allen einen enormen Schrecken eingejagt, bist du dir dessen bewusst? Warte hier, ich hol den Rest. In den letzten Stunden ist so manches Dilemma geschehen.“ „Warte“, warf Robin ein und hielt Nami von ihrem Vorhaben ab. „Ich will mit dir reden, lass sie aus dem Spiel, bitte. Ich weiß nicht, ob ich es sonst noch kann. Allein, dass ich nun hier bin, bringt mich in eine verzwickte Situation.“ Nami verstand nicht wovon ihre Kameradin sprach. Sichtlich verwirrt blickte sie abwechselnd zwischen Robin und der Türe hin und her. „Wovon sprichst du?“, fragte sie schließlich und signalisierte, dass sie auf ihre Bitte einging. Robin schwieg kurz, sichtlich damit ringend, was sie ihr erzählen sollte und was nicht. Leise lachte sie bei ihren Gedanken auf. Eigentlich hatte sie sich die richtigen Worte parat gelegt, doch schienen sich diese verflüchtigt zu haben. „Okay. Ich versuche es dir so gut es möglich ist, näher zu bringen. Vielleicht solltest du dich setzen.“ „Du machst mir Angst“, wisperte Nami schließlich und spürte wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzog. Diese Situation gefiel ihr nicht, irgendetwas lief schief, sie fühlte es. „Warum denke ich, dass ich nicht höre möchte, was du mir zu sagen hast?“ Sanft zog sie Nami mit sich zum Bett, wo sich diese ohne Gegenwehr niederließ. Robin tat es ihr gleich, jedoch mit einem Sicherheitsabstand. „So viel dazu, du fürchtest dich nicht vor mir“, meinte sie mit einem bedrückten Unterton. In Gedanken erinnerte sie sich an dieses eine Gespräch, welches vor zwei Tagen stattgefunden hatte. Wie schnell sich Empfindungen doch veränderten. Nami schüttelte mit dem Kopf. „Nein, du verstehst nicht. Vor dir an sich habe ich keine Angst. Deine Worte,…, deine Taten,…, davor fürchte ich mich. Du wirkst verändert, gehetzt, beinah,…, was ist in den letzten Stunden vorgefallen, Robin?“ „Habe ich dir jemals gesagt, dass ihr mir gelernt habt, wie schön es sein kann, über das weite Meer zu segeln? Fern der Angst sekündlich verraten oder gar getötet zu werden? Einen Ort gefunden zu haben, an dem ich mich wohl, beinah frei fühlen kann? Obwohl es meine Entscheidung war, als blinder Passagier auf euer Schiff zu kommen, hatte ich nie gedacht, dass es mich auf diese Weise glücklich machen kann. Vielmehr sah ich euch als Mitfahrgelegenheit, die ich, wann immer ich möchte, hinter mir lassen kann. Anfangs konnte ich mein Glück nicht fassen. Euer Kapitän, den ich zuvor noch bekämpft hatte, nahm mich auf, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Ihr alle, zwar nicht sofort, doch ihr habt angefangen mich zu akzeptieren, ihr habt mich tatsächlich als ein vollwertiges Mitglied behandelt.“ Innerlich, während sie die Worte von sich gab, sah sie all die Momente vor sich, wie ein innerer Film spielte sich jede einzelne Szene ab. „Du hast mich akzeptiert“, kam es beinah stimmlos. Nervös spielte Nami mit ihren Fingern. Worauf zielte dieses Gespräch ab? Warum sprach Robin als gäbe es keinen Morgen? „Du gehörst auch zu uns, also sprich nicht in der Vergangenheit“, flüsterte die Navigatorin. Robin indes sprach weiter, als hätte sie den Einwand der jüngeren Frau überhört. „Umso mehr schmerzt es mich, dass ich einen Schritt unternommen habe, den ich nicht rückgängig machen kann, dessen Auswirkungen auch euch betreffen. Ihr müsst schleunigst aus dieser Stadt verschwinden, egal wie oder auch wohin. Ihr müsst fort. Verstehst du, Fräulein Navigatorin?“ Wie vom Blitz getroffen, erstarrte Nami in all ihrem Tun. Ihre Augen weiteten sich. Sie verstand die Bedeutung dieser Worte nicht, immer mehr schien Robin in Rätseln zu sprechen. „Was sagst du da? Was hast du getan?“, fragte sie gepresst nach. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, deutlich vernahm sie den Herzschlag in ihren Ohren. „Was ist geschehen?“, kam es flüsternd, als wäre es ein Verbrechen, die Frage in normaler Lautstärke auszusprechen. Ohne es zu wollen, nahmen ihre Gedanken freien Lauf und insgeheim fürchtete sie sich davor, ihre Befürchtungen bestätigt zu bekommen. „Sie werden euch jagen. Ich appelliere ein letztes Mal mir Vertrauen zu schenken“, versuchte Robin neutral, monotonlos von sich zu geben. Der Anblick der Navigatorin, die verwirrt vor ihr saß, nicht wissend, was diese Aussage auf sich hatte, breitete ihr einen Stich. „Du redest von uns, dich ausgeschlossen. Sag mir endlich, was hier gespielt wird. Egal, worum es sich hierbei handelt, wir gehen nicht ohne dich. Und jetzt komm, lass uns zu den anderen gehen. Wir sprechen in Ruhe darüber, okay?“ Langsam schüttelte Robin den Kopf. „Nein, es geht um euch. Um eure Sicherheit. Meine Anwesenheit kann euch diese nicht gewähren. Aus diesem Grund müsst ihr mich hinter euch lassen.“ „Nein, nein, nein.“ Abermals gab Nami dieses Wort von sich, erhob sich und ging auf und ab, strich sich mehrmals durch die Haare, ehe sie sich vor die Schwarzhaarige stellte. „Vergiss es. Du redest Unsinn. Du verschweigst mir die wichtigsten Punkte und denkst, du könntest mich so einfach abspeisen? So läuft das nicht. Vergiss. Es. Was ist vorgefallen, dass du dich zu so einem Schritt entscheidest? Hat es etwas mit Kuzan zu tun? Ich habe dir schon mal gesagt, dass du deshalb keine falschen Schlüsse ziehen sollst. Wir stehen alle hinter dir, wir kämpfen mit dir, wir beschützen dich. Wieso verstehst du das nicht?“ Die Schwarzhaarige ließ ihren Blick durch das Zimmer streifen, ehe sie leise auflachte. „Meine Beweggründe sind irrelevant. Im Grunde dürfte ich gar nicht erst hier sein.“ „Warum bist du es dann?“, erwiderte Nami wütend. Robin haderte einen Augenblick mit sich selbst, ehe sie einen tiefen Atemzug nahm und alles auf eine Karte setzte. „Wegen dir. Der einzige Grund, warum ich mich heute Nacht hierher begeben habe. Ich weiß, dass du nach den morgigen Nachrichten ein vollkommen neues Bild von mir haben wirst. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wirst du wünschen, mir nie begegnet zu sein. Ich wollte dich ein allerletztes Mal sehen, bevor das Unheil seinen Lauf nimmt. Nichts mehr. Womöglich ein eigennütziger Gedanke, dennoch, um ein letztes Mal deine Gegenwart zu spüre, nehme ich all das auf. Ansonsten hätte ich niemals diese Konfrontation auf diese Weise gewählt.“ Nami schien weiterhin auf einer Leitung zu stehen, denn sie verstand nicht ganz, was sie damit ausdrücken wollte. Warum war es Robin wichtig, ausgerechnet sie zu sehen? „Manchmal stellst du dich gerne etwas dümmlich an, nicht wahr? Als hättest du ein Brett vor dem Kopf, welches dir das Wesentliche versperrt. Du hast wahrlich keine Ahnung, oder? Denk nach, wie oft habe ich dir gesagt, dass ich hinsichtlich der Prinzessin die falsche Person bin, an die du dich wenden solltest. Warum möchte ich dich nochmals sehen, dich mehr in Erinnerung behalten, als den Rest?“ Nami schüttelte vehement mit dem Kopf. Nein, das konnte nicht sein. „Komm jetzt, wir reden mit den Jungs, bitte“, meinte sie erneut, packte Robin an der Hand und versuchte sie mit sich zu ziehen. Die Schwarzhaarige gluckste und stellte die Situation auf den Kopf, in dem sie einen schnellen Schritt nach vorne machte und die Navigatorin von hinten an sich drückte. „Das geht nicht, ich kann nicht länger bei dir sein. Weißt du, seit ich dich gesehen habe, hast du dich in mein Gedächtnis gebrannt. Anfangs dachte ich, es sei lediglich eine Verwirrung, ein schmerzlicher Irrtum. Nach und nach habe ich mir eingestehen müssen, dass ich Gefühle entwickelt habe, die mich in eine prekäre Situation manövrierten. Da ich sah, dass du die Prinzessin liebst, habe ich mir geschworen, dir nichts von alledem zu erzählen, es dich nicht spüren zu lassen. Die Wendung, die mich heute jedoch ereilt hat, hat mich umdenken lassen“, hauchte sie der jungen Frau ins Ohr, auf deren Körper sich eine Gänsehaut ausbreitete. Abrupt erstarrte Nami. Ihre Kehle trocknete aus. Die Schwarzhaarige genoss jede Sekunde, in denen sie diese Nähe, diesen Körperkontakt spürte, wissend, dass das ihre letzte Chance war. Zu einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, da hätte es vielleicht funktionieren können. „Wenn du weißt, dass alles endet, dann machst du jene Dinge, die du sonst nicht tun würdest, aus Angst, du würdest es doch noch bereuen.“ Robin lockerte den Griff um die Navigatorin, woraufhin sich diese langsam umdrehte. Weiterhin berührten sich ihre Körper, eine Berührung, die Robin die Bestätigung gab, dass sie sich in ihren Gefühlen nie geirrt hatte. Nur die Nähe ihres Körpers, ließ ihre Gefühle verrücktspielen. „Ist das alles ein Spiel für dich?“, warf Nami ihr vor, deren Augen einen Schimmer annahmen, als Zeichen dafür, dass sich Tränen bildeten. „Du sprichst davon, dass du dich in mich verliebt hast, was soll das? Kurz zuvor hast du gesagt, du gehst fort und nun das? Warum tust du das? Wenn du mich wirklich liebst, wieso lässt du mich dann ohne Erklärung im Stich?“ „Weil ich nicht anders kann. Weil ich weiß, dass ihr mich aufhaltet, sobald ihr die Wahrheit kennt und dieses Szenario darf nicht eintreten. Es tut mir Leid. Glaub mir.“ „Und genau dann triffst du dich mit mir, tolle Ausführung. Denkst du tatsächlich daran, dass ich dich gehen lasse?“ Mit einem verführerischen Lächeln umfasste sie Namis Gesicht. Noch bevor diese etwas unternehmen konnte, spürte sie bereits deren Lippen auf den ihren. Kaum realisierte Nami, was hier geschah, riss sie sich kraftvoll los, stolperte nach hinten weg, wodurch sie das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden landete. Robin besah sie mit einem vielsagenden Blick. Vorsichtig streckte sie der Navigatorin die Hand entgegen, um ihr auf die Beine zu helfen. Nami zögerte, was Robin als Bestätigung annahm und sich zurückzog. „So schnell kann es sich ändern. Ich muss los. Verzeih mir, dass ich dich überrumpelt habe, doch es ging nicht anders. Lebewohl.“ Schwungvoll erhob sich die Navigatorin. „Scheiße“, murmelte Nami vor sich hin und massierte sich ihr Steißbein. „Robin, warte. Du hast mich missverstanden, ehrlich, ich war,…, du kannst nicht diese Bombe platzen lassen,…, versteh mich doch.“ Nami benötigte einen immensen Kraftaufwand um Robin halbwegs vom Gehen abzuhalten. „Ich kann dich nicht gehen lassen. Bleib-,…“, brach Nami ab, als sie einen dumpfen Schlag verspürte und alles um sie herum dunkel wurde. Vorsichtig fing Robin den zarten Körper der jungen Frau auf und trug diese zum Bett, wo sie sie vorsichtig ablegte. „Natürlich lässt du mich nicht gehen, doch ich tue es. Ich werde dich nie vergessen, leb wohl, Nami-chan“, hauchte sie gegen die Lippen der jüngeren Frau. Mit einer streichenden Bewegung ließ Nico Robin vollkommen von der Navigatorin ab und machte sich auf den Weg. Ab diesem Punkt gab es kein Zurück mehr. Kapitel 13: Auf der Suche nach Antworten ---------------------------------------- Unruhig zuckten ihre Augenlieder. Die Sonnenstrahlen störten. Mit einem entnervten Brummen rollte sie sich auf die Seite, legte den Arm vor die Augen und hoffte, dass es ihr Schutz gegen die Helligkeit bot. Diese Prozedur tat sie sich ein paar Minuten lang an, ehe sie verstand, dass das nichts brachte. Vorsichtig öffnete sie die Augen, blinzelte mehrmals verschlafen, ehe sie sich zurück auf den Rücken lag und ihren Nasenrücken massierte. Noch Lichtempfindlich griff sie nach ihrer Taschenuhr. Kein Wunder, warum sie noch müde war. „Nicht mal halb acht“, knurrte sie, fertig von der Nacht. Allzu viel Schlaf hatte ihr diese Nacht nicht gebracht. Sie ließ die Uhr wieder sinken und schloss nochmals die Augen um einen tiefen Atemzug zu nehmen, genoss die Stille, die sie an Bord nicht hatte. Ein Lächeln umspielte dabei ihre Lippen. Ein Hotelzimmer hatte durchaus seine Vorzüge. Wenn es nach ihr ginge, würde sie noch länger an Ort und Stelle verweilen um ihren Körper die nötige Erholung zu gönnen. Langsam drehte sie den Kopf zur Seite und erkannte das offene Fenster, den Übeltäter für ihr Erwecken. Grübelnd kniff die Navigatorin ihre Augen zu einem Schlitz zusammen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihr aus und plötzlich schoss ihr Körper in die Höhe und Nami schnappte geschockt nach Luft. Robin! Wie von der Tarantel gestochen, sprang sie vom Bett und lief zur Fensterbank, wo sie gestresst nach draußen blickte. Natürlich, wie konnte ihr das entgehen? Im ersten Moment nach dem Erwachen, hatte sie sich gedacht, welch merkwürdigen Traum sie heimgesucht hatte. Irrtum. Nun realisierte sie, dass das keiner war, sondern die blanke Realität. Nach und nach ereilten sie Erinnerungen. Zuerst das plötzliche Auftauchen der Archäologin, dann ihre Abschiedsworte und,… „Scheiße, Scheiße, Scheiße“, fluchte sie aufgebracht und umklammerte das Holz, bis ihre Knöchel weiß hervorstachen. Ihr Körper bebte. Warum zog die Schwarzhaarige die Notbremse und verschwand? Sie musste mit ihnen reden. Entnervt wandte sie sich ab und ihr Blick streifte durch das Zimmer, als sie dort innehielt, wo Robin sie geküsst hatte. Vorsichtig strich sie sich über ihre Lippe. Nie hätte sie diese Wendung in Erwägung gezogen, nie. Wie benommen trat sie vor den Kleiderschrank, wo sie sich mit zittrigen Händen umzog. Diesen Punkt durfte sie ihnen gegenüber nicht erwähnen. Selbst, wenn sie es wollte, könnte sie nicht. Als sie sich ihr Top übergestreift hatte, sammelte sie noch ihren Logport ein, ehe sie den Raum verließ und sich suchend umsah. Die Jungs hatten zwei Doppelzimmer bezogen, die nicht unweit von ihrem lagen. Vor dem, wo sich Ruffy und Zorro niedergelassen hatten, klopfte sie zuerst. Keine Reaktion. Innerlich verkrampfte sie. Wo hielten sie sich auf? Sanji und Chopper, schoss es ihr in den Kopf. Erneute Stille. Angestrengt strich sich Nami durchs Haar. Sie musste ihre Freunde finden. Nachdenklich ging sie den Gang entlang, wo ihr zwei Gäste entgegenkamen, die sich aufgeregt unterhielte. Die Gesprächsfetzen, die sie mithören konnte, ließen sie erstarren. Der Schock saß tief. Eilig nahm sie die Beine in die Hand und rannte quer durchs Hotel. Nachdem sie nirgends auf ihre Freunde gestoßen war, nicht mal im Speisesaal, fragte sie jeden, der ihr über den Weg lief, ob sie einen jungen Mann mit Strohhut gesehen hatten. Allesamt verneinten, wodurch sich Frustration in ihr breit machte. Ihr war bewusst, dass sich diese mit Sicherheit nicht an einen anderen Ort begeben hatten, wodurch nur ein weiterer Aufenthaltsort in Frage kam. Das Dach. Also hieß es retour und hastig nahm sie die Stufen. Außer Puste kam sie an, riss die Türe auf und erkannte sofort ihre Crew, jedenfalls jene, die noch übrig waren. „Etwas Furchtbares ist geschehen. Letzte Nacht hat es ein Attentat auf Eisberg geben“, teilte sie ihnen mit, das Ruffy, der abseits saß, Erstaunen einbrachte. Sofort musste sie hierbei an Robin denken. Sie hatte davon gesprochen, etwas getan zu haben, welches große Konsequenzen mit sich brachte. Dieses Attentat konnte kein Zufall sein. Sollte sie tatsächlich von diesem Gespräch erzählen? Ihr Entschluss kam ins Schwanken. Äußerlich versuchte Nami die Fassung zu bewahren. Besser, sie behielt diese Information erst einmal für sich. „Wer ist dieser Mann?“, fragte Sanji nach, der sich in Ruhe eine Zigarette genehmigte. Nami hatte sich zu ihm gesellt und besah sich die Aussicht. „Er ist Bürgermeister dieser Stadt und äußerst beliebt“, erklärte sie und wandte den Blick Ruffy zu, der sich erhoben hatte. „Ich schau mal nach“, meinte dieser und wollte los, als er von Nami aufgehalten wurde. „Warte, ich begleite dich“, meinte sie eilig und folgte ihm. Sie brauchte eine Antwort und diese konnte ihr dort gegeben werden. Denn dieser Gedanke, der sich in ihr ausbreitete, ließ nicht locker. Was, wenn Robin an diesem Attentat beteiligt war? × × Die Nacht hatte Spuren hinterlassen. Müde rieb sich die Schwarzhaarige die Augen. Obwohl sie es versuchte, konnte sie keinen Schlaf finden. Ihr momentaner Unterschlupf lag direkt in der Innenstadt, wo sie aufgebrachte Leute dabei beobachtete, wie sie sich eilig fortbewegten. Die Nachricht hatte sich unlängst verbreitet. Noch war niemand in der Lage zu sagen, wer auf ihren Helden geschossen hatte. Noch. Übernächtigt nahm sie Kaffee und eine Zeitung zur Hand und ließ sich am Balkon nieder. Ohne Kaffee käme sie an diesem Tag nicht in die Gänge und dieser sollte lange werden. Die halbe Miete war geschafft, doch der wichtigste, zweite Teil folgte erst. Die kommende Nacht veränderte alles, so viel war ihr unlängst bewusst. Angewidert besah sie sich die Menge. Wegen einer einzelnen Person machten sie solch einen Aufstand. Lächerlich, ging es ihr durch den Kopf. Dabei gab es kaum Informationen. Wie würde die Stadt aussehen, wenn sie erfuhren, wer sich dafür verantworten musste? Aus dem Augenwinkel las sie die Uhrzeit. Bald müsste sie sich auf den Weg machen um sich mit der CP9 zu treffen. Dort gab man ihr die letzten Anweisungen. So gesehen dürfte es ihr keinerlei Probleme machen. Was danach geschah, bereitete ihr Magenschmerzen. „Tick, tack, die Zeit läuft“, wisperte sie und betrachtete den strahlend blauen Himmel. Der letzte Tag in Freiheit hatte begonnen. Morgen um diese Zeit war sie an einem ganz anderen Ort. Zwanzig Jahre lang hatte sie es geschafft zu entkommen, doch diese Bande ließ sie umdenken. Die ersten Menschen, für die sie bereit war bis ans Ende zu gehen. Wenn sie sich in die Fänge der Weltregierung geben musste, dann tat sie es aus gutem Grund. Um ihre Freunde zu retten, nahm sie den Tod gerne in Kauf. Erneut blieb sie an der Menge haften, ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, vielmehr schien es als blicke sie durch einen Schleier. Nami. Die Geschehnisse der letzten Nacht verfolgte sie, nicht wissend ob ihre Entscheidung falsch oder richtig war. × × Geschockt taumelte Nami ein paar Schritte nach hinten, spürte wie ihre Beine allmählich nachgaben. Nein, das konnte nicht der Wahrheit entsprechen. Ihr Kapitän musste sich irren, Eisberg musste sich irren, die ganze Stadt! „Wiederhole es!“, forderte sie entgeistert, wodurch Ruffy sich den Strohhut ins Gesicht zog. „Wie oft noch? Er hat sie gesehen“, antwortete er gepresst und konnte es nicht fassen. Es durfte nicht wahr sein. „Warum, warum Robin?“, murmelte sie zu sich und spürte ein Rauschen in ihren Ohren. Immer mehr Fragen kamen auf, ohne eine Antwort zu bieten. Wie benebelt ließ sie sich auf dem Boden nieder und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Kopfschmerzen breiteten sich in ihr aus. Nach Robins Worten hätte sie damit rechnen müssen. Jedoch hörte es sich erst real an, wenn das Opfer selbst es bestätigte. Was lief ihr falsch? Zuerst verschwand sie, dann tauchte sie ohne Vorwarnung nachts in ihrem Hotelzimmer auf und plötzlich beging sie ein Attentat. Nami begriff es nicht. Sie brauchte Antworten, mehr denn je. „Suchen wir die anderen“, meinte Ruffy schlussendlich und streckte der Navigatorin seine Hand hin, die diese zaghaft nahm. Er zog sie auf die Beine, wartete einen Moment bis sie sich halbwegs gefangen hatte, ehe sie sich auf den Weg machten. Wo sollten sie hin? Die ganze Stadt war in Aufruhr und suchte bereits nach ihnen. Ihnen blieb keine andere Wahl und so mussten sie sich über den Dächern der Stadt fortbewegen. Sehr zum Leidwesen der jungen Navigatorin. Wie am Spieß schrie diese, während Ruffy sich immer wieder in die Tiefe fallen ließ. Nach wenigen Minuten kamen sie zum Stillstand und Nami atmete hastig aus und ein. „Du Idiot!“, fauchte sie, schlug ihm auf den Kopf und machte ein paar Schritte in die andere Richtung, spürte wie ihre Knie schlotterten. „Was soll das?! Das war doch deine Idee!“, konterte der Kapitän, hielt sich seinen schmerzenden Kopf und zog einen Schmollmund. „Aber nicht so! Egal“, murrte die Navigatorin. Ihre Aufmerksamkeit lenkte sie gen Himmel, wodurch sie die Ruffys Wortfetzen nicht weiter beachtete. Irritiert betrachtete sie die Wolken, konzentrierte sich auf den Wind. Etwas stimmte nicht. „Nami,…?“, hörte sie schließlich und wandte sich dem Strohhutjungen zu. „Kann sein, dass ein Sturm aufzieht, weiß auch nicht. Vergiss es, ich kümmere mich später darum. Los, wir müssen den Rest finden und uns überlegen, was wir als nächstes tun.“ Gesagt getan, doch dieses Unterfangen erwies sich weitaus schwieriger. Überall in der Stadt suchte man nach ihnen, immer wieder hieß es flüchten und hoffen, dass man die Verfolger abgeschüttelt hatte. Einen geraume Zeit war ihnen dies gelungen, doch ausgerechnet Zorro machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. „Musste das sein?!“, rebellierte die junge Frau und lief so schnell sie ihre Beine trugen. „Wie oft denn noch? Es war keine Absicht!“, entgegnete der Schwertkämpfer sichtlich genervt und blickte nach hinten. Die Horde war nicht zu stoppen. Sie sprinteten im Zickzack, nahmen eine Gasse nach der anderen, ehe sie unter einer Brücke Unterschlupf fanden und die Meute frustriert weiterzog. Durchatmend wollten sie sich geradewegs in ein Versteck aufmachen, als Chopper sich erkenntlich machte und sie überraschte. „Wir hatten nochmal Glück“, brachte Nami seufzend hervor. Erneut befanden sie sich auf einem Dach, welches wenigstens Ruhe bot. „Die ziehen schlimmere Kreise als Adler“, brummte Zorro vor sich hin und rieb sich den Nacken. „Was machen wir jetzt? Wo ist eigentlich Sanji?“ Das Rentier sprang hastig auf und aufgebracht erzählte er ihnen was vorgefallen war. Ihr Gespräch mit Robin, die ihnen klipp und klar mitgeteilt hatte, dass sie die Bande verließ und sie tatsächlich für den Mordanschlag auf Eisberg verantwortlich war. Die Stimmung sank deutlich in den Keller. Der Kapitän war außer sich, konnte den Worten keinen Glauben schenken. Nami saß steif da, erinnerte sich an die Nacht zurück. Ob es an der Zeit war ihnen davon zu erzählen? Ihre Aussagen ergaben nun wahrlich einen Sinn. Am Ende war es Zorro, der das Wort erhob und ihnen verdeutlichte, was getan werden musste. „Ausgerechnet wir sollten sie fangen?“ Nami schien alles andere als überzeugt. Hatte Zorro doch selbst gesagt, nicht einmal die Regierung hatte es nach 20 Jahren geschafft. „Hast du einen anderen Vorschlag?“ Sie schüttelte den Kopf. Nein, hatte sie nicht. „Wir brauchen Antworten“, murmelte sie daraufhin und strich sich durchs Gesicht. Nicht nur die Bande selbst, nein auch sie. Das Gespräch saß tief und sie konnte Robin nicht gehen lassen, nicht ohne nochmals darüber gesprochen zu haben. Diese Frau war nicht länger irgendjemand für sie, sie hatte sie schätzen gelernt, mochte sie. Sie durfte Robin nicht verlieren. „Heute Nacht werden wir auf sie warten“, sprach Ruffy ernst und stand entschlossen auf. „So einfach lass ich sie nicht gehen!“ × × Nicht mehr lange. Nico Robin saß auf einem Stuhl, die Arme an den Knien abgestützt und starrte auf die Robe, die am Tisch nicht weit von ihr stand. Bald erfolgte der letzte Schritt. Zum zweiten Mal würden sie in Eisbergs Zimmer einbrechen. Dieses Mal mit einem markanten Unterschied, er würde diese Nacht nicht überleben. Die Konfrontation mit dem Koch und dem Arzt hatten sie aufgewühlt. Allmählich fiel es ihr schwerer diese Gefühle zu unterdrücken. Sie hatte das Entsetzen, den Schmerz in ihren Augen erkannt. Diese Bande wollte sie nicht gehen lassen, sie mochten sie. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. Choppers letzter, verzweifelter Ruf hallte in ihren Ohren, bereitete ihr Schmerzen. Warum hatte sich die Schwarzhaarige das bloß angetan? Sie legte eine Hand auf ihre Brust, spürte ihren Herzschlag, der sich seither nicht zu beruhigen schien. Der Schmerz breitete sich in ihr aus. Zum ersten Mal seit sie auf der Flucht war, dachte sie nicht länger an sich selbst, sondern an jene Menschen, die zu ihrer kleinen Welt geworden waren. Nie zuvor hatte sie gedacht, dass es solch einen Schmerz bereitete, geliebte Personen hinter sich zu lassen, aus Schutz. Die Tür ging ohne Vorwarnung auf. Langsam ließ sie ihre Hand sinken und blickte dem Mann entgegen, der im Türrahmen verweilte. „Bist du bereit?“, fragte er monoton. Was für eine dümmliche Frage. Wie konnte man dazu bereit sein? Nickend erhob sich die Schwarzhaarige, ging zum Tisch und zog sich die Robe über. „Natürlich.“ Eine Lüge. Sie streifte sich die Maske über, hoffte auf einen Schutzpanzer, der ihre Gefühle verschlang. Vergeblich. Nichts konnte ihr helfen. Von nun an hieß es durchbeißen und daran denken, dass sie das Richtige tat. „Dann gehen wir.“ Kapitel 14: Letzte Chance auf Rettung? -------------------------------------- Gehetzt eilte die junge Navigatorin durch eine Reihe dunkler Gassen. Die Atmung erschwerte sich zunehmend. Ihre Beine verloren mit jedem Schritt mehr und mehr an Kraft. Sie stolperte und kam zu Fall. Heftig atmend, stützte sie sich ab, spürte den warmen Schweiß, der ihre Kleidung tränkte, ihrem Rücken hinunter floss. Sie durfte nicht aufgeben. Schwerfällig erhob sie sich, rannte weiter, ohne ihrem geschwächten Körper Gehör zu schenken. Aufgeben konnte sie nicht, sie verbot es sich. „Noch ein Stück, noch ein klitzekleines Stück“, wisperte sie sich selbst zu. Die Umgebung verschwamm und der Weg nach vorne vernahm sie als Tunnelblick. Nichts schien von Bedeutung, nur die Aufgabe, die sie zu erfüllen hatte. Sie beschleunigte, ihre Haare klebten bereits am Gesicht. Lediglich das Hallen ihrer Absätze, das Pulsieren ihres Herzschlages vernahmen ihre Ohren. Der Rest ausgeblendet. Der einen Sache gehörte ihre volle Aufmerksamkeit. Abrupt bremste sie ab. Zum Stillstand kam sie an einem Kap. Der raue Wind schlug ihr entgegen, ließ ihren Körper erzittern. „Robin“, hauchte die junge Frau atemlos. Dort stand sie. Nah am Abgrund, mit dem Rücken zu ihr. „Du solltest nicht hier sein.“ Amüsiert, mit einem Lächeln trat die Schwarzhaarige nach vorne, blickte furchtlos dem Abgrund entgegen, wo hohe Wellen lautstark gegen die Klippen donnerten. „Komm, wir gehen nach Hause“, erwiderte die jüngere ängstlich, zitternd, während sie versuchte die andere zu erreichen. Ihr Körper rebellierte, jeder Schritt den sie vollzog, fühlte sich an als entzog er ihr jegliche Kraft. „Nein, für mich gibt es solch einen Ort nicht.“ Sie vollführte einen Balanceakt. Eine falsche Bewegung und sie gehörte dem tosenden Meer. Wie in Trance ging sie den schmalen Grat entlang, ohne dem Besucher eines Blickes zu würdigen. Für die Orangehaarige war diese Distanz, keine zehn Meter ein Kraftaufwand. Warum? Keine Sekunde ließ sie die Schwarzhaarige aus den Augen. Auf einem Mal wirkte das Erscheinungsbild der Schwarzhaarigen zerbrechlich, verletzbar, kraftlos. Nie zuvor war es ihr auf diese Weise aufgefallen. „Er existiert. Bei uns. Bei mir. Lass mich nicht alleine.“ Drei Schritte trennten die Frauen voneinander. Ein lächerlicher Abstand, normalerweise. In diesem Moment beinah unüberwindbar. Die Orangehaarige duldete ihr Gehen nicht. „Leb wohl, Nami-chan“, wisperte die Schwarzhaarige. Hastig streckte die junge Frau ihren Arm nach dieser aus. Sie spürte keinen Widerstand. Denn in jenem Moment, als die Berührung erfolgen sollte, löste sich der Körper der anderen Frau auf und sie stolperte nach vorne. Mit den Knien schlug sie am Boden auf. Keuchend, erblickte sie Blütenblätter, die der Wind mit sich trug. Ihre Augen nahmen eine ausdruckslose Leere an. Sie kippte nach vorne, stützte sich ab und spürte wie sich ihre Fingernägel in den kalten, harten Boden bohrten. „ROBIN!“, schrie sie aus Leibeskräften. Ein Schrei, der von der Umgebung aufgesogen und verschluckt wurde. Schmerzhaft zog sich ihr Innerstes zusammen. Ein Schmerz, der ihr die Kehle zuschnürte, die Luft zum Atmen nahm. „Nami? Nami? Wach auf“, vernahm sie die Stimme ihres Kapitäns. Müde murmelte sie etwas Undeutliches vor sich hin, ehe sie langsam die Augen aufschlug und sein Lächeln erkannte. Sie rieb sich über die Augen und blinzelte mehrmals. „Du bist eingeschlafen. Bald scheint es jedoch so weit zu sein“, sprach er weiter, wobei sein Lächeln abnahm und er über die Schulter zum Anwesen blickte. Verwirrt sah sie sich um. Tatsächlich, es war ein Traum, kein guter, jedoch besser als nichts. Solange die Realität anders aussah, konnte sie damit leben. Sie war nicht dazu gewillt ihn wahr werden zu lassen. Robin gehörte zu ihnen. „Siehst du irgendetwas, Chopper?“, fragte Zorro, der sich gemütlich an den Baumstamm lehnte und die Arme verschränkt hatte. Der Angesprochene schüttelte den Kopf, behielt das Fernglas noch bei und setzte seine Überwachung ungehindert fort. „Noch nicht. Doch es kommen immer mehr. Als ob die gesamte Firma Wache schiebt.“ Egal, was in dieser Nacht geschah, sie mussten sich zuvor zur Not durch die Angestellten prügeln. „Wäre eine Überraschung gewesen, wenn es nicht so wäre“, murmelte Nami, die allmählich wieder hellwach war. Der Traum ließ sie nicht los. Hängte sie tatsächlich so sehr an dieser Frau, die sie noch nicht allzu lange kannte? Selbst im Wachzustand, konnte sie die Gefühle, die sie im Schlaf hatte, noch wahrnehmen. „Die Frage ist, wie wir in sein Zimmer kommen, ohne großes Aufsehen zu erregen.“ Nachdenklich strich sich der Schwertkämpfer über das Kinn. Kein leichtes Unterfangen. „Das ist das Stichwort. Kein Aufsehen erregen. Wir sollten uns den Hintereingang ansehen.“ Nami verhakte ihre Finger ineinander und übte ein wenig Druck auf diese aus. Die Nervosität machte sich in ihr breit. Eine Explosion schreckte sie auf. „Was zum,…?“, kam es von Zorro, der den Blick nur einen kurzen Augenblick lang abgewendet hatte. „Es geht los“, meinte Nami, die aufgeregt auf die Rauchwolke starrte. „Gehen wir R-,…“, wollte Zorro gerade sagen, als er geschockt auf einen leeren Platz neben sich sah. Den drei Strohhüten fiel synchron die Kinnlade hinunter. „RUFFY!“, schrien sie im Chor und machten sich sofort auf den Weg um ihren Kapitän zu folgen. × × „Das hat ja ewig gedauert“, jammerte der Schwertkämpfer, als er mit Nami und Chopper den Gang entgegen lief, der direkt zu Eisbergs Zimmer führte. „Wer musste sich denn ständig verlaufen?!“, fauchte Nami energisch und versuchte mit ihm gleich auf zu sein. Chopper sah sich um. Die Situation war wohl eskaliert. An den Seiten lagen einige Verletzte, die er in diesem Moment ignorieren musste. „Halt die Klappe, du geldgeile Zicke! Es war deine Idee den Hintereingang zu benutzen!“ „Hört auf zu streiten. Da vorne ist es, ich erkenne ihren Geruch“, meldete sich Chopper zu Wort und sah beide eindringlich an. Ihre Nerven lagen blank und jeder Kommentar führte unausweichlich zu einem Streitgespräch. Ruckartig zog Zorro zwei Schwerter aus ihren Scheiden und zerstörte mit schnellen Hieben die Holztür, deren Abfälle er sich im Sprung entledigte. Noch in der Landung erkannte er Ruffy, der sich ebenfalls durchgekämpft zu haben schien. „Da bist du ja! Was sollte der Scheiß vorhin?!“, rief er diesem entgegen. „Da seid ihr ja endlich.“ Verwirrung. Schwer durchatmend, nahm sie Robin ins Visier. Diese stand hinter den Feinden. Wobei sie nicht damit rechnete, ausgerechnet diese Personen hier anzutreffen. Sie lauschte der Erklärung und trauten ihren Ohren nicht. Allmählich verstand Nami, dass das hier weitaus eine größere Reichweite aufwies, als anfangs gedacht. Dennoch, ihr war es unbegreiflich, warum Robin ausgerechnet mit der Regierung zusammenarbeitete. Jenen Menschen, die seit jeher verfolgten. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie sehen, wie Ruffys Angriffe mit Leichtigkeit ausgewichen wurde. Diese Agenten waren definitiv aus einem anderen Holz. Erst als ihr Kapitän Robin konfrontierte, schenkte sie ihm die volle Aufmerksamkeit. „Richtig. Warum alliierst du dich mit der Regierung?“, mischte sich Nami schließlich ins Gespräch ein und sah die Schwarzhaarige an, versuchte in ihren Augen einen Hinweis zu erkennen. Diese erwiderte den Blickkontakt nicht, besah sich lediglich die gesamte Gruppe. Warum sprach sie abwertend? Musste ihr nicht klar sein, dass das kein Grund war sie gehen zu lassen? Ein paar kurze Abschiedsworte und aus? Schätze sie so ihre Freunde ein? „Um mir einen Wunsch zu erfüllen“, hörte Nami lediglich heraus, als hätte sie die restlichen Worte ausgeblendet. Einen Wunsch? Welchen? Wie sah dieser aus? Im Grunde wusste sie nichts über Robin. In ihr Innerstes hatte sie nie Einblicke gewährt. „Wie lautet dieser“, murmelte sie beinah tonlos und blickte die Schwarzhaarige entgeistert an. In diesem Moment trafen sich ihre Blicke, während sie weiterhin mit Ruffy und Zorro sprach. Nami erkannte nichts, als eine dunkle Leere. Kein Gefühl, keine Regung, nichts. „Wegen dir. Der einzige Grund, warum ich mich heute Nacht hierher begeben habe. Ich wollte dich ein allerletztes Mal sehen. Nichts mehr. Womöglich ein eigennütziger Gedanke, dennoch, um ein letztes Mal deine Gegenwart zu spüren, nehme ich all das auf mich.“ Gestern Nacht hatte Robin diese Worte ausgesprochen, sanft, liebevoll, entschlossen. Sie hatte Nami angesehen als gäbe es nur sie und alles andere wäre unwichtig. Und jetzt? Es durfte nicht enden, nicht so. Ein Kampf entbrannte, in denen Zorro und Ruffy kaum Chancen aufwiesen, während sich Robin nach und nach dem Fenster näherte. „Robin!“ Nami hatte ihren Klimataktstock fest im Griff, wodurch ihre Knöchel weiß hervorstachen. Keine Reaktion. Die Schwarzhaarige entfernte sich und jeder Schritt machte ihren Traum zur puren Realität. „Natürlich lässt du mich nicht gehen, doch ich tue es. Ich werde dich nie vergessen, leb wohl, Nami-chan.“ Perplex weiteten sich ihre rehbraunen Augen. Nami-chan. Nami-chan. Es brannte sich in ihr Gedächtnis ein. Warum war es ihr zuvor nicht eingefallen? Am Morgen? In den letzten Stunden? Sie hatte sie zum ersten Mal beim Namen genannt. Nami biss den Kiefer aufeinander. „ROBIN!“, rief sie ein weiteres Mal. Diese stand bereits am Fensterbrett. Nach einem kurzen Augenblick des Wartens, sprang diese in die Nacht hinaus und Nami konnte nicht anders als regungslos hinterher blicken. Ihr Herz pochte wild. Hatten sie ihre letzte Chance vertan? Viel Zeit gab man der Navigatorin nicht um sich in Gedanken zu verlieren, denn der Feind schien nun ernst zu machen. Lucci, den sie als Handwerker kennengelernt hatte, verwandelte sich in einen monströsen Leoparden. Von da an ging alles viel zu schnell. Die Jungs hatten keine Chance. Am Ende präsentierte sich eine Niederlage auf ganzer Linie. × × Robin war dankbar darüber, dass sie den Weg zur Blue Station alleine gehen durfte. Die Agenten hatten keine Angst, immerhin tat sie dies auf freiwilliger Basis. Niemand musste sich dafür fürchten, dass sie floh. Die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen. Das Auftauchen ihrer einstigen Freunde überraschte sie. Eigentlich dachte Robin, dass die Crew aufgab und sie ziehen ließ. Fehlanzeige. Zu tun als interessierten sie sich nicht für sie und der Sprung aus dem Fenster hatten an ihren Kräften gezerrt. Ihre Entscheidung kam ins Wanken. Als ob Ruffys Sturkopf nicht ausreichte. Nein, Nami selbst musste vor Ort auftauchen und es ihr erschweren. Ihre Blicke, der Schmerz der darin lag. Nie zuvor fiel es ihr dermaßen schwer eine Piratenbande hinter sich zu lassen. Während sie ging, schien der Weg zur Station elend lang. Kaum angekommen, verlief alles zu schnell. Überall standen Agenten, die auf sie und die CP9 bereits warteten. Nach einigen Minuten wurde sie schließlich in ihr Abteil geführt, wo sie sich ausgelaugt setzte. Kaum war sie allein brach ihre Maske. Die Arme stützte sie an den Knien ab und vergrub das Gesicht in ihren Handflächen. Ihr letzter Auftrag, der letzte Mord, der ihr angehängt wurde. Hier endete es. Schon bald befand sie sich in Enies Lobby. Der Ort, der ihr die größte Angst bereitete lag jedoch dahinter. Impel Down, die lebendige Hölle. Kein Insasse hatte danach jemals wieder das Tageslicht erblickt, nie mehr. Ihre Hände zitterten bei diesem Gedanken. Egal, wie stark sie sich gab, vor diesem Ort fürchtete selbst sie sich. Tief durchatmend lehnte sich die Schwarzhaarige zurück, blickte in die Nacht hinaus, ehe sich ein trauriges Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. All die Jahre konnte sie erfolgreich flüchten, untertauchen, der Regierung entkommen. Ausgerechnet eine kleine Bande, die zuerst ihr Feind war, brachte ihnen den Erfolg. In einer Hinsicht entsprach es der Wahrheit, wenn man sagte, allein zu sein, ist besser. Ohne jemanden an seiner Seite gab es nur sich selbst. Keine Rücksicht, keine Kompromisse, keine Sorgen und doch, sie verspürte Dankbarkeit. Hätte sie Ruffy nicht getroffen, hätte sie nicht erfahren was es hieß Freunde zu haben, vertrauen zu können, sich fallen zu lassen, zu lieben. Diese Erinnerungen konnte ihr niemand stehlen, sie gehörten ihr, ihr ganz allein und diese würden Robin durch die Zeit, die vor ihr lag, bringen. Kapitel 15: Koste es, was es wolle. ----------------------------------- Neugierig, im Schneidersitz, betrachtete Nami die Schwarzhaarige, die sich gerade ihre Haare trocken rubbelte. Sie stützte den Kopf ab und fixierte jegliche ihrer Bewegungen. Robin schmunzelte in sich hinein, spürte den Blick, der auf ihr ruhte, sagte jedoch nichts. Vielmehr tat sie all das kontrollierter und wartete ab, kostete die Ungeduld der jungen Frau aus. „Sag schon“, jammerte die Navigatorin und wirkte in diesem Moment wie ein kleines Kind, welches seine Süßigkeiten nicht bekam. Summend gab die Schwarzhaarige ihr Handtuch auf die Ablage und nahm die Bürste zur Hand. Inzwischen merkte sie, wie lang ihre Haare geworden waren, spielte mit dem Gedanken sie weiter wachsen zu lassen. „Robin,…“ „Geduld ist nicht gerade deine Stärke“, feixte die Schwarzhaarige und kämmte sich das Haar. Nami verzog schmollend das Gesicht. Von der Seite aus erkannte Robin ebenfalls, dass sie die Augen überrollt hatte. „Dafür kannst du auf keine Fragen antworten“, konterte die Navigatorin und ließ sich auf den Rücken fallen, wo sie die Decke anstarrte. „Nicht immer“, erwiderte sie gelassen und betrachtete sie einen Augenblick lang im Spiegel, ehe sie sich zur kleinen Bar aufmachte, die sich in der Kajüte befand. Ein kurzweiliges Schweigen trat ein, in dem sie sich in Ruhe ein Glas Wein einschenken konnte. Natürlich war Nami nicht zufrieden, das war Robin durchaus bewusst. Das war sie nie. „Nicht immer? Wenn es um persönliche Informationen jeglicher Art geht, dann blockierst du vollkommen. Ist ja nicht so, als ob ich deinen detaillierten Lebenslauf erfahren möchte“, versuchte sie es erneut, wobei Robin sie eindringlich ansah. „Ach? Lass mich überlegen. Bei all dem, das du mich im Laufe der letzten Wochen gefragt hast, dann kann ich dir sagen, dass deine Worte nicht der Wahrheit entsprechen. Wenn es nach dir ginge, dann sollte ich dir mein gesamtes Leben auf Papier ausstellen.“ Nami schnalzte mit der Zunge und hob leicht den Kopf an. „So schlimm auch nicht. Ich glaub vielmehr, dass du Angst davor hast, dass ich zu viel in Erfahrung bringe und du nicht mehr undurchschaubar und mysteriös wirkst.“ „Interessante Schlussfolgerung“, musste die Schwarzhaarige zugeben und prostete ihrer Zimmergenossin lächelnd zu. Diese horchte auf. „Also richtig?“ Robin nippte am Glas und grinste verschmitzt. „Nein.“ Frustriert stieß Nami einen Seufzer auf und ließ den Kopf sinken. „Du bringst mich zum Verzweifeln.“ Glucksend setzte sich Robin auf den Barhocker und überschlug die Beine. Von dieser Position aus behielt sie Nami im Auge. „Bei dieser Reaktion, gerne.“ × × „Dann schließen wir ein Bündnis“, hörte Nami und erwachte aus ihren Gedanken. Sie besah sich die Runde, die nicht unterschiedlicher sein konnte. Piraten, Handwerker, Straßendiebe. Sehr vertrauenserweckend. Mit dieser Unterstützung hatte sie nicht gerechnet. Die Regierung hatte jedoch allen einen berechtigten Grund gegeben. Sie wollten Robin zurück, die einen wollten Rache für Eisberg, die dritte Partei wollte ihren Anführer zurück. Wenn sie zusammenarbeiteten dürfte es weitaus leichter ausfallen. Nami senkte den Kopf, als sie die Teleschnecke vernahm, die ihr Sanji hinterlassen hatte. Eilig fischte sie diese aus ihrem Ausschnitt hervor. Er hatte es tatsächlich geschafft und befand sich im anderen Seezug. Eine gewisse Erleichterung machte sie breit. Natürlich nutzten sie die Gelegenheit um Sanji auf den aktuellen Wissensstand zu bringen, wodurch sich dieser sicherer denn je war, Robin zu retten. Als der Kontakt abbrach, ließ sich Nami seufzend zurück auf die Sitzgelegenheit fallen und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Fraglich ob das im Alleingang zu schaffen ist“, murmelte sie und sah zu ihrem Kapitän, der sich den Nacken kratzte. „Besser als nichts. Vielleicht schafft er es nicht, doch solange er zu Robin vordringt und sie weiß, dass wir hinter ihr her sind, sehe ich keine gröbere Probleme dabei, oder nicht?“ Sein Gesichtsausdruck strahlte keine direkte Sicherheit aus. Er haderte selbst mit sich und wusste nicht, ob es klappte. „Selbst, wenn er keinen Erfolg hat, wir sind ihnen dicht auf den Fersen und sollten uns auf eventuelle Kollisionen vorbereiten“, beteiligte sich Zorro am Gespräch und umklammerte eines seiner Katana. Nami nickte nachdenklich, überzeugt war sie definitiv nicht. Ihr Gefühl sagte ihr, dass das vorerst nichts wird. In dieser Hinsicht stand das Glück selten auf ihrer Seite. Erst nachdem die Hölle über sie brach und ihre Grenzen auslotete, kam der ersehnte Erfolg. Auf jeden Fall dürfte das eine lange, harte Nacht werden. × × „Woran denkst du?“, fragte Nami besorgt. Robin saß seitlich an den Tisch gelehnt, die Beine übereinander und trank eine Tasse Kaffee. Beinah scheuhaft trat Nami näher und ließ sich neben ihr nieder. Schweigend umrandeten die Finger der Schwarzhaarigen den Rand der Tasse. Eine Weile beobachtete Nami das Schauspiel, ehe sie ihre Hand auf die der anderen legte, einen sanften Druck ausübte. In diesem Moment trafen sich ihre Blicke, anders als sonst der Fall war, hielt Robin diesem nicht lange stand. „An alles und nichts“, durchbrach sie die Stille schlussendlich, fühlte weiterhin Namis Hand. Anders als sonst zog sie nicht zurück, ließ es geschehen. „Muss interessant sein“, murmelte Nami und versuchte zu erahnen, worum es sich handelte. „In der Tat.“ „Wir werden bald dieses Water Seven erreichen, wie wäre es mit einer ausgiebigen Shoppingtour?“, versuchte Nami das Eis zu brechen und erkannte den leichten Deut eines Lächelns an den Lippen der Schwarzhaarigen. „Gern“, gab diese knapp zurück. Sie folgte deren Blick und sah, wie diese ihre Geste im Auge behielt. Verlegen zog Nami die Hand zurück und strich sich damit über den Nacken. „Du redest wiedermal im Schlaf“, bemerkte Robin plötzlich und Nami blinzelte perplex. „Bitte?“ Ein schwaches Nicken folgte. Fragend besah sie sich die ältere Frau. Diese führte die Tasse zum Mund und nahm einen größeren Schluck. „Seit zwei, drei Nächten. Du vermisst sie ganz schön.“ Namis Mund öffnete sich einen Moment, sie setzte zum Sprechen an, ehe sie es sein ließ und mit ihrem Blick durch den Raum streifte. Sie dachte angestrengt nach, doch konnte nicht sagen, ob sie sich an irgendwelche Träume erinnerte. „Und was sage ich dann?“, wollte sie schließlich wissen. Robin tippte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. Ein Geräusch, welches Nami ein wenig nervös machte. „Nicht viel, meist ihren Namen oder ein paar Floskeln.“ Nami nickte vor sich hin, verstand es jedoch nicht, nicht wirklich. Immerhin versuchte sie mit diesem Teil abzuschließen, nach vorne zu sehen. Diese Türe hatte sich geschlossen und sie suchte nach der nächsten, die nicht verschlossen war. Nicht wissend, dass sie dafür nicht allzu viel tun musste. „Anscheinend braucht mein Unterbewusstsein ebenfalls Zeit, um diesen Punkt abzuhaken.“ Robin lächelte daraufhin leicht und stützte den Kopf ab. „Dein Unterbewusstsein lügt nie. Vielmehr zeigt es dir deine Sehnsüchte, Wünsche.“ Die Navigatorin zuckte mit der Schulter und verschränkte ihre Finger ineinander, lehnte sich nach vorne. Unweigerlich fühlte sie sich näher an der Schwarzhaarigen. Weiterhin brannte die Erinnerung in ihr, als diese sie gegen die Wand drückte, ignorierte den Gedanken jedoch. „Dafür, dass ich wissen wollte, was in dir vorgeht, lenkt sich das Gespräch in eine vollkommen neue Richtung“, bemerkte Nami und war nicht gerade erfreut darüber. Sie ahnt es nicht, dachte sich Robin und seufzte in sich hinein. Nami merkte nicht, dass sie gerade darüber sprachen, worüber sich Robin den Kopf zerbrach. Solange sie nicht den ersten Schritt tat, würde es die Navigatorin wohl nie. × × Schweigend saß Robin mit dem Cyborg im Abteil, sah auf ihre Hände hinab. Diese Handschellen, bestehend aus Seesteinen, fühlten sich unangenehm an. Bald schon kam der Zug in Enies Lobby an. Doch darüber dachte sie nicht nach, vielmehr bereiteten ihr ihre Freunde Sorgen. Warum gaben sie nicht nach? Ließen sie ziehen? Stattdessen brachten sie sich in Schwierigkeiten, nur um sie zu retten. Diese Idioten, hörte sie ihre innere Stimme und ballte die Hände zu Fäusten. Sie konnte nur hoffen, dass das das letzte Mal war. Sobald sie diese Gefängnisinsel erreicht hatte, mussten die Strohhüte doch einsehen, wie aussichtlos die Situation doch war. Warum machten sie sich ihretwegen ihr Leben schwer? Sie verstand das nicht. Abrupt hielt der Zug an und ihr Herzschlag beschleunigte sich einen Augenblick lang. Von der Seite aus sah sie aus dem Fenster, erkannte eine Reihe von Soldaten, die bereits auf sie warteten. Während sie darauf bedacht war, sich nichts anmerken zu lassen, sorgte der Cyborg für Aufruhe. Man sah ihm an, dass er sich nicht wehrlos verfrachten ließ. Zwecklos. Während sie dem ersten Tor entgegen ging, vernahm sie das Flüstern der Anwesenden, vieles davon auf sie bezogen. Robin biss den Kiefer aufeinander. Was wussten diese Soldaten über sie? Nichts. Unwissende Bauern, die am Schachfeld auf die vorderste Front gestellt werden, vorwiegend als Opferlämmer dienen. Den Kopf gesenkt schritt sie weiter, folgte der CP9, die sie über die Insel brachten. Je länger sie unterwegs waren, desto mehr fühlte sich der Gang an, als stünde das Schafott bereits vor ihr. Als wäre dies tatsächlich ihr allerletzter Gang. Kein abwegiger Gedanke. Das hier, diese Prozedur, war im Grunde der Anfang vom Ende. Sobald das Tor erreicht war, folgten die letzten, qualvollen Momente, die sie in den Abgrund trieben, aus dem es kein Entkommen gab. Mit diesem Schritt verlor sie jegliche Entscheidungsfreiheit, über ihren Körper, ihr Wissen, nur ihre Gefühle, Erinnerungen wären weiterhin die ihren. × × Am Fenstersims hielt die Schwarzhaarige inne, hielt sich mit beiden Händen am Rahmen fest. Ihr Körper sträubte sich, wollte nicht aus diesem Fenster und für immer verschwinden. Nochmals sah sie über die Schulter, betrachtete Nami, die bewusstlos am Bett lag. Langsam ließ sie los, sank zu Boden, lehnte sich an die Wand und sah sie einfach an, mehr nicht. Sie fühlte sich verraten. Verraten vom Schicksal, den Worten ihres alten Freundes. Diese kleine Piratenbande offenbarte all jenes, welches sie sich stets gewünscht hatte. Freunde, die Liebe zu einem Menschen, alles. Warum durfte sie nicht glücklich werden? War es ihr so sehr missgönnt? Sie zog die Beine an ihren Körper, ließ den Kopf sinken und vergrub die Händen in ihren Haaren. Über Jahre hinweg hätte ihr diese Situation weitaus weniger Kopfschmerzen bereitet. Doch mit dem Einstieg in die Bande der Strohhüte veränderte sich alles. Die Erfüllung ihres größten Wunsches, machte sie verletzlicher und angriffsbarer denn je. Sie hätte wissen müssen, dass das nicht ewig hielt. Langsam hob sie den Kopf an, lehnte diesen gegen die Wand und starrte Richtung Nami, die all dies nicht mitbekam. Was ihr die Navigatorin wohl gesagt hätte? Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich erhob und dieses Mal tatsächlich verschwand. × × “Legt einen Gang zu”, wies Nami die Truppe an. Zusammen kämpften sie sich bereits durch die Insel. Nach Startschwierigkeiten hatten sie sich aufgeteilt und jeder versuchte es auf eine andere Art und Weise. Wie bereits im Anwesen war sie zusammen mit Chopper und Zorro unterwegs, die sich erneut als gute Stütze erwiesen. Während sich Zorro um die Meute kümmerte, lief sie gleich auf mit Chopper, der den Kopf ein wenig sinken ließ. Fragend blickte sie zur Seite. „Was, wenn Robin tatsächlich nicht gerettet werden möchte?“, kam es schlussendlich, wenn auch zögernd und leise. Nami biss den Kiefer aufeinander. Dieser Gedanke breitete sich in ihrem Innersten unlängst aus, doch ignorierte sie diesen. Daran durften sie nicht denken. Sie hatten diesen Ort betreten. Entweder verließen sie ihn zusammen mit ihrer Freundin oder gar nicht. „Du kennst Ruffy, er macht das schon. Zur Not schleppt er sie mit Gewalt mit“, entgegnete die Navigatorin gepresst und sah nach vorne, wo erneut Agenten warteten, die sie gemeinsam aus dem Weg räumten. Allmählich spürte Nami, wie ihre Atmung schneller ging und ihr das Laufen mehr zu schaffen machte, als es ihr lieb war. „Sie kann wieder verschwinden“, fing Chopper erneut an, als er sicher landete, sich vom Boden abstieß und ohne abstoppen weiter rannte. „Nicht, wenn wir das zu verhindern wissen.“ × × „Hast du je daran gedacht, diese Bande zu verlassen?“ Nami hatte die Nachtschicht und wie es in letzter Zeit öfter vorkam, gesellte sich Robin zu dieser, wenn der Schlaf erneut ausblieb. Die junge Frau lehnte sich gegen das Holz des Krähennestes, zog die Decke enger um ihren Körper und dachte über die Frage nach, ehe sie sanft lächelnd den Kopf schüttelte. „Nicht mehr. Nicht seit Ruffy mir half mein Dorf zu befreien und mir zeigte, dass er mich schätzt und bei sich in der Bande haben möchte. Ich konnte nicht ablehnen. Dieses Schiff ist mein neues Zuhause, komme was wolle. Ich bleibe. Bis zum bitteren Ende. Außerdem, stell dir vor ich gehe. Ich möchte nicht wissen, wie schnell und in welche Scheiße sie sich reiten. Die totale Vernichtung erfolgt ohne das Zutun der Marine.“ Leise lachte sie auf und stellte sich diesen Gedankengang bildlich vor. Robin nickte und nippte an dem Kaffee, den sie mitgebracht hatte. In der heutigen Nacht diente er vorwiegend als Wärmespender. „Verstehe“, murmelte sie und sah hoch zum Sternenhimmel, der immer wieder eine gewisse Faszination ausstrahlte. „Warum fragst du?“, hörte die Schwarzhaarige, behielt den Blick bei und umspielte den Rand der Tasse. „Fragen müssen nicht stets einen besonderen Grund aufweisen.“ Mit dieser Antwort war Nami wahrlich nicht zufrieden, denn es fühlte sich nicht an, als hätte sie diese aus der Luft gegriffen. „Und du?“, fragte sie vorsichtig nach. Wie immer ließ Robin sie warten. Manchmal fragte sie sich ob sie das mit Absicht tat oder tatsächlich Zeit brauchte um darüber nachzudenken. „Ich muss gestehen, ich habe mit diesem Gedanken gespielt. Zu Anfang, als ich neu an Bord war. Du weißt schon, ein kurzer Zwischenstopp, eine Mitfahrgelegenheit, mehr nicht“, gestand die Schwarzhaarige ehrlich und Nami holte tief Luft. „Dacht ich mir.“ Überrascht wandte Robin dem Blick vom Himmel ab und musterte skeptisch die jüngere Frau. „Tatsächlich?“ Ein Nicken folgte. Nami strich sich eine Strähne zurück und zog die Beine an ihren Körper. „Ja. Du hast mir nicht den Eindruck gemacht als wolltest du für immer bleiben.“ Bei den anderen hatte Nami stets gewusst, dass sie, sobald sie das Schiff betraten, ein Teil dieser Bande waren und zusammen mit ihnen durch sowohl gute als auch schlechte Zeiten gingen. Nicht bei Robin. Dafür war ihre Barriere zu mächtig. „Nichts währt ewig.“ Seitlich bettete Nami den Kopf auf ihren Knien und lächelte. „Du gehst nicht. Dafür hast du uns zu sehr ins Herz geschlossen.“ „Wie kommst du darauf?“ „Ich seh es dir an.“ „Und wenn ich euch dennoch verlasse?“ Ein breites Grinsen machte sich auf Namis Lippen breit. „Dann holen wir dich.“ Robin schmunzelte und drehte sich gänzlich zur Navigatorin, stützte den Kopf ab. „So?“ „Ja. Koste es, was es wolle.“ Kapitel 16: Zurück - "Robin gehört zu uns, mit allen ihren Seiten." ------------------------------------------------------------------- Schwerfällig versuchte sich Nami aufzurichten, vergeblich. Ihr Klimataktstock lag ein paar Schritte weit entfernt. Den Blick starr auf ihre Gegnerin gerichtet, hörte sie nicht auf. Sie musste auf die Beine kommen, um diesen Kampf für sich zu entscheiden. Ein Unterfangen, welches in diesem Fall unmöglich erschien. Der Halt, den sie benötigte, war nicht vorhanden. Die Blonde lachte auf, genoss indessen ihr Bad. „Gebt auf, eure Freundin rettet ihr nicht mehr“, sprach sie verachtend, woraufhin Nami auf ihre Unterlippe biss. Wie oft hatte sie diese Worte bereits hören müssen? In den letzten Stunden zu oft. Die junge Navigatorin glaubte nicht daran, sie kannte den Ausgang bereits. Enies Lobby war ein erneuter Stein auf ihrem langen Weg, den sie sich mit Vergnügen aus der Welt schafften. Mit welchen Mitteln auch immer. Zwar bereute sie mittlerweile diese Frau unterschätzt zu haben, doch aus Fehlern lernte sie. „Ihr werdet diejenigen sein, die ihren Augen nicht glauben können. Ihr werdet früh genug sehen, wie wir sie retten“, gab sie mit einem provokantem Lächeln zurück. Nun, wo sie mehr über Robin wusste, mehr als jemals zuvor, würde sie alles geben um sie in Sicherheit zu wissen. Denselben Einsatz, den sie bereits bei Vivi auf Alabasta an den Tag legte. Zwar reichte ihre körperliche Stärke nie und nimmer an jene von Ruffy, Zorro oder Sanji heran, doch sie gab ihr Letztes, um Robin zurückzuholen, egal wie hoch der Preis sein mochte. „Wie rührend eure Aufopferung sein mag, ihr geht zusammen unter.“ Angriffslustig betrachtete Kalifa die andere, die weiterhin nicht nachgab, probierte auf die Beine zu kommen. Ihre Kräfte, so kurz sie diese auch hatte, taten ihre Aufgabe, wodurch sie genüsslich ein Bad nehmen konnte, ohne Angst plötzlich angegriffen zu werden. Die Blonde wog sich in Sicherheit. Nami schnaubte verächtlich. „Nein. Weißt du auch wieso? Weil wir Freunde sind. Uns bedeutet Freundschaft mehr als alles andere. Dafür gehen wir bis in die Hölle. Ihr könnt das nicht verstehen. Ihr mordet ohne Reue, hintergeht Menschen, deren Vertrauen ihr missbraucht. Unter einander würdet ihr niemals eure Leben für einen anderen opfern. Dafür seid ihr zu sehr auf euch selbst bedacht“, erwiderte Nami ernst und sah der Blonden so gut es ihre Position zu ließ in die Augen, die sich wenige Sekunden lang weiteten. Diese Reaktion kostete Nami aus. Genugtuung machte sich in ihrem Inneren breit. „Wenn ich deiner Aussage lausche, dann trifft diese auch auf Nico Robin zu. All das hat sie selbst getan und doch redest du davon, dass wir die Bösen sind.“ Nami schüttelte mit dem Kopf. Ja, die Worte entsprachen der Wahrheit. Robin hatte gemordet, hatte betrogen, doch die Gründe waren unterschiedlich. „Nur, weil ihr sie dazu getrieben habt“, sprach sie gepresst und biss den Kiefer aufeinander. Zu Anfang dachte sie ähnlich über die Schwarzhaarige. Die gemeinsame Reise hatte ihr jedoch eine Seite gezeigt, die den Gerüchten, dem das sie bisher sah, den Glauben nahm. Die dunkle Seite, die jeder Mensch in sich trug, war eine andere Frau, der andere Teil in ihr, zu dem sie getrieben worden war. Niemand war von Grund auf böse. Das Umfeld hatte sie zu diesem gemacht. „Ich will leben!“ Die Worte dröhnten in ihren Ohren. Namis Körper erschauderte bei dem Gedanken an jenen Moment, der sie bis in ihr tiefstes Innerstes erreichte. Sie kannte die Schwarzhaarige als einen starken, kontrollierten Menschen. Als sie auf dem Balkon des Gebäudes stand, die Tränen über ihre Wangen liefen und ihre Stimme gebrochen, lautstark erklang, empfand Nami einen Stich, der sie in ihrem Herzen traf. Diese Seite, diese verletzbare Seite, das war die echte Robin. Jene, die sie endlich sehen wollte. Dieser kurze Augenblick hatte in Nami einen Beschützerinstinkt wach gerufen, den sie zuletzt ihrer Heimat gegenüber empfand. Nichts mehr wünschte sie sich, als dieser Frau zu zeigen, dass das Leben nicht nur aus Angst, Wut und Trauer bestand. „Eine interessante Ausrede. Glaubst du tatsächlich, dass das ihre Taten rechtfertigt?“ Kalifa musste sich eingestehen, dass die Kleine sie beeindruckte. Dennoch war sie der Feind, dem sie kein Erbarmen entgegen bringen durfte. Nami hielt inne. Konnte Mord jemals gerechtfertigt werden? „Nein, direkt kann nichts das Morden rechtfertigen. Doch sieh euch an, ihr tut dies im Namen der Gerechtigkeit. Wo liegt darin der Unterschied? Außerdem, es ist wie Ruffy gesagt hat, die Vergangenheit zählt nicht, sie interessiert und nicht. Was wichtig ist, ist das Hier und Jetzt. Robin gehört zu uns, mit all ihren Seiten“, kam es äußerst entschlossen und sobald sich Nami aus dieser misslichen Lage befreit hatte, würde sie diesen Kampf für sich entscheiden. × × „Manchmal frage ich mich, ob die Toten uns beobachten können“, murmelte Nami vor sich hin und starrte gedankenverloren zum Sternenhimmel hinauf. Ernst betrachtete Robin die junge Frau neben sich. Die eine oder andere Person würde bei dieser Aussage womöglich den Kopf schütteln und meinen, diese Aussage sei hirnrissig. Nicht Robin. Schweigend wandte sie ihren Blick ab, zog ein Bein enger an ihren Körper und stützte den Kopf darauf ab, während sie die Arme um das Bein gab. „Möglich ist alles“, entgegnete sie nach ein paar Minuten. „Redet die Frau, die sich sonst auf klare Fakten verlässt“, feixte Nami, lachte dabei leicht auf. Robin verdrehte innerlich die Augen. „Muss nicht bedeuten, dass ich in allen Gebieten diese Sichtweise beibehalte. In meiner Arbeit ist es wichtig. Natürlich bin ich ein rational denkender Mensch, aber in diesem Fall,…, ich selbst habe bereits des Öfteren daran gedacht.“ Überrascht sah Nami zur Seite. Bisher hatte sie die Schwarzhaarige nicht eingeschätzt, als würde sie sich mit solchen Kleinigkeiten beschäftigen. „Auf welche Antwort bist du gekommen?“ Robin erwiderte den Blick und lächelte sanft. Erneut wartete sie mit der Antwort ab, löste sich von ihrer Position und erhob sich schwungvoll. Sie ging an den Rand des Krähennestes und hielt sich mit beiden Händen am Holz fest, spürte dessen Kälte. Neugierig verfolgte Nami jegliche Bewegung, Reaktion. In manchen Situationen hasste sie es, wenn sie nicht sofort eine klare Antwort erhielt, doch wollte sie nicht drängen. Ein leichter Wind herrschte vor, der durch das Haar der Archäologin wehte. Sie stand mit dem Rücken zur Navigatorin. Diese musterte Robin und konnte sich irgendwie nicht den Gedanken verkneifen, dass diese in diesem Moment eine besondere Ausstrahlung hatte. Die Schwarzhaarige hatte durchaus etwas Anziehendes an sich. „Kann ich nicht sagen. Es ist eher ein Wunsch meinerseits. In diesem Fall wäre es schön, wenn es tatsächlich so sein könnte. Manchmal sehne ich mich danach zu wissen, dass sie erfahren, was aus mir geworden ist, was ich erreicht habe. Dennoch sind wir erst in der Lage es in Erfahrung zu bringen, wenn wir selbst gestorben sind.“ Aufmerksam hatte Nami den Worten gelauscht und spürte, wie sich ein Lächeln auf ihren Lippen breit machte, obwohl es mit der Zeit traurig erschien. „Gute Aussicht. Sterben und dann sehen wir weiter, wie? Dieser Gedanke kommt mir ab und an, wenn ich über alte Zeiten nachdenke. Ich erhoffe mir, dass mich Bellemere sieht und weiß, dass ich alles durchgestanden habe und sie soll wissen, dass es mir nun gut geht.“ Nachdenklich nickte Robin. „In meinen Augen unausweichlich. Wer weiß, irgendwo da draußen gibt es das vielleicht. Sie wird es wissen, mit Sicherheit.“ Ihr Verstand sagte ihr klipp und klar, dass das unmöglich war. Doch ihr Herz verstand Namis Empfinden, sie selbst wollte es nicht anders. Unsicher spielte sie mit ihren Fingern, während Erinnerungen hoch kamen. Als Kind konnte sie sich nie an das Gesicht ihrer Mutter erinnern. Damals war sie zu klein. Erst das Ereignis vor zwanzig Jahren hatte es ihr ermöglicht. Seit jeher hatte sich das Bild ihrer Mutter in ihr Gedächtnis gebrannt. „Nett. Dafür bin ich zu jung. Dann muss ich wohl warten, bis ich den Löffel abgebe“, lachte sie und schüttelte leicht mit dem Kopf. Ein alberner Gedanke, aber nicht allzu abwegig. Der Tod erwartete sie in jeglicher Situation, er brauchte keine Ankündigung. Unschlüssig biss sich Nami auf die Unterlippe, bevor sie erneut das Wort erhob und sich alles andere als sicher war eine passende Antwort zu bekommen. „Wie waren sie? Deine Eltern?“ Schweigen. Unruhig wippte sie mit dem rechten Bein. Leicht biss sie sich auf die Zunge. Diese Frage hätte sie sich ersparen können. Angestrengt behielt sie die andere im Auge, die keinerlei Reaktion zeigte. „Ich zum Teil habe meine richtigen Eltern nie kennengelernt. Sie starben als ich ein Baby war. Bellemere zog mich groß, wie auch meine Schwester, die so gesehen nicht meine richtige Schwester ist. Eigentlich schon, aber nun ja, nicht blutsverwandt. Egal, wen kümmert dieses Detail? Wir waren eine Familie. Ich hab es ihr selten leicht gemacht, war ein kleines Problemkind. Dennoch stand sie hinter mir. Bis in den Tod. Wäre sie nicht gewesen, keine Ahnung wo ich heute wäre. Sie hat uns nicht verleugnet und wurde dafür erschossen“, brabbelte Nami vor sich hin und versuchte die Situation ein wenig zu lockern. Über diese Dinge war es nicht einfach mit Robin zu sprechen. Meist biss sie auf Granit. Dabei versuchte sie nur zu verstehen, warum bereits in diesem Alter gesucht worden war. Wie es zu diesem Vorfall kam, der ihr Leben wohl aus den Bahnen warf. „Das tut mir leid“, vernahm die Navigatorin leise und ließ den Kopf ein wenig sinken. Unschlüssig sah sie sich um. Nach und nach verspürte sie selbst das Verlangen sich zu entschuldigen. Erneutes Schweigen. Dieses Mal bedrückte sie diese Stille. Fühlte sie sich beklemmend und unangenehm an. Nicht wissend, was sie unternehmen sollte, kratzte sie sich am Oberarm. „Meinen Vater kenne ich nicht. Selbst von meiner Mutter kann ich dir nicht viel berichten. Als ich zwei Jahre alt war, ging sie auf eine Forschungsreise. Das erste und letzte Mal danach, sah ich sie kurz vor ihrem Tod.“ Robin hatte die ganze Zeit mit sich gehadert, ob sie einen Einblick gewährte oder nicht. Am Ende traf sie den Entschluss und warf Nami in gewisser Hinsicht ein paar Brocken hin, mit denen sie nicht allzu viel anfangen konnte. Dachte sie sich jedenfalls. Nami sah hoch und fühlte einen leichten Stich. Zwar hatte sie erwartet, dass etwas vorgefallen sein musste, immerhin suchte man sie seit ihrem achten Lebensjahr, doch hatte sie vielmehr darauf gehofft, Robin hätte bis zu diesem Zeitpunkt ein normales, angenehmes Leben geführt. „Bei wem bis du dann aufgewachsen?“, fragte sie nach. Die Neugierde schien merklich keine Befriedung erlang zu haben. Die Schwarzhaarige seufzte auf, drehte sich um und suchte Blickkontakt. Sie lehnte mit dem Rücken gegen das Holz, die Arme seitlich daran ausgestreckt. „Aufgeben ist ein Fremdwort für dich“, kommentierte sie schwach lächelnd. Nami sah ihr direkt in die Augen, zuckte leicht mit den Schultern. Die Eigenschaft gehörte zu ihr und ablegen war beinah unmöglich. „Rein formal gesehen bei meinem Onkel und dessen Familie“, fügte sie trocken hinzu. Diese Zeit wünschte sie sich mit Sicherheit nicht zurück. Ohne dem Professor und den anderen, hätte sie überhaupt nicht erwünscht gefühlt, nirgendswo, genau wie es nach diesem Vorfall geschah. „Hört sich nicht danach an, als hätte es dir gefallen.“ Nami sah ihr an, dass sie diese Zeit wohl mit einem Widerwillen hingenommen hatte. Obwohl es sich nicht um detaillierte Antworten handelte, empfand sie Freude darüber, dass sie endlich eine kleine Information erhielt. Trotz der Abwehrhaltung, die die Schwarzhaarige ausstrahlte. „Eine Frage noch, dann lass-“ „Darüber reden wir ein anderes Mal, okay?“, schnitt Robin der Navigatorin das Wort ab, kannte sie doch die Frage, die ihr auf der Zunge lag. Nami gab sich resignierend geschlagen und wich aus, sah erneut hoch zum Sternenzelt. Wann kann endlich der Tag, an dem sie diese Geschichte erfuhr? Die Wahrheit, nicht die Lüge, die der Welt erzählt wurde. × × Hart schlug Nami auf festem Boden auf. Desorientiert brauchte sie Zeit um sich klar zu machen, wo sie sich befand. Schlaff drehte sie sich auf den Bauch, röchelte. Ein unterirdischer Gang. Die Jungs, die ihr hastig entgegen liefen. Wasser. Unmengen an Wasser. Das Gefühl zu ertrinken. Allmählich begriff die Navigatorin was vorgefallen war. Schwer rappelte sie sich ein wenig auf, stützte sich auf den Knien und Armen ab. Sie verzog die Miene und spähte zur Seite. Richtig, Oma Cocolo hatte sie gerettet. Ausgerechnet diese Frau eine Meerjungfrau? Benommen schüttelte sie den Kopf, strich sich durch ihre nassen Haare. Wenigstens überlebten sie das Ganze. Ohne sie hätte es keine Möglichkeit gegeben aus diesem Gang zu entkommen. Irgendwer musste ihn geflutet haben. Mit Sicherheit. Ein paar tiefe Atemzüge, das Massieren ihrer Schläfen. Sanjis Jammern vernahm sie aus der Ferne, obwohl er nicht unweit von ihr stand. „Mein Körper fühlt sich schwer an“, ächzte Chopper, der zu ihrer linken lag und vergeblich versuchte auf die Beine zu kommen. „Komm her“, sprach sie sanft und hob ihn hoch, lächelte ihn schwach an. Er konnte sich nicht erinnern. Dafür hatten sie später noch Zeit. Suchend besah sie sich die Umgebung, ehe sich ihr Körper anfühlte, als ob ihn ein Blitz durchfuhr. Robin! Ohne nachzudenken, erhob sie sich und eilte zu dieser, merkte nicht, wie Sanji ebenfalls die Anwesenheit der Schwarzhaarige bemerkt hatte. In Tempo lief sie auf diese zu, schlang die Arme um ihren geschundenen Körper, wodurch Robin ein paar Schritte zurück wankte und Sanji den Mast küsste. Namis Fassade brach, Tränen breiteten sich in ihrem Augenwinkel aus. „Ein Glück, wir haben es rechtzeitig geschafft“, schluchzte die Navigatorin, während Chopper bereits gänzlich weinte. Robin fühlte eine Wärme, die ihren Körper in Beschlag nahm. Den Impuls, die Umarmung zu erwidern, bekämpfte sie mit allen Mitteln. „Dafür bin ich euch mehr als dankbar“, sprach sie lächelnd, behielt die Hände jedoch am Körper. Nach all dem, das in den letzten Stunden passierte, kam sie sich im Nachhinein albern vor. Nicht hinsichtlich der CP9, nein. Dieser Teil hatte seine Berechtigung und nachdem sie gesehen hatte, was diese Bande alles unternahm um sie in ihrer Mitte zu wissen, war sie dankbarer denn je, sie gefunden zu haben. Vielmehr ging es ihr hierbei um Nami. Wusste diese doch wie es um Robins Gefühle bestimmt war. „Nicht der Rede wert, ich sagte doch, wir holen dich zurück. Koste es, was es wolle.