Das Wunder des Lebens von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Spießer ------------------- XIII. Spießer Justin betrat das Diner, Lilly im Körbchen am Arm hängend, auf dem Rücken einen Rucksack mit der Säuglings-Mindestausrüstung. Irgendwie war das Durch-die-Gegend-Laufen mit einem Baby ein wenig wie eine paramilitärische Ausbildung… man schleppte Tonnen und bibberte ständig, dass nicht gleich eine Bombe in Form eines höchst undamenhaften Schreianfalls losging. Aber, wie um die Außenwelt davon zu überzeugen, dass sie das pflegeleichteste und liebenswürdigste Kind der Welt sei, schlummerte Lilly gerade brav. Blicke donnerten auf ihn und seine Fracht nieder wie Maschinengewehrsalven. Ein Tuscheln ging durch den Raum. Hier hatte er einst gearbeitet, hier war er fast jeden Tag gewesen – man kannte ihn, nach wie vor, auch wenn er sich aus der Szene zurückgezogen hatte. „Oh, Sonnenschein!“ freute sich Debbie, die Hände an ihrer Schürze abwischend, „und der kleine Wonneproppen! Das ist aber schön, dass ihr mich besuchen kommt! Ach zeig doch mal her!“ Justin hob lächelnd das Tragekörbchen auf den wohlvertrauten Tresen, direkt neben die Glasglocke mit den Zitronenschnitten. „Da weiß man ja gar nicht, was süßer ist!“ kommentierte Debbie. „Oh… du Engelchen… du bist süßer, ich weiß…!“ Das Diner hing an ihren Lippen. Brian hatte ihre – oder offiziell nur seine – neuen Vaterfreuden zunächst nicht an die große Glocke hängen wollen, aber es war ihnen bewusst, dass Lilly kein Geheimnis bleiben konnte. Wenn sie eines daraus machten, würde das wohl erst recht dort Misstrauen erwecken, wo bisher noch keines wuchs. Da war wohl Angriff die beste Verteidigung. Also in aller Selbstverständlichkeit ab mit Lilly ins Diner. Mit langem Schritt kam wie bestellt Brandon herein geschneit. Er stutzte kurz, weil sich nicht augenblicklich alle Aufmerksamkeit auf ihn fokussierte. Justin verzog amüsiert das Gesicht. War Brian auch mal so gewesen…? Naja, ein bisschen, aber mit deutlich mehr Klasse, oder? Und er spätpubertierende Dumpfbacke war natürlich sofort darauf reingefallen. Das stimmte so auch nicht – an Brian war immer schon mehr gewesen unter seinem Hengst-Gehabe… Zumindest hatte er das so gesehen. Brandon starrte auf ihn, dann auf Lilly. „Warst du deswegen so lange weg vom Fenster? Hat dir dein lahmer Gatte das Schwangerschaftsbäuchlein eingeschmiert?“ wollte er wissen. „Oh“, sagte Justin, „Brian hat mich eingeschmiert… nur nicht unbedingt mein Bäuchlein, obwohl das auch durchaus im Bereich des Möglichen gewesen ist. Schau mal Lilly, das ist Onkel Brandon. Wenn du größer bist, werden von der Sorte in der Heten-Version Horden hinter dir her rennen. Dann denkst du daran, was dein Papa dir gesagt hat, und haust ihnen auf’s Maul, okay?“ „Aber kräftig!“ bestätigte Debbie. „Ja, ja, schon gut, ich werde garantiert nicht zum Kreis der Verdächtigen gehören! Himmel, hat den heutzutage kein Schwuler mehr einen Funken Stolz – oder Vernunft! Heiraten, Kinder kriegen, ich muss kotzen! Wir sind schwul und keine verwirrten Heten!“ predigte Brandon. Lilly gähnte. Justin schloss sich an. „Muaaaaahhhh… Was hast du gesagt? Ach so, das übliche… tausend Mal gehört… wie oberöde… Wer ist hier nochmal langweilig?“ „Du, du Vorstadt-Trutsche!