Ich habe keine Angst von Siriana_Ithilris (SS/HP Slash) ================================================================================ Kapitel 3: Schweigen -------------------- Die Fingerkuppen aufgerissen, von den Versuchen Halt zu finden, Bauch und Brust durch das Holz wundgescheuert und ohne den winzigsten Funken Stärke in seinem Körper, rutschte Harry zu Boden und blieb reglos auf dem kalten Stein liegen. Seine Augen geweitet, liefen Tränen über sein Gesicht, doch kein Laut kam über seine blutigen Lippen. Seine Kehle war ausgedörrt von den Schreien, die er nicht zu zählen vermochte. Sein Kopf fühlte sich leer und taub an. Sein Körper hingegen schrie noch immer. Es war, als würde er von innen heraus verbrennen. Snape würdigte ihn keines Blickes oder gar Wortes mehr. In völliger Gelassenheit richtete er seine Kleidung, verließ sein Büro und begab sich in seine Räumlichkeiten, in der Absicht, sich eine Tasse Tee von den Hauselfen bringen zu lassen, ganz so, als wäre nichts gewesen. Es dauerte noch fast eine Stunde, bevor sich Harry schließlich regte. Er drückte die Hände auf den Boden und versuchte sich hochzustemmen, was ihm allerdings nur mäßig gelang. Die Tränen liefen noch immer, während er mühsam auf allen Vieren voran kroch und seine Kleidung auflas. Blut klebte an seinen Oberschenkel und tränkte den Stoff seiner Hose, als er diese, nebst seines Hemdes, anzog. Seine Hände zitterten so sehr, dass er kaum die Knöpfe schließen konnte. Doch das schwierigste war es, auf die Beine zu kommen, die ihn kaum tragen wollten. Er hangelte sich, den Rest seiner Habseligkeiten unter den Arm geklemmt, vom Schreibtisch zur Wand und von dort zur Tür. Er durchquerte die Flure von Hogwarts, dankbar, dass der Oklumentikunterricht stets so spät stattfand, dass zu dieser nächtlichen Stunde kein Schüler mehr außerhalb der Schlafsäle war, der ihm nun hätte begegnen können. Auf schwachen Beinen und mit nackten Füßen taumelte er voran, nicht im Stande, die Schmerzen, die seinen Körper durchströmten, zu ignorieren. Sie übermannten jedes andere Gefühl und ließen ihn keinen klaren Gedanken fassen. Er schaffte es in den Gryffindorturm und bis in sein Bett, ohne dass ihn jemand bemerkte. Im letzten Anflug von Klarheit warf er einen Schallschutzzauber um letzteres, bevor er sich stöhnend in die Kissen fallen ließ. Er versuchte still zu liegen, da jede Bewegung die reinste Qual für seinen geschundenen Körper war. Die Tränen wollten noch immer nicht aufhören zu fließen und sein Herz pochte wild und panisch. Er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Benommen starrte er in die Dunkelheit, bis er nach einer gefühlten Ewigkeit irgendwo zwischen Schlaf und Ohnmacht das Bewusstsein verlor. Doch seine Ruhe sollte jäh enden, als Ron ihn am Morgen unsanft weckte. Nichts ahnen ergriff er die Schultern seines Freundes, als dieser nach mehrmaligem Rufen seines Namens nicht wach werden wollte. Hände auf seinem Körper. Ein Schrei. Panisch riss Harry die Augen auf und schlug wild um sich. „Weg von mir!!!!“, brüllte er mit bloßem Entsetzen in der Stimme. Zu spät erkannt er Ron, der schockiert vor ihm zurückwich und ihn verwirrt anstarrte. „Harry, ganz ruhig“, brachte er hervor und hob abwehrend die Hände. Sein Blick verfinsterte sich, als er Harry’s verstörten Gesichtsausdruck bemerkte. „Was ist denn in dich gefahren?“ Harry’s Herz raste und Schweiß trat auf seine Stirn. Noch immer war er nicht fähig einen vernünftigen Gedanken zustande zu bringen, doch es war nicht nötig, irgendetwas zu sagen, denn sobald er wach war, strömten Bilder durch seinen Geist, die Übelkeit in ihm aufsteigen ließen. Er wand sein Gesicht zu Seite und übergab sich neben das Bett, bevor er erneut ohnmächtig wurde. Ron wurde blass und rief nach Dean und Seamus, die ihm halfen, Harry aus dem Bett zu heben und zur Krankenstation zu tragen. „Hatte er wieder Alpträume?