Broken Wings von Kristiania ================================================================================ Kapitel 7: Wie Romeo und Julia ------------------------------ Soooo.... Als erstes möchte ich sagen, dass es mir Leid tut, dass ihr solange warten musstet, um dieses Kapitel zu lesen, aber ich wollte es unbedingt mit dem Bild von Tino in seinem ..... Na ja, ich will ja nicht die Überraschung verderben^^'. Also: Viel Spaß beim Lesen ------------------------------------------- Wie Romeo und Julia Natürlich konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen. Wie hätte ich auch..? Vor nicht mal einer Stunde hatte ich meinen ersten Kuss bekommen, noch dazu von einem Jungen, und der morgige Tag würde zweifellos furchtbar werden. Mein Hirn wollte einfach nicht still sein und zusätzlich konnte ich mich nicht davon abbringen, mich zu Berwald zu drehen um zu versuchen, ihn in der Dunkelheit zu sehen, aber vergebens. Anscheinend kümmerte ihn das, was vorhin im Waschraum passiert war, weitaus weniger als mich... Er lag mit dem Rücken zu mir, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Mir war aufgefallen, dass er im Schlaf immer sein Gesicht von mir abwandte. Jede Nacht, wenn er einmal eine Position gefunden hatte, rührte er sich bis zum nächsten Morgen nicht mehr. Ich zappelte unter meiner Decke und versuchte, nicht enttäuscht zu seufzen und die Gänsehaut auf meinen Armen zu ignorieren, die sich durch die Kälte gebildet hatte. Mürrisch dachte ich an die dicke warme Bettdecke, die den Mann neben mir bedeckte. Ich entschied, mir so bald wie möglich auch so eine zu häkeln. Der Winter war hier immer eiskalt, warum hatte ich nicht früher an so was gedacht? Vielleicht, weil mir das Material fehlte...das hatte ich mir nämlich zu Weihnachten gewünscht... Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken und entschied, aufs Klo zu gehen, damit meine Blase nicht gleich explodierte. So leise, wie ich konnte, schlich mich aus dem Zimmer Richtung Waschraum, doch kurz davor hörte ich ein gedämpftes Flüstern. Ich fühlte mich etwas schuldig, weil ich mich um die Ecke schlich und lauschte. Konzentriert versuchte ich die Worte der Personen, zweifellos Nonnen, zu verstehen. „Hast du gehört, was dem armen Kind zugestoßen ist? Einfach furchtbar...“ murmelte die eine, Schwester Grace. „Nein, ich habe nichts mitbekommen.“ antwortete die andere, Schwester Michelle. „Was ist denn vorgefallen?“ Schwester Grace schwieg einen Augenblick, als sähe sie sich um, ob auch niemand sie hören könnte und begann beinahe lautlos zu erzählen. „Na ja, ich hab es nicht von ihm selbst gehört, er redet ja nicht viel, aber ...ein paar andere Schwestern sagen, dass seine Eltern ihn sein ganzes Leben lang misshandelt hätten. Körperlich, geistig und eventuell auch sexuell missbraucht. Sie berichteten, der einzige Grund, warum er nicht immer noch unter ihnen leidet, sei, dass seine Eltern versucht haben, ihn umzubringen, und dann haben sie TATSÄCHLICH seine Großeltern ermordet. Scheinbar hatten sie erst vor kurzem mitbekommen, was seine Eltern Ihm antaten, und wollten ihm wohl helfen und haben ihn zu sich geholt. Das hat sie ihr Leben gekostet...eine Schreckliche Geschichte... einfach nur grausam.“ „Hey, was tratscht ihr hier rum wie Schulmädchen?“ hörte ich Schwester Monet fragen, scheinbar kam sie gerade erst dazu. „Euch ist schon klar, dass ihr etwa fünfundsechzig Jahre zu alt seid, um euch zu benehmen, als wärt ihr in der High School, oder? Kommt schon, es ist auch für uns Zeit, ins Bett zu gehen. Morgen ist schließlich der große Ball.