“ konstatierte Brandon bestimmt und zuckte übertrieben herablassend mit den Mundwinkeln nach unten. „Ach nööö… mir ist gar nicht langweilig, wie kann das sein, aber so geht es wohl spießigen Leuten, die sind zu beschränkt, das zu bemerken… aber ich kann mir da ja vielleicht auch kein Urteil über dein Wunderland der Hochspannung erlauben, denn ich ziehe ja nicht jeden Abend in denselben Club, lasse mich jeden Abend von denselben Nasen anhimmeln, lass mir nicht jeden Abend von irgendwem in derselben Ecke des immer gleichen Darkrooms einen blasen, an dessen Gesicht ich mich gar nicht erinnern kann, was es natürlich oberwichtig macht, dass es jeden Abend ein anderes ist… Stimmt, hört sich nach Rasanz pur an…“ „Pah! Immerhin komme ich dazu zu ficken und muss nicht die Kinderkarre schieben, die Rosen düngen oder vor Beglückung über vollgeschissene Windeln heulen.“ „Hast du das gehört, Lilly? Der böse Onkel Brandon glaubt, dich hat der Klapperstorch gebracht… wie doof.“ „Huch, korrigier mich, wenn ich falsch liege – aber ich gehe stark davon aus, dass dein Göttergatte… Lilly?... nicht in seinem Enddarm ausgebrütet hat!“ Bei der Vorstellung brachen im ganzen Diner Lachsalven aus, auch Debbie zuckte etwas, obwohl sie Brandon mit giftigen Blicken überzog. „Sagen wir es so, Lilly war eher eine Kopfgeburt als eine… Du-weißt-schon-was-Geburt. Oder? Wer weiß? Vielleicht habe ich ja Superkräfte? Warst du nicht Mal scharf auf mich? Wie wär’s denn, mein Schwanz, dein Arsch… Baby?“ Brandon verzog das Gesicht. „Als würde ich dich an mein Fahrwerk lassen!“ „Schüchtern? Wie süß! Aber der Dreißigste kommt schneller, als du denkst, mein Lieber. Bei dir schneller, bei mir… nunja, darüber denke ich nach, wenn ich fünfundzwanzig geworden bin. Vielleicht. Wie war das denn bei dir? Egal. Jedenfalls beginnt die biologische Uhr dann ganz fix zu ticken. Ruf mich einfach an, wenn es so weit ist, ich bin ja ein mitleidiger Mensch!“ „Bleib mir bloß vom Leibe, du Irrer! Du und dein Typ, ihr seid im Hirn ja total weichgekocht!“ „Mmm… das müssen die Vaterhormone sein. Geiler als Ecxtasy und langfristig deutlich teurer – oberexklusiv sozusagen! Aber das kannst du ja leider nicht nachvollziehen, solange du dir nur die synthetische Version leisten kannst, du armer, armer…“ „Bah! Du kannst reden, was du willst, das ändert gar nichts! Hast du Brian mit deiner Quasselei eigentlich das Denkvermögen geplättet, dass er mit dir jetzt einen auf Bilderbuchfamilie macht? Oder war’s nur das Alter, er ist ja nicht mehr der Frischeste, da muss man schon darüber nachdenken, ob man allein im Schaukelstuhl vorm Altenheim wippen will oder ob man nicht doch jemanden braucht, der einem aus purer Liebe gratis ab und an die Fußnägel kürzt.“ „Glaubst echt, dass das der einzige Grund ist, mit jemandem zusammen zu sein? Angst vor der Einsamkeit? Mir kommen fast die Tränen vor lauter Mitleid… Wenn du nicht gerade eine wahre Kaskade klischeegeschwängerter – huch, schon wieder dieses Wort, vielleicht solltest du dich Mal testen lassen?... könnte ein Zeichen sein – Beleidigungen aus deinem Zitronenmäulchen gehustet hättest! Wenn du glaubst, ich würde jetzt vor Empörung platzen, hast du dich geschnitten, von einem Blondchen wie dir ist da wohl nichts anderes zu erwarten…“ „Wer ist hier das Blondchen?!“ „Na – du. Du redest doch hier non-stop platte Scheiße und gockelst dich selbst im Tresenspiegel an – glaub ja nicht, das würde ich nicht bemerken! Also ich…“ „Hallo… Schatz“, ertönte es, und Justin bekam von einem breit grinsenden Brian in voller Arbeitsmontur einen Schmatzer auf die Wange gedrückt, was ihn zu einem etwas belämmerten Innehalten veranlasste. Schatz?! Soff Brian heimlich? Oder war er gerade dabei, etwas… „Und hallo, Blondchen!“ ergänzte Brian mit Blick auf Brandon. „Uähh… Ihr seid echt widerlich!