Watching your Footsteps von TayaTheStrange ================================================================================ Kapitel 6: Pray --------------- "Was ist passiert?", brüllte Ji-Yong, als sie das Wohnzimmer betraten. Eisiger Wind kam ihnen entgegen. Die Hälfte des großen Fensters war in Scherben über den Boden verteilt. Der Leader erkannte Young-Bae, der sich über ihren Jüngsten beugte, welcher zwischen den Spilttern kauerte. Stockenden Schrittes lief er auf die unwirkliche Szene zu, doch Seung-Hyun hielt ihn fest, um ihn davor zu bewahren, in das scharfe Glas zu treten. "Young-Bae..." Der Angesprochene drehte sich um und Ji-Yong wich zurück. In seinen Augen lag der Schock, aber auch ein Vorwurf und er richtete sich gegen ihn. Seung-Ri wandte sich nun ebenfalls um. Ein dünnes Blutrinnsal zog sich aus einem Schnitt über seine Wange seinen Hals hinunter. Seine blutenden Hände bebten. "Hyung, d-das lag auf dem Boden." Dae-Sung sprach ihn vorsichtig an und hielt ihm einen in Papier gewickelten Gegenstand vor die Augen. Ji-Yong nahm ihn aus einem Refelx heraus an sich und wickelte das Papier ab. Darunter kam ein Stein zum Vorschein. Aus der Innenseite des schmutzigen Blattes blickte ihn wieder das Auge an und darunter waren wenige Zeilen hingekritzelt. Die Schrift war zitterig und undeutlich, als wären die Worte im Zustand größter Erregung geschrieben worden. Er hat schon wieder deine Hand gehalten und dich angefasst. Immer ist er dir so nah und ich darf es nie sein. Weißt du nicht, wie sehr mich das verletzt? Ich glaube, ich werde ihm weh tun müssen, damit du es verstehst. Ji-Yong ließ den Stein fallen und taumelte zurück. Für wenige Sekunden erschienen schwarze Punkte vor seinen Augen und er hatte das Gefühl wieder ohnmächtig zu werden. Dann spürte er Seung-Hyun hinter sich, der ihn festhielt und die Welt wurde wieder klar. Der Älteste betrachtete entgeistert die Szene und konnte nichts anderes tun, als die Arme um Ji-Yong zu schlingen, der besorgniserregend schwankte. "Hyung das...", stammelte er mir leichenblassem Gesicht, "der Stein sollte dich treffen..." Ji-Yongs Beine schienen im den Dienst zu versagen, denn auf einmal war es für Seung-Hyun unsagbar schwer, den anderen weiter aufrecht zu halten. Aber es waren nicht die Beine seines Freundes, die schwächer wurden, es waren seine eigenen Arme. "Was... wieso...? Ich..." Es war, als wäre Seung-Hyuns Kopf mit schwarzem Rauch gefüllt, der ihm eine klare Sicht verhinderte. Seung-Ri am Boden. Gerade so schweren Verletzungen entgangen. Young-Bae daneben knieend. Eigentlich hätte er dort liegen sollen, wie konnte es sein, dass es nicht so war? Er müsste dort liegen und bluten. Für einen Moment kam es Seung-Hyun vor, als wäre die Realität aus den Angeln gehoben und es war nicht er, der Ji-Yong stützte, wie er es die letzten Tage getan hatte, es war umgekehrt. Doch auf einmal veränderte sich der Blick in Ji-Yongs Augen, seine Brauen senkten sich und seine gesamte Gesichtsmuskulatur schien sich zu verhärten. Er riss sich von Seung-Hyun los und stürmte zum Fenster um sich weit aus dem klaffenden Loch zu lehnen. Dass die Fensterscherben ihn ebenfalls verletzen könnten, schien er in diesem Augenblick gar nicht wahrzunehmen. "Das Schwein muss noch da unten sein!!", brüllte er, drehte sich mit wildem Blick um und rannte auf die Haustür zu. Seung-Hyun benötigte einen Moment zu lang, um zu verstehen, was vor sich ging, benötigte einen Moment zu viel, die Fassung wiederzuerlangen. Und schon war Ji-Yong aus der Wohnungtür. "Worauf wartest du noch, halt ihn zurück!" Mit den fast gekreischten Worten holte Young-Bae ihn aus der Schreckensstarre und so schnell er konnte, nahm er die Verfolgung auf. Er rannte die Treppen hinunter, sodass er fast stolperte, doch das war egal. Seung-Hyun musste seinen Freund davon