Cast in the same mould von Zimtstern (That‘s what brothers are for) ================================================================================ Kapitel 1: Two [...] -------------------- Ihr Lieben! Schön, dass ihr euch hier her verwirrt habt. Das hier ist eine Gen Fiction, da es davon einfach viel zu wenige gibt. Das Format ist etwas ungewöhnlich & auch für mich hat es sich beim Schreiben erst komisch angefühlt. Es ist besonders im englischsprachigen Bereich sehr beliebt & hat mich so begeistert, dass ich es auch mal ausprobieren wollte. Das hier ist der erste von drei geplanten Teilen. Ich hoffe, es findet bei euch Anklang. Über Rückmeldung in Form eines kleinen Kommentars würde ich mich wie immer sehr freuen. :) 2012, Oktober: Als Albus erkennt, dass er seinen Bruder hasst Albus ist so ziemlich genau sechseinhalb Jahre alt, als ihm auffällt, dass er seinen großen Bruder hasst. Es ist eine erschreckende Erkenntnis, die ihm auf der Geburtstagsfeier seiner Großmutter Molly kommt. Die ganze Familie hat sich im Fuchsbau zusammengefunden und drängelt sich in dem gemütlichen Wohnzimmer zusammen. James steht wie immer im Mittelpunkt seiner Cousins und Cousinen, die ihm wie hypnotisiert an den Lippen hängen und jedes Wort seiner abenteuerlichen Erzählungen wie ein Schwamm begierig aufsagen. Albus steht im Abseits (und das ist leider nichts Besonderes), an die warmen Kacheln das Kamins gedrängt und ist geschockt über seine plötzliche Erkenntnis. »Du bist genau wie James. Deine Namensgeber wären sicher stolz auf dich gewesen.« Die Worte kommen von dem Tisch der Erwachsenen und treffen Albus wie eine Ohrfeige. Das ist es, wofür er James hasst, stellt er für sie selbst fest. Dafür, dass er angeblich genauso so ist, wie ihr Großvater. Dafür, dass er immer und überall die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dafür, dass er bereits drei Tage nach seiner Geburt auf der Titelseite des Tagespropheten und der Hexenwoche war, während es bei Albus nur noch für eine kleine Randnotiz gereicht hatte. Und ganz besonders dafür, dass er von allem und jedem gemocht wird und einfach immer, immer, immer im Mittelpunkt steht. James darf frech sein, darf sich alles erlauben und wird niemals ernsthaft dafür gescholten. Wenn Albus jedoch einmal einen Streich ausheckt, blickt seine Mutter ihn mit ernst gerunzelter Stirn an und sein Herz rutscht ihm in die Hose. Auch Albus kann lebhaft und wild sein und sich tolle Geschichten ausdenken. Nur bekommt er nie die Gelegenheit dies auch zu zeigen, denn James hat bereits die Rolle des Wildfangs für sich beansprucht. Für Albus bleibt nur die des vernünftigen, schüchternen Langweilers. Und die kommt bei seinen Cousins und Cousinen leider nicht halb so gut ein. »Ich mag dich viel lieber.« Albus zuckt erschrocken zusammen, als ein leises Flüstern ihn aus seinen dunklen Gedanken zieht. Als er aufsieht blickt er direkt in ein paar dunkle Augen, die seinen mit Wärme und Aufmunterung begegnen. Fred hat sich unbemerkt aus der Gruppe, die James umringt, gelöst und ist zu ihm hinüber getreten. »Was?«, haucht Albus ein wenig verunsichert, als befürchte er, Fred hätte seine böse Gedanken lesen können. »Ich mag dich viel lieber. Ich dachte, das solltest du vielleicht wissen«, wiederholt Fred seine Worte und begründet somit den Anfang einer besonderen Freundschaft. 2016: Als Albus‘ schlimmstes Lebensjahr beginnt Am ersten September 2016 beginnt Albus mit Abstand schlimmstes Lebensjahr. Er ist zehn Jahre, als James eine Eule mit einem Brief aus Hogwarts erhält. Niemand hat je daran gezweifelt, dass James nach Hogwarts gehen würde. Bereits mit drei Jahren hatte er erste Anzeichen von Magie gezeigt, welche bei Albus zu diesem Zeitpunkt noch auf sich warten lassen. Seine Eltern sprechen vor ihm nicht darüber, aber Albus weiß, dass sie sich Sorgen machen, er könnte ein Squib sein. Sogar Lily hat es bisher zwei Mal fertig gebracht ihr feuerrotes Haar mehr oder minder absichtlich in ein unauffälliges dunkelblond zu verwandeln, nachdem sie von den Muggel-Kindern in der Nachbarschaft dafür geärgert wurde. Fred schafft es seit seinem achten Lebensjahr seine Wackelzähne wieder so fest zu zaubern, dass sie gezogen werden müssen. – Wie auch immer er das anstellt. Albus ist neidisch auf ihn und Lily, weil auch er manchmal Lust auf eine andere Haarfarbe hat und ihm zur Zeit so viel Zähne wackeln, dass er in ein paar Wochen aussehen wird, wie ein zahnloser Opa. Und er hat Angst, Angst, Angst, dass er wirklich ein Squib ist, so wie es James sagt, wenn sie streiten und er ihn ärgern will. Er hat Angst, dass er niemals nach Hogwarts fahren wird, wie James es tut und dass er auf eine Muggel-Schule gehen muss und ein Muggel-Leben führen muss, während seine Geschwister und Cousins und Cousinen das Zaubern erlernen werden. Seine Mom sagt ihm, dass er noch genug Zeit hat und sein Dad verspricht ihm, dass auch er nächstes Jahr fahren wird. Aber das macht nichts besser, denn als James seinen Brief bekommt und alleine mit seinen Eltern in die Winkelgasse aufbricht, um sich seinen ersten Zauberstab und Schulbücher und eine Eule (James kriegt einen eigenen Waldkauz, den er Galahad nennt, wie den Ritter der Tafelrunde. Und Albus könnte heulen, weil wenn er nicht magisch ist, dann wird er nie eine eigene Eule von seinen Eltern kriegen!) kauft. Albus fühlt sich schrecklich, als James in den Zug steigt und mit ihm am Horizont verschwindet. Das Verhältnis zwischen ihm und seinem Bruder ist nicht das beste. Eine übliche Mischung aus geschwisterlicher Liebe und Rivalität eben und Albus hatte immer geglaubt er würde es genießen, wenn sein Bruder aus dem Haus war. Nun aber vermisst er ihn fürchterlich. Alles ist so ruhig und die volle Aufmerksamkeit aller zu haben ist nicht immer das Beste, wie er feststellen muss. Er muss sich mehr um Lily kümmern, als sonst. Er kann sich jetzt immer in James Zimmer schleichen und mit dessen Spielzeug spielen aber es macht absolut keinen Spaß. Er möchte nicht den letzten Rest Pudding essen, wenn er ihn nicht zuvor im »Kampf« gewonnen hat. Eigentlich möchte er gar nichts mehr essen. Er wartet lieber auf Briefe von James, als mit Fred zu spielen, auch wenn er das nicht zugeben mag. Aber das schlimmste ist noch immer, dass er keine Spur von Magie zeigt, so sehr er sich auch bemüht und es zu erzwingen versucht. Albus spürt, dass ihm die Zeit davon läuft, wenn er nächstes Jahr nach Hogwarts fahren soll. Und das ist die einzige Möglichkeit, wenn er sich nicht in den darauffolgenden sechs Jahren elendig fühlen will. James kommt zum Weihnachtsfest nach Hause. Er strubbelt Albus zur Begrüßung durch das Haar und er fühlt sich ein wenig besser. Dann aber beginnt James zu erzählen. Von den Abenteuer in Hogwarts (die Albus befürchtet niemals erleben zu können) und von seinen neuen Freunde. Frank und Joshua. Albus kann sie vom ersten Moment an nicht leiden, denn sie beherrschen fast jeden Satz seines Bruders. Als seine Mutter einmal beim Abendessen vorschlägt, die beiden für ein paar Tage einzuladen, platzt Albus der Kragen. Er will die beiden nicht hier haben, denn James verbringt ohnehin mehr Zeit mit ihnen. Er will seinen Bruder über die Ferien alleine haben, auch wenn er das nicht sagen kann. Vor lauter Wut und Frustration und purer Verzweiflung ballt er die Fäuste und – da passiert es. Das Essen der fünf Potters springt aus den Tellern, als sei es so eben lebendig geworden. Lily kreischt entsetzt auf, als ihr Pudding wie ein Geschoss gen Decke saust und dort kleben bleibt. Die Suppe sprüht wie Regen über sie und James Glas zerberstet in seiner Hand. – Alle starren nur Lily an, doch diese wimmert erschrocken und dann wandern die Blicke zu Albus, der erst jetzt versteht, was da gerade passiert ist. James Hand blutet und er verzieht das Gesicht, als seine Mutter ihm drei große Splitter aus der Wunde zieht. Albus fühlt sich elend und schuldig und beschämt, doch all das ist wie weggewischt, als sein Bruder ihn anstrahlt. »Ich bin so stolz auf dich!«, lässt er verlauten, woraufhin Albus ihn verwirrt anblickt. »Mensch Al, verstehst du nicht, was das bedeutet? Du wirst nach Hogwarts fahren. Wir werden nach Hogwarts fahren.« Und Albus ist schwindelig vor Glück, als er das begreift. Der Rest des Jahres vergeht wie im Flug. 2017, September: Als Albus Erbmaterial Angst nicht vorsieht Albus hat fürchterliche Angst vor seinem ersten Schultag, auch wenn er das vehement abstreitet. Er ist blass und er kriegt am letzten Augusttag kaum einen Bissen hinunter. James beäugt seinen Bruder beim Abendessen kritisch von der Seite, grinst und zieht ihn immer wieder damit auf, dass er in Slytherin landen würde. Er denkt nicht im Traum daran, dass das wirklich geschehen könnte. Für ihn ist Albus ein echter Löwe, aber das muss dieser nicht wissen. James und Albus haben sich genau ein Jahr lang ihres Lebens ein Zimmer geteilt und daran kann sich zum Glück keiner der beiden mehr erinnern. Trotzdem zieht es Albus in der Nacht zu seinem Bruder hinüber, weil er nicht schlafen kann. Auch James findet keine Ruhe, zu stark ist das freudige Kribbeln in seinem Bauch, doch als Albus in sein Zimmer tapst, tut er verschlafen und orientierungslos. »Hast du Angst?