Broken Wings von Kristiania ================================================================================ Kapitel 8: Unbestritten Perfekt ------------------------------- Hallo Ihr Lieben! Also diesmal muss ich euch am Anfang etwas mitteilen: 1. Ein RIESIGES DANKESCHÖN an all diejenigen, die diese Geschichte favorisiert, gelesen, kommentiert und in die Alerts gesetzt haben!!!! (von Sara und von mir) 2. Allen, denen das Fanart gefallen hat, fühlt euch ganz fest von mir umarmt! Das nächste FA ist schon in Planung. Und nun: Viel Vergnügen beim Lesen! Kristiania --------------------------------- Unbestritten Perfekt Damit war meine Folter aber noch nicht vorüber. Es war nicht genug, mir meine Würde als Mann zu nehmen, indem man mich in ein Kleid zwang und mich zugeben ließ, dass es wunderschön aussah. Nein, die Mädchen hatten beschlossen, dass mein Ensemble nicht komplett sei, wenn ich nicht geschminkt wäre. Zu meinem Glück beherrschte das Mädchen, das mich schminkte, es ziemlich gut, so dass ich kaum merkte, dass ich geschminkt war. Seufzend dankte ich ihr und sah finster in den Spiegel vor mir. Vor dem heutigen Tag war ich nie ein Crossdresser gewesen... Jetzt würde ich das für immer mit mir herumtragen. Oder für den Rest meines Lebens. Auf jeden Fall sehr lange. Da ich nun fertig war, widmeten sie sich nun wieder sich selbst. Sie waren in Eile und hatten Mühe, sich nicht gegenseitig umzurennen. Ich setzte mich neben Schwester Monet, jedes Mal, wenn sie wegsah, warf ich ihr böse Blicke zu. Das war alles die Schuld dieser teuflischen Nonne, die nicht einmal aussah, als ob es ihr Leid täte. Meine bösen Blicke funktionierten nicht und ich bemerkte, wie mein Magen laut knurrte. Ich hatte nicht mal gefrühstückt. Ich schätzte, dass in etwa früher Nachmittag war, da sie mich so lange hatten schlafen lassen. "Wie viel Uhr ist es eigentlich?" murmelte ich meine Handfläche. Schwester Monet kramte ihr Handy hervor (ich nehme mal an, dass sie das NICHT hätte haben dürfen...). " Es fast fünf Uhr. Der Ball fängt um Viertel nach an. Bist du fertig, Junge?" fragte sie fürsorglich, als wäre sie meine Großmutter. Ich rollte mit den Augen. "Ja, total." antwortete ich sarkastisch. Das Fehlen von Nahrung bereitete mir schlechte Laune. "Ich hab‘ noch nicht mal was gegessen." " Tja, Schlafmütze, DU hast ja Frühstück UND Mittagessen verschlafen. Weißt du, Berwald hat dich vermisst. Er sah so einsam aus, am Ende des Tisches. Ständig hat er zur Tür gesehen, um zu sehen, ob du noch kommst." erzählte sie mir mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. Die Röte kroch mir auf die Wangen und ich versuchte, ihre Sticheleien zu ignorieren, woraufhin sie in schallendes Gelächter ausbrach. Einige der Mädchen hielten irritiert einen Moment inne, bevor sie fortfuhren, sich für den Ball zurechtzumachen. Eine ihrer runzligen Hände strich tröstend über mein Haar. Mit einem ärgernden Unterton in der Stimme sprach sie weiter. „Wenigstens kannst du mit Ihm zu Abend essen. Er wird sich sicher riesig freuen, dich zu sehen! Ach, ich bin so froh, mein kleiner Tino ist groß geworden und hat endlich jemanden gefunden. Es war so deprimierend dich immer nur alleine zu sehen. Jedes Mal, wenn du dich endlich mit jemandem angefreundet hattest und sie adoptiert wurden, lagst du den ganzen nächsten Tag im Bett und hast geheult. Es hat mir immer das Herz gebrochen, dich so zu sehen.