abhalten, eine sehr große Dummheit zu begehen, sich für sie in Gefahr zu begeben. Doch als er die Haustür aufriss, stand ihm plötzlich etwas im Weg. Nein, jemand. Es war der Wachschutz. "Was ist hier los?", fragte dieser mit träger Stimme. Seung-Hyun war kurz davor, ihm an die Kehle zu gehen. "Aus dem Weg, Mann!!", brüllte er und versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen. "Nicht so schnell, Herr Choi, erst erklären sie mir..." Seung-Hyun unterbrach ihn. "Lassen Sie mich sofort duch!" Seine Stimme überschlug sich vor Panik. "Sie machen den größten Fehler ihres Lebens! In welche Richtung ist er gerannt?!" Er ließ sich nicht die Zeit für Erklärungen und wartete auch nicht auf eine Antwort, sondern schubste mit aller Kraft, die ihm blieb, den großen Mann beiseite und wollte wieder losrennen. Doch es war schon zu spät. Seung-Hyun hörte Reifen quietschen, dann einen langezogenen Schrei und einen dumpfen Aufprall. "Ji-Yong!!" Seung-Ri mit blutigen Händen, den Blick voll Angst, dieses Bild tanzte vor seinem inneren Auge, als er an dem Mann, der eigentlich für ihre Sicherheit zuständig war, vorbeihetzte. Ji-Yong konnte nicht mehr denken. In ihm staute sich blinde Wut und er wollte sie herauslassen. Er wollte sie an IHM auslassen, IHM so lang Schmerzen zufügen, bis er um seinen Tod bettelte. Die schlimmste Befürchtung des Leaders war zur Realität geworden und er hatte keine Kontrolle mehr über sich. Es war nichts so, wie er es sich erhofft hatte. Mit rationaler Kälte hatte er Seung-Ri nicht beschützen können und wenn auch Seung-Hyun etwas zustossen sollte... Er stürmte um das Gebäude herum, auf die Straße zu, an der dieser Wahnsinnige gestanden haben musste. Regen presselte auf ihn hernieder, während er sich suchend umsah. Um das Fenster zu treffen, musste er auf der anderen Seite gestanden haben, doch dort war niemand. Sich das Wasser in einer energischen Geste aus dem Gesicht wischend rannte er über den Asphalt, nur das Gefühl der Rachsucht in sich spürend. Es geschah so schnell, dass Ji-Yong nicht einmal versuchen konnte, aus dem Weg zu springen. Scheinwerfer blitzen plötzlich im Regen auf und blendeten ihn. Als er auf die Motorhaube des Wagens gehoben wurde, schrie er, obwohl er keine Schmerzen spürte. Das Auto bremste und schleuderte seinen Körper zurück auf die Straße. Sein Kopf prallte hart auf dem Boden auf, danach wusste er nichts mehr. Ein in eine schwarze Regenjacke gehüllter Mann stieg aus und ging auf den Bewusstlosen zu. Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Vorsichtig kniete er sich neben Ji-Yong und ließ seine zitternden Hände über dessen Züge fahren. Seine Finger streiften das nasse Haar von seiner Stirn und griffen dann ein Taschentuch. Er wischte das Blut, das langsam aus einer Platzwunde sickerte und sich an Ji-Yongs Schläfe vorbei seinen Weg suchte, von dessen Haut. Dann hörte er Schritte. "Ji-Yong! Wo bist du!!!! Ji-Yongaaaaaa!!!!" Seung-Hyun brüllte sich die Kehle aus dem Leib. Panisch suchte er in allen Richtungen, durch den Regen und die Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen, doch dort stand ein Wagen, dessen Scheinwerfer brannten. Das Licht wurde für einen kurzen Moment durchbrochen. Es rannte jemand davon. "Ya! Stehen bleiben!" Er wollte der Gestalt folgen, doch dann erblickte er Ji-Yongs Körper, der regungslos auf dem Asphalt lag. Sein erster Drang war dem Mann dennoch hinterherzurennen, der so brutal in ihr Leben eingegriffen hatte, doch Ji-Yong war wichtiger. Mit einigen großen Schritten war er bei ihm und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Die Kleidung seines Freundes war dreckig und durchnässt, doch das schlimmste war die Platzwunde an der Stirn, die nicht aufhören wollte zu bluten. Seung-Hyun spürte heiße Tränen in seinen Augen und einen heiseren Aufschrei