“ Lilly begann zu brüllen. Ein selten gehörtes Geräusch in diesen Hallen. Bevor Debbie oder Justin reagieren konnten, hatte Brian sich den unleidigen Säugling bereits geschnappt, der auf seinem Arm augenblicklich die Lautstärke etwas drosselte. „Hast recht, Lilly. Das ist doch echt zum Heulen… Soll ich dir was verraten? Jede dieser Nasen hier versucht verzweifelt a)bloß einen abzubekommen, mit dem der Himmel voller Wolken hängt – ausgenommen Brandon - b)dennoch wie blöde Sex mit allem und jeden zu haben und c)auf jeden Fall echt cool zu sein. Deswegen rennen sie Tag für Tag in die Muckibude, in die Disco, zum Psychiater und zur Partnervermittlung. Sie kaufen sich riesige Vibratoren mit rotierenden Noppen und stellen sich bei Verwendung eine Horde behaarten argentinischer Bauarbeiter vor, heulen aber dennoch rum, dass keiner mit ihnen kuscheln will. Sie rennen zum CSD und schwingen große Reden – aber bei der Arbeit darf’s keiner wissen. Sie wollen eine voll ernstzunehmende Partnerschaft, rasen jedoch beim kleinsten Zeichen von Uneinigkeit davon, weil Liebe ja keine Reibungspunkte kennt – denn dann kann sie ja voll nicht echt sein, wenn man dafür vielleicht etwas machen müsste. Nein, sowas hat’s gefälligst geschenkt zu geben! Singende rosa Schwäne, ein Leben lang frei Haus! Und wenn jemand nicht so kläglich scheitert wie sie, dann ist er ein Verräter, ein Irrer, eine Möchtegern-Hete peinlichster Machart. Es gibt viele Sorten der Anpassung, der Ödnis, der Spießigkeit, selbst wenn man in Ledermontur auf allen Vieren hinter seinem Meister her robbt. Aber du weißt es besser. Du scheißt darauf, was andere von dir denken. In dieser Hinsicht bist du wahrscheinlich die einzige Person in diesem Raum, die nie etwas anderes als durch und durch cool war… Aber du bist auch eine gute Lehrmeisterin. In diesem Sinne: danke!“ Das Diner war in Schweigen erstarrt, nur Lilly hatte wieder an Volumen gewonnen. „Oh“, sagte Brian unbekümmert. „Da meldet sich wohl das Frühstück? Kann ich verstehen, ich hätte auch keinen Bock auf einen nassen Arsch in diesem Rahmen.“ Er knöpfte dem ihn regungslos mit leicht offenem Mund anstarrenden Justin das Marschgepäck ab, breitete in aller Selenruhe Lillys Deckchen über dem Tresen aus und wechselte formvollendet ihre Windel. Das eingenässte Überbleibsel drückte er Brandon in die Hand, lächelte ihn schmelzend an und sagte: „Hier. Damit dein Leben auch mal Sinn macht.“ Reflexartig griff Brandon zu, dann schüttelte es ihn. In ihn kam hektische Betriebsamkeit, er spurtete auf den Ascheimer am Eingang zu und entließ dort sein feuchtes Präsent in die ewigen Jagdgründe. In Justin war wieder Leben kommen, er krümmte sich vor Gelächter. Debbie starrte noch immer Brian an. Der Rest des Diners folgte der Show weiterhin, teils ertappt, teils beleidigt, teils hämisch im Angesicht Brandons, aber teils auch mit belustigter Sympathie. „Du bist so widerlich, Kinney! Du hast total einen an der Klatsche, du und dein…“ „Nana…“ „… Mann! Du machst einen darauf, dass du das wahre Geheimnis des Lebens entdeckt habest? Offensichtlich besteht es darin, sich von jeder Spur gesunden Menschenverstandes verabschiedet zu haben!“ „Kann sein“, meinte Brian und lehnte sich mit der jetzt deutlich besser gelaunten Lilly im Arm an den Tresen. „Aber meine Art der Beklopptheit ist deutlich amüsanter als deine. Glaub mir, ich weiß es, denn da, wo du bist, war ich lange. Wobei mir einfällt… hallo Debbie! Bin gar nicht dazu gekommen, dich angemessen zu begrüßen, irgendwie stand etwas ganz doof im Weg und hat mir die Sicht verbaut… „Hallo, Brian“, erwiderte Debbie leise. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Das war doch mal wieder so typisch gewesen… Wenn er etwas machte, dann ganz. Und gerne mit Publikum. „Sieht ja hier wirklich alles aus wie früher… komisch…“, wunderte sich Brian. „Du magst dich geändert haben. Aber andere Dinge bleiben ewig gleich…“ Brian schüttelte den Kopf. „Ich hab‘ mich nicht geändert“, sagte er nur. Debbie musterte ihn kritisch, während Justin in alter Gewohnheit hinter dem Tresen Kaffee für sie eingoss. Was meinte er damit? Dass dies eigentlich immer er gewesen sei, ganz tief drin…? Vielleicht. Etwas war da gewesen. Das hier…? Aber nein. Menschen entwickelten sich auch, aus eigenem Antrieb, aber immer auch in Wechselwirkung mit ihrer Umgebung. Offensichtlich wollte er das Thema jetzt nicht weiter vertiefen. Er übergab Justin das Baby und widmete sich seinem Kaffe. Im Diner wurden allmählich wieder normale Gespräche aufgenommen. Brandon hatte sich zu einer Horde Twinks in der hinteren Ecke verkrümelt, die ihn voller Anbetung bemitleideten und in seinen Ansichten bestätigten. „Ich finde das sehr schön“, sagte sie schließlich zu Justin und Brian, die sich inzwischen auf den Barhockern breit gemacht hatten. Justin futterte eine Zitronenschnitte. Da hatte sie immer gut aufpassen müssen, früher, dass Justin bei den Leckereien nicht sich selbst der beste Kunde wurde. „Was?“ murmelte Brian, mit der freien Hand gegen Lillys frei strampelnde Füße tippend, dass sie jedes Mal ein wenig zurück fuhr. „Dass ihr Lilly zu euch geholt habt. Es gibt so viele Kinder auf der Welt, die liebende Eltern nötig haben. Und Lilly hat unglaubliches Glück gehabt. Wie seid ihr überhaupt darauf zu kommen, sie zu adoptieren?“ wollte sie wissen. Justin und Brian schauten sich einen Sekundenbruchteil lang an. „Nun ja“, räusperte sich Justin. „Mit Gus sind wir wohl auf den Geschmack gekommen… Und er hat sich ein Geschwisterkind gewünscht – ich weiß, er hat Jenny, aber sie ist nicht jeden Tag da, wächst nicht mit ihm auf… Und es geht uns gut, warum hätten wir da nicht…?“ Alles für sich genommen recht logische Gründe. Aber irgendwie beschlich Debbie ein merkwürdiges Gefühl. Es war so abrupt gekommen – obwohl diese Geheimniskrämerei wieder zu Brian passte. „Wisst ihr, wer ihre Eltern sind?“ fragte sie. Brian schaute betont uninteressiert in seinen Kaffee. „Wir“, sagte er, „das ist alles, was zählt.“ Es stimmte schon… auf die biologische Abstammung kam es nicht an. „Ihr habt das gemeinsame Sorgerecht?“ wollte Debbie wissen. „Nein. Bisher nicht. Bisher nur ich“, antwortete Brian. Justin schaute etwas gedrückt. „Aber das wollt ihr doch ändern?“ „Wenn das möglich ist“, sagte Justin und sah Brian an. „Ja“, sagte Brian langsam, „etwas anderes wäre nicht recht.“ „Das wird nicht einfach“, meinte Debbie stirnrunzelnd. „Es wird immer schwieriger… Seit dieser Scheiß-Bush im Sattel sitzt, geht es immer weiter rückwärts… Mit Gus und Jenny ging es noch, Mel hat an alles gedacht, das war hieb- und stichfest. Aber gemeinsame Adoption… frag mal Monty zu dem Thema! – fast unmöglich.“ Das Allerletzte, was Brian in dieser Angelegenheit zu tun gedachte, war diesen bekloppten Vororts-Affen nach irgendwas zu fragen. Aber Debbie hatte recht, mehr als sie ahnte. Sie hatten Lilly nicht adoptiert, jedenfalls nicht im klassischen Sinne. Eher war es anders herum gewesen. Außerdem… Wie konnte man sein leibliches Kind adoptieren? Aber wie sollte Justin sonst an seine Rechte kommen? Und Lillys Vater zu sein war sein gottverfluchtes Recht – er war es schließlich, nicht weniger als Brian. Wie sollten sie das hin bekommen, ohne Lilly zum Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit mit ungeahnten und potentiell gefährlichen Folgen zu