Ich habe keine Angst von Siriana_Ithilris (SS/HP Slash) ================================================================================ Kapitel 1: Schwäche ------------------- „Was ist mit dir, Potter? Wieso so verzweifelt?“ Mit hochgezogener Augenbraue und verächtlich nach oben zuckenden Mundwinkeln betrachtete Severus Snape den Jungen der lebt von oben herab. Da stand er nun, der berühmte Harry Potter, Retter der Welt und große Hoffnung der Menschheit und gab ein ganz und gar erbärmliches Bild ab. Seine Hände, durch Snape, an der Wand fixiert und wütend schnaubend versuchte er gegen die körperliche Bedrängnis anzukämpfen, war seinem Gegenüber aber haushoch unterlegen. Mehr als ein unkontrolliertes Aufbäumen und vor Zorn sprühende Blicke hatte er nicht aufzuweisen. „Lassen sie mich sofort los“, zischte er mit dunkel gefärbter Stimme, die in Snapes Ohren gerade zu lächerlich klang. Wie schade für Potter, dass der sorgfältig in jedes Wort gelegte Hass die Hilflosigkeit und Verzweiflung nicht verbergen konnte. Der große Held hatte seine Grenze gefunden. Er, der er von der Zaubererwelt auf einen goldenen Thron aus Ansehen und Bewunderung gesetzt worden war, er, der jedes Hindernis zu überwinden verstand, er, der die Macht besaß, die größten Zauberer zu bezwingen, hatte eine Schwäche. Und es war eine gerade zu absurd banale noch dazu: Körperliche Unterlegenheit. Es war so einfach, so unübersehbar und doch konnte Snape sich rühmen, der erste gewesen zu sein, der das Offensichtliche erkannt hatte. Der Junge mochte eine magische Stärke besitzen, die unvergleichbar war, doch nahm man ihm seinen Zauberstab, war er nicht mehr als ein 16-jähriger Junge, der selbst seinen Altersgenossen in Größe und Statur noch hinterher hinkte. Und einen 16-jährige Jungen zu brechen, war für einen Mann, der sein Vater hätte sein können, wesentlich einfacher, als sich gegen einen zufälligerweise 16 Jahre alten Ausnahmezauberer durchzusetzen. Severus war kein Narr. Er wusste, dass dieser arrogante Bengel ihm in der Zauberkunst überlegen war oder es zumindest sein würde, sobald er seine Ausbildung abgeschlossen hatte. Slytherin der er war, würde er sich nicht auf einen Kampf einlassen, dessen Ausgang zumindest fraglich wäre, jedenfalls nicht, solange es nicht zwingen notwendig war. Es lag in seiner Natur, seinen Vorteil zu erkennen und auszunutzen. Die mochte sich nicht nach der ehrenwertesten Einstellung anhören, aber sie hatte ihm schon mehr als einmal das bloße Überleben gesichert. Alles andere überließ er auch gern den Gryffindors mit ihren zuweilen weltfremden, dafür stets noblen Ansichten. „Hinreisend, Potter“, spottete Snape noch immer herablassend lächelnd, seine Stimme sprichwörtlich vor Hohn tropfend. „Ganz allerliebst“ Er konnte eine widerlich süffisante Art an den Tag legen, wenn er wollte. Dessen war er sich durchaus bewusst, mehr noch, er legte es unwiderleglich darauf an. Harry regierte prompt und wie erwartet. Erneut aufbegehrend riss er an seinen Armen und schrie ihm empört entgegen: „Ich warne sie! Lassen sie mich los, sonst...“ „Sonst was?