“ Robin nickte. Dagegen konnte sich niemand wehren. Für Gefühlsduselei, wie es Zorro gern ausdrückte, hatten sie allerdings keine Zeit. Denn diese drängte und spielte gegen sie. Während sich Ruffy weiterhin mit Lucci herumschlug, war es an ihnen die Flucht vorzubereiten. Kein leichtes Unterfangen, doch gegen Ende erkannten sie ein weiteres Mal, wie oftmals zuvor, dass das Glück auf ihrer Seite stand. × × In Gedanken versunken, lehnte Robin an der Reling des Galeera Schiffes. Zwar rettete sie das Auftauchen der Flying Lamb, doch das Schiff war am Ende seines Lebenszyklus angekommen. Wie es üblich war, nahmen sie Abschied von ihrem treuen Gefährten. Verrückt. Für viele, waren es Piraten, Marinesoldaten oder normale Menschen, galten Schiffe als Beförderungsmittel, bauten keinerlei Emotionen zu ihnen auf. Ein weiteres Beispiel dafür, wie diese Bande aus der Masse ragte. Dieses Schiff sprach zu ihnen, hatte sie durch jede noch so prekäre Situation manövriert. Sie würden die Lamb nicht vergessen. An Bord dieses Schiffes, das sie zurück nach Water Seven brachte, fühlte sie sich zunehmend unwohl, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Die Ereignisse hatten Robin innerlich aufgewühlt. Einerseits bereute die Schwarzhaarige nichts, auf der anderen Seite empfand sie Schuld. Die Gefahr, in die sie ihre Freunde gebracht hatte, tat ihr leid. Zwar schienen diese keine Entschuldigung zu brauchen, blockte lächelnd ab, trotzdem wurde sie dieses Gefühl nicht los. Als ob das nicht genug wäre, gab es noch die Navigatorin, der sie seitdem aus dem Weg ging. An diese Stelle zog sie sich nicht grundlos zurück. Wie sah die Zukunft aus? Jetzt da Nami die Wahrheit kannte. Wie reagierte sie darauf? Hinsichtlich ihrer Freundschaft? Ihr weiteres Zusammenleben? „Hey“, hörte sie eine leise Stimme. Ihr Blick streifte kurz jenen der Navigatorin, die ein paar Meter von ihr entfernt stand und sich unsicher über den Nacken strich. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf den Lippen der Archäologin aus. „Wie geht es dir?“ Leise lachte die Schwarzhaarige auf. Ja, wie erging es ihr? Ihr Körper wirkte benommen, zu sehr beschlagnahmt von ihren Gefühlen. Der körperliche Schmerz drang kaum durch. Dennoch war ihr klar, dass sich das bald änderte. „Es geht schon, keine Sorge“, wich sie aus und vernahm ein Seufzen. Nami trat näher, bis sie neben ihr verweilte. Die Augen starr auf einen undefinierten Punkt gerichtet. „Lügnerin.“ „Ich nenne es Selbstschutz.“ Traurig sah Nami zur Seite. Diese Frau schaffte es immer wieder. „Muss ein weiteres Ereignis wie dieses hier folgen, damit du endlich offen mit mir sprichst?“, wisperte die Navigatorin und biss sich auf die Unterlippe. Robin spürte, wie ihre Kehle trocken wurde, ihr Herzschlag beschleunigte. Sie räusperte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir werden reden, offen, ohne Ausflüchte, versprochen. Doch nicht hier, nicht jetzt. Wenn wir zurück sind, haben wir genügend Zeit. Bitte.“ Nami hörte an der Stimmlage der anderen, dass es ihr wichtig war und nicht gerade einfach fiel. Eindringlich sah sie der Schwarzhaarigen in die Augen, versuchte zu erkennen, was in diesem Moment in ihr vor sich ging. Nichts, ein Schleier hatte sich ausgebreitet. Resignierend nickte die junge Frau. Erneutes Schweigen, in dem sie lediglich beieinander standen und jede ihren eigenen Gedanken nachging. Kapitel 17: "Willkommen zu Hause, Robin." ----------------------------------------- „Du wirst leiden bevor ich dich ins Meer werfe und deiner Existenz ein Ende setze!“ Unruhig zuckten die Augenlider der schwarzhaarigen Frau, die sich vermehrt von einer zur anderen Seite wälzte. Ihre Finger krallten sich nach Halt suchend in das Laken. Vermehrt schimmerten Schweißperlen an ihrer Haut, an jenen Stellen, die nicht von Verbänden bedeckt waren. Die Wucht des Schlages traf sie ohne Vorwarnung, wodurch ihr Gleichgewicht versagte und sie mehrere Stufen hinab fiel. Ihr Kopf prallte auf dem Stein auf. Schmerzhaft keuchte sie. Ihr Körper, schwer, aufschreiend vor Schmerz. Sie biss auf ihre Unterlippe, schmeckte Blut. Lange hielt sie diesen Qualen nicht mehr stand. Unbewusst, schützend, schlang sie die Arme um ihren Oberkörper, drehte sich auf die Seite, versuchte keine Angriffsfläche zu bieten. Die Decke fiel zu Boden. Das Shirt, welches hochgerutscht war, verbarg nicht länger den Verband, der ihre Verletzungen versteckte. Ihr Körper hatte ein Limit erreicht, übersäht von blauen Flecken, Prellungen, die nicht sofort vergehen, selbst, wenn das Übel vorerst überstanden schien. Doch bald verschwanden diese und hinterließen lediglich die Narben, die in ihrem Inneren entstanden. Weitere Narben, Erinnerungsstücke, die sie ihr Leben nicht vergessen konnte. Ihr Wille wollte nicht nachgeben, sträubte sich. Kraftlos, schwer atmend, lag sie auf der Brücke. Vernahm sein ohrenbetäubendes Lachen, hörte seine verachtenden Worte. Aufgeben kam nicht in Frage. Ihre Freunde warteten. Jene, auf die sie all die Zeit über wartete. Sauro hatte Recht behalten. All die Zweifel, die sie über die Jahre hegten, waren verschwunden. Seine Stimme drang an ihr Ohr und die Schwarzhaarige wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich frei zu sein, ihm das zurückzugeben, das er ihr antat. Er befahl, dass sie sich bewegte. Selbst, wenn sie es von sich aus wollte, so kämpfte ihr Körper dagegen an. Ein Tritt in die Magengrube folgte. Sie röchelte, doch nichts geschah, sie behielt ihre Position bei. Die Matratze sank ein wenig ein, als sich die junge Frau setzte. In Schweigen gehüllt betrachtete sie die Schlafende. Vorsichtig, sanft, strich sie eine Strähne aus dem Gesicht der Archäologin, deren Gesicht Bände sprach. Ihr Körper zitterte. Nicht der Kälte wegen. Mit den Fingerspitzen glitt sie über die Wange, den Hals, spürte den kalten Schweiß. Diese Frau auf diese Weise zu sehen, versetzte ihr einen Stich ins Herz. Einen Moment verharrte ihr Blick am Rumpf der anderen, wagte es nicht diesen Bereich zu berühren. „Nami“, vernahm sie das Flüstern ihres Namens. Bedacht keine ruckartige Bewegung zu machen, drehte sie den Kopf, erkannte eine bekannte Silhouette. Sie legte den Zeigefinger an ihre Lippen, signalisierte ihrem Freund still zu sein. Nami griff nach der Decke, erhob sich lautlos. Fürsorglich gab sie diese um den Körper der Schwarzhaarigen, besah sich diese ein letztes Mal, ehe sie sich abwandte und nach draußen ging. Die kalte Nachtluft wehte ihr entgegen, doch in dieser Nacht schien sie ihr kein Frösteln abzugewinnen. „Warum bist du wach?“, fragte Nami den Schwertkämpfer, der tonlos die Türe schloss und sich neben sie gesellte. Beide schenkten sich keinen Blick, sondern besahen sich den Himmel, auf dem sich ein Sternenzelt ausgebreitet hatte, welches selten so klar erschien. „Bin nicht müde“, erwiderte er knapp zurück, umklammerte dabei den Griff eines seiner Schwerter. Nami lächelte schwach. „Kann es sein, dass du Wache haltest?“, fragte sie leise und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie sich nach den vereinzelten Sternenbildern umsah. Zorro wandte seine Aufmerksamkeit dem Boden zu und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Vielleicht.“ Im Grunde tat er das. Nach den Geschehnissen konnte er vorerst nicht glauben, dass sie sich tatsächlich in Sicherheit wiegen konnten. „Es war gut, dass du sie nicht geweckt hast“, fügte er hinzu und trat, für ihn untypisch, unruhig auf der Stelle. Nami nickte vor sich hin, verzog leicht das Gesicht. „Zwar hätte ich es gerne getan, doch wissen wir beide, dass sie das mit Sicherheit nicht möchte“, murmelte die Navigatorin vor sich hin und stieß innerlich einen Seufzer aus. Robin zeigte ihre Gefühlswelt nicht gerne, vor allem nicht dann, wenn es eine Schwäche deutlich machte. „Ja. Wenn es darum geht, ticken wir ähnlich. Wir wollen beide nicht, dass jeder unsere Schwäche sieht. Und wenn sie darüber reden möchte, dann kommt sie von alleine.“ Er schüttelte mit dem Kopf und dachte an diverse Momente zurück. „Merkwürdig, findest du nicht? Vor ein paar Wochen standen wir uns als Feinde gegenüber und jetzt erklären wir ihretwegen einen Krieg.“ Zorro lachte auf, konnte es selbst kaum glauben. Nami spähte zur Seite, beobachtete ihn und rang sich ein leichtes Grinsen ab. „Für sie, wie auch für alle anderen an Bord, würden wir es jederzeit wieder tun.“ Nachdenklich strich sich die junge Frau über ihren Oberarm und starrte mit einem nicht deutbaren Ausdruck in den Augen ins Leere. Die Freundschaft, die diese Bande verband, war in ihrer Sicht unglaublich. Egal um wen es sich handelte, jeder gab sein Ganzes um einen Freund zu beschützen. „Korrekt. Wenigstens ist die Gefühlsduselei in dieser Hinsicht gelaufen“, meinte er brummend. Gänzlich war es nicht überstanden. Im Hinterkopf dachte er weiterhin an Lysop, mit dem es garantiert noch zusätzlichen Handlungsbedarf gab. Nami verstand worauf er hinaus wollte, konnte dennoch nicht anderes und ihm auf die Schulter klopfen. „Gib es zu, du bist selbst erleichtert darüber, sie wieder in unserer Mitte zu haben. Manchmal ist es nicht schlecht Gefühle zu zeigen.“ Angewidert verdrehte er die Augen und drehte ihr den Rücken zu. „Als ob. Ich habe lediglich den Befehl unseres Kapitäns ausgeführt, mehr nicht. Geh schlafen, ich pass schon auf.“ Sie vernahm ein Räuspern, lachte dabei leise auf und verschwand erneut im Inneren des Gebäudes. Zorro behielt sie dabei im Auge und atmete tief durch, als er alleine war. Gemächlich schlenderte er zur Hauswand und ließ sich an dieser zu Boden gleiten. Direkt würde er nie zugeben, dass sie im Recht war. Sein Stolz ließ es nicht zu. Sich selbst belog er nicht. Er spürte die Erleichterung darüber, dass sie Robin retten konnten, obwohl er nicht von Anfang an ein Fan von ihr war. Dennoch gehörte Robin zur Bande und er hatte unlängst gelernt sie zu akzeptieren und vor allem zu respektieren. Er mochte sie, etwas das er nie offen aussprechen würde und er wusste, dass er erneut jeden Feind ausschalten würde, der ihr in die Quere kam. Diese Nacht hielt ihn bewusst wach. Nicht, weil der Schlaf an sich ausblieb. Vielmehr drängte sich sein Beschützerinstinkt in den Vordergrund. Für diese Bande hätte diese Frau ihr Leben gelassen, nun war es an ihm aufzupassen. Zwar hatte er mehr über ihre Vergangenheit in Erfahrung bringen können, doch war er nicht imstande sich annähernd vorzustellen, wie sich diese Jahre anfühlen mussten, welche Alpträume sie plagten. Womöglich trug er nicht wirklich dazu bei, dass es ihr in dieser Nacht besser ging. Womöglich würde sie sowieso nie erfahren, dass er die Nacht draußen verbrachte und wachte. Ja, er hielt bewusst Wache, doch nicht wegen der Crew an sich. In diesen Stunden tat er es ihretwegen. × × Schmerzhaft verzog Robin das Gesicht. Chopper hielt in seinem Tun inne und schenkte ihr einen entschuldigenden Blick. Den Kopf in den Nacken gebend, betrachtete sie die Decke, versuchte sich in gedanklich darin zu verlieren. All die Bilder, des letzten Tages, machten es ihr alles andere als einfach, vorzeitig zu vergessen. Lauschend, schloss sie ihre Augen. Ihre beider Atem und Choppers Handeln, mehr nahm sie nicht wahr. Ruhe herrschte vor. Manchmal sehnte sie sich nach dieser, nicht zu dieser Stunde. Es lud förmlich dazu ein, sich Gedanken zu machen. „Schon dich die nächsten Tage.“ Worte, die sich selbst verstanden. Dennoch betonte er es. Hinsichtlich der Schwarzhaarigen sah er keine Schwierigkeiten, Komplikationen, sie tat es von sich aus. Anders als bei den Jungs. Selbst mit schweren Verletzungen gaben diese keinen Tag ruhe und machten ihm nur unnötige Arbeit. Ein leichtes Nicken ihrerseits folgte. „Mach das nie mehr“, murmelte er und war gerade dabei ihr den Verband festzumachen. „Solange ich es verhindern kann“, gab sie abwesend zurück und stützte sich mit den Armen an der Tischkante ab. Rasch reckte Chopper den Kopf in die Höhe, musterte die Ältere grübelnd. „Wie meinst du das?“, fragte er unschlüssig nach, denn diese Aussage löste einen bitteren Beigeschmack aus. Robin blinzelte mehrmals und sah zu ihm hinunter. Eine Weile herrschte eine bedrückende Stille, ehe sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen schlich und sie ihn auf ihren Schoß hob. „Kein Grund zur Sorge, okay?“, wisperte sie mit fürsorglichem Unterton. Dank ihrer Geste waren sie auf Augenhöhe. Das kam nicht gerade oft vor und somit versuchte er in ihren Augen zu erkennen, was in ihr vor sich ging, ob er tatsächlich nicht weiter fragen sollte. Neckisch zog sie ihm den Hut ins Gesicht, wodurch er abgelenkt wurde. Nein, in ihre Karten gewährte sie niemandem so schnell einen Einblick. Er quengelte leicht. „Alles verarztet?“ Robin lächelte in sich hinein. Von der Seite aus erkannte sie Nami in ihrem Augenwinkel. „Wir sind fertig, nicht wahr Chopper?“ Sowohl der Arzt als auch die Navigatorin hoben skeptisch eine Augenbraue, tauschten untereinander Blicke aus. Robin verfolgte ihre Reaktionen und schüttelte glucksend den Kopf. „Danke.“ Sie hob ihn zurück auf den Boden und erhob sich, spürte die schmerzenden Rippen, biss die Zähne zusammen. Ihr Körper brauchte wahrlich Erholung. Robin nahm ein Shirt zur Hand und holte tief Luft, ehe sie es sich anzog. Bei jeder Bewegung reagierten ihre Verletzungen, die es ihr immens erschwerten, die Beherrschung zu bewahren. „Irgendetwas nicht in Ordnung?“, fragte sie die beiden, als sie fertig war. Diese hoben abwehrend die Hände und schüttelten mit dem Kopf. „Nein, nein“, kam es im Chor. Robin seufzte innerlich auf. „Ich sehe nochmal nach dem Rest.“ Chopper packte all seine Utensilien zusammen, verstaute den Großteil in seinem Rucksack, änderte die Form und packte sich den Rest unter die Arme. Er wollte allen helfen, nicht nur der Bande. Robin sah dem Arzt nach. Kaum trat er aus dem Raum, blieb ihre Aufmerksamkeit an Nami haften, die dies bemerkte, erkannte das unschlüssige Lächeln. „Du solltest schlafen, dich erholen“, murmelte sie nachdenklich. „Werde ich. Später. Versprochen.“ Sie wandte sich ab und nahm ihre Tasse in die Hand, führte sie langsam an ihre Lippen und seufzte wohlig auf, als sie einen Schluck von ihrem Kaffee nahm. Nami betrachtete die Ältere mit einem nicht deutbaren Gesichtsausdruck. „Willkommen zu Hause, Robin“, sprach sie sanft. Zwar verspürte die Navigatorin den Drang dazu, ein klärendes Gespräch zu führen, doch gab sie Robin die Zeit, die sie benötigte. Es hatte Zeit. In diesem Moment galt es einfach froh darüber zu sein, dass sie wieder bei ihnen war. × × Was für ein Abend, dachte sich Robin und zog sich von den Feiernden zurück. Diese Party startete vor Stunden und niemand schien daran zu denken, aufzuhören. Unlängst war die Nacht über die Stadt herein gebrochen und Robin hatte sich eine Jacke übergezogen. Ihr Körper zeigte sich noch verräterisch, doch hatte es sich im Laufe der Tage gebessert. Ihr Blick streifte jene Stelle an der zuvor ausgerechnet Kuzan aufgetaucht war. Mit hatte sie ganz und gar nicht gerechnet. Was bezweckte er mit dieser Aktion? Grübelnd massierte sie sich ihren Nacken, gab anschließend den Kopf nach hinten und verlor sich im Sternengewölbe. „Ein Partytier wirst du wohl nie werden, oder?“, lachte Nami, die der Schwarzhaargen gefolgt war. Robin umspielte den Rand ihres Glases, sah auf ihre eigenen Bewegungen und zuckte mit der Schulter. „Nicht wirklich, nein. Jedoch habe ich heute Fortschritte gemacht, wie du gesehen hast.“ Nami ließ sich in die Wiese fallen und stützte sich mit den Armen ab, überkreuzte die Beine und betrachtete einen Moment lang ihre Freunde. Unfassbar, was die stets auf die Beine stellen konnten, wenn es darum ging, sich ausgiebig feiern zu lassen. „Definitiv. Jetzt fehlt nur noch das ausgelassene Trinken und das wilde Hüpfen, das diese Idioten als tanzen ansehen“, feixte die Navigatorin und sah leicht provokant zu Robin, die herzhaft auflachte. „Ein Schritt nach dem anderen, wer weiß, was bei unserer nächsten Feier kommt.“ „Sollte es jemals so weit kommen, dann markiere ich diesen Tag im Kalender“, schmunzelte Nami, die sich sicher war, dass dieser Tag noch in weiter Ferne lag. Die Schwarzhaarige war einen Augenblick lang unschlüssig, entschied sich dennoch ebenfalls am Gras Platz zunehmen, jedoch mit einem angemessenem Abstand. Beide lauschten der Umgebung und wusste nicht so recht, ob sie jenes Thema ansprechen sollten und vor allem wie. Robin genoss die Nähe, selbst, wenn sie sich nicht berührten und direkt beieinander saßen. Schließlich stieß sie einen tiefen Atemzug aus. „Tut mir leid, dass ich dich damit überfallen habe. Ich dachte, ich sehe dich nie wieder. Das Geständnis war wahrlich zu einem schlechten Zeitpunkt gewählt, doch ich wollte diese Worte nicht unausgesprochen mitnehmen. Mit Sicherheit kann ich sagen, dass ich dich überrumpelt habe. Ich hoffe, dass das unserer Freundschaft nicht zu sehr schadet.“ Nami senkte ihren Blick, betrachtete die Grashalme, ehe sie anfing einige davon auszuzupfen. Grübelnd wog sie ihre Gedanken ab, suchte nach einer passenden Antwort. „Ich war wohl zu sehr mit meiner eigenen Welt beschäftigt. Eigentlich hätte ich es merken müssen. Im Nachhinein, wenn ich mir manche Situationen durch den Kopf gehen lasse, frage ich mich, wie dumm ich war. Es gab Signale“, gestand sie mit einem schwachen Lächeln. Der eigene Schmerz ließ das Offensichtliche außer Acht, konzentrierte sich lediglich auf die eigenen Bedürfnisse. „Oft genug meintest du, du wärest nicht der ideale Gesprächspartner. Dennoch bist du bei mir gewesen, wenn es mir schlecht ging. Du hast mich all die Zeit über getröstet. Selbst als du mir den Kopf gewaschen hattest, konnte ich dich verstehen.“ Robin nippte an ihrem Glas, hörte aufmerksam zu, doch behielt sie ihre Gefühle für sich und wirkte leicht desinteressiert, regungslos. Nami erkannte ihren starren Gesichtsausdruck, war sich jedoch im Klaren, dass dem nicht so war. Nicht innerlich. Wenn sie bloß offen zeigte, wie es ihr erging. „Diese Worte hätte ich dir auch dann gesagt, wenn ich nichts dergleichen für dich empfinden würde. Vergiss diese Nacht und fertig. Wir machen weiter wie zuvor, ich bin immer an deiner Seite, als gute Freundin.“ Das auszusprechen schmerzte, doch die Freundschaft zwischen ihnen nicht zu kippen, stand an oberster Stelle. „Robin“, wisperte Nami gepresst, krallte die Finger ihrer linken Hand ins Gras. „Du musst nicht die Starke mimen. Nicht hierbei.“ Die Schwarzhaarige lachte leise auf. „Warum nicht? Ich will diese Situation nicht schwieriger machen, als sie ohnehin schon ist. Jedenfalls für mich. Ich komme damit klar, das tue ich immer.“ „Mach mir nichts vor“, erwiderte Nami sofort, sah nun direkt in die Richtung der anderen, die weiterhin nach vorne starrte. „Was erwartest du dir? Soll ich es dir nochmals an den Kopf werfen? Dir sagen, wie es in mir aussieht? Wozu? Ich weiß, dass ich keine Chance habe.“ In einem Zug leerte Robin ihr Glas und erhob sich schwungvoll, wodurch sie zwei Schritte nach hinten torkelte und den Arm um ihren Bauch gab. Sie zwang sich zur Kontrolle. Bevor sich Robin in Bewegung setzen konnte, vernahm sie Namis Stimme. „Lauf nicht davon!“, zischte sie und biss anschließend den Kiefer aufeinander. War es nie möglich ein tieferes Gespräch zu führen? Ein Thema zu besprechen, welches nicht gerade einfach zu behandeln war? Robin hielt inne und spürte wie ihr Atem schneller ging. „Ich hatte Angst um dich. Anfangs dachte ich, ich hätte dich tatsächlich verloren, für immer. Selbst im Traum verfolgte es mich. Um dich zurückzuholen, hätte ich alles getan, ohne nachzudenken. Keine Ahnung, wie es in mir aussieht, aber du hast davon genauso wenig Wissen, wie ich selbst. Vielleicht sehe ich dich lediglich als Freundin an, die ich nicht verlieren wollte, vielleicht habe ich Gefühle, die über Freundschaft gehen. Ich weiß es nicht. Was ich jedoch weiß ist, dass ich endlich mehr von jener Robin sehen möchte, die endlich ihre wahren Gefühle zeigt und sich nicht hinter eine dicken Mauer versteckt!“ Je länger sie sprach, desto laute war ihre Stimme geworden. Die Schwarzhaarige drehte ihren Oberkörper langsam zur Seite, sah Nami sichtlich überrascht an, die weiterhin im Gras lag und sie mit ihrem Blick fixierte. Kapitel 18: "Machst du dir Gedanken?" - Verwirrung -------------------------------------------------- Stille. Ein Rauschen machte sich in Robins Ohren breit. Übertönte all die anderen Geräusche. Ihr Herzschlag überschlug sich und doch achtete sie darauf, dass nichts nach außen drang. Nach einer Weile wandte Nami den Blick ab, erhob sich entnervt und strich sich mit beiden Händen angestrengt durchs Haar. „Du hattest mir ein klärendes Gespräch versprochen. Ohne Ausflüchte, offen und ehrlich. Was bekomme ich? Ich muss erst ausflippen, bevor du mir zuhörst und nicht verschwindest!“, fuhr sie die anderen an und ging unruhig auf und ab. Mit einem Hauch an Traurigkeit in den Augen wandte sich Robin ab, stand erneut mit dem Rücken zur anderen. „Ich kann mich sehr wohl an meine Worte erinnern. Sie auszusprechen ist leicht, an der Umsetzung hapert es jedoch gewaltig“, gestand sie nach ein paar Minuten und massierte sich ihren Nasenrücken. Über Gefühle von anderen zu sprechen, ihnen Gehör zu schenken, Ratschläge zu geben, darin war sie gut. Nicht jedoch, wenn es um die persönlichen Probleme ging. Hierbei scheute sie eine direkte Konfrontation, tat sich schwer darin Hilfe anzunehmen. Nami hielt inne, sah sich um und fasste einen Entschluss. Ohne Vorwarnung nahm sie die Schwarzhaarige an der Hand und zog sie mit sich. Überrumpelt stolperte diese ihr anfangs hinterher, ehe sie sich dem Tempo anpasste und ohne Widerworte folgte. Sie ließ sich ziehen, fragte sich jedoch wohin es die Navigatorin trieb. Nach wenigen Minuten befanden sie sich in dem kleinen Haus, welches ihnen die Werftmitarbeiter zur Verfügung gestellt hatten. „Was tun wir hier?“ Nami antwortete nicht, trug lediglich zwei Stühle zum Fenster. Das Licht blieb aus und somit erkannte man nur jene Bereiche, die der Mondschein erhellte. Schweigend setzte sich die Navigatorin und verwies mit einer Kopfbewegung auf den leeren Stuhl vor ihr. Die Skepsis stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch blieb auch dieses Mal jeglicher Widerstand aus. Für ihre Verhältnisse bewegte sie sich zu langsam fort, vermutlich provozierte sie mit dieser Art, doch tat sie dennoch, was Nami von ihr erwartete. Als sie Platz genommen hatte, überschlug sie die Beine und sah durch das Fenster hinaus, wartete ab bis Nami das Wort erhob. „Hier sieht und hört uns niemand. Vielleicht zeigst du dann Gefühle.“ Ein verzweifeltes Glucksen folgte. „Denkst du es ist so einfach?“ Nami atmete mehrmals tief durch und lehnte sich vor, in dem sie die Arme an den Knien abstützte. „Du denkst zu kompliziert.“ „Kann sein“, murmelte die Schwarzhaarige vor sich hin und suchte nach einem Punkt, auf den sie sich fixieren konnte. Nami schüttelte den Kopf. Dieses Gespräch raubte ihr bereits in diesem frühen Stadium die Nerven. Wie sollte sie den restlichen Teil durchstehen ohne in Rage zu verfallen? „Du hast mich ins kalte Wasser geworfen, ohne den Hauch einer Chance mich darauf einzustellen. Das Geständnis, der Kuss“, sprach sie nachdenklich und holte sich die Erinnerung zurück. „Nur dein Abgang war alles andere als galant, muss ich schon sagen“, fügte sie feixend hinzu und strich sich dabei unbewusst über den Nacken. Letztere Aussage rang Robin ein mattes Lächeln ab. „Verzeih mir. Seien wir aber ehrlich, du hättest mich sonst nicht so schnell gehen lassen“, entschuldigte sich die Schwarzhaarige und war sich dessen im Klaren, dass das nicht gerade einer ihrer schönsten Augenblicke war. Lächelnd winkte Nami ab. „Wie du es sagst, ich hätte dich irgendwie aufgehalten.“ Robin verschränkte die Arme und biss sich leicht in die Innenseite ihrer Unterlippe. „Wieso möchtest du noch länger darüber reden? Im Grunde ist es geklärt. Es ist geschehen, wir vergessen es und machen weiter wie zuvor.“ „Weil ich es nicht kann. Ich würde mich selbst belügen, wenn ich es ignoriere. Die ganze Zeit über sprach ich über Vivi und du sitzt daneben, hörst mich an und,…“ Weiter kam sie gar nicht erst, denn es war Robin die ihr schließlich ins Wort schnitt, sie endlich ansah. „Dich selbst belügen? Warum? Ich stehe dir weiterhin als Freundin zur Seite, unterstütze dich, wo es mir möglich ist. Wäre die Regierung nicht aufgetaucht, hätte ich dir nie davon erzählt. Als ich mir darüber bewusst geworden bin, habe ich mir geschworen den Mund zu halten. Schließlich kam diese Kurzschlussreaktion, die ein Fehler war. Daher belasse es dabei. Wir sind Freunde, Zimmergenossinnen, machen wir es uns nicht schwerer als es sein müsste. Ich komm mit allem klar.“ Nami ließ das Ausgesprochene auf sich wirken, rutschte unruhig tiefer. Auf der einen Seite stimmten ihre Worte, doch irgendetwas daran missfiel ihr. Robin beobachtete die andere mit Argusaugen. Spürte, dass da deutlich mehr dahinter steckte. „Eine Frage, vorhin meintest du, du weißt selbst nicht, ob du womöglich mehr für mich empfindest. Wie kann ich das verstehen?“, fragte sie vorsichtig nach. Diese Aussage ging ihr wahrlich nicht aus dem Kopf. Nami lächelte schwach und verschränkte die Finger ineinander. „Wenn ich dir darauf bloß eine Antwort geben könnte. Du bist mir ans Herz gewachsen. Schneller als gedacht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass da mehr ist. Deine Anwesenheit, deine Worte, manche Gesten, es lässt mich nicht völlig kalt. Und,…, wo ich dachte du wärst weg, hatte ich Panik. Panik davor wieder alleine zu sein. Dich nicht mehr in meiner Nähe zu wissen. Keine Ahnung, wie ich das einschätzen soll.“ Robin nickte vor sich hin, kniff die Augen nachdenklich zusammen. Sollte sie dem Ganzen große Beachtung schenken, oder nicht? Sie erhob sich, verschränkte die Arme und lehnte sich mit dem Gesäß gegen das Fenster, wog alle möglichen Ideen ab. „Vielleicht“, fing sie an, holte tief Luft und starrte auf den Boden. „Vielleicht denkst du, da wäre mehr, obwohl es nicht der Fall ist. Sieh mal, ich kam in dem Moment, in dem dich Vivi verlassen hat. Sie ist fort, ich bin hier. Greifbar. Es ist gut möglich, dass du dich hierhin gehend zu mich hingezogen fühlst, weil du Nähe suchst.“ Zu diesem Thema dachte sich die Schwarzhaarige durchaus mehr, doch wollte sie ihre Gedankengänge nicht vollkommen preisgeben. Vor allem um sich selbst zu schützen. Ausgesprochen hörten sich manche Dinge weitaus schlimmer an. Nami öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch kam nichts. So hatte sie nie darüber nachgedacht. Es erschien einleuchtend. Robin blickte vorsichtig zur Navigatorin. Das lange Schweigen fühlte sich wie eine stumme Bestätigung an. Ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihre Brust, schmerzhaft zog sich ihr Magen zusammen. Resignierend stieß sich die Schwarzhaarige ab. Nein, das hier konnte sie sich nicht antun. „Robin“, hörte sie als sie sich bereits ein paar Schritte weit entfernt hatte. Sie hielt nicht inne, wodurch sie hörte, wie Nami hastig aufsprang und ihr hinterher ging. „Heute strapazierst du meine Nerven aufs Gröbste“, brummte die junge Frau und packte Robin am Handgelenk, zwang diese förmlich zum Stehenbleiben. Zwar kam sie dem nach, verweilte jedoch mit dem Rücken zur Navigatorin. Sie war aufwühlt, fühlte sich schlecht. Allmählich fand sie sich erneut an jenem Punkt, der ihre Fassade zum Einsturz bringen drohte. Robin suchte nach einem Ausweg. „Du bist kein Ersatz oder Spielzeug.“ Robin schloss die Augen. Ihr Kopf tat weh. Müdigkeit machte sich breit. Keine einschläfernde. Vielmehr jene dem Thema gegenüber. Sie selbst kam nie auf einen Nenner und mit Nami darüber zu reden, brachte ihr gerade weniger als erhofft. „Wenn du es sagst“, kam es gepresst. Weiterhin hielt Nami sie fest und selbst bei dieser Berührung, reagierte ihr gesamter Körper darauf. Wann waren ihre Gefühle dermaßen aus dem Ruder gelaufen? „Es war ein peinlicher Ausrutscher meinerseits, der dir den Gedanken bringt, dass du jemanden hast, der dir das gibt, das dir fehlt.“ „Du legst dir gerade alle so zurecht, wie du es benötigst, kann das sein?“ Robins Körper spannte sich an. Die Orangehaarige konnte das deutlich spüren. „Wann hast du dir Gedanken über mich gemacht? Gedanken, die weit über Freundschaft hinausgehen, die dir sagen, du empfindest mehr für mich? Wann bist du neben mir gesessen und hast dir vorgestellt, wie es wäre, wenn du mich berühren, küssen könntest? Wann lagst du nachts im Bett und hast dir gewünscht, dass ich neben dir liege? Zusammen mit dir einschlafe? Hast du das getan?“, sprach sie monoton. Innerlich kämpfte sie an zwei Fronten. Abweisung gegen Verlangen. Namis Griff lockerte sich. Krampfhaft suchte sie nach einer Antwort. Ein Glucksen von Robin folgte. „Mit Sicherheit erst nach meinem Geständnis, wenn überhaupt, richtig?“ Nami ließ ihre Hand gänzlich sinken. Ihr fiel nicht gerade viel ein. Vollkommen damit auseinandergesetzt hatte sie sich nie. „Nicht wirklich, nein“, gab sie schließlich kleinlaut zu und sah beschämt zur Seite. Diese Worte versetzten Robin einen Stich. Warum musste sie diese dumme Aktion starten? Wie naiv war sie zu glauben, dass es etwas brachte Nami davon zu erzählen? „Dann hör auf mir zu sagen, dass da eventuell mehr sein könnte.“ Die Schwarzhaarige warf einen Blick über die Schulter, besah sich die jüngere Frau, die sie begehrte, aber nicht erreichte. „Ich behandle dich wie zuvor, es ändert sich nichts an meiner Freundschaft zu dir. Selbst, wenn du wegen deiner Prinzessin Frust ablassen musst, werde ich an deiner Seite sein, solange ich die Kraft dafür habe.“ Sie würde es irgendwie durchhalten. Zwar benötigte die Schwarzhaarige Zeit, doch der Tag kam mit Sicherheit, an dem auch diese Gefühle vorübergingen. „Musst du nicht“, wisperte Nami, die spürte wie ihre Emotionen überkochten. „Doch.“ Minuten verstrichen, in denen sie sich schweigend ansahen. Am Ende war es Robin, die diesen Blickkontakt abbrach und angestrengt den Nacken massierte. Das Leben war nun mal kein Wunschkonzert und sie sollte sich mit dem zufrieden geben, was sie hatte. Immerhin, bis vor einiger Zeit hatte sie kein richtiges Zuhause, Menschen um sich, denen sie wichtig war. Nichts von alle dem. Da konnte sie sich selbst mit einer unerwiderten Liebe als glücklich schätzen. „Küss mich.“ Robins Augen weiteten sich. Wie in Zeitlupe drehte sich ihr Körper um, erkannte wie sich Nami näherte und dicht vor ihr zum Stillstand kam. Hatte sie sich verhört? Spielte ihr das Gehör einen Streich? „Was soll das?“, hinterfragte sie leise, versuchte zu erkennen, worauf die Navigatorin hinaus wollte. „Wenn deine Erklärung der Wahrheit entspricht und ich tatsächlich lediglich verwirrt bin, dann dürfte ich nichts fühlen, richtig?“ Robin spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sie wurde unruhig. Mit dieser Aufforderung hatte sie nicht gerechnet. Die Navigatorin musste verrückt sein. „Spiel nicht mit meinen Gefühlen, bitte“, wisperte sie und ballte die Hände zu Fäusten. Auf das hier durfte sie sich nicht einlassen. „Du willst Gewissheit. Damit bekommst du sie.“ „Und am Ende bin ich diejenige, die Blut geleckt hat und du diejenige, die keinerlei Empfindungen hegt und normal weitermacht. Prickelnde Vorstellung“, kam es mit einem Hauch von Sarkasmus, der ihre Unruhe überdecken sollte. „Alles ist mit einem gewissen Risiko verbunden, findest du nicht?“ Nami beließ es nicht dabei. Dieser Gedanke kam spontan, ohne nachzudenken. Vielleicht brachte es diverse Komplikationen mit sich, doch diese war sie bereit einzugehen. Sie sah es als Chance selbst herauszufinden, wie sie dazu stand. „Vergiss es“, murmelte Robin, darauf bedacht das Zittern in ihrer Stimme zu ignorieren. Ihre Selbstbeherrschung galt es aufrecht zu halten, nicht dem eigenen Verlangen zu verfallen. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab. Die Schwarzhaarige wollte nur noch eines. Verschwinden. Dieser unangenehmen Lage entkommen. „Dein Fluchtverhalten ist sagenhaft“, bemerkte Nami ernst und schnalzte mit der Zunge. Innerlich verdrehte die Angesprochene die Augen. „Ich bitte um Verzeihung, dass ich nicht als Versuchsobjekt dienen möchte“, spottete die Schwarzhaarige. Nami biss sich auf die Zunge. Mehrmals nahm sie tiefe Atemzüge. Ihr war bewusst, dass sie kein falsches Wort von sich geben durfte, dass diese Situation gegebenenfalls zum Explodieren brachte. „Ich komme nicht damit klar, dass du auch diese Seite besitzt. Lass uns bitte nicht streiten.“ „Tun wir nicht, ich nenne es eher eine Diskussion.“ Nachdenklich strich sich die Schwarzhaarige über den Oberarm. „Vermutlich ist es besser, wenn wir es vorerst dabei belassen und ein anderes Mal weiterreden. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir so schnell auf einen Nenner kommen.“ Nami schien keineswegs überzeugt, doch für Robin war dieses Gespräch vorerst beendet. Die Orangehaarige blieb alleine zurück und strich sich verzweifelt durchs Gesicht. „Wann dringe ich jemals vollkommen zu dir durch?“, wisperte sie, obwohl Robin längst nicht mehr in Reichweite war. × × Die See war ruhig. Draußen herrschte Sonnenschein mit angenehmer Temperatur, passend zum Sonnen und doch zog es Nami vor sich in der Bibliothek zu verschanzen. Immer wieder dachte sie an das Gespräch, ihre eigene Gefühlswelt nach, doch bisher hatte sich nichts geändert. Mittlerweile waren sie weitergezogen, Lysop war zurückgekehrt und Franky kam als neues Mitglied an Bord. Eigentlich eine gute Ausgangslage für die weitere Fahrt, doch ihre Gedanken kreisten weiterhin um dieses Thema. Robin verhielt sich ihr gegenüber normal, beinah zu normal. Seit diesem Abend hatte sie sich vehement gegen eine Neuauflage entschieden, ging der Navigatorin aus dem Weg. Im Grunde ihr gutes Recht. Ihr Blick galt dem leeren Stück Pergament. Anstatt endlich eine neue Karte zu zeichnen, starrte sie vor sich hin, hoffte auf einen Geistesblitz, Wunschdenken. Ihr Innenleben war auf den Kopf gestellt, durcheinander, bewegte sich im Kreis. Robin. Vivi. Resignierend streifte ihr Blick durch den Raum. Wie sollte sie herausfinden, was in ihr vor sich ging? Unruhig umspielte sie den Federkiel, ehe sie ruckartig aufstand und den Raum verließ. Sie brauchte frische Luft, die ihre Gedanken ordnete. Normalerweise lag sie bei diesem Wetter an Bord, auf einer Liege, im Bikini, bräunte sich und vergaß alles um sich herum. Geistesabwesend streifte sie über das Deck, hielt immer wieder inne, betrachtete das Meer, welches leichte Wellen gegen das Schiff schlug. Ihre Mundwinkel deuteten ein schwaches Lächeln an. Am Ende trieb es die Navigatorin zu ihren Orangebäumen. Schwerfällig ließ sie sich in die Schaukel fallen, wippte ein wenig vor sich hin, ehe sich ihre Aufmerksamkeit ein neues Ziel aussuchte. Robin, dachte sie sich und erkannte die schwarzhaarige Frau, die am Mast angelehnt saß und in einem ihrer Bücher las. Manchmal fragte sie sich, ob sie sich tatsächlich nur auf das Geschrieben konzentrierte oder sich selbst in ihrer Gedankenwelt verlor. Nicht gerade unauffällig musterte sie die Archäologin. Mit Sicherheit bekam sie das mit. Wie lange sie dies tat, konnte Nami nicht sagen, doch irgendwann sah Robin von ihrem Buch auf und beide Augenpaare trafen sich. Ohne dass ihre Lippen ein Ton verließ, betrachteten sie sich, suchten nach der ersehnten Antwort. Zu viel zwischen ihnen stand offen, hatte Klärungsbedarf und Nami war sich darüber im Klaren, dass es am Ende an ihr lag, die Distanz zu überbrücken. Kapitel 19: Eine Reise mit ungeahnten Folgen -------------------------------------------- „Bedrückt es dich tatsächlich nicht?“ Die Prinzessin drehte sich nicht um, wandte ihrer Leibwache den Rücken zu, während ihr Blick über die Stadt glitt. Natürlich ließ er es nicht darauf beruhen. Seine Neugierde blieb unverändert. „Warum? Wenn es um seine Crew geht, dann trifft er keine falschen Entscheidungen. Anscheinend ist sie kein schlechter Mensch, ansonsten hätte er sie nicht in seine Bande aufgenommen. Außerdem, ich begehe keine Kriegserklärung für eine x-beliebige Person.“ Nickend gesellte er sich zu ihr und verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine Frage bleibt unbeantwortet“, bemerkt er lächelnd und betrachtete die Menschenmenge, die sich über die Straße bewegte. Vivi seufzte in sich hinein. „Ein Teil von mir wäre gerne mitgegangen. Zufrieden?“ „Niemand hätte dich aufgehalten.“ Skeptisch hob sie die Augenbraue, drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung. „Ich bitte dich Peruh. Mein Vater wäre ausgeflippt, Igaram hätte einen Herzinfarkt erlitten und euch gefällt der Gedanke mit Sicherheit auch nicht.“ „Wenn es dein Wünsch gewesen wäre, dann hätten wir deine Entscheidung akzeptiert. Mögen ist eine andere Sache, wie du weißt.“ Vivi stützte sich am Steingeländer ab und schloss die Augen, wippte unruhig mit dem rechten Fuß. „Ändern kann ich es so oder so nicht mehr“, murmelte sie resignierend. Obwohl seither Wochen vergangen waren, war es ihr unmöglich nach vorne zu blicken. Wohl wissend, dass sie das musste. „Ich merke, dass dich etwas bedrückt. Diese Frau schließe ich aus.“ Peruh versuchte lediglich ihre Beweggründe zu verstehen. Zwar verhielt sie sich in der Gegenwart ihres Vaters oder anderen Personen normal, doch sobald sie dachte, sie war allein, erkannte er eine gewisse Traurigkeit, die sie umgab. Auch an die Gerüchte bezüglich Corsa verlor er keine Gedanken, für ihn waren sie nie mehr als Freunde gewesen und das änderte sich nicht so einfach. „Ich habe das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben“, gab Vivi schließlich zu und ließ den Kopf hängen. Fragend betrachtete Peruh die Prinzessin. „Du siehst sie mit Sicherheit wieder“, munterte er sie auf, doch schlugen seine Worte nicht an. „Vielleicht, fraglich ob es eine gute Idee ist. Womöglich ist es besser, wenn wir uns nicht nochmal begegnen. In dem Moment, in dem ich mich entschied hierzubleiben, hat sich eine Türe geschlossen.“ Er strich sich über die Stirn und versuchte zu verstehen, was sie damit ausdrücken wollte. „Liegt es an einer bestimmten Person?“, hinterfragte er schließlich, wodurch ein leises Lachen die Lippen der Blauhaarigen verließ. „Kann sein“, wisperte sie und biss sich auf die Unterlippe. Diese Zurückhaltung sah er selten. „Dir ist bewusst, dass du mir vertrauen kannst?“ Natürlich wusste sie das. Er hielt stets dicht. Sobald sie unter vier Augen sprachen, konnte sich Vivi darauf verlassen, dass er niemanden ein Wort erzählte. Nicht einmal dann, wenn ihr Vater es hinterfragte, dann log er sogar den König selbst an. Genau wie Corsa. „Nami und ich waren ein Paar. Dieser Zug ist nun abgefahren, ich habe meine Verpflichtung über sie gestellt und fertig. Trotzdem kann ich sie nicht vergessen“, durchbrach sie das Schweigen und schüttelte den Kopf. Eigentlich hätte sie längst abschließen müssen und doch kann ihr Herz diese Piratin nicht vergessen. „Der Junge tut mir leid. Die Presse selbst macht ihm Hoffnung und dann das“, lachte Peruh. Eine Reaktion mit der Vivi nicht gerechnet hatte. „Verzeihung“, entschuldigte er sich sogleich und versuchte eine ernstere Miene an den Tag zu legen. „Seine Reaktion war ein wenig dezenter“, erwiderte sie schwach lächelnd und betrachtete ihren Leibwächter. „Kann ich mir vorstellen. Seine Verliebtheit ist ihm anzusehen. Jeder Mann wäre überrascht, wenn ihm die Frau, in der er verliebt ist, erzählt sie liebe eine Frau.“ Leicht verzog Vivi das Gesicht und sah erneut auf die Straße unter ihnen. „Vater weiß es nicht. Generell wisst nur ihr zwei darüber Bescheid, also halt still.“ Er nickte. „Wie immer. Dabei gefällt dem König die Vorstellung einen Schwiegersohn wie Corsa zu haben“, bemerkte er nachdenklich und fragte sich, wie dieser auf die Neuigkeit reagieren würde. „Ist mir aufgefallen. Dumm, dass das nie geschieht. Ich kann meine Gefühle nicht beherrschen, obwohl ich es seit ihrer Abreise versuche, beinah erzwinge.“ „Denkst du nicht, dass ein Gespräch alles erleichtern würde? Habt ihr euch überhaupt richtig damit auseinandergesetzt? Für mich scheint es, als wäret ihr auseinander gegangen, ohne ein richtiges Gespräch diesbezüglich geführt zu haben.“ „Du nimmst es äußerst locker“, kommentierte die Prinzessin sein Verhalten. Eigentlich hatte sie sich eine etwas andere Reaktion erwartet. Peruh zuckte mit der Schulter, lehnte sich mit dem Rücken an das von der Sonne erwärmte Gestein und besah sich vereinzelte Wolken. „Sagen wir, ich hatte ein Gefühl. Wieder hast du meine Fragen ignoriert.“ Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Das Thema kam auf, aber richtig sprachen wir nicht. Sie spielte bereits mit dem Gedanken, dass ich hier bleibe, aber die Hoffnung habe ich ihr dennoch gelassen. Im Grunde gab es keine richtige Aussprache, keinen richtigen Abschied.“ Eine Feststellung, die sie bis heute bereute. Zwar konnte sie nicht sagen, dass das viel geändert hätte, doch wenigstens hätte man diese Punkte geklärt und nicht offen stehen gelassen. „Die Aussichten auf ein baldiges Wiedersehen sind alles andere als rosig. Bald müssten sie die erste Hälfte der Grandline hinter sich haben. Wie ich den Strohhut kenne, macht er sich ohne Umwege auf den Weg in die Neue Welt um sich seinen Traum zu erfüllen.“ Vivi stieß einen tiefen Atemzug aus. All das wusste sie bereits und war keine Hilfe. „Einen Tipp, wie ich diese Geschichte hinter mir lassen kann?“, fragte sie nach. Auch, wenn sie es nicht wirklich wollte, so musste das geschehen. In nächster Zeit gab es keine Veränderung, keine Chance die Sache zu klären. „Gefühle sind alles andere als beeinflussbar. Du kannst versuchen es dabei zu belassen. Dir einzugestehen, dass es vorbei ist und versuchen normal weiterzumachen. Die Zeit heilt zwar nicht alles, doch erleichtern sich manche Dinge automatisch. Du machst dir zu viele Gedanken.“ Eine Antwort, die ihr wahrlich nicht sehr viel brachte. Aufmunternd legte er seine Hand auf ihre Schulter, drückte diese leicht. „Falls du darüber sprechen möchtest, bin ich da. Jederzeit.“ Lächelnd nickte Vivi und sah wie er sich von ihr entfernte. „Danke.“ „Bevor ich es vergesse, Corsa kommt später.“ × × In Gedanken marschierte die Prinzessin auf und ab, erntete dadurch einen belustigen Blick nach dem anderen. Entnervt fuhr sie sich durchs Haar, hörte ein erneutes Seufzen hinter sich. Zwei starke Arme packten sie an der Schulter, bewegten sie zum Stillstehen. Fragend hob sie den Kopf an, sah ihm somit direkt in die Augen. „Wir denken darüber nach, okay? Nichts ist fixiert“, versuchte er seine beste Freundin zu beruhigen. „Mir geht es nicht darum, sich mit den Revolutionären zu treffen. Vielmehr gefällt mir der Gedanke nicht, dass mein Vater sich daran beteiligen möchte.“ Sollte sein Auftauchen auffallen, dann könnte das ein immenses Problem darstellen. Für ihn, für das Land, für alle. Sie schüttelte den Kopf und löste sich von Corsa. „Bitte?“ „Ich bin für dieses Treffen, du hast mich richtig verstanden. Nur sollte mein Vater sich von der Angelegenheit distanzieren.“ Fassungslos betrachtete Corsa die Prinzessin, die allen Anschein nach nur daran dachte. „Vivi, er hat dem zugestimmt und möchte sich gerne selbst einbringen. Ich verstehe ihn, er möchte selbst erkennen, ob es das Richtige ist oder nicht.“ „Genauso wie ich. Wie kannst du das gut heißen? Es kann schief gehen und dann? Außerdem ist ein Treffen der Regierung geplant, wo er erwartet wird.“ Im Grunde verstand er worauf Vivi hinaus wollte und doch wieder nicht. „Was möchtest du damit sagen?“ „Ich gehe, wir gehen. Mich fortzubewegen, ohne jemanden meine wahre Identität wissen zu lassen, ist kein allzu großes Problem für mich.“ Er schnaubte, hoffte sein Gehör spielte ihm einen Streich. In dieser Gefahr wollte er sie nicht sehen. „Das Krokodil hat dich durchschaut.“ „Weil er das Land an sich reißen wollte. Er wollte meinen Vater vom Thron stoßen, da ist es klar, dass er wusste, wer die Prinzessin war, die eines Tages regieren sollte.“ Einen Augenblick schwieg er, ging selbst durch den Raum, ehe Corsa sich auf einen der Stühle sinken ließ. „Ich sehe darin kein großes Problem. Du bist bei mir, er vertraut dir, achtet dich. Solange ich bei dir bin, hat er keine Angst davor, dass mir etwas zustößt.“ Ein Gedanke, der ihn zum Schmunzeln brachte. Ihm war durchaus bewusst, wie ihr Vater zu ihm stand. Weiter musste er sich eingestehen, dass ihm die Vorstellung wochenlang mit Vivi unterwegs zu sein, durchaus gefiel. Abwartend sah sie Corsa in die Augen. „Einverstanden. Reden wir mit ihm, doch versichere ich dir, er wird nicht erfreut sein.“ Erleichtert atmete die Blauhaarige auf und nickte. „Wenn es um mich und meine Sicherheit geht, ist er es nie.“ Ihr Vater behütete sie. Von Kindesbein an hatte er versucht sie vor allen zu beschützen. Doch irgendwann wurde jedes Kind erwachsen und musste seinen eigenen Weg einschlagen, Fehler begehen und sich selbst aus dem Schlamassel ziehen. Er würde nicht ewig an ihrer Seite verweilen. „Dennoch überzeugt mich das Szenario nicht. Ein Fehler bringt fatale Auswirkungen mit sich.“ Vivi zuckte mit der Schulter und hatte ihrerseits kein Problem damit. „Darüber bin ich mir im Klaren, aber meiner Meinung nach ist es der richtige Weg. Ich vertraue ihnen weitaus mehr als der Regierung. Sie können einen Umschwung mit sich bringen.“ „Diese Worte aus dem Mund einer Prinzessin“, lachte Corsa und hätte nie erwartet, dass ausgerechnet Vivi auf der Seite von Revolutionären stünde. Der Gedanke an sich hätte Vivi vor Jahren überrascht, doch mittlerweile wusste sie es selbst besser. Von daher freundete sie sich recht schnell damit an. Erneut herrschte Stille. Corsa musterte die Frau, beobachtete jeder ihrer Bewegungen. „Dein Vater hat mich erneut auf uns angesprochen“, meinte er schließlich und ein Hauch von Traurigkeit zeichnete sich in seinen Augen ab. Kein Thema mit dem sich Vivi in diesem Moment beschäftigen wollte. „Er mag dich eben.“ „Im Gegensatz zu dir.“ Vivi wandte sich ab, biss sich auf die Unterlippe. „Ich hör schon auf, keine Sorge.“ Trotz der Tatsache, dass er darüber Bescheid wusste, hörte er nicht auf. Er zeigte ihr stets auf ein Neues, dass er sie wirklich liebte. Die Abfuhr hielt ihn nicht davon ab. „Wir müssen klären, wie wir vorgehen“, meinte sie und ging zur Tür, wo sie darauf wartete, dass er ihr folgte. Mit einem Seufzen erhob sich Corsa. „Gewiss.“ × × Die Nacht war weit fortgeschritten, doch blieb der Schlaf aus. Vivi saß auf ihrem Balkon und betrachtete den Sternenhimmel. Mit einer Decke versuchte sie sich so gut es ging vor der Kälte zu schützen. Ihr Vater war zu Anfang nicht sonderlich begeistert gewesen, doch hatten sie es geschafft ihn zu überzeugen. Immerhin gab es Corsa, der sie auf dieser Reise beschützte. Sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er sich dabei mehr erhoffte. Allein als er in Erfahrung brachte, dass das ihre Idee war. Wenn Kobra bloß wüsste, wie es tatsächlich in ihrem Innersten aussah. In wenigen Tagen machten sie sich auf den Weg und bis dahin galt es genügend Vorbereitungen zu treffen. Nachdenklich zog sie die Beine an ihren Körper. Vielleicht brachte ihr diese Reise eine Möglichkeit, die sich ihr ansonsten verschloss. Sollte es das Schicksal wollen, dann könnte sie im Laufe der Reise auf ein Wiedersehen hoffen. Nein, ganz ohne Hintergedanken schlug sie diesen Weg mit Sicherheit nicht ein. Kapitel 20: Zeit zum Handeln. Zeit zum Fallen. ---------------------------------------------- Unruhig lehnte sich die Navigatorin an die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, ihre eigenen Oberarme fest umklammert. Die Fingerknöchel stachen weiß hervor. Die Situation gab ihr keine Sicherheit, vielmehr spürte sie etwas Bedrohliches. Wie konnten die Jungs diese Ruhe ausstrahlen? „Drei Tage können eine verdammt lange Zeit sein“, sprach sie gepresst. Robin verstand ihre Sorge, jedenfalls teilweise. Die Schwarzhaarige behielt die Umgebung im Auge, während sich in ihren Gedanken mehrere Szenarien zusammenbrauten. „Wir müssen uns bedeckt halten, dürfen der Marine nicht in die Arme fallen. Solange wir das schaffen, ist es machbar.“ Diese Insel strahlte eine gewisse Bedrohung aus. Dem Hauptquartier lag sie zu nahe und dennoch wimmelte es von Piraten. Kein Wunder, war es doch der direkte Weg in die heißersehnte neue See, in der sich neue Abenteuer erstreckten. Anfangs verlief der Aufenthalt äußerst ruhig. Die Jungs sahen sich um, Robin und Nami konnten sich einer Shoppingtour hingeben. Schlagartig änderte sich der Sachverhalt, wie es stets der Fall war. „Ich hab kein gutes Gefühl“, murmelte die Navigatorin und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. „Wir haben eben einen Kapitän, der Schwierigkeiten liebt“, versuchte Robin die Stimmung zu lockern. Sie lächelte und fuhr sich dabei durchs Haar. „Dieser Aristokrat hat es verdient.“ Dennoch brachte es die Bande nun in eine ziemlich prekäre Situation. Von diesen Leuten hatte sie nie zuvor gehört und eine einzige Begegnung hatte eine Wut geweckt, die sie länger nicht verspürt hatte. Generell fühlte sie dieser Insel gegenüber eine abgrundtiefe Abscheu. Nach all den Informationen, die sie erhalten hatte, wunderte es Nami nicht mehr, warum ein großer Teil der Fischmenschen sie hassten, verachteten. Die Orangehaarige stieß sich ab und schloss zu Robin auf, die weiterhin auf einen undefinierten Punkt sah. „Erinnerst du dich an die Gespräche darüber, dass wir irgendwann scheitern könnten?“, wisperte die Navigatorin, woraufhin Robin schwach nickte. „Das sagt mir mein Gefühl. Gegen einen Admiral sind wir in unserer jetzigen Verfassung machtlos ausgeliefert.“ Zögernd gab die Schwarzhaarige ihren Arm um die Schulter der anderen, drückte sie ein wenig an sich. „Wer weiß. Das Schicksal hält viele Wege für uns bereit. Bisher hatten wir zum Teil pures Glück, irgendwann reicht das nicht mehr aus. Jedoch ist eine Niederlage nicht sofort das Ende.“ Nami lehnte den Kopf an Robins Schulter und versuchte ein positives Denken aufzusetzen, doch das Gefühl erschwerte das zunehmend. Eine Weile genossen beide diese Nähe, schwelgten dabei in ihren eigenen Gedankengängen. „Nami? Robin?“, vernahmen die beiden und begaben sich sofort auf einen Sicherheitsabstand. Einen Augenblick später kam Lysop um die Ecke gebogen, den sie fragend ansahen. „Rayleigh möchte uns etwas geben, kommt ihr?“ Schweigend setzten sie sich in Bewegung, folgten dem Kanonier. Da Lysop ein paar Schritte vor ihnen ging, verschwand er zuerst im Haus. Kaum war er nicht mehr in Sichtweite, hielt die Navigatorin inne und griff nach Robins Hand, bewog diese selbst zum Stillstand. „Unsere Abmachung steht noch?“ Robin blinzelte mehrmals verwundert, ehe sie sanft lächelte. „Natürlich, sofern du möchtest?“ Die Navigatorin betrachtete die Hand der anderen, die in ihrer lag und erwiderte schließlich das Lächeln. „Ich mache keinen Rückzieher.“ Robin nickte vor sich hin, drückte deren Hand leicht, ließ los und betrat das Haus, während Nami noch ein paar Sekunden alleine draußen verweilte. Momentan gab es zwar andere Probleme und es mussten Vorkehrungen getroffen werden, doch die Zeit endlich herauszufinden, ob ihre Gefühle tiefer waren, durften dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Dieser Abend sollte weiterhin ihnen gehören. × × Angenehm prickelte die Haut der Orangehaarigen, die sich den warmen Sonnenstrahlen entgegen rekelte. Entspannung stand an der Tagesordnung, die sich Nami nicht entgehen ließ. Das Schiff ankerte direkt vor der Redline. Als sich der Koloss vor ihnen erstreckt hatte, verspürten die Strohhüten Ehrfurcht. Jeder dachte daran zurück, sofern dies geschah, wie sie den Kontinent zum ersten Mal vor sich hatten, ihn auf ihre Weise überwanden. Wie weit ihre Reise sie doch gebracht hatte. Anstatt sofort aufzubrechen und nach dem Weg zu suchen um in die Neue Welt, die zweite Hälfte der Grandline, zu gelangen, entschied sich die Bande dazu, ein paar Stunden abzuschalten, die Ruhe zu genießen. Schwungvoll erhobt sich die Navigatorin von ihrer Liege und ging leichtfüßig zur Reling. Von dort erhaschte sie einen Überblick, konnte Ruffy erkennen, der es sich nicht nehmen ließ, sich im Wasser, natürlich mit Sicherheitsvorkehrungen, zu amüsieren. Chopper lachte, plantschte in seinem Schwimmring. Er kostete jede Möglichkeit aus, die ihm geboten wurde. Zu ihm gesellte sich Brook. Ihr neuestes Mitglied. Kaum lag Water Seven hinter ihnen, gerieten sie in ein weiteres Abenteuer. Thriller Bark, das größte Schiff der Welt. Ihr blieb es auf besondere Weise in Erinnerung. Beinah hätte sie eine Hochzeit gefeiert, ihre Hochzeit. Natürlich alles andere als gewollt. Kopfschüttelnd dachte sie zurück, ehe sie sich suchend nach Zorro umsah, der die Jungs, wie aufgetragen, im Auge behielt. Ihr Blick streifte über das Deck. Am Bug fand sie Robin vor, die selbst interessiert ihre Mitstreiter betrachtete. Zwar trug diese ihren Bikini, doch mit ins Wasser ging sie selten, äußerst selten. Ihre Augen wanderten über den Körper der Schwarzhaarigen, ein nicht vielsagendes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Seit Tagen übergingen sie jenes Thema, welches zwischen ihnen stand. Dennoch merkte niemand aus der Crew, dass etwas nicht stimmte. Selbst dann, wenn sie unter sich waren, tat Robin als gäbe es kein Problem. Zwar stieg Nami darauf ein, doch dieser Twist überschattete ihre Freundschaft. Die Navigatorin nahm ein paar Schritte, schloss die Augen und atmete tief ein, während sie das Gras unter ihren Fußsohlen fühlte. Die Antwort, die sie sich erhoffte, blieb aus. Zwar nahm sie sich Robins Worte zu Herzen, doch schlau wurde sie daraus nicht, nicht wirklich. Sich Gedanken zu machen, ohne einen Versuch zu wagen, brachte sie nicht an das ersehnte Ziel. „Warum gesellst du dich nicht zu ihnen?“, hörte sie die Stimme der Schwarzhaarigen. Gemächlich öffneten sich die Augen der Navigatorin. Robin betrat die Treppe, nahm jede Stufe auf ihre elegante Weise, die Nami zum Schmunzeln brachte. Selbst bei solchen alltäglichen, unwichtigen Kleinigkeiten, legte sie eine Ausstrahlung an den Tag, die Nami tatsächlich als betörend empfand. Ja, wenn sie ehrlich mit sich selbst war, dann spürte sie eine gewisse Anziehung. Ausschlaggebend genug um tiefere Gefühle zu erkennen? In ihren Augen nicht. Ihr Herz, ihr Verstand, sie fanden einfach keinen Einklang, ließen Fragen offen und verwirrten sie zunehmend. „Vielleicht später“, antwortete die Navigatorin schulterzuckend und wandte den Blick von der Schwarzhaarigen ab, die lediglich schwach nickte und über das Deck wanderte. „Und du?“ „Ich passe. Ich lasse mich lieber bräunen und nehmen später ein entspannendes Bad.“ Mit dem Badezimmer hatte sich Franky selbst übertroffen. „Mit Chopper?“ Meist badeten sie alleine, ab und an mit Chopper. Da er an menschlichen Frauen komplett desinteressiert war, machte es ihnen nichts aus und er war eine angenehme Gesellschaft. Obwohl es sich anbot, badeten nie zusammen. Im Gegensatz zu den Jungs, die daraus eine reine Party machten. „In der Tat.“ Robin riskierte ihrerseits einen letzten Blick auf die Navigatorin, ehe sie sich auf den Weg in die Kombüse machte. Eine Tasse Kaffee und ihre Gedanken würden sich wieder ordnen. Die letzte Zeit hatte sie nachdenklicher denn je gestimmt. Niemanden fiel es auf. Grund dafür war, dass sich an ihrer normalen Art nichts änderte. Lediglich derjenige, der auf Details achtete, konnte hinter ihre Fassade blicken und erkennen, dass sie nicht sie selbst war und solch eine Aufmerksamkeit hatte niemand der Anwesenden. × × „Was ist das für ein Ding?“, fragte Sanji außer Atem und zündete sich eine Zigarette an. Sein Körper erschauderte. Die gesamte Bande musste zusammenhalten um einen einzigen Feind aus dem Verkehr zu ziehen. Eine Seltenheit. „Ein Cyborg? Er sieht dem echten Samurai verdammt ähnlich.“ Lysop sah zu Franky, der sich die Überbleibsel betrachtete. „Da steckt eine weitaus höhere Technologie dahinter. Nicht mit meinem Aufbau zu vergleichen. Das ist definitiv nicht menschlich.“ Ruffy streckte seine Zunge heraus und atmete heftig durch. Damit hatten sie nicht gerechnet. Allen war der Kampf anzusehen. Derartige Probleme kannten sie nicht. Wenn, dann gab es mehrere Feinde, die ihnen das Leben zur Hölle machten, doch ein einziger, der sie wie Anfänger aussehen ließ? „Gefühle irren nicht“, murmelte Nami, die die Finger in ihrem Haar vergrub. Der kalte Angstschweiß lief ihr über den Rücken. Robin, die nicht allzu weit von ihr entfernt saß, musste zugeben, dass sie nicht daran gedacht hatte, dass sie der Feind so schnell einholte. „Besser wir verschwinden“, sprach sie in die Runde. Deutlich spürte sie Namis Blick, der auf ihr ruhte. Schwach lächelnd erwiderte sie den Augenkontakt. Diesen Tag hatten sie sich anders vorgestellt. „Alles wird gut.“ Innerlich glaubte sie nicht daran. Trotzdem versuchte sie die Navigatorin ein wenig aufzumuntern. Nami verzog nachdenklich das Gesicht, schüttelte sacht ihren Kopf. „Lüg mich nicht an“, formten die Lippen der Navigatorin. Eine Nachricht, die lediglich die Schwarzhaarige mitbekam. Robin nickte und wandte sich ab. × × Anspannung lag in der Luft, die die Navigatorin scharf einatmete. Gehen oder eintreten. Mehr Möglichkeiten standen nicht zur Auswahl. Während sie eine Hand an ihrer Hüfte hatte, massierte sie mit der anderen ihren Nasenrücken. Minuten verstrichen und diese Zurückhaltung war ihr in diesem Bereich unbekannt. Wieder wandte sie der Tür den Rücken zu und sah aufs Deck, wodurch ihr die Gesichtszüge leicht entglitten. Franky musterte sie irritiert. „Ist was?!“, murrte sie und erkannte, wie er schnell die Arme hob, abwinkte und weiterging. Genervt biss sie die Zähne aufeinander und drehte sich schnurstracks um und öffnete energisch die Türe. Hier war man nie alleine. Kaum betrat sie das Bad erntete sie belustigende Blicke. „Damit habe ich gewonnen, richtig?“, freute sich Chopper, der sich am Beckenrand abstützten und zu Robin sah, die Nami amüsiert fixierte. „Gratuliere“, entgegnete sie dem Rentier. Sie lehnte mit dem Rücken gegen den Rand, die Arme angewinkelt. Nun zeigte sich die Irritation in Namis Gesicht. Daraufhin drehte Robin ihren Kopf wieder nach vorne. „Wovon sprecht ihr?“, fragte sie skeptisch nach, während sie anfing sich ihrer Kleidung zu entledigen. Sorgfältig gab sie ihre Sachen auf die Kommode und trat unter die Dusche. Genussvoll rekte sie sich dem warmen Wasserstrahl entgegen, der ihren Körper zunehmend entspannte. „Robin und ich haben uns gefragt, ob du endlich das Bad betrittst oder nicht. Sie glaubte nicht mehr daran, daher habe ich gewonnen“, erklärte er fröhlich. Auf Namis vernichtenden Blick hin sank er jedoch tiefer und verkniff sich sein Grinsen. „Woher?“ Robin gluckste und warf der Navigatorin einen Schulterblick zu, versuchte nicht in Versuchung geraten diese auffallend zu mustern. „Dir ist bewusst, dass er einen ausgeprägten Geruchssinn hat?“, meinte sie belustigend. Ein leises Brummen seitens Nami war die Folge. Sie stellte das Wasser ab und gesellte sich zu ihnen. Langsam ließ sie sich ins Wasser gleiten, spürte erneut das Prickeln auf ihrer Haut. Entspannt seufzte sie auf und machte es sich bequem. Den Kopf gab Nami in den Nacken und schloss die Augen. „Ich habe lediglich das Wetter betrachtet“, murmelte sie und konnte erahnen, dass Robin den Worten keinen Glauben schenkte. „Natürlich.“ Eine Weile herrschte Schweigen, jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Nami empfand die Atmosphäre durchaus als angenehm, anders als erwartet. Womöglich lag es auch daran, dass sich Chopper mit ihnen hier aufhielt. Ein Punkt, der sich bald änderte. Sie kannten den Arzt gut genug um zu wissen, dass er nicht sehr lange im Bad verweilte. Mit der Zeit machte ihm die Hitze, die Luftfeuchtigkeit durchaus zu schaffen und er zog sich meist zurück. Innerlich wartete Nami bereits darauf und wenige Minuten später erhielt sie ihre Bestätigung. Einen Spalt breit öffnete sie die Augen und sah dem Kleinen hinterher. „Zum Reden hast du dir einen interessanten Ort ausgewählt“, kommentierte Robin und massierte sich ihren Nacken, der wahrlich verspannt war. „Tu jetzt nicht, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche“, fügte sie hinzu und sah aus dem Augenwinkel zu Nami, die schwach lächelte. „So durchschaubar?“ Robin nickte. „Meist wartest du bis zum Abend hin. Ungewohnt, aber berechnend.“ Sie vernahm einen Seufzer. „Ich habe nachgedacht.“ Robin verzog amüsiert das Gesicht. Wie oft hatte sie diese Worte in den letzten Tagen, Wochen gehört? Dennoch schwieg die Schwarzhaarige und wartete ab. Zwar versuchte sie selbst diesem Thema aus dem Weg zu gehen, doch wenn Nami sich damit beschäftigte, keimte Hoffnung hoch. Eine Hoffnung, die meist Ernüchterung mit sich brachte. Doch war sie vorhanden. Deutlich merkte Robin, dass Nami alles andere als mit sich im Reinen war. Nami glitt mit den Fingerspitzen über die Wasseroberfläche. „Du bist tatsächlich im falschen Moment zu uns gestoßen.“ Vorsichtig zog Robin die Luft ein, versuchte keinen Blickkontakt zu ermöglichen. „Versteh mich bitte nicht falsch. Damit meine ich, dass du zu dem Zeitpunkt auf der Bildfläche erschienen bist, wo ich nur Augen und Gedanken für Vivi hatte. Ich zog mich in meine Welt zurück und habe mich vor allem verschlossen. Ab und an habe ich dich angesehen, dich beobachtet, über dich nachgedacht und sofort dicht gemacht. Darum war ich überrascht oder habe diese Gedanke erst nach deinem Geständnis zugelassen. Seither denke ich beinah pausenlos darüber nach und finde dennoch keine absolute Antwort.“ Angestrengt versuchte sie eine Regung zu erkennen, doch Robin wirkte vollkommen abgeschottet. Manchmal wünschte sie sich, sie wäre wie andere. Jemand, der offen zeigte, wie es in seinem Inneren aussah. Ihr die Situation somit erleichterte. „Und wieder schließt sich der Kreis“, gab die Schwarzhaarige schließlich von sich und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich bin erschöpft. Wir reden, wir schweigen, wir reden und nie finden wir eine Lösung. Du erzählst mir stets auf ein Neues, wie es in dir aussieht, doch ist es mir keine Hilfe. Daher wollte ich diese Geschichte erst wieder aufnehmen, wenn du dir sicher bist.“ Starr sah sie geradeaus und allmählich fühlte sie sich wieder an dem Punkt angelangt, an dem ihre Fassade zu brechen drohte. Momentan schwankte diese zu sehr. Unter normalen Umständen konnte sie alles verbergen, hatte ihre Gedanken, ihr Handeln im Griff. Kontrolle stand im Vordergrund. Ihre Gefühle übernahmen jedoch die Überhand und brachten ihre Routine ins Wanken. „Wenn wir wieder ohne einen Ausweg auseinandergehen, dann suche ich erneut das Gespräch, Robin. Solange bis es Früchte trägt.“ Die Schwarzhaarige lachte verzweifelt auf. „Zum ersten Mal kann ich dir sagen, dass du diejenige bist, die zu kompliziert denkt. Entweder gibt es den Hauch einer Chance für mich, oder nicht. Entweder, oder!“, sprach sie in einem deutlich schärferen Ton, als man von der Archäologin gewohnt war. Nami runzelte die Stirn, konnte sich allerdings kein Lächeln verkneifen. Erneut fiel die andere aus ihrer Rolle. Die Reaktion forderte Nami bewusst heraus. Sie wollte jene Robin sehen, die sich nicht kontrollierte sondern Gefühle preisgab, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie andere darauf reagierten, sie sahen. „Warum siehst du mich nicht an?“ „Ich kann auch gehen“, wisperte die Schwarzhaarige, die erneut den Drang verspürte, sich zurückzuziehen. Flüchten, Smalltalk, fachliche Unterhaltungen, zuhören, darin war sie gut. Alles andere raubte ihr die Nerven. Sie spürte eine Hand an ihrer Wange, die sie in die gewünschte Richtung drückte. Angespannt gab sie dem nach. Nami so nah bei sich zu wissen, vor allem nackt, kostete sie einiges an Selbstbeherrschung. Einen Augenblick lang sahen sie sich schweigend in die Augen. Merklich fühlte die Navigatorin wie Robin den Kiefer aufeinander biss. Sanft lächelnd strich sie über ihre Wange. „Ich bin hier, oder? Wenn ich keinerlei Empfindungen dir gegenüber hätte, wäre ich dann hier? Würde ich über dich nachdenken? Nein, mit Sicherheit nicht, aber ich habe Angst. Verdammt große Angst. Was ist, wenn sie nicht ausreichen? Wenn ich am Ende deine nicht auf die Weise erwidern kann, wie es dir zusteht? Ich habe Wochen gebraucht um Vivi so gut es geht hinter mir zu lassen. Die Frau bei der ich dachte, es gäbe keine andere mehr. Weder möchte ich dich, noch mich selbst verletzen“, sprach sie offen und versuchte in den Augen der anderen irgendetwas zu erkennen, das ihr half. „Manche Antworten erfahren wir erst im Laufe der Zeit. Du kannst es erst wissen, wenn du es riskiert hast“, hauchte die Schwarzhaarige. „Wo wir wieder dabei wären, dass du dich als Spielzeug sehen könntest.“ „Du spürst etwas. Wir wäre es, wenn wir gemeinsam versuchen zu erkennen, was es genau ist?“ In Robins Augen war es durchaus ein riskantes Manöver, doch damit gäbe es endlich eine Möglichkeit zu erahnen, wohin sie diese Reise brachte. Lieber verbrannte sie sich ihre Finger und erhielt eine richtige Abfuhr, als sich weiterhin auf diese Weise zu quälen. „Schritt für Schritt?“ „Ja, wir nehmen uns die Zeit. Ich will nicht, dass du dich sofort und ohne Umwege in die nächste Beziehung stürzt. Das verlange ich mit Sicherheit nicht. Lass uns einfach klein anfangen und wer weiß, vielleicht bekommst du die Antwort, die du dir erhoffst.“ „Du möchtest mich sozusagen auf ein Date einladen?“, scherzte Nami und grinste schwach. Robin legte ihre Hand auf jene der anderen. „Eine Verabredung, ja. Wenn wir die nächste Insel erreicht haben, dann nehmen wir uns einen Abend, der uns allein gehört. Fernab der Crew, die uns stört. Was sagst du?