machen? ……………………………………………………………………………………………………………………………………………………… Sie holte Gus gemeinsam vom Kindergarten ab. Es war sein letzter Tag gewesen, der Hort machte Ferien, und danach war es Zeit für Gus, die Schulbank zu drücken. Die Kindergärtnerin, Mrs. Karenis, drückte Gus zum Abschied, der nicht recht zu begreifen schien, wie ihm geschah. Aber seine Wehmut hielt sich in Grenzen. Dafür war er zu gespannt darauf, endlich ein Schulkind zu werden. Mrs. Karenis schüttelte Brian und Justin die Hände. „Es war uns eine Freude, Gus hier bei uns gehabt haben zu dürfen! Er ist eine wahre Freude, trotz seines… Schicksalsschlages, nicht wahr? Und er lässt nie locker…“ Das konnten sie nur bestätigen. Eine Eigenschaft, die den Betreuenenden durchaus den letzten Nerv rauben konnte, aber von Willensstärke zeugte. Jedenfalls ihrer Auffassung nach, schließlich waren sie seine Eltern. Aufgeregt sprang Gus vor ihnen zum Auto. „Tschüss Kindergarten!“ rief er und winkte. „Ich muss jetzt gehen! Ich muss nämlich zur Schule!“ „Na, nicht jetzt sofort“, bremste ihn Justin. „Aber bald! Und dann kann ich Lesen und Rechnen und…? Und ich kann dann viel besser beim Arbeiten helfen Papa!“ „Das ist toll Gus. Aber die Schule geht dann vor, verstanden?“ „Ja, Papa“, Gus rollte mit den Augen, während Brian ihn fest schnallte. Auf dem Rückweg erlaubte sich Justin ohne Vorwarnung einen Schlenker über das Drive Inn von Burgerking. „Du hast doch gerade zwei Zitronenschnitten verputzt“, bemerkte Brian leicht muffelig angesichts der Versuchung. „Das war nur das Aufwärmtraining. Jetzt kommt das eigentliche Ereignis. Hamburger, Gus?“ „Jaaaaa! Und Pommes! Und ein Eis mit Erdbeersoße!“ „Das schaffst du doch nie…“ „Klar schaffe ich das! Ich schau dir doch immer zu! Das habe ich gelernt!“ „Ich bin so stolz auf deine pädagogischen Qualitäten, Justin…“ „Ach… halt die Klappe. Auch was?“ „Ich nehm den Salat ohne alles.“ „Okay, einen Cheeseburger für Brian“, übersetzte Justin. Brian sank in die Polster. Mit seiner Undurchschaubarkeit war es wohl nicht mehr so weit her. Vor seinem inneren Auge hatte tatsächlich gerade ein verführerisch arschwackelnder Cheeseburger getanzt. Komm schon… du willst mich doch… schau doch, wie heiß ich bin… und wie willig, von dir vernascht zu werden… du willst es doch auch! Super, jetzt wurde er schon von Frikadellenbrötchen angemacht. Das dreckige Stück hatte es nicht anders verdient, als aufgefressen zu werden. ……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………. Eine Dreiviertelstunde später bogen sie in die Einfahrt ein. Die Handwerker holten zum letzten Streich aus und würden bald verschwunden sein. Der Garten würde noch etwas dauern, aber das Kellerspa stand vor der Vollendung, ebenso wie die rückwärtige Terrasse und der Außenpool. Es war halb vier, bis auf ein paar Kontrollanrufe bei Kinnetic stand nichts mehr an. „Fußball!“ brüllte Gus, wie ein Flummi aus dem Auto hüpfend. Brian hatte ein kleines Tor mit Netz besorgt, mit dem Gus akribisch übte und beängstigend gut geworden war. „Okay, Gus, wollen wir Tore schießen üben?“ „Au jaaaaa!“ „Gut… Justin?“ „Ja…?“ Justin schleppte Lilly, die wieder eingepennt war. „Dein Typ wird hier verlangt.“ „Ach was…? Also ich… Lilly… Äh…“ „Keine Widerrede! Ab ins Tor mit dir!“ „Also Brian…“ „Ach so… Angst?“ „Pah! Von wegen! Zieht euch warm an! Ich erwische alles, was ich will, darauf könnt ihr Gift nehmen!“ Lilly wurde in Hörweite in der Eingangshalle deponiert. Justin pflanzte sich grimmig ins Tor. Brian hatte gar nicht so falsch gelegen. Justin war fix und wirklich gut im Abfangen harter Stöße. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)