“ Ich hörte sie gehen und die beiden anderen folgten ihr. In dem Moment, in dem die drei weg waren, rannte ich zurück zum Schlafsaal. Ich wusste nicht, was ich tun wollte. Ich wusste nur, dass sie über Berwald gesprochen hatten... es MUSSTE so sein. Es passte... Es passte einfach ALLES zusammen. Wenn er misshandelt wurde, hätte er natürlich Narben davongetragen. Natürlich wäre er so schweigsam. Und natürlich würde er weinen, wenn er seine Babydecke sieht, ordentlich gefaltet, auf seinem Bett liegend. Ich hatte von Anfang an falsche Vermutungen angestellt. Nicht seine ELTERN hatten diese Decke für ihn gemacht, aber ich hätte WISSEN MÜSSEN, dass es seine Großeltern gewesen waren. So, wie die Decke zusammengenäht worden war, diese Art von Stichen war vor der Zeit seiner Eltern beliebt gewesen. Diese Decke war mit Liebe gemacht worden, mit wahrer Liebe... eine Liebe, die ihm seine Eltern genommen hatten. Es tat mir nicht mehr leid, dass ich um ihn gebeten hatte. Nein, nun klang es für mich, als wäre er sein ganzes Leben durch die Hölle gegangen und ich hatte... ich hatte ihn gerettet. Von dieser Erkenntnis aufgewühlt, rannte ich zu Berwalds Bett. Es interessierte mich nicht, dass die Tür zuknallte. Er schlief weiter und schnarchte leise. Endlich konnte ich sein schlafendes Gesicht sehen, dass er immer von mir abwandte. Ich grinste und sah ihn an, sein zerzaustes Haar, sein fast kindliches Gesicht, ohne den finsteren Blick. Ich war eigentlich gekommen um ihn zu wecken und auszufragen, damit mein Geist zur Ruhe kam. Aber jetzt, wo ich hier war und ihn in diesem verletzlichen Zustand beobachtete, konnten alle meine Fragen auch bis morgen warten... Erschöpft fiel ich auf mein Bett und glitt davon. Und erwachte mit einem Megaphon in meinem Gesicht. „AUF GEHT'S, PRINZESSIN! ZEIT DEINE HÜBSCHEN AUGEN AUFZUMACHEN! HEUTE WOLLEN WIR DICH FÜR DEINEN PRINCE CHARMING ZURECHTMACHEN!“ Fast wiederwillig öffnete ich die Augen, ich verstand noch nicht ganz, was Schwester Monet damit meinte. „Wa...?“ fragte ich schlaftrunken und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „ICH SAGTE, DU SOLLST AUS DEM BETT HÜPFEN, SONNENSCHEIN! DIE ANDEREN MÄDCHEN MACHEN SICH SCHON FÜR DEN BALL FERTIG! ALSO LOS, LOS, LOS!“ gellte es in meinen Ohren. Ich verzog das Gesicht. „Aber... ich bin kein Mädchen.“ überrascht sah ich mich um. Alle anderen waren weg. Also waren die Jungs auch schon beim Umziehen? „Wo sind denn alle?“ Sie lachte und, zu meiner Erleichterung, schaltete das Megaphon aus. „Na ja, die anderen sind aufgestanden, als sie zum ersten Mal gerufen wurden. Und jetzt machen sich alle für den Ball heute Abend zurecht. Wir verteilen die Klamotten, also müssen wir euch alle messen und den Mädchen beim Make-Up helfen, das zieht die Sache natürlich in die Länge. Als du den ganzen Morgen dann nicht runter kamst, hat man mich geschickt, dich zu holen. Also... komm endlich aus dem Quark und lass uns gehen!“ Mit diesem Satz griff sie nach meiner Hand und zog mich auf die Beine. „Aber Moment mal...also helfen Sie den Mädchen fertig zu werden? Soll das etwa heißen...“ ich spürte wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht wich, als mich die Bedeutung dieser Worte beinahe erschlug. „Sie wollen mich in ein KLEID stecken?“ Wieder lachte sie, ihre Lachfältchen vertieften sich dabei.“ Genau. Ich habe dir eines ausgesucht, in dem du wunderbar aussehen wirst. Es ist weiß und glitzernd, mit Rüschen und Spitze... uuund es kam zusammen mit diesem echt süßen Barrett ähnlichen Hut!“ Einen Moment lang kramte sie in ihren Taschen herum (wer hätte gedacht, dass Nonnen überhaupt Taschen haben?) und platzierte den Hut vorsichtig auf meinem Kopf. „Das sieht sogar besser aus, als ich dachte! Wo wir das schon mal hätten...