«, will er schließlich von Albus wissen, der sich im Schneidersitz an seinem Bettende niedergelassen hat und bekümmert in seinen Schoß starrt. »Nein!«, trotzig reckt sein jüngerer Bruder das Kinn vor. »Nein, ich habe keine Angst. Mein Dad ist der Der-Junge-der-überlebte. Er hat zwei Todesflüche überstanden und ein Trimagisches Turnier gewonnen und Lord Voldemort besiegt. Es ist nicht in meinem ge- uhm-« »Genetischen«, hilft James ihm auf die Sprünge. »Genetischen Erbmaterial vorgesehen, Angst zu haben.« Albus wiederholt die Worte, die James ihm vor einem Jahr auf exakt dieselbe Frage geantwortet hat. James weiß, dass sein Bruder in Wirklichkeit höllische Angst hat und bietet ihm an, bei ihm zu schlafen. Die Nacht über reden sie so lange über Hogwarts, bis sie mitten im Gespräch einschlafen. 2017, September: Als James lernt, was es wirklich heißt, ein großer Bruder zu sein Noch auf den Bahnsteig kann James es nicht lassen, seinen jüngeren Bruder aufzuziehen. So lange, bis seine Mutter ihn mit wenigen Worten und einem strengen Blick verstummen lässt. Eigentlich hat er sich vorgenommen, auf seinen Bruder zu warten. Mit ihm ein Abteil zu suchen, ein Bisschen auf ihn Acht zu geben. Immerhin fährt er bereits zum zweiten Mal nach Hogwarts. Er ist der Ältere, der Erfahrenere, er hat die Verantwortung für Albus. Doch kaum ist er durch die Absperrung hindurch auf dem Bahnsteig 9 ¾ angekommen, fallen ihm seine Freunde in den Blick. Mit einem Mal sind die Gedanken an Albus weggewischt und kommen erst wieder, als er wenige Minuten später keuchend vor seinen Eltern zum stehen kommt um ihnen brandheiß zu erzählen, wie Teddy und Victoire eng umschlungen und knutschend (knutschend! Wieso verdammt knutscht Teddy mit James Lieblingscousine?! – Er kann nicht umhin sich hintergangen zu fühlen) in der Zugtüre stehen. Die meiste Zeit der Fahrt verbringt James damit, abwechselnd seiner Cousine Löcher in den Bauch zu fragen (»Seit wann geht das jetzt schon?« und »Warum habt ihr mir nichts gesagt?!« und am allerwichtigsten »Seid ihr jetzt zusammen? So ein richtiges, echtes Paar?!«) und den Beschützer für seinen Bruder zu spielen (»Das würde ich an deiner Stelle nicht essen, Al.« und »Hey pass auf, wen du da so durch die Gegend schubst. Das ist mein kleiner Bruder, du Vollpfeife!« und besonders gegen Ende »Zieh deinen Umhang an, Al. Nein, nicht später, jetzt. Warte, du hast den Kopf in deinem Ärmel, lass mich mal … so und jetzt gib auf die Thestrale Acht.«) Albus seinerseits verbringt die Fahrt damit, sich die Nase gemeinsam mit Rose an der Fensterscheibe platt zu drücken und über die vorbei ziehende Landschaft zu staunen. Natürlich kann James es nicht lassen, seinen Bruder weiter aufzuziehen. Er sinniert darüber, was passieren würde, wenn James vom Sprechenden Hut nach Slytherin gesteckt werden würde und was für eine Schande das doch für die ganze Familie wäre, denn immerhin waren bisher all ihre Vorfahren in Gryffindor gewesen. Dennoch denkt James nicht eine Sekunde daran, dass es für Albus ein anderes Haus als das der Löwen geben könnte. Immerhin sind sie Brüder. Es kann gar nicht anders laufen. Sie werden beide in Gryffindor sein und spätestens nächstes Jahr zusammen in der Quidditchmannschaft spielen. »Potter, Albus Severus.« James hebt gespannt den Kopf, als der Name seines Bruders fällt. Ein Raunen geht durch die Halle, so wie es auch bei seiner eigenen Auswahl im letzten Jahr der Fall war. Er sitzt zwischen seinen beiden besten Freunden am Gryffindor Tisch und als Joshua Wood zu seiner linken und Frank Longbottom zu seiner rechten zu kichern beginnen (vermutlich wegen Als Namen. Alle finden ihn seltsam und James selbst bedauert seinen Bruder dafür, weswegen er ihm diesen weitaus cooleren Spitznahmen verpasst hat, kaum dass er ihn zum ersten Mal gesehen hatte), rammte er ihnen beiden synchron einen Ellenbogen in die Seite, so dass sie zu Husten beginnen. Inzwischen sitzt Albus auf dem Stuhl in der Mitte der Halle. Der Hut ist ihm weit über das Gesicht gerutscht und es dauert wirklich Ewigkeiten. Zumindest kommt es James so vor. Und dann passiert es. Der Hut fällt eine Entscheidung, die James Welt zum Wanken bringt. »Slytherin!«, schallt es durch die große Halle und während der Tisch unter den grünen Bannern zu jubeln beginnt, springt James entsetzt und wütend von seinem Platz auf. »Nein!«, ruft er entsetzt und ein Dutzend Schüler starren ihn verwirrt an. Er möchte den Hut an sich reißen und ihn anschreien, dass er einen großen, großen (wirklich großen) Fehler gemacht hat. Er möchte, dass er seine Entscheidung rückgängig macht. Auch Albus selbst scheint geschockt zu sein. Nur zögerlich gibt er den Hut zurück, damit die Verteilung auf die Häuser weiter gehen kann. Während er langsam zu seinem angestammten Platz schlurft, starrt er aus großen, entsetzten (und verdammt schuldbewussten – und das ist es, was James am meisten fertig macht. Diese Schuld. Als sei es sein Fehler, dabei ist es die des verdammtes Hutes!) Augen an. Frank versucht James aufzumuntern. Sie können doch noch immer Kontakt haben, sehen sich beim Essen und in ihrer freien Zeit und vielleicht ist es auch ganz gut, wenn sie nicht dauernd aufeinander hocken, sagt er. Joshua sieht es pragmatisch und erklärt, dass Slytherin doch gar nicht so schlecht sei (»er hätte auch nach Hufflepuff kommen können und dann hätte ich gerne mal dein Gesicht gesehen« sind seine genauen Worte – Aber James denkt, dass ihm alles lieber gewesen wäre, als Slytherin). Sie erinnern ihn beide an die Zwillinge Lorcan und Lysand Scamander, die im letzten Jahr von dem Hut getrennt wurden und sich inzwischen auch damit arrangiert haben. Aber für James ist der Abend gelaufen. Er ist entsetzt und seine Gedanken rasen wirr im Kreis. Er weicht Albus Blick aus und seine Stimmung hebt sich nicht einmal, als wenigstens Rose nach Gryffindor geschickt wird. Fred wiederum ist ebenfalls in Slytherin gelandet, das jedoch ist ihm inzwischen egal. Der Abend zieht sich dahin wie Kaugummi. James verpasst die Willkommensrede von Professor McGonagall, kann nicht einmal das Festmahl genießen (seine Portion teilen sich Frank und Joshua wie Brüder untereinander auf). Albus starrt den ganzen Abend sehnsüchtig, ja fast neidisch zu den Gryffindors hinüber, versucht immer wieder den Blick seines Bruders aufzufangen (und etwas versöhnliches, nein, etwas verzeihendes darin zu finden). Es gelingt ihm nicht. Und es gelingt ihm auch die ganze erste Schulwoche über nicht. Es werden harte Tage für Albus (er entzündet in seiner ersten Zauberkunststunde versehentlich seine und Scorpius Pergamentrollen, kommt fast immer zu spät, weil die verdammten Treppen dauernd die Richtung ändern, rennt drei Mal unabsichtlich in die Mädchentoilette und ist voller blauer Flecken, da Peeves die dicken Ordner der Vertrauensschüler über ihm fallen lässt). Er ist wütend und sauer und traurig weil er sich in dieser Zeit den Beistand seines Bruders gewünscht hätte, der ihn jedoch meidet, wo er nur kann. Dann gibt es aber auch wieder schöne Momente (immerhin ist Fred auch in Slytherin und sie fühlen sich beide falsch eingeordnet und das ist gut, denn so sind sie in ihrer Verzweiflung nicht alleine. Und nachdem sie beide mit ansehen, wie Scorpius Malfoy am ersten Tag von einer Gruppe Gryffindors verspottet sind, schaffen sie ohne zu zögern einen dritten Platz in ihrer engen Freundschaft). Am ersten Sonntag bekommt er Post von zu Hause (sein kleiner Sperlingskauz kann nicht im geringsten mit James Eule mithalten und verfliegt sich tierisch, so dass Albus die ganze Woche über befürchten muss, seine Eltern wären genauso unendlich enttäuscht von ihm, wie sein Bruder). Es ist ein langer Brief von seinem Vater dabei, in dem er seine Sorgen aufgreift und ihm verspricht (immer wieder verspricht), dass das Haus für sie keine Rolle spielt. Dass sie immer stolz auf ihn sein werden. James kriegt von alle dem nichts mit. Er ist zu sehr mit seinem eigenen Frust (seiner eigenen Enttäuschung) beschäftigt. Es ist ein Wunder, dass er das Auswahlspiel bei all den Gedanken irgendwie übersteht. Er kommt tatsächlich ins Team (als Jäger und er ist so unglaublich stolz, weil Jäger ist klasse! Und Jäger war auch sein Großvater, den er vergöttert, ohne ihn je gekannt zu haben), kann sich aber nicht darüber freuen. Nicht wirklich. »Herzlichen Glückwunsch!