I'm just more von -ladylike- (... More than I thought) ================================================================================ Kapitel 2: Will to survive -------------------------- viel spaß!! :D _______________________ Will to survive Went the distance, now I'm back on my feet Just a man and his will to survive (Eye of the tiger - Survivor) Das Erwachen ist erschreckender als gedacht. Als ich am nächsten Morgen im Bett aufwache, starre ich geradewegs auf ein Poster, das Farbkleckse auf einer Wand zeigt. Eine weiße Wand, bunte Flecken in gelb, grün, blau, rot, pink … Wo zum Teufel bin ich?? Mehr oder minder geschockt sehe ich mich in dem kleinen Raum um, an der anderen Wand steht ein Bett, unter dessen Decke ein dunkelblonder Haarschopf hervorguckt. Hä? Um mein eines Bein hat sich irgendwas Warmes geschlungen, eine Hand liegt auf meinem Bauch. Noch einmal: Hä? Irritiert folge ich der Hand nach oben, den Arm entlang – und erinnere mich schlagartig an meine Situation. Ich bin in Deutschland. Neben mir liegt Miyavi, sein Sohn hat seine Ärmchen um mein Bein geschlungen, knapp über dem Knie. … Danke. Kaum verbringt man eine Nacht hier, wird man als Teddy missbraucht. Das sind ja schöne Aussichten. Vorsichtig versuche ich, die Arme von meinem Oberschenkel zu lösen, ohne dabei Takeya, Miyavi oder gar Uruha aufzuwecken. Mein Vorhaben wäre mir sogar gelungen, hätte ich mich nicht beim Aufstehen mit den Füßen in den Beinen meiner eigenen Jeans verheddert – weshalb ich mich leider Gottes der Länge nach auf den Boden schmeiße, unfreiwillig versteht sich. „… Ru?“, kommt es verschlafen aus dem Bett hinter mir. „Willst du schon aufstehen? Es ist doch erst …“ Ich drehe mich um und beobachte Miya dabei, wie er sich verschlafen über die Augen wischt und auf den Wecker schielt. „… halb elf?? Heilige Erfinderin des Erdbeerkuchens! Ich muss in zwei Stunden weg!“ Bevor ich auch nur eine Chance habe, danach zu fragen, warum man an einem Samstag um halb eins das Haus verlassen muss, ist Miyavi aufgesprungen, über einen Karton auf dem Parkett gestolpert und – wie ich vorhin – hart gelandet. „Aua, verflucht!“ Auf der anderen Seite des Zimmers raschelt es. „Leute? Was macht ihr denn da eigentlich?“ „Nichts, Uru. Schlaf weiter.“ Unschuldig lächelt Miya seinen Freund an, wofür dieser aber nur ein Schnauben übrig hat. „Du bist lustig, Miya. Jetzt bin ich wach!“ „Is aba aauuuch!“ Ein Plumpsen verrät mir, dass Takeya ebenfalls das Bett verlassen hat. Seine kleine Hand schiebt sich in die seines Vaters, mit der anderen reibt er sich über die Augen. „Is bin müüüüde, Papa.“ „Ich weiß, Sweety. Aber du kannst dich jetzt auch mit uns an den Frühstückstisch setzen und eine warme Milch trinken, davon wirst du bestimmt wach. Was hältst du davon?“ „Mhm …“ Miyavi lächelt mich an, während er seinen Sohn auf die Arme hebt. „Kommst du mit? Wir können ja mit Takeya den Tisch decken. Dann kann Uruha in Ruhe aufstehen und Aiji und Maya wecken.“ „Mooorgen“, gähnt Maya, als er zu uns ins Wohn- und Esszimmer tritt, Aiji an der Hand hinter sich herziehend. „Na, gut geschlafen?“ Einladend deutet Miyavi auf den Frühstückstisch, bevor er wieder in die Küche läuft, um die Himbeermarmelade zu holen. (Die, mal so nebenbei gesagt, extrem lecker ist.) Ich sitze bereits auf einem der bunt gestrichenen Holzstühle, meiner ist grün. Giftgrün mit rotem Polster. Auch die anderen Stühle sind in Komplementärfarben gehalten: Blau und orange, lila und gelb. Der Tisch ist aus hellem Holz und momentan gedeckt mit buntem Geschirr, Duftkerzen und Lebensmitteln, die mir alles andere als geläufig sind. So habe ich mir Miyavis Wohnung hier immer vorgestellt. Bunt, impulsiv und auf eine kontrollierte Art und Weise zusammengewürfelt. Künstlerklischee. „Och, geht so … Aiji hat sich ständig durch die Gegend gewälzt und ist irgendwann aus dem Bett gefallen.