“, frage Dean auf dem Weg und festigte seinen Griff um Harry’s Beine. „Ich weiß es nicht...“, entgegnete Ron, noch immer recht fahl im Gesicht und äußerst besorgt. „Wohl eher eine Vision....und selbst dann, muss es eine heftige gewesen sein. So hat er noch nie reagiert....“ Wie sehr seine Sorge um Harry begründet war, konnte er nicht ahnen. Im Krankenflügel legten sie Harry in eines der Betten, als Madame Pomfrey auch schon herbei eilte. Sie ließ sich kurz schildern, was geschehen war und schickte die Jungen dann mit den Worten, sie würde sich gut um Harry kümmern, hinaus. Zunächst wollte Ron protestieren, fügte sich dann aber doch und begab sich mit seinen Freunden in die Große Halle, um Hermine und Ginny zu berichten, was geschehen war. Unterdessen begann die Medihexe ihre Untersuchungen. Sie öffnete die Manschette von Harry’s rechtem Hemdsärmel, in der Absicht, seinen Puls zu messen und schrak sofort zurück. Ihre Augen weiteten sich, als sie die blauen Flecken um das Handgelenk des Jungen sah. Sofort hexte sie ihm das Hemd fort und betrachtete seinen Oberkörper. Da waren auch Hämatome an der anderen Hand und seinem Bauch. Die Brust war zerkratz und wund. Als sie ihn leicht abtastete, entdeckte sie eine gebrochene Rippe und einige Prellungen, die sie sofort heilte. Was um Merlins Willen war geschehen. Ein Traum, mochte er auch noch so stark gewesen sein, konnte nicht solche Verletzungen verursachen. Das hier sah eher nach einem Kampf aus. Doch wie? Und wann? *******~~~~~~~~~~~********~~~~~~~~~~~******** Hände, die wie Feuer auf seiner Haut brannten, hatten Harry aus seiner Ohnmacht gerissen. Panisch hatte er versucht ihnen zu entkommen und wäre beinahe aus dem Bett gefallen, bevor er Madame Pomfrey erkannt hatte, die ihn irritiert und mit ängstlichem Unterton zur Ruhe gemahnte hatte. Sein Herz hatte noch immer wie wild geschlagen, als sie begonnen hatte, ihm Fragen zu stellen. Fragen, die er ihr nicht beantworten konnte. „Es ist nichts“ Das war alles, was er gesagt hatte. Keine befriedigende Auskunft, aber alles, was er zu sagen im Stande war. Dann war er aufgestanden und gegangen. Einfach so. Die aufgelösten Blick der besorgten Medihexe ignorierend hatte er den Krankenflügel und wenig später das Gebäude verlassen und war hinunter zum See gegangen. Er war nicht fähig, zum Unterricht zu gehen, denn er hatte so eine Ahnung, dass ihm noch mehr Fragen gestellt werden würden. Doch was sollte er antworten? Was sollte er nur sagen? Was sollte er tun? Er ließ sich am Stamm einer alten Weide hinab auf den Boden senken und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Er konnte noch immer nicht begreifen, was geschehen war. Er spürte den Schmerz in seinem ganzen Körper und doch war es ihm, als wären die Bilder, die seine Gedanken durchzogen aus einem fernen Traum. Alles schien ihm so unwirklich. Sein Körper zitterte, ohne dass er es überhaupt bemerkte. Die Zeit strich dahin, während er so dort saß und mit leeren Augen gen Himmel starrte. All seine Sinne waren betäubt und ließen ihn weder den auffrischenden Wind noch den leichten Nieselregen spüren, der am späten Nachmittag vom Himmel fiel. Stimmen wehten vom Schloss herunter, doch er hörte sie nicht. Der Himmel wurde dunkler, die Sonne begann zu sinken und noch immer rührte er sich nicht. Er saß nur da. Sein Gesicht war hart und ohne jeglichen Ausdruck. Und selbst die Bilder in seinem Kopf, die wie in einer Endlosschleife an seinem inneren Auge vorbeizogen, rückten in den Hintergrund, wie ein schlechter, unrealistischer Film, der nebenbei im Fernsehen lief, während man die alltäglichen Dinge des Lebens verrichtete. Nur war da nichts alltägliches, das Harry in Beschlag nahm. Es war ein einziges Gefühl der Taubheit, dass sich wie ein Schleier um ihn legte und ihn einhüllte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)