“ Nami ließ sich die Idee durch den Kopf gehen. Beide hatten nichts zu verlieren. Anstatt länger drum herum zu reden, sich zu drücken, könnte dieses Vorhaben womöglich mehr klären. „Einverstanden.“ Robin lächelte sanft, gab die Hand der anderen von ihrer Wange. „Ich lass dich dann mal alleine. Ich bin durchgeweicht. Außerdem, sofern du nicht möchtest, dass ich mich vergesse, ist es besser zu gehen.“ Ihr Blick wanderte verführerisch über den Körper der anderen, jedenfalls soweit es die Aussicht zuließ. Mit einem verschmitzten Lächeln stieg die Schwarzhaarige aus dem Wasser. „Du tust gerade so, als hättest du mich nie zuvor nackt gesehen“, kommentierte Nami kopfschüttelnd. Robin gluckste, trocknete sich bereits ab und zwinkerte der Navigatorin zu. „Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich nicht daran geglaubt auch nur den Hauch einer Chance zu haben“, konterte die Schwarzhaarige neckisch und zog sich an. Nami schnalzte mit der Zunge, ließ sich tiefer ins Wasser gleiten. Sie warf sich das Handtuch über die Schulter und verließ wortlos das Bad. Ein leises Lachen drang über die Lippen der Navigatorin, während sie der älteren hinterher sah. Vielleicht endete das alles in einer Katastrophe, vielleicht fand sie endlich heraus für wen ihr Herz schlug. Die Zeit würde es ihr endlich zeigen, hoffentlich. × × „Verschwinde, Robin!“, schrie Ruffy energisch und versuchte die Schwarzhaarige abermals dazu aufzufordern, die Gefahrenzone endlich hinter sich zu lassen. Robin versuchte auszuweichen, zu verschwinden. Keine Chance. Wut kochte hoch, gemischt mit Angst und Sorge. Ruffy und sie. Mehr gab es nicht mehr. Jeder verschwunden, direkt vor ihren Augen, auch Nami. Nami war fort. Ein Gedanke, der ihre Eingeweide schmerzhaft verkrampfen ließ. Viel Zeit blieb der Schwarzhaarigen jedoch nicht mehr. Ein Kloß bildete sich, ihr Körper erzitterte. Starr richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf den Samurai, der direkt vor ihr erschien. Zwar vernahm sie den erneuten Ruf ihres Kapitäns, doch gab es kein Entkommen. „Zu unsere Verabredung schaffen wir es wohl beide nicht“, murmelte Robin melancholisch. Kapitel 21: Das Geschehen nimmt seinen Lauf ------------------------------------------- Starr richtete Robin ihren Blick auf den Boden, den Kopf hatte sie mit einer Hand abgestützt. Die Worte des Revolutionärs nahm sie lediglich gedämpft war. Die Zeit auf Bartigo Island schien kaum zu vergehen. Ein Schneckentempo der Extraklasse. Ein Glück, dass sie sich hie und da der einen oder anderen Mission anschloss, die ihr erlaubten einen freien Kopf zu bekommen. Seit einer halben Stunde saß sie mit jenem Mann zusammen, dem sie auf Tequila Wolf begegnet war. „Du bist wahrlich kein sehr gesprächiger Zeitgenosse, aber heute stellst selbst du einen neuen Rekord auf“, meinte er lachend und lehnte sich zurück. Mittlerweile hatte er sie näher kennengelernt, daher erkannte er schemenhaft, wie es war, wenn sie sich deutlich mehr zurückzog als es sonst der Fall war. Robin räusperte sich und überschlug die Beine. „Tut mir leid, ich bin wohl neben der Spur. Was sagtest du?“ Mit der Hand winkte er ab. „Nicht wichtig. Möchtest du darüber reden?“, fragte er sanft nach. Drängen wollte er die Schwarzhaarige mit Sicherheit nicht. Obwohl sie seit Monaten zusammenarbeiteten, konnte er weiterhin kaum glauben, sie persönlich zu kennen. Seit er ein Teil der Revolutionäre war, wusste er, dass sie nach ihr suchten. Ihre Fähigkeiten sprachen für sich. Als man die Information erhielt, dass sie mit Crocodile ein Team bildete, hatte niemand eine Ahnung, wie man diese Paarung einzuordnen hatte. Ein Glück, dass das kein größeres Bündnis war und sie vollkommen auf solch einer Seite stand. Irgendwie sah er zu ihr auf. „Ich denke kaum, dass das etwas bringt. An meiner Situation ändert sich nichts“, gab sie mit einem Hauch von Traurigkeit in ihrer Stimme von sich. Innerlich fragte sich Robin, wie es der restlichen Mannschaft erging, insbesondere Nami. Die Zusammenarbeit half ihr sehr, sie erlangte Informationen auf schnellerem Wege als normal. Einen besseren Aufenthaltsort hätte sie sich nicht wünschen können und doch plagten sie Alpträume. Während sich diese normalerweise um ihre Vergangenheit drehten, behandelten die momentanen Nami. Wenn es nicht gerade die Trennung war, dann eben eine andere Sache, die mit der jungen Navigatorin im Zusammenhang stand. Solche Träume waren ihr fremd, bereitete ihr jedoch großes Kopfzerbrechen. „Hinsichtlich deiner Freunde bist du äußerst verschlossen.“ Der Mann sah auf seine Uhr. Skeptisch musterte Robin ihr Gegenüber, ließ ihre Hand sinken. „Ist heute etwas Besonderes?“ Er lachte leise und kratzte sich am Nacken. „Nun ja, könnte ich so sagen. Wir erwarten hohen Besuch.“ Bei seinen Worten wurde Robin hellhörig. Davon hatte bisher niemand gesprochen. Eindringlich sah sie ihn an, woraufhin er ein Seufzen ausstieß. „Du kennst sie“, fügte er knapp hinzu. Seit er darüber Bescheid wusste, fragte er sich wie eine Konfrontation dieser Parteien aussehen würde. Schließlich waren beide in der Vergangenheit alles andere als Freunde. „Ich bin kein großer Fan von Rätselraten, jedenfalls nicht auf die Weise“, meinte sie ernst. „Vivi Nefeltari.“ Binnen Sekunden versteinerte ihr Gesichtsausdruck. Der Name hallte in ihren Ohren. Unbewusst ballte sich ihre Hand zur Faust, biss ihren Kiefer aufeinander. Es dauerte eine Weile, doch schließlich löste Robin ihre Starre und erhob sich, machte ein paar Schritte durch den Raum. Der Revolutionär beobachtete die Schwarzhaarige aufmerksam und schluckte. Mit solch einer Reaktion hatte er rechnen können. „Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich viel zum Klären gibt?“ Robin nahm mehrere tiefe Atemzüge, massierte angestrengt ihren Nasenrücken. Am Fenster blieb sie stehen, verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah von einem Punkt zum anderen. „Muss ein Schock sein, jene Frau zu treffen, deren Land du zusammen mit dem Krokodil einnehmen wolltest. Und,…“ Automatisch hob sie ihre Hand, signalisierte ihm aufzuhören. Augenblicklich folgte er ihrer Aufforderung und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Minuten herrschte ein erdrückendes Schweigen. In jener Zeit versuchte Robin ihre Gedanken zu ordnen. Die Prinzessin wusste mit Sicherheit nicht, dass sich die Schwarzhaarige auf dieser Insel befand. Während ihres Aufenthaltes schien es keine schlechte Idee sich eher bedeckt zu halten. „Wie lang bleibt sie?“, fragte sie gepresst, während ihr rechter Fuß unruhig wippte. „Ein paar Tage. Dragon möchte mit ihr sprechen. Diese Familie ist sehr bedeutend. Immerhin hat sie zur Gründung der Weltregierung beigetragen.“ „Und trotzdem erfolgt ein Zusammenschluss mit den Revolutionären?“ Ihr war zwar aufgefallen, dass Kobra nicht wie jeder andere war, doch ein solches Vorgehen war alles andere als berechenbar und zudem warf es etliche Fragen auf. „Die Welt steht vor einem erneuten Wandel. Von Anfang unterschieden sie sich von den restlichen neunzehn Familien. Da überrascht mich das ganz und gar nicht. Eher sehe ich Hoffnung.“ Wie sollte sie dem Ganzen aus dem Weg gehen? Eigentlich hatte sie kein Problem damit ihr gegenüber zu treten, Robin stand zu ihren Taten, keine Frage. Ihre Gedanken kreisten um etwas ganz anderes. Bevor sie eine Antwort geben konnte, wurde die Türe schwungvoll geöffnet, ein weiterer Mann trat ein. „Das Schiff ist angekommen.“ Robin verharrte auf ihrer Position. Keine Nachricht, die ihre Laune anhob. „Dragon hat gebeten, dass Sie dem Gespräch beiwohnen, Miss Robin.“ Die Schwarzhaarige lachte rau auf und schüttelte mit dem Kopf. Gemächlich drehte sie sich um. „Das Schicksal scheint mich wirklich auf seiner schwarzen Liste zu haben“, gab sie sarkastisch von sich und folgte dem Überbringer. Der Blonde erhob sich, hielt sich selbst ein Lachen zurück. „Du siehst alles zu negativ, wirklich.“ „Glaube mir, wenn du den wahren Grund wüsstest, dann würdest du mich verstehen, sehr sogar.“ Äußerst langsam schlenderte sie durch die Gänge, versuchte noch keine allzu großen Gedanken daran zu verlieren. Die Gunst der Stunde stand auf ihrer Seite, Vivi hatte immerhin keinerlei Ahnung. Ein Grund sich in Sicherheit wiegen zu können. Vor dem großen Konferenzraum hielt Robin nochmals inne. Sie nahm sich eine Minute, ehe sie die Türe vorsichtig öffnete. Sofort vernahm sie eine bekannte Stimme. „Auf wen warten wir?“, fragte Corsa. Robin trat unbemerkt ein, sowohl die Prinzessin als auch der ehemalige Rebellenanführer saßen mit dem Rücken zu ihr. „Auf mich“, sprach Robin mit einem ruhigen Tonfall und trat näher. Augenblicklich drehten sich die Besucher zu ihr um und die Überraschung stand ihnen sichtlich ins Gesicht geschrieben. × × Entnervt schlug Nami das Buch zu. Seit geschlagenen Stunden versuchte sie bereits, sich auf das Geschriebene zu konzentrieren. Zeit sich einzugestehen, dass das ein sinnloses Unterfangen war. Tief durchatmend, fuhr sie sich mit den Handflächen über ihr Gesicht, durch die Haare, ehe sie den Stuhl zurückschob und aufstand. Langsam schritt sie an das Fenster, lehnte sich seitlich gegen das Glas, sah nach draußen. Bald ging die Sonne unter und der Tag hatte ihr keine Fortschritte eingebracht. Eher schien sie einen Schritt zurück zu tätigen. Obwohl bereits Monate vergangen waren, in denen sie sich an die Situation gewöhnt hatte, gab es hie und da einen Rückschlag, der ihr Innerstes aus der Fassung brachte. Warum der plötzliche Wandel? Ihr Magen zog sich unweigerlich zusammen. Woher kam dieses ungute Gefühl? Die mangelnde Konzentration war eine Sache, diese aufkommende Empfindung eine andere. Wie eine Vorahnung. Doch weswegen und vor allem wovon? Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Beunruhigt streifte ihr Blick die Wanduhr. In einer Stunde gab es Abendessen. Beinah täglich kochte Haredesu mit. Ein nett, alter Mann, der ihr stets ein offenes Ohr schenkte, den sie mit Fragen durchlöchern konnte und der ihr von Beginn an helfend zur Seite stand. Starr beobachtete sie den Sekundenzeiger, ehe sie zur Tür ging, ihre Jacke vom Haken nahm und nach draußen trat. Um Zeit totzuschlagen, würde sie ihm bei der Zubereitung helfen. Ablenkung brauchte sie alle mal. Das kleine Haus hatten ihr die Bewohner überlassen. Eine Geste, die sie nicht als selbstverständlich ansah. Sie gaben ihr einen Rückzugsort. Hier konnte sie frei, ungestört ihren Gedanken und vor allem der Arbeit nachgehen. Im Gegenzug half Nami beim geschäftlichen Teil. In ihren Augen hatte man das Geschäft schleifen lassen, es wirkte katastrophal. Für ihre Leistungen forderten sie kaum etwas, selbst die Tageszeitung kostete mittlerweile mehr. Also übernahm sie die Verhandlungen. Selbstverständlich obliegt ihnen zu sagen, wie viel sie wollten, doch ihre Arbeit war mehr wert als die paar Berry. Mit ihrer Änderung waren sie jedoch durchwegs zufrieden. Während Nami den Weg zu seinem Haus einschlug, betrachtete sie die Umgebung. Obwohl sich Veränderungen als Mangelware herausstellten und kaum interessante Dinge geschahen, tat sie es gern. Alles schien seinem geordneten System nachzugehen. Ein beruhigender Gedanke. Manchmal erhaschte sich Nami bei dem Gedanken, wie ein Leben hier wäre. Auf Dauer, ohne Ablaufdatum. Fern der Regierung. Fern der Kopfgeldjäger. Fern aller Probleme. Herrschte Langeweile, so reiste man auf das untere Meer, machte Geschäfte, sah sich dort um. Beinah zu einfach. Im Gehen grüßte sie hie und da Bewohner. Viele gab es nicht. Dazu war der Inselumfang zu klein. Eine kleine, äußerst beschauliche Insel in 10. 000 Meter Höhe, ohne selbsternannte Götter. Dafür voller Forscher, die ihr Interesse teilten. Schwach lächelnd hielt sie vor seinem Haus, klopfte an die Türe und trat schließlich ohne zu warten ein. „Hey, ich bin es, dachte ich helfe dir ein wenig“, sprach sie ein wenig lauter und entledigte sich dabei ihrer Jacke. Haredesu streckte den Kopf aus seinem Arbeitszimmer und lächelte breit. Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ah, das höre ich gern. Genug gearbeitet?“ Er schlürfte an ihr vorbei um in die Küche zu gelangen. Kopfschüttelnd folgte sie dem alten Mann, ließ nebenbei die Jacke auf das kleine Sofa gleiten. „Ich stecke fest. Vielleicht hilft eine kleine Pause“, entgegnete Nami schulterzuckend und wusch sich die Hände. Während er ihr zuhörte, nickte er abermals und setzte Tee auf. Wenn sie ihn manchmal beobachtete, dann konnte sie nicht glauben, dass er auf dem Gebiet des Wetters ein wahres Genie war. Er wirkte gern tollpatschig und alles andere als ein ernstzunehmender Gesprächspartner. Bei ihm musste man tatsächlich erst hinter die Fassade sehen, um zu erkennen, was er alles auf dem Kasten hatte. „Worüber zerbrichst du dir den Kopf?“, fragte er nach, neigte den Kopf zur Seite und musterte Nami durchdringlich. Perplex erwiderte sie den Blick einen Augenblick lang, ehe sie auf die Arbeitsplatte sah, über die sie mit ihren Fingerspitzen strich. „Mir fehlt lediglich die nötige Konzentration“, sprach sie wahrheitsgemäß. Dennoch hegte sie den Gedanken, dass es durchwegs mit der einen oder anderen Sache zu tun haben könnte. Die ersten Wochen tat sie sich durchaus schwer. Täglich kreiste alles um die Niederlage, das Fehlen ihrer Freunde. Nach und nach hatte sie sich allerdings an diesen Zustand gewöhnt. Die Zeit half neue Gewohnheiten anzunehmen. Mittlerweile verlief alles in gut geregelten Bahnen und die Arbeit verlief vielversprechend. Daher war Nami verwundert über die plötzliche Wendung. „Du hast lange nicht mehr über deine Crew gesprochen“, bemerkte Haredesu nachdenklich, kramte zwei Tassen hervor, die er schon einmal zum Tisch brachte. Nami hob eine Augenbraue, biss sich auf die Lippe. „Lag daran, dass ich mich gut eingearbeitet habe. Ich konnte einige Karten fertigstellen und einige Dinge studieren, da vergeht die Zeit und ich schaffe es, bestimmte Gedanken fernzuhalten.“ In dieser Hinsicht war sie schon immer einfach gestrickt. Kaum vertiefte sie sich in ihr Vorhaben, schon verlor sie jegliches Zeitgefühl. Ihre Aufmerksamkeit galt nur noch ihrer Arbeit und der Rest wurde perfekt ausgeblendet. Daher konnte sie sich auch vorstellen, dass ihr Körper lediglich eine Rast benötigte, frische Kräfte sammeln musste. „Für mich hört sich das an, als ob du dich vor der Realität verschließen wolltest“, schnaubte er und nahm die Kanne Tee um den Inhalt in die Tassen zu gießen. „Vielleicht“, murmelte Nami und ließ sich auf einen der Stühle sinken. Nachdenklich umfasste sie die warme Tasse und starrte auf den Tee, der leicht dampfte. Summend fügte Haredesu seinem Getränk ein wenig Zucker hinzu. „Ich bin neugierig. Weißt du nun, wie du weiter vorgehen wirst?“, fragte er nach einem kurzen Schweigen und nippte vorsichtig am Tee. „Ich denke, ich nehme mir als nächstes diesen Blitzregen vor. In welchen Teilen er bevorzugt auftritt,…“, brach sie und kniff ihre Augen zusammen. Sein Blick zeigte ihr, dass das nicht war, womit er mit seiner Frage abzielte. „Ich denke, wir sollten kochen“, murmelte sie anschließend und wartete noch ab, bevor sie einen Schluck zu sich nahm. Erneut schnaufte der alte Mann. „Erst trinken wir in Ruhe unseren Tee und dann können wir gerne zum Kochen übergehen. Also?“ Verschmitzt lächelte er vor sich hin, wippte leicht mit beiden Füßen. Ja, manchmal wirkte er wie ein kleines Kind, das es kaum erwarten konnte, mehr zu erfahren. Der Drang nach Wissen kam ihr durchwegs bekannt vor, wenn auch auf eine andere Weise. „Schon gut. Viel kann ich nicht sagen. Im Grunde hat sich seit dem letzten Gespräch kaum etwas geändert. Der Abstand hilft mir mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Mittlerweile ist mir durchaus bewusst geworden, dass ich mich mehr zu ihr hingezogen fühle. Ich hege ein Interesse, das weit über Freundschaft hinausgeht. Ich mag sie sehr und ich vermisse sie. Ehrlich gesagt, irgendwie fühlt sich alles anders an. Das Gefühl, wenn sie nicht in der Nähe ist, ist intensiver als ich es bisher kannte. Das Wiedersehen kann nicht schnell genug kommen.“ Vorsichtig nippte sie am Tee, nahm einen tiefen Atemzug und betrachtete das Holz. „Die Trennung hat einen positiven Effekt. An Bord unseres Schiffes gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten, Rückzugsorte. Im Grunde sind wir nie wirklich allein. Hier kann ich all den Gedanken nachgehen und mich damit auseinandersetzen, ohne gestört zu werden. Die Entfernung hilft mir. Und sobald alles vorbei ist, stelle ich mich meinen Gefühlen und kann nur hoffen, dass sich ihre nicht geändert haben.“ „Du liebst sie.“ Keine Frage, eine Feststellung, die ihn zufriedenstellte. Als er Nami näher kennenlernte, dachte er sie vermisste lediglich ihre Freunde. Es dauerte, doch nach und nach hatte sich die Navigatorin ihm gegenüber geöffnet und seither fungierte er teils als Zuhörer, teils als Art Berater. „Vielleicht“, wisperte Nami und lächelte sanft. Kapitel 22: Heimkehr -------------------- Nach all den Monaten, endlich, der Moment auf den sie alle warteten, trat ein. Obwohl der Abschied von den Himmelsbewohnern sie in gewisser Weise wehmütig stimmte, fühlte sie sich glücklicher als jemals zuvor. Bald waren sie wieder vereint. Den Weg zur Bar nahm sie schnurstracks. Die ganze Zeit über zierte ein breites Lächeln ihre Lippen. Das Haus lag direkt vor ihr. Einen kurzen Augenblick hielt sie inne, fragte sich wer bereits dort war, nahm einen tiefen Atemzug, ehe sie nicht länger warten konnte. Schnell nahm sie die letzten Meter und trat ein. Sofort erkannte sie Shakky, der die Bar gehörte. Wie sie die Schwarzhaarige in Erinnerung hatte, stand sie mit einer Zigarette hinter der Theke. „Sieh an, sieh an. Allmählich füllt sich das Haus“, sprach die Frau, als sie Nami erkannte und lächelte ihr entgegen. Nami nickte, ihre Aufmerksamkeit jedoch erhielten zwei Männer, die mit dem Rücken zu ihr saßen. Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Der Lockenkopf war der erste, der sich zu ihr umdrehte und ihr Grinsen nur allzu gern erwiderte. Sie schüttelte mit dem Kopf. Er hatte sie wahrlich verändert. „Wird auch Zeit, jetzt fehlen noch drei“, sprach er lachend. Der Grünhaarige nippte weiterhin an seinem Bier und machte keine Anstalt einen Ton von sich zu geben. Leicht verdrehte Nami ihre Augen, ehe sie auf die beiden zu ging und die Arme um ihre Schulter gab, sie an sich drückte. „Ich hab euch vermisst, ihr seht gut aus“, meinte sie fröhlich und kassierte sogleich ein Brummen von Zorro. „Sogar das fehlte mir“, lachte sie. Holprig erwiderte er ihre Geste, die mit Sicherheit nicht sein Fall war. Doch in Anbetracht der Situation konnte er sogar damit leben. „So, genug der Rührseligkeit. Du hast uns wieder, ich habe dich leider auch wieder an der Backe, also alles beim Alten“, brummte er, doch deutlich zeichnete sich ein Grinsen auf seinen Lippen ab. „Idiot“, kommentierte Lysop, hob jedoch abwehrend die Arme, als ihm Zorro einen finsteren Blick zuwarf. „Manche Dinge ändern sich nie“, murmelte Nami kopfschüttelnd und musterte beide eingehend. Lysop wirkte nicht länger schmächtig, ihm sah sie die Veränderung deutlich an. Zorros markante Neuerung stimmte sie allerdings nachdenklich. „Was ist passiert?“, fragte sie vorsichtig. Der Schwertkämpfer leerte die Flache in einem Zug, drehte diese daraufhin in seiner Hand, erinnerte sich an das Erlebnis. „Ein kleines Souvenir“, kam knapp, woraufhin Nami das Thema vorerst abhakte. Er wirkte nicht, als ob er darüber sprechen wollte. Bei Zeiten erfuhr sie mit Sicherheit die Geschichte, die dahinter steckte. Mittlerweile hatte sie immerhin gelernt, dass es nichts brachte, den Schwertkämpfer zum Reden zu zwingen. „Mit dir, fehlen noch Sanji, Ruffy und Robin. Danach steht dem Abenteuer nichts mehr im Wege“, ließ Lysop durchblicken. „Den Koch können wir ruhig hier lassen, einen Nerventöter weniger“, grinste Zorro und erntete eine Kopfnuss. Schmerzhaft verzog er daraufhin das Gesicht und strich sich über jene Stelle. „Wir lassen niemanden zurück, du bist das perfekte Beispiel“, witzelte Nami und machte es sich schließlich auf einem der Barhocker bequem. × × Erneut warteten sie ein paar Tage. Tage, die Nami teils auf dem Schiff verbrachte, teils in der Stadt oder eben bei Shakky in der Bar. Warten war keine ihrer Stärken. Selbst die Trennung half ihr dabei nicht, diese Eigenschaft endlich hinter sich zu lassen. Am Nachmittag hatte sich Sanji bei ihnen eingefunden. Seiner Art und seinen Erzählungen zufolge hatte er aus seiner Sicht keine einfache Zeit hinter sich. Sie war es gewohnt, dass er Frauen hinterher jagte, doch als sie zusammen in der Stadt waren, da lief es beinahe aus dem Ruder. Der Arme hatte wohl zu lange keine Frauen mehr um sich gehabt. Bei ihrem Anblick drehte er anfangs vollkommen ab, bekam Nasenbluten, stürzte sich auf jede Unbekannte. Während er das Abendessen vorbereitete, zog sich Nami allerdings auf das Schiff, in ihr Zimmer zurück. Als sie vor ein paar Tagen das erste Mal wieder hier war, hatte sie sich Zeit genommen. Alles auf sich wirken lassen. Hier erhielt sie tatsächlich das Gefühl zu Hause angekommen zu sein. Vom Tag geschafft, ließ sie sich auf ihr Bett fallen, schloss einen Moment lang die Augen, ehe sie ihren Körper zur Seite drehte und das Bett von Robin betrachtete. Alle hatten eine äußerliche Veränderung mitgemacht, vom Charakter her konnte sie bisher ab und an feine Unterschiede ausmachen. Was würde sie bei Robin erwarten? Eine Frage, die sich Nami bereits unzählige Male gestellt hatte. Erinnerungen breiteten sich aus. In diesem Zimmer fanden diverse Gespräche statt. Gute, wie auch schlechte. Einmal mehr hegte sie den Wunsch, diesen Raum mit vollkommen neuen Erinnerungen zu füllen. Gemeinsame Erinnerungen mit Robin. Denn trotz ihrer anfänglichen Unsicherheit, ihren Ängsten, sah sie all dem positiv entgegen. Die Entscheidung war unlängst getroffen, sie musste sie lediglich in die Tat umsetzen und endlich zu ihren Gefühlen stehen. „Beeil dich“, nuschelte sie, schloss die Augen und döste vor sich hin. × × „Ich hätte nicht gerechnet, dass Robin die letzte von sein wird“, meinte Sanji, der sich eine Zigarette anzündete. Zwei Tage nach seiner Ankunft, schloss endlich Ruffy zu ihnen auf, die Freude darüber stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Wer hatte gedacht, dass ein Wiedersehen alle euphorisch wirken ließ. Ein Zeichen dafür, wie nah sie sich standen. Aus vollkommen Unbekannten, die allesamt ihren eigenen verdrehten Charakter besaßen, war nach und nach eine Familie geworden, die sich selbst von zwei Jahren der Trennung nicht abschrecken ließ. Das Band, das sie zusammenhielt, überstand wahrlich alle Probleme, die ihnen in den Weg gelegt wurden. Sanji nahm einen Zug und besah sich seine Freunde. Er musste sich eingestehen, dass er sogar den Schwertkämpfer vermisst hatte. „Wer weiß, auf welcher Insel sie gelandet ist“, entgegnete Nami und stützte ihren Kopf ab. Allmählich stieg ihre Ungeduld ins Unermessliche. Sogar Ruffy hatte endlich hier eingefunden. Spätestens ab dem Zeitpunkt war die Ruhe gänzlich dahin. Als Alleinunterhalter lief er förmlich zur Höchstform auf. Bei dem Anlass konnte sie ihn allerdings nicht in die Schranken weisen. Immerhin erging es ihr ähnlich. Lächelnd betrachtete sie ihren Kapitän, der lautstark von seinen Erlebnissen erzählte. Jedoch erst ab seinem Training, die Geschehnisse im Hauptquartier überging er, sogar Fragen diesbezüglich. „Was möchtet ihr? Heute nehme ich all eure Wünsche wahr.“ Zum Essen hatten sie sich auf der Sunny eingefunden. Hierzu lud er nicht nur Shakky und Rayleigh ein sondern auch Duval, ohne dem das Schiff niemals in diesen Zustand geblieben wäre. Dem Samurai waren sie tatsächlich zum Dank verpflichtet. Der Abend nahm an Fahrt an, während des Essens herrschte gute Laune, Lachen erfüllte den Raum. Eine Geschichte folgte der nächsten. Und trotzdem. Nami hielt immer wieder an dem Platz inne, an dem normalerweise Robin saß. Vollkommen glücklich konnte sie erst sein, wenn Robin endlich bei ihnen war. Wie lange noch? × × In ein Buch vertieft, saß Robin in der Kombüse. Die Reise dürfte bald ihr Ende gefunden haben. Das Lesen half ihr stets Zeit zu überbrücken. Sie brauchte sich lediglich auf das Geschrieben vor ihr konzentrieren, konnte die Gedanken schleifen lassen. Neben ihr stand eine Tasse Kaffee, die noch dampfte. Die Ruhe nahm sie ein und bei all dem Stress, der in letzter Zeit die Oberhand hatte, tat eine Auszeit gut. Endlich konnte sie abschalten und Kräfte sammeln. Der Unterschied zur Sunny war jedoch beachtlich. Zwar alberten auch die Revolutionäre ab und an, doch die Anspannungen, der Ernst waren alltäglich. Alles verlief in geregelten Bahnen. In den zwei Jahren hatte sie diverse Fahrten unternommen, Kämpfe bestritten. Der Aufenthalt bei ihnen, brachte Robin weiter. In ihrer Arbeit hatte sie einen großen Schritt getan. Gedämpft vernahm sie das Öffnen der Türe, spähte zu dieser und erkannte Terry. Er gehörte zu jenen, die ihr auf Tequila Wolf halfen. Während andere, wie Joe darauf bedacht waren, Robin zu Dragon zu bringen, überließ er die Entscheidung ihr selbst. Trotzdem war ihm eine gewisse Erleichterung anzusehen, als sie sich entschloss mit ihnen zu reisen. Seither hatte sie viel mit ihm erlebt. An diesem Tag hatte er keine Kopfbedeckung, die ihn gern albern aussehen ließ. Wie immer hatte er eine Zigarette zwischen den Lippen. Manchmal einfach so, ohne zu rauchen. Schweigend kramte er eine Tasse hervor, goss sich Kaffee ein und setzte sich anschließend zur Schwarzhaarigen. „Wir kommen gut voran, am Abend dürften wir die Insel erreichen“, meinte er, ohne sie anzusehen. Er nahm die Zeitung zur Hand, blätterte durch die Artikel. Ihr Blick streifte die Wanduhr. Nicht mehr lange und sie hatte endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Lächelnd wandte sich Robin wieder ihrem Buch zu. Meist zeigte er dieselben Züge, er sprach nicht sehr viel, war jedoch eine äußerst angenehme Gesellschaft. × × Die Stadt hatte eine Veränderung durchlebt. Mehr Piraten, Kopfgeldjäger und Gauner fanden den Weg hierher, tobten sich aus. Die Angst vor der Regierung, der Marine schien dahin. Schuld daran war die Verlegung des Hauptquartieres. Vor zwei Jahren hätte sich kaum jemand getraut richtigen Ärger zu machen. Die Insel wirkte düsterer denn je. Wenigstens stand das Glück auf ihrer Seite. Ihr Auftauchen blieb unentdeckt, niemand scherte sich um die Strohhüte. Nach einer erneuten Shoppingtour, die Namis Ungeduld überspielen sollte, schlenderte sie bepackt mit mehreren Tüten zurück zum Schiff. Dort wurde bereits ordentlich getüftelt, um die Weiterreise vorzubereiten. Das Warten nagte an ihren Nerven. Die Bande war beinah komplett, lediglich Robin fehlte noch. Sobald die Schwarzhaarige eintraf, ging es endlich in die Neue Welt. Obwohl sich Nami über die Gefahren bewusst war, freute sie sich auf diese See. Darauf hatte sie sich all die Zeit über vorbereitet. Nun galt es ihr erlerntes Wissen umzusetzen, eine neue Herausforderung anzunehmen. Auf das Paradies folgte die Hölle, das gefährlichste Gewässer ihrer Welt. Allmählich erkannte sie den Hang, hinter dem das Schiff vor Anker lag. Lächelnd schritt Nami darauf zu, hoffend, dass eine angenehme Überraschung auf sie wartete. „Nami.“ Ruckartig stoppte die Angesprochene. Diese Stimme. Wie in Trance drehte sie ihren Oberkörper. Bei dem Anblick stockte ihr der Atem, ihre Einkaufstüten fielen zu Boden. Eine Überraschung wollte sie erleben, jedoch dachte sie dabei an eine gänzlich andere. „Was,…, was tust du hier?“, fragte Nami fassungslos, traute ihren Augen nicht. Langsam kam die Blauhaarige näher. „Ich habe erfahren, wo ihr euch aufhält und da kam mir der Gedanke euch zu besuchen. Dich zu sehen“, erwiderte Vivi vorsichtig, behielt die Navigatorin dabei gebannt im Auge. „Du hast dir die Haare wachsen lassen, steht dir“, fügte sie leise hinzu und lächelte. Sie spürte ihre eigene Nervosität. All die Zeit über hatte sie sich vorgestellt Nami erneut zu begegnen. Namis Anblick ließ ihr Herz schneller pochen. Während die Navigatorin regungslos verharrte, überbrücke Vivi den letzten Abstand und zog die andere in eine Umarmung. Nami starrte ins Nichts, brauchte einen Moment ehe sie die Geste erwiderte. Ihre Gedanken flogen wild, wirr umher, versuchten die Situation zu verstehen. Irgendetwas lief verkehrt, falsch. Im Gegensatz zu Vivi, die den Augenblick genoss, verhielt sich Namis Innerstes anders. Sanft drückte sie die Prinzessin von sich, hielt sie auf Abstand. Vivi erkannte den fragenden Gesichtsausdruck der anderen. „Was hast du?“ Namis Mund öffnete sich, doch bevor ein Wort ihre Lippen verließ, drehte sie sich um und lief zum Hang. Perplex sah Vivi hinterher. Angekommen, machte sich Nami hastig einen Überblick. Die Jungs waren allesamt an Deck versammelt. Ihr Atem beschleunigte sich, lediglich die Jungs, sonst niemand. Sie spürte eine Hand an ihrer Schulter. Ruckartig stieß sie diese von sich. „Wo ist Robin?“, fragte sie gepresst. Eine Frage, deren Antwort sie bereits erahnte. Vivi trat ein paar Schritte zurück, strich sich angespannt eine Strähne zurück. „Wir sollten an Bord, dann kann ich das erklären.“ Vivi wollte sich bereits auf den Weg machen, wurde jedoch von Nami am Handgelenk gepackt. Fordernd betrachtete sie ihre ehemalige Freundin, die mit solch einer Reaktion nicht konkret gerechnet hatte. Minuten verstrichen, in denen sich beide Frauen schweigend ansahen. Schließlich zog die Prinzessin einen Umschlag aus ihrer Gesäßtasche, hielt ihn Nami entgegen. „Ich habe zwei bekommen, der ist für dich. Den Rest sollte ich mit allen besprechen“, sprach sie kleinlaut. Nami ließ vom Handgelenkt der anderen ab, nahm das Kuvert an sich, drehte es mehrmals, schüttelte energisch mit dem Kopf. „Soll das ein schlechter Witz sein?!“ Eine Mischung aus allen möglichen Gefühlen brach in ihr aus. Konnte sich nicht entscheiden, in welche Richtung sie in diesem Fall tendieren sollte. Wut? Traurigkeit? Furcht? Ein Rauschen breitete sich in ihren Ohren aus. Vivi schwieg, versuchte Namis Reaktion einzuordnen. Am Ende beließ die Prinzessin es dabei und machte sich zum Schiff auf. Nami verblieb an Ort und Stelle. Von der Ferne hörte sie ihre Freunde. Hörte ihre Verwunderung über Vivis Auftauchen. Hörte ihr Lachen. Vollkommen ahnungslos. Nami selbst spürte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor. Ihre Hände zitterten. „Tu mir das nicht an“, wisperte sie verloren. × × In Gedanken versunken, stand Robin am Heck des Schiffes. Der Wind umspielte ihr langes Haar, ihr Gesicht. Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont, an dem sich die Umrisse ihres Zielortes abzeichneten. Unter anderen Umständen, läge dort der Archipel. Die Insel, die sie in alle Richtungen verstreute, sie am Ende jedoch zusammenfügen sollte. Ihre Freunde dürften mittlerweile vor Ort sein, auf sie warten. Ihre Reise brachte sie allerdings woanders hin. Unlängst hatte sie die Schwelle in die Neue Welt überschritten. Ihre Entscheidung schmerzte. „Das Abendessen ist angerichtet“, sprach der Blonde und trat neben Robin. Mittlerweile hatte sie ihn in ihre Gedanken eingeweiht. Immerhin hatte sie sich plötzlich für diesen Weg entschieden. Er folgte ihrem Blick, lehnte sich gegen das Holz und betrachtete die vor ihnen liegende Insel. „Bereust du deine Entscheidung?“ Robin ließ ihren Kopf sinken, drehte sich um. „Ein Teil von mir bereut es mit Sicherheit“, gab sie als Antwort und machte sich auf in die Kombüse. Der Revolutionär sah ihr leicht traurig hinterher, fuhr sich durchs Haar. „Du weißt, dass ich da bin, wenn du jemanden zum Reden brauchst, nicht?“, rief er der Schwarzhaarigen hinterher. „Danke Joe.“ Seufzend stieß sich der Revolutionär von der Brüstung ab. In solchen Augenblicken wirkte er deplatziert, wusste nicht, was zu tun war. Jedoch, wenn sie jemanden brauchte, dann kam sie von allein. Schließlich folgte er ihr. Kapitel 23: Miss Bloody Sunday & Miss Wednesday ----------------------------------------------- Ausgelaugt massierte sich Robin ihren Nacken, betrachtete den Sonnenuntergang. Die Besprechung dauerte länger an als gedacht oder mehr gehofft. Das Knistern in der Atmosphäre war deutlich spürbar gewesen. Allerdings ging dieses vielmehr von Korsa selbst aus. Vivi schien weitaus besser mit der Situation umzugehen. Ein durchaus irritierender Aspekt. Langsam ließ die Schwarzhaarige ihre Hand sinken, spannte ihren Körper sichtlich an, den Blick starr nach vorne gerichtet. Fühlte deutlich die Anwesenheit der Anderen. „Ihr scheint einiges mitgemacht zu haben. Dragon erzählte mir, warum du dich hier aufhaltest“, versuchte Vivi in ein Gespräch zu kommen. Robin nickte leicht und verschränkte schließlich die Arme vor der Brust. „Mit Ruffy erlebt man stets eine Herausforderung nach der anderen.“ Vivi lachte und trat näher an die Brüstung. Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont und warf die Umgebung in einen rötlichen Ton. Robin betrachtete die Prinzessin nachdenklich. Die Art ihr gegenüber war durchaus skeptisch zu betrachten. „Wenigstens wird euch nie langweilig“, meinte sie lächelnd und dachte an ihre eigene Zeit bei den Strohhüten zurück. Eine Weile herrschte Schweigen, in dem sich Robin fragte, wohin ihre Leibgarde verschwunden war. Seine Blicke während der Besprechung sprachen immerhin Bände. Ein Wunder, dass er sie mit ihr alleine ließ. Minuten verstrichen, in denen jeder seinen eigenen Gedanken nachging, ehe Vivi sich umdrehte und Robin direkt gegenüberstand, Augenkontakt suchte. „Wir müssen uns nicht verstehen, Smalltalk führen. Nachdem, das vorgefallen ist, wundert es mich, dass du auf gute Laune machst“, sprach Robin schließlich und musterte die jüngere Frau eingehend. Vivi seufzte laut auf. „Wir hatten durchaus unsere Differenzen. Andererseits, mein Vater erzählte mir, dass du Ruffy das Leben gerettet hast und seien wir ehrlich, hättest du wirklich vollkommen für Crocodile gearbeitet, hättest du uns locker aus dem Weg räumen können. Außerdem, Ruffy nimmt niemanden in seine Bande auf, der von Grund auf böse ist. Deine wahren Intentionen verstehe ich allerdings bis heute nicht.“ Robin hielt den Blickkontakt aufrecht und lachte schwach auf. „Alles musst du nicht verstehen. Ich hatte nun mal meine Gründe, genauso wie du deine“, sprach sie monoton und zuckte mit der Schulter. „Natürlich.“ Mit einer Entschuldigung hatte Vivi mit Sicherheit nicht gerechnet. Was geschehen war, konnten sie nicht mehr rückgängig machen. Die Vergangenheit lag hinter ihnen und es hatte den Anschein als stünden sie nun auf derselben Seite. „Wie geht es ihnen?“, fragte sie vorsichtig. Zwar interessierte sie sich natürlich für das Befinden der Strohhüte, doch vielmehr wollte sie die eine oder andere Information hinsichtlich Nami in Erfahrung bringen. „Momentan habe ich darüber keine Informationen, doch bis zu unserer Trennung ging es ihnen gut.“ Darauf hatte sie bereits gewartet. Robin war bewusst, dass diese Frage vor allem auf eine bestimmte Person abzielte. Dennoch wartete sie ab, wollte wissen, ob Vivi sie direkt auf die Navigatorin ansprach oder nicht. Denn von alleine nahm sie das Thema mit Sicherheit nicht auf. „Verstehe, hört sich gut an“, murmelte sie nachdenklich. „Wenn das alles ist, dann gehe ich zurück an meine Arbeit.“ Für Robin war das Gespräch vorerst beendet und sie wollte auch gar nicht zu viel mit der Prinzessin sprechen. Diese sah das allerdings anders. Vivi stolperte ein paar Schritte vor. „Warte.“ Robin, die sich bereits umgedreht und auf den Weg gemacht hatte, hielt inne. „Hat dir Nami davon erzählt? Weißt du, was zwischen uns war?“ Robin biss den Kiefer aufeinander, holte tief Luft, ehe ein schwaches Nicken folgte. „Ihr habt eine Beziehung geführt“, erwiderte sie ruhig, ohne ein Gefühl in die Worte zu legen. Dafür war sie in diesem Moment viel zu sehr mit ihren eigenen beschäftigt. Vivi ließ den Kopf sinken und ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich hatte nicht vor es auf diese Weise enden zu lassen. Wie geht es ihr dabei?“ Was erwartete Vivi darauf zu hören? Robin haderte mit sich selbst. Gerne hätte sie ihrem Impuls nachgegeben, ihr eine Lüge aufzutischen, Vivi eine Sicht gegeben, die ihr zeigte, dass Nami bereits mit dem Ganzen abgeschlossen hatte. Warum sie dem Drang nicht nachgab, war ihr selbst ein Rätsel. „Du hast ein tiefes Loch hinterlassen“, erwiderte Robin schließlich wahrheitsgetreu und starrte ins Nichts. „Sie vermisst dich, sehr sogar. Die ersten Wochen gingen an ihr schleifend vorüber. Nachts hatte sie Alpträume, oftmals weinte sich Nami in den Schlaf. Die Jungs wissen bis heute nicht darüber Bescheid, dachten eher sie habe dich auf dieselbe Weise vermisst, wie sie selbst. Sie liebt dich.“ Die Worte wogen schwer, fühlten sich wie einzelne Stiche in ihrem eigenen Herz an. Robin hatte nie erwartet, Vivi jemals wiederzusehen. Jedenfalls nicht in solch einem kurzen Zeitraum. Vivi blickte beschämt zur Seite, stieß einen tiefen Atemzug aus. „Als ich mich entschied, dachte ich, ich könnte weitermachen. Ich würde damit zurechtkommen, ich könne ohne sie leben. Ein Irrtum. Ich liebe sie, wünsche mir täglich, sie wäre bei mir.“ „Trotzdem ist dir dein Volk wichtiger. Du sprichst von Liebe und dennoch wählst du dein Amt. Ich verstehe, dass du dein Land nicht im Stich lassen kannst, dass du dir deiner Verantwortung bewusst bist. Eigentlich habt ihr beide einen anderen Weg gewählt. Niemand konnte der Liebe willen sein Leben aufgeben. Trotzdem hat deine Entscheidung einen negativen Beigeschmack. Im Nachhinein erscheint vieles falsch.“ „Was hättest du getan?“, fragte Vivi sogleich, hörte sie doch die Abneigung in den Worten der Schwarzhaarigen. „Wenn ich jemanden wirklich liebe, dann würde ich alles dafür tun, um diese Person glücklich, in Sicherheit zu sehen.“ Als Vivi keine Antwort gab, ließ Robin diese schließlich alleine. Ein Rauschen breitete sich in ihren Ohren aus, als sie den leeren Gang zu ihrem Zimmer entlang ging. Die Gefühle, die sie für die junge Navigatorin entwickelt hatte, machten ihr zu schaffen. Ihre Fassade hinsichtlich dieser brach stets auf ein Neues ein. Nie zuvor hatte ihr ihre eigene Gefühlswelt solche Probleme bereit. Ihre Konzentration litt, ihre Objektivität ging nach und nach vollkommen verloren. Wie sollte sie neben Vivi agieren? Der Frau, der das Herz gehörte, welches sie hoffte zu erobern. Zwar hatte sich Nami gegen Ende hin nach und nach geöffnet und angedeutet, dass Robin eine Chance erhielt und doch, woher sollte sie wissen, dass das echt war? Über die Monate hatte sie Nami beigestanden, ihr Leid angehört. Noch immer sprach diese im Schlaf. Liebe konnte ein Scheusal sein. In ihrem Zimmer angekommen, schloss sie leise die Türe, lehnte sich dagegen und glitt langsam zu Boden. Seit Wochen versuchte sie all ihre Empfindungen abzuschotten, hinter einer Mauer zu verbergen, doch der Punkt war da, an dem all das einbrach und sie ihre Gefühle endgültig übermahnten. Ein Schluchzen durchdrang die Stille. × × Nachdenklich blätterte die Schwarzhaarige auf die nächste Seite, rückte ihre Brille zurecht. Die Ruhe, die sie hier für ihre Arbeit bekam, wusste ihr zu gefallen. Dennoch vermisste sie ab und an das Albern ihrer Freunde. Das lautstarke Geschrei, Gelächter das das Deck mit Leben fühlte. Hier war alles anders. Entweder gab man ihr bezüglich des Essens Bescheid oder eben wenn eine Besprechung anstand. Ansonsten war ihr selbst überlassen, wie sie die Zeit verbringen wollte. Seit bereits drei Tagen war Vivi zu Gast und seit dem letzten Gespräch hatten sie kaum Worte miteinander gewechselt. Anscheinend hatte ihr Robins Aussage einen Denkanstoß versetzt oder sie wollte das Thema gänzlich fallen lassen. Robin hatte keinerlei Probleme damit. Nach ihrem kleinen Zusammenbruch kam ihr die Situation deutlich zugute. Dennoch spürte sie bereits, dass sich das bald änderte. Beim Mittagessen hatte sie Robin immer wieder angesehen. Sie saß dabei näher als in den Tagen zuvor. Manchmal sah es danach aus, als wollte Vivi etwas sagen, beließ es jedoch beim Schweigen. Einen Moment wandte sie den Blick vom Buch ab, lehnte sich zurück und ließ ihren Kopf kreisen. Robin gestand sich ein, dass der Gefühlsausbruch gut getan hatte. Denn seitdem schaffte sie allmählich Klarheit in ihre Gedankengänge und versuchte sich mehr auf ihre Untersuchungen zu stützen. Abwartend sah sie zum Fenster, hörte Schritte im Gang. Merklich spannte sich ihr Körper an. Ihre Intuition hatte sich einmal mehr bewahrheitet. Ein Klopf folgte. Leicht wandte Robin den Kopf zur Seite, ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich einen Augenblick lang. Eine Hand erschien an der Tür, öffnete diese, während Robin selbst ihren Kopf nach vorne drehte. Vivi stand unschlüssig im Türrahmen, betrachtete die Schwarzhaarige und war weiterhin nicht davon überzeugt, ob sie das Gespräch suchen sollte oder nicht. Robin selbst nahm die Brille ab, legte sie auf den Tisch. Wortlos sortierte sie ihre Unterlagen, schloss die Bücher, wartete ab. In ihren Augen lag es an Vivi das Wort zu erheben, nicht an ihr. „Hat Nami die Zeitungsartikel gelesen? Ich hoffe, sie weiß, dass das reines Wunschdenken ist, oder? Zwar hegt er Gefühle, doch sehe ich ihn lediglich als guten Freund“, fing Vivi an, ein Punkt, der ihr eingefallen war, als sie über ihre Ex-Freundin nachdachte. Robin erhob sich, strich über den Rand der Tischplatte. „Du kannst versichert sein, dass die Berichterstattung wie eine Bombe eingeschlagen hat. Ihre Reaktion war ausschlaggebend für meine Vermutung. Eine Art Bestätigung. Mir zu sagen, dass das keine gröbere Bedeutung hat, hilft ihr mit Sicherheit nicht weiter. Generell, warum suchst du ausgerechnet mit mir das Gespräch?“ Vivi strich sich durchs Haar, betrat schließlich gänzlich den Raum und schloss die Türe. „Mit wem sonst? Du bist ihre Freundin, die einzige Person, die mir im Moment sagen kann, was in ihr vor sich geht“, versuchte sie ihre Beweggründe zu erklären. Worte, die in Robin Skepsis erweckten oder vielmehr ein merkwürdige Bauchgefühl. „Wozu?“ Eine Frage, die ihr seit Tagen auf der Zunge lag. Vivi lehnte gegen das Holz, ihre Finger ineinander verschränkt. Auf Robin wirkte sie alles andere als selbstbewusst. „Ich kann sie nicht vergessen“, murmelte die Prinzessin. Robin seufzte auf. In diesem Punkt konnte sie diese verstehen. Immerhin kannte sie das Gefühl. Nami wusste wie sie einen bleibenden Eindruck hinterließ. „Und weiter?“ Verwirrt sah Vivi zur Schwarzhaarigen. Robin runzelte die Stirn und lehnte ein wenig an den Tischrand. „Ich bitte dich, du fragst mich nicht umsonst. Schön, du vermisst sie, du möchtest Informationen, aber was kommt danach? Einfach ein wenig über sie plaudern und dann reist du wieder ab und fertig? Was bezweckst du damit?“ „Keine Ahnung, vielleicht gebe ich mich damit zufrieden. Vielleicht hege ich allerdings den Gedanken, ihr erneut zu begegnen. Das Wiedersehen mit dir kann ich genauso gut als eine Chance ansehen.“ Robin glaubte sich zu verhören. Skeptisch legte sie die Stirn in Falten. „Um sicher zu gehen, dass ich das verstanden habe. Du hast realisiert, dass du sie weiterhin liebst. Sie fehlt dir, du bereust in gewissem Maße deine Entscheidung. Nun, da du mich vor dir hast, erhoffst du dir die ersehnte Information über ihren Aufenthaltsort. Beziehungsweise darüber, wann und wo wir unseren Treffpunkt haben. Um das alles abzurunden, ziehst du in Erwägung selbst dorthin zu reisen um sie sozusagen zu überraschen. Richtig?“ Vorsichtig nickte Vivi, hörte wie Robin rau auflachte. „Nett. Dann erzähl mir. Möchtest du lediglich einen kurzen Abstecher machen? Aufkreuzen, ihr Hoffnung machen, Urlaub? Wie geht es weiter? Du bleibst ein paar Tage, fährst wieder nach Hause und alles ist auf Anfang? Äußerst elegant.“ Die Worte verfehlten nicht ihr Ziel. Robin erkannte, wie Vivi nach und nach die Gesichtszüge entglitten und trotzdem darauf bedacht war, ihre Fassade aufrecht zu erhalten. Keine Antwort erfolgte, vielmehr stand Vivi unschlüssig, schockiert da. In Robin brodelte es allmählich, denn das Schweigen nahm sie als eine Bestätigung auf. Der Gesichtsausdruck der Schwarzhaarigen veränderte sich schlagartig. Ihre ganze Ausstrahlung strahlte eine Bedrohlichkeit aus. In Robins Augen erkannte die Prinzessin eine eisige Kälte, die ihr selbst einen Schauer über den Rücken jagte. „Wenn das deine Absicht ist, dann halte dich fern von ihr.“ Eine Gänsehaut breitete sich auf Vivis Haut aus. Wie schnell die Schwarzhaarige doch ihre Erscheinung ändern konnte Rätsel. Harsch zog Vivi die Luft ein, versuchte nicht allzu eingeschüchtert zu wirken. „Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich das anstelle. Fakt ist, ich vermisse sie, ich möchte sie wiedersehen. Ob für ein paar Tage oder auf längere Zeit, ist in meinen Augen vollkommen irrelevant. Selbst, wenn ich, wie du es sagst, einen Abstecher mache, ist das eine Sachen zwischen ihr und mir. Warum kümmert dich das?“ Ein bedrohliches Funkeln war in den Augen der Schwarzhaarigen zu erkennen. „Weil sie mir wichtig ist! Du bist nicht diejenige, die die Scherben beseitigen muss, die du hinterlässt. Du hörst sie nachts nicht weinen, hörst nicht wie sie im Schlaf spricht oder von Alpträumen erwacht. Für dein Land opferst du alles, nimmst alles Mögliche auf dich, doch in der Liebe, da ziehst du die Notbremse, sobald die Lage zu ernst für dich wird! Du denkst lediglich daran, wieder in ihr Leben zu sparzieren, für ein paar Tage, ehe du erneut verschwindest. Soll das immer auf diese Weise laufen? Ein Besuch und dann Monate kein Sterbenswörtchen? Du machst es dir sehr einfach“, zischte Robin, in der die Wut loderte, die sie all die Zeit über verspürt, unterdrückt hatte. Die Prinzessin raubte ihr wahrlich die Nerven. Sichtlich zeichnete sich Vivis Kiefer ab, welchen sie aufeinanderbiss. Die Schüchternheit verflog und sie selbst ließ sich von ihren Gefühlen leiten. „Du hast nicht das Recht über meine Entscheidungen zu urteilen! Du hast keinerlei Ahnung, was zwischen uns war, ist!“, fauchte die Prinzessin und trat näher. „Anscheinend nicht genug, sonst hättest du sie nie im Stich gelassen.“ Reflexartig holte Vivi zu einer Ohrfeige aus. Mit Leichtigkeit bremste Robin die Hand der anderen, umfasste das Handgelenk und hielt es fest. Vivi versuchte ihre Hand zu befreien, zwecklos, Robin ließ nicht los. „Übertreib es lieber nicht, Kleines. Du bist mir nicht gewachsen“, sprach sie verachtend und blickte auf die jüngere Frau herab. „Erkenne ich da einen Hauch der alten Miss Bloody Sunday?“, raunte Vivi lachend und hielt ihre Hand still, versuchte auf diese Weise eine Lockerung des Griffs zu schaffen. Robin gluckste, kam mit ihrem Gesicht näher. „Nein, dagegen ist der Teil, an den du denkst, ein zahmes Kätzchen. Du hast keine Ahnung wozu ich fähig bin, wenn es um jemanden geht, der mir am Herzen liegt.“ Vivi schluckte hart, spürte das Knistern in der Atmosphäre. In den Augen der Schwarzhaarigen erkannte sie nichts, als diese Kälte, die ihr stets auf ein Neues den Atem raubte. Kapitel 24: Schmerz ------------------- Fassungslos zog sich Nami in ihre Kajüte zurück. Der Raum zeigte seine unfreundlichste Seite. Alles wirkte kalt, dunkel, verlassen. Schweren Herzens lehnte sie sich gegen die Türe, den Körper leicht vorgebeugt, wodurch die Haare ihr Gesicht unersichtlich machten. Ein Schluchzen durchdrang die Stille, während sie sich kraftlos auf den Boden sinken ließ. Dem Tränenfluss gegenüber fühlte sie sich machtlos, vergrub das Gesicht in ihren Handflächen und ließ es zu. Das regelmäßige Atmen erschwerte sich nach und nach. Ihr Innerstes zog sich schmerzhaft zusammen. Minuten verstrichen in denen sie sich nicht beruhigen konnte, geschweige wollte. Zu viele Gefühle und Fragen übermahnten sie. Nach all den Vorfällen, die sie zusammen durchgestanden hatten, wie konnte Robin sie bloß verlassen? Nami verstand ihre Entscheidung nicht. Ruckartig hob sie den Kopf an. Ein lautes, heftiges Klopfen holte sie aus den Gedanken. Tief sog sie die Luft ein, versuchte die Tränen und den Schmerz hinunterzuschlucken, während sie in jener Position verharrte. „Geh weg!“, fauchte die junge Frau. „Nami, ich bin es. Ruffy. Darf ich rein? Bitte“, meinte er mit traurigem Unterton und hielt die Faust geballt am Holz, seinen Strohhut tief ins Gesicht gezogen. Einer jener seltenen Momente, in denen Ruffy sich von einer ganz anderen Seite zeigte. Obwohl Nami darauf bedacht war, ihre Schwäche zu verbergen, gelang es ihr nicht. Ruffy konnte hören, wie ihr zumute war. „Was willst du?“, brachte sie merklich stiller zustande. Ihre Stimme brach. „Nach dir sehen,…, reden.“ Stille. Nami schaffte keinen richtigen Atemzug, ständig brach er ab, die Tränen bahnten sich weiterhin den Weg über ihre Wangen. Jeglicher Versuch das es aufhörte, ging ins Leere. Der Schwarzhaarige verweilte, wartete, egal wie lange er dort stehen musste, er würde nicht umkehren. Er machte sich Sorgen. Jeden an Bord traf die Nachricht wie einen Schlag ins Gesicht. Nach all dem, das diese Crew durchgestanden hatte, dachte niemand daran ausgerechnet Robin über diesen Zeitraum zu verlieren. Ihr Abschiedsbrief ließ die Bande mit offenen Fragen zurück. Besonders die Bemerkung der Blauhaarigen machte ihn stutzig. Normalerweise kümmerte er sich nicht um solche Sachen, da er sich nicht allzu sehr auskannte. In diesem Fall war es anders, er durfte nicht wegsehen. Aufmerksam lauschte er, hörte wie sich jemand bewegte. Schließlich öffnete sich langsam die Holztür und der Anblick, der ihm bot, nahm ihm den Atem. Ein einziges Mal hatte er seine Navigatorin auf diese Weise gesehen. Ihr tränenüberströmtes Gesicht kannte er bisher nur in Zusammenhang mit Arlong. Dem Ekelpaket, der sie all die Jahre über gequält hatte. Ihr Körper zitterte, jegliche Farbe schien aus ihrem Gesicht entwichen. Nami hatte ihm die Türe geöffnet, obwohl er ihr deutlich ansah, wie unwohl sie sich bei dem Gedanken fühlte, dass er sie auf diese Weise sah. Wieder senkte Nami ihren Kopf, warte bis er eintrat, ehe sie die Türe ins Schloss fallen ließ. Unsicher kratzte sich der Schwarzhaarige mehrmals am Nacken. Nami selbst lehnte sich seitlich an die Wand, den Blick ins Leere gerichtet. „Sie ist fort, für immer“, durchbrach sie wispernd das Schweigen. Ein verzweifeltes Lachen drang über ihre Lippen, als sie sich die Worte nochmals auf der Zunge zergehen ließ. Nie war ihr der Gedanke gekommen, ein erneutes Mal mit der Situation konfrontiert zu werden. Mit Robins Rettung aus den Fängen der Regierung hatte sie das definitiv von ihrer Liste gestrichen. Ein einmaliges Erlebnis. Zu früh gefreut. Dennoch, es laut auszuspreche, schnürte ihr in gewissem Maße die Luft zum Atmen ab. Robin gehörte zu ihnen, egal was geschah. Warum zog sie die Notbremse? Ihretwegen? Gaben ihr die zwei Jahre einen besseren Weg? Einen, den sie nicht ausschlagen konnte? Kopfschmerzen breiteten sich aus. „Ich versteh das nicht“, murmelte der Schwarzhaarige, ohne Nami aus den Augen zu lassen. Er hoffte, sie konnte ihm die Antwort geben, nach der er suchte. „Sie schrieb, es gibt kein Zurück, sie wolle die Revolutionäre begleiten. Es täte ihr leid. Wie kann der Arsch das zulassen?!“, schrie er gegen Ende hin förmlich. Seit er weiß, dass dieser Mann sein Vater war, hatte er kaum einen Gedanken an ihn verschwendet. Plötzlich allerdings verspürte er ihm gegenüber eine gewisse Wut. Zwar war ihm klar, dass Robin am Ende selbst die Entscheidung traf, aber dass er dem nachgab, war zu viel für ihn. Nami lächelte schwach, schüttelte mit dem Kopf. „Er trägt keine Schuld, schätze ich mal.“ Dennoch verstand sie seine Intention. Er brauchte jemanden, an dem er seine Wut auslassen konnte. Auch, wenn es ihm nicht weiter brachte. Ruffy zuckte mit der Schulter. „Und sonst?“, fragte Nami vorsichtig nach. Ihr Herz hämmerte wie wild gegen den Brustkorb. Eigentlich brauchte sie nicht mehr zu wissen. Robin war nicht da. Kein Wunder. Nami hätte es ähnlich gehandhabt. Würde sie auftauchen, dann hätten sie die Schwarzhaarige auf jeden Fall aufgehalten, mit allen Mitteln. „Zu wenig, um ihre Entscheidung zu verstehen“, meinte er nachdenklich und sah sich im Zimmer um. Näheres dürfte er auf wohl erst erfahren. Unschlüssig starrte er schließlich wieder zur Navigatorin. „Vivi hat erwähnt, dass ein zweiter Brief existiert, der an dich adressiert ist. Steht darin mehr?“ Sofort schnellte ihr Kopf in die Höhe. Ihre Aufmerksamkeit hatte er damit auf jeden Fall auf sich gezogen. Unwillkürlich glitt ihre Hand zu ihrer Gesäßtasche, spürte den Umschlag. Der Inhalt war ihr nach wie vor unbekannt. „Hat Vivi noch etwas erwähnt?“, zischte die Navigatorin. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass die Prinzessin darüber ein Wort verlor. Irritiert über ihre Reaktion neigte Ruffy seinen Kopf zur Seite. Trotzdem lächelte er. Lieber sah er Nami wütend, als traurig, auch wenn es zu keiner Besserung der Situation führte. „Nein. Lediglich, dass du eine eigene Nachricht erhalten hast. Nami,…“, sprach er ernst und trat näher. „Ihr seid immer gute Freundinnen gewesen, ihr hatte mehr miteinander zu tun, als wie mit uns Jungs. Du kennst sie besser als alle an Bord. Ist dir nie aufgefallen, dass sie sich vielleicht unwohl bei uns fühlt? Oder hatte sie erwähnt, dass sie irgendwann fort möchte?“ Unwohl. Angestrengt biss Nami ihren Kiefer aufeinander. Ein Grund kam ihr in den Sinn, der ausschlaggebend dafür sein konnte, ein einziger. Wenn ihre Vermutung richtig lag, dann hatte sie keinerlei Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Um die Antwort zu erfahren, gab es nur einen Weg. Einen Moment lang hielt sie inne, dachte darüber nach, ehe sie den Brief hervor zog, drehte ihn mehrmals, ehe sie ihn Ruffy entgegenhielt. „Ich kann nicht direkt sagen, was sie geschrieben hat, er ist noch verschlossen und,…“, brach sie ab und atmete, mit geschlossenen Augen, tief durch. Ein Versuch ihre Stimme, ihren Körper, ihre Gedanken unter Kontrolle zu bringen. „Ich habe Angst ihn zu lesen“, gestand sie schließlich, schluckte den Kloß, der sich erneut bildete, hinunter. Je länger sie an den Inhalt dachte, desto mehr sträubte sie sich dagegen ihn zu öffnen. Unbeholfen trat Ruffy von einem Bein auf das andere. „Die Nachricht ist nicht an uns, sondern an dich gerichtet. Ich will lediglich verstehen können, was genau sie zu diesem Schritt bewog.“ Er überspielte ihre letzte Bemerkung vorerst. Denn allmählich hatte er die dunkle Vorahnung, dass da etwas war, mit dem er nie gerechnet hatte. Namis Betroffenheit war zu stark, zu intensiv. Er spürte, dass da mehr dahinter steckte. Schwerfällig stieß sich die Navigatorin von der Wand ab. In seinen Augen erkannte Nami, dass er die Entscheidung ganz ihr überließ. „Lesen wir ihn zusammen?“, fragte sie ängstlich, wirkte verletzlicher denn je. Ihre Hand zitterte. Vorsichtig umfasste er diese und zog Nami, aus einem Impuls heraus, in eine Umarmung. Gern hätte er ihr gesagt, alles ginge gut aus, doch im Augenblick fühlte sich der Gedanke wie eine große Lüge an. Überrascht von seiner Geste, weiteten die Augen der Frau, ihr Körper erstarrte. Anstatt von ihr ab zu lassen, festigte er den Griff, spürte nach und nach wie sie sich hingab, ihr Gesicht in seiner Schulter vergrub, hörte ihr Schluchzen. Ruffy schwieg, strich ihr fürsorglich über den Rücken und gab ihr die Zeit, die sie brauchte. Es dauerte, doch irgendwann hatte sich Nami beruhigt, löste die Umarmung. Ihre Augen brannten leicht. „Wehe du erzählst den Jungs davon“, lächelte sie schwach, während sie sich durchs Gesicht fuhr, die letzten Tränen fortstrich. Ruffy lachte laut auf und nickte, ehe er sich zum Sofa begab, ließ sich dort nieder und klopfte lächelnd auf den freien Platz neben sich. „Versprochen“, gluckste er und behielt sie im Auge, während sie seiner Aufforderung folgte. Erneut hielt sie ihm das Kuvert entgegen, sah ihn beinah flehend an. Er schluckte schwer, nahm es nach einem kurzen Zögern allerdings entgegen. Wenn sie es wollte, dann hatte er gegen ihre Sturheit keine Chance. Langsam entnahm er den Brief, atmete durch und fing an zu lesen. „Sobald du denkst, du kennst den Weg, der vor dir liegt, erhaltest du eine Quittung, in Form der einen oder anderen Überraschung, die all dein Wissen ins Wanken bringt. Während deines Lebens triffst du auf andere. Wie du dich ihnen gegenüber gibst, ob du an ihren vorbei ziehst oder dich auf einer tieferen Ebene mit ihnen austauschst, liegt meist nicht in deiner Hand. Sekunden sind ausreichend, ob du ausweichst oder direkt darauf zugehst. Bewusst und unbewusst. Die Entscheidung das Schiff zu betreten, die Reise mit euch bestreiten, habe ich aus vollem Bewusstsein getroffen. Ich kann nicht sagen, woran es lag, doch einen Teil von mir zog es zu euch. Bis heute die schönste Erfahrung, die mir ermöglicht worden ist. Dich allerdings in mein Herz zu lassen, mich in dich zu verlieben, war ohne mein Wissen geschehen. Wann ich die Grenze erreicht habe, ist mir schleierhaft. Es war da, wuchs stetig, bis ich meine Gefühle nicht länger verleugnen konnte. Wann hat sich dieser Weg aufgetan? Mich in diese Abzweigung manövriert? Wo habe ich die Abzweigung genommen?“ Ruffy brach ab, las erneut, innerlich für sich selbst, die letzten Zeilen, machte sich Gedanken, ehe er entgeistert zur Seite sah. Sein Mund stand leicht offen. Ihre Blicke trafen sich. „Nami,…“ Schnell hob Nami ihre Hand, signalisierte ihn es zu lassen. „Da steht weitaus mehr“, entgegnete sie gepresst und deutete auf das Blatt. Um darüber zu reden, gab es später noch reichlich Zeit. Er strich sich über die Augen, drückte sich kurz in den Nasenrücken, ehe er ihrem Wunsch nachkam. Ihm war durchaus bewusst, worum es sich bei diesem Brief handelte und bekam den Gedanken, dass das all seine Fragen bezüglich Robins Verschwinden beantworten würde. „Empfindungen gegenüber bist du machtlos ausgeliefert. Sie unterstehen keiner Kontrolle, kennen kein rationales Denken, tun was immer ihnen lieb ist. Aus heiterem Himmel überströmen sie dich und bringen all das bisher Bekannte zu Fall. Als mir klar wurde, dass ich Gefühle habe, eröffneten sich mir zwei Wege, vielmehr zwei Sackgassen. Einerseits hieß es sie schweigend, still und heimlich für mich zu behalten. Dir weiterhin als gute Freundin zur Seite zu stehen, dich nicht damit zu belasten. Andererseits gab es den Weg die Karten offen auf den Tisch zu legen, mich dir zu offenbaren, deine Reaktion abzuwarten. Die Konfrontation mit der CP9 hatte mit die Entscheidung abgenommen. Ich konnte nicht gehen, ohne dich ein letztes Mal zu sehen, dir zu sagen, wie ich für dich empfinde. Heute, im Nachhinein, frage ich mich, ob es die richtige Entscheidung war. Womöglich eine Mischung aus gut und schlecht. Zwar fühlte ich in manchen Momenten eine unangenehme Spannung. Mein Innerstes war schier hin und her gerissen. Dich in meiner Nähe zu haben, ohne einen Schritt wagen zu können, raubte mir an manchen Tagen meine Nerven, meine Geduld und dennoch, ich war erleichtert.“ Ruffy brach ab, faltete das Papier behutsam zusammen und legte es auf den kleinen Tisch vor sich. Je mehr er las, desto größer wurde sein schlechtes Gewissen. Das hier war wahrlich keine Nachricht für ihn. „Nami, ich kann nicht weiterlesen. Diese Zeilen gehören dir,…, du solltest sie alleine lesen.“ „So ernst kenne ich dich gar nicht“, murmelte Nami vor sich hin und betrachtete den Brief. Bereits der erste Abschnitt sagte alles. Mittlerweile konnte sich Nami sehr gut vorstellen, was Robin noch alles geschrieben hatte. „Ich weiß“, antwortete er verlegen und nahm seinen Hut in die Hände, umspielte diesen nachdenklich. „Du liebst sie also nicht?“, fragte er nach einer kurzen Stille. Nami kaute auf ihrer Unterlippe und stützte die Arme auf ihren Knien ab. „Das ist das Problem. Ich habe Gefühle für sie“, wisperte sie und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Ruffy legte den Kopf schief und verzog das Gesicht. „Warum ist sie dann fort?“, quengelte er in gewohnter Manier, woraufhin Nami ein Seufzen ausstieß. „Das ist, nun ja, kompliziert. Ihr Geständnis kam aus heiterem Himmel. Sagen wir, ich habe mich äußerst dumm angestellt. Wir einigten uns darauf, dass ich darüber nachdenke. Zwar wollten wir vor unserer Trennung einen Versuch starten, doch kam es nie dazu. Was genau vorgefallen ist, ist mir schleierhaft. Womöglich sah sie mein langes Zögern als Antwort und ich schätze Vivi trägt einen Anteil daran.“ Leicht kniff sie die Augen zusammen. Da Ruffy einen Teil gelesen hatte, hatte es keinen Sinn mehr um den heißen Brei zu reden. Viel zu lange hatte sie diesbezüglich geschwiegen, die Wahrheit musste endlich ans Licht. „Warum sollte Vivi etwas gegen Robins Rückkehr haben?“, fragte er verwirrt und verstand nicht ganz, worauf Nami hinaus wollte. Diese lehnte sich zurück und sah ihn von der Seite aus an. „Vivi ist vorwiegend meinetwegen hier. Wir waren für die Zeit, die sie hier an Bord war, ein Paar. Aus Angst haben wir die Angelegenheit für uns behalten. Mit ihrer Entscheidung zu bleiben, erübrigte sich das Thema automatisch. Allerdings hat Robin mich durchschaut. Die Zeit, in der ich versucht habe über Vivi hinweg zu kommen, hat sie mir geholfen. Da unsere Prinzessin nun hier ist und uns sogar die Briefe übergeben hat, zeigt mir, dass sie mehr darin verstrickt ist, als sie uns bisher mitgeteilt hat.“ „Irgendwie bekomme ich gar nichts mit, was sich hier abspielt“, meinte Ruffy schmollend. Anders als erwartet, fühlte Nami eine gewisse Erleichterung. Keine Abscheu, eher die lockere Art, die sie kannte und liebte, auch wenn sie ihr ab und an den letzten Nerv raubte. „Und? Stört es dich?“, fragte sie dennoch nach. Immerhin hatte sie sich stets vor diesem einen Moment gefürchtet, warum war ihr allerdings schleierhaft. Perplex sah er zu seiner Navigatorin, dachte angestrengt nach. „Klar stört es mich!“, sprach er drauf und wirkte wütend. Nami hob eine Augenbraue, nicht wissend ob er wusste, was sie meinte. „Robin gehört zu uns, sie kann nicht gehen, wir alle wollen sie zurück!“ Ein Glucksen war von der Navigatorin zu hören, ehe sie den Kopf schüttelte. „Nein. Ich bezog die Worte auf die Tatsache, dass ich auf Frauen stehe und das Ganze drum herum.“ Sein Gesicht entspannte sich und ein breites Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit, ehe er laut auflachte. „Warum? Solange ihr glücklich seid, ist mir alles egal. Mehr will ich gar nicht.“ Erleichtert zog sie ihn zu sich und umarmte ihn. „Danke“, murmelte sie an seine Schulter. Unbeholfen erwiderte er die Geste und tätschelte ihr die Schulter. „Ehm, kein Ding. Geht es dir besser?“, entgegnete er, nachdem sich Nami von ihm löste und aufstand. Erneut ruhte ihr Blick auf dem Brief. „Vorerst ein wenig.“ Mehr ging im Moment nicht. Sie war sich sicher, der große Einbruch stand ihr noch bevor. Mit größter Wahrscheinlichkeit dann, wenn sie den gesamten Brief zu Ende las. „Behalt es bitte noch für dich. Mit dem Rest möchte ich selbst sprechen.“ Er nickte und sprang auf. „Einverstanden. Kommst du mit? Wir sitzen in der Kombüse und Sanji meinte, er würde uns später noch was zum Futtern machen.“ Von einer Sekunde zur nächsten war er wieder normal, wie sie ihn sonst kannte. Sorglos, glücklich und hibbelig. Insbesondere wenn um sein liebsten Hobby ging, dem Essen. „Gib mir einen Moment.“ „Beeil dich. Wenn du dich zu sehr verspätest, dann habe ich bereits alles aufgefuttert“, lachte er und stürmte aus dem Zimmer, von welchem Nami ihm lächelnd hinterher sah. Manchmal wünschte sie sich, er zeigte sich öfter von dieser Seite. Doch dann war er nicht mehr jener Hitzkopf, den sie kennen und schätzen gelernt hatte. Wieder trat diese bedrückende Stille ein. Allein in dieser Kajüte mit all den Erinnerungen an vergangene Tage, Momente mit der Schwarzhaarigen. Ohne sie hatte es nicht dieselbe Wirkung, Ausstrahlung. Sie griente und schüttelte abermals den Kopf. Das musste ein Traum, ein kranker Scherz sein. Über Wochen weinte sie der Prinzessin nach, ließ Robin nicht nah an sich und nun? Ihre Ex-Freundin war an Bord, doch die, die sie zu dieser Zeit begehrte war fort. Irgendwie sollte es nicht sein. Ächzend sank sie auf das Bett der Archäologin. „Ich kann dich nicht gehen lassen“, murmelte sie in die Stille hinein, während ihre Hand sanft über das Bettlaken strich. Obwohl zwei Jahre vergangen waren, war es als spürte sie weiterhin den Schatten der Frau, der sich im Zimmer festgesetzt hatte. Dieser verschwand nicht. Wie in Trance besah sie sich den Raum und an jeder Stelle sah sie alltägliche Kleinigkeiten, die die Schwarzhaarige tat. Solange sie diese Kajüte bewohnte, konnte sie diese niemals vergessen. Weder in ihren Erinnerungen, noch in ihrem Herzen. „Das Essen ist fertig, beeil dich, Ruffy hat großen Hunger“, sprach die Schwarzhaarige amüsiert und lächelte der Navigatorin sanft entgegen. Mehrmals blinzelte Nami, strich sich müde durchs Gesicht, ehe sie den Kopf erneut anhob. Dort stand tatsächlich jemand im Türrahmen. Im Gegensatz zu ihrer Einbildung handelte es sich nicht um die großgewachsene Frau, die ihr entgegenstrahlte, nein, dieses Mal erkannte sie Vivi, die besorgt wirkte. Der Unterschied zwischen ihnen konnte nicht größer ausfallen. „Hast du etwas gesagt?“, fragte Nami leise nach und erhob sich schwerfällig. Vivi sah einen Moment zur Seite, schloss die Türe und lehnte sich gegen die Wand. „Du siehst nicht gut aus“, bemerkte die Prinzessin und strich sich über den Oberarm, unsicher ob sie die Reaktion der Anderen hinterfragen sollte. Diese schnalzte mit der Zunge und schritt gemächlich durch den Raum. „Mein Äußeres passt sich lediglich meiner Stimmung an.“ Von der Seite her spähte sie zu Vivi, dachte an deren Intentionen. Glaube sie tatsächlich daran? Einfach aufkreuzen und alles war vergessen? „Ich kann mir vorstellen, dass das nicht einfach ist. Abgesehen von ihren Empfindungen dir gegenüber seid ihr wohl gute Freundinnen gewesen. Jedenfalls wenn ich an ihre Erzählungen denke.“ Nami runzelte die Stirn, trat näher. „Ach, aber aufgehalten hast du sie nicht?