«, versucht Albus am darauffolgenden Tag ein Gespräch zu eröffnen, als sie sich zufällig vor der Großen Halle begegnen (in Wahrheit hat Albus ihm aufgelauert, auf ihn gewartet um es dann wie einen Zufall aussehen zu lassen und James somit nicht zu verschrecken). James steigt nicht darauf ein, geht weiter und lässt ihn stehen (und Albus macht verzweifelt auf dem Absatz kehrt und rennt davon und schwänzt bereits zum ersten Mal den Unterricht). Keiner von ihnen bemerkt, dass zwei scharfe aber auch unendlich verständnisvolle Augen sie bereits seit geraumer Zeit beobachten. Am Ende der zweiten Woche wird James in das Büro der Direktorin bestellt. Professor McGonagall sieht ihn aus ernsten Augen an und James denkt sich, dass das eine verdammt blöde Situation ist (nach zwei Wochen schon zur Direktorin bestellt zu werden, ohne überhaupt einen Streich geplant zu haben). Aus den Portraits starren all die ehemaligen Schulleiter mit wissendem Blick auf ihn hinab und James sinkt unweigerlich in seinem Stuhl zusammen. In diesem Moment stiehlt sich ein Lächeln auf Professor McGonagalls Lippen. Sie nennt ihm keinen Grund für seinen Einbestellung. Stattdessen beginnt sie ihm eine Geschichte von zwei Brüdern zu erzählen. Der eine ein Gryffindor, der andere ein Slytherin. Sie verrät ihm keine Namen. Sie spricht nur über die Enttäuschung und Unverständnis auf beiden Seiten. Und über den Keil, der zwischen die beiden Brüder getrieben wurde. Sie verschweigt ihm, dass Albus einen Tag zuvor mit zitternder Unterlippe Einlass zu ihrem Büro erbeten hat, um sie anzuflehen ihn doch (»bitte, bitte, bitte, er hasst mich sonst! Für immer!«) das Haus wechseln zu lassen. Das muss sie auch gar nicht mehr. Als James das Büro verlässt, ist sie voller Zuversicht. Dennoch kann sie nicht verhindern, dass sich ein kleiner Tropfen Wehmut dazu gesellt, als sie an die beiden Brüder zurück erinnert. Sie hätte sich die Geschichte ausdenken müssen, anstatt ihr Gelegenheit zu geben, zu passieren, beschließt sie für sich. Vielleicht hätte das eine Familie gerettet. 2019, September: Als James auch die letzten Zweifel vertreibt »Gryffindor!« Der Hut hat seine Entscheidung gefällt, kaum dass seine Krempe über Lilys Stirn gerutscht ist. James gibt seiner kleinen Schwester Standing Ovations, als sie strahlend auf den Gryffindor-Tisch zugerannt kommt, ihm in die Arme fällt. Nachdem er ihr stolz durch die Haare gestrubbelt hat, blickt er zu den Slytherins hinüber, wo Albus ebenfalls klatscht, ihnen beiden anerkennend zunickt. Innerlich jedoch ist er aufgewühlt. Er wird das ungute Gefühl nicht los, dass Lily etwas geschafft hat, woran er kläglich gescheitert ist. Sie ist in Gryffindor. James ist unverkennbar stolz. Er strahlt über das ganze Gesicht, hat einen Arm um seine kleine Schwester gelegt und stellt jeden seiner Schulkammeraden namentlich vor. Albus hat sich inzwischen gut eingelebt. Mit Fred und Scorpius an seiner Seite hat er gelernt, Slytherin zu akzeptieren (nein zu wertschätzen, zu lieben). Es ist das richtige Haus für ihn, auf eine merkwürdige Weise. Er möchte nicht mehr tauschen, nicht wirklich zumindest. Nur in diesem kurzen Augenblick, da er James und Lily zusammen sieht, wünschte er sich, es wäre damals alles anders gekommen. Nach dem Festessen trödelt Albus absichtlich (und Scorpius ist taktvoll genug so zu tun, als würde er nicht bemerken, wie sein Freund sich absetzt, während er den weniger sensiblen Fred hinter sich her schleift. »Aber wir haben Al vergessen!« »Halt die Klappe, du Trottel!«) bis James und Lily zusammen mit den anderen Gryffindors die Große Halle verlassen. Albus gratulier seiner Schwester (es war ihr ganz großer Traum nach Gryffindor zu kommen, zu ihrem coolen großen Bruder. Albus ist nicht der coole, er ist der vernünftige Bruder, was gleichbedeutend ist mit langweilig, aber hey, manche Leute müssen auch mal an die wirklich wichtigen Dinge im Leben denken) und James schickt sie schließlich mit den andere Erstklässlern mit. »Bist du stolz auf sie?«, will Albus schließlich wissen und kann nicht anders, als leicht zu provozieren. Er will nicht unfair sein, aber er hatte gehofft, Lily würde in ein ganz anderes Haus kommen. Nach Ravenclaw oder (oh Gott, James hätte ihn für den Gedanken alleine umgebracht!) Hufflepuff. James schenkt seinem Bruder ein schiefes Grinsen. Er hat die Frage längst durchschaut. Er weiß, dass es eigentlich gar nicht um Lily geht. Nicht wirklich zumindest. »Ich bin stolz auf sie, weil es das richtige für sie ist, Al. Nicht, weil sie in Gryffindor ist. Du bist kein Löwe, das habe ich schon vor zwei Jahren einsehen müssen.« »Ich habe alles versucht, um einer zu werden. Ich habe mindestens zehn Minuten mit dem Sprechenden Hut darüber verhandelt.« Albus kann nicht anders. Auch nach zwei Jahren noch nicht. Er klingt, als müsse er sich rechtfertig. »Ach deswegen hat das so lange gedauert damals!« James grinst und verwuschelt Albus seine widerspenstigen, braunen Haare, ehe er ihn in eine flüchtige Umarmung zieht. Albus packt die Gelegenheit beim Schopf und drückt James so fest er kann, auch als dieser von ihm zurückweichen will. »Guck nicht so! Es gibt Momente in denen dürfen auch Brüder mal nett zueinander sein.« »Jaja«, verlegen befreit sich James aus dem intimen Moment, schenkt Albus jedoch ein Lächeln. Sie wünschen sich eine gute Nacht und Albus ist bereits in die Kerker hinab gestiegen, als James ihn außer Atem abfängt. »Ich bin auch stolz auf dich! Immer«, japst er tonlos. 2020: Als Albus das erste (und auch einzige) Mal nachsitzen muss Manchmal fühlt Albus sich während dem Unterricht in seine frühesten Kindheitstage zurückversetzt. Damals, als all seine Cousinen und Cousins James umringten (das tun sie auch heute noch, aber er hat sich mittlerweile irgendwie damit arrangiert) und wie gebannt an seinen Lippen hingen. James ist fünfzehn und inzwischen der absolute Schulstar. Gemeinsam mit seiner kleinen Clique bestehend aus Frank, Joshua und Dominique macht er die ganze Schule unsicher. Ein paar seiner Streiche sind legendär (zum Beispiel die Sache mit Professor Trelawneys goldenem Badeanzug). Albus hat seinen Bruder schon mindestens zehn Mal von der Schule fliegen sehen und doch ist es nie passiert. Mit einem charmanten Lächeln windet sich James aus jeder noch so engen Schlinge (eigentlich ist er doch die wahre Schlange!). Trotzdem ist er Vertrauensschüler geworden (Albus fragt sich bis heute, was man sich dabei gedacht hat. Ob sich überhaupt irgendjemand irgendetwas bei der ganzen Sache gedacht hat. – Nur ein Vollidiot hätte James Sirius Potter zum Vertrauensschüler gemacht) und natürlich Kapitän der Quidditchmannschaft. Die Mädchen umschwärmen ihn und er genießt es (weil es irgendwie dazu gehört und vor allem, weil sie ihm kleine Geschenke bereiten. – Richtig viel anfangen kann er aber noch nicht mit ihnen). Den Unterricht meistert er anscheinend mit bewundernswerter Leichtigkeit. Albus ist vierzehn und nicht halb so gefragt, wie James. Er ist strebsam und fleißig und hat es immer noch nicht in die Auswahl des Quidditchteams geschafft (auch wenn Scorpius und Fred ihn jedes Jahr aufs neue drängen – er kann einfach nicht zum Auswahltraining gehen, weil er Prüfungssituationen einfach nicht gewachsen ist). Auch er ist gelegentlich für Scherze zu haben, aber nichts davon ist vergleichbar mit James Schandtaten, da er seine Energie lieber auf andere Dinge konzentriert (wie gesagt, einer muss ja vernünftig sein und da er James Schulabschluss durch seine Scherze deutlich gefährdet sieht, will wenigstens er die Familienehre erhalten). Die Mädchen finden, er hätte ein nettes Lächeln (Scorpius sagt, sie wollen lediglich seine Hausaufgaben abschreiben), aber Albus hat den Dreh mit ihnen irgendwie noch nicht richtig raus (ganz im Gegensatz zu Fred, der sich in Date-Fragen von James beraten lässt). Albus hat gute Noten, aber er tut auch viel dafür (lange Bibliotheksnächte inklusive. – Und nein, nicht so, wie James sich das gerne vorstellt). Die meiste Zeit über kommt Albus gut mit James ausgeschweiften Schulleben klar. Nur hin und wieder wird es zu einem richtigen Problem, einen so perfekten großen Bruder zu haben. Albus ist eine Niete in Verwandlung. Er kann sich nicht erklären, wieso. Die Theorie beherrscht er perfekt, doch in der Praxis versagt er meist kläglich. Das alleine ist frustrierend genug, schlimmer wird es erst, als er erfährt, dass ausgerechnet Verwandlung James Lieblingsfach ist. Professor McGonagall ist hin und weg von James und seiner Begabung und seinem Talent und kommt nicht umhin, in jeder Stunde von ihm zu schwärmen. Umso enttäuschter ist sie von Albus mageren Leistungen. Er fühlt sich schrecklich, nach jeder einzelnen Stunde. Tropfen für Tropfen sammelt sich der Frust in ihm. Albus ist ein geduldiger Mensch. Er erträgt viel und es braucht einige Zeit, um ihn wütend zu machen. In seinem vierten Schuljahr läuft das Fass jedoch über. Anstatt sich in ein Schwein zu verwandeln wachsen dem Lehrerpult lediglich Ohren und ein Ringelschwänzchen (eigentlich hätte er den darauf stehenden Teekessel verwandeln sollen). Albus ist gewillt sich mit vor Scham geröteten Wangen wieder zu setzen und Fred seinen Versuch zu lassen, als Professor McGonagall ein tiefes Seufzen von sich gibt. »Also Ihr Bruder …«, beginnt sie und mehr muss Albus gar nicht hören. Es ist der letzte Tropfen, der noch gefehlt hat. Wild entschlossen fährt er herum, gewillt es dieses Mal zu schaffen. Und es war wirklich keine Absicht, aber sein Zauberspruch ist kaum verhallt, da verschwindet Professor McGonagall und an ihrer statt steht da ein rosarotes Ferkel. Es ist die beste Verwandlung, die Albus jemals zustande gebracht hat und deswegen versteht er gar nicht so recht, warum Professor McGonagall ihn in Grund und Boden brüllt (»Nachsitzen, Potter! Nachsitzen bis ans Ende Ihrer Schulzeit!