der Wut und des Hasses in seiner Kehle brennen, als er sich über Ji-Yong beugte und in diesem Moment schwor er sich, dass er dieses Arschloch erwischen und kalt machen würde. Der schwere Rauch in seinem Kopf hatte Platz gemacht für ein hell loderndes Feuer, dass nur durch Vergeltung zu löschen sein würde. Da, Schritte! Seung-Hyun drehte sich um und erwartete fast, den fremden Mann hinter sich zu sehen, wollte schon aufspringen um auf ihn einzuprügeln, doch es war nur Young-Bae, der mit sorgenvollem und schockierten Blick hinter ihm zum stehen gekommen war. Einige Meter entfernt, stand der Mann vom Wachschutz und auch er war bleich. "Was ist passiert?" Young-Baes Stimme war panisch, er konnte nicht begreifen, was sich in den letzten Minuten abgespielt hatte. Zwei seiner Freunde blutend, verletzt. "Steh nicht so dumm rum!", brüllte Seung-Hyun den Jüngeren an, "Ruf sofort einen Krankenwagen!!" Mit zitternden Fingern kramte Young-Bae nach seinem Handy. Als er es endlich gefunden hatte, ließ er es fast fallen. Der Schreck saß ihm tief in den Knochen. Endlich hatte er die Nummer eingetippt. Seung-Hyun kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich zu sprechen begann. Die Sekunden verrannen wie Sand zwischen seinen Fingern und je mehr Zeit verging um so größer wurde seine Angst um Ji-Yong. Warum hatte er nicht die Macht, die verdammte Zeit zu stoppen, sie anzuhalten, um ein wenig zu Atem kommen zu können? Er wollte es nicht, doch er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Verzweifelt schluchzend über Ji-Yong gebeugt kniete er hier und fühlte sich so hilflos und unnütz wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er wollte Ji-Yong an sich ziehen, ihn in den Arm nehmen, doch er konnte es nicht, zu groß war die Angst, ihn noch mehr zu verletzen. Hinter ihm stand immer noch Young-Bae, der sich nicht traute näher zu kommen. Sich noch nicht einmal traute, ein aufmunterndes Wort zu sagen. Aber was hätte in dieser Situation auch schon aufmunternd sein können? Seung-Hyun kniete noch immer auf dem harten Asphalt, als der Krankenwagen eintraf und es war ein Sanitäter, der ihn schließlich vom Boden aufhob und in die Hände Young-Baes übergab. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, nachdem sie das Krankenhaus betreten hatten. Die Vier mussten warten und sie taten es in betroffenem Schweigen. Seung-Hyun hatte beinahe darum gefleht, zusammen mit Ji-Yong im Krankenwaren fahren zu dürfen, aber es war ihm versagt worden. Der Einzige von ihnen, dem diese Möglichkeit offen stand, war Seung-Ri, da er selbst Verletzungen davon getragen hatte. Er und Dae-Sung hatten den selben Schock erlebt, wie die beiden Älteren, als sie den Ort des Geschehens erreichten. Der Jüngste versprach, sofort anzurufen, wenn er etwas erführe, bevor der Rest in der Klinik einträfe. Die drei Verbliebenen hatten sich das nächste Taxi gerufen und waren ihnen so schnell es ging gefolgt. Seung-Ri war nun wieder bei ihnen, ein Pflaster auf der Wange und Verbände an den Händen. Die Schwester hatte ihm mitgeteilt, dass keine Narben zurückbleiben würden. "Meine Herren?", erklang plötzlich eine Stimme neben der Gruppe. Voll Hoffnung richtete sich Seung-Hyuns Blick auf den Mann, der nun vor sie trat. Aber es war nur ein Polizeibeamter, der ihnen einige Fragen zum Unfall stellen wollte, kein Arzt mit guten Nachrichten. Er bat den Ältesten, ihm eine genaue Beschreibung der Person zu geben, die er hatte weglaufen sehen. Mehr jedoch, als dass die Person groß und von dünnem Körperbau gewesen zu sein schien, konnte er nicht berichten. Wäre er diesem Perversen nur gefolgt, er hätte ihn hier und heute ausliefern können! Doch niemals hätte Seung-Hyun es über sich gebracht, Ji-Yong einfach liegen zu lassen. "Und das Auto? Er...er hat es stehen gelassen. Können sie darüber nichts