“ Maya grinst, während er sich neben mich fallen lässt und ich denke, wie wunderbar er doch in diesen Raum passt, so freudig, wie er ist. Und das, obwohl er auch sehr, sehr anders sein kann. Er ist manisch depressiv, seit er sieben ist. Keiner weiß genau, aus welchem Ereignis diese Krankheit hervorgegangen ist, aber man vermutet, dass sie auf den Tod seiner geliebten Cousine zurückzuführen ist. Mal sind die Auswirkungen mehr, mal weniger schlimm, das hängt von den Situationen ab. Wenn Maya sich mit einer stark emotionalen Situation gegenübersieht – ob im positiven oder negativen Sinne –, kann das bei ihm eine Phase auslösen, in der sich das Krankheitsbild deutlich abzeichnet. Es ist schwer, wenn man nicht weiß, wann es soweit ist, wann er wie reagiert, aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Gedankenverloren greife ich nach einem Brötchen und schneide es auf. Der Duft steigt mir in die Nase, ich atme tief ein, verbanne die Krankheit meines Freundes wieder hinter die Tür, hinter der ich sie eingeschlossen habe. Stattdessen konzentriere ich mich darauf, die Marmelade auf meine Brötchenhälfte zu schmieren und Miyavi zu lauschen, der gerade lachend versucht, ein Toastbrot in Takeyas Mund zu befördern – was dem Kleinen allerdings missfällt. Immer wieder dreht er seinen Kopf weg, presst die Lippen fest zusammen. „Is will keine Mamelade! Is will Nutella!“ „Aber, aber, Sweety. Wenn du immer Nutella isst, dann müssen wir bald zum Zahnarzt“, schmunzelt Uruha, sich selbst Kaffee einschenkend. Entsetzt starrt Miyas Sohn in Urus Richtung. „Neeeeein, is will nich zum Zahnazt!!“ „Dann mach den Mund auf, Sweetheart“, grinst Miyavi und wendet sich dann an seinen Mitbewohner, „Sag mal, kommt Jenni jetzt eigentlich heute Abend oder funkt ihr mal wieder ein Termin dazwischen? S.O.S., meine Freundin Nummer 276 braucht ein neues Kleid – oder so?“ Mir gegenüber lacht Uruha fröhlich auf. „Nee, keine Termine. Sie kommt. Sie möchte unbedingt die drei Jungs kennen lernen, für die wir den von ihr organisierten Tag der offenen Tür im Tierheim verpasst haben.“ Er zwinkert Aiji zu, der bisher nur stumm auf seinem Platz gesessen und sein Brötchen verzehrt hat. „Wer ist Jenni?“, fragt mein bester Freund. Momentan betrachtet er etwas skeptisch den deutschen Frischkäse, scheint seine Frage nur zu stellen, um irgendwas zu sagen. „Die is daaaaanz nett“, stellt Takeya klar. „Ja, da hast du Recht, das ist sie“, lächelt Miyavi, „Sie ist Uruhas Freundin. Die beiden stehen sich näher als Zwillinge, ihr werdet sehen, das ist echt unglaublich!“ Ich meine fast, etwas Trauriges in seinem Blick zu sehen, während er sich ein Glas Orangensaft eingießt. Außerdem scheinen seine Hände zu zittern und ich frage mich zum ersten Mal ernsthaft, ob das alles mit Takeyas Mutter zusammenhängt. Was könnte dieser Frau geschehen sein, was könnte sie getan haben, dass Miya, ausgerechnet mein freundlicher, fürsorglicher Miya, nichts mehr von ihr wissen will? Dass er komplett zumacht, sobald man sie anspricht? Mein Hirn beginnt, die unglaublichsten Theorien zusammen zu spinnen. Wie von selbst wirft es Fragen über Fragen auf, verwirft sie wieder, hält an manchen fest, nur um zu merken, dass eine Antwort nicht von selbst angelaufen kommt. Was, wenn sie schwer verletzt ist, wenn Miyavi nicht weiß, wie er mit ihr umgehen soll? Was, wenn sie ihn betrogen hat? Oder … was, wenn sie im Knast sitzt?! „Ruki, kommst du mit gleich mit mir raus? Ich möchte dir gerne den Park zeigen.