“, fuhr Snape ihm dazwischen und festigte dabei seinen Griff um Harry’s Handgelenke. Die Herausforderung in seiner Stimme war unüberhörbar. Sollte Potter doch wagen, ihm gegenüber eine Drohung auszusprechen. Er würde ihm mühelos und auf besonders anschauliche Weise klar machen, dass diese ohnehin ein Lippenbekenntnis bleiben würde. Überlegenheit war ein wunderbares Gefühl. Wie sehr Severus es doch genoss. Harry’s Emotionen spiegelten sich nur zu deutlich auf seinem Gesicht. Die Augen erst gefährlich verengt, keine Minuten später vor Panik geweitet und hilflos zu Boden blickend. Die Lippen bebend und die Nasenflügel aufgebläht von zornigem Schnauben. Irgendwo zwischen tödlicher Wut und blanker Hilflosigkeit. Es gab nur eines, das schöner war, als Überlegenheit: Wenn das Gegenüber seine Unterlegenheit erkannte und einsah. Erkannt hatte Potter die Tatsache, dass er Snape in körperlicher Hinsicht nicht das Wasser reichen konnte, sicher schon. Immerhin presste dieser ihn ohne große Mühe gegen die Wand, doch einsehen wollte er es ganz sicher nicht. Ah, da war er wieder, der ungebrochene Stolz der Gryffindors. Obwohl Harry längst schwer atmete, hörte er nicht auf, wie wild zu zerren und zu ziehen, um aus seiner misslichen Lage zu entkommen, versuchte sogar nach Severus zu treten. Dieser würdigte das mit kaum mehr als einem diabolischen Lächeln. Ja, er genoss es tatsächlich sehr, die Hoffnung der Zauberwelt so zu sehen. Immerhin hatte Potter es auch nicht anders verdient. Er hatte vielmehr geradezu darum gebettelt, endlich in seine Schranken verwiesen zu werden. Das arrogante Balg jahrelang durch Hogwarts stolzieren und sich über alles und jeden hinwegsetzen zu sehen, wie es schon sein verfluchter Vater zu Lebezeiten getan hatte, war eine Sache, seine aufmüpfige Art, die mit jedem Tag wuchs, an dem die Welt ihn in den Himmel lobte, war eine andere. Severus Snape war ein kühler, in sich ruhender Mann, doch auch seine Geduld hatte ein Ende. Und dieses Ende zu erreichen, war angesichts der wöchentlichen Oklumentikstunden für den Goldjungen, zu denen Dumbledore ihn verpflichtet hatte, nur eine Frage der Zeit gewesen. Ihre gegenseitige Unsympathie war buchstäblich greifbar gewesen, doch dann schien es irgendwann Potters neues Hobby zu sein, ihn herauszufordern. Spitzfindigkeiten und Widerworte zeugen von seinem Mangel an Respekt. Womöglich war ihm sein Ruhm zu Kopf gestiegen, doch das rechtfertige nicht, den Zauberstab gegen seinen Lehrer zu erheben, nachdem dieser die Freundlichkeit besessen hatte, Potter darauf hinzuweisen, dass er selbst, wie auch jeder andere der der Leglimentik kundig war, nur zu leicht dessen ungeschützte Gedanken gegen ihn verwenden könnte. „Glauben sie nicht, sie könnten mir etwas anhaben“, hatte der Bengel gewagt ihm entgegenzuschleudern und dabei mit der Spitze seines Zauberstabes auf Severus’ Brust gezielt, „Wenn ich es wollte, könnte ich sie jeder Zeit ausschalten. Ich habe keine Angst vor ihnen!“ Das war ein Fehler gewesen. Ein schrecklicher Fehler. Macht hin oder her, Severus hatte in jedem Fall die Erfahrung auf seiner Seite. Und Potter war nicht schwer zu übertölpeln gewesen. Ein kaum merklicher Wink mit dem Zauberstab, ein heraufbeschworenes Geräusch, das einem Klopfen an der Tür geähnelt hatte und schon war der Junge für eine Sekunde abgelenkt gewesen. Diese winzige Sekunde hatte Severus genügt um die unbedeutende Distanz zwischen ihnen zu überqueren und Potter seinen Zauberstab aus der Hand zu schlagen. Es war beinahe schon zu einfach gewesen. Lachhaft einfach. Ein Zauberer der die grausamsten