rausfinden?", hakte Dae-Sung verzweifelt nach, als es ihm einfiel. Das musste doch ein Hinweis sein. Er erntete ein enttäuschendes Kopfschütteln. "Leider nicht. Der Wagen ist heute als gestohlen gemeldet worden. Wer auch immer dieser Kerl ist, er plant die Dinge, die er tut. Sie müssen sehr vorsichtig sein." "Wir sollen vorsichtig sein??!!" Seung-Hyun fuhr hoch. Er war kurz davor zu explodieren. Wenn dieser Securitytyp seine Aufgabe richtig erledigt hätte, wäre dies alles nicht passiert. "Was nützt Vorsicht!??? Ji-Yong...er....er..." "Es geht ihm gut." Ihre Köpfe schnellten herum. Diesmal trug die Person, die sie ansprach, einen weißen Kittel. "Es...es geht ihm gut?" "Nun ja, den Umständen entsprechend. Er hatte sehr viel Glück. Ein paar Prellungen, eine Gehirnerschütterung und ein Schleudertrauma, aber es hätte ihn weitaus schlimmer treffen können. Wenn sie wollen, können sie jetzt zu ihm. Er ist allerdings noch nicht aufgewacht." Mit diesen Wortetn deutete der Arzt den Gang hinunter und nannte den Vieren die Zimmernummer. Ohne zu zögern stürmten sie los. Erst kurz vor der Tür hörten sie auf zu rennen und öffneten die Tür so leise wie möglich. Seung-Hyun war der Erste, der den Raum betrat. Es war ein sauberes und helles Zimmer, doch das nahm er kaum wahr, seine einzigen Gedanken galten seinem verletzten Freund. Ji-Yong sah sehr zerbrechlich aus, wie er mit einer dicken Halskrause und einem Verband um die Stirn in dem großen Bett lag, zwischen den Kissen fast versinkend. Die Vier stellten sich um das Bett herum, doch keiner sagte ein Wort. Die Situation war ihnen viel zu fremd, als dass ihnen etwas angemessenes eingefallen wäre. Ihre Gedanken kreisten nur um den Verletzen. "Wenn wir Glück haben, wacht er heute noch auf." Der Arzt war hinter ihnen ins Zimmer getreten und aus Höflichkeit in einigem Abstand zu ihnen stehen geblieben. Seung-Hyun drehte sich um und seine Augen flehten förmlich, dass der Mann in weiß Recht behalten sollte. "Wie lange wird es dauern, bis er wieder gesund ist?" Die Frage kam von Seung-Ri, der nervös am Zipfel seiner Jacke herumfummelte. "Das ist schwer zu sagen. Ein Schleudertrauma ist eine schwerwiegende Verletzung, die auch chronische Beschwerden nach sich ziehen kann. Es ist uns allerdings unmöglich, die Schwere der Verletzung festzustellen, solange ihr Freund schläft und wir nicht einige Tests mit ihm gemacht haben", kam die Antwort in einstudiert bedauerndem Tonfall. Seung-Ri nickte und senkte den Kopf, als gäbe es im Moment nichts interessanteres als seine Turnschuhe. Seung-Hyun trat noch näher an das Bett und betrachtete das bleiche Gesicht seines Freundes, nahm seine Hand in die eigene und streichelte sie sanft. "Ji-Yonga... wach schnell wieder auf", wisperte er. Aber Ji-Yong wachte nicht auf. Seung-Hyun bettelte ihn in Gedanken an. Das Gesicht ihres Leaders blieb stumm und unbewegt. Young-Baes Hand legte sich auf die Schulter des Ältesten und und drückte sie, um ihm zu signalisieren, dass sie alle bei ihm waren. Niemand von ihnen musste dies allein durchstehen. Die Hand ihres Jüngsten zuckte nervös. Auch er war unfähig gewesen, etwas zu tun, als Ji-Yong sich direkt neben ihm aus dem zerstörten Fenster gelehnt hatte. Er betrachtete die Verbände, die seine Handflächen bedeckten, dann fiel sein Blick auf die bewusstlose Gestalt im Bett. Tränen drängten sich zurück in seine Augen und Dae-Sung konnte dies nun nicht mehr weiter mitansehen. Seine Arme schlangen sich um Seung-Ri und er drückte ihn fest an sich. Wenige Sekunden später schluchzte jener an der Schulter des Älteren laut auf und es war, als würde er für sie alle weinen. Ihr Manager betrat im Laufe des Abends ebenfalls das Zimmer, um ihnen gut zuzusprechen. Er informierte sich über Ji-Yongs Zustand, klärte wichtige Dinge mit dem Krankenhaus und verweilte noch