“ „Schwester Monet…. Das war NUR das eine Mal, als meine SCHWESTER adoptiert wurde. Ich hatte nie Freunde…“ Sie sah mich mit weiten Augen an, dann lächelte die wieder. „Entschuldige, ich hab das wohl mit einem anderen Jungen verwechselt. Das ist Jahre her. Ich werde wohl alt und senil. Hmm, wie es wohl deiner Schwester geht… Meine Güte, wie lange ist es her, dass sie adoptiert wurde?“ Ich spürte das enorme Gewicht, das mit diesem Thema auf meinen Schultern lastete. „Fünf Jahre.“ murmelte ich. Die exzentrische Nonne bemerkte meine Niedergeschlagenheit, sah noch einmal auf ihr Handy, nuschelte irgendwas von wegen Zeit und zog mich am Handgelenk aus dem Waschraum. Sie rief den anderen Mädchen noch zu, dass sie in vier Minuten im Speisesaal sein sollten. Sie ließ meine Hand los und eilte weiter den Gang hinunter. Im Gehen warf sie mir noch etwas aus ihren Taschen zu. Ich fing die Gegenstände gerade noch auf und sah, dass es weiße Ballerinas waren. Ich hüpfte hinter ihr her, während ich in die Schuhe schlüpfte und versuchte, mit ihr Schritt zu halten. Wir erreichten den provisorischen Ballsaal, der prächtig dekoriert war in Weiß, Rot und Gold. Ich brauchte einen Moment, um den opulent geschmückten Raum auf mich wirken zu lassen. Ich fühlte mich, als wäre ich ein crossdressender Prinz, der seinen Geburtstagsball hält, um in diesem weiten Land den einen zu finden, mit dem er den Rest seines Lebens zusammen sein wollte. Ich war so abgelenkt, dass ich kaum mitbekam, dass die anderen Nonnen sich bei Schwester Monet beschwerten, sie könne mich doch nicht einfach in Kleid stecken, besonders nicht in eines, in dem ich aussähe, als wäre ich eine Braut an ihrem Hochzeitstag. Sie wehrte ihre Argumente mit demselben Satz ab, mit dem sie mich auch außer Gefecht gesetzt hatte. Dass Gott gesagt hatte, es wäre okay. Es gab reichlich Proteste, die sie mit ihrem Megaphon und einigen sehr … beleidigenden Worten( die ich niemals wiederholen würde!) schnell zum Erliegen brachte. Und ich trug noch immer ein Kleid. Es fühlte sich seltsam an, das einzige Waisenkind im Saal zu sein, ich setzte mich an einen Tisch in einer Ecke und legte meinen Kopf auf meine Hände. Ich versuchte, nicht zu sehr an das Essen zu denken, das gerade aufgetragen wurde, ich war so schon hungrig genug, besonders, als die restlichen Mädchen dazukamen. Das wäre nicht lady-like gewesen. Als die Jungs dann eintrafen, wurde es RICHTIG interessant. Sie sahen alle extrem gut aus, sogar die, die ich nicht besonders mochte und die meisten grinsten recht zuversichtlich, als sie ihren Partner gefunden hatten und sich paarweise die Zeit vertrieben, bevor der eigentliche Ball begann. Ich fand mich selbst betend wieder. Ich betete, dass sie sich alle vor mich stellten, ich unsichtbar wäre. Ich wollte Berwalds Gesicht nicht sehen, wenn er mich in einem Kleid entdeckte. Das war ein beschämendes Bild in meinem Kopf, das ich nicht in der Realität sehen wollte. Bei meinem Glück war es nicht verwunderlich, dass die anderen beschlossen hatten, sich im Raum zu verteilen und mich meinem Albtraum auslieferten. Mit einer Ausnahme: Ich sah Berwald, ehe er mich sehen konnte. Obwohl ich versuchte, mein Gesicht so gut wie möglich zu verstecken, hatte ich freie Sicht auf ihn. Er sah ein wenig verärgert aus. Er lehnte gegen die Wand, die Hände in den Taschen vergraben und er schaute auf den Boden. Berwald suchte NICHT einmal nach mir. Aber ich