Flüche abwähren und Todesser, einen um den anderen, besiegen konnte, aber einem schier plumpen Täuschungsmanöver zum Opfer fiel. Offenbar schien bei Potter immer, der einfachste Weg der beste zu sein. Wie dem auch sei, wenige Augenblicke später hatten sich die beiden Kontrahenten in ihrer derzeitigen Position wiedergefunden und Snape hatte Harry gefährlich leise ins Ohr geraunt, dass es ein grobe Fehleinschätzung sei, ihn nicht zu fürchten. „Nun sprich, Potter. Sag was dir auf der Zunge liegt. Nur nicht so schüchtern. Dein freches Mundwerk steht doch sonst kaum still“, stichelte Severus weiter, während er sich ein wenig weiter zu Harry hinunter beugte. Obwohl der Junge gehetzt wirkte, wie ein Tier, das man in die Enge getrieben hatte – und genaugenommen beschrieb das die Situation sehr treffend – war das rebellische Funkeln in seinen grünen Augen noch nicht erloschen. Nun, es hatte auch niemand behauptet, Löwen wären leicht zu bändigen. Severus musste bei dem Gedanken beinahe auflachen, wirkte Potters ganze Gestallte doch mehr, wie die eines kleinen Kätzchens. Mit schmal zusammengepressten Lippen und trotzigem Blick sah er zur Seite. Offenbar war er nicht gewillt, seinem Lehrer, der sich an seinen Umständen nur zu sehr ergötzte, noch weiter in die Hände zu spielen. Jeder Muskel seines Körpers war zum Zerreisen angespannt, dennoch kam er keinen Schritt weiter. Zusätzlich machte ihm Snapes Präsenz immer mehr zu schaffen. Diese Nähe, diese unbehagliche Nähe. Es war eine Geste der Bedrohung, das stand ganz außer Frage. Snape wollte ihn einschüchtern, ihm seine Wehrlosigkeit ganz genau vor Augen führen. Mit jedem Zentimeter dem er sich Harry näherte, schürte er das Feuer des Unwohlseins. Harry fühlte seinen heißen Atmen an seiner rechten Wange und seinem Hals, als er sprach: „Warum sagst du mir nicht, was du mit mir tun würdest, wenn du könntest?“ Er gab sich nicht einmal die Mühe das spöttische Lachen zu unterdrücken, das seiner Kehle entstieg, bevor er fortfuhr: „Wie gesagt, wenn du könntest“ Mit knirschenden Zähnen hob Harry den Blick und sah seinem Gegenüber in die Augen. Eisige Spannung lag in der Luft. Zerstörerische Blicke trafen sich. Harry’s Gedanken waren nicht schwer zu erraten. Vermutlich drehten sie sich im Großen und Ganzen darum, Snape in Stücke zu reisen. Doch der Junge schwieg. Er hielt dem Blick stand und schwieg beharrlich, bis Snape selbst erneut das Wort ergriff: „Nein? Dann möchtest du vielleicht, dass ich dir sage, was ich mit dir tun würde, wenn ich könnte“ Er legte eine theatralische Pause ein, blickte kurz schräg nach oben an die Decke des Kellergewölbes, so als müsste er nachdenken, bevor er selbstgefällig endet: „Oh warte....Ich kann. Also vielleicht würdest du dann gerne wissen, was ich mit dir tun werde. Denn offensichtlich ist es höchste Zeit, dir verwöhntem Bengel ein paar Manieren beizubringen. Eine Aufgabe, die ich nur zu gerne übernehmen werde“ „Ich habe keine Angst vor ihnen“, wiederholte Harry seine Aussage und versuchte seiner Stimme einen festen, bestimmten Ton zu verleihen, doch sie zitterte vor lauter Zorn. „Das sagtest du bereits“, bemerkte Snape amüsiert; die Stimme tief und samtig. „Und ich sagte dir bereits, dass das ein Fehler sei. Jetzt werde ich dir helfen, das auch zu begreifen“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)