«) als sie wieder ihre normale Gestalt angenommen hat. Die Geschichte verbreitet sich (dank Freds und Scorpius großzügiger Hilfe) innerhalb von einem Vormittag an der ganzen Schule. Beim Mittagessen hält James schließlich am Tisch der Slytherins und klopft Albus mit einem breiten Grinsen anerkennend auf die Schulter. »Gut gemacht, Al. Ich bin so stolz auf dich! Habt ihr es alle mitbekommen? Das war mein Bruder!« Und Albus fragt sich, warum James anscheinend immer nur dann stolz auf ihn ist, wenn er selbst das Gefühl hat, total versagt zu haben. 2021, März: Als Albus entdeckt, dass James doch nicht ganz so perfekt ist James droht in Zaubertränken bei den ZAGs durchzufallen. Fred erzählt das Albus (und Fred hat es von Lily, die es von Dominique hat, die es von Joshua und Frank hat) und Albus ist geschockt. Positiv geschockt. Mit einem Mal bröckelt James Fassade des wandelnden Perfektionismus. Er kann nicht anders, als seinen großen Bruder feixend auf diese Neuigkeit anzusprechen, doch der reagiert anders, als erwartet. Anstatt ihn mit einem flotten Spruch auf den Lippen abzuservieren, murmelt James schlecht gelaunt und abweisend vor sich hin. »Dann stimmt es also wirklich? Du fällst in Zaubertränke durch?« Albus hat keine Ahnung, in welchen Fächern James schlecht ist. Er bekommt immer nur von den guten zu hören und das reicht ihm. Wenn er sich mit seinem Bruder trifft, ziehen sie es beide vor, nicht über Schule und Noten und dergleichen zu sprechen. »Noch sind keine ZAG-Prüfungen!«, erwidert James trotzig und gibt Albus damit Gewissheit. »Aber warum? Ich meine, Zaubertränke ist das einfachste Fach der Welt!« Albus ist ehrlich verständnislos, auch wenn Scorpius und Fred neben ihm nur prustend die Köpfe schütteln. Auch James sieht ihn an, als käme er direkt vom Mond, sagt jedoch ausnahmsweise einmal nichts dazu. »Ich könnte dir helfen«, bietet Albus schließlich an. Er meint es nicht ernst, aber es fühlt sich ziemlich gut an, einmal so etwas zu James sagen zu können. »Das wäre cool!« James Gesicht hellt sich mit einem Mal auf, während Albus immer noch glaubt, sich verhört zu haben. »Du willst dir von mir helfen lassen?!« »Klar! Ich meine, wenn du es wirklich drauf hast. Du würdest mir den Arsch retten, Al!« Albus weiß nicht, was er sagen soll. Er hat eine Ablehnung erwartet, ja sogar fest damit gerechnet. Er hat James für zu stolz (zu arrogant) gehalten, um sein Angebot anzunehmen. Erst jetzt kommt ihm, dass er vielleicht ein falsches Bild von ihm hat (manchmal – es heißt nicht, dass er nicht arrogant wäre. Nur weniger als Albus eigentlich erwartet hatte). »Okay, dann … dann fangen wir heute noch mit dem Lernen an.« Es stellt sich heraus, dass James eine Zaubertrankkatastrophe auf zwei Beinen ist. Ihm fehlt das grundlegendste Grundwissen (Albus fragt sich ernsthaft ob sein Bruder die vergangenen viereinhalb Jahre dieses Fach überhaupt besucht hat). Zuerst lernen sie in ihrer Unterrichtsfreien Zeit in der Großen Halle. Irgendwann zwischen Mittag- und Abendessen. Als Albus erkennt, dass das vorne und hinten nicht reichen wird, erweitern sie die Nachhilfestunden (zu James Missmut) auch auf die Abende. James schmuggelt seinen Bruder in den Gryffindor-Turm (unter einem Tarnumhang, den er zufällig in der abgeschlossenen Schreibtischschublade seines Vaters gefunden hat) und vor dem Feuer legen sie gemeinsame Nachtschichten ein. Da James aber auch praktische Erfahrungen braucht, wählen sie die Toilette der Maulenden Myrte zum Brauen der Zaubertränke (Albus wird ganz schlecht wenn er darüber nachdenkt, wie James sich die Zutaten dafür wohl besorgt). Um Ostern herum ist James schließlich soweit, dass er seine Lücken der vergangenen Jahre notdürftig geflickt hat. Da Albus jedoch erst in der vierten Klasse ist, opfert er seine Osterferien (und James schwört, dass er seinem Bruder dafür auf ewig dankbar sein wird!) um sich einen Einblick in den Stoff des nächsten Schuljahres zu verschaffen. Am Tag vor der Prüfung ist Albus aufgeregter als James selbst (»Und du vergiss nicht die Schneckenaugen richtige klein zu hacken! Oh und schau dir nochmals das Rezept für die Murtlap-Essenz an. Vielsaft-Trank kommt bestimmt auch dran.« »Jetzt mach mal langsam, Al. Du siehst aus, als müsstest du gleich die Prüfung ablegen. Bei Merlin’s Bart, was machen wir nur nächstes Jahr vor deinen eigenen ZAGs mit dir?!«). Als James schließlich in der Großen Halle verschwindet, wird Albus weiß wie die Wand. Neunzig Minuten lang rührt er sich nicht von der Stelle und hofft und bangt und drückt die Daumen und versucht sich sogar (vergebens) in einer Art Gedankenübertragung. James besteht seine Prüfung mit einem Annehmbar. Er bedankt sich zum ersten Mal in seinem Leben für etwas bei Albus (und alleine das Gefühl ist es schon wert!) und fragt, was er im Gegenzug für Albus tun kann. Dieser jedoch wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen und genießt einfach nur das Gefühl (trotzdem ist James kein Mensch, der so etwas auf sich sitzen lässt – drei Jahre später schenkt er Albus zum Dank einen neuen Rennbesen von seinem ersten Gehalt). 2021, November: Als James und Albus sich zum ersten Mal auf dem Quidditch-Feld gegenüberstehen Albus hat es in die Auswahl der Slytherins geschafft (dank Fred, der ihm einen Überdosis eines Beruhigungstranks eingeflößt hat) und weiß nicht, ob er sich darüber freuen soll, oder nicht. Scorpius ist total außer sich (er hat Albus schon vor Jahren dazu gedrängt) und redet nur noch davon, wie sie dieses Jahr den Quidditch-Pokal zusammen holen werden. James gratuliert ihm im Vorrübergehen irgendwo im Korridor im zweiten Stock (und sieht ihn dabei nicht einmal an, weil er zu beschäftigt damit ist, einen Drittklässler zu verhexen und er ist immer noch Vertrauensschüler) und Albus rutscht das Herz in die Hose bei dem Gedanken daran, dass James bei den Gryffindors spielt. Er weiß, dass eine Begegnung auf dem Feld unvermeidlich ist (und der Gedanke macht ihm Angst, weil James sein großer Bruder ist und es sich falsch anfühlt, gegen ihn zu spielen) und versucht nicht allzu viel darüber nachzudenken. »Das ist okay. Ich meine, wir sind okay. Egal, wie es ausgeht«, verspricht James ihm leise, als es dann endlich so weit ist. Sie stehen sich gegenüber, James in rot und Albus in grün (warum kann James keine Schlange sein? Warum muss er so verdammt mutig und gerecht und all das sein, was ihn in dieses dumme, dumme Haus gebracht hat?!) und hinter ihnen grölt die Menge auf der Tribüne. Albus bringt nicht mehr als ein Nicken zu Stande und dann ertönt auch schon der Pfiff und sie stoßen sich vom Boden ab. Das Spiel lässt sich gut angehen. Albus ist dankbar für das recht moderate Wetter und hält sich im Hintergrund. Er versucht so wenig wie möglich auf das Spielgeschehen zu achten (weil ihm davon schwindelig wird und er nicht multitasking ist und dann seine Aufgabe aus den Augen verlieren würde) und sich auf den Schnatz zu konzentrieren. Nach mehr als zwanzig Minuten zeigt sich der begehrte, walnussgroße Ball zum ersten Mal im Form eines goldenen Schimmers. Albus stürzt auf ihn zu, kommt aber nicht sonderlich weit. Ein Klatscher rast aus dem Nichts heran und er bemerkt ihn erst, als er ihn fast vom Besen geschleudert hat. Es hat ein ekelhaftes, knackendes Geräusch gegeben, als ihn der Klatscher mitten auf die Nase trifft und sein ganzes Gesicht fühlt sich taub und gleichzeitig schmerzend (und verdammt matschig) an. Albus fühlt sich orientierungslos und klammert sich einfach nur noch an seinen Besen. Irgendjemand fliegt neben ihm und da ist Scorpius Stimme, der ihn am Umhang packt und weiter an sich ran zieht, damit sie zusammen den Sinkflug angehen können. Was danach geschieht, kann er nur noch hören (da sein ganzes Gesicht, ja inklusive der Augenpartie innerhalb von Sekunden anschwillt, außerdem ist ihm übel und er will gar nichts sehen). »Ooooh, das muss weh getan haben. Slytherin ist jetzt ohne Sucher. Da hat Gryffindors Treiber Hendrick Smith ja ganz schöne Arbeit geleistet. Aber was ist da? Da kommt Potter auf Smith zu und er sieht sauer aus. Und bei Merlins Unterhosen, so etwas hab ich noch nicht gesehen. Da geht Potter Smith an den Kragen, in 50 Metern Höhe. Hat er jetzt vergessen in welchem Team er ist? Und da schlägt er ihm die Nase ein! Potter schlägt seinem eigenen Teamkammeraden mit der Faust ins Gesicht!« tbc Kapitel 2: [...] of a [...] --------------------------- Hier also der zweite von den drei Teilen! Vielen Dank für eure Favoriten und Klicks und auch die lieben Kommentare! Wie immer würde ich mich auch dieses Mal wirklich sehr über Rückmeldung freuen! :) 2021, November: Als James Schuld an Albus erstem Rausch ist James läd Albus zu der Party anlässlich seines siebzehnten Geburtstags ein (die Einladung ist ziemlich offiziell, sie wird mit der Morgenpost von James Eule gebracht). Albus öffnet den Umschlag und zieht eine Augenbraue hoch, ehe er James Blick sucht (»Du schickst sie mir mit einer Eule?! Ich bin dein Bruder, verdammt! Du kannst auch mit mir reden, was läuft nur in deinem Kopf nicht richtig?!