Bitter von abgemeldet (Übersetzung von Cassie Clares "Bitter") ================================================================================ Kapitel 1: ----------- >>Ich weiß nur eines: Ich werde meine Schwester nicht hier an Eurem Hof zurücklassen.«, sagte Jace. »Und da es weder über sie noch über mich irgendetwas Interessantes zu erfahren gibt, hättet Ihr dann vielleicht die Güte, sie freizugeben?« Die Königin schenkte ihm ein Furcht einflößendes, zuckersüßes Lächeln. Sie war eine hübsche Frau, sie hatte diese unmenschliche Liebenswürdigkeit, die Feen von Natur aus haben. Sie ähnelte eher der Liebenswürdigkeit harten Kristalls als der Schönheit eines Menschen. Sie schien auch kein bestimmtes Alter zu haben: sie hätte 16, aber auch 45 sein können. Jace nahm an es gab Leute, die sie attraktiv gefunden hätten- viele waren schon aus Liebe zur Königin gestorben- aber bei ihm verursachte sie lediglich ein eiskaltes Gefühl in der Brustgegend, als ob er zu schnell zu viel Eiswasser getrunken hätte. »Was wäre, wenn ich dir sage, dass sie durch einen Kuss erlöst werden könnte?« Nun war es Clary, die verwundert antworte: »Ihr wollt, dass Jace Euch küsst« Als die Königin und mit ihr ihr gesamter Hofstaat, zu lachen begann, verschlimmerte sich das kalte Gefühl in Jace's Brust noch. Clary verstand die Feen nicht, dachte er. Er hatte versucht sie ihr zu erklären, aber das war etwas was, man nicht erklären konnte. Nicht wirklich. Was auch immer die Königin von ihnen wollte, dass er sie küssen sollte war es bestimmt nicht. Denn das hätte sie auch ohne diese Schau und all den Unsinn verlangen können. Was sie wirklich wollte war sie in die Enge getrieben zu sehen. Wie einen Schmetterling, den sie in einem zu kleinen Netz gefangen hatte. Jace war schon immer der Meinung gewesen, dass die Unsterblichkeit fatale Nebenwirkungen hatte. Die Sinne und Emotionen stumpften ab und die heftigen, unkontrollierbaren, erbärmlichen Gefühle der Menschen waren für Feen wie frisches Blut für einen Vampir. Etwas Lebendiges. Etwas, was sie selbst nicht mehr besaßen. »Trotz seines Charmes«, sagte die Königin, wobei sie Jace musterte – ihre Augen waren so grün wie Clarys, aber dennoch gänzlich anders - » würde dieser Kuss das Mädchen nicht befreien. »Ich könnte Meliorn küssen.«, schlug Isabelle schulterzuckend vor. Die Königin schüttelte langsam den Kopf. »Auch dieser Kuss führt nicht zum Ziel, genauso wenig wie der eines meiner anderen Untertanen.« Isabelle hob ihre Hände, als wolle sie sagen, dass sie auch nicht weiter wisse. Jace wollte sie fragen, was sie erwartet hatte – Meliorn zu küssen hätte ihr offensichtlich nichts ausgemacht, warum also sollte die Königin sich dafür interessieren. Er glaubte zwar, dass es nett von ihr war es anzubieten, aber sie hätte es trotzdem besser wissen müssen. Sie hatte schon zuvor mit Feen zu tun gehabt. »Vielleicht musste man dazu auch nicht wissen, wie das Feenvolk dachte, überlegte Jace. Vielleicht musste man wissen, wie Leute dachten, die es genossen Grausamkeit um der Grausamkeit Willen walten zu lassen. Isabelle war unbedacht und manchmal eitel, aber sie war nicht grausam. Sie warf ihr schwarzes Haar zurück und musterte die Übrigen grimmig. »Ich werde keinen von euch küssen! Dass das mal klar ist«, behauptete sie entschlossen. »Das ist auch wohl kaum nötig«, meinte Simon und trat vor. »Wenn ein Kuss alles sein soll...« Er ging auf Clary zu, die sich nicht von ihm abwandt. Das Eis in Jaces Brust verwandelte sich in flüssiges Feuer; seine Hände ballten sich zu Fäusten als Simon Clary zärtlich an den Armen nahm und ihr ins Gesicht sah. Sie lag ihre Hände auf Simons Hüfte, als hätte sie es schon eine Millionen Mal gemacht. Vielleicht hatte sie das, Jace wusste es nicht. Er wusste, dass Simon sie liebte, er hatte es gewusst seit er sie zusammen in dem dummen Cafe gesehen hatte, als Simon versucht hatte die Worte „ich liebe dich“ hervorzuwürgen, während Clary sich in dem überfüllten Raum umgesehen hatte und ihre ruhelosen, lebendigen, grünen Augen alles in sich aufgenommen hatten. Sie ist nicht an dir interessiert sterblicher Junge, hatte er mit Genugtuung gedacht. Zieh Leine! Und dann war er verblüfft über sich selbst gewesen. Welchen Unterschied machte es für ihn, was dieses Mädchen, das er kaum kannte, dachte? Das alles schien in einem anderen Leben gewesen zu sein. Sie war kein Mädchen mehr, das er kaum kannte: sie war Clary. Sie war die eine Sache in seinem Leben, die wichtiger war als alles andere. Und mit ansehen zu müssen wie Simon sie berührte, wo immer er wollte, machte ihn krank, kraftlos und tierisch wütend zugleich. Der Drang aufzustehen und die beiden auseinander zu reißen war so stark, dass er kaum atmen konnte. Clary erwiderte seinen Blick, ihre roten Haare fielen ihr über die Schultern. Sie sah besorgt aus, was schlimm genug war. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie ihn bemitleidete. Er schaute schnell weg und sah, dass die Königin des Lichten Hofs das Geschehen mit Entzücken beobachtete: also war es das, was sie haben wollte. Ihren Schmerz, ihre Höllenqualen. »Nein«, sagte die Königin mit einer Stimme, die Simons Hoffnung wie ein frisch geschärftes Messer zerschnitt. »Auch das ist nicht der Kuss, den ich zu sehen wünsche.« Simon entfernte sich widerwillig von Clary. Erleichterung pochte in Jace's Venen wie Blut, das nach kurzem Herzstillstand wieder in Wallungen gerät. Er war so erleichtert, dass er nicht einmal mitbekam, was seine Freunde als nächstes sagten. Für einen Moment war das Einzige, was ihn interessierte, dass er nicht würde mit ansehen müssen wie Simon Clary küsste. Dann zog Clary erneut seine Aufmerksamkeit auf sich: sie war bleich, sehr bleich. Und er konnte nicht anders als sich zu fragen, was sie wohl dachte. War sie enttäuscht darüber, dass Simon sie nicht küssen würde? So erleichtert wie er selbst? Er dachte daran wie Simon etwas früher an diesem Tag Clarys Hand geküsst hatte und schob die Erinnerung schnell von sich, wobei er immer noch seine Schwester anstarrte. Heb den Kopf, dachte er. Sieh mich an. Wenn du mich liebst, sollst du mich ansehen. Sie verschränkte die Arme über der Brust, so wie sie es immer tat, wenn sie fror oder bedrückt war. Aber sie sah ihn nicht an. Das Gespräch um sie herum ging weiter: wer sollte wen küssen und was würde passieren. Hoffnungslose Wut erfüllte Jace's Brust und zeigte sich wie immer in Form eines sarkastischen Kommentars. »Also den Irdischen werde ich ganz bestimmt nicht küssen«, sagte er. »Lieber bleibe ich für immer hier und verrotte.« »Für immer?«, fragte Simon. Seine Augen waren groß, dunkel und ernst. »Für immer ist eine verdammt lange Zeit.« Jace schaute zurück in diese Augen. Simon war wahrscheinlich eine gute Person, dachte er. Er liebte Clary und wollte sich um sie kümmern, sie glücklich machen. Er würde wahrscheinlich einen wunderbaren Freund abgeben. Logisch gesehen, wusste Jace, dass es genau das war, was er sich für seine Schwester wünschen sollte. Aber er konnte Simon nicht ohne Mordgedanken ansehen. »Ich hab's doch gewusst!«, sagte er gehässig. »Du willst mich küssen, stimmts?« »Natürlich nicht, aber wenn...« »Dann stimmt es wohl doch, was man sich so erzählt. Es gibt keine Heteros in den Schützengräben.« »Das heißt Atheisten, du Blödmann«, Simon war knallrot. »In den Schützengräben gibt es keine Atheisten.« Es war die Königin, die sie unterbrach, wobei sie sich nach vorne lehnte, sodass ihr weißer Hals und der Ansatz ihrer Brüste unter dem Ausschnitt ihres Gewandes zu sehen waren. »Obwohl euer Geplänkel wirklich sehr amüsant ist, kann das Mädchen jedoch nur durch den Kuss erlöst werden, den sie sich am meisten ersehnt.«, sagte sie. »Ausschließlich durch diesen einen Kuss und nichts Anderes.« Simons Röte verwandelte sich in Totenbleiche. Wenn der Kuss, den Clary am meisten begehrte nicht Simons war, dann... die Art und Weise wie die Königin von Jace zu Clary sah, beantwortete die Frage. Jaces Herz begann wie wild zu schlagen. Seine Augen trafen die der Königin. »Warum tut Ihr das?« »Ich dachte eigentlich ich würde dir damit eine Gunst erweisen.«, sagte sie. »Nicht immer vermag Abscheu das Verlangen zu verringern. Genauso wenig wie es denjenigen als Hund zuteil werden kann, die es am meisten verdienen. So wie meine Worte an meinen Zauber gebunden sind, so werdet ihr die Wahrheit erfahren: Solange sie leugnet, seinen Kuss zu begehren, wird sie nicht freikommen.« Jace spürte wie das Blut in seinem Gesicht aufstieg. Er bekam vage mit wie Simon einwandt, dass Jace und Clary Geschwister seien. Dass es nicht richtig war, aber er ignorierte ihn. Die Feenkönigin sah ihn an und ihre Augen waren wie die Ruhe vor dem Sturm und er wollte danke sagen. Vielen Dank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)