hatte ja auch nicht nach ihm gesucht. Mein Herz verdoppelte sein Tempo, als er aufsah, und meinen Blick erwiderte. Er sah so… restlos und einfach unbeschreiblich… gut aus. Ungläubig riss er die Augen auf, als könnte er nicht glauben, was er sah. Könnte ich wohl auch nicht an seiner Stelle. Schnell wandte ich meinen Blick von seinem ab und hoffte, er hätte mich nicht erkannt, aber das war lächerlich. Inzwischen kannte er mein Gesicht, auch wenn ich nun Make-Up trug. Wie vorausgesehen, kam er schnellen Schrittes zu mir herüber, sagte keinen Ton, sondern beobachtete mein errötendes Gesicht und meine mädchenhafte Erscheinung nur mit scharfen Augen. Ich hatte erwartet, dass er weiterhin schweigen würde, aber nicht, dass ein Grinsen seine Lippen umspielen würde. Lachte er mich…an? Es wurde mir immer peinlicher, ich biss mir auf die Unterlippe und sah weg, mit dem Saum meines Ärmels spielend. „Nur damit du es weißt… ich mir das nicht ausgesucht.“ hörte ich mich mit bebender Stimme sagen. Sein Lächeln verschwand, was bemerkte, dass es meine Gefühle verletzte. „Tino… d‘ sie’st w’ndersch’n aus“ sagte er, er klang aufrichtig und ich hörte nicht die Spur eines Zweifels in seinen Worten. Ich sah auf, nur um diese Glaubwürdigkeit auch in seinen Augen zu sehen. Ich sah nicht nur das, sondern auch, dass er seine Hand nach mir ausstreckte, damit ich sie nehmen würde. Ich war so von meiner Sorge abgelenkt, dass mir völlig entging, wie die Musik zu spielen begann und die anderen bereits tanzten, lachten und so viel Spaß hatten, wie schon lange nicht mehr. Mein Herz schlug wieder schneller, meine Hand griff automatisch nach Berwalds und er zog mich mit sich auf die Tanzfläche. Mir wurde erst bewusst, was ich tat, als er mich herumwirbelte und mein blödes Kleid den Bewegungen unserer Körper folgte. Er hielt mich dicht an sich gepresst, als hätte er mich Ewigkeiten nicht mehr gesehen, obwohl es nur ein Tag war. „Hast du mich vermisst?“ witzelte ich wegen des festen Griffes herum. Er sah zu mir herunter, seine Augen voller Wärme und Liebe, ohne auch nur ein Wort zu sprechen sagte er mir damit, wie sehr er mich wirklich vermisst hatte. Für einen Moment fühlte ich mich etwas schwach, und geschockt wegen des enormen Verlangens ihn… nun ja, zu küssen. Das erste und einzige Mal hatte er mich geküsst, so vorsichtig und süß, dass es mich nachhaltig aufgewühlt hatte, uns beide die restliche Nacht in verschüchtertem Schweigen zurückgelassen. Aber dieses Mal ERWARTETE ich es, schließlich war ich derjenige mit dem Verlangen. Entgegen dem, was ich wollte, entschied ich mich, dass dafür auch später noch Zeit wäre. Es schien ihm im Moment zu genügen, mit mir zu tanzen und ich hatte wirklich Spaß. Auch, wenn ich Gefahr lief uns beide und die Paare um uns herum zu Boden zu reißen, mit jedem meiner Schritte. Sollte ich je eine öffentliche High School besuchen, würde ich wohl den Abschlussball auslassen und auch jede andere Tanzparty, die da käme. Ich war mehr als dankbar, als wir zu tanzen aufhörten, um etwas zu essen. Mein Magen fing schon an, sich selbst zu verdauen vor lauter Hunger. Ich zog Berwald hinter mir her und blitzschnell quer durch den Raum, damit wir die Ersten in der Schlange waren .Als wir unsere Teller befüllt hatten, gingen wir zu unserem Tisch zurück und ich fing an, das Essen in mich reinzuschaufeln. Es interessierte mich nicht, ob ich das Kleid beschmutzte oder