“ „Ooooh, schön!“, freut sich Maya neben mir, „Ich komme …“ Man kann deutlich hören, wie Aiji seinem besten Freund gegen das Schienbein tritt. „AUA!! … Dann eben nicht mit.“ Schmollend verschränkt der Flummi seine Arme vor der Brust und schlägt die Beine übereinander. Ich muss grinsen. Heute weiß ich, dass er verstanden hat. Dass er uns nicht gleich bis unter die Decke fliegt. „Klar“, lächle ich bemüht ruhig, obwohl mein Herz mir bis sonst wo hin schlägt. „Schön hier, nicht?“ Er fragt mich, ohne mich anzusehen. Stattdessen betrachtet er seine Chucks, sie sind gelb. Sonnengelb. „Ja, schön.“ Langsam schiebe ich meinen Fuß in einen Haufen aus Laub. „Du weißt, warum ich mit dir spazieren gehen wollte?“ „Ja, ich weiß.“ „Setzt du mich mit mir hin?“ „Ja.“ Bei der nächsten Bank bleiben wir stehen, setzen uns. Und starren geradeaus. Leute gehen vorbei, ich versuche daran abzulesen, wie lange wir hier sitzen, bis er anfängt zu sprechen. „Ich … Gott, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe sie – Lara – vor fünf ungefähr drei Jahren kennen gelernt, bei einem meiner Auftritte. … Sie kam auf mich zu und lächelte mich an, gratulierte mir zum gelungenen Auftritt. Ihr … ihr Lächeln war so … so strahlend, als hätte sie neben Gott gestanden, als er die Fröhlichkeit erfand. Damals hab ich ihr nur einen Drink spendiert und sie nach Hause gefahren, bin sofort wieder gegangen. …“ Kurz stiehlt sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Ich hab mich den ganzen Abend lang darüber aufgeregt, dass ich sie nicht nach ihrer Nummer gefragt habe. Bis ich in meine Jackentasche geguckt habe.“ Seine Hände schieben sich in seine Jackentaschen, er streift mich kurz mit seinem Blick. „Sie hat mir ein Zettelchen zugesteckt, mit Adresse, Festnetz- und Handynummer. Und dann ging irgendwie alles sehr schnell. Ein paar Mal essen, ein schnulziger Liebesfilm – und schon waren wir irgendwie zusammen. Wenn du mich heute fragst, warum ich dir nie von ihr geschrieben habe … ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. In dem Punkt kann ich mich selbst nicht verstehen. Wahrscheinlich war es, weil du in dieser Zeit Stress mit Reita hattest, ich wollte dich nicht mit meinem Liebesglück niederschmettern. Na ja, jedenfalls waren wir überglücklich. Wir haben sogar Uruha mit unserem ewigen Geturtel genervt, sind ständig essen gegangen oder ins Kino, haben Ausflüge gemacht, sie hat mir sogar reiten beigebracht. Auf … ich glaube das Pferd hieß Amara … frag mich nicht, woher dieser Name kommt.“ Ich höre ihn leise auflachen, schaue zu ihm rüber. Miyavi starrt auf den Boden, betrachtet die Schnürsenkel seiner Chucks, die mit jedem Mal, dass er die Füße bewegt, leicht gegen den gelben Stoff schlappen. Wie er da so sitzt, wirkt er verlassen, wie ein Kind, das seine Eltern auf der Kirmes verloren hat. Oder wie ein Junge, der sich gerade seine eigene Welt erschaffen hat. „Mittlerweile bin ich ganz gut, aber früher bin ich ständig runtergefallen – Obwohl Amara einfach nur brav im Kreis gelaufen ist. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war mit Lara. Sie hat mich zum Lachen gebracht, sie hat mich aufgebaut, sie hat … sie hat mich glücklich gemacht. Als sie dann ankam und mir eröffnete, dass sie schwanger ist, da habe ich mich sogar irgendwie gefreut. Es war zwar früh, aber ich dachte, wir würden das schon schaukeln. Wir waren doch so ein tolles Team, weißt du? Und Lara hat auch immer gesagt, sie würde sich freuen, das Kind unbedingt behalten wollen, zusammen mit mir und dem Baby glücklich werden. Zusammen mit Jenni und Uruha haben wir uns hingesetzt und diskutiert, wie wir das alles regeln können. Ob Uru zu Jenny zieht und Lara zu mir, ob die zwei uns helfen könnten und natürlich haben wir uns auch Namen überlegt, bis zum Umfallen. Lara war strickt gegen einen japanischen Namen, ich wollte keine deutschen. Ich weiß noch, dass wir uns deswegen beinahe richtig in die Haare gekriegt hätten, bis wir auf die Idee kamen, einen Kompromiss zu schließen: Wenn es ein Mädchen wird, bekommt das Kind einen deutschen Namen, ein Junge einen japanischen. Tja, und irgendwann war es dann so weit. Ich weiß noch genau, wie sie mich durchs Telefon angeschrien hat, ich solle sofort kommen, ins Krankenhaus. Was meinst du, wie mein Chef mich angeguckt hat, als ich mitten aus meiner Besprechung aus dem Theater gerannt bin, als wäre der Teufel hinter mir her.“ Theater? Angestrengt forsche ich in meinen Erinnerungen nach der Information, warum Miya noch gleich im Theater … Ach ja, genau! Ich hab’s! Zwar haben wir uns in unseren Briefen recht wenig bis gar nicht über seine Arbeit gesprochen, aber soweit ich weiß, arbeitet er als Bühnenbildner und teilweise sogar als Regisseur im Theater. Nebenbei tritt er regelmäßig in Clubs als Musiker auf und versucht, Uruha ein bisschen bei dessen Medizinstudium zu unterstützen. „Und was soll ich sagen? Es war so ziemlich das beeindruckenste Erlebnis meines ganzen Lebens. Ich war so nervös, dass ich sogar vergessen habe, den Taxifahrer zu bezahlen – glücklicherweise hat er mich nicht drauf angesprochen, hatte wohl selbst Kinder. Nach der Geburt stand ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch, war aber so überwältigt von meinem ganzen Glück, dass ich gar nicht die Kraft hatte, zusammenzuklappen. Klingt scheiße, ich weiß, war aber so.“ Dann schweigt er. Sein Blick ist mittlerweile starr geradeaus gerichtet, er sieht aus, als hätte man ihn eingefroren. Ich war kurz davor, ihn anzusprechen, als ich die kleine Träne sehe, die seine Wange hinabrinnt. Sie ist wirklich nur winzig, doch sie glitzert in der Sonne, sodass man sie trotzdem sehen kann. Vorsichtig strecke ich meinen Arm aus, zögere, lege ihn dann sanft um Miyas Schultern. Sein Kopf sinkt gegen meine Schulter. „Und …“, frage ich leise, „was ist dann passiert?“ Ein Schniefen dringt in meine Ohr, dann ein paar zitternde Ansätze, zu sprechen. „Ich … Wir … Wir waren so glücklich. U- und als sie nach Hause konnte, h-haben wir uns so gefreut. Aber am nächsten Morgen … war sie weg. Einfach weg, verstehst du?? Sie ist abgehauen!“ Aua. Erschrocken sehe ich auf die schwarzen Haare an meiner Schulter hinab, die Strähnen zittern mit jedem leisen Schluchzen Miyavis. „Es hat wehgetan. Es hat so verdammt wehgetan!“ Langsam hebt er den Kopf, sieht mir in die Augen. „Ich wollte nicht, dass du das weißt … ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Verstehst du?“ Ich nicke, schlucke, versuche es mit einem Lächeln, das mir allerdings gründlich misslingt. „Ja, ja, kann ich verstehen. Aber du hättest mit mir reden können, wirklich.“ „Danke, Ru.“ Auch sein Lächeln wirkt nicht wirklich authentisch, aber ich bin trotzdem froh, es zu sehen. Mit einer ungelenken Bewegung streicht er sich seine Tränen von den Wangen. „Das ist lieb von dir. Ich bin unglaublich froh, dass du da bist.“ Er greift meine Hand und steht auf. „Komm, lass uns zurückgehen. Ich muss gleich zur Arbeit.