“ Brutal wurde ich gegen meinen Willen runter in die Halle und dann in den Waschraum der Mädchen gezerrt, wo das Chaos aus gebrochen war. Wohin man auch sah, hier machte sich ein Mädchen die Haare oder dort versuchte die eine oder andere sich zu schminken... Ich sah mehr Dekolleté, als ich dachte in meinem ganzen Leben zu sehen, und das in den ersten fünf Sekunden. Keine von ihnen schien Notiz davon zu nehmen oder sich darum Gedanken zu machen, dass ich in ihrem Reich war, als ob ich dorthin gehörte oder so. Tatsächlich wurde ich von einigen sogar gegrüßt, die ich näher kannte. Sie mieden Meine Blick und erröteten, als sie bemerkten, dass sie lediglich Unterwäsche trugen. Ich sah still flehend zu Schwester Monet, dass ich hier raus wollte, doch sie ignorierte mich gekonnt und lächelte weiterhin. Sie drängte mich in eine ruhigere Ecke, in der ein sagenhaftes Kleid hing, weiß und mit weiten Ärmeln, das sogar im dumpfen Licht dieses Raumes funkelte. „Okay“ sagte sie, als wir da waren wo sie es wollte. „ Zieh es an.“ Ich sah von ihrem ernsten Gesicht zu dem Kleid. „ I-ICH... ICH KANN NICHT.“ Schüchtern fing ich an, mit dem Saum meines Shirts und meinen Haaren zu spielen, nur um ihr nicht ins Gesicht zu sehen. „Wenn du es in zwei Sekunden nicht selbst anziehst, steck ich dich rein. Ich habe Gott gefragt, er sagt, es ist okay.“ Ich zweifelte daran, dass Er wirklich dachte, es sei 'okay' einen Jungen in ein Kleid zu stecken, als ich das durchtriebene Grinsen auf ihrem Gesicht sah. Aber von ihr ausgezogen werden wollte ich auch nicht, also seufzte ich, schnappte mir das Kleid und ging zu einer Kabine. Die Mädels mussten mich ja auch nicht unbedingt in Unterhosen sehen. Ich zog schnell meine Sachen aus und das Kleid so langsam wie möglich an. Ich hätte heulen können, als ich es dann komplett anhatte. Es kniff an ungewohnten Stellen, da mir der weibliche Körperbau fehlte. Um die Brust herum war etwas eng, aber ansonsten, war es nicht zu ungemütlich. Außer meine bloßen Beine, nicht dass sie stark behaart gewesen wären, aber es fühlte sich seltsam an. Ich kratzte meinen Stolz zusammen, zog das Barrett wieder auf und öffnete die Tür so leise wie es nur ging. Dieses Meer aus Mädchen war plötzlich um einiges mehr an meinem Dasein interessiert, jetzt, da ich ein Kleid trug. Als ich die Kabine verließ, kam mir ein Gekreisch entgegen, fast perfekt in unisono, während mein Gesicht in Flammen aufging. Sie kreischten wie Banshees und ihr Interesse, sich selbst fertig zu machen, ging unter. Ich kämpfte mich zu Schwester Monet durch. Schnaufend schubste sie mich grinsend vor einen Spiegel und ich starrte hinein. Es war erschreckend zu sehen, dass dieses hübsche Gesicht, das da auf mich zurückstarrte, mein eigenes war. Es war nicht irgendein Mädchen, das mir einfach zum Verwechseln ähnlich sah, mit den gleichen weiten, runden und schokobraunen Augen und kurzem blondem Haar. Es passte zu dem Kleid, wie Romeo zu Julia. Es ging alles Hand in Hand, und brachte die besten Eigenschaften zum Vorschein. Unsicher streckte ich eine bebende Hand zu dem reflektierenden Glas aus. Ich registrierte, dass das Gegenüber im Spiegel es mir gleich tat. Aus heiterem Himmel drehte ich mich um, das Kleid strich dabei luftig um meine Beine und stellte sicher, dass die teuflische Nonne, die mir diese Peinlichkeiten antat, zusah. „Also“ fragte sie mich. „Gefällt es dir?“ Ich wusste, dass ich weder mich noch jemand anderes anlügen konnte. Ich konnte noch nie gut lügen. Ich richtete mich etwas auf, vermied die gespannt wartenden Blicke der Mädchen, und wieder schlich sich ein Rotschimmer auf mein Gesicht. „Es ist ….wunderschön.“ Die Mädchen quietschten wieder und tanzten vor Aufregung und Freude umher, sie lachten und jubelten mir zu. Oh Mann, da würde Berwald eine ganz schöne Überraschung erleben..... ---------------------------------- Und an dieser Stelle möchte ich allen voran und ganz besonders meiner Beta-Bambi danken *knuddel*. Und auch ein Dank an alle LeserInnen von BW!! Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder und ich freue mich schon auf eure Reviews und Kommentare!! Kristiania Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)