einige Zeit bei ihnen. Als die Uhr beinahe zwölf schlug, brachte er drei von den Vieren endlich dazu, nach Hause zu fahren, damit sie sich ausruhen konnten. Ihr Apartment war bereits untersucht und danach gesäubert worden, sie müssten sich somit keine Sorgen darum machen. Nur Seung-Hyun wollte unter keinen Umständen von Ji-Yongs Seite weiche. Er argumentierte, dass jemand bei ihm sein müsste, wenn er erwachte...sonst würde er Angst bekommen. Jenem Argument gab es nichts entgegenzusetzen und so ließen sie ihren Ältesten gemeinsam mit ihrem Leader im Krankenhaus zurück. Auch Young-Bae, Seung-Ri und Dae-Sung war bei diesem Gedanken etwas wohler. Ji-Yong sollte nicht allein sein. Nicht, wenn dieser Verrückte hatte entkommen können. Wie Seung-Hyun die nächsten Stunde verbrachte, löschte sich nach dieser Nacht völlig aus seiner Erinnerung. Ohnmächtig irgendetwas für den Menschen, den er liebte, tun zu können, saß er einfach nur neben ihm. Er wagte sich nicht einmal aufzustehen. Beide seiner Hände hatten Ji-Yongs umschlungen. Sie war kalt und er versuchte sie zu wärmen, indem er unaufhörlich darüber streichelte. Wieder und wieder Tränen seinetwegen vergießend glitt der Ältere irgendwann in einen unruhigen Schlaf über, in dem sein Kopf sich neben Ji-Yongs Körper bettete. Es musste breits gegen 3 Uhr morgens sein, als der Jüngere sich zum ersten Mal wieder regte. Die Regung war nur ein leichtes Zucken seiner Augenlider, doch langsam begann er sich aus seinem Unterbewusstsein vorzuarbeiten und wahrzunehmen, wie gedämpftes Licht hinter seinen Lidern erschien. Und er spürte noch mehr. Ein Luftzug streifte seine rechte Hand. Sie war umschlungen von einer anderen und sie war warm. Nun kehrte Ji-Yongs Erinnerung langsam zurück und sein Kopf begann wieder zu arbeiten. Sein Kopf pochte und schmerzte. Der Unfall! Vor Schreck über das plötzlich zurückkehrende Bild von auf ihn gerichteten Autoscheinwerfern riss er die Augen auf und versuchte sich zu bewegen. Dies war eine schlechte Idee, sofort zuckten stechende Schmerzen durch seinen gesamten Körper. Stöhnend sank er in die Kissen zurück, wobei sich seine Hand fest um die Seung-Hyuns geschlungen hatte. Dieser schreckte sofort auf, als er die Bewegung Ji-Yongs registrierte. Er brauchte kurz, um den Schlaf aus seinen Augen zu blinzeln, dann fand er sich wieder in der Wirklichkeit ein. Und tatsächlich, Ji-Yong war wach, sein Gesicht schmerzverzerrt. "Ji-Yonga, endlich bist du wieder wach. Ich hatte solche Angst", wisperte er und presste die Hand seines Freundes an die Brust. Wieder brannten ihm Tränen in den Augen. Er vergrub sein Gesicht an Ji-Yongs Brust, um sie zu verstecken. Um seinen Freund zu spüren. "Ich... aua... mein Nacken...", stöhnte Ji-Yong und versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, um einen Blick auf die Umgebung und auf Seung-Hyun zu werfen. Doch Schmerzen und eine Halskrause verwehrten ihm dies. "Möchtest du, dass ich die Schwester rufe oder dem Arzt bescheid sage?" "Nein, ich... ich bin so müde... es tut so weh..." "Dann schlaf schnell wieder, du musst dich erholen." In seinem Inneren fügte Seung-Hyun noch hinzu, dass er schnell wieder der Alte werden sollte, aber es blieb wohl kaum zu erwarten, dass die schrecklichen Ereignisse seinen Freund nicht verändern würden. Als er schließlich aufsah, waren Ji-Yongs Augen wieder geschlossen, doch er konnte nicht sagen, ob dieser schlief oder nicht, denn er atmete schwer und ab und zu ging ein leichtes Zucken durch seinen Körper. Seung-Hyun rechnete damit, dass er in dieser Nacht kein Auge mehr zutun könnte und tatsächlich zeichnete sich bereits Helligkeit am Horizont ab, als ihm endlich die Augen zufielen. Sein Schlaf war kurz und unstet, bei jeder Bewegung Ji-Yongs zuckte er ebenfalls zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)