“ Noch immer verwirrt, lasse ich mich von meinem Freund hinterherziehen. In meinem Kopf springen die Gedankengänge hin und her, wie junge Fohlen, die das erste Mal auf die Weide gelassen werden. Wie kann er jetzt so einfach zur Arbeit gehen? Er hat mir gerade erzählt, dass Lara, seine große Liebe, ihn einfach hat sitzen lassen, mit einem kleinen Jungen und einem gebrochenen Herzen, oder? „Jetzt sag schon! Was hat er dir erzählt?“ Neugierig springt Maya um mich herum, hüpft auf und ab und erinnert mich daran, warum wir ihn Flummi getauft haben. Genervt öffne ich den Küchenschrank, nehme mir eine Tasse heraus. Ich kann mir gerade nichts Besseres vorstellen als eine Tasse warme Milch. „Maya, ich weiß nicht, ob ich es euch erzählen sollte. Frag bitte Miya, wenn du es so unbedingt wissen möchtest, aber lass mich damit in Frieden, ja?“ Seit ich zurück bin – Miyavi ist erst gar nicht mit hoch gekommen, sondern gleich auf zu Arbeit – benehmen sich alle mir gegenüber seltsam: Maya (okay, für ihn ist das eigentlich schon normal) versucht, mich zum Reden zu bringen, Aiji sieht mich immer wieder besorgt an und auch Uruha beobachtet mich unauffällig, wenn ich ihn nicht ansehe. Nur Takeya verhält sich wie immer. Er ist das kleine nervige Dings, das mich seit geraumer Zeit ständig fragt, ob ich nicht vielleicht Lust zum Legospielen habe. Was bitte ist an „Nein, habe ich nicht“ bitte so schwer zu verstehen? Eigentlich will ich gar nichts, mich nur auf meine Matratze legen und die Decke anstarren, bis die Verwirrung in meinem Kopf nachgelassen hat. Mit meiner Tasse Milch in der Hand, setze ich mich auf das Sofa im Wohnzimmer und versuche abzuschalten … Was leichter gesagt ist, als getan. In mir höre ich noch immer Miyavis leises Schluchzen widerhallen. Das erste Mal, dass ich ihn weinen gesehen habe, das erste Mal, dass er verletzlich gewirkt hat. Erschöpft vergrabe ich mein Gesicht in den Händen. „Ruki, du machst dir zu viele Gedanken.“ Vorsichtig lässt Uruha sich ebenfalls aufs Sofa sinken. Ich habe den Kopf, sehe ihn an. „Jetzt sieh mich nicht so an. Ich weiß, dass er dir von Lara erzählt hat. Und ich weiß auch, dass er nicht übertrieben hat. Diese Zeit war für Miyavi mehr als die Hölle. Lara ist einfach über Nacht abgehauen, hat sich nicht mehr gemeldet, sie hat nicht mal den berühmten Notizzettel mit dem Abschiedsgruß dagelassen. In den Monaten danach war er ein einziges Nervenbündel, hat manchmal nachts, wenn Takeya geschlafen hat, an seinem Bett gesessen und geweint. Er ist nicht mehr arbeiten gegangen, hat ein Vaterschaftsjahr gemacht, musste sich ja auch um seinen Sohn kümmern. Ich habe ihm natürlich nach Möglichkeit geholfen, damit ihm ohne Arbeit nicht die Decke auf den Kopf fällt. … Und es hat funktioniert. Das Schlimmste hat er schon lange hinter sich, glaub mir. Ruki, du hättest ihm damals auch nicht helfen können. Niemand kann Erlebnisse aus deinem Leben löschen, die dir wehgetan haben, genauso wenig, wie jemand Erinnerungen verschwinden lassen kann, die dir Freude bereitet haben. Sie müssen auch nicht verschwinden, du musst nur mit ihnen umgehen können. Und Miyavi kann das mittlerweile. Du musst dir wirklich keine Sorgen mehr machen, okay? Freu dich lieber auf Jenni, du wirst sie sicherlich mögen.