“, zischte Nami provokant und funkelte diese Blauhaarige an, die überrumpelt die Augen aufriss. „Sie ist eine erwachsene Frau. Wenn sie gehen will, dann geht sie. Ich habe ihr zwar gesagt, ob es nicht besser sei sich persönlich zu verabschieden, doch zog sie diesen Weg vor.“ Dabei versuchte sie ruhig zu bleiben, ohne Nami eine Angriffsfläche zu bieten. „Klasse, aber ich versteh schon. So gesehen bist du sie losgeworden und brauchst dir keinen Kopf darum zu machen. Die Konkurrenz zieht freiwillig von dannen und erschwert es dir nicht.“ Was sollte sie darauf erwidern? Natürlich trug sie den Gedanken in sich. Dennoch, die Worte schmerzten. Unruhig kaute sie auf ihrer Unterlippe, glaubte nicht, dass das der passende Moment für solch eine Unterredung war. „Wir sollten später reden, wenn du ruhiger bist. Sanji kocht und,…, du kennst ja Ruffy. Er futtert alles auf, wenn ihn niemand stoppt.“ Ein deutlicher Versuch der unangenehmen Situation zu entkommen. In dem Moment in dem sie die Türklinke umschloss, hörte sie erneut Namis Stimme. „Gott! Du machst mich fertig. Du kannst nicht jeder Konfrontation ausweichen! Genauso wenig wie plötzlich auf der Bildfläche aufzutauchen und denken alles wäre wie vorher.“ Tief atmete Vivi durch, ehe sie einen Blick über die Schulter war. Obwohl ihre Stimme deutlich Wut ausdrückte, zeigten ihre Augen eine ganz andere Empfindung. Schmerz. „Ich dachte, du würdest dich freuen“, flüsterte die Prinzessin. „Als mir Nico Robin sagte, wo ihr euch trefft, habe ich extra diesen Umweg genommen. Ich wollte dich sehen. Zuvor habe ich nur erahnen können, wohin euch euer Weg führt, nicht mehr. Hier hatte ich einen Anhaltspunkt“, erklärte sie betroffen und festigte den Griff um die Türklinke. Nami schluckte schwer. „Gratuliere. Dann sag mir doch, wie lange gedenkst du zu bleiben? Soweit ich gehört habe, geht es deinem Vater nicht gut. Das Land ruft nach seiner Königin.“ Kapitel 25: "Ich sehe keine Zukunft." - "Wart ab." -------------------------------------------------- Schweigen. Eine bedrückende Stille, die nicht wich. Das Knistern innerhalb der Atmosphäre, spürbar in Mark und Bein. Die letzten Worte, die Nami von sich gegeben hatte, hallten abermals in den Ohren der Prinzessin. Unwillkürlich wurde sie zurückversetzt. Diverse Gespräche die sie mit der Archäologin geführt hatte, flackerten vor ihrem inneren Auge. Wie viele Wortgefechte sie doch miteinander gefochten hatten. Eines davon brachte sie hierher, zu Nami, der Frau, die trotz der Zeit nicht in Vergessenheit geriet. Dem Anschein nach, benötigte es eben so viel Aufwand ihre Liebe zu überzeugen, als jene Frau. Langsam, darauf bedacht jede ihrer Bewegungen zu überdenken, nahm Vivi einen Schritt nach dem anderen, blieb dicht vor der Navigatorin stehen. „Ich kann dein Misstrauen verstehen“, begann sie zu sprechen, wog ihre Wortwahl ab. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, während ihre Augen eine andere Welt zeigten. Angst gepaart mit dem Hauch von Schmerz. Die Nachricht, die ihren Vater betrifft, traf sie selbst. Vor ihrer Abreise, versicherte er ihr, dass das nicht so schlimm sei. Mit dem Verschlechtern seiner Verfassung, hatte sie selbst nicht gerechnet, nicht in dieser kurzen Zeit. „Ihm geht es in der Tat schlechter, als er mir preisgeben möchte. Daher muss ich vorerst tatsächlich zurück.“ Schnell hob sie ihre Hand, signalisierte Nami keine falschen Schlüsse zu ziehen, sie aussprechen zu lassen. So oder so hätte sie ein letztes Mal zurückkehren müssen. Diesen einen Punkt galt es persönlich zu lösen. Ihr Blick streifte über das Gesicht der Orangehaarigen, deren Ausdruck wahrlich Wut, Ablehnung ausdrückte. In die Situation hatte sich Vivi selbst manövriert, darüber war sie sich seither im Klaren. Sie suchte keine Ausreden. Die Entscheidung traf sie damals bewusst. Ihrer Liebe gab sie nie die nötige Chance. Dafür war sie nun hier, sich ihrem Fehler zu stellen, ihn einzugestehen, die Scherben, die sie hinterließ aufzuheben. In ein Ganzes zu setzen. „Ich habe mein Land dir vorgezogen. Jahrelang kämpfte ich um das Volk zu schützen, sie vor Crocodile zu bewahren. Meine Aufmerksamkeit galt ihnen. Ohne eure Hilfe wäre es nie so weit gekommen, dass nun erneut Frieden herrscht. Ich konnte nicht gehen. Nicht während des Neuanfanges, dem Aufbau. Den Teil, den musst du verstehen, bitte. Ich habe eine Verpflichtung, die ich nicht binnen kurzer Zeit vergessen, über Bord werfen kann. Du hast acht Jahre lang versucht dein Dorf zu retten. Die Menschen, die du magst und jene, die du liebst. Der Unterschied liegt darin, dass du schneller gehen konntest. Ich nicht.“ Sichtlich war ein tiefer Atemzug seitens Nami erkennbar. Sie wartete, wartete auf die eine Erklärung, die sie womöglich erweichen ließ. Vivi trat ein weiteres Stück näher, sodass sie förmlich den Atem der Anderen auf ihrer Haut spüren konnte. Von Nami kam keine Reaktion. Ihr Körper erstarrte, blieb an Ort und Stelle, ungerührt. Lediglich ihr Brustkorb hob und senkte sich, schneller und schneller. Zaghaft gab Vivi eine Strähne aus ihrem Gesicht, strich ihre Wange entlang, ehe sie Hand auf dieser ruhen ließ. „Ich will dich“, wisperte sie gegen die Lippen der Navigatorin, deren Konturen sie mit dem Daumen sanft nachzog. „Ich bin bereit zurückzutreten, all das hinter mir zu lassen, für immer.“ Damals hatte sie sich die Worte erhofft. Sehr sogar. Tagtäglich wartete sie auf ein Zeichen. Abermals fragte sich Nami, ob sie die falsche Entscheidung traf. Sie hätte genauso gut bleiben können, natürlich. Ihre Beweggründe blieben allerdings dieselben, bis heute. Das Land kam alleine zurecht, zusammen mit dem König, allem Drum und Dran. Ihre Freunde? Nein, nicht auf den Gewässern. Mit dem Betreten des Schiffes, ging sie eine Bürde ein. Ruffy dorthin zu bringen, wo auch immer sein Herz es wollte, sicher durch all die Gefahren, die auf dem Meer herrschte. Ihn zu verlassen, ihn im Stich zu lassen, brachte sie nicht über das Herz. Nicht nach alldem, das er für sie getan hatte. Sie war seine Navigatorin, bis zum Ende, bis er selbst einen Tages meinte, die Reise war vorüber. Schwer versuchte sie den Kloß, der sich allmählich bildete, hinunterzuschlucken, zu verdrängen. Was hielt sie von Vivis Worten? Nachdem sie sich solange danach gesehnt hatte? „Wie,…, wie stellst du dir das vor?“ Ein Flüstern, während ihre Augen starr in jene der Prinzessin sahen. Durften sie den Worten Glauben schenken? Warum wankte sie? „Corsa soll den Platz einnehmen. Sie lieben ihn und er weiß, was richtig ist und was nicht. Er wäre die einzige Option.“ Die Zeitungen berichteten gern über ihn, natürlich in Verbindung mit Vivi. Allzu gern sahen sie ihn in dieser Position. Wenn es den Weg gab, dann durften sie die Möglichkeit nicht verstreichen lassen. Zum ersten Mal musste sie das durchsetzen, das sie sich wünschte. Nami runzelte die Stirn, brach den Blickkontakt ab und dachte über das Ausgesprochene nach. Zugegeben, es hörte sich verlockend, plausibel an. Am Ende erschien ihr die Wendung allerdings zu einfach. „Weiter? Ein einfacher Bürger kann einfach so zum König werden? Die Prinzessin zieht sich dafür ins Piratenleben zurück? Oder aber gibt es zuvor eine imposante Hochzeit? Er bleibt zu Hause, kümmert sich um alles und du gibst vor auf eine große Reise zu gehen? Eine Weile später kehrst du zurück, ein Kind folgt, du verschwindest erneut? Ab und an wirst du mit Piraten gesichtet? Oh, die Königin ist in Schwierigkeiten. Die Gesetzlosen entführen dich“, kam es kopfschüttelnd. Schließlich unterband sie die Nähe und machte zwei Schritte rückwärts. „Wie genau sieht der Plan aus?“, fragte sie gereizt. Ihre Stimmung drohte erneut zu wandeln. Ein herablassendes Lachen folgte. Die Idee schrie förmlich nach Gefahr, nach Problemen, die sie nicht brauchte. Vivi senkte ihren Kopf, schloss einen Augenblick lang die Augen, versuchte die Situation nicht ins Kippen zu bringen. Tief durchatmend fuhr sie sich durchs Gesicht. „Ich weiß, es wirkt löchrig, mehr kann ich allerdings nicht tun. Ich kann mich schlecht für tot erklären lassen und mit euch segeln. Er ist meine Wahl, für den Fall das mein Vater eines Tages stirbt. Ich bin hier, ich bleibe bei dir. Siehst du nicht, dass es das ist, das ich möchte?“ Keine direkte Antwort erfolgte. Namis Blick blieb am Bett der Schwarzhaarigen haften. Hier kam der Knackpunkt. Was wollte sie, für sich selbst? Allmählich wurde Vivi nervös, ungeduldig. Warum sagte sie nichts? Verwirrt verfolgte sie schließlich den Blickwinkel der Navigatorin. Verzweifelt lachte Vivi bei dem Gedanken, der sich in ihr ausbreitete. „Sag mir bitte nicht, es ist wegen ihr?“ Langsam drehte Nami ihr den Kopf entgegen, erneut trafen sich ihre Blicke. Der Ausdruck, der darin lag, sprach Bände. Ungläubig schüttelte Vivi den Kopf, ihr Mund stand offen. „Warum ist sie dann fort?“ „Beantworte du mir das. Was hat Robin dazu veranlasst diesen Schnitt zu machen? Die Antwort kennst nur du“, erwiderte Nami ruhig. In ihren Augen trug Vivi einen Teil der Schuld. Vivi allerdings war weiterhin damit beschäftigt diesen Umstand zu verdauen. Mit allem rechnete die Prinzessin, allerdings nicht mit der Tatsache, dass diese Gefühle eventuell beidseitig vorhanden waren. „Du bist lediglich verwirrt. Hast keinen Schimmer, was du da sagst. Die Frau hat dich um den Finger gewickelt. War für dich da, keine Frage. Du vermisst eine gute Freundin“, sprach sie gepresst. Die Tatsache, dass das tatsächlich der Wahrheit entsprach, wollte sie verdrängen. Dem Gedanken keine Chance geben. Nami legte die Stirn in Falten. Ein Teil war in der Lage sich in die Situation der anderen hineinzuversetzen. Plötzlich stand erneut alles Kopf. Besonders sollte Vivi tatsächlich vorgehabt haben, ihr altes Leben aufzugeben. Trotz der Worte blieb Nami äußerst ruhig, nicht darauf bedacht sich darüber aufzuregen. „Wir haben uns darauf geeinigt, es zu probieren. Zu sehen wohin uns der Versuch führt“, erklärte sie und wartete ab. Vivis Augen weiteten sich. Nami selbst stieß einen tiefen Seufzer aus, setzte sich auf die Bettkante und verhakte die Finger ineinander, betrachtete ihre Hände. „Sie hat lange gewartet, mich nicht bedrängt. Ich bekam die Zeit mir darüber klar zu werden. Weißt du, ich kann sehr wohl Gefühle unterscheiden. Die ersten Wochen ohne dich waren schwer. Du hast mir wahrlich gefehlt. Mit der Zeit ging es mir wesentlich besser, ich dachte nicht länger pausenlos an dich und in den zwei Jahren,…“ Sie brach ab, kniff die Augen ein wenig zusammen, erinnerte sich an diverse Momente zurück. In diesen Monaten gab es keine Gedanken, die um Vivi kreisten. Nicht in der Weise, die sie hinsichtlich Robin hatte. Diese Frau hatte sich nach und nach in ihr Herz geschlichen, ihre Gedanken, in alles. Sie zwei Jahre lang nicht zu sehen, war eine Erfahrung, die ihr manchmal den Verstand raubte. „Ich hege keineswegs freundschaftliche Gefühle ihr gegenüber. Verstehst du nun, warum ich dir gegenüber reserviert bin? Warum mich ihr Verschwinden trifft? Ich dachte, von nun an läuft alles gut. Warum ist sie nicht hier, Vivi? Was habt ihr besprochen?“ Erneut sah sie zur Prinzessin, die ihren Kiefer fest aufeinanderpresste. „Und dann? Wenn ich dir davon erzähle? Was dann?“ Nami klopfte auf die Matratze. Zögernd, nachdem sie den ersten Schock verdaut hatte, nahm Vivi neben ihr Platz. Die Ruhe, die sich binnen weniger Momente in ihr ausgebreitete hatte, machte Nami stutzig. Anstatt ein lautes Wortgefecht zu führen, war sie besonnen, darauf bedacht keine übereiligen Wortfetzen von sich zu geben, die sie bald schon bereute. Vielleicht war sie tatsächlich ein wenig gereift. „Es liegt mir fern uns beide zu belügen. Ich sehe keine Zukunft in uns. Vielmehr möchte ich verstehen.“ Traurig sah sie zu Vivi, die auf den Boden starrte. Bei den Worten hatten ihre Augenlider gezuckt. Merklich schien diese zu versuchen damit umzugehen. „Wart ab. Schlaf darüber“, murmelte sie vor sich hin. Zum ersten Mal erkannte Nami, dass sie in dieser Hinsicht wirklich nicht aufgeben wollte. Vor über zwei Jahren hätte sie solch eine Reaktion unsagbar glücklich gemacht. In Anbetracht der Veränderung schmerzten die Worte. „Das ändert nichts. Unsere gemeinsame Zeit ist vorbei.“ Erneut ein Kopfschütteln. Nami massierte sich ihren Nasenrücken. Das hatte keinen Sinn mehr. Sie drehten sich zunehmend im Kreis. „Sanji dürfte das Essen fertig haben. Reden wir später nochmal“, murmelte sie schlussendlich. Momentan dürfte das Gespräch keinen Fortschritt machen, da konnten sie es gut und gerne verschieben. Sie wollte Vivi Zeit geben das Ganze zu verdauen und vielleicht war es zu diesem Zeitpunkt egoistisch, doch wollte Nami Informationen. Solange sie diese nicht bekam, ließe sie Vivi nicht fort. „Ich wette, du fühlst noch etwas für mich.“ Bevor sie sich in Bewegung setzen konnte, spürte sie eine Hand an ihrem Oberarm. Der Rest verlief recht schnell, ohne das Nami etwas entgegnen konnte. Vivis andere Hand an ihrer Wange, die das Gesicht zur Seite drehte, ihre Lippen auf den eigenen. Anders als sich Vivi erhofft hatte, fing sich Nami recht schnell von ihrer anfänglichen Überraschung. „Verletz dich nicht selbst“, wisperte Nami als sie den Kopf zurückzog, die Hand von sich gab und Vivi auf Abstand brachte. „Angst, ich könnte richtig liegen?“ Die Prinzessin machte es in ihren Augen noch komplizierter als es ohnehin schon war. Ein provokantes Lächeln zierte ihre Lippen. Nami hob eine Augenbraue. „Mach dich nicht lächerlich“, meinte sie leicht lachend und schüttelte den Kopf. Glaubte sie tatsächlich daran? „Ich möchte lediglich eine Antwort.“ „Da wären wir zu zweit. Allerdings sind unsere Fragen unterschiedlich.“ „Und wenn nicht? Was ist, wenn du weiterhin Gefühle für mich hast?“ Allmählich strapazierte das wahrlich ihre Nerven. Doch hatte sie Vivi gewarnt. Ruckartig überbrückte Nami den Abstand, den sie zuvor gewahrt hatte, verschloss ihre Lippen mit jener der anderen. Sie zog nicht zurück, ließ sich vollends auf diesen Moment ein. Vivi selbst brauchte keine Zeit, sich darüber klar zu werden, was gerade geschah. Vielmehr spürte sie all das Verlangen, welches all die Zeit über ungestillt blieb. Das hier, das wollte sie. „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, hauchte sie gegen die Lippen der anderen und erhob sich. Räuspernd richtete sie ihre Haare und marschierte durch den Raum. „Und? Habe ich richtig gelegen?“, rief Vivi hinterher als Nami die Tür öffnete und gerade dabei war, den Raum zu verlassen. Das Spielchen war endgültig beendet. Nami verharrte im Türrahmen, strich sich nachdenklich über die Lippen, dachte dabei an das Gefühl zurück, welches sie in jenem Moment verspürt hatte, an das Gesicht, welches ihr dabei durch den Kopf ging. Gefasst warf sie einen Blick über die Schulter. „Nein, du liegst falsch. Meine Gedanken, meine Gefühle,… alles ist klarer als jemals zuvor. Ich will sie“, antwortete sie und fühlte endlich die allerletzte Bestätigung. Kapitel 26: "Wie geht es weiter?" - "Dem Horizont entgegen." ------------------------------------------------------------ „In deinen Augen siehst du mich als Buhmann, richtig? Darf ich aber daran erinnern, dass wir beide die Wahl hatten? Sie und ich? Genauso gut hätte Nami das Leben als Piratin an den Nagel hängen können. Sie litt, ich litt. Dich getroffen zu haben,…, du hast keine Vorstellung wie froh ich darüber bin. Mit deiner Hilfe, kann wenigstens ich den Schritt rückgängig machen. Ich will sie zurück, auf jeden Fall.“ „Daran zweifle ich nicht. Allerdings, bist du dir sicher, dass das einen Sinn ergibt? Wie stellst du dir das vor? Einfach verschwinden? Du bist zu sehr mit deinem Land verbunden und das Leben auf hoher See, dazu als Pirat, ist alles andere als einfach.“ „Dessen bin ich mir bewusst. Das Land benötigt einfach einen Ersatz. Jemanden, dem das Land genauso viel am Herzen liegt, wie mir. Korsa. Sie kennen ihn und wissen, wofür er bereit war um Alabasta zu beschützen. Ihm vertraue ich die Aufgabe an.“ „Einfach so? Woher soll ich wissen, dass du keinen Rückzieher machst?“ „Solange sie eine Zukunft in uns beiden sieht, solange werde ich nicht vor meiner Entscheidung davon laufen. Ich werde dazu stehen. Nochmals mache ich den Fehler nicht.“ Sichtlich rang Vivi mit ihrer Fassung. Hatte sie ihre Chance endgültig vertan? Keine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft? Der Drang, sich den aufkeimenden Tränen hinzugeben, übermahnte die junge Frau. Ein schwaches Zittern erfasste ihren Körper. Unweigerlich ballten sie die Hände zu Fäusten, nahm mehrere, tiefe Atemzüge. Nein, sie durfte sich dem nicht hingegeben. Nach der Abfuhr brauchte sie keine weitere Blöße, auch, wenn sie alleine im Raum war. Langsam stand sie auf, ging zum Spiegel und betrachtete ihr Äußeres. Wenn sie den Speisesaal betrat, musste sie die Fassung wahren. „Warum tust du das?“ „Ich habe meine Gründe. Meine einzige Bitte ist es, dass du diese Briefe aushändigst.“ „Habt ihr,…?“ „Nein, nein, mit Sicherheit nicht.“ „Warum habe ich das Gefühl, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht? Du entscheidest plötzlich, aus dem Nichts heraus, dass du hier bleibst und sie so gesehen alle im Stich lässt. Ohne mir einen plausiblen Grund zu nennen. Denkst du tatsächlich, dass ich da nicht neugierig werde und darüber nachdenke? Spätestens nachdem du Nami eine eigene Nachricht widmest. Was ist da?“ „Das ist meine Sache.“ „Ein Glück, dass ich bereits weiß, welch schwieriger Fall du bist. Du hast Gefühle für sie, richtig?“ „Ich muss ein Ziel verfolgen und hier finde ich all die Ressourcen, die ich dazu benötige. Vielleicht überschneiden sich unsere Wege eines Tages erneut und ich setze meine Reise mit ihnen fort.“ „Ich versteh dich, andererseits nicht.“ „Belassen wir es dabei, einverstanden?“ All die Gespräche, die sie mit der Archäologin geführt hatte, brachten sie zu den Strohhüten. Die Wendung, die sie nun ereilte, entriss ihr förmlich den Boden unter den Füßen. Robins Gefühle waren eine Sache, aber woher sollte sie wissen, wie Nami empfand? Schließlich erklärte ihr Robin abermals es liefe nichts, sie verband eine Freundschaft, mehr nicht. Wenn die Schwarzhaarige bloß wüsste, wie Namis Gefühlslage aussah. Änderte sich dadurch ihr Kurs? Ein Glucksen drang über Vivis Lippen. Das Leben legte durchaus makabere Scherze an den Tag. Ihr Gesichtsausdruck erstarrte, als sie den Raum näher betrachtete. Er wirkte befremdend. Keine Erinnerung, keine Wärme. Hier war sie der Fremdkörper, der ohne Aufforderung eindrang. Was nun? Riskierte sie einen weiteren Versuch und folgte ein sofortiger Rückzug? Unentschlossen schritt sie nach draußen. × × Als sie an die frische Nachtluft hinaustrat, streifte sich die Schwarzhaarige ihre Jacke über. Obwohl der Tag lang und anstrengend war, verspürte sie keine Müdigkeit. Die Luft im Inneren steigerte förmlich ihre Unruhe. Die Unterkunft, die sie während des Aufenthaltes bezogen, lag direkt am Hafen, wo auch ihr Schiff vor Anker lag. Nachdenklich spazierte sie am Pier entlang. Ihr Weg führte sie zu einem der kleineren Stege. Das Meer war ruhig, spiegelte den Vollmond wider. Ihre Augen strahlten Wehmut aus, als sie sich setzte und die Beine baumeln ließ. Mit den Armen stützte sie sich nach hinten hin ab und starrte gen Himmel. Sie wusste, dass da nichts war, dennoch versuchte sie irgendetwas zu erkennen. Ein Zeichen, dass sie trotz allem die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ihr Gewissen, ihr Herz waren weiterhin nicht besänftigt. Die innere Ruhe entglitt ihr förmlich. Sie vermisste ihre Freunde, mehr als gedacht. Ob sie unlängst auf dem Weg zum nächsten Abenteuer waren? Zusammen mit ihr? Erneut kam die Frage auf, wie wohl Nami darauf reagierte. Ihr Kiefer biss sich unweigerlich aufeinander. Nach all den Wochen, die sie nun damit lebte, kam es stets auf Neues zum Kampf zwischen Herz und Verstand, wobei letzteres triumphierend empor stieg. Den Rückzug anzutreten, war eine Sache. Vergessen eine ganz andere. Vehement schüttelte sie den Kopf, versuchte krampfhaft all ihre Gedanken rund um die junge Navigatorin zu verbannen. „Mal ehrlich Robin, schläfst du nie?“, hörte sie eine Stimme hinter sich. Die Schwarzhaarige gab den Kopf in den Nacken, sah nach oben. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Die junge Frau fackelte nicht sondern setzte sich direkt neben die sie und überkreuzte ihre Beine. Ihr Blick streifte über die Umgebung, den Horizont, alles schien ruhig, beinah zu ruhig. In all den Jahren, die sie nun hier verbrachte, wirkte solch eine Atmosphäre beinah bedrohlich. Lediglich im Schutz des Hauptquartiers fühlte sie anders. „Du wirkst angespannt“, kommentierte Koala, sah von der Seite aus zur Schwarzhaarigen, die versuchte ihre Fassade aufrecht zu erhalten. Zwar war ihr durchaus bewusst, dass sie der Jüngeren vertrauen konnte, allerdings versuchte sie nicht zu viel preiszugeben. Besonders neben den anderen war sie darauf bedacht, keinen Einblick zu gewähren, ihnen jene selbstbewusst, starke Frau zu geben, als die sie durchwegs eingeschätzt wurde, auf die manch jüngere Revolutionäre ehrfürchtig hoch sahen. „Der Schlaf bleibt aus. Auf Dauer ist dieser zwar Zustand anstrengend, aber ändern kann ich das nicht“, erwiderte sie ohne eine Lüge von sich zu geben. Seit ein paar Tagen gelang ihr das Einschlafen nicht, vielmehr döste sie ab und an vor sich hin. Normalerweise brauchte sie durchaus weniger Schlaf als manch andere, momentan allerdings war es selbst für sie zu wenig und der Zustand zerrte an ihren Kräften. „Du machst dir Gedanken hinsichtlich der Strohhüte, richtig?“, hakte Koala nach, versuchte im Gesicht der Schwarzhaarigen eine Regung zu erkennen. Anstatt auf die Frage mit Worten zu antworten, wandte sie den Kopf zur Seite, wich der Jüngeren aus, die dies durchaus zu werten wusste. Koala kniff die Augen zusammen. „Warum hast du diesen Weg dann gewählt?“, hinterfragte sie. Nico Robins Auftauchen im Hauptquartier hatte damals für Aufmerksamkeit gesorgt, doch sie alle wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass das lediglich ein Aufenthalt auf Zeit war. Die Nachricht, dass Robin blieb, breitete sich unter den Revolutionären aus wie ein Lauffeuer. Seit Koala selbst davon erfahren hatte, war sie erpicht darauf zu erfahren, woher der Sinneswandel kam. Bisher erfolglos. „Um mich zu schützen“, flüsterte die Schwarzhaarige nach einem kurzen Schweigen. Das Ausgesprochene ließ sie sich nochmals auf der Zunge zergehen. Ein frischer Windstoß kam auf. Während Koala die Arme verschränkte und ein Frösteln verspürte, schien Robin unbeeindruckt. „Inwiefern?“ Robin sah aus dem Augenwinkel heraus zur ihrer Gegenüber, gluckste und schüttelte mit dem Kopf. „Unwichtig. Geh lieber, dir ist kalt. Ich möchte nicht die Schuld daran haben, solltest du dich erkälten.“ Ein Schmollen machte sich auf dem Gesicht der Revolutionärin breit. Diese Antwort musste ja kommen. Einen Einblick gewährte die Schwarzhaarige nie. Kein Wunder, dass sie sich die Frage stellte, ob sie bei ihren Freunden genauso verschwiegen war oder ob es an ihnen selbst lag. Zwar verstand sich Robin mit allen, war stets freundlich und hilfsbereit, allerdings behielt sie all ihre Gedanken lieber für sich. Selbst bei der Arbeit vermutete Koala, dass ihnen Robin nicht über all ihre Informationen berichtete. „Weißt du, Gedanken preiszugeben, Gefühle zu zeigen, das macht dich nicht schwach. Deine Verschwiegenheit macht dich mit Sicherheit faszinierender, allerdings solltest du ab und an jemanden näher an dich lassen. Natürlich sind es deine Probleme, aber zu reden, kann sie durchaus einfacher erscheinen lassen. Ich habe keinen blassen Schimmer was du hinter dir lassen möchtest, aber wenn du alles in dich hineinfrisst, wirst du nie darüber hinweg kommen. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Gut möglich, dass du uns nicht als deine Freunde siehst, aber wir können auch gute Zuhörer sein.“ Mit diesen Worten stand Koala auf. Erneut keine Antwort, wodurch ihr ein tiefes Seufzen entglitt. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab, vergrub die Hände in den Taschen ihrer Jacke und schlenderte den Steg entlang. Eigentlich hatte sie erhofft, mittlerweile einen höheren Stellenwert erlangt zu haben. Joe befand sich in derselben Situation. Er befreite sie damals, zusammen mit Terry, und erfuhr genauso wenig, obwohl sie seither die meiste Zeit mit ihr verbrachten. „Warte“, hörte Koala schließlich und hielt inne, wandte den Oberkörper zur Seite und erkannte, wie Robin zu ihr aufholte. „Wenn du mir ein schlechtes Gewissen machen wolltest, dann hast du das in gewisser Hinsicht geschafft“, sprach sie angesäuert. Koala ignorierte den Unterton und schmunzelte verschmitzt vor sich hin. „Beabsichtigt? Nein, nicht direkt“, gluckste sie und ging weiter. Robin hielt schritt und für einen Augenblick umhüllte sie erneut ein Schweigen, ehe sich die Schwarzhaarige räusperte und das Wort erhob. „Der Grund für mein Bleiben ist kompliziert. Ein Teil mag den Aufenthalt mit euch. Das Reisen an Orte, die mich direkt dorthin führen, wo ich Informationen erhalten, die ich all die Jahre über gesucht habe, die ich sonst hie und da aufgrund des Zufalles finden würde. Andererseits, fühle ich mich schuldig. Nach allem das sie auf sich genommen haben, um mir zu helfen. Wer weiß, wo ich ohne sie wäre.“ Bilder des Ereignisses gingen ihr durch den Kopf. Keine Erinnerung wollte sie je missen. „Dennoch hast du sie verlassen.“ Robin nickte auf die Bemerkung hin und suchte nach der passenden Formulierung. Tonlos seufzte sie in sich hinein und hielt abrupt inne. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Mond. Wie viele Nächte schlug sie sich um die Ohren, starrte den Himmelskörper an und dachte über ihre Gefühle nach? Koala schwieg, beobachtete die Schwarzhaarige, versuchte anhand ihres Gesichtsausdruck zu verstehen, was in ihr vor sich ging. In Gesprächen war sie schwierig handzuhaben. Mittlerweile hatte sich die Revolutionärin zwar daran gewöhnt, doch das hieß allerdings nicht, dass die Zeit es angenehmer gestaltete. „Warst du jemals verliebt?“, fragte Robin weiterhin abgewandt. Koala blinzelte mehrmals und schien durchaus überrascht. Solch eine Frage hatte sie nicht erwartet. Mehrere Gedanken schossen ihr augenblicklich durch den Kopf, ehe sie leicht das Gesicht verzog. „Du tust das der Liebe wegen? Jemand von den Strohhüten? Sag bloß, jemand von hier?“ Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, sah sie Koala entgegen, die diesen Blick durchaus zu deuten wusste. „Muss ja äußerst einseitig sein, wenn du die Crew dafür hinter dir lässt.“ Robin biss den Kiefer aufeinander und setzte sich schließlich wieder in Bewegung. „Nicht direkt. Hätte eine gewisse Person nicht meinen Weg gekreuzt, hätte ich mich anders entschieden. Ich hätte keine Sekunde gezögert zurückzukehren.“ × × „Wie kannst du ohne Bedenken essen?!“, warf Sanji seinem Kapitän vor, der unbeeindruckt alles in Reichweite zu sich nahm. Seine Antwort war unverständlich. Die restlichen Jungs schwiegen, ihnen schien der Appetit erneut vergangen. Die Bombe, die Nami hatte platzen lassen, musste erst verdaut werden. „Ich habe ihm vorhin bereits davon erzählt“, verteidigte Nami Ruffy in gewisser Weise und erhielt einen überraschten Blick seitens ihrer Freunde. Zorro hatte sich zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und musterte die junge Frau eingehend. Dachte er an die vorangegangen Zeiten zurück, so musste er eingestehen, dass es ab und an doch Andeutungen gab, die er allerdings ad acta legte, immerhin interessierte er sich wahrlich nicht für solche Geschichten. Unter normalen Umständen hätte er erst recht nicht darüber nachgedacht, doch in Anbetracht der Situation konnte er das schwer ignorieren. „Und wie gehen wir damit um? Weiß die Prinzessin, wo sich Robin derzeit befindet?“, sprach er ernst. Anfangs hatte er der Schwarzhaarigen wegen durchaus seine Bedenken, doch nach all der Zeit über, gehörte sie zur Crew, war seine Freundin, Kameradin. Das letzte Mal ließen sie sie nicht ziehen, warum sollten sie nun eine Ausnahme machen? „Nein, tue ich nicht. Ich weiß lediglich, dass sie immer wieder nach Baltigo, zum Stützpunkt, zurückkehrt, dort eine Weile verbleibt um anschließend erneut mit einem Trupp abzureisen“, entgegnete Vivi, die trotz ihres Zögerns zur Crew aufschloss, und unbeholfen gegen die Türe lehnte. Augenblicklich gehörte ihr die Aufmerksamkeit. Die Blicke, die sie erntete, machten ihr Unbehagen nicht besser. Wie standen sie zu all dem? Gab es überhaupt eine Seitenwahl? „Klasse“, murmelte Franky und kniff die Augen zusammen, musterte ihren Gast mit Argusaugen. Zwar hatte er Geschichten rund um sie und ihr Königreich gehört, doch mit ihr selbst hatte er nichts am Hut. Kein Wunder, dass er eine gewisse Abneigung empfand. Er kannte und mochte Robin, zu wissen, dass sie ihretwegen verschwand, stieß ihm schwer auf. Warum hatte sie nie zuvor mit ihm darüber gesprochen? Innerlich seufzte er auf. „Und nun? Wie geht es weiter? Warten wir?“ Schweigen herrschte vor. Niemand vermochte eine Antwort zu fällen, die eigentlich nur einem zustand. Niemand sah ihn an, sie warteten ab, bis er von selbst anfing. „Ich habe mich entschieden“, fing Ruffy an, der aufgehört hatte zu essen und mit ernster Miene in die Runde sah. Zwar war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, doch eine andere Möglichkeit gab es vorerst nicht. Robin würde ohne weiteres nicht hierher zurückkehren, da war er sich sicher. „Hier zu bleiben bringt uns nicht weiter. Die nächste Insel wartet.“ „Du bist dir sicher?“, entgegnete Nami flüsternd und sah ihn an. Verzweiflung verzeichnete sich auf ihrem Gesicht. Dem Blick hielt er nicht lange stand, ließ den Kopf sinken und nickte. Von nun an konnten sie lediglich darauf hoffen ihr eines Tages erneut zu begegnen. „Ja, wir reisen weiter, dem Horizont entgegen.“ Kapitel 27: Auftakt ------------------- Schweißgebadet erwachte sie aus ihrem unruhigen Schlaf. Immer wieder atmete sie tief durch, versuchte das unbehagliche Gefühl abzuschütteln. Spärlich drang das Mondlicht durch die Vorhänge, gewährleisteten ihr einen Orientierungspunkt. Ausgelaugt schlug sie die Hände vor das Gesicht und versuchte ihre Gedanken zu ordnen, die wild durcheinander alte, tiefe Wunden, gepaart mit neuen Ereignissen heraufbeschworen. Langsam setzte sie sich auf, lehnte mit dem Rücken gegen die Wand, ein Bein angewinkelt. In den vergangenen Wochen traten die Alpträume vermehrt auf. Als reichten all die Begegnungen, Informationen nicht aus und doch war sie erneut an diesem Punkt angelangt. „Derselbe wie sonst?“ Ein leises Glucksen verließ die Kehle der Frau, langsam neigte sie den Kopf zur Seite. Ein schwaches Nicken folgte, während ein einfaches Lächeln ihre Lippen zierte. Vom jeweiligen anderen waren die Konturen lediglich schemenhaft erkennbar, doch spürten sie den Blick der anderen auf sich ruhen. Das Wissen nicht allein zu sein, war durchaus ein beruhigendes Gefühl. Allmählich klarten ihre Gedanken auf und sorgten für Entspannung. „Vielleicht,…?“ „Nein, ich sehe in beiden Möglichkeiten keinen Unterschied. Ob hier oder an einem anderen Ort, was wäre anders?“ Nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, bemerkte sie eine Bewegung, spürte nur kurz darauf, wie sich der Körper auf ihrem Bett, direkt neben sich, niederließ. „Dieses Mal irrst du. Du bist dabei, dich unnötig in Gefahr zu bringen. Das missfällt sowohl mir als auch dem Rest.“ Die Fürsorge, die in den Worten lag, war deutlich fühlbar. Wie nach dem ersten Gespräch, blieb sie allerdings auch dieses Mal standfest. Nichts würde ihre Entscheidung ändern. „Ich denke, du sprichst vielmehr von dir selbst, als von anderen. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir konnten nicht ahnen, dass sie sich vor Ort befanden. Ich bin brenzlige Situationen gewohnt und wie du siehst, bin ich hier.“ Sie verstand die Sorge durchaus. Beinahe war es schiefgegangen. Alles, was sie bis zu diesem Moment durchgestanden hatte, wäre umsonst gewesen und doch, sie konnte den Blick nicht abwenden. Nicht in diesem Fall. „Du hättest mir nicht davon berichten sollen“, sprach sie neckend, sehr zum Leidwesen der jungen Frau, die in diesem Fall keinen Spaß verstand. „Du kannst unmöglich sein, ist dir das bewusst, Robin?“ Die Schwarzhaarige lachte und zuckte mit der Schulter. „Ab und an", entgegnete sie und lehnte sich an die Schulter der jüngeren Frau, in der sie mittlerweile ihre größte Stütze sah. Zwei warme Arme drückten sie näher und boten ihr Geborgenheit. "Ich bin da", vernahm sie als Flüstern, während sich ihre Augen erneut schlossen und sie langsam zurück in den Schlaf glitt. × × „Du greifst wahrlich nach jedem Strohhalm“, murmelte Vivi nachdenklich. Resignierend stieß sie einen Seufzer aus. Nach dem gestrigen Fiasko hatte sie damit gerechnet, dass das Thema beendet war. Nami bat um einen weiteren Tag, ehe sie weiterzogen. Die Nacht über zog sich diese alleine zurück und Vivi rechnete wahrlich nicht mit einem weiteren Gespräch. Jedenfalls keinem wie diesem hier. Anfangs sprachen sie in Ruhe über ihre gescheiterte Beziehung und Nami machte deutlich, dass das so nie geplant war. Die Gefühle, die sie für Robin empfand, ließen Vivi keinerlei Chancen offen. Eine bittere Wahrheit, die sie akzeptieren musste. Nun saßen sie weiterhin in der Kajüte der Navigatorin, deren Unruhe deutlich erkennbar war. Ihre Augen zeigten Spuren der Nacht und Vivi fühlte sich schlecht ihre einstige Freundin auf die Weise zu sehen. Den Impuls sie in den Arm zu nehmen unterdrückte sie zunehmend, nicht wissend, ob das angebracht war. Daher beließ es Vivi dabei all ihre Fragen zu beantworten, selbst wenn das bedeutete, die eigenen Bedürfnisse zurückzustecken. „Die Briefe erhielt ich vor ein paar Wochen. Nicht von ihr persönlich. Die Revolutionäre sind auf der gesamten Welt verstreut, haben diverse Stützpunkte, manche leben auf den Inseln. Sie wirken wie normale Bürger. Bis zu diesem Tag hatte ich keinen blassen Schimmer, dass das ihre Absicht war. Bei meiner Abreise wusste ich bereits, wo und wann ich auf euch treffen kann. Ich dachte, wir hätten alles geklärt. Mich überraschte ihr Entschluss und dennoch schrieb sie, ich solle warten. Warten auf eine endgültige Bestätigung“, erklärte sie sanft und dachte an all das zurück. Im Nachhinein fragte sie sich natürlich umso mehr, warum. Im Grunde bekam Vivi das Gefühl, dass das nicht alles war. Doch steckte tatsächlich mehr dahinter? Nami schwieg, neigte den Kopf zur Seite. Die Antwort befriedigte sie ganz und gar nicht. „Eure Reise kann euch überall hin verschlagen. Vielleicht kreuzen sich die Wege oder aber ihr findet einen Weg nach Baltigo.“ Ein trauriges Lächeln breitete sich auf den Lippen der Navigatorin aus. Die Wut, die sie Vivi gegenüber verspürt hatte, war verflogen. Sie brauchte ihre Kräfte auf andere Weise. Die Schwäche, die Benommenheit, die sie seit dem gestrigen Tag verspürte, nagte an ihr. „Als du zurückbliebst, dachte ich, ich weiß wie es ist jemanden erneut zu verlieren, zu vermissen. Mit der Zeit redete ich mir ein, dass das das Beste war. Wenn wir ehrlich miteinander sind, es ist das einzig Richtige. Ich habe verstanden, dass wir nie glücklich werden können, wenn einer von uns sein Leben komplett aufgeben muss. Anfangs hätte es geklappt, mit der Zeit allerdings,…, wir hätten es uns gegenseitig an den Kopf geworfen. Wir klammerten uns an Gefühle und manchmal reichen sie nicht aus, aber Robin?“ Sie biss sich auf ihre Unterlippe, erhob sich und wanderte durch den Raum. War Vivi die einzige Komponente, die zwischen ihnen stand? Auf den ersten Blick hin passte alles zusammen, doch wurde Nami die Befürchtung nicht los, dass das lediglich ein Teilaspekt war. „Ich verstehe die Abneigung. Meine Güte, ich würde auch nicht sehen wollen, wie die Frau, die ich liebe mit einer anderen glücklich wird. Sie hat ja alles Recht der Welt zu denken, ich hätte dich gewählt. Zu oft habe ich sie zurückgewiesen, erst gegen Ende habe ich mich bereiterklärt, einen Versuch zu wagen. Alles andere als selbstbewusst. Dennoch, irgendetwas übersehen wir.“ „Du denkst, sie hat einen weiteren Grund? Welchen? Eine Entdeckung? Eine Forschung, die sie nicht los ließ? Irgendwie hätte sie die Informationen nebenbei erhalten können, sie findet immer einen Weg, wenn sie die richtigen Mittel besitzt“, entgegnete Vivi vorsichtig, denn so schätzte sie die Schwarzhaarige wahrlich nicht ein. Nami biss den Kiefer aufeinander, hielt vor dem Bullauge inne und betrachtete den leichten Wellengang. Der Gedanke hörte sich tatsächlich nicht nach Robin an, immerhin hatte sie die Zeit davor auch kein Problem damit gehabt, nicht ihren eigenen Forschungen nachzureisen, sondern nahm, was der Zufall so brachte. „Was denn? Der letzte Grund, der zu ihrem Verschwinden führte, war die Weltregierung. Ich glaube kaum, dass sie das erneut auf dieselbe Weise belastet. Ich schätze, ich suche einfach nach etwas, dass es mir erleichtert ihre Entscheidung zu akzeptieren. Oder ich besänftige mein schlechtes Gewissen der Mannschaft gegenüber.“ In der Zwischenzeit hatte sich Vivi ebenfalls erhoben und war näher getreten. Sie lehnte sich seitlich gegen die Wand, richtete ihren Blick nach draußen. „Ihr seht euch wieder. Vielleicht kann ich ihr eine Nachricht zukommen lassen. Wenigstens um sie wissen zu lassen, dass ich aus dem Spiel genommen worden bin.“ Überrascht sah Nami zu ihr, erkannte ein leichtes Lächeln. „Was? Sieh mich nicht so an. Zwar muss ich gestehen, dass meine Gefühle nicht über Nacht verschwunden sind, allerdings akzeptiere ich deine Entscheidung, auch wenn es mir schwer fällt. Das gestrige Gespräch mit Igaram hat geholfen. Da ich einen Teil zu dem Schlamassel beigetragen habe, kann ich wenigstens hierbei helfen. Ich kann ja wenigstens etwas an Würde behalten und mich nicht gänzlich zum Affen machen“, erklärte sie mit einem rauen Lachen und schüttelte den Kopf. Nami gluckste, während sie erneut Tränen verspürte, ehe sie Vivi in eine sanfte Umarmung zog. × × Lächelnd lehnte sich Nami zurück, nippte an ihrem Kaffee und betrachtete die Jungs, die sich lautstark unterhielten oder gar stritten. Das Frühstück verlief in gewohnten Bahnen, ihre Gäste hatten sich eingelebt. Selbst Law, den sie zuvor anders eingeschätzt hatte, schien durch ihren Kapitän hierbei seine eigentliche Hülle zu verlieren. Punk Hazard hatte das Schiff mit neuem Leben gefüllt. Zwar erlebte sie den Alltag stressiger, da mehr los war, doch erkannte sie darin die nötige Ablenkung. Kein Vergleich zur Fischmenscheninsel, wo das Verschwinden der Schwarzhaarigen über ihnen kreiste. Neue Gesichter, brachten neuen Wind und von dem ließen sie sich treiben. Die damit verbundenen Risiken natürlich ausgeblendet. Ein neues, bisher wohl größtes Abenteuer lag in unmittelbarer Nähe. Ohne Zögern hatte sich Ruffy abermals gegen einen übermächtigen Gegner gestellt und ihr Weg brachte sie auf seine Insel. Flamingos Rücktritt dürfte die Welt erschüttern, die Zeitung war voll davon. Er hielt sich an eine Abmachung, nun mussten sie ihren Teil begleichen. Vorerst schob sie das Ungewisse lieber zur Seite, genoss einfach das Frühstück, betrachtete nebenbei Momonosuke, der herzhaft das Essen verschlang. Denn nachts, wenn die Ruhe einkehrte und der Kleine neben ihr im Bett seelenruhig schlief, kam das einzige Zeitfenster, in dem sie ihren Gedanken überlassen war, in dem ihre Kräfte verschwanden. Hie und da gelang ihr das Einschlafen, allerdings ein kurzweiliger Effekt. Das Wissen alleine zu sein, sobald die Gäste verschwanden, bot keine Besserung ihrer Laune. Denn trat das ein, dann hatte sie das Bett, den ganzen Raum für sich allein und das mit all den Erinnerungen, Robins Sachen. Die Nacht holte alles zum Vorschein. Ein Grund mehr den Tag anders anzugehen, all das Schlechte von sich zu geben und so viel Zeit mit ihren Freunden oder ihren Gästen zu verbringen. Selbst ihre Arbeit stand vorzeitig still. Das Zeichnen bot ihren Gedanken freien Lauf. Die Konzentration auf ihre Unterlagen fehlte gänzlich. „Nicht mehr lange“, meinte Law, während seiner Bissen und sah auf die Uhr. Nami, die direkt neben ihm saß, nickte bedächtig. „Einen Plan haben wir, jetzt müssen wir ihn umsetzten und darauf warten, dass er schief geht.“ Stutzig hob er eine Augenbraue, schluckte die Bissen hinunter und schien nicht sonderlich erfreut. „Was? Allmählich müsste dir klar sein, wie unser Alltag aussieht. Noch nie hat ein Plan ohne gröbere Probleme funktioniert. Gewöhn dich lieber schnell daran“, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. Das Unbehagen vor solchen Herausforderungen ließ sie zwar nie los, aber hatte sie gelernt besser damit umzugehen. „Leider ist mir das bereits auf Punk Hazard aufgefallen, aber es spricht für euch, wenn ihr euch aus einer brenzligen Lage trotz allem befreien könnt.“ Erneut nickte sie und leerte die Tasse. „Hast du eine Karte?“ Sie brauchten eine Orientierung, insbesondere da die Insel völlig unbekannt war und sie sich dort zurechtfinden mussten. „Meine Crew hatte eine angefertigt, doch bezweifle ich, dass sie dir gefallen wird. Ist weit unter deinem Niveau“, scherzte er und deutete auf seine Hosentasche. Nami rollte mit ihren Augen. „Solange sie ein kleiner Wegweiser ist, werde ich von Fehler jeglicher Art absehen. Vermisst du sie?“ Seine Gelassenheit verschwand und er starrte auf seinen leeren Teller hinab. Darauf hatte ihn hier an Bord bisher niemand angesprochen. Law kratzte sich am Nacken. Als keine Antwort kam, boxte sie ihm sanft gegen die Schulter und grinste. „Also bitte, die depressive Ader an Bord gebührt derzeit mir.“ „Wenn du die Menschen um dich herum gewohnt bist und diese, wenn auch für eine kürzere Dauer fort sind, da gehen dir selbst die größten Idioten ab, meinst du nicht?“ Beide lächelten sich an, ein kurzer Moment in denen beide den jeweiligen anderen verstanden, ehe es Ruffy war, der die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkte. Sein Magen war schließlich weiterhin nicht gestillt. × × Müde massierte Robin ihre linke Schläfe, während sie den Artikel weiter las. Die Nachricht des Rücktrittes verbreitete sich auf der Insel wie ein Lauffeuer. In den frühen Morgenstunden war die Stadt bereits erwacht und von den Straßen hörte man den Aufruf der Bevölkerung. Die Situation, obwohl sie eine andere war, erinnerte sie an Water Seven. Der Morgen nach dem Attentat, an dem die Stadt Kopf stand. Woher sein Sinneswandel kam, war fraglich, allerdings glaubte unter den Revolutionären niemand daran. Für sie stand ein weitaus höheres Ziel im Hintergrund. Flamingo gehört nun mal einer sehr bedeutenden Familie an, einen Status, den man nicht eben zur Seite schob. Das vermehrte Auftreten der Marine, gepaart mit Agenten der Weltregierung. Kein einfaches Pflaster. Sie musste aufpassen. „Er ist ganz schön beliebt hier“, hörte sie eine männliche Stimme. Anhand der Schritte bemerkte Robin eine zweite Person. Beide gesellten sich zu ihr an den Tisch, gossen sich Kaffee ein. „Das Leben als Spielzeug muss schrecklich sein“, bemerkte Koala, die den Blick auf die Straße unter ihnen richtete. Unlängst erhielten sie die Information, was es damit auf sich hatte und Robin war anfangs durchaus schockiert. Nicht direkt darüber, dass das Menschen waren, vielmehr über die Tatsache, dass ihre Familien, Freunde all die Erinnerungen an sie verloren. Für sie war das eine neue Form der Einsamkeit. „Sie bleiben und versuchen ab und an einen Blick auf ihre Geliebten zu erhaschen“, wisperte sie und spürte einen kalten Schauer, der ihren Rücken entlang lief. „Sofern keine Vertuschung der Regierung erfolgt, dürfte die Insel bald in ein neues Licht gerückt werden.“ Der Blonde nippte an seinem Kaffee, wandte den Blick schließlich von der Bevölkerung ab und räusperte sich um seine Aufmerksamkeit auf Robin zu richten. Seine sonst zunehmend ruhige Art entwich. Kein positives Zeichen. Insbesondere da Koala bereits zu wissen schien, welche Informationen er bereithielt. „Die Strohhüte sind auf den Weg hierher, sie dürften schon bald anlegen. An Bord befinden sich Law und Caesar. Der Verrückte arbeitet seit Jahren Seite an Seite mit Flamingo oder eben, wie er gern genannt wird, Joker.“ Abwartend betrachtete er die Archäologin, die kaum eine Regung zeigte, kontrolliert, unbeeindruckt wirkte. „Wirst du dich ihm zeigen?“, fragte sie gelassen und blätterte dabei auf die nächste Seite. Die Frage war keine Überraschung. Er setzte ein gespielt gut gelauntes Grinsen auf und lachte, während er sich durch die Haare fuhr. „Ich frage mich, wie er auf mich reagiert. Wenn es denn wirklich notwendig ist, dann kann ich einer Begegnung nicht aus dem Weg gehen. Seine Reaktion macht mich dennoch nervös. Viel Zeit ist seither vergangen und er denkt ich sei tot. Und du? Ich hab dir gesagt, auf dieser Insel kann sehr viel geschehen.“ „Dabei dachten wir allerdings vorwiegend an die Regierung. Immerhin lassen sie die CP0 nicht grundlos an einem Geschehen teilnehmen. Und ob ich sie sehe? Wer weiß, wir können aneinander vorbei gehen, wir können aufeinander treffen, schwer zu sagen. Fakt ist, ich hoffe sehr, dass es zu keiner Begegnung mit den Agenten kommt. Die letzte Geschichte mit ihnen hat mir gereicht.“ Beide waren sich darüber im Klaren, dass das ein äußerst interessanter Tag werden konnte, in vielerlei Hinsicht. Koala besah sich ihre Freunde, hielt sich schweigend im Hintergrund, dennoch lächelte sie. Beide hatten genügend Klärungsbedarf und hier erhielten sie eine Chance, auch wenn sie sich aus Gründen wohl oder übel dagegen sträubten. Ging es um einen Kampf, so hatten sie beide keinerlei Probleme damit, scheuten keine Konfrontation, ging es um die Gefühle, um Fehler, dann kniffen sie nur zu gern. Summend erhob sich Koala, lehnte sich am Balkon vor und betrachtete erneut das Geschehen. Der Tag hatte erst begonnen und doch bot er sich an ein Spektakel zu werden. Kapitel 28: Komplikationen - "Wie heißt du?" -------------------------------------------- „Jeder von uns hat seine Aufgabe.“ Sabo sah abwechselnd von Koala zu Robin. Die drei standen auf einem Dach, nicht unweit vom Kolosseum. „Die Insel füllt sich“, bemerkte Koala mit einem breiteren Lächeln. Leicht beugte sie den Oberkörper vor und beobachtete die Marinesoldaten. Binnen weniger Stunden waren zu viele Parteien anwesend, die den Überblick erschwerten. „Langeweile dürfte wir kaum erwarten können.“ Robin verschränkte die Arme vor der Brust, schloss die Augen und suchte die Umgebung ab. Die Strohhüte hatte sie unlängst bemerkt und ihre Intention war durchaus fraglich. Ob ihnen klar war, worauf sie sich einließen? Von alleine dürften sie Flamingo nicht zur Zielscheibe auserkoren haben. „Das Turnier ist im vollen Gang. Zeit mir die Feuerfrucht zu holen. Ruffy hat allem Anschein nach wichtigere Probleme. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich seinen Platz eingenommen habe.“ Koala nickte und lauschte dem Gegröle, das aus dem Kolosseum drang. „Und dann kümmern wir uns um die eigentliche Mission.“ Mit einem Grinsen verschwand er. Die Zeit war gekommen um sich endlich seinem Bruder zu zeigen. „Ich kümmere mich um ein paar Handlanger und du? Folgst du nur dem Plan oder zeigst du dich?“ Ihr Blick wanderte zu Robin, die ihre Sonnenbrille aufsetzte. „Um ehrlich zu sein, ich habe das Gefühl, unsere Vorhaben überschneiden sich. Daher dürfte ein Aufeinandertreffen womöglich sogar unausweichlich sein“, bemerkte Robin nachdenklich und wandte sich ab. Irgendetwas braute sich hier zusammen und der Ausgang war unklar. Koala runzelte die Stirn und seufzte auf, ehe sie ihr eilig folgte. „Pass auf dich auf“, rief Robin noch lächelnd hinterher, als sich ihre Wege auf der Straße trennten. „Musst du mir nicht sagen.“ × × „Lysop!“, schrie Nami panisch auf, als ihr Freund zu Boden ging und schlug die Hand vor den Mund. Alles geriet außer Kontrolle. Binnen weniger Sekunden war ihr Vorhaben gescheitert. Eilig wollte sie zu ihm, als sich Arme spürte, die sich um ihren Körper schlangen, die sie davon abhielten und zum Ausgang zerrten. „Das kann nicht…?“ Hektisch sah sie sich um, auf der Suche nach ihr. Warum zeigte sie sich nicht. Ihr Herzschlag nahm an Geschwindigkeit zu, ihre Finger packte eines der Handgelenke, versuchte sich aus dem Griff zu befreien. „Zeig dich gefälligst!“, brüllte die Orangehaarige aufgebracht, erkannte im Augenwinkel, wie auch Lysop aus der Schusslinie gebracht wurde. Sugars Miene blieb regungslos, während sie die Situation im Auge behielt. Weiterhin sträubte sich Nami, doch gegen den kraftvollen Griff, hatte sie keine Chance. Mittlerweile befanden sie sich in einem Gang, wo zwei kräftige Männer ihnen entgegen rannten. Erst in diesem Moment verschwanden die Hände. Doch bevor Nami reagieren und zurück laufen konnte, packte sie der Mann, hievte sie auf seine Schulter und lief los. „Lass mich sofort runter!“, fauchte sie ihn an. Ungerührt von ihren Worten, ihren Schlägen gegen seinen Rücken, setzten er und sein Kamerad den Weg fort. Sie hatten einen Befehl erhalten, den es auszuführen galt. Wut kroch hoch, ihr Blick starr in die entgegengesetzte Richtung gerichtet. „Du bist ein Feigling, Robin!“ „Womöglich“, murmelte die Schwarzhaarige und lächelte traurig. Sacht schüttelte sie den Kopf, kniff die Augen zusammen, sie musste sich konzentrieren. Nachdem sie in die Fabrik eindrang, schon ging der Tumult los. Sie entdeckte Franky, der im Außenbereich Chaos stiftete. Spätestens ab diesem Punkt war Robin klar, dass das pure Ablenkung war. Umsonst stürmte der Cyborg nicht auf unzählige Gegner los, darunter starke Mitglieder von Flamingos Mannschaft. Er musste wahnsinnig sein, wenn er daran dachte, diese Horde alleine aufhalten zu können. Nachdenklich musterte sie Sugar. Im Kopf hatte sie bereits die eine Möglichkeit gefunden, um sie aufzuhalten. Den zierlichen Körper zu brechen, war eigentlich ein einfaches Unterfangen. Die Kleine dürfte sie einfach nicht anfassen, das musste zu schaffen sein. Noch hatte man ihren Aufenthaltsort nicht bestimmt, wodurch Robin in Ruhe ihren Angriff vorbereiten konnte. Sugar, die sich weiterhin ausdruckslos umsah, zeigte schließlich Emotionen. Ungläubig riss sie ihre Augen auf, als mehrere Arme ihren Körper packten. Sie versuchte sich zu wehren, spürte die Arme an ihrem Genick. Robins Blick verfinsterte sich, doch bevor sie den entscheidenden Handgriff vollziehen konnte, spürte sie eine Druckwelle. Ihr Blick glitt zur Decke hoch, durch die ein Schiff geschleudert wurde. Ein Moment, der ihr teuer zu stehen kam, Sugar nutzte die Chance. Eine kleine Verrenkung und ihre Finger berührten jene der Schwarzhaarigen. Ein merkwürdiges Kribbeln war zu spüren, ehe sich ihre Sichtweise veränderte. Panisch besah sich Robin ihren Körper. Starr blieb der Blick auf ihren Händen haften. Wie konnte sie diesen Fehler begehen? Obwohl sie gesehen hatte, wie Sugars Kräfte wirkten, verlor sie einen Moment lang die Konzentration. Die Quittung erhielt sie prompt. Sugar sah zwar wie ein Kind aus, wirkte jung wie ihr Körper, doch grundlos war niemand Teil der Flamingo Familie. Wie so viele, ereilte sie dasselbe Schicksal. Robin war zur Puppe geworden. Die Konsequenz daraus, ließ ihr Innerstes erbeben. Jegliche Erinnerung, die man an sie hatte, war erloschen. Niemand würde sie erkennen, ihre Existenz war in den Köpfen aller ausgelöscht. Schwer löste sich ihre Trance. Eilig hastete sie aus dem Raum, versuchte nicht erkannt zu werden, sie musste raus. Ihre Gedanken ordnen, einen Weg suchen zur Rückverwandlung suchen. Vor allem durfte sie nicht dem Pakt verfallen. × × Langsam kam Robin zu sich, blinzelte mehrmals, ehe sie die Augen komplett öffnete. Sie lag am Boden. Was war geschehen? Vorsichtig stand sie auf, strich sich über den Kopf. Argwöhnisch begutachtete sie ihre Umgebung, ehe sie in Schockstarre verfiel. „Hey, alles in Ordnung?“, fragte sie Nami sanft und lächelte ihr entgegen. Perplex taumelte sie ein paar Schritt zurück, bis sie auf Widerstand traf. Ihr Kopf schnellte zur Seite. Franky! Bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, lief sie los. „Warte!“, rief ihr Nami hinterher und sprang auf die Beine um der Puppe zu folgen. Robin spürte, dass ihr Körper noch benommen war, ihre Schrittfolge verlangsamte sich. Schließlich suchte sie hinter einem Stapel Kiste Schutz, Abstand. Warum war sie mit ihnen unterwegs? Robin schloss die Augen und dachte angestrengt nach. „Warum versteckst du dich?“ Nami näherte sich langsam um die Situation zu beruhigen. „Wir tun dir nichts“, fügte sie mit sanfterer Stimme hinzu, blieb neben den Kisten stehen. Robins Herz pochte lautstark. Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Nachdem sie das Gebäude verlassen hatte, waren Nami und Lysop von Feinden umzingelt. Die Revolutionären, denen sie den Befehl gab, die beiden außer Reichweite zu bringen, waren fort. Der Grund war offensichtlich. Da Robins Existenz ausgelöscht worden war, konnten sie sich ihren Befehl wohl nicht länger erinnern. Oder zumindest wussten sie nicht mehr, von wem er stammte und hatten daraufhin entschieden, selbst das Weite zu suchen oder was auch immer. Unwichtig. Weitere Szenarien spielten sich ab, sie hatte den beiden geholfen. Doch in ihrem jetzigen Körper, waren ihre Kräfte geschwächt und somit brachten sie nicht sehr viel. „Weißt du noch, du hast mir geholfen. Danke.“ Nami beugte leicht den Oberkörper vor, sah seitlich zur Puppe und lächelte aufmunternd. Ja, sie hatte den Angreifer irgendwie aufgehalten. Doch dann erinnerte sich Robin nur an einen dumpfen Aufprall. Sie wollte nicht, dass ihr Nami näher kam und den letzten Abstand gewährte ihr die Navigatorin. Schweigend nickte Robin, behielt den Blick starr auf den Boden gerichtet, den sie aufgrund der folgenden Worte verschwommen wahrnahm. „Du hast interessante Fähigkeiten. Wie heißt du?“ Ein Stich, der ihr sie mitten im Herzen zu treffen schien. Warum bereiteten sie ihr solche Schmerzen? Im Laufe der Zeit hatte sie oftmals darüber nachgedacht, wie es war, einfach vergessen zu werden. Niemand, der sie verfolgte. Keine merkwürdigen Blicke. Ein ruhiges Leben und doch, nun, wo es der Realität entsprach, schnürte es ihr die Kehle zu. Als keine Antwort erfolgte, überwandte Nami die letzte Distanz und kniete sich vor die Puppe, legte ihr bedacht eine Hand auf die Schulter. „Du bist nicht sehr gesprächig, was? Wir wollen dir helfen, euch helfen, damit dieses Schauspiel endlich ein Ende hat.“ Innerlich lachte Robin auf. Wenn Nami bloß wüsste, mit wem sie gerade sprach. Nami stieß einen tiefen Seufzer aus. Da hatte sie einen wirklich schwierigen Fall, doch vielleicht musste erst mit ihnen warm werden. „Wie seid ihr rausgekommen?“, mischte sich Franky schließlich ins einseitige Gespräch ein und hustete. Sein Körper hatte sehr viel einstecken müssen und sah demnach ramponiert aus. Als Nami seine Frage hörte, versuchte sie sich schließlich zurückzuerinnern. Für Robin eigentlich der passende Moment um die Beine in die Hand zu nehmen und endlich zu verschwinden. Allerdings erahnte Nami den Gedanken wohl, denn ihr Griff hatte sich gefestigt und hielt Robin an Ort und Stelle. „Zwei Männer haben uns nach draußen getragen, aber was vorher war? Ich weiß nicht, es wirkt verschwommen. Ich kann dir nicht erklären, wie wir den Raum verlassen haben. Merkwürdiger Weise erging es ihnen ähnlich, sie hatten keinen blassen Schimmer, warum sie uns geholfen haben“, sprach sie irritiert. Egal wie sehr Nami versuchte die Erinnerungen zusammenzufügen, es fehlte ein Teil. „Was nun?“, röchelte Lysop, der blutüberströmt und wieder halbwegs zu sich gekommen war. „Wir haben unseren Part nicht erfüllt.“ Nami richtete den Blick zurück zur Puppe und sah diese auf nichtsagende Weise an. Erhoffte sich Nami eine Erklärung? Vorsichtig hob Robin schließlich den Kopf. Sollte sie erzählen, was geschah? Nein, das brachte sie nicht zustande. „Hast du eine Ahnung? Wenn ihr bloß rebellieren könntet“, sprach Nami an die Puppe gewandt, die erneut zur Seite sah. Robins Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Es war eine Sache zu gehen, eine ganz andere war es, wenn sich die Betroffen nicht länger an sie erinnerten. Für Nami war sie nur noch eine Unbekannte. Eigentlich konnte sie ja normal mit ihr sprechen und sobald eine Lösung parat war, verschwand sie auf ein Neues. Da vorerst erneut keine Antwort kam, schüttelte Nami den Kopf. Dennoch folgte eine kleine Überraschung. „Ich kann mich wehren. Als ich verwandelt worden bin, war sie nicht in der Lage einen Pakt abzuschließen. Warum habt ihr das zu dritt versucht?“ Nami lächelte schwach, sie konnte ja doch reden. Auf die Frage zuckte sie allerdings mit den Schultern. „Wir haben uns aufgeteilt. Eine Gruppe blieb auf unserem Schiff, das nun auf ein anderes Ziel zusteuert. Wir wollten die Fabrik zerstören und die restlichen beiden laufen hier irgendwo rum. Franky, der alle ablenkte, wir beide die sie außer Gefecht setzen. Auf dem Papier hörte sich der Plan sogar gut an.“ Vielleicht für die Strohhüte, doch Robin fragte sich, wie sie glaubten, dass das die richtige Entscheidung war. Insbesondere dieses Duo. Die Kraft von Trebol durfte nicht unterschätzt werden, genauso wie die von Sugar. Doch in ihren Augen war genau das geschehen. Allem voran verstand sie nicht, warum Nami hier war. „Solltest du als Navigator nicht an Bord sein und das Schiff steuern?“, sprach Robin ihren Gedanken plötzlich aus, der ihr einen fragenden Blick einbrachte. Unbeeindruckt deutete sie mit ihrer kleinen Hand auf den Log-Port, woraufhin Nami gluckste. „Ja, aber das ist eine längere Geschichte. Wir müssen nochmals eine Möglichkeit finden, aber wie?“ Nami richtete sich wieder auf und besah sich ihre Freunde. Diese waren mehr als mitgenommen. Mit ihren Verletzungen fielen sie vorerst flach, jedenfalls Lysop. Sie mussten ihre Kräfte sammeln. „Eine Ahnung, wie wir Ruffy und Zorro erreichen? Mit Law können wir vorerst ja nicht rechnen, den hat Flamingo mit Sicherheit noch in seiner Gewalt.“ „Wenn er noch lebt“, murmelte Lysop. Ein kurzes Schweigen trat ein. Was wenn dem so war? Doch an den Gedanken mochte Nami nicht denken. Sie konnte es sich kaum vorstellen. Flamingo war zwar erbost über dessen Verrat, aber ihn sofort töten? Nein, das ging ihr zu schnell. „Egal, ruht euch ein wenig aus, ich überleg mir unseren nächsten Schritt“, warf Nami ein. Ihre Freunde nickten leicht. Vorerst konnten sie nichts unternehmen und mussten abwarten, Kontakt zu den Jungs herstellen. Robin indes fühlte sich stetig unwohler in deren Umgebung. Der Drang abzuhauen, stärkte sich von Minute zu Minute. Die Nähe zu Nami war nicht gut. Angestrengt fuhr sich Nami durchs Gesicht, sah sich um. „Okay, ich versuch Verbandsmaterial und Sonstiges aufzutreiben. Ihr wartet hier. Ich bin bald wieder zurück.“ „Ob das eine gute Idee ist?“, hinterfragte Franky und warf ihr einen ernsten Blick zu. „Ich mach das schon. Ihr müsst einfach zu Kräften kommen. Vertrau mir.“ Ihm war durchaus unwohl bei dem Gedanken, aber abhalten konnte er Nami so oder so nicht. „Pass auf“, ächzte er, während er seinen Körper bewegte und tiefer rutschte. „Danke, dass ihr mich mitgenommen habt. Ich sollte dann mal wieder“, begann Robin und setzte sich in Bewegung. Demonstrativ verdrehte Nami die Augen und folgte ihr, was Robin nicht davon abhielt langsamer zu werden. Nun gut, aufgrund ihrer Statur brauchte konnte Nami neben ihr her schlendern. Ein Zustand, der ihr missfiel. Während sie drei Schritte machte, nahm Nami einen. Skeptisch sah sie hoch und erkannte ein leichtes Grinsen auf den Lippen der Navigatorin. „Ich verstehe dich nicht. Einerseits beschützt zu uns, andererseits tust du so als wären wir Feinde oder was auch immer. Kannst du mir das erklären?“ „Vielleicht habe ich mitbekommen, wie ihr versucht habt, den Fluch zu brechen und war dankbar und wollte euch dabei helfen zu entkommen? Ihr seid vorerst in Sicherheit. Ergo kein weiterer Grund für mich zu bleiben.“ Die Wahrheit sah anders aus. Sie floh erneut vor ihren Gefühlen. Nami hatte sie zuvor nicht grundlos als Feigling betitelt. Ging es darum, dann war sie das, sie gab es zu. Hieß allerdings nicht, dass sie stolz darauf war. „Du könntest uns nochmals helfen. Mir beim Beschaffen der Materialien und später um Sugar ein wenig zu ärgern?“ Leichtfüßig nahm Nami ein paar schnellere Schritte, drehte sich der Puppe zu und lächelte ihr freundlich entgegen. Robin hielt inne, warum war Nami trotz allem gut gelaunt? Kapitel 29: Erinnerungen ------------------------ Ächzend öffnete Franky seine Augen, spähte zum blauen Himmel hinauf. Sein Körper benötigte Ruhe, doch allzu viel konnte er diesem nicht geben. Wie einige Male zuvor, glitt sein Blick in jene Richtung, in die Nami verschwunden war. Ob sie problemlos zurückfand? Die Insel war übersäht von Feinden. Ihre Aktion hatte die Situation durchaus verschlimmert. Nun waren Flamingos Leute auf sie eingestellt. Er stieß einen langen Atemzug aus und senkte den Kopf. Vieles schien merkwürdig. Besonders die Puppe bereitete dem Cyborg Kopfzerbrechen. Wer steckte hinter ihr und warum half sie ihnen? Ratlosigkeit zeigte sich in seinem Gesicht. Im Moment musste er darauf hoffen, dass das kein Fehler, keine Falle war, ihr ein wenig Vertrauen entgegenzubringen. Ein merkwürdiges Gefühle beschlich ihn, das er vehement versuchte abzuschütteln. „Lysop?“ Der Angesprochene schlug benommen die Augen auf, neigte den Kopf zur Seite. Seine Glieder bewegten sich kein Stück. Seine Verfassung war alles andere als im grünen Bereich. „Hast du schon einen Plan?“, fragte Franky schwer atmend. Sein Freund sah ihn ausdruckslos an. Ein Blick, der durchaus eine Antwort darstellte. Gefrustet brummte Franky. Dieses Mal hatten sie es tatsächlich geschafft ihre Lage zu verschlechtern. Zorros Aufenthaltsort war weiterhin unbekannt und Ruffy? Obwohl er auf die Fähigkeiten seines Kapitäns vertraute, glaubte er kaum, dass das vorerst ausreichte um einen Sieg davonzutragen. Ein weiterer Versuch, ein Gegenschlag war unausweichlich. Sugar musste außer Gefecht gesetzt werden, danach kam die Fabrik an die Reihe. Doch wie? Nami alleine losschicken war keine Option. Lysop schied ebenfalls aus und er selbst? Viel konnte er nicht mehr einstecken, ehe er gänzlich bewegungsunfähig war. Nochmals schafften sie kaum lautlos in die Fabrik eindringen zu können, so viel stand fest. Wenn er bloß Kontakt zu Zorro aufnehmen konnte. Womöglich war die Idee, einen Teil der Crew fort segeln zu lassen, keine besonders gute gewesen. „Denk nach!“, forderte er sich selbst auf. Wenn sie bloß einen weiteren Distanzkämpfer hätten. Zähneknirschend starrte er die gegenüberliegende Wand an. Und wenn er die Puppe dazu überreden konnte, eine Ablenkung zu starten? Streng fuhr sich Franky mit der Handfläche durchs Gesicht. Ein waghalsiger Gedanke. Zumal er eine Fremde unnötig in Gefahr brachte. Dennoch, sie hatte interessante Fähigkeiten und sie wollte garantiert nicht auf Lebenszeit das Dasein eines Spielzeuges fristen. Abwesend nahm er einen Stein in die Hand, drehte und wendete ihn in alle Richtungen, während er tatsächlich einen Hauch neuer Hoffnung schöpfte und versuchte einen neuen Plan anzufertigen. Sollte die Kleine ablehnen, dann musste ihnen eben eine andere Variante einfallen. × × Mürrisch marschierte der Cyborg Richtung Werkstatt. Nach einer schlaflosen Nacht hatte er eine Besserung erhofft, wenn nicht sogar mit dem Wunsch gespielt aus einem schlechten Traum aufzuwachen. Beides trat nicht ein. Seine Gedanken liefen wild durcheinander, an eine Sortierung war nicht zu denken. Um dem Trubel der oben an Deck herrschte, zu entkommen, hatte er sich hierher zurückgezogen. Trotz der anfänglichen Skepsis um diese Prinzessin musste gestand Franky sich ein, dass sie kein übler Mensch war. Die Umstände trugen ihre Schuld dazu bei. Zu einem anderen Zeitpunkt, da hätte er sich mehr über diese Bekanntschaft gefreut, mit Sicherheit. Die Lage blieb weiterhin dieselbe. Robin war fort und Vivi da, wenn auch nur noch kurz. Im Raum angekommen, setzte er sich auf den Boden, zog die Arbeit zu sich, mit der er gestern bereits als Ablenkung begonnen hatte. Selten konnte seine gute Laune vertrieben werden und wenn, dann lag die Schuld bei einem Feind, der ihnen in die Quere kam oder seine Freunde, die aufgrund ihrer Spielchen ein Werk von ihm zerstörten. Doch seit er der Crew beigetreten war, hatte es keinen anderen Grund gegeben. Umso mehr schmerzte es, wie sehr ihn ihr Verschwinden mitnahm. Während der gemeinsamen Zeit war Robin durchaus ein wichtiger Bezugspunkt gewesen. Sie lagen in gewisser Maße auf einer Wellenlänge. Mit ihr konnte er ernstere Gespräche führen, über alles sprechen, sie hörte ihm zu, wie auch umgekehrt. Diese Freundschaft sollte nun der Vergangenheit anhören? Ohne Vorwarnung, der Liebe wegen? „Blödsinn!“, knurrte der Cyborg, schlug kräftig auf das Metall ein, welches sich unter dem Druck bog und schließlich einen Abdruck seiner Faust erkenntlich machte. Die Entscheidung konnte und wollte er nicht akzeptieren. Als er das Klopfen an der Türe vernahm, hob er den Kopf an, bat den Besucher ins Zimmer. „Hey, ich…“, brach Lysop ab sobald er Franky erkannte sowie das verbeulte Werk. Tonlos seufzte er auf und schloss die Türe hinter sich. „So miserabel sah das nun auch wieder nicht aus“, versuchte er die Laune seines Freundes aufzulockern. Ein schwaches Lachten folgte, woraufhin Franky nur missgelaunt den Kopf schüttelte und den Haufen Metall in die nächstgelegene Ecke war. Ruckartig erhob sich der Koloss und gab das Werkzeug wieder an den dafür vorgesehen Platz zurück. „Was brauchst du?“, fragte er dabei und Lysop brauchte einen Augenblick um seine Stimme wiederzufinden. Mit seinen Erfindungen und allem drum herum, ging Franky eigentlich sehr sorgsam um. Eine solche Reaktion hatte er wahrlich noch nie gesehen. „Eigentlich ein paar Nägel und Metallplatten, aber ich komme wohl später nochmal darauf zurück.