«, formen seine Lippen dabei), der ihn lediglich keck angrinst. Albus kritzelt für sich und Fred (Scorpius hat keine Einladung bekommen und das mit Absicht, weil James ihn hasst, obwohl er pro Schuljahr nie mehr als ein Wort mit ihm gewechselt hat) eine Zusage auf das Papier, faltet es zu einem Flieger und tippt diesen einmal mit seinem Zauberstab an. Der Papierflieger landet direkt auf James Frühstück. Die Party findet in einem ungenutzten Klassenzimmer im dritten Stock statt. Als Albus und Fred etwas verspätet eintreffen (Albus hatte Gewissensbisse Scorpius alleine zurück zu lassen, was in einem regelrechten Wortgefecht gemündet hat: »Nein es macht mir wirklich nichts aus. Ich bleibe hier alleine und einsam und mache derweilen die Arthimantik Hausaufgaben für uns alle, das ist schon okay so. Besauft euch ruhig und habt Spaß.« »Ich kann mit James reden und er würde sicher ver-« »Bist du wahnsinnig? James hasst ihn, das weiß jeder« »Danke Fred, du weißt wirklich, wie man einen Freund aufheitert.« »Nun geht schon! Verpisst euch, ich will gar nicht auf den dummen Geburtstag, auch wenn die halbe Schule eingeladen ist. Mir doch scheißegal.« »Okay, wenn du meinst. Und wenn du schon Arthimantik machst, kannst du dann vielleicht auch gleich… oh, vergiss es lieber….«) ist der Raum nahezu komplett gefüllt. Laute Musik schallt ihnen entgegen und Albus beeilt sich, die Türe hinter sich zuzumachen (James und seine Freunde haben Wochendamit verbracht, das Klassenzimmer mit allerlei Zaubern Mitternachtspartytauglich zu gestalten). Während Fred sich munter ins Getümmel stürzt, drückt Albus sich verlegen an der Wand entlang. Viele Menschen rufen in ihm ein unbehagliches Gefühl hervor. Dann aber wird er von James entdeckt und sofort gezwungen einen großen Schluck Feuerwhisky zu nehmen. Langsam entspannt sich seine Stimmung (um genau zu sein wandelt sie sich unter Beihilfe des Alkohols von »Wenn das hier auffliegt sind wir alle geliefert!« über »Trink aus, mein Bruder, trink aus!« zu »Einer geht noch, einer geht noch rein!«) und ein wohlig warmes Gefühl durchströmt seinen Körper. Albus liegt sich mit seinem Bruder in den Armen, seinem coolen großen Bruder und ist umringt von dessen Freunden, im Mittelpunkt des Geschehens. Mit fortschreitender Stunde leert sich das Klassenzimmer allmählich und beginnt von einer Seite zur anderen zu schwanken. Albus, dem das nicht ganz geheuer ist, verbringt die nächste Zeit damit, sich an einem Fenstersims festzuklammern. Aber es hilft nichts, irgendwann fühlt sich das Klassenzimmer an wie ein Schiff auf höchstem Seegang und Albus Mageninhalt drängt nach oben. Er versucht es verzweifelt zurück zu halten (und er kämpft wirklich tapfer, zwei Mal kann er gerade noch rechtzeitig runterschlucken), doch dann muss er höheren Kräften nachgeben und übergibt sich mitten im Klassenzimmer vor einer Gruppe Hexen. Albus fühlt sich hundeelend, als er zusammen mit James durch Hogwarts dunkle Gänge schleicht (es ist ein wahres Wunder, dass sie nicht erwischt werden, denn Albus tönt immer wieder laut, dass sie sich vor den Mannshohen Wellen in Acht nehmen müssten), direkt in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors (weil Fred spurlos verschwunden ist und ansonsten keine anderen Slytherins eingeladen waren), wo Albus sich zum zweiten Mal an dem Abend übergibt. »Was raus muss, muss raus!«, erklärt James ihm lallend, und klopft seinem Bruder dabei immer wieder kameradschaftlich auf den Rücken. Irgendwann ist Albus Magen leer und James wischt die Sauerei mit einem Schlenker seines Zauberstabs auf (oder spült sie eher davon, denn in seinem angetrunkenen Zustand beschwört er versehentlich eine mittelgroße Regenwolke direkt in den Gemeinschaftssaal herauf). Sie brauchen torkelnd eine halbe Ewigkeit die Treppen hinauf James Schlafsaal (und auf dem Weg erzählt James ihm, dass er Alice Longbottom direkt vor die Füße gekotzt hat. Albus bricht daraufhin fast in Tränen aus, denn es ist Alice, die Tochter des Kräuterkundeprofessors, mit den langen braunen Locken und der Stupsnase und dem strahlenden Lächeln. Es ist Alice, die sein Herz seit über einem Jahr höher schlagen lässt und die ihn nun hassen wird). »Na na. Die erinnert sich da morgen bestimmt nicht mehr dran«, versucht James ihn zu trösten (nachdem Albus die größte Dummheit seines Lebens begangen hat und ausgerechnet James von Alice und seinem Herzen und ihrer süßen Stupsnase erzählt hat!). Sie teilen sich ein Bett (was sie seit Jahren nicht mehr getan haben) und Albus fragt seinen Bruder im Zustand geistiger Umnachtung, ob er denn schon einmal verliebt gewesen sei. James antwortet, dass er nicht genug getrunken hätte, um mit ihm darüber zu reden, aber da ist Albus auch schon eingeschlafen. Am nächsten Morgen wacht er mit fürchterlichen Kopfschmerzen auf, ohne sich an Alice zu erinnern. 2021, Dezember: Als James und Albus sich zum ersten Mal ernsthaft prügeln Es stellt sich heraus, dass Albus fehlende Erinnerung die verhängnisvolle Partynacht nicht ungeschehen machen (denn die Hälfte aller Gäste erinnert sich sehr wohl daran und am besten von allen Alice). Alice straft Albus mit Verachtung, was diesen in eine minimale Sinneskrise stürzt (»Wie konnte ich nur?! Das ist alles James Schuld! Das ist deine Schuld, Fred! Warum hast du mich nur so viel trinken lassen?!« »Wie gut, dass ich nicht eingeladen war.«). James versucht Albus dazu zu überreden, Alice als Begleitung für den Weihnachtsballs zu wählen (und Albus wehrt sich mit Händen und Füßen, weil Himmel und Hölle und Merlins linkes Ohrläppchen, wie soll er Alice nur jemals wieder unter die Augen kommen?!). Die Mädchen reißen sich um James und keine von ihnen will eine definitive Zusage geben, wenn man sie wegen des anstehenden Balles fragt (weil sie darauf warten, dass James sie fragt. »Al, habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich deinen Bruder hasse?!« »Er ist auch dein Bruder, Lils. Aber das sind ja ganz neue Töne von dir. Was ist passiert?« »Ich habe Tommy Finnigan gefragt, ob er mit mir zum Weihnachtsball geht. Und er hat vielleicht gesagt. Er will erst noch abwarten, ob James ihn fragt. Vielleicht! Das ist ein gut getarntes nein!« »Er will warten, bis James i h n fragt?! Ist denn die ganze Schule verrückt geworden?«). Albus geht schließlich mit Eugenie Flint (einer schüchternen Viertklässlerin, deren Stupsnase ihn ein wenig an Alice erinnert), die ihn leise bittet, nicht zu viel zu trinken (Albus spürt genau, wie ihm die Röte in die Wangen kriecht). Albus hat sich darauf gefasst gemacht, Alice an der Seite eines anderen Jungen zu sehen. Als er aber sieht, dass ausgerechnet James (wie kann er nur?! Er ist sein eigener Bruder! Er wusste, wusste, wusste doch, wie Albus über sie und ihre Stupsnase denkt) seinen Arm um ihre zierliche Taille legt, sieht er rot. Er befreit sich von allen Händen, die ihn zurück zu halten versuchen (»Nein, Al, das ist doch keine Lösung!« »Ich hab dir immer gesagt, dein Bruder ist das Letzte! Hau ihm eine rein!« »Scorp!« »Sorry, ich meine natürlich, Fred hat Recht, Al. Du solltest nicht- bei Merlin, das war grausam«) und stürzt sich von hinten auf seinen Bruder. Es ist ihm egal, ob Alice jetzt noch schlechter von ihm denkt. Alles was er will ist, seinen Bruder für den Verrat mit bloßen Händen zu erwürgen. »Du bist mein Bruder, verdammt! Wie konntest du nur, du arrogantes Stück Scheiße?! Du weißt doch, dass ich sie liebe«, schreit er immer und immer wieder, schlägt dabei wahllos in James Gesicht, dessen Magen und einmal versehentlich (aber äußerst effektiv) zwischen seine Beine. James wehrt sich zuerst nicht (ob aus Überraschung oder Schuld ist Albus nicht ganz schlüssig). Erst, als Albus ihn schmerzhaft zwischen den Beinen trifft, wirft er ihn von sich herunter. »Das ist mein Bruder, kämpft wie ein Mädchen«, keucht er, als er sich mit gequältem Gesicht aufrappelt. »Sieht aus, als müsstest du die Potter’sche Blutlinie alleine fortführen«, lacht er danach heiser auf (und Albus verabscheut sich selbst dafür, dass er tatsächlich grinsen muss). Alle um sie herum starren sie verwirrt an und Albus würde sich am liebsten in Luft auflösen. Die Wut ist verpufft und er fühlt sich nur noch elendig. So elendig, dass er sich sogar von James aufhelfen lässt (der schwer lädiert aussieht) obwohl er ihm gerne nochmals eine verpassen würde. Professor McGonagall kommt viel zu spät herbei geeilt und droht ihnen beiden mit Nachsitzen und verfrachtet James unter dessen Protest in den Krankenflügel (und Albus begleitet ihn, weil er sich schuldig fühlt und unmöglich noch zum Ball gehen kann). »Ich bin nicht an ihr interessiert«, brummt James, nachdem Madame Pomfrey unter Kopf schütteln verschwunden ist und sie beide alleine in dem dunklen Krankenflügel zurück gelassen hat. »Warum hast du dann ausgerechnet sie gefragt?! Nur, um mir eins reinzuwürgen? Um mir zu zeigen, wie toll du bist?«, raunzt Albus ihn frustriert an. Er sitzt im Schneidersitz an James Bettende und starrt in seine Schoß (und erinnert James an ihre letzte Nacht vor Hogwarts). James sieht ihn an, als wäre er die dümmste Person auf Erden (und Albus fragt sich unweigerlich, ob er etwas nicht mitgekriegt hat). »Hätte ich dich nicht so provoziert, hättest du ihr nie gesagt, dass du sie liebst.« »Ich habe ihr nicht gesagt, dass ich sie … liebe!«, protestiert Albus verlegen. »Stimmt, du hast es eher ins ganze Schloss hinaus gebrüllt.