nicht. Berwald aß ebenso schnell wie ich, als hätte auch er den ganzen Tag noch nichts gegessen, obgleich er zu allen Mahlzeiten anwesend war. Ich hielt in meiner Fress-Attacke inne. Ich fragte mich, ob er tatsächlich nichts gegessen hatte, nur weil ich nicht da war. Das würde er nicht tun, oder? Ich beobachtete ihn, während er raus in die sternenklare schneebedeckte Nacht hinausstarrte. Ich spürte, wie sich mein Magen plötzlich zusammenzog und ich schob meinen Teller zu ihm hinüber. Ja, würde er. So etwas würde er für mich tun, auch wenn es absolut unsinnig wäre. Mit - ich weiß nicht was für welche - Tränen in den Augen starrte ich ihn weiter an. Wenn ich darüber nachdachte, was er in seinem Leben schon alles durchgemacht hatte, all der schreckliche Missbrauch, den er diese siebzehn Jahre erleiden musste und nun stand solch ein schöner und wunderbarer Mensch vor mir und ich fragte mich, wie jemand so unglaublich sein konnte, nachdem er die durch die tiefste Hölle gegangen war. Ich wusste, dass ich nicht diese Stärke hätte aufbringen können. Ich hätte mich selbst verloren, sobald es begonnen hätte. Aber Berwald erschien mir wie ein Kriegsveteran, vernarbt und geschlagen, aber noch immer ein Krieger, bereit zu kämpfen. Er war absolut und unbestritten perfekt. Ich liebte ihn mehr als alles andere. Leichte Schluchzer schüttelten meinen Körper, und diesmal bemerkte Berwald sie. Von Anfang an konnte er meine Stimmung lesen wie ein Buch, er schien sogar bereits zu wissen, worum es diesmal ging. Wortlos wie immer, reckte er eine Hand über den Tisch und strich über meine mit Make-Up verschmierten Wangen. Ich griff nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger. Ich liebte ihn… Ich liebte ihn… Ich… „Ich liebe dich!“ ich war zu aufgewühlt um, mich darum zu kümmern, dass ich das gerade laut gesagt hatte. Er schien die Worte erst ganz in sich aufzunehmen, zu verinnerlichen, bevor er mir endlich antwortete „Ich li’be d’ch ‘uch.“ Wie zuvor auch, hielt er mir seine Hand entgegen und ich ergriff sie. Ich wollte nur, dass er mich wieder festhielt, doch ich bekam mehr, als ich erhofft hatte. In dem Moment, in dem er mich in seinen Armen hielt, lagen seine Lippen auch schon auf meinen. Dieses Mal küsste ich ihn zurück, ebenso heftig, wie er mich küsste. Ich wollte ihm dasselbe Gefühl geben, das er mir immer gab, ich fühlte mich nur etwas schwach und völlig zufrieden. Ich wollte ihn glücklich machen, ihm seinen Schmerz nehmen, ich wollte…. „ÄHEM! Tino Väinämöinen, du wirst abgeholt!“ Ich erschrak fürchterlich, als Schwester Monet mich so plötzlich ansprach. Schuldbewusst flammten meine Wangen auf und entfernte mich einen kleinen Schritt von Berwald, der meine Verwirrung sah. „A-a-abgeholt? Gehe ich irgendwo hin?“ stotterte ich, total verwirrt davon, auf frischer Tat ertappt worden zu sein. Sie lächelte, wie sie es so oft, doch es war kein echtes lächeln und mir sank das Herz in die Hose. „Es sieht wohl so aus, als müsstest du dich bald verabschieden, Tino, denn du wurdest wieder adoptiert.“ ----------------------------------------------------------------------- Das war also Kapitel 8. Ich hoffe es hat euch gefallen! Ich freue mich wie immer auf eure Kommentare und ich bin gerne bereit, Ideen von euch in Fanarts umzusetzen! Gebt mir einfach Bescheid und ich gebe mein Bestes! Bis zum nächsten Kapitel!!! Kristiania Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)