“ Aufmerksam beobachtete Lysop jede Bewegungen des anderen, der äußerst angespannt wirkte. „Schätze jeder geht mit der Nachricht anders um“, murmelte er vor sich hin und kratzte sich am Nacken. Franky lachte daraufhin rau auf und warf einen Blick über die Schulter. „Da reißt man sich den Arsch auf um sie zu retten und dann haut sie ab, weil ihr die Liebe Schwierigkeiten bereitet? Wofür der ganze Ärger?!“, sprach er wütend und schnalzte mit der Zunge. Bei den Worten englitten Lysop die Gesichtszüge. Entgeistert starrte er den Cyborg an. „Das ist nicht dein Ernst!“, entgegnete Lysop nach kurzem Zögern und schüttelte den Kopf. Eigentlich verstand er die Wut des Cyborgs, allerdings brachte sie ihn nicht weiter. Lysop selbst war weiterhin perplex deswegen. Mit Veränderungen hatte er durchaus gerechnet. In zwei Jahren kann vieles geschehen, aber das? „Wir kennen nicht die gesamte Geschichte. Was, wenn mehr dahinter steckt, als wir ahnen? Sie wollte uns damals schützen, hat sich selbst zurückgesteckt. Ich kann ihre Intention zum Teil nachvollziehen. Wie uns erzählt worden ist, glaubt sie weiterhin daran, dass Nami keine Gefühle für sie hat. Jedenfalls keine die ausreichen. Sie macht den Weg frei und ich an ihrer Stelle möchte dann auch nicht sehen müssen, wie die Frau, die ich liebe mit einer anderen Person glücklich ist. Auf Dauer ist das mehr als schmerzhaft. Die andere Seite eröffnet sich mir durch einen Bericht. Ihr Aufenthalt bei den Revolutionären scheint alles andere als unbemerkt geblieben zu sein. Die Zeitungen haben darüber geschrieben und ich habe durchaus diverse Gerüchte gehört.“ Franky sah ihn an, zeigte sich durchaus ruhiger. Das sie verfolgt wurde, sollte einen triftigen Grund darstellen? Versuchte Lysop das tatsächlich als Ausrede darzustellen? Schließlich verdrehte der Cyborg die Augen und lehnte sich an die Arbeitsplatte. „Wir werden alle gesucht, wurden wir bereits zuvor. Solange ich keine gute Erklärung höre, missbillige ich ihre Entscheidung. Einen Weg gibt es immer und jetzt? Sie hat zu voreilig gehandelt. Unüberlegt und das ist mehr als untypisch. Nach all den Problemen dachte ich, sie wäre nicht länger der Mensch, der vor Konfrontation davon läuft.“ Lysop verkniff sich zu widersprechen, denn im Moment wirkte Franky als hörte er lediglich auf seine eigenen Worte und andere Meinung liefen vorerst ins Leere. × × Nachdenklich wippte Sanji mit dem rechten Bein, während seine Hand automatisch zu einer weiteren Zigarette griff. Schnell angezündet, nahm er mehrere schnelle Züge. Das Rauchen war vielmehr eine Ablenkung, damit er wenigstens etwas tat und nicht nur unruhig an Deck saß. Immer wieder nuschelte er unverständliche Wortbrocken, warf rastlos den Blick von einer zur anderen Seite. Das Gefühl den Kurs zu ändern und zurück auf die Insel zu fahren, ließ nicht locker. Er verspürte das Bedürfnis der Anordnung seines Kapitäns Widerstand zu leisten. „Mist!“, fluchte der Smutje als die Zigarette abbrannte und er die Glut zwischen den Fingern spürte. Entnervt warf er den Stummel in den Aschenbecher. Ein leises Lachen war zu vernehmen. Den Kopf in die Richtung neigend entdeckte er Brook, der sich zu ihm gesellte. „Du solltest besser aufpassen“, meinte dieser verschmitzt. Sanjis Miene verhärtete sich zunehmend. Gekonnt ignorierte der Musiker die schlechte Laune seines Mitstreiters, ließ sich neben diesen nieder und lehnte mit dem Rücken gegen den Mast. „Wir müssen Ruhe bewahren und unsere Aufgabe erledigen. Vertrau den anderen.“ „Um die Jungs mache ich mir auf kaum Sorgen, die kommen immer irgendwie zurecht. Nami ist mein Problem. Spielt uns die See einen Streich, dann stecken wir in Schwierigkeiten. Diese plötzliche Flucht stört mich immens.“ Die Idee Nami für Sugar einzusetzen, ihre Distanzfähigkeiten auszunützen, schien anfangs vorteilhaft. Mittlerweile bereitete es ihm ein ungutes Gefühl. Nie zuvor mussten sie ohne ihre Navigatorin segeln und er hatte keine Ahnung, was sie dort erwartete. Das Risiko waren sie allerdings eingegangen, dachten sie daran, dass das kaum eintreten dürfte. Doch die Insel spielte gegen sie. Hinzu kam, dass sie sich immer weiter von Dressrosa entfernten und ihren Freunden keine Hilfe sein konnten. „Zur Not haben wir die Teleschnecke, falls du diese bereits vergessen hast. Außerdem hat sie uns genau erklärt, was wir zu tun haben. Ihre Nachforschungen enthalten alle möglichen Eventualitäten. Ich bin mir sicher, wir können das schaffen.“ Brook schien durchaus von seinen Worten überzeugt. Anders sah es aus, wenn sie wochenlang ohne Navigator durch die Gewässer streifen mussten, das war zum Glück nicht der Fall. Sanji nickte und stand auf. „Ich les mal nach, was sie herausgefunden hat“, meinte er bereits im Gehen und nahm mit Leichtigkeit die Stufen zu ihrem Zimmer. Noch länger untätig herumsitzen und darauf warten, was geschah, wollte er nicht. So konnte er sich wenigstens ein wenig informieren. Was sie bisher auf diesem Gewässer mitbekommen haben, war alles andere als vertrauenserweckend. Normalerweise betrat niemand ihr Zimmer ohne Erlaubnis, erst recht nicht, wenn diese nicht anwesend war. Daher würde er sich auch lediglich auf das Nötigste beschränken und ihre Unterlagen mitnehmen. Das Zimmer war durch den Lichteinfall hell und einladend, wie immer, wenn er ihr einen Tee brachte. Eilig marschierte er zum Tisch, der von Unterlagen überhäuft war. Sanji stieß einen lauten Pfiff aus. Von ihrer sonstigen Ordnung war keine Spur zu sehen. Eine Eigenschaft, die Nami bei ihrer Arbeit eigentlich auszeichnete. Warum das dieses Mal nicht der Fall war, war ihm schleierhaft. Er setzte sich auf das Sofa und besah sich das Chaos. Neben unvollständigen Arbeiten fand er diverse Bücher, allesamt auf den Teil der Grandline bezogen. Auf die Idee sich diese durchzulesen, ließ er sich gar nicht erst ein. Das würde durchaus Stunden dauern und ob er dadurch schlauer wurde? Vermutlich nicht. Erleichtert fand Sanji schließlich wonach er suchte. Sowohl das Logbuch als auch ihr Notizblock, beides lag unter dem Haufen. Eilig blätterte er durch das Logbuch, welches noch nicht sehr viel preisgab. Dieses enthielt vielmehr Randinformationen. Erst ihre Notizen sollten mehr Einblick gewähren. Ohne überrascht zu sein, entpuppten sich mehrere vollgeschriebene Seiten, die sich allesamt auf den aktuellen Kurs sowie die nächste Insel konzentrierten. Zufrieden lächelte er auf, klemmte die Notizen unter seinen Arm und legte die restlichen Unterlagen wieder zurück, sortierte diese dennoch ein wenig um dem Chaos Herr zu werden. Kopfschüttelnd hob er Blätter vom Boden auf, wobei ihm eines besonders ins Auge stach. Verwirrt musterte er dieses. Das Papier wies bereits leichte Risse auf, schien oft in der Hand gehalten worden zu sein. „Nico Robin. 80 Millionen?” Durcheinander neigte er den Kopf zur Seite, starrte eine Weile das Bild an. Schließlich zuckte er mit der Schulter, legte den Steckbrief auf den Stapel und stand auf, um erneut an Deck zu gehen. „Nie gehört.“ × × Summend dekorierte Sanji die Nachspeise, besah sich sein Werk und nickte lächelnd vor sich hin. Sobald er in der Küche stand, konnte er seine Gedanken zur Seite schieben. Seine Konzentration war voll und ganz auf die Arbeit gerichtet. Bereits als Kind hatte er diese Angewohnheit regelrecht trainiert. In der Zeit, die er im Restaurant arbeitete, durfte er keine Ablenkungen an den Tag legen. Arbeit und persönliche Empfindungen gehörten in seinen Augen getrennt und daran hielt sich der Smutje. Ungenauigkeiten konnten ein Gericht recht schnell ungenießbar machen, keine Korrektur zulassen, wodurch er Lebensmittel umsonst verschwendete. „Du musst dir diese Arbeit nicht antun“, drang an sein Ohr, wodurch Sanji den Kopf anhob und ein breites Lächeln aufsetzte. Vivi saß an der Theke, beobachtete ihn bereits eine Weile. „Wenn es darum geht, dann gibt es kein Mitspracherecht“, lachte er und reichte ihr den Teller. Während Sanji ihr den Rücken zudrehte und den Kaffee in zwei Tassen goss, stieg Vivi bereits der köstliche Duft in die Nase. Sie konnte kaum erwarten davon zu kosten. „Ihr habt euch geeinigt?“, fragte er neugierig, wodurch Vivi mehrmals nickte. Zwar konnte er ihre Antwort nicht sehen, aber vorerst zog sie es vor einen Bissen zu sich zu nehmen. „Dein Essen habe ich wirklich vermisst“, säuselte sie und lächelte sanft, während sie bereits den nächsten Happen zu sich nahm. Sanji lachte leise und gesellte sich mit den Tassen zur ihr, ließ sich auf den Stuhl neben sie sinken und beobachtete die Prinzessin. Nach und nach entstand ein schelmisches Grinsen auf seinen Lippen, das Vivi stutzig machte. „Spuck schon aus, was dir auf der Zunge liegt“, murmelte sie seufzend und warf einen Blick zur Seite. Ohne seine Aufmerksamkeit von ihr abzuwenden, kramte er seine Zigaretten hervor und ließ Vivi somit ein wenig länger zappeln. Nach den Anfangsschwierigkeiten musste sie froh darüber sein, dass sich ihr abruptes Auftauchen normalisiert hatte. Die Blicke der Crew sagten einiges aus, doch konnte sie die erste Reaktion sehr gut nachvollziehen. Mittlerweile hatte sie sogar mit denjenigen ein anständiges Gespräch führen, die sie zuvor nicht kannte. Zuvor sahen sie in ihr lediglich den Grund dafür, warum Robin verschwand. Insbesondere Franky, dessen Erscheinungsbild sie durchaus einschüchtern konnte, stand die Skepsis ins Auge geschrieben. „Warum habt ihr nie ein Wort darüber verloren?“, fing Sanji schließlich an nachzuhaken. Dabei stützte er den Kopf ab und sah sie interessiert an. Vivi schob den leeren Teller zur Seite, seufzte tonlos auf und hielt den Blick auf ihren Kaffee gerichtet. „Hätte das irgendetwas geändert? Wir wussten nicht wie sich alles entwickelt. Nach Drumm geschah alles recht schnell und dann kamen wir bald mal in Alabasta an. Das Ende kennst du“, antwortete sie nüchtern. Damals hatten sie nie sehr viel über die mögliche Zukunft gesprochen. Erst kurz vor der Abreise kam das Thema auf und wenn sie ehrlich mit sich war, dann war der Ausgang bereist vorbestimmt. Von diesem Zeitpunkt an, hatte sie sich oftmals gefragt, wie sich ihr Leben entwickelt hätte, wenn sie mitgesegelt wäre. Aufgrund der Situation spürte sie allerdings, wie wenig ihr das brachte. „Ich frage nur nach. Wenn ich mir überlege, dann ist mir das nie aufgefallen. Genauso wenig wie das mit Robin. Zwar wirkte sie hie und da merkwürdig, aber ich dachte eher, sie hätten, wenn überhaupt, leichte Differenzen, aber Gefühle füreinander? Nein. Innerhalb unserer Mannschaft hätte ich nie mit so etwas gerechnet.“ Warum auch? Er wusste, wie die Jungs zu diesem Thema standen. Einzig Lysop schien durchaus immer wieder an Kaya zurückzudenken, aber dem Rest schien die Liebe durchaus egal zu sein. Für ihn stand eigentlich stets die Freundschaft untereinander im Vordergrund, aber wie er gesehen hatte, konnte alles geschehen. „Nun ja, vielleicht hättest du eher daran gedacht, wenn es um dich oder einen der Jungs gegangen wäre?“, feixte sie, worauf er ein weiteres Lachen von sich gab. Kopfschüttend wurde ihre Miene wieder ernster. „Im Nachhinein glaube ich, dass das nichts gebracht hätte. Also mit euch mitreisen. Gefühle kann ich nicht beeinflussen und mir scheint, als hätte es sich genauso entwickelt.“ Sanji trank von seinem Kaffee und war sich nicht sicher, ob er darauf eine Antwort geben sollte. Den Gedanken konnte er durchaus nachvollziehen. „Die beiden haben wirklich Kommunikationsschwierigkeiten. Womöglich hätte Robin einfach den ersten Schritt machen müssen, ohne nachzudenken“, fügte sie hinzu und strich mit den Fingerspitzen über den Rand der Tasse. In Zukunft musste sie aufhören, zu viel darüber nachzudenken. Besonders dann, wenn es um die beiden ging. „Anscheinend. Sonst wäre sie weiterhin bei uns“, merkte er an. Daran musste er sich erst gewöhnen. Bislang schaffte er seine Empfindungen unter Kontrolle zu halten. Der erste Schock hatte sich recht schnell gelegt gehabt und um Ablenkung zu finden, um seinen Gedanken keinen Freiraum zu lassen, verschwand er ständig in der Kombüse und kochte. Sehr zu Zufriedenheit seines Kapitäns, der das durchaus auszunutzen wusste. „Ich habe Nami bereits versprochen, Robin eine Nachricht zu schicken. Ob das weiterhilft, ist eine andere Sache.“ „Inwiefern?“ Ihre Geste war keine Überraschung. Manche Dinge änderten sich nun mal nie. Allerdings horchte er bei ihrer Bemerkung auf. Irgendetwas gefiel ihm daran nicht. Unschlüssig sah sie ihn aus dem Augenwinkel heraus an. „Mein Gefühl sagt mir, Nami alleine war nicht ausschlaggebend. Jedenfalls nicht ausschließlich.“ Grübelnd strich er über sein Kinn. Ein weiterer Grund? Angestrengt gab Sanji ein tiefes Brummen von sich, während er mit der Hand angestrengt über sein Gesicht fuhr. „Belassen wir es dabei. Erzähl mir lieber etwas von dir, was sich getan hat“, lenkte er ab. Da die Prinzessin schon bald erneut abreiste, wollte er über andere Themen sprechen. Mehr von ihren Erlebnissen hören. Um Robin mussten sie sich anschließend selbst kümmern. Kapitel 30: Verachtung - "Kein Teil von uns." --------------------------------------------- Stille trat ein. Das kurze Gefecht zwischen den rivalisierenden Parteien hatte ausgereicht um die Fabrik in ein Trümmerfeld zu verwandeln. Wände brachen zusammen und Trebols Leichtsinn brachte sogar das Dach zum Einsturz. Doch dafür schien sich niemand zu interessieren. Im Mittelpunkt des Geschehens stand einzig und allein der bewusstlos gewordene Körper Sugars, dessen Aufprall auf den Boden die Stimmen und Kämpfe verstummen ließ. Freund wie Feind stand die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Trebol, der dieses Mal als ihr persönlicher Aufpasser galt, biss die Zähne zusammen. Schnell hatte ihn sein breites Grinsen verlassen. Über Jahre hinweg gab es keine Komplikationen, niemand konnte ihr zu nahe treten und ihre Kräfte gefährden. Ausgerechnet dieses Piratenpack hatte die Vorkehrungen, die lange Arbeit ruiniert? Stimmen drangen an sein Ohr, die ihm das Ausmaß der Katastrophe bestätigten. Die Verwandlung war aufgehoben. Wie sollte er den Vorfall melden und Flamingo unter die Augen treten können? Immerhin vertraute dieser auf sein Können. Nicht nur war die Anzahl an Spielzeugen hoch gewesen, nein, nun erhöhte sich auch die Anhängerschaft des Feindes. Zehn Jahre waren eine verdammt lange Zeit gewesen um die beträchtliche Zahl an Opfern anzusammeln. Mit der Rückverwandlung dürfte schon bald Chaos entstehen. Er mochte sich kaum vorstellen, wie allein die Bevölkerung reagierte, wenn ihnen ihre Verwandten und Freunde gegenüber standen. Ob sie gegen Flamingo rebellierten? Zusätzlich erinnerte er sich an andere, die Sugars Fähigkeiten unterlagen. Sein Blick streifte die Umgebung ab. Soldaten der königlichen Armee, der Marine, Agenten der Weltregierung, Piraten, aufsässige Bewohner und als ob das nicht ausreichte, Könige und Anhänger der Revolutionsarmee, die ihnen unlängst auf die Spur gekommen waren. Vor seinen Augen erhob sich ein Riese, streckte die Armee in die Höhe und stieß einen wütenden Schrei aus. Ruckartig griff Trebol in die Manteltasche und zog seine Teleschnecke hervor. Er musste den Vorfall berichten, auch wenn ihm durchaus bewusst war, dass das wohl nicht mehr notwendig war. So etwas fiel sofort auf. Besonders, wenn er an Sugars Angewohnheit dachte, selbst Tiere, die sie mochte, zu verwandeln. Diese würden kaum ruhig an Ort und Stelle verharren, sondern sofort ihr Unwesen treiben. Nach und nach löste sich die Starre der Anwesenden. Manche wirkten weiterhin verwirrt, andere konnten ihr Glück kaum fassen, während wieder andere ihrer Wut Ausdruck machten und sich gegen Flamingos Handlanger stellten, die sie all die Zeit über wie Sklaven behandelten. Selbst Piraten und Soldaten schlossen sich zusammen. In diesem Moment hatte die jeweilige Gruppierung keinerlei bestehen, sie alle wollte sich an dem gemeinsamen Feind rächen. Trebol bemerkte den beginnenden Tumult, befahl seinen Leuten der Horde Einhalt zu gebieten, wissend, dass das kaum funktionieren konnte. Die Stärke des Gegners war unumstritten. Anstatt selbst mitzumischen, konzentrierte er sich auf seinen erhaltenen Befehl und zog sich zurück, suchte die restlichen Mitglieder der Familie. × × Aufmerksam lauschte Robin der Umgebung. Um den Hauptstraßen zu entkommen, durchquerte sie zusammen mit Nami überwiegend die Seitengassen, die dennoch kein Vertrauen ausstrahlten. Dennoch hielt kaum ein Passant auf sie zu und selbst wenn das der Fall war, so bereitete er Robin keine Sorgen. Denn die Männer, die bisher ihren Weg kreuzten, warfen Nami lediglich den einen oder anderen verstohlenen Blick zu, während sie die Puppe merklich ignorierten. Ein Zustand der Robin durchaus zusagte. Ungewohnt, aber trotzdem hatte es etwas Positives an sich. Hier konnte sie untertauchen und sich unauffällig verhalten, wie es ihr beliebte. Noch suchte niemand nach ihnen. Stutzig machte sie lediglich ihre Begleiterin. Nami wirkte losgelöst und schien vorerst kein Kopfzerbrechen bezüglich des misslungenen Planes zu haben. In der Zeit, die Robin auf dem Schiff verbrachte, hatte sie durchaus eine andere, ruhigere Seite entdeckt, sogar in äußerst brenzligen Situationen und doch verstand Robin die Laune der anderen nicht. Woher kam ihre Gelassenheit, ihre Leichtfüßigkeit? Namis Ausstrahlung beinhaltet keinerlei Angst, keine Unsicherheit. War es möglich sich binnen zwei Jahren so sehr zu verändern? Neugierig studierte Robin förmlich jeden ihrer Gesichtszüge. Nein, sie entdeckte nichts, das ihr zu einer Antwort verhalf. „Was?“, fragte Nami lachend. Minuten hatte sie abgewartet, der durchdringende Blick war ihr schnell aufgefallen. Da die Puppe allerdings kein Wort sprach, übernahm sie schlussendlich die Initiative. Ertappt sah Robin geradeaus. Dort erkannte sie, wie die Gasse in eine belebtere Straße mündete. Schweigsam hielt sie in ihren Schritten inne. Mit einem spitzbübischen Grinsen tat es ihr Nami, die nun ihrerseits die Puppe im Auge behielt, gleich. „Du bist wahrlich ein Rätsel.“ Weiterhin kannte Nami weder ihren Namen noch sonst etwas und doch arbeiteten sie zusammen. Ein Gedanke, der Nami verwunderte. Irgendwie schien sie kein Problem damit zu haben. Gewiss hätte sie durchaus gerne einen Anhaltspunkt, aber die Anwesenheit störte sie ganz und gar nicht. Selbst Zweifel darüber, ob sie ihr vertrauen konnte, blieben aus. Im Laufe der Jahre hatte Nami gelernt Menschen einzuschätzen. Ging eine Gefahr aus oder nicht? Nichts, sie hatte ein beruhigendes Gefühl und das war eine Seltenheit. Ob es jedoch nur an der zuvor geleisteten Hilfe lag, vermochte sie nicht einzuschätzen. Robin währenddessen seufzte auf. Das war wohl die mit Abstand bizarrste Situation ihres bisherigen Lebens. Allmählich glaubte sie wirklich daran, dass das an ihrer Verwandlung lag und Nami somit ein wenig verändert war. Oder aber Nami war tatsächlich glücklich und der Grund dafür lag ihr förmlich auf der Zunge. „Ich frage mich einfach, warum du so ruhig bleibst. Wenn ich daran denke, wie euer Plan nach hinten los gegangen ist und deine Freunde nun verletzt in einer Gasse herumlungern, ich weiß nicht, ich wäre durchaus ein wenig nervös“, gab Robin schließlich nach und sah Nami nachdenklich in die Augen. Diese lächelte verschmitzt und zuckte mit den Schultern. „Mit dieser Crew funktioniert Plan A nie. Das bin ich gewohnt. Wir brauchen immer einen zweiten Anlauf. Daher vertraue ich darauf und sollte dieser nochmals fehlschlagen, dann wirst du sehen, wie meine Nerven blank liegen“, erwiderte Nami amüsiert und dachte an vergangene Abenteuer zurück. Vielleicht kam irgendwann der Tag, an dem von Anfang an alles nach Plan verlief, doch wenn sie ihre Freunde in Erinnerung rief, dann konnte sie über diesen Gedanken nur lachen. Das Ausführen von lang geplanten Aktionen war noch nie ihre Stärke gewesen, doch aus den Fehlern lernten sie und wussten danach stets, wie ihr Gegner in die Knie zu zwingen war. Anstrengend, keine Frage, aber sie konnte das nicht ändern. „Tatsächlich?“ Eben weil Robin die Fehlkalkulationen kannte, wollte sie den Worten keinen Glauben schenken. Bevor sie in eine Puppe verwandelt wurde, wirkte Nami hektisch, geschockt, schien durchaus mit der Situation überfordert. Nachdem sie inmitten ihrer alten Mannschaft aufwachte, war Nami anders. Robin erhielt vielmehr den Eindruck als hätte sie eine Last abgeworfen. „Wer weiß, womöglich habe ich doch zu viel Zeit auf dem Schiff verbracht und die Einstellung unseres Käpt’n hat abgefärbt.“ Nami erkannte die Skepsis und das sorgte unweigerlich dafür, dass sie anfing nachzudenken, warum es so war. Mittlerweile hatte sie gesehen welche merkwürdigen Vorgänge die Insel beherrschten. Die Spielzeuge dienten als einladendes Beispiel. Ein krankes Vorgehen. Anhand dieses Wissens drängte sich die Idee in den Vordergrund, das sogar hinter dieser Puppe mehr steckte, als bisher angenommen. Doch sollte sie näher darauf eingehen? Den Gedanken weiterspinnen und vermuten, dass das jemand war, den sie kannte? Nein, sie schüttelte das als Hirngespinst ab, zumal Nami kein Grund einfiel, warum sich die Puppe so sehr dagegen wehrte, ihr ihren Namen zu verraten. Ihre Freunde würden kaum Angst davor haben, sich mitzuteilen. Wohl eher würden diese alles versuchen um Nami zu überzeugen. Sie bildete sich viel zu viel ein. Womöglich strahlte sie weiterhin Schwäche aus, die sie in brenzligen Situationen oftmals an den Tag legte. Eine Eigenschaft, die sie versuchte abzulegen. Anfangs kam sie schwer mit der zweijährigen Trennung zurecht, erst mit der Zeit lernte Nami diese zu schätzen. Immerhin erlaubte sie ihr die Möglichkeit sich mit ihr selbst auseinanderzusetzen, ihr aufzuzeigen was wichtig war. Das Negative schüttelte sie nach und nach ab und sah positiv in die Zukunft. Vierundzwanzig Monate reichten aus um nochmals zu verdeutlichen, wofür sie eigentlich kämpfte. Sie verstand was sie wieder missen wollte und sie verließ die Himmelsinsel gestärkter als jemals zuvor. Nicht länger sollte sie auf den Schutz der anderen plädieren, sie wollte Stärke zeigen und selbst aktiv werden, kämpferisch überzeugen, ihre Freunde mehr denn je unterstützen. Daher waren neben dem Ausbauen ihres Wissens auch ihre kämpferischen Fähigkeiten ein wichtiger Aspekt, den sie mit gleicher Sorgfalt trainierte. „Ich hab lediglich nachgefragt. Wir sollten weiter. Vielleicht ist auf dieser Straße ein Laden, in dem wir alles bekommen“, wich Robin vom Thema ab und setzte sich erneut in Bewegung. Nami war alles andere als dumm und Robin wusste, wie schnell sie in der Lage war eine Situation zu durchschauen. Eine falsche Bemerkung reichte sogar aus und das galt es vorerst zu verhindern. Warum hatte Robin die Angst davor? Derzeit machte es keinen Unterschied. Nami hatte all ihre Erinnerungen verloren und sie zu erkennen war unmöglich. Erst im Nachhinein dürfte es sie in eine prekäre Situation bringen. War das der Grund? Wenn Nami erfuhr mit wem sie unterwegs war? Fürchtete Robin ihren Zorn? Den Vorwürfen, die Situation ausgenutzt zu haben? Stellte sich Robin am Ende oder verschwand sie sobald der passende Moment gekommen war? Als ihr auffiel, dass ihr Nami nicht folgte, sah sie zurück. „Ich komm schon“, meinte Nami auf den fragenden Blick hin und grinste in sich hinein. Vielleicht doch kein Hirngespinst? × × Inmitten der Trümmer stand die junge Navigatorin der Strohhüte. Im Gegensatz zum Rest verblieb sie weiterhin in Schockzustand und die Umgebung war in weite Ferne gerückt. Eine Flut an Erinnerungen überschwemmte sie regelrecht. Nochmals durchlebte sie jegliche Szene, die ihr gestohlen worden war. Die Abenteuer, die sich verändert hatten, wurden richtig gestellt und in allen erschien Robin. Die größte Veränderung fand sich hinsichtlich Enies Lobby. Der Vorfall ergab endlich wieder einen Sinn. Ihre Brust wurde schwerer, denn neben all den Szenarien übermahnten sie ihre eigenen Gefühle. Sichtlich rang Nami mit der Luft. Der Schmerz über den Verlust wog schwerer als alles andere. Langsam löste sie den Griff um ihre Waffe, die daraufhin zu Boden fiel und keine Beachtung erhielt. Stoßartig atmete Nami ein und aus und vergrub ihr Gesicht in den Handflächen. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper, während sie versuchte die Erinnerungen zu stoppen. Wie verdorben war Sugar? Wie konnte sie so mit Menschen spielen? Markant stach ihr Kiefer hervor als sie mit den Händen streng durch die Haare fuhr und diese schließlich im Nacken ruhen ließ. Schmerzhafte Geschehnisse gehörten zum Leben, sie machten ihren Charakter aus. Nie wollte sie auch nur einen Teil ihrer Vergangenheit vergessen, nie, egal wie schlecht es ihr auch ging. Erinnerungen zu stehlen, war in ihren Augen das schlimmste Verbrechen. Lieber durchlebte sie das Schlechte nochmals anstatt ein aufgesetztes, falsches Dasein zu fristen. Wenngleich sie hoffte, dass das in diesem Moment aufhörte. „Nami.“ Ein Wispern, gerade so für ihre Ohren bestimmt. Endlich fand sie den fehlenden Teil des Puzzles. Den Grund ihres eigenen Verhaltens sowie jenen der Puppe, nein, sie verstand Robins Verhalten. Vorhin war sie nicht in der Lage diese eine Stimme zu erkennen, eine die sie normalerweise unter Tausenden heraus hörte. Stumm formten ihre Lippen ein ‚Nein‘. Warum trafen sie sich ausgerechnet an diesem Ort unter solchen Bedingungen? War das ein Traum? Ein mieser Albtraum, aus dem sie bald erwachte? „Wir haben keine Zeit.“ Harsch sog Nami die Luft ein. Ihre Fassung schien ihr zu entgleiten. Durfte sie sie verlieren? Ein Durcheinander breitete sich in ihr aus. Gedanken und Gefühle machten es Nami schwer einen klaren Kopf zu bekommen und diesen benötigte sie gerade mehr denn je. Oft hatte sie gewünscht, dass das geschah. Ein Wiedersehen und ein klärendes Gespräch, das wollte sie und nun wo die Möglichkeit dazu bestand, rang sie mit ihren Emotionen, die allesamt einen anderen Weg im Sinn hatten. Was trat am Ende als Sieger hervor? „Komm zu dir, du hast eine Aufgabe. Das Ziel ist in unmittelbarer Nähe“, sprach Robin erneut, da Nami keinen Anschein machte ihr zu eine Antwort zu geben, noch sich zu bewegen. Bedacht legte sie ihr die Hand auf die Schulter, drückte diese leicht. Nach all den Chancen zu verschwinden, war Robin geblieben. Wenigstens dieses Mal um Nami zu unterstützen. Merklich spannten sich Namis Muskeln unter der Berührung an, ihre Augen weiteten sich. Die Worte und die Geste reichten ihr aus um einen Schalter umzulegen und das in eine Richtung, die nicht zu ihren ausgedachten Szenarien passte. Ein raues Lachen verließ Namis Lippen als sie den Kopf zur Seite neigte. Aus dem Augenwinkel heraus betrachtete sie die Schwarzhaarige, jene Frau, der es zu wider war ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht zu suchen und einfach aus ihrem Leben verschwand. Insgeheim musste sie feststellen, dass die Anziehung weiterhin anhielt, doch diese Empfindung schluckte sie hinunter, verbannte sie aus ihren Gedanken. Während Robins Lippen ein schwaches Lächeln zierten, verhärtete sich Namis Gesichtsausdruck. Ruckartig riss Nami sich los und machte ein paar Schritte nach hinten. „Halt dich fern von mir!“, knurrte sie daraufhin bedrohlich. Robin blieb regungslos stehen, lediglich ihre Mundwinkel zuckten leicht. Schweigend sahen sie sich in die Augen. Der Ausdruck, der in Namis lag, war mit nichts zu vergleichen, das Robin bisher kannte. Mit Wut hatte sie gerechnet, damit wusste sie umzugehen, auch ihre Worte waren verständlich. Womit Robin jedoch zu kämpfen hatte, war die Verachtung mit der sie angesehen wurde. Sie schluckte schwer. „Du verschwindest kein zweites Mal, richtig?“ Mit einem Gespräch war der Vorfall auf Water Seven geklärt gewesen. Doch diese eine Frage, die hörte Robin in den Wochen danach mehrmals. „Ich bleibe.“ Eine simple Erwiderung, die stets Erleichterung, ein breites Lächeln ins Gesicht der jungen Navigatorin zauberte. Manchmal warf Nami diese Frage plötzlich ein, ohne dass das Thema im Raum lag. Obwohl lediglich Freundschaft zwischen ihnen herrschte und eine Aussicht auf eine etwaige Veränderung ausblieb, schien Nami Angst davor zu haben, sie irgendwann zu verlieren, womöglich für immer. Zum damaligen Zeitpunkt hatte Robin nie in Erwägung gezogen die Mannschaft hinter sich zu lassen. „Versprochen?“ Ein Abkommen, welches Robin durchaus zu Herzen nahm. Bevor sie den einen Schritt in Erwägung zog, dachte sie oftmals daran zurück. An ihrem Entschluss änderte es nichts. Das Versprechen war gebrochen worden. Ein Versprechen, welches sie stets einhalten wollte, aber am Ende hatte es ihr an Kraft gefehlt. „Versprochen.“ Musste sie daran erinnert werden? Nun, wo sie sich gegenüberstanden? Namis Reaktion schmerzte, wenngleich sie alles Recht der Welt hatte. Erneut setzte Robin zum Sprechen an, stoppte allerdings als Nami die Hand hob. „Erspar mir deine Erklärung. Ich möchte sie nicht hören. Klären wir das und dann kannst du wieder verschwinden. Das ist ja deine Stärke.“ Betroffen sah Robin zur Seite. Mit dieser Haltung hatte Nami selbst nicht gerechnet, aber am Ende kam es stets anders als man dachte. Die Taten ließen ihr keine andere Wahl. Wie auch. Von einer Sekunde zur nächsten war Robin erneut in ihr Leben getreten und sie stellte die Aufgabe anscheinend über ihre Probleme. Das konnte Nami genauso gut. „Anscheinend warst du nie ein wirklicher Teil von uns, wir waren lediglich eine Übergangsphase“, sprach sie ausdruckslos, ehe sie kehrt machte und erstmals ihre Aufmerksamkeit auf die Gruppierungen lenkte, die den Raum von Flamingos Handlangern gesäubert hatten. × × „Dir ist bewusst, dass das die falsche Richtung ist?“, hörte Nami die Puppe, die es schwer hatte Schritt zu halten. Nachdem sie im Laden ihre Einkäufe getätigt hatte, schlug sie einen anderen Weg ein. Der Verkäufer sah sie zu Anfang verwirrt an. Immerhin war ihr Einkaufszettel tatsächlich unüblich. Um davon abzulenken, verstrickte sie den Mann in eine Konversation und die eine oder andere Information hatte durchaus ihr Interesse geweckt. Der Feind lief ihnen nicht davon und sie gönnte ihren Freunden noch ein wenig mehr Zeit zum Ausruhen, wodurch ein kleiner Abstecher kaum Probleme mit sich brachte. Im Gehen sah sich Nami kurz um, ehe sie hinter das letzte Gebäude abbog und das gewünschte Ziel erkannte. Abrupt hielt Nami inne und lächelte sanft. Als Robin auf gleicher Höhe war, wollte sie erneut nachfragen, schwieg jedoch. Vor ihnen befand sich ein Blumenfeld. So schön der Anblick auch war, allmählich schwebte wahrlich ein Fragezeichen über ihren Kopf. „Das ist nur ein kleines. Oben auf dem Hügel, da gibt es Tausende. Er ist vollkommen mit Sonnenblumen übersäht und mittendrin steht ein einsamer Baum. Ich wollte nur ein paar Minuten hier verbringen um nochmals Kraft zu tanken. Die paar Minuten bringen niemanden um“, erklärte sie ruhig und ging weiter. Robin gluckste und folgte kopfschüttelnd. „Die Insel versinkt langsam im Chaos und du suchst dir ein Blumenfeld zur Erholung.“ Das überraschte sie und trotzdem mochte sie den Einfall. Die Ruhe war angenehm. Sogar eine Insel mit solch einem Tyrann hatte solche Plätze, an denen die Probleme nicht erkennbar waren. Nami lachte auf und stellte ihre Einkäufe ab. „Bisher habe ich keinen Anruf erhalten, daher ist wohl noch alles im grünen Bereich.“ Entspannt ließ sich Nami nieder, streckte ihre Glieder zur Seite und atmete den Duft der Blumenpracht ein. Die Puppe besah sich indes die verschiedenen Blüten der Blumen, die ihr unbekannt waren. Ein paar Minuten herrschte ein angenehmes Schweigen, in dem jeder seinen eigenen Gedanken nachgehen konnte, doch am Ende durchbrach Nami die Stille. „Ich schätze, du bist weder Mitglied der Marine noch der Weltregierung, auch Kopfgeldjäger schließe ich aus. Entweder Pirat oder eine rebellische Gruppierung“, warf Nami gelassen ein, das Robin in ihren Bewegungen inne halten ließ. Fragend warf sie einen Blick über die Schulter. Nami grinste spitzbübisch. „Ich kann auch eine normale Bewohnerin der Insel, die sich aufgelehnt hat, sein“, konterte sie nach kurzem Zögern. Sofort beschlich sie das Gefühl, dass der Ort mit Absicht gewählt worden war. Die Navigatorin wollte sich Informationen beschaffen. Ahnte sie etwas? Nami verdrehte demonstrativ die Augen. Mit solch einer plumpen Antwort ließ sie sich nicht abspeisen. „Hat deine geheimnisvolle Art einen Grund?“, fragte sie nach und stützte sich mit den Armen ein wenig ab. Mittlerweile stärkte sich Namis Vermutung und Robin spürte das. Wenn sie nicht aufpasste, dann konnte die Situation schneller aus dem Ruder laufen als angenommen. Die Puppe räusperte sich und ließ sich im Gras nieder, blieb jedoch mit dem Rücken zur Navigatorin. „Revolutionäre. Ich gehöre ihnen an.“ „Warum seid ihr hier? Um den Menschen zu helfen oder wollt ihr einfach einen Sturz erreichen?“ Das Gespräch in die Gänge zu bekommen, war durchaus ein schweres Unterfangen, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass das die einzige Möglichkeit war, die Neugierde zu stillen sowie den Gedanken, der ihr im Kopf spuckte. „An erster Stelle stehen Flamingos Machenschaften. Einerseits geht es um seine Waffenherstellung, die auf der Insel seinen Anfang nimmt und andererseits um die Teufelsfrüchte. Ehrlich gesagt, ich habe die Vermutung, das hier einige unserer Leute sind. Wer weiß, wer genau alles unter Sugars Kräften leidet.“ Ein Grund warum Sabo dieses Mal mitreiste, doch vorerst interessierte sich dieser lediglich für die Feuerfrucht. Um ihn machte sich Robin keine Sorge, er kam sehr gut zurecht. Nami nickte daraufhin und kniff die Augen zusammen. „Dann müsstest du Vivi kennen. Soweit sie erzählt hat, arbeitet sie mit euch zusammen. Kein Wunder, die Regierung verliert nach und nach an Vertrauen. Manchmal frage ich mich, wie die Menschen auf sie zählen, obwohl ihre Art der Gerechtigkeit mehr als menschenverachtend ist.“ Bei der Erwähnung der Prinzessin blieb Robin nach außen hin gelassen, doch ihr Innerstes zog sich schmerzhaft zusammen. „Kann sein. Ihr habt doch ihr Land gerettet, oder?“ „Ihr wisst wohl alles?“, scherzte Nami und sah gen Himmel. Vereinzelt hatten sich Wolken gebildet, die ab und an eine Figur darstellten. Das Wetter blieb allerdings konstant. „Das war ein doch spannendes Abenteuer. Ich bin froh, dass das so gut funktioniert hat und das Land nun normal weiterleben kann. Immerhin steht eine neue Ära bevor. Da verhandelt ihr in Zukunft wohl mit einer Königin.“ Überrascht ließ Robin von einer Blume ab und riskierte erneut einen Blick zur Navigatorin. „Sie übernimmt die Krone?“ Davon hatte sie bisher nichts gehört. Im Gegenteil. Nach ihrem Wissensstand her, müsste Vivi eigentlich einen neuen Weg eingeschlagen haben. War sie in ihre Heimat zurückgekehrt? Hatte sie neuerlich einen Rückzug unternommen? „Ihr Vater ist krank und sie ist bereit in seine Fußstapfen zu treten. Das ist ihr Weg, ihre Bestimmung, auch wenn ich sie nochmals ausdrücklich in die Richtung schubsen musste.“ Seufzend dachte sie an die erneute Begegnung zurück. Der Zufall hatte sie wohl nochmals zueinander geführt. Dafür war Nami sogar dankbar. Immerhin erhielt sie die Chance sich auszusprechen, wenngleich Vivi weiterhin Gefühle hegte und sie diese somit endgültig vor den Kopf stoßen musste. Dagegen konnte Nami nichts machen, über ihre Gefühle hatte sie keinerlei Macht, sie taten was ihnen gerade einfiel. Neuerlich betrachtete sie die Puppe, die hellhörig geworden war. Hatte sie eine passende Möglichkeit gefunden? Grübelnd kratzte Nami sich am Nacken. „Ich mach dir einen Vorschlag. Ich erzähle dir etwas Persönliches und dafür erhalte ich drei Fragen, die du wahrheitsgemäß beantwortest. Deal?“ Kapitel 31: Reaktionen ---------------------- Freudig quickte Chopper auf als er sich das Blatt begutachtete. Hämisch grinsend, lugte Caesar über den Kartenrand. Mit dem Rentier zu spielen, amüsierte ihn ungemein, denn der Kleine merkte kaum, wie er stets erkenntlich machte, welche Karten er in Händen hielt. Momonosuke hingegen gähnte herzhaft auf, während er seine Kontrahenten teilnahmslos im Auge behielt. Das Spielen bescherte ihm Langeweile, zumal Chopper eine leichte Beute und Caesar ein Meister im Schummeln war. Die Ruhe, die an Bord herrschte, machte ihn träge und die Müdigkeit stieg hoch. Keine große Überraschung, immerhin verweilte der Großteil der Strohhüte weiterhin auf Dressrosa und somit fielen diejenigen weg, mit denen er den größten Spaß haben konnte. „Ich bin raus“, murrte der Junge, warf die Spielkarten in die Mitte und legte sich auf die Seite. Zwar folgte er dem Spielverlauf ein wenig, doch das lag vorwiegend an Chopper. Hätten sie Caesars Vorschlag angenommen und mit Geld gespielt, so wäre der Kleine unlängst pleite gewesen. Vorerst waren sie in Sicherheit und trotzdem wünschte sich der Junge eine Abwechslung. Das Schiff bot kaum welche, zumal er in manche Bereiche nicht durfte. Insbesondere die Werkstatt wurde für ihn zum Tabu. Der Einäugige und das Skelett hatten in zuvor erwischt, als er sich mit dem Schießpulver vergnügte. Mit den beiden kam er so oder so auf keinen Nenner. Sie behielten ihn sorgfältig im Auge und das störte Momonosuke ungemein. Ihre Aufmerksajmkeit hatte er auf sich gezogen, nachdem er mit Nami baden und bei ihr schlafen durfte. Seither erhielt er ihre Eifersucht zu spüren und nach Lust und Laune wusste er sogar, wie er diese gekonnt ins Unermessliche steigern konnte. Kind sein war durchaus ein Vorteil. Mit Nami in der Nähe hatte er nichts zu befürchten, sie las ihm die Wünsche von den Lippen ab, doch da diese nicht hier war, durfte er es sich kaum mit den Männern verspielen. Somit beließ er es und versuchte in nächster Zeit ohne gröbere Provokationen auszukommen. „Mach deinen Zug“, flötete Caesar und wog sich bereits in Sicherheit auch dieses Spiel zu gewinnen. Chopper jedoch hielt in seinen Bewegungen inne. Was geschah gerade? Ruckartig ließ er die Karten fallen und sprang auf. Ohne ein Wort zu verlieren, stürmte er aus der Jungenkajüte. Verdattert sahen Caesar und Momonosuke hinterher. „Was hat den denn gestochen?“, fragte das Kind, woraufhin Caesar die Karten an sich nahm und sie neu mischte. „Kein Schimmer, aber ich verbuche das als klaren Sieg. Noch eine Runde?“, entgegnete Caesar lachend. „Mit dir allein? Vergiss es“, winkte Momonosuke angewidert ab und begab sich auf das Sofa. Erneut gähnte er und machte es sich gemütlich. Vielleicht half ein Nickerchen um die Zeit ein wenig schneller vergehen zu lassen. „Brook! Sanji!“, schrie das Rentier im Laufen und war an Deck angekommen. Ohne anzuhalten und auf die Jungs zu warten, nahm er die Treppe zu Namis Kajüte und öffnete hastig die Türe. Außer Atem blieb er im Türrahmen stehen, suchte den Raum rigoros ab. Seine Gedanken flogen wild umher. Vorsichtig tapste Chopper über den Holzboden Richtung Bücherregal. In Eile überflog er sämtliche Titel und tippte auf einen Buchrücken, ehe er weiter suchte. Obwohl die Erinnerungen für sich sprachen, wollte er mehr Beweise haben, dass das der Realität entsprach. „Ein Glück, der Spuk hat ein Ende“, vernahm er Brook, der Richtung Sofa schlenderte. Chopper warf ihm einen fragenden Blick zu. Immerhin hatte er keine Ahnung davon gehabt, dass er seine Erinnerung verloren hatte. Die Worte seines Freundes machten ihn daher stutzig. Bevor er allerdings zu viel in die Aussage interpretieren konnte, war es als ob ihn ein Blitz traf. „Sie ist dort“, nuschelte Chopper atemlos. Brook seufzte resignierend und ließ den Schädel sinken, ahnte bereits, worauf Chopper hinaus wollte. „Wir müssen zurück! Robin ist auf Dressrosa. Wir müssen die anderen benachrichtigen!“, sprudelte es förmlich aus Chopper, der nun aufgescheucht durchs Zimmer lief. Sie durften keine Zeit mehr verlieren, Robin war in unmittelbarer Nähe, sie mussten etwas unternehmen. Brook schwieg, warf einen Blick zur Seite und erkannte Sanji, der mittlerweile im Türrahmen stand und seinen Kameraden beobachtete, der außer sich war. Wissend tauschten Brook und Sanji einen Blick aus, ehe sie Chopper ihre Aufmerksamkeit schenkten, der neuerlich zum Sprechen anfing. „Nami muss davon erfahren, sie muss Robin suchen und sich aussprechen. Dann kommt sie sicher wieder zu uns zurück. Nein“, brach er geschockt ab und hielt inne. „Sie wird außer sich sein!“ Sein Mund blieb offen, gut konnte sich Chopper die Reaktion der Navigatorin vorstellen. Insbesondere, wenn diese wütend wurde und in Anbetracht der Situation war das durchaus der Fall. „Chopper, beruhige dich. Komm setzt dich“, sprach Brook sanft und klopfte auf den freien Platz neben sich. Sie mussten ihrem Freund wohl eine Erklärung abgeben. Sanji stieß sich vom Türrahmen ab und nahm die Unterlagen, die er zuvor unter den Arm geklemmt hatte, zur Hand und sank auf das Sofa gegenüber. „Robin ist bereits mit Nami unterwegs“, warf er in den Raum. Während Brook keine Überraschung darin sah, stand Chopper die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. × × „Du denkst, du hast Informationen, die mich so sehr interessieren?“, fragte die Puppe provokant. In welche Richtung wollte Nami das Gespräch lenken? Ahnte sie tatsächlich, wer hinter dieser Fassade stand? Der Vorschlag gefiel Robin nicht, wenngleich sie vorerst dennoch in Sicherheit und ihre Panik als grundlos einzustufen war. Derzeit würde das nichts an der Situation ändern, später hingegen allemal. Nami gluckste und neigte den Kopf zur Seite. „Irgendwie muss ich doch eine Möglichkeit finden, um dein Schweigen zu brechen. Dafür hätte ich sogar eine durchaus spannende Geschichte parat“, versuchte die Navigatorin weiter. Nach und nach verspürte sie regelrecht den Drang, mehr von der Puppe zu erfahren. Die beruhigende Ausstrahlung der Puppe bereitete ihr Kopfzerbrechen. Nami fühlte sich in ihrer Gegenwart wohl, genau gesagt zu wohl, als ob sie sich irgendwoher kannten. Dem wollte sie auf den Grund geben. Um das Geheimnis zu lösen, riskierte sie durchaus einen riskanteren Schachzug. Einen Moment lang sahen sie sich in die Augen, jede mit ihrer eigenen Befürchtung im Hinterkopf. Schlussendlich seufzte Robin auf und wandte sich Nami gänzlich zu. „Deine Neugierde ist ansteckend“, wisperte sie gepresst und strich sich am Arm entlang, wog nochmals den Vorschlag ab, ehe sie resignierend nickte. „Einverstanden, du erzählst mir deine ominöse Geschichte und wenn ich sie ansprechend finde, dann stelle ich mich deinen Fragen.“ Ein schmaler Grat auf dem sie wandelte, aber was hatte Robin zu verlieren? Nichts. Doch was würde ihr Nami erzählen? Stellte sie ihr damit lediglich eine Falle oder kam tatsächlich eine Geschichte, die sie ansprach? Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, so interessierte sie zu diesem Zeitpunkt nur ein Teil ihres Lebens und ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass das durchaus damit zusammenhing. Mit den Augen rollend, setzte Nami sich auf, verhakte ihre Finger ineinander und betrachtete die Puppe. Ob dieser auffiel, dass Nami förmlich spürte, wie ihr Innerstes brodelte? Hinter der Puppe steckte sehr viel mehr, als anfangs angenommen und nun war die Zeit gekommen ihr ordentlich auf den Zahn zu fühlen. „Du machst ungern etwas ohne Bedingungen, wie? Versteh mich, ich möchte erfahren, wer hinter dem Spielzeug steckt. Wenigstens einen Anhaltspunkt, einen Namen. Ich mag es nicht, wenn man mich mit Schweigen oder gar Lügen abspeist.“ Und wie du kein Freund davon bist, lag Robin bereits auf der Zunge, doch den Kommentar musste sie hinunterschlucken. Immenses Schweigen, insbesondere während einer Diskussion, versetzte die junge Frau gern in Rage. Damit bestraft zu werden, machte ihr mehr zu schaffen, als Parole zu bieten und Widerworte zu geben. Um endlich zu erfahren, was Nami sagen wollte, nickte Robin schweigend. Die Fragen überstand sie, irgendwie. Danach war das Problem. Immer das Danach. Mittlerweile hatte Nami herausgefunden, wo sie ansetzen musste, um sich Klarheit zu verschaffen. Bevor sie weitersprach, nahm sie die Puppe ins Visier. Sie wollte jede mögliche Reaktion einfangen, die sie als Hinweis verwenden konnte. „Du sagtest mir, du hast von Vivi gehört. Um ehrlich zu sein, ich glaube du hast ein wenig geflunkert. Deiner Reaktion nach musst du sie kennen. Du bist mir zu schnell hellhörig geworden. Mein Gefühl sagt mir, du weißt sehr wohl mehr über sie, über mich und vor allem,…, du kennst womöglich die Wahrheit über unsere Beziehung. Ich schätze, du weißt sehr wohl, wie nah wir uns waren“, fing Nami an zu erzählen und versuchte etwas zu erkennen, doch Robin war nicht dumm, sie schottete ihre Regungen gekonnt ab, schwieg. Nami sollte ihren Gedanken erst weiter ausführen. Angestrengt atmete Nami durch. „Unsere Lebensstile waren nie kompatibel gewesen. Von Anfang an war das Scheitern vorprogrammiert. Nun, da ihr Vater erkrankt ist, haben sich unsere Welten umso mehr voneinander entfernt. Die Trennung hat mir zugesetzt, mehr als ich mir jemals vorgestellt habe. Ich habe eine Menge Zeit gebraucht um mich dazu durchzuringen, das Kapitel endlich abzuschließen. Gewiss kein leichtes Unterfangen, aber ich habe es geschafft. Die Erinnerungen an diese Zeit möchte ich nicht missen, nie. Die schönen Momente, aber auch schwierige Zeiten, ich behalte sie in Ehre. Wie dem auch sei, unsere Mannschaft hat eine Trennung hinter sich. Zwei Jahre, für die ich im Nachhinein dankbar bin. Sie haben mir geholfen und ich bin mir über meine Gefühle klar geworden. Ich habe es geschafft Vivi hinter mir zu lassen, zu erkennen, dass ich sie nur noch als gute Freundin ansehe.“ Nami brach ihre Erzählung ab, hatte währenddessen nie den Blick von der Puppe abgewandt. Sie wirkte ausdruckslos, ungerührt und das nahm Nami als gespielt auf. Als versuchte sie keine Regung zuzulassen, die irgendwelche Aufschlüsse geben könnte und das musste Robin. Sie kämpfte durchaus mit ihrer Beherrschung, während sie die Worte nochmals durchging. Hatte sie die Situation falsch eingeschätzt? Zu schnell aufgegeben? Nach all den Rückschläge, nach all den Problemen, war es falsch gewesen, diejenige zu sein, die aufgab und den Rückzug vorzog? Die Frage, die sie sich stellte, war allerdings ebenfalls von Bedeutung: Hätte das etwas an ihrer Beziehung geändert? Am Ende hatte sie eine Entscheidung treffen müssen und doch fühlte sie seither eine Reue. Nami war nicht der einzige Grund, etwas anderes hatte sich in den Vordergrund gedrängt. Was, wenn sie dennoch auf ihr Herz gehört hätte? Nur, weil der Weg länger und schwieriger gewesen wäre, womöglich in eine ganz andere Richtung gegangen wäre, hieß es nicht, dass sich diese Abzweigung nicht nochmals ergeben hätte. Sie musste den Gedanken vorerst abschütteln, noch hatte die Navigatorin nicht fertig gesprochen und Robin war bewusst, wie sie auf jeden ihrer Blicke und jede ihrer Bewegungen achtete. „Nun kommt der interessante Teil. Stell dir vor, du kommst auf die abgemachte Insel, zum abgemachten Zeitpunkt und die Informationen darüber kennt lediglich deine Crew, doch plötzlich steht deine Ex-Freundin vor dir und sprüht vor Euphorie dich zu sehen. Ein merkwürdiger Zufall, findest du nicht? Welches Vöglein hat ihr die Daten gezwitschert? Ich zerbreche mir den Kopf darüber, aber irgendwie ist hinsichtlich dieser Erinnerung eine Leere in mir. Ich spüre irgendwie einen gewaltigen Fehler darin. Insbesondere, wenn ich an Sugars Fähigkeiten denke und die Erzählungen. Menschen werden verwandelt und ihre Angehörigen verlieren ihre Erinnerungen, manche versuchen sogar die Aufmerksamkeit der Geliebten zu erhalten, irgendwie in ihrer Nähe zu bleiben. Ich frage mich, ob das anderen ebenso ergeht. Ich denke an manche Momente zurück und irgendwie hinterlassen mir die Erinnerungen das Gefühl etwas zu übersehen. Denke ich an Vivis Auftauchen zurück, so verstärkt sich meine Vermutung.“ Nein, Nami war nicht dumm, sie konnte schnell eins und eins zusammenzählen, wenngleich die Teufelskraft ihre Wirkung nicht verfehlte. Ihr war bewusst, dass hier sehr viel verkehrt lief. Robins Blick wurde starr. Da war es, sie wusste worauf Nami anspielte. „Ja“, sprach sie leise, beantwortete die unausgesprochene Frage. Einen Moment lang hielt Nami den Atem an, ehe sie ungläubig den Kopf schüttelte und dabei schwach lächelte. Daher das Gefühl, sie kannten sich, die Frau hinter der Puppe war keine Unbekannte, die ihr aus einer Laune heraus zur Seite stand. „Bin ich richtig, wenn ich sage du bist keine normale Bekannte? Kann es sein, dass du zur Crew gehört hast?“ Vorsichtig hatte sie die Worte formuliert und die Antwort dürfte Nami garantiert neue Fragen aufwerfen. Robin ließ daraufhin den Kopf sinken, sie konnte Nami nicht länger in die Augen sehen. „Korrekt und deine letzte Frage?“ Nami lachte auf, zog die Beine an ihren Körper. Wollte sie tatsächlich das Spiel durchziehen? Eine letzte Frage, die ihr alles beantworten sollte? Unmöglich. „Warum dieses Versteckspiel?“ Robin lächelte und stand auf. Langsam schritt sie durch die Blumen, suchte regelrecht nach der passenden Antwort. „Schalte Sugar aus und du weißt, warum ich das tue. Wenn ich dir jetzt die gesamte Geschichte erzähle, denkst du, dass dir das weiterhilft? Ohne Erinnerung? Um bei der Wahrheit zu bleiben, ich hatte wahrlich nicht vor, dir über den Weg zu laufen. Wie der Zufall so wollte, trafen wir aufeinander und ich konnte dich nicht in Gefahr zurücklassen. Ich musste eingreifen. Als ich aufwachte war ich bei euch und ich konnte dir nichts abschlagen, dazu war ich selten fähig.“ Ihr Blick wanderte zum Himmel hinauf. Genug, sie mussten weiter. „Räumen wir Sugar aus dem Weg. Wenn du danach noch mit mir darüber sprechen möchtest, dann bin ich da.“ Nochmal drehte sie sich zu Nami um, erkannte den fragenden Blick, den sie mit einem traurigen Lächeln erwiderte, ehe sie sie den Weg zurück in die Stadt einschlug. Nami verstand nicht und das störte sie. Nicht zu wissen, worum es ging, so etwas hasste sie regelrecht. „Warte!“, rief sie hinterher und schwieg bis die Puppe stehenblieb. „Sag mir dennoch deinen Namen.“ „Robin.“ × × „Ihr habt es gewusst und sagt mir nichts?!“, schrie Chopper wütend und funkelte die beiden an, die weiterhin ruhig am Sofa saßen. Sanji wandte den Blick schließlich ab und betrachtete erneut die Unterlagen, die er zuvor sortiert hatte. Oben auf lag Robins Steckbrief, den er dieses Mal sofort erkannte. Dieses Gesicht war unter normalen Umständen unvergesslich. Wieder fielen ihm die Abnutzungen auf. Wie oft er von Nami betrachtet und in Händen gehalten worden war? Kopfschüttelnd schlug er das Logbuch auf und legte es auf den Tisch. „Wie du weißt, führt Nami äußerst detailliert Buch. Neben dem Wetter und dem derzeitigen Kurs, berichtet sie auch von Geschehnissen innerhalb der Mannschaft. Beim Durchblättern des Buches sind mir gewisse Passagen ins Auge gestochen. Ich gab sie Brook zum Lesen und auch er hatte keine Ahnung, worum es darin ging. Wir hielten es für besser, das Gelesene vorerst für uns zu behalten“, erklärte Sanji sachlich und strich über den Seitenrand. Die Aufzeichnungen zeigte, wie sehr Nami durch Robins Verschwinden aus dem Häuschen war, denn sie schrieb hie und da persönliche Randnotizen. In all den vorigen Logbüchern hatte er solche Informationen nie vorgefunden. „Wie gesagt, sie schildert all unsere Erlebnisse. Dabei stach mir ein Vorfall ins Auge, den ich nicht einzuordnen wusste. Der Eintrag bezieht sich auf unsere Wiedervereinigung. Dadurch habe ich angefangen nachzudenken, ich meine, wir wissen was auf der Insel vor sich geht. Wir habe andere Unterlagen angesehen und sind sehr oft auf einen Namen gestoßen: Robin. Namis Genauigkeit ist erschreckend. Am Ende habe ich in Erwägung gezogen, mit ihr in Kontakt zu treten, habe mich allerdings dagegen entschieden. Es hat keinen Unterschied gemacht. Sie meldete sich von alleine und fragte mich, ob ich etwas über Robin in ihren Aufzeichnungen finden könnte. Kurz gesagt, Robin ist nicht nur auf der Insel, sie sind auch gemeinsam unterwegs. Der Rest erklärt sich wohl von allein“, beendete Sanji seine Ausführung und sah zu Brook, ob dieser etwas hinzufügen wollte, doch schüttelte dieser mit dem Kopf. Mehr gab es nicht. Beide beobachteten neuerlich Chopper, der weiterhin abseits von ihnen stand und kein Interesse zeigte, sich zu ihnen zu begeben. Er hatte den Kopf gesenkt und biss den Kiefer zusammen, hoffend sich verhört zu haben. Die ganze Zeit über beschäftigte er sich mit ihren Gästen, dachte an nichts Böses, während seine Freunde die Wahrheit erfuhren und ihn anschwiegen? „Ah, ich vergaß, natürlich darf nichts, was wir gelesen haben, je unsere Lippen verlassen, ansonsten können wir uns auf unsere eigene Hölle gefasst machen“, fügte er noch schwach lächelnd hinzu, doch das verstand sich von selbst. Brook nickte. Das Gelesene wollte er so oder so vergessen, denn die persönlichen Notizen zeigten ihren Schmerz und so etwas würde er niemanden weitererzählen. Dafür waren die Informationen zu vertraulich. Chopper wirkte ungerührt, ihn interessierte das kaum. Für ihn zählte derzeit nur eines und dem wollte er Ausdruck verleihen. „Ändern wir endlich den Kurs!“ In diesem Augenblick war das sein größter Wunsch und alles Drumherum ging an ihm vorbei. „Unser Befehl sieht anders aus“, entgegnete der Musiker. Der Gedanken war ihnen durchaus in den Sinn gekommen, aber erneut hatte Brook darauf beharrt den Plan, wie ausgesprochen, durchzuführen. Ihre Freunde verließen sich auf sie. Ohne Druckmittel hatten sie zur Not nichts in der Hand und solch eine negative Wendung mussten sie verhindern. Hastig schüttelte Chopper mit dem Kopf. „Na und?! Robin ist wichtiger!“, schrie Chopper und verfiel langsam in Rage. Die Gelassenheit seiner Kameraden verstand er nicht. Zwar blieben sie alle durch ihre Entscheidung mit gemischten Gefühlen zurück, aber niemand wollte die Entscheidung akzeptieren. Wie damals. Ihnen war auf dem Archipel bewusst geworden, wie wenig es brachte auf der Insel zu verharren und zu hoffen, sie tauchte von alleine auf. Sie beschlossen darauf zu warten, sich auf dem Meer zu begegnen und nun war der Zeitpunkt gekommen. Wie konnte man diese Chance verstreichen lassen? „Wir werden sehen, warten wir ab. Der Rest reist uns bald nach, da sehen wir, ob Robin dabei ist oder nicht. Außerdem müssen sich Nami und Robin aussprechen, geschieht das nicht, so habe ich kein gutes Gefühl. Wir wären vollkommen deplatziert“, entgegnete Sanji und kratzte sich nachdenklich am Nacken. Am Ende entschied eine Aussprache, wenngleich ihm selbst wohler dabei war, wenn sie sich alle am Gespräch beteiligten. Dennoch, Brook hatte Recht, sie durften aus einer Gefühlsregung heraus nicht riskieren, alles kaputt zu machen. „Nein! Wir fahren zurück!“, versuchte Chopper erneut. Die Erklärungen, in seinen Ohren bloße Ausreden, wollte er nicht wahrhaben. Für ihn ging es um sehr viel mehr. Chopper vermisste Robin und er wollte sie endlich wiedersehen, da riskierte er auch gern mehr, immerhin hatte er für solche Situationen zwei Jahre lang trainiert. „Lass es, wir können nicht zurück“, antwortete Sanji strenger. „Können wir sehr wohl! Wir sind stark genug um das zu schaffen. Wir sind Freunde und wir reden selbst mit ihr! Ihr seid einfach zu feige!“ Wütend sprang Sanji auf und trat an das Rentier. „Blödsinn! Natürlich wollen wir wieder komplett sein, aber das liegt nun mal nicht länger in unserer Macht, versteh das endlich!“, fauchte er den Arzt an, der sich verwandelte um mit Sanji auf Augenhöhe zu sein. „Dann wende endlich das verdammte Schiff“, knurrte er bedrohlich. × × „Geschafft.“ Franky atmete tief durch und marschierte durch die am Boden liegenden Feinde. Mit letzter Kraft hatte er sie davon abgehalten, das Innere des Gebäudes zu betreten. Um nicht gänzlich zusammenzusacken, musste er in Bewegung bleiben. Jede Ruhepause konnte sein K.O. bedeuten. Schwer atmend lehnte Lysop an der Wand und nickte. Das war erst der Anfang, sie durften keine weitere Zeit verlieren. „Gehen wir“, murrte der Cyborg und marschierte bereits los um zu Nami aufzuschließen. Die Wut, die er ausstrahlte, nahm Lysop wahr. Warum er diese allerdings verspürte, war ihm schleierhaft. „Was ist in dich gefahren? Ist es wegen der Erinnerungen? Ja, sie war auf der Insel, mehr wissen wir aber nicht. Sie kann sogar schon woanders sein. Beruhige dich.“ Franky gab ein verächtliches Schnauben von sich und fixierte mit dem Blick den Eingang. „Sie ist näher als du ahnst.“ Erneut verstand Lysop nicht. Ein Seufzen verließ Frankys Lippen. „Denk nach, Lysop. Die Puppe! Ich habe nie verstanden, warum sie uns half, jetzt tue ich es. Robin steckte die ganze Zeit dahinter. Ergo, sie ist dort drin.“ Lysop stolperte ein paar Schritte vor um zu seinem Kameraden aufzuholen. Der Gedanke war verlockend und ergab, je mehr er darüber nachdachte, auch Sinn. „Du bist dir sicher?“, fragte er dennoch nach. „Ja, und so einfach kommt sie mir nicht davon“, bestätigte der Cyborg und setzte sich wieder in Bewegung. Die Wut, die sich in den letzten Tagen und Wochen angestaut hatte, musste raus. „Franky,…“ „Nichts Franky, ich will das geklärt haben.“ Lysop verweilte an Ort und Stelle und schluckte. „Das meinte ich nicht“, jammerte der Schütze und grinste schief. „Ich glaube, ich kann nicht mehr laufen. Du musst mich tragen.“ Kapitel 32: Der Anfang ---------------------- Tag 5 „Sie reisen heute ab.“ Keine Antwort. Ruffy, der auf einem Ast saß, baumelte unruhig mit seinen Beinen. In den letzten Tagen führten sie abermals dasselbe Gespräch. Im Grunde verstand er, warum Nami zuvor regelrecht die Flucht ergriffen und das Schiff verlassen hatte um sich hier, im Wald am Rande der Küste, zurückzuziehen. Diese stand mit verschränkten Armen und gesenkten Kopf an den Stamm gelehnt unter ihm und schien keine Anstalt zu machen auch nur ein Wort von sich zu geben. Unter anderen Umständen gab er ihr die Zeit und Ruhe, aber mittlerweile spielte die Zeit gegen sie. Wenn Nami weiterhin blockierte, dann würde Robin abreisen, ohne sie und den Revolutionären weiterhin folgen. Keine angenehme Vorstellung. Das abzuwenden lag einzig und allein in Namis Händen. „Ein gemeinsames Essen und sie ist fort“, nuschelte er übertrieben traurig und drehte den Strohhut in seinen Händen. Gewiss, ihm missfiel das ganz und gar, nur zu gerne, hätte er die Crew wieder komplett, aber dieses Mal war er machtlos. Da musste er andere Geschütze auffahren um Nami zu überzeugen, wodurch er sogar ein Schluchzen von sich gab. Tief durchatmend, schloss Nami ihre Augen, spürte sie doch, worauf er hinaus wollte. Sein Schauspiel war umsonst, ihr war so oder so bewusst, wie sehr die Mannschaft auf die richtige Entscheidung hoffte, wie sehr sie die Schwarzhaarige vermissten. „Du bist der Käpt’n. Ihr muss mittlerweile klar sein, wie das Verlassen einer Piratenbande funktioniert. Setz dich durch, wenn du sie nicht gehen lassen möchtest“, brach sie verbittert ihr Schweigen, hoffend die Antwort genügte und er würde den nächsten Schritt einleitet. Fehlanzeige. Ein eingeschnapptes Brummen drang an ihre Ohren. Ruffy ließ seinen Oberkörper zur Seite fallen, umschlang den Ast mit seinen Beinen und baumelte kopfüber vor Nami. Ernst betrachtete er seine Navigatorin, die lediglich die Augenbrauen skeptisch anhob. Ihre Schläfen pochten. Warum musste sie diejenige sein? Wenn sie Robin zurück wollten, dann konnten sie genauso gut auf sie einreden, aber irgendwie warteten sie alle auf Nami. „Du weißt doch, warum ich nicht derjenige bin, der das tun muss. Ich habe es ihr versprochen. Solange du sie nicht in unserer Mitte möchtest, segelt sie mit Sabo.“ Nein, diese Erinnerungsstützte benötigte Nami nicht. Die Worte hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Die Entscheidung lag in ihren Händen. Fünf Tage lang hatte Robin das Gespräch gesucht. Kein leichtes Unterfangen, schließlich fand Nami einen Fluchtweg nach dem anderen und wenn sie nicht ausweichen konnte, endete der Großteil in einer Katastrophe. Entweder mit einem Knall, einer Kurzschlussreaktion oder sie verschwand noch bevor Robin ihren Satz beenden konnte. Sie kamen einfach auf keinen gemeinsamen Nenner, denn etwas in Nami blockierte. Obwohl sie nie gedacht hätte, wie offen die Schwarzhaarige über ihr Gefühle, Gedanken sprechen konnte. Denn nach all den Gesprächen, die sie in der Vergangenheit geführt hatten, war sie nie so ehrlich gewesen. Robin erzählte ihr so viel, wie Nami zuließ, ehe ihre eigenen Gefühle die Oberhand gewannen und keine klaren Gedanken mehr zuließen. Keine erwachsene Haltung, das war ihr klar, aber sie verschloss sich vor dem Wesentlich. Ihrem Herzen hatte sie aufgehört Gehör zu schenken. Denn dieses schrie eine klare Antwort. Daher wählte Robin wohl einen anderen Weg. Wenn sie sich erneut anschloss, dann musste ihr Nami deutlich machen, dass sie das von sich aus so wollte. Die Intention dahinter verstand Nami. Als ihr Robin das erklärt hatte, hatte sie natürlich sofort geantwortet, im Hinterkopf mit dem Gedanken die Crew nicht zu enttäuschen. Doch der Ton, in dem sie das Ja aussprach, war alles andere als überzeugend. Eher hörte sie sich nach einem trotzigen Kind an, das keine Lust mehr auf die Standpauke hatte und einfach das sagte, was man hören wollte. Nahm sie die Crew außer Acht, so verspürte sie durchaus den Wunsch sie erneut bei sich zu haben. Sie sehnte sich nach ihrer Nähe, eine Tatsache, die ihr in den letzten Tagen neuerlich bewusst geworden war. Allein das gemeinsame Zimmer wirkte ohne die ältere Frau trostlos, einsam. Und doch, sie schaffte keine überzeugende Antwort zu geben. „Ich verstehe dich nicht“, murmelte Ruffy und sah sie eindringlich an. Warum stieß sie all das von sich? „Als du den Brief erhalten hast, da wolltest du sie sehen, sie zurück haben, unter allen Umständen. Kaum ist sie in greifbarer Nähe, ziehst du die Notbremse. Wieso? Wovor hast du Angst?“, fügte er sanft hinzu, holte Nami aus ihren Gedanken. Zum ersten Mal erwiderte sie seinen Blick, suchte in seinen Augen regelrecht nach der richtigen Antwort. Neben all den Jungs, war es am Ende erneut Ruffy, der irgendwie zu ihr durchdrang und sie nicht wütend werden ließ, wie die Male zuvor. Selbst Chopper hatte sie mit einem giftigen Blick abgespeist. Kraftlos glitt sie am Stamm entlang zu Boden, versuchte wirklich in sich zu hören. Ihm war sie wenigstens das schuldig. Zwar spürte er die Ungeduld, schwieg jedoch und gab ihr somit die Zeit nach einer Antwort zu suchen, die das Gespräch hoffentlich in die richtige Richtung lenkte und nicht erneut in einer Sackgasse. „Mein Herz hat die Antwort unlängst getroffen. Leider entspricht sie nicht der Meinung meines Verstandes, der sich mit allen Mitteln wehrt. Zwei Jahre habe ich benötigt um endlich zu wissen, was ich möchte. Vielleicht hört es sich fies an, aber so wie sie habe ich seit Bellemere tot ist, niemanden mehr vermisst. Nicht mal Vivi. Nachdem sie zurückblieb, dachte ich, ich weiß nun endgültig wie es ist so zu fühlen und nichts kann mich mehr überraschen“, erklärte sie nüchtern, ohne Ruffy eines Blickes zu würdigen und schüttelte über die Gedanken den Kopf. Dieser wurde ungeduldig, verstand nicht direkt, was sie versuchte ihm deutlich zu machen. „Zwei Mal hat sie uns bereits den Rücken zugekehrt. Was sagt mir, dass das nicht ein weiteres Mal geschieht? Sie kann erneut verschwinden, aus einer einfachen Laune heraus. Ja, ich glaube, mich hält das auf. Woher erhalte ich diese Sicherheit? Mir geht es dabei nicht um meine Gefühle für sie. Die Tatsache allein, dass sie da ist, wenn auch als meine beste Freundin, und sie plötzlich fort ist. Von einer Minute auf die andere. Wie soll ich das nochmal durchmachen? Ich kann nicht darauf vertrauen.“ Mit einem traurigen Lächeln hob sie den Kopf und Ruffy sah wie ihre Augen glänzten, wie sie versuchte die Tränen zu verhindern. „Da lasse ich sie lieber jetzt ziehen, anstatt später.“ Tag 1 „Verstanden. Du hast kein Interesse mit mir zu reden, aber bedenke: Wir müssen vorerst kooperieren.“ Namis Aufmerksamkeit zu erlagen, war alles andere als ein einfaches Unterfangen. Abermals folgte ein ernüchterndes Schweigen. Angestrengt massierte Robin ihre Schläfen, während Nami den Abstand zwischen ihnen vergrößerte und den Blick durch den Raum schweifen ließ. Die Signale waren deutlich. Nami hatte kein Interesse daran, ein Wort mit ihr zu wechseln, geschweige denn ihr in die Augen zu sehen. Sobald sie aufholte, wandte sie ihr sofort den Rücken zu. Für sie war Robin in diesem Moment einfach unsichtbar. „Du hast dich verändert“, stellte Robin resignierend fest. Zwar kannte sie von Nami eine ruhige, sensible Seite, die sie manchmal sogar zerbrechlich wirken ließ, wenngleich rar gesät, aber die Momente existierten. Normalerweise erlebte sie die junge Frau aufbrausend. Als eine Person, die offen ihre Meinung sagte, sich weigerte ein Blatt vor den Mund zu nehmen und vor allem, sie schluckte ihre Wut nicht. Damit wusste sie umzugehen, aber hiermit? Robin fühlte sich machtlos und das bereitete ihr durchaus Kopfschmerzen. Wie schaffte sie die Distanz zu überbrücken? Zumal die Lage weiterhin angespannt war und Gefahr in der Luft lag? „Keine Wuttirade. Keine schnippischen Kommentare. Einfaches, erdrückendes Schweigen“, sprach Robin ihre Gedanken offen aus, vielleicht in der Hoffnung eine Antwort zu erhalten. Ihre eigenen Worte brachte sie allerdings zum Lächeln. Eine Eigenschaft, die sie selbst zu oft an den Tag legte, anders als die Navigatorin. Nami war diejenige, die es hasste ignoriert zu werden, offen zu ihrer Gefühlswelt stand und nun? Nun hatte sich die Welt gedreht und sie war diejenige, die damit nicht umzugehen wusste, die sich regelrecht nach einer Antwort, egal welcher, sehnte. Verrückt, doch anscheinend half es. Zum ersten Mal seit Minuten drehte sich Nami ihr entgegen. Ein kalter Blick, eine Hand an der Hüfte, gefolgt von einem desinteressierten Schulterzucken, aber eine Reaktion. „Ich habe von der Meisterin gelernt“, entgegnete sie bissig. Ihre Augen studierten Robin eingehend, als lag ihr noch etwas auf der Zunge, doch verließ kein weiterer Laut ihre Lippen und sie setzte sich auf eine der vielen Kisten. Zu mehr war sie nicht in der Lage. Ihr eigenes Ich überraschte sie. Egal, wie sehr sich Nami wünschte Wut zu verspüren, die Benommenheit blieb aufrecht und unterdrückte all ihre Gefühle. Ihr Kopf war geleert, ihr Herz schlug weiter, schwieg jedoch. Einzig das Eintreffen ihrer Freunde zählte. Sobald sie aufschlossen, konnte die Mission weitergehen. Hie und da horchte sie, schnappte Pläne der zusammengeschlossenen Gruppierungen auf, die ihre Rache ernstnahmen. Lieber das als mit Robin sprechen zu müssen und sie erhielt selbst die Zeit, um den nächsten Schritt zu überdenken. Immerhin waren Zorro und Ruffy noch draußen und vermutlich auch bereits in den einen oder anderen Kampf verstrickt. Sie mussten ihnen helfen um Flamingo endlich zu stürzen. Und ob Robin mitkam oder nicht, das war ihr gleich. Sie durfte ihnen lediglich nicht im Weg stehen. Die Schwarzhaarige gab nach. Zwar behielt sie Nami im Auge, doch verstand sie, dass das keinen Sinn machte und verfiel selbst in Schweigen. Später, dachte sie, da würde sie einen Versuch wagen. Sobald der Kampf vorbei war und Ruhe einkehrte. Wenn sie schon die Chance erhielt, ihr gegenüber zu stehen, dann würde sie versuchen ihre Beweggründe zu erklären, obwohl der Drang zu verschwinden in ihr aufkeimte. Darin war sie gut, aber dieses Mal zwang sie sich zu bleiben und vielleicht, wenn der erste Schock verdaut war, würde Nami endlich auf ihre Art und Weise reagieren, mit ihr reden und wenn sie lediglich um sich brüllte. Das war ihr lieber als dieses Schweigen. „Robin!