« 2022, Frühjahr: Als James und Albus auf gemeinsamer Mission unterwegs sind »Angis McPherson!« »Wie bitte?«, verwirrt blickt Albus von seinem Abendessen auf, als sein Bruder ihm diesen Namen angeekelt und entsetzt zugleich entgegen schmettert, als sei er ein Flubberwurm. James hat sich auf der anderen Seite des Tisches vor ihm aufgebaut (und dabei zwei Erstklässler rabiat zur Seite gedrückt), die Arme Wut schnaubend vor der Brust verschränkt. »Angis McPherson!. Ravenclaw. Vierte Klasse«, schiebt er gereizt hinterher, als sei Albus heute ganz besonders schwer von Begriff. »Was ist mit dem?«, will der jüngere verdutzt wissen (er versteht nicht, was James ihm gerade mit Nachdruck beizubringen versucht und eigentlich ist es ihm auch egal, denn er hat seinen Kopf ohnehin wo anders). »Was mit ihm ist? Willst du mich verarschen?«, faucht James gereizt (was sogar Scorpius von seinem Quidditch-Buch aufblicken lässt). »EhdaetdaneSchwescher«, nuschelt Fred neben ihm mit vollem Mund, woraufhin James ihn empört anblickt. »Siehst du! Sogar er weiß es schon. Und du fragst mich noch, was mit ihm ist?«, deutet er unwirsch zu Fred hinüber. »Er tut was?«, hakt er derweilen geduldig nach, da er aus Freds Genuschel nicht wirklich schlau geworden ist, bietet ihm aber Einhalt, als dieser seine Worte sofort wiederholen möchte. »Schluck zuerst runter, ich möchte nicht sehen, wie die Kürbispastete sich neben deinen Mandeln macht, das ist widerlich.« Fred kaut und schluckt und hustet, ehe er wieder genügend Luft in seinen Lungen hat, um seine Worte nochmals deutlich zu wiederholen. »Angis McPherson. Er datet deine Schwester.«, informiert er ihn (und James schiebt ein unnötiges »Lily. Unsere Lily!« hinterher. »Ich weiß, wie meine kleine Schwester heißt, danke James.«). »Ach stimmt ja! Das wollte ich dir noch erzählen. Habe sie gestern knutschend im siebten Stock oben gesehen. Direkt vor Flitwicks Büro«, entfährt es Scorpius in diesem Moment. »Das…ist schön für sie. Also, dass sie jemanden gefunden hat«, antwortet Albus zögerlich (weil er noch immer nicht versteht, was James ihm gerade unterschwellig zu sagen versucht und auch, weil er ein wenig neidisch ist. Lily ist in eine Drittklässlerin und hat ihren ersten Freund. Albus wird bald sechzehn und rennt immer noch Alice hinterher). »Schön? Schön?! Schön?! Das ist schrecklich! Sie ist dreizehn, Al! Sie ist quasi noch ein Baby. Sie sollte mit Puppen spielen und Springseil hüpfen und nicht Angis fucking McPherson die Zunge in den Hals stecken!«, platzt James der Kragen (und dabei gestikuliert er so wild um sich, dass er versehentlich einem Erstklässler den Spitzhut vom Kopfe haut). »Nun mach aber mal halb lang. Außerdem wird sie in drei Wochen vierzehn«, murmelte Albus (dem allerdings gerade dämmert, dass fast-vierzehn dennoch irgendwie ziemlich jung ist). »Er hat recht, Al. Würde Angis McPherson meine Schwester küssen, würde ich ihn wahrscheinlich töten«, wirft Fred ernst ein (»Und ich erst!« »Du hast gar keine Schwester, Scorpius.« »Aber wenn ich eine hätte, würde ich ihn töten, wenn er sie daten würde. Und das würde er ganz sicher, denn es wäre immerhin meine Schwester!«). »Was … stimmt nicht mit … McPherson?«, hakt Albus schließlich bedenklich nach. »McPherson ist ein Weiberheld. So einer, der jede Frau flachlegt.« »An deiner Stelle würde ich deswegen nicht wagen über ihn zu urteilen.« »Aber ich vergreife mich doch nicht an meiner eigenen Schwester, Merlin nochmal!«, schnaubt James wütend. »Es ist mir egal, wen Angis vögelt, solange es nicht meine Schwester ist!« Und jetzt beginnt auch Albus endlich zu begreifen, wo das Problem liegt (denn flachgelegt werden ist ein ganz anderes Kaliber, als knutschen. Lily ist dreizehn und wahrscheinlich Wachs in den Händen eines älteren Casanovas und Himmel, er muss sie vor einem großen, großen, gigantischen Fehler retten!). James und Albus beschatten Lily die komplette nächste Woche gemeinsam, während sie ihre Freunde auf Angis McPherson angesetzt haben (lediglich Dominique hat sich geweigert: »Ihr seid doch vollkommen irre! Ist das dein Ernst, Al? Von James habe ich ja nichts andere erwartet, aber du?!«). Albus weiß nicht, ob er das Richtige tut (natürlich sorgt er sich um seine Schwester. Aber er ist nicht von der übereifrigen Sorte wie James, der mit Argusaugen über seine kleine Schwester wacht), dann aber denkt er daran wie Angis seine Schwester bedrängt und jeder Zweifel fällt von ihm ab. Am Freitagabend ist es dann schließlich soweit. Die beiden Brüder stoßen auf ihrer Verfolgungsjagd (Lily scheint ihre Beschattung nicht entgangen zu sein) fast mit Frank und Fred zusammen, die Angis McPherson die Treppen herauf verfolgt haben. »Da rein! Sie sind da rein!«, keucht Joshua, der ihnen hinterher gestolpert ist, deutet dabei auf die angelehnte Türe eines Klassenzimmers. James zögert nicht lange, reißt die Türe auf und stürzt mit einem lauten »Avada-«, in den Raum hinein (und alle um ihn herum halten erschrocken die Luft an, denn James ist wirklich wütend auf McPherson, aber dass er ihn umbringt, hätte keiner geglaubt), bricht jedoch mitten im Fluch ab (denn ihm hat der Überraschungsmoment gereicht. Wenn McPherson sterben soll, dann nur durch seine eigenen Hände, die sich um seine Kehle schlingen werden). »Hände weg von meiner Schwester, McPherson!«, poltert er schließlich und einen Augenblick später hängt der Viertklässler bereits Kopf über an der Decke, ohne dass er weiß, wie ihm geschieht. »James!«, kreischt Lily entsetzt und wütend zugleich. »James Sirius Potter, lass ihn auf der Stelle runter!« (und während sie das plärrt, klingt sie erschreckender Weise exakt genauso wie ihre Mutter). »Lily. Lily, es ist nur zu deinem Besten! Und Merlin, James, das reicht!«, versucht Albus Lily zu beruhigen (sie festzuhalten, damit sie James nicht verfluchen kann) und gleichzeitig seinen Bruder davon abzuhalten, McPherson an der nächsten Steinwand zerschmettern zu lassen. McPherson landet mit einer Gehirnerschütterung (und einem gewaltigen Trauma) im Krankenflügel, nachdem Fred und Joshua James mit vereinten Kräften entwaffnen konnten (bevor er McPherson das Genick brechen konnte). Lily ist so unglaublich wütend auf James (und Albus. Aber zum Glück ganz besonders auf James!), dass sie ihren Bruder quer durch das ganze Schloss jagt und ihm dabei diverse Flüche auf den Hals hext (»Wie konntest du nur?! Wir waren noch nicht einmal richtig zusammen und du dachtest, ich würde mit ihm ins Bett steigen? Du hältst mich also für ein Flittchen?!« »Kchraachhhz!« »Was? Was war das? Tut mir leid, James, aber ich kann dich nicht verstehen.« »Kchraaaaaachhhzzzz!« »Oh nein. Ich werde die Schlingpflanze erst von dir nehmen, wenn du dich bei mir entschuldigst!«). Im Endeffekt ist sie aber auch ein wenig dankbar dafür, dass ihre Brüder sie vor Angis bewahrt haben (was sie jedoch kluger Weise nur Albus anvertraut. »Erst als James ihn an die Decke gehext hat, habe ich gesehen, war für schreckliche Unterwäsche er trägt. Ich meine, wie konnte ich nur so einen geschmacklosen Menschen küssen?«). James hat noch Wochen später Striemen und Würgemale an seinem Hals (»Nein, die sind nicht von meine Schwester. Das war Kat! Kleines verruchtes Biest, sage ich euch. Steht auf Würgespielchen!«). Lily wechselt über einen Monat kein Wort mehr mit ihren Brüdern und muss fast zwei Jahre auf ihr nächstes Date warten (da kein Junge genügend Mut hat, sie um eine Verabredung zu bitten, so lange James noch auf der Schule ist). Unnötig zu erwähnen, dass James und Albus bis zum Schuljahresende beim Nachsitzen die Tische schrubben müssen. 2022, Weihnachten: Als James Herz zerbricht Die erste Hälfte des nächsten Schuljahr vergeht wie im Fluge (und läuft ausnahmsweise richtig, richtig gut für Albus. Was vermutlich daran liegt, dass James zu sehr mit seinen anstehenden UTZ-Prüfungen beschäftigt ist, als dass er seinen kleinen Bruder in Schwierigkeiten mit hinein ziehen könnte). Die Ferien scheinen ihm ungeahnte Attraktivität verliehen zu haben und Albus fühlt sich dadurch selbstbewusster, als jemals zuvor (tatsächlich hat er sich verändert. Seine Schultern sind breiter geworden, sein Oberkörper steht endlich in richtigen Proportionen zu seinen langen Beinen. Er ist kräftiger geworden, nicht dicklich, einfach nur kräftiger, so dass er endlich nicht mehr aussieht, wie eine Bohnenstange. Und seine Augen haben einen merkwürdigen Glanz bekommen, der ihm unbekannt ist, aber trotzdem gefällt). Alice (dieses wunderbare Mädchen aus Hufflepuff) und er waren schon an zwei Wochenenden gemeinsam in Hogsmeade, nur sie beide ganz alleine (und Fred und Scorpius, die dachten, er würde sie nicht bemerken, so wie die schätzungsweise zwanzig weiteren Schüler in den Drei Besen). Albus kann an nichts anderes mehr denken, als an Alice (Alice, Alice! Und ihr weiches, lockiges Haar, das ihr immer wieder in die Stirn fällt. Ihre süße Stupsnase und ihre warmen, großen Augen). James sieht er nur selten und wenn, dann erscheint sein Bruder ausgelaugt und übermüdet (was sich leider nicht auf seine Quidditch-Fähigkeiten auszuwirken scheint). Er ist Schulsprecher (»Wer um alles in der Welt würde gerade dich zum Schulsprecher machen? Du hast im letzten Jahr versucht Angis McPherson zu töten! Du hast Myrtes Klo in die Luft gesprengt! Du hast eine Horde Flubberwürmer in dem Mädchenschlafsaal der Ravenclaws ausgesetzt. Wie bist du Schulsprecher geworden? Ich dachte immer es ginge bei dem Job um Verantwortung!