“ Das stimmt, ich mag sie echt. Jenni ist eine junge Frau, der man ihre 24 Jahre weniger als gar nicht ansieht. Sie hat hübsche braune Augen und eine zierliche Gestalt, die ihre asiatischen Züge unterstreicht und eine so positive Ausstrahlung, dass sie sogar Aiji zeitweise zum Lachen bringt – und das nur durch ihre Betonung, denn leider beherrscht sie die japanische Sprache nur Bruchstückweise, was die Kommunikation zwischen Maya, Aiji und ihr ziemlich schwierig macht … scheint sie allerdings herzlich wenig zu interessieren. Stolz sitzt sie auf Uruhas Schoß und ist gerade dabei, von der Feier des Tierheims zu erzählen, die Miya, Uru und Takeya ja leider versäumt haben. Wobei „erzählen“ wirklich kein Ausdruck für Jennis wirre Zuhilfenahme von Hand, Fuß und Mimik ist, die selbst dem Taubstummen aus Pusemuckel verständlich gemacht hätte, was sie mit ihren Ausführungen sagen will. „Ihr werdet mir nicht glauben, wie süß diese Katzenjungen sind! Die Tierheimleiterin hatte zwei auf dem Arm, als sie die Eröffnungsrede gehalten hat: Ein weißes und ein schwarzes. Soooooo nieedlich!!“ Verzückt lächelnd lehnt Jenny sich zurück. „Sicher nicht halb so niedlich wie du“, murmelt Uruha gegen den Hals seiner Freundin, während er seinen Kopf leicht auf ihre Schulter legt. „Schleimer!“ Grinsend stupst Jenni mit ihrem Finger gegen seine Nasenspitze. „Immer doch.“ „Siehst du“, flüstert Miyavi, der seit seiner Rückkehr von der Arbeit vergessen zu haben scheint, was er mit heute Morgen erzählt hat, „Dem könnte Megan Fox im String Tanga mit dem Arsch unter der Nase rumwedeln und der würde sie nicht angucken. Ich glaube, wenn die beiden sich je trennen, dann geht echt die Welt unter.“ Mit diesen Worten steht er auf und wendet sich an die gesamte Runde. „Bin ich der Einzige, der Lust auf eine Tasse Tee hat?“ „Nein, bist du nicht! Mir bitte auch eine mitbringen!“ „Oh, mir auch!“ Der Abend geht noch schön zu Ende und auch, wenn der heute Vormittag nicht aus meinen Gedanken verschwinden will, bin ich müde genug, um schlafen zu können. Außerdem verspricht der morgige Tag wirklich ereignisreich zu werden: Miya hat mit mir ein Treffen in einer kleinen Eisdiele in der Nähe des Theaters vereinbart, in dem er arbeitet, um anschließend mit mir Maya, Aiji, Uru und Takeya abzuholen – immerhin wartet noch immer eine Sightseeingtour auf uns … und ein ausgedehnter Spaziergang durch die Fußgängerzone inklusive Shopping. Armer Aiji; er ist immer derjenige, der letztendlich Mayas Tüten nach Hause schleppen darf. Müde kuschele ich mich auf meiner Gästematratze zusammen, neben mir liegt bereits Maya, der darauf bestanden hat, in der Mitte schlafen zu dürfen. „Gute Nacht, Ruki. Gute Nacht, Aiji.“ „Gute Nacht, Maya.“ Und schon bin ich eingeschlafen. _______________________________________________________ Soooo, das ist Kapitel 2 Himmel, ich muss mich ja echt beeilen, wenn ich noch bis Ende des Jahres fertig werden will -.-'' Na ja, ich schaff das schon! *sehr zuversichtlich sei* Übrigens müsst ihr jetzt (tja, das passiert halt, wenn man Geschichten von mir liest) unbedingt mal kurz "Happy Birthday" anstimmen, ja? Heute (20.10.2011) hat nämlich Grisha Geburtstag, der Sänger meiner Lieblingsband (KIT-I aus Russland)! :) Er wird 21. *nick* Also, bitte mit angemessenem Enthusiasmus mitsingen! Happy birthday tooooooo yooouuuu ...! *träller, sing, jubel* *räusper* Ja, genau ... das wars dann auch schon, glaub ich. Würde mich natürlich wie immer über Rückmeldung freuen und ein grooooßes Danke an meine lieben Kommi-Schreiberinnen! Was wäre ich nur ohne euch?? Hab euch lieb! LG, lady PS: entschuldigt bitte, wenn ich Jenni manchmal mit y schreibe, meine beste freundin schreibt sich so, deswegen komme ich immer ein bisschen durcheinander :) ich versuche es zu verbessern, wenn ich es bemerke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)