“ Überrascht sah die Angesprochene zur Seite und bevor sie reagieren konnte, spürte sie bereits zwei Arme, die sie in eine stürmische Umarmung zogen. Koala. Fest drückte sie Robin an sich, war froh ihre Freundin wohlauf zu sehen. Mit schwachem Lächeln erwiderte die Schwarzhaarige die Geste, warf dabei einen Blick über deren Schulter und erkannte ein weiteres bekanntes Gesicht. Sabo grinste ihr in gewohnter Manier zu, seine Laune war in der Tat schwer zu trüben. „Du bist wohl in Schwierigkeiten geraten“, lachte der Revolutionär, woraufhin Robin einen Seufzer ausstieß. Schwierigkeit war ein gutes Stichwort. Kaum überwand sie ein Problem, schon stand das nächste vor ihr. Langeweile existierte in ihrem Leben ganz und gar nicht. „Hast du dein Ziel erreicht?“ Der Blonde nickte zufrieden und hob seinen Arm, der in Flammen aufging. Ein ungewohntes Gefühl. An Übung mangelte es ihm zwar durchaus, aber hatte er das Beherrschen der Kraft als problematischer erachtet. Mit ein wenig Training dürfte er schon bald die Kontrolle und nötige Sicherheit erhalten. Um Robin ansehen zu können, ließ Koala von ihr ab, grinste spitzbübisch und deutete auf ihren Kollegen. „Du hättest ihn erleben müssen, er hat den Kampfring mit einem Schlag zerstört. Alle stürmten verängstigt aus dem Kolosseum und er nutzte die Gunst der Stunde und stahl den Preis“, meinte sie gespielt vorwurfsvoll, wodurch Sabos Grinsen nochmals an Breite zunahm. „Irgendwie musste ich doch auffallen“, antwortete er Koala eilig, ehe er sich an Robin wandte. „Ich habe ihn getroffen, Ruffy. Du kannst dir wohl vorstellen, wie überrascht er war. Tat gut ihn zu sehen.“ All die Jahre hatte er seinen Tod aufrechterhalten. Sobald das hier vorbei war, würde er sich die Zeit nehmen um länger mit Ruffy sprechen zu können. Das hatte sein Bruder verdient und ihm tat ein Gespräch mit Sicherheit auch gut. Der Gesprächsstoff dürfte so schnell auch nicht ausgehen. „Übrigens, ich konnte nicht anders und habe ihn von dir erzählt. Er weiß also wo du steckst“, fügte er entschuldigend hinzu. Die Information sprudelte aus ihm heraus. Irgendwie wollte er seinem Bruder Bescheid geben, dass es ihr gut ging. Robin nickte daraufhin. Da Nami bereits darüber Bescheid wusste, dürfte die Information sowieso durchsacken, von daher störte es sie nicht wirklich. „Wenigstens er hat eine Vorwarnung erhalten“, gab Nami angesäuert von sich, die abseits zugehört hatte. Nun gut, sie stieß auf Robin, während ihre Erinnerungen diverse Aussetzer aufwiesen, aber besser so, als plötzlich ins kalte Wasser geworfen zu werden. Sabo blinzelte mehrmals, ehe er mit einem strahlenden Lächeln zu Nami marschierte, den Hut abnahm und sich freundlich vor ihr verbeugte. „Da waren wir wohl zu stürmisch. Sabo, freut mich. Dann bist du wohl die Navigatorin meines Bruders.“ Bruder. Das Wort zu hören, verwirrte Nami, sehr sogar. Von einem weiteren Familienmitglied hatte Ruffy nie erzählt. Wobei, das passte irgendwie. Nicht nur zu ihrem Kapitän sondern auch zur Mannschaft. Ging es um die jeweilige Vergangenheit, so waren sie allesamt verschwiegen. Von Ruffys Vater erfuhren sie durch Zufall, wie zuvor von Ace. Diese Verwandtschaft hatte es in sich und verblüffte Nami immer wieder auf ein Neues. Eingehend musterte sie den Blonden und sie erkannte, dass durchaus eine gewisse Ähnlichkeit ausging. Er war also Revolutionär wie Dragon, wie passend und er war, wie die Frau neben ihm, vermutlich ein Grund, warum Robin es vorzog zu bleiben. Und da war es, sie kannte beide nicht, aber sie spürte eine gewisse Abneigung, einen leichten Hauch von Wut. Etwas in ihr taute bei diesem Gedanken langsam auf. × × „Nein, ihr bleibt auf Kurs.“ Selten gab er tatsächliche Befehle und der Ton den er dabei anschlug, ließ keine Widerrede zu. Wenn er diesen einschlug, dann hörten seine Freunde darauf. Da Chopper nicht aufgehört und weiter gedrängt hatte umzudrehen, beschloss Brook, um die Diskussion endgültig zu beenden, mit Ruffy in Kontakt zu treten. Viel musste Chopper nicht sagen, die Antwort kam abrupt. Sogar Ruffy sprach dagegen, wie sollte Chopper nun seinen Wunsch nachgehen. Er respektierte Ruffy in seiner Position und vertraute ihm, doch das Gefühl fiel nicht ab. Die Angst die Gunst der Stunde nicht zu nutzen und Robin dadurch nie mehr sehen zu können, machte ihn zu schaffen. Doch Befehl war Befehl, daran gab es nichts zu rütteln, nicht wahr? „Fahrt weiter. Ihr könnt die Insel sowieso nicht mehr betreten. Wir benötigten die Sicherheit etwas in der Hand zu haben, vergesst das nicht. Sobald das Schlimmste überstanden ist, kommen wir nach“, hörten sie nun Law, dessen Stimme zeigte, wie wenig er von dem Vorhaben hielt. In seinen Augen war das eine unnötige Unterhaltung, die sie bei ihrem Vorhaben nur zunehmend aufhielt. Der Plan musste eingehalten werden, unter allen Umständen. „Das stimmt. Wir regeln das und Chopper, ich verspreche dir, du wirst sie sehen. Vertrau mir.“ Perplex starrten sich die drei Strohhüte an. Wie sollten sie seine Worte verstehen? Warum war er so sicher? „Ihr habt miteinander gesprochen?“, antwortete Sanji, der sich im Moment als einziger traute, die Frage, die ihnen allen auf der Zunge lag, auszusprechen. „Nein, noch nicht. Ich erkläre es später, vertraut mir einfach.“ Die Fragezeichen standen nun gänzlich über ihren Köpfen. Woher wusste er das, wenn sie sich nicht begegnet waren? Was geschah auf der Insel? „Wir haben andere Probleme! Egal, was geschieht, bleibt auf Kurs!“, meldete sich Law nochmals, ehe die Verbindung abbrach und die Jungs stumm auf die Teleschnecke starrten. Den Tumult hatten sie im Hintergrund zwar vernommen und ihnen war klar, wie ernst die Lage war, aber so ganz im Leeren zurückgelassen zu werden, gab ihnen auch kein beruhigendes Gefühl. Wenigstens eine weitere Information hätte man ihnen zukommen lassen können. „Ich verstehe das nicht“, murmelte Chopper und er senkte den Kopf. Das Vertrauen in Ruffy war immens, aber wie kam er darauf, wenn Robin nicht bei ihm war? Andererseits, Ruffy log nie, er stand zu seinem Wort. „Wir kennen keine Einzelheiten, irgendetwas plant er, bestimmt“, versuchte Brook das Rentier aufzumuntern. Wenigstens schien die Diskussion beendet und der Kurs blieb aufrecht und was Robin anging, so musste er seinem Kapitän glauben. „Vermutlich. Mehr können wir nicht tun, wir müssen uns in Geduld üben.“ Sanji stand auf. Einen Augenblick dachte er noch über das Gespräch nach, ehe er die Gedanken daran abschüttelte und seine Freunde ansah. „Brook, behalt den Kurs im Auge und Chopper, du siehst nach unseren Gästen. Ich bereite uns in der Zwischenzeit einen kleinen Imbiss zu. Machen wir das Beste daraus.“ Ruffy wusste mehr als sie, vielleicht hätten sie ihm die eine oder andere Information entlocken können, wenn Law nicht bei ihm gewesen wäre. Daran konnte er nun nichts mehr ändern und so hieß es den Plan umzusetzen und die Zeit bis zur Ankunft zu überbrücken. Brook nickte und verließ das Zimmer der Frauen zuerst. Bevor Sanji sich auf den Weg zur Kombüse machte, blieb er jedoch nochmals stehen, denn er erkannte, wie Chopper sich keinen Millimeter rührte. Leise seufzte der Koch auf und trat nochmals zu seinem Freund, vor dem er in die Knie ging und ein breites Grinsen an den Tag legte. „Mach dir keine Sorgen. Du hast ihn gehört, du wirst sie wiedersehen.“ × × Flamingo wusste, wie er Menschen nach seiner Pfeife tanzen ließ. Nami spürte das am lebendigen Leib. Er behielt sich vor zu entscheiden, wie lange sie den Triumpf auskosten durften. Kaum waren sie beieinander, schon unternahm er den nächsten Zug, der die Meute gegen die Gruppe aufhetzte. Eilig mussten sie die Flucht ergreifen. Zugegeben, sein Plan war durchaus ansprechend. Um sie aufzuhalten, setzte er ein Kopfgeld aus und wie erhofft, sprangen sie darauf an. Was hatte sie sich von Piraten oder Dieben auch anderes erwartet? Sie wollten ihren Kopf und somit das Geld. Weiterführen konnte sie den Gedanken nicht, sie wurde unvorsichtig und trat ins Leere. Bevor sie das allerdings richtig realisieren konnte, spürte sie bereits eine Hand, die ihren Arm umfasste und kraftvoll in die entgegengesetzte Richtung zog. Ihr Körper traf auf Widerstand. Nami musste nicht überlegen, um zu wissen, wer ihr da gerade geholfen hatte. Schnell schob sie den Schock von sich und lief weiter die Treppe hoch. Eine Detonation erfolgte in unmittelbarer Nähe. Sie meinten es ernst. Die Naivität der Meute war erschreckend. Kein Wunder, dass Flamingo Narrenfreiheit hatte. Die Leute spielten sein Spiel mit, ohne einen Schritt weiter zu denken. Als ob er die ausgesetzte Belohnung jemals auszahlte. Am Ende der Treppe hielt die Gruppe inne und Robin ließ erst in diesem Moment von Nami ab, wandte sich Sabo zu. Ein Blick reichte aus und er verstand. Um die Verfolger endgültig abzuschütteln, zerstörte er den Durchgang, das musste ausreichen um die Verfolger vorerst abzuschütteln. Nach getaner Arbeit richtete Sabo seinen Hut, der ein wenig verrutscht war. Schwungvoll nahm er das Rohr, welches er nach all den Jahren weiterhin als Waffe nutzte, und drehte es grinsend in der Hand. Für ihn fing der Spaß langsam aber sicher an. Franky brummte leise, marschierte nicht nur an Sabo sondern auch an Robin vorbei, die er keines Blickes würdigte und setzte sich weiter abseits auf den Boden, rastete. Genickt sah sie dem Cyborg hinterher, ehe sie sich an den Rand des Daches begab und sich Übersicht verschaffte. Wenn Nami schon abweisend reagierte, wie konnte sie von Franky anderes erwarten? Die Stadt lebte, sie hörte die hysterischen Stimmen der Bewohner, sah die Gräueltaten, die Flamingo ausheckte. Menschen wurden zu seinen Marionetten und schlachteten sich, gegen den eigenen Willen, gegenseitig ab. Niemand entkam den Fäden. Sie hatte genug gesehen um zu wissen, dass das ein Ende finden musste. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, die ihre Muskeln verkrampfen ließ. Lysop. Vorsichtig sah sie zur Seite und zu ihrer Verwunderung lag ein Lächeln auf seinen Lippen. Er ließ die Hand wieder sinken und verdrehte die Augen. „Tu nicht so überrascht“, feixte der Schütze und sah über die Schulter hinweg zu seinen Freunden. „Sie zeigen es nicht, aber tief drinnen, da freuen sie sich dich zu sehen“, flüsterte er ihr zu. Gern würde sie seinen Worten Glauben schenken, aber derzeit fiel ihr das schwer. Bevor sie antworten oder sich fragen konnte, warum er anderes war, bombardierte er die Schwarzhaarige regelrecht mit Fragen aller Art. Nur nicht nach dem Grund und wie sie das bloß tun konnte. Franky beobachtete die beiden eine Weile ehe sein Blick Nami suchte, die abwesend zu Boden sah. Ihre Finger glitten dabei an ihrem Oberarm entlang, über jene Stelle, an der sie zuvor Robins Hand gespürt hatte. Mit Argusaugen musterte er die Navigatorin und versuchte sich ein Bild zu machen. Die Abneigung hatte er vorhin deutlich spüren können und doch reichte eine Geste aus, die sie womöglich sogar ins Wanken brachte. Abrupt hob Nami den Kopf und sah direkt in Frankys Augen. Sie fühlte sich ertappt. Wenn er etwas bemerkte, dann mit Sicherheit auch der Rest. Unwillkürlich verschränkte sie ihre Arme. „Was für eine berauschende Stimmung. Was ist? Mischen wir uns unter die Menge?“ Sabo grinste breit und versuchte diese merkwürdige Atmosphäre abzuschütteln. Außerdem wollte er nicht länger untätig herumstehen, vielmehr weckten die Geschehnisse seine Neugierde. Hier wimmelte es von Persönlichkeiten. „Solang du im Hintergrund bleibst. Du weißt, wir dürfen keine zu große Aufmerksamkeit auf uns lenken“, erinnerte Koala ihren Kollegen ermahnend. Der Krieg, der nun auf der Insel herrschte, der war nicht ihre Angelegenheit und jede Einmischung führte womöglich zu weitreichenden Problemen. Beleidigt verzog Sabo das Gesicht. „Habe ich das gesagt? Du tust, als würde ich sofort in Schwierigkeiten landen.“ Die Mission litt mit Sicherheit nicht und er passte sehr wohl auf. Hier gab es reichlich Potenzial und andererseits musste seine Anwesenheit nichts bedeuten. Er wollte ja auch lediglich einen Blick auf den neuen Admiral werfen. Von ihm hatte er bisher lediglich Geschichten gehört, persönlich waren sie sich nie zuvor begegnet und das wollte er in gewisser Weise nachholen. „Ich habe ein dumpfes Gefühl, dass du etwas im Schilde führst und ich sage dir von Anfang an, dass du das unterlässt. Du mischt dich nirgends ein, das geht uns nichts an. Der Krieg ist ihre Sache, die Bevölkerung muss das regeln.“ Wenn es um die Arbeit und insbesondere darum ging den Revolutionären einen möglichen Schaden zuzufügen, so war Koala äußerst gewissenhaft. An ihrer Einstellung gab es nichts zu rütteln und oft musste sie den Blonden bereits auf den Boden zurückholen, ihn ins Gewissen reden. Manchmal war er ein Sturkopf, der gern die Herausforderung suchte und dann, im normalen Zustand, war er das genaue Gegenteil. Er machte seine Arbeit wie man es von ihm erwartete, ganz ohne Probleme. „Dann trennen sich hier unsere Wege, wir brauchen niemanden der uns aufhält und für Pressemitteilungen lebt“, unterbrach Franky das Gespräch der beiden und richtete sich auf. Die Pause war vorüber und diese Unterhaltung strapazierte seine Nerven. Was sollte er mit Menschen, die nicht gesehen werden wollten, obwohl sie bereits mitten im Tumult festsaßen? Nami nickte ihm zu. Die Einstellung war fehl am Platz. Langsam fragte sie sich tatsächlich, wer eigentlich noch die Guten waren. Sie sprachen darüber die Regierung zu stürzen, doch interessierten sie sich selbst nicht für ein Land, das dringend Hilfe benötigte. Im Blumenfeld hörte sie ja den Grund ihres Auftauchens. Die Beschaffung von Informationen hinsichtlich der Waffenproduktion. Mehr interessierte sie nicht. Vorbeischauen, große Reden schwingen, schnell eine Teufelskraft unter den Nagel reißen und dann sang und klanglos verschwinden. So empfand Nami das Ganze und so etwas lag nicht in ihrem Interesse. „Was soll das?“, antwortete Koala entsetzt. Die schlechte Laune der beiden war offensichtlich, aber so etwas musste sie sich wahrlich nicht gefallen lassen. Franky zuckte mit der Schulter, die Kleine nahm er vorerst alles andere als ernst. „Wir brauchen niemanden, der Angst davor hat, erkannt zu werden. Wir haben versprochen zu helfen und tun das. Wenn ihr damit nichts am Hut haben wollt, dann haben wir nichts mehr miteinander zu tun. Was hast du daran nicht verstanden?“, erklärte Nami mit leicht gereiztem Unterton. Zu hoffen, hier nochmals eine Unterstützung zu bekommen, war wohl dumm gewesen. Zwar hatte Robin davon gesprochen, dass sie noch zusammenarbeiten mussten, aber da hatte sie sich wohl nicht mit ihren neuen Freunden abgesprochen. Denn sie glaubte kaum, dass sie dann alleine weitermachte, zumal sie nun ein Teil der Revolutionäre war und sie selbst in ihrem Interesse handeln musste. „Alles Zeitverschwendung“, murmelte sie zu sich selbst und schüttelte den Kopf. „Gehen wir Lysop“, rief Franky dem Kanonier zu, der in seiner Erzählung innehielt und unentschlossen wirkte. „Okay, ihr seid wütend. Gut, ihr habt das Recht dazu, aber wir sind nicht euer Problem. Wir haben euch nichts getan. Ihr seid wütend auf Robin. Tut mir leid, dass das so unelegant gelöst worden ist, vielleicht redet ihr lieber dar-“, brach Sabo irritiert ab, als Franky in lautes Lachen ausbrach. Der Blonde sah zu Robin, die langsam den Kopf schüttelte und ihm signalisierte, er sollte es lieber lassen. „Vielleicht haben wir ein Problem mit Revolutionären. Sie ist eine, ihr seid welche, was macht das für einen Unterschied? Ihr seid alle die gleichen Heuchler“, sprach Nami provokant und sie machte gerade tatsächlich keinen Unterschied. Was bildete er sich ein? Er wusste nichts, gar nichts. Womöglich hatte jemand wie er sie noch dazu ermutigt. „Lasst uns einfach in Ruhe“, fügte sie gepresst hinzu und kam nicht drum herum bei den Worten Robin anzusehen, die den Blick starr erwiderte. Eines lag nun spürbar in der Luft und darauf spekulierte Robin. Ihre Augen strahlten es förmlich aus, damit wusste die Schwarzhaarige etwas anzufangen. Die erste Explosion stand kurz bevor. Kapitel 33: Ein bisschen Wut schadet nie ---------------------------------------- Stolpernd folgte Lysop der Navigatorin, die unbeirrt den Weg auf die Straße suchte und keine Rücksicht auf ihren angeschlagenen Kameraden nahm. Nach dem kleinen Eklat mit den Revolutionären, trennten sie sich von ihnen. Warum es so weit kam, war in seinen Augen unverständlich. Mussten diese Anfeindungen geschehen, Frankys gezielte Provokation gegen Robin? Ganz gleich welche Probleme zwischen ihnen standen, es war der falsche Moment um sein verletztes Ego in den Vordergrund zu drängen. Eine mögliche Zusammenarbeit sollte an oberster Stelle stehen, nur so waren sie in der Lage den Feind zu schlagen. Das hatte Lysop aus all seinen Erfahrungen gelernt. Sein eigenes Handeln auf Water Seven hatte ihm deutlich gemacht, wie wichtig es war lieber eine Minute länger den Mund zu halten und nachzudenken, anstatt mit irrsinnigen Worten über das Ziel hinauszuschießen. „Bleib endlich stehen!“, rief er außer Atem und konnte selbst nicht mehr. Sein Körper war am Limit. Ein Grund warum sie für den weiteren Verlauf eine Entscheidung trafen. Franky kümmerte sich um die Fabrik und setzte somit Flamingos Familie in diesem Bereich zu, um die Crew zu splitten. Da Lysop kaum vorwärts kam, sollte er an Ort und Stelle bleiben. Mit seinen Fertigkeiten half er aus der Distanz und griff ein sobald sich die Gelegenheit anbot. Dasselbe galt eigentlich für Nami. Per Teleschnecke hatten sie eine rasche Unterhaltung mit Ruffy und Law geführt, hatten ihre Positionen ausgetauscht und beredet, was als nächstes geschehen sollte. Diese teilten ihnen mit, dass sich Verbündete auf den Weg machten, die unter anderem als Unterstützung dienten. Sobald Franky allerdings außer Reichweite war, setzte Nami sich in Bewegung. Ihr Ziel war der Palast, wo Law und Ruffy den Weg freikämpften. Eine Entscheidung die Lysop als eine einfache Kurzschlussreaktion auffasste und der dafür Grund war für ihn klar erkennbar. Erleichtert stellte er fest, wie sich ihre Schritte verlangsamten ehe sie endgültig still stand. Der letzte Vorsprung war unmittelbar vor ihr, ein Sprung und sie war auf der richtigen Straße, die sie direkt zum Palast brachte. Deutlich nahm sie die Menschenmenge unter ihr wahr und in Gedanken schüttelte sie den Kopf. Wie war jemand dazu in der Lage diese Abscheulichkeiten zu ignorieren? „Warum tust du das?“, hörte sie Lysops zittrige Stimme. Eine Frage, die ihn Mut kostete, kein Wunder, immerhin strahlte sie blanke Wut aus. Er spürte sie in der Luft, am gesamten Körper und das ließ ihn erschaudern. Deshalb war er von ihrem Vorhaben alles andere als begeistert. Für ihn war sie unfähig einen klaren Gedanken zu fassen und zu verstehen, worauf sie sich einlassen wollte. „Ruffy braucht jede Hilfe, die er haben kann“, entgegnete sie sachlich. Jeder kämpfte bereits, sogar Franky, der durchaus schwer angeschlagen war, versteckte sich nicht sondern handelte. Lysop war am Ende, hatte sie doch gesehen, wie schwer es ihm fiel ihr zu folgen, aber sie? Ihr Körper hatte keine Blessuren, sie war fit und somit unzufrieden. Sie wollte mehr dazu beitragen als abzuwarten, ob sie nun Arbeit erhielt oder nicht. Dafür hatte sie keine zwei Jahre verbracht um ein weiteres Mal als einfache Statistin abgestempelt zu werden. „Tust du das für ihn oder ihretwegen?“, sprach der Schütze seinen Gedanken unverblümt aus, hatte allerdings den Kopf gesenkt und scharrte mit dem rechten Beim am Beton, kickte dabei einen Kieselstein zur Seite. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie sich in unnötige Schwierigkeiten brachte, wenn er sie nun gehen ließ. Gewiss, nie würde er ihre neugewonnen Fähigkeiten in Frage stellen, immerhin hatte er bereits eine Kostprobe erhalten, aber Dressrosa brachte andere, neue Kaliber zum Vorschein, die bisherige Feinde in den Schatten stellten. Dieses Niveau konnte sogar Ruffy ins Wanken bringen. Ein Fehler war hier tödlich. Die Umstände sprachen gegen Nami, sie agierte planlos, voreilig. Wusste sie, was am Palast wartete? Ehe Nami zu einer Antwort ansetzte, stieß sie ein tiefes Seufzen aus. Bewusst versuchte sie ihre Wut zu kontrollieren. Dieses Mal musste sie sich ins Gedächtnis rufen, dass Lysop nicht der Feind war oder derjenige, der ihre Laune ausbaden sollte. Nicht in solch einer Situation. Mit ihm wollte sie keinen Streit heraufbeschwören, wenngleich er sich selten zur Wehr setzte und somit ein leichtes Opfer war. Vielmehr ertrug er ihre Aggressionen und schwieg, aber sie wusste, dass es ihn manchmal auch verletzte. Für einen Augenblick, als sie ihn ansah, entwich die Wut aus ihrem Gesicht, und sanfte Züge waren erkennbar. „Du interpretierst mein Handeln falsch, okay? Ich möchte mich als nützlich erweisen. Ich kann nicht untätig dastehen, während unsere Freunde erneut ihr Leben riskieren. Was sie denkt oder unternimmt hat nichts mit meiner Entscheidung zu tun, glaub mir. Geh zurück und behalt den Palast im Auge.“ Nami erinnerte sich an das Wiedersehen mit Lysop. In der Bar sagte er klar und deutlich, er gehörte nicht länger zum schwachen Trio der Mannschaft und das war auch ihr Bestreben. Auf einer Stufe mit manchen ihrer Freunde würde sie zwar nie stehen, aber sie hatte eine Entwicklung durchgemacht. Mehr denn jemals zuvor war sie in der Lage sich selbst zu schützen und im Kampf zu bestehen. „Du unterschätzt die Lage. Ob du glaubst oder nicht, deine Gefühle beeinträchtigen deine Wahrnehmung, sie lassen dich blindlings ins Messer laufen.“ Gefährlich zog Nami die Augenbrauen zusammen. Wenn er nicht aufpasste, konnte sie ihre Einstellung schneller über Bord werfen, als es ihm lieb war. Ihr war die Stärke des Feindes sehr wohl bewusst. „Du bist blind, du bildest dir zu viel auf ihre Person ein!“, sprach sie gepresst, denn noch hatte sie die gewisse Portion an Selbstbeherrschung. Als ob Robin ein Auslöser für irrationale Entscheidungen war. Was dachte sich der Schütze dabei? Seine Antwort kam ihn Form eines sanften Lächelns und das irritierte die Navigatorin. Wollte er sie provozieren? Nahm er sie auf den Arm? Allmählich spielte ihr Freund mit dem Feuer. „Sicher, du möchtest helfen, aber aus den falschen Gründen“, fing er an und trat langsam näher. Die Zeit, die er sowohl mit Nami als auch Robin verbrachte, hatte ihm gezeigt, wie ähnlich sie sich im Grunde waren. Ihre Geschichte innerhalb der Crew hatte gewisse Parallelen, die unübersehbar waren. Tief in ihrem Innersten gab es reichliche Gemeinsamkeiten. Für ihre Freunde setzten sie alles aufs Spiel, nahmen Hilfe kaum wahr und ab einem gewissen Punkt, ignorierten sie ihre eigenen Gefühle und versuchten diese auf irgendeine Art und Weise tatsächlich aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Wenn eine von ihnen einen schlechten Tag, etwas am Herzen hatte, so merkte er es stets. Nicht an Namis Wutausbrüchen oder Robins Abwesenheit, nein, es lang an ihren Augen, ihren Bewegungen. Hie und da versuchte er dann mit ihnen ein Gespräch aufzubauen, vielleicht in der Hoffnung, sie sprachen mit ihm darüber und er konnte helfen, aber er drängte nie. Womöglich dachten sie sogar, die Jungs waren dumm und merkten nichts, aber da irrten sie sich gewaltig. Jeder spürte eine Veränderung des jeweils anderen, nur zwang man sich nicht auf. Eine Einmischung erfolgte erst, wenn jemand einen gewaltigen Tritt in den Allerwertesten benötigte und dort war Nami angekommen. Dieses Mal durfte Lysop nicht abwarten und zusehen, er musste handeln und versuchen ihr klar zu machen, dass das der falsche Weg war. „Verschließ dich nicht, lass es zu. Deine Gefühle sind nicht der Feind! Wie kannst du Ruffy zur Seite stehen, wenn du keinen klaren Gedanken fassen kannst?! Am Ende muss er noch auf dich aufpassen. Du tust das in der Hoffnung Robin aus deinem Kopf zu bekommen, aber das funktioniert so nicht! Die Gefahr ist zu groß um darauf zu spekulieren, dass dich das ablenkt!“ Das saß. Perplex blinzelte Nami, ihr Mund öffnete sich ohne einen Laut zu verlieren. Dachte er so von ihr? Sie würde aus einer Laune heraus ihr Leben riskieren? Wegen einer Frau, die in ihr Leben trat, wann es ihr gerade passte? „Wer verliert hier den Verstand?!“, erwiderte Nami abwertend und schüttelte den Kopf. Diese Macht hatte die Schwarzhaarige nicht, wegen ihr tat sie das bestimmt nicht. Wut im Bauch war nie verkehrt, insbesondere dann nicht, wenn auch noch solche Piraten vor ihr standen, an denen sie diese auslassen konnte. Für solch einen Unsinn war sie stehengeblieben? Hatte kostbare Zeit vergeudet? Energisch packte Lysop die Navigatorin an den Schultern, übte einen festen Druck aus. „Hör auf auszuweichen! Das ist kein Moment dafür!“, schrie er aufgebracht. Ihre Muskeln spannten sich an und ihre letzte Selbstbeherrschung ging gänzlich flöten. Schwungvoll löste sie sich aus seinem Griff und brachte den Schützen, im selben Atemzug mit dem Klimataktstock, grob zu Fall. Hart schlug Lysop auf dem Boden auf und ein schmerzhafter Laut drang an ihre Ohren. „Geh zurück und erledige deine Aufgabe“, zischte sie und ließ ihn alleine zurück. Zwar vernahm sie nochmals seine Stimme, doch ignorierte sie die Worte, es galt nur noch das eine Ziel vor Augen. „Dann geh wenigstens nicht allein!“, rief er panisch hinterher und vergrub sein Gesicht in den Handflächen. × × Die Insel verfiel dem Ausnahmezustand. Bomben detonierten unkontrolliert, Feuer entstand, das alles um sich allmählich in Schutt und Asche verwandelte. Kampfgebrüll entbrannte. Die Revolte nahm ihren Anfang. Am Palast war es Zorro, der sich alleine durchkämpfte, nicht unweit von ihm, mit all seinen Verbündeten, suchte Ruffy eine Möglichkeit den Palast zu betreten. Die Insel war abgeriegelt, es gab kein Zurück, nur den Weg nach vorne. All das drang kaum zur Gruppe vor, die sich weiterhin am Dach befand. Was ihre Ohren aufnahmen, war eine andere Grausamkeit. Die Bevölkerung litt. Männer, die gegen ihren Willen, Freunde und Familie abschlachteten. Flehendes, wimmerndes Klagen derjenigen, die nicht unter der Kontrolle des Jokers standen und mit allen Mitteln versuchten, diese in ihrem Handeln aufzuhalten und derjenigen, die bei vollem Bewusstsein Unmenschliches tun mussten. Das war seine Art des Spieles und eine Möglichkeit zum Beenden wurde ihnen geboten: Die gesuchten Piraten zu finden und auszuhändigen. Die letzte Hoffnung, an die sich manche klammerten. „Hört ihr das?“ Erwartungsvoll betrachtete Nami die Revolutionäre. Sabo sah zur Seite, lauschte. Natürlich war der Schrecken präsent. In der Vergangenheit hatte er unzählige ähnliche Szenarien miterlebt. Koalas Miene hingegen wurde unergründlich. „Wie macht ihr das? Wie könnt ihr ignorieren, was auf der Insel geschieht? Zugehörigkeit hin oder her, davor darf man die Augen nicht verschließen“, sprach sie weiter und war fassungslos über das blanke Schweigen der beiden. Was ging bloß in deren Köpfen vor? Unbewusst glitt ihr Blick neuerlich zur Schwarzhaarigen, deren Augen geschlossen waren. Beobachtete sie das Geschehen oder wich sie dem Ganzen aus? Franky trat neben sie und lächelte schwach. Nami verstand, sie sollten gehen. Je länger sie hier verweilten und eine aussichtlose Diskussion führten desto mehr Zeit blieb ungenützt. „Manchmal sind Opfer notwendig“, hörten sie Sabos nachdenklich klingende Stimme. Zwar war Nami erleichtert endlich eine Antwort zu erhalten, der Inhalt allerdings führte unweigerlich zu Bauchschmerzen. „Das Volk muss sich am Ende selbst wehren, nur so kann ein Neubeginn in Betracht gezogen werden. Langsam realisieren sie seine Gräueltaten und handeln.“ Verachtend schnaufte Franky auf. Unter einer zufriedenstellenden Antwort verstand er anderes. „Du denkst, sie haben eine Chance gegen ihn? Ganz ohne Hilfe? Du hörst ihre Stimmen. Klingen so Menschen, die das alleine bewerkstelligen können?!“ Kopfschüttelnd fuhr sie Franky durch seine Haartolle. Warum verschwendeten sie mit diesen Leuten weiterhin Zeit? Sie hatten eine ganz andere Einstellung, eine Haltung, die sich wohl kaum in ein paar Minuten änderte. Für ihn waren sie Fremde, er wusste nichts von ihrem sonstigen Charakter, aber bisher brachte er kaum Sympathie auf. Die einzige Person, die in diesbezüglich tatsächlich enttäuschte, war Robin. Färbten die Revolutionäre auf sie ab? War das Wohl des Ganzen plötzlich wichtiger als die Schicksale Einzelner? Es gab Zeiten da stellte sie die Sicherheit einer kleinen Crew über den Weltfrieden. Gespräch hatte ihm deutlich gemacht, wie sie zu Vorgängen wie diesem stand und nie hatte sie gezögert um Hilfe zu leisten. Nun blieb sie stumm, stand abseits und schien desinteressierter als jemals zuvor. Schweigen, eine Eigenschaft, die er oftmals an ihr geschätzt hatte, machte ihn nun aggressiv. „Du hast dich verändert, aber wohl zum Negativen“, murmelte der Cyborg in ihre Richtung und blieb gewiss nicht ungehört. Schlagartig öffneten sich ihre Augen und ein gefährliches Funkeln war darin erkennbar, während ihre restliche Miene unergründlich wurde. „Findest du?“ Eine Kälte lag in der Stimme und innerlich musste er seufzen. Manches änderte sich nie, sie ging auf Abwehr, obwohl er noch nicht sehr viel gesagt hatte. „Ja, du nicht? Ich kenne dich anders. Kaum taucht dein Chef mit seinem Püppchen auf, schon tust du so als ob dich nichts angeht. Haben sie dir deinen Schneid abgekauft?“, provozierte der Cyborg und sah ein Zucken ihrer Augenlider. Neben ihn hörte er ein leises Glucksen seitens Nami, während Koala erbost nach Luft schnappte. Einzig Sabo und Lysop blieben stumm, hielten sich bedacht im Hintergrund. Vielleicht tat ihnen eine direkte Konfrontation gut und löste die Spannung, die seither in der Luft lag. „Hör mal, was bildest du dir ein?!“, fauchte Koala, doch blieb ihr eine Antwort verwehrt, denn Frankys Aufmerksamkeit galt einzig und allein der Archäologin. Was die Kleine über ihn dachte, war unwichtig. Vielmehr suchte er nach einem Weg um die Schwarzhaarige aus der Reserve zu locken. Selten ließ sie sich provozieren, doch daran sah er die einzige Chance um endlich zu verstehen und dafür würde er alles tun. „Sehr erwachsen“, kommentierte Robin gepresst. Suchte er nach Streit? Was erwartete er von ihr? „Du setzt zu große Erwartungen in mich. All die Jahre über, obwohl du mich nicht kanntest, sahst du in mir den Feind. Ein kleiner Einblick in meine Welt, meine Gedanken und Gefühle, ein paar gemeinsame Monate. Denkst du, du kennst dadurch all meine Facetten? Mach dich nicht lächerlich. Was ist, wenn mich das Schicksal dieser Menschen einfach nicht interessiert? Warum sollte ich mich für Fremde unnötig in Gefahr bringen?“ Normalerweise stand Robin zu ihrem Wort und unten hatte sie ihre Hilfe angeboten. Warf Franky sie tatsächlich mit den beiden in einen Topf? Ja, es entsprach der Wahrheit, sie musste ebenfalls aufpassen, aber nicht so, wie Sabo. In gewissem Maße war sogar Koala im Recht, aber sie wusste zu übertreiben. Seine Erwartungshaltung war dennoch groß und das störte sie. Robin gefiel es nicht, wie er anmaßte sie zu kennen. Dieser Crew gab sie manche Information preis, aber vieles aus ihrer Vergangenheit blieb weiterhin ein gut gehütetes Geheimnis. Was nach außen drang, entschied sie alleine. Niemand der sie kannte, konnte behaupten tief in ihr Innerstes vorgedrungen zu sein. So viel war unausgesprochen und sie allein entschied wer Zutritt erhielt und wer nicht. Sogar Nami mit der sie die meiste Zeit verbrachte und diverse persönlichere Gespräche geführt hatte, hatte keinen blassen Schimmer. Ganz gleich wie oft sie es auch versucht hatte, irgendwann war stets der Punkt gekommen, an dem Robin den Weg kappte und das Kratzen an der Oberfläche genügen musste. Kaum war sie verstummt, schon hörte sie Franky laut auflachen. Gemächlich, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, schritt er auf die Archäologin zu. Einen Augenblick lang irritierte sein Handeln, doch der Groschen fiel. „Das ist lächerlich“, gab sie kopfschüttelnd zu verstehen als er vor ihr stehenblieb und seine breiten Arme vor der Brust verschränkte. Beide studierten sich eingehend. „Meine Worte“, konterte er gehässig. Das Gefühl sagte ihm, dass sie durchaus verstand, worauf er im eigentlichen Sinne hinaus wollte. Würde Robin ihm endlich die Antwort geben, die er seit Wochen suchte? Mehr brauchte er nicht, eine klare, simple Antwort. Solange diese ausblieb, änderte er seine Haltung gewiss nicht. Seit ihrer Rückverwandlung war einiges an Zeit vergangen, aber weiterhin zeigte die Schwarzhaarige kein Anzeichen mit ihnen reden zu wollen. Wollte sie erneut wortlos verschwinden? Ihre Freunde im Ungewissen zurücklassen? Als Puppe stand sie ihnen bei, sprach normal und nun, wo sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, wirkte sie schweigsamer als jemals zuvor. Das Problem dabei war jedoch folgendes: Franky sah ihr an, wie sie mit sich rang. Etwas lag ihr auf der Zunge, doch schluckte sie. Äußerlich trug Robin eine Maske, die unter anderen Umständen durchaus funktioniert hätte. Zu ihrem Pech stand sie jenen Menschen gegenüber, die sie kannten, durchaus in der Lage waren sie zu durchschauen. „Was erwartest du von mir?“, fragte die Schwarzhaarige leise. „Die Wahrheit. Jahre über suchst du nach ihr, aber selber bist du dazu nicht in der Lage. Traurig, oder? Du findest das hier lächerlich? So denk ich über deinen Brief. Generell war dein Abgang eine Schmierenkomödie. Ihr schippert in diesen Gewässern, aber du konntest nicht zum Archipel? Mich würde es nicht wundern, hätten sie dir irgendetwas angeboten und als Gegensatz klärst du sie wegen Pluto auf.“ „Spinnst du?! Für wie mies haltest du uns?!“, mischte sich Koala fauchend ein und schritt wütend auf den Cyborg zu, wurde allerdings auf halbem Weg von Nami aufgehalten. „Halt dich aus unseren Angelegenheit raus!“, fuhr sie die Revolutionärin scharf an. „Dann macht das ohne uns in den Dreck zu ziehen!“ „Schnauze, du hast Sendepause!“, entgegnete Nami in Rage. So sehr sie auch bemüht war, ihre Geduld hatte eine Grenze und hiermit war sie überschritten. „Ihr habt uns angeraten, wir sollen mit eurer Kollegin ein klärendes Gespräch führen. Deine Sprüche interessieren niemanden! Wenn du schon deinen Atem verschwendest, dann tu das für etwas Nützliches. Bemerkenswert wie viel Wert du auf solche Anschuldigungen legst, dir aber egal ist, was auf der Insel gerade geschieht!“ Ungläubig schüttelte Nami den Kopf und wandte sich von der Frau ab, bevor sie gänzlich die Kontrolle über sich verlor. Indes knacksten Koalas Fingerknöchel als sich ihre Hände zu Fäusten ballten und sie dem Impuls widerstand der Navigatorin mehr als bloß eine Ohrfeige zu verpassen. Die Situation kostete weitaus mehr Selbstkontrolle als gedacht und ihr war bewusst, dass das womöglich erst der Anfang war. „Dafür?“, setzte Nami erneut an und deutete auf Koala während sie Robin wütend anstarrte. „Dafür hast du uns ausgemustert? Für herzlose Arschlöcher? Was ist los mit dir? Was haben wir dir angetan, dass du uns auf diese Weise verletzt? Ich dachte, wir wären endlich einen Schritt weiter. Stattdessen gehst du fünf Schritte zurück! Hast du einen Ahnung welchen Schmerz du uns, mir zugefügt hast?! Du hast mir ins Gesicht gelogen. Du hattest es mir versprochen! Du würdest mich nie alleine lassen, du hast es versprochen, Robin!“, schrie Nami aus Leibeskräften. Der Schmerz kehrte in ihre Brust zurück, schnitt ihr die Luft ab, während sie es nicht länger schaffte Robin anzusehen und das Gesicht in ihren Handflächen vergrub. Tränen stiegen ihr in die Augen und diese galt es zu unterdrücken. Die Blöße musste sie sich wahrlich nicht antun. „Es tut mir leid“, wisperte die Schwarzhaarige, spürte den Kloß in ihrem Hals. Gesprächsstoff gab es reichlich und sie würde Nami all die Antworten geben, die sie erhoffte, aber nicht zu diesem Zeitpunkt. „Wir reden, versprochen, aber wir müssen eine Aufgabe erfüllen. Der Strohhut ist kurz vor seinem Ziel, er benötigt Unterstützung.“ Namis Augen weiteten sich, langsam sanken ihre Hände. Was hatte Robin gerade gesagt? Aufgewühlt suchten ihre Augen Franky, der sie daraufhin fragend ansah. Verständlich, nachdem er Teil der Crew wurde, hatte Robin die Angewohnheit abgelegt gehabt. Angestrengt massierte sich die Schwarzhaarige ihren Nasenrücken, ihr war bewusst, wie ihre Wortwahl wirkte. „Nimm das bitte nicht falsch auf.“ „Franky, Lysop? Lasst uns gehen, bitte. Die Unterhaltung ist beendet. Die Eiskönigin ist zurück.“ Das musste sie kein zweites Mal sagen. Ohne Widerrede fügte sich der Cyborg ihrem Wunsch und wartete bereits, während Lysop nochmals die Archäologin betrachtete. Ihm war sofort aufgefallen, was Nami sauer aufstieß. Es überraschte ihn sogar, denn Ruffy war stets derjenige gewesen, den Robin von Anfang an beim Namen nannte. „Ich bitte dich. Gut, ich habe dir wehgetan und ich verstehe deine Wut, aber das ist kleinkariert.“ Sacht schüttelte Nami mit dem Kopf, für sie war das Thema beendet. Mehr brauchte und wollte sie nicht hören. „Ich kenne deine Angewohnheiten, Robin. Sobald du mit Betitelungen anfängst, schottest du dich innerlich bereits ab. Du errichtest eine undurchdringbare Mauer und,…“, brach sie ab und für einen Augenblick lag ein trauriges Lächeln auf ihren Lippen. „Ich kann keine Kraft aufbringen um sie einzureißen. Die hatte ich nie.“ × × „Danke“, nuschelte der Schütze und sah Koala von der Seite aus an. Am Ende waren Robin und die Revolutionäre seine einzige Chance gewesen und er hatte riskiert seine Bitte zu äußern. „Du hättest Robin aufhalten können, hast du aber nicht“, fügte er hinzu als er Koalas fragenden Gesichtsausdruck erkannte. „Ich habe wohl einen sehr guten Eindruck hinterlassen“, lachte sie und zum ersten Mal lächelte sie ihn an. „Du denkst, ich sei kalt und das Leben anderer interessiert mich nicht, oder?“ Sein Blick genügte als Antwort. Wissend verdrehte sie die Augen und sprang auf die Abgrenzung, balancierte auf den schmalen Ziegeln. Verwundert beobachtete Lysop die Frau, wartete schweigend ab. „Wir sind uns ähnlich. Im Grunde möchte ich jene beschützen, die mir am Herzen liegen. Wenn ich bissig wirke, dann liegt es daran. Ich habe sehr viel erlebt und ich kann Situationen einschätzen. Du bist zurückkehrt, weil du Angst um eure Navigatorin hast. Meine Sorge gilt Sabo und Robin, ihr besonders. Eure Wut uns gegenüber ist verständlich. Ich respektiere sie sogar und ich gebe euch Recht, ich bin nicht traurig über Robins Entscheidung, im Gegenteil. Leider kann ich mein Temperament oftmals kaum in Zaum halten. Jeder hat seine eigenen Beweggründe und ihr müsstet von Robin wissen, dass sie nichts tut ohne ernsthafte Hintergedanken. Was sagt dir die CP0?“ „Ich hab die Gruppe heute gesehen, aber hätte Law nichts gesagt, hätte ich sie nicht wahrgenommen. Er meinte, sie sei gefährlich.“ Sie saßen im Café und Law versuchte unentdeckt zu bleiben. Drei merkwürdige Gestalten mit Masken. Wenn er aufpasste, dann wusste Lysop, dass das keine unbedeutenden Schwächlinge waren. „Ja, gefährlich ist wahr. Die CP0 steht für Chaos. Im Unterschied zur CP9, mit denen ihr zu tun hattet, ist die Einheit öffentlich bekannt. Allein ihre Stärke ist angsteinflößend und kein Vergleich zu den restlichen Truppen.“ Hart schluckend weiteten sich die Augen des Schützen. Sofort dachte er an Rob Lucci, dessen Kräfte beinahe Ruffy das Handwerk gelegt hätten. Verstand er richtig? Die drei Männer sollten auf einer höheren Stufe stehen? Koala nickte, als ob sie seine Gedanken lesen konnte und sprach daraufhin weiter. „Ein paar Wochen bevor Robin zu euch zurückkehren wollte, kamen wir auf einer Insel an. Eine kleine Forschungsreise, normalerweise nichts Weltbewegendes. Wir machten unsere Arbeit und plötzlich standen sie vor uns. Nenn es Zufall oder Schicksal. Ich habe an diesem Tag nicht nur Kollegen sondern Freunde verloren. Mit Müh und Not gelang uns die Flucht, jeder hatte Verletzungen davon getragen, auch sie. Ein paar Tage später teilte Robin uns ihr Bleiben mit. Ich kann dir versichern, niemand hat sie zu einer Entscheidung gedrängt, wir haben alle mit ihrer Rückkehr zu euch gerechnet. Du musst wissen, seit Enies Lobby hat sich die Einstellung der Regierung drastisch verschärft. Sie gefangen zu nehmen ist ihnen wichtiger als jemals zuvor und die CP0 hat sie gesehen. Von da an dauerte es nicht lange bis das Chaos erneut hereinbrach. Jeder der unter den Fittichen der Regierung steht, hat diesen Auftrag erhalten. Alles kam zusammen, dann wartete die Prinzessin weiterhin auf eine Antwort und ja. Daher versteh bitte, warum ich nicht erfreut wirke, wenn sich Robin und Sabo auf der Insel ins Getümmel stürzten möchten. Wenn wir Glück haben ist die CP0 vor der Abriegelung weitergesegelt, aber da gibt es noch immer Flamingo, den niemand unterschätzen darf, und den neuen Admiral der Marine. Ich vertrete unsere Interessen gewissenhaft und ich machen mir Sorgen um meine Freunde, wie du dir um deine“, beendete sie ihren kleinen Exkurs und räusperte sich. Zwar sprach sie ungern über die Angelegenheiten anderer, aber sie kam nicht Drumherum ihm einen kleinen Einblick zu gewähren. Nur so verstand der Schütze manche Handlungen. Sprachlos sank Lysop zu Boden, das Gehörte musste er erst verdauen. Kompliziert war für Robin gar kein Ausdruck, diese Frau war kaum in Worten zu erklären. Würde er irgendwann schlau aus ihr werden? Sie war ein Rätsel auf zwei Beinen und kaum dachte man, man stünde vor der Lösung, löste sich diese erneut in Luft auf. × × Mit offenem Mund hielt Nami in ihrem Angriff inne. Während zuvor zwei gigantische Arme ihre Aufmerksamkeit erhielten, die alle in der Nähe befindlichen Feinde chancenlos zu Boden schleuderten, starrte sie nun auf zwei Klone. Jeder von ihnen hatte in den letzten zwei Jahren einen enormen Sprung gemacht, aber diese Vorführung überraschte sie mehr als Ruffys oder Zorros neue Techniken. „Als ob du allein nicht schon die größte Herausforderung bist“, bemerkte Nami nebenbei und schüttelte ungläubig den Kopf. „Bitte?“ „Du hast mich schon verstanden“, murmelte sie und warf ihr einen grimmigen Blick zu. Nein, das von vorhin hatte sie noch nicht vergessen. „Lysop?!“, murrte sie sogleich. Ihr fiel kein anderer Grund ein, warum ausgerechnet die Archäologin auftauchte und ihr im Kampf aushalf. Entschuldigend lächelte diese und zuckte mit der Schulter. „Sei ihm nicht böse. Er macht sich Sorgen um dich. Leider war ich die einzig verfügbare Option.“ Entnervt verdrehte Nami die Augen. Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen, besonders wenn sie sich an seine letzten Worte erinnerte. Ändern konnte sie es nicht mehr und vielleicht war es besser so. Hätte er Koala oder Sabo geschickt, hätte sich durchaus der eine oder andere Blitz verirren können. Obwohl, die Option konnte genauso gut auf Robin zutreffen. Ungewollt schlich sich ein Grinsen auf ihre Lippen. „Was heckst du aus?“, hörte sie Robins ermahnende Stimme, doch winkte Nami unschuldig ab. Es blieb einfach eine Option, nur für den Fall der Fälle. „Ich hab also keine andere Wahl?“ Gelassen drehte sie den Klimataktstock in der Hand und warf der Schwarzhaarigen einen ernüchternden Blick zu. „Nein, ich stell dich ein weiteres Mal vor vollendete Tatsachen.“ „Das werde ich dir wohl nie abgewöhnen können.“ Rau lachte Robin auf. „Du hast es nie versucht.“ Kapitel 34: Ein Sturm zieht auf ------------------------------- Dumpfe, schmerzhafte Schreie drangen an ihr Ohr, bevor die vielen Körper erschlafften und fielen. Ein kleiner Moment des Triumphes, der Nami ein erleichtertes Ausatmen bescherte. Allmählich lichteten sich die Reihen und die Zahl an Feinden schrumpfte. Einzig die Exekutive, des Dons stärkste Männer, verblieben und bildeten den Widerstand, der das Eindringen in den Palast unter allen Umständen zu verhindern versuchte. Die Ausnahme bildeten Law und Ruffy, die sich im Inneren, direkt am Ziel befanden. Der Kampf mit Joker nahm seinen Anfang. Vor den hohen Mauern kämpften sie an mehreren Fronten. Neben Robin fand sie weitere Unterstützung. Die Gladiatoren, die Ruffy auf seine Seite ziehen konnte, festigten ihre Angriffsreihe. Ganzgleich wo der Strohhut auftauchte, was auch geschah, er scharte die Verbündeten. Eine gefährliche Fähigkeit, die manch einem Feind das Fürchten lehrte. Allesamt verband sie dasselbe Vorhaben: Das Stürzen des Dons. Während Cavendish, ein Schönling mit großer Selbstverliebtheit, im großen Stil die Männer zu Boden gehen ließ, formten Robin und Bartolomeo ein mächtiges Bündnis. Kannibale nannten sie ihn, eine Eigenschaft, die er bisher kaum zeigte. Vielmehr wirkte er auf Nami wie ein Groupie, denn sobald er sie gesehen hatte, geriet er ins Schwärmen. Auf den ersten Blick einfaches Fresse, bei genauerer Betrachtung ein Feind, der die Geduld seiner Feinde strapazierte. Gepaart mit der Schwarzhaarigen zeigten sie sich als die bisher stärkste Offensivkraft. Für sie blieb Gladius übrig. Ein Mann dessen Fähigkeiten Nami stark an Mister 5 erinnerten. Eine Berührung reichte aus, pumpte das Ziel auf und ließ es je nach Belieben mit einer gewaltigen Explosion platzen. Um dem zuvorzukommen, erschuf Bartolomeo Barrieren, die einerseits als Verteidigung dienten und Robin andererseits die Möglichkeit boten ohne gröbere Bedenken anzugreifen. Eine Kombination die sich sehen ließ. Namis Blick glitt die Palastmauer hinauf. Konzentriert versuchte sie erahnen, was gerade dort drinnen vor sich ging. Trebol war bereits verschwunden, Dellinger hatte seine Probleme mit den Gladiatoren und Nami wartete auf den Auftritt von Baby 5, der sie nach Punk Hazard noch etwas schuldig blieb. Von ihren Freunden wusste sie nur wenig. Lysop, nun, der hielt weiterhin die Stellung abseits des Schlachtfeldes, hatte ihnen jedoch von der Weite bereits das eine oder andere Mal geholfen. Und Zorro? Zorro bestritt ein Duell mit Pica, das hatte sie zuvor erspähen können, doch seit geraumer Zeit herrschte Ruhe. Als waren sie vom Erdboden verschluckt. Keine Druckwelle, keine herabfallenden Trümmer, nichts. Beunruhigend, aber solange Pica, dessen Fähigkeiten den Palast zusammenhielten, nicht persönlich auftauchte und sich in Bewegung setzte, schienen entweder beide außer Gefecht zu sein oder setzten den Kampf anderweitig fort. Viele Gedanken darüber erlaubte sich Nami nicht, schob sie daher gekonnt zur Seite, wandte den Blick von den Mauern ab und machte ein paar Meter zu den anderen gut. Baby 5 lief ihr persönlich nicht fort und wenn sollten sie nochmals aufeinandertreffen, so bereitete das Nami kein Kopfzerbrechen. Dieser Frau war sie gewachsen. Vielmehr mussten sie erst zum Käpt’n aufschließen und sicher gehen, jeglichen Widerstand unterbunden zu haben. Ruckartig hielt die Navigatorin inne. Ein wütender Schrei ging ihr durch Mark und Bein. Nami erstickte den eigenen Aufschrei vor Schreck im Keim und legte die Handfläche an die Brust, über das Herz, welches wild pochte. Trümmer wurden durch die Luft geschleudert, prallten am Boden auf und manch ein kleiner Stein kullerte ihr vor die Füße. Die Stimme war unverkennbar. Vorsichtig drehte sie den Kopf zur Seite. Wo vorhin noch ein Steinhaufen lag, richtete sich nun ein Mann auf. Angestrengt atmete dieser hastig ein und aus. In Rage klopfte er den Staub von seiner Kleidung, fuhr sich knurrend über den Hinterkopf, ehe sein Auge die Gestalt der Navigatorin fand. „Du!“, fauchte er bedrohlich und stapfte auf die junge Frau zu, deren Lippen ein beschwichtigendes Lächeln zierten. Wenn man vom Teufel sprach. „Verdammte Scheiße, Nami! Wann lernst du endlich mit dem Ding umzugehen!“, stellte er die Navigatorin zur Rede und fuchtelte wie wild mit dem Schwert vor ihrem Gesicht. Diese schnaufte energisch auf, stemmte die Hände in die Hüften und funkelte den Schwertkämpfer der Crew gefährlich an. „Seit wann ist es mein Problem, wenn du nicht auf dich aufpassen kannst?!“, ließ sie sich provozieren. Eine Ader an der Schläfe stach hervor und Zorro spürte das leichte Pochen seines Kopfes. Nach dem er getroffen wurde, hatte er eine enorme Bruchladung hingelegt und sein Hinterkopf hatte diese nicht unbeschadet überstanden. Dennoch, obwohl sie sich in eine kleine Meinungsverschiedenheit manövrierten, waren beide froh darüber zu sehen, dass es der jeweiligen anderen Person den Umständen entsprechend gut ging. Immerhin, seit der Aufteilung der Crew bei Ankunft auf der Insel, hatten sie sich nicht mehr gesehen gehabt und auch via Teleschnecke kaum ein Wort miteinander gewechselt. „Kaum pariere ich einen Schlag und bin in der Luft, schon trifft mich dein bescheuerter Blitz! Das tut weh!“ Durchatmend drehte Zorro den Kopf von einer zur anderen Seite, dehnte die Nackenmuskulatur, die ein deutliches Knacken hören ließ. „Verzeihung, ich hab im Hinterkopf keine Augen. Wenn ich dich nicht sehe, kann ich für nichts garantieren“, knurrte sie dem Schwertkämpfer entgegen. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als eine ohrenbetäubende Explosion die Umgebung in Staub hüllte und ein weiteres Gebäude ineinander stürzten ließ. Gladius hatte eine Salve abgefeuert. Zwar hatte Bartolomeo einen Teil mithilfe von Barrieren abgewehrt, doch hatte seine Fähigkeit Grenzen. Die umliegenden Häuser, die die volle Detonation abbekamen, zerbarsten unter dem Druck. Die kurze Zeitspanne zwischen Ausführung und Detonation hatte Robin indes genützt um Gladius mit einem ordentlichen Hieb gegen die Reste eines der Häuser zu katapultieren. Schweigend betrachtete Zorro das Geschehen, verkniff sich eine weitere Antwort und starrte einzig und alleine auf die schwarzhaarige Frau. Vorhin, während er mit Pica kämpfte, war sie ihm bereits ins Auge gestochen. Solche Fähigkeiten waren einmalig und sofort erkennbar. Nun, wo er sie von der Nähe aus ansehen konnte, schüttelte er ungläubig den Kopf. „Weiß Ruffy von ihrem Aufenthalt?“, fragte er Nami, die bedacht nickte. Mehr benötigte Zorro im Moment nicht, da der Zeitpunkt für ein längeres Gespräch wahrlich ungünstig war. Rau lachte er und nahm ein zweites Katana zur Hand. „Na dann, ab ins Getümmel. Die Verschnaufpause hat ein Ende, Pica sollte sich gefasst machen“, grinste Zorro breit, bleckte für einen Moment wie ein wildes Raubtier die Zähne. „Sobald er ausgeschalten ist, treffen wir uns im Inneren und schließen zum Käpt’n auf.“ × Tag 2 × „Ich sagte: LAUF!“, brüllte Nico Robin energisch. Schwerfällig nickte Nami, quälte sich auf die Beine und torkelte ein paar Schritte zurück, ehe ihr Rücken auf Widerstand traf. „Kuckuck.“ Abrupt wich jegliche Farbe aus dem Gesicht der Navigatorin als sie stockend den Oberkörper drehte und angstgelähmt in die Augen des Mannes sah, dessen restliches Gesicht hinter einer Maske verborgen war. Panisch schlug Nami die Augen auf, starrte zur Decke hoch während ihr Herz wild um sich schlug. Minuten verstrichen in denen sie so verharrte und versuchte das Vorgefallene zu rekonstruieren. Ihre letzte Erinnerung, wie ging es danach weiter? Erschöpft strich sie mit den Handflächen über ihr Gesicht, doch blieben ihre Fingerspitzen an der Stirn zum Erliegen. Langsam tastete sie den Weg zu ihren Schläfen vor. Eine Bandage? Leise fluchte Nami, versuchte den Oberkörper aufzurichten, der schmerzhaft rebellierte. Zurück auf Anfang legte sie den Kopf zur Seite und sah zum kleinen Bullauge, durch das dunkle, kräftige Sonnenstrahlen gelangen. „Sonne geht unter“, murmelte sie und suchte nach einer Erklärung. Ihr Gedächtnis wies erhebliche Lücken auf. Bilder schossen durch den Kopf. Ein Kampf mit Baby 5. Das Einstürzen des Palastes. Sabo auf den Weg um Law und Ruffy zu holen. Zorros Schlagabtausch mit dem Admiral. Robin und diese Männer, ihr angsterfüllter Ausdruck. Robins Doppelgänger, der sie zur Seite stieß. Eine Druckwelle, die sie im Lauf erfasste und den Boden unter den Füßen entriss. Dunkelheit. Ihr Kopf dröhnte je länger Nami versuchte sich an den Rest zu erinnern. Einzig das Wissen mindestens einen Tag verschlafen zu haben, war ihr sicher. Tief atmete sie durch und setzte sich schlussendlich auf, ignorierte dabei ihren Körper und lehnte mit dem Rücken gegen die kalte Wand. Aufmerksam streifte ihr Blick durch den Raum, sie befand sich definitiv nicht in ihrem eigenen Bett, nicht auf der Sunny, aber auf einem Schiff, denn deutlich vernahm sie das leichte Schaukeln, den Wellengang. Wie lange waren sie bereits unterwegs? Die Kajüte war spärlich, allen voran unpersönlich, eingerichtet. Drei weitere Betten, ein kleines Sofa, ein Schreibtisch mit einfachen Utensilien und einem Foliant, zwei größere Kleiderschränke, ein markantes Regal, doch anstatt Bücher erkannte sie sortierte Aktenordner. Nichts deutete auf die Besatzung hin. Die restlichen Betten waren leer, wobei eines benutzt wirkte, denn die Decke war zurückgeschlagen. Ein Zimmer zum Schlafen und Rasten, kaum ein Ort an dem Nami auf Dauer wohl fühlen würde und doch, ihr Gefühl sagte ihr, sie kannte mindestens eine Person, die hier hauste. Schwach schüttelte sie den Kopf. Das Schicksal spielte mit ihr auf eine kranke Weise. Länger schaffte Nami nicht stillzuhalten, warf die Decke zur Seite und ließ die Füße zu Boden gleiten, blieb jedoch noch einen weiteren Moment am Bettrand sitzen. Eine zu hastige Bewegung dürfte ihr im derzeitigen Zustand kaum behilflich sein. Bedächtig erhob sie sich und ein leichtes Schwindelgefühl überkam sie. Noch war ihr Körper nicht in Bestform und geschunden, von was auch immer. Ihre Schritte führten zum Schreibtisch, an dem sie ihre Vermutung stillen konnte. Nachdenklich strichen ihre Fingerspitzen über den Foliant, unwissend wie alt dieser sein mochte und kaum stachen ihr die Schriftzeichen ins Auge, schon war Nami nicht mehr dazu in der Lage ein raues, leises Lachen zu unterdrücken. Ja, Robin war hier. Ein weiteres Mal, in solch kurzer Zeit, fühlte sie diese schmerzhafte Zerrissenheit. Zweigeteilt zwischen Wut und Freude. Wann hörte das auf? Warum fiel es so unsagbar schwer nichts zu fühlen? Ihre Sicht verschwamm, rasch und fest kniff sie die Augenlider zusammen, versuchte abermals ihre Gefühlswelt hinunterzuschlucken und doch fanden vereinzelte Tränen den Weg über ihre Wangen. × × „Geht ihr vor, das Baby gehört mir.“ Selbstbewusst stellte sich Nami der Frau entgegen, deren Lippen ein breites Grinsen zierte. Zorro wartete einen Moment, tauschte mit Robin einen vielsagenden Blick aus, ehe sie zustimmend nickten. „Wenn du mit ihr fertig bist, folge einfach dem Kampfgebrüll“, entgegnete Zorro gelassen, der mit Robin weiterlief. Der Palast war zu großen Teilen eingestürzt, nichts erinnerte mehr an seine erhabene Ausstrahlung. Ihr Ziel lag in den oberen Stockwerken des letzten, verbliebenen Traktes, wo Law und Ruffy dem Don gegenüberstanden. Zorro spürte deren Anwesenheit förmlich. „Ich hoffe, wir haben keinen Fehler gemacht.“ Fragend sah er Robin von der Seite aus an, brauchte einen Augenblick um ihre Worte zu verstehen. Zuvor, als sie sich am Eingang trafen, gab es einen wortlosen Dialog. Einzig mit den Augen schienen sie zu sprechen und waren zur stummen Vereinbarung gekommen alles, was zur Seite zu schieben, das nichts mit dem Fall des Samurais zu tun hatte. Seit jeher brauchten sie kaum ein Wort um miteinander zu kommunizieren, dafür waren sie zu ähnlich gestrickt und somit konnten sie problemlos die Konzentration auf ihr Vorhaben lenken. Während er eine Stufe nach der anderen nahm, sah er wieder strickt geradeaus. „Keine Sorge, sie macht das. Auf Punk Hazard hatte das Weib kaum eine größere Chance gegen Nami“, antwortete der Schwertkämpfer siegessicher. Nami hatte, wie Lysop und Chopper, eine enorme Entwicklung durchgemacht. Als Kanonenfutter sah er die Navigatorin schon lange nicht mehr und somit hielt sich seine Sorge in Grenzen. Kaum merklich schüttelte Robin mit dem Kopf, lief um die Ecke in den nächstliegenden Gang. „Die Kleine? Bitte, die ist für sie kein Problem“, fing Robin an und verlangsamte ihren Schritt. Ein mulmiges Gefühl trat auf, ein kalter Schauer am Rücken. War jemand in der Nähe? Irritiert runzelte Zorro die Stirn, klopfte sich mit dem Schwertrücken auf die Schulter, fühlte jedoch die Anwesenheit Unbekannter. Schlagartig dämmerte Robin woher sie dieses Gefühl kannte. „Das habe ich gemeint“, murmelte die Schwarzhaarige stockend und schluckte schwer. Zorros Gesichtsausdruck verdunkelte sich und er ging in Kampfposition. „Wer ist das?“, fragte er leise und sah geradeaus, versuchte im Gang jemanden zu erkennen. Lange hielt die Sicht wohl nicht mehr an, denn die Sonne war bereits am Untergehen und das dürfte ihnen bald zum Problem werden. „Cipherpol Aigis 0“, sprach sie atemlos. × Tag 2 × „Nami,…“ Nacht war angebrochen und die Kajüte dunkel. Einzig das Mondlicht bot rund um das Bullauge Einsicht und Robin erkannte die Konturen der Navigatorin, die mit dem Rücken zu ihr stand. Leise schloss sie die Türe, lehnte dagegen, wenngleich der Impuls zurück in die Kombüse zu gehen, erwachte. „Warum kein Licht?“, flüsterte die Schwarzhaarige fast schon, verschränkte die Arme vor der Brust, die einen ziehenden Schmerz auslösten, und behielt Nami im Auge, versuchte sie genauer wahrzunehmen. Von dieser Distanz aus ein schwereres Unterfangen. „Ehrlich gesagt, habe ich nicht mit dir gerechnet“, gestand Nami während sie weiterhin durchs Bullauge ins dunkle Nichts starrte. Lang genug stand sie da, ignorierte ihren Körper, der nach Erholung schrie und suchte weiterhin nach Antworten. „Ihnen geht es gut?“, fügte sie sogleich hinzu. „Ja. Alle sind verarztet, Law und Franky sind bereits aufgewacht und essen. Der Rest schläft weiterhin unter Deck.“ Nami nickte, vielmehr für sich, eine Erleichterung machte sich in ihr breit, denn damit fiel wenigstens eine Sorge von ihr ab. „Wie…“ „Nein. Erspar dir diese Frage!“, schnitt sie der Schwarzhaarigen das Wort ab. Worauf wollte sie hinaus? Smalltalk? Streng massierte Nami ihren Nasenrücken, hatte ihre Augen dabei geschlossen und atmete zufrieden auf als Robin schwieg. „Erzähl mir lieber was ich verpasst habe.“ Wenn sie schon im selben Raum ausharrten, dann konnte ihr Robin wenigstens die Erinnerungslücken füllen. Diese gab den Kopf in den Nacken, der nun das Holz berührte und sah selbst in die Dunkelheit. „Flamingo lebt. Wenn wir Glück haben, kümmert sich der Admiral um ihn. Wir mussten fliehen, zumal die Marine plötzlich aktiv eingriff. Das erste Mal hast du das Bewusstsein verloren, nachdem du in den Kampf mit der CP-Einheit verstrickt worden bist. Während der Flucht bist du kurz zu dir gekommen, doch da hatte der Admiral bereits seine Finger nach uns ausgestreckt. Zorro konnte ihm zwar Parole bieten, aber er war stark und Zorro bereits geschwächt. Sabo hat zuerst Law und Ruffy eingesammelt, sie zu Koala und Heck gebracht. Danach half er uns aus und wir konnten zum Schiff gelangen. Ohne länger zu warten, sind wir sofort los und schon bald treffen wir auf Zou ein, wo ihr zu den anderen aufschließen könnt“, erklärte Robin knapp zusammengefasst. Die letzten Stunden auf Dressrosa waren die reinste Katastrophe gewesen. Die gelungene Flucht glich einem Wunder. Besonders, wenn sie an die Cipherpol und die vorige Begegnung mit ihnen dachte. Da gab es reichlich Tote und sie, wie Robin durch die Reise mit den Strohhüten gewohnt war, spazierten dennoch irgendwie davon, ohne einen einzige Verlust zählen zu müssen. Diese Crew hatte wahrlich mehr Glück als Verstand. Nachdenklich verzog die Navigatorin das Gesicht, ein Licht ging ihr auf. „Deshalb hast du gesagt, wir reden später. Du hast es gewusst“, bemerkte sie angesäuert. Eine kleine Randnotiz hätte wahrlich nicht geschadet. Allein Spiele wie diese standen ihr bis zu Hals. Nachdem die Sunny-Gruppe flüchten musste, war ihnen bewusst das sie eine Mitfahrgelegenheit benötigten, aber ausgerechnet die Revolutionäre hielten her? Wissend nicht gesehen zu werden, rollte Robin mit den Augen. Den Kommentar hatte die Schwarzhaarige bereits erwartet, doch musste sie die andere enttäuschen. „Ich habe erst bei der Abreise davon erfahren. Wenn du dich beschweren möchtest, musst du dich an Ruffy wenden, er und Sabo vereinbarten das, ohne unser Zutun.“ In Anbetracht der Beziehung der beiden, hatte es Robin am Ende nicht überrascht. Für Sabo und Ruffy war es die Gelegenheit manch ein Gespräch nachzuholen und ein wenig Zeit miteinander zu verbringen. Da war die Fahrt nach Zou, zu den restlichen Strohhüten, wohl nebensächlicher. Diese Wendung lag eigentlich auf der Hand, doch während des Chaos auf Dressrosa war die Priorität anderes eingestuft, da dachte niemand daran, wie sie nun die Insel verließen. Ihre Augen suchten erneut Nami, erkannte schemenhaft eine Bewegung. „Franky hat mit ihnen gesprochen. Die Reise verläuft bisher unproblematisch und sie erreichen das Ziel in den Morgenstunden.“ Nami horchte auf, schritt gemächlich durchs Zimmer. Der Gedanke, dass die Jungs alleine segelten, missfiel ihr, erst recht wenn sie die Nacht über durchfuhren. Im Nachhinein stellte sie ihre eigene Entscheidung in Frage. Wäre sie in der Nähe des Schiffes geblieben, hätte sie ihre eigentliche Aufgabe an Bord übernehmen können, hätte Zeit gehabt sich auf Robins Auftauchen einzustellen, hätte ihre Gefühlswelt in Ruhe ordnen können. Danach dachte man stets anders. „Dann bist du uns ja bald los und bis dahin,…, gehen wir uns einfach aus dem Weg“, sprach Nami kraftlos und blieb dicht neben Robin stehen, die mit ihrem Körper weiterhin die Tür blockierte und keine Anstalt machte den Weg frei zu geben. „Das ist lächerlich. Davonlaufen bringt nichts“, flüsterte Robin ruhig und sah nach unten. Einsicht erhielt sie nicht, sie konnte lediglich die Nähe der anderen fühlen, ihre Atmung hören. Schief grinste Nami in sich hinein, strich mit den Fingerspitzen am Holz entlang. „Und was hast du getan? Du hast bereits während unserer Trennung das Handtuch geworfen. Warum sollte ich meine Energie dafür einsetzen, dich umzustimmen, dir ins Gewissen zu reden? Tauchst auf, bringst unser aller Leben durcheinander. Lässt eine Bombe platzen, verschwindest zum ersten Mal. Gibt’s einen das Gefühl endlich in greifbarer Nähe zu sein und puff, du bist fort, für immer, ohne ein direktes Wort. Du tust was du möchtest, hast du schon immer.“ Ihre Stimme klang verletzt, enttäuscht, ganz ohne Wut und auf der Suche nach Streit. Nami suchte nach der eigenen Akzeptanz. Der Ist-Zustand sah so aus und ihre Wünsche und Sehnsüchte änderten nichts daran. „Lass mich vorbei, ich möchte mit Franky reden.“ Auf eine Antwort wollte Nami nicht warten, was sie sagen wollte, hatte sie ausgesprochen und mehr brauchte sie im Moment, vielleicht sogar in Zukunft nicht. Denn nichts, was Robin sagte oder tat, konnte das Zerbrochene beheben. „Was ich möchte,…“, wiederholte Robin gepresst und schloss die Augen. Seit sie die Flying Lamb damals betrat, hatten all ihre Taten einen Hintergrund. Ihre eigenen Bedürfnisse stellte sie oftmals zurück, nur um ihre Freunde in Sicherheit zu wissen, glücklich zu sehen. Nach all dem Erlebten, fand sie eine Familie, die sie unter allen Umständen beschützte. Laut stieß sie die Luft aus, löste sich ein wenig von der Holztür. Eine Bewegung, die Nami ausnutzte und nach der Türklinge griff. Doch soweit ließ es Robin gar nicht erst kommen und binnen weniger Sekunden fanden sich die beiden in einer altbekannten Position wieder. Die Wand im Rücken, Robins Körper vor sich, die Flucht blockiert. Die anfängliche Überraschung legte sich rasch und Nami ließ die andere schweigend gewähren. Eingeschüchtert war sie nicht, denn dieses Mal gab es einen markanten Unterschied. Die sonstige Stärke der Schwarzhaarigen fehlte gänzlich, Nami spürte regelrecht ein Beben. Robins Arme, die seitlich neben ihr abgestützt waren, zitterten, wie wohl auch der restliche Körper, der sie nicht berührte. Dafür fand Nami nur eine Erklärung, auch Robin musste Verletzungen davon getragen haben. Anders war die Unruhe nicht zu erklären, es passte nicht zur Schwarzhaarigen, die sonst ganz gleich was geschah, ruhig blieb, die Körperspannung wahrte. „Ich will die Chance nicht ungenützt vergehen lassen“, wisperte Robin spürbar unentschlossen. „Weil das mit großer Wahrscheinlichkeit unser letztes Wiedersehen ist“, stellte Nami trocken fest. Eine Tatsache, an der es momentan nichts zu rütteln gab. Der Glaube an Robins Rückkehr war längst verflogen und was brachte es ihr eine Chance zu nutzen, die sie am Ende alleine zurück ließ? Nichts, nur weiteren Kummer auf den sie gut und gerne verzichtete. Keine Erklärung der Welt konnte ihr weiterhelfen. „Hättest du bloß niemals diesen Stein ins Rollen gebracht“, setzte Nami verbittert nach und schob die Schwarzhaarige bestimmend zur Seite. Kapitel 35: Die Karten sind aufgedeckt -------------------------------------- Mit diesen Worten ließ sich die schwarzhaarige Frau gewiss nicht abspeisen und so packte sie Nami am Handgelenk, hinderte sie nochmals daran das Zimmer zu verlassen. Nach all dem Durchgemachten ließ sie die eine Chance auf ein klärendes Gespräch nicht vergehen und sollten sie keinen grünen Zweig finden, so hatte Robin wenigstens ein reines Gewissen, konnte sagen, sie hätte es versucht und war am Ende, wie viele zuvor, an Namis Sturkopf gescheitert. Doch wie sie Nami zum Reden brachte, war schwer. Denn die neue Haltung der Navigatorin bereitet ihr Kopfzerbrechen. Nie zuvor hatte sie sich ihr gegenüber so verschlossen gezeigt. Mit einem leisen Brummen entzog sich Nami dem Griff und suchte nach dem nötigen Abstand. Glaubte sie weiterhin ein kurzes Gespräch würde all ihre Probleme in Luft auflösen? Einfach so? Anscheinend verstand die Archäologin nicht was sie mit ihrer Tat angerichtet hatte. „Hast du dir eigentlich jemals Gedanken über mögliche Konsequenzen gemacht? Wir haben so viel durchgemacht. Haben für jeden aus der Crew alles getan. Für dich haben wir sogar den Krieg erklärt! Du hast unserer Crew bereits zweimal Schaden zugefügt. Ein Wiedersehen reicht nicht aus um das ungeschehen zu machen!