« »Jetzt mach mal langsam. Ich bin nur der vorzeigbare Part des Teams. Diana Reading kümmert sich um den verantwortungsvollen Kram. Wir arbeiten gerade daran, die ZAG-Prüfungen für alle abzuschaffen.«) und er scheint tatsächlich ruhiger geworden zu sein (Albus traut sich noch immer nicht es erwachsener zu nennen). Als die drei Geschwister am Tag vor Heilig Abend das Haus der Potters betreten, fühlen sie sich, als seien sie kaum weg gewesen und trotzdem so müde, wie nach einer langen Reise. Den Heiligen Abend verbringen die fünf im engsten Kreis. Der Abstand zur Schule und zur Arbeit tut jedem von ihnen gut und es soll einer der schönsten Tage seit langem werden (sie lachen und erzählen und amüsieren sich prächtig. Harry und Albus liefern sich eine gigantische Zauberschachpartie, Lily und James balgen auf dem Sofa und Ginny hat über alle ein wachsames Auge). Am ersten Weihnachtsfeiertag ist die ganze Familie zum Abendessen in den Fuchsbauch eingeladen. Wie immer ist das ganze Wohnzimmer gerammelt voll von roten Schöpfen. Es wird viel gelacht und geredet und ausgelassen gefeiert. Es ist beinahe Mitternacht, als Teddy mit einem Löffel sein Glas zum Klingen bringt und somit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Als die Gespräche abebben, schließlich ganz verstummen, tauscht er einen vielsagenden Blick mit Victoire aus, die eng an seiner Seite sitzt. »Wir haben euch etwas zu sagen«, verkündet er schließlich laut und erhebt sich zusammen mit Victoire von ihren Plätzen am Tisch. Er öffnet den Mund um weiter zu sprechen, schließt ihn dann allerdings wieder verlegen (er scheint ziemlich aufgeregt zu sein, denn auf seinem Kopf ändert sich die Haarfarbe im Sekundentakt). »Wir«, setzt er zum zweiten Mal an, »wir, also Vic und ich, wir werden heiraten.« Einen Moment herrscht überraschtes Schweigen, ehe Lily einen spitzen, freudigen Schrei ausstößt. »Endlich! Ich warte auf diese Nachricht, seit ich neun Jahre alt bin!« Teddy will gerade etwas erwidern, als krachend ein Stuhl umfällt. Alle Anwesenden wenden ihre Köpfe, nur um James mit entsetztem Gesicht mitten im Raum stehen zu sehen. Er hat seinen Zauberstab gezogen, als wolle er die frisch Verlobten gleich verfluchen und ist vollkommen weiß (weiß wie der Tod. Merlin, Albus hat seinen Bruder noch nie so bleich und traurig und verletzt gesehen!) im Gesicht. »James, was-«, setzt er gerade an, doch sein großer Bruder bringt ihn mit einer abrupten Handbewegung zum Schweigen. »Mir … mir ist nur nicht gut. H-herzlich Glückwunsch, Teddy. Victoire. Ent-entschuldigt mich«, bringt er gepresst hervor und ist bereits im nächsten Augenblick mit einem Plop verschwunden. James ist noch nicht zu Hause, als die Potters zurückkehren (Ginny ist außer sich vor Sorge, sie will die Auroren-Zentrale informieren, bis ihr einfällt, dass ihr eigener Mann ein Auror ist. Harry versucht sie zu beruhigen und erinnert sie daran, dass James volljährig ist und sie nichts tun können, außer zu warten). Das Haus ist still, als James zurückkehrt, doch Albus liegt noch wach und starrt schlaflos in die unendliche Dunkelheit seines Zimmers. Als er Schritte im Flur hört, erhebt er sich und öffnet die Türe. Und tatsächlich, da ist James (mit stark geröteten Augen und müde und völlig verdreckt und blutend). »Sieh nicht hin!«, warnt James sofort außer Atem (da er weiß, dass Albus als Kind kein Blut sehen konnte, doch Albus ist kein Kind mehr, er ist sechzehn ganze Jahre alt und ihm wird allerhöchstens leicht schwindelig bei diesem Anblick). »Was im Namen der Welt hast du gemacht? Und wo warst du?!«, gibt Albus leise zischend von sich und packt James beim Arm, um ihn in sein Zimmer zu ziehen (denn irgendwie hat er im Gefühl, dass James so nur höchst ungern auf seine Eltern treffen würde). James kann gar nicht so schnell antworten, da stößt Albus auch schon einen erstickenden Schrei aus. »Pssst! Bist du wahnsinnig?! Du wirst das ganze Haus aufwecken!« »Dein Finger. Dein Finger! Was ist mit deinem Finger geschehen?!« Albus hat nur noch Augen für James linke Hand, an der sein Ringfinger blutend und irgendwie zerfetzt hängt. Ja, hängt, gehalten von einigen wenigen Sehnen. Albus Augen weiten sich und er spürt förmlich, wie ihm sämtliche Farbe bei dem Anblick aus dem Gesicht weicht und er möchte schreien und sich übergeben und James schlagen (da er irgendwie ganz sicher ist, dass sein Bruder es verdammt nochmal verdient hätte). »Ist beim Apparieren passiert. Hatte meine Gedanken nicht ganz beisammen und bin irgendwo in einer walisischen Schafsherde gelandet und fast zersplintert. Ist … ist aber nicht weiter schlimm, der Finger ist noch dran … s-siehst du?« »Walisische Schafsherde? Zersplintert?! Nicht weiter schlimm?!«, Albus Stimme scheint mehrere Oktaven zu überspringen während er noch immer entsetzt auf James fast abgerissenen Finger starrt. »Ich muss Mom holen. Du musst ins St. Mungo!«, beschließt er letzten Endes. »Nein! Nein, nicht Mom!« »Aber James!«, widerspricht er (und hat eigentlich schon aufgegeben. Weil Merlin, James sieht ihn so flehend und bettelnd und verzweifelt an, dass er gar nicht anders kann. Er hat seinen Bruder noch nie so gesehen und er will ihn auch nicht so sehen, weil es ihm verdammte Angst macht!). »Ich hole Moms Dpitam-Essenz« beschließt er und deutet hinüber zu seinem zerwühlten Bett, »und du legst dich dort hin und rührst dich nicht von der Stelle!« Als Albus zurückkommt glänzen James Wangen nass im hereinscheinenden Mondlicht, doch er spricht ihn nicht darauf an. Stattdessen macht er sich an James Finger zu schaffen (»Ich kann das nicht! Wir sollten Mom wecken, wirklich James. Sei doch bitte einmal in deinem Leben vernünftig.« »Nein, auf gar keinen Fall! Vorher reiße ich mir den Finger ganz ab!« »Okay, okay, vergiss es. Nein, James, wehe! Lass … wieder vor Schmerzen auf (aber Albus ist sich nicht sicher, ob sie von der Wunde kommen, oder viel viel tiefer sitzen). »James, warum … warum hast du das gemacht? Warum bist du einfach abgehauen?« Inzwischen liegen sie nebeneinander in Albus Bett (er kann James einfach nicht alleine lassen, nicht in dieser Nacht) und James rinnt vor Schmerzen der Schweiß über die Stirn. Er braucht lang, bis er zu eine Antwort ansetzt (aber Albus hat eigentlich mit gar keiner gerechnet, deswegen ist das wirklich eine positive Überraschung). »Ich … das war einfach zu viel. Das zu hören … ich meine, ich konnte nicht mehr da bleiben. Sie … sie werden heiraten, Al. Verstehst du? Vic und Teddy …. « James bricht mitten in seinem leisen Gestammel ab, aber er muss auch gar nichts mehr sagen, denn Albus versteht ihn sehr gut (glaubt ihn zu verstehen). Er ist sich nicht sicher ob James (der Vertrauensschüler, Quidditchkapitän, Schulsprecher und Star von Hogwarts) jemals zuvor so etwas wie Liebeskummer erfahren hat und er seinem Bruder somit etwas voraus hat. Mit einem ironischen Lächeln stellt er fest, dass die Wunde an James Finger aufgehört hat zu bluten (und fragt sich gleichzeitig warum man Diptam-Essenz nicht auch bei gebrochenen Herzen anwenden kann). »Ich verstehe schon«, murmelt er schließlich beruhigend. »Aber James, Victoire ist nicht die einzige Frau auf der Welt, auch wenn es dir vielleicht gerade so vorkommt. Was sagt Mom denn immer? Andere Mütter haben auch schöne Tö-« »Wer um alles in der Welt redet denn von Victoire?!«, schnauft James und wendet seinen Kopf zur Seite, so dass Albus direkt in seine dunklen, gebrochenen Augen sehen kann. Und auf einmal … auf einmal wird ihm alles klar. »Teddy?!«, keucht er überrascht (erschrocken?). Und James nickt lediglich. 2023, Januar: Als Albus für seinen Bruder töten würde Das neue Halbjahr beginnt Anfang Januar. James Finger ist wieder zusammengewachsen und nichts erinnert mehr an den Vorfall vom Weihnachtsabend (nichts, außer James bedächtiges Schweigen, seine untypische Zurückgezogenheit, seine schlechte Laune). Albus lässt seinen Bruder kaum aus den Augen und hängt an ihm wie eine Klette (weil er nicht riskieren will, dass dieser falsch von ihm denkt. Albus ist noch immer überrascht von James Geständnis. Weil James verliebt in Teddy? James, schwul? Sein Bruder James, der Draufgänger und Tunichtgut und Rumtreiber und Wildfang? Das ist eine wahre Überraschung. Aber es ändert nichts, denn es ist Albus egal und er will James nicht die kleinste Gelegenheit geben, zu denken, er würde ihn verurteilen). James erträgt es und schweigt und weicht dezent gestellten Fragen zu seiner Sexualität immer wieder aus (»Und, auf welche Typen stehst du so? Nur Metamorphmagi oder auch andere?« »Al! Ich werde dieses Gespräch jetzt ganz sicher nicht mit dir führen!« »Aber wieso denn nicht? Du hast doch auch über mit mir über Alice gesprochen. Merlin, alles was du über Frauen gesagt hast, muss eine Lüge gewesen sein!« »Nur, weil ich nicht … nicht auf Frauen stehe, heißt das nicht, dass ich nicht ehrlich über sie reden kann.