“ Die Zeiten in denen sie seelenruhig über den Ozean schipperten, ohne groß nachdenken zu müssen waren vorbei. Der East Blue lag hinter ihnen, sie hatten nun einen Namen und standen weit oben auf den Fahndungslisten. Allein Enies Lobby hatte sie in der Welt bekannt gemacht, dazu Ruffys Mitmischen im Marineford. Hinzu kam nun die Allianz mit Law, der Sturz eines weiteren Samurais und ihr nächstes Ziel war sogar ein Kaiser. Wie sollten sie ihm Schaden zufügen können, wenn sie innerhalb der Crew mit Problemen kämpften? Ohne dabei ins eigenen Verderben zu schlittern. Robins Verschwinden hatte große Kreise gezogen, die heute noch innerhalb der Bande spürbar waren. „Du kannst nicht kommen und gehen wie es dir passt und denken jeder begrüßt dich mit einer herzlichen Umarmung! Du hast uns im Stich gelassen, bewusst, ohne Erklärung!“, fügte sie noch hinzu, hörbar lauter und aggressiver als die vorigen Worte. „Daran brauchst du mich wahrlich nicht erinnern, das weißt du!“, entgegnete Robin im gleichen Tonfall und ihre Faust schlug hart auf das Holz auf. Ein stechender Schmerz fuhr ihr den Arm hoch. Perplex blinzelte Nami, wenngleich sie nicht sehen sondern nur hören konnte. Wie viel sich doch verändert hatte. Die Frau die sie einst für ihre Ruhe, und das in allen Lebenslagen, bewundert hatte, verlor mehr und mehr ihre markanteste Eigenschaft. „Ich kann mich sehr gut an den damaligen Vorfall erinnern und genauso gut weiß ich warum ich diese Entscheidung getroffen habe. Denkst du, ich tue alles nur zu meinem Wohl? Um mich alleine zu beschützen? Jahre hinweg gab es nur mich und ehrlich gesagt, manchmal tat es gut. Ich musste niemandem Rechenschaft leisten, ich ging und tat wie es mir passte. Selbst eure Crew sah ich anfangs als weitere Überbrückung, aber alles hat sich verändert je länger unsere gemeinsame Reise anhielt.“ Aufgewühlt ging Robin durch den Raum, näherte sich dem Bullauge. Schweigend sah ihr Nami hinterher. Da die Frau mit dem Rücken zu ihr stand, die Arme vor der Brust verschränkt, konnte sie kaum etwas erkennen und somit erahnen wie verletzt die schwarzhaarige Frau war, in jeglicher Hinsicht. „Von Anfang an stand mein Aufenthalt bei euch unter einem schlechten Stern. Ich unterscheide mich in einer Hinsicht sehr von euch allen. Ganz gleich was ich auch tue, meine Vergangenheit ist und bleibt stets meine Gegenwart, meine Zukunft. Sie lässt sich nicht abschütteln und kommt mir jeden Tag auf ein Neues in die Quere. Ich versuche somit Schlimmeres zu verhindern.“ Kopfschüttelnd lehnte Nami mit dem Rücken gegen die Türe. Ihrer Ansicht nach hatte die andere bis heute nichts dazugelernt. „Sie kann dich einholen, weil du nicht dagegen ankämpfst. Du lässt dich von deinem Weg abbringen. Wir haben dir immer zur Seite gestanden, wir hätten den Kampf mitaufgenommen, egal wie schwer er auch gewesen wäre. Du bist diejenige die denkt, sie müsse alles alleine regeln. So läuft unsere Freundschaft aber nicht. Wir gehen für jeden durch die Hölle, deshalb kommen wir weiter und jedes Mal werden wir dadurch stärker“, erklärte Nami nüchtern. Für sie war die Vergangenheit eine Ausrede, die Robin dann einsetzte, wenn sie gegen ihre eigenen Gefühle ankämpfte. „Dir fehlt weiterhin das nötige Vertrauen in uns“, sprach sie verbittert. Ganz gleich wie weit Nami bereits vorgerückt war, die errichteten Mauern stießen sie vor den Kopf, waren unüberwindbar. Wie oft hatte sie versucht mehr zu erfahren, wollte all die Erlebnisse wissen, die Robin zu diesem Menschen gemacht hatten. Jedes Mal wurde sie mit einer ausweichenden Antwort abgespeist. Einerseits schuldete sie dies einem Mangel an Vertrauen, andererseits der Frage wovor die andere Angst hatte. „Ich habe dich als Feind kennengelernt und du hast dich von allen unterschieden. Von Beginn an wolltest du uns helfen, ohne dich wäre Ruffy bereits in der Wüste, spätestens am Gift, gestorben. Anfangs habe ich dich nicht an Bord gewollt, erst nachdem mich Sanji an meinen eigenen Fehler erinnerte, habe ich dir eine Chance gegeben und eine andere Frau kennengelernt. Du hast mich nach und nach überzeugt, weil ich Einblicke auf dein wahres Ich erhielt. Ich dachte, diese neuen Erkenntnisse beruhten auf Gegenseitigkeit.“ Der Beginn ihrer Freundschaft war holprig, insbesondere weil Nami an der Trennung litt und Robin einen Teil zum Leid der Prinzessin beigetragen hatte. Je mehr Zeit sie verbrachten desto mehr erkannte sie einen Menschen, der einfach zu viel durchgemacht hatte und verletzbarer war als jeder andere den sie bis dahin kannte. Ein Grund warum sie die gesamte Geschichte hören wollte. Nur so konnte sie endlich die Person hinter der Maske verstehen. „Vertrauen spielt eine indirekte Rolle“, murmelte die ältere Frau und strich mit der Handfläche über ihr Gesicht, spürte die Schrammen, die sie davon getragen hatte. Das Gespräch verlief in eine andere Richtung als gehofft. Abwartend sah Nami geradeaus, wackelte ungeduldig mit dem rechten Bein. Kam nun wieder das große Schweigen? Dafür war ihr Geduldsfaden zu ausgereizt, das musste der anderen klar sein. Robins Mundwinkel zuckte bedächtig. Und ob ihr bewusst war wie die karge Antwort ankam, Nami zeigte langsam, ob sie glaubte oder nicht, Interesse, wollte mehr hören und nicht mehr eilig den Raum verlassen. „Du wirst mich in dieser Hinsicht wohl nie vollkommen verstehen können, ganz gleich wie viel ich dir erzähle. Manche Erlebnisse sind nur verständlich, wenn du ähnliches durchgestanden hast. Deshalb schweige ich zu vielen Punkten aus meinem Leben.“ Hörbar schnaufte Nami auf. „Meine Mutter wurde erschossen, direkt vor meinen Augen. Ich habe zehn Jahre gestohlen und betrogen um die scheiß Kohle zu horten, mit der ich mein Dorf freikaufen konnte und nebenbei lebte ich mit ihrem Mörder unter einem Dach. Glaub mir, ich kann mir sehr viel vorstellen und genauso viel verstehen. Einmal habe ich deshalb Ruffy hintergangen, aber habe ich mir geschworen ihn nie wieder im Stich zu lassen. Er ist der Grund warum ich nun ein halbwegs sorgenfreies Leben führen kann. Diese Dankbarkeit trete ich nicht mit Füßen!“ Deshalb verstand sie diesen Schritt noch weniger. Jeder hier verdankte Ruffy so viel und ihre Freundschaft hielt sogar eine zweijährige Trennung aus, nur um ihn an sein Ziel bringen zu können. Warum war ausgerechnet Robin diejenige, die aus der Reihe tanzte? Für diese Frau hatten sie einen Buster Call überstanden, wie viele Bestätigungen braucht sie noch? „Deine Vergangenheit kenne ich sehr wohl.“ Nami hatte ihr in einem längeren Gespräch davon berichtet, auch unter dem Vorwand mehr über Robin in Erfahrung zu bringen. Nach Enies Lobby sprachen sie sogar nochmals in Ruhe über die Geschehnisse auf Ohara, aber auf die Jahre dazwischen ging sie kaum ein, erzählte lediglich von dem Traum, der sie immer wieder weitermachen ließ. Wie ihr Leben allein, auf der Straße, in Untergrundorganisationen verlief, hielt sie tief in ihrem Herzen gefangen. „Mit dem neuen Großadmiral hat sich sehr viel verändert. Seine radikalen Ansichten sind gefährlich und er ist erpicht darauf, den einen Fehler, den er nicht verhindern konnte, geradezustellen. Zwei Jahre waren eine lange und vor allem zermürbende Zeit. Mit den Revolutionären habe ich einen großen Fortschritt gemacht, aber der Feind ruhte nie. Im Gegenteil, er wurde stärker, gewissenhafter. Keine bewohnte Insel verging ohne Komplikationen. Um die Waffe, die ihm die endgültige Macht verspricht, in seinen Händen halten zu können, geht er jedes Risiko ein.“ Und nachdem Franky den Bauplan vor den Augen der CP9 zerstört hatte, hatte nur noch ein einziger Mensch den Schlüssel. Manch ein Revolutionär, den sie kaum richtig beim Namen kannte, ließ aufgrund dessen sein Leben. Wenn vollkommen Unbekannte so weit gingen, wie konnte sie das ihren Freunden zumuten? Nami war in der Zwischenzeit näher gekommen und stand nun direkt neben der Archäologin, öffnete das kleine Fenster und atmete die frische Nachtluft ein, horchte dem leichten Wellengang. „Ich sagte ja, du lernst nicht aus Fehlern. Wie groß der Feind auch sein mag, wir halten zusammen. Wir sind eine Mannschaft, eine Familie. Entweder wir fallen gemeinsam oder stehen auf und setzen die Reise fort.“ Auf Enies Lobby verstand sie die Bedenken der Schwarzhaarigen, aber mittlerweile nicht mehr. Irgendwann musste sie lernen, ihnen bedingungslos zu vertrauen, in jeglicher Hinsicht und solange das anders war, hatte sie innerhalb der Mannschaft nichts verloren. Von der Seite aus spähte sie zur älteren Frau und nun erkannte Nami das Ausmaß der Verletzungen. Nicht nur war ihr Gesicht gekennzeichnet, unter der Bluse erkannte sie eindeutig Verbände, die ihren Oberkörper sowie die Arme einhüllten und ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass das mit Sicherheit keine einfachen Prellungen waren. „Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht wäre mir lieber gewesen“, sprach sie ruhig, wandte den Blick wieder ab und streckte den Kopf nach draußen, betrachtete ein wenig die Sterne. „Ich bitte dich, Nami. Wäre ich aufgetaucht, dann hättet ihr mich so schnell nicht gehen lassen und wir hätten tagelang diskutiert.“ Sie kannte diese Crew zu gut und wusste somit wie sie tickte. Auftauchen und in Ruhe reden um eine anschließende, rasche Einigung zu finden? Nie im Leben. Dazu waren sie allesamt zu stur, Robin eingeschlossen. „Dafür hast du die Diskussion nun und die Gemüter sind erhitzt und“, murmelte Nami daraufhin und lächelte traurig in sich hinein, „vielleicht hättest du Vivi dann aus dem Spiel gelassen.“ Wie sie auf Vivi reagiert hatte, tat Nami mittlerweile leid, aber zum damaligen Zeitpunkt war sie nicht fähig gewesen eine normale Regung zu zeigen. Ihre Gedanken kreisten einfach zu sehr um die Archäologin, deren Verschwinden. Unter anderen Umständen hätte selbst das Wiedersehen mit Vivi anders verlaufen können. Nachdenklich zog Robin ihre Brauen zusammen. Vermutlich entsprachen die Worte der Wahrheit oder sie hätte gleich gehandelt, hätte Vivi jedoch begleitet und spätestens ab diesem Punkt gewusst, für wen das Herz der Navigatorin schlug. Leise gluckste Robin, sie musste endlich damit aufhören. Das war kaum der richtige Zeitpunkt dafür. Fragend warf Nami ihr einen Blick über die Schulter hinzu. „Nichts, nur ein dummer Gedanke“, erwiderte sie sogleich abwinkend. Zwar hatte sie eine gewisse Erleichterung empfunden, als ihr Nami erzählte, sie hatte keine Gefühle mehr für die Prinzessin, aber was brachte ihr das? Das eine führte nicht unweigerlich zum anderen. Und mittlerweile musste Robin einsehen, dass es in dieser Hinsicht schon lange keine Zukunft gab. „Warum ist dir die Entscheidung so leicht gefallen?“, fragte Nami aus dem Nichts heraus und Robin blinzelte irritiert. Dachte Nami tatsächlich ihr fiel es leicht ihr Leben vollkommen über Bord zu werfen? Jene Menschen zurückzulassen, die ihr die Welt bedeuteten? Nein, so etwas traf selbst sie nicht mit einem Wimpernschlag. Nächte lag sie wach, tagsüber fehlte ihr die Konzentration. Erst in letzter Sekunde hatte sie ihre Entscheidung bekannt gegeben. Koala und Sabo waren gewiss nicht unglücklich darüber, aber waren sie mehr als überrascht gewesen, jeder selbst Dragon hatte mit ihrer Rückkehr zur Strohhutbande gerechnet. Die letzten Wochen über stand Robin zudem oftmals an dem Punkt, an dem sie ihre Gefühle hasste. Nie hatten sie aufgehört, ganzgleich wie viel Ablenkung sie suchte. Dann kam die Wut. Fragte sich, wie sie nur so eine Entscheidung treffen konnte und der Wunsch all das ungeschehen zu machen, entfachte mehr und mehr. Immer wieder rief sie sich den Grund ins Gedächtnis, besänftigte ihre Unruhe, setzte sich an ihre Arbeit und lebte in den Tag hinein. Langsam dachte Robin eine Besserung war in Sicht, doch kaum tauchte Nami erneut in ihrem Leben auf, schon vergaß sie all ihre Bemühungen und der Schmerz war groß wie am ersten Tag. „Du hast für mich entschieden, mich vor vollendete Tatsachen gestellt“, sprach Nami schließlich gepresst als keine Antwort kam und biss den Kiefer aufeinander. Ganz gleich was sie vor der Trennung getan hatte oder was innerhalb dieser Zeit geschehen war, Robin hätte abwarten und zurückkehren können. Beide, Robin und Vivi, hatten ihr eine Entscheidung abgenommen. Ahnte die ältere Frau überhaupt annähernd, warum sie so verletzt war? Das ihre Worte vielleicht nicht nur mit der Crew zu tun hatten? Oft genug hatte Nami sich darüber Gedanken gemacht, sich selbst die Schuld an allem gegeben. Fragte sich, ob sie Robin dazu getrieben hatte. Monate trauerte sie Vivi nach und hatte sich mit Sicherheit zu sehr vor anderen Regungen verschlossen, doch war es so unwahrscheinlich gewesen, dass sich das nicht geändert hätte? Von alleine? Hatte Robin nie in Erwägung gezogen, dass ihr das die Augen geöffnet hatte? Jedenfalls teilweise? Wochen über suhlte sie in gewisser Weise im Trennungsschmerz, fragte wie die Zukunft gewesen wäre, hätten sie oder Vivi sich anders entschieden. Generell hatte Nami sich in ihren Gedanken und Gefühlen verschanzt, probierte mit all dem zurechtzukommen. Meine Güte, Vivi war die erste Person gewesen, die sie auf diese Weise in ihr Herz ließ. Als die Archäologin an Bord kam, nach der Geschichte mit dem Krokodil, da war die anfängliche Abneigung normal. Mit der Zeit lernte sie die andere zu schätzen. Nicht nur, weil sie ihr zuhörte, sie brachte ein einen erfrischenden Wind mit sich, doch hatte sie nie weiter gedacht, eben weil ihre eigene Welt auf dem Kopf stand. Erst mit deren Verschwinden, der Wahrscheinlichkeit sie nie wieder in ihrem Leben sehen zu können, das Geständnis, hatten ihr aufgezeigt, wie viel ihr die andere am Herzen lag. Robin war keine unwichtige Randfigur in ihrem Leben mehr, sie war ein fester, verankerter Bestandteil und je länger Nami in sich horchte desto mehr spürte sie, was sie diese empfand. Zwei Jahre hatte sie dafür Zeit gehabt und wie sehr sie sich auf diesen einen Moment gefreut hatte, konnte niemand erahnen. Umso mehr schmerzte der anschließende Schlag ins Gesicht. „Ich hatte keine andere Wahl, ich musste euch mit dieser Geste zurücklassen, aber die Entscheidung hat mich definitiv sehr viel Überwindung gekostet. Glaub mir.“ Viel konnte Nami ihr vorwerfen und Robin akzeptierte ihre Ansicht, aber leichtfertig warf sie ihr altes Leben nicht fort. „Und die Prinzessin,… meine Güte, diese Frau hat meine Nerven strapaziert, doch egal wie ich sie zurückwies, sie gab nicht auf. Also erzählte ich vom Treffpunkt. Ich dachte, wenigstens ihr beide bekommt somit die Möglichkeit auf eine Aussprache. Ist das so verkehrt gewesen? Nach all den Monaten, in denen du ihretwegen gelitten hast?“ „Schön und gut, aber du hast ihr anscheinend das Gefühl gegeben, sie könne mich besuchen und einbilden, wir würden dort weitermachen, wo wir in Alabasta aufgehört haben!“, sprach Nami in einem schärferen Ton und ließ den Kopf sinken, hielt sich am Fensterrahmen fest. Sowohl Robin als auch Vivi wussten nichts von ihrer Gefühlswelt, doch nahmen sie an, sie taten es. Vom ersten Augenblick an, dachte Vivi sie hätte eine Chance, sie bräuchte lediglich aufkreuzen. Da konnte nur Robin dahinterstecken und allein dieser Gedanke stieß ihr säuerlich auf. „Du hast nie gewirkt als hättest du sie endgültig abgehakt. Was ist also so schlimm daran, wenn sie plötzlich vor dir steht, reumütig wie du es dir erhofft hattest?“ Laut sog Nami auf die Worte hin die Luft ein, ihre Fingernägel krallten sich regelrecht in den Holzrahmen. Die Frau wusste wahrlich wie sie sie langsam aber sicher zur Weißglut brachte. „Du hast keinen blassen Schimmer, wie ich das meine, oder?“, presste Nami gefährlich hervor, versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben und das kostete Kraft. Mit Argusaugen beobachtete Robin die andere, erkannte wie angestrengt sie war kein falsches Wort zu sagen, doch warum? „Und was möchtest du mir mitteilen? Bist du böse, weil ich deine heile Welt ruiniert habe? Weil ich dir einfach so deine kleine Gespielin zurückgebracht habe, aber kein Interesse verspürt habe, mir dieses Schauspiel anzusehen?“ Ein Knall hallte durch das Zimmer, der Kopf der Schwarzhaarigen federte zur Seite, ungläubig waren ihre Augen weit aufgerissen. Nami schnaufte, selbst überrascht von der gegebenen Ohrfeige, doch hatten die Worte das Fass zum Überlaufen gebracht. „Aber du warst nicht da!“, schrie Nami aus Leibeskräften und spürte wie ihr die Wut die Kehle zuschnürte. Allein der Gedanke an diesen einen Moment, der alles veränderte, bereitete ihr sowohl einen unsagbaren Schmerz wie auch diese enormen Zorn. Ihr Körper begann zu beben. Robins Fingerspitzen strichen leicht über ihre Wange, die pochte. In Namis Stimmlage lag nicht nur Wut, vielmehr hörte sie sich verletzt, zerrissen an, ein Ton der Robin mehr schmerzte als diese Ohrfeige. „Du hast dein Versprechen gebrochen. War es denn so einfach für dich mich hinter dir zu lassen?“, fuhr sie die andere weiter an. Angestrengt versuchte die Schwarzhaarige den gebildeten Kloß zu schlucken, zwecklos, er blieb und ließ kaum eine Regung zu. „Ich habe unser Wiedersehen herbei gesehnt. Gehofft endlich dein Gesicht sehen und deine Stimme hören zu können. Du bist diejenige gewesen auf die ich mehr als alles andere gewartet habe. Und dann steht anstelle von dir Vivi vor mir. Mit diesem lächerlichen Brief!“, sprach sie fassungslos, umklammerte mit den Händen ihre Oberarme, versuchte das Zittern abzustellen. „Und als ob das nicht schlimm genug war, musste ich der Mannschaft noch erklären, warum du fort bist, warum Vivi plötzlich aufgetaucht ist. Du hast tatsächlich keine Ahnung, was du mit deinem Verschwinden angerichtet hast.“ „Was willst du damit sagen?“, wisperte die ältere Frau, vollkommen verwirrt. Verzweifelt lachte Nami auf, konnte Robin so sehr auf der Leitung stehen? „Du bist der intelligenteste Mensch, dem ich je begegnet bin, aber sobald Gefühle im Spiel sind, merke ich davon nichts mehr.“ Unglaublich diese Frau. Waren Namis Gefühle ihr gegenüber denn so unvorstellbar? „Checkst du nicht worauf ich hinaus will? Verdammt nochmal, ich liebe dich!“, sprach Nami endlich jene Worte aus, die ihr schon so lange auf der Zunge lagen, doch nie aussprechen konnte. „Und jetzt verschwinde. Ich habe genug Verluste hinnehmen müsse, ich brauche keine weitere Enttäuschung. Ich vertraue dir nicht. Verschwinde einfach aus meinem Leben!“ Die Angst sie erneut zu verlieren, war zu groß. So gern sie sich ihre Einstellung der letzten Wochen wünschte, so unmöglich erschien sie ihr und dieser Schnitt, jetzt und hier, war die einzige Lösung die ihr einfiel. Mehr leiden wollte sie nicht, auch wenn es unfair ihren Freunden gegenüber war, die so verzweifelt hofften, Robin wieder in der Mannschaft zu haben, es ging nicht anders. „Und warum weinst du dann?“, flüsterte Robin traurig. Entsetzt weiteten sich Namis Augen. Schlagartig griff sie an ihre Wange, spürte dort die feuchten Verräter. Wann hatten die Tränen eingesetzt? Ausgerechnet vor der Schwarzhaarigen musste ihr Gefühlschaos sichtbar werden. Wie sehr sie diese Schwäche hasste. Alleine ertrug sie die Tränen, aber vor ihr? Niemals. Nicht, wenn sie der Grund dafür war. „Weil ich loslasse?“, hörte Nami ihre eigene, zittrige Stimme. „Lass mich bitte allein“, versuchte sie der Situation zu entkommen. Noch länger hielt sie ihren Emotionen nicht stand. Denn ganz gleich, wie sehr sie versuchte ihre Gefühle zu kontrollieren, sie blieben und schrien förmlich nach der anderen je länger sie sich in ihrer Nähe befand. Sie durften nicht die Oberhand übernehmen und alles erschweren. Je früher sie anfing das Unausweichliche zu akzeptieren je eher konnte sie mit erhobenem Kopf nach vorne sehen. „Und wenn ich bleibe?“, fragte Robin wispernd und ihre Augen gehörten nur Nami, versuchten jede Reaktion einzufangen, Reaktionen die die Wahrheit aussprachen. „Diese Option existiert nicht. Du setzt die Reise mit deinen Kumpanen fort und ich mit meiner Crew“, erwiderte Nami so gefasst wie möglich und jedes Wort versetzte Robin einen tieferen Stich. „Das muss nicht sein.“ Nami schüttelte den Kopf, hielt dem Blick der anderen nicht stand. „Wie soll das gehen? Wieder eine Wendung? Wie lang? Eine Woche? Einen Monat? Bist du das nächste Mal die Schnauze voll hast? Schlag dir den Gedanken aus dem Kopf!“ Ein Déjà-vu, denselben Inhalt hatte sie vor Wochen schon mal geführt, nur mit einer anderen Person. Warum liefen beide Gespräche auf dasselbe hinaus? Ohne das Nami es merkte, stand Robin nun dicht vor ihr, streckte langsam die Hand nach ihr aus und strich ihre eine Strähne hinter das Ohr. „Für immer.“ „Hör auf zu lügen. Dich hält kein Ort, kein Mensch der Welt fest. Ich wiederhole mich ungern, geh“, wagte Nami einen neuen Versuch. Die Nähe der anderen machte Nami wahnsinnig, zerrte sehr an ihrer Beherrschung und es war als spürte Robin dies. Hauchzart strich ihr Daumen über die Lippen der Navigatorin, die unter der Berührung gänzlich erstarrte, sogar die Luft anhielt. „Ich vermisse dein Lachen“, wisperte die schwarzhaarige Frau, leicht zuckten dabei ihre Mundwinkel. „Ich glaube deinen Worten nicht, jedenfalls wenn du sagst du möchtest mich aus deinem Leben streichen. Du weißt sehr gut, dass das eine Lüge ist.“ Robin ließ ihre Hand sinken, sah die junge Frau schwach lächelnd an, ehe sie ihrem Wunsch nachkam und das Zimmer verließ. Indes schloss Nami ihre Augen, die Tränen rannen unaufhörlich ihre Wangen hinab und kraftlos sackte sie an der Wand entlang zu Boden. Nachdem Robin die Türe geschlossen hatte, lehnte sie nochmals gegen das Holz, vergrub ihr Gesicht in den Handflächen. Ihr Herz hörte sie wild pochen und ebenso spürte sie den Schmerz, der darin lag. Die eigenen Tränen schossen ihr in die Augen, doch diesem Drang durfte sie nicht nachgeben. Wie stets in solch einer Situation nahm sie mehreren tiefe, konzentrierte Atemzüge. Ihre Fassung musste gewahrt werden, wenn sie nun an Deck ging. Zwei, drei Minuten vergingen und langsam spürte sie wie die Anspannung ihren Körper verließ. Der Moment sich vollkommen fallen zu lassen, war noch nicht gekommen. Seufzend sanken ihre Arme und ihr Blick blieb an den Planken haften. Kaffee und Ruhe, eine Kombination die sie nun mehr denn je benötigte. „N‘ Abend“, murmelte der Cyborg und stand unschlüssig nicht weit von der Archäologin entfernt. Ertappt sah diese zur Seite, stieß sich automatisch von der Türe ab. „Seit wann bist du?“ Franky hielt in seiner linken Hand ein größeres Tablett mit Essen und Getränken. Entschuldigend setzte er ein Lächeln auf, oder vielmehr er versuchte zu lächeln. „Eine… Weile?“ Koala hatte ihn, nachdem er fertig gegessen hatte, gebeten er sollte nach den beiden sehen und gleich ein wenig Stärkung mitnehmen. Ein paar Minuten lang stand er nun im Gang und hatte durchaus die einen oder anderen Wortbrocken mitbekommen. Robin nickte wortlos und setzte sich in Bewegung, schob sich am Cyborg vorbei, der einen traurigen Gesichtsausdruck an den Tag legte. Da der Gang gut beleuchtet war, konnte er sehr wohl die Rötung ihrer Augen erkennen und nachdem er das mitbekommen hatte, fühlte er sich unwohl. Anders als erwartet, blieb Robin nochmals stehen, haderte bevor sie den Oberkörper zur Seite drehte. „Nami wird dir sagen, du sollst gehen. Tust du aber nicht, du bleibst, du setzt dich schweigend irgendwo hin. Das ist ein Schutzmechanismus von ihr, sie hasst nichts mehr als zerbrechlich zu wirken. Das Weinen hört nach ein paar Minuten auf, nach und nach beruhigt sie sich dann. Ob sie darüber redet oder bloß schweigt, hängst ganz von ihr ab. Wenn sie es tut, hör ihr zu. Schweigt sie, dann zwinge sie nicht zum Reden. Sie wird es nie zugeben, aber in solchen Momenten braucht sie einfach einen Freund, der für sie da ist, der ihr vermittelt sie nie im Stich zu lassen und vor allem, der ihr einfach das Gefühl gibt nicht alleine zu sein.“ Er verstand und nickte. Kapitel 36: Eiseskälte ---------------------- × Tag 3 × Terry war alles andere als amüsiert. Der Mann, der ihr vor zwei Jahren auf Tequila Wolf half und mit dem sie den einen oder anderen Auftrag übernahm, der sonst vollkommene Ruhe ausstrahlte, zeigte angespannte Züge. Aufgewühlt rauchte er die Zigarette, trat eilig auf sie zu. Definitiv war ein Problem aufgetreten. „Da ist ein Anruf für dich“, grummelte der Revolutionär und deutete ihr ihm zu folgen, direkt in das Konferenzzimmer, welches jedes der größeren Schiffe der Flotte hatte. Ohne eine Ahnung, wer sie sprechen wollte, hob sie die Braue. „Diese Prinzessin strapaziert unsere Geduld. Seit ein paar Tage versucht sie pausenlos Kontakt mit uns aufzunehmen. Stell dir vor, sie hat das Hauptquartier angerufen. Das Hauptquartier! Weiß die Kleine wie viele Probleme uns das bereiten kann? Ihrem Königreich?!“, erklärte er fassungslos über diese unüberlegte Tat und schüttelte den Kopf. Solche Menschen konnten ihnen schneller den Kopf kosten, als die Regierung selbst. Sollte jemand Wind davon bekommen, dann stand eine Katastrophe bevor. Perplex hob Robin den Kopf an. Warum in aller Welt wollte Vivi mit ihr ein Gespräch führen? Ihr etwa davon erzählen, wie miserabel die Begegnung mit Nami ablief? Wie sie deren Herz zurückerobern konnte? Ihr schwante bereits Übles. „Da sie nicht aufhörte, haben sie sie zu uns durchgestellt. Ich hoffe für sie, ihre Unverfrorenheit hat einen wichtigen Grund.“ Robin nickte bloß, denn sie verstand Terrys Bedenken sehr gut. Allein die Anwesenheit der Prinzessin auf Baltigo war ein schwieriges Unterfangen gewesen, doch verlief ihr Aufenthalt problemlos und niemand war dahinter gekommen. Hier sah die Geschichte anders aus, die Marine sowie Regierung horchten Verbindungen ab. Im Zimmer angekommen, deutete sie Terry er konnte sie alleine lassen. Widerwillig gehorchte er, würde wohl später erfahren wovon die Unterredung handelte. Tief durchatmend trat Robin näher an den Tisch, wo die Teleschnecke bereits aufgestellt war, und ließ sich beunruhigt auf den Stuhl fallen. „Was kann ich für dich tun?“, sprach sie so gelassen wie möglich, vernahm sofort ein Schnaufen. „Wird auch Zeit!“, seufzte Vivi. Mit Robin Kontakt aufzunehmen war eine ordentliche Herausforderung gewesen. Wie oft hatten man sie abgespeist, ihr gesagt, sie sollte damit aufhören und abwarten, die Information würde weitergereicht werden. Einer sagte ihr sogar ein Brief war sicherer. Gewiss eine gute Alternative, aber hinsichtlich dessen, was sie zu sagen hatte, brauchte dieser viel zu viel Zeit um anzukommen oder er ging sogar verloren. Nun, wo sie endlich am Ziel war, wollte sie keine Zeit für Belangloses vergeuden und kam sofort auf den Punkt. „Geh zurück! Nicht nur wartete die Crew auf dich sondern auch Nami. Sie liebt dich, deine Entscheidung hat sie schwer getroffen, aber du bist diejenige die sie an ihrer Seite haben möchte.“ Ab diesem Satz schaltete Robin ab, hörte kaum mehr zu, da Vivi sowieso mehr oder weniger stets dasselbe sagte, nur mit anderer Wortwahl. Die Hauptaussage blieb gleich und die ließ ihre Mimik starr werden. Musste das Gespräch ausgerechnet nun stattfinden? Wo bereits vieles ausgesprochen war? „Robin?! Hörst du mir zu?!“, drang an das Ohr der Archäologin. Vivi war allmählich ungeduldig, hatte sie keine Antwort erhalten und das seit ein paar Minuten. Was sollte die Archäologin sagen? „Danke, leider kommt die Information zu spät, das habe ich in gewisser Weise von ihr selbst erfahren.“ Nun war Vivi diejenige, die schwieg. Jedoch nicht, weil sie nicht direkt wusste, was sie sagen sollte, sondern vielmehr weil sie die Zeitung zu sich zog. „Warst du auf Dressrosa?“, fragte sie, überflog den Artikel, der den Vorfall schilderte. Abgesehen von den Strohhüten und anderen Piraten, war keine andere Partei erwähnt worden. Robin lachte rau und umspielte eine ihrer Strähnen, auf die sie ihre gesamte Konzentration legte. Diese Geste reichte der Prinzessin als Antwort. Ein neuerliches Seufzen. „Deine Worte hören sich nicht nach einer positiven Begegnung an“, stellte Vivi fest und aus ihrer Stimme hörte Robin einen gewissen Ernst. Warum interessierte sie sich dafür? Langsam wurde ihr Gesichtsausdruck finster, ein Ausdruck den die Teleschnecke einfing. „Meine Güte, so schlimm?“, quiekte die Prinzessin. „Warum meldest du dich? Du weißt, wie gefährlich eine Kontaktaufnahme ist, für beide Seiten“, erklärte Robin nüchtern. Wenn das die einzigen Informationen waren, dann konnte das Gespräch gut und gerne beendet werden. „Weil ich Nami versprochen habe mich bei dir zu melden. Um dich zum Zurückkehren zu bewegen.“ Robin schluckte, ihr Herz begann stärker zu pochen. Hatte sie sich verhört? Warum sollte Vivi das tun? Und warum schmerzten ihr die Worte? Ihre Schläfen pulsierten, führten zu Kopfschmerzen. Mit den Händen stützte Robin ihren Kopf ab, vergrub das Gesicht einmal mehr in ihren Händen. Das konnte nicht gut gehen. „Ist etwas vorgefallen?“ Vivi wirkte zögernd, nachdenklich. Unwillkürlich zuckten Robins Mundwinkel, formten ein trauriges Lächeln. „Deine Nachricht kommt zu spät. So wie meine Begegnung mit Nami. Wir haben wohl alle versagt.“ Nach dem Gespräch mit Nami hatte sie jegliche Hoffnung auf eine Besserung aufgegeben. Womöglich zu früh, aber irgendwie fühlte sie sich kraftlos. Alles brach langsam aber sicher ineinander zusammen und woher sollte sie die Kraft nehmen, wenn selbst ihr Körper rebellierte? Vivi konnte den Worten nur wenig abgewinnen. Nach all den Wochen, wo sie der Archäologin in den Ohren liegen musste, weil diese Nami beschützen wollte, gab sie nun auf? Nun wo sie Nami gegenüber stand und beide sichtlich Gefühle füreinander hatten? Dafür hatte sie die Navigatorin endgültig aufgegeben? Wiederholte sich die Geschichte ein weiteres Mal? So durfte es nicht enden. „Du hörst mir nun gut zu, Robin!“ × Tag 2 × „Schlafen die anderen immer noch?“, durchbrach Nami die Stille. Etliche Minuten saß sie an die Wand gelehnt, die Beine eng zum Körper gezogen, da und hatte versucht ihren Gefühlseinbruch unter Kontrolle zu bekommen. Franky saß neben der Türe und hob den Kopf an. Das Essen war mittlerweile kalt geworden. „Ja“, gab er knapp zurück und verschränkte seine monströsen Finger ineinander, übte einen festen Druck auf diese aus. Die Situation war ihm weiterhin unbehaglich, war er solche Ausbrüche der Navigatorin nicht gewohnt. Nie hatte er viel davon mitbekommen und wenn, dann war es Robin die der jungen Frau zur Seite stand. „Wie…, wie geht es…, nun ja… deinem Körper?“, fragte er bedacht. Eigentlich lag ihm die Frage nach ihrem Herzen auf der Zunge, doch verkniff er sich diese noch rechtzeitig. Nami starrte ins Nichts, aber ihre Fingerspitzen glitten schwach über den Verband, den sie am Kopf trug. Im Grund interessierten sie ihre körperlichen Probleme nicht, diese konnte sie ignorieren, andere Schmerzen hingegen trieben sie in den Wahnsinn. „Geht schon“, murmelte sie verbissen und ließ den Kopf sinken, bettete ihn auf ihren Knien. Ihr Herz tat mehr weh als alles andere aber, wie sie aus Erfahrung kannte, ließ das nach. Irgendwann. Vivi hatte sie auch hinter sich gelassen. Zwar hatte es Wochen gedauert, doch hörten die Gefühle auf und bei Robin würde es auf dieselbe Weise ablaufen, bestimmt. „Ich möchte einfach auf unser eigenes Schiff, weitersegeln und tun als wären wir nie auf sie gestoßen.“ Franky horchte auf. Was sollte er darauf antworten? Am gestrigen Tag dachte er ähnlich, aber irgendetwas hatte sich verändert. Womöglich verstand er langsam. Den Hinterkopf lehnte er an die Wand und seufzte leise. „Warten wir ab.“ „Nichts wird sich ändern. Ich habe meinen Standpunkt deutlich gemacht. Für mich ist die Sache gegessen und ich möchte nur noch die Reise fortsetzen und zurück in den Alltag finden. Menschen kommen und gehen. Wer will des Teufels Kind schon halten?“, sprach sie kalt und verbittert. × Tag 3 × Ein lautes Lachen hallte über das Schiff. Eine unverkennbare Stimme. Ruffy war aufgewacht, hatte sein Lager an Deck aufgeschlagen, wo die Sonne zur Mittagsstunde schlug, und holte gierig die versäumten Mahlzeiten auf. Neben ihm saßen seine Mitstreiter, die nun allesamt auf den Beinen waren. Bis auf Lysop hatten sie sich alle wieder aufgerappelt, doch dieser kämpfte weiterhin mit den davongetragenen Verletzungen. Aus dem Stimmgewirr hörte Robin Sabo der ebenfalls guter Laune war. Er und Ruffy mussten viel nachholen, so viel in der kurzen Zeit nun möglich war. Ihre Gedanken jedoch kreisten weiterhin um das Gespräch mit der Prinzessin und das hatte mehr Zeit in Anspruch genommen als erhofft. Vivi ließ nie locker. Am Ende hatte Robin ihr erklärt, sie sollte die Leitung nun freihalten und den Stutzpunkt nicht mehr unnötig kontaktieren. Eine kleine Standpauke, die der Prinzessin missfiel, die sowieso leicht gereizt bezüglich des Ausganges der Unterhaltung war. Ganz gleich welchen Versuch sie startete, Robin ignorierte ihre Worte oder sprach streng dagegen. Bevor Robin das Deck betrat, hielt sie nochmals inne, lehnte seitlich gegen die Wand. Ihre Wunde schmerzte erneut. Bei all der Aufregung schaffte sie sich kaum zu entspannen, machte mehr kleine Nickerchen anstatt ordentlich Schlaf nachzuholen. Seit sie an Bord aufgewacht war, blieb sie solange wie möglich auf den Beinen, suchte nach Ablenkung. Ihr Körper war anderer Meinung, doch gab sie nicht nach. Nun hieß es auf in eine neue Schlacht, denn draußen wartete ihr ehemaliger Kapitän, die einzige Person, die sie auf Dressrosa nie wirklich zu Gesicht bekommen hatte. Zögernd öffnete Robin die Türe und trat ins Sonnenlicht. Ihr Auftauchen blieb nicht unbemerkt, denn sofort verfinsterte sich die Miene der Navigatorin. Ruffy stutzte, sein Kopf schnelle nach hinten. Eine Fleischkeule hing zur Hälfte aus seinem Mund und mit großen Augen starrte er die Archäologin an. Hastig schob er das Essen in seinen Mund, kaute kaum und schluckte den Brocken während er aufsprang und auf die Frau zulief. „Da bist du ja!“, rief er im Sprint und schlang förmlich den eigenen Körper um diese, die überrumpelt erstarrte. „Ich habe meinem Bruder schon eine übergebraten, weil er dich einfach bei sich behalten hat!“, lachte er lauthals und erdrückte sie regelrecht. Obwohl seine Reaktion gut tat, drückte sie den jungen Mann auf Abstand, lächelte ihn leicht an. „Er hatte keine Wahl“, entgegnete sie nüchtern, sah über Ruffy hinweg und erkannte Sabo, der grinsend nickte. Die restlichen Strohhutpiraten wirkten tatsächlich normal auf sie, sogar Frankys Wut schien verschwunden. Ihr eigenes Lächeln erstarb. „Ich hau mich aufs Ohr.“ Nami zeigte kein Interesse die Archäologin in ihrer Nähe zu wissen. Bevor sie mit dieser Frau länger beisammen saß, da ging sie lieber anderen Tätigkeiten nach und wenn sie bloß eine kahle Wand anstarrte. Und ihre Meinung sie ließ sich nicht ändern, wenngleich die Jungs es versuchten. Anstatt direkt an Robin vorbeizugehen, blieb sie allerdings neben ihr stehen. „Du hast mit Vivi gesprochen?“, fragte sie eisig, würdigte die Schwarzhaarige jedoch keines Blickes. Seit Ruffy wachgeworden war, hatte er nach Robin gefragt. Um ihn ruhig zu stellen, hatte Terry von dem Gespräch erzählt und sobald sie fertig war, würde sie garantiert mit ihm reden. Nami traute ihren Ohren kaum. Schemenhaft dachte sie an Vivis Worte zurück, doch mit einem tatsächlichen Versuche Robin zu kontaktieren, hatte Nami nie gerechnet. Umso mehr stieß ihr diese Wendung säuerlich auf. „Ja, wo liegt dein Problem?“ Grundlos fragte Nami garantiert nicht nach und Robin ahnte bereits, warum sie das tat. „Was hat sie gesagt?“ „Müsstest du wissen, oder?“ Finster sah Nami zur älteren Frau. Ja, sie konnte sich Vivis Worte durchaus vorstellen. Obwohl die Prinzessin ihren Anruf gut meinte, so war der Moment mehr als unpassend gewählt. Ungerührt hielt Robin dem Blick stand. Wenn Vivi davon erzählte, was auf dem Archipel vorgefallen war, dann konnte sie nichts daran ändern und der Erzählung nach war Nami nicht abgeneigt gewesen. Im Gegenteil, sie mochte den Vorschlag und doch hatte sich alles geändert. „Hört auf“, sprach Ruffy versucht ernst, doch lag anstatt einer ordentlichen Schärfe vielmehr Traurigkeit in seiner Stimme. Immerhin hatte er genau mitbekommen wie schlecht es Nami in den letzten Wochen ging und von Sabo, wie auch Zorro, hatte er von Robins Gefühlswelt erfahren. Dennoch brach Nami den Blickkontakt ab, sagte nichts mehr und verschwand ins Innere des Schiffes. „Leute“, seufzend wandte Ruffy sich seinen Freunden zu, griff dabei nach einem Teller Fleischkeulen, den er zu sich zog, „wir reden später weiter.“ Mit diesen Worten packte er Robin am Arm und zog sie mit sich. Die Fleischkeulen würden ihm für das kommende Gespräch gute Dienste erweisen und zwar als Nervennahrung. „Dann ziehe ich mich ebenfalls zurück und sehe nach Law.“ Damit verschwand nun auch Sabo und so blieben die Strohhüte alleine zurück und warteten ab. „Oi“, stieß Franky nach einer Weile aus und sah abwechselnd Lysop und Zorro an. „Habt ihr eine Lösung parat?“ Während Lysop sofort mit dem Kopf schüttelte, sah Zorro in jene Richtung in die Nami verschwunden war. Ganz gleich, welchen Groll sie gegen die Schwarzhaarige hatte, sie sollte allmählich anfangen nachzudenken. Oft genug hatte er ihre miserable Stimmung mitbekommen, stets ließ er diese unkommentiert. Solange Robin nicht in greifbarer Nähe war, konnte sie immerhin nicht sehr viel unternehmen. Vergessen wollte und konnte sie die Frau aber nicht, das hatte er Nami angesehen. Kaum war Robin nun bei ihr, stieß sie sie fort. Frauen, dachte er, würde er wohl nie verstehen. Jedoch wusste er nur zu gut, wie schnell ein Fehler gemacht werden konnte, den man sehr schnell bereute und in seinen Augen stand Nami kurz davor. Wenn sie noch länger ihrem eigenen Schmerz hinterherlief, dann würde ihnen das sogar ihre eigene Weiterreise gefährden. „Zorro?“, fragte Franky nach, wedelte mit der Hand vor dem Gesicht des Schwertkämpfers, der aus seinen Gedanken erwachte und diese entnervt zur Seite schlug. „Was ist?“ „Wir suchen eine Lösung?!“, kam nun von Lysop, der den Kopf abgestützt hatte und mit den Fingerspitzen der anderen Hand leichte Kreise auf dem Holz zog. Die Hoffnung auf eine Besserung war dahin. Nami wirkte wie er sie zuletzt auf Dressrosa gesehen hatte, lediglich wich die blanke Wut einer Kälte und Abscheu in den Augen. „Dann denkt mal nach“, antwortete Zorro und machte sich auf den Weg ans Heck des Schiffes. Er brauchte Ruhe um seine eigenen Gedanken bezüglich der Geschehnisse zu sortieren. × Tag 1 × „Was zum Teufel soll der Scheiß, Robin! Willst du mich umbringen?!“, keifte Zorro wutentbrannt und rappelte seinen bereits mitgenommenen Körper auf. Der Admiral hatte Zorro viel abverlangt und nun standen erneut die Cipherpol Agenten gegenüber. Hörte der Schlagabtausch denn nie auf? Bevor er den Hieb des zweiten Agenten abbekam, der ihn in die nächstbeste Wand beförderte und ihm tiefe Schnittwunden zufügte, war dieser mit Robin beschäftigt gewesen. Sie hatte dem Schwertkämpfer den Rücken freigehalten. Warum hatte sie aufgehört und ihm keine Vorwarnung gegeben? Knurrend nahm er das zu Boden gefallene Schwert wieder auf und suchte nach der Archäologin. Ein weiterer Wutausbruch blieb ihm im Hals stecken. Seine Mitstreiterin war auf den Knien, den Oberkörper vorgebeugt, ein Arm stützte sie ab, während der andere ihren Bauch hielt. „Robin!“, rief der Schwertkämpfer, nun lag vielmehr eine Unruhe in seiner Stimme. Diese reagierte nicht, war von dem brennenden Schmerz eingenommen, der ihren Körper durchfuhr. Ihre Konzentration hatte zu sehr gelitten als sie sowohl den Agenten bekämpfte als auch auf den dritten der Gruppe achtete, der sich stets in der Umgebung herum schlich, sich bloß hie und da einmischte. Zudem galt ihre Aufmerksamkeit, wie auch jene von Zorro, immer wieder der Navigatorin, die einfach nicht zu Bewusstsein kam. Der Schuss hatte sich gelöst und da war es bereits zu spät. „Ah, so schnell kann sich das Blatt wenden“, spottete der dritte Agent, der kleinste im Bunde. Grazil schlenderte er auf die schwarzhaarige Frau zu, deren Körper mittlerweile bebte und die gegen die Ohnmacht ankämpfte. Nun erst hörte sie Zorro, der nochmals nach ihr rief, sich versichern wollte, ob sie weitermachen konnte und der kaum mehr Zeit zur Verfügung hatte, als nun beide übrigen Agenten auf ihn los gingen. „Ich jage gerne, aber seien wir ehrlich mit der Zeit ist die Jagd ermüdend.“ Schwer behielt Robin einen klaren Blick, ihr Körper schwankte und den Kopf konnte sie nur mühselig heben. So gut es ihr möglich war, sah sie den Mann an. Seine Maske ließ keinen Ausdruck zu und so konnte sie lediglich erahnen, was er gerade empfand und das mochte nichts Gutes heißen. „Mir waren die Geschichten über dich lieber. Bei all den Erzählungen wirkt dieses Ende hier, wie soll ich sagen?“, hielt er vor ihr inne und ging in die Knie, „Enttäuschend“, sprach er gehässig aus und ein leises Kichern drang unter der Maske durch. Robin musste sich konzentrieren, verschwamm ihr allmählich die Sicht. Die Kugel war definitiv ein gutgewählter Schachzug. „Und von euch“, brachte sie stoßend hervor, „hätte ich mir einen eleganteren Kampf erwartet.“ Seestein. Eine Einheit wie diese musste tatsächlich auf solche Mittel zurückgreifen um sie zu schwächen, gar zu töten? Der Agent hob tadelnd den Finger. „Wir sind deshalb so gut, eben weil wir jedes Mittel verwenden und körperlich niveauvoller sind als unsere Namensgenossen.“ Er hatte damals rasch von diesem Debakel erfahren und war entrüstet, wie eine kleine, jämmerliche Piratenbande einen Sitz der Regierung einfach so auseinander nehmen konnte. Hinzu eine Cipherpol Einheit, die in höchsten Tönen gelobt worden war. Ein peinlicher Vorfall, der die CP in ein schlechtes Licht rückte. Obwohl die restlichen Truppen sind leider unbrauchbar. „Du hättest deine Freunde alleine lassen und flüchten sollen.“ Erneut kicherte er belustigt auf und sah über sie hinweg zum Schwertkämpfer, der wahrlich alle Hände zu tun hatte um seine Partner abzuwehren. Von ihm erwartete er sehr viel mehr, hatte er gesehen, wie er es mit Flamingos Leuten aufnahm und auch Geschichten, die über ihn erzählt werden, versprachen mehr. Robin folgte seinem Blick, sah Zorro, dann Nami. Ein Hustenkrampf begann, ließ sie Blut spucken. Das sah nicht gut aus. „Dann ist ein Teilauftrag erfüllt. Wegen Zorro seid ihr nicht hier“, murmelte sie geistesabwesend und spürt wie ihr Arm allmählich nachgab. Der Agent verstand sofort worauf die Gesuchte hinaus wollte, schüttelte den Kopf, grinste finster vor sich hin, auch wenn sie es nicht sehen konnte. „Nein, ich bin kein Freund von so etwas. Außerdem, meine Partner haben ihren Spaß. Mal sehen wie lange er durchhält, wenn die Kleine in Gefahr ist“, flüsterte er nah an ihrem Ohr. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab. Mit der verbleibenden Kraft, stieß sie sich ab und holte mit dem Arm, mit dem sie sich zuvor abgestützt hatte, aus, doch lachte der Agent über diesen jämmerlichen Versuch. Problemlos packte er den Arm, schlug sie mit Wucht zurück auf den Boden und sein Knie drückte sich provokant in ihre Wunde. Der Schmerz lähmte ihren Körper, ihr Aufschrei erstickte förmlich in ihrer Kehle. „Sei keine Närrin“, raunte er verächtlich. Ja, die Geschichten rund um diese Frau hatten eine große Faszination ausgelöst, die sich nun in nach und nach in Luft auflöste. Am Ende war sie schwach wie alle anderen. „Gefühle sind ein furchtbarer Schwachpunkt.“ Ein vorausschauendes Lächeln übermahnte ihn. „Feuerfaust!“ Ruckartig lehnte der Agent nach hinten, hievte sich somit auf die Beine. Kichernd stolperte er ein paar Schritte zurück und warf den Kopf zur Seite. Nicht unweit von ihm stand Sabo in Kampfesstellung. Der Angriff hatte sichtlich darauf abgezielt ihn auf Abstand mit der Schwarzhaarigen zu bringen, die er unbedingt seinen Vorgesetzten ausliefern wollte. „Warum mischt sich Dragons rechte Hand hier ein?“, fragte er nachdenklich und erkannte, wie sich dieser näherte. Sabo strahlte eine bedrohliche Aura aus, sein Blick wutentbrannt auf den Cipherpol Agenten gerichtet, der kaum einzuschüchtern war. „Greifst du meine Partnerin an, dann ist es meine Pflicht einzuschreiten“, erwiderte der Revolutionär sogleich und dieses Mal schien der Agent ein klein wenig überrascht. Sein Blick glitt zu Robin, die weiterhin gegen die Bewusstlosigkeit ankämpfte. Der Schmerz wurde von Minute zu Minute unerträglicher. „Partnerin?“, echote der Mann und tippte an sein Kinn. Bisweilen galt sie weiterhin als offizielles Mitglied der Strohhutbande. Immerhin war die Trennung bekannt gewesen, viel war darüber diskutiert worden. Daher hatte er, obwohl sie Wochen zuvor kurz aufeinandertrafen, weiterhin damit gerechnet dass sie dort als Art Überbrückung war. „Dann muss ich wohl Bericht erstatten“, sagte er mehr an sich selbst gerichtet. Die Änderung musste bekannt gemacht werden. Nicht nur wegen ihr, auch wegen der Einstufung der Bande. Wieder glitt sein Blick zu Robin. „Dich scheint tatsächlich niemand halten zu können. Du hast eben keinen Platz in dieser Welt.“ Ein Knurren war zu hören. Sabo hatte genug gehört, so einen Schwachsinn brauchte ihr niemand sagen. Doch nicht nur er hatte sie Wort vernommen und reagierte zornig auf diese. „Schnauze!“, brüllte Zorro, der den Langarmmenschen parierte und ihn von sich stieß. Mit einem gefährlichen Funkeln im Auge nahm er den kleinen Agenten ins Visier. Dieses schwachsinnige Geschwätz hatte er auf Enies Lobby zu häuf gehört. Fremde, die nur die Erzählungen kannten, hatten kein Recht ein Urteil zu fassen. „Wird Zeit den Kampf zu beenden“, gab Sabo kampfeslustig von sich. Dieser Gruppe stopfte er nur allzu gerne das Maul. × Tag 3 × Die Nacht war angebrochen und Robin saß seit geraumer Zeit im Krähennest mit einer warmen Decke eng um ihren Körper geschlungen. Eine kleine Laterne spendete ihr Licht, doch das Buch, welches sie lesen wollte, lag geschlossen neben ihr. Wenn die nächsten Tage wie die vorigen verliefen, dann brach sie allmählich. Die Müdigkeit zerrte an ihren Kräften, die momentan sowieso rar gesät waren. Wenigstens konnte sie hier sein, auch wenn Sabo anfangs wenig Begeisterung zeigte. Er hätte es lieber gehabt, wenn sie Schlaf nachholte, doch den Gefallen tat sie ihm nicht. Stattdessen übernahm sie die Nachtwache und wahrscheinlich, wie sie manch einen an Bord kannte, würde ein Revolutionär unten an Deck, von ihr ungesehen, sitzen und wachen. Sie mochte die Leute hier. All die Freiheitskämpfer die auf den ersten Blick hin eiskalt wirkten, waren eigentlich eine angenehme Gesellschaft und sie passten aufeinander auf. „Du siehst beschissen aus“, neckte der Schwertkämpfer, der aus dem Nichts heraus im Krähennest auftauchte. Überrumpelt hob Robin ihren Kopf, erkannte eine Decke unter seinen Arm gepresst, in der Hand eine Flasche. Wie sie ihn einschätzte wohl Sake. „Anscheinend habe ich die umsonst mitgebracht?“, meinte er als er Robin betrachtete und lag die Decke neben ihr auf den Boden und ließ seinen Körper, ihr genau gegenüber, zu Boden gleiten. Ein Bein ließ er angewinkelt, während er das andere entspannt ausstreckte. Sein Blick glitt hoch zum Himmel, der von Sternen strotzte. Eigentlich eine herrliche Nacht. Wenn bloß der bittere Beigeschmack nicht wäre. Unwissend worauf diese Belagerung hinaus laufen sollte, zog sie nachdenklich die Brauen zusammen. Zorro war anders, definitiv nicht im Normalzustand. „Kaffee ist keine Lösung“, sprach er nach einigen Minuten, in denen er einfach die Sternenbilder betrachtete, weiter und hielt den Sake hoch, „nach all dem Gezanke solltest du auf mein Wundermittel zurückgreifen.“ Mit diesen Worten nahm er einen kleinen Schluck und grinste breiter als zuvor. Robin suchte nach ihrer Fassung und sah ihn müde an. „Ich bin nicht in Stimmung für einen weiteren Vortrag…bitte“, sprach sie kraftlos, beinahe flehend, eine Art die er nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Wohin war die Unantastbarkeit verschwunden? Die Frau, die hier vor ihm saß, wirkte mit einem Mal verloren. Enies Lobby hatte sie kaum verändert, nun gut, sie wurde offener, aber ihre Ausstrahlung blieb unangetastet. An Bord galt sie stets als die Stimme der Vernunft, diejenige die jedes Problem löste und jedem mit dem passenden Rat zur Seite stand. Die Nacht jedoch zeigte eine die Kehrseite der Medaille: Zerbrechlichkeit. Im Schein der Lampe, eingepackt in die Decke, hatte er das Gefühl als konnte sie jede Sekunde zerbrechen. Kein Strahlen lag in ihre Augen, sie schienen dunkler, matt und wenn auch nur für einen kleinen Augenblick, so glaubte er einen Kloß in seinem Hals gespürt zu haben. Räuspernd warf er den Kopf wieder in den Nacken. „Nein, keine Sorge, diese Aufgabe hat der Käpt’n bravourös geregelt. Ich dachte einfach… ich sehe nach dir. Frag nach deinem Befinden? Oder ob du eine Schulter brauchst oder wer weiß, hätt auch gut sein können, dass du dich ins Meer gestürzt hast, weil dir das Schiff zu voll geworden ist“, nuschelte er fast schon und richtete seinen Blick erneut auf all die Sterne. Skeptisch hob Robin eine Braue, ihre Mundwinkel verrieten jedoch ganz anderes. „Gott, sag mir nicht du bist in Wirklichkeit ein Softie wie Franky?“, spaßte sie und neigte den Kopf. Ein Knurren war zu hören. „Mach mal halblang jetzt! Ich bin nett, mehr nicht. Der einzige Softie in diesem Krähennest bist du!“, brummte er abwehrend und trank neuerlich vom Sake. „Schau nicht so!“ Sie hatte nicht aufgehört ihn belustigend anzusehen und der Vergleich mit Franky, der wegen jeder Lappalie auf die Tränendrüse drückte, war eine Frechheit. Da brauchte sich niemand aus der Crew wundern, warum er sich kaum anders zeigte. Sobald er aus seinem Schema ausbrach, schon wurde er angestarrt, so als war er von einem anderen Planeten. Er schnaufte entnervt. „Und wie kommst du darauf?“, hakte die Schwarzhaarige neugierig nach. „Weil wir uns ähneln. Wir haben eine harte, verdammt harte und raue Schale. Ich habe durchaus - wehe du posaunst diese Information hinaus – einen halbwegs weichen Kern. Du hingegen“, dabei stieß er einen Pfiff aus und betrachtete sie eine Weile, „dein Kern ist bereits geschmolzen.“ Herausfordernd sah sie dem Schwertkämpfer in die Augen, dessen Lippen wieder ein breites Grinsen zierten. „Geschmolzen“, wiederholte sie und fand der richtige Augenblick war gekommen. Eine Hand sprießte aus dem Boden und entnahm ihm die Flasche, nur um sie anschließend Robin zu übergeben. Mit Genuss nahm sie einen größeren Schluck. Auf diese Erkenntnis brauchte sie tatsächlich ein stärkeres Mittel, außerdem war der Kaffee bereits ausgetrunken. „Sehr weich hätte gereicht“, kommentierte sie und stellte die Flasche ab. Gleich neben sich, nur für den Fall der Fälle. Zorro zuckte mit den Schultern, wirkte allerdings zufrieden. „Ich seh schon. Alles beim Alten?“ Intuitiv streiften ihre Fingerspitzen ihren Bauch. Die Wunde tat weiterhin weh und hielt sie auf, doch schuldete sie dies ihrer mangelnden Ruhe. Kämpfe hinterließen nun mal Spuren. Nachdem sie am Schiff aufgewacht war, hatten ihre Fähigkeiten anfangs versagt, obwohl man ihr die Kugel entfernt hatte. Langsam pendelten sie sich wieder ein. Nichts Außergewöhnliches, denn sie bauten sehr auf ihrem körperlichen Befinden auf. Seestein auf der Haut, daran war sie gewöhnt. Das Material allerdings im eigenen Körper zu haben, war eine neue Dimension an Schmerzen gewesen und die sie auf diese Weise nie wieder spüren wollte. „Wie hast du das geschafft?“, fragte Zorro leise nach, als ob er ihre Gedanken hörte. Nachdem sie Rückenstärkung durch Sabo erhielten, konnte er die Flucht einleiten. Gern wüsste er eine Antwort, denn sie hielt durch, ganzgleich wie geschwächt ihr Körper war. Woher hatte sie die Kraft genommen bis zum Schluss der Ohnmacht zu trotzen? Denn während der Flucht half sie ihm beim Weg und bei jedem Wort hörte er ihren eigenen Kampf heraus. Wurden sie aufgehalten, versuchte sie ihm irgendwie hilfreich zu sein. „Du hast bis zum Schiff durchgehalten, erst als wir sicher waren hast du das Bewusstsein verloren. Was hat dich angetrieben?“ Nachdenklich ließ Robin den Kopf sinken und sie massierte dabei ihren Nacken. „Soll vorkommen, oder?“ Eine bessere Antwort fand Robin nicht. Manchmal überschritt man die eigenen Grenzen, wenn es um Leben oder Tod ging und sie lebte, eine andere Erklärung brauchte sie nicht. Stille trat ein und beide hingen ihren eigenen Gedanken nach und zu ihrer Überraschung tat sie gut, entspannte sie nach und nach. Die Minuten verstrichen und langsam breitete sich in Robin eine bleierne Müdigkeit aus, die sie nach und nach doch in den Schlaf gleiten ließ. Zorro blieb ruhig und erst als er halbwegs sicher war das sie schlief, grinste er und schnappte sich den Sake und für einen kurzen Moment betrachtete er sie sanft. „Komm endlich nach Hause. Die Familie braucht dich“, sprach er leise aus. Worte die er nie aussprechen würde, wenn sie noch wach gewesen wäre. Um es sich bequem zu machen, holte er die zweite Decke, die er als Kissen verwendete, legte sich auf den Rücken und sah einfach hoch in den Himmel. Solange bis ein herzhaftes Gähnen seine Lippen verließ und er selbst ein kleines Nickerchen vorzog. Egal, wie die Geschichte mit weiterging, er hoffte auf einen guten Ausgang. Eine Familie musste zusammenhalten und dann überstanden sie auch diese Hürde. Kapitel 37: Knisternde Atmosphäre --------------------------------- × Tag 3 × Stumm betrachtete Robin ihren einstigen Kapitän, der seine Aufmerksamkeit auf die Galionsfigur richtete, die nichts mit der der Sunny gemeinsam hatte und deutlich unbequemer wirkte. Seufzend setzte er sich auf die Begrenzung, stellte den Teller neben sich ab und biss herzhaft in eine Fleischkeule. Robin blieb auf Abstand, lehnte ihrerseits gegen das Holz und bereitete sich innerlich bereits auf das Gespräch vor, sofern dies überhaupt möglich war. „Bei Vivi ist alles in Ordnung?“, fragte er mit Neugierde. „Den Umständen entsprechend.“ Wie die Gefühlswelt nach dem Gespräch aussah, konnte Robin lediglich erahnen. Immerhin, Robin hatte die Prinzessin am Ende regelrecht aus der Leitung katapultiert, mit dem dezenten Hinweis für solche Themen nie wieder die Revolutionäre zu kontaktieren, jedenfalls nicht auf diesem Weg. Das Gehörte blieb weiterhin in ihren Gedanken verankert, machte die derzeitigen Umstände nicht besser. „Und worüber habt ihr geredet?“ Belustigt sah sie den Strohhutjungen an. „Musst du mich tatsächlich danach fragen?“, meinte sie mit sanfter Stimmlage und lächelte ihm entgegen. Der Grund des Anrufes lag auf der Hand, warum sonst sollte Vivi ein Gespräch suchen. Gut, die Differenzen von damals hatten sie über Bord geworfen, abgehakt und mit der Zeit sprachen sie normal miteinander, aber das Resultat war gewiss keine innige Freundschaft, die Vivi mit der Strohhutbande verband. Ruffy setzte ein breites Grinsen auf, lehnte nach hinten und stützte sich mit einem Arm ab, aß weiter. Erneut herrschte für Minuten Schweigen und Robin behielt ihn im Auge, nahm mit der Zeit eine Veränderung wahr, sowohl an seiner Ausstrahlung als auch an seinem Gesichtsausdruck. Er wurde ernst. Eine Seltenheit und Robin wusste, dass das eigentliche Gespräch erst begann. Wenngleich sie versuchte den Umschwung zu ignorieren, ihr Körper verkrampfte merklich. Direkte Konfrontationen verabscheute sie, insbesondere mit Menschen, denen sie mehr als ihr Leben verdankte. „Sie redet nicht mit dir?“ Sacht schüttelte Robin den Kopf. „Nein. Ich habe mehrmals versucht unsere Differenzen aus der Welt zu schaffen. Kaum denke ich, ich bin auf dem richtigen Weg, schon stößt sie mich von sich. Für sie…“, sprach Robin mitgenommen, wandte den Blick ab, „für sie ist die Sachlage eindeutig. Ich kann Nami schlecht zwingen. Du kennst sie, mit der Zeit wird sie sturer.“ Eine Aussprache war unausweichlich, aber wie konnte diese entstehen, wenn Nami blockierte? Kaum hatte sie die Navigatorin aus der Reserve gelockt, schon nahm sie die nächstbeste Gelegenheit um den Wall erneut aufzubauen. „Du hast sie verletzt…, uns alle.“ Worte, die eigentlich nicht ausgesprochen werden mussten, die Robin längst wusste und dennoch taten sie ausgesprochen genau so weh. „Wenn du locker lässt, dann hast du verloren. Ich denke sie macht das mit Absicht und möchte herausfinden wie ernst dir das ist“, sprach er weiter und grübelte über seine eigenen Worte. Er wusste wie Nami der Abschiedsbrief ans Herz gegangen war. Forschend sah Robin wieder zum Schwarzhaarigen, der anscheinend daran glaubte. Wenn dem so war, was erwartete Nami dann von ihr? Kopfschüttelnd stieß sie sich ab und ging ein wenig am Deck entlang, den Blick des jungen Mannes im Nacken. Ein Gefühl sagte ihr, dass das derzeit aussichtlos war, ganzgleich was sie tat. Die Front hatte sich zunehmend verhärtet. „Und nun…“, hörte sie und wandte sich Ruffy irritiert zu. „Was hast du dir bei diesem Mist gedacht?!“ Seine Stimme war laut geworden und Wut lag darin. Dementsprechend sah er Robin an. „Viel“, war die knappe Antwort. „Wohl kaum. Ich dachte, wir hätten das geklärt! Wir haben uns alle Sorgen gemacht und dann erfahren wir, du bleibst bei denen da! So verlässt man keine Piratenbande!“, wirkte er aufgebracht. Er hasste solche Abgänge, insbesondere nachdem er den Verlust seines Bruders endlich halbwegs verkraftet hatte. Seine Crew, seine Freunde waren der Halt gewesen, der ihn nicht verrückt werden ließ und nichts sehnte er mehr herbei als endlich wieder mit ihnen auf Reisen gehen zu können. „Wir sind Freunde! Warum hast du uns für eine Lappalie im Stich gelassen?“ Eilig sprang er auf die Planken, holte auf, stellte sich direkt vor Robin und streckte den Kopf dabei in die Höhe, sah ihr in die Augen. „Sag mir endlich, warum du uns nie vertraust? Ich habe es getan, vom ersten Tag an!“, kam es energisch, denn er verstand die Ältere überhaupt nicht mehr. Nach diesem einen Vorfall hatte er gedacht, endlich durchgedrungen zu sein, aber wieder wurde er belehrt. Die Crew bedeutete ihm sein Leben. Nie wieder wollte er diese unvollständig sehen. Nie wieder wollte er jemanden zurücklassen, der ihm am Herzen lag. Starr sah Robin ihn an. „Ich fand keine andere Möglichkeit“, entgegnete sie nüchtern, schluckte den Drang ihre Gefühle offenzulegen, hinunter. „Nein! Du hast den Weg gewählt, der dir Konfrontationen erspart!“, schrie er förmlich. Wie jedes Mal, lieber den Rückzug antreten, anstatt die direkte Auseinandersetzung zu suchen. Wann lernte Robin endlich, dass das nicht funktionierte? „Darin bin ich gut“, erwiderte die Schwarzhaarige lediglich und wandte sich ab. Wohin sollte diese Unterhaltung führen? Unweigerlich suchte Robin bereits nach dem nächsten Ausweg, der ihr versperrt blieb. Kraftvoll packte Ruffy sie am Handgelenk, zwang sie zum Bleiben. „Ich bin der Käpt’n und ich sage, ich akzeptiere dein Verlassen nicht!“ Robin zeigte keinen Widerstand, blieb stehen und suchte nach einem undefinierten Punkt. „Du hast keinen Einfluss. Sieh dir den Schaden an, Ruffy!“ Dieses Mal lag eine gewisse Schärfe in ihrer Stimme, die ihn unbeeindruckt, aber abwarten ließ. „Ein Zurück ist unmöglich. Ganzgleich wie viel wir reden, momentan wird keine Veränderung eintreten.“ „Wir sind eine Mannschaft, eine Familie, wir stehen alles durch solange jeder sein Bestes gibt!“ Ungläubig lachte sie, jedes Band konnte durchtrennt werden, da war Familie keine Ausnahme. Er wollte nichts darüber hören. In seinen Augen vergruben sich beiden in ihren eigenen Gefühlen. Die eine war enttäuscht, die andere gab auf. Natürlich kam auf diese Weise keine Besserung zustande. „Dann gebt euch ein paar Tage und fängt von vorne an. Was ist so schwer daran?“ „Da reichen Tage nicht. Ich sehe es ihr an. Für sie bin ich derzeit eine Fremde, ein Eindringling. Und zum ersten Mal in meinem Leben reicht Freundschaft nicht aus. Ich will mehr.“ „Dann wärst du geblieben!“ „Bin ich. Über Monate. Ja, im Nachhinein habe ich natürlich den Schaden angerichtet, aber ich konnte nicht wissen, dass das der Fall sein wird. Ich war da. All die Nächte, in denen sie ihr nachtrauerte. Vivi hier, Vivi da. Mich zog sie erst in Erwägung nachdem sie von meinen Gefühle erfuhr. Ich war an ihrer Seite, bis ich nicht mehr konnte“, sprach sie verbittert und sah Ruffy in die Augen. In dieser Crew hatte Robin alles gefunden, dass sie sich jemals erhofft hatte, positive wie negative Erfahrung gesammelt. Und am Ende hatte sie eingesehen, dass das nicht genug war. × Tag 4 × Das Schiff lag am gewünschten Ziel vor Anker, in direkter Nähe der Thousand Sunny, die die Reise unbeschadet überstanden hatte, und die Robin mit gemischten Gefühlen betrachtete. Nichts war an ihr verändert worden. Die Strohhüte waren von Bord gegangen, schlossen zu ihren Freunden auf und eine Erleichterung legte sich auf die Gesichter der drei Zurückgebliebenen. „Wurde Zeit, yohoho“, frohlockte Brook energisch und stolzierte förmlich zu seinen Kameraden. „Ruffy!“, rief Chopper, wartete nicht lange und sprang von Bord, lief eilig auf seinen Kapitän zu und sprang diesem förmlich in die Arme. „Ihr habt auf euch warten lassen“, sprach Sanji, lächelte jedoch und spürte wie die Anspannung endgültig abfiel. Alle schienen gesund und munter, sahen besser aus als erwartet. Zugeben würde Sanji es nie, aber er freute sich sogar Zorro zu sehen. Sein Blick blieb schließlich an Nami haften. „Nami-Maus ich habe deinen Auftrag erfüllt und dem Meer mit Argusaugen getrotzt“, posaunte er übertrieben und tänzelte um sie herum, die anders als sonst lachte. „Ein Glück“, stieß sie seufzend aus und zu Sanjis Verwunderung wurde er von der Navigatorin in eine herzhafte Umarmung gezogen. Sofort schaltete sein Gehirn ab, er schmolz förmlich dahin und als sie ihn los ließ und Chopper in die Arme nahm, der seine Emotionen nicht zurückhielt, blieb Sanji versteinert stehen. Solche Momente waren eine Seltenheit. „Du hast Nasenbluten, sieht abartig aus“, kommentierte Franky mit den Augen rollend und trat an seinem Kameraden vorbei, warf einen raschen Blick auf das Schiff. „Gott sei Dank, ich dachte schon, ich hätte Arbeit und müsste das Schiff zusammenflicken“, fügte er lachend hinzu. Die Sunny vollkommen in Ordnung vorzufinden, war keine Selbstverständlichkeit. Umso mehr empfand er pure Erleichterung. „Keine Sorge, wir haben aufgepasst und die Reise verlief glimpflich. Ein Sturm, aber der war nicht allzu schlimm und mit vereinten Kräften, aber wir diesem standgehalten. Daher“, damit nahm Brook Nami ins Visier und kicherte albern, streckte die Arme aus, „bekomm ich daher auch einen warmen Empfang?“ Dazu kam es allerdings nicht, denn Choppers Stimme ließ Nami innehalten. „Wo ist Robin?“, fragte das Rentier und sah sich rasch um. Eine Antwort war jedoch irrelevant, denn am Deck des anderen Schiffes erkannte er die schwarzhaarige Frau. Ein Wimpernschlag und Chopper lief bereits los. „Ich geh duschen.“ Nami nahm die andere Richtung und sie brauchte endlich die Ruhe, das Alleine sein auf dem eigenen Schiff. „Krisenstimmung?“, meinte Brook an Ruffy gewandt, der den Kopf sinken ließ und tief durchatmete. Zorro verblieb, wie bisher, schweigend. Vorerst hatte er alles ausgesprochen und er überließ die Neuigkeiten Franky und Ruffy, machte sich somit auf den Weg an Bord, wo ein Nickerchen wohl nicht schaden dürfte. × × „Hilf mir bitte auf die Sprünge. So gerne ich aus Gesichtern lese, deines überfordert mich gerade. Bist du wütend? Enttäuscht? Die neue Eiskönigin? Oder dominiert die Traurigkeit, die sich in deinen Augen zeigt?“ Erneut waren sie allein, Robin war auf dem Weg in die Kajüte gewesen, wollte ein Buch zurücklegen, diese hatte Nami gerade verlassen. Nun standen sie sich gegenüber, viel mehr deshalb, weil Nami stehen geblieben war und keine Anstalt machte, weiterzugehen. „Dann geh mir aus dem Weg!“, zischte Nami gepresst. Daraufhin hob Robin eine Braue und betrachtete provokant die Umgebung, zuckte mit den Schultern. „Kleine Randinformation. Du bist zuerst stehengeblieben, nicht ich.“ Solche Spiele brauchte Robin nicht, selbst wenn die Chance auf eine Unterhaltung gegeben war. „Anscheinend möchtest du etwas sagen. Sprich es aus und lass diese jämmerlichen Blicke.“ Und damit meinte sie gewiss nicht nur diesen Moment. Die ganze Zeit über, wenn sie sich im gleichen Raum befanden, spürte Robin wie sie angesehen wurde. Kein Wort, nur ein stummer Dialog. „Ich bin jämmerlich? Ich bitte dich, sieh dich an!“ „Tue ich, jeden Tag im Spiegel. Wenigstens in einer Hinsicht kann ich mir dieses Mal nichts vorwerfen, ich habe versucht mit dir zu reden. Und du? Schrei mich an, irgendetwas, nur hör auf mich auf diese Weise anzusehen.“ „Kannst du nachvollziehen, warum ich das tue?“, fragte Nami wesentlich ruhiger, aber ohne große Emotionen in ihre Stimme zu legen. Zwar dachte Robin einen Augenblick darüber nach, aber die Erkenntnis blieb aus und so signalisierte sie der anderen, keine Ahnung zu haben. Schwach nickte Nami und fuhr fort. „Ich denke mir sehr viel, aber sonst nichts. Ich merke, dass da nichts ist, dass sich lohnt ausgesprochen zu werden. Sie alle hoffen auf eine Klärung, auf deine Rückkehr. Den Wunsch respektiere ich, aber für mich ist das Thema beendet. Ich glaube kaum, dass sich das in nächster Zeit halbwegs normalisiert. Wir haben uns festgefahren und wir wissen beide, dass das keinen Sinn macht. Vergiss Vivis Versuch, vergiss meine Worte. Ich möchte dich nicht in meiner Nähe. Und je länger ich dich ansehe umso stärker wird dieses Gefühl.“ „Ich habe Ruffy schon gesagt, ich komme nur mit, wenn du mir einen Grund bietest“, entgegnete Robin ohne zu sehr auf das Gesagte einzugehen. Beide sahen sich in die Augen und Nami lächelte schließlich. „Dann bis zum nächsten Mal.“ × Tag 4 × „Danke für die Fahrt. Wir reden später nochmal?“ Law und Sabo standen beieinander, die Strohhüte hatten sich, gemeinsam mit Robin, vorerst auf das eigene Schiff zurückgezogen. Verständlich und so blieben die anderen zurück. „Kein Ding. Gut, dann kümmern wir uns derweilen um Caesar. Du gehst zu deiner Crew?“ Traurig lächelte Law und sah gen Himmel. „Was von ihr übrig ist“, nuschelte der Chirurg. Sabo betrachtete ihn nachdenklich und schließlich machte alles einen Sinn. „Sie sind tot“, eine ernüchternde Feststellung. Warum sonst war er alleine unterwegs, hatte gegen den Don ohne Zögern sein Leben aufs Spiel gesetzt. „Zwei sind übrig und ich dachte anfangs ich überlebe das Aufeinandertreffen mit dem Mistkerl nicht.“ Mehr sagte Law nicht und machte sich auf den Weg. Auf der Insel befand sich ein kleines Dorf, und dort lebten nun seine letzten zwei Crewmitglieder und warteten auf ihn. Nach all dem Erlebten wusste Sabo wie es war Freunde zu verlieren und so ließ er den Chirurgen gehen. Seine Aufmerksamkeit glitt zu den Gästen der Strohhutbande. Momonosuke, der endlich wieder mit seinem Vater vereint war. Beide hofften auf eine rasche Weiterreise, die Möglichkeit auf die Rückkehr in ihr Zuhause. Nach dem Abenteuer hatten sie es sich redlich verdient. Ihre Heimat lag innerhalb ihres nächsten Zieles. Zur Not konnten die Revolutionäre die beiden mitnehmen. Und dann gab es noch Caesar, an dem Sabo Interesse fand. Caesar wirkte gelangweilt und vermutlich genervt, weil er weiterhin mehr oder weniger ein Gefangener war, ohne große Perspektive, da seine Verbündenden gefallen waren. „Wann setzen wir die Segel?“, hörte er Koala und lächelte verschmitzt. Sein Blick glitt zur Seite. „Morgen. Wir haben schließlich Arbeit. Bis dahin hat Ruffy Zeit für eine Aussprache und ich kann mich mit Caesar unterhalten. Wer weiß, er könnte ein paar interessante Informationen parat haben und eventuell eine kleine Unterstützung werden.“ Entsetzt verzog Koala ihr Gesicht. Caesar saß gewiss Jahre über an der Quelle, aber er und die Revolutionäre? Nie im Leben. Wie sollten sie dem Handlanger des Dons Vertrauen schenken? Sabo lachte leise, erkannte sehr wohl ihre Gedanken. „Warum nicht? Wir sind alle keine Heiligen. Joker ist am Boden und wir können ihm ein passendes Angebot unterbreiten. Er hat momentan sowieso keine andere Bleibe.“ „Ich kann dich kaum abhalten, oder?“ Hatte sich Sabo ein Vorhaben in den Kopf gesetzt, war er schwer umzustimmen. Leider musste Koala auch eingestehen, dass das keine schlechte Überlegung war, aber hieß das nicht, dass ihr das gefallen musste. Neugierig drehte sie den Kopf, sah zum Schiff der Strohhutbande. „Schade, dass Robin wieder geht.“ Skeptisch sah sie zu Sabo hoch, verschränkte die Arme vor der Brust. „Unterhalte dich mal mit Caesar, ich gehe unter Deck, es wird kühl.“ Verwundert warf er der Frau einen fragenden Blick zu, die zwinkerte, ihm an die Schulter fasste. „Glaub mir, Robin bleibt uns noch eine Weile erhalten. Mein Gefühl lügt nie.“ × × „Wir drehen uns im Kreis, daher ziehe ich mich für heute zurück.“ Der Abend war angebrochen und seit geraumer Zeit saßen sie beisammen in der Kombüse. Einzig Nami glänzte mit Abwesenheit, darauf hatte selbst Ruffy keinen Einfluss gehabt. Eine Einigung traf nicht ein, nie kamen sie auf einen gemeinsamen Nenner und so kam Robin zu dem Entschluss, das Gespräch für diesen Tag abzubrechen. Mit dem Wissen, dass das letzte Wort noch nicht gesagt worden war, ließen sie die Schwarzhaarige gehen, denn immerhin blieb sie in der Nähe und verschwand nicht erneut über Nacht. „Eine Idee?“, warf Franky ein und besah sich die Runde. Die Atmosphäre war spürbar angespannt und niemand gab eine Antwort. „Kommt schon, wir können schwer aufgeben?“ Genervt von dem Ganzen zog Franky die Augenbrauen zusammen. Zwar hatten sie offen miteinander gesprochen und Robin hatte nochmals eine Erklärung abgegeben und sich für diesen Abgang entschuldigt, aber mehr kam bei dem Gespräch nicht heraus. Dieselbe Ausgangslage wie die Stunden zuvor. Irgendetwas musste ihnen einfallen. „Einer von euch redet mit Nami?“, gab Lysop zögernd von sich und dabei meinte er absichtlich nicht sich selbst. Solange die beiden keine Einigung fanden, waren ihnen vermutlich sowieso die Hände gebunden und nochmals startete der Schütze keinen Versuch. Nami hatte ihn abermals dezent abblitzen lassen. „Hören wir für heute auf. Ich halte zur Vorsicht Nachtwache. Morgen ist ein neuer Tag.“ Damit stand Zorro auf, erkannte die überraschten Gesichter seiner Freunde. „Was? Ihr könnt euch gerne die Nacht um die Ohren schlagen, aber in erster Linie sind wir Statisten, die keinen direkten Einfluss haben. Und ehrlich gesagt, fangt lieber an, euch mit der Tatsache anzufreunden, dass uns Robin auf unbestimmte Zeit verlässt.“ „Abfinden?! Willst du ihren Abschied?“, fauchte Sanji den Schwertkämpfer an, der bereits die Türe geöffnet hatte und sich ein letztes Mal umdrehte. „Denk nach, was ich gesagt habe. Auf Zeit, nicht für immer.“ Damit war Zorro aus der Kombüse verschwunden und blieb auf dem Weg zum Krähennest stehen, starrte hoch zur Kajüte, in der Nami war, überlegte ob er abwartete oder gleich mit ihr sprach, denn ihm lag noch das eine oder andere auf der Zunge, ob sie sie hören wollte oder nicht. × Tag 3 × Verschlafen blinzelte Zorro ein paar Mal, streckte seinen trägen Körper ausgiebig und lehnte diesen danach gegen die Holzbegrenzung. Wie lange er geschlafen hatte, vermochte er nicht einzuschätzen, doch war die Sonne nicht aufgegangen. Grummelnd schüttelte er die Flasche, deren Inhalt längst ausgetrunken worden war. „Warum?“, vernahm er leise und hob den Kopf an. Wie er war auch Robin wach und betrachtete ihn mit Argusaugen. Unwissend worauf ihre Frage anspielte, sah er sie an. „Erinnerst du dich an Lysops Ausstieg?“, half sie seinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge, „zum damaligen Zeitpunkt, kurz vor unserer Abreise aus Water Seven, hast du dich mit allen Mitteln dagegengestellt. Ohne Entschuldigung wolltest du ihn dort lassen. Warum bist du bei mir… anders?“ Nun verstand der Schwertkämpfer, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete nachdenklich die schwarzhaarige Frau, hielt eine Antwort noch zurück. „Er hat mitgekämpft und Ruffy nochmals gestärkt. Der Grund zählt daher nicht“, fügte sie hinzu und versuchte die Antwort in seinem Gesicht, insbesondere seinen Augen zu lesen. Doch, wie viele Mal zuvor, blieb dieses Unterfangen ohne Ergebnis. Sein Ausdruck war unlesbar. Ein tiefer Atemzug folgte. „Jede Geschichte hat einen eigenen, entscheidenden Ursprung. Ich war Ruffys erster Mitstreiter, ich habe euch alle von Anfang an erlebt, mir erste Eindrücke gemacht.“ Der erste Eindruck ließ ihn bisher nie im Stich. Denn anders als sein Kapitän, der sofort an eine lange, gemeinsame Reise ohne Zerwürfnisse dachte, verspürte er gewisse Zweifel. „Beim Kartoffelschäler, Franky oder Brook… sie haben mir nie das Gefühl gegeben der Crew eines Tages den Rücken zu kehren. Von Anfang an spürte ich die Sicherheit sie bleiben bis zum bitteren Ende. Bei Nami und Lysop?“ Bei ihren Namen musste er rau auflachen. Die Erinnerung an den Arlongpark kehrte zurück, wie auch an Lysops temporären Ausstieg bezüglich der Flying Lamb. „Ich war skeptisch und die Vermutung nährte sich im Laufe der Zeit. Irgendetwas sagte mir, es musste ein größeres Ereignis stattfinden, damit beide endgültig ihren Platz in der Crew finden. Nachdem wir diese Vorfälle überstanden haben, bin ich mir zu hundert Prozent sicher. Sie sind ein fester Bestandteil, solange wie unsere Reise geht. Und dann bist da du.“ „Und Chopper“, unterbrach sie Zorro und musterte ihn fragend. Wie sollte sie diese Worte aufnehmen? Ausgerechnet sie und Chopper blieben übrig? Besonders, wenn es um den Kleinen ging, so hatte sie keine Vorstellung, warum Zorro ausgerechnet auf ihn kam. Traurig lächelte er und sah zur Seite. „Wie gesagt, ein Gefühl. Warum ich das habe, weiß ich nicht und unser Arzt ist derzeit kein Thema. Du hingegen schon.“ Zorro wurde wieder ernst, suchte erneut nach Augenkontakt. „Auf Enies Lobby hast du Stärke bewiesen, in allem. Du hast dich zum ersten Mal geöffnet und dir helfen lassen und doch… erneut beschlich mich diese merkwürdige Regung. Siehe da, du hast uns erneut verlassen.“ „Deines Ermessens nach war ich also nie ein wahrhaftiger Teil dieser Crew“, stellte sie trocken fest und ihre Gedanken überschlugen sich förmlich. Wenn Zorro so dachte, warum überlegte sie dann weiterhin so viel oder machte sich seit Wochen all diese Vorwürfe? Zorros Miene blieb unergründlich und abwartend ließ er Robin grübeln, sah er ihr doch an, wie sehr sie darüber nachdachte. „Gut, wie sieht deine Vermutung aus?“, gab Robin auf bevor ihre Gedanken ihre Nerven strapazierten. Was immer er auch sagte, nichts konnte wohl so schlimm sein, wie ihre Vorstellungen. „Viel Zeit hast du dir nicht gelassen“, entgegnete er ernüchternd, doch führte ihr seinen Gedankengang aus, „ich glaube einfach, du musst für dich noch eine letzte Hürde überwinden. Erst ab diesem Punkt wirst du zurückkehren und wenn du dich uns erneut anschließt, dann wirst du für immer ein Teil von uns sein.“ „Wir werden uns also ein weiteres Mal auf längere Zeit hin nicht sehen?“ Zorro nickt, lächelte schwach. „Ja. Ich spüre, dass du uns in den nächsten Tagen nicht begleiten und erst in Zukunft deinen endgültigen Platz einnehmen wirst.“ Die Worte, die er ihr vorhin, während sie schlief, zugeflüstert hatte, entsprachen der Wahrheit. Die Familie brauchte Robin und er wünschte ihre Rückkehr, aber er wusste, dass das noch eine Weile dauern würde. Doch wenn das überstanden war, dann würde sie bleiben, ohne Wenn und Aber. Kapitel 38: Eine Reise ins Ungewisse ------------------------------------ × Tag 5 × Aufgewühlt durch das Gespräch mit Ruffy, betrat Nami die Sunny. Der Schwarzhaarige folgte ihr mit gesenktem Kopf. Sein Versuch blieb ohne Erfolg, denn obwohl Nami von ihren Bedenken berichtete, blieb sie weiterhin ihrem Standpunkt treu und zeigte an einem Wortwechsel mit Robin keinerlei Interesse. Die Zeit spielte gegen sie und allmählich verlor Ruffy jegliche Hoffnung. Schweigend verschwand der Käpt’n unter Deck. Zorro, der gerade seine Schwerter polierte, beobachtete das Szenario, stieß ein tiefes Schnaufen aus. „Du zögerst eure Bereinigung ziemlich hinaus“, kommentierte er, nachdem Nami an ihn vorbei trat und somit inne hielt. Ungerührt von ihrer starren Haltung, begutachtete Zorro die in der Sonne glänzende Klinge. „Ich habe mir ehrlich gesagt mehr erwartet.“ „Hetz mich nicht. Wenn du glücklich bist, dann verabschiede ich mich normal von ihr, einverstanden?“, gab Nami seufzend zu verstehen. Schelmisch grinste Zorro. „Dann nimm die erstbeste Gelegenheit. Robin ist in eurer Kajüte und holt ein paar ihrer Sachen. Dort habt ihr Ruhe.“ Mit ernster Miene sah Nami auf die Worte hin hoch zum Zimmer. Eigentlich wollte sie sich zurückziehen, aber nun sträubte sie sich dagegen. Ihre Freunde hatten zwar ihr Gewissen angeregt, aber noch verzichtete sie auf ein Aufeinandertreffen. Somit machte Nami kehrt. „Ernsthaft?“ Tadelnd schüttelte Zorro den Kopf, steckte das Katana in die Scheide und lehnte nach hinten. „Bin ich froh, dass dieser Spuk bald ein Ende findet. Deine Redelaune ist anstrengend“, scherzte Nami schief grinsend. Hörbar brummte der Schwertkämpfer. „Halt dich lieber an deine Worte. Ansonsten schleif ich dich höchstpersönlich zur Anlegestelle, bis du mit ihr gesprochen hast“, gab er trocken zurück und an seinem Blick wusste Nami, dass das am Ende sogar der Wahrheit entsprach. Rasch winkte sie ab und setzte sich in Bewegung. Vielleicht fand sie auf der Terrasse die nötige Einsamkeit, die sie benötigte um endlich ihre Gedanken sortieren zu können. Und solange Robin an Bord war, vermied sie eine Konfrontation. Je kürzer die Zeitspanne ausfiel desto besser. × Tag 4 × Ausgelaugt war Robin auf das Schiff der Revolutionäre zurückgekehrt, hatte eine Dusche genommen, in der Hoffnung, diese würde ihr die nötige Entspannung bieten. Reines Wunschdenken. Sie fühlte sich regelrecht erschlagen und suchte schlussendlich die Ruhe. In der Kajüte brannte eine kleine Laterne, die ein wenig Licht spendete. Am Bett saß Koala, hielt in den Händen einen Ordner, den sie sofort zuschlug als sie Robins Anwesenheit vernahm. Ein sanftes Lächeln zierte die Lippen der jungen Revolutionärin. Anscheinend hatte sie bereits gewartet. „Wie ist die Unterhaltung verlaufen?“, fragte sie sogleich. Robin wandte den Blick ab, ließ sich auf ihrem Bett nieder. Tief durchatmend fuhr sie mit den Händen durch ihr Gesicht und wartete mit einer Antwort. Vielmehr versuchte sie ihrem Körper die Anspannung zu nehmen. Viel war in den letzten Tagen gesagt worden und im Grunde existierte kein zufriedenstellendes Ergebnis, für beide Seiten. Koala drehte den Körper Richtung Robin, begab sich in den Schneidersitz und stützte die Arme an ihren Beinen ab. „Sehe ich zufrieden aus?“, entgegnete Robin belustigt, wenngleich die Situation gewiss nicht witzig war, aber wie sollte sie sonst darauf reagieren, ohne allmählich verrückt zu werden? Nie hatte sie damit gerechnet, dass das so schwer wurde. „Zorro sagt die Wahrheit, ich kann noch nicht zurück.“ „Ist dir die Erkenntnis so neu? Dich hält mehr auf, ansonsten wärst du unlängst bei ihnen. Gefühle hin oder her.“ Anfangs da glaubte Koala vermehrt daran, dass Robin diese Entscheidung lediglich der Liebe willen traf. Die Zeit allerdings, die hatte ihr eine andere Ansicht gebracht, mehr lag dahinter und erst, wenn die Schwarzhaarige wusste, was genau der Grund hinter all dem war, würde ihr Weg sie zu ihrer eigentlichen Crew führen. „Du weißt, wir haben keinerlei Einwände gegen einen längeren Aufenthalt von dir, ganz im Gegenteil.“ „Dessen bin ich mir bewusst“, murmelte Robin und schloss die Augen. Ein kleines Nickerchen dürfte wahrlich nicht schaden. Zuhause nannte sie die Revolutionäre nicht, aber hier, nach all den gemeinsamen Strapazen, fühlte sie dennoch eine ähnliche Entspannung, Sicherheit. Schon länger fand sie den nötigen Halt für Schlaf, ohne dass sie aufpasste, diesen Leuten schenkte sie durchaus ein Maß an Vertrauen. Koala verblieb in Schweigen, beobachtete Robin eine Weile lang ehe sie das Licht losch und langsam einschlief. × Tag 5 × „Du passt auf sie auf, richtig?“, fragte Ruffy bekümmert mit gesenktem Kopf. Lange hatte er es auf dem Schiff nicht ausgehalten und so zog es ihm zu seinem Bruder. Der Tag schrie förmlich nach Abschied und er war machtlos. Unruhig zappelten seine Beine. Sabo saß neben ihm, starrte seinerseits auf die gegenüber liegende Wand, nickte bedächtig. „Mach dir keinen Kopf. Wir achten gegenseitig auf den jeweiligen anderen.“ Eine angenehme Ruhe lag in der Stimme des Blonden, die Ruffys Laune jedoch nicht besserte. Da eine Antwort ausblieb, drehte Sabo sich zur Seite, legte einen Arm um die Schulter seines Bruders. „Die Entscheidung ist schwer, aber glaub mir, momentan ist sie wohl die beste Alternative. Ihr bleibt in Kontakt und sobald die Lage entspannter ist, dann steht einer Zusammenkunft nichts mehr im Wege“, versuchte er den Schwarzhaarigen aufzumuntern. Beide, sowohl Nami als auch Robin, blieben auf ihre Weise stur, lenkten nicht ein. Ein Zurück war nicht mehr abwendbar, so viel hatte sich Ruffy bereits eingestanden, aber die Umstände störten ihn gewaltig. „Und doch… habe ich als Kapitän versagt“, murmelte er und ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinab. „Ruffy, die Liebe ist sonderbar, dagegen bist selbst du machtlos. Du hast mit Robin eine Abmachung getroffen und das Kommende ist bloß auf Zeit. Für sie bist du weiterhin ihr Käpt’n, warst du immer. Wenn es hart auf hart kommt und du ihre Hilfe brauchst, verlässt sie uns schneller als du glaubst. Du trägst keine Schuld daran.“ Sacht schüttelte er mit dem Kopf. Sabo konnte noch so viel sagen, er schenkte den Worten kaum Beachtung. Eigentlich liebte Ruffy die Herausforderung. Je größer desto mehr Spaß machten sie ihm, aber diese? Hier half keine Muskelstärke. Solange niemand den ersten Schritt tat und den anderen zum Einlenken bewog, war er ein Zuschauer. „Wer sagt, dass Zeit ausreicht? Am Ende sehen wir uns wieder und nichts hat sich verändert.“ „Kannst du nie wissen. Trifft der Fall ein, dann musst du es am Ende umso mehr akzeptieren, aber du wirst sie als Verbündete nie verlieren.“ Als Erfolg konnte Ruffy das kaum einordnen. „Außerdem, hast du erzählt, du hättest mit Jimbei ebenfalls ein Abkommen.“ „Die Geschichte mit ihm macht aber einen gewaltigen Unterschied aus. Wir sind nie zusammen gereist, er möchte erst in Zukunft einmal einsteigen.“ Sabo lenkte ein. „Okay, aber ich versichere dir: Alles wird gut.“ × Tag 4 × „Klopf. Klopf“, rief Zorro und trat ohne weitere Vorwarnung ein. Sofort schellte Namis Kopf in die Höhe, warf ihn zur Seite und begrüßte den Eindringling mit einem entnervten Stöhnen. Eine Seltenheit, niemand wagte den Raum ohne Erlaubnis zu betreten, die Strafe dafür war hoch bemessen, aber dadurch erhielt Nami die nötige Privatsphäre. „Deine Schulden kannst du anderweitig vermehren.“ „Da ich für das Abarbeiten sowieso schon dieses Leben benötige, nehme ich eine Erhöhung gerne in Kauf“, erwiderte er ungerührt, setzte jedoch süffisantes Lächeln auf und schritt durch den Raum. Wann er das letzte Mal hier war, konnte er nicht sagen, denn dieser Teil galt wahrlich als Sperrzone. Einzig Sanji kam hie und da vorbei, wenn er den Frauen Tee oder Kaffee zubereitet hatte. Umgekehrt lief es ähnlich ab, aber lag das vielmehr an der Unordnung der Männer, das manchmal in ein überdimensionales Chaos ausartete. Daher nahm Zorro die Möglichkeit wahr und sah sich genauer um, spürte dabei Namis Blick im Nacken, die im Sessel saß und eine Karte mit Details ausschmückte. „Ich nehme an, dein Erscheinen hat einen Grund?“ Zorro blieb stehen und musterte mit geneigtem Kopf die Bilder an der Wand. Der Raum lud wahrhaftig mehr ein als die Kajüte der männlichen Besatzung, aber für sie war dieser Ort bloß zum Schlafen gedacht. Die Tage verbrachten sie anderweitig. Nami ließ den Federkiel sinken und streckte den Rücken durch. „Brauchst du eine Einladung?“ „Ist das interessant?“, fragte er beiläufig und blätterte durch die Seiten eines Buches, welches seine Aufmerksamkeit erlangte. „Gehört mir nicht“, kam prompt die Antwort und damit stand Nami auf. „Entweder fängst du an oder du gehst. Für Spielchen bin ich nicht in Stimmung.“ Rasch hatte sie den Abstand überwunden, nahm Zorro das Buch aus der Hand und stellte dieses an den richtigen Platz zurück. Ungeduldig sah sie ihn an, verschränkte dabei die Arme. „Deine Laune geht mir auf den Sack“, sprach er schließlich und gab die Hände in die Hosentaschen. Perplex blinzelte Nami, ihre Gesichtszüge entglitten. Hatte sie richtig gehört? Zorro hingegen grinste herausfordernd. „Du hast mich richtig verstanden.“ Mit den Worten schob er sich an Nami vorbei und begab sich zur Sitzecke und nahm dort Platz. Die Navigatorin lachte rau und ein gefährliches Funkeln breitete sich in ihren Augen aus. Da sie schwieg, nutzte Zorro den Moment und machte es sich dezent bequem. „Ich schätze, ich bin nicht die einzige Person an Bord die so denkt“, fügte er provokant hinzu und warf einen raschen Blick auf die Karte. „Du hast dein Tagespensum übertroffen. Normalerweise redest du so viel auf einen ganzen Tag verteilt“, erwiderte Nami angesäuert, schluckte die Wut jedoch. „Liegt daran, dass ihr so viel von euch gebt und ich mir somit eine Einmischung erspare.“ Im Grunde genommen die Wahrheit. Die Jungs redeten pausenlos, selten herrschte Ruhe und auch bei größeren Diskussionen mischte er selten mit, denn dort wurde meist alles gesagt und wenn, dann gab er seine Einwände zu bedenken. „Möchtest du wirklich im Streit auseinander gehen?“, schlug er nun einen ernsteren Ton an. Sein Grinsen erstarb und Nami erkannte, dass das der Grund für sein Auftauchen war und er nun, wo er die ernste Miene aufsetzte, nicht so schnell gehen würde. Stumm lehnte sie gegen die Wand, verweigerte den Augenkontakt. Waren ihre Freunde so schwer von Begriff? Sie wollte nicht länger darüber reden. „Genau das meine ich“, brummte Zorro und fuhr sich streng durchs Haar, „diese schlechte Laune kotzt mich regelrecht an. Seit Wochen bist du ausgewechselt, noch aggressiver. Eine falsche Silbe und du stehst vor der nächste Explosion.“ „Du bist noch in meinem Zimmer und ich habe dich weder angeschrieen noch hinaus geschmissen. Wo bin ich am explodieren?“ „Bloß eine Frage der Zeit. Sieh dich an. Nach Vivis Abgang warst du gewiss kein Sonnenschein, aber halbwegs im Normalzustand. Denkst du niemand an Bord bekommt mit, wie es dir geht? Dein Weinen? Deine Aggressionen? Du hast Robin nachgetrauert, als ob sie gestorben wäre. Du hast die Frau, die du angeblich liebst, gleich neben dir und blockierst, lässt deine Laune noch mehr an uns aus. Das schlägt Wellen.“ „Ich bin nicht abgehauen und habe die Crew im Stich gelassen!“, fauchte sie schließlich. Ihre Freunde konnten noch so große Reden schwingen, sie hatte darauf einfach keine Lust mehr. „Wenn ihr sie zurück haben wollt, dann holt sie, aber lasst mich verdammt noch mal endlich aus dem Spiel.“ Auf die ersten Worte hin, schnaufte er bloß. Als ob sie nie diesen Ausweg gewählt hatte, aber zog Robin dennoch vor, immerhin lag diese nun bei einem zweiten Ausstieg, aber er beließ es lieber dabei, denn fing er erneut mit dieser Geschichte an, hatte er wohl von Anfang an schlechte Karten. „Robin ist temporär aus der Bande ausgestiegen, aber wir haben uns wenigstens mit ihr ausgesprochen. Wir verstehen ihre Beweggründe und wir haben eine Abmachung getroffen. Verlassen wir diese Insel, können wir vorwärts sehen und dem Tag entgegen fahren, an dem Robin zurückkehrt.“ Obwohl Nami der anderen selbst gesagt hatte, sie wollte sie nicht in ihrer Nähe, war sie einen Moment lang sprachlos. Hatte sie innerlich doch mit einem anderen Ausgang gerechnet? Gehofft, Robin würde nicht auf sie hören und bleiben? Sie fand keine Antwort. „Ich bin aus einem einzigen Grund hier, um dir klar zu machen dass das so nicht weitergeht. Entweder sprichst du dich mit ihr aus oder du wirst von alleine wieder normal. Denn ich habe es einfach satt! Mit ihr kann in Ruhe gesprochen werden, aber dein Widerstand lässt das Fass überlaufen. Wir sind deine Freunde, die dir genauso Gehör schenken! Rede mit uns, aber hör endlich mit deinen Stimmungsschwankungen auf.“ „Deshalb bist du hier? Einverstanden. Ich schließe ab und verhalte mich dementsprechend, dann sind alle zufrieden.“ „Im Lügen warst du schon mal besser. Du bist verletzt, okay, aber nimm diese eine Chance endlich wahr, verdammt! Allein dir zu liebe, denn ich bezweifle, dass das ausreicht, wenn ihr auf diese Weise auseinander geht. Ich kenne dich, bald schon bereust du deinen Standpunkt und dir ergeht es nicht besser. Denk nach, Nami.“ × Tag 5 × Schweigend saßen Robin und Franky beisammen, den Blick nach vorne auf das Meer gerichtet. Die Vorbereitung für das Essen lief auf Hochtouren und danach hieß es Abschied nehmen. „Ihr Frauen seid kompliziert“, brummte der Cyborg und nahm einen Stein in die Hand, drehte ihn zwischen seinen Fingern. Robin Mundwinkel formten ein kleines, belustigtes Lächeln. „Stimmt doch. Wir Männer? Wir schlagen uns die Köpfe ein und anschließend lachen wir miteinander und stoßen darauf an. Vergeben und vergessen. Ihr? Zankt und ignoriert euch. Schluckt euren Ärger hinunter und seht nach vorne, in der Hoffnung dort eine Besserung zu sehen.“ Sie ließ ihn reden, hörte bloß hin und hätte auf die Bemerkung am liebsten gelacht. In gewisser Weise hatte er Recht, sie machten sich das Leben unnötig schwer, aber manchmal funktionierte ein anderer Weg nicht. Und auf eine körperliche Auseinandersetzung legte sie es definitiv nicht an. „Ihr kotzt mich beide an“, murmelte er dieses Mal und warf den Stein ins Wasser. Stumm lehnte sie ihren Körper gegen seine Seite. „Und mit wem sinniere ich über das Leben?“ „Mit Nami?“ „Die haltet mich doch sofort für bekloppt.“ „Keine Bange, macht sie so oder so schon, daher kein großer Unterschied.“ Grimmig neigte er ihr den Kopf entgegen. „Versprichst mir, dass du die Abmachung einhaltest. In jeglicher Form und uns nicht bloß beschwichtigst. Ansonsten zeig ich dir den Teufel.“ Robin schluckte, dieser eindringliche Blick den Franky an den Tag legte, schien sie förmlich zu durchbohren. Schließlich stahl sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. „Versprochen. Keine Spielchen mehr, nichts.“ Dieses Mal musste sie dieses einhalten, egal wie viel Zeit vergehen würde, sie kehrte eines Tages zurück. „Vergiss nicht, ich hasse gebrochene Versprechen.“ × × „Und? Wohin geht die nächste Reise?“ Corsa lehnte gegen den Türrahmen, der auf den Balkon führte, auf dem Vivi stand und den Hauptplatz im Auge behielt. Sofort erhellte sich ihre Miene und sie warf ihm einen vielsagenden Blick über die Schulter zu. In den letzten zwei Jahren war Vivi dem Hof oft ferngeblieben, hatte Abstecher auf neue, für sie gänzlich unbekannte Inseln unternommen. Offizielle Reisen hatte sie gekonnt ausgenutzt. Da sie einen Teil ihres Lebens abschloss und dieser sie in neue Bahnen führte, versiegte die Abenteuerlust, die Rastlosigkeit. „Der Arzt meinte, meinen Vater gehe es ein wenig besser. Eigentlich steht einer erneuten Fahrt nichts mehr im Wege, aber ich finde, die Zeit für den nächsten Abschnitt ist gekommen. Ich werde mich endgültig meiner Bestimmung widmen und wenn mein Vater der Meinung ist, ich sei so weit, dann nehme ich den Platz auf dem Thron ein.“ Nach dem Gesetz her, war sie befugt die Krone zu übernehmen, aber war Kobra noch anderer Meinung, wollte ihr die Möglichkeit bieten, ihren Träumen nachzugehen, trotz seiner Krankheit. „Bist du dir sicher?“, fragte Corsa vorsichtshalber nach, denn in den vergangenen Monaten hatte sie eine andere Einstellung eingenommen. „Wie niemals zuvor. Oder bist du enttäuscht? Immerhin habe ich dir meine Position angeboten.“ Er lachte und gesellte sich zu ihr. „Was nicht ist, kann noch werden. Noch habe ich uns nicht aufgegeben.“ × × „Wohin segeln wir?“ Robin betrat das Konferenzzimmer, wo die höherrangigen Revolutionäre, angeführt von Sabo und Koala, beisammen saßen und das neue Ziel besprachen. Beide setzte ein breites Grinsen auf, Koala klopfte auf den Sessel neben sich. „Wir dringen tiefer in die Neue Welt vor. Ein Königreich möchte sich nach all den Problemen von der Regierung abgrenzen. Unser Auftrag sieht vor diesen Diskurs voranzutreiben“, erklärte Sabo gewitzt. „Nebenbei laden wir Caesar auf einem unserer Stützpunkte ab, er ist bereit Verhandlungen beizuwohnen.“ „Vater und Sohn gelangen mit unserer Hilfe auch endlich in ihre Heimat zurück. Außer sie überlegen sich in den nächsten Tagen noch eine andere Zukunft“, fügte Koala an. Robin ließ sich nieder und kicherte. „Ruffy hat euch angesteckt.“ Eingeschnappt verzog Koala ihr Gesicht. „Ich bitte dich, Robin, hilfsbereit waren wir schon immer“, erwiderte Sabo grinsend und doch, er hatte die beiden auf Wunsch von Ruffy hin mitgenommen. Nach all den Jahren, in denen er Sabo für tot hielt und dieser nie einen Weg suchte, Ruffy eine Nachricht zu senden, war dass das Wenigste das er tun konnte um das Getane wiedergutzumachen. „Wir sind nett. Sogar der Teufel kann nicht ohne uns“, kommentiere Terry schlussendlich lachend. „Ob der Vergleich positiv ist?“ Robin lächelte vergnügt und überflog die Unterlagen, die vor ihr auf dem Tisch lagen. Die kommende Zeit bot reichlich Abenteuer und allen voran den nötigen Freiraum, den sie mehr denn je benötigte, um für sich endlich den Weg nach Hause zu finden. Und bis es so weit war, hatte sie hier einen Art Ersatz gefunden. Freunde, die ihr auf eigene Weise zur Seite standen, doch den Kontakt zu ihrer eigentlichen Familie, den würde sie bewahren. Wie auch immer sie das schaffte, hierbei würde sie stets eine Möglichkeit finden. „Interessant, wie lange sind wir unterwegs?“ × × Das gemeinsame Essen war ohne Komplikationen verlaufen. Teilweise herrschte eine ausgelassene Stimmung. Unterhaltungen wurden geführt, manche sprachen vom gewonnen Kampf gegen Flamingo, andere über die jeweiligen Abenteuer. Ruffy und Sabo schwelgten in Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit. Als ob die Probleme für diese Zeit über Bord geworfen waren. Und doch, auf der einen Seite lag ein Knistern in der Luft. Robin und Nami saßen auf Abstand, ihre Blicke trafen sich allerdings hie und da. Der Abschied stand bevor und beide schienen, als wollten sie etwas loswerden. Allem Anschein nach hatten die Gespräche eine Wirkung erzielt. Während des Essens geschah nichts, keine von ihnen wollte das Wort erheben und so warteten sie. Am späten Nachmittag verabschiedete sich Robin von ihren Freunden und gern hätte Nami einen Rückzug vorgezogen. Verabschieden gehörte nicht zu ihren Stärken, diejenigen, die früh Mitglieder der Strohhüte wurden, wussten darüber Bescheid. Hatten sie mitbekommen, wie sie auf ihrer Insel auf Wiedersehen gesagt hatte. Einen Ausweg bot man ihr allerdings nicht, denn Zorro und Franky hielten sie regelrecht an Ort und Stelle. Ihr Blick wanderte zu Chopper, der nur schwer los ließ und ein Schluchzen kaum unterdrückte. Ein Anblick, der Nami beinah das Herz brach, denn dieser steigerte sich noch weitaus mehr hinein und Robin war für ihn mehr als eine Freundin, fast schon ein Mutterersatz. Plötzlich spürte sie Zorros Ellbogen in ihrer Seite, der sie aufbrummen ließ. „Dann,… mach’s gut“, meinte Nami rasch, hob die Hand und wollte schon kehrt machen. Franky stöhnte auf und schubste sie regelrecht in Robins Richtung. „Wir lassen euch alleine“, meinte er daraufhin und deutete der Crew dem nachzukommen. „Versprochen ist versprochen, richtig?“, fragte Ruffy nochmal, stand vor Robin und hob Chopper hoch, der als einziger von ihnen mit den Tränen kämpfte. „Richtig.“ Während die Jungs Richtung Schiff gingen und Robin ihnen hinterher sah, verschränkte Nami die Arme vor der Brust und starrte auf die Erde. Eine geraume Weile blieben beide stumm, hingen den eigenen Gedanken nach. „Ich hab überlegt, was ich dir sage, aber viel ist mir nicht eingefallen. Der Umstand tut mir Leid“, durchbrach schließlich Robin die Stille und trat näher, woraufhin Nami den Kopf schließlich anhob. „Sorg dafür, dass sie keinen allzu großen Blödsinn anstellen und wer weiß, eines Tages können wir uns wieder auf gewohnte Weise unterhalten und die Differenzen beilegen.“ „Robin“, fing Nami an, strich sich angestrengt über den Nacken, fühlte sich sichtlich unbehaglich, „wir drehen uns im Kreis. Ich hab dir eine Menge an den Kopf geworfen, du entschuldigst dich. Dieser Abstand, so schwer er für die Crew sein kann, so richtig scheint er für uns. Wir sind uns einig, dass wir derzeit nicht in der Lage sind die Situation zu kitten, selbst in absehbarer Zukunft.“ Vielleicht verstanden die Jungs nicht, aber ihnen war es durchaus bewusst. Das Gesagte, das Getane konnte nicht von heute auf morgen ausgelöscht werden und mit der Zeit brachte es die Crew genauso in Schwierigkeiten und ihnen wollten sie diese Umstände wahrlich ersparen. Schwach lächelte Nami, sah Robin erstmals wieder in die Augen. „Nutz den letzten Freifahrtschein und… komm wieder. Ich habe zwar anderes gesagt, aber du kennst mich. Bin ich verletzt, schieße es gern über das Ziel hinaus. Die Bande braucht dich wie alle anderen und Zorros makabren Scherzen sind noch lange nicht auf deinem Niveau.“ Die letzten Stunden hatte Nami reichlich Zeit gehabt und die Worte ihrer Freunde zu Herzen genommen. Bald hätte sie einen stummen Abschied bereut. „Glaub mir, das tue ich, hätte ich wohl irgendwann auch ohne dein Einverständnis getan.“ Nami nickte bedächtig, warf einen Blick über die Schulter. „Na dann…“ Bevor sie großartig gehen konnte, ignorierte Robin all die Differenzen und zog Nami in eine sanfte, wenn auch kurz anhaltende, Umarmung, die diese zur Überraschung beider, erwiderte. Für einen Moment ließen sie die Nähe der anderen wirken, etwas wonach sie sich über lange Zeit hinweg gesehnt hatten und doch existierte eine große Kluft zwischen ihnen, die vorerst unüberwindbar war und Zeit benötigte, die sie sich nahmen, ganz gleich wohin der Weg sie führte. × × Nachdem die Revolutionäre abgereist waren, nahm die Strohhutbande den Aufenthalt für einen Kurzurlaub wahr. Nach all den Strapazen hatten sie diesen redliche verdient und die Insel lud förmlich ein. Für einen entspannenden Abend entschlossen sie dem kleinen Dorf einen Besuch abzustatten. Vielleicht fanden sie ein Wirtshaus und außerdem wollte Ruffy noch ein wenig mit Law plaudern. Bevor sie losgingen, betrat Nami ihre Kajüte. Da die Temperaturen allmählich ein wenig abkühlten, brauchte sie sowieso noch eine Jacke. Nachdenklich lehnte sie gegen das Holz, ließ den Blick schweifen. Seit Robin ein paar ihre Habseligkeiten abgeholt hatte, war Nami nicht mehr im Zimmer gewesen. Sofort erkannte sie, welche Dinge fehlten und der Raum wirkte ein wenig leerer, doch spürte sie in gewisser Weise die Präsenz der anderen. Verständlich, selbst wenn die Person verschwand, die Erinnerungen blieben, verblassten mit der Zeit, aber wirklich fort waren sie nie. Wie viele Stunden hatten sie hier verbracht, geredet, trotz des Gefühlschaos auch miteinander gelacht? Einerseits kam es Nami vor als ob seither eine Ewigkeit vergangen war, andererseits wieder nicht. Einen Augenblick lang schloss sie ihre Augen, ließ alles auf sich wirken und zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich ausgeglichen. Das Leben nahm seinen Lauf, ein Neuanfang stand vor der Türe und wie gewohnt, war der Ausgang nicht einschätzbar. Leicht stieß sie sich ab und trat zu ihrem Kleiderschrank, entnahm eine Jacke. Bevor sie jedoch nach draußen ging, stach ihr das Bücherregal ins Auge. Ein einziges Buch hatte Robin zurückgelassen. Nachdenklich musterte sie dieses, seufzte leise und hob es auf, setzte sich damit auf die Bettkante, strich den Einband entlang. Ausgerechnet das ließ Robin zurück? „Gedichte?“ Irritiert las Nami den Buchtitel, richtete sich kopfschüttelnd auf und setzte sich auf die Liege neben Robin, nippte an ihrem Cocktail. „Nach deinen sonstigen Lektüren eine überraschende Abwechslung.“ Ermahnend sah die Angesprochene zur Seite. „Und du bist überrascht, weil…?“, hinterfragte sie. „Da du, abgesehen von der Zeitung, kaum ein Buch liest, welches nicht wissenschaftlich angehaucht ist?“ „Siehe da, ich kann auch anders“, merkte Robin spitzbübisch an, las weiter. „Spannend?“ „Dieses trieft vor Kitsch.“ „Steckt wohl keine allzu große Romantikerin in dir?“ Belustigt lächelte Robin, zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, wer weiß“, gab sie knapp zu verstehen. In Nami erwachte eine Neugierde und so schnappte sie sich kurzerhand das Buch, woraufhin Robin die Brauen hob. „Linke oder rechte Seite?“ „Rechts.“ Sorgfältig las Nami das Geschriebene. Nach und nach formten sich ein Lächeln auf ihren Lippen, blickte über den Buchrand. „Dein Problem liegt worin? Gut, die Formulierungen sind überspitzt, aber der Grundgedanke? Findest du die Vorstellung der einen, großen Liebe so verwerflich? Eine, die jedes Hindernis und die Zeit überwindet? Also dagegen habe ich keinen Einwand, ich mag die Vorstellung. Muss schön sein irgendwann sagen zu können, man hat sie erlebt und am Ende nicht bereut jede Schwierigkeit auf sich genommen zu haben“, schwärmte Nami beinah verträumt und gab Robin schließlich das Buch zurück, die daraufhin ein Lachen von sich gab. „Unterhalte ich dich?“ „Hab nichts gesagt.“ Nami verdrehte die Augen, legte sich gänzlich zurück, setzte ihre Sonnenbrille auf und trank erneut aus dem Glas. Während sie sich nun ihrem eigenen Buch widmete und sich nebenbei bräunen ließ, zierte ein sanfter Ausdruck das Gesicht der Schwarzhaarigen, beobachtete die junge Frau. „Was?“, lachte Nami, bemerkte sie doch die Aufmerksamkeit, die ihr zu Teil wurde. Anstatt darauf eine Antwort zu geben, schüttelte Robin sacht mit dem Kopf und vertiefte sich erneut in den Zeilen. In Gedanken versunken, starrte Nami auf jenes Gedicht, erkannte darunter die Schrift der Archäologin: „Teilst du weiterhin diese Einstellung?“ Kapitel 39: Thronjubiläum ------------------------- „Die Stadt ist wie ausgewechselt.“ Lächelnd beugte Nami den Oberkörper vor, ließ den Blick schweifen. Neue Gebäude waren erkennbar, die Leute in Feierlaune. Nichts erinnerte an das dunkle Ereignis von damals. Arbana strahlte und der Grund dafür war offensichtlich. Mit dem heutigen Tag begann eine neue Ära. „Möchte ich hoffen, immerhin sind seither beinahe vier Jahre vergangen. So soll es bleiben, dafür werde ich alles tun.“ „Und doch nimmst du bereits ein großes Risiko in Kauf. Du lässt Piraten an den Festlichkeiten teilnehmen. Glaube kaum, dass die Regierung Gefallen findet.“ Vivi griente auf die Worte hin. Konventionell war dieses Land noch nie veranlagt gewesen. Darüber machte sich die zukünftige Königin keine Sorgen, denn die Regierung hatte derzeit genügend Probleme um die Ohren. „Ich bitte dich. Euer Schiff ist in der Werft gut aufgehoben und eingeladen sind lediglich eng befreundete Königshäuser, die eine ähnliche Meinung gegenüber der Regierung teilen und Vertraute. Und wenn, dann sage ich, ihr fiesen Piraten habt euch eingeschlichen und uns bedroht“, scherzte sie gegen Ende hin und schritt zurück in ihr Gemach. Ihr Magen zog sich zusammen, der Tag dürfte sehr lange werden und die Zeit verflog bereits in raschen Zügen. Bald schon musste auch sie die letzten Vorbereitungen treffen. „Bedroht? Ah, deshalb ist unser Smutje in der Küche und zaubert das Essen auf den Tisch. Wir sind gut getarnt.“ Nami setzte ein breites Grinsen auf, folgte der Prinzessin und sank auf einen Sessel. Eineinhalb Jahre waren seither vergangen, seit dem Tag an dem die Strohhüte offiziell ein Mitglied auf Zeit verloren. Unzählige Abenteuer hatten sie bestritten und ihr Name war verbreiteter als jemals zuvor, der den Feind mehrmals überlegen ließ, ob er die Strohhutpiraten in einen Kampf verwickelte oder nicht doch lieber einen Bogen machte. Ruffy stand der Erfüllung seines Traumes sehr nahe, aber die finale Reise zum Ende der Welt, die lag vor ihnen und diese nahmen sie in den kommenden Wochen und Monaten endgültig in Angriff. „Nervös?“, fragte Nami nach, erkannte die Unruhe der anderen, die quer durch den Raum marschierte. „Ein wenig?“, erwiderte sie zögerlich und stieß ein Seufzen aus. „Merkwürdig, oder? Jahre rede ich davon, habe mich auf die Aufgabe vorbereitet und nun ist der große Tag da und ich habe die Nervosität gepachtet.“ „Du schaffst das“, versuchte Nami ihr Mut zu machen. „Noch habe ich die Chance für einen Rückzieher. Königin der Piraten ist ebenfalls ein verlockender Titel.“ „Also wirklich, Eure Majestät, Ihr und kalte Füße?“, ermahnte die Navigatorin kopfschüttelnd und lehnte nach hinten, schlug ein Bein über das andere. Sofort blieb Vivi stehen und verschränkte die Arme, wirkte umso gestresster. „Stell dir vor, du müsstest heute auch noch heiraten.“ Vivis Gesichtszüge entglitten vollkommen. Ein Glück, dass ihr das erspart blieb, allerdings hätte sie auf diese Weise gleich alles unter einen Hut gebracht. „Mir wird schlecht. “ Gekrümmt sank sie auf die Bettkante. Oft genug hatte sie all ihre Ängste überspielt, erst recht während der letzten Tage. „Findest du das falsch?“, fragte sie leise. „Vivi, mit dem heutigen Tag ändert sich in deinem Leben sehr viel. Du wirst offiziell das Oberhaupt dieses Landes. Du darfst dir wahrlich einen Moment der Schwäche leisten, denn wir beiden wissen, dass du nicht davon laufen wirst. Du bist der Aufgabe gewachsen“ Lange genug hatte sie darauf hingearbeitet und doch, ab dem heutigen Tag, war sie verantwortlich. Jede Entscheidung wirkte sich auf das Land aus, positiv wie negativ. Schweigen trat ein und Vivi versuchte das mulmige Gefühl abzuschütteln. Woher es kam, war unklar, schließlich ergaben sich keine neuen, unbekannten Aufgaben, an denen sie nie teilnahm. „Vivi?“, hörte sie Igaram, gefolgt von einem Klopfen. Aufgeregt betrat dieser den Raum, er sprühte förmlich vor Freude auf die bevorstehende Zeremonie. „Unsere Gäste sind von ihrem Ausflug zurückgekehrt.“ Sofort suchten ihre Augen die Navigatorin, ein Lächeln zierte dabei ihre Lippen. × × „Eines Tages erlebe ich solche Abenteuer!“, schwärmte der Teenager verträumt, strahlte aus ganzem Herzen. Die Geschichten der legendären Strohhutbande ließen ihn nicht los. Stundenlang las er die Bücher, lauschte den ehemaligen Mitgliedern, sofern die Möglichkeit bestand, die ihm stets eine Frage nach der anderen beantworteten. Ein Leben wie dieses mochte er haben. Fern des Königreiches, die Meere bereisen, mit eigenen Freunden an der Seite, Gefahren trotzen. „Spinner! Du bist ein Prinz. Unsere Familie muss einen Ruf wahren“, ermahnte sein älterer Bruder harsch, schlug dem anderen auf den Hinterkopf. Hirngespinste dieser Art rochen förmlich nach Ärger, der der Familie schadete. Der Jüngere rieb sich die pochende Stelle, schlug das Buch, den letzten Band, zu und stand auf. „Lass ihn seine Träume. Den Thron übernimmt nur einer von uns“, mischte sich die Schwester ein. Ihre Brüder waren grundverschieden und selten derselben Meinung. Der eine zog die Bürde der Krone vor, der andere mochte lieber die Welt als Pirat bereisen. Ein Umstand, der sie gerne und ungewollt in die Rolle der Vermittlerin manövrierte. „Er ist ein Träumer!“ Demonstrativ streckte der Jüngste die Zunge hervor. Oft genug hörte er die Vorwürfe, doch wer sollte ihn abhalten? Keine kindische Spinnerei lag dahinter, er wollte dieses Leben und eines Tages würde er dem inneren Ruf folgen. „Regiere unser Land, aber mein Königreich werden die Weltmeere sein!“, posaunte der Jüngste lautstark und lief lachend Richtung Palasttor. × × Die Krönung zog an ihr vorbei, kaum ein Wort drang an ihre Ohren, denn ihre Aufmerksamkeit ruhte auf einem einzigen Menschen, der den Saal nach und nach unwichtig werden ließ und dieser war nicht die neue Regentin. Langsam, ohne viel Aufregung zu erzeugen, näherte sich ihr die Frau. „Versteh einer dieses Tamtam.“ Sofort zuckten Namis Mundwinkel. Leicht drehte Nami den Kopf zur Seite, sah direkt in die Augen der Schwarzhaarigen. Erneut hatten sie sich eine lange Zeit über nicht gesehen, doch wurde das Versprechen eingehalten. Der Kontakt brach nie vollkommen ab, stets fanden beide Seiten eine Lösung und somit war schon länger klar gewesen, dass sie sich hier, am Tag der Krönung endgültig wiedersahen. „Im Grunde reicht eine kleine Unterschrift oder seien wir ehrlich, selbst das ist unnötig. Für die Bevölkerung ist sie auch ohne das hier die rechtmäßige Königin“, sprach Robin flüsternd weiter und warf einen Blick nach vorne. Die Anwesenden, mit Ausnahme der beiden, schenkten Vivi ihre volle Aufmerksamkeit. Sogar Ruffy hielt stand, wenngleich er gelangweilt wirkte, aber dafür gab es einen Notfallplan. Hie und da erkannte Robin, wie ihm Sanji etwas zu essen zusteckte, das den Käpt’n wahrlich zufrieden stellte. „Tradition? Wie war der kleine Ausflug?“ „Unkompliziert. Hab gesehen, dass das Casino sogar noch steht, lediglich die Fassade hat eine Generalüberholung erhalten. Nichts weist mehr auf Crocodile hin, seine Machenschaften leben nur noch in den Erinnerungen.“ „Warum warst du dort?“ „Ihr habt euch verspätet und meine Begleiter wollten die Insel ein wenig erkunden.“ Eine einfache Antwort. „Und warum stehst du im Abseits?“, fragte Robin neugierig, woraufhin die Navigatorin grinsend mit den Schultern zuckte. „In der Hoffnung, du gesellst dich zu mir?“ „Hat funktioniert.“ Eine Weile standen sie lediglich beieinander und beobachteten die Prozedur. Das Schweigen war angenehm, wie in alten Zeiten, als nichts zwischen ihnen stand. Beide hatten sie die Monate genützt und endlich geschafft mit sich ins Reine zu kommen. „Sag, keine Abweichung? Kein Rückzieher?“ „Nein, nichts dergleichen.“ × × „Bist du besorgt? Dein Sohn hat schließlich ein hohes Ziel vor Augen.“ Nami betrachtete das Geschehen, einerseits zierte ein sanftes Lächeln ihre Lippen, andererseits verspürte sie Skepsis. Ein Prinz, der seine Bestimmung auf See suchte, einem Pfad folgte, der kein Zuckerschlecken war, hatte sie selten erlebt. Ob er tatsächlich wusste, worauf er sich mit seinem Vorhaben einließ? „Er verschlingt die Bücher regelrecht, du siehst wie er nach deinen Erzählungen lechzt. Wenn er diesen Weg wählt, dann halte ich ihn nicht auf. Immerhin, habe ich damals nicht selbst darüber nachgedacht? Ein Zurück wird es für ihn immer geben, dafür sorge ich.“ „Abenteurer und Pirat ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn das große Zeitalter ein Ende gefunden hat.“ Vivi winkte ab. „Die See mag ruhig sein, aber gänzlich vorbei? Wer weiß, vielleicht wartet sie auf eine neue Generation, die an die alte Garde anschließt und die Welt neu erobert.“ Der Sturm war abgeklungen, aber konnte er schneller wiederkehren als angenommen. Ein kleiner Anstoß reichte und die Geschichte der Strohhutbande schlug Wellen. „Die Stimmen sind hörbar. Deine Bücher haben die Menschen erreicht, ihnen eine andere Einsicht gewährt.“ Wissend was die damit erreicht hatte, stieß Nami einen tiefen Atemzug aus. „Warum hast du das durchgezogen?“ Mit der Antwort ließ sich die ehemalige Navigatorin Zeit, fuhr nachdenklich durch ihre langen Haare. „Über Jahre hinweg lagen all die Logbücher verwahrlost bei meiner Schwester. Anfangs schrieb ich sie in dieser Form für mich nieder, versuchte die gemeinsame Reise neu aufleben zu lassen. Bestimmt waren sie nie für die Öffentlichkeit, aber dann schlich sich der Gedanken ein und siehe da. Sogar die neue Regierung ist wenig erfreut, aber ehrlich gesagt, der zweite und bisher letzte König der Piraten hat verdient, dass die Leute die Wahrheit kennen“, erklärte Nami schwermütig, nahm auf dem Stuhl neben Vivi Platz und schloss die Augen. Erinnerungen breiteten sich aus, viel zu rasch war die gemeinsame Zeit vergangen. Ein Krieg, der die Welt erschütterte und sie anschließend in eine neue Ära leitete, war jener Moment gewesen in dem die Existenz der Strohhüte erlosch. Geliebte Menschen hatten den Tod gefunden und ein Teil in Nami sah darin ein Vermächtnis der Gefallenen. „Außerdem, nach dem Fertigstellen meiner Weltkarte, da hatte ich genügend Zeit.“ × × Drei Monate dauerte die Reise an und sie waren bereits wieder in die Neue Welt vor gerückt. Nach ein paar Schwierigkeiten hatten sie eine Pause redlich verdient und machten einen Zwischenstopp auf einer, zum Glück, recht überschaubaren Insel, die lediglich eine Stadt beherbergte und eine Unmenge an Piraten, die dem Suff nachgingen. Nachdem Robin endgültig der Crew beigetreten war, hatten sie und Nami in den ersten Tagen viel miteinander gesprochen und eine Einigung gefunden. Vertrauen und Freundschaft stand im Vordergrund, sie wollte von vorne beginnen. Die Nacht war weit voran geschritten und der Abstecher in eine Bar neigte sich dem Ende. Während Zorro und Franky noch halbwegs einen klaren Kopf hatten, machte sich bei den restlichen Jungs deutlich der Alkohol spürbar. Robin streifte sich ihren Mantel über, ging mit jenem der Navigatorin in der Hand zurück zur Theke, wo diese gerade die Rechnung beglich. Auf dem Weg dorthin kam ihr ein junger Mann entgegen, der vehement den Blickkontakt scheute, sich ängstlich an ihr vorbei schob und rasch zu einem der hinteren Tische marschierte, wo eine Gruppe auf ihn wartete. Skeptisch sah die Schwarzhaarige hinterher. „Hast du eine Erklärung für sein Verhalten?“, fragte Robin schließlich an Nami gewandt, die in sich hinein lachte. „Sagen wir, er hat nicht locker gelassen und ich habe ihm dezent mitgeteilt, dass wir ein Paar sind und du äußerst eifersüchtig wirst, wenn mich jemand anmacht. Eventuell habe ich ebenfalls die Warnung ausgesprochen, dass er letzte Mann, der nicht aufgehört hat, am nächsten Morgen mit einem gebrochenen Genick in einer Seitengasse gefunden wurde“, erklärte Nami sichtlich amüsiert und gluckste, warf einen Blick über die Schulter der anderen, die ihre Brauen anhob. „Bitte was?“ Robin hielt den Mantel hoch, half Nami beim Anziehen und war sichtlich irritiert. „Dein Ruf eilt dir voraus. Die kleine Lüge gepaart mit deinem Namen hat Wunder gewirkt.“ Da die Schwarzhaarige keine Anstalt machte sich in Bewegung zu setzen, lehnte Nami gegen die Theke und musterte diese. „Was hast du?“ „Stufst du mich etwa als eifersüchtig ein?“, kam die abrupte Antwort. „Zerbrichst du dir jetzt ernsthaft darüber den Kopf?“, entgegnete Nami perplex. Je länger sie Robin musterte desto klarer wurde es ihr, die andere dachte tatsächlich darüber nach. „Robin?“ Die Angesprochene schwieg, spürte lediglich Blick im Nacken, die ein Grinsen auf ihre Lippen brachte. Wenn schon, denn schon, dachte sich Robin, ignorierte Namis Versuch ein weiteres Wort zu verlieren und zog diese näher, küsste sie. „Wir werden beobachtet und du hast angefangen“, raunte sie gegen die Lippen der Navigatorin und ließ langsam von ihr ab. „Und sind wir beide ein Paar, dann müsste ich mich eher vor deiner Eifersucht in Acht nehmen“, feixte Robin und verließ endgültig die Bar, in der Nami einen Augenblick sichtlich überrumpelt zurückblieb und tief durchatmete. Unweigerlich griff sie an ihre Lippen, lächelte sanft ehe sie den Kopf schüttelte. „Abmarsch Jungs!“ × × „Wo liegt dein Problem, Nami?“ „Das weißt du genau!“ „Tut mir Leid, aber ist es notwendig deshalb einen Streit anzufangen?“ „Wenn du meinen Standpunkt nicht verstehst…, ja!“ „Tue ich, bloß finde ich deine Reaktion maßlos übertrieben!“ × × “Du sagtest fünf Minuten”, brachte Nami seufzend über ihre Lippen. Ihre Freundin lag am Bett, sichtlich in ein Buch vertieft. „Mit vagen Zeitangaben hast du angefangen. Eine halbe Stunde ist sehr lang bei dir“, gab Robin gekonnt zurück und blätterte auf die nächste Seite. Automatisch rollte Nami mit den Augen. Leichtfüßig überbrückte sie den Abstand, ließ sich auf Robins Schoß nieder, die allerdings ungerührt die Zeilen las. „Läuft dir über Nacht sicherlich nicht davon.“ Schweigend neigte Robin den Kopf zur Seite, sah der anderen in die Augen während ihr das Buch aus den Händen genommen wurde und Nami ein breites Grinsen aufsetzte. × × „Bestrafst du mich mit Schweigen? Muss das sein?“ Wortlos zuckte Robin mit den Schultern, trat aus dem gemeinsamen Zimmer. „Robin?!“ Summend nahm die Schwarzhaarige die Stufen der Treppe, erkannte ihre Mitstreiter, die schnurstracks den Blick abwandten und taten als bekamen sie nichts mit. Keine Minute verstrich und schon folgte Nami, die mit schnellen Schritten hinterher marschierte. „Schweig so viel du möchtest, lauf auch davon. Ich nerve dich solange bis du nachgibst“, rief sie ihrer Freundin dabei hinterher, die zwar keine Reaktion an Nami zeigte, aber sichtlich lächelte und weiter Richtung Kombüse ging. „Anscheinend hat der Geizhals mal Mist gebaut“, flüsterte Zorro grinsend, der den beiden verstohlen hinterher sah. Die kleine Differenz nahm die männliche Besatzung nicht sehr ernst, denn diese gab es hie und da. Bisher legten sich diese meist rasch und ausfallend wurden sie nie. Von daher hatten sie sich alle daran gewöhnt und betrachteten es als dieselben Meinungsverschiedenheiten, die auch sie manchmal untereinander hatten. „Robin wirkt nicht wütend, vielmehr als ob sie Nami einfach ein wenig zappeln lässt“, entgegnete Franky sogleich und lächelte schelmisch. „Ich frag später nach.“ × × „Entweder habe bloß ich eine ungute Vorahnung oder ihr überspielt eure Gefühle“, murmelte die Navigatorin dumpf während sie Robin betrachtete, die wie sie auf der Seite lag. Eine Laterne war die einzige Lichtquelle, die die Umgebung spärlich erhellte. Die Anspannung, die sich seit Tagen ausbreitete, fand ihren Höhepunkt. Nach dem Abendessen, bei dem selbst Ruffy ernst blieb, zogen sie sich allesamt zurück, jeder ging seinem eigenen Treiben nach. „Wir gehen allesamt anders mit dem Bevorstehenden um“, sprach Robin mit ruhiger Stimme, denn sie spürte das Knistern auf dieselbe Weise, wie alle anderen. Beinah sieben Jahren waren seit der Krönung ins Land gezogen. Die Welt sah ihren Käpt’n als einen neuen Piratenkönig an, der nun in die Schlacht zog. Die Stimmen sprachen vom letzten, großen Aufbäumen gegen die Regierung. Bündnisse aller Art waren geschmiedet worden, die gemeinsam versuchten die Welt in eine neue Ära zu lenken. „Ich hab das Gefühl, dass wir das nicht alle überleben“, sprach Nami weiter ihre Gedanken aus, spürte den kalten Schauer, der ihren Rücken hinab jagte. „Unser Bauchgefühl lügt nie und der Gedanke ist in Anbetracht des Kommenden sehr real.“ Schwer schluckte Nami und wich dem Blick aus. So sehr sie sich gegen diese Empfindung auch sträubte, diesen Umstand mussten sie akzeptieren. Irgendwann endete jegliche Glückssträhne und alles schrie förmlich danach. „Wir haben viel durchgestanden. Vielleicht hätten wir an dem Punkt, wo wir das größte Ziel erreicht haben, aufhören sollen.“ „Und doch haben wir weitergemacht.“ Nie sprachen sie offen über dieses Thema und nun, wo der Moment gekommen war, spürte Nami dass das Ende bevorstand. × × „Ich muss sagen, deine Köche sind äußerst wissensbegierig“, hörten sie den ehemaligen Smutje der Strohhüte, der ein breites Grinsen auf den Lippen trug und eine Zigarette hervor holte. Seit er hier war, gaben sie Sanji kaum eine ruhige Minute und so gern er ihnen half und die Rezepte erklärte, verschwand er aus der Küche sobald sich die erste Gelegenheit bot. „Tu nicht als hättest du keinen Spaß daran“, neckte Nami. „Wenn meine Anwesenheit unerwünscht ist, kann ich gerne wieder zurück“, entgegnete er daraufhin theatralisch und nahm einen tiefen Zug. „Heut Abend will ich lieber mit euch ein wenig die Zeit verbringen und der Herd kann gut und gerne auf mich verzichten.“ Nicht sehr oft sahen sie Vivi und da die Gelegenheit da war, wollte er ein wenig mit dieser plaudern, die Stadt erkunden und ja, dennoch suchte er gewiss nach neuen Anregungen, aber stellte er diesen Part tatsächlich zurück. „Keine Sorge, ich habe dich nicht eingeladen damit du für meine Feier arbeitest.“ „Dennoch, ihr werdet die Gerichte lieben.“ Sanji setzte sich, strich seinen Nacken entlang. Die Hitze hatte er zwar in Erinnerung gehabt, aber die Gewöhnung war dennoch an den ersten Tagen schwer. „Und? Worüber haben sich die Schönheiten unterhalten?“ Die Jahre hatten vielen Veränderungen mit sich gebracht, sogar er war Frauen gegenüber ruhiger geworden, hatte allerdings nie diese eine Partnerin gefunden, für die er den Schürzenjäger gänzlich aufgab. Doch konnte er damit leben. Für eine einzige Frau war er wohl nicht geschaffen. „Anscheinend will jemand in Ruffys Fußstapfen treten“, griente Nami belustigt und trank von ihrer Erfrischung. „Da meint es jemand ernst. Seit seiner Kindheit redet er davon…, interessant.“ Nachdenklich kratzte Sanji sich am Bart. „Was sagt sein Vater dazu?“ „Vollkommene Begeisterung ist nicht vorhanden, aber ich habe mehrmals mit ihm darüber gesprochen und ihm meinen Standpunkt verdeutlicht. Ich zwinge mein Kind nicht aufgrund des Königreiches einen Traum aufzugeben.“ Ihr Sohn stand nicht im Zugzwang, er brauchte keine Entscheidung zu treffen, denn die Krone war so gesehen gesichert. Von Anfang an wollte sie ihre Kinder nie in dieselbe Situation manövrieren und selbst wenn sie alle drei einen anderen Weg einschlugen, so würde sie es ihnen kaum verübeln. Sanji lächelte sanft, drückte die Zigarette aus und warf einen Blick auf seine Taschenuhr. „Wir müssen uns bald für den Abend vorbereiten. Es sei denn, wir lassen die Gesellschaft warten und verschwinden in die Stadt.“ „Oh, sehr verlockend, aber glaube mir, der erste, der nach uns sucht ist mein Ältester. Manchmal frage ich mich, woher er dieses Pflichtbewusstsein hat“, meinte Vivi seufzend und stand auf, spürte die Blicke ihrer Freunde auf sich. „Spricht eure Gedanken ruhig aus.“ „Lysop und Kaya müssten bald vom Bummeln zurück sein“, lenkte Nami daraufhin auf ein anderes Thema und folgte der Königin. „Wie Zorro sagen würde: Bei dem Anblick bekommt man Würgereiz.“ „Eifersüchtig?“, erwiderte Nami grinsend auf Sanjis Bemerkung hin. „Nein, aber sie tragen dick auf.“ Und trotzdem fand er es irgendwie schön, wie sie nach all den Jahren noch solche Augen füreinander machten. Der Schützte hatte sich gemausert und die Familie kam an erster Stelle. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte er seine Kinder nie im Stich gelassen und sie mussten nicht ohne ihn aufwachsen. „Ich habe mit Franky gesprochen. Hast du dich endlich entschieden und begleitest uns nach Water Seven? Er hat dich auch schon länger nicht gesehen“, richtete er an Vivi, die sofort nickte. „Alles geregelt. Um nichts möchte ich dieses Wunder verpassen.“ Das Vorhaben, Water Seven eine Zukunft zu bieten, hatte Erfolg und die Anstrengungen wurden belohnt. Die Vorkehrungen waren getroffen und die Stadt schwamm über Wasser. Bei diesem Moment wollte er seine Freunde an seiner Seite wissen und da hatte sie nicht lange überlegen müssen. „Sehr schön. Dann fahren wir übermorgen los.“ × × „Wo ist sie?!“, fragte Nami aufgebracht. Als ob der Verlust der Vier nicht ausreichte, blieb ihre Freundin vermisst. Die Gruppe, die übrig war, gekennzeichnet vom Kampf, die gerade so demselben Schicksal entkam, wich ihrem Blick aus. „Wir haben gesucht, ohne Ergebnis“, fing Franky vorsichtig an. Der Schmerz saß tief, hatten sie ihre Freunde verloren, aber bei ihnen wussten sie es wenigstens, sahen die Leichen. Von Robin jedoch fehlte jegliche Spur. „In Anbetracht der Situation…“, versuchte nun Sanji die richtigen Worte zu finden, „der Kampf war hart, wenn sie bisher nicht aufgetaucht ist, dann…“ Er brachte es nicht über seine Lippen, nicht nach dem Vorgefallenen. „Du hast den letzten Befehl unseres Käpt’ns gehört, Nami…“, sprach Lysop auf sie ein, die sich nur krampfhaft aus ihrer Starre löste. Warum war ihr das Leben nicht wenigstens in einem Bereich gnädig? Epilog: Die Teufelin und die Diebin ----------------------------------- Bedacht fuhr Nami durch ihr noch feuchtes Haar, das recht gemächlich trocknete. Minuten saß sie bloß da, starrte ins Nichts, mit den Gedanken in der Vergangenheit. Obgleich ihr Leben unaufhaltsam fortschritt, existierten seither Momente, die ihr altes Leben abspielten und sie zum stummen Zuseher degradierten. Widerstand war keine Option, aber danach suchte sie nie. Die Vergangenheit hatte sie geprägt und geformt. Und doch: Dreizehn Jahre und ihr Herz spürte weiterhin Reue, die Sehnsucht nach Zeit. Nicht der gemeinsamen Stunden wegen, den Abenteuern. Ein kurzer Augenblick des Abschiedes, der hätte ihr ausgereicht. Unweigerlich suchten ihre Augen das Buch, das am Glastisch vor ihr lag. Auf Reisen machte sie weiterhin Notizen aller Art, eine Gewohnheit, die nie starb. Vorsichtig zog sie eine alte Fotographie hervor. Eine der wenigen, die die gesamte Strohhutbande zeigte, unlängst abgegriffen, mit Altersspuren aller Art versehrt. Mit Brook nahm das Unheil seinen Lauf. Sein zweites Leben hatte er ohne Zögern seinen Freunden geopfert. Eingekesselt von Blackbeard, der seinen Status endgültig neu untermauern wollte, war der Musiker, der ihnen einerseits mit seinen Melodien ruhige Momente gönnte, Nami allerdings gern mit seinen Worten zur Weißglut brachte, chancenlos. Er starb um den Mann, den Ruffy seit dem Tod seines Bruders auf der Rechnung hatte, so lange wie möglich aufzuhalten. Chopper, der süße kleine Arzt, dem sie nie böse sein konnte, ganzgleich welchen Unfug er anstellte. In den Jahren hatte er ihnen Sorgen bereitet, auf eine Weise, wie niemals erahnt. Im Kampf jedoch, da zeigte er das wahre Monster, das in ihm schlummerte. Mit eisernen Willen und monströser Kraft, setzte er seinen Körper ans Limit, das selbst dieser nicht mehr aushalten konnte. Schwermütig stachen ihr die Gesichter derjenigen ins Auge, mit denen sie die längste Zeit verbracht hatte, Zorro und Ruffy. So unfair es womöglich auch klang, ihr Verlust schmerzte umso mehr. Sie hatte Nami in den Tod gehen sehen, Seite an Seite, ein breites Grinsen im Gesicht. Doch sicherten sie das Ende, den Sieg, so ungern davon gesprochen wurde. Manchmal vermisste sie Ruffys Optimismus, Zorros eiserne Nerven. Danach verlor die See nach und nach ihren Reiz, Ziele waren erfüllt und die restliche Crew zog es in die Heimat. Franky suchte Water Seven auf. Stillsitzen und den kommenden Jahren gemächlich entgegen zu sehen, kam für den Cyborg nie in Frage. Die Sunny, die all das unversehrt überstand, fand dort, in den geheimen Abteilen ihre vorzeitige Ruhe. Sein Körper hatte kaum eine Veränderung durchgemacht und nun arbeitete er die gesamte Zeit über mit Eisberg. Lysop hatte sie allesamt überrascht, seine Veränderung im Laufe der Jahre, sein Familieninstinkt. Die Piraterie fand schnell sein Ende, sofort, ohne große Bedenken wollte er sofort zurück und dem neuen Leben entgegensehen. Dennoch blieb eine Eigenschaft, er unterhielt die Leute mit seinen Geschichten. Manche entsprachen durchaus der Wahrheit, waren jedoch so verrückt, dass sie ihn allesamt nicht direkt glaubten und die Leute glaubten, sie entsprachen seiner Fantasie. Sanji, ihr treuester Freund seither. Anfangs verbrachte er einige Zeit im Baratié, doch schnell suchte er eine neue Herausforderung, baute ein eigenes Restaurant auf, wohnte in direkter Nähe zu Nami, daher sahen sie sich jeden Tag. Seine Leidenschaft fürs Kochen pochte weiterhin stark in seiner Brust, aber lernte er die Stille zu genießen. Lehnte zurück und übernahm schon mal lieber, als zuvor, die Büroarbeit. Langsam glitt ihre Aufmerksamkeit auf das letzte Crewmitglied der Strohhüte, Robin. Wie viele Probleme sie lösen mussten. Von Anfang an stand die Beziehung unter einem schlechten Stern, erst die Feindschaft, die nur gemächlich in eine Freundschaft überging, die Wochen in denen sie aneinander vorbei lebten. Gut, im Nachhinein verstand Nami wie oft sie all die Anzeichen ignoriert hatte. Womöglich hätte dadurch sehr viel vermieden werden können, aber irgendwie ergab es einen Sinn. Eine Beziehung mit Höhen und Tiefen, unkompliziert stand immer wieder an der Tagesordnung und doch, Robin hatte nie ihre Seite verlassen. Manchmal dachte sie an die vielen Geschichten rund um die Schwarzhaarige. Oft hatte sie gehört, wie sie des Teufels Kind genannt worden war. Eine Frau, die Unheil brachte und die niemand lange hielt. Aussagen, die sie zum Lachen brachten, denn sie, eine Diebin, hatte das angeblich Unmögliche möglich gemacht. Die Reise war lang, aber am Ende warf Robin all ihre Bedenken über Bord und nie mehr zog sie einen Rückzug, das Davonlaufen in Erwägung. Egal wie der Feind auch hieß. Ungern erinnerte sich Nami an die Schlacht, die Ungewissheit über Robins Verbleib. Dieser Tag, der ihr Leben auf ein Neues ins Unfassbare, in eine neue Bahn lenkte und doch… „War eine schöne Zeit“, hörte Nami nah an ihrem Ohr, eine wohlige Gänsehaut überkam ihren Körper, zwei Hände legten sich um ihre Schultern und drückten sie gegen den anderen Körper. Ein sanftes Lächeln ruhte auf den Lippen der ehemaligen Navigatorin. „Du hast lange warten lassen“, murmelte sie und schloss die Augen, legte ihre Hand auf den Unterarm der anderen. „Worüber zerbrichst du dir den Kopf?“, hauchte sie gegen Namis Wange, zart streiften die Lippen ihre Haut. „Unsere Zeit, den Fall, alles. Ich vermiss sie einfach. Noch bereue ich zu viel.“ Robin warf einen Blick auf das Foto. „Das kommt noch. Du findest noch den Sinn und sie sind nicht grundlos gestorben. Für mich existiert kein Grund zur Reue. Und seien wir ehrlich, allein Ruffy und Zorro sind nie Menschen gewesen, die lieber im Alter gestorben wären.“ Leicht neigte Nami den Kopf zur Seite, suchte das Augenpaar der anderen. Die Worte entsprachen der Wahrheit, aber noch hatte sie diesen Punkt nicht erreicht, ein Grund warum sie die Geschichte niederschrieb. Abschließen gehörte kaum zu ihren Stärken und doch sehnte es sie danach. Alles konnte sie nie vergessen, aber wenigstens lebte die Frau, die sie liebte. Ein Bereich in ihrem Leben hatte somit Gnade bewiesen. Gerade so blieb die Archäologin am Leben, fand, wie versprochen, den Weg nach Hause und dort verweilte sie bis heute. Die Überlegung von vorhin schoss Nami in den Kopf und ein Lachen verließ ihre Lippen. „Was?“, fragte Robin leicht irritiert, doch schwieg die andere, betrachtete nochmals das Bild ehe sie dieses zurück zwischen die Seiten gab, sich aus dem Griff befreite und aufstand. Robin stützte sich daraufhin an der Lehne ab. Die Gefühle blieben dieselben und solange das Schicksal keinen anderen Plan ausheckte, würde sie Robin für den Rest ihres Lebens an ihrer Seite haben. Bedingungslos. Auf Robins verständnislosen Blick hin, gluckste Nami, zog sie die Schwarzhaarige sanft zu sich, legte die Arme um deren Nacken und verstrickte diese in einen Kuss. „Ich hab lediglich daran gedacht, wie ich den Teufel gezähmt habe“, hauchte Nami schließlich gegen die Lippen der anderen und grinste breit, woraufhin Robin mit der Zunge schnalzte. „Gezähmt? Sagen wir eher, du hast mich bestohlen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)