« »Und siehst du, nur weil ich nicht schwul bin, heißt das nicht, dass ich nicht über Männer reden kann. Also?« »Sag nicht dieses Wort!« »Welches Wort?« » … schwul.« »Schwul?« »Du sollst es nicht sagen!« »Aber wieso nicht? Hast du ein Problem damit, schwul zu sein? Möchtest du vielleicht darüber reden?« »Nein, Albus, ich möchte auch darüber nicht reden!« »Nenn mich nicht so!« »Wie?« » … Albus.« »Wieso? Hast du ein Problem damit, Albus zu heißen?«). Es ist ein kalter Dienstagnachmittag kurz nach Schulbeginn. Albus betritt zitternd vor Kälte die Eingangshalle des Schlosses, seinen Besen in den klammen Fingern. In den ersten Februartagen steht ein Spiel gegen Hufflepuff an (und ihm graut es schon bei dem Gedanken daran, gegen Alice antreten zu müssen) und Scorpius lässt sie trainieren, bis sie nicht mehr wissen, wo oben und unten ist. Allerdings musste selbst er einsehen, dass ein Training bei dem Schneetreiben sinnlos ist (zumindest, nachdem Meyers mit McAllistor zusammengestoßen ist, weil man da draußen keine zwei Meter weit sehen kann). Albus klopft sich gerade die Schneeschicht aus Haaren und Umhang, als er das Schnattern einer vorbeilaufenden Gruppe Gryffindor-Mädchen aufschnappt. »Also das hätte ich nicht von ihm gedacht. Finnigan, okay. Aber Potter?! Potter und schwul? Der hatte doch an jedem Finger ein Mädchen!« Albus fühlt, wie es ihn heiß und kalt durchfährt, als er sich ruckartig nach den Mädchen umdreht. Diese bemerken ihn, tauschen vielsagende Blicke aus, ehe sie die Köpfe zusammen stecken und schnell davon laufen. Albus macht sich auf den Weg zur Großen Halle, seine Gedanken rasen (weil verdammt, James wollte nicht, dass irgendjemand außer Albus davon weiß und er hat niemandem davon erzählt) als er diese betritt, sich schnell umsieht. An den Haustischen sitzen vereinzelt einige Schüler zusammen, James ist jedoch nicht unter ihnen. Beim Abendessen hat die Geschichte bereits an der ganzen Schule die Runde gemacht und Albus erfährt so auch, was genau geschehen ist (»Hey Al, stimmt es, dass dein Bruder Tommy Finnigan in der Besenkammer genkutscht hat?« »Halt die Fresse Scorpius oder ich schwöre dir ich bring dich um.«). James Platz am Gryffindor-Tisch ist leer und auch von Tommy Finnigan ist nichts zu sehen. Albus ist nervös und fühlt sich schlecht (weil er nicht weiß, wie James sein unfreiwilliges Outing aufgenommen hat. Er traut dem Jungen alles, wirklich alles zu!) und weigert sich strickt jegliche Fragen seiner Mitschüler zu dem Thema zu beantworten (»Hey Al, stimmt e-« »DAS GEHT DICH NICHTS AN!«). Lily unterdessen scheint weder erschrocken, noch überrascht, verteidigt ihren Bruder in dessen Abwesenheit allerdings mit voller Leidenschaft (»Lily! Was machst du da?« »Sieht man das nicht? Ich wasche ihm den Mund, damit alle bösen Wörter raus gespült werden. Scheißschwuchtel ist kein Ausdruck den man an dieser Schule verwenden sollte!« »Lils, er ist ein Erstklässler, er weiß doch gar nicht, was er da gesagt hat!« »Genau. Außerdem kann er doch gar nichts dafür, wenn James eine Scheißschw-« »Renn um dein armseliges Leben, Malfoy! Levicorpus! Taratallegra!«) und auch die anderen Weasleys stellen sich, manche zögerlich, mache entschlossen, hinter James (die Beziehung von Rose und Scorpius gerät in ihre größte Krise bisher, als Rose erfährt, was Scorpius über ihren Cousin gesagt hat). Am nächsten Tag erscheint James auch nicht zum Frühstück und Albus ist langsam richtig besorgt (aber Lily berichtet ihm, er wäre okay). Beim Mittagessen ist die Hölle los. Alle Augen sind auf den Gryffindor-Tisch gerichtet. Ein Raunen geht durch die Schülermengen, das immer wieder von lauten Rufen (»Schwuchtel!« »Und so etwas ist Schulsprecher!«) unterbrochen wird. Albus sitzt mit düsterer Miene an seinem eigenen Haustisch und hetzt jedem, der seine Beleidigungen laut durch die Halle schreit, einen leisen Fluch auf den Hals. James unterdessen sitzt mit gesenktem Kopf da und löffelt schweigend seine Suppe (und tut, als würde er nichts hören), während Lily und Rose mit entschlossenen Gesichtern neben ihm sitzen und ununterbrochen auf ihn einreden. Irgendwann während des Essens kommt Hendrick Smith zu James hinüber und erklärt ihm (so laut, dass die gesamte Schülerschaft es hören kann), dass er nicht in einer Mannschaft spielen wolle, in der eine Schwuchtel Teamkapitän ist. James tut weiterhin, als wäre er schwer hörgeschädigt, sieht nicht einmal von seinem Mittagessen auf. Doch stattdessen erhebt Frank Longbottom sich (»Schade, Smith. Aber wenn du ein Problem damit hast, werden wir uns wohl einen anderen Treiber suchen müssen. Was ist mit dir, Hugo? Lust, gegen Ravenclaw aufzulaufen?«) und Albus ist erleichtert, dass James Freunde hat, die zu ihm halten. Dann aber fällt sein Blick auf Joshua Wood, der am anderen Ende des Tisches, weit weg von James, sitzt und er runzelt misstrauisch die Stirn. Die nächsten anderthalb Wochen werden die Hölle für James und Tommy, aber danach beruhigt sich das Schulgeschehen wieder (zum einen, weil Professor McGonagall in einem Vortrag ziemlich deutlich macht, dass sie Intoleranz an ihrer Schule nicht duldet. Egal, ob sie sich gegen Muggelstämmige oder Squibs oder Homosexuelle richtet und zum anderen, weil es bald neue Themen gibt, die die Flure beherrschen). Sogar Smith bleibt in der Mannschaft (zu Hugos Pech). James und Albus verbringen mehr Zeit miteinander, als zuvor (»Al, du musst mich nicht bemuttern oder so. Ich komm damit klar!« »Ich bemutter dich gar nicht! Darf man nicht einmal Zeit mit seinem großen Bruder verbringen, ohne dass einem etwas unterstellt wird?» »…« »Du und Finnigan jetzt also, hmh?« »Nein, nicht ich und Finnigan.« »Ja, ja.« »Al, da ist nichts!« »Na klar …!« »Wirklich! Das war nur…was zwischen durch. Zur Ablenkung!« »Also immer noch Teddy?« »Immer. »Oh James….«). Lediglich Joshua Wood scheint nicht über seinen Schatten springen zu können (und das Albus wahnsinnig vor Wut! Denn, wie kann Joshua nur so blöd sein? Sieht er nicht, wie er James verletzt?!) und meidet seine ehemaligen Freunde, wo er nur kann. Eine Zeit lang sieht Albus sich die Sache schweigend mit an (er möchte Joshua selbst die Chance geben, zur Vernunft zu kommen). Irgendwann aber kann er James traurigen Gesichtsausdruck nicht mehr ertragen und irgendwann ist seine Wut auf Joshua so groß, dass er ihn einfach zur Rede stellen muss. »Was hast du für ein Problem mit meinem Bruder?«, kommt er ohne Begrüßung zur Sache, als er Joshua eines Tages alleine auf dem Korridor im vierten Stock erwischt. Der Gefragte antwortet nicht, sondern setzt seinen Weg unbeirrt fort, bis Albus ihn in dem Weg tritt. »Du bist so ein Idiot, Wood. Hat dir das schon mal jemand gesagt?« »Du hast keine Ahnung, Al. Du hast keine Ahnung, wie das für mich ist! Ich dachte immer ich würde ihn kennen und jetzt … jetzt ist erso einer!«, jammer Joshua schließlich und Albus fühlt, wie der Zorn in ihm hochkriecht. Einen Moment lang zuckt seine Hand zu seiner Tasche, in der sei Zauberstab verstaut ist, doch dann besinnt er sich eines Besseren. »Ich habe keine Ahnung? Ich bin sein Bruder, Joshua! Was glaubst du, wie es für mich war? Aber James ist kein anderer, nur weil er lieber mit Männern… nur weil er schwul ist! Er ist immer noch derselbe. Und er vermisst dich. Ich meine, Merlin, du hast dich seinen Freund geschimpft! Er ist immer für dich da gewesen, als du ihn gebraucht hast! Er ist in der vierten Klasse an Weihnachten in Hogwarts geblieben, nur weil du dir Kreuzschneckenkopffieber eingefangen hattest und im Krankenflügel bleiben musstest. Und übrigens, ich habe es gehasst, dass er das für dich getan hat, aber darum geht es jetzt nicht. Er ist an deinem Bett gesessen, damit du nicht alleine bist und deswegen nicht zu seiner Familie gefahren. Und jetzt, wo er deine Hilfe braucht, gerade jetzt wendest du dich von ihm ab, anstatt zu ihm zu halten? Herzlichen Glückwunsch, Joshua, wer dich zum Freund hat, braucht wohl keine Feinde mehr.« Joshua ist deutlich getroffen, als Albus Redeschwall endlich abebbt. Betreten starrt er auf seine Schuhspitzen, seufzte leise und schüttelt immer wieder den Kopf. »Ich weiß doch, dass ich mich nicht richtig verhalte. Aber ich kann einfach nicht anders! Ich muss immer daran denken, dass wir uns einen Schlafsaal teilen und dass er vielleicht « »Dass er vielleicht was?!«, unterbricht Albus den Älteren scharf. »Dich anfasst? Vergewaltigt? Sich an dir aufgeilt? Bei Merlins Bart, ich hätte dich nicht für so dämlich gehalten! Er ist schwul und nicht pervers! Du bespringst doch auch nicht das nächstbeste Mädchen! Aber nur falls es dich beruhigt, ich kann dir versprechen, dass James nicht auf bleiche, picklige, dumme Jungs steht.« Albus rauscht davon, bevor er noch irgendetwas dummes tut (das seinen Schulabschluss frühzeitig gefährden könnte). Den ganzen Tag rumort es in ihm, nicht einmal beim Quidditch-Training kann er sich richtig abreagieren. Als er viel zu spät, als einer der letzten, zum Abendessen in die Große Halle eintritt, schweift sein Blick unweigerlich zum Gryffindor-Tisch. James sitzt zwischen Frank und Joshua und erwidert seinen Blick in stummer Dankbarkeit. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)